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Zimtwuppi

Zimtwuppi

 

Es gibt Begriffe, die benutzen Männer nicht. 
Wenn es sich z.B. um Namen für Dinge handelt, die in einer männlichen Umwelt nicht existent sind, dann hätten wir den einen Grund dafür. Darunter fällt unter anderem die Übergangsjacke, die Tagesdecke oder der Q-Tip. Diese Begrifflichkeiten werden, wie die dazugehörenden Gegenstände, von Frauen gehegt, gepflegt und verwendet. Frauen fragen auch am Bankschalter ganz akkurat nach Überweisungsträgern,während Mann wieder ein „paar von diesen Zetteln“ braucht, „mit denen man Rechnungen bezahlt.“ Der zweite Grund für die männliche Missachtung eines Wortes ist das Wort selbst. Neulich fragte ich meine Frau, ob ich ihr etwas vom Bäcker mitbringen könne. Sie antwortete: “Ja, ich hätte gerne ein Zimtwuppi!“ Sie sagte das einfach so raus, ohne Skrupel und ohne eine Miene zu verziehen. Ich hatte ihre Antwort zwar akustisch vernommen, gestattete mir aber dann doch die Nachfrage: „Was für ein Ding?“ Ich möchte gern ein Zimtwuppi.“ Und wieder keine Miene. „Was soll das denn sein?“, fragte ich und sie erklärte es mir. „Gibt es dafür den keinen richtigen Namen?“, versuchte ich es anders. „Nein, es heißt Zimtwuppi“ kam die Antwort bereits leicht genervt. „Hör zu, ich werde mich da nicht in den Backladen stellen und vor allen Leuten da so ein Zimtdingen bestellen. Kannst du nicht auch einen Berliner nehmen?“, versuchte ich sie umzustimmen. „Es kann doch nicht so schwer sein ein Stück Kuchen zu kaufen?“ „Wenn es einen albernen Namen hat schon. Ich mach mich doch nicht lächerlich.“ „Mein Gott, dann zeig eben nur drauf, wenn du es nicht beim Namen nennen willst,“ schlug sie vor. Das fehlte mir noch. Verkaufstheken-Memory! Ich zeige mit dem Finger auf das gewünschte Stück und dann geht es los: Ja, so eins mit der Füllung, aber nicht hier vorne sondern von da hinten, zwischen Pflaumenkuchen und diesem Puddingteil hier, rechts hinter dem Apfelkuchen, nein, dem gedeckten Apfel, da so schräg unten, vor den Nussecken, etwas höher, und dann bricht es aus der Verkäuferin für alle gut hörbar heraus „Ach ein Zimtwuppi!“! Nein, danke. Frauen haben für dieses Verhalten natürlich keinerlei Verständnis. Sie wollen einen starken Mann an ihrer Seite, die breite Schulter zum Anlehnen, einen souveränen Partner, der zur Not das Schiff ganz alleine in rauer See auf Kurs hält. Wo kommen wir denn hin, wenn man uns Worte wie „Zimtwuppi“ so einfach in den Mund legen kann? Ich habe dann auch eine mannhafte Lösung für meine Frau und mich gefunden. Ich bin runter zum Eismann und habe zwei große Becher Eis besorgt. Schoko für mich und Erdbeere für meine Frau. Sie meinte zwar, sie hätte mir noch hinterher gerufen, für sie sollte es ein Schlumpf-Eis sein, aber da war ich wohl schon zur Tür raus.

Jetzt haben wir den Salat!

Jetzt haben wir den Salat!

 

Bei vielen Männern, deren feste Beziehung zu einer Frau in die Zusammenlegung des häuslichen Bereichs mündet, stellt sich schnell folgende Situation ein: Der Geist ist willig aber das Fleisch ist weg! Frauen haben ja nicht nur die Lebensaufgabe sich selbst, sondern auch den Partner gesund zu ernähren. Und so mutiert der Kühlschrank nicht nur zur fleischfreien Zone sondern gleich zur Grünanlage. In seiner reichen Vegetation finden sich plötzlich Gewächse, von denen man als Mann noch nicht einmal eine vage Ahnung hatte, dass sie existieren. Da liegt der Lattich neben dem Mangold und dem gemeinen Bürzelkraut. Wenn man dann fragt, warum sich eigentlich Bürzelkraut im Kühlschrank befindet, bekommt man zur Antwort, es enthält Omega-3-Säuren und wirkt gegen Arterienverkalkung. Solcherlei Informationen sind beim neuen Haushaltsvorstand genauso jederzeit abrufbar wie die Gründe dafür, warum man generell auf Fleisch verzichten sollte. Frauen machen einem die grobe Leberwurst madig und lassen auch kein gutes Haar am Schinken. Selbst zum halben Hähnchen haben sie ein gespaltenes Verhältnis und schaffen es als Krönung sogar, ein Chili con Carne ohne Fleisch aus dem Topf zu zaubern. „Ich hab´ dafür mehr Bohnen rein getan“, sagen sie dann. Im günstigsten Fall tun ihnen einfach nur die Tiere leid. Bei Endprodukten wie „Wurstpralinen“ oder „Bauern-Blutwurst Hausmacherart im Naturdarm“ ist das sogar für eingefleischte Esser irgendwo nachvollziehbar. Im schlimmsten Fall aber abonnieren sie Frauenzeitschriften und sind gefangen in einer ganzjährigen Kettendiät. Von der Spargel-Diät im Frühling und der Kreta-Diät im Sommer, bis zur Kartoffel-Diät im Herbst und der Kohlsuppen-Diät im Winter. Als Zielvorgabe werden ihnen in den Blättern genug Models als Schablonen abgebildet. Und ehe man sich als Mann versieht, wird Art und Umfang der Mahlzeiten ausgerichtet am Kalorienbedarf von Kate Moss. Mit dreieinhalb Kalorien am Tag kommt man aber weder als Mann noch als Frau weit. Auch wenn der Gesundheits-Aspekt nicht zu Unrecht in die Waagschale der Argumentation geworfen wird,  gibt es Gründe sich nicht kampflos in die „Co-Abhängigkeit“ zu begeben. Jeder Mensch, den ich kenne verfügt über Schneidezähne, also auch Frauen. Das sollte Beleg genug dafür sein, dass die Natur etwas anderes für unser Gebiss vorgesehen hat, als nur Rucola-Salat. Und für die Männer, die dennoch mit dem grünen Gaumen leben müssen, bleibt nur noch ein Trost: Drei Flaschen Bier sind auch ein Schnitzel.

Witz, komm raus!

Witz, komm raus!

 

Können Sie eigentlich noch Witze erzählen? Ich frage deshalb, weil ich festgestellt habe, ich kann es nicht mehr. Es ist mir jetzt mehrfach passiert, dass ich in geselliger Runde einen zum Besten geben wollte und kläglich versagte. Hier ein Detail vergessen, da die Pointe vorweg genommen. Einfach versemmelt. Dabei war ich früher sehr gut im Witze-Erzählen, mit großem Repertoire von politisch bis schlüpfrig. Hüftsteife Zuhörer haben sich vor Lachen gebogen und verlangten mehr. Heute bringe ich gerade mal Mundwinkel in leichte Bewegungen. Ich habe lange überlegt, woran das liegen kann und jetzt weiß ich es: Power Point Präsentationen! Heutzutage liest man die meisten Witze am Computer. Entweder treten sie ihre Reise per Mail durch den Freundes- und Kollegenkreis an, oder fliegen als Power Point Präsentation häppchenweise der Pointe entgegen. Oft werden die Witze dabei lieblos zerhackt und völlig emotionslos zum Ablesen statt Ablachen präsentiert. Für die Reproduktion vor Publikum ist das äußerst hinderlich Früher hat man die Witze noch live von den Könnern gehört. Jede Familie hatte ihn, den begnadeten Witzemann, der, war das Thema erstmal angestoßen, eine Pointe an die nächste reihte. Es war perfekt, wie er die Handlung ausschmückte, die Charaktere spielte, wichtige Details für die Pointe fast beiläufig einstreute, das Timing, der Spannungsbogen bis zum Schluss. Sein Publikum dankte es ihm mit eruptivem Gelächter, in das der Witze-Mann gleich nachschob: „Oder, kennt ihr den schon…?“ Jeder Witz eine kleine Theateraufführung. Bei diesen Meistern hat man sich all die Feinheiten des Witze-Geschäfts abgeschaut, um bei nächster Gelegenheit mit genau derselben Vortragsweise genau dieselbe Wirkung zu erzielen. Heute bekommt man keinen Gag mehr reproduziert, weil das blanke Ablesen einem nichts über Betonungen, Timing oder Spannungsbögen beibringt. Ich finde, damit geht eine große Kultur verloren und ich glaube auch, dass sich Geschichte hier wiederholt. Der gemeine Höhlenmensch hat nämlich seinerzeit sein Wissen abends am Lagerfeuer in gespielter Form weiter gegeben und vor allem den Nachwuchs sehr eindrucksvoll auf das Leben vorbereitet. Und sicher war auch damals schon der eine oder andere gespielte Witz dabei. Irgendwann hatte dann ein Spezi wohl die ständigen Aufführungen satt und malte einfach das zu vermittelnde Bild an eine Höhlenwand. Damit der Rest der Sippe quasi „im Bilde“ war. Und meiner Meinung nach war dann diese erste „Power Stein Präsentation“ auch der Anfang vom Ende des homo erectus. Bevor es bei mir soweit ist, gehe ich erstmal los und besorge mir eine Fips Asmussen DVD – irgendwo muss man ja wieder anfangen. 

Jeden Tag eine neue Welt

Jeden Tag eine neue Welt

 

Kaufen Sie eigentlich auch so gern artfremd ein? Ich sage Ihnen gern was ich damit meine. Kaffee kaufe ich zum Beispiel immer im Baumarkt. Also unser Baumarkt hat zwischen den Abteilungen „Holzzuschnitt“ und „Bodenbeläge“ so eine Verkaufsinsel von einer Kaffeehandelskette mit Universalverkaufslizenz. Und da findet man zwischen Radiowecker, Regenjacke und Reizwäsche auch schon mal ein Pfund Kaffee. Und an der Kasse stehe ich dann immer so zwischen den normalen Kunden mit ihren Farbeimern, Holzleisten und alle sind mit  Zollstöcken bewaffnet – und dann freue ich mich, dass ich da so total aus dem Rahmen falle. Ich finde es toll, dass man heute nicht mehr auf Fachgeschäfte angewiesen ist. Meine Brötchen kaufe ich grundsätzlich an der Tankstelle. In einer Bäckerei kann man ja schon keine normalen Brötchen mehr kaufen. Wer da nicht nach den Dinkel-Vital-Brötchen, dem Power-Roggenmischbrot oder den Wellness-Hörnchen verlangt, der wird komisch angeguckt. Das passiert mir an der Tankstelle nicht. Da wird man nur komisch angeguckt, wenn man mal eine Fachfrage zu einem Keilriemenwechsel hat. Wie neulich geschehen. Die Tankstellenverkaufsfachkraft konnte mir noch nicht einmal einen Keilriemen zum Verkauf anbieten. Dafür hatte sie 30 Sorten Schnaps für den Autofahrer im Angebot -  aber nicht einen Keilriemen für mein Auto. Es blieb mir nichts weiter übrig, als einen Fachmarkt für Autoteilezubehör aufzusuchen. Dort konnte man mir zwar auch nicht weiter helfen, aber in der DVD-Abteilung fand ich einen Film, den ich in meinem Elektrofachhandel vergeblich gesucht hatte. So wurde es doch noch ein erfolgreicher Tag. Mein Auto verursachte zwar weiterhin beim Anfahren so manchem Fußgänger einen spontanen Hörsturz, aber der Fernsehabend war gerettet. Man muss allerdings auch aufpassen, dass einen der Reiz des artfremden Einkaufens nicht zur Leichtsinnigkeit verleitet. So ist es leider einem Bekannten passiert; wollte nur mal kurz runter in den Supermarkt um ein Pfund Zucker zu besorgen und hinterher stand auf seinem Kassenbon: ein Pfund Zucker, 59 Cent 7 Tage Mallorca, vier Sterne mit Halbpension, 599 Euro. Vielen Dank für Ihren Einkauf. Es ist manchmal schon eine skurrile Mischung aus Verlockung und Absurdität, mit der Handelsgeschäfte den Begriff „Produktdiversifikation“ definieren. Was da alles möglich ist, zeigt uns mal wieder das unbegrenzte Land an Möglichkeiten. In bestimmten Gegenden der USA kann man sich die Munition für sein Gewehr beim hiesigen Friseur kaufen. Das amerikanische Grundrecht auf Bewaffnung macht es möglich. Wer noch kein Gewehr besitzen sollte kann das leicht nachholen – es gibt nämlich in solchen Orten auch Bankfilialen, die einem zur Kontoeröffnung eine Schusswaffe mit Großkaliber als Willkommensgeschenk aushändigen. Und das ist kein Witz! Natürlich sind die Banker nicht blöd und lassen in der Filiale die Munition weg. Daher ist es für den geneigten Kriminellen wichtig, die Reihenfolge einzuhalten: Erst beim Friseur das Aussehen verändern lassen und die Munition kaufen und dann rüber zur Bank – ein Konto eröffnen.

Praktisch? Unmöglich!

Praktisch? Unmöglich!

 

Frauen, die etwas unbedingt wollen, haben eine bombensichere Methode entwickelt es zu bekommen, ohne dafür große Diskussionen mit ihren Männern zu führen. Wie

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Mario Siegesmund
Bildmaterialien: Mario Siegesmund
Tag der Veröffentlichung: 14.01.2013
ISBN: 978-3-7309-6185-8

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