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So ist es.

Freundschaft wird überbewertet. Ich weiß die Leute reden viel darüber. Es heißt jeder bräuchte wenigstens einen Freund um sozial ausgewogen zu sein. Freunde sind da wenn du sie brauchst, sie hören dir zu und wenn es dir schlecht geht muntern sie dich auf. Wäre es damals nicht so geendet, vielleicht würde ich jetzt noch so denken. Aber warum musste sie mir alles nehmen, was mir etwas bedeutete. Sophia Benett. Wir waren von klein auf Freundinnen, kannten uns noch aus dem Kindergarten. Sie kannte alle meine Geheimnisse und ich ihre. Dachte ich. Als sie anfing weniger mit mir zu unternehmen und mit Rändern unter den Augen in die Schule kam, hatte ich bereits geahnt ,dass sie sich veränderte. Ich hatte ihr, ihr Handy heraussuchen wollen und stattdessen ein Päckchen mit weißem Pulver gefunden. Verunsichert sprach ich sie schließlich darauf an, doch sie rastete völlig aus. ,,Du verstehst gar nichts, das ist zurzeit total in! Klar so zurückgeblieben wie du bist, hast du natürlich keine Ahnung davon, was es bedeutet dazuzugehören! Wenn du es meinen Eltern verrätst bist du tot.! " Ich hatte nur schweigend dagestanden und sie mit großen Augen angesehen. Da war auf einmal dieses leise Klingen in meinen Ohren. Dieser leise Ton des Verlassenwerdens. Kling. Fast wie eine Münze, die noch einmal in die Höhe schnellte bevor sie endgültig zu Boden schepperte. Kling, das war leise, sanft und trotzdem unglaublich schwer. Sophia hatte sich mit hoch rotem Kopf umgedreht und war gegangen. Ich weiß bis heute nicht, warum sie beschloss mich zu hassen. Sie brachte die gesamte Schule gegen mich auf, nein eigentlich fast die ganze Stadt. Gerüchte von der schlimmsten Sorte. Schließlich schob sie mir Drogen unter und sorgte dafür, dass genug Schüler dafür aussagten, dass ich diese tatsächlich vertickt haben sollte. Darauf hin folgten noch weitere Gerüchte wie zum Beispiel, dass ich jede freie Minute damit verbrachte Sekundenkleber zu schnüffeln. Das Geräusch wenn du merkst das deine ehemalige beste Freundin zu deiner ärgsten Feindin wird, ist tausendmal gewaltiger. Ein lautes Donnern, das in deinem Kopf einschlägt wie eine Bombe. 3 Wochen ist mein Rauswurf nun her. Ich gehe nicht mehr gerne raus, die Blicke der Leute bohren sich in meinen Rücken und das Getuschel ist gerade so laut, dass ich nur immer wieder meinen Namen vernehmen kann. Ins Internet traue ich mich nicht mehr und nach den Blicken der Leute zu urteilen ist dies auch besser so.

Es ist 2 Uhr morgens und auf dem Gras vor meiner Haustür glänzt und glitzert stolz der Nachtfrost. Ich wollte eigentlich nur die Post aus dem Briefkasten holen, als ich sie von weitem sehe. Obwohl es dunkel ist, überall Schnee liegt und die Straßen vereist sind, sehe ich deutlich die Spitzen Absätze an ihren Lederstiefeln. Sie läuft geradewegs auf den Park zu, das Handy dicht ans Ohr gepresst. Ohne nachzudenken und ohne mir einen Mantel überzustreifen, folge ich ihr in den Park. ,,Ja und dann hat er meine Hand genommen..", sie spricht so laut, dass sie sicher nicht einmal gemerkt hat, dass ihr jemand folgt. Hier im Park ist es ruhig, nur ihr helle Stimme dröhnt in meinen Ohren und macht alles zur Nichte. Am Wegesrand steht eine Bank, an ihr glitzern tausende von Eiszapfen. Ich spüre wie meine Hände langsam anfangen zu schwitzen, ich breche einen von ihnen ab. Knacks. Meine Schritte beschleunigen sich, wenn ich einen Arm ausstrecke könnte ich sie wahrscheinlich berühren. Aber ich will sie nicht berühren. Ich will sie so zerstören wie sie mich zerstört hat. Was habe ich denn noch. Sie hat es geschafft aus meinem Leben einen Scherbenhaufen zu machen. Niemand nimmt mich mehr ernst. Meine Komplette Zukunft verschwindet in einem Nebel aus ihren Gerüchten und Taten. Eigentlich ist da fast nichts mehr wofür es sich lohnt zu leben. Ich habe nichts zu verlieren. Auf einmal fühlt sich der Eiszapfen in meiner Hand wirklich real an. Die Perfekte Waffe und wenn doch jemand herausfinden sollte, dass ich, dann. Nichts dann. Da ist nichts, was mich beunruhigt. Dieses heiße rote Tuch der Wut, verfärbt sich in ein dunkles rot. Mein ganzer Körper spannt sich an. ,,Du weißt nicht wie er da geguckt hat." Dein letztes Wort ,,hat". Das hast du verdient. Ich hebe meinen rechten Arm. Eiskalt, nass und eisig rinnt mir der Rest von dem geschmolzenem Eiszapfen über meine Hand. Ich hätte am liebsten gelacht, doch das Einzige was ich tue ist, auf meine Hand zu starren, in der sich vor ein paar Minuten noch ein Eiszapfen befunden hatte. Es ist okay, denke ich, bleibe stehen und lass mich nach rechts in den Schnee fallen.

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Tag der Veröffentlichung: 24.04.2013

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