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Es war stürmisch draußen und eigentlich hatte ich absolut keine Lust, bei diesem Wetter raus zu gehen, aber als Hundebesitzerin mit Herz und Seele blieb mir ja nichts anderes übrig, als trotzdem mit Svenja Gassi zu gehen. Die Labradordame stand schon aufgeregt kläffend an der Haustür. „Ist ja gut“, grummelte ich und zog Jacke und Schuhe an. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es wenigstens nicht regnete. Trüb und kalt war es allerdings trotzdem. Svenja sah mich erwartungsvoll an. Na gut – eine schnelle Runde um den Block. Ich nahm meine Hündin an die Leine und trat mit ihr ins Freie.
Schon nach ein paar hundert Metern begann Svenja jedoch, mit einer ungeheuren Kraft an der Leine zu zerren: Sie wollte den Blättern nachjagen, die vom Sturm auf der Straße umhergetrieben wurden. Woher nahm dieses Tier nur seine Freude an diesem Wetter? Seufzend ließ ich Svenja von der Leine. Sollte doch wenigstens sie ihren Spaß haben. Und den hatte sie wahrlich auch: Kaum war sie frei, tollte sie über den Asphalt wie ein junger Welpe.
Von meiner begeisterten Hündin geleitet, kam ich dann doch von meinem ursprünglichen Plan ab, nur schnell eine verkürzte Runde zu drehen. Stattdessen liefen wir einmal quer durch die Stadt; Svenja voran, ich immer hinterher. Als wir beim Flusslauf angekommen waren, der sich einmal quer durch die Stadt zieht, war mir nicht einmal mehr kalt. Doch Svenja hatte offenbar noch immer nicht genug. Motivierter als ich es je sein würde lief sie schwanzwedelnd weiter. „Svenja!“, rief ich ihr hinterher, als sie um eine Ecke bog, aber sie beachtete mich gar nicht weiter. Aber in diesen Stadtteil, auf den sie jetzt zulief, wollte ich nun wirklich nicht. Manche von den Gestalten, die hier so rumliefen, vermied man wirklich lieber zu treffen. Blöd nur, dass das meine Hündin weder wusste noch sich dafür interessierte. Wohl oder übel musste ich wohl hinterher, denn ich konnte sie ja auch nicht alleine weiterrennen lassen. Immer wieder ihren Namen rufend, jagte ich ihr nach und versuchte, sie wieder an die Leine zu nehmen. Dieser Versuch blieb jedoch lange Zeit erfolglos – während wir immer tiefer in den von mir normalerweise eher gemiedenen Stadtteil hineinliefen.
Da diese Jagd länger dauerte und ich nicht jedes einzelne verfallene Haus, jedes ausländerfeindliche Graffiti und jeden überfüllten Müllcontainer einzeln beschreiben möchte und kann, in der Zwischenzeit kurz etwas über mich: Ich heiße Tessa und bin fünfzehn Jahre alt. Der Eindruck, dass ich alleine leben würde, der vielleicht entstanden ist, kommt daher, dass meine Eltern beide einen Vollzeitjob haben und ich deshalb nachmittags wirklich meistens alleine zu Hause bin. Als ich noch kleiner war, ist eine Nachbarin immer gekommen, um auf mich aufzupassen solange meine Eltern nicht da waren. Inzwischen hält man mich aber wohl für alt genug, um alleine zurecht zu kommen. Mittags koche ich mir was zu essen, nachmittags gehe ich mit Svenja raus. Ich habe sie schon seit sie noch ein unglaublich niedliches Hundebaby war. Jetzt ist sie vier Jahre alt und immer noch mein Ein und Alles. Und da ich keine Tierquälerin bin, gehe ich natürlich bei jedem Wetter mit ihr raus, damit sie ihren Freilauf hat. Was allerdings leider nicht bedeutet, dass ich mich – wie man wohl annehmen könnte – inzwischen daran gewöhnt hätte, bei schlechtem Wetter draußen zu sein. Und schon gar nicht in diesem Stadtteil, wo sich Obdachlose, Drogensüchtige und Kriminelle sowie eine Menge Ausländer unterschiedlicher Herkunft tummelten. Von Zeit zu Zeit traf man hier auch eben jene Leute an, die in gesprayten Nachrichten an allen möglichen Wänden auf die hier lebenden Immigranten schimpften, aber im Allgemeinen taten die das eher nachts.

Irgendwann schaffte ich es dann endlich, Svenja am Halsband zu fassen und die Leine wieder zu befestigen. Sie bellte ein wenig enttäuscht, beruhigte sich dann aber relativ schnell. Nach Luft japsend, sah ich mich um. Ich befand mich in einer ziemlich heruntergekommenen Seitenstraße, in der überall Müll herumlag. Die Häuser, die den nur gepflasterten Weg säumten, sahen allesamt extrem baufällig aus. Auf einer Wand prangte ein Graffiti: „Foreigners go home!“ Schon ein wenig unheimlich. Zum Glück war weit und breit niemand zu sehen. Vielleicht konnte ich einfach meinen Hund nehmen und schnell wieder verschwinden, bevor ich irgendjemanden traf. Dann wäre ich sogar noch zu Hause, bevor meine Eltern wiederkamen… Doch gerade, als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, kamen zwei Gestalten um die Ecke. Sie torkelten beide und hielten Bierflaschen in der Hand. Ihre Kleidung deutete darauf hin, dass sie wohl längere Zeit nicht mehr gewaschen oder gewechselt worden war. Na super, das hatte mir gerade noch gefehlt – betrunkene Obdachlose! Also, was mir eigentlich Sorgen machte, war, dass sie ganz offensichtlich schon einige Flaschen über den Durst getrunken hatten. Und ich war alleine. Zwar war Svenja bei mir und ich wusste, dass Hunde durchaus spitze Zähne hatten, aber wirklich als Kampfhund konnte man sie nicht bezeichnen. Ich wollte einfach nur noch von da weg. Würde es mir gelingen, mich unbemerkt an den Beiden vorbei zu schleichen? Und würde ich dann den Weg wieder zurückfinden, den ich her gerannt war, ohne wirklich auf die Umgebung zu achten? Mein Magen beschloss spontan, in meinem Bauch ein paar Saltos zu schlagen. Svenja bellte die beiden Gestalten zähnefletschend an, als wollte sie sagen: „Wagt es ja nicht, ihr zu nahe zu kommen!“ Bei dem Gedanken musste ich unwillkürlich lächeln. Doch dieses Lächeln verblasste von der einen Sekunde auf die andere, als der eine Obdachlose den anderen plötzlich unsanft gegen die besprayte Wand stieß und lallte: „Ey, du Penner! Gib mir sofort mein Geld wieder!“ Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte ich es ja noch komisch gefunden, dass ein Obdachloser den anderen „Penner“ nannte obwohl er ja offensichtlich selbst einer war. Dem Gesichtsausdruck seines Opfers nach zu urteilen, das unter seinem Würgegriff langsam aber sicher einen roten Kopf bekam, war die Sache aber alles andere als lustig. Der hatte doch jetzt nicht etwa vor, seinen Gegenüber…? Ich wollte den Gedanken gar nicht erst zu Ende denken. Nein, das durfte nicht wahr sein. Allgemein schon nicht, aber erst recht nicht jetzt. Nicht hier direkt vor meinen Augen, ohne dass ich etwas tun konnte. Alles in mir schrie danach, einfach nur wegzurennen, weit weg wo der Wahnsinnige mich nicht finden würde. Aber ich konnte die beiden ja jetzt auch nicht hier alleine lassen. Dann würde ich mir heute Abend im Bett unendlich Vorwürfe machen und mich sorgen, ob der Mann jetzt tot war und wo sein Mörder war. Das Hirngespinst würde mich ewig verfolgen, vielleicht sogar in meinen Albträumen. Der Blick des bedrängten Mannes schweifte umher, suchte irgendwas, was ihm helfen konnte. Er sah müde und verzweifelt aus, trotz des hohen Alkoholgehalts in seinem Blut. Und dann sah er mich, schaute mir direkt in die Augen. Flehend. Ich senkte den Kopf, so intensiv war dieser Blick. Der Mann röchelte. Dann hallte meine Stimme durch die Gasse: „LASSEN SIE IHN LOS!“ Von meinem plötzlichen Ruf überrascht, ließ der Obdachlose wirklich von dem anderen ab. Dieser sprang schnell zur Seite, bevor er wieder zu sich kommen und ihn weiter würgen konnte. Doch bevor es dazu kommen konnte, war Svenja bei ihm. Mit einer Aggression, die ich von ihr rein gar nicht kannte, stürzte sie sich auf den Angreifer. Dann hörte man nur noch „Aua! Blöde Töle!“ und das Reißen von Stoff. Die Beiden fielen in einem Kuddelmuddel aus Kleidung und Fell zu Boden. Ein Augenblinzeln später tropfte aus dem Hosenbein des Mannes eine rote Flüssigkeit. Blut! Svenja hatte den betrunkenen Obdachlosen ins Bein gebissen! Ich musste noch ein paar mal blinzeln und mir die Augen reiben, bis das wirklich bei mir angekommen war. Svenja, die verspielte, stets freundliche Hündin! Aber was hätte sie auch anderes machen können, wenn ihrem Frauchen schon nichts Ordentliches einfiel? Sie hatte geholfen, dem Typen das Leben zu retten. Stolz rief ich sie zurück. Sie kam schwanzwedelnd auf mich zugesprungen und kläffte als wollte sie sagen: „So einfach geht das!“ Der Obdachlose mit dem blutenden Bein humpelte in der Zwischenzeit fluchend von dannen. Der andere wollte sich auch gerade davonschleichen, als ich einem spontanen Reflex nachgab und rief: „Warten Sie!“ Ein wenig stutzig drehte er sich um. „Was willst du von mir?“, fragte er. In seiner Stimme klang eine Menge Misstrauen mit, die ihm wohl in seiner Zeit auf der Straße zu Eigen geworden war. Aber glaubte er wirklich, ich wollte ihm etwas Böses, nachdem ich – nein, mein Hund und ich – ihn gerade vor einem besoffenen Verrückten gerettet hatten? „Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“ Er guckte kurz etwas merkwürdig, was wäre er sich nicht sicher, was für eine Frage ich an ihn haben könnte, dann brummelte er: „Bitte schön“. Von seiner immer noch etwas abweisenden Art eingeschüchtert, stotterte ich: „Sie, äh, also…“ Mein Gott, das war ja peinlich! Ich räusperte mich, dann fuhr ich im normaleren Tonfall fort: „Wo wohnen Sie eigentlich?“ Okay, das klang jetzt auch absolut bescheuert – wenn nicht sogar verletzend, wo er doch offenbar obdachlos oder zumindest ziemlich arm war. Für einen Moment waren seine Augen nur noch zwei schmale Schlitze. Nach einer Weile fragte er: „Schicken sie dich von der Polizei?“ Auf die Idee dass er das denken könnte war ich noch gar nicht gekommen. „Nein“, antwortete ich knapp, aber bestimmt. Aus irgendeinem Grund wollte ich einfach, dass dieser Mensch wusste, dass er mir vertrauen konnte. Mehrere Minuten schwieg er, dann sagte er: „Am Stadtrand. Unter der Brücke. Ich habe ein Zelt dort.“ Schon bei dem Gedanken wurde mir kalt: Es war Herbst und er lebte in einem Zelt! Ohne weiter darüber nachzudenken sagte ich: „Kommen Sie mit mir.“ Der Mann zog eine Augenbraue hoch: „Und dann?“ Dann…darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Doch ich wollte nicht, dass der Mann jetzt einfach unter seine Brücke ging und heute Nacht fror. Also erwiderte ich hastig: „Sie können mit zu mir nach Hause kommen. Da ist es warm, und Sie können auch etwas zu Essen bekommen, falls Sie was brauchen. Dann sehen wir weiter…“ Ich schwöre, ich sah seine Augen aufleuchten. Seine Antwort war allerdings zeigte mir noch ein weiteres Problem auf: „Ah ja, und was sagen deine Eltern dazu, hm?“ „Die sind gar nicht zu Hause. Aber sie haben auch garantiert nichts dagegen!“ Der Alte grummelte etwas, das nach „Nichts dagegen, ja klar“ klang. Fast schon ein wenig verzweifelt rief ich: „Sie können doch nicht bei dem Wetter in der Kälte übernachten!“ Damit hatte ich wohl seinen Stolz ein wenig verletzt, denn sein Blick war kühl als er sagte: „Man gewöhnt sich an eine Menge.“ „Trotzdem. Es kann doch nur besser werden.“ Eine Weile zögerte er noch, dann sagte er endlich: „Okay, da hast du Recht. Aber was deine Eltern dazu sagen ist deine Sache.“ Als habe sie genau verstanden, worüber wir geredet hatten, sprang Svenja freudig an ihm hoch. Dann machten wir uns auf den Weg.
Zum Glück fand ich einfacher zurück als ich befürchtet hatte. Svenja hatte sich den Weg offenbar gemerkt und lief schwanzwedelnd voran. Während wir schweigend nebeneinander hergingen, wurde mir erst wirklich bewusst, was ich da gerade tat: Ich brachte einen Obdachlosen mit zu mir nach Hause, ohne ihn zu kennen und obwohl er offensichtlich Alkoholiker war. Ein bisschen gruselig war das ja schon. Aber wenn er mich hätte entführen, vergewaltigen oder umbringen wollen – hätte er das dann nicht eher in eben jener einsamen Gasse getan, wo er selbst seinem Kameraden beinahe zum Opfer gefallen wäre? Dieser Gedanke beruhigte mich ein wenig.
Als wir zu Hause ankamen, wurde es bereit dunkel – und leider waren auch meine Eltern schon da. Sie waren beim Anblick meines Begleiters verständlicherweise zunächst entsetzt. Eine halbe Stunde lang durfte ich mir anhören, was ich mir denn bitte dabei gedacht hätte und ob ich nichts Besseres zu tun hätte als irgendwelche fremden Schmarotzer anzuschleppen. Irgendwann wurde es mir dann aber doch zu viel: „Meine Güte! Da will man ein Mal etwas Gutes tun und wird dafür angemeckert! Wie wär’s wenn ihr ihm erst mal was zu Essen gebt!?“ Schließlich sahen sie das wohl ein und tischten dem Obdachlosen – der übrigens Fred hieß, wie ich inzwischen herausgefunden hatte, auch wenn wir sonst wenig geredet hatten – Brot und Wurst auf. Er aß, als hätte er eine ganze Weile nichts Ordentliches mehr gegessen – was ja vermutlich sogar stimmte. Dann bedankte er sich und fragte recht höflich, ob er sich irgendwo hinlegen könne. Für meine Eltern kam es gar nicht in Frage, ihn in ihr Bett oder aufs Sofa zu lassen, deshalb führte ich ihn in mein Zimmer und ließ ihn sich dort auf der Couch ausruhen.
Als es schließlich auch für mich Zeit wurde, ins Bett zu gehen, sagte mein Vater bestimmt: „Tessa, du schläft definitiv nicht mit diesem Mann in einem Zimmer!“ Obwohl ich seine Sorge ja verstehen konnte, nervte sie mich einfach nur. „Dann schlaf ich eben auf dem Sofa im Wohnzimmer!“ Ein Gästezimmer haben wir leider nicht. „Aber du kannst doch nicht nur wegen diesem…diesem Typen…“, setzte meine Mutter an, doch ich unterbrach sie: „Und warum bitte nicht? Er darf nicht auf der Couch schlafen, ich darf nicht mit ihm in einem Zimmer schlafen, ich werde ihn jetzt nicht wieder in die Kälte schicken. Wie stellt ihr euch das also sonst vor!?“ Dann marschierte ich ohne ein weiteres Wort in mein Zimmer in mein Zimmer, holte meine Decke und mein Kissen und richtete mich auf dem Sofa ein, bevor mir irgendjemand widersprechen konnte. „Gute Nacht.“ Meine Eltern sahen mich entsetzt an, aber sahen wohl ein, dass ein keinen Sinn machte, jetzt mit mir zu streiten.
Aber natürlich war die Diskussion damit nicht aus der Welt. Am nächsten Morgen deckten meine Eltern zwar wie selbstverständlich für vier Personen, aber als Fred nach dem Frühstück auf Toilette war, sagte mein Vater streng: „Tessa, das war eine gute Tat von dir, ihn mit hier her zu bringen. Aber er kann natürlich nicht ewig hier bleiben.“ „Das ist mir auch klar, Dad. Aber ich will nicht, dass er wieder unter die Brücke muss. Bitte! Wir können ihn doch in ein Altenheim schicken oder so…“ „Ein Platz im Altenheim ist wirklich teuer, Tessa…“ Doch dann kam ihm eine Idee und er grinste: „…aber ich glaube, ich habe eine Idee. Wir reden heute Abend nochmal darüber.“ Damit umarmte er mich und verließ zusammen mit meiner Mutter das Haus zur Arbeit.
Und dann war ich mit Fred alleine. Merkwürdig, dass sich meine Eltern jetzt plötzlich gar keine Sorgen mehr zu machen schienen, dass wir zusammen alleine waren. Aber vielleicht war ihnen inzwischen auch der Gedanke gekommen, dass es viel klüger gewesen wäre, irgendwelche Verbrechen an einem Ort zu begehen wo keiner in der Nähe war.
Eine ganze Zeit lang saßen wir nur in meinem Zimmer herum, ich auf meinem Bett, er auf der Couch. Wir sahen uns kaum an und redeten auch nicht miteinander. Nach einer gefühlten Ewigkeit brach Fred das Schweigen: „Danke übrigens, dass du mir gestern das Leben gerettet hast.“ „Ehrensache“, erwiderte ich. Dann fiel mir noch etwas ein: „Dieser Typ, der Sie gestern bedroht hat, wer war das? Wir müssen ihn anzeigen!“ Fred lächelte über meinen Eifer. Dann wurde er ernst. „Den brauchst du nicht mehr anzuzeigen. Hast du heute Morgen nicht die Nachrichten im Radio gehört? Frank Kleinester, das war sein Name. Er ist heute Morgen tot aufgefunden worden. Zu viel Alkohol, und dann ist er wohl im Fluss ertrunken.“ „Oh.“ „Naja, er hatte es auch nicht anders verdient, verdammt nochmal.“ Der harte Klang in seiner Stimme schockierte mich, deshalb sagte ich nur unbestimmt: „Wenn Sie meinen…“ „Ja, meine ich“, bekräftigte er grimmig. Dann fügte er hinzu: „Ach um Gottes Willen, sag du zu mir, Tessa!“ Einen Moment lang sahen wir uns an, dann brachen wir beide unwillkürlich in Lachen aus.
Als meine Eltern abends nach Hause kamen, hatte mein Vater gute Nachrichten: Er hatte mit meiner Oma telefoniert, die zwar ziemlich reich, aber seit drei Jahren Witwe war und öfter darüber geklagt hatte, dass sie sich so einsam fühle. Fred konnte zu ihr ziehen! Überglücklich fiel ich meinem Vater um den Hals.
Von nun an besuchte ich Fred regelmäßig bei meiner Oma. Die beiden schienen sich ziemlich gut zu verstehen – wie Fred und ich auch. Er hatte aufgehört zu trinken und wir hatten herausgefunden, dass er ziemlich spannend Geschichten erzählen konnte: Von der Nachkriegszeit, von der Straße. Mit der Zeit mochten sogar meine Eltern ihn ganz gerne. Am folgenden Heiligabend feierten wir alle zusammen bei meiner Oma und Fred. Als die Kerzen am Baum angezündet waren und zusammen im Wohnzimmer saßen, kamen Fred vor Rührung die Tränen. Er wandte sich mit freudeerstickter Stimme an mich: „Tessa – danke. Danke, dass du mich von der Straße geholt hast!“ Ich grinste breit zurück und umarmte ihn. „Ja, da bin ich auch verdammt froh!“ Dann verfingen wir uns mit meiner Familie in einer sehr herzlichen und sehr chaotischen Gruppenumarmung. "Frohe Weihnachten!“ „Ja…ja, das ist es. Das glücklichste Weihnachtsfest seit Langem.“

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2011

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