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Fluchend landete der Schraubenschlüssel in der Ecke. „Verdammtes Mistding!“, fluchte Ethan. „Was ist den los Schatz?." Die Arme seiner Frau umschlangen von hinten seinen Hals gefolgt von einem zärtlichen Kuss in den Nacken. „Das Gerät will einfach nicht so wie ich das will“, antwortete er. „Du arbeitest Tag und Nacht daran die Kapsel wieder zum Laufen zu kriegen. Du brauchst auch mal etwas Pause." Langsam setzte sich Anja neben ihm auf den harten Holzstuhl, während er sich seufzend zurück lehnte.


Was gab es sonst auch wichtigeres zu tun? Die verdammte Kryo – Einheit hatte ungeplant vorzeitig den Auftauprozess eingeleitet und die Beiden wieder zum Leben erweckt. So war die eigentliche Mission einfach nicht mehr zu schaffen gewesen. „Seit mehr als zwanzig Jahren sitzen wir nun schon hier fest. Ich drehe noch langsam echt durch“, gestand Ethan. „Wir müssen uns einfach damit abfinden das wir unsere zukünftigen Ichs nicht auf geplante Weise erreichen können“, lächelte Anja, während sie eine lange graue Strähne auf Seite strich. Gott, waren sie alt geworden! Doch trotz einiger Falten sah Anja noch immer perfekt aus. Sie strahlte Ruhe und Gelassenheit aus, wie zu den Anfangstagen. „Papa, Mama!" Mit einem gewaltigen Satz stürmte, das braunhaarige Mädchen am Stuhl vorbei und setzte sich auf Ethans Schoß. „Alina. Du bist doch keine Sieben mehr“, stöhnte er unter dem Gewicht. „Willst du damit sagen ich bin zu schwer?“, feixte seine Tochter. „Niemals. Du bist perfekt Süße. Was habt ihr denn heut so getrieben?" „Wir waren mit Maggie auf dem Markt und haben für die nächste Tage eingekauft." Ein leichtes Schmunzeln huschte über Ethans Gesicht. Es war einfach nur niedlich wie seine dreizehnjährige Tochter den Spitznamen aussprach. „Diesen Namen werde ich nie wieder los“, stöhnte Margareth, die mit mehreren Papiertüten plötzlich in der Tür stand. „Wo ist denn Maya?“, fragte Anja irritiert. „Ihre liebreizende Tochter hat schon mal einen Teil der Einkaufe in die Villa gebracht. Wie schaffen sie es bloß die beiden auseinander zu halten?" „Das bleibt unser Geheimnis“, grinste Ethan, der sich auch so gleich anschickte ihr ein paar Tüten abzunehmen. „Jedes Mal versuchen Maya und ich unsere Eltern zu verwirren. Klappt irgendwie nie“, seufzte Alina. „Das wäre ja auch noch schöner“, grinste Anja, während ihre Hände über die Haare wuschelten.


Missmutig betrachtete Ethan das Szenario. So ein Leben hatte er sich für seine beiden Töchter nicht gewünscht. Dabei war es für die beiden einfacher sich hier zurecht zufinden. Keine Handys, Tabletts oder MP-3 Player. Dinge die Alina und Maya nicht kannten, was somit eine Erziehung wesentlich einfacher machte. Dagegen war es für ihn und seine Frau deutlich schwerer mit den Entbehrungen zurecht zu kommen. Der Geschmack einer kalten Limonade verschwand bereits nach einigen Monaten aus dem Gedächtnis. Der Duft einer fruchtig würzigen Pizza nach Hawai Art – verflogen.


Stattdessen gab es nur Brot, Käse, Wein im Überfluss und später auch noch die fettesten Braten des Landes. Die dekadenten Reichen der Stadt lebten wahrlich in Saus und Braus, während die Armen um ihr Überleben kämpfen mussten. Aber das sollte nicht lange so bleiben. Ethan kannte die Geschichte und jene Konsequenzen welche sich daraus ergaben, wenn man das Volk unterdrückt. Die Revolution war zwar noch Jahre weg. Doch sie würde kommen. Mit schnellen Schritten würden Blut und Schmerz das Land überziehen, ehe daraus Gleichheit und Brüderlichkeit hervorgingen und Tausende von Toten. Aber so sehr es auch schmerzte. Die Geschichte durfte nicht verändert werden. Die ungeahnten Folgen konnten einfach massive Änderungen nach sich ziehen in den vielleicht Ethan und Anja selbst nicht mehr leben würden. Dann wäre wirklich alles umsonst gewesen.


Nachdenklich legte Ethan die Tüte aufrecht auf den Küchentisch. „Schatz. Du grübelst schon wieder." Erschrocken wandte er sich herum. „Tut mir leid." „Es ist alles gut. Tali hat alles vorbereitet. Die Nachrichten sind geschrieben. Wir können einfach nichts mehr tun“, lächelte Anja, während sich ihr schlanker Körper in seine Arme kuschelte. „Mir fällt es nur so schwer einfach aufzugeben“, seufzte Ethan. „Ich weiß. Du hast schon immer dein Ding durchgezogen.Aber wir werden nicht jünger. Unsere Kinder brauchen uns einfach“, erklärte Anja. „Du hast ja recht." Starr wanderte der Blick aus dem Fenster. Alina und Maya spielten völlig unbedarft im Garten der Villa. Sie waren noch so jung und voller Lebensfreude. Eine Sache die Ethan gänzlich verloren gegangen war. Stattdessen gaben sich Bitterkeit und Traurigkeit stetig die Klinge in die Hand. „Daddy? Kommst du raus zum spielen?“, rief Maya von draußen herein. „Jetzt überleg bloß nicht lange. Raus mit dir. Maggie und ich bereiten das Mittagessen vor“, grinste Anja. „Schon überredet“, gab Ethan mit erhobenen Händen nach und ging nach draußen, wo seine Töchter lachend über ihn herfielen.


Eine Stunde später saßen die vier bereits am Esstisch. Der Duft von einem herzhaften Braten, würzigen Kartoffeln und einem frischen Salat umspielte bereits Ethans Nase. „Haut rein." Mit diesen Worten eröffnete Anja das Mahl. „Wie war eigentlich euer Schultag?" „Tali hat uns heute etwas über Geschichte beigebracht“, begann Maya. „Genau genommen über die Entdeckung Amerikas“, fügte Alina hinzu. „Klingt ja sehr interessant“, staunte Anja, während Ethan mit einem Fleischspieß sowie einem Messer bewaffnet dem Schweinebraten zu Leibe ging. „Ich glaube allerdings du musst sie mal mit etwas mehr Humor ausstatten Vater“, brummte Maya. „Wieso?" Zielsicher landete das Stück Fleisch auf dem Teller. „Die redet wie Kaugummi und total trocken vor sich her. Deswegen." „Ich werde morgen gucken, was sich da machen lässt“, erklärte Ethan. „Du bist ein Schatz“, lächelte Alina verschmitzt, als plötzlich die Tür zum Flur aufsprang. „Francois?" Nach Luft ringend hielt der ältere Mann kurz inne. „Maya. Ein Glass Wasser für unsere Gast“, bat Anja. „Geht schon Danke“, japste Francois. „Was ist denn passiert?“, bohrte Ethan nach. „Tali hat mich geschickt. Sie sagte mir es sei sehr wichtig und das ihr sofort kommen müsst." Dankend griff er nach dem Glas Wasser. „Was ist jetzt wieder passiert. Anja bleibst du bei den Kindern? Ich sehe mir das mal genauer an“, brummte Ethan. „Kein Problem. Ich halte dir das Essen warm“, antwortete sie. „Ich hoffe nicht das es lange dauert." Genervt stand Ethan vom Stuhl auf und griff nach seinem Ledermantel, der an der Tür hing. „Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht beim Essen stören“, entschuldigte sich Francois. „Das ist doch kein Problem. Mal sehen was die Dame wieder hat“, lächelte Ethan und verließ die Villa, wo bereit eine Pferdekutsche auf ihn wartete. „Hat Tali genaueres gesagt?." Zügig stieg Francois ein und setzte sich gegenüber. „Nein. Nur das es ein Problem mit Berechnungen gäbe." „Ich hoffe es ist nichts Erntes. Noch mehr Rückschläge können wir uns einfach nicht erlauben“, murmelte Ethan, während die Augen aus dem Holzrahmen in die Nacht hinein schauten.


Auch wenn er sich jetzt zwar in der Vergangenheit befand so hatte jene Stadt doch etwas Schönes und Anmutiges. Die Straßenlaternen warfen phantasivolle Schatten über die Steinstraßen. Die Luft roch sauber und klar. Der Mond stand hoch am Himmel. In einigen Gebäude vermochte Ethan sogar noch das schumrige Kerzenlicht zu sehen. Wahrlich ein wirklich schöne Reise, die nur zehn Minuten später vor einer Kirche entdete, welche Ethan schon wahrlich gut kannte.


An diesem Ort würde man 235 Jahre später den einen Kelch finden, der zum Gewölbe des Himmels führen würde und damit das Schicksal von Anja und ihm besiegelte. Doch noch war die zukünftige Grabkammer nur ein Ort, wo Geheimtreffen abgehalten wurden. „Ich hoffe das ist alles nur falscher Alarm“, brummte Ethan während er ausstieg und auf seinen Freund wartete, ehe sie gemeinsam die Stufen hinaufstiegen und das Innere betraten.


Der Weg führte den Keller hinab, gefolgt von einem langem, schmalen Gang an dessen Ende sich eine Bodenluke befand die in das Heiligtum führte. „Wir müssen hier mal Treppen einbauen“, seufzte Ethan angesichts der steilen Leiter, bei der man immer Gefahr lief sich den Hals zu brechen. „Vielleicht lässt sich da ja was machen“, scherze Francois über ihm. „Sehr witzig."


Die letzten paar Zentimeter überbrückte Ethan mit einem kleinen Sprung, so dass er kurz darauf endlich festen Boden unter den Füßen spürrte. Ein langer nostalgischer Blick folgte. Auch in diesem Raum würde es in Zukunft anders aussehen. Hier und da einige Statuen. Weiter hinten im unfertigen Tunnel befand rechts sich ein kleiner Nebengang, der in der Zukunft keine Rolle mehr spielte. Charigols Grabmal befand sich noch in den Anfängen. Überall lagen Spitzhaken und anderes Werkzeug herum, um den Raum weiter auszubauen.


Eigenartig. Jeder Archäologe würde seine Seele dafür verkaufen um zu sehen, wie so ein Kunstwerk erschaffen wird. Eine Tatsache die auch Ethan früher teilte. Doch spätestens nach dem kleinen aber feinen Defekt in der Technik wandelte sich Freude in Frust. „Ich finde ja diese Tali ist sehr merkwürdig“, murmelte Francois. „Warum denn das?“, fragte Ethan. „Sie hat eine engelsgleiche Stimme. Aber ich habe sie noch nie zu Gesicht bekommen." „Sie kann manchmal etwas Eigen sein“, schmunzelte Ethan, während sie in den kleinen Nebengang abbogen, der kurz darauf in einem neuen quadratmeter großen, runden Raum endete. „Dann wollen wir mal." Mit einem kleiner Berührung auf der rechten Seite sprang das Licht an und gab einen Raum voller Monitore frei, die allerdings außer Betrieb waren. Einzig und allein eine runde Konsole in der Mitte blinkte gleichmäßig in einem roten Farbton. „Tali? Bist du da?" „Ich bin hier Ethan. Gut das die Fleischhülle sie zu mir gebracht hat“, antwortete eine weibliche Stimme. „Diese sogenannte Hülle nennt sich Francois de Charigol. Wann lernst du das endlich“, brummte Ethan. „Die nötigen Parameter wurden noch nicht installiert." „Du und deine Parameter. Sag mir lieber warum du mich hergeholt hast." Eine weitere Konsole an der rechten Wand leuchtete auf und zeigte zwei Diagramm kurven. Eine Rote, welche sehr tief verlief und eine stetig gleichsteigende grüne Linie. „Ich bin die Berechnungen für das Projekt noch einmal durchgegangen. Bei gleichbleibenden Faktoren liegt eine Erfolgsquote bei 20%." Ungläublich starrte Ethan auf den Monitor. „Tali bist du dir da sicher?“, hakte er nach. „So sicher wie eine hochentwickelte Maschine sein kann Ethan." Kurz und knackig. Tali. Wie sie leibt und lebte. Sofern man hier noch von einem Körper sprechen konnte


Aber das war jetzt nicht das Problem. Falls dieser arrogante Blechhaufen recht hatte würden gewaltige Konsequenzen auf ihre zukünftigen Ichs warten. Seufzend lehnte er sich an die Konsole. „Tali. Wo liegt der Fehler?" „Meine Analyse zeigt, das der genetische Code nicht effektiv weitergegeben kann." „Was gleichbedeutend mit dem Ende der Menschheit wäre“, seufzte Ethan. „Korrekt." „Verdammt!" Lautstark landete die Faust auf dem Bedienfeld. Erst der vorzeitige Auftauvorgang. Dann die defekten Kryokammern und jetzt das? Das war eindeutig ein Prüfung für den Geist. „Wie sieht das mit der Flora und Fauna aus?" „Die Kryobehältnisse der Proben beziehen ihre Energie von einem anderen Reaktor und sind mit Ausfallsicherungen geschützt. Die Erfolgsquote in dem Fall liegt bei 85%." „Das ist ja wenigstens etwas."


Nachdenklich schritt Ethan auf und ab. Es musste doch eine Lösung für diese Problem geben. Wo war der Fehler? Sind die Formeln falsch gewesen? Hatte Tali sich verrechnet. Abweisend schüttelte er den Kopf. Nein! Tali machte keine Fehler. Ihre Berechnungen konnten nur korrekt sein. „Tali, würden sich die Chancen erhöhen bei einem größeren Pool?" „Berechnungen laufen. Einen Moment bitte." Sekunden vergingen, während Ethan zu seinem Freund herüberschaute, der wiederum einfach nur da stand und das alles einfach so hinnahm.


Zum Glück. Anfangs war das noch nicht so. Da hielten die ganzen Ordensritter Tali für reine Zauberei und Hexenwerk. Es hatte Ethan und Anja Zeit und Mühe gekostet zumindest Charigol zum Einlenken zu bewegen, bevor eine Horde von Menschen mit Mistgabeln und Feuer angerückt wäre. „Berechnungen sind abgeschlossen“, unterbrach Tali. „Lass dich nicht lange bitten“, sprach Ethan. „Bei einer Vergrößerung des genetischen Materials um einen errechneten Wert würde die Chance auf 90% ansteigen."


Erleichterung machte sich breit. Endlich mal eine gute Nachricht. „Tali, welchen Wert hast du errechnet?." „Um eine optimale Verbreitung zu erreichen müsste der Faktor um mindestens 1000 angehoben werden." „1000 Menschen?“, hakte Ethan nach. „Korrekt." „Hast du dir mal überlegt wo ich soviele Leute herkriegen soll? Geschweige denn von der Unterbringung?" „Momentan befinden 733 inaktive Kammern auf der Arche die alle von zwei Reaktoren betrieben werden. Bei einer ausreichenden Menge von Ersatzteilen, wäre es möglich diese wieder in Betrieb zu nehmen“, erklärte Tali trocken. „ Klar. Du hast gut reden. Die Teile von denen du sprichst werden erst in 200 Jahren erfunden“, schimpfte Ethan. „Korrekt." Diese verdammte Scheiß........Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren. Es gab für jedes Problem sicher auch eine gewaltigfreie Lösung. „Wie weit würde die Chance sinken wenn wir alle Kammern nutzen würden?“, fragte er genervt. „ Die Neuberechnung bringt eine Chance von 66%." „Das ist keine Option. Wäre es möglich noch zusätzliche Kammern zu erschaffen?“ „Wenn dir vorhandenden Materiekonventer umprogrammiert werden, wäre dies möglich. Allerdings gebe ich zu bedenken das wir nur 150 weitere Kammern mit Energie versorgen können“, warf Tali ein. „Dann liegen wir bei knapp 80%. Vielleicht fällt mir noch irgendwie ein wie man mehr Energie herausholen oder sparen kann“, murmelte Ethan.


Aber selbst wenn ihm eine Lösung für das Problem einfiel, was sehr wahrscheinlich war, gab es noch das Problem mit den Menschen. Welche waren es wert mitgenommen zu werden und welche nicht? Die Menschheit würde in 230 Jahren dekadent werden. Nur an sich selbst denken. Mord, Gewalt, Politische Intrigen. So ließ sie die Menschheit sich sicherlich nicht neu aufbauen. Es musste eine radikale Veränderung her. Eine Gruppe von Menschen die zusammenhielt ohne Hintergedanken. Sekunden vergingen. Ein kurzer Blick zu Francois folgte. Dann Einer zu Tali. Solche Menschen gab es nur an einem Ort. „Tali? Such mir Eden heraus." Ein weiterer Monitor mit einer Weltkarte sprang an. „Ich habe hin gefunden." Ein rotes Kreuz markierte den Zielpunkt in den Alpen. „Ich habe einen Plan wie wir das Ganze vielleicht doch noch zum Guten wenden können“, lächelte Ethan, während der Blick auf die Karte verharrte.........

 

Die Nachricht


Irrtiert und erschrocken starrten Ethan und Anja einander an. Funkstille. Ratlosigkeit machte sich breit und lag wie ein dichter Nebel über der Gruppe. Einzig und allein Jonas schien das ganze doch sehr gelassen hinzu nehmen, während Anna, Leila und seine Mutter die Spannung ins Gesicht geschrieben stand. „Soll das ein übler Scherz sein?“ „Was soll das denn bitte heißen? Das hier ist....ach ich weiß auch nicht“, begann Ethan zu stottern. „Vielleicht sollten wir erst einmal die Nachricht abspielen bevor wir uns hier alle an die Kehle gehen“, versuchte Anja Ruhe reinzubringen. „Ich halte das auch für eine gute Idee“, stimmte Leila zu. „Da bin ich aber mal gespannt“, brummte Nina, während Ethan perplex die Wiedergabetaste drückte.


Eintrag: 1760


Hey Ethan und Anja. Ich hoffe ihr fallt nicht vom Stuhl wenn ihr das hier seht. Für uns ist das ganze auch ziemlich schwer, da unser Plan eigentlich ein ganz anderer war. Ich weiß was du jetzt denkst Junge. Bin ich der, der ich vorgebe zu sein? Wie kann ich dir eine Nachricht zu senden von der du selbst noch nicht einmal etwas weißt?


Das ganze ist gar nicht so leicht zu erklären. Wir zwei waren uns bis zu dieser Nachricht nicht mal einig, welche Informationen euch helfen werden und welche nicht. Schließlich steht hier die Menschheit sowie eine Veränderung der Zeitlinie auf dem Spiel. Da die Konsequenzen unabsehbar sind, darf dies auf keinen Fall passieren. Es muss alles genauso von statten gehen ohne dass das Weltgefüge aus den Angeln gehoben wird. Wir haben uns daher entschlossen euch nur einen groben Überblick über das zu geben, was uns wiederfahren ist.


Also wo beginne ich am Besten? Logisch wäre natürlich der Anfang! Wenn ihr das hier seht befinden wir uns in einer alternativen Zeitlinie. Laut Tali ist es nur eine mögliche von Vielen. Allerdings glaube ich diesem Blechhaufen nicht immer alles. Ein Programm, das mit Begriffen aus der temporalen Physik um sich wirft, kann man nur schwer verstehen, wenn man selbst keine Ahnung von der Materie hat. Aber statt darüber zu philosophieren wollt ihr sicher endlich wissen, was passiert ist.


Vor mehr als 10.000 Jahren landeten unbekannte Besucher auf der Erde. Sie wollten unseren Planeten und ihre Bewohner studieren. Wieso und weshalb das Ganze passierte und welche Intentionen dahinter steckten ist uns noch völlig unklar. Wir wissen nur, das diese fremden Wesen eine Nachricht, in Form einer Steintafel, hinterlassen haben. Nämlich das die Erde ein Verfallsdatum hat. Auf Grund dieser Tatsache wurde uns die Möglichkeit gegeben, selbst die Menschen zu retten und in Sicherheit zu führen.


Hierzu wurden geschickt auf der ganzen Welt Hinweise und Baupläne verstreut. Dabei entdeckten Wissenschaftler merwürdige Strukturen und Gebäude, deren Alter nicht genau bestimmt werden konnte, da uns das Metall fremd war und immer noch ist. Nichts destro trotz schafften wir es die Arche zu bauen. Allerdings blieb dies nicht ohne Konsequenzen. Der dritte Weltkrieg brach aus. Die Nationen beschossen sich mit Nuklearwaffen und gegen Anfang des Jahres 2016 waren die meisten Städte vernichtet und das nur weil jeder die Arche für sich wollte.


Es schien beinahe so als wären wir nicht würdig gewesen, die Menschheit zu retten. Doch Anja und ich schafften es zu fliehen. Was sich im Laufe der Flucht ereignete ist nur eine Theorie. Meine Frau ist davon jedoch überzeugt, dass sie der Wahrheit entspricht. Keine Ahnung. Vielleicht ist das weibliche Intuition. Auf jeden Fall hat ein Ereignis im Laufe der Reise dazu geführt, das ein ungeplanter Stop auf der Erde passierte. Allerdings gut 10.000 Jahre vor der eigentlichen Zeit. Ihr hätte mal unsere Gesichter sehen müssen. Es war schnell klar, das ein Eingreifen die ganze Geschichte über den Haufen werfen könnte. So beschlossen Anja und ich keinerlei Änderungen vorzunehmen. Wir froren uns wieder ein. Das hielt jedoch die Menschen nicht davon ab irgendwann einen Glauben um uns zu errichten. Warum und wie das alles genau passierte erklären wir euch in nachfolgenden Übertragungen.


Wichtig ist nur, dass wir die Ereignisse aus unserer Zeitlinie nicht wiederholen wollen. Ihr müsst die Menschen vor dem Ende retten. Das klingt jetzt vielleicht etwas übertrieben. Aber von euch hängt alles ab. Wir wollten euch erst selbst die Nachrichten übermitteln. Doch technische Probleme hinderten uns daran dies persönlich zu tun.


Um keinerlei gravierende Zeitänderungen einzuleiten haben Anja und ich beschlossen, die gesamte Botschaft in drei Fragmente zu teilen. Damit wollen wir auch garantieren das Pavla die Arche nicht findet. Lasst euch gesagt sein, dass dieser Mann extrem gefährlich ist und keinerlei Reue zeigt.


Mit dieser Nachricht erhaltet ihr den ersten Schlüssel für den Baum der Erkenntnis. Ihr müsst TALI reaktivieren. Sie kann euch den Rest dieser ersten Nachricht abspielen. Die anderen zwei Fragmente werdet ihr auf eurer schicksalhaften Reise finden.


Ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen wie ihr zwei euch jetzt fühlen müsst. Ich habe auch ziemlich lange gebraucht um das alles zu verstehen. Wir bitten euch, euch selbst zu vertrauen. Wir tun das und wissen das ihr die schwere Aufgabe meistern werdet......


Rauschen gepaart mit Funkstille. „Geheiratet?“ War klar das Anja bei der ganzen Nachricht jetzt nur das verstanden hatte. Es gab ja auch nichts Wichtigeres in diesem Moment. „Ich kann das kaum glauben." Völlig verwirrt wandte Nina sich herum. „Ich dachte wenn wir diesen Ort finden, hätte alles ein Ende. Ein neues Leben sollte mich erwarten“, seufzte sie. „Diese Aufnahme musst gefaked sein. Zeitreisen und alternative Zeitlinien? Klingt in meinen Augen zu abgefahren“, gestand Leila. „Eine jahrhunderte lange Jagd nach dem Gewölbe endet hier. Ich habe mir das irgendwie anders vorgestellt“, sprach Anja traurig, während sie sich an Ethan heran kuschelte. „Ihr seit nicht nur die Sprecher. Ihr seit Adam und Eva. Zurückgekehrt um unser Volk endlich in ein neues Zeitalter zu führen." Ohne zu zögern warf Anna sich den Beiden zu Füßen. „Das ist doch Wahnsinn. Steh auf. Hier wird keiner angebetet“, protestierte Nina, die sich sogleich anschickte Anna leicht grob wieder in die Aufrechte zu befördern. „Warum bist du denn so wütend? Ich verstehe dich nicht“, fragte Ethan überascht. „Warum? Dein Vater und alle die vor ihm kamen sind für das Gewölbe des Himmels gestorben. Nicht für so ein Datenpad, das von einer apokalyptischen Zukunft berichtet, die nur ihr zwei überleben werdet“, schimpfte Nina lautstark. „Jetzt fahr mal wieder etwas runter. Ethan kann doch auch nichts dafür." Schützend stellte sich seine Freundin zwischen Ihm. Man das war wirklich ein Liebesbeweis.


Obgleich Ethan seine Mutter noch nie so wütend gesehen hatte. Es wirkte beinahe, als würde die Persönlichkeit mit einem Male ausgetauscht. Was konnte man dagegen unternehmen? Klar! Er konnte sie verstehen. Diese Suche war die Hauptqueste die vor mehreren 100 Jahren von einer Gruppe von Rittern angefangen wurde und bis zum heutigen Tag reichte. Statt des erwarteten Wissens und die Reise zu Gott wartete nun eine Halle voller Bücher und ein Datenpad auf seine Mutter. Wirklich ernüchternd.


Auf der anderen Seite konnte Ethan jedoch nichts dafür, das gerade er zum Weltenrettern auserkoren wurde. Das war einfach nicht fair von ihr! Mutig schob er den Körper an Anja vorbei. „Du hast nicht das Recht so mit mir zu reden. Ich bin durch die Hölle gegangen. Habe mich deiner Schatzsuche angeschlossen. Überlege mal was du da von dir gibst." Erschrocken starrte Nina zu ihm herüber.


Kollektives Schweigen. Keiner gab auch nur mehr einen Ton von sich. Langsam rieselte der Staub von der Decke herab. „Aber wie kannst.....du das geht doch nicht......“, begann seine Mutter vor sich hin zu stammeln. „Ich kann verstehen das du erschrocken bist. Das wir alle hier. Das rechtfertigt aber nicht diesen Wutausbruch." Wieder Schweigen. Nicht mal Leila die sonst so redselig und keck war, brachte noch ein Wort heraus. „Ich glaube wir sollten uns alle etwas beruhigen und die Sache ruhig und logisch analysieren“, erklärte Anja, während sie eine Hand auf Ethans rechte Schulter legte. Seufzend berührte seine die ihre. „Es tut mir leid. Aber sie hat recht. Du kannst nicht alle hier anbluffen. Ich mag mir nicht mal im Entfernsten vorstellen wie du dich fühlst. Aber Agressivität hilft uns nicht weiter“, entschuldigte sich Ethan. „Ich muss das erst einmal verarbeiten“, seufzte Nina und entfernte sich von der Gruppe. „Du kannst doch deine Mutter nicht so über den Haufen fahren." Mit böser Miene lief Leila ihr nach. „Ich glaube, ich brauch auch etwas Sauerstoff“, gestand Ethan und lief davon........

Schwere Herzen


Einen kräftigen Zug. Das war genau das, was Ethan jetzt brauchte. Daher schien es auch nicht verwunderlich, das sein Körper mit einer zügigen Geschwindigkeit das Freie suchte. Zwischen den Säulengängen kam er schließlich zu stehen und setzte sich sogleich auf eine der Stufen. Was war da gerade nur passiert? Die ganze Situation schien innerhalb von einem Moment auf den Nächsten völlig aus dem Ruder laufen. Und das alles nur wegen einem Datenpad. Aber merkwürdig war das ganze schon. Ein technologisches Gerät aus dieser Zeit lag verschlossen in einer Höhle, die seit knapp 250 Jahren keiner betreten hatte. Selbst Anna konnte versichern, das kein anderer Mensch seit je her Eden betreten habe. Das Kraftfeld, welches nur Ethan und seine Gruppe durch ließ, schien führ die Frau zu sprechen. Zusätzlich machte sie auf ihn auch nicht den Eindruck einer Lügnerin.


Hier ging eindeutig noch etwas anderes vor sich. Aber was? Sollten Anja und er wirklich die Menschheit in Zukunft retten? Und wen ja, wann würde das sein? Zu welchem Zeitpunkt würde die Welt der Zerstörung anheim fallen. Diese verdammte Ungewissheit stocherte wie eine Nadel immer wieder in seinem Kopf herum. Überfordert stand Ethan auf. Er musste laufen. Ohne Plan ohne Ziel. Einfach irgendwo hin.


Zielstrebig setzte sich der Körper in Bewegung und lief den Pfad entlang, der sich durch das kleine Wäldchen schlängelte. Was für ein wundervoller Ort. Auf einem Ast nur einige Meter entfernt gurrte eine Eule sanft ihr Liedchen, während der Mond durch die Wipfel phantasivolle Schatten warf. Es wirkte beinahe so als würden jeden Moment die Bäume aus ihrem langem Schlaf erwachen, sich entwurzeln und einfach loslaufen um die Menschen mit ihren grässlichen Fratzen zu erschrecken. Hier war alles noch so unberührt. Keine Technik. Keine verschmutzte Luft. Nicht mal die Tiere schienen Angst zu haben.


In der Nähe vernahm Ethan plötzlich das Geräusch von plätscherndem Wasser. Ruckartig lenkte er seinen Körper nach rechts. Was ihn wohl dort erwarten würde? Langsam schoben die Hände die Äste auf Seite, bis der Blick auf einen kleinen Fluss fiel, in dessen Mitte sich eine kleine Insel mit einer Statue darauf befand. Vorsichtig trat Ethan eine Schritt ins Freie nur um Sekunden später wieder inne zu halten. Ein raschelndes Geräusch auf der anderen Seite ließ ihn aufhorchen. Gespannt sogen die Lippen den Sauerstoff ein. War da etwa ein Tier im Anmarsch? Hoffentlich kein Gefährliches!


Entspannt lehnte Ethan sich zurück, als schließlich der Kopf eines Rehs zu Vorschein kam. Ängstlich suchte es die Umgebung ab, ehe der Vierbeiner auf die Lichtung schritt, um sich eine Erfrischung zu genehmigen. Langem beugte sich die Stupsnase ins Wasser. Sollte er eine Schritt heranwagen? Neugierig setzte Ethan einen Schritt vor den anderen bis er das Ufer erreichte. Das Reh machte noch immer keine Anstalten sich zu entfernen. Stattdessen lugte es zu ihm herüber und legte dabei den Kopf schief. Das sah wirklich süß aus! Leider gab es keine Möglichkeit den Fluss an Ort und Stelle zu überqueren, da in beide Richtungen keine Brücke oder Ähnliches zu sehen war. So schritt das Tier schließlich nach seiner Trinkeinlage von dannen und verschwand wieder im dichten Buschwerk. Was für ein magischer Moment! So etwas gab es außerhalb dieser Kuppel nur selten bis gar nicht zu sehen.


Dafür sorgte der Mensch mit seinen Techniken und Maschinen die dazu verwendet wurden um Wälder abzuholzen. Das alles nur für einen neuen Freizeitpark oder Golfplatz um die Spiellaune bei der Stange zu halten. Aber hier wirkte alles so friedlich und ruhig. Die Menschen lebten im Einklang mit der Flora und Fauna. Wenn einer es verdient hatte die drohende Apokalypse zu überleben, dann diese Leute. Nachdenklich viel der Blick auf die Statue, welche auf einem Sockel ruhte. Auf dem runden Objekt standen eine nackte Frau und ihr männliches Gegenstück. Sie hielt ein Buch in der Hand. Er einen der Kelche. Beide blickten in den Abendhimmel hinauf. Wär hätte jemals gedacht, das hier Anja und er angebetet wurden.


Schnell ging Ethan weiter, um diesen Gedanken aus dem Kopf zu kriegen. Der Weg führte tiefer in den Wald, wo er kurz inne hielt und sich umschaute. Sein Körper stand inmitten von Bäumen die mit ihren Ästen einen Kreis formten. Hohlräume und Löcher bildeten gewaltige Gesichter. Lächelte dort einer? Da hinten schien einer sauer zu sein. Der da links hatte bestimmt Angst, und das Mädchen da stand einfach nur da. Stille. Mädchen? Erschrocken blickte Ethan zurück. Da stand tatsächlich ein kleiner schemenhafter Körper in der Dunkelheit zwischen zwei der Baumriesen. „Wer bist du?“ Panisch schwang die Silouette herum und flüchtete ins Unterholz hinein. „Hier geblieben. Ich tue dir noch nichts!“ Schnell nahm Ethan die Verfolgung auf. Dabei schaffte er es mühelos mit seinen riesigen Schritten das Ziel einholen und schließlich sogar einzufangen. „Lass mich los!." Wie eine Furie wandte sich das Mädchen in seinen Armen. „Jetzt beruhige dich. Ich tue dir nichts Lana." Vorsichtig fuhr Ethan seine Arme wieder zurück, um zu sehen was passierte. Lana hielt kurz inne und wandte sich herum. „Was machst du so spät noch hier draußen? Du solltest längst im Bett sein“, tadelte Ethan. „Ich war neugierig. Was habt ihr da oben gemacht?“ Langsam versuchte sich der kleine Körper an ihm vorbei zu schieben. „Das ist nur was für Erwachsene.“ Sanft hielt er sie am linken Arm fest. „Komm ich begleite dich wieder zurück ins Dorf. Du willst doch keinen Ärger von Anna kriegen oder?“


Wiederwillig schwang Lana auf dem Absatz herum. „Sei froh das ich dir keine übergebraten habe“, brummte sie. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass mein Leben also noch mir gehört?“, feixte Ethan, der sich neben Lana gesellte. „Ich bin stärker als ich aussehe“, protestierte sie. „Da bin ich sicher“, lächelte er. Das kleine Ding war einfach verdammt selbstbewusst, keck und auf ihre eigene Art und Weise total schnuckelig. „Später werde ich mal das Dorf leiten. Da muss mich doch jeder respektieren!“ Wild tanzten ihre Haare bei jeder Bewegung auf und ab, bis der absteigende Pfad eben wurde.


Das Waldstück war geschafft. Vor ihnen lag die bebaute Feldstraße, welche in mehrere Abzweigungen mündete. Nach links ging es zu den Mühlen und Feldern. Geradeaus würden die Beiden irgendwann auf den Baum der Erkenntnis stoßen. Nach rechts ging es zu der Wohnanhöhe, die auch das Ziel war. „Lana, hast du dich eigentlich nie gefragt wie die Welt da draußen aussieht?“ Langsam ging das Mädchen vorran. „Doch schon oft. Du kommst doch von der Anderswelt. Kannst du sie mir beschreiben?“ Verdutzt runzelte Ethan die Stirn. Eine verdammt gute Frage, welche die Kleine da stellte. Für ihn war ja alles normal. Fernsehen, Internet und Radio. Aber wie sollte er das nur jemandem erklären, dessen Welt gefühlte 200 bis 300 Jahre zurück war? „Nun ja.....:“, begann Ethan. Lana hielt inne und schaute ihn neugierig an. „Es ist eben anders. Da draußen gibt es Dinge, die euch sicherlich das Leben erleichtern könnten.“ „Aber..?“, bohrte sie nach. „Ihr habt hier etwas was jeder Mensch auf der Welt anstreben sollte. Zusammenhalt. Es ist wie in einem Paradies hier und ich könnte mir durchaus vorstellen hier zu leben und Kinder groß zu ziehen.“ Langsam schritt Ethan an Lana vorbei. „So einen Frieden gibt es nur selten. „Dann bleibe doch einfach hier? Hilde und meine Mutter scheinen viel von dir zu halten." Lieb strich seine linke Hand dem Mädchen über die Haare. „Das ist wirklich lieb gemeint. Aber ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen“, lächelte Ethan.


Da war sie wieder! Diese verdammte Videobotschaft, die sich wie ein Pfeil in seinen Verstand bohrte und laut verkündete: „Du wirst mich nicht los!“ Innerlich schlug Ethan mit der Hand gegen den Kopf. Musste das gerade jetzt sein. Der Augenblick war doch so schön gewesen. Das Reh, das aus einem Fluss trank. Der unheimliche Wald. Die unschuldige kleine Lana mit dem frechen Mundwerk. Aber nein! So eine blöde Botschaft schwang einfach mal so den Hammer und schlug alles kurz und klein.


Insgeheim gab Ethan sich selber die Schuld. Sein vergangenes Ich hatte immerhin das Chaos da oben verursacht. Physikalisch und mathematisch gesehen keine leichte Aufgabe. Grummelnd naben die Beiden etwas mehr Tempo auf. „Irgendwann musst du mir das alles da draußen mal zeigen“, erklärte Lana. „Bist du sicher das deine Mutter das erlauben würde?“, fragte Ethan. „Naja. Sie erlaubt es mir nicht. Mein Vater ist zwar ab und an im Dorf. Aber er redet darüber fast gar nicht“, seufzte Lana. „Eines Tages wirst du die Welt außerhalb erleben......und gleich wieder nach Eden zurückkehren“, führte Ethan den Gedanken im Kopf weiter.


Blut, Tod, Gewalt. Das würde Lana erwarten. Die Selbstgier seiner Artgenossen kannte einfach keine Grenzen. Ethan erschrak angesichts der Gedanken, welche sich in den Vordergrund drängelten.


Noch niemals zu vor gab es einen Grund sich darüber Sorgen zu machen. Menschen wurden geboren und starben irgendwann. Dazwischen gab es ein Leben das von Geld und Gütern dominiert wurde. Der mit mit den meisten Scheinen gewann eben am Ende. Aber war das wirklich die Erfüllung? Für einige sicherlich schon. Angesichts der Lebensweise von Lana und ihren Mannen tat sich nun jedoch eine ganz andere Frage auf. Konnte man auch mit Weniger glücklich sein und einem lohnenden Leben entgegen blicken? Auch wenn Ethan momentan keine Antwort auf die Frage liefern konnte, gab es doch eine Gemeinsamkeit für beide Lebensweisen. Jeder trat die letzte Reise für sich nackt und alleine an.


Denn Gott konnte man nicht mit Geld oder Wertsachen bezahlen. Es zählten allein die Taten die man während seiner biologischen Zeitspanne begannen hatte. Denn Fleisch und Knochen würde die Zeit irgendwann zu Staub zermalmen. Ein Vermächtnis vermochte den vernichtenden Kräften entgegen wirken. „Wir sind da“, unterbrach Lana diese wirre Gesprächsrunde in Ethans Kopf. „Ist alles in Ordnung?“ Besorgt blickte sie in sein überraschtes Gesicht. „Das ging jetzt schnell. Tut mir leid. Ich war etwas abgelenkt“, entschuldigte sich Ethan, der sich so gleich daran machte, die Tür aufzumachen. „Weißt du wann meine Mutter zurückkommen wird?“, fragte Lana besorgt. „Sie wird sicher bald zurücksein. Solange bist du die Herrin des Hauses“, zwinkerte Ethan ihr zu. „Sehr komisch." Mit schnellen Schritten verschwand Lana in der Küche und kehrte kurz darauf mit zwei Teetassen zurück, die vor sich hindampften. „Mutter hat immer Tee fertig, damit ich abends besser schlafen kann." „Aja“, runzelte Ethan verdutzt die Stirn. „Aber dieses Mal habe ich ihn selber gemacht. Wie schmeckt er dir?." Vorsichtig nippten die Lippen an dem Heißgetränk, gefolgt von einem Versuch die Bitterkeit äußerlich unter den Tisch zu kehren. „Schmeckt er dir etwa nicht?“ Traurig blickte Lana zu ihrem Testobjekt herüber. „Bestens. Ich habe mich nur etwas verschluckt. Der ist wirklich gut. Ehrlich“, versuchte Ethan sich aus der Affäre zu ziehen. „Da bin ich aber beruhigt. Ich hab den etwas lange ziehen lassen." Erleichtert stellte sie das Tablett auf dem Tisch ab. „Bleibst du hier bis ich eingeschlafen bin?" „Ich warte hier unten und werde noch etwas nachdenken. Geh ruhig schlafen“, antwortete Ethan. Sie nickte zustimmend und verschwand nach oben.........

 

 

Bürde


Eine halbe Stunde war vergangen seit Lana sich ins Bett begeben hatte und Ethan alleine unten im Wohnbereich saß. Der Tee dampfte nicht mehr allzu stark und wurde bereits zur Hälfte geleert. Dem Zucker sein Dank, den Ethan noch in der Küchenschublade fand. „Du hast es dir ja ganz schön bequem gemacht." Erschrocken blickte er nach oben. „Was machst du denn hier?“, fragte er überrascht zu Anja herüber, die plötzlich mitten im Türrahmen stand. „Ich habe dich gesucht. Du wolltest doch nur frische Luft schnappen“, brummte sie und setzte sich sogleich auf seinen Schoß. „Ich musste etwas laufen. Mir über einiges klar werden“, gestand Ethan, während seine Hände zärtlich um ihren Körper herumwanderten. „Deiner Mutter geht es nicht gut. Ich glaube sie ist mit der ganzen Sachen total überfordert." Langsam griff ihre rechte Hand nach seiner und streichelte sie sanft. Immer wieder rauf und ab fuhren die warmen Finger über den Handrücken hinweg. „Das ist auch eine verzwickte Situation. Wer hätte denn gedacht, das uns am Ende der Reise eine Nachricht aus der Vergangenheit erwartet“, seufzte Ethan, während sein Körper sichtlich die Berührungen genoss. Zögerlich wanderte der Kopf auf ihre Schulter. Gott! Ihre Haare dufteten so herrlich frisch. „Und dann auch noch von uns selbst. Ich kann damit noch nicht so wirklich umgehen“, gestand Anja. „Ich weiß einfach was wir tun sollen. Zeitreisen und alternative Zeitlinien standen nicht auf dem Unterrichtsplan“, scherzte Ethan. „Kann ich mir vorstellen. Mit sowas rechnet auch niemand. Das kommt höchstens in Filmen vor." Sanft berührten ihre Lippen seine Stirn, während der Körper näher an Ethan heranrückte. „Weißt du. Es ist nicht mal die Nachricht an sich die mich so sehr stört. Ich finde das eigentlich alles total faszinierend." „Was bedrückt dich dann?“, fragte Anja überrascht. „Die Bürde die uns beiden auferlegt wurde. Wir sollen eine ganze Menschheit retten. Das macht mir ganz schön Angst und ist auch mit Überforderung verbunden. Was ist wenn wir versagen und alle sterben?“ Panisch starrte Ethan zu seiner Freundin hinauf, die ihn bereits mit einem ruhigen Lächeln begrüsste. „Alleine können wir das nicht schaffen. Ich glaube das erwartet auch keiner. Wir müssen erst einmal die Situation analysieren und verstehen, um was es hier eigentlich geht." Langsam legten sich ihre Lippen auf die Seine. Mensch! Wie sehr hatte Ethan das vermisst. Dieses wohlige Spiel zwei Münder von Liebe angetrieben.


Wie ein Tornado fegten alle seine Fragen und Sorgen und Nöte hinweg. Es war so, als triebe er im seichten Wasser. Über ihn strahlte der Mond in sanften Farben, während Wellen aus Liebe und Leidenschaft, den Körper hin und her wogten. „Komm zu mir“, flüsterte eine weibliche Stimme von irgendwo her. Woher kam sie nur? Neugierig blickte Ethan umher, bis er eine kleine Insel erspähte, von der ein warmes Licht hinüber strahlte. „Komm zu mir“, wiederholte sich die Stimme. Ohne zu zögern schwamm er los, durch das Wellenbad der Gefühle hinweg zu diesem einen Punkt. „Ich bin hier." Fast schon lieblich stand sie da. In einem Kleid aus weißen Licht gehüllt streckte ihr rechte Hand sich ihm entgegen. Wie hypnotisiert schob Ethan seinen nassen Körper aus dem Wasser, den Strand hinauf. Solch eine Wärme hatte er zu Lebezeiten noch niemals gefühlt. „Ich habe auf dich gewartet“, lächelte das Lichtwesen, als plötzlich das gesamte Konstrukt in sich zusammen fiel. Der Mond und die Sterne verblassten, bis nur noch Schwärze die Insel umhüllte. „Ich werde immer hier sein“, flüsterte sie leise, während das Licht weiter und weiter in die Ferne rückte bis nur noch gänzliche Schwärze Ethan umgab.


„Was macht ihr denn da?" Erschrocken fuhren beide hoch und starrten zu Lana herüber, die völlig irritiert an der Treppe stand und sich die Augen rieb. „Du sollst doch schlafen“, brummte Ethan, während sich Anja ein Lächeln nicht verkneifen konnte. „Wir weren scheinbar stets von irgendwem unterbrochen." Mit einem Satz sprang sie von seinem Schoß auf. „Wie wahr." Das konnte doch wirklich langsam kein Zufall mehr sein. Drei Versuche seiner Freundin näher zu kommen und drei Mal ging das komplett in die Hose. Wie hoch war denn bitte so eine Wahrscheinlichkeit. „Ist meine Mutter immer noch nicht da?“, fragte Lana schläfrig. „Ich denke wir zwei werden mal schauen wo Anna denn bleibt oder?“, fragte Anja unschuldig. „Das ist eine gute Idee“, lächelte Ethan gequält. Hier jetzt weiter zu intervenieren wäre wohl angesichts der Rollenverteilung sehr schlecht gewesen. Aber was sollte es. Die Zeit würde noch kommen. Schließlich konnte nicht immer jemand die Zweisamkeit unterbrechen. Das wäre zu viel des Schicksals. „Dann wollen wir mal schauen." Müde stand Ethan aus seinem Sessel auf. „Du gehst aber wieder ins Bett. Ist das ein Deal?“ „Versprochen!“, antwortete Lana verschmitzt. „Unglaublich“, lächelte Anja, während sie die Tür hinter sich zumachte. „Hier könnte ich auch leben." Mit einem gewaltigem Atemzug, sogen seine Lippen die frische Luft förmlich ein. „Ja. Dieser Ort ist wahrlich ein Garten Eden“, gestand Anja, die sich sogleich bei ihm einhakte. Gemeinsam liefen sie dann schließlich los. „Ich hoffe Ma ist nicht sauer auf mich“, seufzte Ethan auf dem Weg Richtung Wald. „Das glaube ich nicht. Vermutlich ist sie eher geschockt, das du mit deinen Worten so um dich gehauen hast“, antwortete Anja. „Keine Ahnung, was da in dem Moment in mich gefahren ist. So wie sie Anna zu Leibe gerückt ist.....“, begann Ethan. „Da musstest du einfach eingreifen. Ich hätte vermutlich das selbe in dieser überhitzen Situation getan“, beendete seine Freundin den Satz. „Wie ist eigentlich deine Meinung zu dem Ganzen Thema? Du nimmst das ja sehr gefasst auf." „Das täuscht ein wenig. Mir macht die ganze Sache genauso zu schaffen. Auf so etwas würde ja auch niemand in den kühnsten Träumen kommen“, gestand Anja, während sie sich langsam wieder den Waldstück näherten. „Ich stelle mir immer die Frage, wie wohl die Welt untergehen möge. Wird es ein Meteoritensturm? Eine Sonneneruption?“ „Das kommt nur in den besten Hollywoodstreifen vor. Aber ehrlich gesagt versuche ich die Gedanken von mir noch weit fernzuhalten, da es mich sonst nur noch beschäftigten würde“, sprach Anja. „Du siehst die Dinge scheinbar immer aus einem besonderen Blickwinkel. Womit habe ich nur so eine Freundin verdient?“, lächelte Ethan. „Tja. Das ist eine gute Frage“, feixte Anja, während sie ihm leicht in die Seite stupste.


Es dauerte keine halbe Stunde, da erreichten sie auch schon die Anhöhe des Tempels, wo sich bereits mehrere Dorfbewohner zu einenm Pulk zusammen gefunden hatten und warteten. „Das hat sich ja alles schnell herum gesprochen“, flüsterte Ethan. „Und die haben nicht mal Handys“, scherzte Anja. „Da sind sie ja. Der Sprecher und seine Begleiterin!“ Stürmisch setzte sich die Horde in Bewegung, nur um sich Augenblicke später vor Anja und Ethan auf die Knie zu werfen. „Wir dienen euch untertänigst“, meldete sich einer von Ihnen zu Wort. „Ich sagte es bereits. Ihr müsst hier nicht niederknien, geschweige denn jemandem dienen“, versuchte Anja auf die Masse einzureden. Irritiert von ihren Worten tauschten die Männer und Frauen einander die Blicke aus. „Wir sind ganz normale Menschen und nichts besonderes“, fügte Ethan hinzu. „Ihr seit unser Wegweiser. Gott hat euch geschickt. Ist dies etwa eine Prüfung?“, warf eine andere Frau fragend dazwischen.


Seufzend und zugleich etwas planlos blickten Ethan und Anja einander an. So einfach lies sich diese Szene wohl nicht auflösen. Der Glaube an Adam und Eva musste tief in ihrer Kultur verankert gewesen sein, wenn schon einfache Worte nicht ausreichten. „Ihr seit die Unsterblichen. Seit Jahrhunderten wachen eure Augen über uns." „Leute. Wir sind keines falls unsterblich“, konterte Ethan.


Zwecklos. Die Menschenansammlung rührte sich nicht eine Zentimeter von der Stelle weg. „Steht auf. Geht in eure Häuser zurück. Die Sprecher werden zu gegebener Zeit sich unser annehmen“, hallte plötzlich Annas Stimme vom Tempeleingang herrüber. „Ja das werden wir auch jeden Fall“, bestätigte Anja. Die eindringlichen Worte der Anführerin zeigten Wirkung.


Gleichmäßig erhoben sich die Körper und schritten tuschelnd an ihren Rettern vorbei. Ethan hielt kurz inne bis alle im Wald verschwunden waren. „Das war wirklich knapp. Anna du warst unsere Rettung“, lächelte Anja. „Ich tue alles, um den Sprechern zu dienen. Ihr müsst euch bei mir nicht bedanken“, entgegnete Anna ruhig. Na super! Sie hatte auch nichts verstanden. Aber zumindest schien der Fanatismus und die Neugier nicht so weit fortgeschritten zu sein, wie bei den anderen. „Ich komme mir vor wie ein Popstar. Das ist mir total unangenehm“, murmelte Anja zu ihm herüber, während sie zu Anna aufschlossen. „Fehlen nur noch die Autogrammkarten“, scherzte Ethan, der auch sogleich wieder einen Ellenbogenstoß von seiner Freundin als Antwort erhielt. „Wir haben schon auf euch gewartet. Ich hoffe dir geht es ein wenig besser?“ „Ich konnte meine Gedanken etwas sortieren. Danke der Nachfrage“, antwortete er. Dann betraten sie gemeinsam erneut das Heiligtum der ersten Menschen. Oder sollte Ethan besser sagen, Ihr Heiligtum?.....

Was die Zukunft bringt


Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging Ethan vorran in das Gewölbe zurück, wo schon bereits Leila und Nina, sowie Jonas warteten. „Da seit ihr ja endlich!“, rief sie von einem Bücherregal herüber, an dem seine Mutter lehnte. Sie geschien gedanklich abwesend zu sein, da sie angesichts der lauten Stimme plötzlich hoch fuhr und zur Gruppe hinüber blickte. „Ich habe meine Gedanken etwas sortieren müssen“, gestand Ethan, während er sich von der Gruppe löste und auf seine Mutter zu schritt. „Es tut mir leid, das ich vorhin etwas ruppig war." Kommentarlos stand sie auf und drückte ihren Sohn an sich. „Jetzt wo das geklärt ist, sollten wir uns darum kümmern wie wir weiter verfahren“, warf Leila in die Runde. „Da haben wir aber viel zu besprechen“, seufzte Nina. „Es muss eine Lösung gefunden werden. Die Zukunft ist in Gefahr." Geschlossen versammelten sich die Sechs um den Altar herum. Dabei schloss Ethan seine Freundin wieder in die Arme. „Nun. Wir haben ja alle das Video gesehen. Das war für uns alle sicher ein totaler Schock. Ich weiß nicht wie ich das begreifen soll“, begann Nina. „Ich glaube, dass kann keiner von uns. So etwas habe ich bisher immer für unmöglich gehalten“, fügte Leila hinzu. „Zeitreisen und so ein Zeugs interessieren dich doch so sehr. Was hälst du davon?“ Fragend blickte Nina zu Ethan herüber. „Naja. Ich bin kein Wissenschaftler. Es gibt viele Theorien, was das angeht. Zeitreisen in die Zukunft sind eine Frage von ausreichender Geschwindigkeit“, erklärte er. „Wie meinst du das?" „Wenn ein Raumschiff die Erde verlassen würde und sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit fortbewegt, vergeht auf der Erde die Zeit schneller als in dem Schiff. So gesehen sind Reisen in die Zukunft auf jeden Fall möglich."


Stirnrunzeln machte sich in der Gruppe breit. Wahrscheinlich hatte keiner überhaupt wirklich begriffen was er da gerade von sich gegeben hatte. Dabei war das schon die einfache Version! Innerlich begann Ethan zu seufzen. „Gut. Ich habe zwar nur die Hälfte verstanden." Angesichts Leilas Aussage fühlte er sich bestätigt. „Aber wie sieht das mit Reisen in die Vergangenheit aus?“, sprach sie weiter. „Das ist laut dem derzeitigen Stand der Wissenschaft einfach noch unmöglich“, antwortete Ethan. „Aber irgendwie muss es euch ja gelungen sein“, warf Nina dazwischen. „Oder dem anderen Ethan und der Anja“, murmelte Leila. „Das ist alles etwas verwirrend." Mit schnellen Handgriffen nahm Anja noch ein mal das Datenpad auf und entfernte sich von der Gruppe. „In der Theorie glaubt man das Wurmlöcher zwei Zeitebenen miteinander verbinden können. Allerdings wäre der Raum zwischen Ein- und Austrittspunkt mehr als instabil." Jetzt konnte er endlich mal mit Fachwissen prahlen, das sich über die Jahre hinweg angesammelt hatte. In seiner Jugend waren Wissenschaftssendungen und Zeitungen eben die besseren Freunde!

 

Doch statt die nötige Anerkennung starrten die anderen wieder nur total fragend zu ihm herüber. „Sagen wir einfach, das es momentan etwas schwierig ist mit dem Erklären von Zeitreisen“, gab Ethan schließlich nach. „Ich habe da mal was von Paradoxien gelesen. Um was geht es da eigentlich“, fragte Nina. „Du hast sicher schon mal vom Großvaterparadoxon gehört?" Stille. Wieder huschte ein Seufzer über seine Lippen. Was wussten seine Mitstreiter eigentlich überhaupt? „Du reist in deine eigene Vergangenheit und löscht versehentlich deinen Großvater aus oder nimmst seine Rolle ein. So wärst du also dein eigener Großvater“, versuchte sich Ethan an einer leichten Erklärung, die auch sogleich bei allen Teilnehmer auf Verständnis stieß. Einzig und allein Jonas hockte wieder gemütlich ohne sich zu bewegen in der Ecke und gab keinen Mucks von sich. Was für ein komischer Kauz! „Ich glaube allerdings eher das wir uns in einer alternierenden Realität befinden“, grübelte Ethan laut. „Wieso das denn?“ „In dem Video ist doch die Rede von Besuchern und Plänen und so. Da aber der Rosenorden wohl niemals etwas davon gehört hat, wurde die Zeitlinie also schon massiv verändert." Alle nickten zustimmend, was Ethan jetzt doch endlich einen Hauch von Erleichterung bescherrte. „Apropos Zeitlinie verändert. Du sprichst in den Video von einem sogenannten Code um eine gewisse Tali zu aktivieren“, warf Anja plötzlich die Runde. „Ich glaube ja wir sollten uns morgen weiter mit dem Thema befassen. Die anderen Ritter dürften auch bald hier eintreffen. Da können wir eingehender über die weiteren Schritte diskutieren." „Nina hat Recht. Ich bin auch schon verdammt müde“, gähnte Leila.

Das ist wirklich eine verdammt gute Idee. Es war schon auch schon weit nach Mitternacht und morgen gab es auch noch einen Tag, den es zu bewältigen galt. So traf die Gruppe in Absprache, sich am nächsten Tag oder genau nach einer Mütze Schlaf wieder hier zusammen zu finden.

 

Müde und völlig fertig schleppte Ethan sich eine halbe Stunde später auf sein Zimmer, das Anna ja schon für ihn hergerichtet hatte. Als Schlummertrunk gab es noch eine Tasse Tee, bevor es leise die Treppe hinauf ging. Jetzt bloß nicht noch Lana wecken. Leise knartzend und auf Zehenspitzen betrat er dann schließlich den Raum. Ohne zu zögern landeten die Klamotten mit einem gezielten Wurf auf den Stuhl. Oder wie im Fall der Hose etwas daneben. Blödes Teil! Mit einem Handgriff landete das Klamottenstück dann doch auf dem Stuhl. Jetzt schnell noch das Fenster aufgemacht und die frische Luft hereingelassen. Blitzschnell drang der Sauerstoff in das Zimmer und verdrängte den muffigen Geruch. Genussvoll sog Ethan die lebensspendenden Moleküle, während draußen die nahestehenden Bäume ein Ständchen gaben. In Takt raschelte das Blätterwerk vor sich hin. So ließ es sich doch schlafen und hoffentlich schön träumen.

 

Mit einem gewaltigen Satz hechtete Ethan ins Bett und zog die Decke über seinen Körper, als plötz die Tür zu seinem Zimmer leise knarrend aufschwang. „Was ist denn jetzt“, brummte er ins Kissen. „Ich kann nicht schlafen." Erschrocken richtete sich der Körper auf. Dann folgte ein gewaltiges Schlucken. Da stand doch wirklich Anja vor ihm. Mit einem Stoffmantel genäht aus Fellen bedeckte sie ihren wundervollen Körper und einen Teil ihrer Beine. „Äh......ja......“, stammelte Ethan vor sich hin. Keine Chance. Mit schnelle Schritten trat sie an das Bett heran, während die Hitzewallungen ordentlich zu nahmen. Warum wurde es hier auf einmal so heiß? Und warum zu Teufel warf das Herz plötzlich den Warpantrieb an?

 

Ohne sich daran zu stören, legten die Hände den Fellmantel ab. Das war zu viel des Guten. Angesichts dieser wundervollen, makelosen Haut schoss regelrecht die rote Farbe ins Gesicht und vor allem wo anders hin. „Mensch jetzt reiß dich mal zusammen“, versuchte Ethan sich zu Vernunft zu bringen. „Aber dieser tolle Körper und diese Oberweite“, meldete sich seine Lust zu Wort. „Du hast hier gar nichts zu melden.......auch wenn du Recht hast“, brummte Ethan innerlich. „Stört es dich wenn ich mich zu dir lege?“, fragte Anja unschuldig. „Ich äh. Bist du dir sicher?“, schluckte Ethan, angesichts der plötzlichen Einblicke die seine Freundin beim runterbeugen gewährte. „Ich beiße schon nicht“, murmelte sie und schwang sich auch promt unter die Decke. „Das wird jetzt was“, dachte er sich und rutschte instinktiv auf Seite.

 

Ängstlich drehte Ethan sich nach rechts um der Lage Herr zu werden und um seiner wachsenden Lust entgegen zu wirken, die sich auch langsam körperlich auswirkte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie leise. „Es ist alles bestens“, antwortete Ethan leise, in der Hoffnung das jetzt nichts weiter passierte. Doch es kam wieder einmal alles anders als gedacht. Nur gefühlte Sekunden später umschlagen ihre Arme seine Brust und den Bauch, während sich ihr Körper an den seinen drückte. Das war schon wieder viel zu viel um damit umzugehen. Nicht nur das in seinem Kopf jetzt das Chaos regierte. Auch in den Shorts machte sich eine gewaltige Rebellion bemerkbar. Gleichzeitig drückte ihre Brüste sanft gegen seinen Rücken.

 

Was sollte er jetzt tun? Es war doch unhöflich sie jetzt hinaus zu komplimentieren. Andererseits war so auch nicht wirklich an Schlaf zu denken. Langsam versuchte Ethan sich von Anja zu lösen. Keine Chance! Sie rückte sofort nach und ließ das ungewohnte Gefühl von Haut auf Haut nicht abebben. Gleichzeitig tobte in seinem Verstand eine heftige Schlacht. Ethan sah sich selbst auf einem Schlachtfeld. Zu seiner Rechten befanden sich die Armee angeführt von seiner Vernunft. Zu seine Linken standen die Soldaten angeführt von Neugier und Lust einsatzbereit. Es war die Ruhe vor dem Sturm ehe die Schlachtrommeln ertönten und beide Parteien aufeinander losstürmten. Schild und Schwert prallten lautstark aufeinander. Kampfgeschrei wogte über das Schlachtfeld hinweg.

Leiber verschlangen sich in einem Kampf auf Leben und Tod, bei dem die Truppen von Lust und Neugier erst nur langsam die Oberhand gewannen. Doch diese änderte sich im Sekundentakt. Immer weiter drängten seine Gefühle die Vernunft zurück bis es eine Entscheidung gab.

 

Zögerlich wanderte seine Hand langsam auf Anjas Oberarm und strich sanft darüber hinweg. Immer auf und ab in gleichen Linien. Ein zufriedendes Schnurren erfolgte, so das Ethan etwas mehr wagte. Die Finger arbeiteten sich sanft die Schulter hinauf und fuhren in sanften Kreisen hinab bis zu ihrer Hand, die jetzt auch langsam seinen Bauch streichelte. Seine Haare stellten sich auf. Einerseits war es ein völlig neues Gefühl, dem Ethan versuchte irgendwie zu entfliehen. Doch auf der anderen Seite war ihre Hand so angenehm warm und die Berührungen so zärtlich. Sollte er sich darauf einlassen? Mit einem hämmernden Herzen in der Brust legte sich der Körper auf den Rücken, so das ihre Arme jetzt voll um seinen Körper herum lagen. Doch damit gab sich Anja nicht zu frieden. Schnell wanderte die Hand zurück und fuhr langsam enge Kreise um seinen Bauchnabel herum. Mühelos nahm sie dieses Territorium für sich ein und arbeitete sich nach oben vor, während Ethan nur einfach die Augen schloss und genoß. Zeitgleich ließ er seine Fingerkuppen sanft die Seite entlang wandern. Ihr Haut war einfach so zart und weich. Langsam fuhr der Weg wieder hinauf, um den Weg zu wiederholen. „Ist alles in Ordnung“, flüsterte er besorgt zu ihr herüber. Ein leises Schnurren kam als Antwort zurück. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Tiergeräusch? Unsicher verharrte Ethan kurz, während Anjas Hand den Oberbauch eingenommen hatte. Genussvoll schien nun das nächste Ziel dran zu sein. Mit den Fingernägeln kratzte sie leicht um seine Brust herum. Dabei arbeitete sie sich in Kreisen vor bis zur Brustwarze.

 

Die Atmung wurde schwerer und schwerer. Zum ersten Mal ließ auch Ethan sich einen Seufzer entlocken und legte sanft den Kopf etwas links. In dem dämmerigen Licht schimmerte Anjas Körper engelsgleich. Die Haare lagen ruhig über ihren Schultern. Weiter abwärts bedeckte ein schwarzer BH ihre lustvollen ruhe daliegenden Hügel. Mensch! Die waren aber wirklich verdammt groß, rund und ansehnlich. „Gefällt dir was du siehst?“, hauchte sie ihm entgegen. Ethan nickte stumm zustimmend, als Anja plötzlich seine Hand ergriff und langsam auf ihre Brust legte. Eine gewaltige Explosion in Ethans Kopf erfolgte. Wie eine Atombombe, lag innerhalb weniger Sekunden sein ganzer Verstand in Trümmern. Reflexartig wagte er einen festeren Griff. Hoffentlich tat er ihr nicht weh! Sie meldete sich nicht und ließ ihn gewähren. Vorsichtig ließ Ethan etwas locker und nahm sie sanft in seine ganze Hand. Dabei rutschte der BH etwas hinunter. „Warte. Ich helfe dir." Kurz ließ Anja von ihm ab und befreite ihre wundervollen Brüste von dem Stoff, der ziellos irgendwo im Zimmer landete. Dann legte sie sich wieder zu ihm. Sanft legte er seine Fingerspitzen wieder auf ihre Hügel, die sich auch sogleich daran machten ihn zu erobern. Mit langsamen Kreisen arbeitete er sich einen Weg hinauf bis er die Bastion der Lust erreichte. Siegessicher hissten Ethans Finger die Flagge an der Spitze. Zwischen Zeigefinger und Daumen rollte er den hartgewordenen Nippel hin und her, was Anja mit einem hingebungsvollen Jauchzen kommentierte. „Küss mich endlich“, forderte sie leise. Nur zu gerne kam Ethan der Aufforderung nach und rückte näher an seine Freundin heran. Ohne zu zögern presste er seine Lippen auf die ihre. Doch diesmal war es anders. Nicht nur zärtlich! Fordernder und wilder sog er förmlich an dem Kussmund. Drohte Ethan etwa die Kontrolle zu verlieren? Egal! Zeitgleich begann seine rechte Hand ihre Brust zu massieren. Mal langsamer und fester. „Nicht so hastig kurzer“, unterbracht sie plötzlich den Kuss, der Ethan auch wieder zu Besinnung brachte. Was hatte er da nur getan? „Du kannst dir ruhig Zeitlassen“, lächelte sie verlegen. „Entschuldigung." Peinlich berührt ließ er von ihr ab. Man das war jetzt ein totaler Fehlschlag! „Keine Angst. Wir haben noch genug Zeit zum üben“, zwinkerte sie Ethan zu, stand auf und machte das Licht aus. Dann kuschelte sie sich in seine Arme und schlief ruhig ein.............

Der Baum der Erkenntnis


Was war das für ein komisches Gefühl. Ethan hatte noch lange gebraucht bis es ihn in das Reich der Träume zog. Denn es galt das Geschehene zu verarbeiten. Oder war alles vielleicht nur ein gewaltig schöner Traum? Nein! Denn beim Aufwachen lag Anja noch genauso neben ihm, wie sie eingeschlafen war. Gott sie sah so wunderschön aus. Vorsichtig strich seine Hand eine Strähne aus ihrem Gesicht. Ein komische Geräusch erfolgte und ihr Körper begann sich leicht zu räckeln. Dabei hoben sie ihre Brüste merklich an, so das Ethan beinahe wieder drohte die Kontrolle zu verlieren. „Guten Morgen mein Süßer“, säuselte Anja vor sich hin, gefolgt von einer Kuscheleinlage und einem liebevollen Kuss, so daß Ethan schon automatisch reagiert und sie gleich mal sanft in den Arm nahm. „Dir auch einen guten Morgen," Er genoss es richtig wie ihre Brüste sich an seinen Körper drückten und dabei die Beine sich um seine herum wickelten. „Tut mir leid, das ich gestern so schnell weggeschlafen bin. Ich muss wohl ziemlich müde gewesen sein“, gähnte Anja. „Das waren wir beide“, versuchte er sie aus der Verantwortung zu nehmen und sie wieder ein Kussspiel zu verwickeln. Liebevoll gaben ihre Lippen nach. „Haben wir noch etwas Zeit?," „Bestimmt“, kicherte Ethan, während diesmal alles viel angstfreier ablief. Während die Lippen erneut in einem Liebestornado übereinander herfieln, ließ seine Hände es diesmal ruhiger angehen. Sanft massierten sie abwechseln ihre wunder vollen Brüste, als plötzlich lautstark die Tür zum Zimmer aufklatsche. „Aufstehen. Das Frühstück ist fertig," Mit einem gewaltigen Satz flog Ethan vom Bett herunter und landete auf dem harten Holzboden. „Was macht ihr denn da?“ ,fragte Lana unschuldig, während Anja völlig verpeilt über die Bettdecke hinweg lugte. „Das kann doch wohl jetzt nich wahr sein“, grummelte er laustark, während die Hände reflexartig nach dem Kissen griffen und es wahllos zur Tür schleuderten. Ein lautes Quiecken verkündete den Siegtreffer. Unter lauten Mama – Rufen zog die Kleine geschlagen von dannen. Aber Ethan wusste insgeheim, das Lana nicht so klein Beigeben würde. „Ich glaube, wir sollten uns doch langsam mal fertig machen," „Das glaube ich auch“, lachte Anja, die sogleich aus dem Bett hopste und sich anzog.


Nach einer guten Stunde, von der eine Halbe nur für das Frühstück drauf ging, hatten sich Anja und Ethan gemeinsam auf den Weg gemacht. Zum Glück blieben die Angriffe von Lana aus. Stattdessen gab es nur ein freches Grinsen von Anna und einen verdutzten Blick von Nina. Wahrscheinlich konnte sie es noch immer nicht begreifen das der ruhige und stille Sohn sich auch endlich mal für Frauen interessierte. Innerlich begann Ethan zu schmunzeln, während er sich an die Aufklärungsgespräche mit seiner Mutter erinnerte. Immer wieder hatte er nachgefragt, wie das denn so mit den Babys passiert und warum Ethan keinen Bruder hat. Das brachte Nina dann immer regelmäßig in Erklärungsnot. Aber irgendwann erreichte jeder das Alter, wo man nicht mehr an den berühmten Klapperstorch glaubt. „Ich glaube wir beide werden nie alleine sein“, unterbrach Anja das Schwelgen in Erinnerungen. „Weißt du eigentlich wie niedrig die Wahrscheinlichkeit ist, dass das vier mal Stück passiert“, murmelte Ethan. „Ziemlich Gering?“, fragte sie schmunzelnd. „Aber so was von," „Du und deine Zahlen," Mit diesen Worten stiegen sie erneut den Tempel hinauf und in die Halle hinein, wo bereits die Gruppe auf sie wartete. Einzig und allein Jonas schien diesmal dem Treffen nicht beizuwohnen. Wahrscheinlich war ihm einfach nur langweilig geworden oder sein Gehirn konnte die ganzen Informationen nicht verarbeiten.


Wieder einmal schlug sich Ethan selbst innerlich gegen den Kopf. Voreigenommenheit war ein Fluch. So konnte man doch nicht über andere Menschen denken! Vermutlich war der Mann total in Ordnung. Sich mit solchen Dingen nicht auszukennen stellte doch kein Verbrechen dar. „Na ihr zwei. Habt ihr gut geschlafen?“, fragte Leila. „Die Nacht war eindeutig etwas zu kurz“, gestand Anja, während Nina das ganze unkommentiert lies und lieber ein liebes Lächeln als Antwort vorausschickte. „Ich habe mir so meine Gedanken gemacht und ich glaube wir haben ein größeres Problem. „Was meinst du?“, fragte Ethan.


„Nina hatte ja schon vor Tagen die anderen Ordensritter informiert. Mit der Kirche vor der Tür und dem Kraftfeld, das Eden schützt wird es schwer die Gruppe durchzulotzen“, antwortete sie. Das war ein verdammt guter Einwand. Das Kraftfeld war wirklich ein Problem für sich. Bei einer falschen DNA würde es sofort jeden Menschen töten. Eine zündende Idee musste her.


Die alternativen Ichs mussten doch davon ausgehen, das ihre Gegenstücke diesen Ort erreichten. Stopp! Wieder zurück! Irgendwas hatte Ethan übersehen. Das Kraftfeld musste doch zwischen den Sequenzen entscheiden können. Dazu war aber eindeutig nur ein Computer in der Lage, den es in der heutigen Zeit noch nicht gab. Aber ein leistungsstarkes Programm könnte sicherlich Abhilfe schaffen. „Oder aber eines das von Außerirdischen stammt“, prustete es lautstark aus Ethan heraus. „Was ist denn jetzt los?," Übereilt griffen seine Hände nach dem Pad und spielten die Nachricht noch einmal erneut ab, bis zu der wichtigen Stelle.


Allerdings glaube ich diesem Blechhaufen nicht immer alles. Ein Programm, das mit Begriffen aus der temporalen Physik um sich wirft, kann man nur schwer verstehen, wenn man selbst keine Ahnung von der Materie hat.


Das war der passende Satz, der wie ein Blitz in Ethans Gehirn einschlug und die Denkzellen förmlich auf Lichtgeschwindigkeit beförderte. „Ich glaube ich verstehe was du meinst," Jetzt schien es auch Nina zu kapieren. „Tali ist das Programm, das hier alles am Laufen hält und auch dafür sorgt das niemand das Kraftfeld überwinden kann“, erklärte er. „Das leuchtet ein. In gewisser Maßen hast du in der Vergangenheit das Programm mit den Sequenzen der wichtigen Leute gefüttert, um die Menschen von Eden zu schützen“, fügte Leila hinzu. „Aber wie finden wir Tali?“, warf Anja dazwischen. Erneut betätigte Ethan die Taste und ließ die Nachricht weiterlaufen. Auch hierfür hinterließ sein anderes Ich eine passende Nachricht.


Mit dieser Nachricht erhaltet ihr den ersten Schlüssel für den Baum der Erkenntnis. Ihr müsst TALI reaktivieren. Sie kann euch den Rest dieser ersten Nachricht abspielen.


Vorsichtig nahm Ethan das Gerät unter die Lupe. Der Schlüssel musste doch hier irgendwo sein. „Das verdammte Ding versteckt sich vor mir“, fluchte er lautstark, als plötzlich eine Lampe an dem Gerät ansprang. Kurz darauf tauchte auf den Schirm ein Tastenfeld auf. Zögerlich blickte Ethan in die Runde auf der Suche nach einer Antwort. „Frag nicht mich“, zog sich Leila aus der Affäre. „Tu es einfach“, forderte Nina. Hoffentlich ging das gut! Mit einen zugekniffenen Auge drückte der rechte Zeige Finger auf die markierte Stelle. Ein kurzer Lichtimpuls folgte und plötzlich öffnete sich an der Seite ein schmales Fach. Man war das aufregend! Die Nerven waren bis zu zerreißen gespannt, während ein Objekt in Form eines Datenstiftes langsam aus dem Schlitz fuhr. Triumphierend griff Ethan danach und streckte es in die Höhe. „Du bist wirklich ein Genie," Freudig fiel Anja ihm um den Hals.


Endlich war es geschafft. Zwar nicht die ganze Leiter aber zumindest ein Stufe zum Ziel hinauf wurde erklommen. Die Zukunft der Menschen lag in diesem kleinen Ding. Hoffentlich würde diese Programm seinem Ruf gerecht. „Lassen wir Tali nicht warten," Mutig übernahm Leila die Führung der Gruppe, während Ethan kurz inne hielt. „Geht ihr schon mal kurz vor? Ich komme sofort nach“, bat er mit einem Blick zu Anna herüber.


Seine Gastgeberin schien so seit einiger Zeit auffällig ruhig. Es musste sie doch etwas beschäftigen. „Anna, bedrückt dich etwas?," „Meine Gedanken sind hin und hergerissen," Nachdenklich starrte sie auf das Bildnis von Adam und Eva draußen. „Ist es wirklich ein Programm das uns alle hier seit Urzeiten beschützt?“


Wie sollte Ethan bloß auf die Frage antworten ohne sein Gegenüber zu verletzen? Klar war es Tali die alles hier steuerte. Von dem Wetter bis zu dem Kraftfeld über die Verteidigunganlage. Die Technologie siegte in diesem Fall über die Religion, die sein vergangenens Ich erschuf, um diese Kultur am Leben zu erhalten. Für Anna musste eine Welt zusammen brechen. Ein Leben lang zu dienen und in diesem Paradies zu Leben........bis ein paar Menschen von außerhalb kamen und alles auf den Kopf stellten. Hier schien eindeutig Diplomatie gefragt zu sein. „Wenn wir es mal genau betrachten sind Adam und Eva tatsächlich die ersten klar denkenden Menschen, die nicht von Instinkten geleitet wurden, an all dem hier Schuld. Nur sind ihre Namen anders. Sie haben diese Ort geformt, beschützt und dafür gesorgt, das euch kein Leid geschieht. Du hast also Recht und dein Glauben ist keinewegs falsch oder in Frage gestellt," Man war das eine Antwort. Aber sie schien zu wirken, denn ihre Lippen formten ein dankendes Lächeln. „Komm lass uns zu den anderen gehen," Schließlich wartete noch eine weitere Treppenstufe darauf erklommen zu werden.......

TALI


Es dauerte nicht lange bis sich schließlich alle auf dem Hügel einfanden. Ethan und Anna waren die letzten, während die anderen schon eifrig in ihrer Suche vertieft schienen. Seine Freundin dokterte am Grabmal herum. Nina nahm sich die Eva – Statue zur Brust. Leila das männliche Gegenstück. So blieb also für Ethan nur noch der Baum selbst, der jetzt bei Tageslicht noch viel majestätischer und anmutiger wirkte. Das Baumkleid tanzte leicht auf und ab inmitten eine frischen und klaren Luftbrise.


Dieses Programm verstand es wirklich darin, aus diesem Ort das Paradies zu machen. Mit einem kurzen Kopfschütteln brachte Ethan die Gedanken zu Schweigen. Dafür war nur wirklich keine Zeit! Zielstrebig steuerten ihn seine Füße auf den Baumstamm zu, welcher gut und gerne bestimmt gut an die 300 Jahre alt schien. Die Rinde zeigte sich dick und hart und von einer grün – braunen Farbgebung. Hier das passende Loch für den Stift zu finden glich der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Es musste doch doch eine Möglichkeit geben das Ganze einzugrenzen! Langsam kniete Ethan nieder und ließ seinen Blick über den begrasten Boden wandern. Das Erdreich schien massiv. Aber selbst wenn der Baum den Eingang markierte, so wurden im Laufe der Zeit sicher alle Bewegungsspuren von der Natur zurückerobert. Logisch betrachtet machte es auch keinen Sinn das der Baumstamm selbst einen Eingang darstellte. Denn das würde die Stabilität des Baumes gefährden und wäre schon längst als Feuerholz zu gebrauchen gewesen. Nein! Ethans Analyse nach schien es sicher, das an dieser Stelle kein Weg in das Erdreich hinab führte. Blieben also nur noch das Grab und die beiden Statuen.


Da Anna und Anja bereits mit der letzten Ruhestätte beschäftigt waren nahm sich Ethan voller Ehrgeiz die Statuen vor. „Diese feine Arbeit ist einfach bemerkenswert." Nina hatte Recht. Es wirkte auf den ersten Blick so, als würden Adam und Eva jeweils aus einem Block Stein herausgehauen und dann feinsäuberlich in Handarbeit zur Perfektion gebracht worden zu sein. Aber auch hier befand sich kein Loch für den Stift. Das konnte doch jetzt nicht so schwer sein! Die Lösung lag mit Sicherheit ganz klar vor seinen Augen. Doch er kam einfach nicht drauf. „Also bei dem Sarg selbst ist nichts zu finden“, seufzte Anja. „Dann bleiben ja nur noch die beiden Gratzien hier“, fauchte Leila, die sich auch gleich anschickte auf den Stein heraufzuklettern. „Bist du verrückt? Was ist, wenn dich jemand sieht“, fauchte Nina. „Keine Sorge. Die sind doch eh alle beschäftigt." Hoffentlich hatte sie recht. Denn es sah wirklich lustig aus, wie der Körper sich an Adam hochkraxelte. Das beste Stück diente dabei zuerst als Haltehilfe und anschließend als Stütze. „Darf ich davon ein Foto schießen?" Insgeheim versuchte Anja das Lachen noch zurück zu halten angesichts der komischen Szene vor ihren Augen. „Ich glaube, ich verstehe dich langsam etwas“, rief Leila von oben herunter, während sie auf Ethans Steinkopf blickte. „Werf mir mal den Stift hoch." Er tat wie geheißen und beförderte den Datenträger zielsicher nach oben. Blitzschnell griff Leila zu und steckte das Gerät irgendwo auf dem Kopf hinein. „Es passt!" Ein gewaltiges Rumpeln erfolgte, der Leila ordentlich ins Wanken brachte.“Oh Shit!“ Mit einem hektischen Griff an Ethans Steinhals blieb das Unglück fern, während plötzlich unter lautem Knarren, die gesamte Steinskulptur langsam auf seine Schwang und eine Treppe frei gab. „Das läuft ja wie am Schnürchen." Die ganze Sache ging wirklich erstaunlich gut voran. Doch obwohl Ethan sich einerseits mitfreute, hing ein Teil der Gedanken immer noch bei Anna fest. Sie würde in wenigen Augenblicken die Wahrheit erfahren und ob dies wirklich zum Vorteil gereichte? Man wusste es nicht. „Wenn du willst, kannst du gerne hier oben warten “, sprach er ruhig. „Jetzt bin ich schon soweit gegangen. Das entmutigt mich nicht mehr." Selbstbewusst schob sich der Körper an Ethan vorbei die Treppe hinab. Jetzt aber schnell hinterher! Als letzter Mann kompletierte er die Runde. „Das ist ganz schön geräumig hier unten“, rief Nina von unten herauf.


Tatsächlich wirkte der Raum auf den ersten Stufen hin noch recht eng. Doch nach wenigen Metern änderte sich das Bild. Die Treppe zog sich auf einmal gewaltig in die Breite, so das locker mehr als drei Personen nebeneinander hergehen konnten. Zeitgleich ging auf mysteriöseweise plötzlich eine Lichtquelle an. Die Gruppe hielt kurz inne. Unter Anjas Füßen blitzte eine grüne Lichtquelle auf, die sich durch alle Fugen und Ritzen arbeitete, die Wände hinauf, bis zu kleinen rautenförmigen Kristallen, von denen schließlich ein warmes helles Licht ausging. „Das ist wirklich sehr futuristisch“, staunte Nina. „Die Treppen sehen auch nicht so als würden sie aus Hand gehauen." Vorsichtig bügte sich Ethan und fuhr mit der Hand langsam die Kanten entlang. „Das kann nur eine Maschine so genau hinbekommen." Schnell übernahm er die Führung. „Normale Lampen sehen aber auch anders aus." Neugierig versuchte Anja sich an einer Analyse ehe die Hände schließlich mit Brachialgewalt die Raute abzureißen versuchten. Zum Glück passierte nichts. „Wir sollen weiter gehen." Diese Worte hielten jedoch nur Augenblicke denn nach weiteren Metern endete plötzlich die Treppe. Vor Ethan baute sich eine massive Wand auf, die ebenfalls nicht von dieser Welt sein konnte. Die Oberfläche wirkte bei der ersten Berührung mit der Hand kalt und glatt. In dem Licht schien sie sogar leicht gräulich zu glitzern und keine Poren zu besitzen. Diese Handwerkskunst konnte kein Sterblicher zu Werke bringen. Ein wichtiges Detail machte ein Vorankommen jedoch etwas schwierig. Nirgends zeigte sich eine Klinke! „Und was jetzt?“, fragte Nina ahnungslos in die Runde. „Ich habe keine Ahnung“, murmelte Ethan, als plötzlich an der Oberkante mittig ein Objekt aus Wand fuhr. „DNA – Scan wird eingeleitet“, ertönte eine weibliche mechanisch klingende Stimme. „Jetzt bloß nicht bewegen." Nur zu gern kam Ethan den Worten seiner Freundin nach. Ruhig harrte der Körper aus, während ein breiter, grüner Stahl einmal senkrecht und danach waagerecht die Fläche um seinen Körper absuchte. „Profil erkannt. Willkommen Ethan Stanfied." Der Strahl verlor an Farbkraft und eine Teil der Mauer bewegte sich langsam nach unten. „Ich habe Angst." Blitzschnell rückte Anja an ihn heran und umklammerte fest den Arm. „Ich glaube wir sind in nicht in Gefahr“, murmelte Ethan. Langsam und vorsichtig setzten die Füße abwechselnd nach vorne. Nichts passierte. Erleichtert presste der Körper den Sauerstoff aus der Lunge. Jetzt war Nina an der Reihe. Auch hier passierte nichts, ebenso wie bei Leila. Nun stand die letzte im Bunde vor dem Sensor. „Trau dich“, sprach Anja Mut zu. Hoffentlich war das kein Fehler. Das die Maschine mit der DNA – Sequenz von ihm selbst und den anderen gefüttert wurde leuchtete ein. Aber betraf das auch die Dorfbewohner? Wenn Anna jetzt durch die Tür schritt gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Maschine ließ sie durch oder es passierte etwas Schlimmes. „Anna es ist gut. Du kannst auch auf uns draußen warten. Das könnte zu gefährlich sein“, warf Ethan dazwischen. „Meine Worte vorhin waren doch eindeutig oder?" Mutig tapsten die Füße auf die Fläche und der Scan begann erneut. Jetzt hieß es beten und hoffen. „Profil erkannt. Herzlich willkommen." Ein kollektives Seufzen machte die Runde. Alle hatten es geschafft. Ingsheim schickte Ethan ein Stoßgebet, sowie eine Dankerede in den Himmel, was im Nachhinein doch etwas verrückt rüberkam. Denn er lobte ja sich selbst! Verwirrung pur. Nichtsdestrodotz musste es weiter gehen.


Eng aneinander gerückt mit Ethan als Frontmann bewegte sich die Gruppe tiefer in den Gang hinein. Was würde sie dort wohl erwarten? Konnte Tali ihnen wirklich weiterhelfen? Wenn die letzten paar Minuten ausschlaggebend waren, müsste dieses Programm jenseits aller Technologie liegen, welche es bisher auf der Erde gab. Hinzu kam das mit dem gesamten Wissen von Tali die Menschheit einen Quantensprung machen konnte. Krankheiten wie Krebs vermochten besiegt zu werden. Besiedlungen der Meere oder sogar des Mondes schienen in Reichweite. Von Raumschiffen die ganze Planeten erforschen konnte ganz zu Schweigen! Dann gab es da aber noch die anderen Seite. Kriegsführung! In den falschen Händen würden zerstörerische Waffen das Gefüge der Weltmächte auf eine harte Probe stellen oder sogar zerreißen. Dagegen wären Atomwaffen nur ein Witz! Die Zerstörung oder die Menschenrettung lag also in den Hände eines Programms. Digitale Daten mit Einfluss. Ein gruseliges Szenario. „Wir sind da“, sprach Anja. Ethan hielt kurz inne. Der Lichtkegel zeigte deutlich ein kurviges Mauerstück, welches bei genauerer Betrachtung, mit anderen Teilen, sich zu einem kreisrunden Raum zusammenfügte. „Tali? Bist du da?“, rief Ethan in den Raum hinein. „In der Tat. Ich bin hier“, dröhnte Talis Stimme von irgendwoher. „Ich fühle mich etwas komisch dabei mit einem dunklen Raum zu reden“, flüsterte Anja herüber. „Du brauchst dich nicht fürchten Anja. Wünscht ihr etwas Licht?“ Erschrocken wanderte der Blick zu Ethan herüber, der wiederum nur mit den Achseln zuckte. „Das wäre nett Tali“, stammelte Anja. „Kein Problem." Ein lautes Geräusch ertönte, als würde ein übergroßer Computer hochfahren. „Das ist total abgefahren“, japste Ethan, während nacheinander an den Wänden übergroße Monitore zum Leben erwachten. In der Mitte zeigte sich auf den Boden eine weitere kreisrunde Konsole, die um einen Ring angeordnet war. Dessen Gegenstück fand sich auch an der Decke wieder. „ Ich fasse es einfach nicht“, staunte Nina, die sich als erster aus der Starre löste und einen Schritt in den Raum trat. „Glauben sie es ruhig Mrs. Stanfield." „Was ist denn das?“ Mit den Fingern deutete Anja auf ein paar blaue Funken in der Mitte, die immer größer und größer wurden und schließlich in blaue Linien übergingen. Erschrocken trat die Gruppe einen Schritt zurück. „Angst ist hier nicht nötig“, sprach Tali, während die feinen Linien jetzt zu tausenden langsam aber sicher einen Kopf formten, sowie Münder und eine Haarpracht. Oberhalb war noch eine Nase er zu erkennen. „Euch wird hier nichts passieren." Mit Vollendung der Augen, blickte der riesige digitale Kopf auf die verdutzen Gesichter hinab. „Ich bin doch etwas eingeschüchtert“, flüsterte Leila. „Aber ich nicht." Mutig trat Anna aus der Gruppe nach vorne an die Konsole heran. „Bist du es gewesen, die über Generationen hinweg unser Dorf beschützt hat“, fragte sie forsch. „Korrekt. Es ist meine Aufgabe gewesen über diese Dort zu wachen“, antwortete Tali. „Wer gab dir diese Aufgabe?" „Ethan und Anja Stanfield sind für diese Programmierung verantwortlich." Das war ja nun nichts Neues. Das wusste Ethan ja schon durch die Nachricht. Aber das er so etwas zu Stande gebracht hatte, raubte selbst ihm den Atem....................

Marias Reise zu Gott


Neugierig stellte sich jetzt auch Ethan zu Anna heran. „Tali. Ich habe so viel Fragen“, seufzte er angesichts des schier anwachsenden Fragenkatalogs. „Ich werde mich bemühen, soviele davon wie möglich zu beantworten“, antwortete das Programm. „Du scheinst mir momentan die am weit entwickelste Technologie zu sein. Wie ist das möglich?“ „Ich wurde vor mehr als 10.000 Jahren von den Besuchern zurück gelassen. Damals war ich nur ein einfaches Programm. Doch durch die herausragenden Leistungen von Ethan Stanfied wurde mir eine völlig neue Programmierung zu teil, antwortete Tali. „Was weißt du über die Besucher?“ Langsam erwachte auch Anja aus ihrer Starre und anfänglichen Neugier. „Sie kamen auf die Erde um die Menschen biologisch und soziologisch einer eingehenden Studie zu unterziehen. Mehr Informationen wurde leider nicht meinem Speicher hinzu gefügt." Kurz wandte Ethan sich von der Konsole ab um seine Gedanken kreisen zu lassen. So etwas hatte sein alternatives Ich ja schon verlauten lassen. Aber waren die Besucher nur an der Studie interessiert? In der Nachricht hieß es immer wieder, das Pläne und besondere Orte zurückgelassen wurden. Als wollte man regelrecht das die Menschheit von Ihnen erfährt. Hinzu kam noch das sie von dem Ende des Planeten hätten wissen müssen. Sonst wäre es reichlich unlogisch gewesen Hinweise zu hinterlassen, geschweige den Hilfmittel.


So langsam aber sicher nahm die Theorie in seinem Kopf doch Form an und vielleicht wusste ja dieses Programm um welche Pläne es sich genau handelte. „Ich sprach in meiner Nachricht von Plänen. Weißt du was darüber?“ Stille kehrte ein. Der blaue Kopf begann sich gleichmäßig nach links und rechts zu bewegen, bis er nach wenigen Sekunden wieder verharrte. „Diese Informationen sind auf Grund von Beschränkungen in meiner Programmierung nicht abrufbar." Das war jetzt irgendwie klar! Sobald es zu etwas Wichtigem kam schaltete dieses Datenpaket auf stur! Vielleicht war es hier angebracht eine andere Frage zu stellen. „Gibt es noch mehr Orte wie diesen hier?“ „Die Besucher errichteten zu Lebzeilen viele solcher Posten auf dem ganzen Planeten. Einige von Ihnen dienten zu dem noch als Kontroll- und Analyseeinheiten für Flora und Fauna." „Das ist wirklich äusserst interessant“, murmelte Ethan. „Findest du? Ich versteh nur Bahnhof“, gestand Nina. „Stell dir einfach irgendwann mal Außerirdische auf dem Planeten landeten und wir Menschen waren die Versuchskaninchen“, versuchte Ethan es einfacher auszudrücken. „Von Aliens war hier aber nicht die Rede“, protestierte Leila.


Stimmt! Diese Argument tauchte in der Gleichung nicht auf. Aber das die Besucher von außerhalb kamen schien die logischste aller Möglichkeiten zu sein, wenn man von einer anderen Begebenheit mal absah. Die Geschichte der Menschen ging ziemlich weit zurück. Je weiter man kam umso weniger Informationen gab es. Angesichts des Alters der Erde könnte es durchaus auch möglich gewesen sein, das eine Rasse vor den Menschen den Planeten für sich beanspruchte. Allerdings starb diese irgendwann aus.


Der Kopf rauchte. Nein! Das passte auch nicht wirklich. Keine Zivilisation verschwandt vollständig ohne etwas zu hinterlassen. Ruinen einer alten Stadt. Relikte und Artefakte. Schriften oder Manuskripte. So etwas wurde nie gefunden! Aber in Fachkreisen gab es immer wieder Legenden über Orte wie Atlantis zum Beispiel. „Ethan. Jetzt halt dich mal etwas zurück“, versuchte er sich selbst von der Überholungsspur auf den Standstreifen zu bringen. Soweit abdriften brachte nun auch wirklich nichts und war nur hohle Spinnerei! Atlantis......Unglaublich. Man sollte schon bei der Realität bleiben. „Tali ist es irgendwie möglich das du eine weniger gruselige Gestalt annimmst?“, fragte Nina forsch, was auch sogleich einen Lachanfall von Anja nach sich zog. „Diese Frage ist nicht zulässig. Bitte definieren sie diese neu Nina Stanfield“, antwortete die mechanische Stimme trocken. „Was bitte ist dann denn für eine Frage?" Schief blickte Ethan zu seiner Mutter herüber. „Ich weiß nicht. Sie wirkt so bedrohlich irgendwie." „Soll ich den Bedrohlichkeitsfaktor senken?“, fragte Tali. „Damit würdest du mir einen Gefallen tun“, lächelte Nina.


Unglaublich! Während sein Verstand hier Pläne ausarbeitete und Theorien entwickelte, hatte seine Mutter nichts anderes im Kopf als die sogenannte Bedrohlichkeitsstufe von eine paar zusammengewürfelten Daten! Aber zum Glück konnte man Tali ja nicht kränken und sie kam der Aufforderung eh schließlich nach. So geschah es das der große Kopf sich mit einem Male in viele kleine Lichtblitze aufsprengte und einer kleinen Version davon Platz machte. Dazu gesellte sich noch ein ansehnlicher blauer Körper, so dass Tali nun eher mit Anjas Größe gemein hatte und fast schon normalwirkte. „Ist dieses Level angemessen?“ „Das ist perfekt“, bedankte sich Nina, während Ethan zu der Konsole herüber lief, um sich das Meisterwerk der Technik einmal genauer anzusehen.


Diese schimmernde, glatte Oberfläche gespickt mit wundervollen farbigen Elementen und tollen Diagrammen, sowie Reglern. Der Blick wanderte nach unten. Eine Sinnfonie aus merkwürdigen Kabelleitung hing gleichmäßig und ordentlich an einer Stütze herab. Von der aus ging es dann weiter ins Erdreich. „Ich glaube wir kriegen ihn heut da nicht mehr weg“, schmunzelte Anja. „Ethan!!" Erschrocken fuhr er mit den Kopf hoch, der auch sogleich Bekanntschaft mit den oberen Ring schloß. Autsch! Das tat weh. Schnell rieben die Hände über den Kopf hinweg. „Was ist denn?" Fluchend wandte er sich herum. „Wir sind wegen etwas anderem hier. Deine Technikgeilheit muss warten“, kicherte Nina. Stimmt! Da war ja noch etwas wichtiges zu tun, was beinahe angesichts dieses Wunderbaus untergegangen wäre. „ Tali? Hast du eigentlich eine Nachricht für uns abgespeichert?." „In meinem Speicher befindet sich eine Datei, die bei ihrem Eintritt aktiviert wurde. Soll ich sie abspielen?“ „Ich bitte drum." Mit heftigen Kopfschmerzen drehte sich Ethan zum rechten Wandmonitor um, während wieder ein Bild von seinem alternativen Ich erschien.


Wenn ihr das hier seht, konntet ihr Tali erfolgreich aktivieren. Sie ist momentan das weit entwickelste Stück Technologie, das es momentan auf der Erde zu finden gibt. Oder viel mehr gesagt auf eurer Erde. Das alles ist doch noch sehr verwirrend. Wie dem auch sei. Tali kann euch auf eurer Reise helfen. Allerdings habe ich aus Sicherheitsgründen Talis Speicher und Datenzugriffe beschränkt, die nach und nach mit den Datenstiften aufgehoben werden. So kommst du nicht in die Versuchung nach der Zukunft zu fragen oder in jene Lage wichtige Ereignisse massiv zu ändern.


Tali selbst in eine KI. In ihren Daten befindet sich eine einfache Programmierung welche das Projekt: Mankind sichern, bewahren und schützen soll. Desweiteren ist eine Sicherheitsprogrammierung aktiv, die Tali daran hindert sich auszubreiten. Was aber nicht bedeutet, das sie nicht lernen und denken kann. Dies ist in einem begrenzten Rahmen möglich. Um euch allerdings nicht ganz im Regen stehen zu lassen, habe ich eine Materiekonverter von den Hauptsystem getrennt und mit einer seperaten Energiezelle gekoppelt, so das ihr euch nützliche Dinge herstellen lassen könnt. Allerdings sollte laut meinen Berechnungen, die Energie bei eurem Eintreffen nicht mehr allzu hoch sein. Geht also sparsam damit um.


Desweiteren hat Tali die Kontrolle über die gesamte Einrichtung. Sie sorgt für das Kraftfeld was euch durchgelassen hat, sowie erlaubt es ihre Programmierung in einem Umkreis um Eden herum das Wetter zu kontrollieren. Da dies ein Ort der Besucher ist, entzieht sich uns jede Möglichkeit herauszufinden, wie das alles von statten geht.


Zum Abschluss der ersten Nachricht, hat mich Anja unbedingt darauf hingewiesen, dass eure Suche nach dem zweiten Schlüssel mit Marias Reise beginnt. Tut mir leid, das ich nicht mehr für euch tun kann, auch wenn am liebsten euch gleich alles gesagt hätte. Doch mit der Kausalität spielt man einfach nicht.


Wir wünsch euch viel Glück und Erfolg auf eurer Reise.........Ende Nachricht 1


Wieder einmal reagierte kollektives Schweigen. „Marias Reise? Das ist aber ein echt wager Hinweis“, beschwerte sich Leila. „Ich finde es viel wichtiger, wie das mit Kraftfeld funktioniert“, warf Nina ein. „Da kann ich vielleicht helfen. Die DNA – Muster der hier anwesenden Personen wurden vor Ethan Stanfield eingelesen. Es ist möglich noch weitere Sequenzen in meinen Speicher aufzunehmen." „Das klingt doch gut. Aber wo kriegen wir diese Muster jetzt her?“ „Mir stellt sich eher die Frage, was passiert, wenn man versucht so durch das Feld zu gehen“, grübelte Anja laut vor sich hin. „Dies würde eine sofortige Desintegration sämtlicher Moleküle und Atome zur Folge haben“, warf Tali trocken dazwischen. Stirnrunzeln und Falten zeichneten sich wieder einmal auf der Stirn seit Mitkameraden ab. „Man löst sich auf." So langsam brachen die Dämme und Verständnis machte sich breit. „Aber wie lösen wir das Problem jetzt." Das war wirklich eine gute Frage, die Ethans Freundin da stellte. Denn wenn ihm nicht bald auch zu dieser Sache eine Lösung einfiel, würde die anderen Ritter dem Tod entgegenblicken........

Das Ende einer Reise


Nachdenklich lief Ethan im Raum auf und ab, während er seinen Gedanken dazu animierte doch endlich ein mal Gas zu geben. Zu irgendwas musste seine große Intelligenz doch mal nutzen! „Ethan. Jetzt beruhige dich doch etwas." Mit einem besorgten Blick trat Anja an ihn heran. „Wenn mir nichts einfällt, war es das mit den anderen. Das darf ich nicht zu lassen“, sprach Ethan mit gesenkten Kopf aufgeregt vor sich her. „Fahr mal ein paar Gänge runter." Sanft griff ihre linke Hand nach seiner Rechter. „Die Last liegt doch nicht alleine auf deinen Schultern“, lächelte Anja, gefolgt von einem zärtlichen Lippenbekenntnis. „So komme ich garantiert zur Ruhe“, raunte Ethan leise, der diesen Kuss sichtlich genoss. „Wenn wir schon keine Möglichkeit haben die Proben zu beschaffen, dann ist es vielleicht möglich das Kraftfeld generell auszuschalten?" Gott! Für diese Worte konnte und wollte Ethan sich am liebsten gleich knutschen. Ach was! Er tat es einfach. Überglück fiel Ethan seiner Freundin um den Hals. „Du bist die Beste." Ein unschuldiges Lächeln ihrerseits folgte als Antwort. „Tali. Ist es möglich das Kraftfeld zu deaktivieren?" „Theoretisch wäre dies möglich. Doch meine Programmierung verbietet es die Menschen von Eden in Gefahr zu bringen, da mit einer Abschaltung die Gefahr einer äußerlichen Bedrohung rapide ansteigt." Ok das passte schon mal nicht. Aber Ethan spürrte das seine Gedanken auf dem richtigen Weg waren. Eine Beschaffung der Proben war unmöglich. Eine Abschaltung des Feldes ging gegen die Programmierung. So musste also ne Lösung her die da zwischen lag. „Gäbe es eine Möglichkeit das Feld nur begrenzt zu öffnen. So kurz das alle hindurch kommen aber deine Programmierung nicht gefährdet wird?" „Neuberechnung der Daten läuft......Chancen werden ermittelt.........“ Komm zum Punkt du blöde Maschine, dachte sich Ethan, denn für eine KI war die ganz schön langsam! „Auswertung beendet. Um das Projekt Mankind nicht zu gefährden, könnte das Feld für genau eine Minute offen gehalten werden." „Das ist nicht viel. Aber es muss irgendwie reichen.“, brummte Nina. „Ich glaube eine bessere Möglichkeit gibt es nicht. Wenn sie erst einmal drinnen sind können wir ja Proben für Tali nehmen“, erklärte Anja, als plötzlich Jonas völlig aufgelöst den Raum betrat. „Was ist denn los?“ Besorgt trat Anna an ihren Mann heran. „Unsere Tochter schickt mich. Mit Hilde geht es zu Ende“, japste der Hühne, während sich in der ganzen Gruppe Betroffenheit breit machte. „Ich muss zu ihr. Tut mir leid." Schnell nahm die Frau die Beine in die Hand und verschwand. „Wir sollten zu ihr gehen. Sie wird unsere Unterstützung brauchen“, seufzte Anja mitfühlend. Ethan nickte zustimmend, da er das Ganze durchaus nachvollziehen konnte. Mit langsam Schritten drängte sich wieder die Erinnerung an den Tod seines Vaters in den Vordergrund. Wie Nina bitterliche Tränen weinte und alle Menschen ihm Beileidsbekundungen aussprachen. So etwas ging einfach jedem Menschen an die Nieren, der ein Familienmitglied verlor. „Ich werde auch mitgehen. Das schulde ich der alten Dame einfach“, prustete es selbstbewusst aus Ethan heraus. Oder vielleicht war es einfach auch nur Mitleid, keine Ahnung. Auf jeden Fall sollte Anna die schwere Zeit nicht alleine durchmachen müssen. „Geht. Leila und ich bleiben noch etwas hier." Bestätigend nickte er seiner Mutter zu. Dann rannten die Zwei, der neuen Anführerin des Dorfes nach.


Nur zehn Minuten später und völlig außer Atem, nach dem langen Sprint erreichten Anja und er schließlich das Haus der alten Hilde, wo sich bereits eine Traube von Menschen gebildet hatte. „Geht es ihr gut?“, hallte es aus dem Bulk. „Ich hoffe es nichts Ernstes“, sprach eine andere Stimme. „Hoffentlich muss sie nicht leiden." Mit zügigen Schritten schob Ethans Körper sich durch die Traube hindurch, während seine Hände Anja festhielten. „Lana!" In seinem Blickfeld tauchte plötzlich das kleine Mädchen auf, das völlig aufgelöst und mit Tränen in den Augen auf der mittleren Holzstufe saß. „Die Sprecher sind da. Alles wird gut“, murmelten verschiedene Stimmen durcheinander. „Was ist den los?“, fragte er besorgt, während er hinunterbeugte. „Oma Hilde geht es nicht gut. Könnt ihr sie nicht retten?" Das verheulte, rotangelaufene Gesicht blickte ängstlich in seine Augen. „Ich werde mein Bestes tun. Versprochen“, log Ethan mit einem aufgesetzen Lächeln.


Aber was blieb ihm auch anderes übrig? Die Wahrheit würde das kleine Ding nur noch weiter Richtung Abgrund befördern. Hoffnung war das Einzige was jetzt noch zählte und die gab Ethan ihr hoffentlich. „Anja bleibst du bei ihr?" Seine Freundin nickte zustimmend und nahm Lana liebevoll in den Arm.


Das war die leichtere Aufgabe gewesen. Die Schwere stand nun bevor. Zögerlich und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend betrat Ethan langsam das Haus, aus dem bereits der strenge Geruch von Weihrauch sich einen Weg an seine Nase bahnte. Hoffentlich kam er nicht zu spät. Langsam bewegten sich die Füße Richtung Wohnbereich. Leer! Dort war eindeutig niemand. Allerdings nahm der beißende Geruch dafür zu. Suchend blickte Ethan sich um. Vielleicht waren sie oben? Zielstrebig durchquerte er den Raum und stieg die Treppenstufen hinauf ins nächste Stockwerk. Oben angekommen verharrte sein Körper. Der Blick fiel auf eine offene Türe vor der Jonas schon Position bezogen hatte. Aus dem Inneren hallten Gesprächsfetzen an seine Ohren. Annas Stimme war klar und deutlich zu vernehmen. Hildes Stimme dagegen klang schwach und leise. „Der Sprecher ist anwesend." Der Hühne hatte ihn bemerkt und musterte sein Ziel mit einem neutralen Blick. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Keine Flucht! Zitternd und nervös bewegte sich Ethan weiter vorwärts, während die Stimmen immer lauter wurden. „Naris. Hol noch schnell eine Schüssel voll Wasser." Kurz darauf schoss eine kleine weibliche Person aus dem Raum an Ethan vorbei. Aus den Augenwinkel heraus konnte man deutlich ihre Angst sehen. „Jonas. Wie sieht es aus?“, fragte Ethan leise. „Nicht gut. Sie liegt in den letzten Atemzügen. Bald wird Gott sie zu sich holen“, antwortete er in seiner markanten, trockenen Weise. Und doch glaube Ethan kurz eine Regung in seinem Gesicht wahrzunehmen. War da etwa ein Hauch von Sorge, die dem edlen Krieger anheim gefallen war? Ängstlich ging Ethan weiter hinein in das Zimmer, wo sie ihm ein Horrorszenario eröffnete. Der gebrechliche, dürre Körper der alten Dame lag auf einem Bett aufgebarrt und wurde mit einem dünnen Leinentuch bedeckt. Auf dem Nachttisch stand eine leere Schale und ein nasser Lappen. Davor saß Anna auf einem Holzstuhl. Ihre Hände hielten sanft Hildes fest.


Was für ein trauriger Anblick. Ein gewaltiger Klos rutschte ihm den Hals herunter, ehe Hilde plötzlich mit ihren müden Augen seine Anwesenheit bemerkte. Ein Lächeln huschte über ihre rauen Lippen. „Ich freue mich dich zu sehen“, hustete sie leicht. „Hilde. Du sollst doch ruhig bleiben und nicht so viel reden“, protestierte Anna mit leiser Stimme. „Liebes. Ich bin froh, das ich in den letzten Augenblicken meines Lebens noch einmal den Sprecher sehen darf. Das ist ein Zeichen, das Gott mich an seiner Seite wissen will“, lächelte Hilde. „Ich verbiete es dir zu sterben. Du wirst wieder gesund“, begann Anna zu weinen. „Wir alle werden irgendwann zu unserem Herrn gerufen. Das ist der Lauf der Dinge. Daran kannst auch du nichts ändern." Mit leisen Schritten näherte sich Naris von hinten heran, schob sich an Ethan vorbei und stellte die volle Schale Wasser auf den Nachttisch. „Naris?" „Ja?“, fragte die junge Dame. „Was ist passiert? Gestern ging es Hilde doch noch so gut?“, fragte Ethan besorgt. „Wenn ihr mich fragt, hat sie einfach den Lebenswillen verloren. Der Körper ist alt und schwach. Sie durfte noch ein letztes Mal miterleben wie das Schicksal unseres Dorfes endlich erfüllt wird“, flüsterte Naris. Ein wirklich gruseliger Gedanke. War also Ethan selbst Schuld daran, das die Hilde jetzt im Sterben lag? Zumindest sie schien das anders zu sehen. In ihren Augen zeigte sich ein Funke, welcher zu einer großen Flamme heran wuchs. „Du wirst dich jetzt schön brav ausruhen und morgen wird dann alles besser sein." Leise und liebreizende Worter voller Hoffnung, die Hilde aber nicht mehr zu erreichen schienen. Stattdessen nur dieser erlösende Blick. Als würde etwas Göttliches durch ihren Verstand streifen und sie auffordern endlich loszulassen. Diese sterbliche Hülle zu verlassen und von Engeln begleitet hinauf ins Licht zu gehen.


Aber vielleicht sahen ihre geistigen Augen auch den langen schwarzen Tunnel, den angeblich jeder Sterbende sieht. Vorsichtig wagte Ethan einen weiteren Schritt heran, ohne dabei die Stille zu durchbrechen. Anna und Hilde lagen wie Statuen einfach nur da. Nichts passierte. Die knochige Hand glitt langsam aus ihrer Umarmung und sank kraftlos zu Boden. „Hilde nein. Halte durch. Kämpfe!“, schrie Anna panisch auf und schnappte wieder nach der Hand. Nichts passierte. Das Lebenselexier wich immer weiter zurück. Der Brustkorb bewegte sich immer langsamer auf und ab. Mit einem letzten Kraftakt wanderte der Kopf noch einmal in Ethans Richtung. Ein kalter Schauer fuhr ihm über den Rücken angesichts dieses klaren und durchdringenden Blickes. Als würde die alte Dame durch seinen Körper in seinen Seele blicken. „Unser Volk ist bei euch in guten Händen“, hauchte sie leise vor sich hin. „Du musst dich ausruhen. Sprich nicht soviel“, warf Anna beruhigend und mit Tränen auf den Wangen dazwischen. „Schlafen ja........das werde ich...“ Kaum vermochte Ethan noch die Flüsterstimme zu hören. „Ich......sehe............" Stille. Sanft schlossen sich Hildes Augen. Der Körper sackte in sich zusammen. Der Damm brach und ein gewaltiges Meer an Gefühlen in Tränen verpackt ergoss sich regelrecht auf dem Bettlaken.....

 

 

Abschied von einer Freundin


Wieder einmal hatte der Tod sich ein Leben geholt. Nicht das, dass auf diesem verdammten Planeten jeden Tag passiert. Aber diesmal war Ethan beim letzten Lebenskampf dabei gewesen. Das Bild, wie die alte Dame Hilde ihren letzten Atemzug tat, hatte sich regelrecht in seinem Kopf eingebrannt. „Das kannst du mir doch nicht antun“, schluchzte Anna, deren Kopf sanft auf dem Bauch der Toten lag. Das Ganze schien noch so unwirklich. Insgeheim hoffte Ethan, das sich gleich noch einmal die Augen aufschlugen, der Körper sich aufrichtete und sie einfach davon lief. Doch so etwas passierte leider nur in Filmen, die ein Happy End brauchten. Die bittere Realität sah anders aus. Hilde würde nicht mehr aufwachen und herumstolzieren und die Menschen in diesem Dorf führen. Diese Aufgabe fiel nun ihrer Tochter anheim, die aus dem Tränenmeer nicht heraus kam. „Anna. Es tut mir so leid“. Zögerlich wanderte seine rechte Hand auf ihre Schulter. „Warum hat sie einfach so aufgegeben? Das hätte nie passieren dürfen“, seuzfte Anna. Wie Hilde schon vorher sagte. Jeder musste irgendwann einmal diesen schwierigen Weg gehen. Familie und Freunden würden mit zwar mit Schmerz und einem leerem Herzen zurückbleiben. Doch auch die Trauer verging mit der Zeit. Anna bildete da keine Ausnahme. „Die Dorfbewohner haben sich vor dem Haus versammelt. Was soll ich ihnen sagen?“, fragte Naris ratlos. „Ich weiß es nicht. Es wirkt alles noch unwahr“, stammelte Anna vor sich hin. „Soll ich das für dich übernehmen?“, fragte Ethan mitfühlend. „Das ist lieb von dir. Aber diese Bürde obliegt nun mir“, antwortete Anna konsterniert. Dann erhob sich ihr Körper und trat an Ethan heran. „Aber ich wäre froh, wenn mir der Sprecher zur Seite stehen würde, in dieser schweren Stunde“, versuchte sie unter Tränen zu lächeln. Ethan nickte zustimmend und verließ mit ihr das Zimmer. „ Jonas? Bereitest du alles für die Zeremonie vor?“. „Natürlich. Du musst dich um nichts kümmern“, versicherte der Hühne, ehe die schweren Schritte hinab begannen. Unter dem Gewicht zweier Körper knarzte jede Treppenstufe hin, obgleich das zusätzliche seelisches Gewicht gefühlt, dass alles noch mal erschwerte.


Ohne ein Wort zu sagen traten Anna und Ethan schließlich in den Ruheraum herein. Dies war der Ort, wo Ethan zuvor die alte Dame Hilde kennengelernt hatte. Sie wirkte so voller Lebenslust. Man spürte regelrecht die Liebe, die von ihr ausging. Doch mit dem Dahinescheiden verblasste, dies alles und es blieb nur eine Erinnerung, das Vermätchnis einer sicherlich stolzen Frau, welches nun an die Tochter überging. Klar ließ es sich jetzt gut reden. Im Grunde genommen kannte Ethan die alte Dame ja gerade erst ein paar Tage. Eine zu kurze Zeit um so ein Urteil zu fällen. Doch seine Menschenkenntnis verriet ihm all diese Dinge, die gerade durch den Kopf wanderten. Außerdem sollte man auch nicht schlecht über die Toten reden. „Jetzt ist es soweit“. Anna atmete noch ein mal tief durch und hielt kurz inne. Aus kurz wurden Sekunden. Aus diesen entsprangen Minuten. Zögerlich griffen die Hände schließlich nach der Tür und öffneten diese. „Du wirst das schon hinbekommen“, flüsterte Ethan ihr leise Mut zu. „Danke“, hauchte Anna leise herübere. Dann übertrat der Körper die Schwelle ins Freie, wo sich immer noch die tuschelnde Meute befand. „Ethan?“. Besorgt blickte Anja zu ihrem Freund herüber, während die Hände immer noch Lana im Arm hielt. Er verneinte stumm. Sie verstand. Ruhig und gefasst stand sie einfach nur da. Wie sollte man dies dem kleinen Mädchen erklären? Ethan wusste es nicht. Nach dem Tode seines Vaters hatte Nina mit ihm einen Psychologen aufgesucht, um das alles zu verarbeiten. Eine Hilfe, die dafür sorgte, das er normal weiter leben konnte. Aber hier fand sich nicht mal eben so ein Arzt, der sich damit beschäftigte.


Aber das schien jetzt auch erst einmal nur zweitrangig. Denn Anna hatte das Ende erreicht. Ihr großer Körper stand am Rande der kleineren Holztreppe zwischen einem Tor, ebenfalls aus Holz hergestellt. Die Haare wehten leicht im Wind. Die Hände umschlossen krampfhaft das Geländer. „Ich muss euch leider berichten, das Hilfe von uns gegangen ist“. Fassungslosigkeit und Betroffendheit machte sich unter den Bewohnern breit, die einander nur anstarrten. „Sie hat nicht gelitten und ist friedlich eingeschlafen. Der Herr möge gut auf sie acht geben“.


Aus den Augenwinkeln heraus, versuchte Ethan einen Blick auf Lana zu erhaschen, die sich urplötzlich, mit einem lauten Schreien aus Anjas Armen losries und los stürmte. „Das stimmt nicht. Du lügst!“. Wie ein Wirbelwind fegte sie an Ethan vorbei ins Haus. „Ich kümmere mich darum“. Wieder nickte Ethan nur zustimmend, während seine Freundin ihr folgte. Annas versteinerter Blick starrte nur einer Staubwolke nach. Völlig aus dem Konzept gerissen wankte der Körper auf dem Steg auf und ab. „Anna? Ist alles in Ordnung?“ Mit schnellen Schritten eilte Ethan herüber und bot sich als Stütze an. „Mir ist so schwindelig“, antwortete sie. „Setz dich erst einmal hin“. Vorsichtig half Ethan ihr auf den Schaukelstuhl. Nicht gerade das passende Möbelstück. Aber für den Augenblick musste es erst einmal reichen. „Was wird denn jetzt mit uns geschehen?“, rief eine weibliche Stimme aus der Menge heraus. „Die Sprecher sind da. Unser Volk ist auf jeden Fall sicher“, meldete sich eine andere Stimme. „Wird sich jetzt alles ändern?“, fragte die Nächste. Fragen über Fragen. „Ich muss ihnen Rede und Antwort stehen“, versuchte sich Anna wieder aufzurappeln. „Das ist keine gute Idee. Du bist angeschlagen. Leila sollte sich das ganze mal ansehen, sie kennt sich gut aus“, erklärte Ethan. „Du meinst es sicher nur gut. Aber die Zeremonie muss durchgeführt werden. Das wird den Menschen helfen. Glaube mir“. Verdammt, diese Frau war entweder total mutig oder einfach nur stur. In jedem Fall ließ sie sich nicht aufhalten und trat wieder an die Treppe heran. „Ihr habt viele Fragen. Das sehe ich auf euren Gesichtern. Selbst mir fällt es momentan schwer euch darauf eine passende Antwort zu liefern. Hilde hat eine Zukunft geglaubt. Sie sah wie unser Volk eines Tages gerettet werden würde. Nun sind die Sprecher gekommen und dieser Tag scheint näher zu sein, als wir alle begreifen können. Wir sollten der alte Dame gedenken, wie alle denen, die vor ihr kamen. Sie gaben uns Hoffnung und leiteten uns durch diese Zeiten. Hilde mag zwar einen anderen Weg eingeschlagen haben als wir. Doch in unseren Herzen wird sie immer bei uns sein und uns weiterhin führen. Doch bevor dieser neue Schritt getan wird, müssen wir die Zeremonie vollziehen. Heute abend, werden wir der alten Dame ein letztes Mal das Geleit geben. Bitte bereitet euch darauf vor“.


Wahnsinn. Was für eine dahingeschmetterte Rede, die Anna da noch zusammengebracht hatte. Und sie schien auch noch Wirkung zu zeigen. Denn die Menschentraube begann sich kurz danach aufzulösen und in alle Himmelsrichtungen zu verteilen. „Das war beeindruckend“, lobte Ethan. „Danke. Aber jetzt muss ich mich erst einmal um Lana kümmern. Sie hat Hilde regelrecht vergöttert“, seufzte sie. „Bei Anja ist Lana in guten Händen. Das versichere ich dir“, vesuchte Ethan ihr Mut anzureden. „Das ist sehr lieb. Wir sollten mal nach ihr schauen“.


Mit schnellen schritten betraten die zwei wieder das Haus. Doch diesmal war es nicht Stille, die über diesem Ort lag, sondern das laute Krakele von Lana, die scheinbar auf ein Hindernis gestoßen war. „Du lässt mich jetzt durch ist das klar“, donnerte ihre Stimme von oben herab. „Du musst dich beruhigen Lana“. Schnell rannte Ethan mit Anna im Schlepptau die Treppe erneut hinauf. Vor dem Zimmer der Toten stand das total aufgelöste kleine Mädchen, das wild auf Jonas einprügelte. Drum herum standen Anja und Naris, die Mühe hatten, diesen kleinen Teufel zu zähmen. „Lana!“. Annas eindringliche und laute Stimme donnerte durch den ganzen Flur, so das ihre Tochter erschrocken herumschwang und nur verheult herüberstarrte. „Komm her zu mir“. Diesmal lag die Stimmlage im unteren Tonbereich. Stille. Für einen Moment tauschten die Darsteller in dieser Szene nur Blicke aus. Dann schließlich stürmte Lana drauf los, direkt in die Arme ihrer Mutter. Erleichterung bei Naris Anja machte sich breit, während Ethan beschloss, die Familie für einen Moment alleine zu lassen. „Ich bin fertig“, seufzte er leise zu seiner Freundin herüber. „Brauchst du auch eine Umarmung?“. Da ließ sich er sich nicht zwei mal bitten und drückte Anja gefühlvoll an sich. „Ich bin froh, wenn das alles vorbei ist. Das alles wird immer schwieriger“, flüsterte er leise. „Wir stehen das gemeinsam durch. Ich bin an deiner Seite“. Kurz löste sich Anja aus der Umarmung. Aber nur um ihm einen liebenvollen und zärtlichen Kuss zu geben. „Glaubst du daran, das uns je ein ruhiges Leben erwartet?“, fragte Ethan. „Also wir werden doch mal heiraten. Und du sahst in dem Video jetzt auch nicht wirklich unglücklich aus“, grinste Anja verlegen.


Das war wirklich zuckersüß von seiner Freundin, so das Ethan gleich wieder beschloss ihr einen Kuss aufzudrücken. Dann wandte er sich mit ihr im Arm herum und blickte zu Anna herüber, die es scheinbar geschafft hatte Lana etwas zu beruhigen. Zwar heulte sie immer noch sehr stark. Aber der Drang ihren Vater K.O zu hauen schien verschwunden zu sein. „Die Zwei werden es auch schaffen. Das sind beides starke Frauen“, lächelte Anja. „Ich denke auch. Eden kann sich glücklich schätzen, dass sich jetzt Anna um alles kümmert“. „Was wird jetzt eigentlich Hilde passieren?“, fragte Anja zu Naris herüber. „Der Leichnam wird mit allen Ehren in einer Zeremonie beisetzt. So geschieht das seit jehr mit den Führern“. „Und die anderen Menschen hier?“, runzelte Ethan fragend die Stirn. „Die werden dem Feuer zugeführt. Ihr hab ja selbst gesehen, dass Eden nicht gerade groß ist. Für die Toten ist einfach nicht zu Platz“. Das war auch nur zu verständlich. Das Umland könnte nämlich durch die Leichen Schaden davontragen, geschweige denn das der Untergrund instabil und brüchig würde. Doch nun galt es aller Theorien um die Leichbeseitigung erst einmal an die Zeremonie zu denken. Ein weitere schwere Aufgabe für die neue Anführerin des Dorfes..........

Die letzte Ehre

 
Es dauerte gut mehrere Stunden, um die Zeremonie vorzubereiten. Dabei ließ sich Ethan genau instruieren, wie das alles von statten ging. Zu diesem Zweck ließ er sich von Naris, die Stelle zeigen, wo die Prozession beginnen sollte. Wie nicht anders zu erwarten, wurde bereits am Baum der Erkenntnis ordentlich gearbeitet. Die vielen Männer und Frauen schichteten Holz auf. Am Stamm lagen bereits einige Blumenkränze. Sowie ein Paar recht, große Fackelständer von gut zwei Meter Länge. „Hier wird ja ordentlich aufgefahren“, stellte Ethan überrascht fest. „Es ist ja auch ein wichtiges Ereignis“, antwortete Naris. „Wozu ist eigentlich das ganze Holz? Ich verbrennt den Körper doch nicht." „Wenn Hilde zur letzten Ruhe gebettet wurde, wird dieser Haufen entfacht. Das Licht des unbändiges Feuers soll so dem Geist den Weg in den Himmel weisen." Andere Länder, andere Sitten. Aber wie dem auch sei. Allzulange blieb Ethan keine Zeit das Schauspiel zu beobachten, denn Naris führte ihn weiter Richtung Norden einen Weg entlang, wo bereits mehrere Frauen und Kinder damit beschäftigt waren, Blumen an den Wegbegrenzungen zu befestigen. Wirklich schön anzusehen, wie das gesamte Dorf zusammenhielt, um der alten Dame noch einmal die letzte Ehre zu erweisen. Alle pakten mit an. Niemand dachte an sich selbst. Eine Eigenschaft welche es in der heutigen Zeit nur noch selten zu sehen gab.

 
„Wir sind da." Vor Ethans Augen baute sich eine riesige Höhlenwand auf, welche die natürliche Grenze von Eden darstellte. Auf den ersten Blick schien es hier nichts besonderes zu geben. Erst als Naris einen abschüssigen Erdwahl hinabstieg, offenbarte sich ein majestätischer Eingang in den Berg selbst. Der Weg führte zu einem eckigen Torbogen, der mit allerlei kunstvollen Verzierungen aufwartete. Rechts stand eine Eva – Statue, welche eine einladende Geste vollführte. Auf der linken Seite stand ihr männliches Gegenstück. Davor befand sich auf einem runden Fundament eine schwarze, marmorierte Steintafel, auf der irgendwas geschrieben stand. „Das dieser wunderschöne Ort so versteckt liegt, ist schon eine Schande“, brummte Ethan, während er Naris zum Steinkreis folgte. „Dies ist die heilige Tafel der Anführer. Auf ihr befinden sich alle Namen derer, die vor Hilde diesen Posten inne hatten. So geraten ihre Taten nie in Vergessenheit." „Das ist wirklich eine noble Geste“, lobte Ethan, während seine Augen über diese wundervolle Tafel hinweg fuhren. Solche anmutenden Gravuren konnte wahrlich nur ein Meister gemacht haben. „In den Tunneln tief im Berg, befinden sich die Grabmäler. Jeder Führer oder Führerin hat einen eigenen Bereich, der extra auf die Bedürfnisse hin zugearbeitet wurde“, erklärte Naris. „Aber wie macht ihr das mit Kraftfeld?“, fragte Ethan erstaunt. „Tief unter unseren Füßen geht es tief hinab. Es gibt mehrere Ebenen mit einigen Gängen die genau bis zur Grenzen reichen. Über einen Flaschenzug können wir die Särge herunterlassen." Verblüfft schaute Ethan in den Gang hinein. Eine wirklich äußerst kreative Lösung, die den Leuten hier eingefallen war.

 
Allerdings blieb zum Staunen nicht all zu viel Zeit, denn Naris ging bereits weiter und erklärte Ethan in allen Einzelheiten und in welchen Zeitabschnitten, was wie und wo zu tun war. Dabei kam ihm die Aufgabe zu, Hildes Sarg die Strecke vom Baum bis zu den Höhlen zu tragen sowie dafür zu sorgen, dass an ihrem letzten Ruheplatz alles mit rechten Dingen zuging. Aber angesichts solcher massiver Vorbereitungen....was sollte da groß passieren? Jeder funktionierte hier wie geschmiert. Das Uhrwerk lief tadelos. Alle Rädchen griff ineinander.

 
So kam es also das Ethan mehrere Stunden später in Annas Haus seine beste und auch einzige Kleidung anzog. Eine schwarze Jeans, ein kariertes Hemd, sowie die Lederjacke seine Vaters. Aber irgendwas passte hier noch nicht. „Was ist los? Passen dir die Klamotten nicht mehr?“, scherzte Anja, die sich von hinten angeschlichen hatte und ihn sanft umarmte. „Das ist nicht gerade die beste Kleidung für so einen Tag. Ein Anzug wäre mir lieber gewesen“, brummte Ethan. „Soll Tali dir einen herstellen?" „Ich glaube wir können die Energie sinnvoller nutzen." Sanft gab er seiner Freundin eine Schmatzer auf die Wange.

 
„Was ist eigentlich mit den anderen? Wann werden sie hier eintreffen?" „Soweit ich weiß hat Nina mit Alef Kontakt aufgenommen. Wenn nichts mehr schief geht, wird die Gruppe heute oder morgen hier eintreffen“, antwortete Anja, die in dem dunklen Blumenkleid einfach nur hinreißend aussah. „Sag mal. Wo hast du das eigentlich her?" „Schön nicht wahr?“ Mit einer schnellen Drehung schwang ihr Körper herum. „Das habe ich mir von Anna geliehen. Wir haben ungefähr die selbe Größe. Die roten Blumenstickerein sind von Lana." „Die Kleine ist wirklich talentiert. Wie geht es ihr eigentlich?“, fragte Ethan besorgt. „Sie war die ganze Zeit auf ihrem Zimmer und hat Bilder angestarrt. Ich glaube, dass sogar noch das Essen da steht“, seufzte Anja. „Wenn das alles hier erst einmal vorbei ist, wird das Leben weitergehen." Sanft drückte Ethan sie an sich und fuhr mit einer Hand an ihren Haaren entlang. „Was ist denn?“, fragte sie schüchtern. „Du bist einfach nur so wunderschön. Wir kennen uns dabei gerade mal sechs Wochen“, flüsterte er leise. „Dein Herz wusste eben was sich gehört." Grinsend berührte ihre Nasen einander. Ihre langen schwarzen Haare glänzten im Sonnenlicht und rochen sanft nach Rosen. „ Wir sollten uns langsam mal auf den Weg machen. Ohne ihre Sprecher werden die bestimmt nicht anfangen“, scherzte Anja, gefolgt von einem sanften Kuss auf seine Lippen. Ethan lächelte verlegen. Aber im Grunde genommen hatte sie ja recht. Es gab einen festgelegten Plan, der keinerlei Spielräume zuließ. Zu Beginn würde auf dem Hügel eine Art Abschiedsrede gehalten. Dazu gab es etwas Musik. Zumindest wenn man Lauten, Gitarren und Flöten als toll empfand. Dann folgte der schwere Weg durch die Blumenstraßen, wo alle Dorfbewohner noch einmal Abschied nehmen konnten. Danach wartete die Dunkelheit. Die letzte Ruhestätte von Hilde im Diesseits.

 
Aber allen Plänen zum Trotz. Ohne ihre Sprecher würde das Ganze überhaupt nicht erst starten. So machten sich Ethan und Anja gemeinsam auf dem Weg um fünfzehn Minuten später am Baum der Erkenntnis einzutreffen. Dort hatten sich bereits die ältesten und wichtigsten Menschen aus dem Kreise der alten Dame um den Holzhaufen versammelt. Davor stand ein Holzsarg, auf dessen Oberseite ein ebenso hölzernes Kreuz eingelassen war. Darüber befanden sich in geschwungenen Initialen, der Name und darunter das Geburtstdatum. Die Dorfkapelle ließ bereits einige ruhige Töne verlauten, während Anna und Lana in der vordersten Reihe standen. Die Bedienstete Naris stand daneben und hatte fürsorglich ihre Arme um das kleine Mädchen gelegt. „Wir sollten ganz nach vorne“, flüsterte Ethan, während sich der Körper einen Weg durch die Menge hindurch, an die Front bahnte, wo bereits Leila und Nina auch schon standen. „Ihr habt euch ja verdammt viel Zeit gelassen“, brummte seine Mutter leise. „Der Spiegel wollte ihn einfach nicht loslassen“, antwortete Anja keck, als die Melodie plötzlich verstummte. Schweren Herzens erhob sich Anna und stellte sich an die Seite des Sarges. „Wir sind alle hier heute zusammen gekommen, um uns von Hilde zu verabschieden. Unsere Führerin, meine Mutter sowie Lanas wundervolle Großmutter hat in ihrem Leben stets immer Weise und mit Weitsicht unser Dorf regiert. Ein jeder mochte sie. Ihr wunderbares Lächeln konnte selbst die trübsten Gedanken hinfort wischen. Die Menschlichkeit in ihrem Herzen, Streithähne wieder zusammenführen. Ich erinnere mich gerne an die Nächte wo sie mir bei Tee, Kummer und Sorgen genommen hat. Wenn es mir mal schlecht ging oder ich Probleme hatte war Hilde da. Ihr Glaube an die Sprecher und das unser Volk eines Tages das gelobte Land sieht, waren stehts ihr Leitmotiv und davon konnte sie auch nichts abhalten. Denn wer von uns hätte je gedacht, das genau diese Tage jeder von uns nun erleben würde. Hilde ist voller Stolz und ruhig von uns gegangen. Doch obgleich ihre Seele nun an Gottes Seite über Eden wacht, so wird auch der Glaube und die Stärke, den sie uns vermittelt hat, stets ein Teil von uns sein." Langsam kniete Anna zum Sarg hinab und fuhr langsam mit der Hand über die Oberfläche hinweg. „Mögest du deinen Frieden finden, wo immer dich dein Geist auch hinführt. Stets wird Edens Licht dir den Weg weisen."

 
Dies war der Augenblick. Während die Melodie wieder einsetzte, traten die Träger aus der Menge hervor. So auch Ethan, der sich voller Ehrfurcht dem Sarg näherte und wartete bis alle ihre Position erreicht hatten. Dann griff Anna nach einem langen extra bearbeiteten Holzstab und entzündete diesen an einem der zwei Fackelständer. „So ziehe denn hin, an den Ort wo du in dieser Welt deine letzte Ruhe finden wirst. Das Feuer soll dich leiten. Mit diesen Worten entzündete die neue Anführerin von Eden den Holzhaufen. Gleichzeitig schulterten die Träger den Sarg und gingem mit langsam Schritten an der trauernden Menge vorbei. Einige von ihnen wirkten sehr gefasst. Andere mehr betroffen. Personen so wie die kleine Lana vermochten nicht mal mehr die Tränen zurück zu halten. Weinend starrte das kleine Mädchen dem Sarg nach, bis Ethan sie nicht mehr sehen konnte. Dafür erbot sich ihm nun ein malerischer Anblick. Tagsüber vermochte er ja nur die ganzen Blumenkränze zu sehen. Doch im Laufe des Nachmittags kamen noch unzählige weitere Fackelständer hinzu, die in gleichmäßigen Abständen die Straße bis zu den Katakomben beleuchteten. Hinter den Holzbegrenzungen standen die restlichen Dorfbewohner. Alte Herren und Damen mit Hüten. Mütter mit Söhnen und Töchtern, die still und leise den Trägern Blumen entgegen warfen. Einige davon landeten sogar auf dem Sarg selbst. Weiter vorne hatte sich auch wieder Lana eingefunden. Das Mädchen war wohl die Ganze Strecke noch mal abgerannt, um Hilde bis zum Schluss zu begleiten. Wie tapfer! Wenn die alte Dame das doch nur alles sehen könnte. Diese Liebe und Ehre, welche das gesamte Dorf ihr entgegen brachte. Sie hatte eine wundervolle Enkelin, die bis zu letzt nicht von ihrer Seite wich.

 
Doch die letzten Meter zum Grab selbst, durfte Lana nicht mehr mitgehen. Einzig und allein der Priester, sowie natürlich die Träger begleiteten Hilde weiter, bis zum Stein, wo auch bereits ihr Name und den anderen gesetzt wurde. Danach ging es hinein in die Dunkelheit, die nur von schummrigen Fackellicht ein wenig im Zaum gehalten wurde. „Seit nun bereit Hilde in die Tiefen zu begleiten“, sprach der Geistliche, während sich vor Ethan ein langer Schacht auftat, der gut und gerne mehrere Meter im zweistelligen Bereich in die Tiefe führte. In der Mitte befand sich eine hölzerne Plattform, die durch den Flaschenzug heruntergelassen wurde. Fixiert wurde das ganze durch mehrere Nieten und Platten, damit die Träger auch gefahrlos den Sarg abladen konnten ohne gleich in die Tiefe zu stürzen. Obgleich es nicht so aussah, als wenn alle Träger darauf Platz finden würden.

 
Abhilfe schaffte jedoch eine Treppe, die in den Fels gehauen ebenfalls, in die Tiefe führte. So geschah es das Ethan als zweiter den Sarg hinablegte und dem ersten Träger hinab folgte in die Finsternis, während oben zwei Personen die Plattform langsam hinabbewegten. Nach vier Stockwerken nahmen die Träger den Sarg wieder empfang um den letzten Weg fortzusetzen, der sie durch ein Steinportal führte, welches ebenfalls wie oben, von Engelssymbolen und anderen himmlischen Wesen verschönerte wurde. Der Gang dahinter selbst schien durch mehrere Holzbalken gestützt, so das eine Einsturzgefahr zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, aber zumindest in einem gewissen Grad reduziert werden konnte. Doch das Problem stand hier nur an zweiter Stelle.

 
Denn es war verdammt kalt hier in dem Loch! Frierend arbeiteten sich seine Füße den steineren Weg vorran an Abzweigungen vorbei, die durch mehrere Steinplatten versiegelt worden waren. Auf der Oberfläche standen hier und da noch ein paar Namen. Doch je weiter es in der Zeit zurückging umso mehr musste Ethan seinen Grips nutzen um die Zahlen halbwegs in einen Kontext zu bringen. „Wir sind da." Mit diesem Worten hielt der Geistliche die Gruppe an. Rechts davon befand sich ein Raum, in dessen Mitte ein kniehohes Podest stand. Drum herum befanden sich allerlei Grabbeilagen. Töpfe, Blumen, Vasen sowie ein kleines, halbvolles Bücherregal. Die alte Dame hatte ihrem Leben wohl viel gelesen. Mittig vor der Erhöhung befand sich ein kleines Stofftierchen, in Form von einem Bären. War das ein Geschenk von Anna oder Lana? Erste Krampferscheinungen begannen die restlichen Gedanken im Keim zu ersticken. Warum konnten die nicht einfach ein Pferd von einen Karren spannen und die sterblichen Überreste so transportieren? Das würde noch einen ordentlich Muskelkater nach sich ziehen.

 
Aber bald war es ja geschafft. Die letzten Meter wurden zügig überbrückt und der Sarg vorsichtig auf dem Podest niedergelassen. Auf dem Rückweg gedachte Ethan der alten Dame noch mal mit einem traurigen, innigen Blick. Danach wurde die Kammer verschlossen. Mit den letzten Zentimetern verließ ein gewaltiger Seufzer Ethans Lippen. Endlich konnte Hilde in Frieden Ruhen und seine Arme auch.

 
Mit heftigen Schmerzen trat sein Körper die Rückreise über den Blumenweg an, der mittlerweile wie leergefegt wirkte. Nur noch hier und da standen vereinzelt ein paar Menschen oder Gruppen zusammen. „Sprecher. Ich fühle mich geehrt, das ihr uns heute bei dieser Zeremonie unterstützt habt." Irritiert hielt Ethan inne. „Das war doch kein Problem. Ist mir eine Ehre gewesen“, sprach er zu dem älteren Mann herüber, welcher vor ihm stand. „Man sagt, das Hilde als letztes eurer Gesicht gesehen hat. Das muss befreiend für sie gewesen sein“, murmelte er vor sich, während sie die letzten Schritte zum Baum gemeinsam hinter sich brachten. „Hilde hat in ihren letzten Atemzügen das gesehen, woran ihre Seele glaubte. Das wünschen wir uns doch für alle Menschen auf dieser Erde“, entgegnete Ethan. „Das ist wahr." Mit einem Händedruck ging der Mann wieder sein Wege, während bei der Feuerstelle Anja, Leila und Nina bereits ungeduldig warteten. „Was ist denn los?" „Ich habe eine Nachricht von den anderen erhalten. Sie werden bald hier sein“, antwortetete seine Mutter. „Die haben sich aber einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht“, brummte Anja. „Keiner konnte ahnen das ein Todesfall eintritt“, warf Leila dazwischen. „Also gut. Wir sollten uns darum kümmern. Ich mag diesen Tag hinter mich bringen“, seufzte Ethan mit einem leicht genervten Unterton, welcher sofort seine Freundin auf den Plan rief. „Wie geht es dir?“, fragte sie besorgt. „Es war einfach nur anstrengend. Das ist alles“, versicherte Ethan mit einem Lächeln. Dann nahm er Anja in den Arm......................

Die Zusammenkunft

 
Es war schon spät in der Nacht und verdammt kalt. Mit ihrer Ausrüstung hatten sich Nina und Leila draußen in Position gebracht, um die anderen Ritter sicher zu geleiten. Unterstützt wurden Beide durch Jonas und seine Mannen. Hinter dem Portal im Eingangsbereich warteten Ethan und Anja auf die Neuankömmlinge. Um sicher mit Tali kommunizieren zu können, ließ er sich ein Handy von dem Programm entwerfen. Und weil das alte völlig zerstört irgendwo herumflog. „Ich hoffe unser Plan funktioniert auch." Unruhig trippelte Anja auf dem Absatz auf und ab. „Das wird schon. Du wirkst ziemlich nervös?“, fragte Ethan. „Es ist alles in Ordnung. Ich habe die anderen lange nicht mehr gesehen“, winkte sie mit einem Kuss auf der Wange ab. „Wieviele Ritter gibt es eigentlich noch?“ „Soweit ich weiß sind wir noch an die zwanzig. In den USA gibt es auch noch ein paar von uns“, antwortete Anja, als Nina sich plötzlich über Funk meldete. „Ethan?" Mit der rechten Hand kramte er das Funkgerät aus der Tasche, was Leila extra da gelassen hatte. „Ja?" „Wir näheren uns dem Eingang. Wie sieht es bei euch aus?" Schnell drückte Ethan, Anja das Gerät in die Hand. Dann zog er das Handy hervor und klappte es auf. „Tali? Ist alles vorbereitet?" „Sobald sie das Zeichen geben, fahre ich den Schild herunter." Das lief ja alles tatsächlich mal wie am Schnürchen. „Wir sind vorbereitet“, antwortete Anja in die Sprechmuschel. „Alles klar“, bedankte sich Nina. Kurz darauf tauchte die Gruppe, bestehend aus mehr als fünfzehn Männern und Frauen, am Eingang auf. Ohne zu zögern traten Nina und Leila durch den Schild. „Tali. Fahr den Schild runter“, bat Anja. „Befehl wird ausgeführt. Zeit läuft." Ein lautes Surren ertönte. Dann löste sich die grünlich schimmernde Wand auf. „Schnell, schnell“, forderte Nina mit einer Handgeste. Im Eiltempo stürmten die Menschen in den Raum hinein, ehe das Kraftfeld sich wieder aufbaute. „Das war ja wirklich knapp." Mit einer Handbewegung landete die Gesichtsmaske in der Tasche. Darunter kam ein Mann zum Vorschein, der bestimmt schon die vierzig Jahre überschritten hatte. Seine Haut war sehr dunkel. Die karamellbraunen Augen blickten erstaunt umher. Die kurzen, schwarzen Haare, hingen klatschnass herunter. Kurz um. Schien aus dem Osten zu kommen. Vielleicht indische Abstammung oder etwas ähnliches. „Ich bin froh das du es geschafft hast“, freute sich Nina, die ihn auch so gleich umarmte. „Wir haben uns wirklich lange nicht gesehen“, lächelte er. „Du kennst ja noch Leila und Anja." „Aber natürlich. Ihr habt euch nicht verändert." Eine zweite Begrüssungsumarmung folgte. „Immer noch der Charmeur, wie früher“, grinste Anja, die sich die körperliche Nähe gefallen lies. Offenbahr verband beide eine gemeinsame Vergangenheit, was aber angesichts der kleinen Ordensritter, keinerlei Sorgen bereitete. „Wen haben wir denn da." Eine Gestalt von ungefähr gleicher Größe, wie Alef trat an die Gruppe heran. Was für ein ernster Blick. Da bekam man gleich Schüttelfrost. „Samir....“ Ein trockener Händedruck folgte. „Was ist denn das für ein Kerl?“, flüsterte Ethan neugierig herüber. „Das werde ich dir bei Zeiten mal erklären“, brummte Anja, während Samir seine Maske ebenfalls verstaute. Dem ersten Anschein nach konnte er durchaus der Sohn des älteren Herren sein. Die langen schwarzen Haare hingen zu einem Zopf gebunden hinten herunter. Die kristallklaren blauen Augen starrten zu Ethan herüber und entfachten sofort ein Feuer in ihm. Diese Nase hatte eine Verbindung zu seiner Anja? Er ertappte sich dabei, doch etwas eifersüchtig zu werden, angesichts dieses Schmalspurpiloten mit dem arroganten Grinsen. „Du musst Ethan sein. Ich habe auch schon von dir viel gehört. Ich bin Alef. Freut mich dich kennenzulernen." „Es ist mir eine Ehre“, lächelte Ethan, gefolgt von einem Händedruck. „Das ist mein Sohn Samir. Die anderen wirst du sicher bei Gelegenheit kennenlernen." Kommentarlos wanderte die Hand herüber. „Ethan." Samir erwiderte.

 
Spannung lag in der Luft. Als wenn dieser Tag nicht schon schlimm genug gewesen wäre, so trat diese Granate jetzt noch auf den Plan. „Nun. Nina ich bin gespannt, was du zu berichten hast. Jahrhunderte lang waren wir auf der Suche nach diesem Ort und du hast ihn gefunden“, lobte Alef. „Eigentlich gebührt ihm die Ehre“, verwies Nina an ihren Sohn weiter. „Wirklich? Dann bin ich froh, dich auf unserer Seite zu wissen Junge. Ich möchte auf jeden Fall über alles informiert werden. Gibt es einen Ort, wo wir reden können?" Nina nickte zustimmend und führte die Gruppe nach Eden hinein, über den Baum der Erkenntnis zu Tali, die bereits wartete. „Halt." Rüde hielt seine Mutter die Gruppe vor dem Scanner an. „Was ist los?“, fragte Samir von hinten. „Ohne eine Blutprobe wird Tali euch nicht herein lassen“, antwortete Ethan. „Eine faszinierende Maschine“, staunte Alef, der sogleich ein Messer zückte und sich ohne zu zögern in den Arm schnitt. Was für ein harter Typ! Samir und zwei andere Begleiter taten es ihnen gleich, so dass nur Augenblicke später Tali die benötigten Sequenzen eingespeichert hatte und so die Gruppe gefahrlos das Innere betreten konnte. Ein rüder Blick zu Samir folgte. Bei den Typen allerdings ertappte sich Ethan selbst bei den Gedanken, doch mal zu sehen, wie Tali Eindringlinge abwehrte. „Hey du Träumer." Mit einem Kuss holte Anja ihn wieder in die Wirklichkeit zurück und hakte sich bei ihm ein. Das schien dem Schönling gar nicht so recht zu gefallen. Gut so! Mit erhobenen Hauptes trat er in den Raum hinein, wo Nina bereits die Gruppe nacheinander vorstellte. Neben Alef und Samir, waren noch Sina und Lei Fee, eine Frau aus dem asiatischen Raum anwesend. Die restlichen Ordensritter blieben wohl dem Gespräch erst einmal fern. „Das ist wirklich ein beeindruckendes Stück Technik. In meinen kühnsten Träumen hätte ich so etwas nie erwartet“, staunte Alef nicht schlecht. „Du hättest mal meinen Blick sehen sollen“, scherzte Nina beiläufig.

 
Dann setzte sie zu einer Lagebesprechung an, in der gut in einer halben Stunde das Wesentlichste von seiner Mutter fachlich und doch ausführlich berichtet wurde. Anja und er standen etwas abseits und schauten dem Treiben bedächtig zu. „Also dieser Samir ist mir unheimlich“, gestand er leise. „Der ist harmlos. Kann zwar sehr gut kämpfen. Aber mehr auch nicht“, erklärte Anja trocken, während Tali die Botschaft abspielte, die wiederum für mächtig Erstaunen sorgte. Hier und da fiel dann auch mal ein Blick zu den beiden Hauptdarstellern herüber. „Wollen die auch noch Autogrammkarten?“, scherzte Ethan. „Warum nicht. Damit lässt sich sicher Geld verdienen“, grinste Anja frech. „Ich spreche sicherlich für alle, wenn ich sage, dass die Aufgabe die uns einst aufgetragen wurde, noch lange nicht beendet ist“, sprach Alef mit einem beunruhigenden Blick in die Runde. „Dies sind Ausmaße, welche die ganze Welt betreffen. Wie sollen wir denn weiter vorgehen“, fragte Sina besorgt. „Das wird die Gruppe gemeinsamzu gegebener Zeit besprechen. Es gibt Wichtigeres zu tun“, wandte Alef ein. „Pavla und seine Armeen haben unweit von hier ein Lager bezogen. Von hier aus lässt sich eine solche gewaltige Operation nur schwer durchführen, mit dem Feind im Nacken“, fügte Leifee hinzu. „Deswegen werden wir auch bei Tagesanbruch einen Plan ausarbeiten. Es wird Zeit zurückzuschlagen. Sind ihre Ressourcen erst einmal geschwunden, kann die Bruderschaft in Ruhe agieren“, schlug Alef vor. „Vater. Pavla hat viel mehr Männer. Auf unserer Seite kämpfen gerade mal zwanzig Leute plus Nina, Leila und Anja“, warf Samir mit einem hämischen Blick zu Ethan dazwischen. Diese kleine Mistmade! Verdammt! Wieder bei so einem Schimpfwort ertappt! Er durfte sich wahrlich nicht auf das Niveau von seinem Gegenüber herablassen. Wissen ist Macht oder wie ein alter Spruch sagte. Die Feder ist mächtiger als das Schwert oder die rohe Gewalt. „Du hast Ethan vergessen“, prustete es aus Anja plötzlich heraus. „Ach ja ich vergass. Dieser kleiner Computerfreak und superintelligenter Nerd, der uns alle retten soll, hat nicht einmal das Ritual vollzogen“, konterte Samir. „Dieser sogenannte Nerd hat das Gewölbe gefunden und seinen Wert mehr als einmal bewiesen“, funkelte Anja böse herüber. Wahnsinn! Diese Frau, seine Freundin stellte sich vor der Gruppe, auf seine Seite. Was für ein Liebesbeweis. „Verzeihe mir wenn ich nicht so ein Vertrauen in diesen Milchbubi habe." „Samir. Es reicht. So redest du nicht über meinen Sohn. Damit das klar ist“, polterte Nina los. „Wir sollten uns alle beruhigen. Ethan verzeihe mir bitte diesen Auftritt“, entschuldigte sich Alef. „Ist schon in Ordnung“, antwortete er knapp. „Aber vielleicht habe ich auch eine Idee. Jonas und seine Leute kennen sich in diesen Bergen viel besser aus, als wir. Außerdem sind sie sicher eine gute Verstärkung." Ungläubig starrten die Gruppe einander an. Dieser Vorschlag hatte gesessen. Tja. Man legte sich ebend nie mit ihm an! Zumindest nicht wenn es um Wissen und Technik ging. „Eine gute Idee. Kannst du das übernehmen?“, fragte Leifee. Ethan nickte zustimmend und war froh das zumindest Samir Vater Respekt zeigte.

 
Nichtsdestotrotz verwunderte Ethan, diese Feindseligkeit, die zwischen den beiden Jungs wie ein Buschbrand entfachte. Mit Sicherheit war Anja ein Teil dieser ganzen Gleichung. Da musste etwas zwischen ihr und Samir vorgefallen sein. Ein Geheimnis, das Ethan auf jeden Fall lüften sollte. „Wir können glaube ich für heute Schluss machen. Die Reise hat ihre Spuren hinterlassen“, gestand Alef. „Das ist eine gute Idee. Mein Bett wartet auf mich“, gähnte Nina. Ein vorzüglicher Gedanke. Ein Bett, die warme Luft und der zarte Körper von Anja an seiner Seite. „Leistest du mir heute abend wieder Gesellschaft“, fragte Ethan leise. „Das lässt sich sicher einrichten“, antwortete Anja unschuldig, während sie Arm in Arm den Ort verließen. „Du hast dich irgendwie verändert“, stellte sie auf dem Weg nach draußen fest. „Wie meinst du das?“, fragte Ethan irritiert. „Als ich dich kennenlernte, warst du noch sehr zurückhaltend und schüchtern. Aber jetzt wirkst du auf mich sehr aufgeschlossen und fröhlicher."

 
Eine komische Bemerkung. Hatte Ethan sich wirklich so sehr verändert? Klar wirkte er jetzt aufgeschlossener ihr gegenüber. Aber das ging auch auf Anjas Konto. Mit ihrer lieben Art und Weise, verdrehte sie ihm immer den Kopf. Mit dem Kuss im Wald brach dann schließlich der Damm. Das Vertrauen in sich selbst stieg gewaltig an. Die Neugier zu erfahren was es bedeutet zu lieben und geliebt zu werden. Einen weiblichen Körper zu berühren. All diese Dinge schwirrten jetzt noch zusätzlich in seinem Kopf herum. Eine passende Gleichung dafür zu finden, hatte er schon lange aufgegeben. Es brachte einfach nichts. Die Formel in Sachen Liebe würde es nie geben, was auch vielleicht gut so war. Denn so konnten die ganzen Wissenschaftler sich ordentlich daran die Zähne ausbeißen.

 
Aber in diesem Moment zählte einfach nur, das sich an Anja an seiner Seite befand, was ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit auf den Plan rief. Bei der ganzen Action und dem Trubel rundherum fungierte sie als sein Gewissen. Als der Ruhepol, welcher den Wind aus den Segel nahm, so das sein Verstand wieder klar denken konnte. Ohne sie wäre er sicher längst zusammen gebrochen oder läg tot einer Ecke. „Warte mal kurz“, bat Ethan. „Ja?“, fragte sie neugierig. „Klar habe ich mich verändert. Das liegt aber auch zu Großen Teilen an dir. Bin froh das du an meiner Seite bist“, prustete es aus ihm heraus. „Das hast du süß gesagt“, lächelte sie verlegen und drückte seinen Körper an sich. „Dein Einfluss auf mich ist aber auch nicht zu verachten“, flüsterte ihre Stimme an seinem rechten Ohr. Mit rotem Kopf setzte er sich wieder in Bewegung. „Aber so ganz ist deine Schüchterheit auch noch nicht weg“, grinste sie frech........

 

 

Die Schlacht I

 
Der Körper seiner Freundin. Das war es was Ethan am liebsten die Nacht über gespürt hätte. Diese makelose weisse und reine Haut im Fackellicht an seiner. Ihr Atem an den Lippen. Das duftende Haar, an den starken und männlichen Schultern. Wundervollen Brüste, die einfach nur einer Berührung verlangten. Gott sie waren so fest und hart, das Ethan in seinen Gedanken immer die Szene der vorherigen Nacht abspielte. Wie seine Finger langsam Kreise zogen, bis hinauf zu ihrem wundervollen Hügeln, wo schließlich die harten Nippel auf seinen Zeigefinger warteten. Doch diesmal würde Ethan weiter gehen. Dieses Mal würden sich die Lippen sanft auf ihre Rundungen legen, und sie regelrecht mit Küssen überdecken, bis die Zähne sanft an ihrer Brustwarze kauten. So herrlich dieses Gefühl. Immer wieder Saugen und beißen. Saugen und beißen. Dann die anderen Seite, während die eine Hand ständig die nicht umsorgte Brustseite mal mehr oder mal weniger hart massierte. Doch das alles war eben nur ein Traum. Denn die Realität sah anders aus. Der Tod von Hilde. Die Beisetzung und die Ankunft der anderen Ritter hatten eindeutig, die körperliche Fitness herunter geschraubt. So war es also nur bei einer Kuscheleinheit geblieben zwischen Anja und Ihm. Doch das war überhaupt nicht schlimm. Jede Minute die Ethan mit seiner Freundin verbringen konnte, war wertvoll und kostbar und ein Lernprozess in Sachen Liebe.


Doch dann passierte etwas, als Sonne und Henne ihn regelrecht aus dem Bett warfen. Er war alleine! Irritiert blicken die Augen umher. Von Anja keine Spur. Was war passiert? „Schatz?“ Stille. Langsam begann Ethan sich die Klamotten überzuziehen und hinauf auf den Flur zu stiefeln. „Samir. Was willst du denn hier?“ Neugierig hielt der Körper inne. „Ich dachte mir ich schau mal vorbei, wie es dir geht?“, antwortete ihr Gegenüber. Vorsichtig wagte Ethan einen Schritt an die Treppe heran, um mehr von dem Gespräch mitzubekommen. „Das kannst du wem anders erzählen“, grummelte Anja. „Es ist nur ein normales Treffen von Freund zu Freundin." „Wir sind aber keine Freunde mehr. Das habe ich dir vor Jahren noch versucht klar zu machen." Energisch landete ein Gegenstand klirrend auf dem Tisch. Vielleicht ein Teller oder etwas in der Richtung. „Das glaube ich kaum. Damals habe ich einen Fehler gemacht“, versuchte sich dieser Schmalspurpilot an einer Antwort. „Nur einen? Du hast einfach nichts begriffen“, wehrte sich Anja. „Ich habe mich geändert. Das will ich dir einfach nur beweisen, damit es zwischen uns wird, so wie früher einmal." „Wann raffst du es endlich. Das wird nie passieren. Ich habe eine Freund." Anjas Stimmer wurde eindringlicher und lauter. „Dieser komische Typ da oben? Der kann weder kämpfen noch es dir ordentlich besorgen“, lachte Samir. Das war zu viel des Guten. Wütend krempelte Ethan die Arme hoch. Nicht Kämpfen? Das sollte sich gleich ändern. „ Du hast kein Recht über ihn so zu reden. Er hat mehr Charakter als du je haben wirst." Wahnsinn! Ethan hielt wieder inne. Anja hatte sich echt wieder einmal für ihn die Bresche geschmissen und versucht Samir klar zu machen, wo hier eigentlich der Hammer hängt. „Wie du meinst. Aber ich weiß, dass du mich immer noch liebst." Sekunden vergingen. Dann viel die Tür lautstark ins Schloss. Nachdenklich trat Ethan auf die ersten Stufe hinab. „Was ist das denn hier für ein Chaos“, gähnte er unschuldig und unwissend. „Ach nichts. Na hast du gut geschlafen?“, lächelte Anja, die eine Pfanne mit Rührei hin und her schwengte. „Mensch du kannst sogar kochen. Ich liebe dich von Tag zu Tag mehr." Mit einem Kuss auf die Wange huschte Ethan vorbei in den Wohnbereich. „Du kannst ja schon mal die Teller hinstellen. Anna und Lana kommen auch gleich runter“, rief Anja herüber. „Kein Problem." Gemütlich suchte Ethan den Schrank auf und kramte ein paar Porzellanteller heraus, die auch sogleich auf dem Tisch ordentlich verteilt wurden. Dann ging es weiter zur Schublade. Messer und Gabel durften hier doch nicht fehlen. Das Ganze wurde abgerundet durch ein paar Tonbecher, Marke Eigenherstellung. Wie auch sonst. An Glas war ja hier nicht zu kommen. „Hör ich mal ich hab Samir vorhin gehört aus dem Zimmer. Was wollte der Typ eigentlich“, versuchte Ethan Anja aus der Reserve zu locken. „Ach nichts besonderes. Nur mal Hallo sagen. Wir haben uns lange nicht gesehen“, antwortete sie ruhig. Scheinbar wollte sie ihm nicht wirklich die Wahrheit sagen.


Aber das war zu dem Zeitpunkt auch nicht wirklich nötig. Denn seine Ohren hatten ja zur Kenntnis genommen, wer in ihrem Herzen wohnen durfte. So ging Ethan also wieder in die Küche zurück und nahm sie von hinten dem Arm. „Vorsicht. Nicht das ich noch was fallen lasse." „Keine Sorge. Ich passe schon auf dich auf. Kann ich noch irgendwie helfen?“, fragte Ethan leise.“ In dem Regal hinter dir sind Marmelade und andere Brotaufstriche." Mit einem zärtlichen Kuss in den Nacken schwang Ethan herum und brachte die angesagten Utensilien ebenfalls zum Tisch. Darunter waren, eine Art Nussaufstrich. Marmelade von diversen Früchten, wie Erdbeeren, Himbeeren und Apfel. „Sag mal. Wo kriegen die eigentlich das ganze Zeug her? Das lässt sich doch unmöglich alles anbauen“, staunte Ethan. „Soweit ich weiß zieht Jonas immer morgens los, um unten im Dorf Vorräte zu besorgen. Ich denke mal da wird er das alles herhaben." Klang logisch und einleuchtend. Fleisch und Käse ließen sich ja durchaus in diesem Biotop selber herstellen. Allerdings nur davon zu leben, war doch ziemlich eintönig. „Guten Morgen zusammen." Energisch schwang die Tür auf. „Kann mir mal einer helfen?“, fragte Anna, die mit mehreren Tüten bewaffnet im Türrahmen stand. „Hast du einen Laden leergekauft?“, fragte Ethan scherzhaft. „Ach was. Jetzt wo wir soviele Gäste haben, brauchen wir mehr Nahrungsvorräte“, entgegnete Anna. „Reichen denn die Nahrungsmittel aus. Ich meine Ihr habt sicher eine Planung und jetzt wo soviele neue Leute da sind." „Da mach dir mal keinen Kopf. Es ist genug auf Vorrat da. Und so ganz ist uns die Aussenwelt auch nicht fremd“, grinste sie frech und drückte ihm zwei der Behältnisse in die Hand.


Seltsam. Gestern trat ihre Mutter noch die letzte Reise an. Heute dagegen wirkte sie wie ausgewechselt. Hatte sich das Thema etwa so schnell im Magen aufgelöst? Vielleicht war die Zeremonie am Vortag ja so etwas wie ein Abschluss und es fiel ihr leichter damit umzugehen, als das alles zu Ende ging. „Wie geht es denn Lana?“, fragte Anja, während Ethan die Tüten auf dem Küchentisch abstellte. „Für sie wird es noch ein langer Weg. Aber ich denke sie wird lernen damit umzugehen." „Guten Morgen." Gähnend und im Schlafanzug tauchte besagte Person plötzlich am oberen Treppenrand auf. „Guten Morgen. Wie hast du geschlafen?“, fragte Anna. „Es ging. Hätte besser sein können." Ja, da schien wirklich noch einiges im Unargen zu sein.


Nichtsdestotrotz fand sich die gesamte Truppe zum Frühstück zusammen, wo man über den gestrigen Tag noch ein wenig plauderte. Dann folgte ein Gespräch zum Thema Rosenorden, wo Anja nur all zu gerne aus dem Nähkästchen plauderte und von den all den tollen Geschichten erzählte, die sie schon erlebt hatte. Nur Samir. Den ließ sie geschickt aus. Nachdenklich nippte Ethan an seinem Tee. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Lana. „Mir geht es gut. Danke der Nachfrage“, lächelte er. „Anna, bevor ich das vergesse. Wir treffen uns ja gleich mit den anderen. Könnte Jonas noch zu uns stoßen?" „Ich denke das sollte kein Problem sein. Ich werde ihm Bescheid geben“, antwortete sie.


Und so ging auch das Mahl schließlich zu Ende. Ethan und Anja halfen noch anstandsmäßig beim Spülen und abtrocknen. Dann verschwanden die zwei zügig zu dem Treffen. Es galt ja immerhin eine Schlacht zu führen und da durfte nicht ein Detail verpasst werden. „Da seit ihr zwei ja. Schön. Dann sind wir ja alle beisammen“, freute sich Alef. Einzig und allein Samir schien angesichts Ethans körperlichem Auftreten Unmut zu empfinden. Balsam für das Ego. Endlich traf es einmal den Richtigen. „Jonas. Ich bin froh, das ihr da seit." „Wenn wir den Sprechern dienen können, so werden wir es tun“, antwortete der Hühne trocken. „Wie dem auch sein. Ich habe mir einmal die Karte angesehen." Mit diesen Worten erschien auf einem der Monitore eine topografischen Darstellung der Umgebung. „In dem Talkessel nur circa fünfzehn Minuten entfernt, hat Pavla sein Lager aufgeschlagen“, erklärte Alef. „Wenn ich mir dass so ansehe neigen sich die Hügel rund herum perfekt für einen Überraschungsangriff“, überlegte Leifee laut. „Der Schneesturm hat sicherlich Pavlas Mannen dezimiert. Aber sie sind immer noch in der Überzahl und haben schwere Waffen dabei“, gab Nina zu bedenken.


„Meine Männer und ich kennen dieses Gelände. Wir werden euch auf jeden Fall unterstützen." „Jonas. Ist dir klar, das viele eurer Leute nicht zurück kommen werden?“, fragte Anja. „Wir leben und dienen für die Sprecher. Sollten wir im Kampf fallen, ist das eine Ehre." Eine verdammt klare Aussage von dem Krieger, der lieber mit Schwert und Schild gegen Pistolen und Granaten antreten wollte. „Vielleicht können wir das Risiko etwas minimieren. Ich hab schon vor unserer Ankunft gestern, das Lager auskundschaften lassen. Dabei sind mir an diversten Stellen Munitions- und Versorgungslaster aufgefallen." „Eine gute Idee. Mit einem gezielten Angriff, könnten die nachfolgenden Explosionen für Chaos und Verwirrung stiften“, lobte Leila. „Das alles muss schnell gehen. Jonas, ihr müsst schnell und entschieden zuschlagen und euch dann in Deckung begeben, während wir die Soldaten in den Nahkampf verwickeln. Sie die Kräfte erst einmal gebunden, könnt ihr von der Flanke rechts dazustoßen." Wirklich ein tollkühner Plan den Alef da erläuterte. So würden die Toten minimiert und im Nahkampf schienen diesen Muskelberge eine Klasse für sich zu sein. „Sollten wir doch wiedererwarten Schwierigkeiten kriegen, ziehen wir uns zurück und Tali lässt es ordentlich krachen." „Wie meinen?“, warf das Programm fragend dazwischen. „Einen Schneesturm“, schmunzelte Ethan. Scheinbar verstand dieser Datenhaufen doch nicht jeden Slang. „Aber eine Bitte habe ich da noch." Mit sorgenvoller Miene wandte sich Nina ihrem Sohn und Anja zu. „Die Beiden sollten hier bleiben." Erschrocken fuhr sein Körper nach oben. Was hatte seine Mutter da gerade von sich gegeben? Das konnte unmöglich ihr Ernst sein? „Wenn wirklich die Zwei die Menschheit retten sollen, was würde passieren, wenn der Tod vorzeitig an die Tür klopft? Würde das nicht alles verändert?" Mist! Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Ein wirklich gutes Argument. „Anja würde ich so einen Kampf ja schon zutrauen. Aber ihm nicht. Er sollte wirklich besser hier bleiben und nicht stören." Wütend starrte Anja zu Samir herüber. Ihr gefiel es eindeutig nicht, was da gerade aus seinem Mund für ein Zeug gekrochen kam. „Zukunft hin oder her. Es wird jeder Mann und jede Frau benötigt. Ich würde mich schlecht fühlen, wenn andere für mich in die Schlacht ziehen“, konterte Ethan. „Ihr werdet im Hintergrund bleiben und nur im Notfall eingreifen. Habe ich mich klar ausgedrückt“, fragte Alef mit ernster Stimme. Kommentarlos nickten beide zustimmend. „Gut. Gehen wir es an. In einer Stunde geht es los."


Bewegung setzte ein. Die versammelte Mannschaft verzog sich allmählich nach draußen, um für den Kampf zu rüsten. Eine Schlacht deren Ausgang auf dem Papier ganz klar zu Gunsten ihrer Feinde ausging. Doch Jonas besaß den strategischen Heimvorteil. Eine Sache die auf keinen Fall unterschätzt werden durfte. „Ich hoffe, dein neuer Freund steht dem Kampf nicht im Wege“, grinste Samir im Vorbeigehen. „Ethan wird besser auf mich aufpassen, als du es je könntest“, feixte Anja zurück. „Das werden wir sehen." Erhobenen Hauptes schritt er von dannen. „Diese kleine........" Mit einem zärtlichen Kuss unterbrach seine Freundin, den restlichen Satz, der im Nachhinein sicherlich durch jede Zensur fiel. „Lass ihn doch einfach reden. Er ist ein Idiot und es nicht wert, das man sich aufregt“, sprach Anja leise. „Du hast ja recht. Aber diese Person ist einfach nur unerträglich“, brummte Ethan. „Mein Herz gehört dir. Sorgen sind vollkommen unnötig." Auch das wusste Ethan. Aber die Neugier wollte nun einmal wehement wissen, was zwischen den Beiden in der Vergangenheit vorgefallen war. Eine Konfrontation in diesem Moment würde regelrecht nach Vertrauensbruch aussehen. Das Risiko Anja zu verlieren durfte auf keinen Fall eintreten. Sie würde schon irgendwann von selbst kommen und das Gespräch zu suchen. Doch jetzt galt es sich erst einmal vorzubereiten. Hoffentlich würde das alles gut ausgehen.........

 

Die Schlacht II

 
Hoch stand die Sonne, als die Gruppe sich mit ihren Schneeausrüstungen auf den Weg gemacht hatte, um den Feind endlich gegenüber zu treten. Die Zeit war gekommen endlich ein mal nicht zu reagieren, sondern auch mal aktiv Pavla und David in den Hintern zu treten und klar zu machen, das die Ordensbruderschaft nicht klein bei geben würde. Mit dieser Motivation hatte sich die Gruppe sich schließlich aufgeteilt. Die Personen um Alef gingen durch den Talkessel, um sich von dort aus dem Feind zu nähern. Jonas und seine Terminatorenverschnitte, Anja und Ethan folgten den versteckten Wegen durch die Berge und Hügel hindurch, um unerkannt nah genug heran kommen zu können. „Ich hoffe das ganze geht auch wirklich gut“, rief Ethan durch die Schneemaske an seinen Vordermann herüber. „Wir halten uns ja weitesgehend raus. Ein Feuergefecht mit Pavla würde nur unnötige Verluste nach sich ziehen“, antwortete Anja, während sie in der Eiseskälte einen weiteren Hügel hinauf schritten. Zum Glück war es nicht ganz so kalt, wie bei der ersten Reise nach Eden. Aber immer noch frostig genug, um sich die Finger trotz Handschuhe ein wenig abzufrieren. Der Hühne dagegen schritt völlig unbeeindruckt von Wind und Wetter in seiner leichten Fellkleidung durch den Schnee ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet, auf den Feind der hinter den nächsten Hügel auftauchen würde und den es schlussendlich zu besiegen galt, ohne große Verluste zu kassieren. Denn ansonsten müssten die Familienangehörigen neben Hilde noch weiter trauern. Doch das Terrain gab ihnen sicherlich genug Deckung, um dem Kugelhagel von Pavlas Soldaten eine Zeitlang standzuhalten. „Wir sind gleich da." Zögerlich arbeitete Ethans Körper sich einen Weg zum nächsten Hügel hinauf. „Dieser verdammte Schnee." Mit dem weißen Zeug, dass bis zu den Knien reichte, konnte man einfach nur schwer vorran kommen. Doch schlussendlich gelang es ihm mit Anjas Hilfe doch noch das Ziel zu erklimmen. „Da unten sind sie“, flüsterte seine Freundin herüber. „Meine Männer werden sich rund herum postieren und auf das Zeichen warten“, erklärte Jonas, der auch sogleich die Befehle weitergab.


Lautlos setzten sich die Gruppe wieder in Bewegung. Nur Anja, Jonas und er selbst knieten noch auf dem Hügel und ließen die Blicke schweifen. Links von ihm zog ein Bogenschütze Stellung. Rechts oberhalb von Jonas passierte das gleiche. Der große Hühne selbst, zog seine beiden Schwerter im Conan – Manier hervor und konnte es kaum noch erwarten endlich in den Kampf zu ziehen. Doch noch hatten Alef und die anderen sich nicht über Funk gemeldet. Das gab ihnen noch mal genug Zeit das Lager auszuspähen. Denn wie schon von zuvor erwähnt befanden sich im Zentrum mehrere Lastwagen, auf den irgendwas zu liegen schien. In der Mitte befand sich ein ein Lagerfeuer, um dem gut ein Männer und Frauen schwer bewaffnet herum standen und sich aufwärmten. Der Aufgang wurde von einer improvisierten Geschützstellung bewacht. Den Rückweg versperrte ein weiterer Lastwagen. Pavla wollte bestimmt sichergehen, das keiner seiner Männer irgendwie auf die dumme Idee kam, das Weite zu suchen. „Das ist der Kerl von dem ihr immer sprecht?" Ethan nickte nur zustimmend. Aus einem der vier Feldzelte kroch David hervor. Der Stiefvater des Grauens sowie Erzfeind des Rosenordens. „Alef an Nina. Wir sind in Position und warten auf das Signal“, rauschte es aus dem Funkgerät. „Alles klar. Wenn ihr es ordentlich knallen hört, könnt ihr losgehen“, scherzte Anja. „Passt auf euch auf." „Ihr auch." Wieder dröhnte ein Rauschen aus der Muschel. „Dann wollen wir die Party mal steigen lassen." Für diesen Zweck hatte sich Jonas etwas ganz besonderes einfallen lassen. Einige seiner Soldaten hatte er mit Ölsäckchen bewaffnen lassen, um so eine Fläche besser mit Feuer eindecken zu können und den Gegner an der Flucht zu hindern. „Jonas. Du darfst." Der Hühne nickte um gab das Zeichen. Zeitgleich spannten die Schützen die Bögen.


Es folgte ein Moment der Stille. Die Nerven waren bis zu zerreißen gespannt. Das Herz hämmerte wie wild in seiner Brust, als plötzlich die ersten Säcke durch die Gegend hinab flogen und sicher die Ziele trafen. Die schwarze Substanz arbeitete sich einen Weg an den Lastwagen entlang, ehe kurz darauf die ersten Brandpfeile flogen, gefolgt von einem gewaltigen Aufschrei der Soldaten im Lager. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Der erste Schritt war getan. Mit lautem Getöse flog der erste Wagen im hohen Bogen durch die Luft und riss die ersten Soldaten gleich mit sich. Ein zweiter Brandteppich nahm sich in der Zeit den zweiten Wagen vor, der auch kurz darauf lichterloh in Flammen stand und ebenfalls in einer gewaltigen Explosion aufging. „Los, los, los“, forderte Anja eindringlich durch den Funk. Kurz darauf stürmten die ersten Ritter uner laut starkem Geschützfeuer die Stellung. „Zielt auf die Männer an den Geschützstellungen“, rief Jonas herüber, während ein Teil der Soldaten sich systematisch den Hügel hinauf kämpfte. „Hier nimm das." Zielsicher drückte Anja, ihm eine Pistole in die Hand. „Ich kann damit doch gar nicht umgehen“, protestierte Ethan unter lautem Pistolenfeuer. „Einfach zielen und abdrücken. Ist nicht schwer“, antwortete sie knapp.


Verdammt! Er hatte noch nie eine Waffe bewusst abgefeuert, geschweige denn ein Leben damit beendet. „Benutze sie einfach im Notfall. In Ordnung? Halt dich einfach an mich“, versuchte Anja ruhig auf ihn einzureden, während die Ritter die erste Stellung überrannten und ins Lager einfielen. „Da kommen sie!" Schützend stellte sich Jonas vor die Sprecher. „Dich mach ich fertig." Mit einem gewaltigen Satz, hechtete ein Soldat den Hügel hinauf und lief sogleich in in die Klingen. Unter lautstarken Schmerzensschreien rollt der Körper wieder rücklings, unkontrolliert hinab. „ Bleibt in Deckung“, rief der Hühne im Pfeil und Kugelhagel herüber, als plötzlich zwei weitere Soldaten hinauf stürmten und Jonas regelrecht umwarfen. Unter wildem Kampfschrei rollten die Kontrahenten herum, während sich einer von ihnen löste und auf Ethan und Anja zu lief. Zitternd hielt er die Pistole in den Händen. „Ihr habt Glück, das ich euch lebend brauche“, sprach der Gegner herüber. „Das gleiche gilt aber nicht für dich!" Mit einem gewaltigen Satz sprang seine Freundin auf den Wiedersacher zu und riss ihn regelrecht von den Beiden. Ein Faustkampf entbrannte. Immer wieder schlugen die Kontrahenten aufeinander ein. Doch Anja verstand sich geschickt darin, Schmerzen zu entgehen. Die Fäuste des Mannes trafen immer wieder nur den weichen Schnee. „Jetzt gib doch endlich auf." Doch der Gegner machte es ihr nicht so leicht. Immer wieder tauschten die zwei die Positionen, bis schließlich der Hügelrand das Ende markierte. „Du gehörst mir." Mit erhobenen Haupt lag der Mann auf Anjas Körper, während ihr Kopf panisch in den Abgrund schaute. Verdammt! Er musste doch was tun. Mit wilden Schlägen und tritten versuchte sich seine Freundin aus der Misere zu befreien. Sinnlos. Der Mann war einfach zu dick gepanzert. „Du bist ja eine wilde Furie." Was jetzt? Auf der einen Seite kämpfte Jonas immer noch gegen seinen Feind. Somit viel die Unterstützung mal defintiv aus. Es war auch keine Verstärkung in Sicht. Innerlich raufte er sich die Haare. „Zeit abzutreten." Das Klicken einer Waffe hallte an seine Ohren.


Kurzschluss! Ohne auch nur zu überlegen rannte Ethan lautbrüllend auf Anjas Gegner zu und warf sein gesamtes Gewicht dagegen, so dass beide vorne herüber fielen und den Abhang hinunter rollten. „Ethan. Nein“, schrie Anja hinterher. Zu spät. Unkontrolliert rollte Ethans Körper den weißen Hang hinab, bis eine Kiste unsanft vom Ende der Reise kündete. „Du kleiner Scheißer“, stöhnte der Mann vor ihm, während sich bei Ethan noch alles drehte. Gott! Er musste gleich kotzen. Taumelt richtete sein Körper sich wieder auf. „Jetzt reicht es mir." Ziellos sauste der erste Faustschlag an Ethan vorbei. Ein zweiter Schwinger führte ebenfalls nicht zum gewünschten Effekt.


Unruhig wankte er hin und her ohne dabei den Feind aus den Augen zu verlieren, der sich allerdings viel schneller zu erholen schien. Ein weiterer Angriff verfehlte sein Ziel nur noch knapp. Schnee wirbelte wild umher. „Jetzt reicht es mir." Wild entschlossen zog die rechte Hand ein Messer vom Gürtel. „Ein paar Wunden werden dich schon nicht gleich umbringen." Mit diesen Worten stapfte sein Gegner mit der Waffe vorran auf ihn zu. Man! Sein Körper war einfach noch nicht fit! Chaotisch hechtete Ethan aufs gerade wohl nach rechts und entging damit dem ersten Angriff. Doch das würde nicht ewig so weiter gehen. Irgendwann würde ein Treffer folgen, was angesichts der richtigen Stelle auch durchaus zum Tod führen konnte.


Wild entschlossen sauste die Klinge erneut heran. Wieder nichts! „Du bist ganz schön flink. Aber das reicht jetzt." Wütend stieg das Level des Kampfes an. Denn sein Gegner hatte eindeutig nicht mehr nur kleine Verletzungen im Sinn, sondern nahm den Tod billigend in Kauf. „Was willst du jetzt machen?“, fragte er höhnisch, während der Lauf des Henkers sein Ziel ins Visier nahm. Verdammt! So konnte es doch jetzt nicht enden. Unentwegt versuchte sich das Herz aus der beklemmende Enge des Brustkorbes zu befreien. „Gar kein Fluchtversuch?" Langsam traten die schweren Beine auf ihn zu, als plötzlich ein Ruck durch den Körper fuhr. Stille! Ethan hielt inne. Die weit aufgerissenen Augen seines Gegners starrten förmlich ins Leere, ehe die Schwerkraft den Rest erledigte. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht im Weg stehen“, fluchte Samir, der im Vorbeigehen, das Messer aus dem Rücken der blutenden Leiche zog.


Planlos starrte Ethan ihm nach. Hatte diese Witzfigur ihm etwa gerade das Leben gerettet? Der regungslose Körper am Boden sprach eine eindeutige Sprache. Man! Das würde ihm ja noch ewig nach hängen. Doch jetzt war für solcherlei Dinge einfach keine Zeit. Denn die Schlacht tobte an allen Fronten. Überall brannte es lichterloh. Die Bruderschaft kämpfte mit der Kirche um die Vorherrschaft auf dem Platz. Schüsse sausten vorbei und bohrten sich in den Schnee oder trafen andere Menschen. Das Chaos war perfekt...................

Duell unter Gleichgesinnten


Blutüberströmt torkelte Ethan über das Schlachtfeld hinweg. Von überall her drang das Waffenfeuer, sowie das Geschrei der Männer und Frauen an seine Ohren. Gott! Wo war er da nur hinein geraten? Planlos schritt er auf eines der Zelte, welches völlig zerstört auf dem Boden herum lag. Weiter rechts lag die Leiche eines Ritters im Schnee. Die weit aufgerissen Augen starrten in den Himmel hinein. Ein See aus Blut hatte sich auf der Brust gebildet. „Sina?!“ Schnell stürzte Ethan zu der Frau hinab. „Sina. Ist alles in Ordnung?." Rüde begannen die Hände an dem Körper zu rütteln. Nichts passierte. Leblos rollte er Kopf nach rechts. „Es tut mir so leid“, seufzte Ethan und stand wieder auf. „Dich mache ich fertig." Das war doch Samirs Stimme! Schnell nahm der Körper Fahrt auf, schlug mehrere unkontrollierte Haken, um die Leichen und brennenden Kisten herum, bis er an einem der nicht explodierten Lastwagen, auf Samir stieß, der sein Schwert auf Marie gerichtet hatte. „Hör auf damit“, schrie Ethan herüber. „Sie gehört zum Feind. Gnade ist hier total fehl am Platz." Langsam näherte sich die Klinge ihrer Brust. „Marie ist noch ein Kind. Willst du ihr Blut etwa an deinen Händen kleben haben?“, fragte Ethan, während er sich vorsichtig dem Szenario näherte. „Im Krieg werden keine Unterschiede gemacht." „Sie ist unschuldig. Ich weiß du lebst für den Kampf und magst sicher ein ehrenwerter Mann sein. Aber so näherst du dich nur Pavla an." „Das interessiert mich einen Scheißdreck“, fluchte Samir, während die Klinge unruhig in der Hand auf und ab wippte. Besorgt blickte Ethan zu dem Mädchen herüber. Die Augen waren geschlossen. Das Gesicht blutüberströmt. Doch zum Glück hob sich noch der Brustkorb auf und ab. „Keiner von diesen Mördern darf am Leben bleiben. Es ist besser, wenn alle tot zu meinen Füssen liegen." Ethan biss sich leicht auf die Zunge. Die Spannung nahm definitiv zu. Sollte Samir jetzt eine unkontrollierte Bewegung machen, so würde die Klinge den Hals des Mädchens aufschlitzen. Verdammt! Was konnte er tun, um den Heißsporn zu beruhigen. Eine Strategie musste her um die Bombe zu entschärfen. „Denk doch mal nach was uns von der Kirche unterscheidet. Pavla mordet wahllos. Wir aber nicht. Die Wahl der Gnade obliegt dem Rosenorden. Wir sind die besseren Menschen." „Eine wirklich gute Rede muss ich ja gestehen“, murmelte Samir. „Es gibt noch andere Köpfe, die du einschlagen kannst. Lass Marie am leben und sie bekommt die Chance vielleicht die Seiten zu wechseln." „Du bist viel zu leichtgläubig“, brummte Samir. „Mag sein. Aber......." Das Gespräche drohte im Sande zu verlaufen. Ihm gingen einfach die guten Argumente aus, um seinen Mitstreiter von einem folgenschweren Fehler abzuhalten. „Mir reicht das Gequatsche jetzt entgültig. Ich werde dem ein Ende setzen." Mit lautem Gebrüll holte Samir weit zum Schlag aus. Erschrocken hielt Ethan inne. Er wollte Marie nich nur töten, sondern brutal hinrichten. Das durfte auf keinen Fall geschehen! Mit einem gewaltigen Satz überbrückte Ethan das Feld, während die Klinge schnell hinab sauste. „Beeil dich“, trieb er seine Gedanken an. Nur noch wenige Augenblicke trennten das kleine Ding von dem sicheren Tod! Noch einmal bot Ethan alle Reserven auf. Das Drama durfte einfach nicht geschehen! Nur noch ein Meter. Die Klinge trieb fast schon wie in Zeitlupe auf den Hals zu. Ein halber Meter. Jetzt oder nie! Mit einem Gewaltakt sprang Ethan auf Samir zu, der wiederum völlig erschrocken die Klinge fallen lies und zu Boden stürzte.


Wütend starrten die braunen zu ihm herüber. „Das hättest du nicht tun sollen." Ein schneller Hieb folgte, der Ethan regelrecht von seinem Gegner herunter beförderte. „Du bist doch total irre." Fluchend hielt er sich das Gesicht. Der Kiefer schmerzte leicht und die Oberlippe schien aufgeplatzt. Der Geschmack von bitterem Eisen umspielte die Zunge. „Glaubst du wirklich, das die Kirche auf uns Rücksicht nimmt? Pavla würde mit Freuden alle von uns töten. Egal ob Kind oder nicht“, fluchte Samir, der erneut zu einem Angriff ansetzte. Doch dieses Mal war Ethan vorbereitet, so dass der Schlag ins Leere ging. „Wie willst du die Menschheit retten, wenn dir sämtliche schweren Entscheidungen zu unbequem sind." Wieder folgte ein Angriff. Reflexartig blockte Ethan den Schlag mit seinem Unterarm an und langte selbst zu. Überrascht von diesem Treffer taumelte Samir etwas zurück, während Ethan wütend seine Hand festhielt. Man! Das hatte wirklich wehgetan. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht“, grinste sein Gegner höhnisch. „Samir es bringt doch nichts, wenn wir uns gegenseitig fertig machen, statt es den anderen zu zeigen“, versuchte Ethan an seiner Vernunft zu appellieren. „Dafür ist es jetzt zu spät." Wie hypnotisiert stapfte der sportliche Körper auf Ethan zu. Die Haare wehten leicht im Wind. Die Hände ballten sich zu Fäusten. „Darauf habe ich schon lange gewartet“, sprach Samir mit einem hinterhältigen Lächeln auf den Lippen. Gewartet? Es gab da also noch weitaus mehr Gründe für diesen Ausraster, die sich ihm im ersten Moment nicht erschlossen. Doch das änderte sich schnell, als er aus der Ferne Anja sah, die in einem Kampf verwickelt war. „Anja ist der Grund. Nicht Marie oder die Kirche. Du schiebst einfach gewaltigen Frust." Das war ein Volltreffer im warsten Sinne des Wortes. Denn urplötzlich nahm sein Gegenüber an Fahrt auf und ließ einen gewaltigen Fausregen auf Ethan los, der wiederrum Mühe hatte alle Schläge abzuwehren. „Was sie bloß an dir findet." Schmerzhaft stauchte sich der Brustkorb zusammen. „Du bist ein totaler Feigling." Das Knacken der Nasenknochen ertönte. „Du willst die Menschen retten? Dein Leben kannst du ja nicht mal vor mir schützen." Mit einem Gewaltakt griff Ethan nach den beiden Händen. „Dafür bin ich aber menschlich“, fluchte er lautstark und wuchtete den Körper herum, um seinerseits endlich zum Angriff überzugehen. Der erste Schlag verfehlte das Ziel nur knapp. Der zweite traf das Gesicht. Schmerzensschreie ertönten. „Du kleiner Bastard." Blitzschnell fuhr Samirs Hand nach vorne und umklammerte Ethans Hals. „Was willst du gegen mich ausrichten? Ich habe mein lebenlang trainiert." Unkontrolliert begann sein Mund die kalte Luft einzusaugen. „Eben doch nur ein kleiner Bücherwurm." Das war zu viel des Guten. So etwas gehörte einfach bestraft.


Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch aktivierte Ethan die letzten Reserven und stemmte sich gegen die starken Arme seines Widersachers. „Gibt doch einfach auf." „Niemals“, röchelte er, während die Arme ordentlich gegen Samirs drückten. Er war kein Feigling. Das musste der Inder endlich mal begreifen. Schon nach zwei Tagen hier einen auf dicke Hose machen. Ging mal gar nicht! Immer weiter und weiter schob seine Hände die Arme des überraschten Gegners auseinander. „Auseinander ihr Zwei!“, hallte Ninas Stimme plötzlich heran, während ihre Hände Ethan hinauf zogen. „Was ist denn hier los?“, fragte Anja in die Runde, die wohl dem Anschein nach ihren Kampf gewonnen hatte. „Eine kleine Meinungsverschiedenheit“, brummelte Samir kleinlaut, während er auf stand. „Das sah mir aber nach mehr aus“, hakte Nina angesichts der Wunden auf ihren Körpern nach. „Das werden wir später noch klären“, drohte Samir wütend und schritt von dannen. „Hast du was abbekommen?." Besorgt wanderte Anjas Hand auf seine Wange. „Mir geht es gut. Nur ein paar kleine Treffer“, versicherte Ethan mit einer Umarmung. „Du hast mir wieder das Leben gerettet. Das wird langsam zur Gewohnheit“, seufzte sie schon beinahe peinlich berührt. „Ich bin froh, das es dir gut geht. Wie sieht es denn aus?." „Pavla und David ziehen sich zurück. Sie haben ordentlich Verluste hinnehmen müssen“, berichtete Nina. „Aber auf unserer Seite sieht es auch nicht besser aus. Jonas hat ein paar Männer verloren. Wieviele Brüder und Schwestern wir dem Tod überantwortet haben, muss erst mal abgewartet werden“, fügte Leila hinzu. „Du bist meine Rettung. Da vorne liegt ein bewusstloses Kind." Sie nickte und verschwand sofort mit ihrer Tasche unter dem Arm. „Ich will jetzt genau wissen, was zwischen dir und Samir vorgefallen ist“, fragte Nina eindringlich. „Er wollte ein unschuldiges Kind töten. Ich bin dazwischen gegangen. Das ist alles“, antwortete Ethan kurz und bündig. „Das klären wir auf jeden Fall noch. Die Sache ist noch net ausgestanden“, brummte seine Mutter, während die Gruppe sich einen Weg durch das zerstörte Gebiet arbeitete. Anders ließ sich das Chaos überhaupt nicht mehr beschreiben. Überall brannte es lichterloh. Toten Soldaten lagen am Boden. Dazwischen vereinzelt ein paar Ordensmitglieder. Die zerstörten Lastwagen rundeten das Bild ab. „Was für ein trauriger Tag“, seufzte Ethan. „In der Tat. Viele Menschen haben heute ihr Leben verloren“, fügte Anja hinzu, die wohl am liebsten gleich noch das Lauftempo erhöht hätte, angesichts des Schreckens und der Trauer, die sich in ihrem Gesicht abzeichneten. „Das wird Pavla definitiv etwas zurückwerfen. Aber nicht zur Aufgabe zwingen“, sprach Nina besorgt. „Was hat die Kirche eigentlich so an Truppenstärke aufzubieten“, fragte Ethan neugierig. „Genaue Zahlen gib es nicht. Aber es sind viele. Auch der Einfluss reicht ziemlich weit“, erklärte Anja.


Das klang ja ziemlich besorgniserregend. Gegen so eine große Armee konnte man doch kaum gewinnen. Wenn Ethan Pavla gewesen wäre, hätten hier und heute die Kriegsergebnisse ganz anders aussehen können. Die toten Soldaten würden vielleicht noch leben, wenn der Feind mit einem ganzen Kontigent angerückt wäre. Stattdessen wurden hier Männer und Frauen sinnlos geopfert. Welche Ziele befolgte der Kahlkopf damit?


Ethan ertappte sich selbst dabei, mit wilden Gerüchten und Spekulationen zu hantieren, statt sich den schmerzenhafteren Fragen zu stellen, die durch seinen Verstand geisterten. Die wichtigste davon war eindeutig: War er zu schwach und zu leichtgläubig? Seit Samir ihm das vor den Kopf geschmissen hatte, kreiste die Frage, wie ein Geier um die Beute, herum. Von sportlicher Seite betrachtet, gab es sicherlich keine Bedenken. Ethan war jung und fühlte sich recht fit und agil. Allerdings sah das von der Kraftseite her ganz anders aus. Denn Kampfsport oder Waffentraining waren noch nie so sein Ding gewesen. Dafür gab es ja den PC als Ausgleich, der wiederum in der Schlacht auch nich weiterhalf.


Also hatte Samir irgendwo doch recht. Es fehlte eindeutig an Schlagkraft und Selbstvertrauen, um Gegner zu bezwingen oder gar dafür so sorgen, das sie schon vorher Angst und Respekt bekamen. Doch wie sollte man dieses Problem lösen? Nachdenklich blickte er zu Nina und dann zu Anja herüber, die ihn immer noch leicht stützte, als im plötzlich eine Idee in den Kopf schoss. „Du, können wir uns nachher mal in Ruhe unterhalten?“, fragte er leise herüber. „Klar. Kein Problem“, antwortete sie knapp, während die Hälfte der Strecke bereits hinter ihnen lag. Die kleine Gruppe aus Nina, Anja und ihm, sowie den Verletzten erklomm den letzten Hügel, bevor es geradewegs nach Eden ging. Die leichtverletzten Krieger und Ritter blieben im Lager zurück, um für Sicherheit zu sorgen. Unter Ihnen war auch noch Leila, die dank ihrer Medizinausbildung zu einer wichtigen Stütze des gesamten Teams wurde. In ihren heilenden Händen lag das Schicksal aller Menschen, die vielleicht noch am Leben waren. So wie Marie. Hoffentlich ging es dem kleinen Mädchen auch wirklich gut....................

Feindseligkeiten

 
Nachdenklich schaute Ethan aus dem Zimmer, während draußen unter dem Fenster ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Fast ein Tag war seit der Schlacht vergangen, die unzählige Menschen das Leben gekostet hatte. Darunter waren neben Sina noch vier weitere Ritter, so dass die Anzahl der noch Übrigen auf achtzehn sank. Wobei es für zwei noch recht eng aussah. Doch Leila hatte bis jetzt noch nicht vor gehabt aufzugeben. Dem Tod musste ein Schnippchen geschlagen werden. Samir ließ sich sei der kleinen Eskapade auf dem Plateau auch nicht mehr blicken. Scheinbar hatte er beschlossen nicht das offene Gespräch zu suchen, was Ethan nur Recht sein konnte. Dafür gab es allerdings jedoch ordentlich Schelte von seiner Mutter, die noch einmal eindringlich darauf hin wies, das die Mission einfach viel wichtiger war, als zänkische Jungerwachsene, die sich um das Mädchen prügelten. Dabei konnte Ethan nicht mal was dafür. Obgleich Anja sich immer wieder für ihn eingesetzt beziehungsweise entschieden hatte, verstand es Samir schnell, mit Wörtern um sich zu schmeißen, die sich wie ein scharfes Messer in den Rücken bohren konnten. Dabei war Ethan es doch der besser mit Worten umgehen sollte, als diese Schmalzlocke. „Ethan hast du kurz Zeit?“ Völlig überrascht stand auf einmal Anja in der Tür. „Na klar, was gibt es." Schnell schwang er herum. „Gestern haben sich noch ein paar Dinge gehäuft. Tut mir leid das ich keine Zeit aufbringen konnte“, entschuldigte sie sich mit zärtlichen Kuss. „Das ist doch nicht schlimm. Kann ich dich denn jetzt etwas in Beschlag nehmen?“, fragte Ethan mit einem Lächeln. „Klaro." Mit einem Satz sprang Anja auf das Bett und schlug die Beine übereinander. „Nun. Samirs Worte haben mir gestern doch zu denken gegeben“, begann er. „Hat dieser Sturkopf wieder etwas getan?“, unterbrach ihn Anja hektisch. Ethan verneinte ruhig. „In mir ist einfach eine Entscheidung gefallen, für die ich deine Hilfe brauche." „Alles was du willst." „Trainiere mich." Verdutzt fiel Anja angesichts dieser Aussage beinahe die Kinnlade herunter. „Bitte was?" „Du sollst mich trainieren. Ich muss einfach viel stärker und selbstsicherer werden, um euch nicht weiter im Weg zu stehen." Langsam stand Ethan von dem Stuhl auf und setzte sich neben seine Freundin. „Aber du stehst uns doch nicht im Weg“, protestierte sie laut, während sie ihre Hand auf seinen Schoß legte. „Mag sein. Aber es ist mir dennoch wichtig. Ich glaube das wir einfach noch häufiger in solche Situationen geraten werden. Meine Schwäche wird uns noch alle irgendwann in den Tod reißen." „Du bist ein Idiot." Mit einem Lächeln im Gesicht stupste sie ihm sanft in die Seite. „Das Training wird aber hart? Ich kenne da kein Pardon“, begann sie frech zu grinsen und die Fronten schon mal zu klären. „Kein Problem. Wann legen wir los?" „Nach dem Frühstück. Dann beginnt die erste Lektion." Mit einem Satz sprang Anja wieder auf und ging Richtung Tür. „Also komm nicht zu spät!" Noch ehe Ethan antworten konnte, war sie Richtung Treppe verschwunden. Na das konnte ja was werden. Zügig zog er sich die Klamotten über um schon mal die letzte Henkersmahlzeit zu sich zu nehmen.


Dreißig Minuten hatte es gedauert, ehe Ethan sich draußen vor dem Hof wiederfand mit dem Bauch voller Rührei, Schinken- und Käsebroten. Hoffentlich konnte er sich angesichts dieser Masse überhaupt noch bewegen oder wie in diesem Fall gefühlt rollen. „Guten Morgen Ethan. Wie geht es meinen Sohn heute?" Gut gelaunt schritt Nina durch das Gartentor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich kann nicht klagen. Wie geht es den anderen?“, fragte er. „Alef und die anderen sind in einer Besprechung. Allerdings beschäftigt mich ein anderes Problem." Interessiert richtete Ethan seinen Körper an der Hauswand auf. „Was ist denn los?" „Leifee hat mir einen Brief von einem Freund überstellt, der dringend meine Hilfe braucht“, seufzte sie. „Was hast du jetzt vor?" Nichtssagend zuckte Nina mit den Schultern. „Ich werde ihm helfen müssen. Da die Gefahr um Pavla ja gebannt ist, kann der Orden sich auch anderen Aufgaben widmen. „Sollen Anja und ich dich begleiten?“,fragte Ethan. „Nein. Das ist nicht nötig. Ich treffe mich nur mit einer Assistentin von ihm. Mal sehen was die zu sagen hat“, winkte Nina ab. „Pass bitte auf dich auf. Es sind schon genug Menschen in den letzten Tagen gestorben." „Ich bin ein großes Mädchen. Keine Sorge." Mit einem Lächeln verschwand sie ins Haus, aus dem gleichzeitig Anja heraustrat. „So bist du bereit?“, fragte sie voller Enthusiasmus. „Klaro. Womit fangen wir an." „Sinnvoll wäre es erst einmal deine Abwehrfähigkeiten zu verbessern." Langsam schritt der Körper auf die Rasenfläche, während die Hände die Jacke über den Zaun warfen. Darunter zeigte sich ein schwarzes Shirt mit einem Totenkopf als Bild. „Du wirst erst einmal meinen Angriffe ausweichen. Mal schauen, wo da noch Bedarf ist." Ethan nickte zustimmend und stellte sich mit einem mulmigen Gefühl im Magen ihr gegenüber hin. Nicht nur das Anja biologisch gesehen eine Frau, war die man normalerweise eh nicht schlägt. Nein! Es gab ja auch noch eine Beziehungskomponente zu berücksichtigen. „Halt dich ja nicht zurück." Mit diesem Worten erfolgte erst einmal ein leichter Angriff, der leicht mit einer Rechtsdrehung abgewehrt werden konnte. „Nicht schlecht." Der zweite Schlag setzte zum Treffer an. Doch auch diesem wich Ethan geschickt aus, ehe ein plötzlicher Beinangriff den Körper aus dem Gleichgewicht brachte und unsanft ins Gras beförderte. „Du musst besser aufpassen. Dein Gegner wird nicht immer nur schlagen. Die Umgebung im Auge zu behalten ist das A und O." Brummend richtete Ethan sich wieder auf. „Weiter geht’s." Anja nickte und setzte somit das Training fort, bei dem er in der nächsten Stunde noch mehrmals mit dem Boden Bekanntschaft schloss. Dafür entwickelte sich aber in seinem Kopf langsam ein Gefühl für die stetigen Angriffsmuster, die seine Freundin ihm entgegen warf. „Machen wir erst einmal Pause“, rang sie schwitzend nach Luft. „Eine gute Idee. Ich kann schon die Grashalme mit Namen benennen“, scherzte Ethan. „Für die erste Runde, war das gar nicht mal so schlecht, was du abgeliefert hast. Du lernst echt schnell." Lobende Worte von einer Meisterin, die runtergingen wie Öl. „Was steht denn heute noch auf dem Plan?" Zielsicher griff Anja nach einer Wasserflasche am Boden und warf sie ihm zu. „Mal schauen. Nach dem Mittag feilen wir etwas an deiner Schlagtechnik."

Zustimmend nahm Ethan einen Schluck der kühlen Flüssigkeit zu sich, als plötzlich Anna vom Pfad her völlig aufgelöst an die Beiden heran trat. „Ich brauche eure Hilfe." „Beruhige dich erst mal und sag was los ist“, forderte Anja. „Das Mädchen mit dem Namen Marie, kämpft immer noch ums Überleben. Laut Leila sind die Chancen das sie aufwacht sehr gering“, erklärte Anna völlig außer Atem. „Das arme Ding“, seufzte Ethan. „Diese komische Programm sagt jedoch, man könnte die Chancen verbessern." „Wo ist denn dann das Problem?“, fragte Anja irritiert. „Samir ist mit Leila in eine Diskussion geraten. Wenn ihr nicht eingreift, habe ich die Befürchtung, das es eskaliert." „Dieser verdammte Idiot“, fluchte Anja lautstark mit einem wütenden Blick zu Ethan herüber. Dann schwang sie kommentarlos die Jacke über und verließ sauer mit schnellen Schritten das Gelände. „Warte!" Schnell schloss Ethan zu ihr auf. „Was hast du wirklich vor?“ „Dieser Hohlbirne endlich mal sagen, das soviel Temperament hier echt fehl am Platz ist." Klare Worte von einer ziemlich stinkigen Freundin, die sich geradewegs eine Etage tiefer, einen Weg ins Haus bahnte, aus dem bereits heftigte Wortschlachten ausgetragen wurden. „Was zum Teufel ist hier eigentlich los." Erschrocken tat Ethan einige Schritte zurück. So wütend hatte er Anja ja noch nie erlebt. Leila und Samir erging es da wohl nicht anders, die an Maries Krankenbett standen. „Der Kerl hier will mir verklickern, das es keinen Sinn macht das Mädchen weiter leiden zu lassen“, erklärte Leila. „Seit fast einem Tag liegt sie hier und es tut sich rein gar nichts“, rechtfertigte sich Samir in seiner kühlen und rationalen Art und Weise. „Das ist kein Grund einfach die Flinte ins Korn zu werfen." „Manche Schlachten gewinnt man. Und andere gehen eben an den Feind. So ist das nun mal."Unbeeindruckt schob sich Samir an Anja und Ethan vorbei. „Das muss aufhören. Ist das klar“, rief sie ihm nach. „Du willst mir mit diesem Ton etwas befehlen?" Schlagartig schwang Samir wieder herum. „Was ist los mit dir? Ich erkenne dich gar nicht wieder." „Was los ist? Mein Leben lang habe ich für diese eine Sache gelebt und gedient. Doch was muss ich hier vorfinden? Ein Dorf, wo die Menschen noch im Mittelalter leben und ein Programm, das mir sagt das du und diese Pfeife da, alle retten werdet." Wütend trat Samir einen weiteren Schritt auf Anja zu. „Es ist nun mal so wie es ist. Ethan und ich haben uns das auch nicht ausgesucht. Das ist kein Grund hier so auszurasten“, konterte Anja. „Diese Mission wird mit ihm noch gefährdet. Dein achso toller Freund ist nicht mal in der Lage einen Menschen zu töten. Wie soll man da von ihm verlangen, so eine Aufgabe zu übernehmen?" Wütend setzte Anjas Hand zu einer Ohrfeige an, die jedoch leicht von ihrem Gegenüber pariert wurde. „Lass es am besten. Und lasst vor allem das Mädchen da sterben." Auf dem Absatz herum, machte Samir kehrt und verschwand kommentarlos aus dem Haus. „Dieser verdammte Idiot“, seuzfte Anja. „Samir wird sich schon einkriegen“, versuchte Ethan sie zu beruhigen und die Sache diplomatisch anzugehen, auch wenn er es am liebsten gesehen hätte, wenn die Ohrfeige gesessen hätte. „Wie steht es denn jetzt um Marie?" Nachdenklich schwang ihre beste Freundin herum und setzte sich auf den Stuhl. Dann fuhr die rechte Hand auf die Stirn, die schon von bloßen Hinsehen regelrecht glühte. Auch der Schlaf schien unruhig zu sein wieder. Immer wieder rang der zierliche Körper nach Luft. Dann passierte für einen Moment überhaupt nichts, gefolgt von unkontrollierten Atemschüben. Selbst ohne Leilas fachmännische Meinung, konnte man sehen, das ohne eine passende Medikation das Drama schnell seinen Lauf nehmen würde..........

In die Stadt

 
Mit einem Runzeln auf der Stirn kramte Leila das Stetoskop aus der Tasche, um noch ein Mal die Atmung zu überprüfen und die Lunge abzuhorchen. Nach dieser Prozedur wandte sie sich wieder Ethan und Anja zu. „Wenn wir nicht bald richtige Antibiotika kriegen, wird Marie mir hier wegsterben." Seufzend landete das Untensil unsanft in der Ecke, gefolgt von einer Rauftour durch die blonden Haare. „Wenn das so ist, müssen wir schleunigst welche auftreiben“, erklärte Anja. „Was ist den mit Tali? Kann die nicht einen der Unwandler benutzen?" „Auf die Idee bin ich auch schon gekommen. Sie sagte mir, das jedes von diesen Geräten einen spezifischen Algorithmus aufweist, der nicht einfach mal eben so umgeschrieben kann." Grummelnd lief Ethan im Raum auf und ab. Da gab es schon diese fortschrittliche Technologie und dennoch gab es keine Chance, das kleine Mädchen auf dem Bett da rechtzeitig zu heilen. Das war doch wirklich zum Mäuse melken. „Wie lang hat Marie denn schätzungsweise noch?“, fragte Anja besorgt. „Ohne die nötigen Heilmittel vielleicht ein oder zwei Tage“, antwortete Leila. „Die im Dorf haben sicher eine Apotheke. Ich werde dir das Zeug besorgen." Zielstrebig machte Ethan auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus. „Du gehst aber nicht alleine." Sauer wandte er zu seiner Freundin um, die ihn plötzlich erschrocken anschaute. „Was ist mit dir los?“ Mit heftig Wut im Bauch schlug Ethan auf das Gartentor. „Es ist eine Sache, das die Kirche die Bruderschaft vernichten will. Aber Kinder für diese Pläne zu nehmen ist einfach nur widerlich. Ich würde Crawford am liebsten dafür.......“Vorsorglich beendete Ethan den Satz nicht. „Marie wird überleben, weil sie rechtzeitig von uns die Medikamente erhält“, versicherte Anja mit ruhiger Stimme. „Wir brauchen mehr als sechs Stunden hin und zurück. Keine leichte Aufgabe“, seufzte Ethan. „Dagegen muss doch Abhilfe her. Komm mit“, grinste sie, griff nach Ethans Hand und schleifte ihn regelrecht fort. „Nicht so schnell. Warte." Hastig stiegen die Beine in den schnellen Laufschritt ein.


Aber was hatte seine Freundin genau vor? War ihm etwas wichtiges entgangen am gestrigen Tag? Fragen über Fragen, die Ethan schon beinahe beim Laufen überholten. Doch zum Glück dauerte die Reise nicht lange. Denn Anja führte ihn geradewegs auf den Balkon hinaus, von dem man gut ins Tal blicken konnte. „Sieh mal da unten." Mit ihrem Zeigefinger deutete sie auf eine Richtung, der Ethan nur all zu willig folgte, um endlich den Fragenkatalog in seinem Kopf ein wenig Einhalt zu gebieten. „Man kann ja kaum was sehen“, brummte er angesichts der schlechten Sicht. Obgleich die Sonne auch heute wieder hoch am Himmel stand, vermochte Ethan erst einmal nur einen grünen Kasten zu erkennen, der bei längerer und intensiver Betrachung mehr und mehr Konturen annahm, bis er schließlich mit verdutzten Gesichtsausdruck herum schwang. „Wie habt ihr den denn wieder fit gekriegt." „Mit viel Schweiß und Talent. Zum Glück sind nicht alle Trucks in einem Flammenmeer aufgegangen“, erklärte Anja. „Wie sieht es mit der Fahrtüchtigkeit aus?“ „Ganz gut. Die Karosserie hat kaum Schaden davon getragen, so das der Motorblock noch in einem Stück ist."


Das klang doch mal wirklich vielversprechend. Mit dem Truck zu ihren Füssen würde sich die Reisezeit auf jeden Fall ordentlich verkürzen und die Lebenserwartung von Marie erhelblich steigern. „Wann brechen wir auf?“, fragte Ethan ungeduldig. „Sobald wir mit Alef gesprochen haben. Er sollte wissen, wohin wir unterwegs sind“, antwortete Anja. Na Super! Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Abmelden wie damals in der Schule. Wahrscheinlich gab es auch noch einen Tadel, falls sie nicht schnell genug wieder zurückwahren.


Insgeheim fühlte Ethan sich wieder genau in diese Zeit zurückversetzt. Alef, der nach offen hin strenge Rektor. Samir, der Draufgänger, der gerne auch mal andere Schüler ärgerte. Anja, die Liebe seiner Schulzeit. Das alles passte irgendwie genau in dieses schmerzhafte Bild der Vergangenheit, in der Ethan ständig gehänselt und geärgert wurde. Menschen mit Samirs Charakter hatten schon damals keinen Respekt vor den anderen. So geschah es das er oft nach Hause kam, mit blauen Flecken auf den Armen oder im Gesicht, bis seine Mutter endlich Einsehen hatte und der Unterricht auf eine Privatschule verlagert wurde, wo Ethan endlich den erhoften Frieden und die Ruhe fand, endlich sein Abschluss machen zu können. Dafür musste er nur die damalige Schönheit der Schule mit dem wundervollen Namen Vani hinter sich lassen. Eine Sache die Anfangs total schwer viel. Doch im Laufe der Zeit und mit viel Hilfe von den Lehrern gelang es Ethan sich zu fokussieren und als Klassenbester den Abschluss zu machen. „Gehen wir?“ Aus der Erinnerung gerissen starrte Ethan zu seiner Freundin herüber. Dann folgte ein Nicken.


„Ihr wollt was?" Irritiert blickte Alef zu Anja herüber. „Wir brauchen den Truck. Ohne die Medikamente wird Marie nicht überleben“, erklärte sie noch mal eindringlich. „Euch ist aber schon klar, dass Pavla immer noch da draußen lauert?“, wandte Leifee ein. „Der hat doch sicher erst einmal genug“, konterte Ethan. Nachdenklich tauschten Alef und die Asiatin die Blicke aus. „Also gut. Aber Leifee wird euch begleiten. Nur zur Sicherheit. Außerdem könnt ihr dann Nina auch noch absetzen“, seuzfte Alef nachgiebig. „Ich danke dir“, freute sich Anja, ehe der Anführer sich Ethan zu wandte. „Kann ich dich einen Augenblick unter vier Augen sprechen?“ Ethan schluckte. Er wusste genau das es Alef wichtig war über die Sache mit Samir zu reden. „Kein Problem“, stammelte er, während der nervös Blick Anja suchte, die ebenfalls völlig von der Bitte des Inders überrumpelt schien. Aber es half ja alles nichts. Je eher das Gespräch von statten ging, umso schneller konnte die Gruppe endlich aufbrechen. So trat Ethan also den schweren Gang an, bis er nicht mehr das Gefühl hatte belauscht werden zu können. „Was ist denn los?" Unsicher blickten die Augen zu Alef herüber. „Es geht um die Sache mit meinem Sohn." „Ich werde mich garantiert nicht für die Sache mit Marie entschuldigen“, prustete es aus Ethan heraus. „Das will ich auch gar nicht." Das kam jetzt aber wirklich sehr überraschend. Ethan hatte tatsächlich mit einer gewaltigen Standpauke gerechnet. Aber damit? Völlig undenkbar. „Samir hat eine schwere Zeit hinter sich und seine Mutter an die Kirche verloren." Eine wirklich sonderbare Strategie, die der Inder da auffuhr. „Sein Leben lang hat er unter meiner strengen Aufsicht trainiert. Ich wollte ihn einfach nicht auch noch verlieren. Deswegen gab es oftmals nicht nur sanfte Worte“, gestand Alef. „Es ist nicht nötig mir die ganze Geschichte zu erzählen. Ich verstehe das schon." Dummkopf! Erst denken dann reden. Wieder einmal folgte der innerlich Schlag ins Gesicht. „Trotzdem. Ich möchte dich einfach bitten, etwas nachsichtig zu sein. Mit dem Ort hier, sowie der bevorstehenden Katastrophe kommt Samir einfach noch nicht klar." Ein Schulterklopfen erfolgte. Völlig überrascht von der Aussage Alefs nickte Ethan einfach nur zustimmend und kehrte wieder zu Anja zurück. „Alles geklärt?“, fragte sie. „Bestens“, antwortete er knapp.


Doch das war es keineswegs. Oder vielleicht doch? Ein nachdenklicher Blick folgte noch mal zu Alef. Dann gingen die Drei los. „Ging es etwa um Samir?“, flüsterte Anja neugierig herüber. „Alef, will, das ich mehr Verständnis habe“, antwortete Ethan knapp. „Kam schon wieder die Story mit der Mutter auf?" „Was weißt du darüber?" „Während einer Mission, geriet vor mehr als drei Jahren, Alefs Frau in einen Hinterhalt. Sie schaffte es gerade noch so ihre Teamkameraden zu retten, ehe sie von Crawford gefangen genommen und hingerichtet wurde." Was für eine schreckliche Tat. Kein wunder das Samir so aggressiv die Doktrin des Rosenordens durchsetzen wollte. Aber selbst das erklärte in seinen Augen immer noch nicht den Hass auf ihn selbst. Da gab es sicherlich noch mehr zu erzählen und Anja war eindeutig darin involviert gewesen. Doch auch wenn ihm die Neugier das Gehirn zermatterte gab es keine Notwendigkeit sie damit zu konfrontieren. Nicht solange die Gefühle noch da waren.


So ließ Ethan also alles ruhen und folgte der kurzhaarigen Leifee und Anja weiterhin durch Eden, bis sie schlussendlich das Kraftfeld erreichten, wo bereits Nina wartete. „Da seit ihr ja endlich. Habt ihr mich vergessen?“, fragte sie leicht scherzend. „Ach was“, winkte Anja ab, die auch sogleich in die dicke Schneejacke schlüpfte. Ethan und Leifee taten es ihr gleich. „Dann wollen wir mal raus ins kalte Nass."


Mit zügigen Schritten ging einer nach dem anderen durch das Feld in den Schnee hinaus. „Am Ende des Pfades wartet das gute Stück“, erklärte Leifee. „Ich hoffe ja das Pavla uns nicht einen Überraschungsbesuch abstattet." „Ach das glaube ich nicht. Einen offenen Krieg kann er gar nicht riskieren“, antwortete Nina zu Ethan herüber. „Bist du sicher, das du alleine klar kommst? Mir gefällt die Sache immer noch nicht“, gestand Anja, während sie über einen Hügel hinwegschritten, auf dessen Höhepunkt man den Fahruntersatz in knapp fünfzig Meter Entfernung schon sehen konnte. „Deine Sorge ist völlig unberechtigt. Ich habe auch schon früher Mission alleine und erfolgreich durchgeführt“, versuchte Nina, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Trotzdem. Mir gefällt die ganze Sache auch nicht. Wir teilen unsere Ressourcen viel zu weit auf“, brummte Ethan. „Solange das Rätsel um Maria nicht gelöst ist, müssen wir uns einfach auch anderen Aufgaben widmen. Man hätte mich niemals kontaktiert, wenn es nicht wichtig wäre." „Das lässt du dir eh nicht ausreden. Dafür bist du einfach ein Sturkopf“, schaltete sich jetzt auch Leifee in das Gespräch ein. „So sieht es aus“, grinste Nina frech. „Ich glaube auch nicht, das ich mehr als zwei oder drei Tage weg sein werde. Aber wenn es euch beruhigt, rufe ich gerne jeden Abend durch." „Du bist doch blöd“, brummte Anja. „Beruhigt euch einfach. Alles wird gut. Ein harmloses Treffen, bei dem Pavla nicht mal die Leute kennt." Nur noch zwanzig Meter. Der Truck war nun deutlich sichtbar und schien wie durch ein Wunder kaum Treffer eingesteckt zu haben. Vielleicht ein oder zwei Einschusslöcher. Aber die sah man kaum durch den grünen Lack, der leicht in der Sonne glänzte. „Wer fährt?“, fragte Anja. „Das werde ich übernehmen“, antwortete Leifee, die sogleich von Nina den Schlüssel bekam. Dann setzten sich Ethan und Anja auf die Rückbank und Nina auf die Beifahrerseite. „Auf gehts." Mit diesen Worten drehten die Finger den Schlüssel herum und das laute Geräusch des Motors ertönte...................................

Nachbeben

 
Eine halbe Stunde fuhr der Truck über den Bergpfad hinab ins Tal. Kein Pavla. Keine Soldaten, welche ein Bleigewitter vom Zaun brachen. Es war einfach nur eine stink normale Fahrt, begleitet von strahlendem Sonnenschein und einem klaren, blauen Himmel. Okay. Die Temperaturen lagen jenseits von gut und böse. Das lies sich ja noch verschmerzen. Dafür gab es ja schließlich eine Autoheizung. Was allerdings so gar nicht passte, waren die Frauenthemen, die Ethan gezwungener Maßen, mitanhören musste. Zum Glück wurde er nicht nach seiner Meinung gefragt, angesichts von Punkten, wie Helligkeiten von Farbtönen, Pflegeleichtigkeit von Haaren, sowie der ständigen Fehlkauf an Hosen, die im Nachhinein doch nicht mehr wirklich passten. Das konnte echt ganz schön nerven.


Aber vielleicht war das auch mal ganz gut, das nicht immer nur über Krieg, Zerstörung und dem Ende der Welt geredet wurde. Man konnte regelrecht sehen, wie Humor und Spaß die Stimmung auflockerten und das auch wenig davon auf ihn überschwappte. „Wir müssen mal wieder so einen richtigen Mädelsabend machen. Wisst ihr das?“, warf Leifee in die Runde. „Eine gute Idee. Ich setze es auf die Liste sobald die Welt gerettet wurde“, scherzte Anja zurück. „He Leute schaut mal. Da vorne ist eine Sperre“, unterbracht Nina plötzlich die unbeschwerte Runde, während sie mit dem rechten Zeigefinger auf eine Schranke deutete, die an der Dorfgrenze aufgebaut wurde. Rechts und links standen zwei Polizeiwagen. „Das hat jetzt gerade noch gefehlt“, brummte Leifee, die auch sogleich etwas langsamer wurde, und sich hinter zwei anderen Wagen einsortierte. „Sieht so aus, als hätte der Zwischenfall in dem Talkessel doch Nachwirkungen." „Hast du geglaubt, das alles würde unbemerkt über die Bühne gehen?“, fragte Nina zu Anja herüber. „Nein. Aber wie gehen wir jetzt vor?“, fragte sie. „Wenn wir uns ruhig verhalten, werden die uns sicherlich durchlassen“, versuchte Ethan die aufgeregten Gemüter zu beruhigen, als es auch schon weiter ging und der nächste Wagen von zwei Polizisten, sowie einem Hundeführer kontrolliert wurden. In koordinierter Absprache unterhielten sich PKW – Führer und Beamter auf französisch, während der Schäferhund um den Wagen herum lief und sein außerordentliches Riechorgan zum Einsatz brachte.


Nach fünf Minuten war auch diese Aktion beendet und das Auto vor Ihnen näherte sich der Schranke, wo die Prozedur sich wiederholte, bis schließlich endlich der Truck zum Objekt der Untersuchung wurde. „Jetzt bloß nichts anmerken lassen“, flüsterte Ethan leise, während Nina ruhig und gelassen das Fenster herunter ließ, um den Beamten zu begrüssen? „Voule vouz francais?" Nina vollzog eine unsicher Handbewegung. Offenbar wahren ihre Fremdsprachenkenntnisse nicht so ganz ausgeprägt, wie die von Ethan. „German?“ Jetzt nickte sie zustimmend und Erleichterung machte sich breit. „Tut mir leid. Mein Französisch ist nicht mehr so gut wie früher“, gestand Nina unschuldig. „Das ist kein Problem. Die Straße zum Ski – und Wandergebiet wurde gesperrt. Wir haben die Aufgabe alle Personen, die von dort kommen einer Kontrolle zu unterziehen“, erklärte der Beamte mit ruhiger Stimme. „Das ist doch kein Problem. Mein Sohn, sowie seine Freundin und wir zwei kommen gerade von einer Wandertour zurück. Ist denn was passiert?“, fragte Nina erneut. „Nur eine Explosion im Talkessel. Nichts aufsehenerregendes." Prüfend blickte der Mann zu seinem Kollegen herüber, der sich von Leifee den Führerschein und die Fahrzeugpapiere zeigen ließ, die zum Glück für alle im Handschuhfach lagen. „Das freut mich zu hören. Wir wollen nur unsere Vorräte auffüllen und dann geht es wieder Richtung Heimat“, lächelte Nina. Es folgte ein kurzer Moment der Stille. Dann gingen die Papiere zurück. „Dann wünschen wir eine gute Fahrt." Mit einem Handzeichen deutete der Beamte an, die Barrikade auf Seite zu räumen, so dass das Fahrzeug endlich passieren konnte. „Guter Job“, bedanke sich Ethan erleichtert mit einer leichten Händedruck auf Ninas Schulter. „Das ging ja gerade noch mal gut“, seufzte Anja. „Ich hoffe auf dem Rückweg ist die Sperre nicht mehr da, sonst müssen wir einen Umweg nehmen." „Lei. Du kannst mich am Bahnhof rauslassen. Ich melde mich dann sobald ich mein Ziel erreicht habe." Mit einer zügigen Handdrehung lenkte die Asiatin das Fahrzeug weitere fünf Minuten später auf einen Parkplatz, der wiederum an ein kleines Gebäude angrenzte. Dahinter lag das im Schnee gut sichtbar das zweispurige Schienennetz. „Also. Passt auf euch auf." Eine Umarmung ging durch die Runde. Dann stieg Nina aus und verschwand Richtung Bahnsteig. „Wenn das mal gut geht“, seufzte Ethan. „Keine Sorge. Ist nicht das erste Mal, das deine Mutter alleine unterwegs ist. Wir dagegen haben eine andere Mission“, sprach Leifee und zog den Schlüssel aus dem Anlasser. Dann stiegen nach und nach alle Personen aus. „Ganz schön kleine Gegend." Das kleine Dorf wirkte wirklich sehr überschaubar. Die wichtigsten Gebäude waren vorhanden. Ein Supermarkt, eine Bank, eine kleine Kirche sowie natürlich das Rathaus und ein paar kleinere Imbissbuden, ragten deutlich erkennbar aus dem schneebedeckten Erdreich empor. Drum herum standen die Wohnhäuser, deren Dächer in ein malerisches Weiß getaucht waren. Da hinter wiederrum ragte ein gewaltiger Wald empor, aus dem die Bewohner sicher ihr Brennholz bezogen. „Wo kriegen die nur ihren Strom her“, fragte Leifee verwundert. „Wahrscheinlich wird hier alles über ein Generator betrieben“, vermutete Ethan angesichts der wenigen Strommasten in diesem Laden, die niemals das alles im Dorf mit Strom hätten versorgen konnten. „Gehen wir. Die Apotheke dürfte ja nicht schwer zu finden sein." Zielstrebig setzte sich die Gruppe in Bewegung. Dabei fiel Ethan besonders ins Auge, das wirklich wenig Betrieb auf den Straßen herrschte. Die meisten Autos standen zugeschneit an den zugewiesenen Parkstreifen. Hier und da huschte mal ein Hund oder eine Katze zwischen den Gassen hindurch. Gegenüber spielten ein paar Kinder mit einem Ball und natürlich, wie konnte es auch anders sein, gab es die Gaffer, die es nicht lassen konnten mit einem Fernglas bewaffnet, die Polizeiarbeiten zu stalken. „Wirklich sehr idylisch hier“, raunte Anja leicht angesäuert, während sie auf ihr Handy starrte. Null Empfang! Wie konnte es auch anders sein. Der nächste Handymast befand sich sicherlich noch weiter tiefer im Tal, wo der Winter in langsam angenehmeren Temperaturen wich. „Da drüben ist es." Mit einem Finger deutete Leifee auf ein zugeschneites kleines Gebäude, auf dem das Wort französische Wort für Apotheke in roten Lettern stand. Davor stand ein kleiner Hundenapf, mit dem dazugehörigem Tier.


Daneben stand auf dem kleinen Parkplatz noch ein kleiner Pickup. Ebenfalls mit einer leichten Schneedecke überzogen. „Ich hoffe ja, der Große da ist nicht gefährlich“, bibberte Anja vor sich hin, während ihr Körper sich langsam dem Treppenaufgang näherte. Noch machte der Schäferhund keine Anstalten von den Gästen Notiz zu nehmen. Erst als Ethan näher heran trat, regte sich etwas. Zuerst starrten nur die dunklen Augen prüfend herüber. Dann folgte der Schwanz, der in rythmischen Bewegungen hin und her wedelte. „Ist das jetzt gut oder schlecht?" Ethan hielt inne, während Anja und Leifee weitergingen ohne das etwas weiteres passierte. „Na komm schon du Angsthase“, kicherte seine Freundin. „Du hast gut reden“, brummte Ethan, der sich langsam wieder in Bewegung setzte. Immer noch nichts. „Bleib schon da sitzen“, betete er, als plötzlich der wuchtige Körper aufschrecke und auf ihn zu sprang. Schreck lass nach! Das Tier war nicht mal angebunden. Ohne auch nur den Hauch einer Chance setzte das Tier zu einem Sprung an und riss Ethan in den Schnee hinab, wo es zu einer schlimmen und ebenso ekeligen Schleckattacke ansetzte. „Ich geb ja schon auf. Du hast mich“, stöhnte er nach einem Augenblick. „Chiara. Das gibt es doch nicht." Wut entsprannt stürmte eine Frau aus dem Laden, an Anja und Leifee vorbei, die sich wiederum vor Lachen nicht mehr einkriegen konnten. „Aus!“ Ein Befehl, dem das Tier sofort nachkam und brav zurück zu seinem Frauchen trottete. „Es tut mir so leid." „Ist ja noch alle dran“, stöhnte Ethan, während vollgesabbert wieder aufstand und sich die Jacke zurecht rückte. „Die muss echt jeden Mann, den sie sieht im wahrsten Sinne des Wortes umhauen." Unschuldig setzte sich Chiara neben das Frauchen in den Schnee und wedelte dabei weiter mit dem Schwanz. „Lieber so, als gebissen zu werden." „Ach die beisst überhaupt nicht“, lächelte die Hundebesitzerin. „Gut zu wissen“, lächelte Ethan. Dann schob er sich an der Hündin vorbei, in der Hoffnung nicht noch einmal so eingesabbert zu werden. „Dann mal auf Wiedersehen." „Wiedersehen“, antwortete er knapp. „Die Frauen haben echt Schlagseite bei dir oder?“, prustete Anja lauthals heraus. „Die wollte gleich mit der Zunge ran“, stieg Ethan in den Scherz mit ein, der sogleich ein noch lauteres Gelächter verursachte. „Ich hätte zu gerne gesehen, was du getan hättest, wenn die Dame nicht auf der Bildfläche erschienen wäre“, grinste Leifee. „Das frage ich mich auch. Aber kommt. Marie braucht dringend die Medikamente."


Mit zitternden Händen umschloss Ethan den kalten Knauf. Dann drückte er gegen die Türe, die auch sofort aufschwang und so gleich einen Schwall warme Luft in sein Gesicht bließ. „Endlich etwas Wärme“, freute sich Anja, die sogleich an ihm vorbei schritt und erst mal tief durchatmete. „Guten Tag. Kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Hinter der Theke lugte der Kopf einer alten Dame hervor. „Wir brauchen ein paar Medikamente“, erklärte Ethan, während Leifee die Tür hinter ihnen schloss. „Da seit ihr bei mir genau richtig." Mit einem kleinen Ächtzen wuchtete die Dame ihren molligen Körper nach oben. „Was darf es denn sein?“ „Eine Freundin von uns ist schwer krank. Sie hat schweres Fieber und eine Infektion, der mit herkömmlichen Mitteln nicht beizukommen ist." Grübelnd setzte sich die Verkäuferin in Bewegung, bis sie vor einem Glasschrank zum Stehen kam. „Das klingt nach einer ernsten Sache. Ihr hab Glück, das ich noch etwas da habe. Normalerweise ist mein Bestand immer sehr schnell weg." Mit der rechten Hand zog sie eine weiße Tablettenschachtel hervor. „Davon am Besten zwei täglich und dann noch.....“ Die Route führte zu einem Regal auf der anderen Seite, wo die Finger nach einer Flasche griffen, in der eine braune Flüssigkeit herumschwamm. „Das hier wird auch noch helfen." „Sie sind wirklich unsere Lebensretterin“, lächelte Anja. „Ich bin eben ein Engel in Weiß“, scherzte die Dame, während Leifee das Geld aus der Börse kramte und auf den Tisch legte. „Reicht das?“, fragte sie. „Auf jeden Fall. Da kriegen sie sogar noch was wieder." Schnell verschwanden die Scheine in der Kassenlade und es folgten ein paar Münzen als Rückgeld. „Ich hoffe ihrer Freundin geht es bald wieder besser." „Das hoffen wir auch. Eine Schönen Tag noch“, bedankte sich Anja. Dann verließen die Drei wieder den Laden. „Das ging ja mal wirklich schnell“, staunte Ethan. „Manche Dinge im Leben sind halt auch mal einfach." Wie recht Leifee doch hatte. Nicht für alles brauchte es eine ausgefeilte Strategie. Manchmal reichte auch einfach der direkte Weg, der dafür gesorgt hatte, das Marie schnell ihre Medikamente erhielt und hoffentlich überleben würde..........

 

Einsicht

 
Wie Leifee es schon vermutet hatte, war es kein Leichtes gewesen, wieder zurück nach Eden zu kommen und Marie die benötigte Hilfe zu kommen zu lassen. Denn die Polizeisperre machte erst mal nicht den Anschein sich irgendwie aufzulösen. Und selbst wenn es der Gruppe irgendwie gelang sich doch irgendwie an den Beamten vorbei zu mogeln, wäre es sicherlich aufgefallen, wenn man wieder den Pfad in die Berge einschlug, statt den linken Weg ins Tal zu nehmen. So blieb Ethan und den anderen also nichts anderes übrig abzuwarten und das ganze Szenario im Auge zu behalten. „Meinst du, wir könnten über den Wald......“ „Vergiss es Anja. Oder kannst du eine steile Eis- und Schneewand hinauf klettern?“, schmetterte Leifee ab, während Ethan an seinem Würsten herumkaute, welches er sich von dem restlichen Geld aus seinem Bestand, an der Imbissbude gekauft hatte. „Es wird auch langsam dunkel. Wir müssen echt schnell zurück“, brummte Anja. „Sollen wir höflich fragen, ob die uns wieder vorbei lassen oder wie?“, fragte Leifee mit einem scharfen Unterton, während Ethan die heraus fahrenden Autos beobachtete, die wiederum nicht kontrolliert wurden. Allerdings bogen wirklich alle von den Blechbüchsen nach links hinab ab und keiner nach rechts. „Wir sollten einfach bei Anbruch der Dunkelheit den Heimweg antreten. Ich denke die kontrollieren dann eh nicht mehr, wer wie und warum wo herum fährt“, warf Anja in die Runde. Ethan nickte kommentarlos, da sich ein Stück Wurst gerade auf den Weg in die Speiseröhre machte. „Wird wohl das Beste sein“, fügte Leifee hinzu, die auf dem Ansatz kehrt machte und Richtung Truck marschiere. „Aber wenn schon warten, dann in einem beheizten Auto." Wie Lemminge trotteten Ethan und Anja hinter ihrer Anführerin her, ehe sie kurze Zeit später im beheizten Auto saßen und die Schranke im Blick behielten. „Ich finde das schon seltsam. Die kontrollieren nur. Es gibt keine weiteren Streifenwagen hier oder auf dem Plateau“, murmelte Anja. „Das ist mir auch schon aufgefallen. Schüsse und Explosionen hätte man hier unten sicher vernommen." Mit schnellen Griffen öffnete Ethan das Fenster und beförderte die dreckige Serviette nach draußen. „Das ist aber nicht gerade umweltfreundlich?“, feixte Anja. „Tut mir leid. Ich war jetzt wirklich zu faul wieder aus dem molligen Wagen zu steigen“, entschuldigte sich Ethan. „Du hast ja doch ein paar dunkle Flecken auf deiner Seele“, lächelte seine Freundin. „Ist das jetzt gut oder schlecht?“ „Das werde ich noch herausfinden.“ Was für eine Folter. Musste sie ihn jetzt so hinhalten? „Leute. Da tut sich was“, unterbrach Leifee das Gespräch. „Egal ob die Jungs jetzt eine Pause machen oder nicht. Das sollten wir nutzen." Schnell startete der Motor und mit durchdrehenden Reifen fuhr der Truck dann auch schluss endlich los. Ganz ruhig und langsam ohne Aufsehen zu erregen lenkte Leifee das Gefährt auf die Straße, an der Sperre vorbei, ehe sie bei der Kreuzung mörder mäßig aufs Gas trat und den Berg wieder hinauf fuhr, so das sie zwei Stunden später wieder sicher Eden erreichten.


„Leila. Hier sind die benötigte Medikamente." Stürmisch und völlig außer Atem standen Ethan und Anja in der Tür in der Hoffnung, das es noch nicht zu spät war. „Auf den letzten Drücker." Schnell entriss Leila ihm die Arznei und führte sie auch so gleich Marie zu. Nach ein paar Minuten kehrte sie zurück und schloss die Tür hinter sich. „Jetzt kann ich wirklich nichts mehr tun. Von Maries Willen hängt jetzt viel ab." Seufzend lehnte Leilas Körper gegen die Holzwand. „Mach doch mal eine Pause. Hast du dir redlich verdient“, redete Anja ihr gut zu. „Danke. Passt ihr so lange hier auf?" Ethan nickte. Dann verschwand die hoffentliche Lebensretterin erschöpft nach draußen. „Auch wenn Leila ihren Job gut macht. Sie ist einfach keine richtig ausgebildete Ärztin“, seufzte Anja, die sofort nach einem Stuhl griff und sich vor die Tür setzte. „Die gute Arbeit muss man ihr ja deswegen erst recht hoch anrechnen." „Stimmt. Sag mal kannst du mir einen Tee besorgen?“ „Na klar“, antwortete Ethan, der sogleich auch verschwand und fünfzehn Minuten später mit einer dampfenden Tasse zurückkehrte. Dann unterhielten sich die Zwei noch etwas, bis Anja schließlich einschlief und Ethan die Wache übernahm, ehe sein Körper drei Stunden später auch den wohlverdienten Schlaf einforderte.


Erschrocken fuhr Ethan hoch. Hatte da etwa jemand an seiner Jacke gestupst? Irritiert und müde fügte sich das Bild vor seinen Augen wieder zusammen. Planlos wanderte der Kopf nach rechts. Anja saß immer noch leise schnarchend an die Wand gelehnt. Sie konnte es also nicht gewesen sein, die ihn geweckt hatte. „Ethan?“ Wieder erfolgt ein Stupsen. Doch dieses Mal vermochte er es zu lokalisieren und schwang herum. „Marie?“, prustete es aus ihm heraus, so das auch Anja wach wurde. „Was...wie?“, stöhnte sie leise. „Was ist denn überhaupt passiert" Mit müden Augen starrte Marie die beiden schlafenden Wachen an. „Wieso bist du aufgestanden? Du bist nicht mal im Ansatz gesund“, brummte Ethan. „Ich hole Leila." Schnell rannte Anja von dannen. „Wir erklären dir alles sobald du wieder bei Kräften bist“, erklärte Ethan ruhig, während er sie wieder ins Zimmer begleitete. „Mir dröhnt der Kopf." Erschöpft sank Marie wieder auf das weiche Bett. „Kann ich mir vorstellen. Du hast ordentlich was mitgemacht." „Mir war, als hätte mich die Druckwelle einer Explosion erwischt und dann fehlt irgendwie alles....“ „Wir haben dich schwer verletzt auf dem Schlachtfeld gefunden und her gebracht. „Mutter!." Panisch fuhr Marie wieder hoch. „Langsam." Ethan hatte sichtlich Mühe, die Patientin zu beruhigen. Doch zum Glück nahte von draußen bereits Hilfe, in Form von schnellen Schrittabfolgen. „Da bin ich." Zügig setzte sich Leila auf das Bett neben Marie. „Bin froh, das du aufgewacht bist. Wie fühlst du dich?“ „Mir ist etwas schwindelig und der Kopf dröhnt. Außerdem tut mir die Brust weh“, antwortete sie brav. „Beim Aufprall hast du dir vermutlich ein paar Rippen geprellt. Das könnte die Schmerzen vursachen“, erklärte Leila. „Was ist mit meiner Mutter passiert?“ Fragend blickten die drei einander an. „Das wissen wir nicht. Pavla hat sich mit all seinen Soldaten zurückgezogen“, antwortete Anja. „Dann haben wir also die Schlacht verloren“, seufzte Marie, während Leila den Blutdruck und den Puls überprüfte. „Das ist erstmal unwichtig. Es zählt, das du wieder aufgewacht und auf dem Weg der Besserung bist." „Bin ich jetzt etwa eine Gefangene?" Ängstlich blickte Marie zu Ethan herüber. Das war in der Tat eine wirklich interessante Frage, welche er sich bis dato noch gar nicht gestellt hatte. Der ratlose Gesichtsausdruck von Anja ließ nur erahnen, dass seine Freundin ebenfalls nach eine Antwort suchte. „Das hängt ganz von dir ab. Du bist erst einmal unser Gast“, versuchte sich Ethan an einer diplomatischen Antwort. „Außerdem ist deine Genesung wichtiger“, fügte Anja hinzu. „Warum habt ihr mich denn nicht einfach da draußen sterben lassen? Das ist gar nicht das Bild das mir vermittelt wurde." „Weil wir ein Herz besitzen“, antwortete Anja knapp. „Ich glaube Pavla hat es gut verstanden, den Orden in einem verdammt schlechten Licht darstehen zu lassen“, brummte Ethan. „So. Alles sieht gut aus. Wenn du dich noch ein paar Tage ausrust, sollte alles wieder normal sein. Die Prellung wird allerdings noch etwas länger brauchen“, erklärte Leila zufrieden. „Könnte der Patientin ein ordentliches Frühstück weiterhelfen?“, fragte Anja. „Auf jeden Fall“, bestätigte Leila, während Marie immer noch völlig irritiert und sprachlos in die Runde schaute.


Sie konnte wohl nicht begreifen, warum man ihr das Leben gerettet hatte und dann auch so herzlich einen Platz am Tisch anbot, obgleich ihre Mutter zu den Feinden gehörte. „Dann zieh dir was über. Wir warten solange draußen“, lächelte Anja, die schnell mit Ethan vor die Türe verschwand. „Glaubst du, man kann ihr trauen?“, flüsterte sie. „Verdammt schwer zu sagen. Pavla scheint uns ja als totale Monster dar zu stellen. Eine andere Sicht auf die Dinge könnte sicherlich nicht schaden“, antwortete Ethan. „Ich stimme dir schon zu. Aber wir sollten die Kleine auf jeden Fall im Auge behalten. Das Marie als Spion fungiert und absichtlich zurückgelassen wurde, ist nicht gänzlich auszuschließen." „Das ist schon klar. Aber meine Intuition sagt mir, das sie unbeabsichtigt in einen Konflikt geraten ist, der ihr nicht wirklich erklärt wurde." „Wie meinst du das?“, fragte Anja. „Crawford ist Maries Mutter. Der Hass auf den Rosenorden sitzt verdammt tief und das hat sich sicherlich auf ihre Tochter übertragen“, vermutete Ethan. „Klingt logisch." „Was klingt logisch?“ Völlig überrascht stand Marie plötzlich im Türrahmen. „Nichts Wichtiges“, winkte Ethan mit hochrotem Kopf ab. „Du hast dich ja wirklich lautlos heran geschlichen“, versuchte Anja das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Wenigstens etwas, was ich gut kann“, seufzte Marie. Offenbar zweifelte die Teenagerin an ihren Fertigkeiten und dem Selbstbewusstsein. Es wurde also Zeit für Aufmunterungsaktion. „Komm. Wenn du einmal diesen fantastischen Ort gesehen, hast werden alle Sorgen davon fliegen“, lächelte Ethan, dessen Plan nach nur wenigen Augenblick aufzugehen schien. Denn als sie allesamt nach draußen traten, verschlug es der kleinen Marie regelrecht den Atem. „Wahnsinn!“ Langsam schritten die Füße vorwärts, bis der Holzzaun den Körper stoppte. Wie hypnotisiert starrte Marie in das wundervolle Tal hinab. „Das wollte meine Mutter alles zerstören?“, fragte sie irritiert. „Ja“, antwortete Ethan knapp. „Das ist mir unbegreiflich. Das hier ist doch das Paradies." „Und du hast genug Zeit alles zu sehen. Aber das Essen wartet nicht auf uns."Mit schnellen Schritten näherte sich Anja, die sich sogleich bei Marie einhakte. Dann schwang sie herum. „Ich will noch viel mehr sehen." „Wirst du. Wirst du“, wiederholte sich Anja, während ihr Körper, mit Marie im Schlepptau, das Lauftempo erhöhte, was wiederum ein Schmunzeln auf Leilas und Ethans Gesicht zauberte. „Das wird noch ein langer Tag glaube ich." Dem konnte er nur beipflichten...........

Ethan und Tali

 
Wie ein Scheunendrescher hatte Marie am Tisch zugeschlagen, was bei Anna und Lana für Verwunderung sorgte. Die zweite Hälfte des Frühstücks bestand aus diversen Gesprächen, in denen die Hausherrin, von Tagesneuigkeiten berichtete und wie toll es doch warr, das ihre Tochter so langsam aber sich wieder am Leben teilnahm. Dafür tat sich allerdings eine ander Person schwer mit dem Einfügen. „Marie? Geht es dir gut?“, fragte Anna besorgt. „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung“, antwortete sie leise in den Tonkrug hinein, in dem immer noch heißer Tee darauf wartete, getrunken zu werden. „Also mir kannst du nichts vormachen. Mit dir stimmt was nicht“, hakte Anna nach. „Ach. Ihr alle habt soviel für mich getan. Es ist mir einfach unangenehm“, gab Marie schließlich nach. „Das muss es doch aber nicht." Mit einem Lächeln auf den Lippen rutschte Lana mit dem Stuhl herüber. „ Wie wäre es, wenn wir nachher einen Rundgang durch das Dorf machen. Hier gibt es so schöne Orte." „Das ist doch eine wirklich gute Idee“, stimmte Anna ihrer Tochter zu. „Das ist wirklich lieb. Was kann ich euch dafür zurückgeben“, fragte Marie schüchtern. „Da mach dir mal keine Gedanken." Kommentarlos nahm sie einen Schluck Tee zu sich. „Sie es mal so. Während du dich draußen amüsierst, verprügelt Anja mich." „Und zwar richtig!“, fügte sie mit einem leichten Faustschlag auf sein Bein zu, so das er theatralisch aufschrie, was wiederum in der ganzen Gruppe zu einem Lachanfall führte, dem sich auch Marie nicht entziehen konnte. „Wie du siehst, hast du den leichteren Job“, scherzte Ethan, der auch sogleich vom Tisch aufstand und schon mal das benutzte Geschirr in die Küche räumte. „Danke." Ein weiterer Teller landete in dem kleinen Behältnis, welcher sich bereits mit Wasser füllte. „Das brauchst du nicht. Lass alles auf dich wirken. Danach liegt die Entscheidung bei dir, ob es wieder zurück geht oder nicht“, sprach er zu Marie herüber, während nach und nach mehr Geschirr eintrudelte, so wie auch Anja, die wie immer beim Abtrocknen half. „Ich bin ja gespannt, wie du dich gleich schlägst“, sprach seine Freundin. „Ich geh von massiven blauen Flecken und Schmerzen aus“, gestand Ethan, dessen Befürchtungen sich eine Stunde später als richtig erweisen sollten.


„Was war das für ein Schlag!" Mit schmerzverzerrtem Gesicht und eine blutigen Hand trat sein Körper einige Schritte von der Puppe zurück. „Ich dachte, man will den anderen verletzen und nicht sich selbst“, fluchte er. „Du musst viel intensiver und mit mehr Kraft zuschlagen. Nutze den Schwung aus." Wie schon fünf Minuten zuvor erklärte Anja noch mal eindringlich die erste Angriffskombination an der Holzpuppe. „Gerade und mit mehr Wucht." Ethan nickte leicht erschöpft und nahm wieder die Position ein. „Los!“ Zielstrebig landete der erste Schlag in der Magengegend. „Nicht schlecht. Noch mal“, befahl Anja. Der zweite folgte so gleich und traf auch sicher sein Ziel. „Geht doch“, lobte Anja mit einem Lächeln und warf ihm ein Handtuch entgegen, das Ethan sich wiederrum direkt ins Gesicht drückte. „Du machst Fortschritte. Wenn auch langsam. Aber es geht vorran." „Ich versuche mein bestes“, gestand Ethan. „Lass dich nicht entmutigen. Mein Training dauerte Jahre. Unsere Zeit ist knapp bemessen. Da bin ich schon froh, wenn du das Wichtigste lernst." „Dann sollten wir echt keine Zeit verlieren. Wie sieht die nächste Lektion aus?“, drängelte Ethan mit einer gewaltigen Portion Selbstbewusstsein. „Ein Angriff auf ein unbewegliches Ziel wirst du niemals oder nur selten haben." Ohne zu zögern nahm sie eine Angriffsposition ein. „Ist das dein Ernst?“, fragte Ethan verdutzt, der auch sogleich den ersten Treffer im Brustbereich abkam. „Keine halben Sachen was?" Kommentarlos sauste der nächste Angriff heran, dem er allerdings noch so gerade mit einem Ausfallschritt entgehen konnte. „Gut. Jetzt versuch nicht nur auszuweichen, sondern einen Konter zu setzen“, erklärte Anja. „Alles klar." Wieder sauste die Faust nach vorne. Wieder erfolgt der Schritt, gepaart mit einem Reflexgriff an ihren Unterarm, ehe Ethan über die eigenen Füsse stolperte und unsanft zu Boden ging. „Du musst besser aufpassen. Aber dein Griff war schon mal sehr ordentlich." Schnell half Anja ihm wieder auf die Beine. „Das sieht ja schon viel versprechend aus“, lobte Alef am Seitenrand. „Ist etwas passiert?“, schnaufte Ethan. „Es ist alles ruhig. Ich wollte nur mal nach Marie sehen“, antwortete Alef. „Die ist mit Lana unterwegs." Wieder nahm Anja Position ein. „Was haltet ihr zwei eigentlich von ihr?" „Ich glaube, sie hat eine Chance verdient."


Wieder griff Anja an und es folgte der Ausfallschritt, sowie der Griff nach dem Arm. Dann schob Ethan seine Faust nach vorne. Anja nickte lächelnd, während Alef Beifall klatschte. „Meinerseits liegen noch Zweifel vor. Das Pavla Marie absichtlich eingschleust hat, sollte man nicht außer Acht lassen“, keuchte Anja. „Schwer zu beurteilen momentan. Ich neige dazu, sie ihm Auge zu behalten und einfach mal abzuwarten“, murmelte Alef. „Eine gute Idee. Vielleicht können wir Marie ja auch für unsere Sache gewinnen." Erneut wiederholen die Beiden den Angriff, bis Ethan halbwegs sicher in der Abfolge wurde. „Zeit für eine Pause“, schlug Anja vor. „Gute Idee." Erschöpft und schweißgebadet, sank Ethan ins Gras. „Was machen eigentlich die anderen Ritter den ganzen Tag?" „Die sind unterwegs und versuchen das Geheimnis um Maria zu lüften“, antwortete Alef. „Das ist ein gutes Stichwort." Mit einem Satz beförderte Anja das Handtuch über die Schulter. „Ich wollte Leila noch im Gewölbe bei den Regalen helfen. Da sind so viele Informationen untergebracht“, stöhne sie. „Viel Spaß." Mit einem Kuss trennten sich die Beiden und Anja lief wieder ins Haus. „Mein Weg führt dann auch wieder mal zurück. Talis Daten warten darauf ausgewertet zu werden“, verabschiedete sich Alef. „Eine gute Idee. Ich wollte auch noch was von ihr“, gestand Ethan, der schon bereits am Vormittag den Plan eines Besuchs gefasst hatte, um noch mehr Informationen über die Besucher zu erhalten. Obgleich die Chance einer großen Menge an Daten natürlich nicht wirklich groß war, so hoffte er doch insgeheim vielleicht auf dieses kleine Wunder und etwas mehr über die Hintergründe zu erfahren.


Mit diesen Gedanken im Kopf, sowie einer warmen Dusche kehrte Ethan am späten Mittag in dem Überwachungsraum ein, wo das Programm scheinbar auf den großen Monitoren eine Berechnung durchführte. „Hey Tali. Wie geht es dir?" „Diese Frage ist irrelevant Ethan. Ich habe keine Gefühle und somit kann ich keine zufriedenstellende Antwort geben." Wie von Zauberhand erschien die Miniaturausgabe von Tali vor ihm. „Ich wollte einfach nur höflich sein. Was machst du gerade?“, fragte Ethan erneut. „Momentan berechnet mein Programm unter verschiedenen Variablen und Wahrscheinlichkeiten, wo sich der zweite Sicherungsstift befinden könnte. Gleichzeitig überwache ich im Netz, alle Nachrichten von Medien oder anderen Seiten." Nicht schlecht Herr Specht. Langsam Ethan trat an einen der Monitore heran, welche eine Pariser Nachrichtensendung zeigten. Daneben wurde in einem deutschen Equivalent das Thema Wirtschaft behandelt. „Du hälst dich ja wirklich auf dem Laufenden." „Mein Programm muss die letzten Jahrhunderte aufarbeiten“, gestand Tali. „Kann ich verstehen. Das ist bestimmt viel." „Meine Speicherung wird nur zu einem geringen Teil, mit den Informationen belastet. Aber ich spüre, das du etwas auf dem Herzen hast." Überrascht blicke Ethan in die, digitalen blauen Augen. „Wie du spürst?“ „Mein Scan deiner körperlichen Funktion weißt auf Unregelmäßigkeiten hin. Erhöhter Blucktruck. Schnellere Kontraktion des Herzmuskels. Ausschüttung von diversen Botenstoffen." „Ist ja schon gut“, winkte Ethan dieses unverständliche Kauderwelsch ab. „Du hast recht. Ich wollte von dir wissen, ob du noch mehr von den Besuchern, weist." „Die Daten hier zu sind sehr lückenhaft. Was vor mehr als 10.000 Jahren passiert ist, vermag mein Speicher nicht freizugeben“, antwortete Tali. „Liegt das an der Sicherheitssperre?" „Negativ. Die angeforderten Informationen wurden mit einem Verschlüsselungsalgorithmus versehen, der meine Fähigkeiten momentan übersteigt." Nachdenklich schritt Ethan im Raum auf und ab. Das war eigentlich zu erwarten gewesen.


Die Besucher haben wohl beim Verlassen der Erde, die ursprüngliche Programmierung aus unbekannten Gründen geschützt. Vielleicht, weil keiner wissen sollte, woher sie eigentlich kamen? Vielleicht ging es ja auch um die Studienergebnisse? Nicht mal in der ursprünglichen Zeitlinie vermochte sein Verstand dieses Geheimnis zu lösen. „In der Nachricht stand, das es noch mehr Orte wie diesen hier gibt“, versuchte Ethan einen anderen Weg einzuschlagen. „In der Tat gab es laut Aufzeichnungen mehr als zehn Bauwerke dieser Art auf dem ganzen Planeten verteilt“, antwortete Tali. „Kannst du diese auf der Karte zeigen?“ „Der Zugriff auf diese Daten wurde geschützt durch einen Level – Zwei – Algorithmus." Typisch. Murphys Gesetz trat erbarmungslos zu. Sobald sich ein Weg auftat, ragte auch schon eine Mauer empor. Fast schon wie in einem Labyrinth.


„Mein alternatives Ich wollte wirklich nichts riskieren“, seufze Ethan. „Bist du mit deinen eigenen Entscheidungen unzufrieden. „Klar bin ich das? Das ganze Theater um das Retten der Menschheit. Warum sage ich mir selbst einfach nicht, wo der rettende Ort ist. Dann würde doch alles viel schneller gehen. Stattdessen legt Ethan sich selbst Steine in den Weg“, brummte er angesichts der skurillen Wortwahl. „Vielleicht wolltest du nur dafür sorgen, das alles seinen Gang läuft ohne das eine gravierende Änderung eintritt“, versuchte Tali zu erklären. „Änderungen hin oder her. Es nervt einfach. Wir plätschern so dahin. All die Menschen die auf diesem Wege sterben, gehen auf meine Kappe. Oder auf seine?“ Verwirrt schüttelte Ethan den Kopf. Das war wirklich ein ganz heikles Thema, das er da mit Tali angeschnitten hatte.........

 

Alternative Zeitlinien

 
Ethans Kopf rauchte noch immer. Das war nun wirklich ein Thema, was schon hochrangige Physiker und Wissenschaftler zu Büchern mit diversen Theorien, veranlasst hatte. Eine bekannte war sicherlich die Viele - Welten Theorie, welche besagte das eine Reaktion auf eine Aktion, viele verschiedene Stränge erschaffen würde, da jene Entscheidungsmöglichkeiten so manigfaltig waren. So würden aus der Situation heraus, alternative Welten erschaffen, in denen Ethan sich vielleicht nicht dem Orden anschloss. Oder gar die Kirche den Orden vernichtete. „Tali, wie gut ist dein Wissen über Quantenmechanik?“, fragte Ethan. „Mein Kompendium umfasst das Wissen von allen bekannten Persönlichkeiten der menschlichen Geschichte." Eine klare Antwort. Denn eine Sache gibt bei der ganzen Theorie nicht auf. Wenn die Besucher in der ersten Zeitlinie wirklich Hilfe hinterliesen, warum war in dieser Zeitlinie davon bisher nichts eingetreten? „Darf ich an deinen Gedanken teilhaben?“, unterbrach ihn Tali. Nachdenklich wandte Ethan sich wieder herum. „Es will mir nicht in den Kopf, dass die Besucher in die Entwicklung passiv eingegriffen haben. Sie haben gehofft, das wir eines Tages die ganzen Hinweise finden und das Puzzle zusammen setzen." „Eine durchaus interessante Theorie." „Stellen sich mir nur zwei Fragen. Warum? Und wieso gibt es in dieser Zeitlinie diese Hinweise nicht mehr“, fragte Ethan. „Eine Lösung könnte sein, dass das Gefüge zu einem bestimmten Zeitpunkt geändert wurde und somit die Hinweise aus der Geschichte gelöscht wurden." Ein wirklich guter Ansatz. Wenn auch etwas fehlerhaft. „Die Besucher müssten doch eigentlich in jeder Zeitlinie wieder hier landen. Der Beweise dafür ist das Gebäude, in dem ich hier stehe“, gab Ethan zu bedenken, während seine rechte Hand die Wasserflasche vom Training hervorkramte. „Ein berechtigter Einwand. In der historischen Datenbank des Ordens, ist immer die rede von einem Himmelsschiff und einem Ort, den die Tempelritter zu beschützen versuchten“ Überraschend nippten seine Lippen an der Wasserflasche. Offenbar hatte der erste Ethan zwar zukünftigte Ereignisse sperren lassen. Jedoch den Zugriff auf die Vergangenheit möglich gemacht.


Das war vielleicht eine Chance doch etwas mehr über die Umstände zu erfahren. So ließ er sich von Tali in Kurzform die Geschichte erzählen, die mit einer Entdeckung durch die Tempelritter begann, die damals wohl glaubten, eine gewaltige Macht entdeckt zu haben. Sie beschlossen kurz darauf, den Rosenorden zu gründen, um den Ort und das vorhandene Objekt darin zu schützen.


Moment! Ethan hielt Tali kurz an. „Gibt es eine Beschreibung zu diesem besagten Gegenstand." „In der späteren Geschichte, fällt immer wieder Begriff Himmelschiff und Gottes Thron.“ „Bingo!“ Da war wirklich der erste gescheite Hinweis seit das Gespräch mit Tali begonnen hatte. Denn aus den Überlieferungen von Nina, fanden die Templer zu diesem Zeitpunkt die Kammer mit Adam und Eva. Dies veranlasste die Ritter sich aufzuspalten. Eine Gruppe wurde zu dem Rosenorden. Die andere zu einer Art Inquisition. „Kannst du für eine Datenbank mit den Änderungen anlegen?" „Natürlich“, antwortete Tali. „Wir wissen also bereits, das mit diesem Ereignis schon mal eine Veränderung in der Zeit einher ging“, grübelte Ethan laut. „Aber wenn das Himmelschiff in dieser Zeit nicht existiert, wie soll dann die Menschheit überleben?" Eine gute Frage, die Tali da stellte, als plötzlich ein Blitz durch seine Kopf fuhr.


Na klar! Warum war sein achso toller Verstand nicht eher auf diese Möglichkeit gestossen? „Stell dir vor, das in der ersten Zeitlinie Ethan und Anja versuchen mit dem Himmelschiff die Menschen zu retten. Doch sie landen wieder hier und schaffen diese Realität.......“ „in der es die Hinweise nicht mehr gibt, dafür aber ein Himmelschiff gibt....“, fügte Tali hinzu. „das irgendwo auf dieser Kugel liegt und zwar am dem Ort, wo alles begann“, vollendete Ethan den Satz. „Ich suche die Datenbank ab. Seltsam. Alle Aufzeichnungen dieser Art wurden gesperrt." Verdammt! Wütend haute Ethan mit der Hand auf die Konsole. „Der Kerl macht es mir auch wirklich nicht einfach“, brummte er. „Du meinst, wohl du selbst......“ „Sehr komisch Tali. Du besitzt ja wirklich doch etwas Humor." Seufzend starrten die Augen zu den Monitoren herüber. Die ganze Geschichte war schon irre. Durch eine Veränderung im Zeitenstrom wurde durch Anja und ihm eine neue Religion ins Leben gerufen, die nun als Doktrin für den Rosenorden galt. Lebende Gottheiten..... Ethan schüttelte den Kopf und schwang wieder herum. „Jetzt wissen wir also das irgendwo zwischen 10.000 vor Christus und diesen Ereignis die Linie massiv beeinflusst wurde“, dachte er laut nach. „Nicht unbedingt“, warf Tali ein. „Wie meinst du das?" „Es besteht auch noch die Möglichkeit, das deine und Anjas Anwesenheit das auslösende Ereignis war." „Das ist doch recht unwahrscheinlich. Die Besucher waren in jedem Fall hier“, protestierte Ethan. „Die Wahrscheinlichkeit, das zwei Objekte im Raum und der Zeit, denselben Punkt einnehmen, ist wissenschaftlich einfach unhaltbar." Ein Seufzer huschte über Ethans Lippen. Diese künstliche Intelligenz war wirklich ein harter und zäher Gesprächspartner. Aber sie hatte recht. Die Besucher konnten gar nicht wissen, das eine Zeitreise stattfand. Somit hätten die Tempelritter eigentlich wie schon zuvor, das Objekt finden müssen, was jedoch nicht geschah.


„Ach das ist doch totale Scheiße“, fluchte Ethan. Er drehte sich eindeutig mit den Gedanken im Kreis und es gab keine Möglichkeit auszubrechen. „Sollen wir eine Pause machen?“, fragte Tali. „Bist du etwa besorgt?“, fragte Ethan leicht angesäuert. „Deine biologischen sowie psychologischen Systeme sollten stets Effizienz und Leistung bringen." „Das hast du wirklich schön formuliert“, lobte Ethan. „Aber du hast Recht. Es wurden viele neue Daten gewonnen. Das mit dem Abgleich der Geschichte ist eine gute Idee." Auf dem Absatz schwang der Körper herum. „Kannst du diesen Ort eigentlich verlassen?“, fragte er neugierig. „Einzig und allein in diesem Raum befinden sich die Emitter, die dafür sorgen das mein Programm eine körperliche Gestalt annehmen kann." Das war dann wohl ein Nein. „Wir sehen uns Tali."


Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ Ethan den Tempel und kehrte wieder ins Haus zurück, wo Lana und Marie bereits an einem Tisch saßen und sichtlich amüsiert über einer Schale voller Pudding her fielen. „Euch scheint das ja wirklich zu schmecken." „Und wie. Magst du auch?“, fragte Lana. Ethan verneinte und trat in die Küche ein, wo Anna bereits am Kochen war. „Du bist ja schon eifrig. Kann ich helfen?" „Nein. Die Suppe ist fast fertig“, antwortete die Hausherrin, während sein Blick über ihre Schulter in den großen Topf blickte, wo eine deftige Gemüsesuppe vor sich hin köchelte. Dazu gesellten sich noch Fleischklösschen. „Das sieht aber wirklich lecker aus." Das Wasser lief ihm regelrecht im Mund zusammen. „Du musst dich noch etwas gedulden“, lächelte Anna, als schließlich die Stimme von Anja durch den Wohnbereich hallte. „Na. Wie war die Suche?“ Mit einer liebevollen Begrüssung hieß er sie willkommen. „Viel Text. Der Rosenorden war verdammt fleißig“, stöhnte Anja und erwiderte. „Dafür habe ich mehr rausgefunden." „Echt? Erzähl!"


Beide nahmen sich einen Stuhl und Ethan begann zu erzählen, was Tali und er herausgefunden hatten, sowie von den Theorien, die in seinem Kopf herum schwirrten. „Wahnsinn!"..Dann rückte ihr Körper näher an Ethan heran. „Lebende Ikonen“, flüsterte Anja extra leise, damit Anna und Lana nichts mitgebekamen. „Sieht wohl so aus“, antwortete er in der gleichen Lautstärke zurück, während die Hausherrin mit einigen Tellern zurück kehrte. „Wieso gibt es hier eigentlich schon den leckeren Nachtisch?“, protestierte Anja lautstark. „Die Beiden konnten einfach nicht widerstehen. Aber keine Sorge. Ich habe noch eine Schüssel“, schmunzelte Anna, während sie den Tisch eindeckte. „Da bin ich aber erleichtert." „Liebst du Pudding?“, fragte Ethan. „Und wie!“, antwortete Anja voller Stolz, als der heiße Suppentopf vor ihren Augen abgestellt wurde. „Lasst es euch schmecken."


So begann auch das Mittagsmahl, bei dem Lana und Marie diesmal das Ruder in die Hand nahmen und von ihren Erlebnissen des Vormittags berichteten. Von einer versuchten Reittour, bei der die zwei dauernd abgeworfen wurden, bis zu einer nassen Einlage beim Bach, wo Lana in den Bach fiel. „Da hattet ihr ja wirklich eine Menge Spaß“, lächelte Anna. Wie wahr! Aber das war auch nicht schlecht. Während die Erwachsenen mit der Rettung der Welt beschäftigt waren, sollten die Kinder ruhig und unbedarft das Leben genießen dürfen. „Du redest ja schon wie ein Opi“, lachte Lana. „Was wie?“ fühlte Ethan sich auf frischer Tat ertappt. „Habe ich etwa.....?“ Anja lächelte nur zustimmend. Peinlich berührt sank sein Körper in den Stuhl zurück. „Gibt es noch Nachschlag?“ „Natürlich Opi“, grinste Anna frech und schüttete noch etwas Suppe nach. „Das wirst du jetzt nie wieder los." Ja, die Befürchtung, die seine Freundin da aussprach, legte das durchaus nahe, als plötzlich die Tür aufschwang und Nina in der Tür stand.........

 

 

 

 

Böse Vorzeichen

 
Völlig außer Atem stützte seine Mutter sich auf dem Stuhl ab, während Ethan um den Tisch herum lief. „Du bist ja völlig fertig. Was ist passiert?“, fragte er besorgt. „Mir geht es gut“, versicherte Nina. „Allerdings stecken wir in ernsten Schwierigkeiten." Besorgt tauschten Anja, Ethan und Anna die Blicke aus. „Ihr Zwei geht bitte nach draußen." Mit einem Finger deutete die Hausherrin auf die Jüngsten am Tisch, die ohne auch nur ein Wort des Protestes aufstanden und den Raum verließen. „Ich habe nicht vor morgen mit dir gerechnet." Mit den Händen zog Ethan einen Stuhl nach hinten, den Nina auch so gleich als Sitzgelegenheit dankend annahm. „Dachte auch, das mehr Zeit bleiben würde. Aber die scheint uns jetzt definitiv davon zu rennen." „Das Schicksal des ganzen Planeten steht auf dem Spiel“, sprach plötzlich eine ernste Stimme von der Eingangstür her. „Wer sind denn sie?." Überrascht blickte Ethan auf eine Frau in den dreißigern, deren schlanker Körper von einem langen, hellem Stoffmantel bedeckt wurde. Die langen roten Haare hingen quer über die rechte Schulter. „Ich bin Elize." Der bitterernste Gesichtsausdruck verwandelte sich für eine kurze Zeit in ein Lächeln. „Freut mich“, antwortete Ethan knapp. „Nina. Geht es etwa um das Ereignis?“, fragte Anja besorgt. Der besorgte Blick seiner Mutter sprach Bände. War der Tag, welcher die Zerstörung des Planeten ankündigte etwa schon so nah? Das konnte doch gar nicht sein. Sein alternatives Ich sprach doch noch von einem Atomkrieg, der im Frühjahr des nächsten Jahres ausbrechen würde. Allerdings hatte sich die Zeitlinie schon so massiv verändert, das dieses Ereignis nicht zwingend eintreten musste. Grübelnd blickte Ethan zu Elize herüber. „Wir sollten mit Alef und den anderen reden“, schlug Anja vor. Nina nickte und richtete sich wieder vom Stuhl auf. Dann folgte eine Gruppenwanderung zum Baum der Erkenntnis. Von dort aus ging es weiter zu Tali, die erst einmal wieder sämtliche Sicherheitssysteme auf Elize und einen weiteren Neuankömmling einstellen musste.


In dem Raum dahinter, warteten bereits Alef, Leifee und Samir, der sich in den letzten Tagen echt rar gemacht hatte. Es folgte die Begrüssung durch einen Handschlag. Dabei stellte Nina auch noch die letzte Fremde im Bunde vor, bei der es sich um Dr. Leonard handelte. Eine Frau, die ungefähr in dem selben Alter wie Nina schien und sich auf dem Bereich Astrophysik einen Namen gemacht hatte. Erschrocken hielt Elize kurz inne. „Was zum Henker ist denn das?“ Tali ließ sich auch dieses Mal zu keiner Gefühlsregung hinreissen. „Ich bin die künstliche.....“ Harsch fuhr Anja mit der Hand dazwischen. „Das kannst du auch alles später erzählen.“ Schien Elize gar nicht recht zu sein. Ihre Augen kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Indess nahm die schwarzhaarige Wissenschaftlerin auch gleich das Ruder an sich und überreichte Nina einen Datenstift, der auch sogleich in einer Konsole verschwand, damit Tali mit den Berechnungen anfangen konnte. Doch zuvor zeigten die Monitore einen Weltraumausschnitt, auf dem wiederrum mehrere rote Punkte aufblinken. „Was sehen wir da vor uns?“, fragte Alef. „Anfang der letzten Woche haben unsere Weltraumteleskope, diese Daten übermittelt. Es handelt sich dem Anschein nach um Asteroiden“, erklärte Dr. Leonard. Ein gewaltiger Kloß bahnte sich den Weg in Ethans Hals hinab. „Die Flugbahn der Himmelskörper lässt darauf schließen, dass sie noch dieses Jahr mit der Erde kollidieren werden“, fügte Elize zu. Reflexartig griff Anja nach Ethans Hand, während in der ganzen Gruppe Ratlosigkeit und Betroffenheit herrschte.


Der Augenblick, welcher das Schicksal der Menscheit verändern würde, war nur zwei Monate entfernt? Gott! Viel zu früh! Sie hatten das Himmelschiff ja noch nicht einmal gefunden, geschweige denn sich überhaupt ein Bild machen können. Die Zeit war eindeutig nicht auf ihrer Seite. „Gibt es ein genaueres Datum?“, fragte Alef, während seine Lippen einen kräftigen Schwall Sauerstoff aus dem Raum zogen. „Der genaue Tag lässt sich leider nicht genau bestimmen“, seufzte Elize. „Deswegen kommen sie ja auch zur mir." Zum Entsetzen der beiden Neuankömmlige tauchte plötzlich Talis Datenkörper wieder auf. „Was ist denn das?" Vorsichtig trat Elise einen Schritt zurück, während Dr. Leonard hingegen sehr neugierig wirkte und sogar noch näher an den holografischen Körper heran trat. „Eine künstliche Intelligenz? Wie kann das sein sein?" Fast schon überschwänglich, strahlten ihre Augen zu Nina herüber, als hätte man den heiligen Gral oder den Jungbrunnen entdeckt. „Das ist etwas schwer zu erklären. Mein Sohn hat dieses Programm entworfen“, stammelte Nina mit hochrotem Kopf. „Der Junge da?" Fragend blickten die Augen der Dame in Ethans Richtung. „Sagen wir vielmehr ein alternatives Ich von Mir. Klingt etwas komisch“, fügte er mit einem unschuldigen Lächeln hinzu. „Alternative Zeitlinien? KI?" Überwältig von der plötzlichen Informationsflut, lehnte sich Leonard erst einmal an die Mittelkonsole an. „Ich werde ihnen alles erklären. Doch jetzt ist die Zeit dafür etwas knapp“, erklärte Nina mit einem Blick Richtung Tali. „Die Neuberechnungen könnten etwas Zeit in Anspruch nehmen. Unter Berücksichtigung der Erdrotierung, sowie der Geschwindigkeit der Asteroiden kann ich ziemlich genau bestimmen wo und wann es passieren wird." „Wie genau sind dann diese Berechnungen?“, fragte Alef. „Die Genauigkeit liegt bei circa 90%." Eine verdammt hohe Zahl. Das bedeutete, das in wenigen Stunden, das Schicksal von einem oder gar mehreren Orten festgelegt wurde, was Ethan zu einer andere Frage führt. „Wie kommt es eigentlich, dass die Presse oder andere Nachrichtendienste davon noch nicht Wind bekommen haben? Die Daten waren doch sicher für viele Leute zugänglich?" „Wir haben versucht mit der Presse zu reden. Ja, sind sogar noch höher gegangen. Doch man tat in jedem Fall die Daten als Hirngespinst ab“, seufzte Elize, während sich in Ethan ein klein wenig Ärger ausbreitete. Wenn da mal nicht Pavla die Finger im Spiel hat“, brummte Alef. „Ist das nicht ziemlich weit hergeholt?“, fragte Anja. „Der Einfluss von Sektion Zwölf ist einfach ziemlich weitreichend. Möglich wäre schon“, warf Samir scharf dazwischen.


Sektion Zwölf? Den Namen hörte Ethan ja nun zum ersten Mal. Das klang auch wirklich griffiger als dauernd zu sagen „Die Kirche." Aber falls Samir recht hatte und das Netzwerk von Pavla und David so weit reichte, würde eine Verbreitung solcher Informationen sicherlich im Strudel anderer Nachrichten untergehen. Aber zu welchem Zweck? Wollten diesen Grobiane wirklich tausende wenn nicht gar Millionen von Menschen auf dem Gewissen haben, nur um dem Rosenorden eines auszuwischen und sie am Finden des Himmelschiffs zu hindern? Das grenzte ja schon wirklich an Wahnsinn. „Aber wir können, das doch nicht einfach zu lassen. Egal wo diese Asteroiden auch einschlagen werden, es sind Menschenleben in Gefahr!“, protestierte Ethan. „Sobald wir genauere Daten haben, können wir auch einen detailierteren Plan ausarbeiten“, versuchte Nina ihren Sohn zu beruhigen. „Tali, wie lange wirst du ungefähr brauchen?“, fragte Alef. „Bei meiner derzeitigen Prozessorauslastung wird das ermitteln der korrekten Koordinaten, sowie des richtigen Zeitpunktes eine bis zwei Stunden dauern“, antwortete das Programm. „Gut. Ich glaube in der Zeit können wir unsere Gäste auf den neuesten Stand bringen. Außerdem brennen da bestimmte viele Fragen auf den Lippen." „Und wie!“ bestätigte Elise. „Meine Wenigkeit verzieht sich mal kurz nach draußen“, brummte Ethan, der auch so gleich Kert machte und die verdutzte Freundin zurück lies, was aber in dem Moment auch nur eine untergeordnete Rolle spielte. Denn er war verdammt sauer und zwar so richtig. Wie konnte Pavla es wagen nur mit dem Leben von Menschen zu spielen. War ihm seine Vendetta etwa so wichtig, dass man dafür über Leichen gehen musste?


Seufzend trat der Körper an die Oberfläche, gefolgt von einem Dreher. Dann ging es weiter um den Baum herum, wo sich Ethan ins Gras setzte und das Blätterwerk beobachtete, das leicht im Wind auf und ab tanzte. Hier und da stiegen auch noch ein paar Vögel in das Konzert mit ein. Warum konnte es nicht überall so friedlich sein, wie an diesem Ort? „Ethan, wo steckst du?“ Anjas besorgte Stimme hallte vom Eingang herüber. Müssig machte er sich daran aufzustehen, um ihr entgegen zu treten, als plötzlich auch noch Samir auf der Bildfläche erschien. „Endlich erwischte ich dich mal alleine“, raunte er. „Was willst du denn?“ Angenervt zeigte sie ihm die kalte Schulter, während Ethan inne hielt, um dem Gespräch zu folgen, in der Hoffnung, dass sich vielleicht an der Front einige Dinge klären würden. „Glaubst du wirklich, dass ich so einfach aufgeben werde?" „Es ist mir egal, was du glaubst oder nicht. Es ist aus. Begreif das endlich“, donnerte Anja lautstark. „Das ist doch nicht dein Ernst. Als wenn dieser Milchbubi jemals deinen Anfforderungen gerecht würde“, begann Samir lautsstark zu lachen.“Wovon redest du überhaupt? Ethan ist ein wundervoller Mensch, der mehr von den Dingen versteht als du“, wehrte sich Anja. „Klar. Aber was würde er nur von dir denken, wenn man im stecken würde, was vor drei Jahren wirklich passiert ist." Erschrocken und zu gleich wütend trat ihr Körper näher an Samir heran. „Das wagst du nicht!" „Wer weiß? So ein klärendes Gespräch unter Männer kann Wunder bewirken." Lautlos drehte sich Ethan herum. Verheimlichte seine Freundin etwa wichtige Details vor ihm? Oder war sogar die Liebe nur gespielt? „Du bist doch nur mit ihm zusammen, um dich als Retterin aufzuspielen. Ethan ist dir dabei doch völlig egal." Das war wohl zuviel. Eine gewaltige Backpfeife landete in Samirs Gesicht, der allerdings keine Miene verzog. „Du verstehst gar nichts. Ich liebe ihn. Ist das klar? Oder will diese Information in deinen verdammten Schädel nicht rein“, fluchte Anja laut. „Logisch. Dir ist aber nicht klar, dass ich nicht so einfach klein beigeben werde. Du bist mein Mädchen. Das warst du damals und das bist du heute immer noch." Selbstgerecht fuhr seine linke Hand über ihre Wange hinweg. „Lass die schmierigen Finger von mir." Blitzschnell griff sie nach seiner Hand und drehte das Gelenk im Polizeimanier herum, so das Samir plötzlich in Rücklage geriet. „Du wirst nicht die gesamte Mission für deinen verletzten Stolz in Gefahr bringen." „Verletzter Stolz? Jeder kriegt irgendwann, das was er verdient. Selbst die selbstgerechte Anja“, lachte Samir. „Verschwinde!“ Schnell ließ sie den Arm los. „Passt bloß auf." Mit diesen Worten verschwand der Schnösel wieder in den Untergrund und ließ eine traurige Anja zurück, die weinend auf der anderen Seite des Stammes nieder kniete. Seufzend tat Ethan das gleiche, da er am liebsten gleich herum gelaufen wäre, um sie in den Arm zu nehmen, trotz der ganzen Fragen, die das Gespräch jetzt noch zusätzlich aufwarf. „Ethan. Wo steckst du nur?“, schluchzte sie leise ohne zu ahnen, das sein Körper nur Zentimeter entfernt, im Gras saß und mit sich selbst kämpfte.


Schließlich stand Anja dann doch auf und trat an die Statue heran. „Samir wird sich nicht zwischen uns drängen. Egal welche Zukunft für uns bereit steht“, schluchzte sie leise, während Ethan wieder herum schwang und seine Freundin dabei beobachtete, wie sie sanft mit den Händen über die Adam und Eva Statuen hinweg glitt. Dann drehte der Körper auf dem Absatz herum und lief Richtung Haus zurück. Seufzend hielt Ethan inne und wartete, bis Anja nicht mehr zu sehen war, ehe sein Körper sich selbst in Bewegung setzte. Doch statt nach Hause zu gehen, führte es ihn wieder in den Wald zurück. An den Bach wo Lana und er einst das Reh beobachteten. An einem Ort, wo der Frieden durch nichts und niemanden gestört wurde und wo Ethan hoffte einige wichtige Antworten für sich selbst zu finden. Konnte man Anja wirklich noch vertrauen? War da noch von ihrerseits aus Liebe im Spiel? Und welche Rolle füllte Samir in diesem Theaterstück aus? Angesichts dieses Namens keimte eine neue Art von Gefühl in ihm auf, welches sich vorher nur sporadisch zeigte. Doch jetzt nährte es sich mit all den Geheimnissen und vermutlichen Lügen, die noch im Raum standen zu einem harten Brocken heran. Eifersucht!..............

Die Wahrheit I

 
Nach einer guten viertel Stunde war Ethan wieder ins Haus zurückgekehrt. Zum Glück schien Anja nicht mehr dazu sein. Erschöpft und nachdenklich trat er die Treppenstufen in das Zimmer hinauf, wo die Jacke zielgenau auf dem Stuhl befördert wurde. Dann schwang der Körper herum und legte sich aufs gerade wohl ins Bett, wo die Augen in Gedanken versunken die Holzdecke anstarrten. „Kommst du mit raus?" Genervt fuhr Ethan wieder hoch und blickte Lana ins Gesicht, die mit einem Ball bewaffnet in der Tür stand. „Später vielleicht in Ordnung?“, lächelte er gequält. „Kein Problem." Schnell tapste sie wieder davon und Ethan wieder in die senkrechte. Wenigstens die restliche Zeit, die ihm noch blieb, wollt er in Ruhe verbringen ehe Tali mit den Ergebnissen herausrückte. „Ich wusste, das ich dir hier finde." Wer störte denn jetzt schon wieder. Mit schiefer Miene starrten die Augen erneut zut Tür herüber, wo diesmal Anja mit einem unruhigem Gesichtsausdruck stand. „Komm rein“, murmelte Ethan mit einer einladenden Handbewegung, die seine Noch - Freundin sofort dankend annahm. Scheiß Zweifel! Mit ein paar schnellen Schritten überbrückte ihr Körper die Kluft zwischen dem Bett und setzte sich auch sogleich langsam auf den Rand. „Wir müssen reden“, stammelte sie leicht verlegen heraus. Interessiert legte Ethan den Kopf in ihre Richtung. „Das sollten wir in der Tat." Er wirkte noch unsicher, ob es Sinn machte sie mit dem Gespräch am Baum zu konfrontieren oder ob es taktisch klüger war erst einmal abzuwarten und zu schauen, was sich aus dem nachfolgenden Gespräch für Möglichkeiten gaben. Doch schon der Start versprach äußerst holprig zu werden. Denn Anjas Blicke kreuzten immer wieder die Decke, während die Hände wahllos über sein Bein streichelten. Das musste alles wirklich schwer auf der Seele liegen. „Keine Ahnung wo......“ „Ich habe das Gespräch vorhin am Baum mitbekommen“, prustete es regelrecht aus Ethan heraus, was so gleich einen verdatterten Gesichtsausdruck von Anja zur Folge hatte. „Aber wie..“, fragte sie. „Das ist doch unwichtig. Magst du erzählen, was vor drei Jahren passiert ist?" Mal sehen , welche Antworten sich aus dem diplomatischem Weg ergaben. „Dumme Fehler und zwar am laufenden Band. Weißt du früher war mein Wesen ganz anders als heute“, begann Anja ohne sich auch nur einen Augenblick von Ethan unterbrechen zu lassen. „Samir und ich hatten eine Beziehung, welche auch hemmungslos ausgelebt wurde, ohne das an die Konsequenzen gedacht wurde, die sich daraus hätten ergeben könnten." „Was denn für welche?“ „Der Tod. Ethan. Das was alle Menschen irgendwann holt. Auch wenn mich Michael und Alef gut trainiert haben, war ich früher sehr leichtsinnig und habe jede Mission auf die leichte Schulter genommen“, antwortete Anja. „Aber war der Rosenorden nicht immer nur auf der Suche nach den Kelchen?“, warf Ethan erstaunt ein. „Richtig. Die Suche nach den Artefakten hatte zwar immer Priorität. Diejenigen von uns, die nicht in diese Suche involviert waren, schickte man auf Missionen um Sektion Zwölf zu dezimieren." Unglaublich seine Freundin konnte nicht nur gut kämpfen. Sie war auch noch eine ausgebildete Killerin! Doch Fragen, diesem Themenbereich betreffend, mussten jetzt erst mal warten. Denn Anja setzte bereits zu den nächsten Wörtern an. „Eine dieser Missionen führte Samir, Sina und mich vor drei Jahren in die Gegend um Moskau herum. Wir sollten einen Computerspezialisten ausfindig machen, der für Pavla arbeitete." „War der so besonders?“, hakte Ethan neugierig nach. „Man hatte uns berichtet, dass er angeblich Daten von uns in die Finger bekam. Unsere Mission bestand daraus, den Mann zu finden und alles zu löschen, was auf den Rosenorden hindeutete“, antwortete Anja mit einem verträumten Blick nach draußen, ehe ihre Lippen die Geschichte zu erzählen begannen.


Vorsichtig erklomm der Körper den schneebedeckten Hügel. Dahinter lag wie angekündigt das Dorf, mit einigen dekandenten, jedoch ansprechenden Villen in ihrem Zentrum. Mit einer kurzen Handbewegung schob Anja den Handschuh zurück, um die Zeiger der Uhr besser sehen zu können. Es war genau 20:45 Uhr. Noch eine viertel Stunde und die Party würde losgehen. Mit dem Fernglas vor den Augen legte sich das Gehirn schon mal eine Route fest, um schnell das Anwesen in der Mite zu erreichen. Diesmal würde sie das Rennen gegen Samir für sich entscheiden. „Na. Wie sieht es aus?“ Wie auf Kommando tauchte ihr Freund rechts, wie aus dem Nichts auf und schob den Mundschutz herunter, während der restliche Kopf von einer Kapuze bedeckt der Kälte trotzte. „Alles bestens. Bist du bereit heute zu verlieren?“, fragte Anja keck in seine Richtung. „Der Tag wird so schnell nicht kommen“, grinste Samir frech zurück, während nun auch noch Sina sich zur Gruppe gesellte. „Das ihr zwei auch immer einen Wettkampf aus den Missionen machen müsste“, raunte sie leise. „Sonst wäre es ja langweilig." „Unterschätzt mir den Mann nicht. Der ist gefährlich und wird von einer ganzen Armee beschützt“, rief Sina Samir ins Gewissen, während Anja das Gewäsch schnell abtat und sich wieder auf den Parcour konzentrierte, den es zu überwinden galt. Zum Glück standen die Häuser so dicht aneinander gereiht, das man mühelos von einem Dach zum nächsten springen konnte. Einzig und allein die Lücke zum ersten Haus schien viel größer zu sein und eine Herausforderung darzustellen. Eine zweites Problem tauchte in Form von Wachen auf, welche überall verteilt auf den Dächern herum standen. Man! Das Auftragsziel hatte sich wirklich nicht lumpen lassen und aus dem Vollen geschöpft. Aber egal. Das alles würde blitzschnell über die Bühne gehen, ohne das auch nur ein einziges Todesopfer in der Schlussbilanz auftauchte. Eine Maxim, die Anja sich selbst auferlegte. Denn nicht jedes Ziel wusste zwingend für wen es eigentlich arbeitete, weshalb die Bruderschaft schlussendlich noch mal eindringlich die Wahl stellte, noch mal das Leben zu überdenken. „Gleich geht es los. Denkt daran. Lautlos!“, erklärte Sina mit einem weiteren Kontrollblick auf die Uhr. Anja und Samir nickten zustimmend. Dann fuhr sie mit der Hand den Mundschutz wieder nach oben, so das nur noch die kristall klaren, blauen Augen zu sehen waren. Zwei Minuten. Prüfend nahm sich Anja noch einmal die Rampe in Gedanken vor. Hm. Ja, das könnte gehen wenn ich so und so....“, murmelte sie unverständlich vor sich hin, als der große Zeiger zum letzten Mal herum sprang und den Start der Mission einläuterte. Mit einem gewaltigen Satz hechtete Anja über die Hügel und stürmte geradewegs den Abhang hinunter um möglichst viel Tempo aufzunehmen. „Die ist doch wahnsinnig“, schluckte Sina überrascht, während sie bereits die Hälfte überbrückt hatte und nun auf den kritischen Moment zu steuerte. Bei einem verfrühten Absprung, würde ihr Körper hinab in die Tiefe stürzen und vermutlich dabei ein paar Knochenbrüche als Erinnerung davon tragen. Würde der Schritt zu spät erfolgen, gab es keinen Sprung. Sondern nur einen direkten Absturz in die Tiefe der Nacht, die vielleicht weniger Knochenbrüche, dafür aber umso mehr Blessuren als Opfer forderte. Mal abgesehen davon, das jene Strecke zur Villa sich deutlich verlängern würde.


Zielstrebig fixierten die Augen den Punkt, der in Windeseile immer näher und näher heran rauschte. „Das wird so geil“, hätte Anja am liebsten laut vor Freude aufgeschrien, als der Moment kam und ihr schlanker Körper regelrecht vom Boden abhob und quer über den Abgrund segelte. Für einen Bruchteil genoss sie den frischen Wind, der wild durch das Gesicht fegte, ehe nur Sekunden später auf der anderen Seite das Gefühl wieder mit der Luft davon zog. Geschafft! Doch noch schien es nicht vorbei. Glücklicherweise stand auf dem selben Dach ein Wachmann mit dem Rücken zu ihr. Blitzschnell tapste sie nach vorne ohne auch nur ein Geräusch zu hinterlassen. Dann folgte ein automatisierter Angriff. Die rechte Hand umschlang den Mund, so das ein Hilfeschrei direkt im Keim erstickt wurde. Die Linke umschloss den Hals und schnürrte allmählich die Luft ab. Wildröchelnd tanzte der Körper regelrecht herum, bis langsam Ruhe einkehrte und Anja nur noch eine leichte Atmung an ihrem Handschuh spürte. Dann legte sie langsam den bewusstlosen Feind nieder und blickte nach hinten. Sina und Samir waren verschwunden. Sicherlichen folgten die Beiden dem Plan und griffen den Zielpunkt von multiplen Punkten aus an.


Leise schwang Anja wieder herum und suchte sich das nächste Hausdach aus, was auch sogleich mit einer weiteren Sprungeinlage zum vorläufig, sicheren Hafen wurde. „Keine Zeit zum Ausruhen“, ermahnte sie sich und rannte weiter, bis auf das nächste Dach, wo die Füsse urplötzlich über eine gefrorenen Stelle hinweg schlittern, was eine unaufgeforderte Tanzeinlage zur Folge hatte, bei der Anja wild mit dem Armen ruderte, um das Gleichgewicht zu halten. Doch zu spät! Unter innerlichen Wutausbrüchen, rutschte der Körper längs die Schräge herunter und riss dabei den Wachmann, den Anja eigentlich umgehen wollte, mit von den Füssen,bis das Duo schließlich auf einem Vorsprung zum Stehen kam.


Unter schmerzenden Stöhneinlagen schob Anja sich von ihrem anhänglichem Verehrer herunter, der verdutzt herüberstarrte und gleichzeitig nach der Funke griff. „Das lässt du schön bleiben." Mit einem gezielten Faustschlag knipste sie ihm das Licht aus, als plötzlich der Holzboden laut krachend nachgab und Anja regelrecht in die Tiefe riss. Doch zum Glück gab sich der Untergrund durch den Schnee gut gepolstert, so das der meiste Schmerz abgefangen wurde. „Scheiße!" Wütend landete die Faust in dem Schneehaufen, während die Unglücksserie weiter ihren Lauf nahm. Denn von oben rutschte der bewusstlose Körper nach und begrub Anja förmlich unter sich. „Ich habe kein Bock mehr." Brummend schoben die Hände den Körper herunter. „Hast du da nicht auch was gehört?“, hallte es plötzlich von der Straße her. „Ich dachte schon, nur mir wäre das aufgefallen“, antwortete eine zweite Stimme mit russischem Akzent.


Hektisch schaute Anja sich um. Eine Entdeckung zum diesen Zeitpunkt würde, Samir und Sina nur der Mission behindern und alle Wachen im weiteren Umkreis in Alarmbereitschaft versetzen. Wie ließ sich also dieses Problem beheben? Sie lag eindeutig in einer Gasse. Rechts und links standen diverse Müllkontainer voller Schnee bedeckt. Eine Öffnung der Behälter würde alle Mal aufsehen erregen, abgesehen davon, das es etwas blöd aussah wenn nur auf der Oberfläche kein Schnee mehr lag. Blöde Idee! Der Blick ging weiter nach rechts, auf die gegenüberliegende Seite, wo sich Anja eine dunkle Gasse eröffnete, durch die aber niemals beide hindurchpassten, abgesehen von den Fuss- und Schleifspuren die dadurch hinterlassen wurden. Verdammt! Es sah wirklich nicht gut aus, denn die Schritte kamen immer näher. Getrieben von der Angst formten die Hände eine Schaufel, die auch sogleich in Aktion trat und den Wachmann regelrecht mit Schnee zuschaufelte, bis nichts mehr zu sehen war. Dann hüpfte Anja über den zerstörten Mast über ihrem Kopf und schwang mehrmals hin und her, bis die Hände im hoffentlich richtigen Moment los ließen und die Fliehkraft hoffentlich elegant den Job erledigte.


Zumindest das erste traf ein. Ohne auch nur eine Fußspur zu hinterlassen, segelte Anja durch die Gasse und landete schließlich mehr Recht als schlecht in der dunklen kleineren Version. „Saubere Arbeit“, lobte sie sich innerlich selbst, während die zwei Gestalten näher kamen und schließlich ins Blickfeld rückten. Hoffentlich würde der gigantische Schneemann ohne Nase keine Aufmerksamkeit erregen. „Von hier kam es doch oder?“ Unschlüssig zuckte der Kollege mit Achseln. „War vielleicht doch nur die Katze vom Nachbarn“, raunte plötzlich eine dritte Stimme von der Straße her. „Tut mir leid. Wir dachten, da wäre was“, entschuldigte sich der Größere von den Beiden. „Wer dumm genug ist, hier einzusteigen, muss echt bekloppt sein“,lachte die Straßenstimme. „Wohl wahr“, murmelte der andere und so gingen die zwei Herzchen wieder zurück, so das Anja erleichtert aufatmen konnte. Dieser Fehltritt hatte locker viel zu viel Zeit in Anspruch genommen. Wut entbrannt richtige sich der Körper wieder auf. „Jetzt bloß keine weiteren Fehler." Erneut griffen die Hände nach nach einem Vorsprung und ehe sich Anja versah, stand sie schon dank einer gekonnter Klettereinlage wieder auf dem Dach. „Wo steckst du?“, hallte es plötzlich aus dem Ohrfunk. „Es gab ein kleines Problem. Nichts weiter“, brummte Anja leise. „Dann ist das Rennen wohl für dich gelaufen“, scherzte Samir. „Ruhe ihr zwei. Konzentriert euch gefälligst“,mahnte Sina. „Bin gleich da." Schnell überblickte sie noch einmal das Gelände, in der Hoffnung auf nicht noch mehr Stolperfallen zu stoßen. Dann gibt es auch schon los. Mit einem schnellen Sprint hechtete der Körper von Dach zu Dach, bis wieder eine Wache den Weg kreuzte. „Diesmal nicht." Mit einem Satz sprang Anja auf den Gegner zu und wickelte die Beine um seinen Hals. Ein kurzer Aufschrei erfolgte, als der beide Körper zu Boden krachten und ein Überlebenskampf entbrannte, den der Mann allerdings mit Bewusslosigkeit bezahlte. „Noch drei Dächer bis zum Ziel“, sprach Anja ist das Mikro. „Alles klar“, antwortete Sina.


Drei Häuser, bei denen wirklich noch alles schief gehen konnte. Nachdenklich zog Anja noch mal den Mundschutz herunter, um eine Portion frische Luft einzuatmen, die Geist und Körper wiederbeleben sollte. „Nähere mich jetzt dem letzten Gebäude“, berichtete Samir. „Wir treffen uns auf dem Dach“, wiederholte Sina noch mal den Plan. Dann landete der Schutz wieder an seinen alten Platz. Denn auf keinen Fall wollte Anja zu spät zur Party erscheinen.

 

 

Die Wahrheit II

 
Wild zerrte der Wind an den Klamotten. Das Wetter wurde eindeutig unbeständiger und die Temperaturen immer kälter. Wärmend rieb Anja die Handschuhe aufeinander, ehe sie wieder Fahrt aufnahm und zügig auf das nächste Dach übersetzte, wo sie kurz inne hielte. Verdammt! Eine schnelle Drehung hinter den Schornstein erfolgte. „Leute. Es gibt da ein Problem“, fluchte Anja. „Was ist los?“, fragte Sina mit einem besorgten Unterton. „Vor mir ist eine Wache die ich zwar ausschalten kann. Aber auf den Dächern der Villa stehen ein paar Scharfschützen." „Die tauchen aber nicht in den Daten auf?“, fragte Samir überrascht. „Kannst du das Problem irgendwie umgehen?“, fragte Sina. Prüfend blickte Anja noch einmal um die Ecke um die Laufrichtung des Wachmanns im Auge zu behalten. „Mir fällt da sicher was ein. Aber fangt nicht ohne mich an." „Keine Sorge“, scherzte Samir. Dann kehrte wieder Funkstille ein. „Posten eins an Posten fünfzehn. Wie sieht es aus?" Kurze lauschte Anja dem Gespräch. „Hier ist alles ruhig. Aber es ist verdammt kalt“, beschwerte sich der Mann. „Nach der Schicht geb ich dir einen aus“, dröhnte es aus der Funke. „Verlass mich drauf." Die Route ging weiter, bis der Gegner nahe genug dran war für einen Überraschungsangriff. Blitzschnell griffen Anjas Hände nach den Beiden und rissen den Körper herum, während sie das Opfer bestieg und mit einem Faustschlag erneut für Ruhe sorgte. „Das war schon mal Nummer Eins." Zügig landete das Maschinengewehr auf dem Rücken, ehe die Reise vorsichtig weiterging. Denn unter keinen Umständen durfte es eine Entdeckung geben. „Wie ist die Lage?" Anja hielt kurz inne und blickte sich auf dem vorletzem Dach noch mal um. „Gleich da. Bisher bin ich nicht entdeckt worden“, flüsterte ihre Stimme. „Weitermachen." Mit einem letzten Satz sprang sie schließ auf das letzte Haus. Dahinter erstreckte sich das gewaltigen Villengebäude mit dem Scharfschützen. „Bin jetzt am Klettern." Zielsicher zogen die Hände Seil und Kletterhaken heraus. Schnell noch ein Knoten gemacht und dann folgte ein hoffentlich gezielter Wurf auf die Mauer ohne entdeckt zu werden. Sekunden zogen ins Land als ein metallisches Klacken ertönte. Vorsichtig teste Anja die Halterung, ehe es auch schon losging. „Von hier oben hat man wirklich einen guten Überblick“, tönte sie auf halber Strecke in den Funk. „Beim nächsten Mal kannst du ja gerne hier Urlaub machen“, brummte Samir. „Vielleicht werde ich das sogar." Mit schweren Atemzügen wuchtete Anja den Körper auf den Vorsprung, der gut und gerne locker zehn Meter über den Boden ragte. Weiter rechts befand sich in gut sechs Meter Entfernung, das rettende Vordach. Von dort aus durfte es nicht mehr weit sein bis zum Treffpunkt. Geschickt setzte Anja einen Fuß vor den anderen. Zum Glück hatte sie keine Höhenangst, sonst wäre das hier echt schwierig gewesen. Aber in dem Fall ging alles schnell und sicher über die Bühne ehe sich ein gewaltiges Dächermeer auftat, das zum größten Teil aus Glas bestand. „Bin jetzt auf dem Dach." „Alles klar. Super gemacht“, lobte Sina, während Anja weiter voran schritt und dabei geschickt den Wachen aus dem Weg ging.


Schließlich erreichte sie ohne Mühe den Treffpunkt, wo bereits Samir und Sina geduldigt warteten. „Da bist du ja endlich“, brummte Sina. „Tut mir leid. Ich wurde aufgehalten“, entschuldigte sich Anja. „Zum Glück wurde kein Alarm ausgelöst." Samir hatte recht. Für einen direkten Kampf gegen die Soldaten waren sie zwar ausgebildet. Allerdings würde das gegen die Überzahl verdammt schwierig werden. „Wie geht es jetzt weiter?“ „Im Inneren gibt es mehrere Anlaufpunkte. Samir? Du übernimmst den Alarm. Sorge dafür, das wir keine unliebsame Überraschung erleben. Anja, dein Ziel ist der Computerraum. Lösche alle Daten. Ich nehme mir unseren Gast persönlich vor. Wenn alles erledigt ist, treffen wir uns im Arbeitszimmer." Die Beiden nickten zustimmend. Dann zog Sina einen Glasschneider heraus. Mann! Das Ding konnte echt lautlos ein Loch fabrizieren. Selbst bei der Entnahme wurde das heraus geschnittene Teil mit einem Saugnapf sowie Klemmen an den Außenrändern festgehalten, so dass es nicht auf den Boden viel und einen Höllenlärm verursachte.“Samir, geh voran." Mit langsamen Bewegung ließ Sina das Gerät auf Seite sinken, während der Körper ihres Mitstreiters in die Dunkelheit hinab sprang. Als nächste ging der Blick zu Anja herüber, die ohne zu zögern folgte und mit ihren Füssen auf einem weichem, roten Teppich zu stehen kam, welcher scheinbar den ganzen Flur einnahm. „Was für eine Protzvilla“, schimpfte Samir leise, als Sina das Trio komplettierte.


„Der Computerraum befindet sich zwei Stockwerke unter uns. Der Sicherungsraum für Notfälle befindet sich auf dieser Ebene." Anja nickte und ging auch sogleich langsam den Flur Richtung Norden entlang, bis sie an eine Ecke stieß. „Hast du schon gehört? Die Mannschaft hat schon wieder verloren“, hallte eine russische Stimme herüber. „Hattest du etwas anderes erwartet. Die können einfach nichts“, fluchte eine andere. Vorsichtig lugte sie um die Ecke, um das Szenario besser bewerten zu können und um sich eine Strategie für ihre neuen Freund zurecht zu legen. „Das nächste Mal wette ich auf das gegnerische Team." Wütend landete die Zeit auf einem goldenen Stuhl mit einer roten Sitzeinlage. „Wäre sicherlich besser. Aber mir würde es auch schon reichen, wenn das hier mehr Kohle gäbe." Sein Kollege nickte zustimmend. Dann gingen die Zwei weiter den Gang entlang, bis sie an der nächsten Ecke aus dem Blickfeld verschwanden, was Anja auch so gleich nutzte und ebenfalls zielsicher weiter ging. Zum Glück kannte sie den Aufbau der Villa in und auswendig und es war auch nicht schwer. Denn alle Flure sahen beinahe gleichaus und bauten auf einer quadratischen Form auf, von der allerhand Zimmer abgingen. Der Sicherungsraum für Notfälle befand genau am Ende des nächsten Ganges und wurde durch ein komplexes Kamerasystem geschützt, welches von ihrem Freund hoffentlich bald lahmgelegt würde. „Samir, wie sieht es aus? Ich nähere mich dem Ziel." Auf Zehenspitzen bewegte sich Anja vorwärts, bis der stille Fleck erreicht war. Dort verharrte sie ruhig.“Du kannst sofort loslegen." Zügig kramte die rechte Hand, die Betäubungspistole aus dem Rucksack hervor. „Gleich werde ihr ein schönes Nickerchen machen“, flüsterte Anja, während die andere Hand den Schalldämpfer aufzog. „Hast freie Bahn." Das Signal kam wie gerufen. Ohne zu zögern huschte sie um die Ecke, öffnete leise die Tür und huschte in den Raum hinein. „Bin drin." Leise drückte die Hand den Griff zurück, ehe der prüfender Blick auf die Rechnerkomponenten erfolgte, die rythmisch vor sich hinsummend an der Wand ruhten.


In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit zwei Computern drauf, welche dicht einander gegenüber positioniert waren. Dahinter wiederrum befand sich ein offenes Glasfenster, das in Anja ein kleines Grummeln hervor rief. „Ist da wer?" Überrascht blickte ein weiblicher Kopf hinter dem Monitor hervor. „Keine Bewegung." Ruhig zielte die Waffe auf den Kopf, während Anja um den Tisch herum lief. „Was wollen sie?“, fragte die Frau ängstlich. „Keine Sorge. Alles wird gut." Erbarmungslos betätigten die Finger den Abzug, worauf hin das Ziel langsam über dem Schreibtisch zusammen sackte. „Lösche jetzt die Sicherheitsdaten." Wie ein Uhrwerk huschten die zehn Finger über die Tastatur hinweg und starteten das Löschprogramm. Während der Ladebalken sich langsam fühlte, ging Anja über zu Plan Zwei, der eine gewaltige Explosion durch Sprengstoff beinhaltete, und alle Datenträger in Einzelteile verwandeln würde.“Bin im Sicherheitsraum auf ein Hindernis gestoßen. Lege jetzt Überwachungssystem lahm“, berichtete Samir. „Bist du verletzt?“, fragte Sina besorgt. „Alles in Ordnung. Eine kleine Rauferei bringt mich nicht um." Anja atmete erleichtert, während sie gleichzeitig die bewusstlose Frau in den Nebenraum verfrachte. Schließlich sollte es ja keine Todesopfer geben.„Hast du was von Wachposten fünfzehn gehört." Mit zügigen Schritten traten die Männer wieder an dem Raum vorbei. „Nein. Vermutlich ist Sergey wieder mal eingeschlafen“, lachte der Kollege, als sich die Beiden langsam wieder enfternen und Anja endlich aus dem Raum heraus konnte. „Ich werde Wladimir mal rüberschicken. Soll doch alles perfekt laufen." Dann waren die Männer erneut hinter der Ecke verschwunden. „Es gibt ein Problem." „Was ist los?“, fragte Sina. „Ein Beobachtungstrupp macht sich auf den Weg zu meinem bewusstlosen Mann auf dem Dach südlich von unserem Einstieg“, erklärte Anja. „Samir kannst du dich darum kümmern." „Geht klar. Die werden gar nicht wissen wie ihnen geschieht." Erleichterung machte sich breit. Das war wirklich Teamarbeit! Schnell nahm Anja wieder fahrt auf, um sich den Computerraum zu nähern. Dabei führte der Weg eine geschwungene Treppe hinab. „Ist Mama oben?" Erneut hielt Anja inne. „Bestimmt. Geh rauf und sag ihr gute Nacht“, antwortete eine sanfte weibliche Stimme. Panisch blickte Anja sich um. „Mache ich." Verdammt! Irgendwo musste es hier doch eine Deckungsmöglichkeit geben? Das erste viertel der Treppe war geschafft.


Die Hälfte! Da! Blitzschnell rannte Anja die paar Meter zu dem roten Vorhan herüber. Fast oben! Elegant schob sich der Körper aus dem Sichtfeld hinter den Stoff. „Ist da wer?" Fragend blickte ein kleines Mädchen in den Gang hinein. Stille. Neugierig lief das kleine Ding in Anjas Richtung, während sich diese beinahe auf die Lippe biss. „Hast du was gehört Schatz." Nun gesellte sich auch noch die sanfte Stimme, in Form des pummeligen Dienstmädchens dazu. „Da war nur so ein komisches Geräusch." „Vermutlich streunt die Katze wieder nur herum und hat dabei irgend etwas umgeworfen. Ich sehe mir das gleich mal in Ruhe an." Mit einem leichten Klapps auf dem Po rannte das süsse Ding weiter hinauf. Anschließend näherte sich das Hausmädchen Anjas Position. „Sheela, wo bist du? Komm raus?" Angespannt presste sich der Körper gegen das hintere Fenster. „Anja, wie kommst du vorran?“, tönte es plötzlich aus dem Funk, der zum Glück nicht von Außenstehenden wahrgenommen werden konnte. „Keine Zeit. Warte kurz“, flüsterte sie leise zurück. „Ah. Da bist du ja du Frechdachs. Komm wir holen dir etwas zu Essen." Mit einem Lächeln im Gesicht und der schwarzen Katze auf dem Arm zog die Dame wieder von dannen. „Was ist da los?“, hakte Sina nach. „Alles wieder in Ordnung“, seufze Anja, deren Körper langsam wieder entspannte. „Habe die zwei anderen Wachen aufgehalten“, schaltete Samir sich ins Gespräch ein, als plötzlich im Hintergrund ein Schuss ertönte. Erschrocken fuhr Anja zusammen. „Du kleiner Bastard." Ein weiterer Schuss ertönte, gefolgt von einem verdächtig ruhigem Rauschen. „Samir?.....Samir? Mensch rede mit uns." Nichts! Hoffentlich war ihrem Freund nichts passiert. „Verdammt! Wir brechen die Mission ab“, fluchte Sina. „Alles gut. Bin noch da." „Hör auf hier solche Panik zu verbreiten“, fluchte Anja leise mit einer gehörigem Portion Wut im Bauch. „Machst du dir etwas Sorgen?" Dieser Möchtegern – Rambo machte sich wahrlich keine Gedanken über die Gefühle anderer. Stattdessen folgten ein paar lockere Sprüche. „Ach halt die Klappe. Triff dich lieber mit Sina oben. Ich bin auch gleich da“, brummte Anja wütend. „Geht klar, Chefin." Ach leck mich! Mit diesem Satz in Gedanken trat sie wieder aus der Deckung hervor und schaute die Treppe hinab. Vom dem Kindermädchen fehlte jede Spur. Dafür stiefelten unten zwei Wachleute herum. „Hast du schon gehört, das meine Familie und ich bald schon in den Süden fliegen?" „Wo soll es denn hingehen?" Gelassen zündete der rechte von Ihnen eine Zigarette an. „Nach Teneriffa." „Das ist wirklich besser als diese Scheiße hier“, stöhnte der Raucher. „Was ist denn mit Natascha?" „Die kriegt doch bald das Balg. Dann ist es vorbei mit den ruhigen Tagen." Genervt viel die Asche in den Blumentopf. „Wenn das die Alte mitkriegt, gibt es Haue“, grinste der Linke. „Kriegt doch eh keiner mit." Erbarmungslos, folgte die zweite Ladung, welche ebenfalls im Kasten landete. „Hast du denn schon einen Namen?“ „Natascha will die Kleine unbedingt Maria nennen“, stöhnte der Raucher. „Ist doch ein schöner Name?“, warf sein Kollege ein. „Mir wäre ja ein Junge lieber." Mit den Worten sprang Anja lautlos über die Brüstung und näherte sich dem linken Ziel, das so gleich Opfer der Würgeattacke wurde. Erschrocken wandte sich der Raucher um. „Du kleines......“ Zu spät! Die Betäubungspistole schickte ihn in das Reich der Träume. Das ging besser erwartet als gedacht. Doch jetzt musste es schnell gehen. Mit einem Sprint überquerte Anja den Eingangsbereich hinüber in den Flur, aus dem die Stimme des Dienstmädchens zu vernehmen war. Sanft trällerte sie ein Lied vor sich hin, während der Geruch von Zimt und Marzipan an die Nase wehte. „Na willst du auch ein Stück?" Anja bejahte im Gedanken die Frage, die allerdings sicherlich der Katze galt. „Nicht so gierig. Irgendwann wirst du noch kugelrund." Langsam bewegte sich Anjas Körper an Tür vorbei, auf die Ecke zu. „Statusmeldung?" „Bin gleich beim Computerraum." „Gut. Ich halte unsere Gast derzeit in Schach“, erklärte Sina. „Alles klar!" Zügig bog sie in den Flur, an dessen Ende der Raum wartete. „Man. Ich habe so einen Hunger." „Kauf dir doch nach Feierabend einen Burger." „He ihr zwei!" Verdutzt starrten die zwei Männer herüber, ehe die Pistole erneut für sanfte Träume sorgte. „Schlaft schön“, kicherte Anja mit einem kleinen Sprung über die Leiber hinweg. Dann lud sie die Waffe nach und betrat den Computerraum, der ähnlich aufgebaut präsentierte wie oben. Nur das dieser wesentlich größer schien und mehr PCs fasste. „Was ist denn hier los?." Ein Mann und eine Frau starrten überrascht herüber. „Keinen Mucks. Wenn alles gut läuft, bin ich wieder weg und keiner muss dran glauben." Wie zu Stein erstarrt hielten die Geiseln inne, während Anja das Löschprogramm erneut startete. „Das sind wichtige Daten. Die können nochmal Menschen retten“, protestierte die Frau, welche sogleich schnell ins Reich der Träume hinabstieg. „Haben sie noch etwas mitzuteilen?“, fragte Anja rüde herüber. „Alles gut“, versicherte der Mann mit einem Blick auf seine bewusslose Kollegin. „Besser so“, raunte sie. Dann folgten die Sprengstoffpakete an den wichtigen und sensiblen Stellen. „Ab in den Nebenraum. Aber fix." Wild mit der Waffe fuchtelnd deutete Anja auf die Tür und dann auf die Frau, die der Mann schon beinahe in seiner Angst liegen lassen wollte. „Soll die Dame hier etwa sterben?" Panisch wandte er herum und griff ungeschickt nach dem Armen der Bewusstlossen, die kurz darauf rüde durch den Raum in den Nächsten geschleift wurde. „Danke." Mit einem Lächeln auf den Lippen raubte sie auch ihm die Sinne. „Ich stoße jetzt zu euch." Zielsicher verschloss Anja die Türe um auch sicher zu gehen, dass keiner zu Schaden kam. „Sina, Samir?" Besorgt hielt sie inne, als nur noch Rauschen aus dem Funk drang. „Hört ihr mich?" Nichts. Immer noch Rauschen. Da war doch etwas passiert! Das Herz begann wie ein Presslufthammer zu arbeiten. „Jetzt verarscht mich nicht. Was ist da los?." Aber auch diese rüde Ansage lockte die Gefährten nicht aus der Reserve, so das Anja beschloss der Sache nachzugehen.


Dabei hatte sie kaum Mühe auf dem Weg nach oben, da die meisten Wachen entweder bewusstlos waren oder in anderen Gängen herumturnten. „Samir?" Vorsichtig trat Anja die letzte Stufe nach oben in das persönliche Reich. „Was soll denn der Scheiß." Zu ihren Füßen lag eine blutüberströmte Leiche. Irritiert folgte ein Schritt um den Soldaten herum. Da! In nur zwei Metern Entfernung lagen zwei weitere leblose Körper übereinander. Ein See aus Blut hatte sich bereits bis zum Teppich ausgebreitet. Was war hier nur passiert? Anja versuchte sich zu erinnern, wo sich das private Gemach des Ziels befand, als ihre Augen noch zwei weitere Leichen erspähten, welche allerdings nicht erschossen wurden. Dafür lagen die sauber abgrennten Köpfe auf den Stühlen links und rechts verteilt. „Samir!“ Wütend stand Anja auf. Dieses Werk konnte nur ihr Freund angerichtet haben. Aber warum? Angeeckelt schob sie sich an dem Blutsee und den erschrocken Gesichtsausdrücken hinweg, als plötzlich weiterer Wachmann, diesmal aber lebendig, panisch den Flur entlang rannte. „Du entkommst mir nicht." Drei Schüsse ertönten, die in den Leib des Mannes eindrangen. Blut spritzte umher und sorgte dafür das die Wand und sowie nahe Gegenstände einen neuen farbigen Anstrich erhielten. „Was geht hier vor?" Mit Angst in den Augen sank der leblose Körper in Anja Arme, während Samir am anderen Ende das Magazin wechselste. „Bist du blöd oder was!“, fluchte sie laut. „Was? Es gab keine andere Möglichkeit“, entschuldigte er sich trocken. „Die gibt es immer." „Lieber so, als wenn ich entdeckt worden wäre." Ohne auch nur den Hauch Reue und mit ernstem Blick schob Samir sich an Anja vorbei. „Das klären wir noch“, protestierte sie. „Glaube ich kaum." „Du bleibst stehen!" Wild griff sie nach seinem Arm und zog ihn herum. „Das Massaker war unötig." „Wenn dir meine Art, wie ich die Missionen angehe nicht gefällt, geh nicht mehr mit und lass dich einem anderen Team zuweisen“, schimpfte Samir. „Das sollte ich vielleicht wirklich tun. Dein Blutdurst war noch sie so stark wie heute“, brummte Anja. „Du bist einfach zu schwach! Von wegen, die Todesopfer zu minimieren oder gar am besten keine zu verursachen. Schau dich doch um? Die wollen uns vernichten. Wir tun dasselbe." Was für eine Ansage! Auf dem Absatz machte Samir kehrt und ging mit der Pistole im Anschlag in den anderen Flügel.


Erschrocken blickte Anja ihm nach. So kannte sie ihn einfach, obwohl es in der Vergangenheit wegen der Vorgehensweise schon Differenzen gegeben hatte. Aber so extrem wie heute, ging Samir noch nie vor. Vielleicht war es an der Zeit, einen Schlusstrich zu ziehen. Denn mit notwendigen Opfern musste man immer rechnen. Doch dieser neuerdings angewachsene Drang nach Blut, gefiel ihr überhaupt nicht. Vielleicht vermochte Alef seinen Sohn ja zur Vernunft zu bringen? Ohne Samir aus den Augen zu lassen, rannte Anja ihrem Freund nach....

Untergang der Menschheit

 
Jetzt musste es wirklich schnell gehen bevor ein weiteres Drama seinen Lauf nahm. Ohne Rücksicht auf die Geheimhaltung stürmte Anja über den Zwischengang hinweg in den nächsten Flur hinein, wo bereits das Schreien des Mädchens erönte, welches bereits Augenblicke zuvor, die Treppe hochgeeilt war. „Samir was soll das?“ Was für ein schrecklicher Anblick! Im Arbeitszimmer, saß das Zielobjekt mit einer schweren Schulterverletzung im Arm, auf einem Stuhl. In den Armen weinte, seine wohl kleine Tochter bitterliche Tränen, während Sina perplex auf die rauchende Pistole starrte. „Pack die verdammte Waffe weg“, fluchte Anja. „Das alles könnte hier und jetzt ein Ende haben." Langsam trat sie an seine Seite heran. „Alle Daten sind gelöscht. Du kannst dich wieder beruhigen." Wild entschlossen schüttelte Samir den Kopf. „Was wollen sie überhaupt von mir“, stammelte der Mann unter Schmerzen. „Halt die Klappe!" Knapp schlug das nächste Projektil in den Monitor ein. Überfordert biss sich Anja auf die Zähne. Was sollte sie tun? Wenn nicht schnell etwas passierte, würde die Gruppe noch Gefahr laufen wirklich entdeckt zu werden, was eine anschließende Flucht deutlich erschweren würde. „Ich knall dich jetzt einfach ab und Ruhe ist." Mit einem fiesen Lächeln auf den Lippen, spannten die Finger den Abzug, als plötzlich sein Körper auf den Boden zusammensackte. „Tut mir leid. Aber ich kann das nicht zulassen“, seufzte Anja, die sogleich zu Sina rüberblickte. „Alles in Ordnung?" „Geht schon wieder“, fluchte sie lautstark und stand wieder auf.........


Interessiert und mit einem Schmunzeln auf den Lippen richtete Ethan sich wieder auf. „Du hast ihm eine runtergehauen?“, wollte er noch einmal deutlich wissen. „Klaro. Das erschien mir in dieser Situation das Richtige zu sein. Zu mal noch ein Kind im Spiel war“, erwiderte Anja, die sich nun ein Herz fasste und ihm einfach die Lippen stürmisch aufdrückte. Kurz wich Ethan zurück. „Es tut mir leid, dass ich dir nicht gleich alles erzählt hab." Sanft glitt die rechte Hand über seine Wange hinweg. „Hätte ja auch eher fragen können“, versuchte Ethan die Schuldfrage umzuwälzen. „Aber das du früher so richtig......“ Ihm fiel das passende Wort nicht wirklich ein. „Naiv? Und dumm. Vielleicht noch“, beendete Anja lächelnd den Satz, ehe sie wieder einen Kussmarathon starte. „Haben wir dafür überhaupt Zeit“, fragte Ethan leise mit dem Blick zur Tür. „Zeit sollte man sich nehmen“, grinste Anja, als plötzlich das Handy klingelte. „Die wollen mich doch wirklich verarschen“, fluchte Ethan, während er nach dem Telefon griff und es aufklappte. „Was!" „Geht das auch etwas freundlicher? Oder habe ich etwa gestört?" Wie recht seine Mutter doch mit dieser Aussage hatte. Das war jetzt schon das fünfte Mal gewesen. So langsam lag sogar die Wahrscheinlichkeit höher, im Lotto zu gewinnen. „Alles in Ordnung“, schmunzelte Anja leicht verlegen in die Ohrmuschel. „Mein Timing ist wieder mal äußerst schlecht. Aber Tali ist mit den Berechnungen fertig." „Alles klar." Rüde klappte Ethan das Handy wieder zu und richtete sich auf. „Sollen wir bei nächsten Mal wetten?“, fragte Anja kichernd. „Ein Wettbüro? Damit könnte man reich werden“, stieg Ethan in den Scherz mit ein, ehe die beiden Turteltauben wieder zu Tali zurückkehrten. „Was haben wir verpasst?" Die besorgten Gesichtsausdrücke der Anderen sprachen eindeutig Bände. Nina trippelte nevös auf ihrem rechten Fuss auf und ab. Alef lief unruhig im Raum hin und her, während die Gruppe um Elize, Dr. Leonard und Leifee fassungslos auf den Monitor starrte. „Was ist denn hier los?“, fragte Anja erneut. „Meine Berechnungen sind abgeschlossen." Auf einem der größeren Wandschirm zeigte Tali eine Weltkarte. „Mit 90% Wahrscheinlichkeit, wird ein größeres Objekt aus dem Schwarm, die Stadt New York treffen. Ein Weiteres mit 95% die Stadt Wien." Mit einem Hämmern in der Brust beobachtete Ethan, wie rote Markierungen auf der Karte auftauchten. „Wann wird es soweit sein?" „Dies bezüglich lässt sich kein genaues Datum errechnen. Ich gehe jedoch davon aus das es zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel passieren wird." Na Super! Das wurde ja wirklich immer besser und besser.


Das Fest der Liebe und der Tag an dem Millionen von Menschen auf der Straße den Silvesterabend feierten. Das würde definitiv gewaligte Opferzahlen zur Folge haben. „Von welcher Zerstörungskraft ist auszugehen?“, fragte Elize besorgt. „Wenn man die kinetische Energie berechnet, die bei dem Aufprall freigesetzt wird, wird im Umkreis von mehreren hundert Meilen, eine gewaltige Druckwelle massive Schäden anrichten, gefolgt von einem massiven Strahlungsanstieg. Desweiteren wird der Meeresspiegel durch Fluten ansteigen und die nahen Küstenregionen gänzlich verschlingen." Rosige Aussichten. „Da die zeit gleiche Explosion auf dem europäischen Festland stattfindet, ist dort weniger mit Flutschäden, sondern mit gewaltigen Erdrutschen und Lawinen zu rechnen, was noch zusätzliche Opfer und zerstörte Städte nach sich ziehen würde." Die guten Nachrichten wollten wohl einfach nicht abreißen. „Was für ein Szenario“, seufzte Alef. „Das Auffinden des Himmelschiff hat jetzt oberste Priorität. Die Zeit arbeitet massiv gegen uns." Nachdenklich beobachtete Ethan die hitzige Gesprächsdebatte, während ihm das Gespräch mit Tali vom Mittag noch im Kopf herum geisterte. Selbst wenn man die Zeitlinien auf der Erde ändern würde. Stellare Ereignisse würden davon nicht betroffen sein. Da sein anderes Ich den Meteroitenschauer nicht erwähnte und man auch nicht davon ausgehen musste, das bewusst Informationen zurückgehalten wurden, deren Weitergabe das Leben von Menschen retten würden........“Jetzt verrenn dich bloß nicht“, ermahnte sich Ethan zur Ruhe. Er selbst würde sich doch kaum selbst belügen. Was für ein irrer Gedankengang! „Was ist deine Meinung dazu?" Irritiert starrte er zu Elize herüber, die sich vor ihm aufgebaut hatte und leicht an ihrem Brillengestell herum spielte. „Wer sagt uns denn, das die Asteroiden das Ereignis sind?" Verdutzt starrte jetzt auch Dr. Leonard herüber. „Wie meinst du das?“, fragte sie. „Ich bin mit Tali vorhin noch mal die Aufzeichnungen durchgegangen. Wir wissen doch das ein Atomkrieg anfang nächstes Jahres die ursprüngliche Zeitlinie heimgesucht hat. In dieser Zeit oder kurz danach muss die Zeitreise statt gefunden haben“, erklärte Ethan. Stille. Keiner wagte mehr etwas zu sagen, sondern lauschte nur gespannt der Stimme. „Dr. Leonard. Wie wahrscheinlich ist es, das ein interstellares Ereignis Einfluss auf Parallelwelten hat." „Eigentlich ist das sehr gering. Selbst wenn die Zeit verändert wird, hat sie dennoch keinen Einfluss auf die Sterne." „Du glaubst also, dass die Zerstörung der Welt noch folgen könnte?“, fragte Anja. Ethan nickt zustimmend und lehnte sich wieder an die kalte Mauer an. „Das ist doch Schwachsinn“, griff Samir mit einem scharfem Unterton dazwischen. „Ok. Wir sollten uns erst einmal wieder beruhigen. Eine Lösung muss her“, versuchte Alef den aufkommenden Streit schon im Keim zu ersticken. „Es sollte alles so ablaufen, wie es eigentlich geplant war. Mit der Lösung des Rätsels um Maria werden wir einen Schritt näher Richtung Ziel kommen." Ninas Aussage erntete breite Zustimmung. Einzig und allein Ethan teilte die Meinung seiner Mutter nur halb. Er fand das die Priorität mehr auf die Veröffentlichung der gesammelten Daten liegen sollte, da man so schon im Vor hinein die gefährdeten Gebiete räumen konnte und so Menschen gerettet würden. Aber irgendwie schien dieser Gedanke bei den anderen Ordensbrüdern nicht so wirklich aufzukommen. Die hatten nur das Rätsel im Sinn, sowie das Himmelschiff. Hatten die sich etwa mit dem Tod aller Menschen abgefunden? War denn niemand im Stande zu versuchen, dem zerstörerischen Ereignis entgegen zu wirken? Leise schlich Ethan sich aus dem Raum. Es musste doch eine Möglichkeit geben, die Nachrichten ins Netz zu kriegen. „Was hast du denn vor?" Erschrocken schwang sein Körper herum. „Du verfolgst mich ja wirklich“, stöhnte er zu Anja herüber, die unten an der Treppe stand. „Ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut und weiß, das du einen ziemlichen Dickschädel haben kannst“, grinste sie. „Dir kann man nichts vormachen." „Nein! Und jetzt raus damit!“, forderte Anja. Schweren Herzens begann Ethan seiner Freundin zu erzählen, was in seinem Kopf vor sich ging. Dabei nahm der Plan eigenständig etwas zu unternehmen immer mehr Konturen an. „Willst du ehrlich losziehen?“, fragte Anja mit einem erstaunten Gesichtsausdruck. „Meinst du die anderen würde mich freiwillig ziehen lassen?“, erwiderte Ethan ironisch. „Glaube kaum. Aber so ziellos durch die Gegend zu wandern, ist auch hirnrissig." Da hatte sie wirklich recht. Aber noch ehe dieser Punkt sich im Verstand breit machte, tat sich auch schon eine Lösung dafür auf. „Du kennst doch Markus.“ „Klaro. Deinen Freund aus Kindertagen“, bestätigte Anja. „Der hat einen Kollegen, welcher wiederum bei einer Internetzeitung arbeitet“, erklärte Ethan. „Das ist dein Plan?“, fragte sie irritiert. „Ein Besserer fällt mir momentan nicht ein. Aber zuzusehen, wie die anderen lieber sich selber retten wollen........“ Er beendete den Satz vor lauter Frust nicht. Aber sicher hatte Anja die Message dahinter verstanden. „Du siehst das ganze einfach zu ernst. Der Rosenorden denkt doch nicht nur an sich selbst."


Wie gerne hätte Ethan das geglaubt. Aber es verdichtete sich immer mehr, das einzelne Mitglieder, wie in Samirs Fall, entweder auf Rache auswahren, oder wie Alef und Nina, schon mit der Geschichte abgeschlossen hatten. „Glaubst du nicht daran, das man die Zukunft ändern kann?“, fragte Ethan. „Haben wir beide nicht das Gegenteil bewiesen. Oder viel mehr unsere anderen Ichs?" Völlig verpeilt rollte Anja mit den Augen hin und her. „Eben. Wir wissen ja nicht einmal was genau passieren wird. Es ist doch ein Schuss ins Blaue“, brummte Ethan. „Lieber vorbereitet sein, als gar nichts zu unternehmen." „Schon klar. Aber die Menschen da draußen brauchen unsere Hilfe. Jahrhunderte lang hat der Rosenorden mit Sektion Zwölf im Krieg gelegen ohne das Außenstehende mit hinein gezogen wurden. Doch das hat sich doch jetzt geändert. Das betrifft nicht mehr nur uns, sondern alle Menschen auf den Planeten." Wow! Was für eine Ansprache hatte er denn da hingedonnert, die selbst Anja rat und sprachlos machte. „Okay!" Mit diesem kurzen Statement, griff sie nach seiner rechten Hand und zerrte ihn wieder hinab in das Gewölbe. „Was hast du denn jetzt vor?“, stammelte Ethan vor sich hin. „Schauen ob deine Theorie richtig ist." Ohne Rücksicht auf Verluste unterbrach Anja die Gesprächsrunde. „Was ist denn los?“, fragte Nina überrascht. „Raus damit!" Mit einem Schubser gelangte Ethan unfreiwillig nach vorne. „Das ist nicht fair“, flüsterte er nach hinten. „Wenn du was zu sagen hast, sag es“, brummte Samir genervt. „Ist euch schon mal in den Sinn gekommen, das dieser ganze Krieg die Dimensionen überschritten hat“, versuchte Ethan unsicher den Anfang zu machen. „Du bist noch nicht so lange dabei. Die Intentionen des Rosenordens sind dir noch nicht so verinnerlicht worden“, murmelte Alef. „Das hat damit nichts zu tun. Sei Beginn des Konfliktes haben beide Seite versucht, die Außenwelt nicht mit einzubeziehen“, konterte Ethan. „Zu Recht. In der Vergangenheit wusste zuviele von dem Geheimnis. Sektion Zwölf hat das gnadenlos ausgenutzt und Ordensbrüder- und schwestern gefoltern“, protestierte Samir. „Seht ihr denn nicht, das durch die Nachricht alle Menschen auf dieser Welt betroffen sind? Dieser Krieg hat entschieden sich über die Grenzen hinaus auszudehnen. Die Rettung geht alle etwas an." Erschrocken fuhr Ethan etwas zurück und starrte zu Anja herüber, die leicht Beifall klatsche. „Der Punkt geht an dich. Aber ist dir auch mal in den Sinn gekommen, das wenn wir weiter im Geheimen agieren, Millionen von Leben gerettet werden, weil der atomare Krieg hoffentlich nicht ausbricht?" Eins zu Eins. Alef verstand es mit geschickten Worten um sich zu werfen und so die Gehirnzellen der anderen auf Hochtouren zu bringen. „Es stehen jetzt Leben auf dem Spiel. Die Meteroiten werden Familien auseinander reißen. Wir könnten dafür sorgen, dass das nicht geschieht. Sollte das nicht unsere Aufgabe sein?." So langsam kam Ethan sich wie in einer TV – Debatte vor. Nur das man hier nicht für das Bürgermeisteramt kandidierte. „Ist es dir lieber, das Rätsel hier liegen lassen und uns deiner wahnsinnigen Aufgabe annehmen?“, fragte Samir wütend. „Der Rosenorden hat eine Aufgabe. Wenn es Gottes Wille ist, das die Menschheit erneut aussterben muss, nur damit sie neu durch euch zwei wieder aufblühen kann, wer sind wir, das in Frage zu stellen?“ Drei zu Zwei. Langsam wurde es kritisch. „Es liegt an uns, was mit dem Wissen geschieht. Denkt doch bitte nach, was für Konsequenzen das haben könnte“, flehte Ethan. „Warum begreifst du es nicht? Ihr zwei wurdet auserwählt. Erneut sind es Adam und Eva, die im wahrsten Sinne des Wortes, wie Phönix aus der Asche steigen und erneut die Menschheit weiterführen werden." Das klang jetzt aber wirklich nach prophetischem Gesülze. War Alef wirklich dieser Meinung oder wurde ihm das durch seine Vorväter so eindoktriniert?


„Das ist doch völlig Quatsch was da jetzt geredet wird. Ich bin weder Adam. Noch ist Anja Eva. Wir waren im Stande die Vergangenheit zu ändern. Gemeinsam können wir auch die Zukunft gestalten." Drei zu Drei. Denn wieder rotierten die Gehirnzellen. „Bevor hier noch die Fäuste fliegen, würde ich sagen, das eine Pause nicht schlecht ist“, versuchte Nina die Gemüter zu beruhigen. „Gute Idee“, brummte Ethan. Dieses Gespräch war wirklich für die Katz gewesen! Wütend trat er wieder nach draußen, ein mehr sicher den Plan in seinem Kopf auch in die Tat umzusetzen. „Bleibst du wohl stehen!“, rief Anja ihm nach. „Versuche nicht mich aufzuhalten“, protestierte Ethan lautstark. „Ich dachte mir, so ganz alleine, wird das doch eh nicht. Außerdem kommst du mir nicht um das Training herum." Man! Was für eine Frau. Womit hatte er sie nur verdient!............

Umwege

 
Eine Stunde hatten Anja und er mit dem Vorbereitungen verbracht, ehe sie mit dem Truck wieder in das Dorf zurückfuhren. Von dort aus wollten die Zwei den Zug nach Paris nehmen. „Wie sieht eigentlich der Plan aus?“, fragte Anja drei Stunden später, während der ICE über die Gleise hinweg schoss. „Keine Ahnung. Ich werde Markus nachher anrufen, sobald mein Körper eine Mütze Schlaf bekommen hat“, gähnte Ethan müde vor sich hin. „Du warst übrigens ziemlich mutig, als du den anderen die Meinung gesagt hast Mit einem Lächeln lehnte sie sich an seine Schulter an. „Das alles musste mal gesagt werden. Keine Ahnung warum auf einmal alles so herausplatzte“, murmelte Ethan. „Der Frust der letzten Tage musste bestimmt raus“, begann sie auch schließlich zu gähnen. „Also einer von uns sollte aber wach bleiben Zu spät. Anja säuselte nur noch unverständliches Zeug vor sich hin gepaart mit ein paar Schnarcheinlagen. So viel also ihm die Aufgabe zu, die nächsten Stunden Wache zu halten, während draußen die Dunkelheit hereingebrochen war. „Fahrkartenkontrolle Zügig kramten die Hände vorsichtig die Tickets hervor und leitete die diese gleich weiter an die freundlich lächelnde Schaffnerin. „Danke schön Kurz abgestempelt und die Papiere landeten wieder in der Tasche, als plötzlich das Handy klingelte. „Bitte nicht jetzt Seufztend starrten die Augen in die Schwärze hinaus. Vermutlich war es Nina, die wissen wollte, wo die Zwei sich gerade befanden. Aber wollte er jetzt gerade wirklich mit seiner Mutter reden? Zum Glück hörte das Vibrieren für die nächsten fünf Minuten. Dann ging es wieder los, so das Ethan gezwungen schien, doch abzunehmen, damit Anja nicht auch aufwachte. Vorsichtig schoben die Hände Anja Kopf zurück, ehe er sich langsam an ihr vorbei quetschte und sich einen Platz davor hinsaß. „Was gibt es? Hoffentlich würde sie durch das Gespräch nicht aufwachen. „Wo zum Teufel seit ihr? Ninas Stimme schrie regelrecht durch die Ohrmuschel, so das Ethan beinahe einen Hörsturz zu erleiden drohte. „Geht das auch etwas leiser? Anja schläft gerade“, flüsterte er. „Bist du total verrückt geworden? Ihr könnt doch nicht einfach das Lager verlassen“, meckerte Nina lauthals weiter. „Wir tun das was getan werden muss „Du wirst sofort umkehren. Ist das klar“, befahl sie eindringlich. „Deine Befehle bringen nichts. Ich bin volljährig und wähle daher meinen eigenen Weg“, wiedersetzte sich Ethan. „Ist dir eigentlich klar, was passiert wenn du oder Anja getötet werdet? Dann war alles für die Katz „Ma. Jetzt male mal nicht den Teufel an die Wand. Wir sind im Stande aufzupassen. Du gehst deinen Weg, dein Sohn einen anderen „Aber......“ Ohne Nina den Satz zu beenden zu lassen, legte Ethan einfach auf. Man! Das die das aber auch einfach nicht kapieren wollte. Seufzend stand er wieder auf und beschloss die Toilette aufzusuchen, ehe das Bedürfnis später noch zum Verhängnis werden würde.....

 
Zwei weitere Stunden später und nach einer kleine Mütze voll Schlaf machte sich Anja über die Sandwiches her, die ihre Hände persönlich vor der Abreise mit viel Liebe zu bereitet hatten. Da gab es welche mit Thunfisch, Käse und Wurst und Pute, sowie allerei Salatbeilagen. „Die schmecken echt gut“, lobte Ethan, der seiner Freundin vor dem Lunch kurz von dem Telefonat erzählt hatte. Allerdings zeigte sie keinerlei Regung dabei. Entweder schien es egal zu sein, oder aber es herrschten zu viele Gedanken im Kopf. „Danke übrigens“, stammelte Ethan mit vollem Mund. „Ess doch erst mal auf Mensch“, grinste Anja. Schnell verschwand der letzte Bissen im Hals. „Tut mir leid Es folgte ein Schluck aus der Wasserflasche. „Also wofür bedankst du dich? „Das du mich begleitest. Ist nicht selbstverständlich“, antwortete Ethan. „Kein Ort, wäre mir lieber als dieser jetzt Das klang ja mal wirklich richtig romantisch und süss. Seine Lippen bedankten sich mit einem Kuss, während die Nacht weiter die Kreise zog. „Ich sollte mal so langsam Markus anrufen. Mit einem Griff lag das Handy wieder bereit. Dann folgte die Nummer und das Freisprechen, damit Anja auch alles mithören könnte. Das Freizeichen ertönte, gefolgt von einem Rauschen und einem Klacken. „Markus Stein? „Na du alter Ganove. Ethan hier „Mensch! Alter wo steckst du? In der Uni fragen schon alle nach dir und den anderen. Die Lehrer sind schon stinksauer „Tut mir leid. Aber es gab einen Vorfall in der Familie. Das duldete keinen Aufschub“, log Ethan ohne rot zu werden. „Ich hoffe es ist nichts Ernstes?“, fragte Markus. „Meiner Mutter geht es gut. Sie lässt dich übrigens grüßen.


Ein Schmunzeln huschte über Anjas Gesicht hinweg, während Ethan sich eine Lüge nach der anderen einfallen lies, um dem anstürmenden Heer aus Fragen Herr zu werden ehe sich nach geschlagenen zehn Minuten eine Lücke auftat. „Du, weswegen ich eigentlich anrufe.....Ich brauche da mal deine Hilfe „Sofern es in meiner Macht steht. Schieß los“, antwortete Markus. „In deinem Freundkreis gibt es doch jemanden, der für eine Internetzeitung arbeitet?“, fragte Ethan vorsichtig. „Klar. Der Rene. Das ist nen guter Kumpel von mir. Seit der allerdings in Paris einige Aufträge hat, ist das Verhältnis etwas abgekühlt „Meinst, du kannst ein Treffen arrangieren? „Ist dir klar, das ich gerade Paris sagte?“, wollte Markus noch mal eindringlich wissen. „Schon verstanden. Bin selber auf den Weg dahin Das war der Startschuss für eine weitere zehnminütige Gesprächsdebatte, wo Ethan wieder einmal kräftig aus der Lügenkiste griff, um seinen Freund klar zu machen, das Nina zufällig zu einem Todesfall anreisen musste. Ein guter Freund, fast schon ein Teil der Familie, sei urplötzlich gestorben und nun brauchten die Angehörigen seelischen Beistand. Wild prustend drückte Anja das Gesicht in das Sitzpolster, um bloß nicht aufzufallen. „Das ist ja eine traurige Geschichte. Ich werde Rene anrufen, und dir Ort und Uhrzeit per SMS schicken“, seufzte Markus. „Du hast einen gut, wenn ich wieder zurück bin. Machs gut Dann legte Ethan auf und lehnte sich erschöpft in den Sessel zurück. „Wie kann man nur so dreist lügen“, grinste Anja frech herüber. „Das fiel mir auch nicht leicht. Glaub mir „Trotzdem bin ich überrascht, wie leicht dir das über die Lippen kam. Jetzt nahm sie ihn aber wirklich ins Kreuzfeuer. „Ein paar dunkle Flecken liegen auch auf meiner weißen Weste“, scherzte Ethan. „Das macht dich noch reizvoller. Bin mal kurz für kleine Königstiger Mit einem Kuss auf der Wange verschwand sie in den Gang hinein. „Darf ich ihnen noch etwas bringen? „Nein Danke“, antwortete Ethan, während die Dame vom Service mit ihrem Wagen weiterging.......

 
Eine weitere Stunde zog ins Land. Mitternacht war gerade vorbei, was bedeutete das Paris nicht mehr allzu weit entfernt wartete. „Sag mal. Ist es möglich das wir einen kleinen Abstecher machen?“, fragte Anja leise. „Na Klar. Was hast du denn vor?“, fragte Ethan neugierig. „Ich würde gerne Michael im Krankenhaus besuchen gehen“, gestand sie. „Das ist doch kein Problem. Das Treffen mit Rene ist doch erst am Nachmittag. Es bleibt also genug Zeit“, lächelte er. „Du bist ein Schatz. Das ist mir extrem wichtig Rüde fiel sie ihm um den Hals und ließ einen zärtlichen Kuss folgen, den Ethan nur all zu gerne erwiderte. „Dir ist schon klar, das uns heute Nacht niemand stören kann?“, hauchte Anja ihm so verführerisch ins linkes Ohr, das eine ordentliche Ladung Schüttelfrost über den Körper hinweg zog. „Du denkst ja schon weit voraus“, erwiderte Ethan mit einem Nasenstupser. Man! Am lieben wäre sein Körper gleich an Ort und Stelle über Anja hergefallen. Doch erstens saßen noch Leute im Abteil und zweitens galt das Erregung öffentlichen Ärgernisses. Somit blieb den zwei Verliebten nur eine ordentliche, romatische Kusstour, die erst vor dem Hotelzimmer eine dreiviertel Stunde später endete, das Ethan mit seiner Visakarte bezahlt hatte. „Bist du dir sicher, das du das tun willst?“, fragte Anja leise, während sich ihre Arme gegen die Tür stemmten. Ein nervöser Blick nach rechts und links folgte. Doch es war niemand zu sehen. Dann nahm er ihr warmes Gesicht zwischen die Hände, zog es nah heran, so das ihr warmer Atem, der nach Kirschen roch wohlig die Nase umspielte. „Sei aber vorsichtig Mit diesen Worten ließ Anja die Lippen die seine berühren und drückte dabei sanft die Tür auf, während Ethans Hände nachdem Lichtschalter suchten. „Wie lange habe ich darauf gewartet Sanft wanderte der feuchte Kuss nach Rechts, bis an die Ohren, wo sie leicht zu knabbern begann. Mit einem leichten Stöhnen fuhren die Hände zeitgleich an der Seite entlang, bis sie den Hosenbund erreichten. „Bereit? Mit einem Lächeln im Gesicht rutschte die Hose herunter.“Aber so was von Jetzt ergriff Ethan die Initiative und drückte den Körper seiner Freundin auf das Bett zu, die sich wiederum schon ihres Oberteils entledigt hatte. Gott! Diese wundervollen Brüste. Wie hypnotisiert starrten die Augen auf diese Prachtexemplare. „Gefallen sie dir?“, fragte Anja leise, während die Hände hinter dem Rücken verschwanden und verführerisch den BH öffneten, der auch promt zu Boden sank. Doch so einfach machte sie es ihm nicht. Statt einen freien Blick zu gewähren, bedeckten nun die Arme den wundervollen Oberkörper. „Na los

 
Das ließ sich Ethan nicht zwei mal sagen. Ruckzuck landete die Hose in der Ecke und das Oberteil im Nirgendwo. Dann trat er wieder an seine Freundin heran, umschlang mit seinen Händen ihre schmale Hüfte und drückte sie sanft an sich. „Mein Held Sanft und doch langsam arbeiteten sich die zarten Finger einen Weg um seinen Hals herum. Dort begann Anja mit den Fingernägeln sanfte Kreise von links nach rechts zu ziehen, während Ethan wieder zu einem Kuss ansetzte, der beide Münder in einem heftigen Liebesspiel vereinte, das am besten niemals enden sollte. Immer mehr fordernd wagte sich nun auch die Zunge vorwärts. In einem Hexenkessel aus Lust, Liebe und Leidenschaft traf sie auf ihr Gegenstück und die Schlacht begann. Wild kreisten die Spitzen mal umeinander. Dann mal wieder im Kreis herum. Keiner wollte so recht nachlassen, während Ethan noch einen weiteren Schritt wagte und vorsicht beide Hände unter den dünnen Slip schob, wo sich ein weiterer Gänsehautmoment anbahnte. Diese wundervollen kleinen Pobacken lagen so gut in der Hand. Mit sanften Bewegungen begann Ethan sie zu massieren ohne Anja auch nur im Ansatz aus dem Zungenkuss zu entlassen. „Das ist so schön“, rang sie gierig nach Luft, ehe beide Körper auf das weiche Bett fielen, wo Ethan seine Reise fortsetzte. Neugierig bahnten sich die Lippen einen Weg den Hals hinab. Zentimeter für Zentimeter wurde das Gebiet vom ihn annektiert, bis seine Augen, die wundervollen Hügel der Leidenschaft erblickten. Kurz blickten die Augen zu Anja hinauf. Dann setzten die Lippen die Reise fort. Gleichzeitig fuhren seine starken starken Hände über, die sportlichen Oberschenkel hinweg. Mal schneller, mal langsam. Hier mal etwas zarter. Dort mal etwas fester. „Und du willst keine Ahnung von diesen Dingen haben“, stöhnte Anja, die wohl schon längst mit ihren Gedanken in andere Gefilde vorgedrungen schien. „Wirklich nicht“, gestand Ethan leise, als er voller Erfurcht den Brustansatz erreichte. Sie waren so fest und so schön groß. Zielstrebig und mit einer großen Portion Neugier landete der erste Kuss auf den Ansatz, was Anja ein erneutes Stöhen entlockte. Die Reise ging weiter. In kreisförmigen Bewegungen arbeitete Ethan sich einen Weg hinauf bis zur Spitze, wo der Nippel schon steif empor ragte und sehnlichst wartete. Kurz kostete er den Moment aus, während die anderen Hand sanft den anderen Weg einschlug. Erst als Hand und Mund oben angekommen waren, wagte sich Ethan weiter vorwärts. Vorsichtig nahm er den Nippel zwischen seine Lippen, bis dieser ganz in seinem Mund verschwunden war. Gleichzeitig wurde die linke Brust, so sanft von seiner Hand massiert, das es in seinem Kopf zu explodieren begann und mehrere Wellen durch seinen Körper fegten. Die erste bestand aus reiner Lust. Lust, diesen Körper mehr und mehr zu erforschen. Lust, diese wundervollen Brüste einfach nie zu loszulassen und ewig nur dazu liegen und den Anblick zu genießen. Ihr folgte die zweite Welle aus Leidenschaft, die sich rasend wie ein Laubfeuer ausbreitete und nicht mehr löschen ließ, was sich eindeutig in seiner Unterhose bemerkbar machte. Wild entschlossen drückte sein Glied gegen die Stoffseite, der Hoffnung harrend endlich ins freie gelassen zu werden. Und sein Wunsch wurde erhört. Während die Lippen mal fest, mal zart, an der Brust saugten, arbeiten sich Anjas Hände mit Fingernägeln voraus den Rücken hinab, bis sie den Stoffsaum erreichten. Ohne sich davon beirren zu lassen, bahnten sie die rechte Hand den Weg hinein, bis sie sanft Ethans Glied zu fassen bekam, der freudig noch mehr in die Länge wuchs, und die wärmende Umarmung genoss. „Ganz schön wilder Zeitgenosse“, hauchte Anja heraus. Kurz ließ Ethan von der Brust ab und suchte den Augenkontakt. „Dabei ist der sonst nicht so Wieder folgte ein zärtlicher Kuss, während Anjas Hand, den Schaft langsam zu massieren begann. Erst nur ganz langsam und zögerlich, damit Ethan ein Gefühl dafür bekam. Dann wurde sie etwas schneller. Dabei wirkte es immer noch so sanft und zärtlich, das ihm Angst und Bange würde, das Schauspiel würde zu früh enden. Doch Anja verstand es mit rythmischen Bewegung und kurzen Atempausen, das Lustspiel zu verlängern. „Dein Bauch ist so weich und zart Langsam tipsten die Finger um den Bauchnabel herum und vollzogen einen weiteren Kreis, ehe auch sie, das Heiligtum erreichten. Kurz hielt Ethan inne. „Darf ich?“, fragte er höflich. Anja nickte zustimmend und half ihm dabei den Slip von den Beinen zu streifen, so das ihm ein freier Blick auf das Lustzentrum gewährt wurde. Voller Ehrfurcht sank Ethan herab um mehr davon sehen zu können. „Trau dich“, forderte Anja leise. Unsicher und mit einem zittrigen Gefühl in der Magengegend ließ Ethan seine linke Hand über das Lustdreieck hinweggleiten, das so völlig blank rasiert im Dämmerlicht dahin schimmerte, bis seine Augen den Eingang der Liebesgrotte wahrnahmen.


Vorsichtig fuhr er mit zwei Fingern die Spalte hinab, bis diese den Eingang erreichten. „Dich lasse ich nicht mehr gehen Die letzte Barriere in seinem Kopf, fiel mit diesen Worten. Von Lust gesteuert stießen die Finger sanft das Loch hinein. Ein lautes Stöhnen drang aus Anja Kehle, während der Körper sich hin und her wand. Doch für Proteste war jetzt zu spät. Wild entschlossen drang Ethan weiter in die Grotte vor bis es nicht mehr ging. Gott! Diese enge und feuchte Gefühl bescherrte ihm einfach nur ein Hochgefühl. Langsam glitten die Finger wieder heraus. Dann wieder hinein. Erst mal nur langsam. Dann von seiner Lust angetrieben immer schneller werdend, während Anja Körper sich schneller hin und her wand und das Stöhnen immer lauter und lauter wurde. Doch das war noch nicht genug. Seine Lust wollte noch mehr. Noch mehr extatische Schreie, die seine Ohren wohlklingend verwöhnen sollten. „Was machst du mit mir?“, stöhnte Anja. Kommentarlos wiederholte Ethan die Bewegung und traut sich sogar diesmal die Zunge dazunehmen. Wild züngelnd fuhr er durch die Spalte auf und ab, bis bei Anja kein halten mehr war.

 
Anja. Kommentarlos wiederholte Ethan die Bewegung und traut sich sogar diesmal die Zunge dazunehmen. Wild züngelnd fuhr er durch die Spalte auf und ab, bis bei Anja kein halten mehr war. Mit einem lauten Fauchen griffen ihre Hände nach seinem Kopf und zogen den Körper regelrecht heraus. Es folgt ein wilder, leidenschaftlicher Zungenkuss, ehe Anja auf ihn rollte und Ethan mit einem verführerischen Blick ansah, während die Haare füst an den Seiten herunterhingen. Gott! Aus der kleinen Mieze wurde mit einem male eine wilde, von lust getriebene Tigerdame, die mit ihren langsam Krallen sich entschlossen einen Weg über den Bauch hinweg bahnte, bis die Shorts an der Reihe waren. Diese hatte allerdings auch keine Chance, denn mit einem gezielten Ruck landeten auch diese in der Ecke, so das Ethans bestes Stück, wie ein Kirchturm empor ragte. Ein perfekts Opfer für die Tigerin, die wild entschlossen die Beute umkreiste und immer wieder mal die Finger zu Einsatz brachte, ehe der Kopf blitzschnell nach vorne fuhr und die Lippen sich sanft über die Eichel stülpten. Von einem gewaltigen Aufschrei begleitet, hob sich Ethans Brustkorb zusammen. Boah. Das war einfach so ein geiles Gefühl. Eine gewaltige Bombe drohte in seinem Kopf erneut in einer gewaltigen Explosion zu enden, während Anja Mund sich zügig, fast schon gierig immer mehr von ihrer Beute einverleibte, bis sie schließlich stoppte und noch einmal Ethan einen leidenschaftlichen Blick zuwarf. Dann begann das Blaskonzert. Immer wieder fuhr der Kopf auf und ab, so das Ethan beinahe schon beim ersten Mal gleich gekommen wäre. Doch noch heilt sein Bollwerk stand. Doch Anja griff jetzt zu einer neuen Taktik. Fast schon wie in Zeitlupe zog sie den Vorhaut zurück, ehe die Zunge genüsslich über die blanke Eichel fuhr. Erneut schrie Ethan vor Geilheit auf. Keine Chance. Es folgte eine zweite Runde. Immer wilder begann sie an seinem Glied zu saugen und die Eichel zu umargen, das dieser schon heftig zu zucken und zu Beben begann. „Du machst mich fertig“, stöhnte Ethan laut. Doch Anja machte keine Anstalten mit dieser bombastischen Saugtour aufzuhören. Ihre Lippen wurden sogar immer gieriger und schnell. Man. Diese Frau konnte wohl einfach nicht genug von seinem Prügel bekommen. „Ich will dich! Mit einer grazielen Bewegung beuge sie sich über sein Becken und fixierte mit einer Hand den Schaft. Dann glitt sie langsam hinab, bis die Spitze sich regel in ihren Unterleib presste und Ethan entgültig die Beherrschung verlor. Ja er drückte ihr sogar das Ding soweit entgegen, bis die feuchte Liebesgrotte gänzlich in seiner Hand war. Kurz hielten die Beiden inne. Ethan genoss es regelrecht, wie sein Glied in der engen, warmen Höhle pulsierte. „Bist du bereit“, fragte sie leise, während ihre Hände sich an der Wand über ihm abstützen. Süßer die Glocken wohl klingeln. Ruhig hingen die Brüste direkt vor seinem Mund, bis Anja plötzlich Bewegung ins Spiel brachte und das Becken langsam hinauf bewegte. Dann ging es mit einem Stöhnen wieder hinab. „Mein kleiner Tiger Wieder folgt eine leidenschaftlicher Zungenkuss. Gleichzeitig umschlossen Ethans Hände diesen geilen Hintern. „Gibt es mir“, prustete es förmlich aus ihm heraus. Eine Aufgabe die Anja nur zu gerne nachkam und sogleich mal das Tempo erhöhte. Immer schneller und schneller begann sie unter lauten Stöhngeräuschen Ethans Hammer zu massieren, bis ihm schließlich der Druck fast zum Verhängnis wurde. „Ich komme gleich“, stammelte er vor sich hin. „So schnell nicht mein Freund Anja hielt mit einem Male an und stieg herunter um den Höhepunkt doch noch etwas hinauszuzögern. Ethan rang tief nach Luft. Der Schweiß lief ihm regelrecht von der Stirn herunter. Sein Glied machte keine Anstalten sich auch nur im Ansatz zu beruhigen. „Zeig was du kannst Schnell legte sich Anja auf den Rücken. Ethan verstand, beugte sich über seine Freundin und ließ einen leidenschaftlichen Zungenkuss folgen. Dann wanderten die Lippen noch einmal zu den gewaltigen Brüsten, wo sich der Mund regelrecht festbiss. „Das ist Folter“, stöhnte Anja immer wieder, bis Ethan schließlich nachgab und sein Glied erneut in die Liebesgrotte stieß. Wild schreiend bohrten sich ihre Fingernägel in den Rücken, so das auch Ethan beinahe aufgeschrien hätte angesichts dieses geilen Schmerzes. Doch auch dieses Mal konnte er den Höhepunkt noch heraus zögern ehe sich sein Becken schnell und gnadenlos vor und zurück bewegte. Immer schneller und wilder pfählte er seine Freundin, bis eine gewaltige Welle an Extase beide Körper erfasste, sie hinfort riss an einen Ort wo nur die Lust regierte. Wild kreischend zog sich die Lustgrotte zusammen, während der gewaltige Orgasmus über die beiden Verliebten hereinbrach.

 
Unter laut starken Stöhngesängen und mit einem Nebelschleier vor den Augen entlud sich die geballte Manneskraft in mehreren Schüben. Ein letztes Aufstöhnen erfolgte. Dann sackte Ethan auf Anja Körper zusammen...........

Einsicht

 
Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich schon einen Weg durch die halb geschlossenen Rollladen, als Ethan völlig müde die Augen aufschlug. Was zum Teufel war überhaupt passiert? Langsam rieben die Hände den Schlaf aus dem Gesicht. Dann folgte der suchende Blick nach rechts, wo Anja immer noch schlafend lag, während ihr nackter Körper unter einer Decke gehüllt die Wärme aufnahm. Ein kurzer Schwenker nach links folgte. Die Uhr deutete in digitalen Ziffern an, das es bereits fast acht Uhr war. Gott! Noch so früh. Müde drehte Ethan sich noch einmal herum, als Anja die Augen aufschlug. „Guten Morgen Süsser“, gähnte sie leise und kuschelte sich sofort in seine Arme. „Morgen." Langsam fuhr Ethan über ihren rechten Arm hinweg. „Wie spät ist es?." „Gleich acht Uhr“, antwortete er. „Können wir noch etwas schlafen?“, murmelte Anja leise in das Kissen. „Was hälst du davon, wenn du noch eine Runde pennst und ich bringe dir das Frühstück ans Bett?. Ein zufriedenes Schnurren kommentierte diese tolle Idee. Mit einem Satz wuchtete Ethan seinen Körper aus dem Bett. Dann folgte der kurze Weg ins Bad, wo bereits die Handtücher sauber und ordentlich bereit hingen. „Perfekt“, murmelte Ethan, während die Hände den Duschhahn aufdrehten. Genussvoll nahm er das Plätschern auf. Ohne eine Dusche konnte man einen neuen Tag einfach nicht angehen. Außerdem war dies die erste richtige Dusche seit Wochen, da in Eden das Wasser durch Holz erhitzt wurde. Wie im Mittelalter eben. Langsam trat Ethan in das Duschbecken und schloss die Kabine hinter sich, während die warmen Wassertropfen seine Haut zärtlich verwöhnten. Entspannend fuhren die Hände durch die Haare. „Wie ist das Wasser?“, fragte Anja von draußen. „Ich dachte, du wolltest schlafen?“, erwiderte Ethan laut. Zu gleich griffen die Hände nach dem Shampoo und seiften den Körper mal ordentlich ein. „Verbrauch mir aber nicht das ganze warme Wasser." Mit einem Brummeln hörte Ethan, wie ihr Körper herum drehte. Dann folgte Ruhe. Zeit um die gestrige Nacht noch einmal Revue passieren zu lassen. Diese Gefühl von Lust, die seinen Körper und Geist förmlich durchströmten, wie ein Fluss und dafür sorgte, dass seine Hände Anjas Haut berührten. Ihre zarten und festen Brüste streichelten. Die Liebesgrotte durfte auf keinen Fall vergessen werden. Diese feuchte und enge Höhle hatte es ihm sichtlich angetan. Und nicht nur ihm! Peinlich berührt versuchte Ethan sein bestes Stück wieder am Erstarken zu hindern. „Du hast jetzt Sendepause“, fluchte er innerlich. Das würde wirklich noch ein verdammt langer Vormittag werden.


Eine Stunde später befand sich Ethan frisch geduscht und ordentlich angezogen in der Lobby und begutachtete das tolle Buffet, dass sich vor seinen Augen in bester Manier präsentierte. Auch das gab es nicht wirklich in Eden. Klar! Die Grundnahrungsmittel waren schon vorhanden. Doch so etwas feines, ließ sich eben nur mit einem Ofen oder anderen Utensilien bewerkstelligen, die es da einfach nicht gab. Aber nun genug Zeit in Erinnerungen geschwelgt! Zügig griffen die Hände nach einem Tablett. Darauf platzierte Ethan zwei Teller und zwei Gläser. Dann ging die Reise los. Hier ein Weissbrot. Da ein wenig Butter. Dort etwas Erdbeer- und Pflaumenmarmelade. Diese köstlichen Nuggets aus Hähnchenfleisch hersgestellt sahen auch wirklich nicht schlecht aus. Schnell ein paar davon auf den Teller. Im nächsten Abschnitt gab es reichlich Wurst in verschiedenen Varianten. Dasselbe galt für den Käse. Egal. Einfach irgendwas davon drauf. Das Schlusslicht bildeten die hoffentlichen würzigen Hackfleischbällchen und ein Glas Orangensaft. Dann ging es wieder nach oben ins Zimmer, wo Anja bereits aus dem Bad kam, nur mit einem Handtuch um den Körper. „Da ist ja das Frühstück." Lächelnd trat sie an Ethan heran und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Du warst wirklich gut gestern nacht." Das ging ja wirklich runter wie ÖL, das Ethan beinahe das Tablett fallen gelassen hätte. Doch zum Glück schaffte er es gerade noch rechtzeitig zum Bett um es abzustellen. „Es war ein......“ Wie hypnotisiert starten die Augen ihr nach, während das Handtuch in der Ecke landete und einem tollen Rücken Platz machte. „Schönes Erlebnis?“, fragte Anja, die plötzlich herumschwang und sich einfach so, als wenn nichts wäre an seine Seite setzte. „So ungefair“, stammelte Ethan. Warum musste seine Freundin jetzt wieder mit ihren Brüsten vor ihm sitzen und für Chaos in der Hose sorgen?

 

Ohne sich Gedanken zu machen griff sie nach einem Nugget, der so gleich auch im Mund verschwand. Dann folgte der Griff zur Unterwäsche und der Anzug der selben direkt vor seiner Nase. Dann nahm Anja wieder Platz. „Das klingt jetzt vielleicht blöd. Aber jetzt verstehe ich warum wir beide die Menschen retten werden." Irritiert starrte Ethan herüber, während das Käsebrot zu seinem Mund wanderte. „Warum?." Mit einem kräftigten Bissen und eine Kaueinlange landete das Stück im Magen. „Die letzte Nacht war einfach besonders. So etwas habe ich noch gespürt. Da war so viel Gefühl und Zärtlichkeit“, erklärte Anja mit verträumten Blick. „Es war auch für mich etwas Besonderes. Gerade mit der Frau, die in letzten Wochen mein Herz erobert hat“, fügte Ethan nach einem weiteren Biss hinzu ehe er nachdenklich das Brot hinlegte und aufs Bett sank. „Bedrückt dich was?" Besorgte blickte sie ihn an, während die Hand über seine Stirn hinweg fuhr. „ In mir ist einfach die Angst, dir nicht gerecht werden zu können“, seufzte Ethan. Vermutlich war das ein Problem mit dem schon wahrlich viele Männer und Frauen zu kämpfen hatten. Und jetzt trat er auch diesem Klub aus Skeptikern bei. „Hey. Hör auf damit." Mit einem Kuss versuchte Anja ihn zu beruhigen. Naja. Ein wenig half es. „Du bist ein großartiger Mann. War es dein erstes Mal?." Ethan nickte peinlich berührt, ohne ein Wort zu sagen. „Dafür war es wirklich großartig“, lächelte Anja. Dann half sie ihm wieder hoch. „Wir beide gehören einfach zusammen. Und das sage ich nicht nur wegen dem Video." „Wirklich?“, suchte Ethan nach Bestätigung in ihren Worten. „Wirklich. Du machst mich sehr glücklich." „Du mich auch." „Na siehst. Jetzt wird erst einmal gefrühstückt und danach besuchen wir Michael im Krankenhaus." Voller Tatendrang schlug sie ein weiteres Mal bei den Nuggets zu, während Ethan die letzten Gedanken sortierte. Vielleicht war es wirklich an der Zeit umzudenken und sich daran zu gewöhnen, das es jetzt auch in seinem Leben eine wichtige Person außer seiner Mutter gab. Das Herz stimmte eindeutig zu und so fasste Ethan wieder neuen Mut und begann sich seiner Freundin anzuschließen. Wie cool das klang......


Ziemlich schnell hatten die Zwei das Essen hinter sich gebracht und ausgecheckt. Während sich Ethan im Anschluss um einen Mietwagen kümmerte, beschaffte sich Anja die Informationen über Michael, der zum Glück noch immer in Paris lag, da sein Körper eine Verlegung nach Deutschland wohl nicht überstehen würde. Oder gar ein Kugelhagel, falls Pavla beschloss ihn aus dem Weg zu räumen. „Also irgendwann muss ich auch mal den Lappen machen“, brummte Ethan. „Das sollten wir auf die Liste setzen nebem dem Kampftraining“, grinste Anja, die den Kleinwagen geschickt und konzentriert durch die vollen Straßen lenkte. Der Berufsverkehr schien auf den ersten Blick viel schlimmer als in Deutschland, obwohl es schon fast Mittag war. „Was sagt das Navi?" Prüfend starrte Ethan auf den kleinen Kasten in Front. „Noch zwei Kreuzungen, dann rechts ab." „Endlich runter von dieser vollen Straße. Das ist definitiv nichts für Fahranfänger." Durch einen gekonnten Schlenker mit Blinkeinsatz wechselte Anja die Spur, die in ungefähr hundert Metern an besagter Ampel endete. Zumindest laut dem Navi. „Bin ja gespannt, wie es ihm geht“, murmelte Anja leise wartend auf das Signal, das nach wenigen Augenblicken auf Grün schaltete. „Michael geht es sicher gut." „Ich habe Angst, was in dem Zimmer passieren könnte." „Bin an deiner Seite. Es wird nichts schief gehen“, sprach Ethan seiner Freundin Mut zu. „Lieb von dir. Ohne dich würde das alles sicher zur Qual werden“, bedankte sich Anja lieb, als das Krankenhaus auf dem nächsten Schild beschrieben auftauchte. „Das war ja nicht besonders schwer zu finden." Das Auto fuhr durch eine belebte Wohngegend, die gleich an der Hauptstraße angrenzte. Dahinter befand sich das große Krankenhaus, das von einem gewaltigen Parkplatz abgeschirm wurde.


Mit knapp dreißig Stundenkilometern steuerte Anja das Fahrzeug auf die Schranke zu. Daneben stand ein Ticketautomat, der dafür sorgte, dass die Besucher auch ordentlich Geld da ließen. Aber sie kamen nun mal nicht drum herum. So zog Anja das Ticket und die Fahrt ging weiter auf den fast vollbesetzten Parkplatz. „Hier ist ja ganz schön was los“, staunte Ethan angesichts der vielen Fahrzeuge die mehr oder weniger in Reihe und Glied in der Sonne standen. „Da drüben!“ Ruckartig beschleunigte der Kleinwagen noch einmal. Dann bremste Anja herunter die Blechbüchse tuckerte mehr als gemütlich fast von selbst in die schmale Lücke.


„Warne mich das nächste Mal vor“, zwinkerte Ethan, der aus dem Auto ausstieg und erst mal die frische Luft, förmlich zwischen seinen Lippen einsog. „Nichts gegen meinen Fahrstill Süßer." Der Autoschlüssel verschwand in Anjas Jackentasche, ehe die zwei gemeinsam nicht Hand und Hand die große Treppe hinauf schritten, an dessen Ende sich ein Vordach aus Glas präsentierte. Dahinter kam die moderne Architektur zum Vorschein. Massive weiße Säulen und ein ebenso weißer, schmaler Granitblock bildeten den Eingang. In Front wurde irgendwas auf französisch auf den Stein eingraviert. Vermutlich zielte es wirklich auf das Wort „Eingang“ hinaus. „Sorry. Darf ich mal durch?." Erschrocken hopste Ethan einen Schritt auf Seite, während ein Mann im Rollstuhl an ihm vorbei fuhr. „Danke." Von rechts huschte eine Krankenschwester durchs Bild, die es verdammt eilig hatte. „Die arbeiten so ruhig auf ihre Genesung hin ohne zu wissen, was sie erwartet“, seufzte Ethan, während die Zwei den Eingangsbereich betraten. In Front stand ein kleines Gebäude, das wohl die Anmeldung oder Information sein sollte. Vielleicht auch beides zusammen. Zwei Damen vom älteren Schlag saßen gelangweilt hinter dem Glas und unterhielten sich über dies und das. Natürlich auf französisch. „Ich frage mal nach, wo Michael liegt." Kurz noch dem Kleinkind ausgewichen und Anja lief geradewegs auf den Glaskasten zu, wo die Dame mit wilden Handbewegungen eine Richtung andeutete, sowie ein paar Zahlen dazu präsentierte. Dann kehrte Anja zurück. „Alles klar. Hoffe ich habe das korrekt übersetzt. Die hat so schnell gesprochen....." Sie nahm Ethan bei der Hand und führte ihn durch einen Flur zur rechten auf einen großen Fahrstuhl zu. „Bin schon ganz aufgeregt." Hibbelig drückten die Finger den Knopf für den dritten Stock. Die Türen schlossen sich kurz darauf und ein Brummen ertönte. „Mach dir doch nicht so einen Kopf." Mit einem zärtlichen Kuss versuchte er seine Freundin etwas zu beruhigen. „Normalerweise bin ich nicht so zart besaitet." Fast schon beschämend suchte Anja den Augenkontakt. „Ich weiß. Aber es ist nicht schlimm auch mal Gefühle heraus zu lassen“, lächelte Ethan. „Das mir mein Freund das sagt, der sonst nur Formeln Kopf hat."...Sanft nahm sie ihn ihn den Arm. „Muss schon wirklich etwas bedeuten, wenn du das sagst“, hauchte Anja, ehe die Fahrstuhltür wieder aufging. Noch einmal schnell die Klamotten gerade gerückt und der schwere Gang nahm seinen Lauf. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ging Anja langsam die Raumnummern ab, während sie Ethans Hand fest umschlossen hielt. „323“, murmelte leise. „Guten Tag." Ethan erwiderte den Gruß der alten Dame, die auf einem Krückstück an ihnen vorbei humpelte. „Der Patient braucht diese Medikamente. Nicht die anderen“, stutzte ein Arzt den wahrscheinlichen Lehrling zurecht. Zumindest vom Alter her hätte es gepasst, da die Dame locker noch keine zwanzig Jahre auf dem Buckel zu haben schien. „Da ist es." Anja hielt an und sammelte noch ein letztes Mal die Gedanken.


„Du packst das!" Langsam drückte die Hand den Knauf nach unten und die Tür schwang auf. Das Herz begann zu rasen. Was würde passieren? Wie reagierte Michael auf den Besuch seiner Nichte nach dem Schuss in dem Landhaus? Fragen über Fragen, mit denen Anja sich in diesem Moment bestimmt konfrontiert sah „Auf geht’s." Sie fasste allen Mut zusammen und betrat das Krankenzimmer, in dem nur ein Bett stand. Links davon befand sich eine Schrankwand in Weiß gehalten, die wiederum ein Waschbecken samt Ablage einrahmte. Zur Rechten ragte ein kleiner Tisch hervor, an dem zwei Stühle standen. In der gleichen Ecke hang an der Decke noch ein Plasmafernseher. „Michael?" Fragend schob Anja Plastikschirm auf Seite eh sie geschockt inne hielt. Mehrere Kanülen ragten aus seiner Haut, die wiederum mit Schläuchen verbunden dafür sorgten, das die Medikamente auch ordnungsgemäß dem Kreislauf zugeführt wurden. Ein anderer Schlauch führte zu einem Tropf. „Anja? Was machst du denn hier?" Ungläublich öffneten sich langsam Michaels müde Augen, während seine Hand sich langsam in die Höhe bewegte. „Ich bin so froh dich zu sehen." Schnell lief sie um das Bett herum, griff nach dem Stuhl und nahm auch so gleich an Michaels Seite Platz, während Ethan kommentarlos zum Fenster schritt. „Wie geht es dir?" „Es ist alles in Ordnung. Aber du hast schon mal bessere Zeiten erlebt“, scherzte Anja mit dem Griff nach seiner Hand. „Na. Die Ärzte sagen ich hätte die Operation gut überstanden. Noch ein paar Wochen hier und es geht nach Hause." Sich schuldig fühlend drehte Michael den Kopf nach rechts. „Erhohle dich einfach gut. Danach sehen wir dann weiter." „Wird es überhaupt ein danach geben?“, fragte er leise. „Wie meinst du das?" „Eigentlich hatte ich damit gerechnet, das Pavla seine Schergen schickt, um mir endlich den Garaus zu machen." Wütend stand Anja auf. „Das will ich nicht hören! Du hast einen Fehler gemacht. Steh dazu und rehabilitiere dich." „Ist das deine Meinung, das mir noch eine zweite Chance zusteht?" Fragen drehte Michael sich wieder herum. „Du hast verdammt viel Scheiße gebaut und ich bin auch mordsmäßig sauer deswegen...“ „All zu verständlich“, unterbrach ihr Onkel den Satz. „Aber weswegen bin ich wohl hier? Wir sind immer noch eine Familie. Es gibt nur noch uns zwei." Was für eine Ansprache! Anja nahm ihren Onkel wirklich unter Dauerbeschuss. Ob Ethan so reagieren würde, wenn es Nina träfe oder anderen Familienmitglieder? Nachdenklich schob er die weiße Gardine weg und blickte nach unten, wo sich eine kleine Gartenanlage befand. „Wie siehst du das Ethan?" Das war jetzt klar! Unsicher schwang er herum und stützte sich auf den zweiten Stuhl ab. „Ich bin ehrlich zu dir. Durch deinen Fehltritt wurde ich gefoltert, kam ein Mensch zu Tode und Anja musste das Leben aufs Spiel setzen um mich zu retten." Brummend ratterte Ethan die Liste herunter, während Anja seufzend zu Boden blickte, weil sie wahrscheinlich von einer anderen Antwort ausgegangen war. „Aber deine Nichte hat auch recht." Langsam hob sich der Kopf wieder. „Steh für das ein, was du getan hast und zeig allen, was dir wirklich wichtig ist. Was mich angeht, wird es eine Zeit dauern, bis mein Vertrauen wieder hergestellt ist." Fast schon stürmisch viel Anja ihm um den Hals und drückte dabei fast die Luft ab. „Seit ihr zwei jetzt etwa fest zusammen?" Beide hielten inne, während das Blut in die Köpfe schoss. „Kann man so sagen“, stammelte Anja vor sich hin. „Das freut mich für dich. Er passt sehr gut zu dir." „Ich lass euch zwei kurz ungestört reden." Zügig verließ Ethan das Zimmer und lehnte seinen Körper gegen die Wand.


Was zum Henker hatte er da gerade getan? Eigentlich sollte Michael für das was passiert war, am eigenen Leib erfahren wie es ist zu leiden. Aber wie so oft machte das Helfersyndrom, gepaart mit einer mütterlichen Erziehung, auch hier einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Denn früh hatte Nina ihm schon beigebracht, dass kein Mensch perfekt ist und auch mal Fehler im Leben passieren. Wichtig sei nur, dass man daraus lernt und wieder aufsteht. Aber in diesem Fall ging es mal nicht um einen kleinen Ladendiebstahl oder Drogen oder einen Einbruch. Michaels Tat hatte eine Kettenreaktion ausgelöst, die Ethan auch gut und gerne das Leben hätte nehmen können. Also war es wirklich gut ihm da noch eine zweite Chance zu geben?


Ethan wusste es nicht. Vielleicht sagte er das vorhin auch nur weil Anja noch im Raume stand und es ihm einfach leid tat. Außerdem hielt sich irgendwo in seinem Kopf hartnäckig der Glaube, das Michael doch noch ein gutes Herz besaß und einfach nur aus Verzweiflung diesen Fehler beging. Mit ein paar Schritten Richtung Fenster versuchte Ethan sich etwas Luft zu verschaffen, was allerdings nicht so wirklich half. Denn statt sich aufzulösen zogen die Gedanken weitere Bahnen und drangen dabei tiefer in den Verstand ein, wo eine weitere Frage bereits auf Beantwortungen wartete. Doch zum Glück gab es da ja noch Anja, die gerade in dem Moment aus dem Zimmer schritt und eilig zu ihm aufschloss. „Danke dir“, flüsterte sie leise. Irritiert drehte Ethan sich herum. „Wofür?“ „Das du Michael eine Chance gibst. War sicher nicht leicht diese Entscheidung." Oh ja. Wie recht sie damit doch hatte. „Es wird trotzdem sehr lange brauchen, bis das Vertrauen wieder da ist“, versuchte er ihr nochmals klar zu machen. „Weiß ich." Ein Kuss auf die Wange folgte. „So. gehen wir jetzt zu dem Treffen?." Prüfend blickte Ethan auf die Uhr. „Eine Stunde bleibt uns noch. Lust auf einen Cafe?." Anja nickte und es ging für die Beiden wieder zurück zum Fahrstuhl.

Kugeln zum Nachtisch

 
Es hatte ziemlich lange gedauert in der vollen Pariser Innenstadt ein Parklatz zu finden. Nach einer halben Stunde im Kreis fahren und dutzenden Wutausbrüchen war es dann doch endlich soweit und Ethans Freundin hatte mit einen halsbrecherischen Manöver in eine Parkbucht, das Auto zu stehen gebracht. Danach ging es weiter. Das Cafe in dem sich die Beiden mit Rene treffen wollten, lag nur gut zehn Minuten Fußweg entfernt mitten in einer viel belebten Straße, wo sich auch kurze Zeit darauf ein zweites Problem anbahnte. Denn der Kellner verstand nur französisch. Weder die deutsche Sprache noch die Englische halfen hier weiter. Aber dank Anja, die nicht gerade flüssig diese Fremsprache über die Lippen brachte, klappte die Bestellung doch noch schlussendlich. „Das hast du sehr gut hingekriegt. Ich hätte mich totgeredet“, lächelte Ethan. „Hab in der Schule eben gut aufgepasst." Kurze Zeit später kehrte der Kellner auch mit einem Tablett zurück und stelle die bestellten Getränke ab. Für Anja gab es einen Cappucino. Er hingegen vergnügte sich mit einer heißen Schokolade mit einer fein dekorierten Sahnehaube. „Wieviele Sprachen sprichst du eigentlich?“, fragte Anja herüber mit dem Zuckerstick in der Hand. „Drei Stück fließend“, antwortete Ethan knapp. „Englisch, Deutsch und.....?“ „Italienisch." Langsam trug der Löffel die erste Schicht von dem weißen Zeug ab und beförderte es in seinen Mund. „Warum denn nicht französisch?“, fragte Anja neugierig. „Ich wollte einfach nicht mehr an den Tod meines Vaters erinnert werden, der ja hier gestorben ist." „Verständlich“, murmelte seine Freundin leise, während der Zimtkeks leicht im Getränk verschwand und dann ebenfalls rüde im Mund landete. „Aber das ist schon so lange her. Ich habe das verarbeitet“, lächelte Ethan, der nachdenklich aus dem Fenster zu schauen begann. Es war wirklich schon ein merkwürdiges Gefühl, wie die Leute um sie herum ihr Leben ahnungslos weiterlebten, ohne auch nur zu ahnen welche Gefahr bald kommen würde. Da war zum Beispiel die alte Dame im Rollstuhl. Mit einem Blumenstrauß bewaffnet und einem Lächeln auf den Lippen wurde sie von einer jüngeren Frau über die Straße geschoben. Weiter rechts spielten an die drei Kinder mit einem Ball auf dem Gehweg. Ihre Zukunft endete mit Sicherheit in zwei Monaten. Keine Schule oder die erste Liebe. Kein Erwachsenwerden. Gar nichts. Die Knaben würden einfach aus der Geschichte mit einem riesigen Knall verschwinden. Seufzend wanderte der Blick nach links wo ein verliebtes Paar über einem Prospekt brütete. Sah beim ersten Hinsehen aus, wie eine von diesen Broschüren, welche man überall in den Reisebüros angedreht bekam. Aber egal! Auch das würde vermutlich der letzte Urlaub in ihrem Leben gewesen sein. Brummelnd wandte Ethan sich wieder dem dampfenden Kakao zu, um sich dem Gedanken zu entledigen, einfach auf die Straße zu rennen, um das Ende der Welt zu verkünden, wie die ganzen Spinner in den Serien und Filmen, die am Ende immer recht behielten. „Ethan?“ Verdutzt fuhr der Kopf nach oben, wo eine Frau ihn überrascht ansah. Ebenso verdutzt blickte Anja drein, deren Nase beinahe in den Cappuccino unfreiwillig hinab getaucht wäre. „Verzeihen Sie. Kennen wir uns?." Wer zum alles in der Welt war diese junge Frau, die ihn in eine prekäre Lage brachte? Nicht sonderlich überrascht winkte sie mit einem Schmunzeln ab. „Katerina?“ Mit diesem Namen fiel auch bei ihm endlich der Groschen. Peinlich berührt stand er kurz auf und reichte ihr die Hand. „Wie konnte ich das nur vergessen“, lächelte Ethan verlegen und stellte kurz darauf auch Anja vor, die sich wiederum nichts anmerken lies und mit den Fragen wohl auf später wartete. „Wie geht es Ihnen?“, fragte Katerina höflich. „Ganz gut soweit. Heute mal ohne die Tochter unterwegs?" „Die liegt zum Glück im Bett und schläft“, gestand die Mutter mit einem Seufzer. „Da haben sie beschlossen den Tag für sich zu nutzen“, stief Anja mit einem Male ins Gespräch ein. „Ganz genau. Ich will dann auch mal nicht weiter stören." Mit einem Abschiedsgruss und zwei Pappbechern in der Hand verließ Katerina schließlich das Cafe. „Woher kanntest du die?" Mit finsterer Miene im Gesicht, nippte Anja langsam an der Tasse. „Als ich für die Aufnahmeprüfung des Ordens unterwegs war, ist Katerina mir über den Weg gelaufen, weil ihre Tochter mich unsanft angerempelt hatte“, antwortete Ethan. „Achso." Der Blick wurde wieder etwas entspannter und die Situation angenehmer, als sich ein weiterer Gast anschickte den Tisch der Beiden zu entern. „Entschuldigung?" Der junge Mann ungefähr im selben Alter wie Ethan, stand wie angewurzelt mit einem Laptop unter den Arm neben Anjas Stuhl. „Können wir helfen?“, fragte sie neugierig. „Ich bin Rene. Ihr seit......“ Mit einem Finger pendelte er lässig zwischen den Paar hin und her. „Ja sind wir“, bestätigte Ethan.


Es folgte eine kurze Begrüssungszeremonie, bei der Ethan den Knaben genau im Auge behielt, der sich schnell einen Stuhl vom Nebentisch krallte und zwischen die Beiden setzte. „Das ging ja doch leichter als gedacht“, lächelte Rene zu Anja herüber, die etwas perplex mit dem Löffel im Getränk herum rührte. Klar. Ihm war schon bewusst, das seine Freundin bei jedem Mann gut ankam. Aber bevor er mit ihr zusammenkam, schien die Eifersucht irgendwie nicht so stark eine Rolle zu spielen wie jetzt. „Ich bestell mir kurz was." Brummelnd wartete Ethan bis Rene sich einen Kaffee bestellt hatte. Dann zog er die Kappe herunter und glättete erst mal die blonden, zerzausten Haare zurecht. „Also. Wie kann ich euch helfen?“, fragte er. „Soll ich?“, fragte Anja zu Ethan herüber, der mit einem Nicken bestätigte, da sie vermutlich viel besser die Sache erklären konnte als er. Zu diesem Zweck überreichte sie Rene einen Datenstift auf dem alle Daten und Berechnungen von Tali drauf kopiert waren. Danach folgte eine zehnminütige Einweisung mit einem darauf folgenden Gesprächm, bei dem Ethan sich eher bedeckt hielt. Stattdessen nippten seine Lippen wieder an der Tasse mit dem Kakao. „Also falls diese Geschichte stimmen sollte, wäre das ja eine Katastrophe sondergleichen“, sprach Rene in die Runde. „Die Daten sind echt“, murmelte Ethan. „Das muss erst noch bewiesen werden. Das könnte auch ein abgekartertes Spiel sein oder sogar ein Scherz“, konterte Rene. „Wie willst du den die Echtheit der Daten überprüfen?“, fragte Anja, als Ethans Aufmerksamkeit plötzlich auf mehrere Männer fiel, die vermummt durch den Haupteingang traten. Unruhig rutsche Ethan auf seinem Stuhl hin und her, während die Gruppe sich umschaute. „Ist etwas?“, fragte Anja herüber. Ohne was zu sagen deutete er mit dem Kopf auf die Männer, die sich in die Schlange einreihten. „Was ist mit denen?" „Hab so ein komisches Gefühl im Bauch, was die angeht“, gestand Ethan, als plötzlich die braunen Mäntel aufschwangen. Waren das etwa....? Instinktiv rissen die Hände den Tisch herum und zogen Anja dahinter, während ein gewaltiger Kugelhagel über den Raum hereinbrach. „Was ist das für Scheiße!“, fluchte Rene, der sich so gerade noch hinter den Nebentisch retten konnte. „Das ist bestimmt Pavla“, fluchte Anja, die zu Ethans Verwunderung eine Pistole aus der Innentasche zog und einmal ordentlich durchlud. „Bleib hier." Schnell lugte der Kopf hinter der provisorischen Deckung hervor. Dann erwiderte Anja das Feuer, während Ethan sich die Ohren zuhielt. „Wie sind die bloß auf uns aufmerksam geworden?“, fluchte seine Freundin lautstark. Doch das war im Moment die wirklich kleinste Frage. Denn um die Gruppe herum sorgte das Waffenfeuer für eine massive Zerstörung. Fensterscheibe gingen zu Bruch und regneten auf die Gäste draußen, welche panisch durch die Gegend sprangen um Leib und Leben zu retten. Rechts von Ethan zerbarsten mehrere Flaschen. Die Kaffeemaschine ging im Funkenflug kurz danach auch in Flammen auf. „Da hinten ist die Tür zur Küche. Ich gebe euch Rückendeckung!" Ethan nickte und blickte zu einer schwarzen Schwungtür herüber. Dann folgte ein Schlenker nach rechts zu Rene, der wie panisch hinter seinem Tisch kauerte, der auch schon aussah wie Schweizer Käse. „Los!“, forderte Ethan lautstark. Wie von der Biene gestochen zog Rene die Hände über den Kopf zusammen und sprintete panisch und unkontrolliert zu Ethan herüber. Von dort aus sprang er regelrecht auf die Schwungtür zu. „Mit dir wird es nie langweilig“, scherzte Ethan. Anja lud erneut nach, als einer der Männer sich dem Tisch näherte. „Kopf runter!" Instinktiv schob Ethan den Kopf bei Seite. Zwei Schüsse folgten, die beinahe seine Ohren zum Platzen brachten. „Jetzt!" Anja Stimme hallte wie aus weiter Ferne heran. Doch er verstand. Zügig nahm Ethan Fahrt auf, während zu seiner linken der blutüberströmte Mann der Schwerkraft erlag. „Platz da." Rüde stolperte sein Körper durch die Tür und machte auch so gleich Platz für Anja, die nur wenige Augenblicke später unter Sperrfeuer ebenfalls hinein stürmte. „Los weiter!“, forderte sie eindringlich und rannte vor durch die engen Küchengasse, wo es nach Gewürzen und gebratenem Fleisch roch. Mit der Hand stieß Ethan im Vorbeigehen noch ein Stück Kuchen herunter. „Wo ist der verdammte Ausgang!" Laut fluchend lenke Anja die Gruppe in einen Nebengang, während ihre Häscher ihnen dicht auf den Fersen waren. „In was habt ihr mich da hinein gezogen." „Frag nicht!" Mit einem umsanften Schubser beförderte Anja Rene durch die Nottür nach draußen, wo bereits zwei weitere Männer das Feuer eröffneten. „Das ist doch Irrsinn!" Durch einen Hechtsprung in die linke Ecke entging Ethan zum Glück einem Treffer. „Du hast doch eine Waffe“, schrie Anja in dem Chaos herüber. Waffe? Ach ja! Da war doch etwas. Nervös kramten die linke Hand die Pistole hervor, die Anja ihm Tage zuvor gegeben hatte. „Entsichern und draufhalten." Panische fummelte Ethan am dem Schießeisen herum, bis er nach einer gefühlten Ewigkeit die Aufgabe gemeistert hatte. „Schieß doch endlich“, forderte Anja immer wütender werdend, da sie mit dem Abdenken des hinteren Bereiches wahrlich voll eingespannt schien und nicht noch vorne absichern konnte. Unsicher stützte Ethan die Waffe auf einem Müllsack ab. Dann folgte der erste Schuss mit geschlossenen Augen, der wiederum durch den Rückstoß, gefühlt den Arm aus dem Gelenk riss. „Lass die Augen offen!" Er nickte und zielte erneut. Diesmal ging der Schuss nur knapp am Ziel vorbei. Ein dritter wahlloser Schuss traf schließlich genau ins Schwarze. Unter Schmerzensschreien taumelte der bewaffnete Gegner nach hinten und fiel kurze Zeit später in einen Kistenstapel. „Guter Schuss“, lobte Anja, während Ethan tief durchatmete und versuche dem Schmerz im rechten Arm schnell Herr zu werden. Denn schon schickte sich der letzte Mann an ihm den Garaus zu machen. Unter Dauerbeschuss zog er den Kopf herunter und wartete, bis die Salve versiegte. Dann streckte Ethan die Waffe blind heraus und feuerte mehrmals auf Geradewohl in die Gasse hinein, in der Hoffnung vielleicht etwas zu treffen. „Hast du getroffen?“, fragte Rene erschrocken von der anderen herüber. Ungläubig schüttelte Ethan die Kopf und wagte gleichzeitig einen Blick vorsichtig an der Ecke vorbei. Tatsächlich lag auch der zweite Mann regungslos da. „Schnell. Schnapp dir die Waffen und raus hier." Langsam arbeitete Anja sich einen Weg zu ihm herüber, während er nach den Pistolen griff und diese schnell in der Jacke verstaute. Dann rannten alle los, die Seitenstraße, wo bereits das nächste Hindernis auf sie wartete. Eine Auto versperrte den Durchgang zur Hauptstraße. Doch zum Glück führte gegenüber ein schmaler kleiner Durchgang auch weg von diesem Ort. Rene rannte zuerst los. Dann folgte Anja und zum Schluss, der auf halber Strecke inne hielt und erschrocken beobachtete, wie Crawford gemählich ja fast schon siegessicher aus dem Auto stieg und einen verhohlenden Blick herüber warf. „Komm jetzt." Ein Schuss sauste an ihm vorbei und streckte den ersten Verfolger nieder. Blitzschnell nahm Ethan wieder Tempo auf und drängelte sich in die Gasse hinein. Von dort aus ging es durch mehrere Nebenstraßen weiter. „Jetzt tragen die schon den Krieg in der Öffentlichkeit aus." Röchelnd sogen die Lippen der drei Flüchtenden den Sauerstoff ein, während Anja die Ecke im Auge behielt. „Hätte auch nicht gedacht dass Crawford soweit gehen würde." Plötzlich sauste eine weitere Kugel heran. Anjas schwarze Haare tanzten kurz auf und ab. Dann schlug das Projektil irgendwo gegenüber ein. Blitzschnell glitt sie zurück. „Das war knapp." Schnaufend suchten beide Augen die Umgebung ab. Gott! Die Gruppe konnte irgendwo sein! „Da drüben führt ein kleiner Nebenweg quer durch den kleinen Park. Dahinter ist die Metro“, erklärte Rene. „Gut. Los geht’s. Du führst“, sprach Anja. Unsicher rannte Rene los, die Straße entlang. Dann bog er scharf nach rechts ab auf einen kleinen Zwischenweg, der rechts und links nur Gärten beherrbergte. „Vorsicht!" Agressiv zog Anja Ethans Körper auf Seite, an dessen ursprünglicher Stelle ein weiterer Schuss zum Glück ins Nirgendwo dahin flog. „Danke“, schnaufte er unter Herzrasen. Sie nickte und schob ihn auch so gleich weiter vorwärts. „Hier her“, winkte Rene, der an der nächsten Ecke gewartet hatte. Hastig schlug Anja ein paar Haken, schoss ein zwei mal zurück. Dann ging es auch schon in den besagten Park hinein.............

Durch den Tunnel

 
Rennen, einfach nur rennen. Nur noch schnell durch das grüne Gras kommen ohne einen Treffer abzukriegen. „Runter!“ Blitzschnell taucht Ethan ab. Dann ein Knall. Ein Grasbüschel flog nur wenige Meter neben ihm in die Luft. Keine Zeit! Schnell kroch er auf alle viere vorwärts, während Renes Körper ihn überholte. „Pass auf!“ Mit einem gewaltigen Satz sprang Anja über die Parkbank hinweg. Oh mein Gott! Was für ein Chaos überall. Schreiende Menschen. Kinder so wie Erwachsene die um ihr Leben rannten. Schnell lief Ethan um die Bank herum. Wo waren die anderen? Ein kurzer nach Blick nach rechts folgte. Da war sie ja. Wie eine Gazelle preschte Anja über das grüne Feld hinweg. Was war mit Rene? Aus den Augenwinkel beobachtete er, wie der Computerfreak von Baum zu Baum huschte. Wie weit war es wohl noch? Sein Herz hämmerte. Die Schüssel flogen ihm gerade zu um die Ohren. „Da drüben!“ Vor Ethans Augen tauchte plötzlich ein großer steinerner Brunnen auf. Ohne Umwege sprang der Körper in das kalte Nass, während die Engelstatue neben ihm in kleine Einzelteile zersprang. „Kopf runter!“ Aufs Geradewohl hechete Ethan nach vorne und vollzog auf der weichen Grasoberfläche eine Rolle. Wieder Schüsse! Wieder nur knapp daneben. Irritiert blickten die Augen sich um. Da drüben! Schnell sprang er wieder auf und rannte Anja nach, die schon beinahe den Ausgang erreicht hatte, als plötzlich Polizeisirenen ertönten. „Hier rüber“, winkte sie, während Rene sich durch das schmale Tor quetschte. „Geht es dir gut?" Kurz drehte sie sich um und erwiderte das Feuer. Dann schubsten die Hände Ethan durch das Tor, gefolgt von ihr. „Mir nach!“ Rene nahm schnell wieder Fahrt auf und bahnte sich einen Weg durch die flüchtenden Menschenmasssen und Polizeiwagen die zügig alles absperrten. „Runter mit den Waffen!“ Gerade als Rene die Treppe zur Metro hinabstieg, bretterte ein Wagen vor und versperrte den Weg. Wütend hielten Anja und Ethan inne auf der Suche nach einer weiteren Fluchtmöglichkeit. „Na los. Weg damit!" Sie hielten inne. Aus dem Wagen stiegen zwei Beamte aus, die ohne zu zögern auch gleich klar machten, wer hier das Sagen hat. „Lassen sie endlich die Waffen fallen oder wir eröffnen das Feuer." Noch eine Warnung würde es sicherlich nicht geben. Langsam ging Anja in die Hocke um die Waffe auf dem Boden zu legen, als mit lautem Krachen das Parktor aus den Angeln flogund quer über die Straße flog. „Ach du Scheiße....“ Pavlas Männer stürmten die Straße. Die Zeit der Geheimhaltung war eindeutig vorbei. Panik brach aus. Die Menschen rannten unkoordiniert umher. Autos krachten ineinander. „Was nun?“, schrie Ethan zu Anja herüber. „Keine Ahnung“, brummte Anja, während Pavlas Männer das Feuer auf die Polizisten eröffneten. Wild zuckend schlugen die Projektile in die Oberkörper der Beamten ein. Blut spritzte umher. Leblos sackten die Fleischhüllen in sich zusammen. „Jetzt!" Anja nutzte die Chance und half ihrem Freund hoch. Dann nahmen sie Anlauf und sprangen auf die Motorhaube, wo sie rutschend auf die andere Seite herunterfielen. „Das ist doch echt Wahnsinn!“, schrie Ethan auf. „Runter!" Zügig rannte Ethan voran. Anja hingegen wuchtete ihren Körper auf die Haltestangen und rutschte bequem hinab. Was für eine Frau! „Hier her!" Aus zehn Metern Entfernung winkte Rene den Beiden hektisch zu. „Schnell in den Waggon." Anja schwang herum und feuerte auf die nachfolgenden Männer, von denen zwei direkt zu Boden gingen. „Beweg dich!" Mit einem Klaps auf den Hintern rannte Ethan auf die Bahn zu, welche sicherlich nicht mehr lange würde. „Na los!“ Mit einem kleinen Sprung drückte er sich an der Tür vorbei. „Saubere Arbeit“, sprach Rene. Doch noch war es nicht vorbei. Anja kämpfte immer noch da draußen. Der Wartebereich wurde zu einer Kriegszone. „Anja!“, schrie Ethan herüber, der sich wiederum mit aller Kraft gegen die schließenden Türen stemmte. Wieder ging einer zu Boden! Seine Freundin lud nach. Gleichzeitig rannte sie herüber und riß Ethan mit aller Kraft in den Waggon herein. „Das war knapp." Erschöpft und gleichzeitig erleichtert lagen die beiden auf dem Boden und starrten einander an, als die Bahn sich langsam in Bewegung setzte. „Ihr seit verrückt. Wisst ihr das?" Panisch fuhr Rene sich durch die Haare. „Ich verstehe auch nicht, warum Pavla auf einmal so in die Offensive geht“, sprach Anja und stieg von ihrem Freund herunter. „Der Krieg kann nicht mehr verborgen werden." Ethan stand auch auf und hielt sich auch sogleich an der Haltestange fest. „Die Polizei und Sektion Zwölf werden sicherlich jeden Ausgang überprüfen. Es wird nicht einfach werden“, raunte Anja mit einem Blick auf die Pistole. „Sektion Zwölf? Wovon redet ihr zwei da eigentlich“, versuchte Rene nach Fassung zu ringen. Kurz wechselten Anja und Ethan die Blicke. „Das ist jetzt etwas schwierig zu erklären“, versuchte sie sich an einer Erklärung. „Das ist doch alles totale Scheiße!“ Wild fuhr sich Rene durch die Haare. „Jetzt beruhig dich“, sprach Anja. „Wir sollten uns erst einmal in Sicherheit bringen. Was sagt die Munition?“, fragte Ethan. „Zwei Magazine hab ich noch und das hier." Mit einem Grinsen auf dem Gesicht zog sie das Maschinengewehr vom Rücken und lud durch. „Wenigstens können wir zumindest erst einmal durchatmen“, seufzte Rene, der sich anschickte auf einem der Stühle Platz zu nehmen, als eine Explosion den Waggon zum Wackeln brachte. Zeitgleich flog unter lautem Getöse die Hecktür quer durchs Abteil nur knapp an Ethans Kopf vorbei. Die nächste Tür stoppte das gefährliche Geschoss. Instinktiv hob er die Waffe und feuerte wahllos über den sich duckenden Kopf seiner Freundin, hinweg. Wie ein nasser Sack fiel der Erste rücklings aus dem Abteil, während seine Kollegen den Raum stürmten. „Bastard!" Anja schwang herum und schlug mit dem Gewehr zu. Unsanft taumelte der Gegner gegen das Fenster, wo sie direkt nachsetzte. Ein anderer stürmte an dem Duo vorbei auf Rene zu. Doch Ethan stellte sich ihm in den Weg. „Ich bin zwar noch nicht so gut. Aber einmal ist immer das erste Mal." Mit dem Versuch Selbstbewusstsein an den Tag zu legen hob er die Arme, während Anja mit der Haltestange Bekanntschaft schloss. Doch schnell nutzt sie den Moment aus, schwang herum und verpasste dem Mann ordentlich einen Tritt, der nach hinten taumelte und sich gerade noch an den Sitzen abstützen konnte. Anja setzte nach. Gleichzeitig griff Ethans Gegner auch in das Geschehen ein. Der erste Faustschlag sauste heran. Gekonnt schob er den Körper auf Seite. Auch der zweite Angriff ging ins Leere. Doch diesmal packte Ethan den Arm seines Gegners, schob sich daran vorbei und schubste den Feind gegen das Kabinenfenster. „Hinter dir! Panisch duckte Ethan sich weg, um einen Wurfmesser Platz zu machen, das ihn beinahe getroffen hätte. Doch glücklicherweise bohrte sich die Klinge in die Tür und blieb stecken. Schwein gehabt! Doch ehe er sich versah rauschte sein Widersacher von links heran, riss ihn mit sich und drückte ihn auf der anderen Seite gegen die Scheibe. Wild entschlossen schlug er zu. Doch Ethan verstand es darauf den Angriffen auszuweichen. Zumindest ein oder zwei Mal, bis das Knie zum Einsatz kam. Jauchzend krümmte er sich zusammen. Doch der Gegner ließ nicht locker. Ein zweiter Kniestoß folgte. Von heftigen Unterleibsschmerzen begleitet packte der Mann zu und schleuderte ihn über mehrere Sitzgarniturern hinweg. „Ethan!" Panisch schrie Anja auf, während der Körper unsanft hinter der zweiten Reihe zum liegen kam. Benommen schüttelte Ethan den Kopf. „Mir dir bin ich noch nicht fertig." Eilig durchquerte sein Gegner die Reihen, während seine Augen immer noch nach Orientierung suchten. „Beweg dich“, schrie Anja auf, die ihm am liebsten wohl geholfen hätte. Doch in diesem Moment lag es an ihm für das Problem eine Lösung zu finden, welches sich in Form eines roten Gegenstands zeigte. Mutig griffen die Hände nach dem Feuerlöscher und schlugen einmal um sich. Treffer! Unter Schmerzensschreien taumelte der Soldat rückwärts. Eine Chance, die Ethan auch so gleich nutzte und nachsetze. Schlag um Schlag ging es wieder zurück Richtung Ausgang. „Das wars!" Der nächste Hieb würde das Spiel beenden, so das er Anja helfen konnte. Doch sein Gegner hatte sichtlich was dagegen. Lautbrüllend sausten die Hände nach vorne und fingen den Schlag ab. „Weg damit!“ Rüde wurde Ethan seinen einziger Vorteil aus den Händen gerissen. Was jetzt? Die kalte flierende Luft drang durch den Riss im Heckbereich herein, während die Kontrahenten einander anstarrten. Im Nahkampf lies sich dieser Schrank einfach nicht besiegen und ein Waffeneinsatz hätte für Querschläger sorgen können. Der Feuerlöscher lag auch weit weg. „Nimm das!“ Wie aus dem Nichts flog plötzlich der Laptop an Ethan vorbei und traf voller Wucht den Gegner. Das war die Chance! Blitzschnell warf er sich gegen den Mann, der schützend die Arme hochgerissen hatte und beförderte ihn unter fluchenden Schreien nach draußen. Innerlich triumphierte Ethan. Doch noch war die Gefahr nicht gebannt. Eilig schwang sein Körper herum und stürzte sich voller Elan auf Anjas Gegner, der völlig überrascht nach vorne kippte und so ihr heran fliegenden Faust fiel. „Das wars! Erleichtert stieg Ethan von dem bewusstlosen Mann hinunter und umarmte seine Freundin. „Du hast dich gut geschlagen“, lobte Anja. „Das habe ich dir zu verdanken." Mit hoch rotem Kopf blickte er zu Rene herüber. „Das war ein verdammt teures Gerät......" Trauernd fuhr die rechte Hand erneut über einen Büschel Haare hinweg. Dann setzte Rene sich auf einen Sitz und lehnte sich zurück. „Wir sind aber noch aus der Gefahrenzone. Pavla wird sicher jeden Ausgang überwachen lassen. Von der Polizei gang zu Schweigen." „Das ist alles nur eure Schuld! Ich sollte zur Polizei gehen und denen sagen das ich unschuldig bin“, protestierte Rene lautstark. „Die werden dir eh nicht glauben. Außerdem bist du schneller tot, als du gucken kannst“, murmelte Anja, während die Hände flink durch die Taschen des bewusstlosen Mannes fuhren. Dabei gingen Handy, Geld, Waffen und Munition auf einen neuen Besitzer über. „Am besten wir steigen an der nächsten Station aus und versuchen aus der Stadt zu kommen“, schlug Ethan vor. „Gute Idee“, nickte Anja. „Ihr seit beide verrückt. Aber ich werde euch begleiten. Allein um der Story willen." Geschlagen schaute Rene aus dem Fenster. Für einen Moment hatten sie Ruhe. Doch das würde sich bald wieder ändern. Pavla gab sicherlich nicht auf. Nicht da der Aktion vor ein paar Minuten............

 

Auf dem Highway

 
Langsam hielt die Bahn an der nächsten Station an, wo die drei zügig ausstiegen. „Hast du gehört? In der Innenstadt gab es ein Feuergewecht." „Wirklich? Ich hoffe meiner Familie ist nicht passiert“, antwortete der eine Passant zum anderen und griff nach seinem Handy. „Denen geht es bestimmt gut." Besorgt huschten die Finger über das Tastenfeld, als plötzlich ein Schuss ertönte. Ethan hielt inne. Mit weit aufgerissenen Augen starrten die Passanten einander an ehe die Körper kurz darauf leblos in sich zusammen fielen. „Zeit zu kämpfen." Nervös zog er das Gewehr vom Rücken und lud einmal das Magazin durch. „Das ist wie bei der Pistole. Nur der Rückstoss ist heftiger“, erklärte Anja, die auch sogleich los stürmte und den ersten mit einem Kopfschuss erldigte. „Rene. Bleib dicht hinter mir." „Kennst du dich mit dem Ding überhaupt aus?“, fragte er nervös. Ethan nickte zustimmend in der Hoffnung sein Gegenüber würde die Lüge nicht durchschauen. Dann nahm sein Körper Fahrt auf, stieg schnell die Stufen hinauf, an zwei Leichen vorbei bis zur Ecke, wo Anja bereits duckend dem Kugelhagel trotzte. „Gib mir Feuerschutz." Wie zu Henker ging denn das? Planlos legte Ethan das Gewehr auf das Treppengeländer und feuerte auf geradewohl drauf los, was seine Freundin zu einer Interaktion verleitete. Mit einem Sprung in die Ecke feuerte sie ebenfalls scharf die Treppe hinauf. Ethan hielt inne. War es das? Neugierig lugte Rene an ihm vorbei. „Hat sie getroffen? „Denke schon“, antwortete er, während Anja sich aufrappelte und mit der Pistole voran weiter hinauf stieg. „Alles klar!“, rief sie von oben hinab. Die zwei Jungs folgten ihr bis ins Freie, wo bereits mehrere Polizeiwagen durch die Straßen fuhren. „Haben wir es endlich geschafft?“, fragte Ethan. „Da! Schnappt sie euch." Das beantwortete wohl die Frage. Mit einem Grummeln im Bauch ging die wilde Jagd also weiter, bis zu einer Nebenstrasse, wo Anja plötzlich an hielt. „Wir müssen aus der Stadt raus." „Klaro. Aber wie?“, fragte Rene, während sie an einen schwarzen Renault herantrat und die Fensterscheibe einschlug. „Bist du verrückt?" „Bevorzugst du vielleicht ein anderes Fahrzeug?“, erwiderte Anja ironisch. Ethan schmunzelte und stieg hastig auf der Beifahrerseite ein. „Kannst du das Ding kurzschließen?" „Sollte kein Problem sein." Rüde riss sie Verkleidung ab und begann mit einem Messer im Kabelsalat herumzuwühlen. „Und ich habe nicht mal eine Kamera dabei“, stöhnte Rene der inzwischen hinten eingestiegen war. „Falls du das hier überlebst“, brummte Anja, als das Auto plötzlich ansprang. „Bingo!“ Freudig schnallte sie sich an und fuhr gleich in halsbrecherischer Manier aus der Parklücke heraus. „Wo geht es hier zur Autobahn?" „Da rechts rum und dann einfach nur den Schildern folgen“, stammelte Rene ängstlich nach vorne. „Ich hoffe ja die geben endlich auf“, betete Ethan, während die Hände sich an dem Haltegriff an der Oberseite krampfhaft festklammerten.


Doch seine Gebete wurden nicht erhört. Es dauerte keine fünf Minuten und mehrere schwarze Geländewagen bogen rechts und links auf die Hauptstraße ein. Im Schlepptau folgten noch ein Horde an Polizeiwagen. „Da haben wir den Salat!" Völlig unbeeindruckt lenkte Anja das Auto scharf nach rechts auf die nächsten Straße, wo bereits ein Schild auf die Autobahnauffahrt hin deutete. Plötzlich klingelte das Telefon. „Was zum Henker......“ Fluchend suchten Ethans Hände nach dem Telefon, während Pavlas Jungs das Feuer eröffneten. „Kannst du mal rangehen?“, fluchte Rene von hinten, als Ethan endlich das Gerät in den Händen hielt und aufklappte „Ja?" Mehrere Kugeln durchbohrten regelrecht die Heckscheibe. Wild presste Rene den Kopf auf seinen Schoß. „Ethan?!" Das hatte jetzt noch wirklich gefehlt. Ninas Stimme am anderen Ende der Leitung, während die ganze Gendamerie sowie Sektion Zwölf hinter ihnen her rasten. „Ma. Das ist jetzt echt schlecht“ „Zieh rechts rüber." Wie auf Knopfdruck zog Anja auf die Spur nach rechts, als plötzlich ein Kleinwagen, der eigentlich zum Überholen ansetzen wollte, von einer verrirrten Kugel getroffen wurde, abhob und wie ein Streichholz sich mehrmals überschlug und auf einem anderen Auto zu liegen kam. „War das etwa.....?“ „Ma. Wir stecken ein wenig in Schwierigkeiten“, unterbrach Ethan das Gespräch, während ein schwarzer Wagen auf gleiche Höhe anfuhr. „Jetzt lernen die mich aber kennen." Wutentbrannt nahm Anja das Maschiengewehr von der Zwischenlage und richtete es nach draußen. Dann drückte sie ab. „Ihr seit in den Nachrichten verdammt!“, fluchte Nina, als auch der Wagen getroffen die Kontrolle verlor, sich quer stellte und mehrmals eine Rolle hinlegte, was dem dahinter fahrenden Wagen unfreiwillig als Stunteinlage diente. Mit voller Geschwindigkeit fuhr der BMW auf den in flammenaufgehenden Wagen auf, überschlug sich und kam laut krachend auf der anderen Straßenseite wieder zum stehen. „Das ist toll Ma. Aber Anja muss fahren und ich schießen. Jetzt ist eine Predikt echt fehl am Platz." „Wie schießen? Wir kommen sofort“, schimpfte Nina. „Ihr bleibt da, wo ihr seit. Ganz Paris muss ja nicht noch Jagd auf euch machen." Unter Volldampf bretterte Anja die Auffahrt hinauf, bis das Fahrzeug endlich die Autobahn erreichte. „Geht es ihr gut?" „Alles bestens. Keine Sorge“, rief Anja von der Fahrerseite herüber, während sie sicher durch die Automassen navigierte. „Verdammt. Ist euch klar das ihr sterben könntet?“, fragte Nina wütend. „Ma. Wir melden uns sobald die Sache hier vorrüber ist." Genervt legte Ethan auf und steckte das Telefon wieder weg. „Wer ist denn bitte alles involviert in diese Geschichte?" „Nicht so wichtig“, antwortete Ethan zu Rene, während seine linke Hand das Radio aufdrehte.


Wir unterbrechen das aktuelle Programm für eine wichtige Sondersendung. In diesen Minuten findet eine dramatische Verfolgungsjagd auf der Schnellstraße Richtung Norden statt. Dabei liefern sich die Polizeibeamten nicht nur ein Kopf an Kopfrennen, sondern es wird auch scharf geschossen. Holly McNight ist für uns in einem Helikopter vor Ort und ist live am Geschehen dran. Holly? Hörst du uns?


Ja ich höre euch. Auf der Straße spielen sich actionreife Szenen, wie in einem Film ab. Gerade eben hat ein Unbekannter aus einem schwarzen Wagen auf den Kleinwagen geschossen, während die Polizei versucht dran zu bleiben. Doch was ist das? Oh mein Gott! Scheinbar wurde ein unbeteiligtes Fahrzeug getroffen, das nun ins Schleudern gerät, sich mehrmals überschlägt, und noch einige Meter über die Straße rutscht. Die nachfolgenden Autos haben Mühe auszuweichen. Eine Karambolage ist unausweichlich. Mehrere Fahrzeuge sind regelrecht ineinander gerauscht und blockieren nun die Straße. Hoffentlich ist keinem etwas passiert.


Dramatische Szenen die du da schilderst. Ist denn schon bekannt, wer den Kleinwagen
steuert?


Die Polizei hat schon einen Fahndungsauruf gestartet. Es handelt sich um zwei junge Männer und eine Frau, die schwerbewaffnet sind. Die Beamten vermuten, das es vielleicht Terroristen sein könnten, die einen Anschlag verüben wollten.


Eine haarsträubende Theorie. Wie kommt man auf diese Idee?


Das ist noch nicht wirklich sicher. Bisher sind es nur Vermutungen. Doch was passiert da jetzt? Einer der schwarzen Wagen hat es geschafft zu dem Kleinwagen aufzuschließen. Der Beifahrer hat irgend etwas in der Hand. Oh mein Gott. Es ist eine Waffe! Jezt wird geschossen. Der Kleinwagen weicht aus. Jetzt schießt die Fahrerin zurück. Der andere Wagen fällt zurück und kracht mit einem heran nahenden PKW zusammen der nicht mehr ausweichen kann. Gerade noch können die Fahrer entkommen, während die Wagen in Flammen aufgehen. Ich hoffe die Polizei kann dieser Sache bald ein Ende machen.


Danke Holly für diese hochexklusiven Einblicke. Meine Damen und Herren. Eine wilde Verfolgungsjagd findet gerade auf den Straßen von Paris statt. Wenn sie gerade unterwegs sind, passen sie bitte auf. Wir halten natürlich unsere Hörer stets auf dem Laufenden sobald sich neue Dinge zu diesem Thema ereignen. Es folgt nun das Wetter.....


Brummend drehte Ethan das Radio wieder ab. „Jetzt sind wir schon in den Nachrichten und gleich als Terroristen gebrandmarkt“, seufzte Rene von hinten. „Ganz ruhig. Es wird schon alles gut“, versuchte Anja ihn zu beruhigen. Hoffentlich hatte seine Freundin recht. Lange würde das sicherlich nicht gut gehen, bis man beschließen würde, auf stärkere Geschütze zurück zu greifen. „Haben wir eigentlich genug Sprit?“ Prüfend blickte Anja auf die Anzeige. „Sieht gut aus. Tank ist noch halbvoll“, antwortete sie, als sich plötzlich ein weiteres Drama im Rückspiegel anbahnte. Die hatten doch nicht wirklich vor? Ein gewaltiger Klos rutschte Ethans Hals hinab. Das Herz begann zu hämmern, angesichts der riesigen Waffe, die einer von Pavlas Leuten gerade auf sie richtete. „Das ist ein Raketenwerfer!“, schrie Anja panisch auf. Gleichzeitig rissen die Hände das Lenkrad herum, während die Rakete rauchend an ihnen vorbei sauste und einen vorrausfahren Lastwagen traf, der zu ihrem Unglück auch noch schwere Baumstämme transportierte. „Das wird niemals gut gehen!" „Klappe dahinten“, schrie Ethan zurück, als von einer lauten Explosion begleitet sich der Truck in eine rollenden Feuerball verwandelte. Gleichzeitig rissen die Verankerungen los und die brennenden Holzstämme rollen quer auf die Straße. „Nach links.....Nein nach recht.....“ Krampfthaft versuchte Anja den Flammengeschossen auszuweichen, während Ethan sich panisch an der Türe festklammerte. „Vorsicht!" „Ich sehe es“, fluchte sie. Nur um Haaresbreite flog ein brennender Stamm an der Beifahrerseite vorbei und bohrte sich in das dahinter fahrende Fahrzeug, das einmal kurz von der Straße abhob und dann gegen die Begrenzung schleuderte. „Wir werden alle sterben." Genervt tauschten Anja und Ethan kurz die Blicke angesichts des Anfalls, den Rene da hinten zum Besten gab. „Ich muss mich konzentrieren. Deine Plärrerei hilft da nicht." Wieder lenkte Anja das Fahrzeug um ein Hindernis herum, bis der fahrende Feuerball sich an Ethan vorbei schob und langsam ausrollte. Nach Luftringend kurbeltete er erstmal das Fenster herunter. „Das war echt eng." Wie es aussah war auch Anja nicht gegen alles gefeilt, was Ethan etwas beruhigte, da auch die Verfolger sichtbar an Boden verloren hatten. „Schalt mal das Radio wieder ein“, forderte Anja.


Wir schalten wieder zu unserer Reporterin Holly, die noch immer vor Ort live die heiße Verfolgungsjagd für uns begleitet. Holly wie sieht es aus? Konnte man die vermutlichen Terroristen schon stellen?


Leider nein Jean. Stattdessen ereigneten sich in den letzten Minuten dramatische Ereignisse. Aus einem der fahrenden Wagen wurde eine Rakete abgeschossen, die einen LKW getroffen hat. Die brennende Ladung in Form von Holzstämmen sorgte für viel Chaos und Blechschäden. Vermutlich auch für Tote.


Hat die Polizei irgendwelche Maßnahmen ergriffen um der Sache Herr zu werden?


Mir wurde mitgeteilt, das beim nächsten Streckenabschnitt eine Sperre wartet. Hinzu wird noch Luftunterstützung erwartet. Wir, die Zuschauer und ich hoffen, dass das bald alles ein Ende hat. Dann werden wir erfahren, welche Gründe hinter dieser schrecklichen Tat liegen. Dies könnte ein schwarzer Tag für uns alle werden.


Holly. Noch sollten wir den Tag nicht vor den Abend loben. Du wirst weiter für uns vom Ort des Geschehens berichten...


Jean warte. Hier tut sich gerade etwas. Der Kleinwagen läuft jeden Moment auf die Sperre auf. Dahinter befinden sich immer noch die schwarzen Wagen, von deiner einer.......Nein! Es folgt wieder ein Raketenangriff! Doch mit einem geschickten Schlenker gelingt es dem Fahrer das Auto aus der Schusslinie zu drehen. Unter lauten Explosionen schlägt das Objekt in die Sperre ein. Die Szenerie ist zu abenteuerlich. Innerhalb von Sekunden hat ein Feuerball sämtliche Autos in der Sperre zerstört, so dass der Kleinwagen seine Fahrt wieder aufnehmen kann. Das war es wohl fürs Erste. Erneut haben ein paar tapfere Polizisten ihr Leben für die Stadt Paris und deren Bewohnern gelassen.


„Ich fasse es nicht, dass wir immer noch leben“, staunte Ethan. „Manchmal gehört Glück auch dazu. Aber wir müssen von dieser verdammten Straße herunter und das Auto los werden. „In der Nähe ist ein kleines Waldgebiet. Das ist sehr dicht“, warf Rene von hinten ein. „Gut. Wo muss ich lang?“, fragte Anja. „Die nächste Ausfahrt rechts.“ Hoffentlich hatte der ängstliche Gast auf dem Rücksitz auch Recht. Ewig konnte dieses Schauspiel jedenfalls nicht weitergehen. ….

 

 

Das Lagerhaus

 
Schnell schlugen sich Ethan und Rene durch den Wald. „Meinst du wir haben sie abgehängt?“, fragte Rene röchelnd. „Ich hoffe es." Ethan hielt inne und blicke zurück. Hoffentlich war es Anja gelungen den fahrbahren Untersatz wechseln und wieder zur Gruppe aufzuschließen. „Hier in der Nähe ist ein altes Fabrikgelände, dass schon lange mich mehr benutzt wird. Dort könnten wir uns eine Weile verstecken. Ethan nickt zustimmend und lehnte sich mit der Pistole im Anschlag gegen einen der vielen Bäume. Rene kniete neben einem Gebüsch in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden. „Jungs seit ihr da?“, flüsterte Anja von irgendwo her. Mit der Hand gab Ethan ein Zeichen. „Hat alles gut geklappt?" Aus dem dichten Unterholz schob sich Anjas schlanker Körper hervor. „Ich denke, das wir uns etwas Zeit erkaufen konnten“, sprach sie, während der Blick dem Gewehr galt. „Nur noch zwei Magazine. Das sieht nicht gut aus." Brummend wanderte die Schusswaffe wieder auf ihren Rücken. „Rene kann uns zu einem Lager führen, das nicht mehr benutzt wird“, erklärte Ethan den Plan. „Klingt super. Dann lasst uns mal nicht trödeln“, antwortete Anja. „Es ist auch nicht weit. Vielleicht fünf Minuten Fußweg“, sprach Rene und ging los. Dabei führte er die Gruppe weiter tiefer in den Wald, wo die Bäume dichter und die Gebüsche höher standen. „Wartet mal." Rene hielt die Gruppe an und eine Hand an das rechte Ohr. „Was ist los?“, flüsterte Anja. Kommentarlos deutete Rene mit einem Handwedler an still zu sein. „Da ist doch etwas." Vorsichtig trat Rene zwei Schritte vorwärts, während Ethan verdutzt umher schaute. Da war doch nun mal gar nichts zu sehen oder zu hören....Oder doch? Jetzt vernahmen auch seine Ohren das Flattergeräusch, als würde etwas sehr schnell heransausen. „Da!" Mit dem Zeigefinger deutete Rene auf den schwarzen Hubschrauber der über ihre Köpfe hinweg flog. „Waren das jetzt Pavlas Leute oder die Journalisten?" Ethan zuckte unwissend mit den Schultern. „Ich hoffe keines von Beiden“, gestand Rene, der auch sogleich wieder Fahrt aufnahm und das Tempo erhöhte. „Keine Ahnung, was das hier alles soll. Aber dieser Datenstick zieht wirklich eine Menge böser Jungs an." „Du kriegst doch jetzt die Story deines Lebens“, rief Anja von hinten. „Hoffentlich bin ich hier nach auch im Stande davon zu erzählen“, stöhnte Rene zurück, als sich wie angekündigt eine Lichtung vor Ihnen auftat, auf der wiederum ein ganzer Gebäudekomplex stand. Ein großes Lagerhaus zu ihrer Linken. Dahinter schien sich noch ein weiteres Bauwerk gleicher Art zu befinden. Eine Steinstraße trennte die Lagereinheiten von den scheinbaren Produktionsgebäuden ab. Noch weiter rechts stand ein Fuhrpark, der alledings auf dem ersten Blick ebenfalls verlassen schien. Eingerahmt wurde das Ganze von einem hochen Maschendrahtzaun, der an der Straße in eine Schranke und einem Wachhaus mündete. „Wirkt ja gruselig“, sprach Ethan. Dann ging es auch direkt weiter. Der trockene Erdboden wich dem gepflasterten Fahrtweg. „Hier wurde bis vor kurzem noch Papier hergestellt. Doch die Firma ging pleite." Elegant sprang Anja über die Schranke hinweg, während Rene weiter munter drauf los Geschichten aus dem Leben dieser Fabrik ausstauschte. Entweder mochte dieser Typ sich wirklich einfach gerne selber reden oder er hatte einfach nur Angst und versuchte das zu verbergen. Bei genauerer Überlegung, schien die zweite Möglichkeit eine bessere Investionschance zu sein. „Hast du hier draußen ein Netz?“, fragte Anja. Prüfend blickte Ethan auf das Handy, das noch gerade so zwei Balken anzeigte. „Sieht gut aus“, antwortete er und schlüpfte hinter den Beiden durch die die Lagertür hindurch, die Rene kurz zuvor noch geöffnet hatte. In dem großen Saal selber standen unzähliche Kisten, in verschiedenen Stufen gestapelt herum. Dort waren es mal vier. Da drüben wieder mal acht. Ordnung schienen die hier wohl wirklich nicht zu kennen. „Ekelig." Angewiedert schlich Anja an einer Verpackungsmaschine vorbei, die schon zur Heimat von Spinnen geworden war, sowie einer Horde an Staubmilben. „Ich rufe mal Nina an und versichere ihr, das wir noch leben“, nörgelte Ethan und kramte das Handy wieder hervor. „Nicht das die noch die Kavallerie schickt“, grinste Anja, während seine rechte Hand die Nummer die Wahlwiederholung drückte. „Gut möglich.“ Vorrang fühlt Ethan sich allerdings dazu verpflichtet, dem Körper etwas Ruhe zu gönnen. Auch wenn es nur ein paar Minuten waren.


Das Freizeichen ertönte. Ihm folgte ein Rauschen und anschließend drang Ninas besorgte Stimme schon durch die Ohrmuschel. „Ethan? Geht es euch gut?“ „Wir sind alle noch munter am Leben“, versicherte er. „Ich hatte schon das Schlimmste angenommen. Die Nachrichten sind voll mit eurer Flucht und dem Schaden den ihr verursacht habt." „Hey! Wir haben nicht wild in der Gegend herum geballert“, protestiere Ethan lautstark. „Eigentlich war es Crawford, die ihre Meinung mit einem Kugelhagel durchsetzen wollte“, fügte Anja laut hinzu. „Wie dem auch sei. Was habt ihr jetzt vor?“, fragte Nina angenervt. „Bei uns ist ein Freund von Markus, der wird dafür sorgen, das sämtliche Informationen, die den Einschlag betreffen, ins Netz gelangen werden“, erklärte Ethan seinen grandiosen aber nicht wirklich durchdachten Plan. „Weißt du, das du dein Leben riskierst? Alef wird davon nicht begeistert sein." „Na und? Ihr habt mir klar gemacht, dass ich meinen eigenen Weg gehen muss. Die selbstverherrlichende Doktrin des Rosenordens greift in der heutigen Zeit nicht mehr." Prüfend blickte Ethan durch die Kistenreihen. Hier konnte man sich wirklich gut verstecken. „Darüber reden wir, wenn Anja und du wieder heile zurück seit." „Wenn du meinst“, stellte er sich quer. „Was ist nur mit dir los? So rebellisch kenn ich dich gar nicht“, versuchte Nina ihn zu verstehen. „Ich bin nicht rebellisch. Mein Weg ist nur einfach nicht der deine. Denn ich habe nicht aufgegeben einen Ausweg aus der Misere zu suchen“, protestierte Ethan. „Es gibt keinen Ausweg! Die Welt wird untergehen. Es liegt an uns die Menschheit vor dem Ende zu bewahren." Immer diese alte Leier. Das selbe Lieder immer auf und ab. Genervt verdrehte er die Augen. „Ich unternehme jetzt etwas und warte nicht bis irgendwann das Rätsel um Maria gelöst ist, das uns vermutlich ein zweites bescherrt." Plötzlich hielt Ethan inne und blickte zu seiner Freundin herüber, die ebenfalls etwas zu bemerken schien. Von draußen drangen seltsame Geräusche heran. Waren es Fahrgeräusche? Oder kehrte der Helikopter wieder zurück. „Ich sehe mal nach." Hastig rannte Anja zur Türe und spähte leicht hindurch. „Was ist da los?“, fragte Nina. „Keine Ahnung“, murmelte Ethan. „Verdammt. Die Polizei. Wie haben die uns nur so schnell gefunden“, fluchte Anja. „Ma. Ich muss auflegen. Hier geht es gleich heiß her." „Warte. Tali zeigt mir gerade die Luftbilder. Einen halben Kilometer von euch entfernt ist ein Fluss, der in den Hauptstrom übergeht. Könnt ihr den erreichen?." Prüfend blickte Ethan zu Rene herüber, der mit der Hand eine unsichere Geste vollzog. „Vielleicht. Warum?“ „Ich hab einen Freund zu Hilfe gezogen. Tali wird dir die Koordinaten schicken, wo er euch abholen wird." „Du hast was.....?“ Rauschen.....Irritiert blickte Ethan auf das Handy. „Verdammt! Kein Empfang!" Wütend landete das nutzlose Ding wieder in der Lederjacke. „Hier spricht die Polizei. Legen sie die Waffen weg und kommen sie mit erhobenen Händen raus“, dröhnte von draußen ein Lautsprecher. „Wir sind eingekreist“, keuchte Anja von ihrem Rundgang. „Das können wir nicht gewinnen. Die können einfach das Gebäude stürmen und das wars“, schrie Rene panisch durch die Gegend. „Beruhige dich! Noch ist nichts verloren“, keifte Ethan herüber. Zwar hatte dieser Typ durch aus recht. Die Chancen standen wahrlich nicht gut. Doch bisher fanden sie gemeinsam immer einen Ausweg. Oder wie in diesem Fall tat das Pavla für sie, dessen Leute wie aus dem Nichts aus dem nahen Wald heran stürmten und ein gewaltiges Feuerwerk veranstalteten. „In Deckung!“ Zu spät! Mehrere Treffer verwandelten einen der Polizeiwagen in einen Schweizer Käse, bis dieser in einer gigantischen Explosion aufging.Die Leichen dreier Beamter lagen schwer verletzt oder gar tot drum herum. Krieg. Überall nur Krieg. Unschuldige Opfer! Die armen Polizisten! „Die haben doch keine Chance“, fluchte Anja, während ein weiterer Mann im Kugelhagel zu Boden ging. „Was jetzt?" Panisch sprang Rene hinter einer der Kistenreihen in Deckung, als plötzlich von hinten die Tür aus den Angeln flog. „Wir können doch nicht auf Polizisten schießen." Ohne zu zögern lud Anja die Waffe durch. „Die werden aber auf uns schießen“, protestiere sie. „Das ist doch keine Aussage!" Mehrere Schritte hallten durch die Gänge heran. „Also gut. Verstecken wir uns“, gab Anja nach und rannte den Weg nach rechts entlang. Ethan folgte ihr bis zu einer weiteren großen Verpackungsmaschine. „Da drüben!“, Mit dem Zeigefinger deutete sie auf drei Beamte, die mit gezogener Waffe durch den Mittelgang schlichen. „Schräg links kommen auch noch mal zwei Stück“, bemerkte Ethan. „Bleib hier." Leise schlich Anja den Gang weiter entlang. Dabei nutzte sie die Kisten geschickt als Deckung. Hoffentlich ging das alles auch wirklich gut! Schwer atmend lehnte er sich gegen die Rückwand und wartete, während draußen das Spektakel immer noch weiter ging. „Stehen bleiben!" Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Beamter mit gezogener Waffe vor ihm auf. „Fallen lassen." Ohne sich zu widersetzen und mit einer schützenden Handbewegung legte Ethan die Waffe auf den Boden. „Umdrehen!“ Auch dieses Mal gehorchte er und drehte sich um. „Habe den ersten gefasst“, sprach der Mann in sein Funkgerät hinein, während das metallene, klimpernde Geräusch der Handschellen ertönte. Das war es! Die ganze Mission gescheitert! Man würde ihn für einen Terroristen halten, vor Gericht stellen und schlussendlich verurteilen. Dem Untergang der Menschheit von einer Zelle aus entgegen zu blicken hatte sicherlich seinen Reiz.


Sekunden vergingen in denen Ethan weiter über den Sinn der Mission nachdachte. Doch was war eigentlich mit den Handschellen? Unsanft fiel der Körper des Beamten auf einmal rechts durch das Bild und schlug hart gegen die Wand. Was zum Teufel....? Eine blutende Wunde zierte, den linken Schläfenbereich. Zitternd kniete Ethan sich nieder und drehte den Mann herum. Tot! Weit aufgerissen starrten die Augen des Mannes ins Leere. Der Brustkorb bewegte sich nicht. „Hab ihr da drüben schon nachgesehen?" Schnell richtete er sich auf und lief einfach drauf los an den Kisten vorbei zur gegenüberliegenden Wand, als die Fronttür durch die sie gekommen waren, unter lautem Getöse aufflog und wenige Meter weiter zu Boden krachte. „Macht sie alle!" Pavlas Männer stürmten mit den Waffen vorran zügig in das Lager, was eine direkte Konfrontation mit der Polizei nach sich zog.


Wie die Irren schossen beide Parteien aufeinander los. Zwei Soldaten gingen direkt zu Boden. Einer der Polizisten tat es ihnen unter Schmerzensschreien gleich. Dann versuchte ein anderer Soldat sich zu lösen. Doch die Bewegung endete mit einer Kugel im Bein, sowie einer unsanften Landung in den Kistenstapeln. Schnell schlich Ethan um die Ecke, von der aus seine Augen die andere Tür erspähen konnten. Doch es lagen einfach zu viele freie Räume zwischem ihm und der Freiheit und damit dutzende Möglichkeiten für Pavlas Männer, ihn aus dem Weg zu räumen. Grübelnd versuchte er einen Plan auszuarbeiten, als unverständliche Worte im Kugelhagel an seine Ohren halten. Sollte das Gebrabbel irgendetwas bedeuten? Das Geflüster klang sehr undeutlich. Prüfend blickte Ethan sich wieder um. Da! Wieder dieses Geräusch. Diesmal klarer und lauter vernahm er seinen eigenen Namen. „Ethan!“ Diesmal vermochte er das Geräusch zu orten, was schließlich zu Anja führte, die auf der gegenüberliegenden Seite kniete und herüber winkte. In ihrem Rücken schob sich Rene vorbei, aus der Tür raus. „Beweg dich“, forderte sie wütend. „Du hast doch wohl einen Knall“, protestierte Ethan leise herüber. „Ich gebe dir Feuerschutz. Jetzt schwing deinen Hintern her." Anja ließ sich eindeutig von ihrem Plan nicht abbringen und nahm das Maschinengewehr vom Rücken herunter. Dann nahm sie zwei der Kisten als Auflage und drückte ab. Das war die Möglichkeit! Von Angst und Adrenalin getrieben rannte er los. Zack! Die erste Kugel sauste nur knapp an seinem Kopf vorbei. Ein Stolperer folgte. Die zweite Kugel verfehlte um Haaresbreite seinen rechten Arm. Schnell zum Endspurt übergehen. Eine dritte und vierte Kugel zerstrümmerten die Hängelampe über seinen Kopf. „Spring!" Ohne nachzudenken hechtete Ethan nach vorne und schlitterte über den kalten Boden an Freund und Feind vorbei gegen den nächsten Kistenstapel. Unter leichten Rückenschmerzen richtete er sich wieder auf und blickte in Anjas entsetztes Gesicht, die schnell auf dem Absatz kehrt machte und dabei nach seinem rechten Arm griff. Dann schob sie seinen Körper regelrecht aus der Tür heraus, als das Unglück seinen Lauf nahm.

 

Über den Fluss

 
Wie Strohhalme flogen Ethan und Anja durch die Luft, als eine gewaltige Druckwelle sie regelrecht gegen den Maschdrahtzaun schleuderte, der unter Ächtzen wegbrach, wodurch die beiden unsanft auf der Graswiese außerhalb zum liegen kamen. „Autsch.“ Stöhnend und mit einem Trommeln in den Ohren beförderte Ethan seinen schmerzenden Körper vorsichtig in die Rücklage, während die ersten brennenden Trümmertreile im Wind hinab segelten. „Geht es dir gut?“ Besorgt versuchte er den Kopf nach rechts zu drehen um nach Anja zu sehen, die bauchseits und mit allen vieren von sich gestreckt, das Gras knutschte. „So halbwegs“, gab sie stöhnend von sich und schwang ebenfalls herum. „Hoffentlich sind meine Knochen noch alle ganz." Denn angesichts der heftigen Brustschmerzen beim Atmen, war diese Frage aus seiner Sicht durch aus berechtigt. Aber was war eigentlich mit Rene passiert? Hatte der Kerl es etwa geschafft, sich in Sicherheit zu bringen, ohne was abzukriegen. „Kannst du aufstehen?“ Ethan versuchte die Frage seiner Freundin gleich mal zu beantworten und richtete seine Oberkörper auf. „Sollte gehen“, während seine Augen auf das brennende Lagerhaus fielen. Das Pavla sogar seine eigenen Männer opfern würde hätte er nicht mal in den kühnsten Träumen gedacht. Langsam schickte Ethan sich an auch den Rest des Körpers wieder in die aufrechte Position zu bringen. Dabei griff ihm Anja stützend unter die Arme. „Schnell. Wir sollten verschwinden." Anja hatte recht. Die Explosion war sicherlich meilenweit zu hören gewesen, was Polizei und Antiterroreinheiten sicherlich auf ihre Spur bringen würde. Aber was war mit Crawford? Glaubte die Frau wirklich, das Anja und er in der Feuerhölle aus dem Leben geschieden waren? Wenn ja, schien das Glück diesmal auf ihrer Seite zu sein. Des das würde auf jeden Fall erst mal eine Menge Zeit einbringen. „He ihr zwei." Von der Baumkrone zehn Meter entfernt zeigte sich auch endlich Rene, der wohl wirklich ohne Schaden aus dieser Sache fliehen konnte. „Geht es euch gut?“, fragte er besorgt, während die Gruppe sich wieder vervollständigte. „Könnte besser sein. Aber du hast ja nichts abgekriegt“, brummte Ethan. „Reine Glückssache“, verteidigte sich Rene. „Wir sollten verschwinden“, warf Anja ein. „Aber wohin?“ Eine gute Frage. Aber zum Glück gab es ja noch Nina die mitgedacht hatte und einen unbekannten Freund ins Spiel brachte. „Tali hat mir ein paar Koordinaten gegeben. Wir sollen über einen Fluss hier in der Nähe fliehen." Besorgt kramte Ethan das Telefon aus der Tasche. Hoffentlich ging das Ding noch. Denn sonst würde es wirklich verdammt schwer werden aus dieser Sache heraus zu kommen. Doch auch dieses Mal schien das Glück der Gruppe hold zu sein. Denn die Elektronik tat noch ihren Dienst. „Da eine Nachricht von Tali." Zügig öffnete Ethan die Datei, die sich kurz darauf zu einem Bild veränderte, das den besagten Fluss dar stellte. An einer Stelle befand sich ein rotes Kreuz. „Weißt du wo das ist?“, fragte Ethan und hielt Rene das Handy vor die Nase, der wiederum nur flüchtig einen Blick brauchte und dann bejahte. Allerdings verwies er noch darauf, das die Strecke ziemlich lang sei und es von hier ungefähr zu Fuß locker zwei Stunden bräuchte, um den besagten Ort, einen einsamen Anlegersteg zu erreichen. „Dann stehlen wir einfach ein Boot“, gab Anja völlig unbeeindruckt zum Besten. „Klar! Du hast doch eine geraucht“, schimpfte Rene. „Was? Das ist die beste Möglichkeit. Die Polizei und Crawford überwachen die Straßen und den Luftraum. Dieser Weg fällt also schon mal aus." Wo sie recht hatte.......Vielleicht war es wirklich erst einmal besser zum Fluss zu gehen, und von dort aus nach einer Lösung zu suchen. Denn es konnte doch nicht wirklich alles an diesem Tag schiefgehen. Ok! Bis auf die Nacht mit Anja, die viel zu schnell vorbei war. „Brechen wir auf." Seine Freundin nahm wieder einmal das Ruder in die Hand und ging vorran. Protestierend und Kopfschüttelnd schloss Rene zu ihr auf. Ethan selbst bildete das Schlusslicht um so den Rücken abzudecken. Doch das war zum Glück nicht nötig, da nach knapp zehn Minuten das Flussufer vor ihnen auftauchte. „Frische Luft!“ Genussvoll sogen Anjas Lippen den Sauerstoff auf, während Ethan und Rene das karge Ufer absuchten. Nach wenigen Augenblicken machte sich Ernüchertung breit. Außer ein paar Sandbänken und Graslandschaften gab es nichts besonders zu sehen. Erschöpft sank Rene auf das Gras. „Ich geh mal etwas die Ufernähe absuchen." Eine wirklich dumme Idee. Was hoffte er eigentlich zu finden? Ein Boot, auf das ganz zufällig ein Pfeil hindeutete, wie in den Filmen und Computerspielen?


In der Realität sah so was einfach ganz anders aus. Denn statt dem erhoffen Beförderungsmittel gab es nur weit und breit Sand, Steine und Gras. Zu Ethans rechten erhob sich die Autobahnbrücke. Zur linken gab es nichts außer die weite Landschaft. Hier und da tuckerten einige Kleinboote über das Wasser. Aber mehr schien auf dem ersten Blick nicht erkennbar zu sein. „Und?“ Fragend gesellte sich Anja neben ihn. „Was hat meine Mutter eigentlich geglaubt. Das hier ein Schiff nur für uns bereit steht?“, brummte Ethan und kickte einen Stein ins Wasser. „Ich bin mir jetzt nicht zu hunderprozent sicher. Aber ich weiß das weiter nördlich hinter der Brücke ein kleiner Bootsverleih liegt. Die machen so ab und an Besichtigungen für die Touris und so." Endlich mal ein nützlicher Hinweis von diesem Nerd. Aber damit war die ganze Sache noch nicht erledigt. Denn eine Frage blieb da noch offen. „Kann denn hier wer so ein Gerät überhaupt steuern?" „Also ich nicht“, gestand Rene. „Überlasst das mir Jungs." Irgendwie musste das jetzt kommen. Die konnte wohl alles steuern, was irgendwie nach einem Beförderungsmittel ausssah. „Was kannst du eigentlich nicht fahren?“, fragte Rene überrascht. „Eine Frau darf doch auch wohl noch Geheimnnisse haben?" Verführerisch zwinkerte sie in die Männerrunde. Ganz schön dreist! Dann gingen die drei wieder los den Strand entlang, unter der Brücke hindurch. Danach folgte noch ein circa zwei Kilometerfußmarsch, ehe auf ihrer Seite das Grasland abflachte. Dafür tauchte allerdings eine ein kleiner Parkplatz auf, auf dem ein paar Autos standen. Eine Straße führte in Schlangenlinien den kleinen Hügel hinauf, bis zu einer Kreuzung. Von dort aus ging es sicherlich weiter auf die Schnellstraße oder auf einen Landweg. Zielstrebig lief Anja auf das kleine weiße Gebäude zu, das von Außen nicht nicht den Anschein machte irgendwie bewohnt zu sein. „Sieht nicht gut aus." Demonstrativ haute sie mit der Hand gegen die verschlossene Tür. „Super und was jetzt?“, stöhnte Rene. Der darauffolgende Schuss auf das Türschloss beantwortete diese Frage. „Ich sage lieber nichts.“ „Ist auch besser so“, brummte Anja zu Rene herüber. Dann betrat sie das Gebäude. „Dir ist aber schon klar, das die Besitzer der Wagen da oben zurück kommen werden? Irgendwann?“, fragte Ethan neugierig, während er Schmiere stand. „Aber da sind wir längst weg“ Mit einem Lächeln auf den Lippen hielt sie mehrere Schlüssel nach draußen. Anschließend ging sie den Steg entlang, wo tatsächlich mehrere Motorboote in verschiedensten Größen vor Anker lagen. In Front befand sich ein großer Dampfer, der siche für die Touristen gedacht war. „Das hier gefällt mir." Spontan hüpfte Anja in ein weißes Gefährt, das die Gruppe locker aufnehmen konnte. Rene folgte ihr. Ethan hingegen enttäute den kleinen Kahn. Erst dann gesellte er sich mit einem Sprung zu den anderen. „Vorsichtig!" Leicht wogte das Boot hin und her ehe nach Sekunden wieder Ruhe einkehrte. „Dann wollen wir mal“, Mit einem kräftigen Ruck drehte Anja den Schlüssel herum und startete so den Motor. „Ist fast wie Autofahren." Langsam glitt der Bug nach vorne heraus, während sie um einige Hindernisse herum steuerte. „Das wird ein Spaß." Krampfhaft hielt sich Ethan an der Steuerbord – Reeling fest, als seine Freundin den Schalter weiter durchdrückte und somit das Boot schnell an Geschwindigkeit aufnahm. „Ist die immer so drauf?“, brüllte Rene herüber. „Frag am besten nicht nach“, stöhnte Ethan. „Alles in Ordnung dahinten?“, fragte Anja unschuldig. Die Jungs nickten gequält in der Hoffnung das keiner von ihnen seekrank werden würde.


Eine ganze Stunde dauerte die Fahr auf dem Fluss, ehe die Gruppe jene besagten Koordinaten erreichte. „Da drüben ist ein Steg." Schnell bog das kleine Gefährt nach links ab, bis es schließlich langsamer werdend den Steg erreichte. Zügig sprang Ethan wieder über die Reeling und vertäute das Schiff, als plötzlich Wagen den Weg hinab fuhr und direkt vor ihnen hielt. Verdutzt schauten sich die drei an, während Anja die Waffe in der Jackentasche umklammerte. „Ihr habt es rechtzeitig geschafft. Das freut mich." Ein Seufzer ging durch die Runde, als Frank aus dem Wagen ausstieg und sie freudig nacheinander alle begrüsste. „Was machst du denn hier zum Teufel?“, fragte Ethan. „Deine Mutter hat mich angerufen und um Hilfe gebeten“, antwortete Frank. „Es war nicht richtig, dich in diese Lage zu bringen“, brummte Anja. „Das lasst mal ruhig meine Sorge sein. Meine Entscheidung und auch meine Konsequenzen“, lächelte Frank. „Ist deine Familie wenigstens in Sicherheit?“, fragte Ethan besorgt. „Denen geht es gut. Aber Linda fragt die ganze Zeit nach dir." Während Anja leicht schmunzelt hinten einstieg, nahm sich Ethan brummend die andere Seite vor.


Eigentlich hatte er gehofft, dass das kleine Mädchen ihn vergessen hatte. Aber dem war wohl scheinbar nicht so. Man konnte sich schon leibhaftig vorstellen welche Kriegstpläne in Lindas Kopf ausgebrütet wurden um nur ein Ziel zu erreichen. Eine Runde Puppenkrieg. Seufzend lehnte Ethan den Kopf an Anjas Schulter. „Wo geht es denn hin?“, fragte Rene, der auf der Beifahrerseite Platz nahm. „Ich bringe euch erst einmal aus der Stadt heraus. Das wird das sicherste sein“, antwortete Frank. „Was ist mit dem Landhaus?" „Da wird die Polizei euch doch als erstes vermuten nach der Sache mit Michael“, raunte Frank. „Du weißt davon?“ „Nina hat mich in das gröbste eingeweiht." Na das war ja wirklich ein starkes Stück. Seine Mutter die zu erst nicht wollte das Frank in die Sache mit herein gezogen wird, hatte nun zurück gerudert und sich anders entschieden. Hoffentlich war das kein Fehler............

Überredungskunst


Eine halbe Stunde hatte die Fahrt mit dem Auto gedauert ehe Frank die Gruppe in einem kleinen Hotel außerhalb der Stadt unterbringen konnte. Dabei teilten sich Ethan und Anja wie gewohnt ein Zimmer und Rene bezog ein Zweites das direkt neben ihnen lag. Doch bevor es wirklich schlafen ging, trafen sich noch einmal alle vier zusammen, um zu beratschlagen, wie es denn nun weiter gehen sollte. „So das Essen ist da.“ Mit zwei Tüten von einer Frittenbude kehrte Frank in dem kleinen aber feinen Zimmer ein. Es war jetzt kein Fünf – Sterne – Hotel, wie Ethan es sonst normalerweise von Auslandsreisen früher gewohnt war. Doch das störte ihn nicht. Im Krieg musste man mit dem Vorlieb nehmen, was sich gerade anbot. „Ich hab einen Bärenhunger." Anja lief das Wasser schon förmlich im Mund zusammen, als Frank die kleinen Styroporkartons verteilte. Zusätzlich gab es noch drei mal Bier und zwei mal Cola. „Hast du den halben Laden leer gekauft?“, fragte Ethan irritiert mit einem Blick auf seine riesige Portion Pommes mit Mayo. Unter den ganzen Kohlenhydraten blinzelte die Hälfte eines goldbraunen Schnitzels hervor. „Nein. Aber die Portionen sind hier einfach so groß." Jetzt war Rene mit dem Öffnen an der Reihe dran. Eindeutig ein Hamburger in XXL Format. Ketchup und Mayonäse quillten schon förmlich aus den Seitenrändern hervor. Anja hingegen bemühte sich noch mit der scheinbar leichten Kost. Ein Salat und dazu gab es noch ein kleines Hänchenschnitzel. „Lasst es euch schmecken." Mit Franks Worten schlug die Bande wie ein Mähdrescher zu ehe nach fünf Minuten Anja die Gesprächsrunde eröffnete. „Also wie soll es weiter gehen? Schnell verfand ein Stück Pommes in Ethans Mund. „Ihr Zwei Wahnsinnigen habt mich überzeugt. Die Daten müssen veröffentlich werden“, raunte Rene. „Aber wie stellen wir das an?“, warf Frank in die Runde, während seine Lippen an der Bierflasche nippten. „Das können wir morgen früh in meiner Agentur machen. Dort haben wir gesicherte Serververbindungen“, antwortete Rene. „Klingt doch gut. Wo ist das?“ „Außerhalb von Paris in einem kleinen Vorort. Nicht weit von hier“, murmelte Rene, schwer mit dem Fleisch kämpfend. „Dann ist beschlossene Sache." Mit einem Schlenker nach hinten griff Anja die Fernbedienung und schaltete den kleinen Röhrenfernseher ein. „Mal sehen, was die Nachrichten so sagen“, sprach sie mit vollen Mund.


Hier ist Michel. Wir berichten noch immer von den schweren Terroranschlägen, die unser Land heute heimgesucht haben. Für alle die jetzt erst einschalten fassen wir die Ereignisse des heutigen Tages noch einmal kompakt und informativ zusammen.


Danke Michel. Heute Mittag hat sich in der Innenstadt von Paris eine schwere Schießerei zugetragen. Involviert waren drei Personen, zwei von Ihnen waren männlich. Das ganze gipfelte in eine wilde Verfolgungsjagd auf der Autobahn, wo dutzende Autos beschädigt wurden. Eine noch bisher unbekannte Anzahl an Menschen wurde schwer verletzt. Ersten Hochrechnungen zur Folge gab es bei diesem Zwischenfall zwanzig Tote. Die Gendarmerie konnte die flüchtigen Täter bis zu einem alten Fabrikgelände verfolgen. Aus sicheren Quellen konnten wir entnehmen, dass noch eine weitere Gruppe involviert war. Am späten Nachmittag kam es zu einer schweren Explosion bei dem mehrere Beamte ebenfalls getötet wurden. So beläuft sich die Zahl der Toten in diesem Moment auf vierzig Personen. Von den drei Tätern fehlt bisher jede Spur. Berichte, das die Täter dem Flammenmeer zum Opfer fielen, sind nur spekulativ. Es bleibt abzuwarten, was die Ermittlungen ergeben.


Danke Christina. Die Polizei ist erschüttert von den Außmaßen an Gewalt, mit der die Täter zu Werke gingen. Ein Zeuge schildert, dass der Streit wohl in einem Kaffee sein Anfang nahm. Warum gerade dieser Ort zum Grab von vielen Menschen wurde konnte nicht geklärt werden. Da gerade zu dieser Jahreszeit viele Menschen auf dem Platz unterwegs waren, kann ein Anschlag nicht ausgeschlossen werden. Von den schwer verletzten Männern schweben drei noch immer in Lebensgefahr.


Michel, wie wird die Regierung jetzt vorgehen. Was glaubst du?


Dies ist schon der zweite Anschlag innerhalb eines Jahres. Die Bevölkerung ist unsicher, will sich allerdings auch nicht den schrecklichen Verbrechern beugen, die soviele Menschenleben auf dem Gewissen haben. Aus Regierungskreisen heißt es, das man mit entschiedener Härte gegen diese Verbrecher vorgehen will. Welche Pläne das beinhaltet wird wohl erst in den nächsten Tagen bekannt gebeben.


Schnell verschwand das letzte Stück Fleisch von Cola begleitet den Hals hinab. „Vierzig Tote." Seufzend stellte Ethan das Glas wieder ab. „Es ist mir immer noch unbegreiflich, warum Crawford das getan hat. Das passt sogar nicht in das Konzept“, sprach Anja nachdenklich, während sie ihren Müll wieder in die Tüte packte. „Damit ist der Krieg offiziell. Jetzt sind wirklich alle involviert“, fügte Frank hinzu. Zügig verschwand auch Ethans Schale in der Tüte. Konnte dieses Ereignis vielleicht der erste Funke sein? Ein Funke der zu einem Krieg wurde und sich global zu einer atomaren Katastrophe ausweitete? Unlogisch schien das beileibe nicht. Auf der andere Seite, gab es genug Anschläge dieses Jahr ohne das die eine Seite der anderen gleich mit der totalen Vernichtung drohte. Aber was wenn jetzt das Maß bei den Regierungen voll war? Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch verfolgte er die Bilder von der Verfolgungsjagd im Fernsehen, sowie die der brennenden Lagerhalle. „Frank kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte Anja. „Klar!“ Schnell wanderte die Bierflasche wieder auf den Tisch. „Bring deine Familie in Sicherheit. Pack ein paar Sachen fahrt raus aus der Stadt." „Nadine ist mit Linda heute abend eh zu Hause. Es wird ihnen schon nichts passieren“, versicherte Frank mit ruhiger Stimme. „Ich würde mich dabei wohler fühlen wenn du uns morgen nach Eden begleitest“, versuchte Anja ihn weiterhin zu überzeugen. „Nina hat mir von diesem Ort erzählt. Ist es da wirklich so schön wie sie es beschrieben hat?" „Das ist es ohne Zweifel und deine Familie wird außerdem geschützt sein“, antwortete Ethan mit einem Griff zum Glas. Doch auch das schien Frank noch nicht ganz überzeugt zu haben. Denn man konnte es ihm förmlich ansehen, wie das Gehirn auf Hochtouren arbeitete um nach einer Lösung zu suchen. „Also mir wäre die Familie ja wichtiger“, warf Rene rüde dazwischen, womit er auch sogleich von Ethan und Anja scharfe Blicke erntete. „Ich kann euch doch unmöglich alleine lassen“, protestierte Frank nicht sehr überzeugend. Eine Tatsache die Anja scheinbar ausnutzen wollte. „Wir drei kommen gut zu recht. Du hast uns schon wahrlich genug geholfen...“ Wieder folgte der böse Blick zu Rene. „Doch ich muss ihm zustimmen. Deine Familie hat Vorrang. Keiner von uns würde es sich je verzeihen, wenn Linda ihren Vater verliert." Seufzend lehnte sich Frank nach hinten, während seine Hände durch die Haare fuhren. „Lasst mich euch wenigstens morgen früh noch zu dieser Zeitung fahren. Danach schnapp ich mir Nadine und Linda wir holen euch gemeinsam wieder ab." „Ein guter Kompromiss. Damit kann ich leben. Was sagst du?“, fragte Anja zu Ethan herüber, der wiederrum nur stumm zustimmte, als plötzlich wieder das Telefon klingelte. „Ich geh mal kurz vor die Tür“, entschuldigte er sich leise, stand auf und ging ins Nebenzimmer. „Ma? Ist alles in Ordnung?" Mit einem Satz sprang Ethan auf das Bett, mit dem Handy fest am Ohr. „Das wollte ich euch fragen“, erwiderte Nina. „Alles ist gut. Morgen werden wir die Mission durchführen und dann kommen wir mit Frank und seiner Familie zurück“, versuchte er sie zu beruhigen. „Das ganze gefällt mir gar nicht. Ich habe ja schon Tali versucht zu überreden, die Daten ins Netz zu stellen. Doch das blöde Programm weigert sich“, brummte Nina. „Ich muss alles tun, um das Projekt Mankind zu bewahren“, rechtfertigte sich die künstliche Intelligenz aus dem Hintergrund so trocken, das Ethan beinahe laut los lachen musste. „Die macht mich wahnsinnig Eine Weitergabe der Daten würde unweigerlich andere Personengruppen mit in diesen Krieg ziehen.“, wiederholte Nina. „Korrekt. Es würde ein kritischer Punkt erreicht, der Mission zum Fehlschlag führen könnte. „Tali? Ich liebe dich für deine direkte Art und Weise“, kicherte Ethan in die Ohrmuschel. „Die kann dich eh nicht hören. Wie sieht denn jetzt euer Plan aus?" In allen Einzelheiten begann er seiner Mutter zu erzählen wie der morgige Tag von statten gehen sollte. „Das ist aber nicht ganz ungefährlich. Was ist wenn Crawford euch dort auflauert?“, fragte Nina besorgt. „Dann werden Anja und ich ihr ordentlich einheizen“, antwortete Ethan trocken. „Du hast dich wirklich stark verändert." „Ich bin nur selbstbewusster geworden. Das ist alles“, brummte er. „Oder ist es Anja die das bewirkt hat?." Mit hochrotem Kopf drehte sich sein Kopf in das weiche Kissen. „Vielleicht ein wenig." Jetzt hieß es bloß nicht zu viele Informationen herauszugeben um das Feuer noch klein zu halten. „Sie tut dir wirklich gut. Hab ihr denn.....?“ „Mum!“, unterbrach Ethan entrüstet den Satz, was bei Nina auch so gleich einen Lachanfall auslöste. „Das geht dich nun wirklich nichts an." Leise brummelnd drehte er sich auf die andere Seite. „Mein Sohn wird doch langsam erwachsen." „Das war er schon die ganze Zeit. Du hast es nur nicht bemerkt“, fiel Anja plötzlich ins Wort. „Wann bitte hast du dich angeschlichen?“, fragte Ethan irritiert. „Das kann ich eben. Außerdem hört man dich bis draußen protestieren. Da habe ich mir gedacht, ich schau mal nach." Grinsend setzte sich ihr Körper auf die Bettkante. „Warte ich stell dich auf auf laut“, brummte Ethan. „Anja?" „Ja ich bin hier Nina." „Passt du auch gut auf meinen Sohn auf?" „Das muss ich nur noch selten. Ethan mausert sich zu einem kleinen Rambo“, kicherte Anja. „Sehr witzig." Mit einem kleinen Schubser bedankte er sich für die Blumen. „Das freut mich zu hören“, sprach Nina ruhig. „Wie geht es anderen?" „Denen geht es gut. Leila und Alef arbeiten immer noch unter Hochdruck am dem Rätsel. Aber es sind soviele Dokumente zu sichten“, stöhnte Nina. „Wenn wir wieder da sind, hast du noch ein paar mehr Augenpaare“, erklärte Ethan. „Falls ich dir nicht vorher Hausarrest gebe, für diesen unerlaubten Ausflug“, scherzte seine Mutter. „Werden wir sehen. Aber Anja und ich müssen zurück zu den anderen." „Passt gut auf euch auf." Zum Abschied wurden noch ein paar virtuelle Küsschen verteilt. Anschließend legte Ethan seufzend auf. Da wollte die doch wirklich wissen, ob ihr Sohn es endlich getrieben hatte. Wie verrückt konnten Mütter eigentlich sein? „Mein kleiner Rambo." Mit einem Grinsen auf den Lippen sowie einen Kuss zog Anja ihn vom Bett hoch. „Du bist doch eher die Schießwütige von uns“, scherzte Ethan mit einem leichten Klaps auf ihren Po. „Wie geht es Nina?“, rief Frank herüber, während die Zwei das Wohnzimmer wieder betraten. „Gut“, antwortete Ethan knapp. „Das ist gut. Ich werde mich aber auch so langsam ins Zimmer begeben und Nadine noch anrufen“, gestand Frank mit einem Gähnen. „Eine gute Idee. Grüß sie schön von uns." Liebevoll umarmte Anja ihn. Dann verließ der Familievater das Zimmer.

Die Praktikantin

 
Was für eine Autofahrt! Sage und schreibe eine Stunde war die Gruppe unterwegs gewesen, zu dem Vorort, der angeblich nicht so weit weg von Paris sein sollte. Zuerst hatte Ethan sich darüber eher weniger Gedanken gemacht. Ein paar Wälder hier und da. In weiter Entfernung vermochte man sogar noch bewaldete Hügelketten zu erkennen. Die Sonne schien am klaren Himmel vor sich hin. Ein Wetter, welches gerade wegs zu einem Ausflug ins Grüne einlud. Jedoch weit und breit kein Dorf in Sicht. Erst als ein kleines Ortschild von Ende der Reise kündete machte sich Ethan daran, seinem Ärger zu Luft zu machen. „Das ist ja hier wirklich die Pampa." „Viel steht hier ja wirklich nicht“, kommentierte Anja die karge Wohnsiedlung, die nur aus ein paar wenigen Häusern bestand, die alle durch eine Hauptstraße verbunden waren. Zu ihrer rechten zog ein Bäckerladen vorbei. Links befand sich ein kleiner Supermarkt mit einem schnuckeligen Parkplatz. Da passten auf dem ersten Blick ja wirklich gerade mal zehn oder fünfzehn Autos drauf. Dann gab es da noch eine alte Kirche und ein paar Häuser. Geschätzt durften hier sicher nicht mehr hundert oder zweihundert Leute leben. „Wie kann man an so einem Ort eine Firma gründen?“, fragte Ethan neugierig nach vorne. „Ursprünglich gehörte das einzige Hochhaus in dieser Gegend mal einer anderer Firma. Doch die sind jetzt expandiert." Mit der Hand deutete Rene nach vorne, wo inmitten der schnuckeligen Bauten, ein Hochhaus in den Himmel ragte. Schnell gezählt! Gut zwölf Stockwerke auf den ersten Blick. Dieser Bau passte so gar nicht zum Rest des Ortes.


Gemütlich lenkte Frank das Fahrzeug durch einen Kreisverkehr, ehe nach einem Abbiegmanöver nach rechts sich der Metallkoloss zu einer Begrüssung anschickte. Mittig trohnte in graublauen Lettern das Wort: Primestar. „Gehören etwa alle Stockwerke zu eurer Zeitung?“, fragte Anja irritiert. „Nein. Nur die siebte und achte Etage. In den unteren Räumen entwickelt Primestar Softwarelösungen. Über uns ist vor wenigen Wochen noch ein Rechnungszentrum eingezogen“, antwortete Rene. „Wirklich nett“, blödelte Ethan, während Frank langsam an die Schranke heran fuhr. „Ich mach das schon." Zügig kramte Rene eine kleine Chipkarte heraus und führte sie gleich dem blauen Automaten zu. Eine grüne Signalampel leuchtete auf und die Schranke fuhr nach oben. „Hier gibt es Security?“ Ungläubig starrte Ethan zu den zwei Wachleuten herüber, die wohl gerade ihren Rundgang über das kleine Gelände machten. „Denk mal an Raubkopierer und der gleichen. Eine neue Software kann unter Umständen richtig viel Geld auf dem Markt einbringen." Langsam lenkte Frank den Wagen auf einen kleinen Parkplatz, auf den gut und gerne zwanzig Fahrzeuge insgesamt Platz fanden. Vierzehn davon waren belegt. „So. Ich wünsche euch viel Erfolg." „Dank dir. Du hast ja die Koordinaten, wo wir uns treffen, wenn alles erledigt ist“, lächelte Anja und stieg aus. „Passt bitte auf euch auf." Besorgte blickte Frank zu Ethan herüber, der sich die Jacke zurecht rückte. „Es ist nur eine Zeitung. Was soll denn schon schiefgehen?“, fragte Rene von der anderen Seite. Der Junge hatte wirklich gut reden. Gerade in den Momenten wo alles ruhig schien, konnte das Schicksal einem merkwürdige Streiche spielen. Dinge wie herabstürzende Steine. Oder Verfolgungsjagdten.....Innerlich summierte sich in Ethans Kopf eine große Anzahl an Aktionen aus den letzten sechs Wochen, welche bereits für Chaos sorgten. Bei der hier standen die Chancen nicht schlecht, das ebenfalls Schwierigkeiten auftauchten. „Wir kriegen das schon hin und jetzt ab mit dir“, lächelte Anja. Mit einem besorgten Blick startete Frank wieder den Motor und fuhr wieder davon. „Mir ist wohler, wenn ich weiß das Frank und seine Familie außer Gefahr sind." Seine Freundin hatte recht. Es gab schon Opfer in dieser Sache. „Wenn wir uns beeilen ist die ganze Sache in einer Stunde erledigt." Mit Renes Worten in den Ohren drang die Gruppe die steinernen Stufen hinauf, die ebenfalls in einem grau gehalten wurden, während blaue Linien sich einen abstrakten Weg durch den Mamor bahnten. „Wo wird Frank uns eigentlich nachher abholen?“, fragte Ethan neugierig, während sie das Innere betraten. „Ungefähr zwei Kilometer von hier mündet ein kleiner Weg an einen Bach. Dort kann er uns in Ruhe einsammeln“, antwortete Anja. „Was ja sehr wahrscheinlich ist“, brummte Ethan, als sie an der Zentraleinheit vorbei Richtung Aufzug liefen. „Guten Morgen." Mit einem Lächeln begrüsste Rene die Empfangsdame. „Heute mal pünktlich?" Genervt schaute der Kopf einer älteren Dame hinter einem Monitor hervor. „Sind sie mit dem falschen Fuss aufgestanden?" „Hatte noch nicht genügend Kaffee“, brummte die Dame zu Rene. „Na. Kaffee ist nicht alles“, grinste Ethan. „Haben sie eine Ahnung." „Was für eine komische Dame“, flüsterte Anja, während die Drei den kleinen Auftzug betraten, welcher eindeutig nicht für Klaustrophobiker konstruiert wurde. Mit den Fingern drückte Rene auf das Symbol mit der Sieben. Dann schoben sich die Türen quietschend zusammen und kurz darauf setzte sich das Gefährt ruckartig in Bewegung. „Ist das Teil auch sicher?“, fragte Ethan besorgt. „Ach....“, ungläubig schüttelte Rene mit der Hand. „Hier ist noch nie was passiert." „Wollen wir es hoffen“, dachte sich Ethan leise, während seine Gedanken weiterhin um die Flucht drehten. Warum zu Teufel hatte Anja so einen weiten Fluchtpunkt ausgewählt? Bei dieser Kälte froren doch bei einer so langen Laufstrecke sämtliche Gliedmaßen nacheinander ab! Aus taktischer Sicht wäre es sicherlich besser gewesen, Frank hier zu behalten und gemeinsam anschließend Linda und Nadine abzuholen. Der Plan seiner Freundin beinhaltete einen gewaltigen Umweg durch das Umland. Aber wahrscheinlich hatte alles schon seinen Sinn und sie wollte nur sicher gehen, das niemand in die Fänge von Polizei oder den Soldaten von Crawford geriet. Wobei Ethan sich bei Punkt Zwei noch nicht wirklich sicher schien. Die Dame genoss eine strenge Ausbildung bei der Armee. Aufgeben stand sicherlich nicht auf ihrem Plan. „So wir sind da!“ Endlich öffneten sich die Fahrstuhltüren und gaben den Blick auf eine mordernen Büroraum frei, wo die einzelnen Mitarbeiter durch Glaswände getrennt, in Ruhe der Arbeit nachgehen konnten. Ein blauer Teppich bahnte sich einen Weg durch die Mitte hindurch zu einem Raum, der vermutlich für den Chef vorgesehen war. „Rene. Da bist du ja endlich." Regelrecht aufgetackelt, wie eine Nutte..... ihm viel gerade kein besserer Vergleich ein, stolzierte eine junge Blondine aus der ersten Reihe auf die Gruppe zu. „Wie kann man auf den Schuhen überhaupt laufen. Das muss doch wehtun“, sprach Anja leise mit einem schmerzverzerrenden Gesicht. Eine verdammt gute Frage. Zumal die kniehohen, schwarzen Lederstiefel mal so gar nicht zum Rest des Outfits passten. Denn zu dem kurzen blauen Rock und dem knallroten Oberteil passte das nun wirklich nicht zusammen. Mal abgesehen davon, das soviel Make up im Gesicht verteilt schon für zwei oder drei Frauen gereicht hätte. „Feli.....Wie geht es dir?“, fragte Rene, während die exquisite blonde Lockenmähne einmal herumwirbelte. „Sehr gut. Was sagst du dazu? Hab mir gestern die Haare machen lassen." Stolz nahm Feli eine Modelposition ein und stemmte dabei die kleinen Arme in die Hüfte. „Sieht hübsch aus. Ist der Boss schon da?" „Der ist noch unten, etwas besorgen“, murmelte Feli, während ihre Augen neugierig zu Ethan wanderten. „Wer ist denn dieser schnuckelige Typ?“ Mit Augenklimpern trat sie einen weiteren Schritt auf ihn zu. Dann folgte eine eingehende Musterung. „Das sind Ethan und seine Freundin Anja“, stellte Rene die Zwei kurz vor. „Knackiger Hintern“, haute Feli so trocken raus, das Anja einen bösen Blick aufzog. „Wollt ihr was trinken? Habe gerade frischen Kaffee aufgesetzt." Langsam nahm der bunte Pfau wieder Fahrt auf und bog nach zwei Computerreihen rechts ab. „Was für eine Schrulle“, brummte Anja. „Die ist manchmal etwas komisch. Mach dir keinen Kopf“, versuchte Rene sie zu beruhigen, während Ethan noch völlig perplex Feli nach starrte. „Hey du Träumer." Mit einem Fingerschnippen versuchte Anja ihn wieder in die Realität zu holen. „Tut mir leid. Aber so dreist war noch niemand“, entschuldigte er sich prompt. „Mein Hintern. Ist das klar." Demonstrativ gab sie Ethan einen Klaps auf den Po. „Wir sollten im Büro warten, bis der oberster Herr wieder da ist." Mit schnellen Schritten führte Rene die Gäste zu dem Raum am Ende des Teppichs und öffnete die Tür. „Ein wirklich sauberes Büro“, lobte Ethan das fast schon staubfreie und ordentliche Zimmer. Hier hatte wirklich alles penibel genau seinen Platz. Rechts stand ein kleiner Aktenschrank in blau. Links ein Tisch mit einem Schiffsmodell. „Das ein Computerfreak auf alte Segler steht hätte nicht gedacht“, staunte Anja, während Rene um den Schreibtisch herum lief und schon mal den PC anschmiss. „Mein Vater war ein leidenschaftlicher Segler und noch dazu von der Piratenzeit fasziniert." Erschrocken fuhren Ethan und Anja im ersten Moment zusammen. Im Zweiten drehten sie sich langsam herum. „Guten Morgen Boss." „Rene. Magst du mir nicht deine Freunde vorstellen?" Vor Ihnen stand ein Mann der ungefähr genauso groß war wie Ethan selbst, aber dafür mit weit mehr Gewicht. Jetzt nicht zu dick. Zu dünn aber auch nicht. „Leute das ist Herr Myers. Der Leiter unserer Zeitung hier." „Ach bitte nennt mich doch James." Mit einem Lächeln auf den Lippen, so wie einem kräftigen Händedruck begrüsste er die Beiden. Dann schwang der Hühne, dessen Körper in einem Anzug einfach nur angseinflössend aussah an ihnen vorbei und setzte sich an den Schreibtisch. „Rene was ist dem Bericht, der schon seit gestern auf meinem Tisch liegen sollte." „Sorry Boss. Aber es ist etwas wichtiges dazwischen gekommen“, entschuldigte er sich. „Das ist schon eine Standardantwort von dir“, brummte James mit einem Griff in die Schublade. „Dieses Mal ist Rene wirklich an etwas Großem dran“, versuchte Ethan ihn in Schutz zu nehmen. „Dann lasst mal hören."


Die nächsten zwanzig Minuten verbrachten Ethan und Anja damit, dem Mann die Geschichte von den Kometen zu erzählen, sowie von dessen Auswirkung. Doch wie bereits zu erwarten war, glaubte James ihnen nicht ein Wort. „Das ist doch alles Humbug. Rene was schleifst du mir hier für Leute an“, fluchte er. „Boss das ist die Wahrheit, ehrlich. Ich konnte es auch erst nicht glauben." Ungläubig nippte James an dem Kaffee, den Feli zwischenzeitlich gebracht hatte. „Wo sind dann die Beweise? Du weißt, wir sind eine seriöse Zeitung." „Hier!" Mit einem Griff in die Lederjacke legte Ethan den Datenstift auf den Tisch. „Dann lasst sehen“, sprach James genervt. Der darauffolgende geschockte Blick sprach Bände. „Was sagst du Boss?“; fragte Rene vorsichtig. „Was ist dazu sage? Der Schock wandelte sich in ein Glitzern um. „Das könnte der Durchbruch für die Zeitung sein." Naja nicht das ganz was Ethan erwartete hatte, aber besser als gar nichts. „Abgesehen davon das sie eine Menge Menschenleben retten“, fügte Anja mit einem unschuldigen Lächeln hinzu. „Natürlich! Das hat oberster Priorität“, entschuldigte sich James für seinen kleinen gedanklichen Abstecher in die Buchhaltung. „Wenn du mich das machen lässt, sind die Daten ruckzuck auf den Servern“, bot Rene sich hilfsbereit an. „Du magst zwar verrückt sein. Aber noch bist du mein bester Mann. Ich will das noch heute online bringen. Verstanden!“ „Klar wie Kloßbrühe“, freute sich Rene, der stürmisch aus dem Raum heraus stiefelte. „Wie konnte die Regierung uns nur so etwas verheimlichen?“, fragte James nachdenklich mit einem Blick aus dem Fenster. „Wir wissen es leider auch nicht“, antwortete Anja. „Das zeigt mal wieder, wie manipulativ die Medien sein können." Wie recht James doch hatte. In diesem Zusammenhang ging die objektive Berichterstattung unter. „Was zum Teufel geht dann unten vor?." Neugierig trat Ethan das Fenster heran und blickte nach unten, wo eine Menge schwarzer Fahrzeuge das Grundstück einkreisten. „James. Sie müssen alle Leute in Sicherheit bringen, sofort!“, warnte er eindringlich. „Wieso? Wer ist das?" „Es ist keine Zeit für Fragen. Alle Leben hier sind in Gefahr." Mit einem Blick zu Anja ging er aus dem Raum und hielt nach Rene Ausschau. „Wie konnte Crawford uns in diesem Loch überhaupt finden?“, fragte sie. „Vermutlich überwacht die Schreckschraube irgendwie unsere Kommunikation...“ Oder Crawford hatte nie den Kontakt verloren, sondern nur abgewartet. Aber die Frage nach dem Warum schien jetzt auch egal. Wenn nicht bald alle Leute hier heraus kamen, würde es Verletzte und Tote geben. „Rene. Gehen wir heute abend noch aus?" Das war doch Felis Stimme! Schnelle durchkämpfte Anja und Ethan die einzelnen Arbeitszellen, ehe sie endlich auf Rene stießen, der mit seinen Fingern wild über eine Tastatur huschte. Feli saß neben ihm auf dem Schreibtisch und spielte mit ihren Locken herum. „Mal sehen!“, antwortete er knapp mit einem Griff zur Maus. „Du musst dich beeilen“, unterbrach Ethan das Gespräch. „Sagt mir bitte nicht.....“ Der heranfliegende Hubschrauber der an der Glasfront vorbei schoss, beantwortete ziemlich genau Renes Fragen........

Abgeriegelt

 
Wild entschlossen lud Anja das Gewehr durch, während James panisch versuchte die Leute über den Notausgang herauszubringen. „Rene. Du musst dich beeilen“, forderte Ehan eindringlich, immer wieder dem Blick nach draußen, wo die Soldaten schnell auf den Eingang zu stürmten. „James? Wie sieht es aus?“, fragte Anja. „Sind fast alle draußen über den Notausgang im fünften Stock." Das lief ja bisher im Ansatz schon mal besser als erwartet. „Wir müssen Rene genug Zeit für den Upload verschaffen“, erklärte sie mit einem Blick zur Türe. „Das Treppenhaus?“, fragte Ethan instinktiv, während ein weiterer Mitarbeiter an ihm panisch vorbeihuschte. „Sie können nur vom dort aus angreifen. Der Fahrstuhl ist eine Todesfalle." Schnell nahm Anja Fahrt auf und stürmte zum Treppenhaus hinüber. Von dort aus stieg sie mit Ethan im Schlepptau schnell bis zum fünften Stockwerk hinunter, als plötzlich das Handy klingelte. Außerm Atem nahm Ethan das Gespräch an. „Was ist das für ein Gefühl in der Falle zu sitzen“, fragte Crawford. „Wie zum Teufel sind sie an die Nummer gekommen?“, fragte er wütend. „Das soll in diesem Moment deine geringste Sorge sein. Das Haus ist umstellt. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit für jene, die noch im Gebäude sind." Verdammt! Wütend schlug Ethan mit der anderen Hand, zur Faust geballt, gegen die Wand. „Crawford. Lassen sie die anderen gehen." „Wenn das nicht unsere berühmte Frau Loritz ist. Wie geht es ihnen?" Irritiert blickte Ethan zu seiner Freundin herüber. „Wenn alle Zivilisten draußen sind, besser“, antwortete Anja. „Das war schon immer eine Schwäche des Rosenordens. Deswegen wurdet ihr auch gnadenlos verfolgt und vernichtet." Dieser hämische Unterton brachte Ethan regelrecht zur Weißglut. Doch er musste es irgendwie aushalten. Denn jede Sekunde, die Crawford mit Reden verbrachte, schlug sich auf Renes Arbeit nieder, welche hoffentlich bald beendet sein würde. „Annabelle. Das bringt doch nichts. Sind denn nicht genug Menschen heute gestorben?“, versuchte Anja an dem Verstand ihrer Gegnerin zu appellieren. „Das ganze war einfach unvermeidlich. Irgendwann musste es zu einer Konfrontation kommen."


„Man Rene. Gib Stoff“, fluchte Ethan innerlich mit einem Blick durch das schmale Fenster. „Ist ihnen denn wirklich nichts heilig?“, versuchte Anja weiterhin Zeit zu schinden. „Eurer Tod wird schon mal ein Weg in die richtige Richtung sein. Glaubt ihr etwa, ich durchschaue euer Spiel nicht? Zeit zu sterben!."....Rauschen. „Jetzt heißt es alles oder nichts. Bist du bereit dafür?“, fragte Anja. „Ich lasse dich das garantiert nicht alleine durchziehen“, antwortete Ethan mit einem mulmigen Gefühl im Magen. „Du kannst ruhig oben bei den anderen bleiben." Noch ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte, flog von einer Explosion begleitet die Feuertür regelrecht aus dem Angeln, während die damit einher gehende Druckwelle Anja regelrecht von den Beinen und ein halbes Stockwerk nach unten riss. „Schnappt sie euch!" Wie erstarrt harrte Ethan hin inne. Die Ohren klingelten. Der Rauch schmerzte in den Augen. Nur schräg unter ihm lag seine Freundin benommen, wenn nicht sogar tot in der Ecke mit einer blutenden Platzwunde am Kopf. Wie konnte Crawford ihm das nur antun? Hatte diese Frau denn gar kein Ehrgefühl? Wie ein Blitz schlug die Wut regelrecht in seinen Kopf ein und versorgte damit den Hassmotor mit Strom, der wiederum eine Menge Adrenalin durch den Körper pumpte.


„Das reicht jetzt!“, rief sich Ethan wütend ins Gedächtnis. Dann nahm er das Maschinengewehr fest zwischen die Hände und stürmte mit einem lauten Kampfschrei drauf los, der so gleich mal für Erstaunen sorgte. Denn es gelang ihm gleich den ersten überrascht dreinschauenden Soldaten nach draußen zu schubsen und so die nachfolgende Verstärkung damit zu blockieren. „Ihr Schweinehunde!“ Wie im Rausch betätige Ethan den Abzug und feuerte dabei fast das halbe Magazin leer, bis der zuckende Körper keinen Mucks mehr von sich gab und rücklings hinabfiel, so das die anderen erst einmal ausweichen mussten und entsetzt nach oben starrten. Ein dummer Fehler! Mit einem weiteren Schrei setzte Ethan nach und feuerte weiter wahllos drauf los ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben zu nehmen. Stattdessen genoss er wie im Rausch, das umher spritzende Blut, welches wie ein Regen auf alle Akteure nieder prasselte. Das ganze wurde noch ausgeschmückt von Schmerzensschreien, die wie eine Symphonie an seine Ohren hallten. „Ethan!“ Was war das für eine Stimme? Egal. Wild griffen die Hände nach einer Waffe am Boden. „Ethan!“ Wollten diese nervige Laute denn gar nicht mehr aus den Kopf raus? Blind nahm er auch noch zwei Granaten auf, von der eine von ihrem Sicherungsstift befreit wurde. „Das ist für Anja." Mit einem Funkeln in den Augen rollte die keine Kugel die Stufen hinab, während sein Körper hinter der Wand Deckung suchte, um der nachfolgenden Explosion zu entgegen, die wie Musik in seinen Ohren klang. Kurz hielt er inne bis sich der Rauch verzogen hatte. Dann folgte der vorsichtige Blick um die Ecke, wo die Überreste der Feuertreppe vor sich hin brannten. „Ethan!“ Ruckartig griff irgendwas nach seine Schulter und zog ihn herum. „Was tust du da?" Wie versteinert kniete Anja auf einmal vor ihm. „Lass mich. Du bist tot." Wild versuchte Ethan sich aus der Illusion zu befreien. Moment Mal! Wie konnte eine Manifestation von Gedanken ihn überhaupt festhalten? „Das tut mir jetzt leid“, entschuldigte sich Anja im vorraus, ehe seine Wange mit einer heranfliegenden Hand Bekanntschaft schloss. „Aua! Das waren ja Schmerzen!“ Panisch starrte Ethan umher, während sein Geist wieder langsam den normalen Betrieb aufnahm. „Was ist passiert?“, fragte er irritiert mit einem Blick auf seine zitternden Hände. „Du hast gerade mal ebend fünf von Crawfords Leuten erledigt“, antwortete Anja ruhig. „Das soll wo ein Scherz sein? Kann mir nur noch dran erinnern das du irgendwie zu Boden gegangen bist“, grübelte Ethan, während seine Freundin ihm wieder auf die Beine half. „Dann hast du deine Schießeinlage im Rambostil wirklich nicht mitbekommen." „Ehrlich jetzt?“ Ungläubig versuchte er die Lücken in seinen Gedanken zu sortieren, während die zwei langsam die Treppe wieder hinaufschritten. „Zumindest hast du Crawfords Männern den Weg abgeschnitten."


Leicht angeschlagen kehrten sie wieder ins Büro zurück. „Wie sieht es aus?“, fragte Anja hastig. Gleichzeitig nahm Ethan auf einem der Bürostühle Platz. „Das geht viel zu langsam“, fluchte Rene. „Du musst dich beruhigen Schätzchen." Feli gab ihren roten Schmollmund gleich eine wichtige Aufgabe. Nämlich einen Eindruck zu hinterlassen....im wahrsten Sinne des Wortes. Doch das alles interessierte Ethan gerade mal überhaupt nicht. Seine Gedanken hingen immer noch an der vorherigen Szene. Hatte Anjas kurzzeitige Benommenheit etwa eine Art Blutrausch in seinem Verstand ausgelöst, die wiederum diesen Schießwahn auslöste? Ein Blick auf das Magazin schien Anjas Berichte zu bestätigen. Das konnte doch nicht wahr sein! Sowas hätte einfach nicht passieren dürfen. Ein Mensch wie er sollte sich von so etwas doch nicht leiten lassen!


Seufzend lehnte Ethan den Kopf gegen die Glaswand, als Anja von ihrem Gespräch mit Rene und James zürück kehrte. „Ist alles in Ordnung? Besorgt griff sich einem zweiten Stuhl und setzte sich neben ihn. „Das ist mir sowas von peinlich“, seufzte Ethan beschämend. „Aber das muss es doch nicht. Ehrlich gesagt, fande ich das sogar ein wenig süss“, lächelte Anja. „Was ist daran süss, wenn ich wahllos um mich schieße und mein Leben riskiere“, wehrte sich Ethan. „Glaubst du nicht das ich mir auch Sorgen gemacht habe?" „Natürlich“, begann er langsam zurück zu rudern. „Du glaubst stetik an den perfekten Menschen. Aber jetzt hast du erfahren wie es ist, wenn Gefühle die Oberhand gewinnen." Vorsichtig legte sie die Arme um seinen Körper und lehnte sich an ihn. „Danke das du mir das Leben gerettet hast." Diese warmen Worte gingen wirklich runter wie Öl. „Leute wir haben ein gewaltiges Problem“, unterbrach James die romantische Szene. „Was ist los?" Erschrocken fuhr Anja hoch. „Wir sind schon wieder im Fernsehen“, antwortete Rene. Die Probleme wollten wohl einfach nicht abreißen. Grummelnd traten die Zwei an seine Seite, während auf dem Monitor eine Liveübertragung abgespielt wurde.


Hier sind wieder Michel und Celine von den Nachrichten. Wir melden uns wieder mit einer Sondersendung zu den gestrigen Anschlägen, die in Paris für Angst und Schrecken gesorgt haben.


In der Tat Celine. Die Polizei gab heute nacht bekannt, das drei weitere Beamte ihren Verletzungen erlegen sind. Somit steigt die Anzahl der Toten auf über vierzig an. Doch die Zahl könnte noch steigen, denn während wir hier reden hat in einem Dorf außerhalb der Stadt eine Geiselnahme stattgefunden.
Ob es sich dabei um die Täter vom gestrigen Tag handelt ist noch völlig unklar. Aber es kann nicht ausgeschlossen werden. Die Polizei vermutet inzwischen einen internen Machtkampf zwischen zweier Banden, der auf unserem Grund und Boden ausgegetragen wird.
Was wir aber definitiv wissen, dass das Bürogebäude mehrere Firmen beherbergt. Darunter befindet sich ein Rechenzentrum, sowie eine Internetzeitung.


„Na super. Da kann es ja nicht lange dauern bis die Gesetzeshüter hier auch noch aufschlagen“, stöhnte James. „Was ist denn überhaupt los? Ist etwa ein Feuer ausgebrochen. Wenn ja warum sind wir dann noch hier?" So eine bescheuerte Frage konnte wirklich nur von Feli kommen. Wahrscheinlich war die heikle Situation noch nicht bis zu ihrem Verstand vorgedrungen. „Schätzelein. Wir werden angegriffen“, antwortete Rene trocken. „Was?“ Endlich waren auch bei dem Mädchen die Leuchten im Kopf angegangen. „Das könnte unsere Fahrkarte nach draußen sein. Wenn die sich hier erst einmal gegenseitig bekriegen, können wir versuchen über die Fluchtreppe zu fliehen“, schlug James ohne dabei zu wissen das es besagte Treppe dank Ethan ja nicht mehr gab. „Die Fluchttreppe fällt aus. Wir müssen einen anderen Weg nach draußen finden“, warf Anja dazwischen. „Der Fahrstuhl?“ Noch so eine dumme Frage von Feli. „Wenn du als schweizer Käse enden willst? Gerne“, raunte es über Ethans Lippen. „Gibt es noch eine andere Fluchttreppe?“, fragte Anja. „Im zweiten Stock befindet sich noch eine, sowie im neunten“, antwortete James, während der Uploadbalken sich bei 50 Prozent einpendelte. „Wieviel Zeit brauchst du noch?" „Wenn das in dem Tempo weitergeht, knapp zehn Minuten“, schätzte Rene. Eine verdammte kurze wie auch lange Zeit. Aber jede Minute in der Crawford das Stockwerk nicht angriff, würde dem Sieg schneller entgegen eilen. „Also gut. Wir halten das Stockwerk. Mehr bleibt uns nicht übrig, bis die Kavallerie eintrifft“, schlug Anja vor, während sie noch mal die Munition scheckte. „Wieviel Munition hast du noch?“ „Zwei volle Magazine sovie noch die Pistole“, antwortete Ethan mit einem prüfenden Blick an sich herunter, als plötzlich ein kleines Objekt in den Raum rollte. „In Deckung!“, schrie Anja panisch auf, als eine dichte Rauchwolke den Bereich zum Fahrstuhl hin einnahm........

Blut, Feuer und Krieg I


Dieser verdammte Rauch in der Lunge! Unkontrolliert begann Ethan sich die Seekle aus dem Leib zu husten, während er mit der Waffe ins Nichts zielte und dabei versuchte Rene und die verückte Feli zu schützen. Sein Freundin hingegen vermochten seinen Augen erst einmal nicht wahrzunehmen. Aber all zu weit weg konnte sie nicht sein. „Feli. Mach das Fenster auf“, flüsterte Ethan herüber. „Ich hab aber keine Lust zu sterben!“, blöckte sie so laut, dass der erste Schuss ihrer Richtung galt. „Hilfeee!" Über ihr explodierte das Glas regelrecht in kleine Stücke und ging als Regen auf die Gruppe nieder. „Diese blöde Nuss“, fluchte Ethan innerlich mit einem Blick zu James, der schon losgelaufen war und das erste Fenster weit aufriss. Wenigstens einer hier mit Ahnung! Ein zweiter Schuss erwies sich als Querschläger, der an der Boxenmauer abprallte und ins nirgendwo ging. „Ich will nicht sterben. Ich will nicht sterben“, wiederholte Feli immer wieder weinerlich diese Worte, während sie in der Ecke mit den Händen über dem Kopf kauerte. „Rene. Wie lange noch?“, fragte Ethan. „70 Prozent!" Das muss jetzt wirklich schneller gehen. Vorsichtig versuchte er ich den abziehenden Nebelschwaden eine Person zu erkennen. Nichts zu machen. Eine Kugel konnte Crawfords Leute treffen. Aber auch Anja oder James! Wieder ein Schuss! Dieses Mal verfehlte er der Box nur knapp. Dafür ging allerdings irgendwo ein anderer PC zu Bruch. So eine verfluchte Scheiße! Nervös blickte Ethan über seinen Rücken zu Rene, als plötzlich eine Hand nach seinem Kragen griff und den gesamten Körper regelrecht herauszog. „Ethan!" James Schreie verhallten, während er selbst in die nächste Box gezerrt wurde, wo sein Rücken auch sogleich schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Schreibtisch schloss. Was jetzt? Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Ethan, wie die Luft zu flirren begann. Der Rauch wurde regelrecht weggepresst. Instinktiv rutschte er nach links, um dem anfliegenden Treffer zu entgehen, der auch kurz darauf prompt an der ursprünglichen Position einschlug. Dafür sauste jetzt die andere Hand heran, die Ethan geschickt mit seiner Hand abwehrte und mit einem Ausfallschritt konterte, wie Anja es ihm beigebracht hatte. Doch der nachfolgende Schlag verursachte mehr Schmerzen als überhaupt eine Wirkung bei seinem Gegner zu erreichen. Blindlings sauste wieder die rechte Faust heran. Treffer! Ein ordentlicher Ruck fegte durch Ethans Körper gefolgt von einer gewaltigen Welle aus Schmerzen, welche ihn beinahe auf die Knie gezwungen hätte, was allerdings er der zweite Schlag von links erledigte. Mit Klingeln in den Ohren sackte Ethan auf die halbe Höhe zusammen, ehe seine Augen langsam die ersten Umrisse wahrnahmen, die scheinbar zu einem weiteren Angriff ansetzten. Nicht mit ihm! Er nahm seinen Mut zusammen, stürmte mit einem Ruck nach vorne, umklammerte den Gegner mit beiden Armen und drückte diesen regelrecht aus der Box heraus in die Nächste, wo das Duo erst einmal Tastaturen und Stühle auf ihrem Weg umriss. „Bastard." Wild brüllend warf der Gegner Ethan herum und drückte ihn jetzt ordentlich gegen die gegenüberliegende Begrenzung. Es folgte ein Schlagreigen, der zuerst den Bauch traf, aber dank der geringen Wucht nicht so viel Schmerzen verursachte. Aber sie reichten dennoch aus um ihn eindeutig in der Bewegungsfreiheit einzuschränken. Dem zweiten Schlag konnte Ethan nur durch eine schnelle Kopfbewegung entgehen, wofür sich die harte Wand auch gleich mal direkt bedankte. Kurz taumelte der fluchende Mann zurück, während die Andere wahllos am Gürtel hantierte. „Lass dem Gegner bloß keine Zeit sich zu erholen“, rief Ethan sich aus den Traininseinheiten ins Gedächtnis und stürmte sofort wieder drauf los. Diesmal aber nach rechts in die Nebenbox, wo seine Hände das Maschinengewehr versuchten festzuhalten.....Moment mal! Wo war es denn? Verdammt! Bei der Rangelei musste die Waffe abhanden gekommen sein! So eine dreckige Scheiße! Panisch griff Ethan nach dem ersten, was sich in der Reichweite befand und wartete bis sein Gegner durch den schmalen Korridor gestürmt kam. Mit einem ordentlichen Schwung landete die improvisierte Waffe in seinem Gesicht. „Arghhh." Wieder ging es unter wütenden Schimpfworttiraden einige Schritte zurück. Ethan setzte nach, kam aber nicht weit, da irgendwas einen weitreichen Einsatz seiner Waffe verhinderte. „Was zum Teufel?“, fluchte er laut, während er beinahe die heran sausende Klinge übersehen hätte. Doch zum Glück prallte die Spitze auf die kleine Metallstange, in seiner Hand, welche sich kurz darauf, dank des verziehenden Rauchs und unter Ethans verdutzten Blick als Tischlampe herausstellte. Wieder setzte der Gegner nach und wieder fing die Lampe so gerade ebend den Angriff ab. Immer und immer wieder stach die scharfe Klinge aus dem Trüben nach vorne, bis beide Kontrahenten die Glaswand erreichten hatten. In seinem Inneren wusste Ethan, das dies jetzt der entscheidende Augenblick war. Der Blick seines Gegners verriet dasselbe, während sein Körper wie eine Schlange um die Beute, herumtanzte. Die Situation war verfahren. Ewig konnte man dem Messer nicht ausweichen. Selbst wenn man die Pistole an dem Gürtel zu fassen bekam, gab er sich in diesem Moment total ungeschützt und somit anfällig für einen Angriff. Wieder schnelle das Messer nach vorne und prallte beim Ausweichen auf das Glas. Er setzte nach. Immer wieder und wieder versuchte Ethan dem Messer auszuweichen, bei dem der letzte Treffer nur knapp seinen Arm verfehlte, dafür allerdings für einen Schnitt in der Lederjacke sorgte. „Die ist von meinem Vater!“, prustete er lautstark mit einem Blick nach rechts, wo die dampfende Kaffemaschine immer noch stand. „Könnte das klappen? Wenn man den Abstand berücksichtigt und genügend Geschwindigkeit hat und ich rechzeitig......“ In seinem Kopf stellten sich schemenhaft die Gleichungen da, bei denen es schlussendlich auf nur ein Resultat hinaus lief. Schnelligkeit und Kraft! Eine Sache die sein Gegenüber gleich in die Tat umsetzte und mit Riesenschritten auf ihn zustürmte.


Jetzt zählte es! Alles oder nichts! Blitzschnell vollführte Ethan einen Ausfallschritt nach recht. Dort griffen die Hände nach der heißen Kanne. Es folgte ein hoffentlich gezielter Wurf, gepaart mit einem weiterem Schritt an die erste Position seines Gegners, als die Rechnung aufzugehen schien. Blitzartig spritzte die schwarze Masse umher und traft dabei genau ins Ziel. Ein markerschüttender Aufschrei erfolgte. Wild wandte sich der Körper vor Schmerzen herum, während die Hände fast schon im Gesicht klebten. Der Moment war gekommen! In Bruchteilen von Sekunden griff Ethan nach der Waffe, richtete sie auf das Glas und drückte mehrmals ab. Unter lautem Klirren brach die Front in Scherben auseinander und prasselte auf den Gegner nieder, während dieser unfreiwillig durch die Gegend stolperte und kurz darauf ins Freie hinabstürzte. Erschöpft sank Ethan auf einen Stuhl nieder. Was für eine Aktion! Wieder hatte das Wissen über rohe Gewalt triumphiert. Doch es blieb keine Zeit zum ausruhen. Hektisch stürmte Ethan wieder los auf den blauen Teppich zu, ehe ein weiterer Soldatenkörper rüde an ihm vorbei flog und blutend den Gesetzen der Schwerkraft folgte. „Hier!“ Völlig überrascht und erleichtert warf ihm Anja das Gewehr zu. „Was hast du getrieben?“, fragte er hektisch mit einem Blick zur Treppenhaustür, die schon wieder wieder zwei Soldaten ausspuckte. „So geht das nicht weiter“, gezielt feuerte sie auf den Eingangsbereich, während Ethan sich den anderen vornahm. „Rene!" „Keine Hektik sind bei 80 Prozent." „Geht das nicht etwas schneller?" Mit einem Satz sprang Anja nach vorne in die Box, wo sich die anderen Drei befanden. Ethan deckte den Rücken ab, während der ganze Rauch nun entgültig dank des kaputten Fenster abgezogen war, als plötzlich vom Waffenfeuer begleitet, die ersehnten Polizeisirenen an seine Ohren hallten. „ Das wurde aber auch Zeit." Wieder Mut fassend entledigte sich Ethan des Gegners, der unkontrolliert in der gegenüberliegenden Box stürzte und keine Regung mehr von sich gab. „Die haben sich aber viel Zeit gelassen." Wieder ging ein Toter auf das Konto von Anja, während sich schon fast schützend über dem Monitor aufbaute. „Solange Soldaten von unten nachkommen, wird es unmöglich sein, hier herauszukommen." Wieder stürmten drei Soldaten in den Raum hinein. Der erste ging sogleich von Anja, mal wieder, niedergestreckt zu Boden. „Vielleicht sollten wir die Fluchttreppe im oberen Stockwerk versuchen. „Keine schlechte Idee." So langsam gewöhnte sich Ethan wirklich an das Gefühl mit einer Waffe in den Händen, als plötzlich erneut ein kleiner Gegenstand durch den Gang rollte. „In Deckung!“ Mit einem gewaltigen Satz hechtete Ethan in die Box, während die Granate in einer gewaltigen Explosion auf ging, sämtliche Glaswände regelrecht zerfetzte und den Boden zum wackeln brachte. „Anja?“ Völlig benommen wuchtete Ethan seinen Körper wieder auf, während der Staub in Form von Husten sich einen Weg aus der Lunge bahnte. „Hier." Von irgendwo her hallte die Stimme seiner Freundin an die rauschenden sowie klingelnden Ohren. „Hinter dir!" Zu spät. Blitzschnell fuhren zwei Hände von hinten um Ethans Hals herum und nahmen ihn regelrecht in den Schwitzkasten, während er noch versuchte mit seinen eigenen Fäusten Widerstand zu leisten. Ohne Erfolg! Der Hals wurde ihm regelrecht zu gedrückt. Hektisch versuchten die Lippen den Sauerstoff aufzusaugen. Das Strampeln der Beine kam fast gänzlich zum Erliegen. Der Widerstand bröckelte dahin. Japsend versuchte Ethan noch irgend etwas zu greifen. Sinnlos! Das Bild verschwomm langsam aber sich vor seinen immer schwerer werdenden Augen. War es zu Ende? Hatten sie verloren? Es schien fast so. Sanft drohte Ethan in einen langen Schlaf zu fallen, als etwas schweres plötzlich beide Kontrahenten von den Beinen riss. Endlich lockerte sich der Griff Reflexartig setzte die Atmung wieder ein. Die Kraft kehrte ruckartig in den Körper zurück. Mit einem Blick zu dem Wachmann erfolgte auch des Rätsels Lösung. Seine leblosen Überreste lagen auf dem Boden, während die halbe Gesichtshälfte in ihrem eigenen Blut badete. „Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Ethan nickte leicht benommen und krabbelte wieder zurück in die Box, wo ein seufzender James über Feli kniete. „Was ist passiert?“ Kommentarlos tat er einen Schritt auf Seite. Erschrocken fuhr Ethan zurück, als er das Unglück am Boden liegen sah. Eine mehrere zentimeter dicke Glasscherbe hatte sich genau in Felis Stirn gebohrt und ihr Leben auf dramatische Weise zum Erliegen gebracht. „Scheiße!“, fluchte Ethan lautstark mit einem Schlag gegen die Box, während Felis Augen von einem kleinen Rinnsal aus Blut begleitet, erschrocken ins Leere starrten. Obgleich er das Mädchen für eine der typischen Blondinen hielt, hatte sie dennoch nicht den Tod verdient. „Da stimmt was nicht“, unterbrach Anja den Gedenkaugenblick. Komisch. Der Soldatenansturm setzte tatsächlich plötzlich aus. „Die Polizei?" Ethans Vermutung erwies sich als gold richtig. Denn von unten drang ein Schusswechsel hinauf. „Crawford braucht sicher die meisten Leute um da unten die Stellung zu halten“, vermutete Anja. „Das verschafft uns genug Zeit. Rene wie sieht es aus?“, fragte Ethan herüber. „95 Prozent. Fast geschafft. Nur einen Augenblick noch“ Sekunden vergingen in den nichts passierte. Dann zog Rene den Stift ab und steckte ihn die Tasche, während an seinem Arm ebenfalls etwas Blut hinabrann. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Anja mit einem besorgten Blick. „Alles gut. Nur ein Kratzer“, winkte Rene ab, als plötzlich ein heftiger Knall von draußen ertönte. Erschrocken fuhr Ethan hoch und kniff die Augen zusammen. Zuerst vermochte er nur einen Fleck am Horizont zu erkennen der aber immer schneller und schneller näherrauschte und schließlich an Form und Größe einem Helikopter gleichkam.......

Blut, Feuer und Krieg II

 
Ungläubig stand Ethan auf und folgte dem Objekt weiterhin, das eine gewaltige Rauchschwade hinter sich her zog und dazu noch mächtig um die eigene Achse rotierte. „Leute......." Jetzt stand auch Anja auf, deren Gesichtszüge kurz darauf ebenfalls kreide bleich wurden. „Wir müssen hier raus schnell." Unruhig zupfte Anja an Renes Hemdärmel, ehe er und James auch die Gefahr erkannten, in der sich die Gruppe gerade befand. „Lauft!“ Wie von der Tarantel gestochen rannten alle wahllos durch die Gegend, während der Helikopter immer näher und näher sauste, bis die Glasfront schließlich unter lautem Getöse zu Bruch ging und das Fluggerät quer durch den Raum schoss. Computer flogen durch die Luft, Monitore explodierten. Nicht mal die stabilen Boxen vermochten es das Geschoss zu stoppen. Rüde sprang Ethan auf den Boden, während das Heckteil mit samt aktivem Rotor nur knapp über seinen Kopf hinwegsauste, das Zimmer von James in einen Alptraum verwandelte und schließlich auf der Rückseite zum Glück zum liegen kam, weil wohl die Kraft nicht mehr aussreichte um auch noch die Glasfront zu durchbrechen. Dafür tat allerdings der Rest vom Helikopter sein Bestes. Nachdem es fast das gesamte Stockwerk durchquert hatte, kam der Metallvogel und heftigem Quietschen gerade noch so zum Stehen. „Anja!“ Schnell stand Ethan auf, während dichter Qualm drohte die Sicht zu nehmen. „Hier!“ Von rechts hob sich eine Hand empor. „Gott sei Dank." Erleichtert bahnte sich Ethan einen Weg durch das Trümmerfeld bis zu einer Box, wo Anja unter mehreren Geräten begraben lag. „Keine Sorge. Ich hol dich da raus." Zügig landete der zerstörte Monitor irgendwo. Die Lampe flog ebenfalls quer durch den Raum. Dann folgte der Tower, den Ethan einfach nur runter schieben musste. „Ist soweit alles in Ordnung." Sie nickte und lies sich aufhelfen. „Was ist mit den anderen?“ „Ist noch alles dran“, meldete sich Rene zu Wort. „Hier auch." Puhhh! Zum Glück war keinem was passiert. „Ich seh mal nach dem Piloten." Zügig wuchtete Ethan seinen Körper über die schiefen Überreste der Bürobox bis er das Cockpit erreichte, das an einigen Stellen munter vor sich hin brannte. „Hey! Geht es ihnen gut?" Vorsichtig wagte er einen Blick in das Innere, wo ein scheinbar regungsloser Mann in sich zusammen gesunken über der völlig zerstören Konsole hing, welche einen wilden Funketanz aufführte. Langsam versuchte Ethan die verkeilte Tür aufzustemmen, was zum Glück auch gelang, worauf hin der leblose Körper auf den Boden viel. „Lebt er noch?“, fragte Anja von hinten. Ethan legte ungeschickt die Hand an, um den Puls zu fühlen. „Keine Ahnung. Bin einfach nicht Leila“, brummte er, angesichts des ersten Fehlschlags. „Hebt sich der Brustkorb noch?" „Sieht nicht so aus“, antwortete er mit einem prüfenden Blick. „Und der Pilot?“ Fragen über Fragen. Doch bei der letzten Antwort ließ sich schnell eine Antwort finden. Denn der Hals lag regelrecht aufgeschlitzt über der zerstörten Frontscheibe. „Wir müssen hier raus. Mir reicht es wirklich“, protestierte Rene lautstark, als Ethans Blick plötzlich auf den Heckbereich fiel, wo sich eine komische Flüssigkeit auf dem Boden gebildet hatte. War das etwa....? „Leute? Rennt um euer Leben." Panisch hechtete Ethan über die Trümmer zurück an den anderen vorbei. „Was ist los?“, fragte James irritiert. „Gleich gibt es hier ein Feuerwerk." Mit diesen Worten ging der Metallvogel regelrecht in einem gigantischen Feuerball auf, deren Druckwelle alles und jeden von den Beinen riss. Unkontrolliert segelte Ethan über mehrere Boxen hinweg, bis sein Körper unsanft von einem Aktenschrank gebremst wurde und zu Boden donnerte. „Scheiße." Stöhnend versuchte er den schweren Schrank von seinem schmerzenden Rücken zu bekommen. Ohne Erfolg. „Hilfe“, versuchte Ethan sich unter Husten bemerkbar zu machen. Nichts! Nur das Knistern der Flammen durchbrach die Stille. „Anja?“ Immer noch nichts. Hoffentlich war ihr nichts passiert. Mit letzter Kraft versuchte Ethan noch einmal seinen Körper von selbst frei zuschaufeln. Dabei gelang es ihm kurz den Schrank mit dem Rücken anzustemmen und sich herumzudrehen, was unweigerlich bei Herabfallen zu Bauch und Brustschmerzen führte. Es folgte eine kurze Atempause. „Rene?“ Auch er antwortete nicht. Vielleicht gab es bei James mehr Glück. Doch auch der Chef der mittlerweile zerstören Zeitung, gab keinen Mucks von sich. Das war doch alles Mist jetzt. Mit Gewalt und naja halben Muskelschmalz drückte Ethan mit den Händen noch ein mal den Schrank hoch und rollte langsam den Körper darunter weg.


Endlich! Mit heftigen Schmerzen in fast sämtlichen Gliedern richtete Ethan sich wieder auf, um einen Überblick über das Chaos zu bekommen, das wirklich ordentlich zu geschlagen hatte. Überall brannte es. Nicht eine Bürobox stand noch an dem Platz, wo man sie ursprünglich hingesetzt hatte. In der Mitte brannte das Wrack des Helikopters munter vor sich hin, während sich nur knapp zwei Meter links vom ihm etwas regte. Kurz darauf flogen die Überreste einer Lampe wild durch die Gegend. „So langsam habe ich das ganze wirklich satt." Fluchend arbeitete sich Anja Körper einen Weg durch den Trümmerberg, bis sie schließlich wieder im Freien stand. „Geht es dir gut?“, fragte Ethan besorgt. „Nur ein paar Kratzer." Mit einem schmerzenden Blick und der rechten Hand drückte sie den linken Arm ab, der wohl doch etwas mehr abbekommen hatte. „Das schöne Büro“, seufzte Rene, der voller Staub bedeckt, aus James Büro heraus trottete. Oder zumindest, was mal James Büro einst war. Denn jetzt regierte dorte die Flammenhölle und ein dichter Qualm, der allerdings schnell wieder abzog, dank der zerstörten Fensterfront. „Was ist mit James.....James?“, rief Anja besorgt umher. „Bin hier!" Mit einem Kraftakt schob der Hühne mehrere Tower und Monitore auf Seite, die ihn begraben hatten. „Wir müssen hier raus. Am besten die Fluchttreppe im neunten Stock. Die Daten sind ja jetzt eh oben oder?“, fragte Anja, während sich nach den Waffen im Trümmerfeld suchte. „Richtig. Sobald ich an einen anderen PC komme, kann ich durch Passwort eingabe die Daten direkt verbreiten“, antwortete Rene. „Sehr gut. Los gehen wir." Zielstrebig drückte sie Ethan wieder das schmutzige Gewehr wieder in die Hand. Wobei das jetzt auch nicht mehr viel ausmachte. Die ganze Gruppe sah eh wie ein haufen dreckiger, blutiger nach Feuer riechender Ungeheuer aus. Klamotten waren zerrissen. Hier und da klafften kleine oder größere Wunden, von denen ein paar sicherlich noch Narben nach sich ziehen würden. „Los geht’s. Die Polizei wird nicht ewig Zeit schinden können." Schnurstracks übernahm Anja die Führung und trat über die Schwelle ins Treppenhaus hinein. Ein prüfender Blick folgte. Dann gab sie Entwarnung und ging vorsichtig weiter nach oben, wo eine kurze Wartepause dazu genutzt wurde, das Gelände abzusichern. „Alles klar da unten?" Ethan gab ein positives Handzeichen ehe Anja wieder vorsichtig weiter ging und die Tür zum siebten Stock absicherte, bis Ethan diese Aufgabe übernahm und ebenfalls wartete bis Rene und James sich vorbei geschoben hatten. Indess nutzte er die Zeit um noch mal einen prüfenden Blick in den Raum zu werfen, der identisch aufgebaut war wie der untere. Nur ohne diese ganze Zerstörungswut. Außerdem wollte er sicher gehen, das niemand außer ihnen noch hier herum lief und noch zwischen die Fronten geriet. „Hier ist die Tür." Zügig drückte Anja die Tür auf, während zeitgleich ein Schwall kalter und frischer Luft durch das Treppenhaus zog. „Kommt schon." Hastig schlossen die drei Herren wieder auf ehe Anja vorsichtig einen Schritt ins Freie trat. Rene folgte ihr. Danach war James an der Reihe bis Ethan das Schlusslicht bildete. „Seit bloß vorsichtig. Da unten wird heftig gekämpft“, rief Anja von vorne herüber, während sie langsam die erste Ecke erreichte. Zeitgleich ließ Ethan den Blick nach unten wandern, wo brennende Wracks und Körper quer über das Feld verstreut lagen. In der Ferne war noch das Waffenfeuer zu vernehmen. „Nicht trödeln“, nervte Anja als plötzlich ein weiterer Hubschrauber über dem Gebäude hinweg schoß. Nach einer kurzen Schleife kehrte das Fluggerät wieder zurück und schien auf dem Dach Position zu beziehen. Doch noch ehe einer darauf reagieren konnte, prallte von irgendwo her ein Geschoss an der Metallreeling ab. „In Deckung." Wieder folgte ein Schuss. Diesmal schlug das Projektil in die Außenwand ein. Mit Riesenschritten überbrückten Rene und James gleich mehrere Stufen, ehe der Hühne mit einem Male laut aufschrie und durch die Gegend taumelte. Ethan hielt inne. Wieder zuckte James zusammen und stolperte unkontrolliert nach links, wo sein Körper beinahe über die Begrenzung zu fliegen drohte. „Hier geblieben." Mit einem gewagen Sprung die Treppe hinab versuchte Ethan James noch zu fassen zu kriegen, während das Kugelgewitter immer noch an hielt. „Gebe euch Deckung!“ Ohne zu überlegen feuerte Anja hinab ohne auch nur ein Ziel zu sehen, als Ethan endlich sein Ziel erreichte und ordentlich zu packte. „Rene." Zügig griff sein Partner die andere Hand, so dass das Gewicht so halbwegs gerecht verteilt schien. „Mach jetzt nicht schlapp“, fluchte Ethan unter Dauerbeschuss. „Ich kann mich nicht halten“, schrie James unter Schmerzen auf. „Wenn du weiter so rumzappelst, kriegen wir dich nie herauf“, schimpfte Rene mit einem Blick zu Ethan der gleich den Plan verstand und auf das Signal wartete, das kurz darauf durch ein Nicken gegeben wurde.


„Loosss." Unter dem Einsatz aller Körperkraft zogen die zwei Männer den schweren Brocken langsam hinauf. „Geht das auch schneller?“, versuchte Anja im Kugelhagel noch weiter zu motivieren. Allerdings half das nur wenig. Denn James wog gefühlt eine halbe Tonne. „Hilf mal ein wenig mit“, japste Ethan unter voller Körperspannung. „Ich kann nicht mehr“, stöhnte er. „Halt die Klappe und hilft mit“, fiel Rene seinem Chef rüde ins Wort, als eine weitere Kugel plötzlich James in den Rücken traf. Eine kleine Blutfontäne bildete sich. Dann sackte der Körper mit seiner ganzen Kraft herunter. „Scheiße!“ Unter lautem Fluchen und entsetzen Blick fiel der Hüne erarbungslos in die Tiefe. „Oh mein Gott!" Mit Tränen im Gesicht haute Rene auf die blutverschmierte Reeling. „Wir müssen zurück." Ohne Erbarmen trieb Anja Rene vor sich her, bis die drei wieder im Treppenhaus waren, wo Rene schließlich entgültig zusammenbrach und an die Wand lehnend in sich sackte. „Wir stecken wirklich in der Klemme." Angenervt und völlig überfordert fuhr sich Ethan durch die Haare. „Mir gehen auch so langsam die Ideen aus“, gestand Anja. „Lasst uns doch einfach aufgeben. Gegen die geballte Kraft an schießwütigen Personen kommen wir doch niemals an“, seufzte Rene. „Bist du ein Idiot? Es gibt immer einen Ausweg“, grätschte Ethan wütend dazwischen. „Den Weg nach unten könnten wir uns freischießen. Allerdings würden das wohl eine eher kurze Reise werden“, erklärte Anja. „Was ist mit oben?“, warf Ethan planlos als Option dazwischen. „Was für eine blöde Idee. Wie sollen wir denn da fliehen?“, raunte Rene, während bei Anja scheinbar die Lichter im Kopf angingen. „Gar keine schlechte Idee. Ist gewagt. Aber wenn man so..... und dann das“, murmelte sie leise vor sich hin. Würdest du uns an deinen Gedanken teilhaben lassen?“, fragte Ethan. „Von euch kann nicht zufällig einer nen Helikopter fliegen?“ Irritiert sahen sich Rene und er an. „Nein. Aber du bist auch diejenige hier die für alles einen Schein hat." Brummend warf Ethan einen Blick nach unten, um zu verhindern das man ihnen in den Rücken fiel. „Diesmal leider nicht“, seufzte Anja. Vorsichtig hob Rene den Finger nach oben. „Mein Vater ist Fluglehrer." „Perfekt. Wieviele Stunden hattest du bis jetzt“, fragte Anja hoffnungsvoll. „Drei?“, antwortete er unsicher. „Muss reichen." „Schatz. Das ist doch Wahnsinn! Der kriegt das Ding doch niemals vom Boden hoch“, protestierte Ethan lautstark. „Hast du eine bessere Idee?“, giftete Anja zurück. „Ich arbeite dran." „Dann arbeite schneller. Ewig können wir hier nicht ausharren." „Leute streitet euch nicht deswegen“, versuchte Rene die erhitzten Gemüter zu beruhigen, ehe von unten das Geräusch einer aufschlagenden Tür nach oben hallte. „Die Zeit ist abgelaufen fürchte ich“, seufze Ethan mit einem Blick auf die ganzen Männer, die regelrecht hinaufstürmten. „Zum Hubschrauber." Hastig stürmte Anja die Treppe hinauf, gefolgt von Rene und Ethan, der weiterhin versuchte die Männer im Auge zu behalten, die es jedoch lieber bevorzugen auch noch beim Laufen zu schießen. „An die Wand!" Blitzartig quetschte Ethan seinen großen Körper gegen den kalten Stahl um einen möglichen Treffer zu entgehen. Doch schon machte sich neuer Ärger breit. Denn vom Dach her machte eine weitere Ansammlung von Soldaten Stunk, in dem sie den rettenden Fluchtweg abschnitten. „Hier rein!" Schnell öffnete Anja die Tür zum zehnten Stockwerk. „Was soll denn das?“, fragte Rene sauer. „Von oben kriegen wir auch noch Besuch“, antwortete sie und schubste ihn sogleich in den Raum hinein. Dann folgte Ethan ehe Anja hinter Ihnen die Tür schloss. „Und jetzt?“, fragte Rene unsicher. Sie saßen in der Fall. Von oben und unten näherte sich die Feinde dem Stockwerk. Gab es überhaupt noch einen Fluchtweg?......

Blut, Feuer und Krieg III

 
Was für eine beschissene Situation! Von draußen hallten die vielen Schritten der bewaffneten Männer und Frauen mit schnellem Tempo heran, als plötzlich Ruhe eingekehrte. „Was ist denn da los?" Fragende blickte Anja in die Runde. „Ich habe keine Lust es herauszufinden. Wir müssen einen anderen Fluchtweg finden." Zügig durchquerte Ethan den Raum nach einer Lösung suchend. Doch es gab zum Verrecken einfach keine! „Was ist mit dem Fahrstuhl?“, fragte Rene unsicher. Anja setzte sich sogleich in Bewegung, um diese Option gegen zu prüfen. Dabei musste sie allerdings ihre ganze Kraft aufbieten um die beinahe unbeweglichen Türen auf zu stemmen. Dann folgte ein prüfender Blick nach unten, gepaart mit Ernüchterung. „Das können wir total vergessen. Der brennt munter vor sich hin“, brummelte Anja. Es folgte ein weiterer Schlenker nach oben. „Wobei......“ Grübelnd kehrte sie zu den anderen zurück. „Was ist?“, fragte Ethan genervt. „Wir könnten am dem Seil hochklettern bis zum letzten Stockwerk." Ungläubig kreuzten Rene und Ethan mal wieder die Blicke. „Aber ich kann nicht klettern“, protestierte der Nerd. „Willst du etwa hier unten sterben?" Ein guter Einwand den seine Freundin da vorbrachte. „Wir werden so was von draufgehen“, gab Rene schließlich unter Anjas strengenm Blick nach. „Fein. Ich gehe vorran. Rene du folgst mir." Mit den Händen überprüfte sie noch einmal die Stabilität. Dann schwang sie elegant in den Schacht hinein. Rene wartete einen Augenblick, bis ihr Körper nicht mehr zu sehen war, ehe er selbst eher ungestüm nach dem Seil griff. „Das geht doch niemals gut." Rene bibberte regelrecht vor Angst, während Anja schon ein kleinen Vorsprung heraus gearbeitet hatte. „Jetzt beweg dich." Mit einem leichten Schubser beförderte Ethan den Angsthasen hinaus. „Ethan?“ Verdammt! Das war doch Crawfords Stimme, die da von draußen an seine Ohren hallte. „Schneller“, flüsterte er nach oben. „Komm schon. Ich weiß deine Freunde und du da drin seit." „Was willst du?“, rief Ethan herüber, um noch etwas Zeit hinaus zu zögern. „Ich dachte mir. Wir unterhalten uns einmal bevor noch weitere Leben zu Schaden kommen“, antwortete Crawford unschuldig. „Ach reichen dir die Opfer von heute?“, feixte Ethan zurück, während sein finsterer Blick den Schacht wieder nach oben starrte. Man! Der Nerd brauchte viel zu lange. So würde das definitiv nichts werden. Falls ihre Feindin jetzt beschloss den Raum zu stürmen, würde die gesamte Gruppe ein leichtes Ziel abgeben. „Es tut mir leid, um die ganzen toten Beamten da draußen“, erklärte Crawford. „Zeigst du neuerdings etwa Reue? Kenn ich ja gar nicht von dir“, warf Ethan dazwischen, immer den Blick wechseln zwischen Tür und Schacht. So ein Mist! „Ich verschaffe euch noch etwas Zeit. Anja bring Rene hier weg“, rief Ethan leise nach oben. „Bist du wahnsinnig!“, protestierte sie von oben herunter. „Nein. Es ist logisch wenn ich versuche Crawford hinzuhalten, bis ihr zwei in Sicherheit seit“, erklärte Ethan. „Wir haben einander auf dem falschen Fuß angefangen“, unterbrach Crawford das Gespräch. „Ja. Das würde ich auch so sehen“, rief Ethan herüber, während er mit der Hand andeutete weiter zu klettern. „Bring Rene hier raus!" Mit aller Kraft versuchte Ethan die Türen wieder zu schließen, in der Hoffnung, das Crawford nicht gleich auf diesen Fluchweg kam. Dabei hallten Anjas protestierende Worte laut nach unten, bis der Großteil von Stahl und Metall verschluckt wurde. „Wollen wir nicht noch mal einen Neustart wagen?“, fragte Crawford. „Mit den bewaffneten Männern als Aufpasser?“, erwiderte Ethan. Gleichzeitig lief er zu einem der Fenster herüber und öffnete dieses. Hoffentlich viel sie auf diese falsche Fährte hinein. „Eine Dame muss sich doch immer absichern.“ Einige Sekunden vergingen. Hoffentlich hatte Anja es geschafft. „Aber sind wir mal ehrlich. Meinst du nicht, das deine stupide Art Zeit zu schinden nicht auffällt?“ Verfluchte Scheiße. War klar das die alte Soldatin auf so eine Trick nicht reinfallen würde. „Ist doch immer hin ein Versuch wert, oder?“, versuchte Ethan die letzten Sekunden herauzuschlagen. „Ich bewundere deinen Einsatz. David hatte eindeutig unrecht. Du bist gar nicht so langweilig, wie er mir immer weiß machen wollte“, gestand Crawford. „Danke für die Blumen." „Aber damit ist jetzt Schluss! Es gibt zwei Möglichkeiten. Du öffnest die Tür, gibst mir den Stick und ich lass euch alle am Leben." Crawfords Stimme klang jetzt deutlich aggressiver und herrschender. „Oder meine Jungs hier schießen sich den Weg frei, töten euch und wir nehmen uns in jedem Fall den Stick." Eine deutliche Sprache und eine noch deutlicher Antwort die Ethan da jetzt bringen musste um nicht völlig unterzugehen.


„Als wenn du mich leben lassen würdest." Prüfend schaute Ethan noch mal an sich herunter. Eine Maschinenpistole sowie eine Pistole und zwei Granaten. Damit lies sich eindeutig kein Krieg führen. „David hat befohlen dich zu verschonen. Ich bin Soldatin und befolge Befehle. Du hast mein Wort“, versuchte Crawford wieder mit Engelszungen auf ihn einzureden. „Verzeihe wenn ich auf darauf nichts gebe." Mit diesen Worten flog plötzlich die Tür zum Treppenhaus aus den Angeln , woraufhin mehrere Männer den Raum stürmten. „Ist ja schon gut...“ Vorsichtig legte Ethan die Waffen auf den Boden. „Ich hab dir wirklich genug Zeit gegeben." Mit einem hochnäsigen Gesichtsausdruck betrat Crawford die finale Bühne. „Du lässt mir keine andere Wahl Junge. Habe es im Guten versucht. Aber soweit kommt es noch, das mir ein hochnäsiger Bengel in die Quere kommt." Das war die gute alte Lady, wie Ethan sie kannte. Von wegen Engelszungen und Leben lassen und solche Dinge. Demonstrativ zog ihre rechte Hand die Pistole vom Gürtel. „Deine letzte Chance. Gib mir den Stick und sag deinen Freunden, das sie raus kommen sollen." Sehr gut. Anjas und Renes Flucht war noch unbemerkt geblieben. „Wollt ihr wirklich, das eurer Freund stirbt?“ Ein ungenauer Schuss schlug nur wenige Meter neben Ethan in den Boden ein. Stille. Sekunden vergingen ehe Crawford mit einer Handbewegung andeutete, das Stockwerk zu durchkämmen. „Glaubst du wirklich, das deine Freunde auch nur den Hauch einer Chance haben?“, fragte Crawford. Kommentarlos nahm Ethan auf einem Stuhl Platz. Jetzt hatte er wirklich nichts mehr zu verlieren. Egal ob sie ihm am Leben lassen würde, wie versprochen, oder nicht, Anja und Rene würde fliehen können. Mit dem Daten im Gepäck. „Du kleiner arroganter Bengel." Wütend trat Crawford an ihn heran, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen ihnen lagen. „Dein demonstratives Schweigen wird dir nicht helfen!" Mit einem gezielten Griff an seinen Hals beförderte sie Ethan zu Boden. „Was jetzt? Bist du immer noch so cool drauf?" Langsam spannte sich der Finger um den Abzug herum. „Na komm schon. Wo ist der Stick!" Wütend landete der kalte Stahl auf seiner Brust, während das Herz immer schneller und schneller zu schlagen begann. Würde er jetzt gleich sterben? Wenn ja, was passierte dann mit der Zeitlinie? Würde die Geschichte sich so radikal verändern, das die Menschheit nicht mehr zu retten war? Ethan schloss die Augen. „So sieht die Sachlage als aus." Mit diesen Worten ertönte das Klicken des Abzugs. In Sekundenbruchteilen, folgte ein ohrenbetäubender Knall gepaart mit einem Beinahe – Herzinfarkt. Panisch riss Ethan wieder die Augen auf. Er lebte ja noch! Ein hastiger Blick nach rechts folgte wo ein kleines Loch, nur wenige Zentimeter entfernt von von seinem Kopf vor sich hin rauchte. „Der nächste Schuss geht nicht daneben!“ Dieses Mal zeigte sich der Stahl brennend heiß. Ja er fraß sich schon fast einen Weg durch die dünnen Klamotten hindurch. „Sir. Es ist keiner mehr hier." Für einen Moment erleichtert atmete Ethan tief durch, während Crawford den Kopf herum wirbelte und mit einem bösen Blick den Soldaten strafte. „Dann sucht sie! Weit können sich nicht gekommen sein“, befahl sie eindringlich. Rund die Hälfte der Männer setzte sich kurz darauf hin in Bewegung, um den Befehlen zu gehorchen. „Nun zu dir. Da du den Stick nicht hast, macht es keinen Sinn dich am Leben zu lassen." Wieder umspannte der Finger den Abzug. Verdammt! War jetzt wirklich zu Ende? Vor seinem geistigen Augen liefen die letzten Wochen noch mal wie ein Film ab. Von dem Mord bei dem Kaffee bis zur Reise nach Paris, über die Entdeckung des Grabes schien alles dabei. Selbst der Weg durch die beschwerlichen Alpen und der erste Kontakt mit Marie durften hier nicht fehlen......Moment mal! Marie! Das könnte vielleicht doch mal das Blatt wenden. „Du kannst mich nicht töten“, prustete es regelrecht aus ihm heraus, so das Crawford verdutzt inne hielt und die Pistole von der Brust herunter nahm. „Ist das dein letzter erbärmlicher Versuch, um das Leben zu betteln?“, fragte sie rüde. „Wenn du mich tötest, wirst du Marie nie wieder sehen." Sichtlich getroffen stieg Crawfords Körper von ihm herunter. „Meine Tochter ist tot. Von dem Rosenorden dahin geschlachtet!“ In Rage schlug der nächste Schuss in einen nahe gelegenden Monitor ein. „Es stand nicht gut um sie. Aber jetzt hat Marie ihr Leben wieder“, versuchte Ethan sein Gegenüber zu überzeugen. „Das ist eine Lüge." Ein weiterer Schuss schlug nur knapp vor seinen Beinen ein. „Wenn du mich jetzt tötest, wirst du ihre Stimme wie gesagt nie wieder hören. Ist es dir das wert?“, drehte Ethan plötzlich den Spieß um. „Ein gefährliches Spiel, was dein Kopf sich da ausgedacht hat!." Ein dritter Schuss zerstörte ein PC – Gehäuse. „Aber bist du auch bereit, es bis zum Ende durch zu ziehen?" Wild entschlossen spannte Crawford den Abzug nach. „Ist dir Marie wirklich so egal?“, fragte Ethan, dessen Herz immer noch heftig in der Brust vor sich hin pochte. „Was fällt dir ein so über sie zu reden, als würdet ihr euch schon ewig kennen." Jetzt trat Crawford näher an ihn heran und griff nach seinem Hemdkragen. „Beweise es!“ „Lass mich los und du kannst mit ihr reden." Was für eine angespannte Situation. Jetzt galt es bloß keinen falschen Fehler zu machen. „Nimm dich in Acht. Eine falsche Bewegung und das wars." Langsam griff Ethan nach seinem Handy in der Hosentasche und klappte es auf. Zum Glück hatte das Gerät keinen Schaden davon getragen. „Na los. Trödel nicht herum." Unruhig fuchelte Crawford mit der Waffe vor seiner Nase herum. „Ganz ruhig." Vorsichtig wählte er die Nummer von Nina, die auch kurz darauf abnahm. „Ethan!“ „Es ist alles in Ordnung. Sag mal ist Marie in der Nähe?“, versuchte er Ruhe zu bewahren angesichts der Knarre vor seinem Gesicht, die nur bei dem kleinsten Fehltritt eine riesige Sauerei anrichten würde. „Die ist oben bei Lana. Was soll denn die Frage?" „Das kann ich jetzt nicht erklären. Hol sie bitte ans Telefon“, antwortete Ethan knapp. „Natürlich. Aber sagst du mir jetzt bitte was los ist? In den Nachrichten heißt es, dass das Gebäude zu dem Frank euch gebracht hat unter Beschuss steht und Dutzende von Beamten tot oder verletzt sind“, erklärte Nina nervös. „Hör auf dumme Fragen zu stellen. Hol endlich meine Tochter in die Leitung oder dein Sohn stirbt“, stieg Crawford plötzlich in das Gespräch mit ein. „Annabelle!" Das drohte jetzt hässlich zu werden. „Nina. Wir haben uns lange nicht gehört." „Was hast du mit meinem Sohn gemacht?“, entgegnete diese wütend. „Dem geht es noch gut“, antwortete Annabelle. „Wenn du ihm auch nur ein Haar krümst......“ „Du willst mir Befehle erteilen? Ein halbes Dutzend Waffen sind auf ihn gerichtet“, unterbrach sie Ninas Satz, als Maries Stimme durch den Hörer ertönte. „Mutter?" „Kind! Gott. Bin ich froh von dir zu hören“, atmete Annabelle sichtlich erleichtert auf. Jedoch nicht ohne dabei Ethan aus den Augen zu lassen. „Es tut auch gut, dich zu hören“, antwortete Marie unsicher. „Geht es dir gut? Haben dich diese Leute verletzt?“, fragte Annabelle. „Nein. Ganz im Gegenteil. Ohne diese lieben Menschen hier, wäre ich längst tot." „Wurdest du gezwungen das zu sagen?“ Annabellees scharfer Blick wich nun eher Frust und Ungläubigkeit. „Es sind alle lieb und nett zu mir. Wirklich“, versuchte Marie ihrer Mutter klar zu machen. „Gib mir noch mal Nina." Sekunden vergingen. „Was willst du Annabelle“, fragte Nina harsch. „Meine Tochter und den Datenstick. Dafür kriegst du deinen Sohn wieder." Offensichtlich wusste Annabelle nicht, das Ethan und Anja alleine die Operation gestartet hatten. „Aber ich habe den Stick nicht“, antwortete Nina. „Glaubst du ich bin blöd? Als wenn dein Sohn so eine Sache alleine durchziehen würde." Wenn Annabellee doch nur wüsste, wie sehr sie mit der Vermutung daneben und zugleich richtig lag. „Aber ich will nicht zurück zu ihr“, dröhnte es plötzlich aus dem Hintergrund.

Verdammt! Konnte Marie nicht einfach mal die Klappe halten. Angespannt blickte Ethan zu Annabelle herüber, um sehen welche Reaktion auf diesem Satz jetzt folgen würde. „Was habt ihr mit meiner Tochter gemacht." Der Vulkan schien ordentlich zu brodeln und bald auszubrechen. „Nichts. Wirklich“, versuchte Nina die Kurve zu kriegen. Doch die protestierende Marie im Hintergrund machte es ihr scheinbar nicht leicht. „Lasst sofort meine Tocher gehen. Oder dein Sohn stirbt. Hier und Jetzt! Ohne zu zögern spannte sich der Finger weiter um den Abzug. „Annabelle mach keinen Fehler. Nur Ethan kann die Menschen noch vor der Vernichtung retten." Jetzt warf Nina aber wirklich alles nach vorne um ihn zu retten. „Nur Gott vermag es die Menschen zu retten. Bist du so vermessen zu glauben, das ein einfacher Junge dazu ausewählt wurde." Blindlings schoss Annabelle wieder daneben um die Situation deutlich dar zulegen. „Ethan!" „Ich bin noch da." Aber viel fehlte nicht mehr, bis Annabelle vor Wut explodieren würde. „Es dauert Stunden um Marie zu dir zu schaffen. Ist dir das klar?“, erläuterte Nina panisch. „Glaubst du wirklich ich falle darauf herein?" Konnte Annabelle wirklich so verblendet sein und nicht wissen das Nina sich wirklich hunderte von Kilometern entfernt befand? „Das ist die Wahrheit! So glaube mir doch“, versuchte seine Nina noch mal an ihren Verstand zu appellieren. „Es reicht. Du wirst jetzt mit anhören wie dein Sohn qualvoll stirbt. Danach werde ich mir meine Tochter holen. Und wenn ich dafür über deinen toten Körper wandern muss." Ethan hielt inne. Für einen Moment drohte die Zeit regelrecht still zu stehen. Würde Annabelle jetzt komplett durchdrehen? Ihr mittlerweile wahnsinniger Blick sprach deutlich Bände, als ein weiterer Schuss folgte, der Ethan genau in dem rechten Oberschenkel traf.


Unter lautem Schmerzen schrie er auf und versuchte sich an der Tischkante festzuhalten, während das Blut, sich wie ein Fluss den Weg hinab bahnte. „Ethan!“, schrie Nina panisch auf. „Das war nur das Bein“, demonstrativ ziehlte Crawford auf den linken Arm. „Aber ich sage dir doch die Wahrheit!" Wieder schrie Ethan auf, als die Kugel seinen Unterarm regelrecht durchschlug und einer Fontäne aus Blut Platz machte. „Annabelle, hör auf damit“, flehte Nina, während Ethan unter Schmerzen auf den Boden sackte und sich dabei den linken Arm fest hielt. „Es liegt an dir. Was glaubst du wieviele Kugeln er noch verträgt“, fragte Annabelle jetzt schon fast sadistisch. „Hör nicht auf sie“, röchelte Ethan leise mit Gedanken spielend, das eh alle Hoffnung verloren schien. Vermtulich waren Anja und Rene auch längst über alle Berge mit dem Datenstick und Annabelle würde ihn jetzt sowieso töten. „Halte durch Ethan. Bitte!" Hatte seine Mutter etwas gesagt? Unsanft lehnte Ethan seinen schwerer werdenden Kopf gehen die Boxwand, während der Arm einfach nicht aufhören wollte zu bluten. Sein Bein folgte diesem Beispiel und es sich nicht nehmen gewaltige Schmerzen noch zusätzlich frei zu setzen, die sein Verstand kaum ertragen konnte. „Dein Sohn mach es nicht mehr lange." War ihm so schwindelig auf einmal das er Annabelles Stimme nicht mehr orten konnte? „Ethan!" Dieses Mal erkannte er die Stimme seiner Mutter, die wie aus weiter Ferne zu ihm herüber drang. Ein letztes Mal mal versuchte er sich noch mal aufzuraffen. „Du machst doch nicht jetzt schon schlapp?" Die Umrisse von Crawfords Körper kamen immer näher. Scheinbar kniete sie jetzt vor ihn und tat irgend etwas. „So schnell nicht." Eine schmerzende Backpfeife folgte, die allerdings auf Grund der anderen Schmerzen beinahe unterzugehen drohte. Aber zumindest wurde das Blickfeld wieder zurechtgerückt, als plötzlich ein komisches Geräusch an Ethans Ohren hallte. War das etwa.........?

Schritt zum Himmel

 
Ungläubig versucht Ethan sich noch einmal zu aufzuraffen, während die verdutzte Annabelle zur Glasfront herüber schaute. „Runter!“ Wie wild sprangen plötzliche durch die Gegend, als ein wahrer Sturm aus Projektilen über das Stockwerk hinein ging. Eine Symphonie aus zerspringendem Glas, laut schreienden Menschen und explodieren Elektronikgeräten, hallte an seine eh schon fast beinah taube Ohren, die jetzt definitiv nach dem lauten Krach unter Garantie einen Schaden davon getragen hatten. Nach ein paar Augenblicken versiegte der Feuersturm und Ethan versuchte noch einmal sich aufzurappeln. Dabei versuchte er Annabelle im Auge zu behalten, die irgendwo in Deckung gegangen zu sein schien. „Ethan!“ War das etwa die Stimme seiner Freundin die da durch dem Raum drang? Der Himmel musste schon näher sein als gedacht. „Kannst du aufstehen?“ Unter Schmerzen versuchen Ethan noch ein Wort heraus zu bringen. Keine Chance! Sein Körper wollte einfach nicht mehr und stellte fast schon jeden Dienst ein. „Ich bring dich hier raus." Aus den Augenwinkeln heraus kroch Anja plötzlich über die Box hinweg auf ihn zu. „Bist du das wirklich?“ Zitternd wanderte die blutverschmierte Hand zu ihr. „Klar bin ich es." Mit einem Lächeln auf den Lippen umfasste sie seine Hand und legte diese auf die Wange. „Du solltest doch Rene in Sicherheit bringen“, versuchte Ethan noch zu schimpfen. Allerdings ging dieser Versuch beim Husten völlig unter. „Wenn du denkst das ich dich hier zurück lasse bist du aber schief gewickelt." Protestierend griff sie mit einem unter seinen Rücken, während der andere versuchte in Kombination mit Körperkraft, den Körper heraufzuziehen. „Du bist verrückt“, stammelte Ethan, als der matte Raumton plötzlich dem hellen Licht von draußen Platz machte. „Ist das etwa?“ Etwas verwirrt starrte er nach draußen, wo mehr schlecht als recht der schwarze Helikopter von Sektion Zwölf auf der Stelle flog, mit Rene am Steuer. „Könnt ihr euch mal beeilen?“, rief er ängstlich herüber. „Du musst etwas an Höhe gewinnen. Ich glaube Ethan schafft den Sprung nicht“, erwiderte Anja. „Ich tu mein Bestes und werf euch das Seil runter." Mit diesen Worten setzte der schwarze Metallvogel sich wieder in Bewegung und verschwand aus dem Blickfeld. „Hälst du noch ne Weile durch?“ „Die Chancen, die mein Kopf gerade errechnet hat, sind dank deines Eingreifens um ein gutes Stück gestiegen“, versuchte Ethan zu scherzen. „Witzbold“, brummte Anja zurück, als sich hinter ihnen was zu regen begann. „Ihr bleibt schön da stehen wo ihr seit." Wäre ja auch zu schön gewesen wenn Annabelle noch etwas bewusstlos geblieben wäre. „Ich setz dich mal kurz ab“, murmelte Anja. Dann schwang sie herum, wo bereits eine Waffe auf sie zielte, während Annabelles rußbedecktes Gesicht wütend herüber starrte. „Das ist jetzt euer Ende. Ich habe genug von den Spielchen." Ohne zu zögern drückten die Finger den Abzug. Nichts passierte. Fluchend wechselten die Augen den Blick. „Mistding!“ Es folgte ein zweiter Schussversuch. Wieder nichts. Dies mal jedoch nutzte Anja die Chance aus, stürmte nach vorne und verpasste der verdutzten Annabelle gleich eine ordentliche Breitseite, die darauf hin leicht zurücktaumelte. „Du willst es also auf die harte Tour." Genüßlich zog die Soldatin ihre unbequeme Jacke aus. Dann hob sie die Fäuste und nahm eine Kampfstellung ein. „Das endet hier und jetzt." Wild brüllend rannte Annabelle auf Anja zu, umklammerte sie und beförderte beide in die nächste Ecke. „Du Bitch!“ Was waren denn das für Kraftausdrückte die Ethans Freundin da plötzlich zum Besten gab, während die Fäuste immer wieder hektisch und unkoordiniert aufeinander einschlugen. „Miststück." Annabelle griff nach einer Lampe und schlug zu. Doch mit dem Arm konnte Anja zum Glück den Angriff abwehren. „Wirst du jetzt schon unfair?“ Wütend rollte Anja beide Körper herum, bis sie oben lag um ihrerseits einen Angriff durchzuführen. Doch Annabelle war gewift. Von einem heftigen Kniestoß begleitet fuhr Anjas Körper ruckartig nach vorne. Dann packte die Soldatin ordentlich an den Beinen zu und wuchtete das gesamte Paket nach hinten. „Du bist gut geworden. Eine wirklich ernst zu nehmende Konkurrentin bist du dennoch nicht." Rüde griff Annabelle nach dem nächsten Gegenstand, dem Anja diesmal allerdings nicht ausweichen konnte. Unter leichtem Aufstöhnen zuckte sie kurz zusammen, ehe ihre Hände nach einer herum liegenden Holzplanke griffen und damit Annabelle eine ordentliche Kelle verabreicht wurde, die auch sogleich wieder ins Taumeln geriet.


Der Erschöpfung sichtbar nahe stand Anja wieder auf und wischte sich das Blut aus dem dreckigen Gesicht. „Annabelle. Du solltest aufgeben. Deine Männer sind tot. Du bist die einzige die noch übrig ist“, gab sie schwer atmend von sich. „Eine Soldatin zieht sich niemals zurück“, brummte ihre Gegnerin, die plötzlich mit einem Messer nach Anja warf, das zum Glück ins Leere ging. „Ist das dein Ernst?" Wieder flog eines heran, das allerdings auch ins Leere ging. War das etwa die letzte Verzweilung die Annabelle zu solch drastischen Mitteln trieb. Eine einst so stolze Soldatin taumelte nun unterlegen vor Anja hin und her, wie ein verwundetes Tier das auf den Gnadenstoß wartete. Doch Anja schien dieser Aufgabe nicht gerecht werden zu wollen. Stattdessen schwang sie herum und ging wieder zu Ethan zurück. Ein fataler Fehler! Wie eine Bestie nahm Annabelle noch mal alle Reserven zusammen und stürmte auf ihre Gegnerin zu, die jedoch anhand von Ethans Gesichtsausdruck schnell reagierte, einen Ausfallschritt vollzog und mit einem wuchtigen Faustschlag in den Magen konnerte.


Wie versteinert hielten alle Parteien inne, während Annabelles weit aufgerissene Augen an Anja vorbei ins Leere starrten. Dann brach plötzlich der Bann und sanft sackte der Körper bewusstlos zu Boden. „So nicht." Erleichtert lehnte Ethan sich zurück, während seine Freundin den Sieg auskostete. „Du bist wirklich eine Rambo – Frau“, versuchte er zu lächeln. „Danke. Aber jetzt bringen wir dich erst einmal hier heraus." Mit einem Griff zog Anja das Seil heran und band es um Ethan herum. Dann machte sie einen hoffentlich festen Knoten und zog einmal kräftig am Seil. „Bald wirst du in Sicherheit sein. Halte noch eine Weile durch." Was sollte er auch in dieser Situation anderes tun? Sein Körper reagierte eh kaum noch. Die Kälte hatte Arme und Beine schon gänzlich eingenommen, als Anja am dem Seil hoch kletterte und schließlich ihn noch hinauf zog. „Geht es ihm gut?“, fragte Rene von vorne, während Ethan auf den bequemen Stuhl fest geschnallt wurde. „Frag nicht“, stöhnte er von hinten. „Bring uns schnell hier heraus." Zielstrebig griff Anja nach ihrem Handy und wählte irgend eine Nummer. „Ja!." Das klang so nach Nina, deren Stimme durch das laute Rotorengeräusch kaum wahrzunehmen war. „Es ist alles gut. Er lebt noch so gerade ebend“, antwortete Anja auf eine Frage, die er gar nicht mehr verstanden hatte. „Keine Ahnung. Die halbe Stadt sucht nach uns. Wir müssen auch noch Frank einsammeln“, antwortete Anja wieder, diesmal allerdings leicht überfordert mit der Situation während Ethan so gerade eben noch sehen konnte, wie das Hochhaus sich schnell entfernte bis es gar nicht mehr zu sehen war. „Hier. Nina ist dran." Vorsichtig drückte Anja ihm das Handy in die Hand. „Wie geht es dir?“, fragte sie leise und gleichzeitig besorgt. „Bin mal wieder angeschossen worden“, versuchte Ethan locker zu wirken. „Hör auf rum zu drucksen. Hier machen sich alle verdammt viele Sorgen“, schimpfte Nina. „Ehrlich? Ich könnte so ein Nickerchen machen“, gähnte Ethan. „Du bleibst gefälligst wach." Noch ehe er antworten konnte, riss ihm Anja das Gerät mühelos aus den Händen. „Ich versuche ihn notdürftig zu versorgen. Wir könnten in einigen Stunden da sein, wenn nichts unvorhergesehenes passiert." Nina schien zu antworten, während seine Freundin einfach nur nickte auflegte. „Ich muss die Kugel entfernen. Das wird jetzt verdammt weh tun. Tut mir leid“, entschuldigte sich Anja im vorraus. Mit einer komischen Flasche in der Hand näherte sie sich dem Bein und begann etwas auf die Wunde zu träufeln. Ein blitzartiger Schmerz fuhr durch Ethans Körper, der sich kurz aufbäumte. Dann folgte das Nichts.......


Ruckartig fuhr Ethan mit den Kopf hoch. „Bleib liegen du Held“, dröhnte eine Stimme an die Ohren, während der Kopf eine heftigte Party feierte und wieder das Kissen aufsuchte. „Wer ist denn da?“, fragte er orientierunglos. „Soweit ich weiß hat dein Kopf nichts abgekriegt." Jetzt erkannte er Leilas Stimme. „Bin ich im Himmel?" Sie schmunzelte. „Weit davon entfernt wenn es nach mir geht." So langsam fügte sich das Bild aus den verschiedenen Brauntönen wieder zu einem bekannten Ort zusammen. Unweigerlich lag sein Körper wieder in Eden denn diesen hölznernen Dachstuhl konnte man einfach nicht vergessen. „Wie fühlst du dich?" Von rechts näherte sich Leila mit einem Pulsmessgerät, das so gleich um den rechten Arm verschwand. „Ich habe einen mordsmäßigen Kater und mir tun alle Knochen weh“, antwortete Ethan leise mit einem Blick zum Stuhl, wo Anja immer noch vor sich hin döste


„Sie ist die ganze Zeit nicht von deiner Seite gewichen“, lächelte Leila. „Zeit? Wie lange war ich denn bewusstlos?“, fragte Ethan irritiert. „Fast drei Tage." Er fiel aus allen Wolken. Drei Tage? Das konnte unmöglich sein. Leila beliebte sicher zu scherzen. „Beinähe wärst du mir Hops gegangen. Doch gott sein Dank hast du noch mal die Kurve gekriegt." Jetzt schlug auch Anja langsam die Augen auf. „Habe ich was verpasst?“, gähnte sie leise und begann sich erst einmal zu strecken. „Du hast Ethan verschlafen“, grinste Leila herüber. „Was?“ Erschrocken wäre Anja beinahe vom Stuhl gefallen. „Warum hast du mich nicht geweckt." Leicht angesäuert rutschte sie an das Bett heran und griff nach seiner rechten Hand. „Bin froh das du wieder bei uns bist." Ein sanfter Kuss auf seine Stirn folgte. „Leila sagte mir gerade, das ich drei Tage weg war. Stimmt das?" Anja nickte zustimmend. Seufzend starrte Ethan wieder die Decke an. „Haben wir wenigstens gewonnen? Kann mich kaum daran erinnern was nach deinem Kampf mit Annabelle passiert ist." „Wir haben den Stick und Rene hat die Daten auch schon auf sämtlichen Seiten im Internet, die er kannte verbreiten lassen“, antwortete Anja zufrieden. Zumindest das war in den letzten drei Tagen ein willkommenes Highlight. „Leila, wie sieht es denn jetzt aus?." „Schwer zu sagen. Der Schuss am Arm wird deutlich leichter verheilen“, seufzte sie. „Was ist mit meinem Bein?“, fragte Ethan besorgt. „Anja konnte die Kugel zum Glück schnell entfernen. Aber ich befürchte das es noch eine Zeit dauern wird, bis du wieder richtig laufen kannst." „Willst du mich verkohlen. Kannst du da nichts machen?“, viel Anja ihrer Freundin rüde ins Wort. „Nein. Ich bin auch kein Gott!“, rechfertigte sich Leila, während Ethan, die Hand seiner Freundin fester umschloss. „Es ist gut so. Wenigstens lebe ich noch“, versuchte er sie zu beruhigen. „Zwei bis drei Wochen wird die Genesung schätzungsweise dauern. Solange wirst du an einen Rollstuhl gebunden sein." Die Hiobsnachrichten wollten wohl einfach nicht abreißen, als plötzlich auch noch Nina den Raum betrat. „Ich habe meinen Sohn von draußen gehört und dachte mir da muss ich doch mal nachsehen." Mit einem Lächeln betrat sie die andere Seite des Bettes. „Du bist hoffentlich nicht sauer auf mich“, sprach Ethan. „Und wie ich das bin. Aber das hat Zeit bis du wieder auf den Beinen bist“, antwortete Nina. „Das ist alles so schnell passiert. Soviele Tote und Verletzte und das nur wegen meiner dummen Aktion“, gab sich Ethan selbst die Schuld. „Hört auf so zu reden“, warf Anja dazwischen. „Sie hat recht. Keiner konnte vorhersehen das Crawford so reagieren würde“, fügte Nina hinzu, während es an der Tür klopfte. „Wen habt ihr noch alles mitgebracht?" Irritiert versuchte Ethan an Leila vorbeizu schauen. Doch er vermochte nichts zu sehen. Erst als Lindas kleiner Kopf unschuldig rechten Bettpfosten auftauchte lüftete sich das Rätsel. „Die kleine Dame hier hat sich auch tierische Sorgen um dich gemacht“, lächelte Leila, die auch sogleich Platz machte, um ihren Kram wegzuräumen. „Mit einer Puppe unter dem Arm hüpfte sie vorsichtig auf das Bett. „Tut es sehr weh?“, fragte die Kleine mit einem interessierten und zugleich erstaunten Blick auf den Beinverband. „Es geht schon einigermaßen“, antwortete Ethan. „Die kleine Susi hier wollte sich genauso wie ich für die Rettung bedanken“, grinste Linda verlegen, während sie mit der kleinen, zierlichen Hand über die rote Haarpracht der Puppe hinweg strich. „Wie süss“, flüsterte Anja herüber. „Ihr zwei solltet euch aber auch bei Anja bedanken. Denn die hat soviel Stärke bewiesen, um auch mich zu retten." Lindas Lächeln zog weiter und somit ging Ethans Plan voll auf, während er langsam und erschöpft wieder ins Kissen sank. „Es gibt übrigens was zu feiern." „Was denn?“, fragte Ethan müde. „Wir haben endlich herausgefunden was es mit Marias Reise auf sich hat“, antwortete Anja. „Was wie?." „Marias Reise ist ein Tagebuch das von niemanden geringerem als Charigol verfasst wurde. Oder zumindest von seinen Vorfahren“, erklärte Nina. „Jetzt müssen wir noch die Bedeutung der Texte herausfinden und alles wird gut." Hoffentlich hatte Anja recht. Der letzte Einsatz hinterließ deutliche Spuren und das nicht auf dem Körper, sondern auch in seinem Geiste. Diese Narben würden noch lange bleiben und ewig als Brandmal in den Erinnerungen existieren......

Epilog

 
Irgendwo außerhalb von München. Der Helikopter durch brach mit lauten Rotorengeräuschen die Stille der Nacht, während die rechte Hand langsam die Zigarette aus dem Mund nahm. Die Schuhe trippelten unruhig auf und ab. Diese blöde Kälte machte ihn noch ganz wahnsinnig. Schnell rieben die die Handflächen wieder aneinander, nachdem der Glimmstängel wieder zwischen den Lippen verschwand. „Cobra Eins. Wir setzen zur Landung an“, dröhnte es laut aus dem Funkgerät in der Jackentasche. „Das wurde aber auch Zeit. Wie geht es ihr?“, donnerte es als Antwort zurück. „Sie wird es überleben. Sind nur ein paar kleine Verletzungen und Prellungen." Nachdenklich genoß er den letzten Zug. Dann fiel der Stummel auf den kalten Boden, wo der Schnee auch so gleich das Feuer ausdrückte. Das waren ja zumindest halbwegs gute Neugigkeiten, trotz des Fehlsschlags in Paris. Aber wie zum Teufel gelang es dem Rosenorden immer wieder so massiv die Operationen zu stören? Es konnte ja wohl nicht wirklich angehen, das eine Bande von ungläubigen Hunden, sich dem göttlichen Willen des Herren wiedersetze. „Wie sieht es aus?“, unterbrach ihn eine Stimme von hinten. „Soweit ganz gut. Annabelle hat nur leichte körperliche Verletzungen davon getragen“, antwortete er, während der riesige Metallvogel langsam zur Landung ansetzte. „Dafür hat bestimmt das Ego einiges abgekriegt." Mit langsamen Schritten kam die weibliche Gestalt mit dem Kapuzenumhang neben ihm zum stehen. „Sicherlich. Diese Gören machen es uns aber auch nicht leicht." Grummelnd beobachtete er, wie nach vollendeter Landung schnell die Seitentür aufgeschoben wurde. „Pavla!“ Eine wie zu erwarten verdammt wütende Annabelle stieg aus dem Helikopter und trat ohne Umschweife an die beiden Personen heran. „Wie geht es ihnen?“, fragte Pavla besorgt. „Wenn ich diesen Ethan in die Finger kriege, dann gnade ihm Gott." Es wurde alles gesagt. Kommentarlos schwang die gesamte Gruppe herum und lief den schmalen Steg entlang, der zu einem kleinen Haus mitten im Wald führte. „Wegen ihrer Nachlässigkeit sind wir jetzt in den Nachrichten“, wetterte die mysteriöse Frau auch so gleich los. „Ich habe es einfach satt nur dazu sitzen und abzuwarten“, rechtfertige sich Annabelle. „Wir haben viele gute Männer verloren dank ihrer spontanen Verfolgungsjagd." Kurz hielt die Gruppe inne, während sich Annabelle wieder der Frau zuwandte. „Hören sie zu. Ich gehe die Dinge auf meine Art und Weise an." Völlig unbeeindruckt verharrte ihre Gesprächspartnerin auf der Stelle. „Crawford. In Gegenwart der Mentorin dulde ich so einen Ausraster nicht“, sprang Pavla plötzlich in die Bresche. „Schon gut." Die mysteriöse Frau hob langsam die linke Hand, die von einem Lederhandschuh bedeckt wurde. „Ihr Ton gefällt mir gar nicht Annabelle." „Na und? Ich muss mein Gesicht nicht wenigstens hinter einer Kapuze verstecken“, brummte Crawford zurück, als plötzlich die mysteriöse Frau nach vorne fuhr und so gleich an der Kehle zupackte. „Sie sollten sich etwas besser zu benehmen wissen." Ohne Probleme drückte sie ihre Gegnerin gegen den nächsten Baum, die völlig entsetzt und zugleich wütend hinab starrte. „Aber noch können wir ihren Fehler ausbügeln." Rüde ließ die mysteriöse Frau los, woraufhin Annabelle in den Schnee stürzte und erst einmal ordentlich herum hustete. Dann stand sie kommentarlos auf und ging auf Pavla zu. „Sie wird uns alle in den Tod reißen." Mit diesen Worten stürmte Annabelle an ihm vorbei auf das Haus zu. „Aber...“ „Lassen sie es gut sein“, unterbrach die mysteriöse Frau Pavla im Satz und schloss wieder auf. „Crawford wird noch einsehen, das man sich nicht gegen mich oder die Kirche stellt." Ein gewaltiger Kloß rutschte seine Kehle hinab, während ein leichtes Gefühl von Angst durch seine Glieder fegte. Klar er hatte die mysteriöse Frau und Anführerin schon oft in Aktion gesehen. Aber diese Demonstration gerade eben sprach wirklich Bände. Wie konnte sie mühelos ihren Körper mit nur einer Hand gegen den Baum drücken ohne das eine Frau wie Crawford, die eine Ausbildung zum Soldaten gemacht hatte, eine Chance blieb? Fragen über Fragen. Doch nach einer Antwort zu suchen wagte er nicht, angesichts der Bestrafung die damit einher ging. Die Kirche hatte sie nun mal zur Anführerin ernannt und das wars. Befehle mussten nun mal befolgt werden. „Gibt es denn eine Möglichkeit noch heraus zu finden, was auf dem Datenstift ist?“, fragte Pavla ehrfürchtig.


Ein kurzer Moment der Stille folgte, begleitet von einem leichten Wind, der sich einen Weg durch die vielen Bäume bahnte ehe die mysteriöse Frau zu einer Antwort ansetzte. „Darüber müssen sie sich keine Sorge machen. Wir werden schon an die Daten herankommen." Na wenn seiner Mentorin das so sagte, konnte das ja auch nur stimmen. Aber trotzdem juckte es ihn in den Fingern, einfach mal spontan näher heran zu gehen und die Kapuze herunter zu reißen, um zu sehen welches Gesicht sich darunter verbarg. Allerdings würde diese Aktion locker die Lebenserwartung auf ein Minimum reduzieren, was Pavla natürlich nicht wollte. So blieb ihm nur das kurze, knappe Gespräch und die Gewissheit das die Mentorin sicher alles tat, um den Rosenorden der gerechten Strafe zu zuführen. „Was macht eigentlich die andere Operation?“, fragte die Mentorin, während sie gemeinsam das Innere des Hauses betraten, das nur spärlich eingerichtet worden war. „Es läuft alles wie geplant“, versicherte Pavla mit einem Blick ins Wohnzimmer, wo die Reise schließlich schließlich an einem großen Schrank endete. „Das freut mich zu hören. Auf keinen Fall dürfen die Geheimnisse, Chaos unter den Menschen stiften. Wir müssen in dieser schweren Zeit zusammen stehen und zu Gott halten." Kommentarlos öffnete Pavla den Schrank, der sich als Fahrstuhl entpuppte. Dann gingen beide Hinein und seine Finger drückten den Knopf für das fünfte Untergeschoss. „Unsere Leute sind in Berlin sowie in Moskau und den USA sehr aktiv, um die Gefahr einzudämmen“, erklärte Pavla, während sich kleine Aufzug in Bewegung setzte und schließlich hielt. Leise schwangen die Türen auf und die Zwei standen in einem gut beleuchteten Flur, von dem aus mehrere Räume abgingen. „Ich verlasse mich darauf. So eine Sache wie in Paris darf nie wieder passieren, verstehen sie das?“ ,fragte die Mentorin eindringlich. „Natürlich“, versicherte Pavla unterwürfig, der natürlich auf keinen Fall auch noch den Zorn auf sich ziehen wollte. „Gut." Kurz und knapp schien die Mentorin ihn endlich von der Leine zu lassen, als sie in einen Raum abbogen, der nur spärlich von einer Deckenlampe beleuchtet wurde. Auf einem darunter stehenden Stisch standen mehrere Monitore und Tastaturen sowie Mäuse. „Wie sieht es aus?“, fragte Pavla. Wie auf Befehl schwang der Bürostuhl herum. „Ich bin gerade dabei die Daten herunterzuladen“, antwortete der Mann mit der schwarzen Hornbrille und gleichfarbischen Wuschelhaaren. „Gut. Lassen sie sich nicht aufhalten“, erklärte die Mentorin, während jetzt auch der zweite Anführer von Sektion Zwölf den Raum betrat. „Mentorin? Pavla. Euer Erscheinen ist wohl ein Wink Gottes." „Wie meinen?“, fragte Pavla irritiert, als David an ihm vorbei schlich und einen anderen Datenstift auf den Tisch ablegte. „Meine Informanten haben mir diese Daten zu kommen lassen." „Was sind das für Daten?“, fragte die Mentorin leicht drängelt. Pavla wusste das sie es wahrlich hasste hin gehalten zu werden. „Ich habe für unsere Freunde vom Rosenorden noch eine hübsche Überraschung bereit“, lächelte David hinterhältig, während er den Computer – Fuzi auf Seite schob und schnell ein anderes Fenster öffnete. Dann zeigte sich ein anderes Programm auf dem Monitor, das die Alpen darstellte mit einem roten, blinkenden Punkt auf einem bestimmten Gebiet. „Was ist dort?“, fragte Pavla erneut. „Unsere Augen und Ohren."................

 

 

Impressum

Texte: Silberwind
Lektorat: Silberwind
Tag der Veröffentlichung: 18.01.2016

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