Ich bin Shiva, 17 Jahre alt und lebe seit 2 Monaten in einer WG. Meine Mutter hatte mich aus dem Haus geworfen, weil ich Besoffen und zu spät nach Hause kam. Sie meinte ich könne keine Verantwortung übernehmen. Aber das stimmt nicht. Früher habe ich mich um alles gekümmert. Meine Mutter stand entweder daneben oder hat Fern gesehen.
Aber ich kann es ihr nicht übel nehmen. Seitdem ihre Schwester und beste Freundin gestorben war, war sie nicht mehr so wie früher. Am Anfang war es noch nicht so schlimm wie jetzt. Jetzt trinkt sie nur noch und verscherbelt ihr Geld auf dem Schwarzmarkt. Sie hatte es nie verkraftet, wenn irgendwer ging.
Ich war gerade auf dem Weg zur Schule, als mir eine Gruppe Jugendlicher entgegen kam.
,,Sieh einer an. Unsere Freundin ist wieder da!'' rief Felix und lachte. Felix war ein großer gut aussehender Junge. Er hatte eine etwas dunklere Haut und schwarze Haare. Seine Augen hatten einen so dunklen Braun ton, dass man dachte sie wären schwarz.
Diese Gruppe passte mich entweder vor der Schule ab oder in der Schule. Sie dachten mich würde es stören, wenn sie mich ärgern.
Aber vielleicht haben sie sich mal was anderes Ausgedacht, als das bisschen schubsen. Ich hatte mich da schon dran gewöhnt.
,,Na? Was wollen wir denn heute machen?´´ fragte ein anderer Junge aus der Gruppe und grinste hinterhältig.
,,Vielleicht schubsen?´´ fragte ein Mädchen neugierig.
,,Nein. Das machen wir jedes mal.´´ antwortete Felix und dachte angestrengt nach.
,,Was dann?´´ fragte das Mädchen nochmal.
Ich verdrehte die Augen und ging weiter. Wenn sie in ihren Diskussionen sind, merken sie sowie so nie etwas. Als ich am Tor zur Schule angelangt war, sah ich wie eine kleine Katze über die Straße lief und wie erstarrt stehen blieb. Es war ein warmer Tag und kleine Katzen brauchen wärme sonst sterben sie. rief ich mir ins Gedächtnis. Dann kam ein LKW. Er fuhr direkt auf die Katze zu, die sich gerade hinlegte und die Augen schloss. Ich warf meine Tasche hin und rannte auf die Straße.
,, HALT´´ rief ich. Ich wiederholte es immer wieder, doch der LKW- Fahrer hörte es nicht, da sein Motor so laut war.
Ich rannte so schnell ich konnte. Als ich an der Katze angekommen war, hörte ich quietschende Reifen. Ich schloss daraus, dass der LKW-Fahrer mich gesehen hatte und stark bremste. Aber das war mir egal. In meinen Augen war die Katze wichtiger, denn eines muss man noch über mich wissen:
Ich bin ein totaler Tier Fan.
Kurz bevor ich bei der Katze war, stolperte ich und flog hin. Ein scharfer Schmerz schoss durch meinen Knöchel. In der Zwischenzeit war die Katze aufgesprungen, rannte aber nicht weg. Der Schmerz in meinem Knöchel brachte mich dazu leise zu schreien und zu schluchzen. Vor meinen Augen geschah was unglaubliches. Die Katze war keine Katze mehr! Sie war nun ein Junge. Er sah äußerst gut aus. Musste ich zugeben. Seine grünen Augen strahlten nur so. Außerdem hatte er Schneeweiße Haare,war ungefähr in meinem Alter und sowas von Muskulös.
,,Tut dir was weh?´´ fragte er und sah mich besorgt an.
,,Dumme Frage! Sonst wäre ich schon längst von der Straße runter...´´ schnauzte ich, gab jedoch klein bei. ,,Ja mein Knöchel tut höllisch weh. Aber das ist nicht so wichtig! Können wir vielleicht von der Straße runter?´´ fragte ich und sah nervös zu dem Laster, der unaufhaltsam näher kam. Der Fremde folgte meinem Blick und fuhr zusammen, als er ihn sah. Sofort nahm er mich bei der Hand und versuchte mich auf die Füße zu ziehen.
,,Das klappt nicht. Ich kann nicht laufen mit dem Knöchel.´´ Kaum hatte ich das Gesagt, nahm er mich auf den Arm und trug mich zum Straßenrand. Dann setzte er mich ab und zerriss sein Shirt und verband meinen Knöchel.
Er hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff sie und versuchte vorsichtig aufzustehen.
Der Schmerz in meinem Knochen war so gut wie weg. Erstaunt sah ich ihn an.
,,Wie hast du das gemacht?´´ fragte ich und drehte den Kopf um ihm in die Augen zu sehen. Aber da war niemand. Keine Menschenseele. Ich dachte ich hätte mir das alles doch eingebildet, aber ich konnte seine wärme noch spüren.
>Was war bloß passiert?< fragte ich mich die ganze Zeit.
Plötzlich hörte ich eine besorgte aber auch aufgebrachte Stimme hinter mir. Erschrocken und mit meinen Gedanken ganz wo anders, drehte ich mich um und sah unschlüssig in das Gesicht eines bärtigen Mannes. Dann sah ich mich nochmal genauer um.
Es war ein kleiner Stau entstanden, da der LKW zwei Fahrbahnen für sich beanspruchte. Hinter ihm ist ein PKW in eine Mülltonne gefahren, wahrscheinlich um dem Hinterteil des LKW´s aus zu weichen.
,,Hallo! Hörst du mir überhaupt zu? Wer bist du und warum bist du mir vor den Laster gerannt?´´ fragte er und ein wenig Sorge schwang in seiner Stimme mit. Als ich immer noch nicht geantwortet hatte wedelte er mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum, als würde er meinen, dass ich aus der Starre erwache.
Nachdem ich selbst darauf nicht reagiert hatte, holte er sein Handy heraus und tippte eine Nummer ein. Ich nahm an, dass es entweder der Krankenwagen war oder die Polizei. Aber ich nahm davon keine Notiz, sondern versuchte mir zusammen zu reimen, was gerade eben passiert war.
Kurze Zeit hörte ich Sirenen. Der Mann neben mir war für kurze Zeit verschwunden, tauchte dann mit zwei weiteren aber wieder auf. Ich ignorierte sie und starrte weiter in die Leere.
,,Miss? Was fehlt ihnen?´´ fragte der eine Mann. Ich zuckte zusammen, sah ihn verständnislos an und musterte ihn von Kopf bis Fuß.
Er war Arzt. Stellte ich an dem roten Kreuz an seinem Ärmel fest. Wie er mich anschaut. Als wäre ich ein armes Mädchen. Dachte ich, musste aber sofort daran Denken, was er mich gefragt hatte.
,,Nein!? Nicht das ich wüsste.´´ antwortete ich, wollte gerade gehen musste aber stehen bleiben, als mich eine feste Hand packte und hinter sich herzog.
,,Ich würde Sie gerne zur Beobachtung mitnehmen. Ist das in Ordnung für Sie?´´ fragte er mit sorgenvollen Falten.
Erst als ich den Wagen sah, fing ich an mich zu wehren, da ich nicht hier weg wollte.
,,Lassen Sie mich los.´´ schrie ich. Panik überkam mich. Ich hasste enge Räume. Und der Wagen war mehr als eng.
,,Miss. Ich kann Ihnen nur empfehlen hier mit zu fahren.´´ versuchte er mich zu beruhigen. Dann rastete ich richtig aus. Der Mann neben mir rief nach seinem Kollegen, der nach der Frau sah, die im PKW saß. Mehrere kamen auf mich zu. Ängstlich wehrte ich mich so gut ich konnte. Schrie immer wieder. Sogar gebissen hatte ich. Eine Frau kam näher. Als sie da war, bekam ich eine Beruhigungsspritze. Erst hörte ich noch Stimmen, doch dann wurde mir schwindelig und schwarze Schleier flogen vor meinen Augen herum. Kurz bevor ich Bewusstlos wurde, sah ich den Jungen in einer dunklen Gasse. Mit meiner letzten Kraft versuchte ich zu ihm zu gelangen, doch es klappte nicht. Dann vielen meine Augen zu und ich wurde Bewusstlos.
,,Was ist denn bloß passiert?´´ fragte eine Stimme sehr besorgt.
,,Keine Ahnung. Plötzlich rannte sie einfach auf die Straße. Dann knickte sie um, aber anscheinend hatte sie es nicht bemerkt, denn sie lief weiter, bis sie vor meinem LKW stehen blieb und sich hin kniete. Dann beugte sie sich über etwas, als wollte sie was beschützen. Da tauchte plötzlich ein Junge auf. Er stand wie aus dem Nichts einfach da.
Erst sah sie erschrocken aus, aber dann haben die beiden geredet.´´ antwortete eine andere, die mir bekannt vor kam.
,,Was war dann?´´ fragte eine weibliche Stimme, die mir ebenfalls bekannt vorkam.
,,Wie es aussah, versuchte der Junge ihr aufzuhelfen, doch wegen der Verletzung ging das nicht. Kurz darauf hatte er sie getragen und am Bordstein abgesetzt. Mehr habe ich nicht gesehen.´´ gab er ein wenig kleinlaut zu.
Ich hörte mehrere Schritte die auf mich zukamen, machte die Augen auf und sah mich um.
Alle um mich herum erstarrten. Manche fingen an zu weinen andere wiederum sahen mich böse an.
,,Wie geht es dir?´´ fragte der Mann direkt neben mir.
Wieder reagierte ich langsam und musste sofort einen Sorgenvollen Blick von dem Arzt kassieren.
,,Mir? Gut warum? Wo bin ich und wer sind all diese Leute?´´ fragte ich und sah einen nach dem anderen Misstrauisch an.
,,Du bist im Krankenhaus. Diese Leute hier haben sich sorgen um dich gemacht, da du vor zwei Tagen beinahe überfahren wurdest und danach völlig ausgeflippt warst. Was war in dich gefahren? Du hast uns einige Schwierigkeiten gemacht. Wir mussten noch einen Krankenwagen bestellen, weil du einem Mann der dich beruhigen wollte erst in den Arm gebissen hast und dann noch getreten hast. Bei dem Biss musst du eine ziemliche Kraft aufgewandt haben, weil er ging sehr tief ins Fleisch. Mit 13 Stichen wurde die Wunde genäht.´´ antwortete der Arzt.
>Zu viele Informationen sind auch nicht gut.< dachte ich und nahm mir vor nichts als das nötigste zu erzählen. Den Jungen würde ich ganz weglassen, wenn einer fragen sollte. Oder sagen ich würde mich an nichts erinnern.
Meine Abwesenheit schien aufgefallen zu sein, denn der Arzt und die übrigen Leute starrten mich an.
Ich ignorierte sie und setzte mich auf. Alles war weiß. Es gab ein Fenster und noch 3 weitere Betten. Anscheinend war ich im ersten Stock untergebracht, denn ich konnte eine Hauswand mit einer Gasse entdecken.
Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich daran dachte, was vor zwei Tagen (Wie es der Arzt gesagt hatte) passiert war. Ich konnte mich tatsächlich an kaum was erinnern. Aber das Gesicht von dem Jungen kannte ich noch. Und dann war da noch so eine Katze gewesen... Was das wohl zu bedeuten hatte?
Ich war vollkommen verwirrt. Das spiegelte sich anscheinend auf meinem Gesicht wieder, denn der Arzt meinte, dass es vollkommen normal sei solche Erinnerungen zu verdrängen.
Nun stand ich auf. War zwar noch ein wenig wackelig auf den Beinen, doch das bemerkte keiner.
Alle versuchten mich wieder ins Bett zu scheuchen, doch ich war stur. Daraufhin schüttelte der Arzt nur den kopf und befahl den Leuten, dass sie gehen sollten.
Empört darüber stapften sie hinaus. Bis die tür zu fiel war es still.
,,Lass das. Leg dich wieder hin. Die Beruhigungsspritze wirkt noch.´´ sagte der Arzt und musterte mich. Als er feststellte, dass ich nicht zurück ins Bett gehen würde, rief er eine Schwester. Mir war das egal. Ich wollte nur hier weg. Ich fühlte mich hier nicht wohl und schon gar nich verstanden. Sie denken vielleicht, dass sie was gesehen hätten, doch das haben sie nicht.
Nachdem ich mich angezogen hatte ging ich zur Tür. Gerade als ich hindurch gehen wollte, versperrte der Arzt mir den Weg und redete. Ich hörte ihm nicht zu und ging zum Fenster, öffnete es und schaute hinaus.
Ich konnte den misstrauischen Blick des Arztes fühlen. Das machte mich nervös und ich schaute nach unten.
>Nicht sehr hoch. wenn ich springe würde ich vielleicht meinen verletzten Fuß ganz brechen, aber das Risiko muss ich wohl eingehen.< dachte ich.
Als ich aus dem Fenster kletterte, schrie die Ärztin, die gerade herein gekommen war, auf und auch der Arzt fluchte laut. Beide eilten zu mir herüber, doch gerade als sie mich fast hatten, sprang ich.
Der Sturz kam mir länger vor als normal. Ich dachte es würde eine Ewigkeit dauern, doch dann spürte ich einen scharfen Schmerz im Fuß. Allerdings lief ich einfach los und immer weiter.
Ich wollte bloß weg von hier. Zu dem Jungen der mich vor ein paar Tagen gerettet hatte. Mich bei ihm bedanken. Leider wusste ich nicht wo der Junge war oder gar Wohnte, falls er kein Straßenjunge war.
An der Straße, wo gestern beinahe der Unfall passiert wäre, blieb ich stehen und sah mich um. Ich entdeckte die dunkle Gasse, in der er gestern verschwunden war.
Langsam und vorsichtig trat ich darauf zu, da ich nichts sehen konnte.
Mein Herz fing an zu rasen. Was wenn er nicht da war? Hatte ich mir die Mühe vollkommen umsnst gemacht? Zweifel überkahmen mich.
Trotzdem ging ich nach einiger Zeit in die Gasse. Als sich endlich meine Augen an das dunkle Licht gewöhnt hatten, konnte ich die Shemen von kleineren Mülltonnen erkennen.
>Unheimlich< dachte ich und erschrak mich, als ich einen festen Druck auf der Schulter spürte.
,,Wer bist du. Und was willst du hier? Kleine Kinder sollten nicht hier her kommen.´´ flüsterte eine düstere Stimme in mein Ohr.
>Oh Gott! Was soll ich bloß tun?< fragte ich mich, antwortete aber : ,,Ich? ... Ehm... Ich bin Shiva.´´ Angst durchströmte meine Adern und ließ das Blut darin gefrieren.
,,Shiva also. Hübscher Name.´´ antwortete es neben meinem Ohr.
Ich war einer Panik nahe, als ich spürte, wie die Hände nicht mehr meine Schulter berührten, sondern immer weiter runter gingen.
Die Panik brachte mich dazu mich umzudrehen, den Mann wegzuschubsen und so schnell wie möglich von dort weg zu kommen. Diese Kraft überraschte mich, aber es interessierte mich gerade nur eins. Heile nach Hause zu kommen.
Es gab nur einen Weg wo ich lang rennen konnte, denn den Weg, von wo ich gekommen war, versperrte der Mann.
Die Angst und Panik trieb mich an, ließen mich immer schneller laufen. Allerdings hörte ich trotzdem die stampfenden Schritte des anderen.
Panisch suchte ich nach einem Versteck. Aber wo sollte man sich in einer engen Gasse verstecken?
Immer näher kam er. Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Da sah ich einen anderen Schatten. Unsicher wich ich einen Schritt zurück. Etwas hielt mich auf, denn als ich einen Schritt zurück machte, stieß ich an den Mann, der hinter mir her war.
Wieder stieg Angst in mir hoch.
>Anscheinend hatte er den anderen noch gar nicht bemerkt...< dachte ich nachdenklich.
,,Na? Wo wollten wir denn so schnell hin?´´ fragte die dunkle Stimme.
Ich antwortete patzig: ,,Weg von dir. Du Ekel!´´
Sichtlich überrascht sah er zu mir runter.
Leider konnte ich auch seine Wut, die gleich darauf kam, sehen.
>Ich kann mich auch nie zurückhalten oder?< fauchte ich mich in Gedanken an.
,,Du willst dich mir wiedersetzten?´´ fragte er schäumend vor Wut.
Ich zögerte zwar, nickte dann aber doch.
,,Hah! Davon kannst du nur träumen.´´ antwortete er und kam immer näher.
Der Schatten rührte sich nicht. Allmählich beschlich mich das Gefühl, dass da nichts war. Der Schatten bewegte sich gar nicht und der Mann der sich zu mir hinunter beugt, schien ihn nicht mal zu bemerken...
>Was soll ich bloß tun?< dachte ich und versuchte mich zu bewegen, doch ich konnte nicht. Ich konnte gar nichts mehr.
Das Gefühl, dass ich beobachtet wurde, wurde immer stärker. Aber es war nicht der Mann! Es war jemand anderes.
Wieder stieg Panik in mir auf. Sie war dicht gefolgt von einer endlosen, verhassten Wut. Ich wusste, dass wenn diese Wut aus mir heraus stieß, ich mich nicht mehr unter Kontrolle haben werde. Und genau das passierte auch.
Meine Wut ließ mich schreien. Sie ließ mich beißen, schlagen, treten und vieles andere, was ich so gut wie nie mache, kam nun aus mir heraus. Alles was sich über Jahre angesammelt hatte, schoss aus mir heraus. Und nur der Mann leidete dadrunter.
Ich hörte ein erschrockenes Keuchen und sah den Mann der mir gerade noch an die Wäsche wollte, mit wutverzerrtem Gesicht an.
,,Nein! Das kann nicht sein. Wie machst du das?`` fragte er und blickte nun nicht mehr so selbstsicher, sondern eher ängstlich drein.
,,Ich habe nichts gemacht. DU warst es der meine Wut heraufbeschwört hat. DU kannst darauf wetten, dass es bei jeder Frau so sein wird!´´ antwortete ich und versuchte die anderen Frauen von ihm aus den Kopf zu schlagen.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu, wollte ihm gerade einen Tritt in die Magengrube geben, als mich eine andere Hand auf meiner Schulter zurückhielt.
Langsam drehte ich mich um und starrte in die strahlend Grünen Augen. Irgendwoher kannte ich sie, doch wusste ich in diesem Moment nicht woher.
,,Lass ihn. Er hat seine Strafe erhalten und wird nie wieder eine Frau anrühren.´´ sagte er und wandte sich an den Mann. ,,Stimmt doch oder?´´
Eilig nickte der Mann.
>Ich muss mich wohl damit zufrieden geben.< dachte ich, wollte eigentlich dem Mann noch mehr schmerzen zufügen, doch die Hand hielt mich zurück.
Der Mann sprang auf und lief. So schnell er konnte lief er.
,,Nun. Was willst du hier?´´ fragte der Junge und wartete ungeduldig auf meine Antwort.
Ich schlug seine Hand von meiner Schulter, sagte aber nichts.
>Das geht den nen Scheißdreck an.< dachte ich.
Als hätte er meine Gedanken gehört drehte er sich um, wollte gerade gehen, als ich mich erinnerte, ihn erkannte und ihm um den Hals fiel.
Erschrocken blieb er stehen. Wie versteinert sah er aus.
,,Runter!´´ Es war ein Wort, dass mir sagte, dass er sich nicht mehr erinnern konnte.
,,Was sollte das denn?´´ fragte er. Man konnte die Wut und das Misstrauen genau heraus hören.
,,Du kannst dich also tatsächlich nicht mehr erinnern?´´ fragte ich und kam mir total doof vor, als ich ihn wieder los ließ.
,,Du hattest mir das Leben gerettet! Vor zwei oder drei Tagen bin ich beinahe von einem LKW überfahren worden. Glücklicherweise konnte der LKW noch stoppen. Aber du hattest mich dann an den Straßenrand getragen, weil ich mir meinen Knöchel verstaucht hatte.´´ erklärte ich ihm, konnte aber an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er mir nicht glaubte.
,,Wenn ich so etwas getan hätte, wüsste ich das noch!´´ antwortete er abfällig.
Mit gemischten Gefühlen sah ich ihn an, antwortete aber nicht darauf, da ich wusste, dass es nichts brachte.
Dann nach langer Zeit des Schweigens, fing er an nervös von einer Stelle auf die andere zu treten und sah sich hektisch um.
,,Ich muss weg.´´ sagte er und wie es schien war es der Abschied. Ich rief noch ,,Tschüs´´ hinter ihm her, doch das bekam er nicht mehr mit.
Aber was war das? Es sah aus wie etwas glitzerndes. Es lag genau da, wo er gerade noch gestanden hatte. Aber wie war das möglich? Ist es ihm abgefallen, oder hat er es mit Absicht fallen lassen? Da ich mir nicht sicher war, beschloss ich hinter ihm her zu rennen und es ihm wieder zu geben. Als ich am Ende der Gasse angekommen war, sah ich gerade noch, wie er am anderen Ende der Straße um die Ecke rannte.
>Der ist ganz schön schnell!< stellte ich fest und rannte weiter. Wieder fuhr mich fast ein Wagen an, aber ich konnte Geschickt ausweichen und der Wagen hätte sonst sicher auch noch rechtzeitig gebremst... Als ich endlich am anderen Ende der Straße angekommen war, sah ich den Jungen nicht mehr. es kam mir komisch vor, da ich nicht lange stehen geblieben war. Aber dann sah ich die weiße Katze. Sie lag wieder mitten auf der Straße. Das kam mir Spanisch vor. Ich beobachtete sie eine ganze Weile. Dann drehte sie Erschrocken den Kopf und sah mich an. Ihre Augen weiteten sich ein wenig und ihre Pupillen wurden sehr groß. Fragt mich nicht woher ich das wusste, aber ich sah bzw. spürte es. Mein Leben lang hatte ich schon immer eine tiefe Verbindung zu Tieren gehabt, aber sie war noch nie so deutlich zu spüren. Da ich mich nicht rühren konnte, weil ich vom Blick der Katze gefangen war, starrte ich sie einfach an. Mir war egal was um mich herum passierte. Doch ein plötzliches Hupen riss mich aus dem Bann und machte mir klar, dass ich wie Hypnotisiert auf die Katze zu gegangen bin. Das das Auto immer näher kam, kümmerte mich herzlich wenig. Ich wollte bloß zu dieser Katze.
>Wo ist sie jetzt denn hin?< fragte ich mich und wunderte mich, da die Katze plötzlich auf der anderen Seite der Straße in eine enge Gasse einbog.
>Diesmal würde mich der Junge nicht retten können...< dachte ich und sah die hellen Lichter des Wagens immer schneller auf mich zu kommen. Ja ihr habt richtig gehört. Der Wagen wurde immer schneller. Anstatt zu bremsen gab der Typ hinterm Steuer auch noch Gas! Ich verstand die Welt nicht mehr.
>Ich muss hier weg!< schrie ich mir in Gedanken zu, doch meine Beine waren starr vor Angst. Immer näher kamen die Lichter. Ich sprach mein letztes Gebet und hoffte inständig, dass das bloß ein böser ab und zu auch schöner Traum war. Doch, als ich den Aufprall spürte, verlor ich vor schock das Bewusstsein. Was ich als letztes sah, war der steinerne Asphalt mit mehreren paar Füßen und lautes Stimmengewirr.
,,Doktor? Was sagt ihr Zustand?´´ Wollte eine mir vollkommen unbekannte Stimme wissen.
,,Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Wir mussten mit ihr eine so genannte Genmutation durchführen. Wenn ihr Körper die Fremden Gene annimmt, hat sie das schlimmste überstanden, doch wenn ihr Körper sie abstößt, ist sie so gut wie Tod!´´ antwortete die andere Stimme traurig und doch voller Hoffnung.
Ich ignorierte die Stimmen, da ich gerade etwas überaus köstliches Roch.
>Nanu? Das kann nicht sein! Ich hörte die Schritte draußen noch lauter als sonst! Was war bloß los mit mir? Was haben diese Menschenwesen mir bloß angetan?< dachte ich vorwurfsvoll und verfolgte den Geruch, bis sie vor meinem Zimmer stehen blieben. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und anscheinend sabberte ich sogar ein wenig, denn ein Tuch wurde vorsichtig an meinem Mund entlang gewischt.
,,Also ihre Nase funktioniert einwandfrei. Und ihre Reflexe haben anscheinend auch zugenommen. Also ich würde sagen, sie ist übern Berg. Aber das müssen wir erst noch richtig feststellen.´´ sagte der Mann, den der andere Mann Doktor genannt hatte.
>Hmm... Merkwürdig. Ich kenne diesen Begriff doch irgendwoher...< dachte ich angestrengt nach, doch es fiel mir einfach nicht ein.
,,Ihr Kopf arbeitet auch.´´ sagte der Doktor und zeigte auf meine gerunzelte Stirn.
,,Haha. Ja eindeutig. Wenn dem nichts passiert ist alles in Ordnung.´´ antwortete der andere Mann mit einem mehr als Hoffnungsvollen unterton in der Stimme.
,,Naja. Sie brauch noch Ruhe. Sie können hier still sitzen, aber machen sie ja keinen Lärm!´´ warnte der Doktor und verschwand mit weit ausgreifenden Schritten, das Zimmer. ich erschrak, als die Tür "leise" ins Schloss fiel.
,,Du kannst die Augen ruhig öffnen. Es ist alles in Ordnung, kleines Mädchen.´´
Was? Was hatte der Typ da gerade gesagt??? KLEINES MÄDCHEN? ICH? Niemals!!!
,,Ich bin kein KLEINES Mädchen!´´ antwortete ich mit veränderter, rauer und an sich komisch klingenden Stimme.
,,HAHA. Ich wusste doch, dass du wach bist.´´ kicherte der Mann leise. Nun war ich gereizt und öffnete die Augen. Was ich sah, ließ mich bis aufs Mark erschüttern.
>Was ist denn mit mir passiert?< fragte ich mich verständnislos. Ich sah viel viel schärfer als vorher. Das mit dem riechen und hören wusste ich schon, aber was war mit mir bloß passiert...
,,Keine Sorge. Du wirst dich daran Gewöhnen. Vor allem wirst du das müssen... Dein Körper hat sich zum größten Teil wieder selbst regeneriert, aber das hat eine große Menge an Energie gekostet. Dazu noch die Lebensgefährliche Operation... das hat deinen Körper sehr strapaziert.´´
,,Was meinen Sie damit?´´ fragte ich neugierig, da ich nur Bahnhof verstand.
,,Du musst mehr als 4 Monate Schule wieder nachholen!´´ antwortete er mit einem aufmunterndem lächeln.
,,Aha. Aber ich wüsste nicht was Sie das angeht!´´ sagte ich zu ihm und versuchte aufzustehen.
>Hartnäckig die Kleine.< dachte er. Erschrocken über diesen Gedanken-"austausch", starrte ich ihn lange an. Er legte den Kopf schräg und sah mich fragend an, doch ich schüttelte den Kopf. es brauch ja niemand wissen, dass ich seine Gedanken gehört habe. Vielleicht klappt das ja auch bei anderen?! Naja. Ich hab erst mal andere Sorgen.
,,Was machst du da?´´ fragte mich der Mann.
,,Ich glaube nicht, dass SIE das irgendwas angeht. Ich mache das was mir gefällt!´´ antwortete ich patzig.
,,He. Sei vorsichtig was du sagst! Noch so eine Frechheit und du kannst für immer hier bleiben!´´ drohte der Mann mir, doch ich ignorierte ihn vollkommen und ging mit wankenden aber bestehenden Schritten auf den Schrank zu.
,,Was hast du vor?´´ fragte er nun mit energischer Stimme.
>Hatte er etwa Angst? Aber wovor?< fragte ich mich und musterte ihn nochmal genauer. Dann sagte ich bloß: ,,Ich gehe aufs Klo. Wenn der Herr nichts dagegen hat?!´´ antwortete ich. Den letzten Satz spie ich aus, als könne er sich daran verbrennen.
Misstrauisch musterte er mich und winkte dann ab.
>Wenn sie verschwindet hab ich ein Problem! Aber so schlau ist sie nicht... Hoffe ich. Es war schon schwer genug den Dok zu überzeugen, dass ich ihr Bruder wäre. Wenn sie noch verschwinden würde, würde Maltrasar mich umbringen...< hörte ich seine Gedanken.
>Was die wohl mit mir vor hatten?< fragte ich mich, musste aber gleichzeitig an den Gedanken denken, hier zu verschwinden. Wahrscheinlich hätte ich Jahre gebraucht, um auf diese Geniale Idee zu kommen, doch das wurde mir erspart. Ich kicherte leise und verstohlen in mich hinein.
>Ja. Jackpot. Das Klo hat Fenster. Und das nicht gerade kleine^.^< freute ich mich und öffnete es.
,,Alles ok da drinnen?´´ fragte der Mann von draußen. Ich verdrehte die Augen, gab jedoch ein gepresstes ,,Ja´´ von mir. Es sollte sich schließlich so anhören, dass es vielleicht länger dauern könnte... Man Man Man. So etwas habe ich noch nie gemacht.
Dann sah ich aus dem Fenster und stellte Fest, dass mein Fenster nicht sehr weit vom Boden entfernt war. Vielleicht 5-7 Meter.
>Sollte ich den Sprung wirklich wagen??? Was wäre wenn ich dabei drauf gehe? Aber irgendwas in mir drin drängt mich auch geradewegs dazu. Was soll ich jetzt bloß machen? Draußen wartet ein Verrückter und dort unten harter Pflasterstein. Hmm...< ich dachte die ganze Zeit angestrengt nach und kam noch immer zu keinem Entschluss.
,,Wenn du nicht bald fertig bist, komme ich herein!´´ warnte er mich.
,,Tut mir Leid, dass es etwas länger dauert. Darf ich eigentlich erfahren, wie Sie heißen? Dann komme ich mir nicht so blöde vor!´´ antwortete ich mit immer noch etwas gepresster Stimme.
>Immerhin ist sie noch da.< dachte er und antwortete: ,,Ich heiße Jan!´´
>Hm. Warum sollte ich springen, wenn ich von Jan mitgenommen werden könnte. Aber warum will ich mich mit wahrscheinlichen Qualen töten lassen, wenn es aus dem Fenster doch viel schneller geht? Was soll ich denn jetzt bloß machen?< fragte ich mich verzweifelt.
,,Bist du bald mal fertig? Ich sehe mich sonst gezwungen herein zu kommen...´´ rief Jan ungeduldig.
Nun fasste ich den Entschluss. Ich sprang! Mein Körper reagierte wie von selbst. Mit gekonnter Leichtigkeit landete ich auf meinen Füßen und sah vorsichtshalber nochmal nach oben, weil es mir überaus komisch vorkam. Als ich mich vergewissert hab, dass es tatsächlich knapp 7m in der Luft war. Als ich den nächsten Schritt machen wollte, spürte ich einen leichten Schmerz an meinem schon verstauchten Fuß.
,,HEY!´´ hörte ich eine wütende Stimme schreien. Ich sah nach oben und als ich dort Jan sah, wurde ich bleich wie ein Vampir. Er schrie, dass sie mich aufhalten sollten und festhalten sollten und so. Allerdings, war kaum einer hier, der mich auch nur annähernd hätte halten können, denn so schnell ich konnte lief ich weg. Und das war sehr schnell. >Was hatten diese Leute bloß gemacht? Der Doktor hatte irgendwas von Genmutation geredet... Ob das was gutes war? Das hat dann wohl auch mit meinen neuen "Fähigkeiten" zu tun.< überlegte ich und bog automatisch in die Gasse ein, wo dieser Perverse mich aufgehalten hatte und ich den Jungen wieder getroffen hatte. Erschrocken blieb ich stehen. Ich erinnerte mich an etwas glitzerndes, was der Junge verloren hatte und suchte. Glücklicherweise hatte ich mich umgezogen, als ich auf dem Klo war und fand das Ding sofort. Es war eine silber glänzende Kette mit einem Anhänger. Ich machte sie mir um den Hals, damit ich sie nicht verliere, wenn ich wieder wegrennen müsste. Ich ging weiter durch die Gasse und erinnerte mich, dass der Junge auf der anderen Seite hinaus gelaufen war. Also rannte ich dort wieder lang. Als ich an der Straße ankam, schaute ich mich genau um und versuchte mich möglichst an jedes Detail zu erinnern... aber genau hier hängt es...
>Verdammt! Das kann doch nicht wahr sein!< flucht ich und ging auf die gegenüberliegende Straßenseite. Plötzlich vibrierte etwas in meiner Hosentasche. Ich erschrak und holte mein Handy heraus. >Meine Mutter...< bemerkte ich und ging ran.
,,Hallo?`` fragte ich vorsichtig.
,,Schatz! Komm sofort nach Hause!!! Du weißt doch, dass man nicht einfach so aus dem Krankenhaus abhaut! Warum bist du überhaupt abgehauen?´´ fragte sie mich mit schluchzender Stimme.
,,Lass mich doch! Ich bummel nur nen bisschen durch die Stadt!´´ schrie ich fast in mein Handy.
,,Die Gene übernehmen zum teil ihr handeln... Nehmen Sie es ihr nicht übel.´´ sagte eine leise Stimme, die mir mehr als bekannt vor kam. Ich fing an leise zu knurren, aber so, dass die auf der anderen Seite es hörten. Ich verabschiedete mich stumpf und warf mein Handy in den nächsten Gulli.
>Verfolgt mich in der Kanalisation!< dachte ich genervt. >Nun aber weiter... ich muss den Jungen finden!<
Ich ging langsam und dachte immer wieder nach... Doch mir wollte ab dieser Kreuzung einfach nichts mehr einfallen! Das war deprimierend -.-!!! So beschloss ich ein wenig durch die Stadt zu bummeln, wie ich es meiner Mutter gesagt hatte. An meiner lieblings Eisdiele holte ich mir ein Eis im Becher. Ich durchstreifte mehrere Buchläden, war mir zwar nicht sicher was ich suchte, doch es musste ein Buch über Fabelwesen sein. Es war schließlich merkwürdig, dass sich eine wunderschöne weiße Katze in einen schönen Jungen verwandeln konnte... oder?
"Entschuldigen Sie? Ich suche ein Buch über frühere Mythen und Fabelwesen... Hätten sie da eventuell eins?´´ fragte ich und wartete auf eine Antwort. Als sich eine alte Frau umdrehte erschreckte ich mich leicht, riss mich aber zusammen.
"Ich gucke mal...´´ antwortete sie mit krächzender Stimme. "Nein... Tut mir leid.´´
Kurz darauf verließ ich den Laden wieder. So ging es bei vier anderen Buchläden auch. Nachdem ich mich total niedergeschlagen auf eine Bank setzte und grübelte, hörte ich jemanden rufen. Erschrocken stand ich auf und sah mich um. Drei Männer kamen direkt auf mich zu. Sie waren groß und sie hatten dunkle Anzüge an. Einer war schneller als die anderen und lief ihnen voraus.
"Nun kommt schon! Wir müssen dieses Dumme Viech fangen!!!´´ schrie der eine den anderen zu, damit sie noch an Tempo zu legten.
>Viech???< fragte ich mich und musterte die Leute eingehender. Plötzlich sah ich aus den Augenwinkeln einen kleinen weißen Schatten. ohne zu wissen was ich genau tat, rannte ich dem Schatten hinter her.
"Warte. Ich kann dir helfen!´´ meinte ich setzte mich wie ein Bettler in die Gasse und stülpte eine dreckige Tüte über meinen Körper und verbarg mein Gesicht unter der Kapuze an meinem Pulli.
Am Anfang war die kleine (wie ich nun feststellte) weiße Katze misstrauisch, doch als die Schritte und Stimmen der Männer immer näher kamen, kam sie näher und schlüpfte kurzerhand unter die Tüte.
Ohne mich großartig zu beachten rannten sie an mir vorbei. Nur einer blieb stehen und musterte mich genauer. Ich hob leicht den Kopf um zu sehen wer genau vor mir stand.
"Verschwinde von hier! Du bringst dich bloß in Schwierigkeiten...´´ sagte dieser und zwinkerte mir zu, hob den Hut leicht an und ließ einen Blick auf Schneeweiße Haare zu. Überrascht weiteten sich meine Augen. Schnell setzte er den Hut wieder richtig auf und rannte weiter.
>Kann das sein??? War das tatsächlich der junge Mann, der mich vor dem Laster gerettet hatte? Aber wie kann das sein?< Ich unterbrach meinen Gedanken, da das kleine Kätzchen, nicht mehr das kleine Kätzchen war, sondern es war gewachsen, legte sich mehr oder weniger auf meinen Schoß und schnurrte. Sofort hob ich die Tüte und sah einen hellblonden Jungen, der sich an mich an schmiegte und sich anscheinend wohlfühlte. Ich packte die Tüte wieder über meinen Körper, denn wie es schien kamen die Männer wieder.
"Ey du! Hast du zufällig eine kleine, weiße Katze hier herum flitzen sehen??´´ fragte einer mich mit energischer und rauer Stimme.
Ich nickte und zeigte aus der Gasse raus.
"Bist du dir da sicher?´´
Wieder nickte ich und unterdrückte ein schreien, als der Junge unter mir anfing sich um mich herum zu schlingen und anzufassen.
"Na dann, Jungs!!! Auf... hinter diesem blöden Katzenvieh her...´´ schrie ein anderer, der anscheinend der Boss war und schon liefen alle, wie brave, dressierte Hunde hinterher.
Unter mir kicherte etwas und schob seinen Kopf unter der Tüte hervor.
"Das ist ja nen lustiger Vergleich´´ stellte der Junge fest und musterte mich.
Erschrocken starrte ich ihn an.
>Ok ich kann die Gedanken anderer lesen... Und er auch... hmm...< dachte ich nach und musterte ihn wieder.
Er stand auf, reichte mir die Hand und zog mich hoch, als ich meine Hand in seine legte. Dann beugte er sich vor und... Ich wusste zwar nicht genau ob er mich küssen wollte, aber ich schubste ihn weg und ging ein paar Schritte zurück.
"Ich... Ich habe etwas was dir gehört... Ehm... glaub ich zumindest.´´ sagte ich etwas verlegen.
Er legte den Kopf etwas schief und wartete anscheinend.
"Hier. Die gehört doch dir oder?´´ fragte ich, als ich die Kette in den Händen hielt.
Mit großen, grünen Augen starrte er die Kette an.
"Wo hast du sie her? Warum konntest du sie tragen???´´ fragte er und starrte mich wieder voller misstrauen an.
"Als wir uns in der Gasse getroffen hatten... naja wo du mich vor dem Ekel fern gehalten hast... Sie lag auf dem Boden, doch bevor ich sie dir wiedergeben konnte... lag ich wieder im Krankenhaus.´´ meinte ich etwas niedergeschlagen.
"Du bist anders als diese verdammten Idioten. Du kannst die Kette ummachen, obwohl du ein Mischwesen bist... Hmmm... Komm ich stelle dich meiner Familie vor. Sie müssen dich unbedingt kennen lernen. Ehm. Oh Entschuldige... Ist das in ordnung für dich, wenn du jetzt mit mir kommst, oder haben deine Eltern da etwas gegen?´´ fragte er nun etwas verunsichert, doch das misstrauische ist noch immer in seinem Blick geblieben.
"Nein. Meine Eltern haben nichts dagegen :P. Aber ich würde gerne wissen wie du heißt, bevor ich deine Eltern kennen lerne... Ich muss ja wenigstens deinen Namen kennen, oder?´´ fragte ich leicht lachend.
"Hmm... Ich heiße Markus. Zumindest jetzt. Meine Eltern nennen mich immer Snow... wegen meines Fells wenn ich ne Katze bin. Und wenn ich deinen Namen erfahren dürfte??´´ meinte er etwas neugierig, weil ich mit etwas abfälligem Ton meine Familie erwähnt hatte.
"Shiva.´´ antwortete ich eintönig und wartete darauf, dass er vorraus ging und mich zu seinen Eltern führte. Doch anstatt los zu gehen, kam er näher, beugte sich wieder vor und küsste mich. Wie erstarrt stand ich da herum und starrte Markus (Snow) an. Immer noch etwas benebelt und verwirrt stolperte ich hinter ihm her, als er meine Hand nahm und hinter sich herzog.
Nach gefühlten 3 Stunden kamen wir an ein etwas größeres Haus, mit großem Garten und hohem Zaun um das ganze Grundstück... Zumindest so wie ich das erkennen konnte.
Markus drückte einen Knopf und schon gingen die Tore auf, welche sich direkt hinter uns wieder schlossen.
"Mutter, Vater. ich bin wieder da!!´´ rief Markus, als wir durch die Tür des Hauses traten.
Eine helle und fröhliche Stimme kam aus einem Nebenraum.
"Komm herein Snow. Dein Vater hat sich schon Sorgen gemacht, wegen diesen ... du weißt schon.´´ meinte sie und starrte dann überrascht zu mir herüber, als wir durch die Tür traten.
"Ich decke für eine Person mehr.´´ meinte sie dann bloß und überließ dem Mann, der in der Zwischenzeit aufgestanden war.
"Wer ist das?´´ fragte er und musterte mich mit zusammen gekniffenen Augen.
Etwas eingeschüchtert machte ich einen Schritt hinter Markus und versuchte gleichzeitig nicht allzu ängstlich aus zu sehen.
"Das ist Shiva. Sie hat mich vor den Jägern beschützt und sie auf eine Falsche Fährte gelockt.´´ meinte Markus locker und holte mich wieder ein Stück hinter seinem Rücken hervor. Immer noch etwas eingeschüchtert stand ich da und wusste nicht was ich sagen sollte. So verstrichen einige Schweigeminuten, bis Markus diese durch ein räuspern unterbrach. Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. Er lächelte leicht und schubste mich nun in die Mitte des Raumes, wo der Vater von ihm ein Paar Mal um mich herum ging und von oben bis unten musterte.
Nachdem er seine Runden gedreht hatte ;) stellte er sich aufrecht vor mich hin und lächelte freundlich.
"Schön dich kennen zu lernen. Darfst du hier bleiben, oder musst du bald wieder nach Hause?´´ fragte er etwas neugierig.
"Ich will keine weiteren Umstände machen...´´ fing ich etwas verlegen an und dachte dann nach. "Es würde mich aber freuen, wenn ich eine Nacht hier bleiben dürfte...´´
"Also gut. Dann könnte ihr zwei ja schon mal das Gästezimmer einrichten und so.´´ meinte die Frau und scheuchte die beiden Männer aus dem Raum. Dann bat sie mir mit einer Handbewegung einen Platz an und fing an zu erzählen. Sie erzählte von ihrer Familie, dem Geheimnis, dass sie sich verwandeln konnten und schließlich schwärmte sie von ihrem Mann. Ich hörte genau zu und dachte gleichzeitig daran, was meine Eltern wohl dazu sagen würden. Schnell verwarf ich den Gedanken wieder und sah mich etwas um. Es war eine recht große Küche mit angrenzendem Esszimmer. Die Küche hatte alles, was eine Küche nun mal braucht. Sie war hell und das große Fenster machte es noch heller. Es war eine schöne und geradezu elegante Küche. Mit lautem gepolter und gelächter kamen die beiden Männer wieder und zogen mich regelrecht mit sich.
"Los komm. Du musst dir schließlich einmal das Zimmer ansehen. Unsere Gäste sollten es immer gut haben. Zumindestens bei uns. Nicht alle Gestaltwandler sind so nett und hilfsbereit, wie wir. Andere Verraten ihre Gäste an den Rat und Sorgen so dafür, dass sie für immer verschwinden. Niemand weiß ob sie getötet werden oder in einem Verließ landen... Aber wir sind eine Familie der wenigen, die ihre Gäste ehrt und zeigt, dass sie kein Problem mit den normalen Menschen haben.´´ meinte Markus und lächelte, als wir in das große Gästezimmer kamen. Mit großen Augen musterte ich ihn und öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder, als mir nicht die richtigen Worte einfielen.
"Wie gefällt es dir?´´ fragte die Mutter, die hinter uns hergekommen war.
"Es ist überwältigend!´´ antwortete ich bloß und sah mich weiter um.
Es war wirklich riesig. Es gab ein Schlafsofa, eine Ecke vollgestopft mit Kissen, was ich als Kuschelecke definiere. Zudem waren an den Wänden zwei Spiegel und mehrere Bilder. Ein großes Sofa stand an der rechten Wand. Drei einigermaßen große Fenster waren dahinter. Ein großes und wunderschönes Bett. Sofort ging ich darauf zu und legte mich darauf. Es war sehr weich und unnatürlich gemütlich. Früher habe ich noch nie weiche Betten gemocht, sondern eher die härtern Matratzen bevorzugt.
"Hast du hunger? Oder eher nicht?´´ fragte Markus Mutter.
Etwas eingeschüchtert nickte ich und lächelte. Markus kam zum Bett, reichte mir die Hand und zog mich hinter sich her zurück in die Küche.
"Ehm... Welcher Tag ist heute eigentlich?´´ fragte ich und wurde dann doch etwas nervös.
"Es ist Samstag. Du kannst morgen alles in Ruhe machen.´´ antwortete der Vater mit einem leichten lächeln.
Zum Essen gab es Pellkartoffeln mit eingelegtem Fisch. Ich erzählte ihnen von den Sachen, die ich noch wusste. Auf manche Fragen antwortete ich einfach nicht, sondern tat so, als hätte ich sie nicht gehört. Nach dem Essen ging ich etwas beschämt in das für mich hergerichtete Gästezimmer. Ich wollte nicht auf das Bett, also legte ich mich zusammengerollt auf den Haufen aus Kissen. Nachdem ich mir alles mögliche durch den Kopf hab gehen lassen musste ich weinen. Es waren die Gedanken an meine Eltern ect. der Auslöser. Ich wusste genau das ich morgen nicht nach Hause gehen konnte, da die Polizei oder was diese Leute auch immer sind, dort sind und warten, dass ich nach Hause komme. Aber das werde ich nicht zulassen. Sie werden mich nicht wieder bekommen!!! Ich werde vielleicht Nachts ins Haus schleichen und mir alles was ich brauche holen. Aber ich hatte Angst. Ich wusste kaum noch was von früher. Nur die unnötigsten Dinge wusste ich noch, doch die interessierten mich nicht mehr. Ich wusste noch wer meine Eltern waren und wo ich wohnte, aber Dinge aus meiner Kindheit, besondere Ereignisse und so. An solche Dinge konnte ich mich nicht mehr erinnern.
Ich schreckte zusammen, als es an der Tür klopfte. Dennoch sagte ich:"Komm rein.´´
"Was ist los? hast du geweint?´´ fragte Markus mit leiser Stimme.
Ich nickte leicht, sagte jedoch nichts, sondern setzte mich auf und legte meinen Kopf auf die Knie.
Ich spürte, wie Markus sich neben mich setzte und seinen Arm um mich legte. Solche Berührungen waren mir unbekannt. Ich wusste nicht was ich machen sollte und blieb für eine kurze Minute noch so. Doch als ich tröstende Worte vernahm und eine Hand leicht über meinen Kopf streichte, legte ich meinen Kopf in seine Arme und weinte laut los. Genau wusste ich nicht warum ich weinte, doch es tat zu gut. Markus war etwas erschrocken und wusste anscheinend nicht genau was er tun sollte, blieb dann jedoch einfach so sitzen und versuchte mich mit tröstenden Worten zu beruhigen. Nach ein oder zwei Stunden schlief ich ein.
Als ich aufwachte saß er schlafend neben mir. Ich lag auf seinem Schoß. Fast mein ganzer Körper lag auf ihm drauf, doch er schien keinen Schmerz zu spüren. So rollte ich mich zusammen und lag nun mit meinem ganzen Körper auf seinen Beinen. Wieder rollten Tränen über meine Wangen. Sanfte Hände strichen über meinen Kopf.
"Was ist los? Warum weinst du wieder?´´ fragte Markus nun doch etwas besorgt.
"Ich weiß es nicht... Ich muss einfach weinen. Ich habe keine Ahnung warum...´´ gab ich unter Schluchzern zu. Mein ganzer Körper zitterte und verkrampfte sich zugleich.
Nie habe ich eine andere Person so nah an mich ran gelassen. Mal abgesehen von meinen Eltern. Und meine ganze, über Jahre angestaute Wut, Traurigkeit und andere Gefühle kamen einfach hervor.
Nach ein paar Minuten kriegte ich mich ein, stand auf und ging ins Bad, welches hinter einer Tür im Gästezimmer lag. Erschrocken starrte ich in den Spiegel. Meine Zähne sind ziemlich spitz geworden, zumindest die Eckzähne. Mein Haar war wesentlich länger, sowie Braun geworden. Plötzlich fielen mir etliche Dinge ein. Eines dieser Dinge war, dass ich gar nicht mehr bei meinen Eltern wohnte, sondern in einer WG.
´Aber wieso hatte meine Mutter mich angerufen und von mir verlangt, dass ich nach Hause komme...´ Ich verstand es nicht. Immer wieder kamen mir diese Gedanken.
"Als ich mich fertig gemacht habe, ein wenig gestylt habe, um zu gucken wie das mit meinen langen Haaren aussieht, kam ich wieder zurück in ´mein´ Zimmer und sah mich noch einmal um. Das Bett stand unberührt an der Wand. Die Kuschelecke mit den vielen Kissen war ein wenig durcheinander gewühlt und mitten drin lag Markus. Er hatte seine Augen geschlossen, sodass es aussah, als würde er schlafen.
´Er sieht ja richtig süß aus wie er da so liegt...´ dachte ich und war etwas verlegen, als mir bewusst wurde, dass ich drauf und dran war mich in ihn zu verlieben. Somit wandte ich den Blick ab und schlich auf die Tür zu.
"Du willst schon gehen?´´ fragte eine noch leicht müde klingende Stimme. Wie ein Eisblock stand ich da und fragte mich, ob das tatsächlich Markus war.
Quasi in Zeitlupe drehte ich mich um und erstarrte wieder, als ich den jungen aus der Gasse im Zimmer stehen sah. Markus lag noch immer schlafend auf den Kissen und kriegte anscheinend auch nichts weiter mit. Mit großen Augen starrte ich ihn an. Dann fletschte ich die Zähne, wenn man es so nennen konnte. Ich knurrte leicht und ´spielte` das böse kleine Kätzchen.
Der, der mir gegenüber stand lächelte grimmig und trat Markus in die Seite.
"Aufwachen... Wir haben Besuch?´´ meinte er, blickte mich misstrauisch und fragend an.
"Man du nervst. Lass mich verdammt nochmal schlafen.´´ antwortete Markus genervt. Nach zwei weiteren Tritten in die Seite gab Markus brummende Laute von sich und öffnete entgeistert die Augen. Erst sah er den, ihm anscheinend bekannten Jungen an, dann wanderte sein Blick zu mir und man sah richtig, dass er nun hellwach war. Blitzschnell stand er auf, richtete sein Shirt und seine Haare.
Der andere runzelte nur die Stirn und zuckte die Schultern. Gleichgültigen Schrittes ging er raus und schloss die Tür mit einem ´leisen´ Rums.
"Wer war das, Markus?", fragte ich ihn und wurde mit jeder abwehrenden Bewegung, die er versuchte zu vollführen, misstrauischer.
Nach 10 Minuten des dikutierens, ob das eine gute Idee war mir zu sagen wer das war oder nicht, rückte er endlich mit der Sprache heraus.
"Das war Sebastian. Mein Stiefbruder. Er ist der unfreundlicherere von uns beiden... Und er hasst mich, so wie ich ihn hasse.", erklärte Markus.
"Oh entschuldige. Das wusste ich nicht.", meinte ich etwas bedrückt und stand verlegen auf einer Stelle.
"Woher sollst du das auch wissen. Komm es gibt bald Frühstück.", versuchte er mich aufzumuntern.
"Warte. Eine Frage habe ich aber noch... Warum hast du mich geküsst?", fragte ich ihn und wurde selber leicht rot bei dem Gedanken, dass es mir ja eigentlich gefallen hatte. Ich hoffte nur, dass ich diesen Moment nicht durch die Frage kaputt gemacht hatte.
"Um dich zu beschützen.", meinte er knapp, nahm mich wieder bei der Hand und und zog mich in die Küche.
"Sag es niemandem.", flüsterte er mir noch ins Ohr. Darauf nickte ich bloß und vergaß vollkommen, dass ich hier eigentlich nur eine Nacht bleiben wollte.
"Wie schmeckt dir das Essen?", fragte die Mutter von Markus, die anscheinend immer glücklich war.
"Sehr gut.", meinte ich knapp. Anscheinend war das etwas unhöflich gewesen soetwas zu sagen, wenn man den Teller nicht einmal leer macht.
>Ich wette sie hat gelogen!<, meinte der Stiefbruder von Markus.
>Nein ich habe nicht gelogen. Ich habe einfach nur keinen großen Hunger.<, knurrte ich Sebastian an.
Überrascht sah er auf und starrte mich an. Dann musterte er mich und kassierte von Markus einen strafenden Blick, der ihn zu durchboren schien.
"Hört auf!", donnerte der Vater und knallte die Faust auf den Tisch, sodass ich beinahe vom Stuhl sprang, weil das so laut war. Erschrocken starrte ich ihn an. Sebastian verkniff sich gerade noch so ein lachen, indem er so tat als hätte er sich verschluckt.
Ein leises knurren kam aus meiner Kehle, was ihn aufhorchen ließ. Trotzdem das ich satt war, aß ich alles auf, was auf meinem Teller lag, um Sebatian nicht den Triumph zu gönnen.
"Lass dich nicht auf sein Niveau herab. Er ist es nicht wert.", flüsterte Markus, als wir wieder ins gästezimmer gingen.
Ich nickte, doch eigenlich brannte mir eine ganz andere Sorge auf der Seele. Als wüsste er die Frage meinte er noch: " Ja. Du darfst hier bleiben."
Innerlich freute ich mich, wie ein Honigkuchenpferd, doch zum Ausdruck bekam er nur einen Dank-sagenden Gesichtsausdruck.
"Ich geh dann jetzt mal ein paar Sachen von zu Hause holen.", meinte ich, wobei mein Herz einen Aussetzter, bei dem Gedanken daran, machte.
Markus nickte. Er führte mich noch zur Tür.
Na toll... Ab in die Hölle.
Ich war wieder auf dem Marktplatz angelangt, doch diesesmal wurden keine Katzen von dunklen Männern und meinem Retter gejagt, auch wenn ich gerne wüsste, warum mein Retter mich gerettet hatte, wenn er doch eigentlich hinter Markus bzw. Snow hergewesen war.
Naja ist eigentlich ja auch egal. Solange er mir nichts tut...
Ich kam an der Gasse vorbei, wo ich Markus geholfen hatte. Und wo er mich geküsst hatte... Dieser Gedanke verfolgte mich bis zu meiner WG. Dort angekommen ging ich die Treppen bis in den 3ten Stock hinauf und klopft.
"Wer ist da?", erscholl Mimmis Stimme hinter der Tür.
"Ich bin es. Shiva.", meinte ich höflich und musste im nächsten Moment das Gleichgewicht halten, denn Mimmi sprang mir in die Arme, als ob ich jemand lang ersehntes war.
Doch aucc hier spürte ich, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
Misstrauisch musterte ich die Wohnung, als ich endlich eintreten konnte.
"Wir haben dich so sehr vermisst. Und wir haben schon spekuliert, was alles hätte passieren können. Andrej hatte sogar gesagt, dass du Tod seist, doch das wollte keiner von uns so wirklich glauben!", fing sie an u erzählen. Und das ging noch weiter. Sie redete ohne punkt und Kommer. Sie fragte mich nichts. Nichtmal, als ich meine Sachen packte, sagte sie etwas dazu, als wäre sie ferngesteuert.
"Sei still!", fauchte ich sie an.
Sofort klappte sie ihren Mund zu und dachte den Rest in Gedanken zu Ende.
Nachdem ich mit packen fertig war, ging ich wieder auf den ausgang zu, den Mimmi jedoch in Sekundenschnelle versperrte. Somit drehte ich mich um und ging auf die Feuerleiter zu, die direkt an unserem Küchenfenster entlang führte.
"Nein. Du kannst nicht gehen! Sie suchen dich! Und sie werden dich finden!", flüsterte Mimmi, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich sie nicht hören konnte. Und um ihr diese Illusion zu lassen, reagierte ich gar nicht erst da drauf.
Ich ignorierte sie und öffnete das Fenster. Ein klopfen ließ mich abwarten und neugierig aufhorchen. Es waren schwere Schritte, die ich vernahm. Zudem kam eine mir bekannte Stimme und Ausdrucksweise. Somit drehte ich mich ganz um. Was ich sah verschlug mir die Sprache. Es war der Junge, der mich vor dem LKW gerettet hatte.
"Hallo, Shiva. Ich bin es. Jan.", meinte er bloß und nahm den Hut ab. Sein scheeweißes Haar leuchtete.
Misstrauisch musterte ich ihn und kletterte vorsichtshalber schon aus dem Fenster.
"Was willst du?!", fragte ich leicht gereizt.
"Ich will, dass du mit mir kommst. Du musst uns helfen die Verräter zu fassen. Einen hast du Gestern beschützt! Ich wollte die keine unannehmlichkeiten bereiten, deswegen habe ich nichts gesagt, als ich bemerkte, dass unter der Mülltüte nochjemand drunter war. Du knnst von Glück reden, dass meine Kollegen das nicht bmerkt haben. die hätten dich wegsperren lassen... wenn nicht sogar tötn lassen! P ass demnächst besser auf ;).", sagte Jan ohne auch nur etwas an Gefühlen in diese Worte hinein zu legen.
"Ich kann besser auf mich aufpassen, als Sie glauben!", fauhte ich und sprang vn der Leiter.
"Ich wollte dir nur helfen.", hörte ich Jan flüstern, als ich unten auf dem Boden aufkam. Wie bei einem Tier, landete ich auf allen Vieren. Auch meine Hinterbeine Federten, wie bei einem Tier... Verwirrt war ich nicht, aber erschrocken, dass ich nichtmal den Aufprall richtig spürte.
"Da ist sie!", schrie einer der dunklen "Gestalten" und seine ganze Truppe lief auf mich zu.
Ich drehte mich um und sah, wie drei von denen von einer Seite kamen und einer von der anderen... Oben aus dem Fenster hörte ich nur ein leises:"Ich wollte nicht, dass es so weit kommt, aber du hast mir keine Wahl gelassen..."
Das Gefühl der Panik beschich mich, als von allen Seiten die Männer ankamen. Dann rief der eine:"Ey! Das is doch die von Gestern... Die da in der Gasse saß..."
Ein anderer nickte zustimmend und wieder ein anderer bieb stehen und musterte mich genau.
"Lasst sie in Ruhe!", hörte ich eine weibliche Stimme von oben.
Alle starrten Mimmi an undich merkte, dass das die perfekte gelegenheit war, denn sie gestickulierte mit ihren Händen und lenkte die Männer ab, sodass ich kurzerhand an denen vorbei schlüpfen konnte.
Sie merkten es zwar, konnten mich aber nicht festhalten. Dann lief ich los. So schnell ich konnte lief ich...
"Was seit ihr dennfür welche?! Lasst sie doch nicht entkommen!!!", schrie Jan hinter mir.
So ließen sie Mimmi einfach stehen und liefen hinter mir her. Weil ich die nicht zu Markus und seiner Familie locken wollte, lief ich im Zickzack, musste aber aufpassen, weil heute ganz schön viele Menschen unterwegs waren, was mir allerdings auch zu gute kam. Schon nach kurzer zeit lief ich langsamer und verschwand schließlich ausder Menge und lief durch eine Gasse. ich erkannte diese Gasse sofort, sodass es für mich ein leichtes war, wieder zu Markus zurück zu finden.
Ich stand immernoch etwas nervös und Paranoid vor seiner Tür, als er mir öffnete. Blitzschnell schlüpfte ich durch die Tür und ließ sie "leise" ins Schloss fallen.
"Was is denn los?", fragte er mich leicht verwirrt.
"Eh... Nix. Erzähl ich dir später ok?", meinte ich gehetzt und lief in das Gästezimmer, packte meine Sachen aus und legte sie in den Schrank.
"Shiva... bitte rede mit mir... Was ist passiert?", fragte er, als er im raum angekommen war und mich beobachtet hatte.
Schnell ging ich zur Tür und machte sie zu.
"Die Männer, die hinter dir her waren..Gestern... Die haben mich heute bei meiner alten WG abgefangen und mich verfolgt... Ich hoffe ich konnte sie abhängen... Aber ich habe Angst... Nicht, dass die d..euch erwischen!", meinte ich und verhaspelte mich mit meinen eigenen Worten. Ich wusste selber nich genau, warum ich ihn so schnell ins Herz geschlossen hatte... Ich meine ich kenne ihn ja nicht... zumindest nicht Gut.. Aber trotzdem mochte ich ihn schon sehr...
"Die haben dir aufgelauert? Nicht das die etwas schlimmes vorhatten...", meinte Markus und grübelte weiter vor sich hin.
"Die meinten bloß, dass ich denen helfen sollte und sie zu euch "Den Verrätern" führen sollte... Aber ich wollte nicht und bin abgehauen.", sagte ich und beobachtete markus ganz genau, denn bei dem Wort Verräter versteifte er sich und wurde leicht rot im Gesicht. Dann ging er im Zimmer auf und ab.
"Aber ich glaube ihnen nicht! Sie reden nichts als Müll!", meinte ich und versuchte die Stimmung wieder etwas zu heben. Doch das gelang mir nicht gerade.
"Hmm...", meinte Markus nach ein paar verstrichenn Minuten, die ich auch gerne anders hätte nutzen wollen... Ich weiß ich kenne ihn nicht gut, aber manchmal habe ich einfach das Gefühl ihn zu Küssen... Das macht mich verrückt!
"ich glaube ich gehe lieber... Nicht das ich die doch noch zu euch geführt habe und die euch töten oder so.", sagte ich leise und begann meine Sachen wieder zusammen zu packen.
Markus jedoch zog mir dir Tasche aus der Hand und schüttelte energisch den Kopf.
"Nein, du bleibst!", waren seine Worte. Traurig un unsicher sah ich ihn an, denn ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
Dann nach einer mir geraumen Zeit flüsterte ich nur:"Ich will euch aber nicht in Schwirigkeiten bringen... Nicht, dass ihr wegen mir noch ärger bekommt..."
Wieder sah er mich mit entschlossenem Blick an und meinte:"Du bleibst!"
Da ich nicht weiter auf dem Thema herum reiten wollte, nickte ich und packte meine Sachen wieder in den Schrank... Immer dieses Hin und Her ;D
Es klopfte.
"Ja?", meinte ich und drehte mich zur Tür, als Sebastian mit leicht leuchtenden Augen in mein Zimmer trat.
"Ach ziehst du hier jetzt ein? Aber naja... Ich soll dich/euch holen. Essen!", meinte Sebastian und machte eine abwehrende Handbewegung, als ich ihn anmeckern wollte. Sowas von unhöflich dieser Kerl!
"Mach dir nichts draus. Der ist immer so nen Arsch!", meinte Markus und ging zur Tür. Daraufhin nickte ich nur und lief hinter ihm her.
Das Essen verlief relativ schweigend. Mal wurde gefragt wie der Tag war und so, aber so erzählten sie nichts. Ok... Vielleicht lag es auch dadran, dass es Mittags war und noch nicht Abends...
Als ich in meinem Bett lag, dachte ich nochmal über den Verlauf von heute Vormittag nach. Ich konnte mir einfach keinen Reim dadrauf machen, wieso Markus und seine Familie Verräter hätten sein sollen. Irgendwann wurde es mir zu viel. Ich stand auf, machte mich frisch und zog mich an. Beziehungsweise wollte es, als Sebastian einfach, ohne Vorwarnung in mein Zimmer gestürmt kam. Schnell zog ich mir ein langes Shirt über, sodass alles möglichst bedeckt war.
`Notbedürftiger gehts auch nicht mehr.`, motzte ich in Gedanken, als ich an mir herunter sah.
"Was willst du hier?", fauchte ich ihn an, musste aber feststellen, dass ich das eigentlich nicht wissen wollte.
"Oh. Kein guter Zeitpunkt...", meinte er bloß, starrte mich allerdings weiter an.
"Ne tatsächlich. Wie kommst du denn da drauf?", Mein Sarkasmus überspielte de Wut, die sich gerade in meinem Bauch staute.
"Wo willst du denn noch hin?", fragte er kalt.
"ich wüsste nicht, was dich das angeht?!", motzte ich weiter. Diese Diskussio ging fünf Minuten so weiter. Dann dachte ich:`Was mache ich hier? Ich könnte auch einfach sagen, dass er gehen sollte, aber würde er es machen?` Gedacht - Getan. Seine Reaktion war allerdings vorhersehbar, denn seine Antwort war ein klares "Nö wieso sollte ich?"
"Junge! Ich bin hier halbnackt und würde mich gerne noch weiter anziehen!", schrie ich fast. Ich verfluchte meine Stimme, denn immer wenn ich wütend war, fing sie an zu zittern.
"So find ich das allerdings besser! Siehst so viel hübscher aus!", sagte er und wieder leuchteten seine Augen auf.
`Alles klar. ´Jetzt war ich verwirrt. Was meinte der gerade? Ehm... Pedophil oder so??`, dachte ich mir und musste mir eine angeekelte Grimasse verkneifen.
"Nein ich bin nicht Pedophil. ich wollte das nur mal so gesagt haben.", bei diesen Worten stahl sich ein schelmisches Lächeln auf seine Lippen. Dann kam er näher. vorher allerdings, schloss er die Tür ab und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche.
"Was soll das werden, wenn es fertig ist?", fragte ich und fühlte mich leicht eingeengt, denn als er bei mir angekommen war, drückte er mich gegen die Wand und Liebkoste meinen Hals.
"Sebastian lass das!", fauchte ich, doch eigentlich gefiel es mir ja. ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich war verwirrt, geschockt und starr wie ein Eiszapfen, zugleich.
Begierig sah er mir in die Augen und meinte."freiheit musst du dir verdienen!"
Bei diesen Worten konnte ich nicht anders. Mein Mund klaffte auf und ich starrte ihn einfach nur noch an.
"Eh... Wie bitte? Sag mal was geht in deinem Hi..", weiter kam ich allerdings nicht, denn er steckte mir seine Zunge in den Hals und küsste mich. ich versuchte mich zu wehren. ich zappelte, wollte ihn wegstoßen, treten und schlagen, doch es half alles nichts. Er war einfach zu stark!
"Nein... Lass das...", nuschelte ich in seinen Mund, doch eigentlich wollte ich nicht, dass er aufhörte. Zum ersten Mal fühlte ich mich Willkommen, auch wenn das Scheiß Gründe waren wieso, aber ich konnte so auch nicht mehr klar denken. Ohne große Mühe, hob Sebastian mich hoch und trug mich zum Bett. Derweilen krallte ich mich in seinen Haaren fest.
`Ich darf das nicht weiter zulassen! Das ist so schon viel zu viel gewesen! Aufhören!`, befahl ich meinem Körper und versuchte meinen Verstand wieder einzuschalten, doch irgendwie klappte das nicht so wirklich.
ich öffnete die Augen und sah, dass Sebastian sich ganz schön amüsierte, wegen irgendwas.
"Was is los?", nuschelte ich und versuchte erneut ihn von mir herunter zu bekommen.
"Deine gedanken amüsieren mich nur.", sagte er und lächelte leicht. Dann küsste er wieder meinen Hals, fuhr mit seiner Hand unter mein Shirt und versuchte mir den String auszuziehen.
"NEIN!", schrie ich und schmiss ihn nun doch endlich von mir herunter.
"Wieso denn nicht? Bei Markus würdeste auch nicht Zögern!", meinte er gleichgültig und spuckte den namen seines Stievbruders aus, als wäre das etwas ekeliges oder schlechtes.
"Nein. Ich habe meine Grenzen und die habe ich gerade schon überschritten! Also sei still, gib mir den Schlüssel und verschinde!", ich verfluchte meine zitternde Stimme und mein raendes Herz, denn ich wusste genau, das er das hörte. Doof war er ja nicht. Und Taub hundertpro auch nicht.
"Ach komm schon...", meinte er bloß und kam wieder näher. Ich rückte bis ans Kopfende zurück und beobachtete ihn genau. Immer näher kam er mir. Kurz bevor er mich wieder küssen konnte stieg ich vom Bett und ließ mich auf die Kissen fallen.
"Ich höre doch das dir das gefallen hatte!", meinte Sebastian und grinste Frech. Daraufhin verdrehte ich nur die Augen und versuchte die Röte in meinen Wangen so gut es ging zu verstecken, doch da guckt man mal gerade nicht, da steht der schon wieder vor einem und zieht einen an den Beinen etwas herunter, sodass ich letzendlich wieder lag. Verwundert starrte ich ihn an. Wieder wollte ich mich wehren, doch diesesmal hielt er meine Hände mit den seinen fest. Meine Beine brauchte ich nicht benutzen, denn auf denen saß er drauf. Etwas hartes in seiner Hose, ließ mich darauf kommen, dass er ganz schön erregt war.
"Wir sind alleine. Brauchst gar nicht erst versuchen zu schreien! Es ist keiner da.", meinte er und lachte leise. Es klang bedrohlich und anziehend zugleich.
"Ich will aber trotzdem nicht.", sagte ich kühl und drehte meinen Kopf weg.
Ein leises knurren fuhr aus seiner Kehle, sodass ich leicht zusammenzuckte.
Dann nahm er meine Hände in eine von seinen und nahm mit der anderen meinen Kopf und drehte ihn zu sich.
"Du kannst nicht fliehen!", lachte er leise und ein begieriges Glitzern stieg in seine Augen.
Ich konzentrierte mich und schaffte es wieder (mit einiger Anstrengung) ihn von mir runter zu bekommen.
Erstaunt sah er mich an. Dann hörte ich ein leises Klopfen an der Tür.
"Wer is denn da?", fragte ich und bemühte mich normal zu klingen.
"Ich bins, Markus. Darf ich rein kommen?", fragte er. Erleichterung spiegelte sich auf meinem Gesicht wieder und ich lächelte böse.
Sebastian starrte mich erstaunt und fassungslos an.
"Ja... Wenn du die tür eintreten kannst?! Dein werter Bruder, hat mir den Schlüssel geklaut.", meinte ich. Allerdings wurde mir erst kurze Zeit später bewusst, wie das für markus klingen musste.
"Ich hoffe ich störe nicht...", meinte er und klang nicht gerade begeistert.
"Man, Sebastian! Gib mir den verdammten Schlüssel wieder!", schrie ich so laut ich konnte und sah diesen böse... nein vernichtend an.
Ungläubig stand er auf und stellte sich demonstrativ, mit verschrenkten Armen, vor mich.
"Hol sie dir doch.", sagte er etwas laut, sodass Markus das draußen mitbekam und leise vor sich hin Fluchte.
"Kindergarten.", meinte ich bloß und ging auf Sebastian zu.
Blitzschnell packte ich in seine Hosentasche und hielt ihm nur ein paar Sekunden später den Schlüssel vor die Nase. veblüfft starrte er mich an.
"So dumm bin ich nicht!", meinte ich und sah ihn mit vorwurfsvollem Blick an. Dann ging ich zur Tür, öffnete und fiel einem wütend aussehendem markus um den Hals.
"Rettung in letzter Sekunde.", meinte ich bloß und wartete darauf, dass Sebastian aus meinem zimmer verschwand.
"Was hatte er vor? Wollte er dich ins Bett bekommen?", fragte Markus immernoch leicht angefressen.
Ich nickte darauf nur und sah etwas bedrückt aus dem Fenster.
"Hat er es geschafft?", fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. Ich spürte, wie erleichterung von Markus ausging. Dann wurde ich auf einmal von hinten umarmt.
"Gut. Ich dachte schon.", flüsterte er und schmiegte seinen Kopf an meinen.
`Was ist das für ein merkwürdiges Gefühl? Ich verstehe das nicht?!`, dachte ich und sah weiter nach draußen. Es war wunderschönes Wetter, obwohl es schon dämmerte, doch der Himmel war immernoch ohne auch nur eine Wolke. Erst jetzt konnte ich sehen, wie schön und groß der Garten von Markus Familie war. Er sah bezaubernd aus.
Obwohl es noch nicht spät war, war ich schon total müde und das merkte man an meinen Augen, die sich im Fenster spiegelten.
"Müde?", fragte Markus u´nd stützte mich, als ich fast hingefallen war. Ich war ganz nah bei seinem Gesicht und ich spürte wieder das Verlangen ihn zu küssen. ich senkte den Kopf, weil ich dieses Gefühl nicht einordnen konnte und es mir auch ein wenig unangenehm war.
Markus jedoch hob meinen Kopf wieder an und sah mir tief in die Augen. Ich tat es ihm gleich und sah das selbe Verlangen tief verborgen.
Dann wurde mir leicht schwindelig und ich stützte mich an Markus. Dieser jedoch ergriff sofort die Chance und küsste mich. RICHTIG! Ich war glücklich, erstaunt und jegliche Gedanken waren einfach weg. Ich fühlte mich so befreit.
Nach ein paar Sekunden, hob auch er mich hoch und trug mich zum Bett. Als ich dort lag dauerte es auch nicht lange da war dich schon eingeschlafen.
`Na toll. Da küsst mich Markus und ich schlafe ein...`, dachte ich etwas enttäuscht von mir selber.
"Schlaf gut und Träum schön.", flüsterte er noch neben mir und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte und ins Bad ging, erschrak ich selbst vor meinem Spiegelbild. Meine Haare waren nun ein schönes dunkles Braun und noch nen kleines Stück länger als am Vortag, doch das was mich wirklich erschrak, waren meine Eckzähne, die wahrhaftig so spitz wie die einer echten Katze waren. 'Aber nunja belassen wir es einfach dabei.' , dachte ich mir und stieg unter die Dusche.
Ich hatte vorsichtshalber (wegen Sebastian) die Tür zum Bad abgeschlossen und frische Wäsche mit ins Bad genommen. Als ich fertig war mit allem, trat ich gerade aus dem Raum, als Sebastian auf meinem Bett lag und mich begierig musterte.
'Vergiss es!', dachte ich bloß, drehte mich weg und ging aus dem Zimmer. Hinter mir hörte ich eine empörte Stimme schlimme Worte flüstern, wie Dumme Hur.. und so. Kurzerhand machte ich kehrt und stand in Sekundenschnelle vor Sebastian. Er musterte mich gleichgültig und doch etwas Erschrocken.
"Was hast du gesagt?", fragte ich ihn mit bedrohlichem Ton in der Stimme.
"Das hast du schon verstanden!", antwortete er arrogant.
Ich schlug auf ihn ein als wäre ich verrückt oder so ne Psychopathin, aber ich verlor kurz gesagt nur die Kontrolle.
Nach 30 Minuten hatte ich selbst die Nase voll und warf ihn nur noch vom Bett.
"Sag soetwas nocheinmal zu mir und ich bringe dich um! Und das ist ein Versprechen!!!", schrie ich ihm hinterher, als er sichtlicht panisch aus meinem Zimmer verschwand.
Ich gng in die kücke und tat als wäre alles gut. Sebastian war mit ein paar blauen flecken und Kratzern noch sehr glimpflich davon gekommen. Aber mein Verspechen gilt.
"Ahh. Guten Morgen, Shiva.", meinte der Vater, wobei sein Blick zwischen Sebastian und mir hin und her geht.
"Guten Morgen.", antwortete ich ausserordentlich höflich und blickte strahlend deren Vater an.
Nach dem essen beschloss ich mir ein wenig die Füße zu vertreten und ging durch den Garten, wo sich herausstellte, das er zwar sehr groß war, aber auch sehr gut gepflegt. Nach einer Stunde ungefähr wurde ich müde und fühlte mich schlapp. Ich wollte zurückgehen, aber meine Beine machten schlapp. und so lag ich im Gras und wurde Bewusstlos.
"Shiva... Shiva!!! Sag etwas. Rede verdammt nochmal mit mir!", hörte ich Markus rufen. Ich wollte etwas sagen, ihn beruhigen, aber es kam kein Ton aus mir heraus.
Ich öffnete die Augen und sag ihn leuchtende Augen. Nicht vor Glück oder so sondern weil die Laternen der Starße sich in seinen Augen wiederspiegelten.
"Shiva geht es dir gut?", fragte er und starrte hoffnungsvoll in meine Augen.
'Ich weiß es nicht. Was is denn überhaupt los? Warum kann ich nicht mehr reden? Was ist denn bloß passiert?', fragte ich schließlich gedanklich.
"Mutter kann das sein, dass es das ist was ich befürchte?", fragte er die frau die plötzlich wie aus dem Nichts hinter ihm auftauchte. Sie nickte leicht abwesend.
'Scheiße!', hörte ich Markus leise Fluchen.
"Sebastian... Ich weiß das ich es bereuen werde, aber was ist vorgefallen?", fragte Markus, doch Sebastian antwortete nicht. Er starrte mich nur fassungslos an.
"Wenn du schonmal hier bist kannst du mir ja auch helfen sie rein zu bringen...", forderte Markus nun. Wie in Zeitlupe stand er auf un kam näher, nahm mich auf den Arm und trug mich ins Haus.
'Was passiert hier?', fragte ich an Markus gewand, doch er sah mich nur Mitleidig an und begleitete mich in das Gästezimmer.
"Wahrscheinlich wird sie diese Strapzen nicht überleben...", meinte der Vater traurig, doch Markus fiel ihm ins Wort und musterte ihn mit einem so vernichtenden Blick wie ich ihn noch nie gesehen habe.
"Sag so etwas NIE wieder!", schrie er seinen Vater an.
"Ich... Eh... ", stotterte er völlig verwirrt über den Gefühlsausbruch seines Sohnes.
"Geht! Alle! ... Bitte.", flüsterte Markus zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor, drehte sich zu mir um, nahm meine Hand und sah mir Entschlossen in die Augen. Als wolle er sagen : Halte durch! Du wirst nicht sterben.
Daraufhin konnnte ich nur nicken und leicht lächeln. Dann überrollte mich eine Woge von Schmerzen, wobei sich mein ganzer Körper verkrampfte.
"Halte durch. Das ist nur bei der ersten Verwadlung so schlimm. Bitte halte durch.", flüsterte er mir ins Ohr.
Nach einigen Stunden die vergangen war und ich erstmal Ruhe hatte, schlief Markus neben mir ein. Ich jedoch wurde mit jeder Minute die verstrich wacher und nach ein paar weiteren Minuten hatte ich das Gefühl zu schrumpfen. Ich verwandelte mich tatsächlich in eine Katze. Erst etwas überfordert mit der Situation starrte ich vor mich hin. Dann genoss ich es, denn ich wollte unbedingt wissen wie ich aussah. Somit sprang ich etwas wackelig auf den Beinen vom Bett und stolperte mehr als zu laufen, ins Bad. Ich hüpfte auf das Schränkchen, welches gegnüber des Spiegels stand und musterte mich.Ich ähhnelte einer Iriischen Waldkatze. Das weiß ich so genau, weil ich mich erstens Sehr gut mit Tieren auskenne und zweitens selber mal so eine Katze hatte.
Ich hörte etwas was nach einem leichten Seuftzer klang und schlich zurück in mein Zimmer, wo Markus noch immer schlafnd auf dem Bett lag.
'Das muss sich aber schnell ändern ^.^... Es wird ja schon hell!', dachte ich mir und sprang auf das Bett. Mit leichtem Zögern kuschelte ich mich an Markus an, der sich leicht erschrak, aber dann aus dem Staunen nicht mehr heraus kam.
"Du bist wunderschön Shiva! Sogar als Katze!", rief er aus und schmiegte sein Gesicht in mein Fell.
'Eine Frage hab ich aber.. Wie verwandel ich mich zurück?', fragte ich ihn und bekam auch sogleich die Antwort. Einfach an den Menschen in einem denken. Alles klar. Das dürfte jawohl nicht so schwer sein.
Eine Stunde brauchte ich um mich komplett zurück zu verwandeln. Jedoch hatte ich die Kleider vergessen und saß nun auf allen Vieren vor Markus auf dem Bett. Schamesröte sieg mir ins Gesicht und drehte ihm sogleich den Rücken zu. Zwei Hände umarmten mich von hinten und zogen mich an seinen Körper.
"Du bist wuderschön.", meinte Markus flüsternd und küsste mich am Hals.
Ich musste lächeln und genoss es, wie er mich streichelte und küsste. Es war angenehm und ein wunderbares Gefühl.
"Wie heißt die Katzenart eigentlich?", fragte er beiläufig.
"Irische Waldkatze.", sagte ich unter einem genugtuenden Seuftzer. Augenblicklich musste Markus grinsen und ich drehte mich um.
"Was denn? Mach weiter das war grad voll schön... ^.^", meinte ich und spiele die Beleidigte.
Immernoch grinsend kam Markus näher und küsste mich auf den Mund.
'Für immer deins...', dachte ich ganz beiläufig und erkannte im nächsten Moment, dass alle das mithören konnten. Markus jedoch störte das nicht und küsste mich weiter.
Dann klopfte es an der Tür.
Ich verschwand unter der Decke und sagte: "Herrein..."
Sofort sprang die Tür auf und Marcos Eltern kamen herein. Erstaunt sahen sie mich an und musterten mich.
"Wie geht es dir kleine Katze?", fragte Sebastian mit gespielter Sorge und grinste, denn er merkte, dass das gerade ein zimlich ungünstiger Zeitpunkt war mich zu nerven.
"Die kleine Katze wird gleich böse. Und dann kratzt sie dir die AUgen aus!", brummte ich vor mich hin.
"Aber mal im ernst. Wie geht es dir?", fragte die Mutter von Marko.
"Ganz gut eigentlich. Also Beschwerden habe ich jetzt keine loszuwerden.", meinte ich bloß und starrte dabei die ganze Zeit Sebastian finster an.
"Guck nicht so du kleines Kätzchen!", ärgerte mich Sebastian weiter.
"Allerdings hat sie eine der seltensten Katzenarten, die für Wandler zur verfügung stehen erhalten.", meinte Marko und musterte mich stolz. Doch davon ließ er sich so nichts anmerken.
"Soso. Welche Art ist es denn?", fragte Sebastian neugierig und eitel zugleich.
"Ich bin eine Irische Waldkatze.", meinte ich bloß und suchte unter der Decke die Klamotten.
Erstaunt riss er die Augen auf und starrte mich an. Wie versteinert stand er da.
"Beweise es.", forderte er mich heraus.
"Wie denn?", fragte ich und sah Marko fragend an.
"Denke an das andere Ich, welches nun in dir wohnt.", meinte er und lächelte zuversichtlich.
"Vorhin hat sie für die Rückwandlung eine Stunde gebraucht. Mal sehen ob sie nun schneller ist.", fügte er noch hinzu, als ich vollkommen in Gedanken war.
Und es klappte schneller. Zwar nicht sonderlich viel schneller, aber immerhin.
"So eine Schönheit...", flüsterte Markus Mutter und musterte mich mit erstaunten Augen.
"Nicht wahr? Sie ist eine der schönsten Irischen Waldkatzen, die ich je gesehen hab.", meinte Markus und nun überwältigte ihn der Stolz.
'Markus... mir ist schlecht.', meinte ich und rannte ins Bad. Markus kam inter mir her und schloss die Tür. Während ich mich übergab verwandelte ic mich zurück, sodass Markus ein Handtuch suchte und es mir über die Schulter legte, bzw. er hielt meine Haare zurück.
"Was passiert hier?", fragte ich leicht verwirrt und mit zusammengebissenen Zähnen, denn mein Körper verkrampfte sich und zitterte.
"Vielleicht war dein Körper noch nicht bereit dafür. Wie bist du überhaupt an Katzengene gekommen? Du hast vorher wie ein normaler Mensch gerochen.", meinte Markus und streichelte mir besorgt über den Kopf.
"Keine Ahnung. Ich lag im Kranenhaus....... und dann meinte der Arzt, das ich irgend so eine Genmutation oder Operation hatte. Weiß ich nicht mehr genau.", meinte ich und würgte wieder.
'Ich kann nicht mehr.', flüsterte ich Markus in Gedanken zu.
"Hmm. Ich weiß es auch nicht. Gib nicht auf. Dir wirds gleich besser. Bestimmt!", meinte er, doch als ich das erste Mal Blut kotzte, ging er zur Tür und bat seine Mutter herein.
"Sie muss in ein Krankenhaus. Aber das, welches speziell für diese Dinge ausgestattet ist, ist 3 Stunden fahrt von hier entfernt.", meinte seine Mutter und inspizierte das Blut. "Ich bin mir nicht sicher ob sie es schafft...", fügte sie nach ein paar Sekunden des Schweigens hinzu.
"Sebastian", schrie Markus und riss die Tür auf. "Auch wenn wir uns nie gut verstanden haben und oo... Aber du musst mir jetzt helfen. Du bist der einzige, der noch nicht von den Jägern gesehen wurde... Seis als Mensch oder als Katze. Bitte fahre Shiva so schnell du kannst mach Manchester in das Geralia- Krankenhaus. Bitte tu mir diesen einen Gefallen! Ich komme auch mit wenn du das willst!!", meinte Markus ernst und voller angst.
Erstaunt starrte Sebastian ihn an. Doch er nickte zögerlich mit dem Kopf.
"Danke", flüsterte Markus und trug mich so schnell es ging zu einem Wagen. Er schnallte mich auf den Sitzt und klemmte gerade noch rehtzeitig einen Eimer unter mein Gesicht. Denn wäre das auch nur ein paar Sekunden später gewesen, wäre das ganze Auto nun voller Blut.
"Beeil dich!", meinte die Mutter von den Beiden.
Sebastian und Marcus sprangen ins Auto. Die Türen waren noch nicht ganz zu, da fuhr Sebastian auch schon mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit los. Wir mussten ein paar Mal anhalten um den Eimer zu lehren, doch dauerte es trotz der Geschwindigkeit von knapp 150 km/h fast drei Stunden. Ich war auf den letzten 4 kilometern nicht mehr am kozen, aber dafür in einen tiefen Schlaf gefallen, wo mich keiner raus wecken konnte.
Es war wie im Koma nur, dass ich alles mitbekam und meine Augen offen waren, sodass ich alles sehen konnte. Aber ich konnte nicht mehr reden und meinen Körper bewegen. Ich versuchte es andauernd, doch mein Körper bestrafte mich mit Schmerzwellen.
"Wir sind sofort da. Halte durch! Ich will dich nicht verlieren.", flüsterte Markus mehr zu sich, damit er seine Sorge und Angst in den Griff bekam. Doch das gelang nicht wirklich. Seine Angst übertrug sich auf mich und schon nach kurzem erwachte ich aus meiner starre und sprang regelrecht aus dem Wagen. Ich schrie und hielt mir den Kopf. Als die Ärzte angerannt kamen hörte sich das für mich wie Donner an und Panik schlich sich in meine Knochen. Trotz der Schmerzen und der Übelkeit versuchte ich wegzulauen.
"Shiva. Bitte beruhige dich! Wir wollen dir nichts tun! Bitte komm zu mir.", meinte Sebastian mit liebevoller Stimme. Es ging keine Angst oder jegliches andere Gefühl von ihm aus, ausser Geborgenheit.
Langsam und vorsichtig ging ich auf ihn zu. Beobachtete aus den Augenwinkeln die Ärzte und Markus. Ich spürte wie etwas in mir meinte, dass ich in eine Falle tappe. Aber ich wollte nicht hören. Ich will Leben und dafür muss ich in dieses Krankenhaus...
Dies sagte ich mir immer wieder und dennoch hatte ich Panik vor dem, was dort in dem Gebäude auf mich wartete.
"Hab keine Angst. Sie wollen dir nur helfen. Du bist etwas Besonderes. Du MUSST Leben!!", flüsterte Sebastian, als ich kurz stehen blieb und die Ärzte anfauchte, weil sie es gewagt haben auch nur einen Schritt auf mich zuzugehen.
"Konzentriere dich auf mich. Die anderen sind alle ganz egal. Komm zu mir.", flüsterte Sebastian verführerisch.
"Was willst du?", keifte ich zischen zusammen gepressten Zähnen hervor, weil die Schmerzwellen immer schlimmer wurden. Mit jedem Schritt den ich auf Sebastian zuging.
"Ich will das du Lebst! Lebe nicht für mich. Nicht nur für dich. Lebe für Markus.", diese Sätze versetzten mir ein Stich ins Herz. Dieser Stich raste durch meinen ganzen Körper. Ich sackte auf die Knie und lag schließlich auf der Seite und wimmerte.
"Bringt sie in die Notaufnahme und unersucht sie sofort. Bereitet vorsichtshalber einen Operationssaal vor.", rief ein Arzt. Viele Geräusche waren aufeinmal zu hören. Sie überforderten mich. Ich schloss die Augen und versuchte mich von der Welt abzuschotten. Es gelang mir nicht komplett, aber immerhin waren die Geräusche nun nicht mehr so laut.
Markus Sicht
"Meinst du sie wird es überstehen, Sebastian?", fragte ich beinahe panisch. Gleichzeitig fragte ich mich wie Sebastian nur so ruhig da sitzen bleiben konnte und so tat als wäre gar nichts passiert. Zum teil bewunderte ich ihn dafür, aber ich verabscheute ihn auch, weil es mir unmenschlich vorkam. Auch wenn er eine halbe Katze ist.
"Mach dir nicht zu viele Sorgen. Du hast sie vorhin sehr erschreckt! Sie konnte deine Angst riechen... Du solltest lernen deine Gefühle besser zu verbergen und andere positive Gefühle deine negativen Gefühle überdecken zu lassen. Du lebst ein sonst zu gefährliches Leben. Was ,meinst du wohl warum die Jäger mich nich nicht erwischt haben?!", meinte Sebastian und lächelte schief.
Daraufhin lächelte ich auch und nahm etwas von seiner Ruhe und Zuversicht, damit ich auch endlich wieder etwas ruhiger wurde. dennoch behielt ich seine Worte im Kopf.
"Seid ihr die zwei Jungs, die das Mädchen mitgebracht haben?", fragte ein Arzt.
Sofort nickte ich und wollte wissen ob näheres bekannt sei, über ihren Zustand, aber Sebastian kam mir zuvor.
"Haben Sie sie schon untersuch? Wie geht es ihr?", fragte mein Bruder und klang beinahe besorgt, ließ sich dies aber durch einen forschen unterton nicht anmerken.
"Nun. Ihr zustand hat sich wieder stabilisiert. Dennoch müssen wir sie ein paar Tage wenigstens zu Beobachtung hierbehalten. Ich würde Ihnen nun gerne die Besuchszeiten mitgeben und sie bitten zu gehen.", meinte der Arzt kalt.
"Nein! Ich werde hier bleien! Ich schlafe meinetwegen im Auto, aber ich werde garantiert nicht von hier verschwinden!", rief ich laut und empört über solche anmassungen, die sich dieses Krankenhaus lieferte.
Schulterzuckend drückte der Arzt mir einen Zettel in die Hand. Dort stand drauf: Mo,Di,Do,Fr und Sa ist 24 Std geöffnet. Und Mittwochs, sowie an Feiertagen ist die Besuchszeit von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr beschränkt.
`Aber so spät können wir es doch noch gar nicht haben...`, dachte ich mir und sah auf die Uhr. Es war kurz nach 4 Uhr morgens. Wie lange waren wir denn hier? Haben wir ernsthaft 5 1/2 Stunden damit verbracht hier zu warten? Die Zeit verging aber ganz schön schnell...
Mit hängenden Schultern gingen Sebastian und ich zum Auto. Sebastian startete den Motor und suchte einen akzeptablen Parkplatz in der Nähe der Tür.
`Mach dir nicht zu viele Sorgen! Morgen sehen wir, wie es ihr geht und vielleicht können wir sie dann ja auch schon mitnehmen.` redete ich mir gut zu, um meine Unsicherheit zu verbergen.
Shivas Sicht
`Wo war ich? Was war passiert? Oooh... Mein Schädel tut vielleicht weh... Hab ich gestern etwa gefeiert?`, fragte ich mich und schlug im selben Moment die Augen auf. `Verdammt?! Wo bin ich?`, fluchte ich gedanklich und sah mich genau um. Piepende, große und metallende Kästen... bekannter stiriler Geruch... Überal Kabel... Und alles weiß? "Fuck?! Ich bin doch nicht ernsthaft schon wieder im Krankenhaus??? Das konnte doch echt nicht wahrsein!! ", schrie ich los und riss mir die Kabel, sowie die komischen Plaster zur Herzkontrolle vom Leib. Durch mein Geschrei angelockt stürmte ein Arzt ins Zimmer und versuchte mich zu beruhiegen. Was, wie man es von mir kennt, nichts brachte. Ich wurde hysterisch und tat alles, damit jeder Arzt mindestens zwei Schritte von mir entfernt blieb. Ich schnappte mir somit einen Stuhl und hielt ihn drohend auf die Ärzte gerichtet, die nun schon zu viert da standen.
"Beruhige dich doch! Wir wollen dir nur helfen! Aber wie es scheint hat das dein Körper schon erledigt... Merkwürdig..", murmelte einer der Ärzte, doch ich ließ mich nicht irritieren. Ich musste und ich wollte hier unbedingt raus! Krankenhäuser waren nichts für mich! Sie waren so beengend und kalt. `Oh Markus ... Wo bist du nur?`, fragte ich und eine ungekannte Sehensucht stieg in mir hoch. Diese hielt aber nicht lange an, da ich registrierte, wie einer der Ärzte zu nah an mich heran kam. Somit holte ich aus und schlug ihm den Stuhl in die Rippen. Gleichzeitig ging ich alle Fluchtwege durch, doch auch diesesmal gab es nur den aus dem Fenster.
Also drehte ich weiter, ließ den Stuhl los und rannte auf das nun splitternde Fenster zu. Ich dachte die ganze Zeit daran, wie ich zu einer Katze werde. Weiches Fell... Vier krallenbesetzte Pfoten... Langer Schwanz. Doch auch so viel ich dachte es wollte einfach nicht funktionieren. Somit sprang ich auf zwei Beinen aus dem Fanster und hoffte bloß, dass ich das heil überstehen würde. Plötzlich schlungen sich starke Arme um meinen Körper und hielten mich noch knapp drei Meter über dem Boden fast. Panik erfasste mein Herz, sodass ich blind um mich schlug und die Arme mich die restlichen drei meter falles ließen. Von oben wurden Rufe laut, tampelnde Schritte und schon schoss ein Strom an Ärzten aus dem Eingang des Krankenhauses.
`Haben die alle nichts zu tun?`, fragte ich mich gereizt und lief los. Ohne es wirklich zu merken rannte ich an Sebastian und Markus vorbei. Sie riefen nach mir, doch ich registrierte es gar nicht richtig. Somit lief ich weiter, folgte der Straße und bog dann in einen Feldweg ein. Hohe Maisfelder umgaben mich. Es wiederstrebte mir hinein zu springen und dort drin herum zu irren, doch es war mir lieber als wieder in dieses Krankenhaus gesteckt zu werden. Also erkämpfte ich mir kurzerhand den Weg durch das Maisfeld. Immer wieder blieb ich stehen und horchte, ob mir jemand folgte, doch die Schritte der Ärzte waren so leise, dass sie recht weit weg sein mussten. `Scheiße! Was mache ich jetzt denn nur? Zurück kann ich nicht. Ich will hier raus!!!`, schrie ich beinahe panisch in Gedanken und fiel weinend zu Boden. verzweiflung zeichnte sich auf meinem Gesicht ab. Ich irrte hier nun schon seit so langer Zeit herum... Selbst der Morgen dämmerte schon! Hatte ich mich denn wirklich verirrt? Wo sind die Jungs wenn man sie mal braucht.. Entnervt stand ich wieder auf und schlenderte einfach weiter geradeaus. `Das feld hat ja auch mal nen ende..`, hoffte ich eher, als das ich daran glaubte. Und so vergingen weitere zwei Stunden und noch immer war kein Ausweg in Sicht. Seufzend blieb ich stehen und sah hinauf in den Himmel. Rgenwolken zeichneten sich ab und ließen den anschein, dass es nicht mehr sehr lange dauern wird, bis es regnet.
ch hatte nichtmal den Gedanken zuende gedacht und schon fing es an. Entnerft machte ich mich zügig auf den Weg und rannte beinahe so schnell, dass ich kaum einen Tropfen abbekam. Zumindest dachte ich das, doch als ich das Ende des Feldes endlich mal erreicht hatte, bemerkte ich, dass ich klatschnass war.
`Vedammter Regen..`, dachte ich mir und musterte Aufmerksam meine Umgebung. Mir fiel auf, dass es sehr stark nach Regen roch, doch das da noch ein anderer Geruch war. Ich erschrak, dass ich sowas riechen konnte, wo ich nicht wirklich etwas in der Nähe sah, doch es roch nach Qualm von Feer, nassem Hund und Suppe oder irgendwas in der Art. Ich folgte diesem Geruch, als würde vor meinen Augen eine Linie erscheinen, die mir zeigt wo ich lang muss. Keine dreiviertel Stunde später sah ich ein Haus, wo der Schornstein qualmte und Licht brannte. Das Haus lag mehr oder weniger in einem kleinen Wäldchen, sodass es fast nicht möglich war es zu sehen. Zumindest nicht von den anderen Seiten. Vorsichtig, aber schnellen Schrittes bewegte ich mich darauf zu. Ich hörte schon von hier das Bellen des Hundes… Er spürte meine Anwesenheit wie es schien.
Gerade als ich an die Tür klopfen wollte, wurde sie von einem großen Mann mit eiserner Miene geöffnet. Der Regen wandelte sich in Hagel, so als würde die Anspannung alles um uns gefrieren lassen. Der Mann sah an mir herunter und fing auf einmal an zu lächeln.
„Hallo. Komm schnell rein. Du musst ja ganz durchgefroren sein. Wo kommst du denn her? Du siehst nicht aus, als wärst du von hier?! Was macht ein junges Ding wie du denn in einer so verlassenen Gegend? “, löcherte er mich, doch mehr als ein schüchternes Lächeln meinerseits bekam er nicht.
„Schon gut. Wärm dich gerade auf. Ich habe etwas warmes zubereitet. ALPHA! Hol unserem Besuch frische Kleidung und sei lieb!“, schrie er mit einem mal, sodass ich erschrak.
`Wer nennt sein Kind Alpha?`, dachte ich und überlegte. Der Geruch des Hundes wurde stärker. Und als ich dieses riesige Ungetüm sah erschrak ich bis ins Mark. `Was zur Hölle ist das?!` Unbeirrt kam der Hund näher und überreichte mir einen kleinen Korb mit einem Bündel drin. Ich sagte nichts und musterte den Mann. Er bemerkte mich gar nicht, sondern war damit beschäftigt seinen Hund zu loben.
„Unglaublich….“, entfuhr es mir und sofort war die Aufmerksamkeit des Mannes wieder auf mich gerichtet. Auch der Hund musterte mich. Seine musterung lief allerdings ins Mistrauen über und das ließ mich leicht zittern. Er mochte mich nicht wirklich. Ich roch nicht wie ein Mensch. Gut ich war kein Mensch… Aber naja… Ob er roch, was ich war?
„Alpha, geh und zeig ihr das Bad.“, sagte der Mann und ließ unauffällig einen Blick zu mir gleiten. Der Hund tat wie geheißen und als ich hinter mir die Tür schloss, schälte ich mich aus den nassen Klamotten und zog die frischen an. Als ich wieder heraus kam, wartete der Hund und brummelte leicht. Dann brachte e mich in die Küche.
„So und nun erzähl mal. Wo kommst du her?“, fragte der Mann immer noch so neugerig.
„Ehm..“, mehr bekam ich nicht aus mir heraus, nickte aber dankend, für die Schüssel mit Linsensuppe.
„Ach verzeih.. Ich heiße Beta. Beziehungsweise Bertram. “, fügte er schnell hinzu, als er meinen misstrauischen Blick sah.
„Shiva.“, ich weiß man sollte Fremden nicht immer den Richtigen Namen sagen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Lügen nichts nützte.
„So und nun erzähl.“, forderte er höflich auf. Ich spürte seine neugier.
„Ich bin aus nem Krankenhaus abgehauen, durch ein Maisfeld gerannt und mich hierher verirrt. An mehr erinnere ich mich nicht wirklich..“, es war nur teilweise gelogen. Der Anfang stimmt. Der Hund fletschte leicht die Zähne und brummelte etwas. Ich bildete mir ein, dass er mit seinem Herrchen redete und ihm sagte, sie lügt.
`Tue ich nicht!`, dachte ich und musterte den Hund. Er stand auf und musterte mich aus verengten Augen. Sein Fell sträubte sich und sein brummeln entwickelte sich zu einem Knurren.
`Was hast du, Hund? Überrascht? Glaubst du ich hätte Angst vor dir?`, fragte ich nun direkt in seine Richtung und fixierte ihn mit meinen Augen. Ganz kurz flackerte in seinen Augen Unsicherheit auf und dann schnaubte er und ging aus dem Raum. Um nicht allzu sehr aufzufallen hatte ich weiter gegessen. Allerdings hatte ich nicht gedacht, dass es doch so auffällig gewesen war.
„So nochmal. Wer bist du?“, fragte der Mann grummelnd. Er hörte sich fast an wie sein Hund.
Seufzend gab ich mich geschlagen. Ich stellte die Schüssel weg und erzählte von Anfang an. Er hörte mir die ganze Zeit zu. Auch Alpha war neugierig und gesellte sich wieder zu uns. Er hielt jedoch Abstand. Als ich endete sah der Mann etwas erschrocken und doch irgendwie erleichtert aus. Oder bildete ich mir das ein?
„Und was denkst du wie geht es nun weiter?“, fragte Bertram. Ich zuckte nur mi den Schultern und wurde von Sekunde zu Sekunde niedergeschlagener. Ich sah aus dem Fenster und bemerkte, dass es immer noch regnete. Alpha tapste vorsichtig auf mich zu und schnüffelte an meinen Beinen. Ich reagierte nicht darauf. Ich bekam es auch gar nicht wirklich mit. Ich hing meinen Gedanken hinter her und dachte an Sebastian und Markus. Ich vermisste beide. Trauer, Sehnsucht und Verzweiflung stiegen in mir hoch, doch bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, stieß mich eine kalte Hundeschnauze an. Lächelnd, ohne mein Handeln zu überdenken, streichelte ich ihm über den Kopf.
`Alpha passt zu dir. Du bist riesig, und klingst sehr bedrohlich. Zumindest kann ich mir das vorstellen. Und gleichzeitig bist du gutmütig und hast ein Herz. So als würdest du alle Beschützen.`, stellte ich fest. Der Hund leckte mir zur Bestätigung meiner Worte über die Hand.
„Shiva!!“, hörte ich Sebastian und Markus rufen. Es war leise wie ein Flüstern, doch ich wusste ich bildete es mir nicht ein. Ich stand auf und ging zur Tür. Wie hypnotisiert lief ich hinaus. Stand dann da auf der Terrasse und sah, wie Markus und Sebastian aus dem Maisfeld kamen, doch nicht nur die beiden… Ich fauchte und knurrte. Sie hörten mich, das wusste ich. Ich sandte ihnen das Gefühl von Verrat und Ablehnung. Es war nicht direkt gegen die beiden gerichtet, doch sie kannten mich. Ich flüchte nicht ohne Grund aus einem Krankenhaus.
`Shiva bitte… Nur ein paar Tage.`, meinte Markus, doch ich schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf. Alpha erschien neben mir und knurrte. Ich fasste halt suchend in sein aufgestelltes Fell. An meiner anderen Seite erschien nun ein anderer Hund. Etwas kleiner, doch ebenso bedrohlich.
„Beta..“, flüsterte ich leise und starrte ihn erstaunt an. Markus und Sebastian blieben wie angewurzelt stehen, als sie diese Höllenhunde neben mir sahen. Markus platzte beinahe vor Wut. Er verwandelte er sich und wurde zu einer Recht großen Raubkatze. Erstaunt über diese Fähigkeiten wich ich ein Stück zurück. Alpha und Beta jedoch blieben fest am Boden stehen und musterten ihn ungerührt. Alpha leckte sich lüstern über die Lippen, als wolle er direkt losstürmen und die alle fressen. Doch er blieb bei mir. Es war eine Drohgebärde, die nicht ihre Wirkung verfehlte.
Sebastian blieb Mensch und kam ruhigen Schrittes auf uns zu. Markus blieb 500 Meter entfernt stehen.
„Shiva. Wir möchten das du mit uns kommst. Wir werden dich nach Hause bringen.“, forderte Sebastian mit fester Stimme, wirkte jedoch sehr angespannt und ließ die Hunde nicht aus den Augen.
`Sie gehört Euch nicht! Sie bleibt hier. Sie ist nun hier zuhause!`, knurrte Alpha und stellte sich Zähnefletschend vor mich. Keine Minute später stand vor mir ein großer, muskelbepackter Typ. Er muss so um die 25 Jahre alt sein. Es war Alpha. Kein Zweifel. Er hatte schwarze Haare, ein markantes Gesicht. Eiserne Augen. Die Goldbraun schimmerten.
„Du hast hier gar nichts zu melden. Sie gehört ebenso wenig euch. Also Shiva bitte komm mit uns. Wir fahren nach Hause. Dann kannst du dich ausruhen und essen.“, versuchte Sebastian mich zu locken.
Alpha fing an zu lachen. Es war ein dunkles verführerisches Lachen und ich stellte mir seine Stimme ebenso dunkel und kehlig vor.
„Hast du es noch nicht gemerkt? Sie ist nicht nur wie ihr. Sie ist auch wie wir. Sie ist wie jeder. Und doch wie keiner. Sie wird nicht mit euch gehen. Nicht wahr, Prinzessin?“, flüsterte er verführerisch in meine Richtung. Seine Stimme, seine Augen.. Alles schien mich zu hypnotisieren. Ich konnte nichts sagen. Ich war Sprachlos. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich war wie gelähmt. Ich konnte nicht denken. Ich spürte einen Stich in meinem Kopf. Ganz leicht und ganz minimal. Doch wurde er immer stärker. Ich spürte eine Wunde. Die war vorher noch nicht da gewesen, da war ich mir sicher. Es sah aus wie ein Kratzer. Lang, 4 Krallen.. Und nicht diese kleinen Katzenkrallen, sondern eher die die den Hunden neben mir ähnelten.
`Wach auf…`, dachte ich für mich. Der Schmerz wurde immer schlimmer. Er drückte richtig gegen meinen Schädel, meinen Rücken. Was passierte hier zum Teufel?! Ich wollte schreien, doch ich konnte nicht. Ich bekam nichts weiter heraus, als ein verlorenes Krächzen. Etwas großes schob sich meinen Hals herauf. Es klang ekelig, doch es war wie eine andere Präsenz. Ich bekam Luft, konnte schlucken, doch ich spürte, wie es sich in meinem Körper ausbreitete und nur noch in meinen Kopf brauchte. Sofort verschloss ich alle meine Gedanken. Die folge war, unheimliche Schmerzen, die mich schreien ließen. Markus erschrak und starrte mich besorgt an. Seine Angst war zum greifen. Und auch Sebastian schien das nicht zu gefallen. Er kam auf mich zu. Alpha jedoch versperrte ihm den Weg. Das Spiel kannte Sebastian. Er spielte sowas selbst gerne. Er starrte Alpha eine ganze Weile direkt in die Augen. Ich sah nicht warum, oder eigentlich sah ich gar nichts mehr. Ich krümmte mich auf dem Boden zusammen und verfluchte mein Leben. Ich wurde wahnsinnig unter diesen Schmerzen. Sie waren so schlimm, das ich mir am liebsten selbst das Leben genommen hätte. Beta saß neben mir. Ich spürte sein Fell. Doch er wagte es nicht mich zu berühren. Ich fing an über den Boden zu Scharben und spürte wie aus meinen fingern Krallen wurden. Ich wollte es nicht. Ich verschloss mich noch mehr. Und wieder wurden die Schmerzen schlimmer. Sie nahmen ein unbeschreibliches Ausmaß an. Meine Beine fühlten sich so an, als würden sie ausgerissen werden. Jeder Knochen in meinem Körper brach und setzte sich neu zusammen. Mein Gesicht war auch anders. Mein Kiefer wuchs. Spitze große Zähne klapperten aufeinander herum. Auch eine Rute wuchs mir. Ich hatte das Gefühl, die Wog mehr als mein Kopf. Und der wurde mit jeder Minute ebenfalls schwerer. Meine Ohren standen gen Himmel und ich legte sie an. Ich sah immer noch nichts. Mein Verstand blieb dem Wesen verschlossen. Obwohl ich neugierig war, und es mich mit schmerzen quälte, weigerte ich mich es in meinen Kopf zu lassen. Aber ich spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde und die Schmerzen würden mir mein Bewusstsein rauben.
„Shiva. Lass es zu. Dann wird es besser. Ich verspreche es dir. “, murmelte Alpha an meinem Ohr. Erschrocken fiel ich über meine Hinterbeine. Ich lag nun auf der Seite. Die Schmerzen verebbten langsam, doch meine Sicht war immer noch eingeschränkt. Angst ließ mich aufstehen. Schritte wurden lauter, Gerüche noch intensiver. Panik ergriff meine Knochen und meine Beine fingen an zu laufen. Ich lief gegen Wände, Tische, Stühle und Türen, bis ich dann endlich mal irgendwie aus diesem mir jetzt eng vorkommendem Haus rauskam. Ich taumelte und fiel gegen einen Stein. Knurrend sprang ich wieder auf und hieb in Richtung in die ich den Stein vermutete. Das musste für alle anderen sehr verrückt aussehen. Meine Augen gewöhnten sich langsam aber sicher an den Körper. Aber die Sicht war immer noch verschwommen. Ich lief in die Richtung in der ich Markus vermutete. Ich wollte ihn nicht angreifen oder etwas dergleichen, doch sein jetziges Ich schien mich als Bedrohung zu sehen. Kurz darauf wurde ein tobender Kampf begonnen. Man hörte Fauchen und Knurren, Jaulen und Fiepen. Aber man sah ein Fellknäuel mit zwei Köpfen, was sich gegenseitig zu zerfleischen drohte. Alpha kam auf mich zugerannt. Allein sein Blick reichte, damit ich sofort zurückwich. Er war wütend und funkelte mich an. Sebastian kümmerte sich um Markus. Vorsichtig, mit eingezogenem Schwanz ging ich auf Alpha zu. Er musste sein Lächeln unterdrücken, als ich ganz leicht mit dem Schwanz wedelte und mit geducktem Kopf auf ihn zu kam. Selbst als Tier konnte man mir nicht wirklich böse sein. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich endlich scharf sehen konnte. Nun begutachtete ich meine Umgebung. Mein Blick blieb auf den Ärzten hängen, die noch immer dastanden. Sie taten als wären sie vollkommen unbeteiligt.
`Töten!`, rief etwas in meine Gedanken. Erschrocken schüttelte ich den Kopf.
`Jagen!`, rief es nun. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Hätte ich mich doch nicht so sehr dagegen sträuben dürfen? Habe ich jetzt eine Abkapslung der Seele herbeigeführt? Es spürte meine Schwäche. Es Griff zu. Mein Körper fing an zu würgen. Das Fell sträubte sich. Die Muskeln spannten sich an. Es ignorierte alles. Jedes Geräusch. Jeden Ruf. Selbst Alpha. Ich spürte wie es mit jeder Sekunde mehr meines Körpers in Besitz nahm. Unwillkürlich dachte ich daran Mensch zu sein. Zwei Beine. Zwei Arme. Zwei Hände. Kopf. Ich stellte mir jedes Detail vor. Zu meinem Glück funktionierte es. Wackelig auf den Beinen stand ich nun da. Schwach und kurz vor der Bewusstlosigkeit. Markus war sofort bei mir, doch ich reagierte kaum. Er legte mir seine Jacke über die Schultern, half mir in die Ärmel und schloss sie. Ich war scheinbar wieder Nackt. Immer wieder flatterten schwarze Schatten vor meinen Augen herum. Sebastian und Markus halfen mir beim laufen. Sie führten mich in Richtung des Hauses, wo ich vorhin raus geflohen bin. Warum war ich denn geflohen? Ach egal… Alpha und Beta.. Sie lassen sie rein? Verrückte Welt. Hassen sich Hund und Katze nicht? Naja nicht immer.. Oder? Sie legten mich auf eine weiche Matratze. Markus verließ den Raum um etwas zu holen. Sie sagten ein Arzt soll sich mich kurz angucken. Ob wohl noch einer da war?
„Shiva was machst du nur immer? “, fragte mich Sebastian. Seine Stimme klang brechend. Er unterdrückte seine Sorge. Doch ich sah es. Er weinte. Eine Träne rann an seiner Wange herunter. Sofort war meine Hand dort, wo die Träne herunter fiel. Erschrocken zuckte Sebastian zurück. Er verließ sofort den Raum. Doch seine Träne behielt ich. So blieb ein Stück von ihm hier. Warum auch immer, aber ich hatte das Bedürfnis, alle um mich zu haben. Sebastian ist nun zu Stolz. Alpha und Beta standen in meiner Nähe und Markus kam mit dem Arzt nun herein. Es war ein etwas älterer. Er redete mit mir, doch ich konnte nicht reagieren. Ich war zu erschöpft. Und die schwarzen Schleier verdichteten sich. Mit einem leichten lächeln im Gesicht schlief ich ein und träumte von weinenden Katzen, bellenden Raubkatzen und miauenden Wölfen.
„Was geht hier vor, zum Teufel?“, hörte ich Markus Stimme. Sie bebte vor Wut und ich konnte seine Angespanntheit bis in diesen Raum spüren.
„Nun wie ich dir schon erklärt habe, ist sie keine normale Gestaltwandlerin. Wenn ich es richtig deute, kann sie sich, bei mehr Übung, in alles oder zumindest in vieles Verwandeln. Allerdings gibt es je nach Verwandlung auch verschiedene Schwierigkeitsgrade. Es gibt Wesen, die sie Töten bei einer Verwandlung,. Vorallem dann, wenn sie zu früh geschehen. Das vor 3 Tagen hätte noch lange nicht passieren dürfen. Es kann sein, dass Shiva sich verändert. Ihr müsst vorsichtig sein. Habt ihr gehört? Sie ist gestern gerade noch so mit dem Leben davon gekommen. Das wird beim nächsten Mal nicht so glimpflich ausgehen!“ , sagte eine Fremde Stimme.
„Ja. Wir haben verstanden. Dennoch verstehe ich nicht wirklich wieso...“ , fragte Sebastian. Er war wie immer, doch ich hatte das Gefühl, dass er sich sorgen machte. Aber wahrscheinlich bildete ich mir das eh nur wieder ein. Sebastian und Gefühle? Das ich nicht lache... Aber war da nicht schon so eine Situation? Ich erinnerte mich kaum noch an die vergangenen Tage. Sie verschwimmen ineinander. Manchmal habe ich die absurdesten Bilder vor Augen. Es ist verwirrend...
„Nun.. Ich weiß auch nicht wie ich es genau beschreiben soll. Das letzte Mal, dass jemand wie sie existiert hat... Das ist über 2000 Jahre her. Es sind nur noch Geschichten darüber erzählt worden, aber keiner hatte jemals etwas mit diesen Wesen zu tun gehabt. Sie waren gefährlich und unberechenbar, da sie viele ihrer Kreaturen nicht bändigen konnten. Sie starben früher oder später durch diese. Und die die damals etwas mit denen zu tun hatten sind bereits gestorben. Vielleicht solltet ihr versuchen aus den Geschichten schlau zu werden. “, schlug die Fremde Stimme vor. Ob das wohl ein Arzt war? Mir egal. Ich will aufwachen, aufstehen... Ich hab hunger...
Meine Gedanken steuerten meinen Körper. Meine Augen öffneten sich und wie ein Roboter, setzte ich mich auf. Ich beachtete niemanden. Weder Stimmen die mich mahnten, noch Menschen die mich ins Bett zurück stecken wollten. Ich hatte Hunger. Ich brauche essen.
„Essen.“, sagte eine kratzige Stimme aus meinem Mund. Zum Teufel.. War ich das etwa?
„Aber Shiva. Du musst dich doch noch ausruhen. Du bist noch nicht wieder Fit.“, sagte Markus, der versuchte mich mehr oder weniger zum Bett zu ziehen. Er hang an meinem Arm, doch er bekam mich keinen millimeter von der Stelle. Egal wie doll er sich anstrengte.
„Ich bin fit. Ich habe Hunger. Essen.“, formulierte ich knappe Sätze und ging weiter. Ich folgte meiner Nase. Sie hatte vorhin schon etwas gerochen. Etwas Fleisch, was irgendwo gebraten wurde. Mir lief immer mehr Sabber im Mund zusammen, als der Geruch immer stärker wurde. Intensive Kräuter, noch relativ blutig. Es wurde also gerade erst in die Pfanne getan.
„Shiva....“, hinter mir wurden Rufe laut. Aber ich war viel zu hungrig um darauf zu reagieren.
Plötzlich stand jemand vor mir. Es war niemand der Real da war. Es war wie ein Schatten. Und es näherte sich vor mir MEINEM Essen! Wütend knurrte ich es an. Es sah unheimlich aus. Und es wurde nicht besser als es sich umdrehte. Seine Augen waren weiß. Sein Maul sah aus wie von diesem Kater aus `Alice im Wunderland`...
„Das ist meins.“, sagte ich einfach, ohne darüber nachzudenken. Es lächelte, glaube ich.. und ging noch einen Schritt näher. Sofort sprang ich los. Krallte mir das heiße Stück Fleisch und zog es an meine Brust, als ob es da sicherer wäre. Überrascht und entgeistert musterte es mich. Mir lief es eiskalt den Rücken runter, als sein Blick immer kälter wurde.
„Das ist .. meins. Ich hab hunger.“, meinte ich etwas kleinlaut. Es kam auf mich zu und stellte sich zu seiner vollen Größe auf. Es schüchterte mich ein, doch so einfach wollte ich nicht nachgeben. Also drehte ich mich um und ging wieder zurück in mein Zimmer. Naja. Zumindest dahin wo das Bett steht wo ich drin geschlafen hatte. Sein Blick schien mich zu durchbohren, doch ich blieb standhaft. Ich plazierte mich auf meinem Bett im Schneidersitz und verspeiste die Hälfte des Fleisches. Der Schatten folgte mir und beobachtete mich beinahe sehnsüchtig. Sein Blick allerdings galt nicht mir, sondern meinem Steak. Zumindest der Hälfte davon. Ich überlegte kurz und seufzte. Es kam näher, als würde es merken, dass ich nachgegeben hatte und es den Rest haben kann. Ich beobachtete es, doch als es das Fleisch berührte war es fort. Mit dem Fleisch.
„Shiva?“, ich drehte mich zu Sebastian um. Er sah mir direkt in die Augen. Ich legte den Kopf schief. Ich wollte ihm Antworten, doch er entfernte sich. Oder entfernt ich mich? Der Raum wurde auf einmal ganz lang. Er hörte nicht auf länger zu werden.. Was war hier nur los? Die Stimmen, die nun besorgt meinen Namen riefen, entfernten sich ebenfalls. Bald waren sie nur noch ein Flüstern. Also schloss ich die Augen. Als ich sie wieder öffnete, lag ich im Bett, zugedeckt und ein Mann im weißen Kittel kontrollierte gerade meine Vitalfunktionen.
„Shiva!“, rief Markus und beugte sich zu mir herunter.
„Ja?“, fragte ich etwas unsicher, weil ich einfach keine Ahnung hatte, was hier verflucht nochmal los war.
„Geht es dir gut?“, fragte er besorgt. Seine sorge löste bei mir unbehagen aus. Ich mochte den Gedanken nicht, wenn andere sich sorgen um mich machten. Das bedeutete immer, dass etwas passiert war.
„Ja?! Was ist denn los?“, fragte ich leicht verängstigt.
„Keine Sorge. Es ist alles gut. Du hast dich nur in einen Wolf verwandelt. Aber keine Sorge. Wir haben alles im Griff.“, schaltete sich nun Sebastian ein. Er spürte, das ich angst bekam. Und er wusste, dass ich nie lange brauchte um aus Angst Panik zu machen. Wahrscheinlich erzählte er deswegen nicht alles. Aber mir war es Recht. Allein der Gedanke eine solche Bestie geworden zu sein ist für mich schon zu viel des Guten.
„Ah...“, war das einzige, was ich herausbekam. Markus umarmte mich und lächelte aufmunternd. Als er sich von der Umarmung löste, sah er mir kurz in die Augen und küsste mich. Etwas verwirrt und erschrocken ließ ich es zu. Ich wusste wer diese Leute waren. Aber ich hatte keine Ahnung woher ich sie kannte. Es waren Erinnerungen da, doch jedesmal, wenn ich versuchte eine zu greifen.. verschwammen sie einfach und zerflossen. Es war mir nicht Möglich auch nur eine Erinnerung vernünftig abzurufen. Nichtmal wenn es um mich ging. Es war alles weg. Naja außer die Gesichter und Namen... Schon irgendwie beängstigend...
„Ist alles in Ordnung?“, fragt Sebastian auf einmal. Ob er wohl wirklich so eine gute Auffassungsgabe hat? Markus entfernte sich von mir und musterte mich. Doch dann lächelte er. Ich lächelte vorsichtig zurück, sah mich um und blieb bei Sebastian hängen. Sein Blick war abschätzend und beunruhigt.
„Ja..“, murmelte ich und lächelte etwas schief. Ich sah sofort, dass er wusste, dass ich lüge, doch er ging nicht weiter darauf ein.
Wir redeten bis spät in die Nacht. Alle erzählten mir nacheinander was in den letzten Tagen alles passiert war und ergänzten Erzählungen der anderen. Ich war geschockt, fasziniert und sprachlos. Ja das trifft es gut. Als ich alles erfahren habe, habe ich erstmal kein einziges Wort raus gebracht.
Alpha und Beta meinten, dass ich mich nun ausruhen sollte. Es war schon spät und es waren eine Menge Informationen. Ich wollte aber nicht, dass irgendwer ging. Somit Schnappte ich mir Alphas, Betas, Markus und Sebastians Hand. Ich schüttelte etwas verlegen den Kopf. Sie verstanden nicht was ich wollte.
„Ich möchte nicht das irgendwer geht...“, flüsterte ich ganz leise. Markus war sofort bei mir, Alpha Lachte leise und Beta verwandelte sich in den Wolf der er vorher war. Nur Sebastian ließ keine Reaktion zu. Doch ich spürte, dass sich etwas regte. Er war nicht mehr so undurchschaubar wie er dachte, doch meinetwegen sollte er es denken. Wir suchten uns alle Decken und Kissen, die es im Haus gab, zusammen und bauten uns ein Lager. Alpha und Beta legten sich als Wölfe um das Lager herum. Markus und Sebastian legten sich zu mir.
„Bist du dir sicher, dass das so das Richtige ist?“, fragte Markus unsicher und beobachtete Sebastian misstrauisch.
„Keine Sorge. Ich werde sie nicht berühren.“, murmelte er und gähnte herzhaft. Für mich war diese Angelegenheit nun geklärt. Aber Markus schien es nicht zu reichen, dass Sebastian schon auf Abstand gegangen ist. Genervt gähnte ich und legte mich hin. Markus kuschelte sich letztendlich an mich. Und es dauerte keine fünf Minuten, da war er auch schon eingeschlafen. Er schnarchte. Doch ich ignorierte es und folgte meinen Gedanken. Es war für mich unbegreiflich, dass ich mich einfach an nichts wirklich erinnerte. Ich habe keinen Schlag gegen den Kopf bekommen und habe auch so keine Ahnung woher der Gedächtnisverlust kommen könnte.
Markus bewegte sich. Er lag nun auf dem Rücken und schnarchte sich das Leben aus dem Hals. Ich hielt mir den Mund zu, um nicht laut los zu lachen. Es war doch echt unfassbar. Vorsichtig um niemanden zu Wecken setzte ich mich auf. Alle schliefen sie friedlich. Nur ich konnte meinen Gedanken nicht befehlen mich schlafen zu lassen. Es ist aber auch scheinbar zu viel passiert... Unglaubliches vorallem. Ich habe noch nie von so etwas verrücktem gehört. Wer glaubt denn schon, dass sich Menschen in Tiere verwandeln können? Doch ich habe es vorhin ja selbst gesehen. Erst waren da zwei menschliche Alpha und Beta und dann waren sie plötzlich Wölfe. Ich war fasziniert und erschrocken zugleich. Wahrlich faszinierende Dinge können passieren.
„Was ist los? Du schläfst nicht.“, stellte Sebastian überflüssigerweise fest. Erschrocken drehte ich mich zu ihm um. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Er lächelte leicht, als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte.
„Nun?“, fragte er und lächelte immer noch.
„Du hast geweint.“, schoss es mir aus dem Mund, als ich seine Träne vor Augen hatte. Er musterte mich entgeistert. Er hatte wohl die Hoffnung, dass ich es vergessen hatte. Oder das ich ihn zumindest nicht drauf ansprechen würde. Und eigentlich war seine Hoffnung berechtigt. Sowas haut man nicht einfach raus. Das sind Dinge die mich nichts angehen.
`Du kannst auch nicht einmal den Mund halten oder?!`, verfluchte ich mich selbst. Sofort sah ich beschämt zu Boden und flüsterte eine Entschuldigung.
„Ist schon gut. Es stimmt ja.“. Murmelte Sebastian beschämt und spielte mit dem Reißverschluss einer Decke.
„Aber ich verstehe nicht warum. Du lässt sonst doch auch keine Gefühle wirklich zu... Oder irre ich mich da?“, fragte ich, wieder ohne vorher über meine Worte nachzudenken. Heute hatte ich es drauf. Doch Sebastian nahm es mit Humor. Oder zumindest lachte er leise. Aber es klang traurig.
„Es stimmt. Ich lasse keine Gefühle zu. Gefühle sind einem oft nur im Weg und tun weh. Ich habe früh gelernt meine Gefühle wegzusperren. Doch seit ich dich vor diesem Laster gerettet habe.. Ich weiß nicht. Irgendwas ist bei mir verändert worden. Du hast dich einfach über meinen Körper geworfen. Dir war es egal, ob du verletzt wirst. Ich fand es bewundernswert. Doch trotzdem konnte ich dich nicht weiter an mich ran lassen, oder dich beobachten. Oder mit dir reden. Und dann hast du meine Kette umgehabt, als wäre das nichts. Niemand außer ich kann meine Kette umhaben. Nichtmal Markus. Meine Kette war ein Geschenk. Und wurde von einer mächtigen Magierin verzaubert. Doch du hast sie getragen. In der Hoffnung, dass du mich findest, weil du sie mir wiedergeben wolltest. Ich verstehe es eigentlich bis heute nicht. Ich habe dich nur schlecht behandelt. Und trotzdem bist du bei uns geblieben. Dir waren die Gefahren egal. Du hast dich die ganze Zeit von deinen Gefühlen leiten lassen. Und seit kurzem, fängt mein Gefängnis an kaputt zu gehen. Immer wieder brechen Gefühle aus mir heraus, die ich so niemals zugelassen hätte.“, flüsterte er erklärend. Ich verstand ihn gut. Gefühle waren wirklich oft im Weg. Und gefährlich sind sie auch. Aber ist es nicht gerade das, was sie so klasse macht? Wenn man seinen Gefühlen folgt, dann folgt man einem Abenteuer. Klar gibt es zwischendurch Schmerz und Leid, aber sonst wären es ja auch keine Abenteuer, wenn man nicht etwas Riskieren müsste.
Ich hatte meine Gedanken wohl laut ausgesprochen, denn Sebastian musterte mich und nickte mir dankend zu. Er lächelte vorsichtig, doch aus seinem einen Auge verirrte sich wieder eine einsame Träne. Es war wie ein Reflex, doch ich musste sie erhaschen. Sie war Sebastian. Ein Mysterium für sich. Und in mir drin hatte ich die Hoffnung ein wenig schlauer durch diese Träne zu werden. Schlauer aus ihm. Ich habe zwar verstanden was er mir gerade erzählt hatte, doch ich wusste da war noch mehr. Noch viel mehr. Und ich wollte alles herausfinden. Meine Hand schnellte vor, legte sich sacht an seine Wange, wischte die Träne weg und verharrte dann da. Diese Berührung hatte etwas übertragendes. Ich weiß nicht wie ich es anders hätte beschreiben sollen. Ich spürte das durcheinander in seinem Herzen. Ich spürte seinen Herzschlag. Kontrolliert ruhig und doch schneller, als sonst. Er musterte mich. Er schmiegte sich nicht wie mancher gegen die Hand. Er starrte mich an. Er war erschrocken über meine Reaktion. Gleichzeitig beunruhigt. Und trotz allem verriet sein Gesicht kaum eine Emotion. Ich konnte seine Gefühle spüren. Ich löste meine Hand von seiner Wange und führte sie zu meinem Mund. Die Träne war ein kleines Geheimnis. Ich wollte es erfahren. Und mir fiel keine bessere Möglichkeit ein, als sie runter zu schlucken. Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Wollte jede Reaktion sehen. Jede Emotion erkennen. Auch er wendete nicht den Blick ab. Er beobachtete mich. Er wurde aus mir genauso wenig schlau, wie ich aus ihm. Welch eine Ironie. Er beobachtete mich erstaunt, als ich den Finger mit der Träne zum Mund führte und sie in mir aufnahm. Sie war voll von seinen Emotionen. Eine kleine Träne und so viel Geheimnis. Trauer, Leid, Glück, Hoffnung, Liebe, Schmerz. Unmengen an Schmerz. Dieser Schmerz fühlte sich so echt an, als würde ich ihn gerade erleben. Keuchend beugte ich mich vor.
`Folge diesen Emotionen. Lass dich von ihnen mitreißen und erlebe ein neues Abenteuer.`, so ähnlich hatte ich das doch vorhin zu Sebastian gesagt nicht wahr? Immer wieder hielt ich mit diese Worte vor Augen und es half. Die Emotionen überfluteten zwar immer noch meinen Geist, doch ich folgte ihnen und sträubte mich nicht dagegen. Ich schloss die Augen und folgte dem Strom. Er riss mich mit, ob ich wollte oder nicht, aber wenn ich es wollte tat es weniger weh.
„Shiva? Ist alles in Ordnung?“, fragte Sebastian leise und berührte mich vorsichtig an der Hand. Es war nur die Fingerspitze, die meine Hand berührte, doch sofort wurde der Strom schneller, gewalttätiger und aggressiver. Erschrocken zog ich meine Hand weg. Ich starrte ihn mit großen Augen an.
„Noch mal.“, verlangte ich ohne zu wissen, welche Auswirkungen es auf ihn hatte. Es war mir in dem Moment auch egal. Ich wollte wissen was hinter seinen Gefühlen steckte. Und wenn eine Träne ausreichte, um mir Unmengen an Gefühlen zu zeigen, musste ich herausfinden, wozu eine Berührung fähig war.
„Was?“, fragte er verdutzt und starrte sie an, als würde er nicht wissen was passiert war. Umso besser, wenn das keine Folgen für ihn hatte. Aber wie kam ich an genug Informationen? Eine einfache Berührung? Ich probierte es. Ich nahm seine Hand zwischen meine und schloss die Augen. Der mittlerweile ruhige Fluss entwickelte sich zu einem reißenden Strom. Einzelne Bilder huschten durch meine Gedanken. Aber den Zusammenhang verstand ich nicht. Somit ließ ich die Hand wieder los und umarmte ihn. Er verstand nicht was genau ich bezweckte, doch das brauchte er auch gar nicht. Auch die Umarmung brachte mir nicht viel mehr. Vor dem, was mir jetzt in den Sinn kam sträubte ich mich. Ich wusste nicht wie er reagieren würde, vorallem weil Markus mich vorher geküsst hatte und scheinbar nicht sonderlich angetan sein würde. Aber meine Neugier suchte alles Mögliche an positiven Faktoren zusammen, damit ich meine Wissbegierde sättigen konnten. Unschlüssig musterte ich ihn. Er starrte mich weiterhin überrascht, überfordert und irritiert an. Er wusste wirklich rein gar nichts. Ich lachte in mich hinein, ließ einen wachsamen Blick über die schlafenden Körper wandern. Markus schlief, Alpha und Beta schliefen.
`Einen versuch war es Wert...`, meinten meine Gedanken auffordernd und ohne groß, dass ich etwas tat bewegte sich mein Körper auf ihn zu. Sebastian musterte mich misstrauisch. Er wusste nicht, was er mit meinen Handlungen anfangen sollte, doch das brauchte er auch nicht. Ich wollte alles über ihn erfahren. Seine Vergangenheit, seine Gefühle, seine Gedanken. Einfach alles! Ich verharrte ganz dicht vor seinem Gesicht. Sein Blick ließ keine Emotionen durch. Nicht ein bisschen. Dennoch wusste ich, dass er nervös war. Sein Atem verlief stockend und schnell.
Ich wartete keine weitere Sekunde und küsste ihn einfach. Erst wollte er sich aus dieser Situation befreien, doch ich umklammerte ihn so fest, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Ich wollte alles erfahren. Doch was ich sah machte mir mehr angst, als dass es meinen Wissensdurst befriedigte. Obwohl ich mich am liebsten so schnell wie Möglich zurückgezogen hätte, zwang ich mich weiter vor zu dringen. Gesagt getan. Aber die Bilder und „Filme“ in meinem Kopf wurden um einiges schlimmer. Unmenschlich brutal und voller Hass. Was hatte er nur getan? Erschrocken zog ich mich zurück und stammelte eine Entschuldigung.
Nervös sah Sebastian zu mir, doch ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Zu schrecklich war es, was ich gesehen hatte.
„Shiva? Sieh mich an!“, forderte er mit unglaublich fester Stimme, dass ich zusammenzuckte. Aber ich gehorchte. Angst geweitete Augen blickten ihm entgegen.
„Was zur Hölle sollte das?“, forderte er zu erfahren. Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören. Erschrocken sah ich mich um. Markus schnarchte noch friedlich vor sich hin und auch die beiden Wölfe schienen nichts mitbekommen zu haben. Unsicher musterte ich nun Sebastian. Er sah erschöpft aus und schien schweißgebadet.
„Was hast du?“ fragte ich zitternd und unsicher. Ich wusste nicht wie ich mich ihm gegenüber nun Verhalten sollte. Sollte ich ihn drauf ansprechen?
„Nichts.“, diese Kälte war wie ein Schlag ins Gesicht. Erschrocken starrte ich ihn an. Was war denn los? War es wirklich so harmlos für ihn oder irrte ich mich da gewaltig? Hatte er diese Geschehnisse verdrängt und ich hatte sie wieder hoch geholt? Schuldbewusst sah ich ihn an. Flüsterte abermals eine Entschuldigung und stand auf. Mir war plötzlich schwindelig, sodass ich erstmal stehen bleiben musste, um dieses Schwindelgefühl loszuwerden.
„Shiva..“, auch diesesmal schlug mir eine Eiseskälte entgegen. Ich hatte das Gefühl Mega scheiße gebaut zu haben. Aber das war jetzt egal. Ich wollte nur noch hier weg.
„Ich muss kurz frische Luft schnappen.“, murmelte ich und bewegte mich stoisch in Richtung der Haustür. Sebastian sagte nichts weiter. Ich spürte nur seinen misstrauischen Blick im Rücken, der versuchte sowohl mich zu durchbohren, als auch schlau aus der Aktion zu werden.
Draußen setzte ich mich etwas abseits von der Eingangstür auf einen Felsen. Es war so viel geschehen und doch verstand ich nicht wirklich was genau das nun zu bedeuten hatte. Jeden Tag passierte etwas neues und das machte mir mehr Angst, als ich es mir eingestehen wollte. Was sollte ich nur tun? Laut deren Erzählungen scheine ich ja unberechenbar zu sein... Konnte ich mich denn dann wirklich noch in deren Nähe aufhalten, ohne sie zu gefährden? Oder war es vielleicht schlauer weg zu gehen? Ich wusste es nicht. Aber war das Risiko es denn Wert? Eigentlich erinnerte ich mich doch an kaum etwas. Nicht an die vergangenen Tage, noch wirklich an mein früheres Leben, welches ich hatte,bevor ich die Jungs getroffen hatte. Ich erinnere mich nur an deren Gesichter und Namen, aber nicht an die Dinge die wichtig waren. Ich hörte nur Geschichten, die ich glauben musste. Hatten mir meine Verwandlungen etwa meine Erinnerungen geraubt? War so etwas denn überhaupt möglich? War das alles denn überhaupt die Wirklichkeit? Oder hatte mich der Laster damals doch erwischt und ich Lag im Koma und träumte das alles bloß?
Um herauszufinden, ob es Real oder ein Traum war nahm ich mir einfach Stein. Er war kalt und schwer. Wie ein Stein halt sein musste. Ich holte aus und bereitete mich auf einen unfassbaren Schmerz vor, wenn der Stein meine Hand traf. Aber so weit kam es gar nicht erst. Eine Hand umschlang mein Handgelenk und drückte zu. Es war schmerzhaft, aber ich gab keinen Ton von mir. Ich hielt den Stein fest umklammert, weil ich mir einbildete er wäre das einzige, was mich davon abhielt an dieser Realität zu zweifeln. Ich zwang mich meine Tränen zu unterdrücken.
„Was soll das werden, wenn es fertig ist?“, fragte Sebastian argwöhnisch und erschrocken, aber mit fester Stimme, die keine Ausflüchte duldete. Er musste mir doch gefolgt sein. War ich denn wirklich so vertieft in meinen Gedanken, dass ich ihn gar nicht bemerkt hatte?
„I... Ich... Ich … Ich wollte herausfinden... “, fing ich an zu stottern, doch dann dachte ich nach. Was genau wollte ich denn herausfinden?
„Ich höre?“, forderte er weiter zu erfahren. Er ließ sich nicht mit einem halben Satz abspeisen. Das wusste ich genau.
„Ich wollte herausfinden ob das hier die Realität ist, oder ob ich träume.“, flüsterte ich ganz leise, da ich wusste welches Donnerwetter nun auf mich zu kam.
„Ach Shiva...“, murmelte er bloß, ließ meine Hand los und umarmte mich plötzlich. Er ließ mich freiwillig seine Sorge spüren. Sorge und Wut. Die Wut galt ihm. Er war wütend auf sich selbst. Aber warum?
„Ich wusste nicht mehr ob das hier die Realität ist. Und soweit du erzählt hast hast du mich ja vor einem Laster gerettet. Aber vielleicht habe ich mir das nur zusammen gesponnen, weil ich mir das gewünscht hatte. Und statt gerettet worden zu sein, dachte ich, dass der Laster mich vielleicht erwischt hat und ich jetzt im Koma liege und das alles nur träume.“, sprudelte es ohne Punkt und Komma aus mir heraus. Sebastian musterte mich mitleidig und versicherte mir allein mit seinem lächeln, dass dies die einzig wahre Realität war. Und das tat mir mehr weh als ich dachte. Ohne das ich es wollte liefen mir die Tränen über die Wangen. Es war beängstigend, dass ausgerechnet diese Realität meine war. Ich wollte es nicht akzeptieren. Ich wollte nicht so sein. Ich wollte anders, besser, akzeptabler sein. Ich bringe doch eh allen nur Unglück. Ein leises Schluchzen kam über meine Lippen.
„Du bringst kein Unglück, Shiva. Wir alle möchten, dass du so bist wie du bist. Wärst du anders würde uns das nicht gefallen. Wir haben dich so wie du bist kennen und lieben gelernt. Akzeptiere dich. Du bist ein wundervoller Mensch. Und eine wunderschöne Katze. Auch als Wolf siehst du tadellos aus. Das Leben beschert einen immer Prüfungen und Probleme, wo wir denken, dass wir sie nicht lösen können. Und dennoch packen wir das alles. Du bist doch nicht alleine, Shiva. Vertrau uns. Und vertrau vorallem dir selbst. “, versuchte Sebastian mich aufzumuntern. Aber so ganz drangen seine Worte nicht zu mir durch. Dennoch nickte ich und lächelte leicht, auch wenn mir nicht wirklich danach zu mute war. Mir kam das alles einfach zu unwirklich vor. Aber vielleicht hatte Sebastian recht... Ich sollte anfangen mein Leben in die Hand zu nehmen.
„Du hast recht. Ich muss mein Leben in die Hand nehmen. Ich habe schließlich nur eins.“, murmelte ich geheucheltes Verständnis.
„So will ich dich sehen!“, lächelte Sebastian zurück. Entweder er ignorierte die Heuchelei, oder er hat sie wirklich nicht erkannt. Wenn er es nicht erkannt hat umso besser.
Ohne ein weiteres Wort stand ich auf. Ich wollte nicht schlafen. Und ich wollte auch nicht zurück ins Haus. Aber was sollte ich tun, um Sebastian wenigstens für eine gewisse Zeit loszuwerden?
„Ich werde jetzt nen wenig laufen gehen. Dann bekomme ich den Kopf vielleicht etwas frei.“, meinte ich und versuchte nicht allzu gemein zu klingen. Er nickte einfach nur und ging zum Haus. Während er darauf zu ging drehte er sich nochmal um und rief, dass er auf mich warten würde und ich solle vorsichtig sein. Ich beachtete dies nicht mehr wirklich, sondern lief einfach los. Irgendwie musste ich den Kopf frei kriegen. War es denn das einzige was ich wollte? Etwas in mir rührte sich und verlangte nach Freiheit. Ohne zu überlegen ließ ich es zu. Und wenige schmerzvolle Minuten später rannte ich auf vier Pfoten durch einen nahe gelegenen Wald. Einfach nur weg. Das war es was ich wollte.
Sebastians Sicht
Wo zum Teufel ist sie nur hin? Sie ist schon knapp zwei Stunden weg. Sorge durchlief meinen Körper. Ob ich die anderen wohl wecken sollte? Unschlüssig sah ich zwischen Tür und Wald hin und her. Sie konnte doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass wir sie nicht suchen würden. Und wir haben zwei `Schnüffelnasen` auf unserer Seite. Wir würden ihre Fährte finden und sie letztendlich auch. Oder vielleicht braucht sie Hilfe... Oder ist in Gefahr...
„Wo ist Shiva?“, brummte eine dunkle Stimme hinter mir. Ohne das ich es hätte beeinflussen können zuckte ich zusammen. Shit... Warum muss Alpha sich denn auch so anschleichen?!
„Sie hat gesagt sie möchte ein wenig laufen gehen.“, murmelte ich etwas kleinlaut. Ich weiß nicht warum, aber der Typ machte mir eine Heidenangst. Er war groß, muskulös und klang auch noch bedrohlich. Mal davon ab, dass er ein Werwolf war.
„Und worüber habt ihr vorher geredet?“, fragte er, ohne wirklich darauf einzugehen. Er spürte, dass etwas nicht stimmte. Aber was sollte das denn sein? Ob es ihr wirklich gut ging?
„Sie hatte gesagt, dass sie allen Unglück bringe, aber das habe ich ihr ausgeredet.“, hoffte ich zumindest inständig.
„Und davor?“, fragte er. Mir kam es so vor, als wüsste er alles. Als hätte er alles mitbekommen. Das war nicht gut.
„Wir hatten geredet. Du hast es doch eh mitbekommen. Also frag mich nicht.“, meinte ich kalt, als ich an das Erlebnis mit dem Kuss erinnert wurde. Es war grausam. Wären bei dem Kuss nicht tief vergrabene Erinnerungen hochgekommen, hätte ich ihn sogar genießen können. Ein leises seufzen kam mir über die Lippen.
„Ich möchte wissen was passiert ist, als sie dich geküsst hatte. Du warst auf einmal sehr kalt zu ihr.“, murmelte er. Er klang besorgt, aber so ließ er keine Gefühle nach außen gelangen. Seine Stimme war das einzige, wo er Gefühle drüber äußerte.
Nachdenklich drehte ich mich zu ihm um und betrachtete ihn. Ob er sich wirklich sorgen um sie machte? Oder tat er das bloß, weil sie eine Besonderheit war? Wollte er sie schützen? Oder wollte er sie für seine Zwecke missbrauchen.
„Ich weiß nicht wie ich es erklären soll.“, meinte ich dann einfach. Nicht weil ich keine andere Ausrede wusste, sondern weil ich wirklich nicht wusste, wie ich das hätte erklären sollen.
Er musterte mich von oben und ich spürte, dass er wusste was passiert war und zwar besser als ich selbst, doch er wollte es mir scheinbar nicht sagen.
„Wie lange ist sie schon weg?“, fragte er, doch ich brauchte Alpha gar nicht mehr antworten, denn schreie kamen aus dem Wald. Sie waren leise, aber dafür schrill und lang anhaltend. Fluchend rannte ich los. Was war passiert? War Shiva in Gefahr? Oder waren da mehrere, die sie bedrohte weil sie wieder die Kontrolle verloren hatte? Ich hoffte einfach nur, dass sich ein oder ein paar Kinder vor etwas erschrocken hatten, doch so wie die Schreie klangen, schien es eher schlimmer zu werden.
Tag der Veröffentlichung: 13.01.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Schwester Nina und meiner ganzen Familie, da sie mich in allem Unterstützen.