@not me
Leben heißt Lebe,
weil man leidet,
und doch lacht,
weil man trauert,
und doch glückt,
weil man lebt,
und doch stirbt.
Sterben ist Rein,
weil man nicht mehr verletzt,
weil man nicht mehr unglücklich macht,
weil man nicht mehr hasst,
weil man nicht mehr liebt.
Leben heißt Lieben,
weil man verletzt
und verletzt wird,
weil man Hoffnung schenkt
und geschenkt bekommt,
weil man jemanden anlächelt
und angelächelt wird,
weil man Leben schenkt
und geschenkt bekommt.
@me
Vom Riesen Timpetu
Pst, Ich weiß was, hört mal zu:
War einst ein Riese Timpetu.
Der arme Bursche hat - Oh Graus! -
im Schlafe nachts verschluckt 'ne Maus.
Er lief zu Doktor Isegrim:
Ach, Doktor, mir geht's heute schlimm.
Ich hab im Schlaf 'ne Maus verschluckt,
die sitzt im Leib und kneipt und druckt.
Der Doktor war ein kluger Mann;
man sah's ihm an der Brille an.
Er hat ihm in den Hals geguckt:
Wie? Was? 'ne Maus habt Ihr verschluckt?
Verschluckt 'ne Miezekatz dazu,
so läßt die Maus Euch gleich in Ruh!
@Alwin Freudenberg
Das Samenkorn
Ein Samenkorn lag auf dem Rücken,
die Amsel wollte es zerpicken.
Aus Mitleid hat sie es verschont
und wurde dafür reich belohnt.
Das Korn, das auf der Erde lag,
das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.
Jetzt ist es schon ein hoher Baum
und trägt ein Nest aus weichem Flaum.
Die Amsel hat das Nest erbaut;
dort sitzt sie nun und zwitschert laut.
@Joachim Ringelnatz
Einkehr
Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste;
Ein goldener Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum,
Bei dem ich eingekehrt;
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste;
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh'
Auf weichen, grünen Matten;
Der Wirt, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt' ich nahc der Schuldigkeit,
Da schüttelt er die Wipfel.
Gesegnet sei er allerzeit
Von der Wurzel bis zum Wipfel!
@Ludwig Uhland
In necessariis unitas
In notwendigen Dingen Einheit
in dubiis libertas
in zweifelhaften Dingen Freiheit
in omnibus caritas
in allen Dingen Nächstenliebe
@St. Anna-Gymnasium / Augsburg
Die Teilung der Erde
"Nehmt hin die Welt!", rief Zeus von seinen Höhen
Den Menschen zu. "Nehmt sie soll euer sein!
Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen,
Doch teilt euch brüderlich darein."
Da eilt, was Hände hat, sich einzurichten,
Es regt sich geschäftig Jung und Alt.
Der Ackermann griff anch des Feldes Früchten,
Der Junker birschte durch den Wald.
Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen,
Der Abt wählt sich den edeln Firnewein,
Der König sperrt die Brücken und die Straßen
Und sprach: "Der Zehente ist mein."
Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen,
Naht der Poet, er kam aus weiter fern;
Ach! da war überall nichts mehr zu sehen,
Und alles hatte seinen Herrn!
"Wehe mir! so soll ich denn allein von allen
Vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?"
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen
Und warf sich vor Jovis Thron.
"Wenn du im Land der Träume dich verweilet",
Versetzt der Gott, "so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?" -
"Ich war", sprach der Poet, "bei dir.
Mein Auge hing an deinem Angesichte,
An deines Himmels Harmonie mein Ohr -
Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte
Berauscht, das Irdische verlor!"
"Was tun?", sprach Zeus. "Die Welt ist weggegeben,
Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben:
Sooft du kommst, er soll dir offen sein."
@Friedrich Schiller
Eim großer Mensch ist,
wer sein Kinderherz,
nicht verliert.
@Mencius
Gespräch mit einem Überlebenden
Was hast du damals getan
was du nicht hättest tun sollen?
>>Nichts<<
Was hast du nicht
getan
was du hättest tun sollen?
>>Das und das
dieses und jenes:
Einiges<<
Warum hast du es nicht getan?
>>Weil ich Angst hatte<<
Warum hattest du Angst?
>>Weil ich nicht sterben wollte<<
Sind andere gestorben
weil du nicht sterben wolltest?
>>Ich glaube
ja<<
Hast du noch etwas zu sagen
zu dem was du nicht getan hast?
>>Ja: Dich zu fragen
Was hättest du an meiner Stelle getan?<<
Das weiß ich nicht
und ich kann nicht über dich richten.
Nur eines weiß ich:
Morgen wird keiner von uns
leben bleiben
wenn wir heute
wieder nichts zun.
@Erich Fried
Im Verteidigungsfall
Was würden
die letzten Worte
der Völker sein?
>>Ihr seid schuld gewesen<<
>>Nein, ihr<<
>>Nein, nur ihr allein<<
@Erich Fried
Texte: moi und alle, deren Gedanken ich hierfür "benutze"!!
Tag der Veröffentlichung: 01.08.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Wie auch beim vorherigen Band, allen, die etwas brauchen, um einem Tief zu entkommen!! (Sowie ich, wenn ich sie lese)