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Sie starrte teilnahmslos auf die Seite ihres Englischbuches. Sie wusste die Antwort. Ihr Arm tat schon weh vom melden und so nahm sie ihn schließlich herunter. Doch nur um gleich daraufhin den anderen in die Luft zu strecken und einen fast verzweifelten Blick ihrer Lehrerin aufzufangen.

Sie selbst war eben so unzufrieden mit dieser Situation wie ihre Lehrerin, doch sie wollte nicht den Rest der Stunde schweigend zubringen. Ihre Lehrerin verschwendete ihre Zeit damit die Frage immer wieder umzuformulieren. Nun hätte selbst ein Erstklässler sie beantworten können. Sofern dieser der englischen Sprache mächtig wäre.

Als endlich einer ihrer weiblichen Klassenkameraden einen Lichtblitz hatte, sich meldete und zur großen Erleichterung ihrer Lehrerin die richtige Antwort gab, seufzte sie leise und klinkte sich aus. Ihre Lehrerin wusste, dass sie den Stoff konnte und würde sie ohnehin nicht drannehmen.

Das Kratzen von Federn über Papier, das Räuspern, Schmatzen und Tuscheln wurde zu einem leisen Rauschen und selbst das sonst unangenehm laute Ticken der Uhr war nicht mehr als ein entfernt wahrnehmbarer Herzschlag. Ihre Gedanken begannen abzudriften. Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie Schritte wahr. Schwer, doch leicht gedämpft. Sie kamen sicherlich aus dem Flur.


Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die draußen schwebenden Wolkengebirge. Gleich daraufhin hörte sie ein lautes Poltern von draußen. Offenbar hatte nur sie es gehört. Sie war die Einzige die, etwas verwirrt, zur Tür schaute.

Wieder lenkte sie ihren Fokus auf die immer dunkler werdenden Wolken. Sicher würde es regnen. Vielleicht sogar Gewittern. Das Neonlicht im Klassenzimmer wirkte durch die Dunkelheit draußen nur noch heller und kälter. Es ließ sie sich ganz weit fortwünschen. Fort aus dieser Klasse.

Mit einem lauten Krachen flog plötzlich die Tür des Klassenzimmers auf. Sie konnte aus dem Augenwinkel noch eine dunkle Gestalt wahrnehmen bevor sie erst nach oben und dann brutal nach hinten gerissen wurde. Ein halb erstickter Schrei entfuhr ihrer Klasse unisono. Sie spürte wie kaltes Metall gegen ihre Schläfe gepresst wurde. Und den heißen Atem des Mannes der sie festhielt unangenehm im Nacken. Er roch...nein, er stank! Nach Angst.

„Aufstehn! Hände über den Kopf und nach vorn kommen!“

Seine harsche Stimme bellte die Worte mehr.
Unverzüglich sammelten sich alle ihre Klassenkameraden. Sie wurde unsanft nach hinten gezogen und konnte nun erkennen, dass aus allen anderen Klassen Schüler strömten. Die Hände über den Köpfen.

„Hey, schlafen kannst du wann anders!“

Eine weibliche Stimme? Sie kam ihr vage bekannt vor. Sie versuchte herauszufinden wer sprach und mit wem. Ein lauter Knall erschreckte sie.

„In meiner Klasse wird nicht geschlafen!“

Ihre Lehrerin stand direkt vor ihr und sah sie vorwurfsvoll an. Verwirrt blickte sie umher. Die andern Schüler starrten sie an. Ein paar kicherten oder grinsten. Sie war tatsächlich eingeschlafen. Und um sie zu wecken hatte ihre Lehrerin das Klassenbuch auf ihr Pult geschlagen. Zu ihrer Lehrerin gewandt murmelte sie eine Entschuldigung und versuchte die Blicke der anderen zu ignorieren.

<Was für ein seltsamer Traum>, dachte sie. Auf dem Flur waren schwere Schritte zu hören.

<Warum träumte sie so etwas?> Draußen zogen große, dunkle Wolken auf.

<Ach, sicher hatte das nichts zu bedeuten.> Sie hörte ein Poltern, das niemand sonst zu hören schien.

<Hey, ein Poltern?> Aus den dunklen Wolken wurde langsam eine Gewitterfront.<Diese ganze Situation...>

<Das kommt mir so bekannt vor.> Und dann flog die Tür des Klassenzimmers auf.

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Tag der Veröffentlichung: 04.05.2010

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