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Weihnachten im Elfenland

Von Shirell 2008


Als Nessa Taralom, die Waldelfe an diesem Morgen durch den Wald lief hatte sie das Gefühl das etwas anders war als sonst. Allerdings konnte sie nicht sagen was es war, sie bemerkte nur dass sie beunruhigt war. Die weiße Seehündin Narana ihre Tierschwester hatte sich ihr angeschlossen und schweigend liefen die beiden immer weiter. Der Wald war still, viel zu still für einen so schönen Wintertag. Normalerweise hörte man die Tiere des Waldes, die geschäftig ihrem Tagwerk nachgingen und die Jungtiere, die im Herbst geboren wurden spielten und rannten durch das Unterholz. Aber heute war alles still, es war als würde der Wald den Atem anhalten, selbst das Rauschen der Bäume war nicht zu hören.

Allmählich wurde es dunkel, so weit waren die beiden noch nie gelaufen, in weiter Ferne konnte man bereits die Berge des Posgo Gamgee sehen, die Heimat der Zwerge, ein gefährlicher Ort wie jeder im großen Wald wusste. Dort war die Magie zu Hause, die dunkle Magie vor der sich alle Bewohner des Elfenlandes fürchteten. Nessa hatte sich gerade entschlossen wieder zurück zu gehen als sie in einiger Entfernung Rauch aufsteigen sah. Sie sah Narana an und diese nickte ihr ermutigend zu. Seufzend dachte sie dass ihr wohl nichts übrig blieb als nachzusehen was dort vor sich ging. Vorsichtig schlichen die beiden durch das Unterholz und Nessa bedauerte das sie nicht zu Hause war und mit den anderen Elfen durch den Sonnendurchfluteten Garten laufen konnte. Stattdessen stand sie hier in einem verschneiten Wald und fror erbärmlich. Nun vielleicht konnte sie sich an dem Feuer wärmen das offensichtlich irgendwo dort vorne brannte.

Plötzlich sah sie auf einer Lichtung eine Hütte stehen, sie konnte sich nicht erinnern diese vorher schon einmal gesehen zu haben, aber sie war auch noch nicht oft in diesem Teil des Waldes gewesen. Eine riesige Tanne stand neben dem Haus, sie hielt ihre Zweige wie schützende Hände darüber und aus dem Schornstein kam Rauch. Anscheinend waren sie hier richtig, dies musste der Rauch sein den sie von weitem gesehen hatten. Vorsichtig und darauf bedacht nicht auf irgendwelche Zweige zu treten näherten sich die Schwestern dem Haus.

Dort angekommen sah Nessa durch das Fenster, drinnen saß eine alte Frau vor einem großen Kamin und strickte. Da sie froren beschloss sie einfach zu klopfen, denn die Nacht war bereits hereingebrochen und sie würden es heute nicht mehr schaffen nach Hause zu gelangen. Nachdem sie angeklopft hatte dauerte es einige Minuten bis ihnen geöffnet wurde, die alte Frau stand in der Tür und sah die beiden erstaunt an. „ Nanu was macht ihr zwei denn bei diesen Temperaturen ganz allein hier im Wald. Wisst ihr nicht dass es gefährlich ist in diesem Teil des Waldes, er liegt an der Grenze zum dunklen Land und des Nachts verirren sich immer wieder gefährliche Wesen hierher. Kommt schnell herein, hier können sie nicht eintreten, es sei ich lasse es zu.“

Nessa und Narana sahen sich ängstlich um und beeilten sich in die schützende Hütte zu kommen. Drinnen sahen sie sich erstaunt um, die Hütte war viel größer als sie es von außen angenommen hätten. Dann besann sich Nessa auf ihre guten Manieren und stellte sich vor „ Mein Name ist Nessa Taralom und dies ist meine Tierschwester Narana, wir wollten heute Morgen eigentlich nur einen Spaziergang machen und plötzlich waren wir hier in diesem Teil des Waldes. Da mir kalt war beschlossen wir anzuklopfen um uns aufzuwärmen, außerdem ist es ja schon Nacht und wir können heut nicht mehr nach Hause.“

Die alte Frau nickte und machte sich am Feuer zu schaffen. „ Na dann setz dich mal, ich habe gerade Tee gekocht. Und deine Schwester kann sich dort vor den Kamin legen wenn sie möchte.“ Nachdem sie es sich alle gemütlich gemacht hatten begann die alte Frau zu erzählen „ Ich lebe seit sehr langer Zeit hier in diesem Teil des Waldes, zusammen mit meinem Bruder, aber nun ist er seit Tagen im dunklen Land verschollen. Doch lasst mich von Anfang an erzählen.

Mein Bruder hat in der Menschenwelt viele Namen, manche nennen ihn Santa Claus, andere Weihnachtsmann, Pere Noel, Tomte, oder Mikulas. Jedes Jahr im Dezember macht er sich auf den Weg um die Kinder der Menschen zu beschenken, doch wie es aussieht werden die Kinder in diesem Jahr umsonst warten.

Vor einigen Tagen wollte er noch einmal in seine Werkstatt um die Geschenke auf den Schlitten zu laden, doch er ist nie dort angekommen. Und nun sitze ich hier und überlege was zu tun ist, aber ich bin alt, was kann ich schon tun. Gestern hatte ich das Gefühl den Gestank der Wesen, die tief im Berg leben wahrzunehmen, ich frage mich allerdings was diese Kreaturen mit meinem Bruder wollen.“ Die alte Frau starrte ins Feuer, sie schien ihre Gäste völlig vergessen zu haben.

„ Ich könnte ihren Bruder suchen „ Nessa sah die alte Frau fragend an „ Ich bin eine Elfe, es sollte mir möglich sein ihn zu finden.“ Die Frau sah Nessa an und schüttelte den Kopf „ Mein liebes Kind das ist doch viel zu gefährlich“ Nessa schüttelte den Kopf „ ich brauche einen warmen Mantel, dann geh ich ihn suchen, nur meine Schwester müsst ihr hierbehalten.“

„ Nun gut, wenn es dir ernst damit ist sollst du einen Mantel haben, aber ich halte es immer noch für zu gefährlich. Deine Schwester kann natürlich hier bleiben, du wärst nicht schnell genug wenn sie dabei wäre und ich weiß das ihr Elfen sehr schnell seid.“
Nessa nickte und zog den Mantel über den die Frau ihr reichte. „ Nun dann, bis morgen früh bin ich zurück, wenn nicht sorgt dafür das meine Schwester nach Hause kommt. Sie bückte sich um über das weiche Fell von Narana zu streichen, die ängstliche Töne von sich gab. Nessa flüsterte ihr etwas ins Ohr, was die Seehündin zu beruhigen schien und ging zur Tür. Sie winkte den beiden noch einmal zu und ging hinaus.

Neben der riesigen Tanne stand ein weißer Hirsch auf dessen Rücken Nessa stieg und dann ging es los, so schnell das niemand sie hätte wahrnehmen können. Kaum eine Stunde später standen die beiden am Fuß des Posgo Gamgee, Nessa stieg vom Rücken des Hirsches und machte sich auf die Suche nach einem Eingang. Plötzlich sah sie einen Adler der sich auf einem Vorsprung im Berg setzte, sie ging dorthin und stand vor einem großen Tor. Sie winkte dem Adler dankend zu, der sich sofort wieder in die Lüfte erhob und majestätisch seine Kreise am Himmel zog.

Nessa stellte sich vor das Tor, murmelte einige Worte und das Tor schwang knarrend auf. Vorsichtig ging sie hinein, ein fürchterlicher Gestank schlug ihr entgegen, aber nun war sie hier und musste ihren gewählten Weg zu Ende gehen. In weiter Ferne sah sie einen Feuerschein auf den sie zuging, je näher sie kam desto wärmer wurde es, aber bisher hatte sie noch niemanden gesehen auch wenn es viele Geräusche gab. Sie lief weiter und nach einiger Zeit stand sie vor einer riesigen Höhle, dort gab es viele Feuer, anscheinend war sie in der Schmiede der Zwerge gelandet. Allerdings war niemand zu sehen, sie ging hinein und schlenderte von Feuer zu Feuer.

Sie wollte sich gerade umdrehen um die Höhle wieder zu verlassen als sie einen Rotgekleideten Mann sah der zusammengesunken in einer Ecke lag. Schnell lief sie hinüber und rüttelte an seiner Schulter, der alte Mann sah auf und sie legte den Finger auf den Mund. Leise erzählte sie ihm weshalb sie hier sei und fragte ob er der Bruder der alten Frau sei. Er nickte und erklärte dass er nicht in der Lage sei sich zu bewegen, da er mit einem Bann belegt worden wäre. Nessa murmelte daraufhin einige Worte um den Bann zu lösen, was nicht ganz gelang, aber zumindest konnte der alte die Beine bewegen.

Unter Aufbietung all ihrer Kräfte zog Nessa den Mann auf die Beine und dann liefen sie los. Plötzlich hörten sie ein lautes Geschrei und das trappeln vieler Füße. Panik machte sich in Nessa breit, sie zog den alten Mann hinter sich her und sie rannten so schnell es eben ging, aber das Geschrei kam immer näher. Wenn sie nicht bald den Ausgang wiederfände würden die anderen sie sehr schnell einholen. Nessa rannte und ihre Lungen schienen zu platzen, sie zog den alten Mann, der kaum noch Luft bekam am Ärmel hinter sich her. Auf einmal bemerkte sie einen Luftzug und der Gestank ließ etwas nach, dort vorn musste irgendwo der Ausgang sein. Ein Pfeil flog dicht an ihrem Ohr vorbei, die Verfolger hatten sie fast eingeholt, aber sie hatten Glück, das Tor lag genau vor ihnen. Nessa zog den alten Mann hindurch und warf das Tor mit aller Kraft hinter ihnen zu. Dann half sie dem alten auf den Hirsch und setzte sich hinter ihn. Der weiße Hirsch rannte los sobald sie saßen, aber mittlerweile fegte ein Schneesturm über das Land, so das es selbst für ein magisches Wesen wie den Hirsch schwer war dagegen anzukommen.

Sie konnten kaum etwas sehen, aber sie hörten die wütenden Schreie ihrer Verfolger und Nessa dachte das würden sie nie schaffen, sie wären beide verloren und würden ihre Tage im Posgo Gamgee beenden. Doch urplötzlich ließ der Sturm nach und dann standen sie vor der Hütte. Nessa konnte es kaum glauben, sie hatten es geschafft. Die Tür öffnete sich, Narana und die alte Frau kamen heraus, sie half dem Mann vom Hirsch zu steigen und dann beeilten sie sich in die Hütte zu kommen.

Nessa war zutiefst erschöpft und schlief ein sobald sie vor dem wärmenden Kamin saß. Am nächsten Morgen als sie wach wurde sah sie als erstes die alte Frau, die in ihrem Schaukelstuhl saß und strickte. „ Ah du bist wach, das ist gut.“ sagte die Frau und lächelte sie an „ Dank deiner Hilfe konnte mein Bruder heute Morgen aufbrechen und den Kindern der Menschen ihre Weihnachtsgeschenke bringen und hier ist auch eins für dich. Nun trinkst du einen Tee und dann wird es Zeit das du nach Hause kommst, du wirst sicher schon vermisst.“ Nessa nickte und nach dem Frühstück machte sie sich gemeinsam mit Narana auf den Weg nach Hause.

Seit dieser Zeit bekamen die Feen einmal im Jahr, wenn der Winter über den Wald zog, Geschenke und feierten wie die Menschen Weihnachten.

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Tag der Veröffentlichung: 15.12.2009

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