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Kapitel 1: Gespaltene Persönlichkeit

„Na, wen haben wir denn da? Wenn das nicht Achim und Merle sind?!“ Herr Berns, mein Tierarzt beziehungsweise eher Merle's Arzt, steht in seinem weißen Kittel in der Tür zum Behandlungszimmer und winkt mich samt meiner grau getigerten Katze herein. Da meine Merle ein kleiner Tollpatsch ist, ist es nicht ungewöhnlich, dass wir regelmäßig zum Tierarzt müssen, hauptsächlich bei ihren Streifzügen in der Nachbarschaft neigt sie dazu sich zu verletzen.

Ich stehe auf und trage den Korb ins Nebenzimmer.

Mir fällt auf, dass Herr Berns langsam graue Haare bekommt. Ich weise ihn aber lieber nicht darauf hin, das tut seine Frau wahrscheinlich schon zur Genüge.

Ich stelle den Katzenkorb auf dem Tisch ab und öffne vorne das Gitter. Merle maunzt und scheint nicht vorzuhaben, herauszukommen. Tiere scheinen allgemein nicht auf gutem Fuß mit Tierärzten zu stehen.

„Vielleicht klappt es ja mit einem Leckerli?“ Ich drehe mich um und sehe zu dem langen Tisch an der Seite vor der Fensterreihe, wo ein junger Mann am Computer sitzt und irgendwelche mir schleierhaften Daten eingibt.

Auf seinem Namensschild steht Theo, mehr nicht.

„Das ist mein neuer Praktikant Theo!“, stellt uns Herr Berns vor und eingehend betrachte ich den fremden Jungen. Er ist mir sofort unsympathisch. Liegt das nun an seinem schrägen braunen Haarschnitt, der seine Augen verdeckt oder dem hässlichen Poloshirt? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich weder das eine noch das andere mag!

„Was hat unsere Merle denn heute?“, fragt der Tierarzt und zerrt meine Katze gnadenlos aus dem Katzenkorb, was ihr ganz und gar nicht zu gefallen scheint. Anders kann er das Tier aber auch nicht untersuchen und nach ein paar Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, haben wir die Katze endlich befreit, die nun sehr missmutig auf dem kalten Tisch liegt und uns ansieht, als hätten wir ein Schwerverbrechen begangen. Sie maunzt und neben mir erscheint eine Hand, Theos Hand, die ihr einen kleinen Leckerbissen anbietet, welchen Merle jedoch verschmäht.

Ich sehe auf Theo herab, der noch auf dem Drehstuhl sitzt und erhalte von ihm nur ein kurzes Lächeln, das jedoch hat es eindeutig in sich!

Keine Ahnung, was in dem Moment in meinem Körper passiert, scheinbar jedoch alles gleichzeitig!

Meine Gehirnfunktion setzt aus, nicht, dass ich in meinem jungen Leben mein Hirn öfter benutzt hätte als meinen Penis. Meine Augen haften auf seinem Gesicht, als wären sie festgeklebt. Mein Atem geht schneller, so dass ich schon fürchte einem Herzstillstand nahe zu sein. Mein Puls rast, wie nach einem Marathonlauf und meine Beine sind drauf und dran mir ihren Dienst zu versagen! Ganz zu schweigen von meinem Magen, dem entweder das Frühstück nicht bekommen ist oder in dem eine Invasion Flugzeuge durcheinander fliegt.

Kurzum, so etwas nennt man wohl Liebe auf den ersten Blick.

Erst jetzt nehme ich den Jungen neben mir so richtig wahr. Er hat dunkle Augen, einen ernsten Blick und schmale Lippen. Er ist schlank, aber nicht schlaksig oder unterernährt.

Ich verstecke mein Gesicht lieber unter meiner Kapuze, die am Pullover hängt und wende den Blick ab, damit er die Röte in meinem Gesicht nicht bemerkt.

Wie kann mich ein harmloses Lächeln so schnell aus der Bahn werfen?

Das ist mir jedenfalls noch nie passiert!

Ich schlucke und widme mich wieder Merle, die vom Tierarzt betastet und abgehorcht wird.

„Seit ein paar Tagen hinkt sie. Ich glaube, sie hat sich irgendwo verletzt.“

Der Tierarzt untersucht nun die Pfoten, eine nach der anderen. „Ja, hier ist ein kleiner Splitter eingeklemmt. Er hat sich in die Haut geschnitten. Den holen wir besser gleich mal heraus. Theo, kannst du Merle festhalten?“, weist Herr Berns den Praktikanten an und der steht sofort auf, was mich dazu bringt, zur Seite zu weichen und von meiner Katze abzulassen.

Sein Shampoo weht zu mir herüber und schluckend starre ich auf meine Katze. Wieso riecht normales Shampoo auf einmal so gut?

Während Theo also Merle festhält, holt Herr Berns den Splitter mit einer Pinzette heraus. Er versorgt die Wunde und kurz darauf ist auch schon alles vorbei.

Für mich noch lange nicht, denn ob ich es will oder nicht, berührt Theo mich ständig unbewusst mit seinen Armen, wenn meine Katze mal nicht still hält und das wiederum sorgt in meinem Körper für ein andauerndes Kribbeln.

Es ist ohnehin das erste Mal für mich, dass ich solche Gefühle gegenüber einem Jungen habe. Theo hingegen fühlt mir gegenüber wahrscheinlich so gar nichts.

Ich verfrachte Merle zurück in den Katzenkorb und bezahle den Tierarzt indirekt, denn das Geld darf ich Theo in die Hand drücken. Ich habe ein komisches Gefühl, als sich unsere Finger wie zufällig berühren und wage es nicht eine Sekunde ihm ins Gesicht zu sehen.

Ich verabschiede mich, weil mich ja doch nichts länger hier hält und mache mich mit Merle auf den Heimweg.

Ich laufe schon einige Meter und bleibe bei der ersten Ampel stehen, als ich eine Stimme höre, die meinen Namen ruft. Ich drehe mich um und sehe Theo, der zu mir gerannt kommt. Augenblicklich pocht mein Herz schneller. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und sehe Theo lediglich interessiert an. Ob mein Blick mich verrät, dass wage ich kaum in Betracht zu ziehen.

„Du hast die Quittung vergessen!“, meint er außer Atem und hält mir einen Zettel entgegen. Ich nehme ihn an und stecke den Zettel in die Hosentasche. „Danke.“

Mist, jetzt habe ich mal die Chance und bin mit ihm alleine und natürlich habe ich genau in dem Moment keine Ahnung, was ich sagen soll!

„Wi-wieso machst du ein Praktikum beim Tierarzt?“, frage ich Theo und bin unendlich stolz auf meinen grandiosen Einfall!

„Ich mag Tiere. Leider kann ich zu hause keine halten, weil meine Eltern dagegen sind, aber wenigstens kann ich so mal welche streicheln oder einfach mehr über sie erfahren. Das macht Spaß!“, erzählt Theo und merkt scheinbar gar nicht, wie sehr ich an seinen Lippen hänge. Nämlich mit meinen Augen, die verfolgen jede Bewegung und am liebsten würde ich ihn probehalber küssen, nur um zu testen, ob seine Lippen wirklich so weich sind, wie sie aussehen.

„I-ich muss los!“, stottere ich hastig und drehe mich um. Himmel, seit wann denke ich daran einen Jungen zu küssen?!

Zum Glück schaltet die Ampel auf grün und so mache ich mich schleunigst aus dem Staub, auch wenn ich ehrlich gesagt, gerne noch mehr Zeit mit Theo verbracht hätte.

 

Zuhause angekommen, lasse ich Merle sofort frei, die unter meinem Bett das Weite sucht und wohl erst mal eine Weile am schmollen ist, bis es ihr Lieblingsfutter gibt.

Ich lasse mich rücklings auf mein Bett fallen und starre an die weiße Decke. Vor meinem inneren Auge lächelt Theo mich an und mit einem Schaudern stelle ich fest, dass ich ihn gerne öfters so lachen sehen würde.

Er muss ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt haben, als ich mich einfach so mir nichts dir nichts aus dem Staub gemacht habe.

Was soll ich machen?

„Herrje, das erste Mal verliebt und dann auch noch in einen Jungen!“, murre ich kopfschüttelnd.

Wie geht man damit um? Was kann ich tun? Ich weiß noch nicht mal, wie Theo mich findet?! Wahrscheinlich hält er mich für beschränkt. Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich ihn mag! Der würde mich doch auf der Stelle abweisen!

Ich drehe mich auf die Seite und ziehe die Beine an. Das kann ich alles vergessen. Besser ich vergesse Theo auch gleich wieder, wenn das nur so einfach wäre. Sein Gesicht scheint sich in die Netzhaut meines Auges eingebrannt zu haben. Sein Lächeln hat mich total um den Verstand gebracht!

 

„Achim! Gehst du noch mal für mich einkaufen? Ich habe was vergessen!“, ruft meine Mutter mir von der Küche aus zu.

Da komme ich gerade aus der Schule, will einfach nur abschalten und schon werde ich wieder des Hauses verwiesen. Was habe ich nur getan, so behandelt zu werden?

Seufzend werfe ich meinen Rucksack in eine Ecke des Zimmers und schlurfe zu meiner Mutter in die Küche. „Was brauchst du denn?“, frage ich sie grummelnd und miesepetrig.

Das prallt nur leider an meiner Mutter ab, die sich ganz und gar nicht daran stört, sondern fleißig in einem Topf rührt, in dem sie wohl das Mittagessen vorbereitet. Riecht nach Gemüsesuppe.

„Wir haben nichts zum Abendbrot. Du kannst mir ein wenig Aufstrich und Brot kaufen. Von dem Rest kannst du dir noch eine Kleinigkeit kaufen.“

Ich nehme das Geld an und verziehe meinen Mund. Das einzig Gute daran ist, dass ich mir ab und an ein paar Süßigkeiten kaufen kann und sie nicht von meinem Taschengeld bezahlen muss.

Ich stecke das Geld ein und gehe in den Flur, um wieder meine Schuhe überzustreifen. Zum Glück brauche ich keine Jacke, es ist warm genug, um mit dem Shirt durch die Gegend zu laufen.

Merle schmiegt sich an meine Beine, doch jetzt habe ich leider keine Zeit, kraule sie kurz hinter den Ohren und mache mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt.

Botengänge für meine Mutter muss ich öfter in der Woche machen. Sie ist leicht vergesslich und dann muss ich eben herhalten, allerdings ist sie auch zu faul sich einfach alles auf einem Zettel zu notieren, weil sie der Meinung ist, dass sie das schon alles im Kopf behalten wird. Tja, soviel dazu!

Ich schlendere an den Wohnhäusern, den Autos und diversen Kiosks vorbei, bis ich den Supermarkt aus der Ferne sehe.

Ich betrete das Gelände, laufe zwischen den parkenden Autos hindurch, spähe mal hier, mal dort in eines der Autos hinein und zucke erschrocken zusammen, als bei einem plötzlich ein Hund aufspringt und mich anbellt.

Hastig mache ich mich aus dem Staub und betrete den kühlen Laden. Ich sehe mich kurz um, lasse den Blick über die Kunden und die Ware schweifen und steuere sofort die Auslage mit den Broten an, ehe ich zur Kühltheke gehe und Käse, Salami und andere Aufschnitte zusammen suche. Ein wenig Geld bleibt noch über, also hole ich mir noch eine Tüte mit Gummibärchen und Pudding, den ich zusätzlich zum Abendessen verspeisen will.

Ich gehe zur Kasse, warte gelangweilt hinter zig Kunden, die wohl heute dieselbe Idee wie ich hatten hier einzukaufen und bereue es bitter. Das kann ja noch Ewigkeiten dauern!

Ich wiege den Kopf hin und her, sehe mich um, schaue mir die Ware an, die bei der Kasse ausliegt und schaue mir die Ausbeute der Kunden vor und hinter mir an. Interessant, was die so alles in sich reinschieben.

Endlich bin ich an der Reihe bezahle und stopfe alles in eine Tasche, für die ich ebenfalls noch blechen muss.

Als ich den Laden verlasse, traue ich meinen Augen kaum. Diesen Haarschnitt würde ich überall wieder erkennen! Was macht Theo hier? Wohnt er hier?

Soll ich nach ihm rufen? Zögernd bleibe ich stehen. Wie sieht das denn aus? Ich meine, wir kennen uns ja im Grunde gar nicht und doch schlägt mein Herz heftig in meiner Brust, als ich ihn nach Tagen sehe und er immer noch so verdammt attraktiv aussieht!

Ich presse meine Lippen entschlossen aufeinander und weil mir gerade nichts besseres einfällt, laufe ich an ihm vorbei, besser gesagt, ich rempele ihn und mache anschließend einen auf überrascht.

„Entschuldigung! Oh!“, rufe ich aus und trotz meines super Einfalls, spüre ich wie meine Wangen knallrot werden, zumindest fühlt es sich so an!

Theo, nun auf mich aufmerksam geworden, lächelt wieder herzzerreißend und am liebsten würde ich ihn einfach nur abknutschen!

„Hey, du bist doch Achim!“, grüßt er mich und betrachtet mich eingehend.

Wow! Er hat sich sogar an meinen Namen erinnert! Ich könnte ihm glatt um den Hals fallen, würde ich nicht stocksteif vor ihm stehen und kein Wort heraus bringen!

Ich lächele zaghaft und halte meine Einkaufstüte hoch. „Ich habe eine paar Besorgungen gemacht.“

Theo nickt und guckt interessiert und frech in die Tüte, ehe er mich breit grinsend ansieht. „So, du stehst also auf Pudding?“, fragt er und ich weiß nicht, ob er das süß findet oder mich dafür innerlich auslacht. Ich brumme etwas unverständliches vor mich hin und ziehe die Augenbrauen hoch, als Theo einfach den Pudding aus der Tüte nimmt. „Wa-was hast du vor?“, frage ich ihn. Das ist doch mein Pudding?!

Theo lächelt, setzt sich auf eine Bank, in der Nähe und unschlüssig tue ich es ihm gleich.

„Hm, Löffel hast du nicht zufällig dabei oder?“, fragt Theo und bricht die Packung durch, reicht mir einen Pudding und behält den anderen für sich. Er zieht den Verschluss auf und kopfschüttelnd drehe ich meinen Pudding zwischen meinen Händen im Kreis.

Ich sollte mich freuen, denn immerhin sitze ich hier mit dem Jungen meiner feuchten Träume und kann nach Lust und Laune mit ihm sprechen, zu meinem Leidwesen fällt mir mal wieder kein Thema ein.

Theo taucht seinen Finger tief in den Schokoladenpudding und leckt ihn sich genüsslich ab. Hastig wende ich meinen Blick ab.

Scheiße! Wie soll man dabei ruhig und gefasst bleiben?!

Ich linse wieder zu ihm. Scheinbar macht es Theo Spaß, doch mich lässt es ganz und gar nicht kalt. Ich wünschte der Pudding würde sich ganz woanders befinden und Theo's Zunge macht mich noch ganz verrückt.

In Gedanken sitzt er schon zwischen meinen Beinen und macht eine süße Sauerei mit mir.

„Hier willst du mal probieren?“, fragt er und hält mir seinen Finger vor die Nase. Erschrocken zucke ich zusammen und sehe Theo an. Meine Wangen scheinen schier zu brennen. Ich sehe auf seinen Finger und kann es nicht fassen. Will er wirklich, dass ich seinen Finger ablecke?!

Langsam senke ich den Kopf, öffne den Mund und mit zusammen gekniffenen Augen schließe ich meine Lippen um seinen Finger, lecke den Pudding ab und komme mir dabei ziemlich blöd vor.

Ich schlucke und lasse von Theo's Finger ab, sehe ihn nicht an, sondern starre einfach nur auf den Betonboden zu meinen Füßen.

Theo lacht leise neben mir und greift mir dreist in den Schritt. „Das hat dir wohl gefallen, hm?“, raunt er mir ins Ohr, leckt kurz über mein Ohrläppchen und versenkt seine Zähne in meiner Haut.

Hastig versuche ich seine Hand wegzuschieben, doch so leicht macht Theo es mir dann leider nicht. „Nicht, hier sind so viele Leute!“, meine ich hektisch und sehe mich knallrot im Gesicht um.

„Lass sie doch gucken, diese Geier!“, meint Theo und küsst mich sanft am Hals. Es kribbelt angenehm und fassungslos, dass das hier kein Traum ist, sehe ich zu ihm. Theo schaut zu mir auf und noch ehe ich etwas machen kann, hebt er leicht den Kopf an und drückt mir seine weichen Lippen auf den Mund.

Vergessen ist seine frivole Hand in meinem Schritt, der Puddingvorfall und all die Leute um mich herum, denn das Objekt meiner Begierde küsst mich, schmeckt herrlich süß und katapultiert mich kurzerhand in den siebten Himmel.

Für einen Moment vergesse ich wirklich alles um mich herum, konzentriere mich komplett auf meinen ersten Kuss und den Jungen, der ihn mir schenkt, den ich abgöttisch liebe und sich anschließend von meinen Lippen löst, um mich frech anzugrinsen und sich wieder hinzusetzen, als wäre nie etwas passiert. Wir essen den Pudding, füttern uns gegenseitig mit Schokolade und Vanille und somit vergesse ich gänzlich die Zeit, bis sich meine Mutter auf meinem Handy meldet.

Wir küssen uns nicht zum Abschied, ich weiß auch nicht, ob es eine einmalige Sache gewesen ist oder ob ich mir Hoffnungen machen kann.

Als ich noch einmal zurückblicke, schaut mir Theo hinterher, hebt kurz träge die Hand und verschwindet vom Supermarktgelände.

Vorbei ist das Glücksgefühl und Unsicherheit macht sich in mir breit. Hat er sich nur einen Spaß mit mir erlaubt, mit meinen Gefühlen? Hat er gemerkt, was ich für ihn empfinde? Ob er es schon bei unserem ersten Treffen gewusst hat?

Vielleicht hat ihn der Kuss nicht gestört, aber ich habe das miese Gefühl, dass Theo nicht wirklich dasselbe gefühlt hat wie ich, als sich unsere Lippen berührt haben.

Kapitel 2: Wunschdenken

Ich kann keinen Pudding mehr essen nicht ohne daran zu denken, was bei meinem Treffen mit Theo passiert ist.

Nachts tue ich kein Auge zu, muss ständig an den Kuss denken und hole mir nebenbei einen runter. Wer kann es mir schon verübeln? Meine Hormone spielen verrückt und mein Körper sehnt sich nach den Berührungen eines Jungen, den ich kaum kenne, der mich aber mit seiner ganzen Persönlichkeit gefangen nimmt.

Wann werde ich ihn endlich wiedersehen?

Den Nachmittag verbringe ich mit Freunden aus der Schule im Freibad, auch wenn ich lieber zum Tierarzt gehen würde, nur geht es Merle zurzeit pudelwohl, da hat es wenig Sinn mit einer gesunden Katze hinzugehen.

Ich muss mir echt was einfallen lassen!

Ich sitze gelangweilt auf einer Decke, auf dem kurzgemähten Rasen des Freibades und schaue gelangweilt den herum tobenden und schwimmenden Leuten zu. Ich sollte auch mal ins Wasser gehen, statt hier dumm in der Sonne herumzubrutzeln. Morgen werde ich bestimmt einen schönen tiefroten Sonnenbrand haben...

Träge erhebe ich mich also von meiner Decke, auf der sich bereits einige Insekten tummeln und scheinbar ebenfalls ein Sonnenbad nehmen wollen, also überlasse ich ihnen das Feld und laufe zu meinen Freunden, die lachend im Wasser herumplantschen und mir zuwinken, als ich näher komme. Ich setze mich auf den Beckenrand und lasse die Beine ins Wasser baumeln. Gut, ich bin heute echt träge, muss wohl an der Hitze liegen. In der nächsten halben Stunde bin ich bestimmt endlich mal im Wasser. Das nehme ich mir fest vor!

Ich lasse den Blick umherschweifen.

„Hey, Achim! Wir gehen uns Eis holen!“, ruft mir ein Klassenkamerad zu. Ich winke träge und habe nicht vor, meine Beine aus dem kühlen Nass zu holen. Ich schaue meinen Leuten hinterher und als ich wieder geradeaus sehe, bemerke ich ein mir bekanntes Gesicht.

Augenblicklich rast mein Puls in die Höhe und fasziniert sehe ich zu Theo, der ganz gemächlich seine Runde in dem großen Pool dreht. Ich beobachte ihn, seine kraftvollen Bewegungen, sein nasses Haar, sein offener Mund, wenn er Luft holt und anschließend untertaucht. Dann ist er weg. Verwirrt sehe ich mich um. Habe ich mich etwa getäuscht? War das nur eine Halluzination? Bin ich zu lange in der Sonne gewissen?

Seufzend stütze ich mich mit den Händen auf dem nassen Beckenrand ab und plantsche ein wenig mit den Füßen im Wasser.

Als mich etwas am Fuß berührt, zucke ich zusammen und ziehe ihn hastig aus dem Wasser, ehe ich am Knöchel gepackt und festgehalten werde.

Jemand taucht auf und scheinbar habe ich mich doch nicht geirrt. Theo grinst mir frech ins Gesicht. Ich lache und lasse mein Bein wieder ins Wasser sinken. Er schwimmt zwischen meine Beine und gibt mir einen Kuss auf den Oberschenkel.

„Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich dich im Wasser gesehen habe!“, erzähle ich ihm.

„Tja, ich lebe hier. Da läuft man sich ab und an auch mal über den Weg.“ Theo grinst breit und streicht mit seiner Hand über mein Bein, was sich ungemein gut anfühlt.

„Leider viel zu selten...“, entfährt es mir und noch im selben Moment wird mir klar, was ich da gerade eben gesagt habe. Hastig wende ich den Blick ab, die Röte steigt mir ins Gesicht ohne dass ich es verhindern kann.

„Du hast mich vermisst?“, fragt Theo und zieht mein Gesicht zu sich herum, so dass ich gezwungen bin ihn anzusehen.

Mit zusammengepressten Lippen nicke ich, kaum merklich.

Theo lächelt herzzerreißend und nur mit Mühe kann ich mich zusammenreißen, ihm nicht um den Hals zu fallen und ihn zu küssen.

Theos Hand verweilt immer noch auf meinem Bein, krault es leicht, ehe seine Hand aktiv wird und immer höher wandert.

„Hey, was machst du da?“, frage ich unwirsch. Verstohlen blick ich mich um. Der Kerl will mir doch nicht in einem Freibad voller Menschen an die Wäsche gehen?!

Anscheinend doch, denn seine Hand schiebt sich langsam, kaum sichtbar, in mein Hosenbein, streift ungewollt meinen Penis, vielleicht auch mit Absicht und gleitet sanft über meine Haut.

Theo sieht zu mir auf, knabbert an seiner Unterlippe und umgreift mit seiner Hand meinen Penis. Ich unterdrücke ein Keuchen, als er beginnt daran auf und abzufahren. Ich linse zur Seite, doch die Leute um uns herum scheinen alle nichts mitzubekommen, zumindest noch nicht.

Mein Blick haftet wieder an Theo, der sich über die Lippen leckt und seinen Kopf träge auf meinem Oberschenkel ablegt, weiter seiner neuen Betätigung nachgeht und mir einen runterholt.

Scheiße, wieso lasse ich das zu?!

Ich greife nach seinem Handgelenk, halte es fest, so dass er nicht weitermachen kann.

„Wieso machst du das immer mit mir? Wieso immer, wenn alle zugucken?“, frage ich ihn beschämt.

„Weiß nicht, turnt mich einfach an...“, meint er und sieht mir fest in die Augen.

„Mich aber nicht!“, murre ich und ziehe seine Hand aus meiner Badehose.

Theo grinst, nimmt seine Finger zurück und leckt sie provozierend ab. „Das heißt, du lässt mich ran, wenn wir alleine sind?“

Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Meint er das ehrlich oder verarscht er mich nur?

Ich kann Theo so schlecht einschätzen.

Theo grinst, greift nach meinen Beinen, um sich hochzuziehen und gibt mir einen flüchtigen Kuss, ehe er sich wieder ins Wasser gleiten lässt. Ich senke meinen Kopf und fahre mit dem Handrücken über meinen Mund. Ich sehe mich um, aber meine Klassenkameraden sind zum Glück noch nicht wieder da.

Wenn ich ehrlich bin, habe ich Theo anfangs komplett anders eingeschätzt, denn ich dachte er wäre nett und eher von der ruhigen Sorte, nicht so... so speziell...

Ehrlich gesagt bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich diese Seite an ihm mag.

Ich starre ihm ins Gesicht und überlege fieberhaft, was ich jetzt machen soll, denn ich will gerne von ihm angefasst werden und natürlich bin ich auch scharf darauf, ihn in mir zu spüren, aber das alles geht mir dann doch ein bisschen zu schnell.

Ich ziehe meine Beine aus dem Wasser und stehe auf. „Ich brauche eine Abkühlung...“, murmele ich, lasse Theo einfach zurück und gehe zum Eisstand, der in einiger Entfernung steht und an dem sich auch meine Freunde tummeln. Auf halbem Weg muss ich jedoch kehrt machen, da ich mein Geld im Spind gelassen habe.

Ich laufe barfuß durch die Gänge, suche meinen Spind und hole mein Portemonnaie heraus. Als ich Schritte höre und aufsehe, bemerke ich Theo, der ziemlich cool mit verschränkten Armen vor der Brust an der Wand lehnt und scheinbar nicht vor hat mich heute entkommen zu lassen. Ich bin leider immer noch leicht erregt, zum Glück nicht allzu sichtbar.

Ich hole tief Luft und schließe die Tür. „Willst du auch ein Eis?“, frage ich ihn, doch Theo schüttelt nur den Kopf.

„Ich will kein Eis, ich will dich!“, meint er entschlossen.

Ich bleibe stehen und sehe ihn an. Ja, ich will ihn auch, aber irgendwie stehe ich mir da noch ein wenig selbst im Weg.

Ich setze mich in Bewegung, laufe an ihm vorbei und gehe zum Eisstand. Meine Freunde sind nicht mehr dort. Ich sehe mich um und finde sie bei unseren Tüchern, wo sie lachend sitzen und ihr Eis vertilgen. Nett, dass sie auf mich gewartet haben...

Schmollend bestelle ich mir ein blaues Eis, bei dessen Anblick ich immer an die Schlümpfe denken muss, stelle mich etwas abseits und lecke genüsslich das kühle Eis ab. Am meisten freue ich mich aber darauf die Waffel aufzufuttern!

Theo ist mir gefolgt, steht nun aber in einiger Entfernung und scheint sich zu langweilen. Munter am Eis leckend, gehe ich zu ihm, weil ich gerade keine Lust habe, mich zu meinen Freunden zu gesellen und so alleine herumstehen ist ja auch doof.

Theo sieht zu mir, als ich mich dicht vor ihn stelle und ihm das Eis vor den Mund halte. Er senkt den Kopf und leckt es ab, sieht mir dabei in die Augen und mal wieder stelle ich mir vor, dass er etwas ganz anderes ableckt.

Oje, ich glaube, ich war wirklich zu lange in der Sonne!

Wir teilen uns das Eis, während Theo ein wenig mit meinem Hosenbund spielt, seine einzelnen Finger immer mal wieder kurz darunter wandern lässt und sanft meine Haut streichelt.

Ich wische mir über den Mund und greife nach Theos Handgelenk. „Komm mit...“, meine ich und zerre ihn hinter mir her.

Wir laufen zu den Umkleidekabinen. Ich schubse Theo in eine der hinteren hinein und verschließe hinter uns das Türschloss.

Tja, jetzt stehen wir hier. Unschlüssig stehe ich Theo gegenüber, gehe zwei Schritte auf ihn zu, bleibe nahe vor ihm stehen und spüre seinen warmen Atem an meinem Gesicht. Theos Hände packen mich an der Hüfte, während er mich zur Kabinenwand dirigiert und sich eng an mich presst. Seine Lippen streifen meine Wange, küssen mich dort, ehe sie langsam zu meinem Hals wandern. Er reibt sich erregt an mir, greift nach meiner Hand und schiebt sie sich in seine Hose, tut bei mir dasselbe und so holen wir uns gegenseitig einen runter, während sich unsere Lippen suchen und zu einem Kuss zusammen finden.

 

Atemlos stehen wir wenige Minuten später in der Kabine. Theo knabbert an meiner Unterlippe, seine freie rechte Hand hängt noch in meiner Hose und massiert meinen Hintern.

Die Arme um Theos Hals geschlungen, versuche ich mich zu beruhigen, was mich aber noch mehr stört, ist, dass ich ziemlich am schwitzen bin. Kaum betätigt man sich bei diesem heißen Wetter ein bisschen läuft einem die Suppe über Gesicht und Rücken.

Theo scheint genug zu haben, er lässt von mir ab, geht auf Abstand, bückt sich und zieht sich seine Badehose wieder hoch. Spaßeshalber gibt er mir einen Kuss auf meine Eichelspitze, als er sich wieder aufrichtet.

Ich tue es ihm hastig und errötend gleich, da Theo bereits imstande ist die Tür zu öffnen. Ich folge ihm aus der Kabine und als wäre nichts gewesen begeben wir uns wieder nach draußen.

„Kommst du mit?“, frage ich und zeige zu meinen Freunden. Theo zuckt die Schultern und folgt mir zu ihnen.

„Öhm, Leute? Das ist Theo, ein Freund von mir!“, stelle ich ihn den anderen vor, die ihn freundlich begrüßen und uns dann mehr oder weniger links liegen lassen, weil das einzige Mädchen in unserer Truppe erst mal lang und breit von ihrem bevorstehendem Urlaub erzählt, was die Jungs wahrscheinlich weniger interessiert, als ihre prallen Brüste.

Soll mir recht sein, ich setze mich auf meine Decke und verscheuche ein paar Insekten. Theo legt sich neben mir ins Gras und bettet seinen Kopf auf meinen Schoß, was mir ein wenig peinlich ist, doch meine Freunde quittieren das nur mit einem breiten Grinsen oder gucken nicht mal zu uns.

Abwesend streichele ich Theo am Kopf, der genießerisch die Augen geschlossen hält und eine Siesta hält.

Ich beobachte die Leute um uns herum, lausche nur am Rande unserer Unterhalterin, höre von irgendwo hinter mir ein heulendes Kind und bemerke in der Ferne am Himmel ein winziges Flugzeug, welches schnell näher kommt und größer wird.

Ich schließe die Augen, schalte alle Eindrücke ab und lausche nur den Geräuschen um mich herum, fühle Theos braunes nasses Haar an meiner Hand und zwirbele einzelne Haarsträhnen zwischen meinen Fingern.

Nach einer Ewigkeit, wie mir scheint, gehen die anderen noch mal ins Wasser. Theo und ich bleiben zurück.

„Gehen wir?“, fragt Theo und sieht zu mir auf. Ich nicke und so erheben wir uns. Ich klaube meine Decke zusammen und verschwinde mit Theo zu den Spinden, wo wir unsere Klamotten holen, uns in den Kabinen umziehen und kurz darauf den Heimweg antreten.

„Wie geht’s Merle?“, fragt Theo nach einer Weile Fußmarsch. Wir passieren eine Nebenstraße, laufen an Häusern und parkenden Autos vorbei. Ab und an treffen wir auf Passanten, einige mit Hunden an der Leine, andere schwer bepackt mit Einkäufen unter den Armen, Jugendliche völlig vertieft in ihre Handys, die ihre Umgebung gar nicht mehr wahrnehmen und ein Pärchen, welches uns Hand in Hand entgegen kommt und die ich wahnsinnig dafür beneide, so herumlaufen zu können und allen zu zeigen, dass sie zusammen gehören.

Theo und ich halten nicht Händchen. Wir sind ja auch zwei Jungs, die tun so was einfach nicht miteinander! Das sagt uns zumindest unsere Gesellschaft.

Ich für meinen Teil würde gerne seine Hand in meiner halten und allen deutlich machen, dass er mir gehört.

„Achim! Hörst du mir zu?“, fragt Theo und verwirrt sehe ich ihn an.

„Was? Äh, ja! Nein...“, stottere ich aufgeschreckt wie Huhn und sehe ihn mit großen Augen an. Theo lacht herzhaft auf und schlingt einen Arm um meine Schultern, so dass ich näher an ihn herangezogen werde. Na ja, das ist auch nicht gerade schlecht.

„Ich wollte wissen, wie es Merle geht.“

„Oh, prima. Die Wunde verheilt gut!“, erwidere ich lächelnd. Theo nickt zufrieden und sieht auf seine Uhr.

„Musst du noch weg?“, frage ich, als er auch schon von mir ablässt, seinen Arm herunterzieht und mich grinsend ansieht.

„Stört dich doch nicht oder?“, fragt er, kratzt sich am Nacken und so schüttele ich meinen Kopf.

„Nein, ist kein Problem.“

„Klasse, dann treffe ich mich jetzt mit meiner Freundin. War übrigens toll, dich mal wiederzusehen!“, meint er.

„Deine Freundin?“, frage ich ihn.

„Oh, habe ich dir das noch gar nicht gesagt? Sorry, ich bin manchmal ein bisschen vergesslich. Bin seit ein paar Wochen erst mit ihr zusammen und es läuft ziemlich gut. Also dann, wir sehen uns die Tage!“, meint er, winkt mir zu und läuft los.

Völlig neben der Spur sehe ich ihm nach.

Das ist jetzt nicht sein Ernst?! Wieso erfahre ich erst jetzt, dass er in einer Beziehung ist und wieso macht er dann mit mir rum, wenn er eine feste Freundin hat?

Mein Kopf sprudelt über vor Fragen, zu denen ich nur keine Antworten finde.

Mein Hals ist wie zugeschnürt, meine Beine kleben am Boden fest. Ich komme mir vor wie der hinterletzte Idiot. Anscheinend bin ich hier der Einzige, der auf mehr als nur einen Kick aus gewesen ist.

Kapitel 3: Niederlage

Niedergeschlagen sitze ich auf meinem Bett, schmuse mit Merle in meinen Armen und gucke Fluch der Karibik. Mit meinen Gedanken bin ich jedoch weit weg.

Wahrscheinlich liegt Theo jetzt mit seiner Freundin im Bett und stellt Dinge mit ihr an, die ich am liebsten mit ihm tun würde.

Was soll ich denn jetzt machen? Hat es überhaupt noch einen Sinn mich mit Theo zu treffen, wenn er in einer festen Beziehung ist?

Ich meine, ich stehe auf ihn, aber ich kann ihn doch schlecht verführen, während daheim seine Freundin auf ihn wartet und wahrscheinlich nicht mal von all dem weiß?

Man nimmt niemanden den Partner weg, dass ist doch so was von daneben und unter aller Sau!

Und doch komme ich nicht umhin, mir vorzustellen, wie eine Beziehung mit ihm wäre. Würde mir auch Sex reichen? Wäre das genug für mich, solange ich nur mit ihm zusammen sein kann?

Stöhnend lasse ich mich zur Seite kippen, lande in meinem Bettlaken und lasse Merle frei, die mich kurz anguckt, sich dann am Bettende ein Plätzchen sucht und zusammenrollt.

Tiere haben es gut, die folgen nur ihren Instinkten. Gefühle sind so eine komplizierte Sache...

Ich strecke mich im Bett aus und als mein Blick auf mein Handy fällt, seufze ich langgezogen. „Ich habe ja nicht mal seine Nummer. Dann wird es bestimmt wieder eine Ewigkeit dauern, bis wir uns wiedersehen...“

Träge liege ich im Bett. Ob er jetzt wirklich mit seiner Freundin Sex hat? Allein bei dem Gedanken, wird mir schwer ums Herz.

Ich muss ihn mir aus dem Kopf schlagen, ein für alle mal!

Bestimmt hat Theo eh nur mit mir gespielt, wollte seinen Spaß haben oder einfach nur mal sehen wie es mit einem Jungen ist.

Ich bin ein Kerl und ich habe auch Gefühle, verdammt noch mal!

Ich setze mich im Bett auf. Gut, wenn er mit mir spielen will, dann drehen wir den Spieß einfach mal um!

Das kann er gerne haben. Als ob ich mich so mies von ihm behandeln lasse!

Ich werde schon dafür sorgen, dass er sich in mich verliebt!

Seufzend sehe ich zum Fernseher. Nur, wie soll ich das angehen? Ich habe überhaupt keine Ahnung was ich machen soll.

Wie gewinnt man jemanden für sich, den man so gut wie gar nicht kennt?

„Zuerst mal muss ich ihn wohl kennen lernen...“, murmele ich. „Theo heißt er und er hat eine Freundin. Er macht ein Praktikum beim Tierarzt, weil er Tiere mag.“ So viel zur Zusammenfassung. Weiß ich wirklich nicht mehr über ihn?

„Er steht auf Fummeln an öffentlichen Plätzen und kann ziemlich gut schwimmen. Mist, mehr weiß ich wirklich nicht über ihn!“

Gerade als ich einen Blick durch das Fenster werfen will, bemerke ich Merle und mir kommt eine Idee.

„Er mag doch Tiere, dann kann ich ihn hierher einladen und dann kann er sich mit Merle beschäftigen. Nur, wie soll ich ihn erreichen?“, überlege ich.

Ich stehe auf und laufe unruhig im Zimmer herum. „Ah!“ Ein Geistesblitz!

Ich muss doch nur bei Herrn Berns anrufen, immerhin arbeitet Theo doch bei ihm, dann wird er auch Theos Nummer haben!

Aufgeregt laufe ich aus dem Zimmer, den Flur entlang und bleibe bei der braunen, mit Maserungen verzierten, Kommode vor der Haustür stehen, um das Telefonbuch zu benutzen. Hastig blättere ich darin herum, suche nach der Nummer des Tierarztes und werde nach wenigen Sekunden fündig.

Ich reiße sie einfach aus dem Buch und nehme den Schnipsel mit in mein Zimmer, werfe mich aufs Bett, was Merle nicht ganz so toll findet, denn sie springt herunter und verlässt mein Zimmer, während ich nach dem Handy greife und die Nummer wähle. Nervös warte ich darauf, dass Herr Berns abnimmt.

„Ah, ja, guten Tag, Herr Berns! Hier ist Achim Granier!“, grüße ich ihn aufgeregt.

„Nein, nein, Merle geht es gut! Deswegen rufe ich auch nicht an. Also, ich habe letztens Theo, Ihren Praktikanten getroffen und weil wir uns so gut verstehen, wollte ich Sie fragen ob Sie mir seine Nummer geben würden?“, frage ich und knabbere an meiner Unterlippe. „Was? Nein, er hat sie mir nicht gegeben. Wir haben nie darüber geredet, da ist es irgendwie untergegangen.“

Ich höre eine Weile zu. „Ah, ja, danke! Das ist echt nett! Moment, ich suche kurz was zum aufschreiben.“

Ich raffe mich auf, klettere vom Bett und laufe zum Schreibtisch, wühle darauf herum und weil ich so schnell nichts finden kann, greife ich nach einem Kugelschreiber und kritzele die Nummer, die Herr Berns mir durchgibt, einfach in meinen Notizblock, den ich für die Schule benutze.

„Okay, danke!“ Ich lege auf und sehe grinsend auf die Nummer. Der Anfang wäre schon mal gesetzt. Jetzt muss ich ihn nur noch hierher kriegen!

Ein wenig mulmig ist mir schon dabei. Was ist, wenn er mir irgendwelche unangenehmen Fragen stellt? Er hat mir die Nummer nicht mal von sich aus gegeben...

Ich schlucke. Einfach über meinen Schatten springen, dann klappt es auch!

Ich wähle die Nummer auf meinem Handy und versuche das Zittern in meiner Hand zu ignorieren. Hoffentlich blamiere ich mich jetzt nicht...

„Hey, deine Nummer ist unterdrückt, aber wenn ich dich nach unten drücken darf und du mir einen bläst ist alles in bester Ordnung!“, höre ich Theo, der mir lachend ins Ohr spricht und mir eine Gänsehaut bereitet.

„Na ja, ich dachte, dass Fummeln war schon mal kein so übler Start!“, versuche ich zu kontern.

„Bist du das, Achim? Woher hast du meine Nummer?“, fragt Theo mit einem amüsiertem Unterton in seiner Stimme.

„Ich habe bei Doktor Berns angerufen.“

„Ach, stimmt ja. Was gibt’s, Süßer?“, fragt Theo mich munter.

„Was machst du gerade?“, stelle ich ihm eine Gegenfrage.

„Hm, nicht viel, ich liege hier rum. Obwohl, du könntest mit mir reden, mich ein bisschen heiß machen und ich spiele solange an mir rum!“, meint Theo schalkhaft und kopfschüttelnd höre ich ihm zu.

„Du hast ein ziemlich loses Mundwerk!“

„Wenn du wüsstest, was ich so alles mit meinem Mund machen kann, Achim.“

„Soll das eine Aufforderung sein?“, frage ich grinsend und hoffe er beißt an.

„Oh, warte! Meine Freundin kommt grad aus dem Bad!“, meint er und augenblicklich versetzt es mir einen Stich in der Brust.

„Ach, du bist gar nicht allein?“, entfährt es mir und ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen.

„Ja, aber sie geht gleich. Was meinst du? Nein, ich rede mit Achim! Nee, wir kennen uns vom Praktikum! Ja, mach's gut, vergiss deinen Slip nicht!“ Theo lacht und am liebsten würde ich das Handy gegen meine Wand schmeißen!

„So, sie ist weg! Also, noch mal zurück zu der Sache mit dem Mund...“ - „Sag mal, weiß deine Freundin eigentlich was du machst?“, unterbreche ich ihn abrupt und fahre mir mit der Hand durch die Haare.

So viel zu meinem Plan, ich setze hier gerade wahrscheinlich alles ins Wasser!

„Nee, wieso auch? Ich finde das eh lästig, mich für alles rechtfertigen zu müssen. Ist doch lächerlich. Ich kann tun und machen, was ich will! Wenn es ihr nicht gefällt, soll sie halt jemand anderes vögeln.“

„Sie weiß es ja nicht mal.“

„Na ja, dann halt sobald sie es weiß!“, erwidert Theo lachend.

„Kommst du zu mir?“, frage ich ihn. „Meine Eltern sind nicht da. Wir haben die Wohnung für uns!“ Angespannt halte ich den Atem an.

„Die Sache mit dem Mund scheint dir zu gefallen! Gib mir deine Adresse, ich komme rüber, gehe nur noch mal unter die Dusche.“

Ich gebe Theo die Nummer durch und lege auf. Was für eine Scheiße! Eigentlich ist er ein echtes Arschloch und ich sollte mir jemand anderen suchen, aber wie soll ich das tun, wenn ich Hals über Kopf in ihn verknallt bin? Wie soll ich ihm nur klar machen, dass ich ihn für mich haben will? Ich will ihn nicht mit jemanden teilen müssen.

Ich gehe zu meinem Bett, setze mich auf die Matratze und sehe mich um. Schnell lege ich mein Handy zur Seite und greife nach einigen Dingen auf dem Boden, schiebe sie flink unters Bett und schon sieht es etwas ordentlicher aus. Ich stehe auf, gehe zum Schreibtisch und verstaue meine Schulsachen in meinem Rucksack.

Sonst noch was? Klamotten sind okay und nach dem Schwimmbad habe ich geduscht.

Nervös setze ich mich auf das Bett und warte darauf, dass Theo zu mir kommt.

 

Es klingelt an der Tür und so stehe ich wie von der Tarantel gestochen auf und renne aus meinem Zimmer, durch den Flur und öffne stürmisch die Tür. Theo grinst mich breit an.

Er trägt ein weißes Shirt, eine schwarze Kette mit silbernen Plättchen und eine schwarze Jeans, dazu trägt er selbstverzierte Sneakers, die ich mir aber nicht näher ansehe, weil ich es so schon kaum fassen kann, dass Theo gleich einen Fuß in meine Wohnung setzen wird.

Verlegen lasse ich ihn eintreten, schließe die Tür und warte, bis er sich die Schuhe ausgezogen hat. „Wo ist dein Zimmer?“, fragt er mich neugierig und betrachtet die Landschaftsbilder im Flur, die natürlich alle nur Kopien sind, als ob meine Eltern sich echte Gemälde leisten könnten.

„Komm mit!“, fordere ich ihn auf und gehe vor. Vor dem Bad, am Ende des engen Ganges sitzt Merle und sieht uns misstrauisch entgegen.

„Hey, Merle!“, meint Theo ruhig und geht in die Hocke. Er hält ihr die Hand hin, doch Merle sieht nur zu uns und maunzt, bevor sie sich erhebt und durch den Türspalt ins Schlafzimmer meiner Eltern verschwindet.

„Sie ist ganz schön nachtragend!“, witzelt Theo und erhebt sich aus der Hocke. Ich lächele und gehe vor in mein Zimmer.

„Ah, Fluch der Karibik! Geiler Film, aber der erste ist der Beste! Die anderen kannst du in eine Kiste schmeißen. Mir graut es schon vor dem 5. Teil!“, meint Theo, setzt sich auf mein Bett und guckt sich den Film an. Unschlüssig setze ich mich neben ihn.

Was soll ich denn jetzt machen?

Da ist er endlich hier und ich weiß nicht weiter.

„Hah! Gott, ich liebe diese Stelle! Aber wieso der Rum?!“, äfft Theo Jack Sparrow lachend nach und setzt sich ganz aufs Bett, lehnt sich an die Kissen vor der Wand und sieht dann zu mir. „Gefällt mir hier! Mum und ich leben in einer Bruchbude. Zwei Zimmer Wohnung, mit Bad und Küche. Bei euch ist so viel Platz! Dein Zimmer ist sogar doppelt so groß wie meines!“

Verlegen sehe ich mich in meinem Zimmer um. „Dein Zimmer würde ich schon gerne mal sehen...“, murmele ich vor mich hin.

„Klar, du kannst ja nächstes Mal zu mir kommen!“, meint Theo und streicht mit seiner Hand über meinen Handrücken.

„Ach ja, hier! Ich habe Kondome mitgebracht und so eine Creme, was anderes hatte ich nicht da!“, meint Theo und befördert beides aus seiner Hosentasche zutage.

Mit zusammengepressten Lippen sehe ich auf die Objekte auf meinem Bett. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. „Also, ich habe vorher noch keinen Sex gehabt...“

„Macht nichts. Das kriegen wir schon hin, ich habe bisher auch nur mit Mädchen geschlafen.“

Ich nicke und klettere zaghaft aufs Bett. Der aktive Part zu sein, kommt mir so komisch vor, aber irgendwie muss ich ihn ja von mir überzeugen, mich attraktiv machen, damit er mich nicht sofort hängen lässt.

Theo grinst, als ich mich zu ihm herunter beuge und ihn küssen will. Er schnappt spielerisch nach meinen Lippen und zieht mich auf seinen Schoß, umschlingt mich mit seinen Armen und irgendwie komme ich mir schon ein wenig schäbig vor, mit ihm zu schlafen, wenn er gerade Sex mit seiner Freundin gehabt hat. Bin ich auch so ein Flittchen wie er?

Besser bin ich jedenfalls nicht, denn jetzt habe ich vor mit einem Jungen Sex zu haben, der vergeben ist. Wahrscheinlich würde man jetzt denken, ach das arme Mädchen, aber was ist mir mit und meinen Gefühlen? Ich wusste vorher nicht, dass er vergeben ist, bevor wir uns geküsst und befummelt haben und dann war es einfach schon zu spät für einen Rückzieher.

Ich löse den Kuss und lehne meinen Kopf an seine Stirn. Wieso ist es meine schuld, wenn er sich sowieso durch die ganze Weltgeschichte vögelt?

„Zieh dich aus...“, raunt Theo mir zu. Ich öffne meine Augen und lehne mich zurück, ziehe mir mein Shirt über den Kopf und öffne meinen Reißverschluss. Grinsend beugt Theo sich vor, küsst sich meinen Oberkörper entlang und zieht sich ebenfalls das Shirt über den Kopf, wirft es ans Bettende und öffnet seine Hose. Ich stehe auf, lasse meine Jeans in die Kniekehlen fallen und strampele sie von den Füßen, ziehe meine Socken aus und beobachte wie Theo sich flink von seiner Kleidung befreit, bis wir uns nur noch in Boxershorts gegenüber stehen.

Theo grinst und lässt sich auf mein Bett fallen, schmiegt sein Gesicht in mein Kopfkissen, sieht dann zu mir auf und breitet seine Arme aus. Die Einladung lasse ich mir nicht zweimal bieten und klettere über ihn, gebe mich seiner Umarmung hin und küsse ihn verlangend.

Schnell verschwindet auch das letzte Stück Stoff, welches unsere Körper bedeckt, gierig und neugierig erkunden wir unsere Körper, bis Theo sich nach einer Weile auf mich legt, tief in mich eindringt und das erste Mal mit mir schläft, mir völlig neue Gefühlswelten offenbart und mich an diesem heißen Sommertag ordentlich zum Schwitzen bringt.

Kapitel 4: Helden und Verlierer

Noch komplett nackt liege ich auf meinem Bett, während Theo längst unter der Dusche steht.

Das also war mein erstes Mal mit einem Kerl.

Mein Fazit: Es war gewöhnungsbedürftig, aber ich würde es beizeiten schon gerne wiederholen.

Ich sehe auf, als Theo zurück ins Zimmer kommt. Er trägt ein Handtuch um die Hüften und rubbelt sich die Haare mit einem weiteren trocken. Sein Blick fällt auf den Fernseher. Der Film läuft noch.

„Alles okay?“, fragt er mich und setzt sich zu mir aufs Bett, streicht mir durch die Haare und träge bringe ich ein kurzes Nicken zustande. Theos Hand bleibt an meinen Haaren hängen und streichelt sanft meinen Kopf, während er abwesend zum Fernseher sieht. Seit dem Sex ist er weniger gesprächig und ich frage mich woran das liegt.

„Ich gehe duschen...“, meine ich und erhebe mich, klettere vom Bett und verlasse das Zimmer. Komische Stimmung, so habe ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Ich verlange ja nicht, dass wir so kitschig zusammen da liegen und kuscheln, aber irgendetwas habe ich schon erwartet.

Bei der Stimmung kann man glatt denken, das Ergebnis hätte uns beide enttäuscht, dabei ist der Sex mit Theo so leidenschaftlich gewesen.

Ich stelle mich unter die Dusche und lasse das kühle Wasser über meinen verschwitzten Körper laufen. Seufzend genieße ich die Prozedur und greife nach einer Weile nach dem Shampoo, den Teil des Duschens hätte ich beinahe vergessen. Ich bin ganz schön neben der Spur. Hat Theo mir meine letzten funktionierenden Gehirnzellen rausgevögelt?

Kichernd seife ich mich ein und schüttele den Kopf. Nach dem Haare waschen, trockne ich mich mit einem Handtuch ab und gehe nackt zurück in mein Zimmer. Theo weiß ja schon wie ich aussehe und irgendwie ist es bei dem heißen Wetter ganz angenehm, keine lästigen warmen Stoffe am Körper zu tragen. Trotzdem greife ich nach meiner Boxershorts und ziehe sie mir wieder über.

Theo liegt seitlich auf dem Bett. Davor, auf dem Boden liegt die dreckige Bettwäsche, die er bereits abgezogen hat. Vor seinem Bauch liegt Merle, die sich wohl umentschieden hat und sich doch noch mit ihm anfreunden will, zumindest lässt sie sich von ihm streicheln. Ich setze mich zu den beiden aufs Bett und drücke Theo einen Kuss auf den Mund. Gerade als ich mich zurückziehen will, hindert er mich am Nacken daran und vertieft den Kuss.

Theo entlässt mich kurz darauf und sieht mir in die Augen. „Kommst du morgen zu mir?“, fragt er, grinst und streicht mir mit dem Daumen über meine feuchten Lippen.

„Weiß nicht, mal sehen...“, murmele ich und setze mich etwas gemütlicher aufs Bett.

„Hat's dir nicht gefallen?“, will Theo wissen.

„Doch, schon...“, erwidere ich und kann ihm nicht mal in die Augen sehen. Ich zupfe wenig angetan an meiner Bettdecke herum und starre zum Fernseher.

„Aber?“, hakt Theo neugierig nach. Wie soll ich ihm denn sagen, dass ich mit einem vergebenem Kerl keine Beziehung führen will? Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass er sich von seiner Freundin trennen soll. Theo sieht nicht unbedingt danach aus, als ob er mir diesen Wunsch erfüllen würde.

„Kein aber.“

Theo boxt mir leicht in die Seite. „Sag's mir schon! Davon geht die Welt nicht unter!“ Er lacht schalkhaft, aber für mich ist das alles andere als lustig.

Ich setze mich ihm gegenüber im Schneidersitz hin und streiche mir die feuchten Haare aus dem Gesicht.

„Mir gefällt das nicht, dass du mit mir Sex hast und du deine Freundin im Unklaren darüber lässt.“

Theo zieht die Augenbrauen hoch. „Was willst du mir damit sagen? Ich werde mich nicht von ihr trennen.“

Ich schnaube verächtlich. „Du bist wie ein kleines Kind. Du willst alles haben, damit du auf deine Kosten kommst! Du spielst mit unseren Gefühlen und dir ist das alles scheiß egal, solange du nur deinen Spaß haben kannst!“, schimpfe ich leicht angepisst.

Theo sieht mich missmutig an und erhebt sich, um sich im Bett aufzusetzen. Merle streckt sich ausgiebig und springt vom Bett. Den Stimmungsumschwung scheint sie gemerkt zu haben.

„So denkst du also von mir!“

„Ja, du bist ein Idiot! Geh doch zurück zu deiner Freundin, wenn du jemanden zum Verarschen brauchst! Ich will das alles nicht!“, entfährt es mir.

Wie war das noch mit dem Verführen? In welche Richtung bewegen wir uns hier gerade unweigerlich?

„Weißt du, ich habe dich komplett falsch eingeschätzt! Ich mochte dich von Anfang an nicht, aber als du mich angelächelt hast, da fand ich dich doch nicht mehr so schlecht! Ich dachte, wir würden uns gut verstehen, aber du benutzt die Menschen um dich herum nur als Zeitvertreib! Ich will kein Zeitvertreib für dich sein!“ Ich atme tief aus. Irgendwie fühle ich mich jetzt etwas besser zugleich aber auch schlechter, weil ich weiß, dass ich ihn abweise und wenn er geht, dann sehen wir uns wahrscheinlich nicht mehr wieder.

„Was war das hier dann eben? Hatten wir Sex, damit du mir das vorhalten kannst?“, fragt Theo mürrisch.

Ich schüttele den Kopf. „Du hast mir viel zu spät gesagt, dass du eine Freundin hast. Ich dachte, ich komme damit schon irgendwie klar, weil ich dich mag und nicht verlieren will. Ich möchte mit dir zusammen sein, aber ich habe echt keinen Bock dich mit jemandem teilen zu müssen!“, erkläre ich ihm.

Theo lehnt sich gegen die blaue Tapete. Mein Blick streift seinen Körper. Wir schweigen eine ganze Weile. Die Stille wirkt erdrückend und unsere gute Laune von vorhin ist im Keller.

Theo streckt die Beine aus und erhebt sich vom Bett. „Ich gehe wohl besser. Ciao!“ Er greift nach seinen Klamotten, zieht sich an, während ich ihn dabei beobachte und versuche einen Blick in sein finsteres Gesicht zu erhaschen.

„Weißt du? Bei dir weiß man nie was du wirklich denkst!“, sage ich ihm, doch Theo reagiert nicht darauf, verlässt mein Zimmer, zieht sich im Flur die Schuhe an und kurz darauf fällt die Haustür ins Schloss.

Deprimiert bleibe ich auf dem Bett liegen. Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen, aber zum Heulen ist mir irgendwie nicht. Ich weiß auch nicht. Es ist ein komisches leeres Gefühl, das mich überfällt. Enttäuschung macht sich in mir breit und eine leichte Eifersucht, dass Theo lieber mit seiner Freundin zusammen bleiben will, die er meines Wissens nach wahrscheinlich gar nicht liebt, denn sonst würde er sie wohl kaum betrügen oder?

Das war es wohl und was mache ich jetzt?

Merle fährt ihre Krallen aus und vergräbt sie im rechten Hosenbein meiner Boxershorts. Spielerisch zieht sie daran.

„Suchen wir uns eine neue große Liebe, Merle?“, frage ich meine Katze und kraule sie am Bauch.

Was bleibt mir anderes übrig?

Die paar Tage mit Theo waren überraschend, aufregend und haben ziemlich verwirrende Gefühle in mir ausgelöst, die ich wohl nicht mehr so schnell los werde.

Klar, im ersten Moment frage ich mich auch, wie soll das jemand Neues übertrumpfen können. Es ist ähnlich wie bei einem Film. Man hat den einen Film gesehen, der einen schier von Hocker haut und denkt sich, das übertrifft kein einziger Film, aber einige Zeit danach erscheint ein neuer Hit im Kino und was man noch vor einer Weile gedacht hat, ist schnell vergessen, denn der neue Film ist um so vieles besser!

Trotzdem frage ich mich, wie lange es wohl dauern wird, bis ich wieder jemanden finde, in den ich mich verlieben kann. Wird es wieder ein Junge sein oder ein Mädchen?

Wie lange wird das andauern?

Mit Theo hätte ich gerne meine erste richtige Beziehung gehabt. So etwas scheint man nur nicht erzwingen zu können.

Seufzend stehe ich vom Bett auf und laufe zum Fernseher, schalte den Film aus, lege die DVD zurück in die Hülle und ordne den Film im Regal über dem Fernseher ein. Viele Filme habe ich nicht. Meistens gucke ich sie mir im Kino an und was mir wirklich gefällt, was ich auch öfter gucken würde, das kaufe ich mir dann.

Gedankenverloren bleibe ich vor dem Regal stehen und bemerke kaum wie die Zeit verstreicht.

Ich wollte ihn verführen, stattdessen habe ich Theo vergrault!

Daran lässt sich wohl nichts mehr ändern oder? Mir fällt keine andere Lösung ein. Ich will ihn ja für mich gewinnen, nur wie soll ich das anstellen, wenn ich so etwas noch nie getan habe?

Der erste Versuch ging jedenfalls schon mal ziemlich in die Hose. Ich muss mir etwas anderes ausdenken.

„Nur was? Mir will einfach keine Idee kommen!“, murre ich und höre plötzlich mein Handy, welches fröhlich vor sich hinvibriert. Stirnrunzelnd gehe ich zum Bett, setze mich darauf und greife nach dem Handy auf dem Nachttisch.

Ich weiß, dass du keine allzu hohe Meinung von mir hast, aber ich fand den Sex mit dir wirklich gut und es wäre schade, wenn wir das einfach hinwerfen, nur weil ich in einer Beziehung bin. Such dir doch auch jemanden. Wir können es ja für uns behalten.

Empört sehe ich auf die Mitteilung auf dem Display meines Handys und schüttele den Kopf. Dieser Kerl spinnt doch total!

Wie kann er mir vorschreiben, was ich zu tun habe, nur weil er weiterhin mit mir Sex haben möchte? Dann soll er gefälligst seine Freundin abservieren!

„Pah~ und wie soll ich deiner Meinung nach bitte so schnell einen Freund finden? Ich will keinen anderen! Ich will dich!“, brumme ich ein wenig angepisst und tippe fleißig auf den Tasten herum.

Keine Ahnung, wie Theo das anstellt, aber scheinbar kann er in Höchstgeschwindigkeit tippen, denn kurz darauf kommt erneut eine Nachricht von ihm.

Dann lass es eben mit dem Freund. Können wir nicht einfach Sexfreunde bleiben? Ich werde in deiner Gegenwart auch nicht von meiner Freundin sprechen. Dann gehöre ich nur dir, wenn ich bei dir bin!

Das hört sich irgendwie gewaltig nach einer Affäre an und Theo scheint stark darauf aus zu sein, dass auch durchzuziehen.

„Scheiße! Was mache ich denn jetzt?“, fluche ich leise. Gut, einerseits passt es mir nicht in den Kragen ihn für immer zu verlieren, weil ich wirklich Gefühle für ihn habe, andererseits ist so eine Affäre doch besser als nichts oder?

„Ich kann das nicht machen!“, meckere ich leise zu mir selbst als hätte ich einen kleinen Engel auf der einen und einen Teufel auf der anderen Schulter, die mir leise ins Ohr flüstern, was ich zu tun habe.

Wenn ich ihn aufgebe, sehe ich Theo nicht mehr wieder, höchstens noch beim Tierarzt und einen auf Freundschaft, wenn ich etwas für ihn empfinde, will ich auch nicht machen. Stürze ich mich mit Theo in eine Affäre, bin ich doch kaum besser als er und würde mir dabei echt schäbig vorkommen, wenn ich das auf Dauer mit ihm durchziehen würde.

Gibt es denn keine Alternative?

„Irgendeine Lösung muss es doch geben?“, murmele ich und starre auf mein Handy. Tja, das einzige was mir einfällt, ist, dafür zu sorgen, dass er sich in mich verliebt.

Aber ich habe immer noch keine Idee, wie ich das anstellen soll.

Ich stehe vom Bett auf und setze mich auf den Stuhl am Schreibtisch, krame Stift und Papier heraus und schreibe eine Art Mindmap auf den Zettel. Ich schreibe alles auf, was ich über Theo weiß und blicke nachdenklich auf mein Kunstwerk.

Tja und nun?

Ich knabbere am Ende meines Kugelschreibers und blicke aus dem Fenster. Merle streicht mir um die Beine und maunzt leise.

„Ja, du bekommst gleich dein Futter...“, meine ich abwesend.

Ich schaue auf Merle herunter, die mich auffordernd ansieht. Futter? Essen... Ein Date?!

„Na ja, ich müsste vor Theo so tun als wäre es nur ein normales Treffen...“, überlege ich und schreibe es einfach mit auf den Zettel.

„Was noch?“

Ich könnte mit ihm lauter Dinge machen, die er mag. Wahrscheinlich sind das sowieso Dinge, die seine Freundin niemals mit ihm machen würde. Theo ist in solchen Sachen eben ein wenig sehr speziell.

Ich greife nach meinem Handy und schicke Theo eine Nachricht. Kurz darauf trifft seine Antwort ein.

Geht klar, freue mich schon auf morgen, Süßer! ♥

Das war einfach, der schwierige Teil würde morgen folgen. Ich muss mir überlegen, was wir machen können, was Theo gefallen würde und wie ich mich am besten darstelle, mich attraktiver mache, damit er bald nur noch Augen für mich hat.

Mädchen haben es da einfacher. Die müssen sich nur schick anziehen, möglichst wenig Stoff am Körper tragen und ein bisschen Flirten, aber bei einem Jungen wird es bestimmt schwierig ihn zu überzeugen.

Ich sehe an mir herab. Ich trage total langweilige Klamotten, die wohl nicht mal ein Mädchen beeindrucken würden. Gut, ich denke nicht, dass Theo auf Kleidung achtet, aber mir fällt keine andere Möglichkeit ein, als mich ein wenig für morgen zu stylen.

Ich stehe auf und gehe zu meinem Kleiderschrank, durchwühle ihn fleißig und gebe es nach fünf Minuten auf.

Mal ehrlich, ist doch total bescheuert, die Idee!

Mürrisch sitze ich auf dem Teppich vor dem Kleiderschrank und gucke auf den Berg Klamotten, der völlig durcheinander auf dem Boden liegt.

„Ich gebe es auf! Dann muss ich mir halt was kaufen!“, murre ich. Ich stehe auf und suche nach meiner Geldbörse. Eigentlich habe ich keine Lust mein Erspartes für Kleidung auszugeben.

Ich stecke mir das Portemonnaie in die Hosentasche und gehe in den Flur, mache noch mal kurz kehrt in die Küche, um Merle eine Dose Futter aufzumachen, damit heute wenigstens einer glücklich ist und gehe zurück, um mir im Flur die Schuhe anzuziehen, das Haus zu verlassen und in die Stadt zu fahren, um diverse Shops unsicher zu machen.

Kapitel 5: Loser wie ich.

Nervös nestele ich an meinem weißen Hemd herum. Schräg über das Shirt ist ein hellblaues gesprenkeltes Muster, welches mit Pailletten verziert ist. Ich trage eine ziemlich enge schwarze Jeans und dazu einen Gürtel mit silbernen Nieten. Dazu lässige Turnschuhe in schwarz. Am Handgelenk trage ich meine Armbanduhr, an dem anderen ein dunkelbraunes Lederarmband, welches mehrmals um das Handgelenk gewickelt ist. Am Hals trage ich eine schwarze Kette mit silbernen Röhrchen. Ich komme mir so trendig vor. Normalerweise bin ich eher schlichte Kleidung gewohnt, wie blaue Jeans und einfarbige und nichtssagende Shirts.

Ich bemerke, wie mir ein vorbeilaufendes Mädchen verstohlene Blicke zuwirft und versuche möglichst lässig an der Hauswand neben Starbucks zu lehnen.

Ich kann nur hoffen, dass es Theo wenigstens ein bisschen beeindruckt. Fahrig lasse ich meinen Blick über die Leute in der Stadt schweifen und halte Ausschau nach dem Objekt meiner Begierde.

Hoffentlich lässt er mich heute nicht sitzen...

Auf einmal bin ich mir unsicher und verstehe gar nicht was ich hier mache. Gut, ich strenge mich an und gebe mir echt Mühe, aber lohnt es sich auch?

Theo will sich nicht von seiner Freundin trennen. Wie komme ich auf die schwachsinnige Idee, dass er sich in mich verliebt und sie nur wegen mir in die Wüste schickt?

Er hat es ja nicht mal getan, nachdem ich ihn darum gebeten habe. Von sich aus macht Theo es garantiert nicht!

Frustriert stehe ich mir die Beine in den Bauch und knabbere auf meiner Unterlippe herum.

„Ich sollte heimgehen...“, murmele ich gedankenverloren.

„Das wäre aber echt schade, jetzt, wo ich da bin!“

Erschrocken sehe ich auf und direkt in Theos grinsendes Gesicht. Ich spüre wie ich an den Wangen rot anlaufe und wende verlegen den Blick ab.

„Wow, hast du dich für mich so hergerichtet?“, fragt Theo neugierig und pfeift anerkennend. Ich gucke zu ihm und muss feststellen, dass er sich keinesfalls in Schale geworfen hat.

Theo trägt ein graues Shirt mit V-Ausschnitt, auf dem der Aufdruck eines Motorrades ist, welches dem Betrachter zugewandt ist. Seine Bermudas sind olivfarben und kariert, dazu trägt er ausgelatschte Sneakers.

„Gehen wir rein?“, fragt Theo mich und zeigt auf den Starbucks. Ich nicke und folge ihm durch die Glastür in den Laden.

Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen weiter hinten im Geschäft und bestellen uns Getränke und Kuchen.

Kurz darauf ist der Tisch voller Leckereien und hungrig verschlinge ich den Zitronenkuchen mit Guss, während Theo an seinem Frappuccino nippt.

„Sag mal, ist das hier eigentlich ein Date?“, fragt er unvermittelt und schiebt das Getränk von sich, um sich einen Teller zu angeln auf dem sich ein Karamell Brownie befindet.

Ich lasse die Gabel sinken und sehe Theo ertappt an. Wieso geht heute nur alles in die Hose? Gut, bis auf die Klamotten, die scheinen ihm zu gefallen.

„Stört es dich?“, frage ich ihn und auf einmal fühlt sich der Kuchen in meinem Mund staubtrocken an. Was mache ich jetzt nur? Geht er gleich und lässt mich hier sitzen?

Theo schüttelt den Kopf, lässt die Gabel links liegen und schiebt sich den Brownie mit der Hand in den Mund.

„Ich hatte noch nie ein Date mit einem Kerl.“

Was soll ich denn bitte sagen?

Ich greife nach meiner vollen Tasse heißer Schokolade, auf der sich eine dicke Schicht Sahne befindet und trinke langsam daraus.

Theo lacht amüsiert und beugt sich vor, um mir die Sahne von den Lippen zu streichen. Er leckt sich die Finger ab und lehnt sich wieder zurück.

Verlegen fahre ich mir mit dem Handrücken über den Mund und widme mich hastig meinem Zitronenkuchen.

„Was hast du denn heute so mit mir vor?“, fragt Theo mich grinsend, stützt seine Arme auf dem Tisch ab und neigt sich leicht vor.

Wenn ich das nur wüsste...

Angestrengt kaue ich auf dem Kuchen herum, nur um nichts sagen zu müssen.

„Gut, dann lasse ich mich überraschen!“, meint Theo lachend. Tja, ich wohl auch!

Was kann ich nur mit ihm unternehmen? Schaufenster angucken klingt nicht sonderlich spannend.

„Gehen wir in den Musikladen um die Ecke?“, frage ich ihn. Wenn wir dort Musik hören, kann ich wenigstens ein wenig Zeit schinden.

„Gute Idee!“, erwidert Theo schulterzuckend und kippt den Rest Frappuccino runter.

Wir bezahlen und verlassen den Laden. Die Straße herunter, links, direkt auf der Ecke befindet sich ein Musikladen, den wir ansteuern.

Theo geht zielstrebig auf die CD's am Eingang zu und guckt sich an, was es so Neues gibt. Ich gehe durch die Reihen und stöbere derweil unter den nach dem Alphabet sortierten Alben. Mein Blick fällt auf den Jungen, der scheinbar gerne alle mitnehmen würde und lächelnd gucke ich mich weiter um.

Theo ist wirklich wie ein Kleinkind. Er will alles haben und nichts weggeben.

Mit finsterem Blick stöbere ich weiter in den Auslagen herum. Wieso ist ausgerechnet Theo meine erste Liebe? Schlechter hätte ich es gar nicht treffen können!

Mit einem anderen Jungen wäre es bestimmt wesentlich einfacher. Wobei, es hätte auch gut sein können, dass Theo nur auf Mädchen steht. Ich habe pures Glück gehabt, dass er genauso neugierig auf Männersex ist wie ich.

Trotzdem nagt es an mir, dass er nach dem Sex so merkwürdig ruhig war. Das lässt mich einfach nicht los!

Hat es ihm doch mehr bedeutet, als er zugeben will?

Vielleicht will er nicht mit mir zusammen sein, weil er Angst hat, dass es zwischen uns beiden nicht funktionieren kann? Hegt er zweifel? Wieso redet er dann nicht mit mir darüber?

„Ist die gut?“

Ich sehe zu Theo auf, der mir so nahe ist und auf die CD guckt, die ich in der Hand halte. Ich sehe auf das Cover der CD, nach der ich wahllos gegriffen habe.

„Keine Ahnung, ich kenne die nicht. Scheint eine schwedische Band zu sein...“

„Gib mal her!“, meint Theo und nimmt mir die CD aus der Hand. Er geht damit zur Musikanlage und legt die CD ein. Theo setzt sich die Kopfhörer auf, tippt auf dem Gerät herum und lauscht der Musik. Ich gehe zu ihm, warte und genieße es einfach nur dicht neben ihm stehen zu können.

Theo schließt die Augen, wippt leicht mit dem Kopf und klopft im Takt der Musik mit dem Fuß auf den Boden.

Ich beobachte ihn von der Seite wie konzentriert er auf die Musik ist und kann mich einfach nicht mehr zügeln. Ich beuge mich vor, greife nach seinem Oberarm und ziehe Theos Gesicht zu mir. Theo öffnet die Augen, genau in dem Moment als ich ihn küsse.

Er verspannt sich ein wenig, doch dann zieht er mich näher an sich heran und erwidert den Kuss. Meine Hand fährt in seinen Nacken, vergräbt sich in seinen Haaren und an den Fingerkuppen spüre ich die Wärme seiner Haut.

Als Theos Hand an meinen Hintern wandert und fest zupackt, löse ich den Kuss. Das will Theo nur nicht zulassen, also schnappe ich mir hastig seine Kopfhörer, so dass er doch von mir ablässt und mich beobachtet, während ich versuche mich von der Musik beruhigen zu lassen.

Als ich aufsehe und merke, dass der Verkäufer an der Theke mit verzogenem Gesicht zu uns sieht, senke ich schnell wieder den Blick.

Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Theo kann es natürlich nicht dabei belassen und noch immer klebt seine Hand an meinem Hintern. Zum Glück ist niemand hinter uns und auch von vorne sieht man nichts, da wir so nahe nebeneinander stehen.

Die Berührung gefällt mir ja schon, aber ich könnte es eher genießen, wenn wir alleine wären und weniger Stoff am Körper tragen würden.

Ich setze den Kopfhörer ab und stelle ihn auf die Halterung. „Nicht schlecht...“

„Nehmen wir die mit?“, fragt Theo und als ich nicke, lässt er mich los und greift nach der CD, um sie an der Kasse zu bezahlen.

Wir verlassen den Laden und schlendern durch die Einkaufsstraße. Fieberhaft überlege ich was wir unternehmen können, aber mir fällt einfach nichts ein.

„Streng dich nicht so an!“, meint Theo. Ich sehe zu ihm auf, doch er schaut stur geradeaus.

„Ich finde es ja irgendwie ganz niedlich, wie du dir Mühe gibst und so, aber ich werde sie nicht für dich verlassen!“

Der Satz schmerzt mehr als ich gedacht habe. Ich spüre einen kurzen, aber heftigen Stich in der Brust.

„I-ich gebe mir doch keine Mühe!“, stottere ich und versuche mich irgendwie herauszureden.

Theo schaut mich viel zu mitleidig für meinen Geschmack an.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so sehr in mich verliebt hast. Tut mir Leid, wenn ich dir irgendwie Hoffnungen gemacht habe. Das war nicht meine Absicht. Ich dachte, wir könnten einfach nur so ein wenig Spaß miteinander haben.“

„Ich wette du liebst sie nicht!“ Angriffslustig sehe ich zu Theo auf, der stehen bleibt und mich mustert.

„Immer redest du von Liebe! Sorry, aber ich bin nun mal nicht so ein Romantiker wie du!“, erwidert Theo mürrisch. „Ich folge meinen Gelüsten und mehr nicht.“

„Dann ist sie also nur so ein Betthäschen für dich, wenn du Sex brauchst! Genau wie ich, als du mit mir geschlafen hast!“

„Rede dir nicht alles so zurecht, wie du es gerne hättest!“

„Aber so ist es doch!“, meckere ich aufgebracht. „Warst du überhaupt schon mal so richtig in jemanden verliebt? So, dass du ständig an die andere Person denken musst? Dass für dich immer die Sonne aufgeht, sobald du die Person siehst, die du liebst?“, wettere ich Theo an. „Bestimmt nicht! Oder du bist mal ganz schlimm enttäuscht worden, so dass du dir jetzt einbildest, Liebe ist so was wie eine ansteckende Krankheit! Das ist es aber nicht! Es ist ein schönes Gefühl und es ist mir egal was du sagst! Ich liebe dich, auch wenn du ein Idiot bist! Trotzdem mag ich dich, seit ich dich das erste Mal beim Tierarzt gesehen habe!“

Ich hole tief Luft und sehe Theo aufgebracht an. Dass sich ein paar Schaulustige um uns versammelt haben, ignoriere ich. Theo sieht mich eher verblüfft an, als dass ihm meine Worte missfallen oder gar gefallen haben.

„Tja, ich empfinde nun mal nicht so wie du.“ Theo sieht mich ruhig und gefasst an.

„Ich habe mich echt angestrengt, weißt du?“, erzähle ich ihm. „Ich habe mir gestern extra neue Klamotten gekauft, weil ich dich beeindrucken wollte. Ich habe versucht mich damit abzufinden, dass ich nie deine Nummer eins sein kann, aber ich kann es nicht. So bin ich einfach nicht. Ich dachte, mit dem Date heute kann ich dich irgendwie überzeugen, dass du vielleicht doch noch gefallen an mir findest, aber das war im Grunde genommen alles umsonst. Du hast nur Interesse am Sex mit mir, aber mehr willst du gar nicht.“

„Hatten wir das Gespräch nicht schon mal?“, fragt Theo genervt.

Ich zucke mit den Schultern. Ist mir egal wie oft ich es ihm sagen muss. Nein, eigentlich nicht. So langsam habe ich Nase voll von ihm.

„Ich gebe es auf!“ Frustriert sehe ich Theo an. „Vergessen wir einfach, dass überhaupt irgendetwas zwischen uns passiert ist, okay? Ich werde einfach versuchen, dich zu vergessen!“

Theo knabbert auf seiner Unterlippe und ich merke ihm an, dass er noch etwas sagen will, doch es kommt nichts von ihm.

„Schreib mir keine SMS mehr.“ Ich drehe mich um und lasse ihn einfach stehen. Es fällt mir schwer es endgültig sein zu lassen. Ich war Feuer und Flamme, als ich ihn verführen wollte, aber es ist ein ernüchterndes Ergebnis, wenn man der Realität ins Auge blickt.

Ich dränge mich durch die Menschenmassen, die mir scheinbar heute alle den Weg versperren wollen und verschwinde in einer Seitenstraße. Dort hole ich tief Luft und gehe ohne mich noch einmal umzusehen nach Hause.

 

Spät am Abend sitze ich mit Merle auf dem Arm mit meinen Eltern vor dem Fernseher, während wir uns einen Freitagskrimi ansehen.

Ich gucke den Film eigentlich nur mit, weil ich hoffe, dass ein paar gute Actionszenen darin vorkommen werden.

Merle leckt meinen Daumen ab und streckt sich ausgiebig, ehe sie von meinem Arm, auf den Schoß meines Vaters klettert, der dank seiner vielen Überstunden auf der Arbeit, kurz davor ist einzuschlafen und dem ständig die Augen zufallen.

Mitten während einer hitzigen Diskussion im Film klingelt es. Synchron schauen wir alle zur Haustür. Seufzend erhebe ich mich. „Nur nicht alle auf einmal!“, murre ich, da meine Eltern scheinbar nicht vorhaben sich heute noch mal vom Sofa wegzubewegen, höchstens noch in ihr Bett!

Ich schlurfe, lediglich in Boxershorts bekleidet, zur Haustür und öffne sie.

„Wieso überrascht mich das jetzt nicht?“, frage ich Theo, der vor mir steht, die Hände tief in den Hosentaschen seiner Bermudas vergraben hat und mich unverhohlen mustert.

Er befördert die CD zutage, die wir heute im Musikladen gekauft haben. „Die hast du vergessen.“

„Behalte sie! Ich will die nicht, außerdem hast du sie ja bezahlt!“, erwidere ich abwehrend.

Theo lässt die Hand mit der CD sinken und etwas unbeholfen stehen wir beide am Eingang und wissen nicht weiter.

„Ist sonst noch etwas?“, frage ich Theo, der sich am Nacken kratzt und scheinbar nicht vor hat zu gehen.

„Bist du sicher, dass du nichts mehr von mir willst?“

„Du weißt ganz genau, dass ich dich noch will, aber du solltest auch daran denken, was ich von dir verlange! Wenn du dich nicht von deiner Freundin trennst, dann sehe ich auch keinen Sinn darin, dich weiterhin zu treffen. Das würde mir einfach zu sehr an die Nieren gehen!“

Enttäuscht sieht Theo zu mir. Tja, er kann nun mal nicht alles haben. Entweder das eine oder andere. Ich bin nicht für halbe Sachen zu haben!

„Geh jetzt!“, meine ich ruhig und schließe die Tür vor seiner Nase.

Kapitel 6: Geheimnis

Morgens im Bett habe ich nicht die geringste Lust aufzustehen und seit gestern Abend will mir einfach nicht in den Kopf gehen, warum Theo hier aufgekreuzt ist. Lag es wirklich nur an der CD oder war da noch mehr?

Er wirkte ein wenig komisch auf mich. Ich weiß nur noch nicht, was genau mich daran gestört hat?

Mich stört ziemlich viel an ihm, fällt mir gerade auf. Wieso habe ich mich noch mal in ihn verliebt?!

Seufzend setze ich mich im Bett auf und werfe einen Blick auf den Wecker. Es ist Samstag und ich könnte eigentlich ausschlafen, aber das wird wohl nichts mehr, denn in meinem Kopf schwirren lauter Gedanken herum.

Gedanken auf die ich langsam keine Lust mehr habe. Ich möchte nicht dauernd an Theo denken müssen, aber so ist das wohl nun mal, wenn man verliebt ist und diese nagende Eifersucht auf seine Freundin macht es mir auch nicht gerade besser, denn ich finde es ziemlich unfair, dass sie so viel Glück hat. Theo ist ein Idiot. Er will mit ihr zusammenbleiben, aber mit mir nicht. Das ist einfach nur unfair!

Resigniert lasse ich mich zurück ins Bett fallen, lasse ein Bein unter der Decke aus dem Bett baumeln und warte wie die Zeit verstreicht.

So ein Samstag kann verdammt lang sein, wenn man nichts zu tun hat!

Die Tür knarzt. Als ich hinsehe, bemerke ich wie Merle sich durch den offenen Türspalt geschmeidig hindurch zwängt und in mein Zimmer gelaufen kommt, sich interessiert umsieht, zu meinem Bein läuft und daran schnuppert. Lachend ziehe ich mein Bein zurück unter die Decke, da ihre Schnurrhaare doch ziemlich kitzeln. Merle springt flink aufs Bett und klettert auf meinen Bauch.

„Guten Morgen!“, begrüße ich sie. Merle streckt sich kurz, fährt die Krallen aus und versenkt sie in der Decke, ehe sie sich hinlegt und sich von mir streicheln lässt.

Wenigstens Merle bleibt bei mir. Tiere sind ja auch viel treuer als Menschen. Auf die ist wenigstens verlass!

„Nicht wahr, Merle?“, frage ich meine Katze. „Du bleibst immer bei mir.“

Mein Blick fällt auf mein Handy. Theo hat sich tatsächlich nicht mehr gemeldet und das ist irgendwie ein wenig enttäuschend, denn das zeigt doch, dass er sich nichts aus mir macht oder?

„Ach scheiß drauf! Soll der Kerl doch versauern! Wenn er es nötig hat, findet er sicher jemanden, dem er es besorgen kann!“, murre ich.

„Shit, er soll es mir besorgen und nicht seiner ollen Freundin!“, entfährt es mir aufgebracht. Ich greife nach meinem Handy und tippe mich durch die Nachrichten, aber er hat mir wirklich nichts geschrieben.

„Was soll der ganze Mist? Erst macht er sich einen Spaß aus mir und dann meint er, er hätte eine Freundin! Warum macht er so was? Was ist so schwer daran, mir zu sagen, dass er vergeben ist?!“ Empört sehe ich Merle an, die jedoch nur gähnt und sich zusammenrollt.

„Danke für deine Meinung...“

Dafür klingelt es nun an der Tür, aber Merle und ich sind einfach viel zu faul um aufzustehen und so überlasse ich es meiner Mutter an die Tür zu gehen. Ist wahrscheinlich eh nur die Post.

Kurz darauf kommt meine Mutter in mein Zimmer. „Oh, du bist ja schon wach!“, meint sie lächelnd und schiebt die Vorhänge zurück, lässt die Sonne ins Zimmer scheinen und öffnet das Fenster, um zu lüften.

Sie hält mir ein Päckchen entgegen und hebt Merle hoch. „Bleib nicht den ganzen Tag im Bett liegen!“, meint sie mahnend und verlässt, samt Katze auf dem Arm, mein Zimmer.

Schade, dabei hatte ich genau das im Sinn!

Seufzend betrachte ich das Paket. Super, wenn kein Absender darauf steht und wer schickt mir schon ein Paket? Das tun ja nicht mal meine Großeltern!

Ich öffne es vorsichtig, auch wenn ich nicht denke, dass es gleich in die Luft geht und schaue neugierig hinein.

Mir kippt die Kinnlade herunter, als ich merke, worum es sich handelt. „Das ist nicht...!“ Entsetzt nehme ich einen Dildo aus der Kiste und betrachte ihn eingehend. Neben Gleitgel, Kondomen und diversen anderen Sexspielzeugen, wie zum Beispiel Handschellen, befindet sich ansonsten kein Hinweis in dem Paket.

„Hat Theo mir das etwa geschickt? Soll das ein Scherz sein?!“, brumme ich und werfe den Inhalt zurück in die Kiste.

Was soll ich denn davon halten? Will Theo mir den Sex mit ihm schmackhaft machen?

Wütend werfe ich die Kiste auf mein Bettende und schlage die Decke zurück. Ich klettere aus dem Bett und ziehe mich an, nehme die Kiste unter den Arm und laufe in den Flur, wo ich in meine Turnschuhe schlüpfe.

„Mum! Ich bin noch mal weg!“, rufe ich, schlage die Haustür hinter mir zu und renne los, bis ich verwirrt stehen bleibe, weil ich keine Ahnung habe wo dieser Idiot wohnt.

Ich greife nach meinem Handy, das ich geistesgegenwärtig mitgenommen habe und wähle Theos Nummer. Es dauert eine Weile, bis er abnimmt. Kein Wunder, denn es ist ja noch früh am Morgen.

„Ja...?“ Seine Stimme klingt noch ziemlich verschlafen. Anscheinend habe ich ihn gerade aus dem Bett geworfen. Soll mir nur Recht sein!

„Du hast mir ein Paket geschickt? Was soll der Mist? Was ist, wenn meine Mutter es geöffnet hätte?!“, brülle ich wütend in den Hörer.

„Paket? Was für ein Paket?“, fragt Theo mich verdattert.

„Ein Paket mit Sexutensilien!“

„Häh? Ah...“

„Was? Weißt du es jetzt wieder? Wieso schickst du mir solche Sachen?!“, meckere ich ungehalten. „Sag mir wo du wohnst, ich will den Mist nicht behalten!“

„Okay...“ Theo nennt mir seine Adresse und genervt lege ich auf. Der Kerl kann jetzt aber mal was erleben!

 

Ziemlich gereizt stehe ich wenige Minuten später vor der Haustür seines Wohnhauses und drücke auf das Klingelschild mit dem Namen Cleese. Der Summer ertönt und so öffne ich die Haustür, finde mich in einem dunklen Flur wieder und höre wie sich eine Tür öffnet. Ich gehe die Treppe nach oben, Stockwerk für Stockwerk und in der dritten Etage sehe ich Theo bereits auf mich warten.

Er wirkt noch völlig verpennt. Seine Haare sind ganz strubbelig und seine Boxershorts hängt gefährlich tief unten.

Ich schlucke, drücke ihm das Paket unsanft gegen den Oberkörper und lasse es einfach los. Nur im letzten Moment kann Theo es auffangen, schaut mich schmollend an und öffnet den Deckel. „Ja, das ist von mir.“

„Was soll das?!“, frage ich ihn brüsk.

„Na ja, ich habe gedacht...“

„Was hast du gedacht?! Was denkst du dir bitte dabei, mir so was zu schicken?“, fahre ich Theo an.

„Sei nicht so laut!“, murrt er und greift nach meinem Shirt, um mich in die Wohnung zu ziehen. Widerwillig lasse ich mich reinzerren und warte, bis Theo die Tür geschlossen hat. Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn abwartend an.

„Nach der Fummelei im Schwimmbad dachte ich, es läuft so gut und da dachte ich mir eben, dass wir auch mal ein paar andere Sachen miteinander anstellen könnten. Ich war mir nicht sicher, ob du auch mal zu mir kommen würdest, also habe ich die Sachen an deine Adresse senden lassen.“ Theo stellt den Karton auf der Kommode in dem kleinen Flur ab und stemmt die Hände die Hüften.

„Toll! Ganz toll! Wirklich!“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen sehe ich ihn verstimmt an. „Wie kannst du dir nur denken, dass mir so was Spaß machen würde?! Wir haben nur rumgefummelt, mehr nicht! Was geht nur in deinem Kopf vor?!“

Theo senkt den Blick. „Scheiße! Guck mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede, Theo!“, meckere ich und greife nach seinem Kinn, so dass er gezwungen ist mir ins Gesicht zu sehen. Seine Augen weichen meinen aus und seufzend lasse ich von ihm ab.

„Ich verstehe echt nicht, was in dir vorgeht!“

Ich gucke an meinem Shirt herunter und merke, dass Theo es festhält. Ich schaue mich kurz im Flur um. „Ist deine Freundin da?“, brumme ich und versuche gleichgültig zu klingen.

„Nein.“ Theo schüttelt den Kopf und geht einen Schritt auf mich zu, lehnt sich an mich und schlingt seine Arme um meine Hüfte. Sein Kopf landet auf meiner Schulter und so bleiben wir einige Zeit stehen.

Seufzend lasse ich es zu. Der Kerl ist überhaupt noch nicht wach. Scheinbar kann man morgens keine vernünftigen Gespräche mit ihm führen.

Und verdammt! Er ist gerade erst aufgewacht! Wieso riecht er dann so gut? Oder strahlt er irgendwelche Pheromone aus, die ihn so anziehend machen?! Das macht es für mich nicht gerade einfach standhaft zu bleiben!

Ich atme seinen Geruch tief ein und ehe ich es mich versehe, habe ich ihn auch schon umarmt.

Verliebt zu sein ist doch irgendwie scheiße...

Innerlich seufzend schmiege ich mich an Theo, der mich immer noch festhält und einfach nur still dasteht. „Schläfst du?“, frage ich ihn nun etwas ruhiger.

„Ich dachte, wir sehen uns nicht mehr...“, murmelt Theo an meinem Hals und küsst mich dort, was mir eine Gänsehaut bereitet und momentan bin ich mir gerade nicht sicher ob es mir gefällt oder nicht.

„Ich hatte nicht vor, zu dir zurückzukommen, wenn du das meinst!“, murre ich und genieße es wie seine Lippen die Haut an meinem Hals liebkosen.

„Aber du bist hergekommen.“

„Doch nur um das Paket loszuwerden! Meine Mum kommt immerhin auch in mein Zimmer und macht da manchmal sauber, wenn sie das Zeug bei mir findet ist die Hölle los!“, erwidere ich ungehalten.

„Und ich dachte, du bist hier um die Sachen mit mir auszuprobieren...“ Theo leckt über meinen Hals und seine Hände, die eben noch an meiner Hüfte geklebt haben, packen mich am Hintern und drücken mich enger an sein Becken.

„Du gehst wirklich nur nach deinen Gelüsten, nicht wahr?“, murre ich ein wenig verstimmt, packe ihn an den Schultern und schiebe Theo ein wenig von mir. Ich brauche dringend Abstand, sonst werde ich nur wieder schwach!

So leicht macht Theo es mir aber nicht. Aufreizend langsam schiebt er sich die Boxershorts tiefer und schaut mich mit einem intensiven Blick an. Ja, er hat einen geilen Körper, aber muss er mir das auch noch zeigen?

Nervös knabbere ich auf meiner Unterlippe und versuche nicht auf seinen nackten Leib zu sehen.

„So ein bisschen Sex am Morgen hat noch niemandem geschadet.“ Herausfordernd schaut Theo mich an, so dass ich lieber einen Schritt zurück gehe.

„Ich bin aber nicht hier, um mit dir zu schlafen!“, brumme ich. Warum kriegt er das einfach nicht in seinen Kopf hinein? Oder liegt es daran, dass wir beide mitten in der Pubertät stecken und voller unzähmbarer Hormone sind, die ihren Spaß haben wollen?

Mein Blick fällt auf Theos Schwanz und schluckend wende ich den Blick schnell wieder ab. Das wäre ja noch schöner, wenn ich meine Prinzipien über den Haufen werfen würde. Mal wieder...

„Hast du Kaffee da?“, frage ich ihn und drehe mich um, um in die Küche zu gehen und Theo einfach stehen zu lassen, auch wenn ich liebend gerne seinen schönen Körper mit Küssen bedecken würde.

Ich höre, wie er mir in die Küche folgt und sehe zu Theo, der sich nicht mal die Mühe gemacht hat sich wieder anzuziehen und seine Boxershorts einfach im Flur liegen gelassen hat. Kopfschüttelnd öffne ich einen Küchenschrank und finde schon mal die Becher, immerhin ist das schon mal ein Anfang. Theo lässt Wasser in den Wasserkocher und schaltet ihn ein, während ich eine Kanne finde und einen Filter reinstecke. Theo reicht mir Filtertüte und den Kaffee, den ich mit einem Löffel in die Filtertüte befördere. Während wir warten, bis das Wasser heiß wird, macht Theo mich ziemlich heiß, indem er hinter mich tritt und meinen Nacken küsst. Seine Hände verschwinden unter meinem Shirt und als eine seiner Hände sich ihren Weg in meine Hose suchen will, habe ich genug.

„Hör auf damit, Theo!“ Unsanft packe ich sein Handgelenk und ziehe seine frivole Hand aus meiner Hose, auch wenn ich es begrüßt habe, was sie imstande gewesen ist zu tun.

„Ah! Hey, was machst du da?“, entfährt es mir, als Theo mich gegen den Küchenschrank drückt und mir in den Nacken beißt. Mich überkommt eine Gänsehaut und als ich mich zu Theo umdrehe drückt er mir seine Lippen auf den Mund. Ich schließe die Augen und erwidere den Kuss hungrig.

Das Klicken des Wasserkochers bringt mich wieder auf den Boden der Realität zurück und so löse ich mich hastig von Theo, greife nach dem Wasserkocher und gieße das heiße Wasser in den Filter auf der Kanne, so dass es sich mit dem Kaffee verbindet und langsam in die Kanne sickert, bis ich wieder nachfüllen muss.

Theos Hände gleiten wieder über meinen Oberkörper und reizen meine Brustwarzen, was es mir schwer macht, mich zu konzentrieren. „Das machst du doch mit voller Absicht!“ Ich unterdrücke eine Stöhnen, als Theo mir in den Schritt greift und inzwischen finde ich meine Jeans auch mehr als störend.

„Mach schon!“, murre ich, stelle den Wasserkocher zur Seite und öffne hastig meine Hose, ziehe sie samt Boxershorts in die Kniekehlen und lasse mich von Theos Händen massieren, bis er von mir ablässt und in den Flur geht, die Kondome aus dem Paket fischt und sich eines davon über den Schwanz stülpt. Ich stütze mich mit den Armen auf dem Küchenschrank ab und nachdem Theo mich vorbereitet hat, dringt er hart in mich ein und lässt den Kaffee flugs zur Nebensache werden.

Kapitel 7: Erinnerungen

Abschiedssex hat so etwas ernüchterndes. Wir haben heißen Sex in der Küche gehabt, danach gemeinsam gebadet, den Kaffee getrunken und anschließend habe ich das Weite gesucht. Stecke ich nicht bereits mitten in einer Affäre mit Theo? Das ist es doch oder? Immerhin gehe ich bereits mit ihm fremd.

Seine Freundin tut mir irgendwie leid und irgendwie auch nicht. Wenn sie nicht weiß auf wen sie sich da eingelassen hat, ist das ja nicht mein Problem. Allerdings weiß ich nicht, über was für Dinge die beiden so miteinander reden und was sie machen, wenn sie unter sich sind, was ich auch gar nicht wissen will. Das würde mich nur wieder vor lauter Eifersucht zum Kochen bringen!

Seufzend sitze ich auf dem Balkon meines Zimmers, lasse die Beine durch die Gitterstäbe hindurch hängen und baumeln. Nebenbei versuche ich mich auf meinem Kindle auf ein Ebook zu konzentrieren, aber mit den Gedanken wandere ich immer wieder zu Theo. Der Junge geistert wirklich viel zu viel in meinem Kopf herum! Es ist wie ein Fluch, als wäre ich von ihm besessen.

Seufzend lege ich den E-Reader auf den Balkonboden und starre auf die Leute, die unter mir vorbei laufen.

Und morgen muss ich auch noch mit Merle zum Tierarzt, weil er sich die Pfote ansehen will. Dann werde ich Theo wieder begegnen müssen. Diesmal habe ich wenigstens das Glück, dass wir nicht in Versuchung geraten können, wieder übereinander herzufallen.

Ich schaue zu meiner Katze, die sich auf dem Kissen neben mir räkelt, während ich auf dem steinharten Boden sitzen darf.

„Wenn du wüsstest, was dich morgen erwartet, würdest du nicht so entspannt daliegen!“, erzähle ich Merle amüsiert und kraule ihren weichen Bauch, was ihr ein Schnurren entlockt.

„Wir sollten auswandern, dann laufe ich nicht dauernd Gefahr, Theo über den Weg zu laufen.“ In Gedanken überlege ich bereits wo es die schönsten Plätze gibt, solange sie nur möglichst weit weg sind.

Es ist ziemlich schwer, wenn man sich von den Gedanken an eine bestimmte Person ablenken will und es einfach nicht klappt, weil man indirekt schon wieder an diesen Menschen denkt. Also gebe ich es einfach auf, hänge meinen Gedanken nach und kippe den halben Inhalt meiner Wasserflasche in mich hinein.

 

Der Tag des Grauens ist da!

Nervös stehe ich vor der Tierarztpraxis von Herrn Berns und halte die Transportbox mit Merle in der Hand, während ich mit der freien Hand auf die Klingel drücke, warte bis es summt und dann die Tür öffne, die meiner Meinung nach, viel zu schwer zu öffnen ist. Als hätte jemand einen Stein dahinter gestellt, den ich nun wegschieben muss.

Ich atme tief durch und setze mich auf einen freien Platz. Heute scheint eh kaum etwas los zu sein. Normalerweise ist die Praxis rappel voll.

Mit dem Bein wippe ich auf und ab und warte angespannt darauf endlich reingelassen zu werden, um es hinter mich zu bringen, aber Herr Berns hat wohl heute die Ruhe weg und lässt mich ordentlich zappeln.

Dann ist es soweit und die Tür öffnet sich. Ich gucke in Theos Gesicht und würde am liebsten flüchten, reiße mich aber zusammen und stehe auf, greife nach der Transportbox und lasse den anderen Mann mit seinem Hund vorbei, ehe ich das Behandlungszimmer betrete.

„Guten Morgen!“, grüßt mich Herr Berns, während Theo sich wieder an den Computer verkrümelt, als wäre nie etwas passiert.

Ich reiche Herrn Berns die Hand und stelle die Box mit Merle auf den Tisch.

„Dann wollen wir doch mal gucken, wie es der Merle geht!“, meint der Tierarzt und holt die Katze mit meiner Hilfe aus der Transportbox, was ihr ganz und gar nicht gefällt. Mit Müh' und Not bekommen wir sie da raus und setzen Merle auf den Behandlungstisch. Während der Tierarzt sich die Pfote eingehend ansieht, linse ich zu Theo, den ich von der Seite beobachten kann, wie er konzentriert auf den Computer starrt und ab und an etwas eingibt. Ignoriert er mich jetzt etwa?

Ich ziehe einen Schmollmund und schaue wieder zu Merle, streichele ihr Fell, damit sie ruhig bleibt und sehe dem Tierarzt bei der Behandlung zu.

„Es ist alles gut verheilt. Könnte nicht besser aussehen!“, lobt Herr Berns und krault Merle hinter den Ohren, was ihr allerdings nicht passt. Mit dem Tierarzt steht sie scheinbar echt auf Kriegsfuß!

Wir verfrachten meine Katze zurück in der Transportbox und dafür, dass Herr Berns mir die Kosten erlässt, könnte ich ihm gleich um den Hals fallen.

„Für einmal kurz nachgucken, kann ich doch kein Geld verlangen. Kauf deiner Merle davon lieber was Leckeres.“ Herr Berns lächelt und so verabschieden wir uns voneinander.

Ich werfe noch einen kurzen Blick zu Theo, der meinen erwidert. Mir entkommt noch ein kurzes 'Tschüss' in seine Richtung, ehe ich das Weite suche und die Praxis verlasse.

Ziemlich blöde Angelegenheit. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich Theo gegenüber treten soll.

Kann es mir denn nicht eigentlich egal sein? Wir haben ja nicht mehr vor uns zu sehen.

Gedankenverloren laufe ich Straße entlang und halte bei der Ampel an. Hier hat Theo das erste Mal mit mir geredet. Ich war so ein Esel und habe nur dumm herum gestottert.

Seufzend warte ich darauf, dass es grün wird und trete von einem Bein auf das andere. Wer hätte gedacht, dass ich ihm so schnell verfallen würde. Noch dazu einem Jungen!

Ich habe mich vorher nie für Jungs interessiert und dann mit einem Paukenschlag ist es um mich geschehen. Dann muss Theo wohl so eine Art Ausnahme sein.

Sollte ich einfach mal versuchen mich mit einem anderen Kerl zu treffen?

Ich weiß, dass es hier in der Nähe eine Bar für Homosexuelle gibt. Vielleicht sollte ich mich einfach mal da umsehen, ob ich jemanden finde der was mit mir anfangen kann?

Ich beschließe für mich heute Abend einfach da hinzugehen. Zum Glück habe ich sogar Klamotten, denn die die ich extra für Theo gekauft habe, habe ich bisher nicht mehr getragen, dann kann ich sie auch heute Abend anziehen.

Mit einem leicht aufgeregtem Gefühl gehe ich heimwärts.

 

Das zweite Mal an diesem Tag stehe ich ziemlich nervös vor einer Tür. Ein paar Jungs lungern draußen vor der Bar herum. Einige werfen mir verstohlene oder unverhohlene Blicke zu, was mir ganz und gar nicht gefällt. Steht auf meiner Stirn 'Freiwild' geschrieben?

Mutig öffne ich die Tür und sofort ertönt laute Musik aus dem Laden. Ich gehe die Treppe herunter und versuche mich an die ungewohnt laute Musik zu gewöhnen. Die Stufen führen mich durch einen matt beleuchteten Gang, wo ebenfalls einige Männer und Frauen herumstehen, teilweise sogar küssend oder fummelnd.

Hastig gehe ich weiter und sofort bin ich mitten drin im tanzenden Partyvolk. Die Musik ist wahnsinnig laut, dass bin ich überhaupt nicht gewohnt und so brauche ich ein wenig, um mich mit der Lautstärke anzufreunden.

Ich steuere die Bar an und versuche mir über den Lärm hinweg einen Drink zu bestellen, was gar nicht so einfach ist, weil das auch zehn oder zwanzig andere Leute wollen. Jemand stößt mich etwas unsanft gegen einen ziemlich gutgebauten Mann. Entweder er ist Bodybuilder oder er arbeitet auf dem Bau, jedenfalls strotzt er nur so vor Muskeln. Seine Arme sind doppelt so dick wie meine!

Lächelnd gehe ich auf Abstand, doch so leicht lässt er mich nicht entwischen. Grinsend beugt er sich vor und brüllt mir ins Ohr. „Was willst du trinken?“

„I-Ich weiß nicht, was gibt es denn hier?“, stottere ich und fahre zusammen als er mir einfach in den Hintern grapscht oder ist das jemand anderes? Bei all den Menschen ist das schwer festzustellen.

Er lächelt charmant und bestellt uns zwei Drinks. Die erste Hürde wäre schon mal geschafft. Jetzt muss ich ihn nur noch loswerden.

Wir erhalten unsere Getränke und lächelnd will ich wieder gehen, doch er hält mich am Arm zurück und zieht mich zwischen seine Beine. Er zieht mich einfach an sich, packt mich am Hintern und zieht mich am Nacken näher, um mich zu küssen. Etwas unsanft schiebt der Kerl mir seine Zunge in den Mund und so sehr ich auch versuche mich gegen ihn zu stemmen, es gelingt mir nicht. Leider kommt mir auch niemand zur Rettung und so kann ich nur hoffen, dass er irgendwann genug hat. Gott, der Kerl küsst einfach nur widerlich! Kein Vergleich zu Theo!

Ich kneife die Augen zu und verspanne mich unter seinen beherzten Berührungen, die alles andere als angenehm sind. Als eine Hand in meinen Schritt wandert habe ich endgültig genug. Wütend beiße ich ihm auf die Zunge. Sein Schrei geht im Lärm der Musik unter und so verdrücke ich mich hastig mit meinem Getränk, bevor er seine Wut an mir auslässt.

Ich wische mir mit dem Handrücken über den Mund. Hastig trinke ich den Alkohol, um den Speichel des Fremden zu verätzen, sofern das möglich ist.

Durchatmend sehe ich mich um. Immer mal wieder kommen Männer auf mich zu, versuchen mich zum Tanzen aufzufordern oder mit mir ins Gespräch zu kommen, aber ich stehe immer noch mehr oder weniger unter Schock und so flüchte ich schnell und versuche mich in dem Flur wieder zu beruhigen.

So eine blöde Idee! Ich sollte einfach wieder gehen! Das ist ja der totale Reinfall!

„Hey! Bist du allein hier?“ Ich drehe mich zu der Stimme um. Neben mir lehnt ein Junge in meinem Alter. Er lächelt mich völlig harmlos an. Seine dunkelbraunen Haare fallen ihm wirr ins Gesicht. Ein Friseurbesuch könnte ihm nicht schaden. Es sei denn, das ist zurzeit in Mode, dass man mit Vorhang im Gesicht durch die Weltgeschichte läuft. Er trägt ein weißes Shirt, ein silbernes Armband und blaue Jeans, sowie blau-weiße Turnschuhe.

„Wie heißt du?“, versucht er es erneut, als ich ihm nicht sofort antworte.

„Achim und du?“

„Alexander. Sag einfach Alex!“, meint er und kommt näher zu mir, um nicht so laut schreien zu müssen. Muss er trotzdem und mal wieder schön laut in mein Ohr.

„Ich habe dich eben schon hier gesehen, du bist ganz schön schnell wieder herausgekommen. So schlimm?“, fragt er mich lachend und mich überkommt eine Gänsehaut als ich seine warme blasse Haut an meinem Arm spüre.

Ich schlucke und lächele. „Mir hat so ein Grobian die Zunge in den Hals gesteckt. War echt scheiße!“, erzähle ich ihm und trinke einen Schluck.

Alex lacht amüsiert. „Einige hier denken sie können tun was sie wollen. Vergiss es einfach wieder, der ist es nicht wert!“

Ich nicke. Alex hat Recht, um so einen Idioten sollte ich mir keinen Kopf machen.

„Ziemlich laut hier, wollen wir rausgehen?“, fragt er und ich spüre seinen heißen Atem an meinem Ohr, was mich zusammenzucken lässt. Ich nicke erneut und sehe unschlüssig auf mein Glas, welches Alex mir einfach abnimmt und zu Boden an die Wand stellt. Er lächelt, greift nach meiner Hand und so folge ich ihm nach draußen.

Wow! Wer hätte gedacht, dass ich so schnell abgeschleppt werde?

Hoffentlich lohnt es sich auch!

Alex öffnet die Tür und geht mit mir um die Ecke. Hier draußen an der frischen Luft ist es gleich viel angenehmer und auch meine Ohren danken es mir, dass ich ihnen keinen Hörsturz beschere.

Wir passieren ein paar Mülltonnen. Ich schaue auf Alex' Rücken und laufe beinahe in ihn hinein, als er so mir nichts dir nichts einfach stehen bleibt.

„Was ist?“, frage ich ihn neugierig.

„Nichts.“ Alex lächelt und dreht sich zu mir um. Automatisch gehe ich ein paar Schritte zurück, je näher er auf mich zukommt und kurz darauf spüre ich die Hauswand an meinem Rücken. Dicht an mir bleibt Alex stehen und streicht mir durch die Haare, hinunter zur Wange, ehe er sich vorbeugt und mich küsst.

Seine Lippen drücken sich auf meine und automatisch öffne ich meinen Mund, so dass unsere Zungen schnell zueinander finden und sich gierig umgarnen und miteinander spielen. Meine Hände greifen in Alex' Shirt und krallen sich daran fest, während er meine Beine spreizt, in dem er sein Bein dazwischen schiebt und es leicht an meinem Schritt reibt.

Stöhnend küsse ich ihn, schließe die Augen und lasse es zu, dass seine Hände und Lippen auf Wanderschaft gehen. Alex küsst meinen Hals, saugt an der empfindlichen Haut und verpasst mir einen hübschen Knutschfleck, während seine geschickten Hände meine erregten Brustwarzen stimulieren. Das Bein tut sein übriges, was mir eine nette Erektion beschert. Ich schlinge meine Arme um Alex' Körper und zu meiner Genugtuung können wir beide kaum voneinander ablassen.

Alex geht auf Abstand, greift nach meinem Gürtel und öffnet ihn, knöpft die Hose auf und schiebt den Reißverschluss herunter. Seine Hand greift in meine Hose und stöhnend lasse ich es zu, dass er meinem Schwanz massiert. Wir küssen uns erneut, bis ich die Hose ganz runterziehe und Alex mich zur Wand dreht. Seine Hände massieren meinen Hintern, ehe er sich ein Kondom überzieht und langsam in mich eindringt. Ich stemme meine Hände gegen die Wand, halte den Kopf gesenkt und versuche mich zu entspannen.

Nicht gerade eine gemütliche Atmosphäre um Sex zu haben und irgendwie erinnert es mich an den Sex mit Theo in der Küche.

Wenn meine Eltern wüssten, was ihr Sohn so treibt...

Lässt es sich einfach so von einem Fremden besorgen. Stöhnend spüre ich ihn tief in mir und wie Alex mir in den Nacken atmet. Er packt mich an den Hüften und da ich nichts weiter zu tun habe, befriedige ich mich selbst, bis wir beide kommen. Er in mir, ich an der Wand.

Heftig atmend bleiben wir einen Moment stehen, ehe Alex von mir ablässt und das Kondom zu den Mülltonnen wirft.

Ich ziehe mir Boxershorts und Hose wieder hoch und schließe die Hose.

„Gibst du mir deine Nummer?“, frage ich spontan und erhalte ein Lächeln von Alex. „Klar, warum nicht!“, meint dieser und so tauschen wir schnell unsere Nummern aus, ehe jeder seines Weges geht.

Kapitel 8: Liebe

Die letzten Tage, seit dem Tierarztbesuch, habe ich nichts mehr von Theo gehört, geschweige denn gesehen. Irgendwie stört es mich schon ein wenig. Bin ich ihm wirklich so egal?

Ich gucke neben mir auf die andere Seite meines Bettes, in der Alex liegt, komplett nackt. Zum Glück sind meine Eltern über das Wochenende zu Freunden gefahren und wohnen in einem Hotel, so dass ich sturmfreie Bude habe und spontan Alex herbestellt habe.

Der Sex ist geil gewesen und im Bett hat es wesentlich mehr Spaß gemacht, als es stehend in einer Gasse zu treiben. Auch wenn das schon so seinen Reiz hat.

Alex dreht sich auf die Seite und schlingt einen Arm um mich. Er küsst meine Haut und lächelnd fahre ich ihm mit der Hand durch die Haare. Der Kerl ist wirklich toll und tatsächlich an mir interessiert. Theo will ja nur seinen Spaß haben, aber mit Alex könnte ich wirklich mehr als nur eine Sexfreundschaft haben.

„Gut geschlafen?“, frage ich ihn. Alex brummt zustimmend und schaut zu mir hoch. Grinsend lege ich mich nun ebenfalls auf die Seite und küsse ihn, fahre mit der rechten Hand über seinen verschwitzten Oberkörper und presse mich eng an ihn.

„Noch mal?“, fragt Alex und knabbert an meiner Unterlippe. Ich nicke und reibe mich leicht an ihm, bis Alex mich auf den Rücken drückt und sich auf mich legt. Ich spreize die Beine und bereue es Theo das Paket mit den vielen Kondomen zurückgegeben zu haben. Die könnten wir wirklich gut gebrauchen.

„Ich habe kein Kondom.“ Alex lächelt und küsst mich kurz. „Ist ja nur einmal, dann geht das schon. Nächstes Mal verhüten wir wieder.“ Ich nicke kurz und kann nur hoffen, dass ich mir nichts von ihm einfange, aber Alex hat mir schon erzählt, dass er seit einer Ewigkeit das erste Mal mit mir Sex hatte, also scheint er hoffentlich keine ansteckenden Krankheiten zu haben.

Er dringt mit einem Ruck in mich ein und angespannt halte ich die Luft an. Das kam unerwartet. Beim Sex ist Alex ein wenig forscher, als Theo, der mir immer genug Zeit gegeben hat, um mich seelisch darauf vorzubereiten. Das vermisse ich irgendwie.

Ich schlinge meine Arme um Alex' Rücken und klammere meine Beine um ihn, während er immer wieder in mich stößt.

 

Nachmittags stehe ich unter der Dusche und genieße das kühle Wasser, welches auf mich niederprasselt, meine erhitzte Haut abkühlt und den ganzen Schweiß von meinem Körper abwäscht. Alex ist bereits fertig und rubbelt sich mit einem Handtuch die Haare trocken.

Ich stelle die Dusche ab und steige heraus, greife nach einem Handtuch und trockne mich ausgiebig ab. „Du willst wirklich nicht über Nacht bleiben?“, frage ich ihn. „Meine Eltern sind bis morgen Abend weg.“

Alex schüttelt den Kopf. „Ich bin zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Das kann spät werden.“

„Das macht nichts! Du kannst ruhig auch nachts hier aufkreuzen.“ Hoffnungsvoll sehe ich ihn an. Alex lacht und gibt mir einen flüchtigen Kuss. „Lass stecken. Ich komme morgen noch mal vorbei, dann können wir noch irgendetwas unternehmen, wenn du Lust hast oder einfach nur im Bett faulenzen.“ Er zwinkert mir zu und greift nach seinen Klamotten, um sich wieder anzuziehen.

Ein wenig enttäuscht sehe ich ihm dabei zu. „Ich könnte ja auch mit zur Party kommen!“, schlage ich vor. „Glaub mir, das ist sterbenslangweilig! Das erspare ich dir lieber!“, erwidert Alex und verlässt mein Zimmer.

Will er mich nur nicht seinen Freunden vorstellen? „Wissen deine Freunde nicht, dass du auf Männer stehst?“, frage ich ihn und laufe Alex einfach nackt hinterher.

Er dreht sich zu mir um und zieht sich im Flur die Schuhe an. „Das ist es nicht. Vergiss es einfach!“ Alex kommt auf mich zu und küsst mich, bevor er die Tür öffnet und es in dem selben Moment klingelt. Ertappt blicke ich in Theos Gesicht, dessen Finger die Klingel loslässt und der uns zwei mustert.

Mit Schrecken wird mir gerade klar, dass ich noch vollkommen nackt bin. „I-ich ziehe mir kurz was über!“, murmele ich und renne in mein Zimmer, lasse die beiden Jungs einfach stehen und suche nach meinen Klamotten. Scheiße, was hat denn Theo hier zu suchen und wieso zum Teufel bin ich knallrot geworden, als ich ihn gesehen habe? Ist das die Scham oder liegt es daran, dass er gesehen hat, dass ich mit jemandem Sex gehabt habe?

Völlig aufgelöst laufe ich zurück in den Flur. Die Tür ist verschlossen, Alex bereits weg und nur Theo steht dort und schaut zu mir, als ich näher komme.

„Wieso bist du hier? Wenn was ist, schick mir doch eine SMS!“, meine ich und streiche mein Shirt glatt.

„Du meintest, ich soll dir keine Nachrichten mehr schicken.“ Theo schaut mich irgendwie frustriert an. „Ist das dein Freund?“, fragt er. Ich schlucke, presse die Lippen fest aufeinander und nicke heftig mit dem Kopf.

„Wie lange seid ihr zusammen?“

„Erst ein paar Tage. Es ist noch nichts ernstes.“ Theo verzieht seinen Mund. „Soll das so eine Art Rache sein?“

„Wie? Was meinst du?“, frage ich ihn verwirrt.

„Na, weil ich eine Freundin habe, da suchst du dir auch schnell einen Freund. Soll ich eifersüchtig werden?“, will Theo mürrisch wissen.

„Wie kommst du auf so was? Natürlich nicht! Wir haben uns in einer Bar kennengelernt und verstehen uns ziemlich gut! Mehr steckt nicht dahinter! Keine Ahnung, was du dir wieder denkst!“, erkläre ich genervt.

„Macht es Spaß?“

„Was?“

„Dich von ihm ficken zu lassen!“, entfährt es Theo lauter als gewollt.

„Ja, es macht Spaß! Weil er hinterher nicht zu seiner Freund rennt und die vögelt!“, brülle ich Theo an.

„Sei nicht zimperlich! Immer redest du von meiner Freundin!“, meckert Theo ungehalten.

„Natürlich! Ist doch so! Weil du einfach nicht vor hast einzusehen, dass du nicht zweigleisig fahren kannst! So was geht immer in die Hose!“, schnauze ich ihn an.

„Verdammt! Du fehlst mir aber!“

„Du mir doch auch, aber ich kann und will dich nicht wiedersehen, wenn du nicht endlich einen Schlussstrich ziehst! Denk auch mal an deine Freundin! Was glaubst du wie sie sich fühlt, wenn sie erfährt, dass du neben ihr auch noch mit einem Jungen schläfst!“

„Meine Freundin hat mit dir und mir nichts zu tun!“ Theo schaut mich finster an und kommt einige Schritte näher auf mich zu.

„Und ob! Das hier ist eine Dreiecksbeziehung, die du vor ihr geheim hältst! Du hattest eine Affäre mit mir und hast sie betrogen! Ich sehe nicht ein, noch mal was mit dir anzufangen, wenn du es ihr nicht sagst! Das ist einfach nur traurig, was du da abziehst!“

„Und trotzdem sehnst du dich nach mir. Wie ich dich anfasse, wie es ist, wenn wir miteinander schlafen. Du willst mich jetzt küssen, nicht wahr?“, meint Theo etwas ruhiger und kommt noch näher zu mir, bleibt dicht vor mir stehen und ich spüre wie meine Hände vor Aufregung und Wut zittern.

„Mach das nicht... Ich habe jetzt einen Freund!“, murmele ich und spüre seinen heißen Atem auf meinem Gesicht.

„Ich vermisse dich...“, flüstert Theo mir zu und nestelt an meinem Shirt herum. Verflucht, ich ihn ja auch, aber so kann es doch nicht weitergehen!

„Tu mir das nicht an, Theo! Ich werde es hinterher nur wieder bereuen. Das ist ein Teufelskreis und...“ Ich halte inne und schon im nächsten Moment küsst er mich. Oh Mann, wie sehr habe ich diese weichen und sinnlichen Lippen vermisst!

Gierig küsse ich Theo, greife mit beiden Händen nach seinem Gesicht und ziehe es näher an mich heran, während Theo mich umarmt und mir seine Zunge in den Mund schiebt. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und schiebe Theo stürmisch in mein Zimmer.

Wir landen stolpernd in meinem Bett und hastig setze ich mich auf, nur um mich wieder von meinen Klamotten zu befreien. Unter meiner Boxershorts zeichnet sich eine pralle Beule ab und auch Theo zerrt an seinen Klamotten und wirft sie achtlos zu Boden. Breitbeinig bleibe ich auf ihm sitzen und beuge mich herunter, um seinen Oberkörper zu küssen. Theo stöhnt genießerisch und beugt den Rücken leicht durch. Seine Hand ergreift meinen Penis durch die Boxershorts hindurch und massiert ihn.

Ich stütze meine Hände an der Matratze ab und küsse ihn wieder, diesmal leidenschaftlicher und ruhiger. Mit Theos Hilfe streife ich mir die Boxershorts von den Beinen und lege mich auf die Matratze, so dass er sich erhebt und sich nun auch die restlichen Klamotten auszieht. Ich spreize die Beine als Theo sich auf mich legt und wir uns ganz unseren Gelüsten hingeben. Wir küssen uns ausgiebig und da mein letzter Sex noch nicht allzu lange her ist, kann er ohne großartig viel Mühe in mich eindringen.

 

Okay, jetzt komme ich mir wirklich ziemlich schäbig vor. Da schlafe ich zweimal an diesem Tag mit meinem neuen Freund und kurz darauf habe ich ein heißes Techtelmechtel mit meiner Affäre. Ich sitze auf der Bettkante und vergrabe mein Gesicht in den Händen.

„Ich muss auswandern, ein neues Leben beginnen...“, jammere ich leise vor mich hin. Ich bin nicht besser als eine Prostituierte, nur dass ich mich für meine Dienste nicht bezahlen lasse. Ich stehe noch unter einer Prostituierten! Wie erbärmlich ist das denn?!

Theos Hand streicht mir über den Rücken, was sich unglaublich gut anfühlt. Ich liebe seine rauen männlichen Hände.

„Erdboden tu' dich auf...“, heule ich und sacke noch ein Stück tiefer in mich zusammen. „Kaum kommt ein Kerl daher gelaufen, werfe ich all meine Prinzipien über den Haufen! Ich gehöre in die Hölle! Bestimmt lassen die mich da aber auch nicht rein!“

„Hey, beruhige dich, Achim!“, meint Theo lachend und schlingt seine Arme von hinten um meinen Bauch. Sein Kopf lehnt an meinem Rücken und resigniert drehe ich mich zu ihm.

„Weißt du, dass ich gerade meinen Freund mit dir betrogen habe? Ich bin nicht besser als du!“, jammere ich und lasse wieder den Kopf hängen.

„Du meintest, es sei noch nichts ernstes!“, erwidert Theo seelenruhig.

„Das könnte es aber werden!“, meine ich patzig und stehe abrupt auf, so dass Theo mich loslassen muss.

„Versteh' doch! Ich will so was einfach nicht machen! Ich komme mir dabei so schäbig vor, Theo!“, versuche ich es ihm zu erklären. „Alex ist wirklich nett und das hat er echt nicht verdient! Ich hatte gehofft, dass ich durch ihn über dich hinweg komme und dann stehst du plötzlich in der Tür!“ Ich lasse hilflos die Schultern hängen und schaue zu Theo. „So habe ich mir das echt nicht vorgestellt...“, meine ich enttäuscht.

Ich knabbere an meinem Fingernagel des Zeigefingers und bleibe in der Mitte des Raumes stehen. „Ich weiß nicht was ich jetzt machen soll.“

„Willst du lieber mit ihm oder mir zusammen sein?“, fragt Theo mich und setzt sich im Bett auf.

„Mit dir...“, murmele ich.

„Wo ist dann das Problem?“

„Herrje! Das sage ich dir schon seit du mir gesagt hast, dass du eine Freundin hast! Die ist nämlich das Problem!“, meckere ich gereizt.

„Wenn ich meine Freundin behalte, kannst du meinetwegen auch deinen Freund behalten.“

„Was ist das denn für ein Mist?! Nur weil du das machst, mache ich nicht einfach das selbe!“, schnauze ich Theo wütend an. „Wieso hängst du so an ihr?“, frage ich ihn bitter. „Was ist so toll an ihr, dass du lieber bei ihr bleibst als bei mir?“

„Du verstehst das nicht...“, murrt Theo.

„Dann erkläre es mir doch, damit ich es verstehe!“, bitte ich ihn eindringlich. „Ich will dich ja verstehen, aber du sagst mir nie etwas, du machst es mir nicht sehr einfach!“

Theo lehnt sich vor und sucht nach seiner Boxershorts, die unter all den anderen Klamotten auf dem Boden liegt. Er steht vom Bett auf und zieht sie sich über.

„Sie ist schwanger.“

Entsetzt sehe ich ihn an. „Das kannst du mir nicht früher sagen?!“, schreie ich ihn fassungslos an.

„Scheiße... Scheiße! Scheiße! Scheiße!“, fluche ich und laufe zu meiner Balkontür, doch gerade als ich sie aufreißen will, um frische Luft zu schnappen, kommt mir in den Sinn, dass ich noch splitterfasernackt bin.

„Ist sie von dir schwanger?“, frage ich Theo und drehe mich um, um ihn anzusehen. Theo knabbert auf seiner Unterlippe. „Von wem denn sonst?“

„Das meine ich ernst! Ist sie wirklich von dir schwanger?“

„Ja, ist sie! Wieso fragst du?“

„Hätte doch sein können, dass sie es dir nur unterschieben will!“, meckere ich außer mir. „Wieso sagst du mir das nicht früher? Wieso lässt du mich in mein Verderben rennen?“

„Weil ich auch Gefühle für dich habe!“, murrt Theo und sieht mich ernst an, nachdem er in Hose und Shirt geschlüpft ist. „Das ist nicht alles nur Spaß gewesen. Ich binde es nur nicht jedem auf die Nase, wenn ich jemanden mag.“

„Du hättest mir das alles früher sagen sollen!“

„Hätte ich, jetzt ist es zu spät.“

„Und jetzt? Wieso bist du hergekommen?“, frage ich ihn und spüre einen ziemlich großen Kloß in meinem Hals.

„Ich habe dich vermisst...“

„Theo...“ Ich seufze und raufe mir die Haare. „Scheiße! A-aber wenn du sie nicht liebst, dann kannst du sie abweisen! Du musst doch nur für das Kind Verantwortung übernehmen! Keiner hat gesagt, dass du sie jetzt heiraten oder dich ewig an sie binden musst!“

„Ich weiß, aber... Das ist alles nicht so einfach.“

„Liebst du mich?“, frage ich Theo ganz direkt. Er schaut zu mir und schluckt.

„Ja, wie wahnsinnig!“, gesteht er mir geknickt. Ich nicke und gehe zu ihm, umarme ihn und drücke Theo fest an mich. „Dann mach uns nichts mehr vor! Wir finden schon eine Lösung!“

Kapitel 9: Versprechen

Nachdenklich sitze ich mit einer Pizza vor dem Fernseher und gucke einen Film, bin in Gedanken jedoch komplett in einer anderen Welt. Ich knabbere an einem Pizzastück und kann es immer noch nicht fassen, dass Theo seine Freundin geschwängert hat. Das nimmt alles irgendwie immer größere Ausmaße an. Wieso stecke ich da überhaupt mit drin?

Einen Moment schwebt man auf Wolke Sieben und im nächsten fällt man auf den harten Boden der Realität. So habe ich mir meine erste Liebe wirklich nicht vorgestellt!

Grummelnd beiße ich ein größeres Stück von der Pizza ab und kaue angestrengt darauf herum.

„Im Grunde genommen, ist er nicht dazu verpflichtet bei ihr zu sein. Er muss doch nur für das Kind da sein...“, überlege ich. Seufzend lehne ich den Kopf an die Rückenlehne des Sofas. „Was mache ich jetzt mit Alex?“

Die angebissene Pizza werfe ich zurück in den Karton und lege die Beine auf den Tisch. Ich wollte das Wochenende mit Alex verbringen und jetzt ist es total chaotisch und ich weiß einfach nicht was ich tun soll.

Wenn ich das mit Theo wirklich durchziehe, dann wird die Sache erst recht kompliziert. Mit Alex wäre es umso vieles einfacher, außerdem wird Alex demnächst nicht Vater.

Ich schaue auf den Fernseher und seufze. Wo habe ich mich da nur reingeritten?

Es klingelt an der Tür. Meine Güte, wer ist es denn jetzt? Theos Freundin? Das hätte mir wirklich noch gefehlt!

Mürrisch stehe ich auf, laufe in den Flur und öffne ruckartig die Tür.

„Die Party war blöd, ich bin einfach abgehauen.“ Alex sieht mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an und beugt sich vor, um mir einen Kuss zu geben. Ein wenig überrascht, dass er doch noch vorbeigekommen ist, erwidere ich den Kuss nur zögerlich.

„Was denn? Keine stürmische Begrüßung? Immerhin habe ich dich nun doch nicht sitzen gelassen!“, meint Alex amüsiert.

„Es war ein ziemlich wirrer Tag...“, erwidere ich und versuche mich an einem Lächeln.

„Hat es was mit diesem Typen zu tun, der vorhin vorbeigekommen ist?“, will Alex wissen und entledigt sich seiner Schuhe. „Isst du Pizza?“ Er folgt dem Duft ins Wohnzimmer, setzt sich auf das Sofa und schnappt sich ein Stück.

„Ja, um ehrlich zu sein... Es hat etwas mit euch beiden zu tun!“ Jetzt muss ich es ihm wohl oder übel sagen. Yay, wie freue ich mich darauf!

„Dann schieß mal los!“, meint Alex und macht es sich auf dem Sofa gemütlich. Auffordernd sieht er mich an und so setze ich mich zu ihm.

„Also... Theo ist meine erste Liebe. Der Junge, der vorhin da war.“

Alex zieht die Augenbrauen hoch. „Aha.“

„Na ja, die Sache ist kompliziert, weil er die Beziehung mit seiner Freundin nicht beenden wollte. Ich habe es dann beendet, aber irgendwie... Wir konnten einfach nicht voneinander loslassen und ich habe mich so schrecklich gefühlt, weil er doch eine Freundin hat und dann habe ich dich in der Bar getroffen.“

„Wieso war er dann heute hier?“, fragt Alex lauernd und beugt sich vor.

„Er wollte mit mir reden...“

„So, reden! Oder auch was anderes?“, fragt Alex und zieht die Augenbrauen zusammen. Ich komme mir vor wie bei einem Kreuzverhör. Ich lege den Kopf schief und nestele nervös an meinem Hosenbein herum. „Na ja...“

„Ihr habt also miteinander geschlafen?“

Beschämt nicke ich und schaffe es nicht einmal Alex ins Gesicht zu sehen.

„Es ist mir egal, was mit diesem Typen ist. Mir ist es ernst mit dir, Achim! Ich will mit dir zusammen sein und glaub ja nicht, dass ich klein beigebe, nur weil dein Ex dauernd hier aufkreuzt und Sex mit dir haben will!“, erklärt Alex mit drohendem Unterton in der Stimme.

„Tut mir leid! Ich wollte es ja nicht so weit kommen lassen, aber... Wir haben gestritten und irgendwie waren unsere Gemüter erhitzt und dann ist es halt passiert...“, gestehe ich ihm.

„Du hast also mit ihm geschlafen, direkt nachdem ich gegangen bin?“, fragt Alex nüchtern. Ich nicke deprimiert.

„Liegt dir noch was an ihm?“

Erneut nicke ich.

Alex wirft die Pizza zu meinem angebissenem Stück zurück in den Karton und holt tief Luft. Er greift nach meinem Kinn und hebt meinen Kopf an, verpasst mir eine schallende Ohrfeige, die gesessen hat und lässt wieder von mir ab.

Mit aufgerissenen Augen starre ich zur Sofalehne. Meine Wange brennt wahnsinnig, aber ich habe es wohl verdient.

Schweigend sitzen wir auf dem Sofa, während im Hintergrund der Film läuft. Die Stille ist erdrückend.

„Willst du überhaupt mit mir zusammen sein?“, fragt Alex nach einer Weile. So richtig darüber unterhalten haben wir uns noch gar nicht über dieses Thema.

Ich schlucke. „Das ist schwer, weißt du...“ - „Was soll daran bitte schwer sein?!“, meckert Alex und sieht mich wütend an.

„Weil ich Theo mag, dich aber auch! Mit Theo ist es kompliziert und ich weiß, dass es mit dir klappen kann! Ich habe dich gern und du bist toll, aber...“ Ich lasse den Satz offen und knabbere auf meiner Unterlippe.

„Also wählst du den komplizierten Weg?“, fragt Alex.

Ich ziehe die Beine an und senke meinen Kopf auf meine Knie, während ich meine Arme um die Beine schlinge. „Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.“

„Du weißt es nicht? Es ist doch ganz einfach! Entweder er oder ich!“, entfährt es Alex gereizt.

Soll ich die Vernunft oder die Liebe entscheiden lassen? Meine Güte, dass ist wie in so einem Jane Austen Roman meiner Mutter!

„Ich kann mich aber nicht so schnell entscheiden!“, meckere ich, weil es mir langsam einfach alles zu viel wird. Ich komme mir vor wie eine Marionette, die nur nach den Wünschen der anderen tanzen soll.

„Was willst du dann?“, fragt Alex mich und beugt sich vor.

„Ich will jetzt einfach nur meine Ruhe haben.“

„Gut, dann ruf mich an, wenn du eine Entscheidung getroffen hast.“ Alex steht vom Sofa auf und hastig greife ich nach seiner Hand, um ihn zurückzuhalten. „Das war keine Absicht, verstehst du? Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen! Es tut mir leid!“

Alex seufzt und streicht mir über die Wange. „Die Ohrfeige tut mir auch leid. Ich wollte nicht so grob zu dir sein.“

Ich lächele schwach und lasse Alex' Hand los. Er verlässt das Wohnzimmer und kurz darauf höre ich, wie die Tür zuschlägt.

Als hätte Merle nur darauf gewartet, springt sie auf Alex' Platz und macht es sich dort gemütlich.

„Und? Wen von den beiden magst du lieber?“, frage ich sie, doch Merle scheint lieber schlafen zu wollen und schließt die Augen. Seufzend lehne ich mich gegen die Rückenlehne des Sofas und gucke den Film zu ende.

 

Spät am Abend liege ich im Bett und tue kein Auge zu. In letzter Zeit schlafe ich sowieso ziemlich schlecht. Die ganzen Probleme, die an mir nagen, sind einfach viel zu stressig.

„Ich habe nicht mal einen besten Freund, mit dem ich darüber reden kann...“, murre ich. Die Jungs aus meiner Klasse sind ja ganz okay, aber keine Leute, für die ich meine Freizeit opfern würde. Der Kram über den sie reden ist auf Dauer einfach nur langweiliger Einheitsbrei und ich habe keine Lust über irgendwelches perverses Zeug zu reden.

Mit Theo und Alex habe ich zwar auch nicht ganz so viel geredet, aber doch schon so einiges. Mit Theo kann ich mich zum Beispiel prima über Filme und Tiere unterhalten, mit Alex hingegen über Musik und andere Dinge. Allerdings kann ich es leider nicht davon abhängig machen mit wem ich letztendlich zusammen sein will.

Ich greife nach meinem Handy und scrolle im Adressbuch herum. Ich halte mein Handy ans Ohr und vernehme das gleichmäßige Tuten, dann ein 'Klick'.

„Es ist spät, bist du auf Telefonsex aus oder warum rufst du um diese Uhrzeit an?“, höre ich Theos verschlafene Stimme und ein unterdrücktes Gähnen.

„Weiß nicht, ich wollte mit dir reden. Was du nebenbei machst, ist mir gleich.“ Theo lacht und auch ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.

„Hast du dich schon entschieden?“, frage ich Theo.

Er atmet tief aus, sagt jedoch nichts. „Hast du doch oder?“, frage ich ihn hoffnungsvoll.

„Die Sache hat nur einen Haken. Ihre Eltern haben sie rausgeworfen, als sie gehört haben, dass sie schwanger ist. Jetzt wohnt sie bei mir. Ich kann sie doch schlecht in ihrem Zustand rauswerfen.“

„Das hört sich an wie eine Ausrede...“ Die Enttäuschung kann ich nur schwer verbergen.

„Was soll ich denn machen?“, fragt Theo. „Soll ich sie samt Baby auf die Straße werfen?“

„Sie kann sich doch eine Bleibe suchen oder mit ihren Eltern reden oder zu Verwandten ziehen!“

„Glaub mir, Achim! Das haben wir alles schon durchgekaut!“, meint Theo und seufzt.

„Heißt das, sie liegt jetzt bei dir im Bett?“, frage und beiße mit den Zähnen auf die Unterlippe.

„...“

„Theo.“ Ich schlucke und schließe kurz die Augen. „Weißt du was? Ich glaube, das wird nichts mit uns beiden!“, entfährt es mir bitter. „Ich will mit dir zusammen sein, aber so geht das einfach nicht!“

„Ich wünschte, es wäre einfacher. Für uns beide.“ Theos Stimme klingt ein wenig belegt am anderen Ende des Apparates.

„Ja, ich auch.“ Ich lege auf und starre auf mein Handy, ehe ich es zu Boden werfe und mich unter meiner Bettdecke verstecke und mühsam versuche mein Schluchzen zurückzuhalten.

Ich höre, wie mein Handy vibriert und lasse meine Hand unter der Decke heraus, taste suchend den Teppich nach dem Handy ab, berühre es mit den Fingerspitzen und greife danach.

Theo hat mir eine Nachricht geschickt, dabei soll er es doch nicht mehr machen. Ich wische mir über die Augen und öffne die Mitteilung.

Vielleicht nicht in diesem Leben, aber in jedem anderen gehöre ich dir. Versprochen!

Somit scheint die Entscheidung wohl gefallen zu sein. Schniefend starre ich auf die SMS und lege mich wieder im Bett zurück.

„Verdammt! Ich will dich aber in diesem Leben haben!“, schluchze ich und wische mir über die verheulten Augen. „Wieso lässt du mich nicht?!“

Gefrustet wähle ich Alex' Nummer.

„Achim... Ich habe schon geschlafen...“, murmelt er mir müde entgegen.

„Kannst du herkommen? Du kannst hier weiter schlafen!“, bitte ich ihn ohne Umschweife.

„Ist was passiert? Du klingst verheult.“

„Geht schon. Kommst du her? Bitte...“, flehe ich ihn mit zitternder Stimme an.

„Okay, bin schon unterwegs.“

Ich lege auf und fahre mit meinen Händen durch meine Haare, streiche sie zurück und verschränke beide Arme über mein Gesicht, ehe ich hemmungslos weine und mich nicht länger zurückhalten kann.

Kapitel 10: Abschied

„Mach dir nichts draus, ihm ist es bestimmt auch schwer gefallen...“, murmelt Alex und schniefend verstecke ich mein Gesicht an seiner Halsbeuge. Seine Finger streichen ruhig über meinen Rücken, während er mich fest umarmt.

„Ich hatte echt gedacht, wir schaffen das irgendwie...“

„Na ja, es läuft nun mal nicht immer so wie man es sich wünscht und er ist dein erster Freund gewesen und wahrscheinlich auch nicht dein letzter.“ Alex gibt mir einen Kuss auf den Kopf und als ich mich etwas zurückziehe, reibe ich mir die Augen und sehe auf ihn herunter.

„Ich will dich nicht als Kummerkasten benutzen. Ich habe nur niemanden mit dem ich darüber reden kann...“

Alex lächelt und streicht mir über die Wange. „Ist schon gut. Wenn es dir hilft, dann ist es okay. Ich will nur, dass es dir wieder besser geht.“

„Ja, ich bin froh, dass ich dich habe!“ Ich lächele und beuge mich herunter, um ihn zu küssen. Alex schlingt die Arme um meinen Rücken und so lege ich mich bäuchlings auf ihn. Alex' Hand gleitet von meinem Rücken herunter, wandert in meine Hose, landet auf meinem Hintern und massiert ihn ausgiebig, ehe sich auch seine andere Hand hinzugesellt und er meine Boxershorts auszieht. Ich lasse es zu und zerre ebenfalls an seiner, ziehe sie ihm aus und setze mich auf Alex' Bauch, während er mich mit seinen Fingern weitet. Nach einigen Minuten setze ich mich auf seinen Penis und bewege mich leicht mit dem Becken auf und ab, stütze mich auf seiner Brust ab und schaue auf Alex herunter, während wir es miteinander treiben.

 

„Achim!“

Ruckartig fahre ich aus dem Schlaf und blinzele verwirrt, sehe mich um und starre im nächsten Moment direkt in die entsetzten Augen meiner Mutter. Mein Vater steht dahinter und zieht die Augenbrauen hoch.

„Wer ist das?!“, fragt sie und zeigt mit ihrem Finger auf Alex, der nun ebenfalls wach geworden ist und sich gähnend neben mir auf dem Bett aufsetzt.

„Morgen.“ Er versucht sich an einem Lächeln, aber scheinbar ist meinen Eltern gerade nicht danach, nachdem sie ihren Sohn mit einem Fremden vollkommen nackt im Bett erwischt haben.

„Anziehen und in die Küche! Alle beide!“, meint meine Mutter streng und schiebt meinen schaulustigen Vater aus dem Zimmer.

„Wollten sie nicht heute Abend heimkommen?“, fragt Alex mich. Ich nicke versteinert und habe keinen blassen Schimmer, wie ich meine Eltern davon überzeugen soll, dass ich auf Kerle stehe. Soll ich ihnen dann auch beichten, dass ich eine Affäre gehabt habe oder bringt sie das gleich ins Grab?

„Das wird schon.“ Aufmunternd sieht Alex mich an, erneut nicke ich und presse die Lippen fest aufeinander. Ich beuge mich ein wenig vor und küsse Alex, um mich zu beruhigen. Seine Hand streicht beruhigend über mein Bein und wären wir alleine, würde ich es wohl auch begrüßen, wenn sie zwischen meinen Beinen verschwinden würde, so aber schiebe ich sie hastig weg, schlage die Bettdecke zurück und ziehe mir etwas über. Alex tut es mir gleich.

Wir gehen in die Küche und nervös nestele ich an meinem Shirt. Meine Eltern warten bereits und sehen auf, als wir in die Küche treten.

„Habt ihr uns was zu sagen?“, fragt meine Mutter uns auffordernd.

Ich schlucke und werfe einen kurzen Blick zu Alex, der mir zunickt und nach meiner Hand greift.

„Also, das ist Alexander. Mein Freund. Wir sind zusammen und ja, ich stehe auf Männer!“, erkläre ich es ihnen hastig.

„Wieso haben wir das nie bemerkt?“, fragt mein Vater meine Mutter.

„Na ja, er war schon immer sehr weinerlich...“, murmelt sie.

„Daran wird es wohl kaum liegen oder?“

„Also stört es euch nicht?“, frage ich hoffnungsvoll. Meine Eltern sehen mich an, ehe sie sich beide kurz einen Blick zuwerfen.

„Nein, ich denke nicht. Wir sind nur ein wenig enttäuscht, dass wir es so erfahren mussten. Verhütet ihr wenigstens?“ Meine Mutter sieht uns mit ernster Miene an.

„Na ja, also die letzten beiden Male nicht... Wir... Wir hatten keine Kondome mehr...“, gestehe ich kleinlaut und kann ihnen nicht in die Augen sehen, so peinlich ist mir das.

„Gut, dann macht ihr es erst wieder, wenn ihr Kondome habt! Am besten ich bestelle welche. Sicher ist sicher!“, meint meine Mutter entschlossen.

„Ah, ich kann sie besorgen!“, meint Alex hastig.

„Dann mach das auch! Geht euch waschen, ich mache Frühstück!“

Alex nickt heftig mit dem Kopf. Froh, dass meine Eltern es so gut verkraftet haben, umgreife ich Alex' Hand fester und zerre ihn hinter mir her ins Badezimmer, wo ich ihm stürmisch um den Hals falle und küsse.

„Danke! Ohne dich hätte ich das ganz sicher nicht überlebt!“

Alex grinst breit und zieht mir das Shirt aus. „Dann können wir ja noch ein wenig Spaß haben.“ Er leckt sich über die Lippen und hastig ziehen wir uns die Klamotten aus, verschwinden unter der Dusche und holen uns gegenseitig einen runter.

 

Mit dem Bein auf und ab wippend sitze ich im Behandlungszimmer beim Tierarzt, zwischen anderen Haustierbesitzern und versuche ruhig zu bleiben.

Merle hat es mal wieder geschafft, dass ich Theo nicht aus dem Weg gehen kann. Wieso muss meine Katze nur immer so tollpatschig sein?

Mürrisch schaue ich in die Transportbox auf meinem Schoß in der meine Katze seelenruhig liegt und mich aufmerksam ansieht. Versucht sie Amor zu spielen?

Seufzend sehe ich auf ihre blutige Pfote. Irgendein Idiot hat wohl eine Flasche zertrümmert und liegen gelassen und ich darf mit den Konsequenzen leben. Schönen Dank auch, du unbekanntes Arschloch!

Grummelnd sehe ich zu, wie einer nach dem anderen im Behandlungszimmer verschwindet. Du meine Güte, heute ist wirklich ziemlich viel los!

Der nächste Kunde verlässt das Behandlungszimmer und kurz darauf steht Theo in der Tür und winkt mich herein. Mein Herz klopft wahnsinnig schnell. Hektisch stehe ich auf und folge ihm. Herr Berns begrüßt mich und dann beginnt die übliche Prozedur. Mit Ach und Krach schaffen wir es Merle aus der Transportbox zu zerren, die sich mal wieder sträubt wie sonst was.

Beruhigend kraule ich sie im Nacken und sehe zu wie Herr Berns ihre Pfote untersucht und auswäscht.

Mein Blick fällt auf Theo, der mal wieder am Computer sitzt und darauf starrt als wäre er in Trance. Ich mustere ihn und verziehe meinen Mund. Mein Blick fällt auf seine Hände, nach denen ich mich so sehr sehne. Seine Haare sehen heute so herrlich wuschelig aus und dank seiner Bermudas kann ich deutlich seine Beine sehen.

Ich wende den Blick ab und würde zu gerne mit ihm sprechen, aber ich weiß nicht worüber und über seine Beziehungsprobleme will ich ganz sicher nichts wissen. Ich will nur wissen, ob er seine Entscheidung bereut und am liebsten bei mir sein würde oder ob es ihm gleich ist.

Merle maunzt und so kraule ich sie weiter, nachdem ich inne gehalten habe.

„Sieht nicht gut aus. Ich werde einen Teil der Pfote entfernen müssen.“ Herr Berns schaut ziemlich besorgt drein. Ich ziehe die Stirn kraus. „Wie viel?“, frage ich nervös. Er zeigt es mir. Eine Kralle würde dann fehlen.

Ich presse die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Geht denn zurzeit wirklich alles schief? „I-ich kann nicht so einfach... Das geht zu schnell...“, murmele ich. Was soll ich denn jetzt machen? Ich will ja nicht, dass Merle leidet. Es soll ihr doch gut gehen.

„Es ist nicht schlimm, sie kann hinterher immer noch herumlaufen!“, beruhigt der Tierarzt mich. Ich werfe einen verstohlenen Blick zu Theo, der zu uns sieht. Ich senke den Blick und nicke langsam.

„Gut, du kannst sie dann morgen früh abholen.“

Mit den Nerven am Ende, verlasse ich die Praxis ohne Katze und schlurfe deprimiert den Weg entlang. Ich höre schnelle Schritte hinter mir, drehe mich um und sehe wie Theo auf mich zugerannt kommt. Keuchend bleibt er vor mir stehen und holt tief Luft. Ich sehe zu ihm auf und schlucke. Ohne viel zu überlegen, umarme ich ihn und drücke den Jungen fest an mich. Theo zögert einen Moment, ehe er die Arme um mich schlingt.

Ich atme seinen Geruch tief ein, seine warme Haut fühlt sich gut an und seine starken Arme, die mich im Arm halten, würde ich zu gerne an meinem ganzen Körper spüren. Theos heißer Atem streift meinen Nacken und es kribbelt dort angenehm.

Widerstrebend löse ich mich von ihm und versuche mich an einem Lächeln.

„Ich kümmere mich um Merle.“ Theo sieht mich ernst an. Ja, in dem Punkt kann ich mich auf ihn verlassen.

„Danke.“ Ich winke ihm kurz zu und lasse ihn stehen, gehe langsam heimwärts und vermisse Theo jetzt schon. Schon komisch. Im Grunde genommen weiß ich nicht sehr viel über ihn. Ich kenne seine Familie nicht, ich weiß lediglich, dass er Tiere und den ersten Teil von Fluch der Karibik mag und ziemlich speziell ist.

Ich lache auf und stecke meine Hände in die Hosentaschen. Wie heißt es so schön? Die erste Liebe vergisst man nicht? In meinem Fall wird das wahrscheinlich sogar stimmen.

Ich ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche und wähle Alex' Nummer. „Hey, ich bin's! Hast du Lust dich mit mir zu treffen? Ja, in der Stadt. Okay, bis nachher!“ Ich lege auf und lasse das Handy wieder in meiner Tasche verschwinden.

Schnell laufe ich den Fußgängerweg entlang und renne nach Hause, vorbei an parkenden Autos, diversen Wohnhäusern und Passanten, denen ich geschickt ausweiche.

Beim Laufen fühle ich mich leicht, fast schwerelos, als würde alle Last von mir abfallen. Es wird dauern, bis ich über Theo hinweg komme. Dazu ist einfach zu viel passiert, mal ganz davon abgesehen, dass meine Gefühle noch immer verrückt spielen, sobald ich ihm über den Weg laufe. Ich kann nur hoffen, dass wir irgendwann darüber lachen können. Eine vorwitzige Träne rinnt mir aus dem Augenwinkel und verstohlen wische ich sie weg. Außer Atem werde ich langsamer, erreiche mein Elternhaus und verschwinde darin, um mich für das Treffen mit Alex fertig zu machen.

Kapitel 11: Ich bin dein

Zwei Jahre später...

 

Lächelnd lasse ich eine hübsche junge Frau an mir vorbei, halte ihr die Tür auf und betrete anschließend selber das Café. Ich lasse meinen Blick über die Kunden wandern und erblicke Alex. Grinsend schleiche ich auf ihn zu und umarme ihn von hinten, so dass er kurz erschrocken zusammenzuckt. Ich gebe ihm einen flüchtigen Kuss in den Nacken.

„Erschreck' mich doch nicht so!“, meint er lachend, ergreift meine Hand und gibt mir einen Handkuss.

Mit der freien Hand streiche ich über sein dichtes Haar und würde zu gerne meine Nase darin verstecken.

„Hey, fummel nicht immer an meinem Freund herum, Achim!“ Ich drehe mich um und grinse Shawn verschmitzt an. Der gutaussehende schwarzhaarige Brite nähert sich unserem Tisch und gibt mir einen Kuss auf die Wange, was ich nur zu gerne erwidere. Shawn setzt sich neben Alex und während die beiden sich gegenseitig verschlingen, setze ich mich auf einen Stuhl ihnen gegenüber.

Die Beziehung mit Alex war leider nur von kurzer Dauer, dafür aber sehr intensiv und liebevoll, so wie ich es mir immer gewünscht habe. Inzwischen ist er mit Shawn zusammen, der sich auf einem Deutschlandtrip hoffnungslos verlaufen hat und einfach hiergeblieben ist und sich genauso hoffnungslos in Alex verliebt hat. Die beiden passen gut zusammen und ich denke es wird etwas länger halten als meine Beziehung mit Alex.

„Hier, trink meinen Kaffee!“, meint Shawn und schiebt ihn mir zu. „Keine Ahnung, was heute mit den Kellnern los ist, aber es dauert ewig bis man bestellen kann und es auch bekommt!“

Lachend nehme ich die angebotene Tasse an und genieße es, den Kaffee zu trinken. Ich beobachte die beiden Liebhaber, wie sie sich etwas zuflüstern und Shawn dann lachend seine Stirn an Alex' Schulter lehnt. Die beiden sind wirklich süß, stelle ich fest. Komischerweise verspüre ich keine Eifersucht. Vielleicht liegt es daran, dass Shawn und ich uns so gut verstehen und auch viel miteinander unternehmen. In ihm habe ich einen guten Freund gefunden, mit dem ich über alles reden kann und der immer für mich da ist, wenn mich etwas bedrückt.

„Ich gehe noch mal kurz auf die Toilette!“, meine ich und stelle die Tasse ab. Ich kämpfe mich durch die engen Gassen zwischen den Tischen und steuere die Toiletten an, wo ich nach dem Öffnen der Tür direkt in einen Jungen hinein laufe.

„Ah, sorry!“, murmele ich und gehe einen Schritt zurück.

„Schon gut, ist ja nichts passiert!“, meint dieser grinsend und unauffällig lasse ich den Blick über ihn gleiten. Er hat blonde Haare, ein hübsches Lächeln, blaue Augen und einen kräftigen Körperbau. Der geht bestimmt ins Fitnesscenter.

„Na dann...“, meint er und geht zur Seite, um mir Platz zu machen.

„Danke.“ Ich gehe an ihm vorbei und grinse dümmlich vor mich hin. Der Kerl sah wirklich gut aus, obwohl ich doch eher auf dunkle Haare stehe.

Ich erleichtere mich, gehe anschließend wieder zu meinen Freunden und setze mich.

„Was habt ihr heute noch so vor?“, frage ich sie und Shawn wirft Alex einen kurzen Blick zu. „Ein neuer Film ist grade in die Kinos gekommen. Viel Action, so wie wir es lieben!“, meint er fröhlich.

„Wann geht’s denn los?“

„Gut, dass du fragst, wir sollten uns so langsam mal auf den Weg machen.“ Alex trinkt seinen Kaffee aus. „Wir sehen uns dann heute Abend, okay?“, fragt er mich. Ich nicke zustimmend und so verabschieden wir uns. Ich bleibe allein zurück und trinke langsam aus Shawns Tasse. Der Kaffee schmeckt doch nicht so gut. Ich trinke ihn lieber zuhause. Seufzend stelle ich die Tasse ab und fahre mir durch die Haare.

Eine warme Hand legt sich in meinen Nacken und ich spüre wie ein Daumen leicht über meine Haut streichelt. Lächelnd halte ich die Augen geschlossen und genieße die kleine Geste.

Ich seufze und hebe den Kopf an, spüre im nächsten Moment weiche Lippen auf meinen und schwebe im Nu' wieder auf Wolke Sieben, so stark wie mein Herz klopft. Ich schaue in Theos dunkle intensive Augen, als wir den Kuss lösen und er sich neben mich setzt.

„Benni!“, begrüße ich den kleinen Jungen auf seinem Arm freudestrahlend und reiße ihn Theo geradezu aus den Armen. Ben strahlt mich förmlich an und ich kann kaum an mich halten, als den kleinen süßen Hosenscheißer zu knuddeln. Er gluckst und patscht mir mit den Händen ins Gesicht.

„Wäre toll, wenn du dich mal so freuen würdest, mich zu sehen.“ Theo schaut mich schmollend an und lächelnd beuge ich mich zu ihm, um ihn zur Versöhnung zu küssen. Es wird ein ziemlich langer und intensiver Kuss, bis Ben mir an den Haaren zieht. Ich wische mir mit dem Handrücken verlegen über den Mund und spiele mit Bens winzigen Fingern.

Theo legt mir den Arm über die Schultern und schaut mir dabei zu. „Ich dachte, du kriegst ihn erst Montag?“, frage ich ihn.

„Ja, ihr ist was dazwischen gekommen. Ist wohl ein Businesstrip. Jedenfalls haben wir ihn jetzt übers Wochenende.“

Ich grinse und gebe Ben einen dicken Schmatzer auf die Wange.

„Wenn du so weiter machst, werde ich noch eifersüchtig!“ Theo zwickt mir mit der Hand ins Ohrläppchen und lachend lehne ich mich an ihn.

„Dein Vater ist eifersüchtig, hast du das gehört?“, flüstere ich Ben verschwörerisch zu. „Heute Abend im Bett ist er das ganz sicher nicht mehr.“

„Erzähl ihm doch nicht so einen Blödsinn! Dazu ist er noch viel zu jung!“, meint Theo empört.

„Weißt du was, Ben? Wenn du älter bist, zeige ich dir wie man sich küsst und sich einen runter holt und ganz viel anderes schmutziges Zeug.“

Theo gibt mir eine Kopfnuss und lachend sehe ich zu ihm. „Keine Sorge, ich bin ganz dein!“

„Na, dass will ich doch hoffen! Ich teile dich ganz sicher nicht mit so einem Jungspund!“ Theo grinst und küsst mich kurz.

„Gehen wir?“, fragt er und erhebt sich.

„Jetzt geht’s auf den Spielplatz, mein Süßer!“, erzähle ich Ben, der fleißig mein Shirt voll sabbert. Mit dem Baby auf dem Arm folge ich Theo, greife nach seiner Hand, dessen Finger sich sofort mit meinen verschlingen und lasse mich von ihm aus dem Lokal entführen, in eine ungewisse Zukunft, aber mit dem Mann an meiner Seite, in dessen Lächeln ich mich Hals über Kopf verliebt habe.

Impressum

Texte: Sandra Marquardt
Bildmaterialien: Weheartit
Lektorat: Lihiel
Tag der Veröffentlichung: 23.07.2013

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