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Kapitel 1: Ein total verrückter Tag...


An manchen Tagen in meinem Leben würde ich am liebsten „CUT!“ rufen, damit ich noch mal von vorne anfangen könnte. Doch leider bin ich weder Regisseur noch spiele ich in einem Film mit. Ich heiße Kerodia Haniti. Ich bin ein 13-jähriges Großstadt-Mädchen das in einer Stadt namens Kari-Jamatsu lebt. Ich gehe in die 7. Klasse auf eine Realschule in unserer Stadt. Dort sind mir schon vielerlei Dinge passiert. Da ich sehr tollpatschig bin falle ich oft auf die Nase. Und das nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit meinen Gefühlen will es nicht so richtig in letzter Zeit…
Alles fing damit an das ich an einem Morgen im Frühling die Augen aufschlug. Sofort danach knallte jemand die Türe auf. „Aufstehen Liebling, es ist schon fast Mittag! “Es war meine Mum. Sie riss das Fenster auf und blendende Helle drang ins Zimmer, sodass ich mich unter meiner Decke verstecken musste um nicht zu erblinden...
Als sich meine Augen an die plötzliche Helle gewöhnt hatten, stieg ich aus dem Bett und begann mich anzuziehen. „ Ne, das hatte ich schon gestern an...Nein, das ist zu gelb...Ach ich lass das lieber! “Ich ging in meinem Teddybär Schlafanzug raus in den Flur und merkte gar nicht dass ich nur eine Socke anhatte.
Als ich, noch halb im Schlaf in die Küche spazierte, mir eine Tüte Milch fast über die Hand, als in die Tasse goss, meine Toasts zu lange im Toaster ließ und mir dann schließlich noch ein Ei runter fiel hatte ich genug von alledem. Ich lief zurück in mein Zimmer und ließ die katastrophalen versuche, mir ein Frühstück selber zu zubereiten hinter mir.
Als ich mich auf mein Bett stürzte und laut dachte „Na das kann ja nur noch besser werden! “, hüpfte mir plötzlich etwas Schweres, Pelziges, etwas Vierpfotiges auf den Rücken sodass es richtig wehtat. „Das Universum liebt es mich eines Besseren zu belehren...“ Sagte ich miesmutig und dreht mich um.
Neben mir stand mein Lieber großer Hund Sirius und schaute mich schuldbewusst an. „Auf dich kann ich nicht böse sein mein großer Wollknäuel! “entgegnete ich ihm. Sirius ist ein großer Hund etwa 1,10 Meter hoch, hat dickes schwarzes Fell und große schwarze Knopfaugen. Ich habe ihn mal zum Geburtstag bekommen als ich 7 war.
An diesem Tag war alles einfach nur schlimm. Im Bad hatte sich Sirius meine Zahnbürste geschnappt und dachte anscheinend, es sei ein Knochen. Als er aber dann merkte das Plastik nicht gerade wie ein leckerer Knochen schmeckt fand er es, seinem Handeln zufolge, außerordentlich richtig diesen komischen Knochen in die Kloschüssel zu werfen.
Zum Mittagessen waren meine Eltern schon bei der Arbeit und ich durfte mir eine Pizza bestellen. Erst fragte mich der Lieferant als die Pizza kam ob ich nicht in ein Waisenhaus gehöre weil ich in meinem kaputten Schlafanzug, ganz allein in einer riesigen Wohnung wohnen würde. Und dann hatte ich auch noch nicht genug Geld, um diese verfluchte Pizza zu bezahlen. Ich sagte ihm er soll meinen Eltern die Rechnung schicken, als er mir die herrlich duftende Schachtel nicht geben wollte. Als er mir dann endlich meine Pizza überließ, ich ihm die Nummer meiner Eltern aufgeschrieben hatte, und ich gerade anfangen wollte zu essen, merkte ich das der ganze Käse um sonst war...Wieso? Weil „ICH HATTE VERFLUCHT NOCHMAL EINE SALAMI SCHINKEN PIZZA BESTELLT UND KEINE PEPPERONI!“ schrie ich in das Telefon.
Auf den ganzen Zirkus hatte ich jedoch nicht noch einmal Lust und verschlang die scharfe Pizza mit viel Brot und 2 Litern Wasser.

Kapitel 2 : Ein kleines Zimmer...


Was an dem vorigen Tag alles geschah, die ganzen Missgeschicke und die Ärgerei, sie wurden von mal zu mal schlimmer. An was das wohl liegen mag? Ich wusste es nicht und ich weiß es bis heute noch nicht. Aber eins wusste ich damals: Die Schule war der reinste Alptraum...Das war aber nichts im vergleich zu dem was noch kommen sollte.
An einem regnerischen, kalten und windigem Montagmorgen, lief ich in kurzen Hosen und einem total zerfetzten Schirm über dem Kopf zur Schule. Wie das geschah ist ganz simpel. Den Schirm hatte Sirius zwischen die Beißerchen bekommen, und dachte (mal wieder) es sei ein Knochen. Und als ob das nicht schlimm genug sei, zeriss er mir meine einzige lange und warme Hose.
Naja so lief ich da, bibbernd und zitternd vor Kälte, meine langen blonden Haare ganz nass vom Regen zu der Alastina Realschule in Kari-Jamatsu. Die Schule war ein ziemliches Stück weit weg, und da ich nicht mit dem Fahrrad fahren konnte musste ich ziemlich früh loslaufen. Das mit dem Fahrrad ist wieder eine andere Geschichte.
Als ich dann schließlich, durchnässt und ziemlich genervt ins Klassenzimmer gelatscht kam, sprang jemand auf mich zu. Es war Linda meine allerbeste Freundin in Kari-Jamatsu. Sie war ungefähr so groß wie ich hatte braunes Haar und blaue Augen. Sie ist einfach die beste! Aber sie geht schnell an die Decke bei ihr sollte man vorsichtig sein.
Hinter der Quasselstrippe von Freundin die vor mir stand, lehnte sich jemand zu Jake, einem Jungen aus unserer Klasse, an den Tisch. Dieser jemand war einer der beliebtesten Schüler. Nur nicht in unserer Klasse. In unserer Klasse mochten sie ihn nicht, aber ich weiß auch nicht wieso. Er drehte sich zu uns und schaute uns komisch an. Er ist etwas älter als ich, genau genommen 2 Jahre älter.
Er ist groß, hat dunkelbraune Haare die ihm bis zum Kinn gehen, sein Gesicht ist perfekt geschnitten und wenn er lächelt tritt ein Leuchten in seine Augen. Und sein Name ist Zuko. Meine Freundin sagt immer Zuko also mit Z obwohl man das Suko ausspricht. Ich finde das nicht sehr originell, denn er reagiert immer darauf und sie läuft dann rot an. Wie eine Tomate.
Und seid der 4.Klasse bin ich in ihn verliebt. Ich verstand es damals nicht, denn ich hatte so was noch nie gespürt. Aber jetzt weiß ich es und ich habe mich nie getraut auch nur einem Menschen davon zu erzählen…
„Zuko schaut mich die ganze Zeit an, ich glaube er mag mich! “sagte meine Freundin zu mir. Ihr müsst wissen dass sie auch in ihn ist. Allerdings habe ich nicht mal ihr, meiner besten Freundin, von meinen Gefühlen für Zuko erzählt. Ich wollte nicht dass wir uns deshalb stritten. „Ist ja echt... Supi. Aber wenn du mich fragst schaut er eher zu Lilli. “Sagte ich mit der größten Mühe nicht unfreundlich oder gereizt zu klingen. Ich war nämlich sehr sensibel und ich konnte es nicht leiden, nicht mal bei Linda, wenn jemand von Zuko schwärmte…
Aber da ich Linda nicht verletzen wollte, tat ich immer so als ob mir das egal wäre wenn sie über ihn schwärmte. Ich saß in der letzten Reihe und er in der ersten. So hatte ich immer freie sicht auf ihn. Manchmal schaute er mich an aber doofer weise saß ich neben Linda und Lilli, so dachte Linda er würde zu ihr schauen und ich erwiderte dann immer mit dem gleichen Argument, er würde nur Lilli ansehen. Da er mal mit Lilli zusammen war, dachte Linda er wäre immer noch in sie…
Als es endlich zur Pause gongte, und ich in den Schulhof wollte, rempelte mich jemand von hinten an, ich fiel ,ungeschickt wie ich bin, über einen Schulranzen, gerade längs auf den Boden und direkt mit dem Kopf auf eine Steinplatte. Halb bewusstlos wie ich war, trug mich jemand in starken Armen durch den Flur, in die große Halle, durch noch einen Flur und anschließend zum Krankenzimmer. Mein Kopf tat schrecklich weh und er blutete auch stark, aber ich wusste nicht was los war. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nur eins: es war kein Lehrer der mich trug, denn die hätten erst jemanden geholt und mich dann woanders hingetragen…
Erst später als ich richtig bemerkte dass ich auf einer bequemen Liege lag, sah ich wie ein großer Junge, mit der Krankenschwester sprach. „Und es wird ihr sicher bald wieder gut gehen? Sie muss nicht operiert werden? “ „Nein mein Lieber mach dir da mal keine Sorgen. Wir rufen ihre Eltern an und die sollen sie holen.“ sagte die Schwester.
Der Junge setzte sich zu mir ans Bett. Ich hörte wie er etwas sagte, wusste aber nicht dass er mit mir sprach. Ich lag nur da und dachte nach. Worüber wusste ich nicht. Ich sah nicht viel, nur ziemlich verschwommen. Ich spürte nichts und mein Körper war reglos. Als ich ihn erkannte, musste ich mich erstmal wieder in Fassung bringen. Ich hätte nicht gedacht das Zuko mich je so umstoßen würde. Ich war nicht sauer, ich war sehr erleichtert. Aber fragt jetzt bloß nicht warum! Er hatte mich zwar umgestoßen, aber er hatte gefragt ob es mir bald wieder gut ginge. Und das hieß, dass er sich Sorgen machte…
Ich versuchte klar denken zu können, doch statt wieder schärfer zu sehen, verdunkelte sich alles. Auf einmal war es um mich herum Schwarz. Ich hörte eine Stimme verzweifelt meinen Namen sagen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich fühlte mich so trostlos, so allein in dieser unendlichen Dunkelheit. Ich wollte sprechen, doch es kam mir vor als wären meine Lippen und mein ganzer Körper wie gelähmt… Und so wurde nicht nur meine Sehkraft zunichte, auch mein Verstand löste sich auf. Mein Gehirn würde nicht weiter arbeiten. Ich war nur dort und doch war ich weg. Für immer? Nein…

Kapitel 3 : Ein großes Zimmer und ein kleiner Zettel...


Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem bequemen, weichen Bett. Die Sicht war noch verschwommen, aber ich konnte sehen dass ich nicht mehr in dem kleinen Krankenzimmer in der Schule lag. Nein! Jetzt lag ich in einem ziemlich großen Krankenzimmer, und an meinem Arm und an meinem Kopf war irgendetwas befestigt, das sich wie eine art Schlauch anfühlte. Allmählich wurde die Sicht klarer und ich konnte einen Menschen sehen der an meinem Bett ende saß.
„Du hast mir echt nen riesigen Schreck eingejagt!“ beteuerte jemand. Ich begriff nicht, was war eigentlich passiert? „Was?... Ähm was meinst du?“ fragte ich vorsichtig. „Ich meine “, sagte die Person, „Das ich mich wirklich erschreckt hatte als du da plötzlich vor mir auf dem Boden lagst und dich kein bisschen gerührt hast! “Jetzt fiel es mir wieder ein, jemand hatte mich gestoßen und ich fiel hin sodass ich mir den Kopf aufschlug...Autsch! Ja meinem Kopf ist das wohl eben auch aufgefallen, da er schlagartig zu schmerzen anfing.
„Wie ist das eigentlich passiert? “, fragte ich mit zitternder Stimme, da ich erkannte das Zuko auf einmal neben mir stand. „Nun ja, “begann er zu erzählen, „Ich und Alex hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit. Er wurde ziemlich wütend. Und als es dann zur Pause klingelte wollte ich schnell abhauen, da er einen echt harten Schlag drauf hat. Naja unglücklicherweise traf ich dich als ich mich durch die Menge davon quetschen wollte. Du fielst zu Boden und, naja den Rest kennst du ja...“Er drehte sich um und schaute aus dem Fenster, anscheinend wollte er sein Gesicht nicht zeigen.
Als ich mich im Zimmer umschaute, bemerkte ich dass ich nicht allein war. Neben mir lag ein kleiner Junge, er schlief. Zumindest dachte ich das. Sein Arm war in einem Gips eingewickelt und an einer Art Gurt, nur viel weicher, aufgehängt. „Der Arme! “dachte ich. „Was ist eigentlich danach passiert als ich eingeschlafen bin?“ fragte ich mit viel Mühe es als unwichtige Bemerkung klingen zu lassen. „Du bist nicht eingeschlafen. “entgegnete Zuko in einem scharfen Ton. „Du bist bewusstlos geworden, weggekippt, ohnmächtig. Und dann lagst du zwei Tage in einer Art Koma. Und die Ärzte haben beschlossen dich zu Operieren aber das war schon vorgestern… “Seine Stimme klang seltsam, als ob er traurig wäre aber dennoch gleichgültig, als ob es ihm egal wäre und er dennoch besorgt war. „Wie bitte? Zwei Tage lang? “ich konnte es nicht fassen! Hatte er wirklich zwei Tage gesagt, oder sollte das nur ein dummer Witz werden? „Ja. Zwei Tage. Und du bist kein einziges Mal aufgewacht. Bis jetzt. Geht es dir besser? “fragte er, und setzte sich auf einen Stuhl neben meinem Bett.
„Nicht wirklich. Naja mein Kopf tut weh...“antwortete ich, mit trauriger Stimme. Seine Augen waren rot, als ob er geweint hätte. Nein das konnte nicht sein, wieso sollte er weinen wegen mir? „Was ist los? “fragte ich ihn. Er schaute mich an und Lächelte schief. Es war ein warmes, nettes lächeln. Nicht wie damals in der 2.Klasse als er mir einen Ball an den Kopf schoss, und ich eine riesige Beule bekam. Damals konnte ich ihn nicht leiden. Und er mich auch nicht, aber Dinge ändern sich. Und Gefühle ändern sich...
„Hey du! Bist du schon lange hier? Ich hab dich hier noch nie gesehen! Warum bist du hier? “Ich drehte meinen Kopf und sah dass der Junge neben mir plötzlich wach war. Er überfiel mich mit Fragen, dabei wusste ich nur auf eine die Antwort: „Nein das ist nicht mein Freund! “Warum immer ICH??? Nun saß meine große Liebe neben mir, redet mit mir, lächelt mich an, und dann muss dieser dumme kleine Junge aufwachen und alles kaputt machen!
Diesen schlimmen Moment werde ich nie vergessen, denn ganz plötzlich sagte Zuko zu mir: „Na jetzt hast du ja wieder etwas Unterhaltung. Ich geh lieber, die Mittagschule fängt gleich an.“ Na supi! Da ging er, und schloss die große Tür hinter sich. Nach einer kleinen Weile, klopfte es an der Tür. Jemand machte von außen auf, und Zuko kam noch mal herein.
Er machte einige Schritte auf mein Bett zu und berührte meine Hand mit seiner, doch als er sie wieder losließ, lag dort ein kleiner Zettel. „Den soll ich dir geben“, sagte er und deutete auf das kleine, zusammengefaltete Stück Papier, und als er schon fast wieder an der Tür war, drehte er sich wieder um und sagte, er komme nach der Schule noch mal vorbei.
„Von wem wohl der Zettel ist?“ Ich entfaltete ihn auf und las...:
Hey Kerodia!
Ich hoffe dir geht es bald wieder besser...Der Unterricht ist ziemlich langweilig, ohne mit dir Zettelchen zu schreiben.
Ich war dich schon ein paar mal besuchen, aber du warst immer ...naja... nicht wach
Ich hab meine Angst überwunden und Zuko den Zettel gegeben ^^ Ich hoffe du bist mal wach wenn er bei dir ist...Ist schon blöd das ich vor der Mittagschule nicht zu dir darf...
Ach ja und noch was: Zuko und ich...wir sind nun richtig gute Freunde! Ist das nicht toll?? ? Ich freu mich ja so! Vielleicht wird das ja noch was zwischen mir und ihm! Ich war gestern mit ihm bei dir und danach bin ich noch zu ihm gegangen. Ein paar andere Jungs waren auch noch da. Wir haben Wahl, Wahrheit oder Pflicht gespielt und als ich dann bei Zuko was auswählen durfte hab ich ihn gefragt (bei Wahrheit) ob er noch in Lilli ist.
RATE MAL! Er hat nein gesagt!!!!
Naja viel Spaß noch im Krankenhaus...
Liebe Grüße deine
Linda
Was? Hab ich das da richtig gelesen? Meine angebliche beste Freundin war nun mit meiner großen Liebe befreundet? Wie konnte sie mir so was antun! Ich war echt stinksauer. Und meine Laune besserte sich nicht indem mich der Junge immer noch vollquatschte. „KANNST DU NICHTMAL DEINEN MUND HALTEN???“ schrie ich ihn an. Mir war in dem Moment alles egal. Bis auf die Tatsache das meine Freundin mir Zuko wegnehmen würde...
„Naja eigentlich dürfte ich mich gar nicht so aufregen“, dachte ich „schließlich habe ich ihr ja nie gesagt das ich auch in ihn verliebt bin. Ich versuch einfach so zu tun als ob mir alles egal wäre. Und außerdem wird aus denen bestimmt nichts...Er ist mit ihr bestimmt nur zu mir gegangen weil sie sich zufällig auf dem Weg getroffen haben.“ Ich dachte mir unzählige Ausreden aus, weshalb Zuko bestimmt nicht mit ihr befreundet war, und dass Linda sich das alles nur einbilden würde!


Kapitel 4: Eine neue Freundin...


Ich wusste damals noch nicht wie lange ich in noch diesem stinklangweiligem Krankenhaus rumgammeln musste, aber es war keine wirklich erfreuliche Zeit…Auf jeden Fall war es ziemlich lange, da anscheinend die Tatsache das ich 4 Tage lang „geschlafen“ habe, mich einige Tage, wenn nicht sogar Wochen daran hinderte nach Hause zu gehen.
In dieser Weile durfte ich schon ab und zu mal aus meiner Gefängniszelle hinaus und mich im Garten des Krankenhauses und drinnen umsehen. Das Krankenhaus war nicht gerade das älteste. Nein ganz im Gegenteil; Alles Glänzte, die Wände waren wie eben gestrichen, Die Fußböden waren sauber, keinen einzigen Kratzer habe ich entdeckt. Die Betten die auf den Fluren standen sahen aus als ob sie vor kurzem erst gekauft wurden. Ich wusste zwar nicht in was für einem Krankenhaus ich war, aber eins wusste ich: Alles hier war neu und die Krankenschwestern waren super freundlich und hatten eine Engelsgeduld.
Meine Eltern kamen mich jeden Tag besuchen und immer wenn ich sie fragte wann ich denn endlich nach Hause dürfe, sagten sie „Bald, bald mein Schatz!“ und das immer und immer wieder Tag für Tag. Mittlerweise war der nervige Junge entlassen worden und hat mir zum Abschied ins Schienbein getreten… Das hat richtig wehgetan. Tja aber dafür bekam er auch Hausarrest, nun es gibt eben doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt. Kurz nachdem er entlassen wurde, bekam ich eine neue Mitbewohnerin. Sie hatte ein gebrochenes Bein, und sie war total nett!
Als sie zum Ersten mal in mein Zimmer kam fragte ich sie gleich hundert Löcher in den Bauch. „Hallo! Wer bist du denn? Bist du neu hier? Warum bist du hier? Wo sind deine Eltern? Entschuldige ich weiß, ich frage zu viel aber ich bin eben sehr neugierig.“ Beendete ich den Satz, dabei bemerkte ich dummerweise dass ich mich aufgeführt hatte wie der Junge der neben mir gelegen hatte, aber entlassen wurde. Glücklicherweise reagierte die Fremde nicht so wie ich und ich nahm mir vor in Zukunft etwas netter zu sein. Das Mädchen stand auf Krücken sie war fast so groß wie ich, übrigens ich bin ca. 1,65m groß, und sie hatte braunes, langes Haar. Ihr Gesicht hatte ein paar kleine Schrammen, war sonst aber makellos.
„Ich bin Sandra! Und ich bin schon seit ein paar Tagen hier. Ich naja… hatte einen kleinen Unfall und habe mir blöderweise mein Bein gebrochen. Nein mir macht es nichts dass du so neugierig bist, weil ich auch total neugierig bin! Also warum bist du hier?“ Sagte sie mit ihrer zarten Stimme. „Also ich heiße Kerodia Haniti und bei mir ist das eine ziemlich komische Geschichte. Das war so …“ Ich erzählte ihr die Geschichte von Anfang an. Die ganze Sache mit meinem Hund und dem Regenschirm, das mit Linda, in der Pause als mich jemand umgeworfen hatte, und wie ich hier im Krankenhaus gelandet bin.
„Und weißt du was das schlimmste von allem war?“ fragte ich sie als ich mit Erzählen am Ende war.
„Nein was denn?“ entgegnete sie mit großen Augen. Mittlerweile hatte sie sich auf das Bett gleich neben mir gelegt.
„Der Typ, der mich umgestoßen hatte, war mein Schwarm! Ich weiß auch nicht, aber irgendwie war es toll dass er es war, denn so kommt er mich immer mal wieder besuchen. Heute sollte er auch kommen.“ „Super mein Bruder wollte heute auch kommen!“ Entgegnete Sandra „Vielleicht können die zwei sich ja anfreunden dann kommen sie vielleicht immer zusammen!“ Ich fand das war eine großartige Idee. Hoffentlich würden die zwei sich anfreunden dann kam Zuko vielleicht jeden Tag zu mir um mich zu besuchen. „Sag mal wie alt bist du eigentlich? Ich bin 13 werde aber bald 14.Und ich gehe in die siebte Klasse auf der Alastina Realschule in Kari-Jamatsu. Das ist nicht sehr weit von hier denke ich. In welche Klasse gehst du?“ fragte ich sie, so neugierig wie ich bin.
„Ich bin 12 und gehe in die sechste Klasse. Aber ich bin auf dem Peter Gunsbrück Gymnasium und bald wechsle ich auf ein Internat das außerhalb der Stadt liegt, weil die 10. Klässler immer so gemein zu mir sind, und meine Klassenkameraden mich nicht leiden können. Aber mein Bruder geht auch auf die Alastina Realschule in Kari-Jamatsu! Er könnte sogar in deiner Klasse sein. Du kennst nicht Zufällig einen gewissen Zuko Reckmann?“ fragte sie mit leuchtenden Augen. Ich konnte es nicht fassen! War mein Zuko, das heißt mein Schwarm, womöglich der große Bruder von Sandra? Ich dachte immer er wäre ein Einzelkind weil er doch immer so komisch ist. War das liebe Mädchen welches hier neben mir lag wirklich die kleine Schwester von Zuko Reckmann? Ich war überwältigt. Ich weiß bis heute noch nicht ob ich das damals nun Toll oder Schrecklich fanden sollte. >Aber nein wieso denn? Das ist doch nicht schlimm. Eigentlich ist es ja gut, denn er besucht dann nicht nur seine Schwester jeden Tag, sondern auch mich. Aber wenn er jeden Tag bei seiner Schwester war…Hätte er ja auch jeden Tag zu mir kommen können. Und in letzter Zeit war er überhaupt nicht mehr gekommen... Kapitel 6: Ein Traum, ein Anruf und ein Geständnis…


Am nächsten Morgen, oder besser am nächsten Mittag wachte ich unsanft aus einem Alptraum auf. Ich hatte geträumt ich wäre im Krankenhaus gefangen und könnte nie wieder nach Hause. Und ich hatte geträumt dass mich nie wieder jemand besuchen würde und ich ganz alleine wäre. Und dann bin ich aus dem Krankenhaus ausgerissen und ich bin weggelaufen. Viele Tage lang bin ich gerannt weil ich mein Haus nicht finden konnte, dabei wusste ich doch genau wo es vom Krankenhaus zu unserer Wohnung ging. Aber alles war anders und doch wusste ich dass ich noch in Kari-Jamatsu bin. Nach vielen Tagen hörte ich eine Stimme hinter mir (ich rannte immer noch komischer weise) die sagte „bleib doch mein Liebling! Geh nicht fort du fehlst mir so!“. Und wer sagte das? Es war Zuko, aber er sah nicht aus wie Zuko. Naja sein Gesicht konnte ich nicht sehen aber ich wusste trotzdem dass er es war.
Ich drehte mich im Traum um, und auch im Bett hatte ich mich gedreht. Sehr oft sogar wie mir Sandra später erzählte. Und dann stand er vor mir und ich fiel in Ohnmacht weil ich so fertig war. Aber Zuko fing mich mit seinen starken Armen auf. Kurz darauf ging er zu einer Klippe und weil er mich nicht mehr halten konnte warf er mich hinunter. Schreiend fiel ich… Und plötzlich saß ich schweißgebadet in meinem Bett…
„Kerodia was ist passiert? Geht es dir gut?“ fragte Sandra mit hitziger Stimme. „Wo bin ich? Ach ja stimmt im Krankenhaus. Was war das für ein Traum? Ist ja komisch. Sandra was war denn eben los? Ich hab doch nicht wirklich geschriehen oder?“ entgegnete ich.
„Doch du hast geschriehen. Sehr, sehr laut! >meinte Sandra >Und eigentlich wollte ich von DIR wissen was passiert ist! Na los erzähl. Hast du schlecht geträumt?“
Also die Antwort auf diese Frage war wohl offensichtlich. Ich hatte schlecht geträumt. Aber wenn ich ihr den Traum erzählen würde hätte sie sich vielleicht über mich lustig gemacht. Ihr Bruder hatte mich fallen lassen. Vielleicht merkte sie dann dass ich in ihn verknallt war, wenn der Traum so schlimm für mich gewesen ist. Also begann ich mir einen Traum aus zu denken: „Ähm naja also das war eigentlich so…“, Ihr müsst wissen ich bin sehr schlecht im Geschichten erfinden, „Also ich war auf einem… äähm Ponyhof.“ Auf einem Ponyhof? Na das konnte ja nur besser werden. , dachte ich, „Und da war ein äähm… Monster. Es war halb Geier und halb Pferd. Und es griff mich an. Naja und da bin ich schreiend weg gerannt und aufgewacht.“
Sandra sah nicht sonderlich glaubwürdig aus und hakte nach. „Wie? Meinst du das ehrlich? Mehr nicht? Das sollte wirklich jetzt kein Scherz sein?“ Ich schüttelte den Kopf. „Na gut wenn du meinst… Dann glaube ich dir.“ sagte sie und grinste mich an.
„Huhu hallo hallöchen. Du hast eine neue Nachricht. Huhu hallo hallöchen du hast eine neue Nachricht.“ Ertönte es aus einer Schublade von dem kleinen Nachttisch der neben meinem Bett stand. Ich öffnete die Schublade und nahm mein Handy heraus. Auf dem Bildschirm stand: Eine Nachricht erhalten. Absender 0174928346
„Die ist von Linda! Mal sehen was sie geschrieben hat…
Hallo Kerodia ^^
Ich hoffe deinem Kopf geht es gut.
Meine Eltern können mich leider nicht zu dir ins Krankenhaus fahren also entschuldige das ich nie gekommen bin. Und mein Fahrrad hat einen Platten.
Naja ich wollte dir nur was sagen. Kannst du mich vielleicht anrufen? Ich hab nicht mehr viel Geld auf dem Handy.
Liebe Grüße von deiner BFFI Linda.“ Las ich vor, denn Sandra schien es sehr zu interessieren was meine andere Beste Freundin geschrieben hatte.
„BFFI ? Was soll das denn heißen?“ fragte sie mit neugieriger Stimme.
„BFFI ist eine Abkürzung. Das heißt Beste Freundin Für Immer. Aber ich weiß nicht ob das wirklich ihr ernst ist. Denn wenn sie wirklich meine Beste Freundin wäre dann hätte sie auch was unternehmen können um mich zu besuchen.“ meinte ich und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, sodass Sandra anfing zu Lachen.
„Dann wird ich sie mal anrufen.“ Ich wählte ihre Nummer, stellte auf laut und wartete auf das Signal. „ DUUUD, DUUUD“ hörten wir, aber es ging niemand dran. Gerade als ich auflegen wollte hörten wir eine Stimme aus dem Lautsprecher. „Linda hier. Was gibt’s?“ ertönte Lindas Stimme.
„Hey ich bin’s Kerodia. Du hast gesagt ich soll anrufen. Also was ist passiert? Los erzähl!“ antwortete ich. „Es macht doch nichts wenn Sandra mithört oder?“
„Ne natürlich nicht. Wer ist das eigentlich? Kenn ich die?“ fragte Linda mit einer sehr seltsamen Stimme.
„Nein die kennst du nicht.“ antwortete ich abermals „Das ist ne neue Freundin von mir, die ich hier im Krankenhaus kennen gelernt habe. Aber das ist jetzt egal also erzähl, was ist los?“
„Also da gibt es etwas…Dass ich dir erzählen wollte es ähm geht um Zuko…“ sagte Linda. An der Stelle hielt ich die Luft an. Ich schreckte richtig zusammen als Sandra plötzlich dazwischen redete: „Du meinst aber nicht zufällig Zuko Reckmann oder?“
„Ähm doch! Genau den meine ich. Sag mal woher kennst du den?“ fragte Linda.
„“Der“ ist mein Bruder. Wieso was ist mit ihm?“ entgegnete Sandra neugierig.
„Naja also ähm… Wenn dir Kerodia das noch nicht erzählt hat dann sag ich es dir“, ich schäme mich heute noch dafür dass ich so was früher nicht konnte. Einfach meinen Freundinnen anvertrauen dass ich in jemanden verliebt bin.
„Aber du darfst nicht lachen klar?“, sagte Linda streng. Als es Sandra hoch und heilig versprach, begann Linda zu erzählen. Sie erzählte wie sie neu in die fünfte Klasse gekommen war, wie sie damals noch keinen kannte und dass ich ihre erste richtige und erste beste Freundin war. Und dann erzählte sie wie sie sich in Zuko verliebte. Linda meinte es wäre Liebe auf den ersten Blick gewesen. Naja zu mindest bei ihr, denn Zuko war damals noch mit Lilli zusammen. Und an genau dieser Stelle musste sich Sandra die Hand auf den Mund pressen um nicht vor Lachen laut los zu schreien. Das war so lustig mit anzusehen, dass sogar ich anfing zu Lachen. Das sah schon ziemlich albern aus. Linda jedoch fand das überhaupt nicht komisch. Denn plötzlich machte es „Dud dud dud dud …“
„Na toll!“, sagte ich gereizt, „Jetzt hat sie aufgelegt. Das ist ja mal wieder typisch... Ich werd sie noch mal anrufen und ihr sagen dass ich diesmal nicht auf Lautsprecher habe okay? Aber keinen Mucks!“
„Geht klar“, antwortete Sandra.
Als Linda dann endlich mal an ihr Telefon ging, musste ich mir erstmal ihr minutelanges Gemecker anhören. Wie ich es dann schließlich noch fertig brachte sie zu beruhigen und davon zu überzeugen dass diesmal nur ich sie hören konnte, was allerdings gelogen war, denn Sandra konnte sie genauso gut über den Lautsprecher meines Handys hören wie ich. Und dann begann sie von neuem zu erzählen:
„Also das war so Keri… Am Freitagmorgen als ich aufwachte ging ich gleich mal an meinen neuen PC. Ich loggte mich unter BFF´s.de ein und dann sah ich das mir ein Junge der in unserer Schule ist eine E-Mail geschickt hat. Ich war zuerst überhaupt nicht begeistert dass er mir geschrieben hatte, aber als ich sah WAS er mir geschrieben hatte fiel ich fast rücklings vom Stuhl! Er schrieb ungefähr so was:

Hey Linda. Ich habe dich neulich auf dem Pausenhof entdeckt, und mich in deine wunderschönen blauen Augen verliebt. Ich weiß nicht wie das passieren konnte, aber es war auf einen Schlag komplett um mich geschehen. Ich liebe dich! Und ich frage dich, willst du mit mir gehen? Bitte antworte mir so schnell wie möglich! In sehnsüchtiger Erwartung deiner Antwort. Martin.

Ist das zu glauben? Ich bekomme einfach so einen Liebesbrief! Er hat mir auch ein Bild geschickt. Und nun rate mal wer das ist!“ plapperte sie aufgeregt durch das Telefon. Ich war völlig Baff! Ich wusste nicht ob ich lachen sollte. Aber eins war klar, sie war bestimmt in diesen Martin verliebt. Sonst hätte sie sich nicht so glücklich angehört. Auf jeden fall hoffte ich das, denn so konnte ich ihr endlich sagen das ich in Zuko war und sie würde sicher nicht sauer auf mich sein.
„Hey Kerodia bist du noch dran? Hallo?“
„Äh was? Achso ! Ja bin noch dran. Ähm das ist ja super! Aber sag mal du hast doch eigentlich braune Augen und keine Blauen. Wie steht’s bist du nun mit dem zusammen?“ fragte ich in einem gezwungen neugierigen Ton.
„Ja schon, nur ich kann ihn nicht oft sehen, da er fast jeden Tag Termine hat. Allerdings ist er übers Wochenende bei mir. Stell dir vor wir haben uns schon geküsst!“ berichtete sie begeistert. Ich fand es toll und ich war mir wirklich sicher das ich mich trauen würde ihr, und natürlich Sandra ebenfalls, meine Gefühle für Zuko zu erzählen. Ich hoffte nur dass man Sandra vertrauen könnte und dass Linda nicht sauer auf mich sein würde, wenn ich es ihr sage.
„Hör mal zu Linda, ich mach kurz den Lautsprecher an.“ Ich drückte auf irgendeine Taste, um so zu tun als würde ich den Lautsprecher aktivieren, der ja schon aktiviert war.
„Und nun muss ich dir und Sandra etwas sagen. Aber wehe ihr lacht dann gibt das kein gutes Ende für euch!“ sagte ich, mit einer sehr ernsten Stimme, um meiner Drohung Ausdruck zu verleihen.
„Linda vielleicht hast du es nicht bemerkt, aber seid der 4. Klasse bin ich naja… ähm… in Zuko verliebt… Bitte sei mir nicht böse, dass ich es dir nie erzählt habe. Ich wollte nur nicht dass wir uns deshalb streiten. Bitte versteh das!“ bat ich sie. Sandra sagte gar nichts mehr und Linda ebenfalls. Als Linda das Wort ergriff, hörte sie sich erleichtert und amüsiert an, anders als ich es erwartet hatte.
„Keri ich bin dir nicht böse, ich bin sogar froh dass du es mir nie gesagt hast. Und du hast recht, ich hätte es dir auch nicht gesagt wenn ich gewusst hätte dass du in ihn verknallt bist. Ich bin froh dass wir uns deshalb nicht gestritten haben. Danke.“
Und so beendete sie ihren Satz mit einem glücklichen Seufzer durch das Telefon.
„Tut mir leid aber ich hab keine Zeit mehr. Ich hoffe wir sehen uns bald mal Keri, ruf mich an wenn du weißt wann du wieder zur Schule darfst!“ Und somit legte sie auf.
„Meinst du das wirklich ernst Kerodia?“, fragte mich Sandra mit Schalk in der Stimme, „Du bist wirklich in meinen Bruder verliebt? Seit der 4. Klasse?“
War sie etwa sauer auf mich? Ich verstand es nicht, und wusste nicht was ich antworten sollte. Schließlich entschloss ich mich für die Wahrheit, so schwer es mir auch fiel…
„Ja schon. Aber bitte verrate es ihm nicht. Das wäre mein Tod!“ pflichtete ich ihr bei. Bitte lass sie nicht lachen, bitte lass sie nicht lachen.
„Also das hättest du mir aber schon früher sagen können! Ich dachte wir wären Freundinnen und unter Freundinnen erzählt man sich doch alles. Zumindest dachte ich das.“ Sagte sie mit gespielt, ärgerlicher Stimme. Sie war, nicht gerade zur Erleichterung meinerseits, eine sehr gute Schauspielerin.
„Bist du sauer?“ fragte ich in betrübtem Ton, und hoffte darauf dass sie mit nein antwortete.
„Nein. Ich freue mich darüber! Kerodia du bist wirklich leichtgläubig, das könnte dir zum Verhängnis werden“ Antwortete sie und schmunzelte mich an. Ich war froh das zu hören. Nun war es mir ein leichtes, mit ihr über diese Sache zu reden. „Sag mal hat dir Zuko eigentlich nie etwas davon erzählt?“
„Was meinst du?“ fragte sie gespannt.
„Na dass er es war, der mich in dieses Krankenhaus befördert hat. Schließlich hat er mich ja umgerempelt. Hat er davon nichts erzählt?“ Kaum denkbar, dass er das für sich behalten hatte.
„Nein“ ,erwiderte sie, „ Er hatte nichts dergleichen erwähnt. Zumindest mir gegenüber nicht. Ich weiß nur dass er eine Woche Hausarrest hatte, doch das war schon lange her. Ich glaube das war vor einer Woche. Er wollte mir aber nicht sagen wieso und meine Eltern auch nicht.“
„Du sagst es ihm aber nicht oder?“ fragte ich sie mit flehendem Blick.
„Von mir erfährt er nichts! Wer weiß? Vielleicht kann ich ja mal mit ihm reden und wenn wir so zufällig über Freunde oder Freundinnen reden könne ich ihn ja fragen ob er verliebt ist.“ Das war echt eine super Idee. Ich schlug ihr vor dass sie das aber lieber machen sollte wenn sie, oder ich wieder nach Hause durften.


Kapitel 7:
Ich bin daheim…


Es war inzwischen Mittag und Sandra und ich hatten uns Essen ans Bett bestellt. Wir aßen beide Pfannkuchen mit Zimt und Zucker. Am Nachmittag kam Zuko wieder zu Besuch. Sandra und er spielten Mühle, doch da man Mühle nur zu zweit spielen konnte, beschloss ich, ein bisschen runter in den Krankenhaus-Garten zu gehen. Ich setzte mich auf eine Bank, mit Polstern und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Ich schloss meine Augen und dachte an das Meer. Ich lag auf einer Luftmatratze und schaukelte im glitzernden warmen Wasser. Die Wellen wogen mich auf und ab und ich sah wie Zuko auf mich zugeschwommen kam. Er trug nur Badeshorts und hatte einen gut gebauten Körper. So hatte ich ihn erst einmal gesehen und das war im letzten Sommer, als ich mal ins Freibad gegangen war. Damals konnte ich noch nicht wirklich schwimmen, da ich mich nie ins Wasser getraut hatte. Linda wollte es mir beibringen, doch meine Augen und anscheinend auch mein Verstand, waren ganz dabei Zuko zu beobachten. Ich stand am Beckenrand und plötzlich schuckte mich jemand in das tiefe Becken. Ich schluckte sehr viel Wasser und ein Rettungsschwimmer musste mich aus dem Becken holen. Seitdem habe ich angst vor tiefem Gewässer und Schwimmen kann ich erst recht nicht. Deshalb gehe ich auch nicht mehr ins Freibad oder in sonst ein Schwimmbad.
Und so sah ich wie er auf mich zugeschwommen kam. Seine Augen leuchteten und das glitzern des Wassers spiegelte sich in ihnen wider. Er nahm mich in seine Arme, sie fühlten sich weich an, wie Kissen. Und warm war es mir auch. Viel zu warm, das ich in Wasser hätte liegen könne. Eher unter einer warmen Federdecke in einem warmen weichem Bett.
Ich öffnete meine Augen und bemerkte dass ich überhaupt nicht mehr auf den Polstern einer Bank, sondern in meinem Krankenbett lag. „Ich muss eingeschlafen sein“, sagte ich leise vor mich hin. Im Raum war es dunkel und ich konnte nur ein schwaches Licht durch einen Spalt in der Türe wahrnehmen. „Kerodia, wie geht es dir?“ fragte eine besorgte Stimme. Sie gehörte meiner Mutter. „Mum was ist los?“
„Du bist eingeschlafen Schätzchen. Es ist halb so wild. Sie haben dich unten im Garten gefunden und gleich nach oben in dein Zimmer gebracht“, Sagte sie in erleichtertem Ton, „Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, du seihst wieder ins Koma gefallen. Aber zum Glück ist nichts passiert. Bist du noch müde?“ Ich fühlte mich abgespannt und wollte nur noch schlafen. „Ja ich bin sehr müde.“ Sagte ich schlaftrunken, dabei sollte ich doch eigentlich hellwach sein.
„Dann lass ich dich jetzt mal alleine. Schlaf gut Süße und träum was Schönes.“ Und somit verließ sie das Zimmer. Ich knipste die kleine Nachttischlampe an und stellte fest, dass Sandra mich die ganze Zeit angestarrt hatte. Sie sah besorgt aus, doch ihre Besorgnis verschwand und dafür trat ein Lächeln in ihren Gesichtsausdruck.
„Alles okay? Ich war ziemlich baff als dich ein Arzthelfer hierher getragen hatte. Ach ja und Zuko wollte sich noch von dir verabschieden aber du warst ja nicht da.“
„Hast du ihn gefragt, ob er in mich verknallt ist?“ fragte ich begierig.
„Ja ich habe ihn gefragt, doch er hat mir nicht geantwortet. Er sagte nur so etwas in der Art wie: Wenn Ichs wäre, ich würde es dir nicht sagen.“
bedrückt machte ich das Licht aus und sagte Sandra dass ich schlafen wollte. In Wirklichkeit wollte ich einfach nur meinen Kopf leeren. Ich wollte einfach an nichts denken, doch das war nicht einfach. Nach einer Weile schlief traumlos ein.
In den darauf folgenden zwei Tagen passierte nichts, ich hatte keine Schmerzen mehr und Sandra hatte keine Gelegenheit mehr mit Zuko zu sprechen, da er krank geworden ist und somit Sandra und mich nicht mehr besuchen kommen konnte. An diesem Tag durfte ich endlich meine Sachen packen. Ich war über zwei Wochen lang im Krankenhaus gewesen, da meine Eltern darauf bestanden hatten, mich hier zu behalten bis ich vollkommen genesen war. Ich hatte mich riesig gefreut endlich wieder nach Hause zu dürfen, doch eines oder besser gesagt eine würde mir fehlen. Sandra durfte zwar mit ihrem fast verheilten Bein wieder zu ihrer Familie, aber dann würde ich sie sehr selten sehen. Und in der Schule würde ich sie auch nicht wiedertreffen. Aber zum Glück gab es da noch Linda und ihr unendliches Mitgefühl. Kurz bevor ich in das Auto meiner Eltern stieg, kam Sandra noch einmal auf mich zugehumpelt und gab mir einen Zettel mit ihrer Adresse und ihrer Telefonnummer. Zu Hause angekommen, packte ich erstmal meine Klamotten aus und warf sie in die Waschmaschine. Anschließend ging ich in mein Zimmer, öffnete die Fenster und ließ frische Luft hinein. Genesungskarten hatte ich keine bekommen aber an Briefen mangelte es mir nicht. Mindestens einmal täglich bekam ich einen Brief von Linda. Als ich ihre Briefe gerade in einer Schublade verstauen wollte, klingelte mein Handy. Ich schmiss die restlichen Briefe in die Schublade, knallte sie zu und rannte zu meinem Bett, auf dem meine Tasche lag. Nach kurzem suchen fand ich mein Handy in einer Außentasche und drückte auf die entsprechende Taste um den Anruf anzunehmen.
„Hallo wer ist da?“, ich hatte total vergessen auf die Nummer zu schauen.
„Ich bin’s Linda! Hey ich hab gehört du bist wieder daheim. Warum hast du mich nicht angerufen?“ fragte sie vorwurfsvoll. Ja. So viel zum Thema unendliches Mitgefühl.
„Hab ich vergessen. Tut mir leid. Ich gehe morgen wieder in die Schule“ ,versicherte ich ihr.
„Morgen ist Sonntag Keri, da kannst du nicht in die Schule.“ Erinnerte mich Linda. Na toll. Was sollte ich denn den ganzen Sonntag lang machen? Ich beschloss Sandra zu fragen ob sie Zeit hat.
„Na gut, dann eben am Montag. Tut mir leid aber ich muss auflegen. Bye!“, sagte ich und legte auf. Mein Handy machte ich aus, steckte es in eine zu klein gewordene Socke und legte diese auf meinen Nachttisch. Anschließend lief ich ins Wohnzimmer nahm das Haustelefon in die Hand und wählte Sandras Nummer die ich auf der Fahrt nach Hause auswendig gelernt hatte. Ihre Nummer konnte ich mir sofort merken, aber sonst war mein Hirn ein einziges Sieb…
„385927“, wählte ich. Eine Vorwahl brauchte ich nicht, da Sandra ja in meiner Stadt wohnte. Ich hörte es aus dem Höhrer tuten aber abheben tat keiner. Doch schließlich, nach etwa einer Minute hob eine kratzige, müde und schwache Stimme ab und sagte: „Bauer. Wer ist da?“, Oh nein! Das war Zuko. Womöglich hatte ich ihn gerade aufgeweckt, „Ähm hallo. Hier ist Kerodia. Entschuldige wenn ich dich geweckt haben sollte aber ist Sandra vielleicht da?“, fragte ich beschämt.
„Ja Sandra ist oben in ihrem Zimmer. Ich hole sie warte kurz.“, antwortete er in einem flüchtigen Ton und ich wartete. Hoffentlich habe ich ihn nicht geweckt, dachte ich mir. Denn in seinem Zustand wäre es nicht sonderlich freundlich gewesen ihn einfach aus seinem Schlaf zu reißen und dann auch noch nach seiner kleinen Schwester zu verlangen. „Hey! Was gibt’s?“, fragte Sandra mit neugieriger Stimme.
„Hey ich wollte mal fragen ob du morgen nicht vielleicht etwas mit mir unternehmen möchtest. Vielleicht könnten wir ja ein Eis essen gehen? Was hältst du davon?“, sagte ich hoffnungsvoll. Aber auf ihre antwort wusste ich kein Wort mehr. „Hey klingt ja super aber ich hab morgen schon was vor, ähm, wie steht´s mit Montag? Nein da geht’s auch nicht. Aber Dienstag. Da hätte ich Zeit“, meinte sie mit entschuldigender Stimme und seufzte leicht.
„O.K. dann eben Dienstag. Ich werde dich anrufen okay? Viel spaß noch morgen“
bevor ich auflegen konnte fragte mich Sandra noch: „Hey soll ich Zuko vielleicht einen Gruß von dir sagen? Er wird sich bestimmt freuen. Er kann Montag auch wieder in die Schule kommen es geht ihm schon besser er hat nur noch leichtes Kopfweh. Also tschüss und noch mal Entschuldigung.“ Und so legte sie einfach auf, ohne dass ich etwas sagen konnte. Manchmal verstehe ich sie einfach nicht. Aber das ist nicht schlimm.
An diesem Wochenende war nicht viel los. Ich machte die Hausaufgaben die sich auf meinem Tisch stapelten, ich räumte meine übrigen Sachen aus dem Krankenhaus dorthin, wo es hingehörte und ich ging an diesem Samstag noch in die Stadt und kaufte mir von dem Geld das ich von meiner Mutter bekommen hatte die neue CD meiner Lieblingsband “Versailles“, einer Japanischen Rockband. Den ganzen Sonntag verbrachte ich damit, den Japanischen Text mithilfe meines Japanischen Übersetzungs-Buch zu verstehen. Schließlich muss ich doch wissen über was oder wen die Lieder handeln wenn ich sie schon mitsinge. Ich singe sehr gerne aber ich bin nicht sonderlich gut. Naja finde ich zumindest.
Meine Mutter sieht das anders, denn sie sagt immer ich würde singen wie ein Weltstar und ich sollte zu einer Talentshow gehen, nur habe ich darauf gar keine Lust. Und überhaupt bin ich nicht für Bühnen gemacht. Ich werde schnell nervös, bekomme Lampenfieber und sehe schon mein Bein in einem Gips wenn die Bühne nur höher ist als einen halben Meter…
Davon abgesehen würde ich gerne bei so einer Castingshow mitmachen, wäre ich eben nicht so ungeschickt.
Sonntagabend ging ich pünktlich wie nie ins Bett, da ich vom ganzen Übersetzen müde geworden bin. Ich zog mir also meinen neuen Schlafanzug an, den ich im Krankenhaus getragen hatte, schmiss mich aufs Bett, schaltete meinen CD-Player aus und drückte auf einen Schalter der neben meinem Bett an der Wand war, damit das Licht ausging. Ich konnte jedoch lange nicht einschlafen da ich die ganze Zeit zu sehr beschäftigt war, mir Gedanken über den nächsten Tag und vor allem die Schule zu machen. Würde Zuko wirklich kommen? Ich hoffte es. Das letzte Lied das auf der CD lief, die ich eben zum X-ten mal angehört hatte spielte sich in meinem Kopf immer und immer wieder ab. Das verrückte daran war dass ich in meinem Kopf ganz genau die Japanischen Worte “denken“, sie aber nicht singen konnte. Gesungen war es viel schwerer die Worte so schnell auszusprechen. Mit der Englischen oder Deutschen Sprache ging das bei mir leichter. Ich schaute auf meine Digitaluhr die im Dunkeln Leuchtet und wunderte mich dass es schon so spät war. Oder besser gesagt früh… „Wie jetzt war ich die ganze Nacht lang wach?“, fragte ich mich und stieg aus dem Bett. Es war bereits sieben Uhr früh. Als ich die Gardinen vor meinem Fenster auf die Seite schob sah ich, dass es draußen stockdunkel war. War meine Uhr stehen geblieben? Ich lief auf einen schwarzen viereckigen Umriss zu und tastete ihn ab. Es war die Tür! Doch wo war der Türgriff? Sehr komisch… Ich suchte den Lichtschalter der eigentlich neben meinem Bett hätte sein sollen, doch ich konnte ihn nicht finden. Ich versuchte noch mal die Türklinke zu erhaschen aber wieder nichts. Ich fuhr die Wand mit meinen Händen entlang und stieß plötzlich auf etwas Hartes. Es war die Türklinke! Doch diese Türklinke befand sich nicht dort wo sie eigentlich hin sollte. Ich drückte sie vorsichtig und langsam runter. Als ich an ihr zog öffnete sich eine Unsichtbare Türe und diese führte in einen langen Gang. Ein kalter Windhauch streichelte mir durch die Haare und ich bekam Gänsehaut. Auf Zehenspitzen und mit angehaltenem Atem lief ich ein stück weiter auf das Ende des Ganges zu. Links von mir befanden sich zwei riesige Fenster mir vergilbten Gardinen die sich im Wind wogen. Ich fühlte mich unwohl, denn das hier könnte unmöglich mein zu Hause sein. Der Boden war total verdreckt und die Dielen standen teilweise ab oder waren gebrochen. Als ich einen Blick aus dem offenen Fenster warf bemerkte ich, dass draußen keine einzige Straßenlampe leuchtete und es waren auch keine Sterne zu sehen. Die Sonne war auch nicht anwesend. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Es kam vom Ende des Ganges und hörte sich an als wäre jemandem eine Gabel im Hals stecken geblieben. Lautes stöhnen und krächzen, da war brauchte jemand Hilfe! Ich ging zügig aber leise den Gang entlang und schaute mich um. Ich öffnete eine Türe die sehr laut kwietschte. „Ist das jetzt ein Horrorfilm oder wie?“ fragte ich mich sarkastisch. Als ich die Tür ganz aufgestoßen hatte stand ich auf der Schwelle zu einem Raum der mit sehr unheimlich war. Überall Spinnenweben und kaputte Stühle die an einer Wand standen oder vielmehr gammelten. Drei riesige Fenster waren mir gegenüber und hinter den Wolken am Himmel tauchte der Vollmond hervor. Das ist ja wirklich wie ein Horrorfilm, dachte ich voller Angst. Zitternd und schwer atmend ging ich in die Mitte des Raumes. Links von mir stand ein altes verkommenes Doppelbett über und über mit Spinnenweben versäht. Zerrissene Vorhänge hingen von den Bettstangen herunter und eine schwarze Gestalt saß furchteinflößend auf der geschätzt Hundert Jahre alten Bettdecke. Mein Herz raste und mein Verstand stand zwischen der Entscheidung wegzurennen oder stehen zu bleiben. Meine Unglaubliche Neugier wollte allerdings gehen und zwar zu der schwarzen Gestalt. Ich verfluchte meinen drang alles wissen zu müssen, machte aber einen Schritt auf die Gestalt oder die Person, was immer es auch war, zu.
Was als nächstes geschah ging ganz schnell. Zu schnell dass ich hätte viel mitbekommen können. Ich war, denke ich, noch zwei Schritte gelaufen als diese Gestalt plötzlich aufstand und mit rot leuchtenden Augen auf mich zu kam. Ich war kurz davor gewesen vor Schreck zu sterben doch ich bekam nicht mal einen Schrei zustande. Die Person, es war ein Junge das wusste ich jetzt sicher, hatte ein großes, langes und sehr spitzes Messer in der Hand. Es kam auf mich zu und dieses Ding wollte mich erstechen, ich schrie und schrie ich spürte den Schmerz aber er war zu ertragen. Ich konnte kaum noch atmen als mich etwas am Arm packte und rüttelte. Ich öffnete die Augen und ein jäh grelles Licht kam mir in die Augen. Und über mir war der Kopf dieser Person die mich angegriffen hatte.
Aber das konnte nicht sein… Zuko?


Kapitel 8:
Wieder in der Schule…



Ich lag in meinem Bett und verstand mich selbst nicht als ich sagte: „Das war also nur ein Traum! Es fühlte sich so echt an...“, meine Stimme klang hysterisch und verstopft, als ob mir etwas im Hals steckte. Meine Augen brannten. Hatte ich geweint? Über mir sah ich Zuko, doch was machte er bloß in meinem Zimmer? Er sah mir direkt in die Augen und ich konnte meine nicht von seinen lassen. Ich spürte wie ich rot wurde. Warum ausgerechnet jetzt? Ich atmete tief ein, schloss die Augen, öffnete sie wieder und plötzlich war Zuko über mir verschwunden. Ich stützte mich auf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Ich blickte mich in meinem Zimmer um und sah gerade noch wie Zuko sich zum Fenster hin wand. Also ist er doch hier! Dachte ich. Glücksgefühle vertrieben die übrig gebliebene Angst aus meinem Körper. Mein Schwarm, in meinem Zimmer.
„Was tust du hier?“, fragte ich und versuchte dabei ernst zu klingen, „und wer hat dich reingelassen?“, ich schaffte es tatsächlich empört zu klingen was ich allerdings kein bisschen war... Er drehte sich zu mir und schaute mich mit großen Augen an. „Deine Mum hat mich reingelassen. Sie sagte du wärst wahrscheinlich schon fertig für die Schule. Ich wollte dich abholen. Naja und als ich dein Zimmer kam hörte ich dich schreien aber du lagst noch im Bett. Also… Wenn es dir nichts ausmacht geh ich schon mal vor.
Ich wollte ihn aufhalten, aber er war schon halb zur Türe hinaus. Ich sprang wie wild aus dem Bett und zog mir meinen Schlafanzug aus. Anschließend streifte ich mir mein neues Hemd und meine alte Jeans über und verschwand mit meiner Zahnbürste die noch in meinem offenen Koffer gelegen hatte, hinter der Tür ins Badezimmer. Ich beeilte mich damit ich nicht zu spät zur Schule kam. Ich entschloss mich für eine Katzenwäsche und einen Pferdeschwanz und meine Lila-weißen Socken. Dann rannte ich wieder in mein Zimmer und holte meine ebenfalls neuen Schuhe aus meiner Kommode heraus und zog sie mir an. Die zu langen Schnürsenkel band ich mit einem Doppelknoten und einer Schleife zu und steckte die überschüssigen Senkel in die Seiten and meinen Knöcheln.
Als ich auf meinen Stundenplan sah bemerkte ich dass wir heute nach der großen Pause zwei Schulstunden Sport hatten. Ich kramte schnell meine Sportsachen unter meinem Bett hervor und stopfte sie in meine Schultasche. Diese legte ich mir über die Schulter und verschwand mit meiner Lieblingsjacke im Arm in den Flur.
Meine Mutter hatte schon bemerkt dass ich verschlafen hatte und steckte mir noch zwei Äpfel in die Schultasche.
Ich gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und verschwand anschließend durch die Wohnungstür ins Treppenhaus. Links von unserer Wohnungstüre gab es noch Treppen die zu einem weiteren Stockwerk führten. Auf den untersten drei Treppenstufen saß Zuko.
Seine Schultasche lehnte neben ihm und er hatte die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, auf denen sein Kinn lag. Er sah aus wie ein Model, so wie er da saß und beinahe hätte ich vergessen was ich sagen wollte. Als er mich bemerkte stand er auf und legte die Tasche über seine Schultern. Er war ein ganzes Stück größer als ich und als ich zu ihm aufsah traf mich das magische Funkeln in seinen Augen wie einen Schlag.
Der eigentliche Schlag war allerdings die Türe, die vom Wind zugehauen wurde. Ich zuckte zusammen und drehte mich blitzartig um. Als ich die Situation endlich realisierte, wendete ich meinen Blick wieder zur Treppe und ging hinunter bis zur Haustüre und versuchte sie aufzudrücken. Gerade als ich meine Hand nach dem Türgriff ausstrecken wollte machte jemand, der hinter mir stand die Türe auf. Ich sah mich nur kurz um und erkannte sofort die dunkelbraunen Haare: „Danke…“, stotterte ich völlig perplex, mehr bekam ich auch nicht raus. Er war nicht nur ein Stück größer, er war ein echter Riese! Er muss schon längst ausgewachsen sein, dachte ich mir, denn Zuko war fast doppelt so groß wie ich. Für seine 15 Jahre muss er seinen Wachstumsschub schon hinter sich haben. Er war 2 Jahre älter als ich und dennoch in meiner Klasse. Ich hatte nie darüber nachgedacht. Aber von Linda wusste ich dass er in der 3. Klasse wiederholen musste, da er zu oft fehlte weil er zweimal im Krankenhaus ca. fünf Wochen lang geblieben war und dadurch sehr viel Unterrichtsstoff verpasst hatte. Das erste Mal waren es seine Rippen. Es waren drei Stück davon gebrochen, ich weiß zwar nicht warum aber es hatte etwas mit einem aus meiner Klasse zutun. Das zweite Mal war er so krank dass er nur schwer atmen konnte und deshalb fünf Wochen lang künstlich beatmet werden musste. Er ist wirklich ein richtiger Tollpatsch, und das werde ich noch früh genug mitbekommen…
Auf jedenfall stand ich da nun, völlig verwirrt vor ihm und blickte zu ihm auf. Er sah mich mit seinen goldbraunen Augen an und grinste breit. Wie ich dieses Lächeln liebte! Er grinste immer noch als er fragte: „ Wollen wir nicht langsam mal gehen? Es ist spät und die Schule hat bestimmt schon begonnen. Mrs. Kirsten wird uns sicher Nachsitzen lassen.“ Beim letzten Satz war sein grinsen in ein schmunzeln übergegangen und er ging an mir vorbei nach draußen. Es schien ihm überhaupt nichts auszumachen, dass wir zu spät kamen. Kein wunder war er der beliebteste in unserer Schule, und gerade er hing mit mir rum! Seine Stimme war nicht mehr die kratzige, manchmal erstickte Stimme wie sie im Krankenhaus und seit der 5.Klasse war. Er war nicht nur schon ausgewachsen, er hatte sogar schon den Stimmbruch hinter sich. Unglaublich, was isst der Kerl dass er so schnell erwachsen wird?
Naja und so lief ich hinter ihm her, und brachte auf dem ganzen Weg zur Schule keinen einzigen Satz raus. Zuko, der wie eine geschmeidige Gazelle vor mir her lief, war auch nicht wirklich gesprächig aber wenn er etwas sagte antwortete ich nur mit „hmhm“ oder „aha“ mehr brachte ich wirklich nicht zustande. Wenn man ihn so sah, könnte man unmöglich denken dass er ein Tollpatsch ist.
Endlich an der Schule angekommen war schon die halbe Technikstunde vorbei, was mir wenig ausmachte, denn erstens mochte ich kein Technik und zweitens hatte ich einen wunderbaren Spaziergang mit meinem allergrößten Schwarm hinter mir. Offenbar war es ihm auch egal, dass wir Nachsitzen mussten. Zwar schien die Sonne und es war ein zu schöner Tag um drinnen nach zu sitzen, aber wenn es mit ihm zusammen wäre, wäre es sogar mir völlig gleichgültig.
Wir durchquerten den großen Flur der zur Hauptschule führte, die nebenan war und mit der wir Realschüler uns einen Pausenhof teilten, und gingen zusammen auf die Klassenzimmertür zu, in der wir Technik hatten. Ich klopfte zweimal kurz an die Tür und drückte dann den Türgriff herunter. Als ich die Tür öffnete war meine Sicht auf die hintersten Plätze gerichtet, aber dort saß niemand. Und Stühle waren auch keine da. Alle aus unserer Klasse, bis auf mich und Zuko, saßen im vorderen Teil des Klassenzimmers an einem riesigen hölzernen Tisch, und besprachen etwas. Als sie hörten dass jemand rein kam drehten sich alle zu mir und schauten mich teils verwundert, teils erstaunt an. Nur eine lächelte: Linda! Ich ging zu Mrs. Kirsten und bat sie um Entschuldigung wegen des zu späten Kommens, doch sie war Steinhart und gab mir Nachsitzen für heute Nachmittag, 14:00 im Aufenthaltsraum, das ist so was wie die Aula bei uns… Als ich mich am Besprechungstisch neben Linda setzte klopfte es noch mal an der Tür. „Wer kann dass denn sein?“, fragte mich Linda.
„Dass ist bestimmt Zuko. Der Typ kommt andauernd zu spät in letzter Zeit.“, hörte ich Leonard, einen Jungen aus meiner Klasse sagen. Ich kannte Leonard gut, wir waren mal befreundet. Er war schon immer neidisch auf Zuko gewesen seit der 3. Klasse, als er (übrigens nennen ihn alle Leo) hier her zog. Zuko war immer ganze drei Jahre älter als er, denn Leo wurde schon mit fünf Jahren eingeschult und Zuko musste ja die 3. Klasse wiederholen. Leo kam mit ihm gemeinsam in eine Klasse und sie mussten auch noch nebeneinander Sitzen. Die beiden haben am gleichen Tag Geburtstag, nur ist Zuko eben drei Jahre früher geboren.
Und so klopfte es also an der Türe, und als Zuko sie öffnete, fragte ich mich gar nicht erstmal was das sollte, ich wusste es. Es war ihm anscheinend peinlich mit mir gesehen zu werden. Deshalb machte es ihm nichts aus, dass wir zu spät kamen. Er wollte es sogar! Was für ein fieser Kerl… Und dennoch liebe ich ihn.
Ich verstehe es nicht.
Er machte eine ist-mir-doch-egal Miene, setzte sich an seinen Platz und legte den Kopf in die, auf dem Tisch verschränkten Arme.
Mrs. Kirsten die Lehrerin, sah aus als hätte sie Zuko am liebsten einen Monat lang Hausarrest gegeben, doch da sie nicht seine Mutter war, war das leider nicht möglich. Dafür brummte sie auch ihm auf, an diesem Nachmittag zu kommen. Auch um 14:00 Uhr und ebenfalls im Aufenthaltsraum. Gott sei Dank!
Der Unterricht war wie immer öde, doch ich und Linda schrieben Zettelchen und wir wurden nicht einmal entdeckt! In der großen Pause achtete ich darauf, dass ich erst von meinem Platz aufstand als wirklich alle draußen waren, damit mich nicht wieder jemand umrennen würde.
Als ich gerade mein Essensgeld aus der Hosentasche rauskramen wollte, bemerkte ich, dass ich überhaupt keines dabei hatte. Ich hatte es, in der Eile mich anzuziehen und fertig zu machen, total vergessen und die zwei Äpfel ebenfalls... Als ich Linda fragte ob sie mir was borgen kann, meinte sie nur sie hätte selber nichts dabei. Und so setzte ich mich im Pausenhof mit knurrendem Magen an eine kleine Stelle wo mich niemand sehen konnte, denn hier war ich immer wenn ich gerne allein bin und nachdenken muss. Ich setzte mich auf den Boden, der nicht sehr dreckig war, zog die Beine an meinen Körper und verschränkte meine Arme davor. Ich war hundemüde. Ich wäre fast eingeschlafen, hätte es nicht einen kalten Luftzug gegeben, der mich zittern lies. Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf auf die Knie um meine Körperwärme bei mir zu behalten. Meine Jacke war noch immer im Klassenzimmer, und während den Pausen darf man nicht in das Schulgebäude.
Und als ich da so saß, eingeknüllt in mich selbst hörte ich die Schreie und Gelächter des Pausenhofes nicht mehr. Ich fror und hätte zu gerne jemanden bei mir gehabt der mich in den Arm nimmt. Nein, nicht irgendjemand. Ich wollte dass Zuko kommt und mich in den Arm nimmt.
Ich hörte ein knacken, und leise, fast unhörbare Schritte die auf mich zukamen. Ich ließ die Augen dennoch geschlossen und wartete ab was passieren würde.
Wer auch immer da war, er oder sie legte mir eine warme Jacke über die Schultern und setzte sich neben mich. Ich spürte einen Blick im Nacken, der mich beobachtete. Es war mir ein bisschen unheimlich… Doch als ich die Augen aufschlug und mich umsah, war da nur noch ein Ast, an einem der vielen kleinen Bäume, der im Wind auf und ab wiegte. Ich setzte mich aufrecht hin und nahm die Jacke von meinen Schultern. Es war meine Jacke! Jemand war im Schulgebäude gewesen und hatte sie geholt. Sie duftete himmlisch, als hätte man sie in Rosenwasser getränkt.
Ich legte sie mir um, und versuchte den kaputten Reisverschluss zu schließen. Er klemmte nicht mehr, er funktionierte tadellos!
Mir wurde sofort warm und ich stand auf und steckte meine Hände in die Jackentaschen. Als ich in die linke Tasche griff bemerkte ich etwas Glattes. Ich zog es heraus und merkte dass es ein Papierfetzen war, auf dem stand: „Bis heute Mittag.“


Kapitel 9:

Nachsitzen…



In den nächsten Schulstunden hatte ich zweimal Sport und dann noch Geschichte. Sport überstand ich halb mit einem Kopfschuss, der gegnerischen Mannschaft beim Ball-über-die-Bank. Larissa bekam dafür eine Strafarbeit, weil Kopfschüsse erstens, verboten waren, sie zweitens, ganz genau auf meinen kopf gezielt hatte und ich drittens, davon fürchterliche Kopfschmerzen bekam. Schließlich war meine Operration erst zwei Wochen her… Ich durfte früher nach Hause als geplant weil das Kopfweh nicht aufhören wollte. Zu Hause nahm ich heimlich eine halbe Tablette mehr, als eigentlich notwendig, damit ich noch zum Nachsitzen konnte. Meine Mutter hatte mich von der Schule mit dem Auto abgeholt und natürlich sofort ins Bett bugsiert. Der Rollladen war unten und mir ging es wirklich nicht sonderlich gut. Ich hoffte die Tabletten würden helfen und stellte den Wecker auf volle Lautstärke und zwanzig Minuten vor 14:00 Uhr. In der Hoffnung dass ich diesmal den Wecker hören würde, legte ich mich ins Bett und versuchte zu schlafen. Als ich dann endlich in einen leichten Schlaf sank, träumte ich einen seltsamen aber schönen Traum. Ich lief einen kleinen Waldweg entlang, die Bäume um mich herum waren groß und ihr Blätterdach war dicht. Einzelne Lichtstrahlen blitzten zwischen den dichten Blättern hindurch, und geradeaus sah ich eine kleine Lichtung. Sie war kreisförmig und hell vom Sonnenlicht ausgefüllt. Etwas Magisches schwebte in der Luft. Es war warm und ich lief neugierig auf die Lichtung zu. Ich hörte ein paar Vögel etwas entfernt ihre Lieder trällern und sah ein Eichhörnchen das sich gerade in einen hohlen Baum verkroch. Unter meinen Füßen raschelten Grasbüschel und kleine Steinchen. Als die Lichtung näher kam, sah ich, dass sie rundum mit Steinen umkreißt war. In der Mitte der Lichtung, lag ein größerer Stein auf dem Boden, es war eine Art Felsbrocken. Und darauf saß Zuko. Er schaute in die Sonne und hatte die Augen geschlossen, als ich mich am Rand auf einen der größeren Steine setzte, drehte er seinen Kopf in meine Richtung und öffnete die Augen. Seine goldgelben Karamellaugen sahen mich funkelnd an und als er sprach, war seine Stimme wie Engelsmusik. So verführerisch wie der duft von roten Rosen an einem warmen Sommertag, roch er in dem kleinen Windhauch und sein Blick traf mich wie ein Blitz.
„Setz dich zu mir, ich muss dir etwas Wichtiges sagen.“, meinte er in ernstem Ton und schenkte mir das Grinsen, dass ich so liebte.
Ich stand auf, und ließ ihn nicht aus den Augen. Erst jetzt bemerkte ich dass er nur eine Jeans und ein offenes Hemd anhatte. Sein Oberkörper war frei und gut durchtrainiert. Kein Muskelpaket, aber normal. Und wunderschön.
„Was gibt’s?“, fragte ich und meine Stimme versagte. In der Gegenwart einer solchen Schönheit wagte ich es nicht etwas Dummes zu sagen.
„Es ist wirklich wichtig. Versprich mir, nicht zu lachen, okay?“, seine Stimme klang bittend und er richtete sich auf, um mir direkt in die Augen zu sehen. Es war Unmöglich meinen Herzschlag zu überhören. In mir begann eine Zeitbombe zu ticken.
Was könnte er denn so wichtiges zu sagen haben? Und was würde so wichtig sein dass es mich betraf?
Nun stand ich direkt vor ihm und plötzlich nahm er meine Hand. Sie war sehr groß, genau wie sein ganzer Körper und er war damit sehr vorsichtig, weil ich in seinen Augen sehr zerbrechlich wirkte. Er schloss die Augen und schaute zu seinen Füßen hinunter. „Kerodia, seit der zweiten Klasse… WACH AUF!!...“, was? Was war seit der zweiten Klasse? „WACH AUF!!“, hörte ich wieder, doch es kam diesmal nicht von Zuko.
Was sollte das? Plötzlich verlor alles seine Farben und wurde grau. Ich konnte die Linien der Bäume nicht mehr erkennen da sie verschwommen waren. Ich versuchte Zuko zu erfassen doch er war wie aus dünnem Nebel und meine Hand glitt durch ihn hindurch. Panik durchströmte meinen Körper, als ich gezogen wurde, weg von ihm, weg von der Lichtung, in die Dunkelheit, in das Nichts, ich konnte nichts sehen.
Als ich die Augen aufschlug starrte ich an eine Weiße Decke. „WACH AUF!!“, schrie mir jemand zum dritten Mal ins Ohr. Nein, das war mein Wecker der da so schrie. Das war meine Stimme, die ich einmal aufgenommen hatte.
Warum ausgerechnet jetzt? Was wollte Zuko mir sagen? Warum musste der Traum schon jetzt vorbei sein?! So ein mist.
Ich rieb mir über die müden Augen und richtete mich langsam auf. Ich fasste mir an den Kopf und bemerkte, dass ich kein Kopfweh mehr hatte.
„Ja! Ich kann zum Nachsitzen!“, jubelte ich freudig. Ich zog mich in Rekordzeit an, schnappte meine Schultasche und vergas die Sachen, die ich nicht brauchte raus zu tun. Ich zog mir meine Jacke an und warf mir die Tasche über die Schulter. Anschließend verabschiedete ich mich von meiner Mum.
„Hey Schätzchen was machst du eigentlich? Wohin gehst du mit deiner Schultasche?“, fragte sie neugierig.
„Ich… ähm… Ich muss Nachsitzen weil ich heute zu spät in die Schule gekommen bin. Tut mir leid Mum.“, entschuldigte ich mich in eiligem Ton.
„Junge Dame warum bist du denn zu spät gekommen, ich dachte du wärst Zeitig aufgestanden! Hat das etwa mit diesem Jungen zu tun der heute Morgen da war?“, stocherte sie.
„Mum, ich hab den Wecker überhaupt nicht gehört. Ich habe geschlafen! Und außerdem hättest du ja mal bei mir reinschauen können um mich zu wecken?! Ich muss jetzt gehen bis später.“, meckerte ich ärgerlich und verschwand zur Wohnungstüre hinaus. Ich war so aufgebracht wegen meiner Mutter, dass ich überhaupt nicht bemerkte dass Zuko auf mich gewartet hatte. Ich öffnete die Haustüre und nahm eine Abkürzung zur Schule. Erst als ich einen Schatten neben meinem sah, drehte ich mich um und war erstaunt. Zuko sah genau so aus wie in meinem Traum vorhin, doch sein Hemd war zugeknöpft.
„Ähm… Hi “, sagte ich und meine Stimme zitterte, „läufst du mir schon lange hinterher?“ so langsam wurde ich besser darin, in seiner Gegenwart die richtigen Worte zu finden.
„Kommt drauf an was du unter lange verstehst“, meinte er und schenkte mir ein grinsen.
„ Lauf doch weiter, ich kann auch einen anderen Weg nehmen wenn es dir nicht passt dass wir zusammen laufen.“, sagte er nun und wirkte einen Hauch gekränkt, der aber sofort verschwand als er meine Reaktion sah.
„Ähm, nein! Komm wir gehen. Ich war nur erstaunt, weil heute in der Schule dort war es dir anscheinend peinlich mit mir gesehen zu werden.“, sagte ich rechtfertigend.
„Ich glaube da hast du was nicht mitgekriegt, ich musste kurz bevor wir überhaupt das Schulgebäude betraten, meine Schuhe binden. Du warst zu schnell deshalb kam ich nach dir rein“, Meinte er.
Na wenn das so ist… Wir gingen eine kleine Gasse entlang und redeten miteinander. Es war unglaublich wie viel wir gemeinsam hatten. Er mochte die gleiche Musik wie ich, er las die gleichen Bücher wie ich, wir hatten dasselbe Lieblingsessen und wir konnten beide Power-Rangers nicht leiden. Das war so eine komische Fernsehsendung auf einem Kinderkanal, in der sich Menschen zu einem Fahrzeug oder einem Roboter verwandelten.
Und wie wir da so liefen merkten wir gar nicht wie die Zeit verging. Wir waren an der Schule angekommen und kurz bevor es zur nächsten Stunde läutete, gingen wir in den großen Aufenthaltsraum. Der Boden war mit grünem Teppich ausgelegt, was in einer Schule keine gute Idee war, denn er war nicht sehr leicht zu reinigen. Die Wände waren bemalt und überall Standen Tische und Stühle kreuz und quer im Raum verteilt. Ich ging voraus setzte mich auf einen der Tische und legte meine Tasche neben mich auf den Boden. Mein Magen knurrte, da ich seid gestern Abend nichts gegessen hatte. Zuko setzte sich auf einen Stuhl vor mich und war trotzdem noch sehr groß. Er ging mir nun bis zum Kinn. Ich schaute auf ihn herab und wollte ihn fragen, ob er das heute im Pausenhof war, doch ich traute mich nicht. Wir sahen uns eine Weile lang an, und dann kam Mrs. Kirsten um die Ecke gelaufen.
„So, hier seid ihr also. Ich habe eine Aufgabe für euch. Ihr werdet hier im Aufenthaltsraum alle Stühle und Tische geordnet in eine Reihe stellen und anschließend macht ihr diese Aufgaben.“, sagte sie tadelnd und übergab jedem jeweils 3 Aufgabenblätter.
„Wenn ihr damit fertig seid kommt ihr hoch ins Sekretariat und zeigt mir eure Aufgaben. Danach könnt ihr gehen.“, meinte sie und betrachtete uns kritisch. Dann ging sie von dannen.
Ich stand auf und schob die Tische in eine Reihe, was ziemlich stressig war. Zuko
schob jeweils zwei Stühle an einen Tisch heran. Im Handumdrehen waren wir fertig damit und das Gesamtbild wirkte nicht schlecht. Alle Stühle und Tische waren in drei geraden Reihen aufgestellt und es gab kein Chaos mehr. Ich setzte mich an einen Tisch ganz hinten und kramte mein Mäppchen heraus. Zuko kam zu mir schnappte sich einen Stuhl vom Tisch gegenüber und setzte sich vor mich, mit dem Gesicht zu mir. Er holte aus seiner Tasche einen Kugelschreiber und drei weitere Blätter heraus.
„Was ist das?“, fragte ich neugierig und deutete auf die anderen Blätter, die allem Anschein nach beschriftet waren. Zuko sah mich prüfend an und schmunzelte, als er sagte: „ Das Kerodia, ist unsere Rettung!“ Ich verstand nicht was er meinte, und das sah er mir an meinem fragenden Blick an.
„Du weißt doch“, begann er noch einmal, „Mrs. Kirsten gibt bei jedem der das erste mal bei ihr Nachsitzt die gleichen Aufgaben, richtig?“, ich nickte, „ Also, Torben hat mir erzählt er musste am Freitag das erste mal bei ihr Nachsitzen. Also hat er mir die Lösungen gegeben. Die haben mich 2 ¤ gekostet, denn er hat sie von Hand abgeschrieben. Sei froh wir brauchen vielleicht nur zwanzig Minuten.“, meinte er voll Optimismus und legte die Blätter frei auf den Tisch. Und tatsächlich, obwohl ich nicht viel von Schummeln halte, wir brauchten gerade mal siebzehn Minuten für alle drei Blätter. Doch weil das wahrscheinlich zu auffällig gewesen wäre, redeten wir noch ein bisschen. Unglaublich, ich konnte reden und verplapperte mich nicht einmal. Ich brachte richtige Antworten zustande!
Als mir schon wieder der Magen knurrte, stöhnte ich auf und sah in meiner Tasche nach etwas essbarem. Und tatsächlich! Die zwei Äpfel die mir meine Mutter heute Morgen eingepackt hatte, hatte ich ganz vergessen. Mittlerweile saß Zuko auf dem Tisch und sah zu mir hinunter. Oder besser gesagt starrte er auf einen der Äpfel, und dachte wahrscheinlich, ich hätte es nicht mitbekommen.
„Möchtest du einen?“, bot ich ihm an und biss von meinem Apfel ab. Er schenkte mir ein Lächeln und sagte: „Als ob du meine Gedanken lesen könntest!“
Zusammen aßen wir die Äpfel und plötzlich fragte er mich: „Warum warst du heute nach Sport nicht mehr da? Was ist da passiert? Es wollte niemand mit mir reden.“ Ich war erstaunt dass er danach fragte, aber noch viel mehr dass es ihm niemand sagen wollte. Vielleicht hatte er auch nur nicht gefragt, weil er sich sonst doof vorgekommen wäre nach mir zu fragen. Wie würde das denn in den Augen meiner Klassenkameraden aussehen? Die sind Gerüchteküche höchstpersönlich, denen darf man nichts anvertrauen.
„Larissa hat mich beim Ball-über-die-Bank voll am Kopf getroffen und davon bekam ich Kopfschmerzen. Meine Mum hat natürlich darauf bestanden mich nach Hause ins Bett zu werfen…“, sagte ich und verdrehte die Augen.
„Achso“, meinte er nur. Er sah aus als ob er innerlich fluchen würde. Sehr komisch. Wie auch immer. Nachdem wir ca. eine halbe Stunde so dasaßen und plauderten meinte ich: „ Ich glaube jetzt sind wir mit unseren Arbeitsblättern fertig“, und lächelte ihn an. Wir sammelten unsere Sachen zusammen, die Blätter und Stifte, gingen zum Sekretariat und durften dann nach Hause. Es war noch Hell draußen, die Sonne war hinter uns und ging langsam aber Sicher unter. Wir liefen wieder die Abkürzung entlang und obwohl er so schnell war konnte ich mit seinen langen Beinen Schritt halten. Auf dem Heimweg sahen wir Linda, diese aber uns nicht, was gut war dachte ich mir. Das wäre ihm sicherlich peinlich gewesen.
„Sag mal, holst du mich jetzt eigentlich jeden Tag von zu Hause ab?“, fragte ich ihn und schaute in seine bedenkliche Miene. Dann sah er mich an und fragte vorsichtig: „ Soll ich nicht?“
„Doch schon! Ich meine, es tut gut nicht immer alleine zu gehen.“, meinte ich und schmunzelte.
„Okay dann bis morgen!“, entgegnete er und ging in eine andere Richtung. Ich blieb verdutzt stehen und sah mich um. Ich war ja schon daheim!
Drinnen erzählte ich meiner Mum vom Nachsitzen, aber nicht dass Zuko da war. Ich glaube dann würde sie wohl noch schlimmeres denken, wenn sie jetzt schon dachte ich wäre wegen Zuko zu spät gekommen…
Der Abend verlief gewöhnlich, essen, Bad, umziehen, Schulsachen richten, ins Bett gehen und Wecker stellen. Alles reine Routine, die ich wiederfinden musste. Schließlich war ich ziemlich lange nur faul im Krankenhaus gewesen und hatte, bis auf die paar Tage mit Sandra, fast nichts getan...
Ich träumte wieder den Traum von heute Mittag, doch diesmal war ich ganz allein auf der Lichtung. Würde Zuko morgen wirklich wiederkommen? Würde er mich wirklich abholen, wieder mit mir reden, mich anlächeln, was er sonst nie getan hatte? Konnte sich das alles wirklich so schnell ändern?
Anscheinend…

Kapitel 10:
Déjà-vu



Es war Dienstag und ich war mir sicher, die letzten Wochen nur geträumt zu haben, denn es war zu schön um wahr zu sein. Doch als ich an diesem Dienstagmorgen fertig angezogen und müde zu meiner Haustür hinaus stolperte, versunken in meine Gedanken völlig abgeschirmt, hörte ich schnelle Schritte hinter mir und plötzlich legte jemand eine große Hand auf meine Schulter. Sie fühlte sich warm und geborgen an und im selben Moment als ich mich umdrehte, sagte die Stimme des Jungen, zudem die Hand gehörte: „ Hey! Na wie geht’s?“, und schenkte mir mein Lieblings-Grinsen. Klar es war natürlich Zuko, was denkt ihr denn?
Ein wenig perplex, mit offenem Mund sah ich ihn an und suchte nach den richtigen Worten. Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sagte dann doch noch: „Du bist ja wirklich wieder da.“
Zuko runzelte überrascht die Stirn und legte den Kopf schief. „Wieso, hast du mir etwa nicht geglaubt? Ich sagte doch dass ich dich wieder abholen werde.“, erwiderte er, „Nur dieses mal warst du leider zu früh.“
>Es ist ihm also wirklich nicht peinlich? < Dachte ich. >Was ist wenn er das nur tut, weil er meint er müsste sich bei mir entschuldigen, wegen der Sache mit meinem Sturz… <
Dieser Gedanke machte mich ein klein wenig wütend, und ich sah ihn skeptisch an. Er reagierte nicht darauf und lief an mir vorbei in Richtung Schule. Die Sonne stand in unseren Rücken als wir nebeneinander her liefen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und sah nur geradeaus, wie ein Soldat in der Army. Als ich ihm einen kleinen Blick aus den Augenwinkeln zuwarf bemerkte ich dass er immer wieder zu mir sah und plötzlich trafen sich unsere Blicke. Ich wand mich schnell ab und wurde leicht rot.
>Hoffentlich bemerkt er nicht dass ich rot werde
Kapitel 11:
Seltsames geschieht


Ein Knall und lautes Stimmengewirr drangen an mein Ohr. Meine Augen waren geschlossen und jemand hatte eine Tür zugeknallt. Zwei oder drei Schüler stritten sich lauthals über etwas. Als ich bemerkte das sie sich über meinen Sturz stritten lauschte ich auf: „Warum hast du ihr das Bein gestellt? Was sollte das? Du wusstest doch ganz genau dass sie sehr zerbrechlich ist!“, sagte ein Junge entrüstet. Es war Zuko.
„Hey, alter ! Jetzt entspann dich doch mal wieder. Es tut mir ja leid, aber an deiner Stelle würde ich mich nicht so aufregen. Die kleine bedeutet dir doch so oder so nichts…“, meinte ein anderer Junge und spott klang in seiner Stimme.
Jetzt war alles ruhig.
>Bitte Zuko, sag das ich dir etwas bedeute! Kapitel 12:
Wolkenbilder…


Zum Mittagessen stieg ich endlich mal aus meinem Bett und zog mir ein schwarzes Top mit einer pinken E-Gitarre darauf an, schlüpfte in meine bequemste Hose hinein und schüttelte meine Haare zurecht. Missmutig stapfte ich ins Esszimmer und setzte mich mit verschlafenem Gesichtsausdruck an den Tisch. Ich ließ den Blick durchs Zimmer schweifen und sah dann auf meinen Teller. Ein riesiger Pfannkuchen lag darauf. „Sag mal, Mum… Kann meine Freundin heute zu mir kommen?“, ich griff vorsichtig über meinen dampfenden Teller zu einer Dose mit Zimt und Zucker und schüttete eine ganze Menge davon auf meinen Riesenpfannkuchen. „Solange es nicht so jemand wie dein Zuko ist, der dich umbringen will!“, brummte sie hysterisch. Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu und sah dann wieder zu meinem Essen. „In Ordnung“, knurrte ich gereizt und rollte den Pfannkuchen zusammen. Ich hob ihn hoch, wobei der größte Teil des Zimt und Zucker Gemischs, sich nicht nur auf dem Teller, sondern auf dem ganzen Tisch und sogar auf dem Boden verteilte. „Kerodia, was machst du denn?! Jetzt darf ich das wieder aufputzen!“ empört sprang meine Mum von ihrem Stuhl auf und eilte in die Küche, wo sie einen Lappen holte und meine Sauerei sauber machte. „Danke Mum…“, murmelte ich noch immer Todmüde und biss von meinem Frühstück ab.
Um vierzehn Uhr rief Linda an. „Um Halb? Okay, geht klar. Bis dann!“, ich legte den Höhrer auf und ging zurück in mein Zimmer. Während ich auf Linda wartete, setzte ich mich an meinen Laptop, den ich mal zu Weihnachten bekommen hatte.
Ich surfte ein wenig im Internet und suchte ein paar Bilder. Nach einiger zeit, klingelte es an der Haustür. Ich sprang auf und zuckte zusammen, da meine Wunden auf einmal zu schmerzen begannen. „Mhhh… Mist!“, knurrte ich und humpelte zur Tür, um sie zu öffnen. „Hey!“, lachte Linda und nahm mich grinsend in den Arm. „Na, alles klar bei dir?“, fragte sie fröhlich und ich nickte lächelnd. „Endlich bist du da. Alleine hier zu sein ist so laaaangweilig…“ Ich verdrehte die Augen und ging zur Seite, damit Linda eintreten konnte. „Was hast du denn dabei?“, fragte ich neugierig und sah zu ihrer Tasche, die ihr um der Schulter hing. „Na, ich hab nur ein bisschen Geld mitgenommen. Wie wäre es wenn wir in den Stadtpark gehen? Dann könnten wir ein bisschen rum sitzen und ungestört plaudern. Das Geld ist nur für den Notfall… Wir könnten ja spontan ein Eis kaufen.“, lachte Linda und trat ein. Ich sah sie etwas überrascht, aber fröhlich an. „Wir könnten doch auch jetzt schon gehen?“, ich legte den Kopf leicht schief und griff nach meiner Jacke. „Wie du willst“, meinte Linda und wartete, bis ich fertig angezogen war.
Bis zum Park war es nicht sonderlich weit. Ungefähr eine halbe Stunde spazieren gehen. An einem der Eingänge zu dem großen Stadtpark, blieb ich stehen und sah mich um. Keiner außer uns war dort. Linda war schon weiter gelaufen und ich lief ihr etwas schneller hinterher, wodurch meine Schienbeine leicht ziepten. „Autsch…“, brummte ich und setzte mich dann schließlich neben Linda auf die Wiese des Parks. Es war ein sehr warmer und sonniger Tag und die Vögel sangen ein leises und wunderschönes Lied. Ich legte mich hin und starrte in die Wolken. Linda legte sich neben mich und sah ebenfalls in den Himmel. „Schau mal, die Wolke sieht aus wie ein Häschen!“, lachte sie und streckte den Arm nach oben aus. „Jaaa…“,kicherte ich. Ich suchte nach einem weiteren Wolkenbild und wurde schließlich fündig… Doch leider gefiel mir das Bild überhaupt nicht… „Und das da… Schaut aus wie ein gebrochenes Herz…“, seufzte ich leise. Ich schloss die Augen und dachte an Zuko. Was er gerade wohl machte?
„Ja, schon ein bisschen.“, murmelte Linda in betrübtem Ton. Sie warf einen kurzen Blick zu mir und setzte sich seufzend auf. „Alles okay bei dir?“, fragte sie vorsichtig und hob eine Augenbraue. „Ja, alles in Ordnung…“, murmelte ich leicht benebelt und öffnete wieder die Augen. Ich hob den Kopf ein wenig und sah zu der anderen Seite des Parks. „Hast du das gehört?“, flüsterte ich. Eine Stille erfüllte die Luft und man konnte von weit her, zwei Stimmen hören. Sie waren jedoch so gedämpft, dass wir nicht verstehen konnten, von wem sie stammten oder was sie sagten… Linda sah mich mit fragendem Blick an. „Was?...“, ich war etwas verwirrt über ihren Gesichtsausdruck. „Ich weiß wer das ist. Zumindest eine der beiden Personen“, meinte sie leise. Nun setzte ich mich ebenfalls auf und lauschte abermals gespannt nach den Stimmen. Nichts. Kein Wort war mehr zu hören. „hm… Komisch. Wer war das denn?“, ich legte den Kopf leicht schief und sah Linda ratlos an. „Das war Zuko…“, murmelte sie leise und starrte in die Richtung aus der wir die Stimmen vernommen hatten. „Gehen wir doch mal nach dort hinten und sehen was los ist?“, fragte ich vorsichtig. „Ja, aber lass uns erst mal so nachsehen, nicht gleich reinstürmen… Vielleicht ist es was Privates…“ Ich stand behutsam auf und klopfte mir, so leise es ging, das Gras von der Hose. Ich streckte Linda meine Hand entgegen und sie zog sich daran hoch. Mit leisen Schritten schlichen wir in Richtung der verborgenen Ecken des Parks und kamen schließlich zu einem Busch. Ich kniete mich dahinter und sah durch die dichten Blätter. Ich konnte nur wenig erkennen, doch das, was ich sah… brach mir das Herz… Eine einsame Träne lief mir Augenblicklich an der Wange hinab. Es waren Lilli und Zuko, die dort, hinter dem großen Busch, auf einer Steinbank saßen und sich küssten. Eine völlige Leere machte sich in meinem Magen breit und es fühlte sich an wie ein Messer, das mir durch den Körper gestoßen wurde. Noch bevor Linda merkte, was mit mir los war, rannte ich fort. Fort von dem Busch, fort von Linda, fort von meiner großen Liebe, fort von dem Park… Ich rannte, obwohl meine Beine fürchterlich schmerzten. Der Himmel verdunkelte sich und ich sank mit Tränen überströmtem Gesicht in einer kleinen, unbewohnten Gasse zu Boden. Zusammengekauert blieb ich einfach sitzen und ließ meinem Schmerz und der Trauer freien lauf. Ich wollte das einfach nicht Wahr haben. Warum musste das ausgerechnet mir passieren? Ich hatte doch gedacht, dass Zuko Lilli nicht mehr mochte…
Was ich jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, was mir jedoch auch völlig egal gewesen wäre, denn er hatte sie geküsst, ob gewollt oder ungewollt. Was ich nicht wusste war, dass Lilli ihn dazu gezwungen hatte. Sie hatte ihn angefleht, wieder seine Freundin sein zu dürfen…

Linda kam erst nach vielen Minuten, völlig aus der Puste, zu mir gerannt. Zuko im Schlepptau. „Kerodia!“, rief er erschrocken. „Lass mich in Ruhe!“, schrie ich schluchzend und stand auf. „Kerodia, was ist denn los?“, er legte mir seine Hand auf die Schulter. Eine plötzliche Wärme und Geborgenheit machte sich in mir breit, doch ich wollte das nicht. Ich wollte allein sein und meinen ganzen Schmerz in mir aufsaugen. Ich stieß ihn von mir weg und das wunderbare Gefühl verschwand mit einem Schlag. „Lass mich einfach in Ruhe…“, schluchzte ich abermals und ging in schnellen Schritten in Richtung zu Hause. „Jetzt warte-…“, setzte er an, doch Linda hielt ihn zurück. „Lass sie einfach…“, murmelte sie mitleidig und sah mir hinterher. „Wir telefonieren, ja?“, rief sie, noch bevor ich um die Ecke bog.

Völlig durchnässt kam ich zu Hause an. Ich streifte die nassen Schuhe von den Füßen und zog eine nasse Spur hinter mir her, als ich in mein Zimmer verschwand. Zum Glück waren meine Eltern noch nicht daheim… Mit seelenlosem Blick fiel ich schlaff auf mein Bett und zuckte zusammen, als ein lauter Donner die Stille des Regens durchstieß… Mein Kopf war auf völlige Leere geschaltet. Meine Augen sahen nur einen Teil und doch war meine Sicht komplett vernebelt. Eisige Kälte schwirrte durch meinen Körper, doch war es im Raum sehr warm. In mir, fühlte ich Nichts und doch spürte ich jenen Schmerz, der mir widerfahren war. Ich war vollkommen ausgelaugt, ich wusste nicht was ich sagen oder tun sollte. Ich hätte es ahnen sollen. Das Schicksal hatte mir ein Zeichen geschickt. Blicke niemals in die Wolken und sehe das was du denkst zu sehen. Ich sah ein gebrochenes Herz. Nun hatte ich selbst eines… Und ich war mir nicht sicher, ob dieses, je wieder vollendet werden würde…


Kapitel 13

Das Geschenk…



Am nächsten Tag wachte ich nur langsam aus meinem Albtraum auf. Ich hatte alles von vorne erlebt… Mein Gesicht war noch immer von Tränen überströmt und ich drehte mich immer wieder auf die andere Seite. Leise seufzend schaltete ich das Licht an meinem Nachttisch an. „Er wird mich niemals lieben...“, schluchzte ich voller Selbstmitleid… Als ich mich langsam aufsetzte und mir die letzten Tränen vom Gesicht wischte, sah ich, dass es noch gar nicht Morgen war. Die Digitaluhr zeigte null Uhr zweiundfünfzig an. „Na super…“, brummte ich leise und sah mich in meinem leeren Zimmer um. Der Schein der kleinen Lampe warf nur ein klägliches Licht in all jene Ecken meines Zimmers, in denen mein größter Schmerz verborgen lag. Ich wollte nicht mehr länger in die Schule gehen oder geschweige denn, überhaupt aus meinem Bett hinaus kommen. Mir war noch immer zum Heulen zu Mute, doch nichts wollte mehr. Meine Seele hatte sich leer geweint und ich wusste nicht mehr weiter. „…“, still starrte ich in die heranschleichende Dunkelheit die mein Herz mit eiserner Faust umschloss. „Ich will das alles nicht mehr…“, schluchzte ich leise und zog die Beine an den Körper. Mein Fenster stand einen Spalt breit nach oben hin offen und ein kühler Windzug hauchte durch mein Zimmer. Um von den grauenerregenden Gedanken die sich langsam dahin kriechend durch meinen Kopf zwängten zu entkommen, nahm ich ein Buch in die Hand. Ich schlug es auf und las einige Zeilen. Erst nachdem ich den Satz ein dutzendmal gelesen hatte, verstand ich was darin stand. Meine Finger erstarrten. „Nicht schon wieder“, dachte ich und versuchte, nicht voller schmerz drauf los zu heulen. Ich fasste mir an die Stelle, an der für gewöhnlich das Herz eines Menschen seinen Platz trug, diesen Menschen durch sein Leben begleitete und ihm wunderbare und schreckliche Momente bot. Doch ich… Ich fand Nichts… Rein gar Nichts, an dem ich mich hätte fest halten können… Es tat so sehr weh, dass ich nicht wusste, ob es einfach nur Schmerz oder eine dunkle Macht war, die mir den Verstand raubte. Ich wusste nur noch, dass ich auf meinem Bett gesessen hatte, bevor ich dann nur noch völlige leere in mir spürte.
Der Satz, der mir solchen Schmerz zugefügt hatte, war einer der schönsten Momente in dem Leben eines jungen Zauberers… Ein Kuss, voller Freude, voller Liebe… Das war zu viel für mich gewesen und ich verfluchte jene, die dies geschrieben hatte…
„Wach bitte, bitte wieder auf…“, hörte ich eine leise Stimme neben meinem Ohr flüstern. Was war los? Hatte ich denn nicht eben noch in meinem Bett gesessen und ein Buch gelesen? Langsam öffnete ich die Augen… Ich spürte einen leisen Luftzug, der jedoch rasch wieder verschwand und abermals… Völlige Leere hinterließ… Ich sah alles noch ein Wenig verschwommen und verzog das Gesicht. Als sich meine Sicht langsam aufklarte, versuchte ich zu erkennen wo ich war. Langsam drehte ich den Kopf nach rechts, doch zur selben Zeit, genau in diesem Moment, zerriss ein markerschütternder Schrei die Luft. Ich zuckte zusammen und riss die Augen auf.
Schweißgebadet saß ich aufrecht wie ein Kerzenständer in meinem Bett. Mein Puls jedoch, war gleich Null. „Traum…“, hauchte ich kaum hörbar, „Nur ein Traum…“
Wieder zuckte ich zusammen, als jemand an meiner Zimmertüre klopfte. „J-ja?“ stotterte ich leise und jemand machte die Tür vorsichtig auf. „Kerodia… Warum schreist du?“, fragte meine Mutter mit besorgter Stimme. „Nur ein Traum Mum…“, murmelte ich in leicht genervtem Ton. „Okay. Der Doktor kommt heute und sieht nach deinen Wunden…“, meinte sie noch, bevor sie wieder die Türe hinter sich schloss. Laut seufzend fiel ich zurück in die Kissen.
Was ich in meinem Traum gesehen hatte? Ich wusste es selbst nicht mehr, doch es war so schrecklich, dass ich davon einige Folgen trug…
Am Nachmittag kam der Doc’ und sah nach meinen Verletzungen. Es dauerte nicht sehr lange, doch er merkte, wie unwohl ich mich fühlte und wie leer mein Blick war. Als er mich jedoch fragte, was los sei, gab ich ihm keine Antwort. Ich wollte nicht mehr reden… Mit niemandem… Der Doktor schrieb mir ein Attest, dass ich erst nächste Woche wieder in die Schule gehen musste.
Am frühen Abend kam meine Großmutter zu Besuch und brachte mit eine Tüte mit Naschereien und einen kleinen tragbaren DVD-Player mit. Ich freute mich zwar riesig, doch alles was man von mir zu sehen bekam, war ein klägliches lächeln und ein leises, deprimiertes „Dankeschön…“ In dieser Nacht vergoss ich viele Tränen… Als ich mich zum wiederholten Male leer geweint hatte, beschloss ich, einen Film anzuschauen. Ich griff wahllos in mein DVD und Bücherregal hinein und zog einen Film heraus. Ohne zu sehen was drauf stand, warf ich ihn in das Geschenk meiner Oma und setzte mich auf mein Bett, die Tüte mit den Süßigkeiten in der Hand und den DVD-Spieler vor mir auf dem Bett. Ich legte die warme Decke um mich und sah noch kurz auf die Uhr. Es war halb zwei. Seufzend startete ich den Film und steckte mir die ersten Gummibärchen in den Mund. Nach einiger Zeit, wurde ich immer aufmerksamer und betrachtete mit weit geöffneten Augen das, sich bewegende Bild. Der Ton rauschte leise an meinen Ohren vorbei und ich war wie in der Welt des Films eingetaucht…

Es handelt von einem Mädchen und ihrer besten Freundin. Beide sind siebzehn Jahre alt und gehen gemeinsam auf dieselbe Schule. Eines Nachmittags, als die Beiden aus dem Schulgebäude kamen, bemerkte Kaoru dass ihr Fahrrad verschwunden ist. Da ihre Freundin Liss sich leider beeilen musste, um schnell nach Hause zu kommen, ging Kaoru alleine zurück in die Schule. Sie meldete den Diebstahl bei der Sekretärin und rief ihre Eltern an. Ihr Vater brachte die völlig niedergeschlagene Kaoru zum Polizeirevier der Stadt, in denen sie lebte und die Beiden erstatteten eine Anzeige gegen den Unbekannten. Am nächsten Tag fuhr Kaoru mit ihrem Vater zu ihrer Schulte. Sie parkten das Auto und begaben sich auf die Suche nach dem verschwundenen Fahrrad. Es war ein kalter Winternachmittag, es lag noch kein Schnee, doch der Wind wehte stark. Kaoru ging um die Sporthalle der Schule herum und lugte in alle möglichen Ecken, in denen sie ihr gestohlenes Rad vermuten könnte. Bei der Sporthalle fand sie jedoch leider Nichts. Dann gingen die Beiden um das große Schulgebäude herum, fanden jedoch noch immer Nichts. Etwas weiter entfernt von der Schule, auf einem Hügel, befand sich ein Gemeindezentrum mit Schwimmhalle für den Sportunterricht. Kaoru suchte auch dort alles ab… Langsam wurde es dunkler und sie fühlte sich ein wenig unwohl in ihrer Haut. Man könnte meinen, sie fühlte sich beobachtet… Die Kamera zeigte vielerlei Szenen aus Gebüschen und hinter Pfosten… Es war also ganz sicher… Sie wurde beobachtet, wenn nicht sogar verfolgt… In der Nähe des Gemeindezentrums, befand sich ein Seniorenheim, welches ganze drei Gebäude einnahm. Ihren Vater, hatte sie schon ganz vergessen. Als sie jedoch auch bei dem Seniorenheim ihr Fahrrad nicht finden konnte, entfernet sie sich immer mehr von dem Schulgebäude. Sie kam an einem verlassenen Ort an… Rechts von ihr, versteckt hinter zwei Hecken, durch die es einen kleinen Durchgang gab, befanden sich alte Gewächshäuser, die dem Wind und Wetter und anscheinend auch den Launen der Kinder nicht Stand hielten. Jede einzelne Scheibe war eingeworfen, Glasscherben lagen inzwischen der Gewächshäuser die nur noch aus Gittern bestanden, überall wucherten lange Gräser aus dem Boden und verschlangen die Gerüste der einst so schönen gläsernen Häuser… Kaoru wurde zunehmend unruhiger, ging jedoch trotz all den unheimlichen Dingen die sie hinter der Hecke erwartete, hindurch. Sie schlich leise durch eine Reihe der Gewächshäuser und meinte, ein Geräusch hinter sich zu hören. Die Kamerasicht schwenkte schnell fort, als würde man sich hinter einem Busch verstecken. Kaoru fuhr herum und sah mit lautem Herzklopfen in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie meinte abermals ein Geräusch, nicht weit von sich entfernt zu hören und drehte sich immer wieder schnell nach links und rechts. Auf einmal packte sie jemand von hinten und ein Schrei zerriss die Luft. Der Bildschirm wurde schwarz.
Ich saß leicht zitternd in meinem Bett, die leere Tüte in der Hand und die Augen weit aufgerissen. Mein Finger lag auf dem Ausschaltknopf… Ich klappte mit bleichem Gesicht den DVD-Player zu und schluckte schwer. „Das… ist doch nicht mein Film…“, murmelte ich leise und legte das Gerät unter mein Bett. Ich legte mich wieder hin und bemerkte, dass es schon ziemlich spät war. Fast eine Stunde hatte ich den schrecklichen Film angesehen, der mit stets dunkler Aura, wirklich zum fürchten war… Als ich nach einiger Zeit erst einschlief, sank ich in genau dieses Szenario… Der Mann der mich von hinten packte, war kein anderer als ein blutrünstiger Mörder, der ein Mädchen nach dem anderen umbrachte… Gerade als er mich von Hinten packte, öffnete ich meine Augen. Helles Licht drang in mein Zimmer und ich realisierte erst nach kurzer Zeit den beißenden Schmerz, der sich in meinen Handballen ausbreitete. Ich nahm sie unter der Decke hervor und sah mit schrecken, dass der Verband daran, begann sich rot zu färben, da die Wund aufgegangen war. „Mist…“, brummte ich leise und stieg aus meinem Bett. Mit einer gigantischen Strubbelfrisur kam ich aus meinem Zimmer und blieb erstmal völlig verpeilt am Türrahmen hängen. „Ngh…“ Ich verzog das Gesicht und ging mit schmerzenden Händen und einer schmerzenden Schulter ins Badezimmer. Als ich den Verband abwickelte, kamen einige sehr unschöne Schrammen zum Vorschein. Ich wusch sie vorsichtig mit lauwarmem Wasser ab und ging zu meiner Mum, die mir meine Hände neu verband. „Danke…“, murmelte ich und ging wieder durch den Flur in mein Zimmer zurück. In unserer Wohnung herrschte eine schreckliche Stille und das Grauen von letzter Nacht schlich meinen Rücken empor. Ganz langsam öffnete ich meine Zimmertüre und mein Blick fiel sofort unter mein Bett. Erleichtert atmete ich auf. Das Geschenk meiner Oma lag noch immer ausgeschaltet mit einigen Staubfusseln unter meinem Bett.
Nachdem ich mich angezogen und geduscht hatte, beschloss ich, ein wenig zu lernen… Ich hatte eine Menge aufzuholen und nächste Woche schrieben wir einen Englisch Test. Über Zuko wollte ich mir eigentlich überhaupt keine Gedanken mehr machen, doch er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Andauernd sah ich ihn vor mir, wie er diese dumme Pute küsste und ich hätte öfter einfach schreien können vor Wut. Ja genau. Meine Trauer war in Wut auf Lilli übergegangen. Anstatt Vokabeln in mein Englisch Heft zu schreiben, kritzelte ich ein Bild von Lilli am Strick, mit einem Henker und „Dem Tod“ neben ihr. Es sah richtig gut aus!
Gerade als ich dabei war, ein Klavier zu zeichnen, das von Oben auf Lilli hinunter fiel, klopfte meine Mutter an die Zimmertüre. „Hm?“, brummte ich. Sie trat ein und legte etwas verzweifelt schmunzelnd den Kopf schief. „Schätzchen was ist los? Du bist nur noch in deinem Zimmer…“, meinte sie besorgt. Ich kritzelte einfach weiter. „Mum, es ist schon okay…“, murrte ich und behielt meinen Blick auf dem Blatt Papier. „Wollen wir nicht etwas unternehmen? Egal was dich beschäftigt, vielleicht kommst du so auf andere Gedanken? Wir könnten in den Zoo gehen…“, versuchte sie mich aufzuheitern und lächelte mich leicht verzweifelt an. Ich hob den Kopf ein wenig und starrte geradeaus. Erst nach kurzer Zeit überlegen, sah ich meiner Mum in die Augen und sagte: „In Ordnung.“


Kapitel 14
Unerwartet…



Es war erst Mittag, als wir endlich aufbrachen und ich mir meine warme Jacke anzog. Ich warf mir meine Lieblingstasche über die Schulter und wartete an der kleinen Treppe vor unserer Wohnung auf meine Mum… „Wo bleibt sie jetzt schon wieder…“, dachte ich nun doch schon etwas genervt. Ich lehnte mich ein Stück vor, um zu sehen ob meine Mum endlich kommen würde, drehte mich jedoch sofort wieder in eine andere Richtung, als ich sah, dass sie meinem Vater einen zärtlichen Kuss gab. Mir wurde auf einmal ganz kalt und ich musste an den Tag mit Sandra denken… „brr...“, ich schüttelte den Kopf und stand auf. „Mum, ich geh schon mal raus!“, rief ich und verschwand nach unten zur Haustüre. Als ich sie öffnen wollte, sah ich plötzlich eine Hand über mir, die mit mir die Tür öffnete. Sofort ließ ich los, doch als ich mich umdrehte, war Zuko nicht da… Ich schluckte schwer und öffnete die schwere Türe alleine. Ein wenig geknickt ging ich zur Tiefgarage, die neben dem Mehrfamilienhaus war und öffnete sie mit meinem Schlüssel.
Hier unten war es noch kälter als draußen und ich schlang die Arme um den Körper. Ich fand Tiefgaragen alleine ja schon ziemlich gruselig, da man nie wissen konnte, was sich in seinen Ecken und kleinen Abstellräumen so alles verbarg… Ich ging zum Auto meiner Mum und lehnte mich dagegen, mit stets wachsamen Augen für meine Umgebung. Immer wieder meinte ich, irgendwo Schatten zu sehen die sich bewegten, doch als ich genauer hinsah, war dort nichts… Leise schlich die Angst über mich und ich fuhr mit einem leisen unterrückten Schrie zusammen, als eines der Autos plötzlich klackte und blinkte.
„So schreckhaft heute?“, fragte mein Nachbar, der unter uns wohnte. Ich schüttelte den Kopf. „Auf wen wartest du denn…?“, er sah mich freundlich an. „Ich warte auf meine Mum, die wollte mit mir in den Zoo gehen, aber anstatt mit mir endlich mal da hin zu fahren, steht sie im Gang unserer Wohnung und knutscht mit meinem Vater!“, knurrte ich teils wütend, teils beleidigt. Mein Nachbar hieß Soma und war 27 Jahre alt. Er ist eigentlich immer ganz nett, doch wenn man ihn nervt, kann er richtig ungemütlich werden…
Soma begann zu lachen und setzte sich in sein Auto. „Na dann pass mal gut auf, dass sie dich nicht auch noch abknutscht“, meinte er lachend und zog die Autotüre zu. Ich verdrehte die Augen, musste dann aber doch leicht schmunzeln. Soma schaffte es irgendwie immer mich aufzumuntern…
Mit leisem Motorengeräusch brauste er davon und ließ mich ein wenig einsam in der kalten Tiefgarage stehen. Ich verschränkte die Arme und starrte etwas traurig auf den Boden vor mir. Der frische Herbstwind spielte draußen mit den bunten Blättern und ein paar davon wirbelte wild umher, bis sie sich schließlich in der Tiefgarage verteilten… Es war schön und ein wenig schaurig zugleich, dies zu beobachten, doch was sollte ich schon tun… Ich wusste nicht genau, ob es das Richtige gewesen war, den Film anzuschauen, doch ich hatte es getan und was getan war, konnte nicht rückgängig gemacht werden… So musste ich schließlich mit meiner zunehmenden Furcht vor dieser Dunkelheit hier unten leben. Ich summte eine leise, traurige Melodie, bei welcher mir viele grauenerregende Gedanken durch den Kopf gingen.
Ich fragte mich, warum man gerade dann, wenn man doch immer ängstlicher wurde, solche Gedanken hatte, die dies nur noch verstärkten…? Warum hat ein Mensch Angst? Ich wusste es nicht… Doch Eines wusste ich ganz genau… Hätte ein Mensch keine Angst, dann würde er wohl nicht so lange überleben…
Als meine Mum endlich kam und mir die Tür öffnete, sah sie mich fragend an, doch ich sagte nichts und setzte mich mit monotoner Miene in den kleinen roten Wagen. Langsam zog ich die Autotüre zu und wartete darauf, dass wir endlich losfuhren. Auf der Fahrt saß ich leicht verträumt neben meiner Mum im Auto und starrte zum Fenster raus. Es war eigentlich ein recht schöner Tag, doch ich hatte das leise Gefühl, dass irgendwas passieren würde… Es machte mich zunehmend unruhiger… Während der Fahrt, viel es mir mit der Zeit schwer, mich wach zu halten… Immer wieder fuhr ich zusammen und starrte aus dem Fenster auf die Straße, die Bäume und das Land, welches in geraumer Geschwindigkeit an uns vorbeizog…
Endlich kamen wir am Eingang des Zoos an. Ich sah mich kurz um, bevor ich dann aus dem Auto stieg, nachdem meine Mum den Motor ausgeschaltet hatte. Ich stand noch halb im Auto, als mir ein kühler Herbstwind um die Nase wehte und mir eine Gänsehaut den Nacken emporstieg. Ich lies meinen wachsamen Blick über den einsamen Parkplatz schweifen und bemerkte zu meiner Enttäuschung, dass doch kaum Autos hier standen. Ich kannte kein einziges davon, also musste ich mich wohl oder übel mit meiner Mum durch die Tiergehege schlängeln.
Apropos schlängeln… Dies war genau das richtige Wort für den Anfang des Zoos, denn die Schlangen wollte ich zu allererst hinter mir haben. „Kommst du, Schatz?“, fragte meine Mum und sah mich lächelnd an. Ich nickte langsam, drückte die Autotüre kräftig zu und folgte ihr dann. „Zwei Karten“, sagte sie, als wir vor dem Schalter beim Eingang standen. Eine etwas pummelige Frau mit einer schlecht gesteckten Hochsteckfrisur gab uns lautstark schmatzend zwei grüne Eintrittskarten und zählte das Rückgeld, welches sie meiner Mum in die Hand drückte. „Viel spaß“, grunzte sie leicht genervt und wandte sich zu den Nächsten, die eine Karte kaufen wollten.
„Hat die einen Spaß an der Arbeit, nicht wahr?“, fragte mich meine Mum sarkastisch, als wir schon im Zoo standen. Wieder nickte ich nur und trottete dann zu einem Wegweiser, auf dem die verschiedenen Tiere zu sehen waren. „Wo möchtest du als erstes hin?“, fragte sie mich leise und lächelte mich freundlich an. Auf der Karte des Wegweisers, war auch eine Liste mit den Namen der Tiere zu sehen. Ich fuhr daran hinunter, bis ich schließlich zu meinem Lieblingstier kam. Meine Mum schaute mir vorsichtig über die Schulter und kniff die Augen leicht zusammen, um den Namen besser lesen zu können. „Gut“, sagte sie schließlich grinsend, „Dann auf zu den Wölfen!“
Nach dem wir eine weile lang die Wölfe in ihrem großen Gehege beobachtet hatten, gingen wir zum Insektenhaus, danach zu den Eisbären, zu den Affen, den Tigern und Löwen und anschließend gingen wir gemeinsam zu den Terrarien und Aquarien, dort wo es immer so schön duster war. Heute jedoch war mir das nicht so ganz recht und ich blieb dicht bei meiner Mum.
Als wir bei den ersten Fischen ankamen, packte mich jedoch die Begeisterung und ich blieb bei jedem Aquarium eine Ewigkeit hängen. „Wow… Ich möchte auch so ein Wesen sein, dass sein Leben lang im Wasser ist und sicherlich…“, ich seufzte leise, „keine Probleme mit Jungs hat…“ letzteres war weniger als ein Flüstern, eher ein leises Hauchen. Hier unten war es so ruhig, dass ich schon zu denken begann, Schritte hinter mir zu hören. Ich drehte mich schnell um, doch da war nur meine Mum. Mit lautem Herzklopfen musterte ich sie kurz und wandte mich dann wieder den Meereslebewesen zu. „Schätzchen, ich geh mal kurz nach einer Toilette suchen. Du hast ja dein Handy, wir können uns dann in zehn Minuten beim Restaurant treffen?“ Sie sah mich fragend an. Ich drehte mich wieder zu ihr und nickte. Mit einem lächeln auf dem Gesicht verschwand sie leise.
Ich sah mich noch eine ganze Weile um, doch die bedrückende Stille die um mich herum lauerte und nur darauf wartete mich zu verschlingen machte mir Angst… Ich ging zum nächsten Raum und sah mir die Zitteraale an, als plötzlich, mit einem lauten Quietschen die Türen des Raumes zufielen. Ich zuckte zusammen und sah mich blitzschnell um. *Was passiert hier??* dachte ich aufgewühlt und die Panik kroch leise in mir hinauf. „Mum?“, ich drehte mich abermals um. „Irgendjemand…?“ fiepte ich und meine Stimme versagte. Die Lichter in den Aquarien gingen plötzlich aus und eine grauenvolle Kälte legte sich mir über die Haut. „Hilfe…“, piepste ich mit zitternder Stimme. Ich konnte die eigene Hand vor Augen nicht sehen, so duster war es dort. Immer mehr bekam ich es mit der Panik zutun. Und dann hörte ich schon wieder diese Schritte. Diesmal jedoch, kamen sie von draußen. Schnell tastete ich mich zu einer der entlegensten Ecken und lehnte mich schwer atmend gegen die Wand. Mein Puls raste und mir wurde eiskalt. Langsam rutschte ich an der Wand hinunter und saß zusammengekauert am Boden.
Ein erstickter Schrei zeriss die Stille die mich mit erdrückender Wirkung umgab, als auf einmal jemand an der Tür rüttelte. „Hey!“, rief eine Stimme von draußen, „Ist hier jemand drin?“ Ich sprang auf und ging dem Geräusch entgegen. Noch immer rüttelte derjenige, der vor der Tür stand, an ihrem Griff. Ich streckte die Hände aus, da ich ja nichts sehen konnte und stolperte mit meinem unendlichen Glück sogar noch über ein paar Treppenstufen. „Hmpf…“ ich konnte mich noch rechtzeitig mit den Händen auffangen und verzog das Gesicht. Es brannte höllisch, denn die Wunden waren heute Morgen erst wieder auf gegangen. Kleine Schmerzenstränen kullerten über mein Gesicht und ich saß völlig fertig halb auf den Stufen, als endlich das Licht wieder in den Raum drang.
Den Kopf in den Armen vergraben, bekam ich gar nicht mit, wer vor mir stand, bis… „Kerodia? Oh, hey… Alles in Ordnung?“, fragte eine warme, wohltuende und tiefe Stimme neben meinem Ohr. Alls ich leise schluchzend den Kopf hob um zu sehen wer das ist, weiteten sich meine Augen. „Zuko?!“ Zuko´s freundliches Gesicht lächelte mich an und er sah mir schon fast direkt in die Augen.
Ich schluckte schwer, denn nun fühlte ich wieder voller schmerz das Loch, welches er in meinem Herzen hinterlassen hatte, als ich ihn das letzte Mal sah… Mit Lilli…
Als ich ihn mir genauer ansah, bemerkte ich erst jetzt dass er eine grüne Weste trug, auf dem Sein Name stand. Und nicht nur das. Auch das Logo des Zoos war darauf gestickt. *Arbeitet er etwa hier…? Seine Eltern haben doch genug Geld…*, dachte ich etwas überrumpelt. Noch immer lächelte er mich an und stand auf. Er reichte mir seine Hand, welche ich erstmal misstrauisch betrachtete, mich dann jedoch trotzdem an ihr hochzog. Ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht und seufzte noch immer leicht zitternd. „Na, gibst du mir Heute noch eine Antwort?“, fragte er grinsend und reichte mir meine Tasche, die auf dem Boden lag. Er ging zu einem Schalter, der neben der Türe in der Wand war, zog einen Schlüssel heraus und steckte ihn in das Schloss. Er drehte stets grinsend den Kopf zu mir und ich sah ihm dabei zu was er tat. „Ähm…“, druckste ich leicht überfordert. Als Zuko den Schlüssel herumdrehte gingen die Lichter in den Aquarien und die im Raum wieder an. Er steckte den Schlüssel wieder in seine Hosentasche und wandte sich mir zu. „Also?“, hakte er nochmals nach und hob eine Augenbraue. „Alles in Ordnung bei dir?“ Ich nickte flüchtig und sah ihn noch immer schweigend an. Erst als Zuko auf seine Armbanduhr sah, fiel mir das Treffen mit meiner Mum beim Restaurant ein. „Kannst… du mir sagen wie spät es ist?“, fragte ich etwas kleinlaut. „Halb…“, antwortete er etwas unsicher und sah nochmals auf seine Uhr. „Jap. Halb zwölf!“ er lächelte mich an und sah dann nach draußen. „Nach dir? Mit wem bist du eigentlich hier?“, fragte er freundlich und legte den Kopf schief. Ich ging nach draußen und atmete erst mal tief durch. Die ganze Aufregung tat mir nicht gut und meine Handflächen schmerzten noch immer höllisch. „Mit meiner Mum…“, meinte ich knapp und musterte seine grüne Weste. „…?“ ich sah ihn fragend an. „Hm? Oh, das… Ja ich arbeite hier ab und zu als Aushilfe, aber nicht mehr als zwei Stunden am Tag…“, äußerte er und steckte die Hände in die Hosentaschen. Er ging in Richtung Restaurant und ich folgte ihm einfach. „…warum?“, fragte ich leicht verwirrt, „Sandra meinte, ihr hättet so viel Geld?“ Zuko verdrehte die Augen und schüttelte seufzend den Kopf. „Ja, aber ich verzichte freiwillig auf das Taschengeld meiner Eltern. Früher gerne, aber heute will ich das selbst verdienen…“, erklärte er mir. Ich sah zu Boden. „Ach so…“, murmelte ich leise. „Triffst du dich mit deiner Mum irgendwo, oder warum warst du ganz alleine da drin?“, fragte er mich neugierig. „Ähm… Ja… Beim Restaurant…“, meinte ich flüchtig und sah geradeaus. Genau in diesem Moment begann mein Magen zu knurren, was Zuko zum lachen brachte. Ich sah ihn leicht verärgert an, musste dann jedoch leicht schmunzeln. Nur sehr sehr langsam füllte sich das große und tiefe Loch in meinem Herzen. „Hast wohl Hunger, wie?“, lachte er noch immer. „Na gut, ich esse jetzt auch was, dann muss ich ohnehin aufhören zu Arbeiten… Schon blöd wenn ich noch nicht sechzehn bin… dann könnt ich glaub ich vier Stunden arbeiten… Das macht echt spaß mit den ganzen Tieren.“, schwärmte er und das Grinsen auf seinem Gesicht wollte einfach nicht verschwinden. „Scheint wohl so“, entgegnete ich und sah mich um. „Da vorne steht sie schon…“, seufzte ich leise. Meine Mum kam uns entgegen. „Alles klar mein Schatz?“, fragte sie lächelnd und doch etwas besorgt. Ich nickte. Zuko sah sie mit einem Lächeln an, das jedes Herz zum Schmelzen gebracht hätte. „Hallo.“, brummte meine Mum barsch und wandte sich von ihm ab. „Lass uns etwas essen Schätzchen, sonst verhungerst du noch!“, mahnte sie mich. „Ist gut Mum…“, nörgelte ich leise und ging mit ihr in das Restaurant. Ich warf einen Blick über die Schulter zu Zuko und sah ihn mit leidendem Gesichtsausdruck an. Dieser warf mir ein entschuldigendes lächeln zu und verschwand aus meinem Blickfeld.
Das Restaurant, in dem wir aßen, war eine Art Selbstbedienungsrestaurant. Als ich und meine Mum unser Essen bezahlt hatten, gingen wir mit den Tabletts an einen freien Tisch und setzten uns. Wenige Zeit später, entdeckte ich Zuko, der mit fragendem Blick nach einem leeren Tisch suchte. Meine Mum folgte meinem Blick und sah mich mit mahnendem Gesichtsausdruck an. „Mum… Bitte, sei nicht so…“, bettelte ich und setzte mein niedlichstes lächeln auf. „Na gut…“, seufzte sie und stocherte in ihrem Essen herum. Ich drehte den Oberkörper herum und sah zu Zuko, der noch immer mit Suchen beschäftigt war. Als er mich sah lächelte er mir zu und ich winkte ihn zu mir. Mit unsicherer Miene kam er auf uns zu und sah zu mir herunter. „Du kannst dich zu uns setzen!“, verkündete ich ihm grinsend. Er sah erst mich, dann meine Mum fragend an, die darauf etwas widerwillig nickte. „Danke sehr“, sagte er höflich und setzte sich auf einen Stuhl.
Das Essen schmeckte wirklich total lecker und als wir alle fertig waren, plauderten wir noch eine Weile. Sogar meine Mum fand ein wenig Gefallen an Zuko, was mich und ich glaube auch ihn, riesig freute.
Als wir uns auf dem Parkplatz verabschiedeten winkte ich Zuko noch kurz zu, bevor wir durch die Dunkelheit davon brausten. An diesem Abend schrieb ich zum ersten Mal in mein Tagebuch. Es war ein sehr unerwartetes Erlebnis, doch mir war wieder etwas wohler als zuvor…


Fortsetzung folgt...(?)

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Tag der Veröffentlichung: 19.11.2009

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