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Warum braucht der Hund sein Körbchen?



Es ist meistens die erste Frage, die ich einem neuen Kunden stelle: Hat der Hund einen festen Platz? Sucht er diesen Platz gerne auf? Können Sie den Hund auf seinen Platz schicken? Bleibt er dort, solange, bis er wieder entlassen wird?
Es ist sehr selten, dass der Kunde diese Fragen alle mit Ja beantwortet. Kaum jemand hält es für notwendig, seinem Hund einen ganz klaren Platz zuzuweisen. Dabei ist das eine wichtige Grundübung und Voraussetzung für vieles andere: wer in der Wohnung über die Bewegungsfreiheit bestimmen kann, kann das auch außerhalb. Warum sollte der Hund sich draußen zurückrufen lassen oder die Begrenzung durch die Leine verstehen, wenn er zuhause keinerlei Einschränkungen zu akzeptieren gelernt hat? Über den sozialen Raum zu bestimmen, ist der beste Weg, gegenüber dem Hund den eigenen Führungsanspruch durchzusetzen – und zwar ohne Dominanzgehabe , Strafe und Stress.
Damit das klappt, müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Das Körbchen muss ein Ort der Sicherheit sein, es muss den Bedürfnissen des Hundes entsprechen und für den Hund ganz und gar positiv besetzt sein. Es darf keine Strafmaßnahme und kein „Abstellplatz“ sein. Es erfordert Geduld und Konsequenz, sich die Kontrolle über den sozialen Raum zu erarbeiten. Deshalb ist diese Grundübung für den Menschen noch wichtiger als für den Hund – hier entscheidet sich bereits, ob die Weichen für die weitere Erziehung richtig gestellt sind.
Deshalb ist die Frage „Hat der Hund einen festen Platz?“ keine Nebensächlichkeit. Und deshalb steht sie für mich am Anfang jeder Erziehungsarbeit. Eine eigentlich ganz unspektakuläre Sache –aber mit großer Wirkung!


Haben Sie schon mal über Ihr Timing nachgedacht?



Wie oft haben Sie Ihren Hund heute dafür gelobt, dass er etwas falsch gemacht hat? Oder dafür getadelt, dass er sich korrekt verhalten hat? Gar nicht? Dann ist Ihr Timing wirklich gut.

Wenn nicht, dann machen Sie eine Wochenaufgabe daraus! Achten Sie doch einfach mal eine Woche lang genau auf Ihr Timing und trainieren Sie ganz gezielt, den richtigen Moment für Lob oder Tadel zu erkennen.

Das Schwierige an Lob und Tadel ist, dass es für den Mensch etwas emotionales ist. Der Hund springt am Besucher los, das wird aufgeregt unterbunden – und wenn der Hund die Pfoten wieder am Boden hat, wird noch ein bisschen weiter auf ihn eingeschimpft, weil man sich über das Verhalten geärgert hat. Dabei weiß der Hund doch, dass er dass nicht darf!
Aber weiß er das wirklich? Gerade hat er erfahren, dass er getadelt wird, wenn er das Hochspringen sein lässt.
Dasselbe umgekehrt. Man übt das Kommando „Sitz!“, der Hund sitzt, aber weil man noch ein bisschen nach dem Leckerli suchen muss, bekommt der Hund es erst reingeschoben, wenn er schon längst wieder aufgestanden ist. Schließlich hat er es doch so brav gemacht, er weiß schon, wofür die Belohnung ist. Nein, weiß er nicht.

Dass wir uns über irgendetwas freuen oder ärgern, bekommt der Hund mit, aber worüber?
Lob und Tadel sollten nichts emotionales sein, sondern Informationen für den Hund. Damit er die Informationen richtig zuordnet, müssen Sie im richtigen Moment kommen, und zwar sekundengenau dann, wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt. Um Timing zu verbessern, hilft es ungemein, Lob und Tadel (oder besser: Bestätigung und Korrektur) als Information – das ist richtig, das ist falsch - für den Hund zu begreifen. Dazu gehört auch, aufmerksam richtiges und falsches Verhalten zu registrieren und die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu halten! Die Rückmeldung „Das ist falsch“ darf nicht erst (und dann zu heftig) kommen, wenn uns das andauernde Fehlverhalten irgendwann nervt – ein „jetzt reicht es aber wirklich“ ist keine verwertbare Information für den Hund. Andererseits ist sinnvoll platziertes Lob ungemein effektiv.
Je besser ihr Timing wird, wird das Lob effektiver und die Anlässe zum Korrigieren seltener: ein wichtiger Schritt zur Erziehung über positive Verstärkung!


Kennt Ihr Hund seinen Namen?



Ganz sicher? Oder denkt Ihr Hund vielleicht, er heißt Mäuschen oder Schätzchen, Psst oder Hey!, Dicker oder Stinker?
Warum ist es so wichtig, dass der Hund seinen Namen kennt? Mein Hund soll auf mich achten. Er soll auf Körpersprache reagieren. Er soll jederzeit aufmerksam sein, wenn ich es von ihm erwarte. Also muss ich in der Lage sein, den Hund ganz klar anzusprechen. Er muss wissen: wenn er seinen Namen hört, soll er mich anschauen und abwarten, was als nächstes kommt. Das funktioniert nur, wenn der Hund mit dem immer gleichen Namen deutlich angesprochen wird, bevor ein Kommando folgt. Hat man mehrere Hunde hat, ist das besonders wichtig, damit man mit beiden unabhängig voneinander arbeiten kann. Meine Hunde wissen genau, wann wer von Ihnen gemeint ist. Nur so kann ich z.B. einen von beiden zu mir rufen, während der andere auf seinem Platz bleibt.
Ein anderer Fehler, der sich leicht vermeiden lässt, ist, den Hund mit Psst!, Zungenschnalzen o.ä. auf sich aufmerksam zu machen. Ungewohnte Laute interessieren den Hund zwar kurzzeitig – aber nur solange nichts anderes interessanter ist. Sie sind nichts, worauf er wirklich zu reagieren gelernt hat.
Die Reaktion auf seinen Namen muss man mit dem Hund üben – je intensiver, um so zuverlässiger wird er darauf reagieren. Üben Sie z.B. mit einem Futterspiel (wie das genau aussieht, können Sie im Praxiskurs nachlesen). Rufen Sie den Hund beim Namen, warten Sie, bis er sie anschaut (lassen sie dem Hund dabei Zeit zu reagieren, bevor Sie den Namen wiederholen) und loben Sie das Anschauen mit Futter oder auch mit Spielen. Mehr nicht! Üben sie das immer wieder,bis der Hund zuverlässig auf seinen Namen reagiert.
Aber Achtung: der Name ist kein Kommando! Eins der ersten Dinge, die ich bei einem Kunden überprüfe, ist, ihn zu bitten, seinen Hund zu sich zu rufen. Sehr häufig kommt dann: Bello! Bello! Bello! BELLO! Mal kommt der Hund daraufhin, oft auch nicht – warum auch? Bello was? ist die Frage. Richtig ist: Ansprechen – und wenn der Hund schaut, das Kommando folgen lassen (ob nun Komm, Sitz oder Platz).




Auf Sie mit Gebrüll? oder Wie Hundehalter aufeinander zu gehen...



Wenn Sie (ohne Hund) einem anderen Menschen begegnen – wie verhalten sie sich dann? Wenn Sie den anderen nicht kennen, werden Sie vermutlich ohne langen Blickkontakt vorbeigehen. Wenn Sie sich kennen, bleiben Sie vielleicht stehen, um sich zu unterhalten. Beobachten sie mal, wie lange (wenn überhaupt) sich dabei beide Menschen frontal zugewandt sind bzw. wie schnell Sie sich eher seitlich zueinander ausrichten oder nebeneinander weitergehen. Die meisten Menschen sitzen auch im Restaurant lieber über Eck als gegenüber. Frontale Annäherung verunsichert schnell oder wirkt sogar aggressiv – das ist auch bei Hunden so.
Trotzdem aber lassen Hundehalter es sehr häufig zu, dass Hunde frontal aufeinander zu gehen oder sogar stürmen, lassen sich mit Japsen und Bellen zum anderen Hund hinziehen – und wenn der Hund sich gar aggressiv zeigt, bleiben die meisten stehen, zerren am Hund, gehen aber nicht weiter. Ob die Hunde dabei aggressiv oder freundlich sind, ist nebensächlich. Der wichtige Punkt ist, dass der Mensch bei einer solchen Begegnung die Initiative komplett abgegeben hat. Schlägt eine „der will nur schnuppern“ Situation dann in eine „das macht er sonst nie!“ Situation um, kann der Mensch nur noch reagieren und die ganze Sache mehr schlecht als recht wieder richten.

Drehen sie den Spieß also um. Wenn es zur Kontaktaufnahme kommt, dann ausschließlich auf Ihre Initiative hin und ohne Aggressionspotential. Dafür ist die Voraussetzung, dass Sie mit Ihrem Hund locker und stressfrei an anderen Hunden vorbeigehen können. Es ist nicht nötig, jeden fremden Hund zu begrüßen, machen Sie das zur Selbstverständlichkeit.
Zeigen Sie durch Körperhaltung und entschlossenes Weitergehen deutlich, dass hier weder fröhliche Neugier noch Stänkern gefragt sind – schon lange bevor sich ein harmloses Verhalten zum Problem auswächst. Wenn das klappt, können Sie Begegnungen auch wieder zulassen. Stellen Sie den Kontakt zunächst her, indem sie einfach gemeinsam mit dem anderen Hund und Hundebesitzer ein Stück gehen, locker nebeneinander, anfangs ohne die Hunde aneinander zu lassen. So können sich die Hunde entspannt kennen lernen – ohne Aggressionspotential.


Ursachenforschung


Es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, nach dem „Warum?“ zu fragen. Warum hat mein Hund Angst vor... warum bellt er immer, wenn... warum ist er aggressiv zu... was hat er früher erlebt? Ich möchte heute auch mal fragen: Warum fragen wir eigentlich immer nach dem „Warum?“ Bringt es uns der Lösung eines Problems näher?
Ein Beispiel: Michel, der LKW-hassende Beagle. Die Besitzerin hatte eine lange Geschichte zu erzählen, warum Michel drei Jahre lang wie ein Irrer in der Leine hing und sich die Seele aus dem Leib kläffte, sobald ein Lieferwagen, ein LKW oder ein Traktor vorbeifuhren: als Michel noch ein Welpe war, fuhr ein wütender Bauer mit seinem Traktor direkt auf den Hund zu, um ihn aus dem Acker zu vertreiben. Verständlich, das Michel Traktoren nicht mochte. Nur – dieses Wissen brachte seine Besitzer der Lösung des Problems nicht näher. Man kann die Uhr nicht zurückdrehen und die Ursache der Angst beseitigen. Hätten Sie keine Ahnung gehabt, warum der Hund Traktoren verbellt, wäre die Situation genau dieselbe gewesen. Das Wissen um die Ursachen, oder das ewige Rätselraten darüber, lähmt nur – es kostet Energie, die man besser in die Lösung des Problems stecken sollte.
Die Welt ist voller Dinge, vor denen man Angst haben kann, egal ob Hund oder Mensch – laute Geräusche, bedrohliche Situationen, Unbekanntes gibt es zu Hauf. Angst ist ein gesunder Überlebensinstinkt. Um in der Welt zurecht zu kommen, müssen wir lernen, wann Angst berechtigt ist und wann nicht. Und wir müssen lernen, schlechte Erfahrungen zu verarbeiten und entstandene Ängste zu überwinden. Jeder, der schon einmal seine Angst besiegt hat, weiß, wie gut man sich in diesem Moment fühlt – Hunden geht es nicht anders. Damit sie souverän und selbstsicher durchs Leben gehen können, brauchen sie unsere Unterstützung. Für den Hund ist die Menschenwelt ziemlich unverständlich. Wenn er nicht auf die sichere Führung des Menschen vertrauen kann, muss er nach seinen Instinkten handeln und wird mit Flucht oder mit Angriff reagieren. Die Worte: „Michel, das ist doch nur ein Auto, dir passiert nichts“ versteht der Hund nicht – wohl aber die Hektik, in die der Mensch ausbricht, sobald sich ein LKW nähert...
Wenn wir uns immer nur nach dem „Warum?“ fragen, machen wir das Problem nur größer – unbewusst bestätigen wir dem Hund damit, dass seine Angst des doch berechtigt ist. Ich schlage vor, statt „Warum?“ lieber die folgenden Fragen zu stellen:

• Kann ich in dieser Situation für die Sicherheit meines Hundes garantieren?
• Fühle ich mich selbstsicher und gehe souverän mit der Situation um?
• Findet mein Hund Schutz bei mir, zeige ich ihm klar genug, dass ich ihn vor Gefahren abschirme?
• Vertraut mir mein Hund, haben wir eine stabile Bindung?
• Achtet der Hund auf mich, schaut er zu mir nach Anweisungen, was zu tun ist?
• Habe ich meinem Hund klar, aber ohne Aufregung gezeigt, dass ich nicht möchte, dass er bellt oder zerrt?
• Zeige ich ihm deutlich, was ich von ihm erwarte, und lobe auch im richtigen Moment?
• Führe ich meinen Hund bestimmt, aber behutsam und in ausreichend kleinen Schritten an den Angstauslöser heran?

Je öfter Sie „Ja!“ sagen können, umso unwichtiger wird die Frage nach dem „Warum?“
Wenn Sie ein Anführer geworden sind, der das Vertrauen des Hundes wirklich verdient, dann werden Sie gemeinsam Probleme lösen können – ganz egal, warum sie vorher entstanden sind.


Mehr über meine Arbeit als Hundeerziehungsberater auf www.aufsechspfoten.de

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Tag der Veröffentlichung: 23.09.2009

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