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Ein neues Leben?

Nichts ist unmöglich – oder doch?! Ray, ein 21 – jähriger Teenager aus Berlin lebte, bis vor dem Krach, noch bei seinen Eltern. Er hatte das Abitur bestanden und begann in wenigen Monaten sein Studium in Pflegewissenschaften in San Francisco. Sein Traumberuf war schon seit Kinderjahren Altenpflegefachkraft. Als er diesen Wunsch seinen Eltern erzählte, stieß er auf Ablehnung. Der Beruf sei was für Frauen, nur Schwule übten ihn aus und es sei unmenschlich. Solche Antworten musste er sich über Jahre hinweg anhören. Ray war sich sicher, genau diesen Beruf ausüben zu wollen und hatte nach seinem Abitur die Ausbildung absolviert. 3 Jahre lang, Schule und Praxis. Sein Examen bestand er mit 1,2, das Beste in seiner Klasse. Seine Eltern waren nicht begeistert davon, unterstützen ihn nicht und gaben ihm kein Geld für sein Studium. Ray ist schwul, da war er sich sicher. Verliebt war er schon öfters, auch ein mal vergeben, aber seine ersten sexuellen Erfahrungen mit einem anderen Mann hatte er noch nicht. Seine besten Freunde kennt er noch aus der Ausbildung. Tina und Jay, 2 Geschwister aus Detroit, waren seit Beginn der Ausbildung mit Ray durch dick und dünn gegangen und wissen, dass er schwul ist. Tina ist heterosexuell, hat aber keinerlei Probleme damit, dass ihr Zwillingsbruder bisexuell und Ray homosexuell ist. Die Geschwister hatten ihre ersten gleichgeschlechtlichen Erfahrungen und Beziehung schon. Sie hatten schon immer ein offenes Ohr für Ray und lachten viel zu dritt. Doch letztens erst, gab es nichts zu lachen. Ray flog zuhause raus, als er sich outete. Er fand Unterschlupf bei den Geschwistern. Dort schlief er auf einer Matratze, bis sein nächstes Gehalt verdient war. Von diesem kaufte er sich ein Bett und richtete sich wohnlich ein. Ein Zimmer von 20qm² stand ihm ab da zur Verfügung. Zusammen mit Tina und Jay, seinen einzig gebliebenen Freunden nach seinem Coming out, wechselte er sich mit dem sauber machen, kochen und Einkaufen ab. Auch abends vor dem Fernseher gab es keinen Streit. Alle 3 haben die selben Interessen. Eines Tages im Praxisblock, noch während der Ausbildung, bekam Ray einen neuen Kollegen, Robin. Er war 19 Jahre alt und begann gerade seine Ausbildung. Er bewunderte Ray, wie weit er es schon gebracht hatte und beneidete ihn um seinen Studiumsplatz. Sie kamen Anfangs nicht gut miteinander aus. Ray hatte kaum Geduld mit ihm und Robin war sehr schüchtern. Nach einiger Zeit kam Robin auf Ray zu und bat ihn um ein Gespräch unter vier Augen. Ray, der eigentlich gar keine Lust auf ein Gespräch hatte, willigte ein. „Was hast du gegen mich? Du wirkst abweisend und kalt zu mir. Was habe ich dir getan?“ fragte Robin ihn schüchtern. „Du hast mir gar nichts getan, aber seitdem du hier auf dem Wohnbereich bist, klappt nichts mehr. Die Wohnbereichsleitung zweifelt plötzlich an mir, meinem Anleiter bin ich plötzlich nur noch im Weg und ich bin kurz davor, die Ausbildung hinzuschmeißen.“ Erzählte Ray ihm mit Tränen in den Augen. Ray erzählte ihm, das er immer von diesem Beruf geträumt hatte und er es sich nicht vorstellen kann, einen Anderen auszuüben und er wolle ja auch noch Pflegewissenschaften studieren. „Wieso ist plötzlich alles anders?“ Robin verstand die Welt nicht mehr. Er schaute Ray fragend an. „Na ich meine, dass mich niemand mehr hier ernst nimmt und plötzlich, von heute auf morgen, meinen, ich bin ja kurz vor meinem Examen und kann alles alleine.“ Gab Ray zurück. Er freute sich auf Beginn seines Studiums mit Tina und Jay, doch dazu musste er in 2 Wochen seine praktische Prüfung bestehen. Robin drückte ihm die Daumen und lächelte ihn an. „Ich habe gehört, hier gibt es einen homosexuellen Kollegen. Weißt du, wer das ist?“ fragte Robin ihn plötzlich ohne Vorwarnung. Ray stand wie angewurzelt da und wusste nicht, was er sagen sollte. Natürlich wusste er, wer das ist, denn er war gemeint. 3 Jahre hatte er es verstecken können und jetzt drohte er aufzufliegen. 1000 Fragen schossen ihm durch den Kopf. Wie würden die Kollegen regieren? Was würde die Leitung sagen? Konnte er sein Geheimnis Robin anvertrauen? „Ja, das weiß ich und ich weiß auch wer es ist.“ Gab er zurück. „Wer ist es?“ Robins durchdringende Blicke waren ihm unangenehm. „Ich...“ gab Ray leise zurück. „Aber sag es nicht weiter.“ „Ich bin auch homo und behalte es für mich, keine Sorge.“ Ray war froh, dass er seinem Kollegen trauen konnte und nun beide vom anderen ein Geheimnis wussten. Ray bestand seine praktische Prüfung mit 1,4 und hielt eine Woche später sein Zeugnis in der Hand und es rührte ihn zu Tränen, als er den Satz „Ab sofort darf Ray N. den Titel „Staatlich anerkannte Altenpflegefachkraft“ tragen“ las. Er hatte sein erstes Ziel erreicht. Das nächste war das Studium, welches nicht leicht werden würde. Das wusste er. Doch er hatte schon die 3 Jahre Ausbildung durchgehalten, die nicht immer leicht waren. Wieso sollte er also das Studium nicht schaffen? Damit hatte er die Möglichkeit, sich zur Wohnbereichsleitung, Pflegedienstleitung und sogar zum Einrichtungsleiter hochzuarbeiten. „Traumhaft“ dachte er. 6 Wochen später begann sein Studium zusammen mit Tina und Jay. Alle 3 hatten sich sehr gut darauf vorbereitet und einen neuen Freund gewonnen. Shucky, einen 19 Jahre alten Altenpfleger aus Los Angeles. Jay fragte Shucky in einer Lesung per Brief, ob er etwas von Ray wolle, weil er immer neben ihm sitzen wollte und ihn ansah. Shucky war schockiert. War er etwa schon geoutet? Wusste Jay davon, dass er Ray bewunderte und verehrte? Was sollte er bloß tun? Am Besten gar nichts sagen, dachte Shucky und sah auf den Tisch. „Was ist los?“ fragte Jay und riss Shucky damit aus seinen Träumen. „Ähm... Nichts, war nur am Überlegen, wen ich gleich noch versorgen muss...“ „Du weißt schon, dass du im Studium bist und niemanden versorgen musst?“ gab Jay überrascht und verwundert wieder. „Äh, was?! Wie? Wo? Wann? Wer?“ Stotterte Shucky. Jay lachte leise. „Woran denkst du denn gerade? An deine Traumfrau?“ neckte Jay ihn. „Traummann eher“ sagte Shucky kaum hörbar und schielte zu Ray, der ihn anlächelte. Shucky wurde rot und als es klingelte, verließ er schlagartig den Raum. Mit gesenktem Blick ging er zügig zur Tür und zur Bahn. Was hatte er bloß getan? Er konnte das Studium vergessen, wenn sie es rausbekommen haben. Er kennt Ray doch gar nicht. Nachdenklich und in Gedanken bei Ray fuhr er nach Hause.  Zuhause schrieb Shucky auf, was er alles über Ray wusste. Viel war es nicht, was Jay ihm schrieb. Ray, 21 Jahre aus Berlin, Deutschland, wuchs bei Pflegeeltern in New York auf und wohnt nun in San Francisco bei Tina und Jay. Mehr wusste er nicht. Abends lag er noch lange wach und dachte an Rays eisblaue Augen und die strohblonden Haare. Waren sie typisch für einen gebürtigen Berliner? Er wusste es nicht. Sollte er Jay fragen? Oder wäre das zu auffällig? Hat Ray vielleicht ausländische Wurzeln, die ihm diese eisblauen Augen und strohblonden Haare gaben? Immerhin war Jay der beste Freund von Ray und beste Freunde erzählen sich alles. Zumindest war es normalerweise so. Shucky beschloss, sich am nächsten Tag in der Mensa mit Ray zu unterhalten, um mehr über ihn herauszubekommen. Ray, Tina und Jay saßen noch lange nach der Uni zusammen und redeten. Hauptthema war Shucky, der junge schüchterne Boy auf Kalifornien. Ray schwärmte förmlich über den jungen dunkelhaarigen Kalifornier. Am nächsten Morgen an der Uni beobachteten die 3 Freunde, wie andere Stundeten einen Jungen anpöbelten und beleidigten. Sie gingen dran vorbei. Doch Ray blieb plötzlich stehen, warf seine Tasche Tina vor die Füße und ging in die Menge. „Hört auf mit dem Scheiß!“ schrie er. „Was soll der Bullshit?“ „Ey, wir wollen keinen Schwuchtel an der Uni haben, also verpiss dich und lass uns unsere Arbeit machen, Penner.“ Sagte Nick, ein älterer Naturwissenschaftsstudent im 3. Semester, der schon mehrere Verwarnungen bekommen hatte. „Eure Arbeit?! Spinnt ihr? Wieso überhaupt schwul?!“ Ray wurde sauer. Er mochte es nicht, wenn man sich schwächere Opfer aussuchte und ihnen etwas vorwarf. „Na, er hat es doch selber gesagt, dass er schwul ist.“ „Ray, ich habe nicht gesagt, dass ich schwul bin, sondern bisexuell. Aber ich dachte, sie lassen mich dann in Ruhe.“ Flüsterte Shucky ihm zu, der schwach in Rays Armen lag. Tina und Jay schützten die 2 Jungs und brachten Shucky zu dritt ins Sanitäterzimmer. Der herbeigerufene Arzt stellte eine geprellte Rippe und einen Nasenbeinbruch fest.

Altenpflegepraxis

Ray blieb noch bei Shucky im Krankenhaus. „Du hast Glück gehabt, Kleener.“ Sagte Ray zu ihm, der auf der Bettkante saß und sich um ihn kümmerte. „Danke, dass du eingegriffen hast. Hat mir viel bedeutet.“ „Schon okay, ruh dich aus und erhol dich gut, Shucky. Und pass auf, was du sagst. San Francisco ist nicht Kalifornien.“ Lächelte Ray und stand auf. „So, ich geh wieder. Ich komme dich morgen nach der Uni besuchen, ja? Schlaf gut.“ Ray lehnte sich über Shuckys Bett und umarmte ihn. Shucky sog seinen süßlichen Duft ein und wünschte ihm auch eine gute Nacht. Ray verabschiedete sich noch mit einem Winken von seinem neuen Freund und versprach ihm, am nächsten Tag direkt nach Uni ins Krankenhaus zu fahren. „Kleener“ dachte Shucky, als Ray weg war. Sein neuer Spitzname, den er in der Clique trug. Er dachte an Rays süßlichen Duft, die blauen Augen und blonden Haare, die Ray in die Augen hingen.Jay und Tina fragten Ray, als dieser zuhause war, wie es Shucky ginge und was der Arzt gesagt habe. Ray erzählte ihnen alles, nur die Umarmung behielt er für sich. In der folgenden Nacht träumte er von Shucky und wie sich die Freundschaft wohl noch entwickeln würde.Am nächsten Tag in der Uni wurden die 3 von Nick angesprochen, wie es ihrem Freund ginge. „Geht dich das was an?“ fuhr Ray ihn mit bösem Blick an. „Ich finde schon, denn immerhin liegt er wegen mir im Krankenhaus. Nicks Blick ging zu Boden. „Dich geht das rein gar nichts an, du...!“ Jay bemerkte, dass Ray kurz davor war, sich mit Nick prügeln und reagierte richtig. Er zog Ray zurück und in die Uni. Nick ließen sie stehen. „Was bildet sich dieser Vogel eigentlich ein? Erst schlägt er Shucky zusammen und will dann Informationen haben! Das ist so dämlich!“ Ray geriet in Rage. „Ray, reg dich ab. Es war doch freundlich von ihm.“ Entgegnete ihm Tina. „Stell dich noch auf seine Seite! Auf wessen Seite bist du, Tina? Willst du was von ihm oder was?!“ Ray erkannte sich selber nicht mehr wieder. Wie konnte er seiner besten Freundin so etwas unterstellen? Tina war gekränkt und ging fort. Die nächsten Tage sprachen sie kein Wort miteinander. Nur Jay stand zwischen ihnen und ging immer abwechselnd zu Tina und Ray, um Nachrichten zu überbringen. Doch ihm wurde das auf Dauer zu blöd und er ließ die Beiden alleine. Shucky kam eine Woche nach dem Vorfall wieder zur Uni und wunderte sich, dass die 3 zersplittert waren. Er fragt Jay, da er wusste, von ihm eine ruhige Antwort zu bekommen. „Nick hatte sich nach dir informiert und Ray ist ausgetickt. Mehr nicht.“ Gab Jay zurück. „Gib den beiden Ruhe. Das wird wieder.“ Jay und Shucky setzten sich in der nächsten Vorlesung nebeneinander und verfolgten das Geschehen.Ray hatte erneute Praxistage mit Robin, seinem neuen Kollegen. Die beiden Jungs kamen gut miteinander aus und funktionierten im Team super. Sie halfen sich gegenseitig und Robin scheute keine Müh und Not, Ray zu fragen, wenn er nicht weiter wusste. Ray war froh, dass sein Kollege ihn fragte, wenn er nicht weiter wusste. Zwar regte Ray sich innerlich noch ab und zu über Robin auf, wenn es sich um Kleinigkeiten handelte, die Robin wissen müsste, doch das legte sich auch bald. Die zwei wurden ein super Team, das ohne Absprachen funktionierte. Sie versorgten die schweren Bewohner gemeinsam und die leichten versorgte Robin ganz allein. Ray gab ihm nach jeder Schicht ein ehrliches Feedback, damit Robin an sich arbeiten konnte. Er tat es und verbesserte sich von Tag zu Tag. Er lernte den Umgang mit Magensonden, Stomaplatten und Injektionen früher als die Ausbildung es vorsah. Robin war ein sehr fleißiger Schüler, wie Ray bemerkte. Sie versuchten, so oft es der Dienstplan zu ließ, gemeinsam Dienst zu haben, damit sie an sich arbeiten konnten. Ray, als examinierter Altenpfleger und Robin im 1. Lehrjahr, der kurz vor seinem ersten Besuch des Lehrers stand. Grundpflege sollte er zeigen. Ray half ihm einen Bewohner zu finden und die Anamnese und Biografie zu schreiben. Er schaute sich, so oft es ging, die Grundpflege bei der Bewohnerin an, die Robin durchführte und schritt ein, wenn Robin etwas falsch machte oder falsch ansetzte. 3 Wochen später kam Robins Lehrer zu Besuch und Ray war in der Zeit Robins Anleiter geworden. Die Anleitung verlief super, Robin unterliefen kleine Flüchtigkeitsfehler, die aber nicht gravierend für die Benotung waren. Robin bekam eine 1,4 auf seine erste Überprüfung in der Frühschicht. Die Wohnbereichsleitung war begeistert von ihm und teilte ihm eine Gruppe von Bewohnern zu, die er zu versorgen hatte. Ray stand ihm selbstverständlich in der anderen Gruppe weiterhin für Fragen zur Verfügung, doch Robin sollte versuchen, die Gruppe allein zu versorgen und pünktlich fertig zu sein, wenn Übergabe war. Anfangs betreute er in der Spätschicht die Gruppe, da es nicht so viel zu tun gab und Ray und er 3 Bewohner gemeinsam versorgten, da diese nach mehreren Schlaganfällen schwer in der Versorgung geworden waren. Ray erzählte ihm in den Pausen die wichtigsten Informationen über bestimmte Bewohner. Robin bewunderte ihn, dass er so viel über die Bewohner und die Versorgung wusste. Als Robin im 2. Lehrjahr war, kam Ray eines Tages auf ihn zu. „Robin? Kommst du bitte mal zu mir? Ich muss mit dir reden.“ Rief Ray ihm während eines Bürotages aus dem Dienstzimmer des Wohnbereiches zu. „Was gibt es denn, Ray?“ Robin war nervös – was würde jetzt kommen? „Ich werde ab nächster Woche 14 Tage Urlaub haben, das heißt du musst den Bereich in der Spätschicht mit anderen Kollegen übernehmen. Ich werde ihnen sagen, wen du schon alleine versorgen kannst und sollst und die anderen Bewohner macht der Kollege oder ihr gemeinsam. Aber nicht du allein.“ Ray sagte das mit ernster Miene. Würde er überhaupt wiederkommen oder nicht? Was war los mit ihm? Robin verstand, was er meinte und versicherte Ray, sich mit den Kollegen abzusprechen. Er merkte, dass Ray etwas bedrückte und fragte nach. „Ach, ist eine lange Geschichte.“ Begann Ray. Er wollte weitererzählen, doch plötzlich schlug der Pieper Alarm. „Komm mit!“ rief Ray Robin noch im Vorbeirennen zu. Robin lief ihm hinterher. Bei dem Bewohner angekommen, schilderte die Tochter des Bewohners kurz Ray, was passiert war. Ray reagierte sofort. „Hol das Absauggerät und das RR - Messgerät. Schnell!“ Robin lief zurück zum Dienstzimmer, holte die Sachen und gab seiner Wohnbereichsleitung Bescheid. Ray kämpfte in der Zeit um das Leben des Bewohners. Robin stand daneben und konnte nichts tun, außer die Angehörigen hinauszubitten. Er rief den Notarzt. Als dieser eintraf, war Ray noch immer damit beschäftigt, den Kreislauf des Bewohners zu stabilisieren. Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Robin brach weinend zusammen und Ray schickte ihn, nach einer Beruhigsspritze vom Notarzt, nach Hause und gab ihm 2 Tage frei. Die Wohnbereichsleitung sah das genauso. „Es war zu viel für ihn. Es tut mir Leid.“ Entschuldigte Ray sich bei der Wohnbereichsleitung. „Schon okay, es war niemand anderes hier. Du musstest ihn mitnehmen, Ray.“ Gab diese zurück und gab ihm 45 Minuten früher frei als sonst. Ray rief am nächsten Tag Robin an und erkundigte sich, wie es ihm ginge. „Ja, es geht. Und dir?“ fragte Robin zurück. „Na ja, es war auch für mich das erste Mal, dass mir ein Bewohner in den Armen starb, sage ich mal so. Also auch ungewohnt. Aber wir haben richtig reagiert. Ich muss mich außerdem bei dir entschuldigen, Robin.“ „Entschuldigen? Wieso?“ fragte dieser entgeistert zurück. „Dich für eine solche Aufgabe mitzunehmen, war falsch. Du bist erst im 2. Lehrjahr und Sterbebegleitung bekommst du im 3. Lehrjahr. Es war zu früh.“ Entgegnete Ray ihm. „Ach, schon okay. Mir geht es auch schon wieder besser. Ich habe gut und lange geschlafen und ein Bad genommen. Mach dir keine Sorgen, Kollege.“ Ray lächelte am anderen Ende der Leitung. Es war das erste Mal, dass Robin ihn als „Kollege“ bezeichnete. Er mochte Robin, auch wenn er anfangs mit ihm Probleme hatte. 

Unerwarteter Besuch

Nach 4 Monaten Praxis kehrte Ray an die Uni zurück. Tina und Jay, die Zwillinge, mit denen er seit dem Kindergarten die beste Freundschaft pflegte, hatten sich wieder vertragen und freuten sich auf ihn. Er erzählte ihnen von Robin, wie gut er geworden ist und wie gut die Beiden miteinander klar kamen. Jay und Tina hatten sich in der vergangenen Zeit mit Shucky gut angefreundet und hingen mit ihm ab. Ray war auch wieder dabei und Nick hatte sich bei Shucky entschuldigt, doch seine Entschuldigung wollte Shucky gar nicht hören. Die 4 verstanden sich super und redeten offen und ehrlich über alles, was sie bedrückte. Auch Shucky wurde in die Gruppe aufgenommen. Sie gingen zu viert ins Kino oder abends feiern, wussten immer über die Anderen das Neuste und schenkten sich zu jedem noch so kleinem Anlass Etwas. Ray, Jay und Tina kamen zusammen mit Shucky in die Zwischenprüfung, die wichtig für die Versetzung ins 2. Semester war. Ray begann früh mit dem Lernen, Tina und Jay nicht. Ray sagte ihnen zwar, sie sollen mit Lernen beginnen, doch sie taten es nicht. Er legte Nachtschichten ein, lernte und lernte, wie er es noch nie zuvor getan hatte. „Der Stoff ist schwerer als für die Examsprüfung in der Ausbildung.“ Dachte er sich. Es klingelte an der Tür. „Wer ist das denn jetzt?“ regte Ray sich leise auf. „Hey, ich dachte, ich komme mal vorbei und frage dich eventuell ab.“ Antwortete ihm Robin. Ray stand in der Tür und wusste gar nicht, was er sagen sollte. Er stammelte ein „Ja klar gerne“ vor sich hin und setzte sich zurück an den Tisch, auf dem seine Lernsachen lagen. „Magst du was trinken?“ bot er seinem Gast an und gab ihm auf Wunsch ein Glas Wasser. Robin nahm sich die angefertigten Karteikarten und begann Ray abzufragen. „Erklären Sie die Durchführung einer subkutanen Injektion.“ Las Robin ihm vor. Ray brauchte nicht lange überlegen. Die Antwort sprudelte aus ihm heraus. „Richtig.“ Sagte Robin und lächelte. Robin fragte Ray 3 Stunden ab und dann machten sie eine Pause. „Ich mache uns was zu Essen. Hast du Besonderheiten wie zum Beispiel Vegetarisch oder so?“ fragte Ray seinen Gast. „Nein, ich esse eigentlich Alles, nur keinen Brokkoli. Dagegen bin ich allergisch.“ Gab Robin zurück und lächelte ihn an. „Klasse Kerl, der Ray. Und wie weit er es schon gebracht hat ... Wahnsinn!“ dachte er und sah Ray möglichst unauffällig an. Nach dem Essen ging es weiter mit Lernen und Ray und sein Gast lachten viel. Sie hatten eine Menge Spaß beim Lernen und Ray konnte Robin schon Vieles vorher erklären, bevor dieser es im Unterricht gehabt hatte. Doch Ray erklärte es seinem Schützling so, dass dieser es auf Anhieb verstand und umsetzen konnte. Ray war stolz auf Robin und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Robins Augen glitzerten dabei und als er bemerkte, dass Ray es sichtlich schwer fiel, die Berührung durchzuführen, bat Robin ihn, es zu unterlassen. Robin schlug Rays Hand weg und sprang auf. „Lass es bitte! Ich bin nicht wie du!“ schrie Robin und verließ Rays Wohnung, ehe dieser etwas sagen konnte.  Am nächsten Tag traf Robin Ray auf dem Wohnbereich, als dieser den Dienstplan abholen wollte. Er nahm sich Ray beiseite und entschuldigte sich für den gestrigen Tag. „Ach komm, lass gut sein. Ich verstehe dich“ sagte Ray leicht genervt, doch möglichst ruhig klingend. „Ray, dich bedrückt doch was. Willst du reden?“ fragte Robin ihn vorsichtig. „Ich will nicht reden. Schon gar nicht mit dir!“ keifte Ray ihn an. Robin war schockiert. Was war in Ray gefahren? Was ist in der Uni passiert? „Aber Ray ...“ Ray ließ ihn nicht zu ende reden. „Robin, lass es einfach. Vergiss es einfach. Vergiss dass es mich gibt!“ gab Ray ihm als Antwort und verließ das Dienstzimmer mit zügigem Gang und gesenktem Kopf. Robin schaute ihm noch nach. Ob er ihn wiedersehen wird? Vielleicht wurde er gefeuert. Das konnte Robin sich beim besten Willen nicht vorstellen. Wieso sollte die Einrichtung einen so fleißigen Mitarbeiter rausschmeißen? Robin konnte sich Rays Laune nicht erklären. Ray ging sauer und mit schlechtem Gewissen in Richtung Ausgang der Einrichtung. Er wusste selber nicht, was los war, doch er war froh, dass er jetzt 2 Wochen Urlaub hatte. Zusammen mit Jay und Tina hatte er einen Urlaub geplant. Urlaub in Berlin. Zurück in seine Heimat.  Der Flug verlief ruhig, sie schliefen und als sie in Berlin waren, fuhren sie zu Freunden von Ray, wo sie übernachteten. Eines Tages, sie waren schon einige Zeit in Berlin, klingelte es an der Tür. „Habt ihr irgendwem erzählt, dass wir hier sind?“ fragte Ray seine 2 Freunde. „Nein, haben wir nicht. Sollten wir?“ fragte Tina. „Nein, solltet ihr nicht.“ Gab Ray zurück. Er schaute durch den Spion und erschrak. Vor der Tür stand seine Mutter. Er öffnete einen Spalt die Tür. „Was willst du?“ fuhr er sie an. „Mit dir Reden, Ray. Es tut mir leid, dass ich deinen Berufswunsch nicht akzeptiert und dich wegen deiner sexuellen Neigung rausgeworfen habe. Bitte komm zurück zu mir.“ Entgegnete ihm seine Mutter mit Tränen in den Augen. Tina hatte sich ebenfalls an die Tür gestellt. Die Mutter begann plötzlich zu lächeln. „Nein, das ist nicht meine Freundin. Ich habe und werde kein Interesse an Frauen haben. Das sind Tina und Jay, meine besten Freunde. Ich kenne sie noch aus dem Kindergarten und zusammen studieren wir in San Francisco Pflegewissenschaften.“ Sagte er. „Schön. Das freut mich. Wie? San Francisco? Pflegewissenschaften? Was meinst du?“ fragte die Mutter. „Ich studiere zusammen mit Tina und Jay Pflegewissenschaften in San Francisco.“ antwortete Ray ihr. Seine Mutter war überrascht. „Wirklich? Alles Gute.“ Es klang so ironisch, dass Ray ihr nicht glaubte. „Kann ich reinkommen und wir reden in Ruhe?“ fragte sie ihn.  „Wenn es unbedingt sein muss, komm halt rein.“ Er öffnete die Tür und sie trat ein. „Ihr seid also seine besten Freunde. Schön, euch kennenzulernen.“ Begrüßte sie Tina und Jay. „Freut mich auch.“ Antworteten beide wie aus einem Mund. Die Mutter war über die Wohnung, in der die 3 lebten, überrascht. Tina und Jay ließen Ray und seine Mutter allein unter 4 Augen. Sie hatten viel zu besprechen und mussten sich dringend aussprechen. Dazu hatten sie jetzt die Gelegenheit.  Die Zwillinge kümmerten sich um den Kaffee, denn es war schon halb 4. Gemeinsam mit der Mutter tranken sie Kaffee und aßen Kuchen. „Wo ist Dad?“ fragte Ray. Seine Mutter wurde traurig. „Er ist vor einem halben Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich wollte es dir ja sagen, aber ich wusste nicht, wie ich dich erreichen konnte. Ich habe keine Telefonnummer von dir, keine Adresse, nichts.“ Antwortete sie. „Das tut mir leid, Mum.“ Antwortete er mit amerikanischem Akzent im Deutsch. „Kannst du nichts zu, Ray.“ „Unser Beileid natürlich auch.“ Gab Jay als Antwort. „Danke euch.“ Antwortete die Mutter. „Gerne.“  Sie saßen noch lange zusammen und die Mutter erzählte von früher. Ray nahm ihre Geschichte sehr mit, doch er hörte einfach nur zu und nahm sie in den Arm. Der erste engere Kontakt zwischen ihnen. Jay und Tina freute es. Auch Ray fühlte sich wohl, doch an eine Versetzung an eine Uni in Berlin, um Pflegewissenschaften weiter zu studieren, kam für ihn nicht in Frage. Er wollte in Amerika bleiben, koste es, was es wolle.  Am späten Abend brach Rays Mutter auf und ihr Verhältnis zu ihrem Sohn wurde besser, je öfter sie sich sahen und redeten. Als die 3 Freunde zurück in die USA aufbrachen, versprach die Mutter, sie zu besuchen. Ray freute sich auf das kommende Semester. Tina hatte es nicht geschafft und musste das erste Semester wiederholen. 

Katyas Wechsel

Am ersten Praxistag holte Ray Robin zu sich und entschuldigte sich bei ihm. Er begründete seine Entschuldigung, Robin nahm diese an und sie arbeiteten wieder als Team. Es war wie vor ihrem Streit. Robin arbeitete, so gut er konnte und es sein theoretisches Wissen zuließ, alleine und Ray half und zeigte ihm neue Methoden. Sie lachten auch im Dienst mehr als vorher und hatten mehr Spaß an der Arbeit. Ray arbeitete mittlerweile 2,5 Jahre nach seiner abgeschlossenen Ausbildung noch immer in der Einrichtung und wollte sich nicht versetzen lassen oder den Wohnbereich wechseln. Eines Tages kam seine Wohnbereichsleitung zusammen mit der Pflegedienst – und Einrichtungsleitung zu ihm und bat ihn um ein Gespräch. „Herr Neckater, Sie arbeiten nun schon 5 Jahre auf diesem Wohnbereich und drüben in der Geronto fehlt eine Fachkraft. Da Sie sehr zuverlässig arbeiten, haben wir an Sie gedacht. Was halten Sie davon?“ „Ich möchte nicht in die Geronto. Nicht, dass ich die Kollegen und die Arbeit dort nicht schätze, aber ich habe hier Robin, den Schüler, von dem ich Anleiter bin. Er braucht mich und die Bewohner würden mich auch vermissen.“ Antwortete er. „Wir verstehen Sie, aber denken Sie doch bitte an die Bewohner drüben. Hier sind genügend Fachkräfte vorhanden, die Robin weiter betreuen können.“ Argumentierte die Einrichtungsleitung. „Ich möchte hier bleiben. Verstehen Sie das bitte.“ Gab Ray zurück und verließ mit Tränen in den Augen das Dienstzimmer. „Er meint es wirklich so, dass er hier bleiben möchte. Dann müssen wir Katya fragen.“ Katya, eine 27 – jährige Fachkraft, die schon viel in der Geronto gearbeitet hatte, war über den Vorschlag überrascht. Sie fragte, wieso nicht Ray gefragt wurde und bekam die Antwort, dass Ray aufgrund von Robin abgelehnt hatte und nun Katya als nächst beste Fachkraft in Frage käme.  Robin kümmerte sich in der Zeit um Ray, der mit den Nerven am Ende war und darauf hoffte, dass Katya rüber wechselte. Nach einer halben Stunde, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, kam Katya auf ihn zu. „Ray? Du bleibst hier auf dem Wohnbereich und bleibst Robins Anleiter.“ Teilte sie ihm mit. „Also gehst du rüber ins. Nest, Katya?“ Ray konnte gar nicht glauben, was er hört. Sollte er sich freuen, dass er nicht wechseln musste oder traurig sein, weil Katya, seine Lieblingskollegin ging? Sie war nicht aus der Welt, nur auf einem anderen Bereich. Sie konnten sich weiterhin in den Pausen, nach Dienstschluss oder vor Dienstbeginn sehen und reden, gemeinsam Kaffee trinken und ihre Zigaretten genießen. Katya war seit Beginn von Rays Ausbildung sein Vorbild. Sie wusste davon und verhielt auch so wie ein gutes Vorbild es nun mal tat.  Sie war es auch, die Ray als Anleiterin bekam und wollte niemand anderes haben, außer Katya. Die beiden wurden, wie Ray und Robin jetzt, ein klasse Team, dass immer zueinander hielt und für gemachte Fehler gerade stand. Natürlich gab es Auseinandersetzungen, doch der Krach blieb nicht lange. Nach einem dienstfreien Wochenende war alles so, als hätte es eine Auseinandersetzung nie gegeben. Das bewunderten auch die Leitungen, die die Beiden regelmäßig im Auge hatten. Katya war auch nach der Ausbildung von Ray weiterhin sein Vorbild und verhielt sich kein Stück anders als sonst. Sie vertraute ihm noch immer und er ihr auch. Ray war zwar traurig, dass Katya den Bereich wechselte, doch es kamen nur sie und er für die Aufgabe in Frage und da er abgelehnt hatte wegen Robin, blieb nur sie und ihm war bewusst, dass sie schon seit Längerem in die Geronto wechseln wollte, nur kein Platz für noch eine examinierte Kraft verfügbar war. Da jedoch eine Kollegin in Schwangerschaftsurlaub gegangen war, war ein Platz frei geworden, den er ihr überließ, worüber sie dankbar und glücklich war. Sie hatte sich in ihrer Ausbildung auf die Aufgaben in der Gerontopsychatrie spezialisiert, nur so gut wie gar nicht dort gearbeitet, außer die 6 Wochen während ihrer Ausbildung wie er. Somit war sie perfekt für den Bereich. Robin kam auf Ray zu und bat ihn, ihm zu zeigen, wie man Wasser an eine Sonde anschloss. Ray hatte eigentlich Feierabend und das wusste Robin. Doch Ray war nicht so, dass er unbedingt jetzt, an einem regnerischen Tag, pünktlich Feierabend machen musste. Er ging mit Robin zum Bewohner und begann zu erklären. „Also, zuerst musst du den Bewohner in eine Oberkörperhochlagerung bringen. Diese muss mindestens bis 60 Minuten nach Gabe bleiben, da sich der Bewohner sonst verschlucken kann. Vor und nach Gabe der Sondenkost musst du mit ca. 20 ml Wasser oder kaltem Tee spülen. Dazu nimmst du diese Spritze.“ Ray zeigte ihm die Spritze und führte es vor. „Okay“ gab Robin zurück, der seinen Anleiter von der anderen Seite des Bettes beobachtete. „Anschließend musst du darauf achten, dass du das Medikament zum Beispiel, klein genug gemörsert hast, damit es nicht im Schlauch hängen bleibt. Wenn die Sonde piept, drückst du hier auf CLEAR und lässt es zuende laufen. Falls dann noch Probleme sind, fragst du nach, okay?“ Ray schaute seinen Schüler an „Okay. Verstanden.“ Antwortete Robin ihm. „Dann führ es mir mal vor, damit ich weiß, dass du es kannst.“ Ray lächelte ihn an. Robin begann mit zitternden Händen. „Nicht so nervös, Robin. Weder der Bewohner noch ich beißen.“ Rays Lächeln wurde immer größer. Robin wurde sicherer, je öfters er es machte. Ray war froh über und stolz auf ihn. „Nicht wieder so ein Idiot wie mein Letzter.“ Dachte er sich und sah, dass Robin sich Mühe gab, alles richtig zu machen. Auch wenn es nicht auf Anhieb klappte, machte Ray es ihm so oft vor und zeigte und erklärte es ihm, bis er keine Fragen mehr hatte. Robin war ein fleißiger Schüler, das merkte Ray vom ersten Tag an, wo er ihn betreute. Robin wollte, dass sein Anleiter stolz auf ihn war und er sein Examen gut bestand. Vorgenommen hatte er sich höchstens eine Note von 1,5, nicht schlechter. Eine 1,6 konnte er noch verkraften. Das wäre eine 2, also auch noch gut. Aber bloß keine 3 oder so.

Ray und Robin

Nach dem Arbeitstag fragte Ray Robin noch, ob er noch Fragen hatte. Robin klang unsicher, als er „nein“ sagte. Ray als sein Anleiter, bemerkte, dass seinen Schützling Etwas bedrückte und fragte nach. „Was ist los? Wir kennen uns nun 2 Jahre und dich bedrückt doch was. Das merke ich.“ Begann Ray. Robin wurde unsicherer und blickte zu Boden. Er knetete auf seiner Hand rum und begann zu stottern. „Ray, ich ... kann dir das nicht sagen. Du würdest es nicht verstehen.“ „Wenn du meinst“ antwortete Ray ihm verständnisvoll. Er hatte gelernt, seine Kollegen, vor allem Jüngere, noch Unerfahrenere, nicht unter Druck zu setzen und Etwas aus ihnen herauszuzwingen, was sie nicht von alleine sagen wollten. Also verblieb er mit Robins Antwort und akzeptierte sie. Robin ging bedrückt in die Umkleidekabine und setzte sich auf die Bank. „Was soll ich bloß machen? Aus Bewunderung ist Liebe geworden. Wobei? Ist es wirklich Liebe? Liebe ich meinen Anleiter oder bewundere ich ihn nur, weil er es so weit gebracht hat?“ Fragen, die dem Schüler durch den Kopf gingen. Was sollte er bloß tun? Wem konnte er es anvertrauen? Katya vielleicht? Sie kannte er kaum, hatte erst ein paar Mal gemeinsam mit ihr Dienst gehabt und jetzt war sie in einem anderen Bereich eingesetzt. Doch für ihn kam nicht in Frage, Ray seine Gefühle zu gestehen. Das würde ihr Verhältnis zerstören. Robin war bewusst, dass Ray schwul ist. Doch fühlte er genauso für ihn, wie er? Immerhin war mittlerweile Ray 22 Jahre alt und Robin selber erst 20. 2 Jahre Altersunterschied. Was würden die Leitungen sagen, wenn die Beiden zusammen kommen würden? Würden sie es akzeptieren? Fragen über Fragen, aber keine Antworten. Auf keine Frage, außer auf das Alter. Robin wurde traurig, nachdenklich, begann zu weinen. Er ließ seinen Gefühlen und Tränen freien Lauf. Sehen konnte ihn niemand, hören auch nicht. Ray schrieb noch die Dokumentationen zu ende, das wusste Robin. Ray hatte es ihm gesagt. Um so überraschter war er, als plötzlich sich die Tür öffnete und Ray wortlos in die Umkleidekabine herein kam. Er öffnete seinen Spind und begann sich das Oberteil der Arbeitskleidung auszuziehen. Robin wurde ganz anders. Warm und kalt abwechselnd. Er starrte Ray förmlich an und bemerkte gar nicht, dass er ihn ansprach. „Habe ich irgendwas auf dem Rücken?“ fragte Ray den völlig in Gedanken versunkenen Robin. „Ähm was?“ stammelte Robin. „Ob ich irgendwas auf dem Rücken habe?“ wiederholte Ray nur mit einem Handtuch um die Hüfte. „Nein, alles okay.“ Antwortete Robin und senkte den Blick zu Boden. Er hatte die Arme auf die Knie gestützt und die Hände gefaltet.  Ray ging in die Dusche. Robin zog sich um und rief ein „Tschau, bis morgen Nachmittag“ in die Dusche, bevor er aus der Umkleide ging. Ray zog sich schnell an und sprintete seinem Schüler nach. „Warte!“ rief er über den Parkplatz. Robin ging wortlos mit gesenktem Blick weiter. Aus den Kopfhörern dröhnte Musik, sodass er Ray nicht hörte. Seine Hände waren schweiß nass in den Hosentaschen. „Robin, jetzt warte doch mal!“ rief er erneut und lief seinem Schützling nach. Er holte ihn ein und stellte ihn zur Rede. „Robin, du hast doch was auf dem Herzen. Kann ich dir helfen? Willst du es mir sagen?“ begann er, nachdem Robin einen Kopfhörer aus dem Ohr genommen hatte. „Du kannst mir nicht helfen, tut mir Leid. Aber danke. Lass mich bitte allein. Bis Montag zur Frühschicht.“ Verabschiedete Robin sich von seinem Mentor und ging Richtung Bahn weiter. Ray ließ er stehen. Was sollte Ray tun? Seiner Wohnbereichsleitung Bescheid sagen? Oder versuchen, selber herauszubekommen, was seinen Schützling bedrückte? Er nahm sich vor, Robin am Wochenende nicht zu kontaktieren und Montag seine Wohnbereichsleitung zu informieren. Vielleicht war ein Todesfall in der Familie der Grund. Oder die Eltern trennten sich bzw ließen sich scheiden. Ray schwirrten viele Möglichkeiten durch den Kopf. Oder aber Robin wollte was von ihm und traute sich nicht, es ihm zu sagen.  Ray saß zuhause auf einer Couch und dachte Nach. Er hatte die Hände auf seinem Bauch, der von einem Sixpack geziert wurde, gefaltet. Das Tattoo, welches er am linken Unterarm trug, hatte er seinem verstorbenen Vater gewidmet. Es war der Name und das Geburtsdatum seines Vaters in altdeutscher Schrift, welches seinen linken Unterarm zierte. Er war stolz darauf. Zu seinem Vater hatte er ein besonderes Verhältnis und er hätte ihn jetzt gut zum Reden gebraucht. Seit er schreiben konnte, führte er gewissenhaft Tagebuch. So auch an dem Abend. „Liebes Tagebuch“ begann er. „Heute war der Dienst gut, aber Robin, mein Schützling, macht mir Sorgen. Er ist in letzter Zeit so anders zu mir. Nicht mehr so vertraut, eher auf Abstand. Als ich in die Umkleide kam, weinte er, wollte aber nicht sagen, was los ist. Ich vermute, er will was von mir, traut sich aber nicht, es mir zu sagen. Er ist ja ganz süß, aber 20 Jahre. Bisschen jung, oder? Ich meine, ich bin 22 Jahre, studiere und er ist noch in der Ausbildung. Ich weiß auch kaum was über ihn. Er heißt Robin, 20 Jahre alt, im 2. Lehrjahr zur Fachkraft, hört gerne Sum 41 und Blink 182 und kommt aus Los Angeles. Mehr weiß ich nicht über ihn. Reicht das für eine Beziehung? Dein Ray. Mehr schrieb er an dem Abend nicht. Immer und immer wieder las er sich den Abschnitt durch. Was sollte er tun, wenn Robin ihm genau so etwas sagte? Er rief Jay an. Jay war in der Unibibliothek und lernte für die morgige Arbeit. Ray wusste, dass es mit einem Rückruf dauern kann, da Jay erst den Lesesaal verlassen muss. Nach 10 Minuten klingelte sein Handy. „Hi Ray, du hattest angerufen? Was gibt es denn?“ „Jay, Robin ist komisch zu mir. Robin ist mein Schützling.“ Antwortet Ray seinem bestem Freund. „Was meinst du mit komisch, Bruder?“ fragte Jay ihn. Bruder nannten sie sich oft. Sie waren wie Geschwister. „Er ist abweisend zu mir. Als ich heute in die Umkleide kam, weinte er und als ich mich auszog um zu duschen, starrte er mich an. Ich habe das Gefühl, er will was von mir, traut sich aber nicht es mir zu sagen.“ Erzählte Ray. „So was du mir erzählst, denke ich das auch, Ray. Trägst du links immer noch deinen Ring?“ fragte Jay ihn. „Ja klar. Der ist von meinem Vater. Weißt du doch. Nur nicht im Dienst.“ Antwortet Ray. „Wieso fragst du?“ „Setz ihn mal ab und trag ihn nicht. Und dann meld dich, wie Robin reagierte, okay?“ Den Tipp gab Jay seinem bestem Freund mit ins Wochenende bevor er auflegte.

Rente

Am Montag setzte Ray den Ring nicht auf und achtete auf Robin. „Nicht mehr verlobt?“ begrüßte ihn sein Kollege. „Ich war nie verlobt, Robin. Der Ring gehörte meinem Vater. Doch seitdem er verstorben ist, trage ich ihn.“ Antwortete Ray ihm. „Ach so“ hörte er von Robin, den er mittlerweile liebevoll Rob nannte. Rob und Ray kamen gut miteinander aus, welches auch die Wohnbereichsleitung gerne sah. Es kam der Tag, an dem die Wohnbereichsleitung in Rente ging. Das Kollegium war sehr traurig. Roswitha, die alle liebevoll Rita nannten, war allen sehr ans Herz gewachsen und sie wollte gar nicht gehen. Doch ihr Alter ließ es nicht länger zu. „Nun bin ich schon 65 Jahre und seit 45 Jahren in diesem Heim. Länger möchte ich nicht. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Glück. Auf weiterhin gute Zusammenarbeit, liebe Kolleginnen und Kollegen.“ Mit diesen Worten und Tränen in den Augen, verließ sie den Wohnbereich und das Heim. „Was bleibt sind die Erinnerungen und das Foto.“ Sagte Ray zu Robin. „Du hast Recht. Es wird jemand neues kommen und ihre Arbeit übernehmen.“ Antwortete Katya. Die Pflegedienstleitung Marianne ergriff das Wort. „Liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich möchte Ihnen die neue Wohnbereichsleitung des Bereiches „Rosengarten“ bekannt geben und vorstellen.“ Begann sie. „Herr Neckater, kommen Sie bitte zu mir?“ Sie gab Ray ein Handzeichen. Er blieb wie angewurzelt stehen. „Wie? Ich soll der neue Wohnbereichsleiter im Studium werden?“ Ray war völlig überrannt. „Ja, Roswitha hat mir das gesagt. Es ist ihr Wunsch, dass Sie in ihre Fußstapfen treten. Nehmen Sie die Stelle an?“ fragte Marianne ihn. „Ja, nehme ich.“ Stotterte Ray. Die Kollegen applaudierten ihm zu der  Beförderung. Er hatte ein weiteres Ziel erreicht.  „Ab jetzt hast du noch mehr Verantwortung, Ray. Zeig ihnen, dass du das Zeug zum Wohnbereichsleiter hast.“ Sagte er sich in Gedanken. Robin gratulierte ihm und er bekam seinen Büroplatz im Dienstzimmer. Dennoch blieb er weiterhin Robins Anleiter. „Das wird ein ganzer Haufen Arbeit, der vor mir liegt“ dachte sich Ray an seinem Schreibtisch. Doch er wollte sich der Herausforderung stellen. Robin kam einen Tag später nach Dienstschluss zu ihm. „Herr Neckater? Kann ich Sie kurz sprechen?“ „Du musst mich nicht siezen, Rob. Komm rein und setz dich.“ Sagte Ray freundlich wie immer. „Ich muss dir was sagen. So zwischen Azubi und WBL, verstehst du? Und du darfst es auf gar keinen Fall weitersagen. Versprochen?“ Robin wurde nervös. „Ja klar Rob, ich verspreche es dir.“ „Okay, also ich ... weiß nicht, wie ich Ihnen äh dir das sagen soll. Entschuldige für das Ihnen.“ begann er. „Wie du weißt, bewundere ich dich schon ziemlich. Du hast es weit gebracht.“ Erzählte er weiter. „Ja, das weiß ich durchaus und schätze es auch sehr. Wolltest du mir das sagen?“ fragte Ray nach. „Nein, das auch, ja, aber eigentlich was Anderes.“ Sprach Robin weiter. „Okay.“ Ray blickte ihn interessiert an. „Ich bin auch schwul, Ray.“ Sagte Robin ihm mit Blick auf den Schreibtisch. „Da ist aber noch mehr, Robin, was dich bedrückt. Raus mit der Sprache, hm?“ sprach Ray weiter. „Ich finde dich attraktiv, süß, sexy. Verdammt, Ray! Ich liebe dich!!!“ Robin lief aus dem Dienstzimmer und schloss sich auf der Toilette ein. Ray saß wie versteinert im Dienstzimmer. Nach einiger Zeit hatte Ray sich wieder gefangen und ging zur Toilette, auf der Robin sich eingesperrt hatte. „Robin? Mach bitte die Tür auf. Ich möchte mit dir reden.“ Sagte Ray durch die verschlossene Tür hindurch. „Ich kann dir nicht mehr unter die Augen treten, Ray. Ich wollte es dir nicht sagen, aber jetzt, wo du WBL bist, sollst du es wissen, dass ich dich liebe.“ Robin weinte, das merkte Ray. „Robin, nur weil ich jetzt WBL bin, musstest du es mir nicht sagen. Ich gehe mit so etwas genauso wie früher um. Nicht anders.“ Sagte Ray ruhig. Er wusste, sagte er jetzt was Falsches, würde er Rob noch mehr verletzen. Robin saß weiterhin auf dem Toilettedeckel und schluchzte. Was sollte er denn jetzt bloß machen, wo Ray von seinen Gefühlen wusste? Er wollte nur noch heim und nie wieder kommen, wenn Ray Dienst hatte. Robin war verzweifelt. Ray empfand nicht das Selbe wie er für ihn, das wusste er. Konnte er sich Hoffnungen machen oder würde er daran zerbrechen? Robin saß noch mindestens eine Stunde auf dem Toilettendeckel, ohne sich zu rühren. Seine Gedanken spielen verrückt, Bilder aus Träumen sah er. Wie er Ray küsste, sie glücklich waren und unbeschwert. Doch Robin hatte alles schwieriger und schlimmer gemacht, dachte er. Ray hatte sich in sein Büro zurückgezogen und grübelte ebenfalls nach. „Wie soll ich mit ihm umgehen, ohne ihm falsche Hoffnungen zu machen?“ Auch ihm schwirrten viele Fragen im Kopf umher, auf die er keine Antworten wusste. Er beschloss, mit Jay und Tina zu sprechen. Oder aber er gab Katya Bescheid und redete mit ihr. Jay und Tina kennen Robin nicht, daher wäre es wohl das Beste, Katya zu sprechen, sagte Ray sich und gab ihre Nummer ins Handy ein. „Ja? Ray was gibt es?“ meldete sie sich. Ray erzählte ihr alles und Katya versprach, vorbeizukommen. Sie traf wenig später bei ihm ein. Gemeinsam überlegten sie, was Ray machen könnte, um Robin Zeit zu geben. Ihnen fiel nur ein, dass Ray in die Geronto ginge und Katya Robins Anleiterin werden würde. Doch das wollte Ray nicht und sie grübelten weiter. Nach gefühlten 3 Stunden Überlegen kamen sie zu keinem sinnvollen Schluss und so machte sich Katya auf den Heimweg. Sie schickte Ray noch eine Sms, dass sie gut zuhause angekommen war und ging zu Bett. Am nächsten Morgen hatten sie zusammen mit Robin Frühschicht. Schon bei der Übergabe bemerkten sie, dass Robin sicht-lich nervös wirkte. Sein Blick ging zu Boden und als die Nachtwache mit der Übergabe fertig war, verließ er zuerst fluchtartig den Raum und verschwand ohne ein Wort in einem Bewohnerzimmer. Ray und Katya sahen sich an und sie zuckte mit den Schultern. Rays Blick sagte alles. Er wusste nicht, wie er sich Robin gegenüber verhalten sollte. Er war doch sein Anleiter! Die Pflegedienstleitung Marianne gab ihm zu wissen, noch mit ihm reden zu wollen. Sie wusste bereits durch Katya Bescheid. „Herr Neckater, Sie müssen mit ihm genauso wie immer umgehen. Sonst wird es für ihn noch schwieriger.“ „Das weiß ich, Marianne. Aber wie soll ich das machen?“ fragte Ray sie. „Ray, das musst du herausfinden. In die Geronto möchtest du nicht, das verstehe ich, doch irgendetwas müssen wir unternehmen. Robin fühlt sich sichtlich unwohl in seiner Haut.“ Ray wurde nachdenklich, konzentrierte sich, aber so gut er konnte, auf seine Arbeit. Ray dachte nach seiner Schicht an das Gespräch mit Robin durch die Tür der Toilette. Er beschloss, Robin aufzusuchen und mit ihm zu reden. Am Computer suchte er sich die Adresse seines Schülers heraus und nahm sich einen Zettel, auf dem er sich die Adresse notierte. Anschließend lief er aus der Einrichtung, schwang sich auf sein Mountainbike und fuhr zur Adresse, die er sich notiert hatte.  Dort angekommen, schloss er sein Fahrrad an und klingelte mit zitternder Hand. Es meldete sich eine männliche Stimme. Wahrscheinlich sein Vater. „Neckater hier. Ist Robin da?“ fragte Ray. „Wer ist da?“ fragte die Stimme an der Sprechanlage. „Ich bin der Anleiter von Robin.“ Antwortete Ray. Der Summer ertönte und Ray drückte die Haustür auf. Im 2. Stock erwartete ihn ein etwa 35 Jahre alter durchtrainierter Mann mit 3 Tage Bart und bat ihn, einzutreten. Er zeigte Ray den Weg zu Robins Zimmer. Ray klopfte an und trat ein. Robin lag auf seinem Bett und schluchzte. „Was willst du? Verschwinde!“ schrie er Ray an. Ray war erschrocken. „Robin, lass mich bitte mit dir reden. Es ist mir wichtig, dass wir klären, wie ich mit dir umgehen soll.“ Erwiderte Ray ihm. „Da gibt es nichts zu klären, weil ich die Ausbildung hingeschmissen habe.“ Gab Robin zu Antwort und vergrub sein Gesicht tiefer im Kissen. „Du hast was? Aber Robin.“ Stotterte Ray und stand wie angewurzelt im Raum. 

 

Was ist bloß mit Ray los?

Er konnte nicht glauben, was er eben erfahren hatte. Was sollte er jetzt machen? Robin hatte seine Ausbildung, wegen Gefühlen zu ihm, abgebrochen. Dabei war er so ein fleißiger Schüler, der sich immer bemühte alles richtig zu machen und zu seinen Fehler stand. Ray bewunderte ihn und war stolz, sein Anleiter zu sein. Oder sollte er sagen, dass er es gewesen ist? „Robin, ich bin sauer oder enttäuscht von dir, dass du Gefühle für mich hast. Ich muss nur wissen, wie ich mit dir umgehen soll.“ Antwortete Ray mit sachter Stimme. Robin, der sich auf sein Bett gesetzt hatte, blickte Ray nicht an. Er starrte auf den Boden und rührte sich nicht. „Ich weiß nicht.“ Murmelte er dem Boden zu. Ray setzte sich neben ihn auf das Bett und stützte sich mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln ab. Er faltete die Hände und blickte Robin an. Er wartete, dass er etwas sagte. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich will die Ausbildung doch machen, aber ich kann es so nicht. Tut mir Leid, Ray.“ Sagte Robin und schaute Ray mit Tränen in den Augen an. „Wir schaffen das. Wir lassen uns etwas einfallen.“ Antwortete Ray mit sanfter Stimme und schaute Robin dabei an. Robin saß noch immer mit gesenktem Blick auf seinem Bett und machte keine Bewegung, Ray anzusehen. Ihm war es sichtlich unangenehm, dass Ray bei ihm war, obwohl er ihn liebte. Robin war sich unsicher, wie er mit Ray umgehen sollte, da er wusste, dass seine Gefühle nicht erwidert wurden. Ray stand auf und verabschiedete sich ins Wochenende von Robin, der ihn am Ärmel festhielt und ihn bat zu bleiben. Ray sah ihn verwundert an. „Wir gehen einfach so miteinander um, als wäre nichts geschehen und du wüsstest nicht, dass ich dich liebe.“ Sagte Robin zu ihm. Ray schaute ihn überrascht an und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er ging doch mit ihm so um, als wüsste er nichts von den Gefühlen. Wie sollte er sich sonst verhalten, ohne Robin falsche Hoffnungen zu machen? Diese Frage konnten sie sich nicht beantworten und das war das letzte Problem.Robin kam am Montag zur Spätschicht, wie er es am Wochenende telefonisch mit den Leitungen und der Schule geklärt hatte. Sie arbeiteten, so gut es ging, zusammen, doch sobald Ray sich zu sehr in der Nähe von Rob aufhielt, wich dieser zurück. Ray entschuldigte sich in solch einer Situation mit einer gehobenen Hand und einem Kopfnicken. Robin erwiderte es mit einem Lächeln. Wortlos beobachtete die ehemalige Pflegedienstleitung Marianne die Beiden und achtete auf deren Umgang sowohl miteinander als auch mit den Bewohnern. Marianne bat in der Pause die beiden Herren zu sich, um mit ihnen zu reden. „Mir ist Etwas zu Ohren gekommen“ begann sie. „Laut Aussagen von Kollegen seid ihr zusammen und ich würde gerne wissen, ob dem so ist oder ob es sich um ein Gerücht handelt.“ Sie sagte das mit ernster Miene. „Wir sind nicht zusammen ...“ Ray wurde unterbrochen. „Und werden es nicht sein.“ Beendete Robin den Satz und blickte zu Boden. Eine Träne kullerte ihm über die Wange, die er sich rasch wegwischte, in der Hoffnung, niemand hatte sie gesehen. Doch damit lag er falsch, denn Marianne war zwar in Ruhestand gegangen, doch übersah sowas nicht. "Robin, kann ich mit dir allein reden?" fragte sie ihn. Ray sah beide abwechselnd an und verließ dann den Raum. Er schlug die Tür hinter sich zu und begab sich zurück zu den Bewohnern, die schon auf ihn warteten und ihn sorgenvoll ansahen.Ray durfte sich von den Bewohnern nichts anmerken lassen. Was hätte er den Seniorinnen und Senioren auch sagen sollen? Seine Gedanken blieben bei Robin, der mit Marianne noch lange sprach. ,,Was sie ihn wohl fragte und er ihr erzählte?" dachte Ray. ,,Herr Neckater, was haben Sie denn?" fragte ihn plötzlich eine Seniorin und riss ihn damit aus seinen Gedanken. "Ich bringe Sie in ihr Zimmer, Frau Larkins." Ray schob die Dame in ihr Zimmer und half ihr beim Toilettengang. ,,Nennen Sie mich Ray." sagte er zu ihr und die Dame sah ihn an. ,,Sie ist sehr nett und krank aber dennoch so besorgt." dachte Ray. ,,Frau Larkins, ich kenne Sie ..." Er wurde unterbrochen. "Nenn' mich Jessy, Ray." Die Dame im Rollstuhl sah ihn an. ,,Okay, Jessy. Ich kenne dich nun schon 4 Jahre. Kann ich dir Etwas anvertrauen?" Ray sah sie an. "Aber immer doch, mein Junge." sagte Jessy. "Jessy, wie war es eigentlich im 2. Weltkrieg mit den Homosexuellen? Hast du Angst vor solchen Menschen?" Ray wusste nicht, was er da gerade getan hatte. Er sollte darüber mit keinem Bewohner reden! Immerhin haben viele die Verfolgung damals mitbekommen und Freunde oder gar Verwandte in dem Wahnsinn verloren. Er bereute seine Frage. "Tut mir Leid, Jessy. Über den Krieg sollte man nicht sprechen." gab Ray kleinlaut bei. 

 

 

Rays Gespräch mit Jessy Larkens

"Jungchen, ist schon in Ordnung." Jessy lächelte ihn an. "Es gibt nicht viele in deinem Alter, die am Krieg solch Interesse haben wie du, Ray." Sie atmete tief durch, dann fuhr sie fort und griff seine Hand. "Angst und Unwohlsein spüre ich nicht. Homosexualität ist doch keine Krankheit, sondern eine Lebenseinstellung." ,,Das stimmt, Jessy." Ray fühlte sich bei der Seniorin immer wohl. "Weißt du, Ray" fuhr sie fort "mein Enkel, er macht eine Ausbildung, hat mir anvertraut, dass er schwul ist. Kein Problem für mich. Er ist ja dennoch weiterhin mein Enkel." "Sie blüht richtig auf", dachte Ray, der immernoch neben ihrem Rollstuhl hockte und die warme Hand der Seniorin hielt. "Was für eine Ausbildung macht dein Enkel, Jessy?" fragte Ray. "Du brauchst nicht antworten, wenn es dir zu persönlich ist." fügte er rasch hinzu. "Er wird Altenpfleger, genau wie du, Ray." Jessys Augen strahlten vor Stolz. ,,Das ist toll! Ein klasse Beruf." Ray lächelte. ,,Ray, du kennst ihn..." Jessys Blick ging zu Boden. ,,Ist es etwa..." Ray stockte der Atem. Jessy lief eine Träne über die Wange. ,,Wieso hast du ihn abgewiesen, Ray? Wieso?" Jessy ließ ihren Gefühlen freien Lauf. ,,Robin und ich sind wie Geschwister. Ich bin sein Anleiter. Wie soll da eine Beziehung funktionieren, Jessy?" Ray kochte innerlich, doch unterdrückte die Wut. Er stand auf und wollte gehen, doch er sagte zu Jessy noch: ,,Ich muss noch 2 Bewohnern Insulin geben. Wir sehen uns später nochmal, okay?" Jessica Larkins sagte nichts darauf und blickte aus dem Fenster ihres Zimmers in den Garten der Altenwohnanlage.

Ray stürmte zu Robin und Marianne. Seine Wut hielt er nicht mehr zurück. "Robin, du darfst auf diesem Bereich Frau Jessica Larkins nicht mehr versorgen." Ray brodelte innerlich. "Wieso nicht?" Marianne und Robin sahen ihn schockiert an. "Sie ist deine Großmutter, Robin." Ray sagte es ganz ruhig, obwohl er innerlich immernoch kochte. Er stürmte aus dem Raum. Robin folgte ihm und fand ihn bei einer Tasse Kaffee und einer Zigarette auf dem Balkon.

Plötzlich spürte er Rays Lippen auf seinen. Die Zungen trafen sich, umkreisten einander und liebkosten die Lippen des Anderen. Ray zog Robin ganz eng an ihn ran. Robin hatte das Gefühl in Ohnmacht zu fallen. Ray löste den Kuss, als er Robins Hand unter seinem Kittel spürte. "Wir sind hier nicht alleine, Rob. Aber in der Umkleide. Wir sind die einzigen Jungen in der Spätschicht gewesen." witzelte er. Marianne sah die beiden mit einem Lächeln an. "Hat lange gedauert mit euch." sagte sie. "Gut Ding braucht Weile." antwortete Robin ihr und folgte Ray in die Umkleidekabine. Dort trafen sich ihre Lippen erneut.

Ray zog sich um und Robin staunte bei seinem Oberkörper. "Nicht schlecht." dachte er. ,,Was denn? Regelmäßiges Training und gesunde Ernährung ist der Tip." sagte Ray. ,,Wie lange trainierst du schon?" fragte Robin." ,,5 Jahre etwa. BEsser, seitdem ich 16 Jahre alt bin." antwortete Ray ihm und zog sich sein schwarzes Muskelshirt an. "Ray, sage mal" begann Robin ,,Sind wir jetzt eigentlich zusammen oder war das ein einmaliger Kuss?". Robin klang ängstlich. "Es war keine einmalige Sache, Robin. Wir sind zusammen, wenn du es auch möchtest." gab Ray ihm als Antwort. ,,Sag' es aber keinem Bewohner und Kollegen, klar? Auf der Arbeit sind wir normale Freunde, wie früher, klar?" Ray sagte als wie eine Forderung. "Klar, Ray." sagte Robin ihm. Rays Miene hellte sich, ebenso wie die von Robin, auf. Sie zogen sich zu ende an und begaben sich auf den teilweise gemeinsamen Heimweg.

Robins Wohnung lag auf Rays Heimweg und so gingen sie bis dort gemeinsam. Ray ließ Robin jedoch nicht zu seiner Wohnungstür gehen. Er hielt ihn fest. ,,Was ist denn? Ich sollte langsam gehen. Meine Mitbewohner warten auf mich." sagte Robin zu ihm. "Schlaf bei mir, Rob. Bitte." sagte Ray. "Jay und Tina sind in San Francisco. Es ist so einsam in der Wohnung." sagte Ray zu ihm. ,,Du hast also sturmfrei, Ray?" Robin konnte es nicht glauben, was er eben gehört hatte. "Aber du hast doch morgen Uni. Du musst früh raus." beendete er den Satz und sah Ray an. "Ja, aber erst um 13 Uhr. Also genug Zeit zum gemütlichen Aufstehen." antwortete Ray ihm. ,,Na gut, dann los!" rief Robin ihm zu. Er freute sich auf die Übernachtung bei Ray.


Heimweg

Sie machten sich also auf den Weg zu Rays Wohnung und dort angekommen einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher. Als sie zu Bett gingen, staunte Robin erneut. Sein Blick blieb förmlich an Rays Oberkörper kleben. "Mach den Mund zu. Du sabberst ja gleich." lachte Ray ihn an, der oben ohne vor Robin stand. "Hast du ein Problem damit, dass ich nur in Boxershorts schlafe? Dann sag es bitte." ,,Nein, schon ok. Dein Oberkörper ist nur so traumhaft." sagte Robin mit roten Wangen und gesenktem Blick. Ray legte sich ins Bett und klopfte neben sich auf die Matratze. ,,Willst du im Stehen schlafen oder dich hinlegen, Rob?" witzelte Ray weiter, der in Boxershorts und T-Shirt neben Rays Bett stand. ,,Äh, ja warte." stotterte Robin und zog sich das T-Shirt aus. Er legte sich neben Ray ins Bett und schaute ihn an. "Du bist wunderschön, Ray." sagte er und streichelte ihm über die Wange. "Robin, du bist total verspannt. Dreh dich mal bitte auf den Bauch. Ich werde dich massieren." sagte Ray zu ihm und piekste ihn in die Seite. Robin drehte sich auf den Bauch und legte die Arme locker neben seinen Körper. Ray hockte sich über ihn und begann seinen Rücken zu massieren und zu küssen. Robin zuckte bei den Küssen zusammen, genoss es aber in ganzen Zügen, Ray so nahe zu sein.  Robins Atem wurde schneller und kürzer, sein Glied wurde steif. Ray legte sich neben ihn und küsste ihn zärtlich und innig auf den Mund. Total intensive Zungenküsse tauschten sie aus und genossen die Nähe des Anderen. Robin versuchte seine Erregung zu verbergen, doch Ray hatte diese schon bemerkt. ,,Du musst dich nicht schämen, Rob. Mir geht es nicht anders." Ray spielte an Robins Brustwarze, liebkoste sie mit dem Mund, küsste Rays Oberkörper... Ray wurde erregt, er hatte sich kaum noch unter Kontrolle. "Nimm ihn in die Hand, Rob. Bitte!" keuchte Ray. Rob zögerte einen Augenblick, nahm dann aber doch Rays Glied in die Hand. Ray tat ihm gleich. Er küsste sich an Robins Oberkörper hinab, bis er am Glied war. Er begann es zu küssen und nahm es in den Mund. Robin wusste nicht wie ihm geschah. Er genoss die Berührung und Nähe von Ray. Am nächsten Morgen wachten sie nackt nebeneinander auf. Robin kuschelte sich an Ray und gab ihm einen Kuss. "Guten Morgen, wilder Hengst" flüsterte Ray ihm zu. Robin schaute zur Decke hinauf. "Gestern Abend war ..." Robin unterbrach ihn mit einem Kuss. "Kaffee?" fragte Ray ihn. "Gerne." Ray verschwand in der Küche. Robin ging zur Arbeit und Ray zur Uni. Dort traf er Shucky und Nick wieder. Beide wirkten erschöpft und müde auf ihn. "Na? Auch eine aufregende Nacht hinter euch?" begrüßte Ray sie. "Wieso AUCH?!2 fragten beide wie aus einem Mund. "Ihr kennt doch Robin, meinen Schüler, oder?" fragte Ray. "Ja, klar." sagte Shucky. "Wir sind zusammen. Seit gestern wohl bemerkt." Ray klang froh. "Wow, herzlichen Glückwunsch!" sagte Nick und umarmte Ray. "Shucky und ich sind es seit 6 Wochen." gab nick noch oben drauf. "Was?! Wie geil ist das denn? Jetzt müssen wir nur noch wen für Tina und Jay finden." lachte Ray mit Nick und Shucky zusammen. "Was habt ihr jetzt?" fragte Nick. "In Raum E101, Pflegeanamnese schreiben. Und du, Nick?" "Irgendwas in Naturwissenschaft" sagte er. "Das ist klar, Nicky." lachte Ray. ,,Ich weiß nur, dass ich in Raum E102 muss, das reicht auch. Fragen kann ich dort genug Leute." antwortete Nick und ging. Ray und Shucky folgten ihm. Als sie vor dem Raum E101 ankamen, trauten sie ihren Augen nicht. Es stand ein Schild dort, dass der Raum wegen Brandschaden nicht besetzbar wäre und die Vorlesung in einen anderen Raum verlegt wurde. Jedoch waren alle anderen Räume belegt, außer ein Raum: E001, der schlimmste Raum an der Universität. Keine Heizung, keine Fenster, keine Sitzkissen, nicht viel Platz und und und. Vor allem aber war er dunkel. "Alle Lampen dort sind Energiesparviecher. Du kannst dir also vorstellen, was passieren wird, wenn wir da rein gehen, Shucky." fragte Ray. "Was denn?" antwortete Shucky. "Es wird minutenlang dunkel sein, bis man mit dem ersten Licht halbwegs was erkennen wird." antwortete Ray ihm. Sie betraten den Raum und zu ihrer Überraschung war es hell, sonnenscheinhell. "Was ist denn nun passiert?" fragte Shucky. "Die Lampen wurden in Neonröhren ausgetauscht. Endlich mal eine gute Nachricht." antwortete Ray und setzte sich neben Shucky in eine Reihe.

Impressum

Texte: Shucky J
Bildmaterialien: Shucky J
Lektorat: Shucky J
Übersetzung: Shucky J
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Das Buch erzählt die Geschichte der Verfasserin, ein Wenig ist dazu erfunden doch vieles ist Wahrheit.

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