BO-PEEP! BO-PEEP! Verschlafen warf ich mein Kissen gegen meinen Wecker, grummelnd rollte ich auf den Rücken und blickte an die Decke. Gähnend setzte ich mich auf und warf einen Blick zur Seite. Yuki lag mit fest verschlossenen Augen neben mir, perfekt und in gerader Position auf dem Rücken liegend schlummerte er seinen Schönheitsschlaf. Seine Haut hatte die Farbe von klaren Marmor, seine Lippen waren das Rot der Korallen und ein engelsgleiches Lächeln umspielten seinen kleinen, wohlgeformten Mund. Lange, goldene Wimpern rahmten seine tiefgründigen meeresblauen Augen ein und die Nase hob sich dem Himmel entgegen. Ich erinnerte mich augenblicklich an seine Worte, als sich unter den zart rosafarbenen Lidern die Augen bewegten: „Morgens wirst du mich nicht so leicht wach kriegen… Kennst du eigentlich das Märchen von Dornröschen, Prinz TA-KA-GI?“ Sein diabolisches Lächeln erschien vor meinem geistigen Auge und ich schüttelte mich. Er war also wach, machte aber keinerlei Anstalten von alleine aufzustehen. Seufzend beugte ich mich vor, strich ihm einzelne, glänzende Strähnen aus dem zarten Gesicht und berührte kurz seine Lippen. „Hmm, Takagi <3.“ Ein Augenaufschlag seinerseits paralysierte mich und wie gelähmt hockte ich noch immer über ihn gebeugt und starrte ihm in den verführerischen Strudel, der aus seinen Augen zu locken schien. Sofort waren seine schlanken Arme an meinen Seiten und zogen mich näher an ihn, bis er sie um meinen Hals schlang und sich an mich drückte. „Guten Morgen.“ Ich wagte kaum, ihn anzublicken, zu groß war die Angst, nie wieder an die Oberfläche der Realität zu gelangen. „Lass mich los und steh auf. Ich muss mich fertig machen für meine Arbeit.“ Sein Duckface machend löste er nur langsam die Arme von mir und glitt unter mir auf die Beine.
Er wohnte nun schon einige Monate bei mir seitdem ich mit ihm den unmoralischen Deal geschlossen hatte: Das Wirtschaftsgenie sollte mir bei schwierigen Situationen in meiner Firma aushelfen, allerdings durfte niemand von dieser Schande erfahren, weshalb er nun als Pseudolover bei mir untergekommen war. Bei diesem Stichwort schossen mir augenblicklich die Bilder des Einzuges in den Kopf. Nicht wirklich erstaunt oder gar beeindruckt war Yuki wie selbstverständlich durch mein Luxusappartment gelaufen und hatte alles genauestens unter die Lupe genommen. Was hatte ich mir da bloß für eine Luxusgöre ins Boot geholt… Seufzend schlüpfte ich in die weiße Bluse und glitt den schwarzen Anzug glatt. Die schwarzen Haare strich ich mit der linken Hand aus der Stirn und begutachtete mein Gesicht nach Stoppeln. „Nyaa… Gut siehst du aus, Takagi
Ich hatte einen wichtigen Termin mit dem Boss der Firma, die mich bei der Firmengründung vor zwei Jahren als einzige unterstützt hatte. Das 50.Jubiläum stand an und ich als einer der Jungunternehmer dieser Zeit durfte nicht fehlen, denn mein damaliger Sponsor hatte mich scheinbar in sein ergrautes Herz geschlossen. In meinem Nissan GTR-R35-Spec V, das im edlen Chromeblack junge Leute auf der Straße zum erstaunten Umdrehen brachte, raste ich zum Treffpunkt an dem die Feierlichkeiten stattfinden sollten. Der Saal in dem die Feier organisiert wurde, war riesig und schon vollkommen dekoriert. Überall hingen Banner des Firmennamens sowie der Jubiläumszahl, Schleifen und Bänder verliehen dem ganzen eine verspielte Atmosphäre und das üppige Büffet strahlte Frische sowie Reichtum aus. Mein Sponsor hatte keine Gelegenheit ausgelassen seinen Erfolg in der Businessbranche zu präsentieren. Ich wurde allmählich nervös, fummelte an der violetten Krawatte, an der sich Yuki vergnügt hatte. Dieser verdammte Junge! Wo hatte er gelernt solche Knoten zu binden? Das grenzte ja schon fast an ein Hundehalsband, das mit den Kötern gönnte, die potentielle Tollwutüberträger waren. Takanawa-san, der alteHerr, der mich bei meinem Unterfangen ein Unternehmen zu gründen tatkräftig unterstützt hatte, hatte mich entdeckt und schritt nun gemächlich auf mich zu. Hastig zerrte ich an der Farbsünde, die wie ein Aushängeschild vor meine Brust getakert war, und quetschte mir selbst 80 Prozent der benötigten Luft ab. Schließlich gelang es mir noch im letzten Augenblick das Ding von meinem Hals zu entfernen und nervös öffnete ich den oberen Knopf meines Hemdes, sodass meine Schlüsselbeine zum Vorschein kamen. Die aufgrund des kleinen Kampfes mit dem Halsschmuck leicht angefeuchteten Haare warf ich kurz zurück, lockerte die Manschetten an den Ärmelenden und lächelte Takanawa-san gekonnt gespielt entgegen. Dieser Yuki konnte was erleben, wenn ich wieder nach Hause kam!!!
„Hallo, mein Junge. Wie geht es dir und deiner Firma?“ Die kleinen, schlitzförmigen Augen richteten sich auf mich und mit weit ausgebreiteten Armen stellte er sich vor mich, als wollte er mich daran hindern wegzulaufen. „Mir und meiner Firma ist durch deine Hilfe bisher nur Gutes widerfahren.“ Jauchzend gab der alte Herr seine Lache, die meiner Meinung nach stark an einen am Nordpol bis zum Winter vor sich hinvegetierenden Spielzeugverteilenden alten Sack erinnerte, preis und zog somit den Blick der Gäste, die allmählich alle eintrafen, auf sich. „Hör mir gut zu, Takagi, mein Junge. Auf dieser Feier sind viele Geschäftsmänner, die viel Einfluss in Sachen Business haben. Also mach was draus.“ Zwinkernd hob er seinen Bart zu einem Dauerlächeln und verschwand schließlich in der plötzlich aufgekommenen Menge. Tief einatmend tauchte auch ich schließlich in die Welt der Schönen, Reichen und Einflussreichen. Die meisten von ihnen waren schick gekleidet, präsentierten Stolz ihren Ruhm und ihren Kontostand, das Gemurmel wurde wellenförmig lauter, es gab Tanz und Gesang. Alles in allem keine besondere Feier, so groß wie der Anlass auch war. Am Ende des Abends hatte ich alle meine Visitenkarten verteilt und hoffte, dass wenigstens ein Achtel derer, denen ich die Karten im 45° Grad Winkel überreicht hatte, sie nicht wegwarfen.
Geschafft stieg ich in meinen Sportwagen ein und düste nach Hause. Die dunklen Straßen wurden nur spärlich von den einzelnen Straßenlaternen beleuchtet. Vereinzelt erblickte das müde Auge lallende Kerle, die taumelnd gegen Wände liefen und leidenschaftlich die Steinmauern liebzüngelten, verliebte Pärchen, die sich noch einen romantischen Spaziergang unter klarem Sternenhimmel gönnten sowie schmierige Jugendgangs, die die Straßen der Stadt mit ihrem Aussehen weiter verschandelten. Ich seuftze. Heute würde Yuki sein Fett wegbekommen. Er hatte mich bei einem derart wichtigen Termin zum Gespött aller machen wollen!
„Yuki, ich bin wieder zu Hause.“ Ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. „Takagi… Willkommen in Yuki’s Mansion <3.“ Er hatte aus lauter Langeweile alles abgedunkelt und bunte Kerzen auf den Boden gestellt, die sich nun wie ein Lichtermeer vor mir auftaten. „Du miese… Komm her.“ Eine zierliche Gestalt kam mir aus dem Wohnzimmer entgegen getrippelt und blieb kurz vor meiner Brust stehen. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Brustbein, fixierte seinen blonden Kopf mit meinen schwarzen Augen. „Sieh mich an.“ Wimpern zuckten, das magische Blau starrte mich wieder an und leitete mir den Weg in eine Welt, jenseits aller Träume. Aber heute war ich immun gegen diesen engelsgleichen Blick. „ Was hast du dir dabei gedacht mir so eine alberne Schleife umzubinden und mich auch noch so abzulenken, dass ich noch nicht mal bemerke, dass ich sie noch anhabe! Die Leute auf der Feier haben mir ein Lächeln geschenkt, als wäre ich ein Prinz aus fremden Welten!“ Arrogant warf er seinen zarten Kopf zurück. „Du solltest fesch aussehen.“ Wieder dieser Augenaufschlag. „Schau mich nicht so an! Du weißt ganz genau, dass du einen Fehler gemacht hast. Der erste Eindruck bei möglichen Geschäftspartner muss stimmen, aber wenn ich angezogen bin wie Prinz Charming werde ich ausgelacht!“ Er legte seinen Zeigefinger auf die kirschroten, vollen Lippen und blinzelte mich schuldbewusst an. „Und jetzt? Werd ich jetzt bestraft?“ Ein gewisser Ton lag in seiner Stimme und mit diabolischen Lächeln zog er mich in das Schlafzimmer. „Du kannst mir gerne auf den Popo hauen… <3“ Aufreizend wippte er mit seinen Hüften vor mir, genervt drückte ich ihn auf das Bett. „Du siehst sowas doch gar nicht als Bestrafung.“ „Vielleicht ja du… <3“ Er hob die Arme und zog mich näher an sich heran. Ich spürte etwas hartes unter meinen Hüften, wagte jedoch nicht drauf zu blicken. „Yuki… Du weißt, dass ich dir gerade böse bin…“ „Hieß es in dem Vertrag nicht, dass du mir jeden Wunsch erfüllst?“ Seufzend blickte ich ihm nochmals in die blauen, bösen Augen. Langsam bewegte ich meinen Kopf in seine Richtung, spürte den Hauch auf meinen Lippen. Mein Körper verlangte nach diesem Kirsch, das seinen Mund so verführerisch machte. Bevor ich jedoch zum Schluss kam, blickte er mich vielsagend an. „Was ist?“ „… Jetzt muss ich Kacki.“ Hüpfend schlüpfte er zwischen meinen Armen hervor, berührte meine Härte und verschwand schnurrend im Bad. Die Verführungskunst hatte einen Gegner gefunden: Toilettengänge.
Es war der erste freie Tag seit drei Wochen, Yuki freute sich darauf mich den lieben langen Tag zu triezen. Aber heute würde er nicht die Gelegenheit dazu bekommen. „Yuki… Ich muss weg ein Geschenk besorgen. Fackel bloss nicht das Apartment ab während ich nicht da bin, klar?“ Streng schaute ich dem blonden Jungen ins Gesicht, wusste gleichzeitig jedoch, dass er mich keineswegs ernst nahm. „Kann Yuki mitkommen?“ Mit abertausenden blitzschnellen Wimpernschlägen kam er auf mich zugetrippelt und berührte mit seinen in nachtblau frisch lackierten Fingern leicht meine Brust. Die Lippen verzog er zu einem kirschrot, herzförmigen, verführerischen Mund, seine Nasenflügel zitterten wie das eines verängstigten Hasen. Nur dass er die Position des Löwen und ich die des Hasen in unserer sagen wir mal ungewöhnlichen Beziehung einnahm. „… Wenns sein muss…“ Seufzend wandte ich mich in Richtung Türe als er sich meinen Arm schnappte und triumphierend vor sich hingrinsend neben mir her sprang. Nachdem er sich fröhlich summend auf den Beifahrersitz geworfen hatte und die schlanken Beine kreuzte, warf er den stolzen Kopf zurück und lachte schauerlich. „Schnall dich an.“ Herausfordernd warf er mir einen gefährlichen Blick zu. „Nö, ich will nicht.“ „Yuki… Schnall dich jetzt an. Sonst steigt in mir das Verlangen auf, mit 180 um die Kurven zu cruisen.“ Er hob einen blassen Arm und legte den Handrücken an seine Wange, stützte sich am Fenster ab. „Ich glaub du musst mir helfen, ich weiß nämlich nicht wie das geht >:].“ Breit grinsend hob er die Hüfte, präsentierte den Gurt, der schlaff neben ihm hing. Seufzend beugte ich mich vor und packte den Sicherheitsgurt. Energisch zog ich daran als ich seinen süßen Atem auf meinem Nacken spürte. Mit der Hand führte ich das Mundstück des Gurtes an den Sitz heran, streifte dabei seinen flachen Bauch und die schmalen Oberschenkel, die in einer engen Hotpants steckten, und berührte seine kleine, feingliedrige Hand, die meine gar nicht mehr loslassen wollte. Schließlich saß das Kindlein in seinem Sitz, konnte bei voller Fahrt nicht aus dem Fenster springen und hatte keine Ahnung wie man am Armaturenbrett das Radio aktivierte. Ich war erleichtert. Nun war mein Killerinstinkt erst einmal ausgeschaltet. „Wohin fahren wir?“ Neugierig blinzelte er mich an und zog eine zuckersüße Schnute. „In die Zoohandlung. Wir kaufen einen Hund.“ „Als Geschenk?“ Ich nickte nur, als ich den Nissan startete und endlich schweigend in Richtung Zoohandlung düste.
„Yuki, komm von den Strasshalsbändern weg und sieh dir den an!“ Der Junge in dem langen weißen Kapuzenshirt, der Kreuzkette, den schwarzen Hotpants und den nachtblauen Converse Chucks kam mit großen Schritten auf mich zu bis er mir schließlich auf den Rücken sprang und mir beherzt ins Ohr biss. „… Ich glaub den nehm ich.“ Sein Blick wanderte wie in Zeitlupe zu dem Wesen, das in eine rosafarbene Wolldecke eingelullt war, und blieb abrupt stehen. „WAS ist das? Eine hässliche Katze?“ Ekel schwang in seiner Stimme mit, als er mir ins Ohr plärrte. „Das ist ein Hund! Ich wollte doch einen Hund als Geschenk kaufen!“ Entnervt versuchte ich meinen Kopf in seine Richtung zu drehen, aber geschickt beugte er sich in die andere Richtung, sodass er mir mit den Lippen gegen den Hals tippen konnte. „… WAS ist das? Ein hässlicher Hund?“ Ich ließ ihn runter. „Du scheinst Hunde ja nicht grade zu mögen… Warum bist du dann überhaupt mitgekommen? -.-“ Er blickte mich an und wedelte mit der rechten Hand vor meinem Gesicht herum. „Ich hasse alle Tiere bis auf die, die ich essen oder zu Handtaschen, Schuhen oder ähnliches verarbeiten kann.“ Schweigend drehte ich mich wieder zu dem Welpen vor unseren Füßen. Er war klein und pummelig, sein schwarzes Fell stand einfach liebenswert in alle erdenkliche Himmelsrichtungen von seinem Kopf ab, die dunklen Augen schauten uns müde und träge an und die Nase fiebte leise. Der kleine Hund hatte weiße Zeichnungen über den Augen, an den Backen sowie am halben Bauch, die sich bis zur Seite weitergefressen hatten. Beigefarbene Ringe kringelten sich um die tapsigen Beinchen und dieselbe Farbe schimmerte in den hochgestellten Öhrchen wieder. Ein prachtvoller Shiba Inu.
„Ich bin froh, dass wir so schnell einen Hund gefunden haben. Jetzt muss er nur noch ein kleines Kunststückchen lernen, dabei der Beschenkte lachen kann.“ Gedankenverloren schaute mein Pseudolover aus dem Fenster meines Sportwagens. „Wem schenkst du den Kleinen?“ Fast schon liebevoll, hatte er sich den Welpen auf den Arm geparkt, wuschelte ihm immer wieder durch die plüschigen Haare. „… Das erfährst du noch früh genug.“
In meinem Apartment fühlte sich der kleine Shiba Inu pudelwohl, tollte verspielt herum und warf sich quietschend gegen unsere Beine. Yuki hingegen sprang sofort auf das eingenommene Sofa und schaltete die Glotze ein. Kurz danach setzte er sich an seinen mit Swarowski besetzten iMac und surfte im Internet. Reine Stromverschwendung. „Komm, Hündchen. Du lernst jetzt auf zwei Beinen zu laufen und mit den Pfoten zu klatschen.“ Angestrengt versuchte ich den kleinen Vierbeiner mit Leckerlis und Fleischstücken auf die Hinterbeine zu locken, allerdings blickte dieser mich nur mit treudoofen Äuglein an, sodass ich nach drei geschlagenen Stunden aufgab. „Ich geh erstmal austreten, dann üben wir weiter, ok?“ Ich verschwand im Badezimmer. Plötzlich ertönte ein Heulen aus dem Wohnzimmer, das mich neugierig machte. „Ist alles ok?“ Yuki hatte sich genervt zu mir umgedreht und zeigte mit spitzem Zeigefinger auf den Hund. „Der Köter stört mich beim Zocken.“ Im Hintergrund lief der Super Mario Song und verwirrt starrte ich auf den Bildschirm. Dort lief eine nicht ganz jugendfreie Neuversion des Nintendoklassikers in der Mario den Ritt auf Yoshi im besonderen Maße genoss. Wieder begann der Hund zu jaulen, Yuki hielt sich die Ohren zu während ich versuchte den Kleinen zu beruhigen bis ich merkte, dass er eine bestimmte Melodie nachheulte. Die des Super Mario Songs! Schwanzwedelnd guckte mich der kleine Shiba Inu an und augenblicklich musste ich lächeln. Er war das ideale Geschenk. „Ist er kaputt? Müssen wir jetzt wieder in diesen stinkenden Drecksschuppen fahren?“, schrie mir Yuki, der sich noch immer die Ohren zuhielt, entgegen und schweigend hob ich den Hund hoch und verschwand mit ihm in mein Büro um dort andere Spieleklassikersongs abzuspielen.
Da war dieser kleine stinkende, vor sich hinpupsende, für Chinesen sicherlich appetitanregende Hund, der jetzt schon seit einigen Tagen bei mir und Takagi wohnte. Nervtötender Weise hatte er sich die Eigenart angewöhnt irgendwelche Lieder nachzujaulen. „Wem schenkst du den Köter denn jetzt?“, ich klammerte mich an Takagi’s leckeren Körper und schaute ihn während ich an ihm herumzappelte von unten heran an. „Heute ist sein Geburtstag. Und er kommt her. Also benimm dich.“ Tss, als ob ich mich nie benehmen würde. Die anderen Leutchen kommen nur nie mit meinem Benehmen klar.
Hüpfend verschwand ich im Wohnzimmer, schaltete den HD-Fernseher an. Irgendwelche Pornokanäle hatte Takagi doch bestimmt aktiviert. Mit irgendetwas Schweinischem musste er sein hart verdientes Geld doch verpulvern. „Takagi, komm und pflanz deinen eckigen Hintern doch neben mich. Hier läuft eine Dokumentation über Masturbation. Vielleicht lernst du dann endlich dem kleinen Takagi etwas Zuneigung zu zeigen.“ Augenblicklich kam er mit hochrotem Kopf ins Zimmer gestürmt und schaltete den Fernseher aus. Ich liebte es, wenn er nicht wusste, was er antworten sollte. „Was ist? Werd ich jetzt bestraft? Wo bleiben die Handschellen?“ Er stand vor mir, in seinem weißen Sweatshirt, das unter der schwarzen Weste hervor blitzte. Takagi trug die silberne Kreuzkette, die ich ihm bei meiner letzten Shoppingtour mitgebracht hatte. Allerdings wusste er nicht, dass sie aus einem Schlussverkauf von H&M stammte. Wie lange er wohl brauchte, um zu erkennen, dass alle jungen Mädchen heutzutage diese schicke und überaus exklusive Kette trugen? Leise lachte ich mir ins Fäustchen, holte mich aber schnell wieder in die Realität zurück. Ich hockte vor ihm und grinste ihn an. „… Mach dich endlich fertig. Er kommt gleich.“ Ich verzog mein Gesicht und drehte eine Haarsträhne mit meinem Zeigefinger. „Ich ziehe mein Adamskostüm an in Ordnung? Du kannst mir ja im Partnerlook ins Schlafzimmer folgen.“ Mit zurückgeworfenen Kopf stand ich auf, berührte seine Brust, die ich dann langsam bis zu seiner Körpermitte entlang strich, doch bevor ich richtig zupackte, wich ich ab und warf ihm mein Hemd ins Gesicht. Die nackten Füße auf dem Laminat bewegte ich mich ins Schlafzimmer, als es plötzlich an der Tür klingelte. Verärgert blickte ich in Richtung Flur und rannte in meinen Wandschrank. Mist! Takagi war schon rammelig wie ein mit Viagra vollgepumpter Hase, aber jetzt wo der Besucher da war, konnte er dem Löwen ja nicht in die Höhle folgen. Mein Hemd flog mir entgegen, als er an die Tür ging und sie öffnete. Schnell schlüpfte ich in einen neu gekauften schwarzen Kapuzenpulli mit Engelsflügelaufdruck und Teufelshörnern an der Kapuze (I LUV KAPUZENSHIRTS <3) und streifte eine blaue Short über. Takagi sollte meine schönen Knöchel noch rammeliger machen. „Wer ist denn der mysteriöse Besucher?“ Neugierig blinzelte ich den Fremden an. Es war ein kleiner, blasser Junge, der da neben meinem Geldsack stand. Er trug das gleiche Shirt wie ich, nur hatte er es in Weiß mit einem Heiligenschein und Teufelsflügeln. Vollkommen zerstrubbelte schwarze Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckten die großen schwarzen Augen, die von vielen, dunklen Wimpern bedeckt waren. Die Haut des Shotas war blasser als meine, fast schon so schlimm wie die Triene aus dem einen Märchen. Eine schwarze Skinny Jeans ließ nur erahnen, was für dürre Beinchen diesen Körper trugen. „Das ist Takato. Mein kleiner Otouto-chan <3.“ Fast schon verliebt blickte Takagi bei diesen Worten auf den schwarzhaarigen Kopf, der dämmrig vor sich hindöste. „Er hat heute Geburtstag, ist heute 14 geworden. Ist er nicht süß?“ Meine Oberlippe zuckte. Ich zog sie hoch, und zeigte meine Schneidezähne. „Du musst gleich zum Kendo, oder, Takato?“ Der Shota nickte nur müde und puhlte sich am Auge rum. „Dann hol ich mal dein Geschenk.“ Schweigend blickte ich den Jungen noch immer mit der gleichen Fratze an. Takagi kam mit dem Hündchen auf dem Arm an die Tür. „Happy Birthday, kleiner Bruder. Hier ist der Hund, den du hier schon immer gewünscht hast.“ Augenblicklich begannen die Augen des Kleinen an zu leuchten. Das Leben kehrte in ihn zurück und aufgeregt nahm er den Welpen auf den Arm. „Danke, Nii-chan.“ Mein Futter hob den Finger und tippte dem Köter auf die Nase, die auf die ekelige Art von feucht feucht war. Sofort hob das Hündchen den Kopf und gab den Super Mario Song von sich. Große Augen zwinkerten Takagi und mich an. Lächelnd drückte sich der kleine Bruder des Firmenbosses an ihn und bedankte sich nochmals. Stumm beobachtete ich die Szene. Dann schob Bakato sich vor mich und verbeugte sich höflich. Ich lächelte ihn kurz an, drehte mich weg, stapfte an Takagi vorbei ins Schlafzimmer. Ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden.
Seufzend holte ich meine Geldbörse raus und zog drei große Scheine raus. „Hier.“ Grinsend schaute er mich an und streckte die Hand aus. Als ich ihm das Geld geben wollte, schnappte er sich wie ein gieriger Ninja mein Portemonnaie und sackte es samt Inhalt ein. „Danke, Takagi. :3“ Verdutzt guckte ich ihn an und stopfte mir mein wie Yuki es nannte kleines Taschengeld in die Hosentasche. Heute war wieder seine wöchentliche Großshoppingtour, bei der er sich Haufen von Klamotten, die er sich dann zu Outfits zusammenstellte, ganz egal ob er es als Mann tragen konnte oder nicht, kaufte, mir aber gleichzeitig ebenfalls kleine Geschenke mitbrachte, die mir in Luxusgeschäften nie zuvor aufgefallen waren. Ich hatte mir ausnahmsweise freigenommen, hatte zu Hause noch einen Batzen Dokumente zu bearbeiten. Allerdings konnte ich ihn auch nicht mit verführerischen Blicken dazu bringen, mir bei der langweiligen Stemplerarbeit zu helfen, sondern hatte ihm viel mehr einen Grund geben mich gründlich auszulachen. „Süßer, ich weiß echt nicht, wie du mit dem Blick eine Frau abschleppen konntest. Da hat ja ein schwangerer Hamster mehr Sex Appeal.“ Gedemütigt wagte ich ihn nicht mehr in die Augen zu sehen, als ich ihm viel Spaß wünschte. Wie konnte ich mich nur auf so einen Kotzbrocken von Engel einlassen? Hüfteschwingend verschwand der Junge aus der Tür, hastig rannte ich zum Panoramafenster und schaute ihm hinterher. So stolz wie ein Schwan tänzelte er auf seinen weißen Mini zu, doch bevor er einstieg, drehte er sich um, fixierte mich und warf mir augenzwinkernd einen Kussmund zu. Mit großen Augen schaute ich ihn an und spürte merklich wie das Blut in meinen Kopf schoss. Allerdings folgte kurz danach eine andere Konsequenz und schnell verschwand ich mit einer Packung Taschentüchern im Badezimmer.
Ich kam gut voran, machte keine Fehler und ritt auf einer Welle von Euphorie und Enthusiasmus. Sobald ich die Arbeit erledigt hatte, konnte ich mich endlich wieder meinem physischen Training zuwenden. Es war schon eine Weile her, dass ich Sport getrieben hatte. Außerdem wollte ich mich wieder etwas stählen, um… Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn ich warf diese Art von Ablenkung sofort wieder aus dem Kopf. Es konnte unmöglich sein, dass mich ein Bursche seines Alters derart auf Trab hielt. Augenblicklich stockte mein Arbeitsfluss und mir entglitt unbeabsichtigt ein Seufzer der Einsamkeit. Yuki wohnte nun seit 4 Monaten hier, doch mein Apartment sah aus, als hätte ein 40 jähriger Krieg gewütet und die Wohnfläche als Zeugnis der Verwüstung hinterlassen. Für ihn hatte ich einen begehbaren Wandschrank einbauen lassen. Ein zweiter Flachbildschirm hang über meinen 2 Meter langen HD-Fernseher, der für pornographische Inhalte aus dem Internet benutzt wurde. Einen Spiegel und abertausende Kosmetiker hatte er sich angeschafft und hinter einem puscheligen Vorhang versteckt. Schuhe besaß er ebenfalls zu Hauf, hatte sie in einer Pyramidenform zu Schau gestellt, obwohl mich kaum jemand besuchte. Außerdem hatte er meine kleine Bibliothek aus Bestsellern und Klassikern ausgeräumt und hunderte BL-Mangas sowie Romane eingeräumt. Die Dreistigkeit in Person war bei mir als Untermieter eingezogen! Ich strich mir über die Stirn und pustete tief aus und ein. Dann klopfte ich mir mit der linken Faust auf die Schultern, versuchte mich wieder zu entspannen, um meine Arbeit fortzusetzen.
„Ich glaub, ich mach mir einen Kaffee…“ Ich stockte. Hatte ich da grade tatsächlich mit mir selbst gesprochen? Nur um die Stille zu überdecken? Die Stille, die ich früher so geliebt und mit der ich gelebt hatte? Die Stille, die Yuki mit seinem Einzug zerschlagen hatte und die jetzt, da er für einige Stunden weg war, unerträglich und wie eine Gefahr erschien? „Ich muss echt müde sein…“ Schlürfend ging ich in meine Küche, kochte mir einen Kaffee. Mit der Tasse „World’s Best Boss“ wanderte ich wieder zurück zu meinem Homebüro, vernahm jedoch ein Klopfen, sodass ich stehen blieb. Verwirrt blickte ich mich im Apartment um. Yuki war nicht da und der kleine Hund, den Takato NinTendo getauft hatte, war ebenfalls nicht mehr da. KLACK! Ein Stein war gegen die Scheibe meines Panoramafensters geflogen. Genervt stellte ich die Tasse ab. Entweder standen da wieder irgendwelche Teenies, die sich einen schlechten Scherz erlaubten, oder es war Yuki, der testen wollte, wie lange es wohl dauerte Panzerglas mit einem Kieselstein zu zertrümmern. Beides klang in meinen Ohren ziemlich einfallslos, doch als ich keines der beiden Möglichkeiten dort unten erblickte, suchte ich nach dem eigentlichen Täter. Dort stand ein kleiner dicklicher Mensch, der ein großes, weißes Plakat hochhielt. Ein Fanboy? Verächtlich öffnete ich das Fenster und warf dem Mann einige nicht ganz jugendfreie und für die Ohren einiger meiner Geschäftspartner nicht geeignete Schimpfwörter an den Kopf. Ein Zittern ging durch den Körper, die Gestalt war in schwarz gekleidet, trug eine Wollmütze, die ihre vermutlich schmandige Frisur bedeckte. Allerdings konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, das Plakat versperrte mir die Sicht. Plötzlich fiel mir die unordentliche Schrift oder vielmehr die Nachricht, die sie enthielt auf: „WIR HABEN DEN BLONDEN JUNGEN! WENN DU DEINEN LOVER WIEDER HABEN WILLST, DANN BRING UNS 10 MILLIONEN YEN (ca. 98.000 Euro)!“ Mein Yuki war also entführt worden, allerdings waren noch zwei Fragen offen: Was würden sie Yuki antun, wenn ich das Lösungsgeld nicht abgab und WO zum Henker sollte ich das Geld überhaupt hinbringen?
Drei Scheine hielt er mir hin. Ernsthaft? Ich schaute ihn kurz an, lächelte und ließ meine durch Ninja Reflex konditionierten Finger zuschnappen. Verwirrt blickte Takagi auf seine Hand, die noch immer die Scheine festhielten, und bemerkte, dass seine Geldbörse mitsamt seinem Führerschein, sämtlicher Kredit- und EC-Karten in die Tiefen meiner Hosentasche verschwunden waren. „Danke, Takagi. :3“ Heute war wieder mein wöchentlicher Shoppingausflug und ich freute mich auf die neuen Kollektionen und die damit verbundenen neuen Outfits, die ich zusammenstellen konnte. Gut fühlte ich mich, als ich aus der Tür trat und der Wind mir durch das blonde Haar strich. Bevor ich in meinen weißen Mini stieg, drehte ich mich nochmals um, schaute zu Takagi hoch und warf ihm zwinkernd einen kirschroten Kussmund zu. Was konnte einen Mann wie Takagi wohl besser von der Arbeit ablenken, wenn nicht volle Lippen, die zur Sünde lockten.
Ich fuhr in das Reichenviertel und rannte von einem Shop zum nächsten, stapelte immer mehr Tüten und Kartons vor mir. Keuchend machte ich kurz Pause und schaute auf meine Sneakers, die im türkisfarbenen Pantherlook leuchteten und mit silbernen Nieten verziert waren. Mit gespitzten Lippen begutachtete ich mein ganzes Outfit und drehte mich entzückt im Kreis. Ich stockte, schüttelte den Kopf. Mit Adleraugen suchte ich die Gegend nach potentiellen Gepäckträgern ab und sah einige Jungs vor einem Street Style Geschäft. Mit einem diabolischen Grinsen stolzierte ich auf sie zu, war nicht von meinem Ziel abzubringen. „Hallöchen, meine süßen Halbstarken. Yuki hat pochende Hüften…“ Gekonnt drehte ich ihnen meine Rückseite zu und ließ sie meinen perfekt geformten Apfelpo bewundern. Scheinbar war ich nicht an irgendwelche Schrumpelköpfe geraten, denn beeindruckt von der Perfektion, die meine Rückenansicht verschönerte, nahmen sie mir die Tüten und Kartons ab und trugen sie brav hinter mir her. Da hatte ich mir ein paar nette Packesel an gelacht, die es wohl sehr nötig hatten.
Plötzlich fingen die drei Jungen mit meinem Einkaufsgut in eine dunkle Gasse zu laufen, ich ihnen natürlich hinterher. Die mühselig zusammengesuchten Outfits konnte ich auf keinen Fall an irgendwelchen dahergelaufenen Burschen abtreten, dafür hatte ich zu viel und zu hart für das Geld arbeiten lassen. Stolpernd und die Kartons in gefährlichem Winkel kippend verschwanden sie in eine heruntergekommene Lagerhalle. Sofort folgte ich den Dieben mit stapfenden Schritten und rief ihnen verärgert hinterher: „Hey, ihr Affen! Diese Klamotten stehen euch doch gar nicht!“ Sie blieben vor einem eisernen Stuhl stehen und blickten mich grinsend an. „Der Kleine ist uns echt gefolgt!“ Aus dem Schatten trat eine rothaarige Gestalt hervor, die mich bestimmt musterte. „Habt ihr alles? Gut, und jetzt nehmt ihm sein Geld ab!“ Die Hooligans kamen auf mich zu, ich quietschte, zerkratzte deren ohnehin schon unansehnlichen Gesichter und trat ihnen in die wahrscheinlich asymmetrischen Eier. Doch mein heldenhafter Verteidigungskampf verpuffte, als ein besonders schmieriger Kerl von hinten griff und unter die schwitzige und äußerst haarige Achsel packte. „Eeek, lass mich sofort los, du Gorilla!“ Lachend versammelten sie sich vor dem roten Punk, der nun Takagi’s Portemonnaie in der Hand hielt. „Mal sehen, wie viel eine Luxusgöre wie du dabei hat.“ Die Finger schnappten in die Tasche, fischten allerdings nur noch Kreditkarten hervor. Alles andere hatte ich bereits in wichtige Investionen meinerseits gesteckt. Angepisst trat der Möchtegernprotz gegen den Maschendrahtstuhl und pöbelte rum: „Wasn das? Damit können wir doch nichts anfangen! Und die Quittungen hat er auch nicht mitgenommen!“ Ich blickte prustend zur Seite und zischte: „Quittungen sind doch nur was für Hausfrauen, die jeden fünfmal Cent umdrehen.“ „Halt die Fresse, Schwuchtel!“ Mit geladener Wut warf er die Geldbörse durch die halbe Halle und trat seinen Untergebenen in den Bauch. Was waren das bitte schön für Möchtegern Kriminelle, wenn die noch nicht mal Kreditkarten hacken konnten? „Boss… Da ist ein Führerschein drin. Den können wir benutzen, wenn wir Autofahren wollen.“ Wieder so ein verdammt intelligenter Plan. Ich verdrehte die Augen und rümpfte die Nase. „Jaa… Oder warte…“ Der Punk legte die Hand an die Stirn und betrachtete Takagi’s Photo auf dem Führerschein. „Damit kann man doch bestimmt was anderes machen. Irgendetwas was ich im Fernsehen gesehen habe…“ Nun begannen seine flachhirnigen Freunde ebenfalls an zu denken und ich konnte schon förmlich die warnenden Rauchzeichen der kochenden Köpfe sehen, als dem Gangboss plötzlich die Birne wegschoss wie eine brilliante Idee. „Der Typ da ist Kurasawa! Er muss sein Lover sein und wenn wir seinen Lover haben, dann können wir ein Lösungsgeld fordern!“ Wie kleine Kinder freuten sie sich über den raffinierten Plan und bereiteten alles vor. Es wurde sich auf eine Summe von 10 Millionen Yen geeinigt, so hatte jeder einen Fünftel dieses Betrages zur eigenenVerfügung. Beispielsweise für eine Gesichts-OP, den Führerschein oder eine Tonne SEIFE, dachte ich während ich noch immer die Luft anhielt. „Tss, ich bin nicht wirklich sein Lover. Er wird also nicht kommen. Pech gehabt, fällt das Taschengeld aufpimpen wohl aus.“ Ich blickte dem rothaarigen Punk in die Augen, die konnte man nicht ernst nehmen. Irritiert ignorierte er mich und half seinen Leuten ein Plakat zu malen. Die schrieben doch nicht ernsthaft „WIR HABEN DEN BLONDEN JUNGEN! WENN DU DEINEN LOVER WIEDER HABEN WILLST, DANN BRING UNS 10 MILLIONEN YEN!“. Wie aus einem schlechten Hollywoodstreifen fehlte nur noch: „RUF DIE BULLEN UND EINE KUGEL FLIEGT DURCH SEINEN KOPF!“. Echte Trantüten, sicherlich war es beabsichtigt, dass die Adresse auf dem Forderungsplakat NICHT erwähnt wurde. Einer von den Jungs wurde in Schwarz losgeschickt. Er sollte Takagi das Plakat zeigen. Als ob er jemals kommen würde, er war doch viel zu sehr damit beschäftigt, seine Mittelklassefirma zu leiten und versuchen nicht zu sehr in Richtung Ruin zu trieften.
Anscheinend hatte der Junge in Schwarz Takagi’s Apartment noch nicht gefunden, eine Stunde nachdem er losgelaufen war, war noch keine Nachricht gekommen und der Punk wurde mal wieder lautstark. „Wie kann dieser Bastard es wagen, mich warten zu lassen?!“ Verärgert riss er einige Holzpfähle um, die morsch und schimmelig mitten in der Halle standen. Mit Tränchen in den Augen blickte er sich auf die Hand und puhlte an einem Finger rum. „Oh, hat der Bad Boy einen Splitter im Finger? Hast du denn keine Angst zu sterben >:]?“ „Sterben? Wie Sterben? Kann ich an einem Splitter STERBEN?!“ Paranoid rannte er auf mich zu und zeigte seinen schmutzigen Finger, in dem ein ca. 2mm langer Splitter campierte. „Oh ja… Sieht schlimm aus. Die Blutvergiftung hat wohl schon eingetreten… Ich geb dir noch eine Stunde.“ Pikiert mit diabolischen Zügen blitzte ich ihn an und lächelte bedauernd. Mit schreckgeweiteten Augen schrie er auf, fasste mit beiden Händen an die feuerroten, hochgegelten Haare und wirbelte mit dem ganzen Körper umher. „Ich muss zu einem Arzt!!! Ich werde sterben! Wartet hier und holt die 10 Mille ab! Und dann kommt zu mir ins Krankenhaus TT^TT!!!“ Heulend rannte er aus dem Lager, ließ seine Kameraden mit schockierten Faces zurück. Gedanklich zeigte ich mein „Victory!“ in Richtung imaginäre Kamera und lachte mir leise ins Fäustchen. Tuschelnd versuchten die sogenannten Straßenjungs sich gegenseitig zu beruhigen und legten einander die Hände auf die Schultern, um in dieser schweren Stunde einander beizustehen. Eine weitere halbe Stunde verging und allmählich wurde mir klar, dass ich mich selbst retten musste. Ohne den Rotschopf, der eindeutig der hellste in dieser IQ schwachen Runde war, wurde ich nur auf den richtigen Augenblick warten müssen, um fliehen zu können. Seufzend bereitete ich mich auf den bevorstehenden Verlust meiner Kaufschätze vor. Takagi konnte also tatsächlich nicht kommen…
Auf einmal fiel der Junge in den schwarzen Klamotten, der vor anderthalb Stunden losgezogen war und soeben in die Halle gekommen war, um und verwirrt kam einer der anderen zu ihm. Ein Tritt into his face knockte auch ihn augenblicklich aus und mit glitzernden Augen sah ich in das gleißende Licht, dass von dem Halleneingang her herein leuchtete, als leitete es mich in Richtung Paradies. Ein junger Mann in einem schicken schwarzen Anzug mit einer ebenso pechschwarzen Krawatte und schwarzen Haaren trat herein und blickte die verbliebenen zwei Hooligans mit einem Doombringer Blick an. Es war mein Takagi und kreischend schrie ich dem Gorilla, der mich noch immer im Schwitzkasten hatte, das Erbsengehirn weg: „OMG! TAKAGI <3 DU BIST TATSÄCHLICH GEKOMMEN! DAS HÄTTE ICH NIEMALS ERWARTET! SO WAS NETTES HAT NOCH NIE JEMAND FÜR MICH GETAN! <3“ Mit gekonnten Schlägen ging auch der andere Knallkopp zu Boden und endlich befreite er mich aus meinem schwitzigen und haarigen Gefängnis. „Bist du ok, Yuki?“ Besorgt drehte und wendete er mich in alle erdenklichen Richtungen und strich mit seinen großen, starken Händen an meinem Körper entlang. Tränen der Freude kullerten meine Wangen hinunter und erleichtert warf ich mich ihm in die Arme. Vorsichtig hob er mich hoch, ich klammerte mich fest an ihn, wollte ihn nie wieder loslassen. Dann drehte er mich und hielt mich in seinen Armen wie eine Prinzessin. „Wie hast du mich gefunden?“ „Ich hab den Dödel da verfolgt, sonderlich schnell ist er ja nicht spazieren gegangen. Und dann hab ich mein Highschool-Karate benutzt, um den Schrumpelkopf die Birne von den Schultern zu fegen.“ Empört spuckte er den Hooligans nochmal auf die Köpfe, als er sich zum Gehen wandte. „Die werden gleich von der Polizei abgeholt.“ „Warte! Meine Taschen…“ Mit dem Zeigefinger wies ich auf mein Einkaufsgut und blinzelte ihn traurig an. Seufzend watschelte er zu ihnen, hob sein Portemonnaie auf, nahm die Taschen sowie sämtliche Kartons und schritt aus der stickigen Lagerhalle hinaus. Ich musterte diesen starken, heißen Mann, der mich tatsächlich gerettet hatte und mich und meine Einkaufstüten auf seinen Armen gen Sonnenaufgang trug bis ich schließlich verächtlich fragte: „Und schneller hättest du mich nicht retten können?“
Vorsichtig legte mein Prinz die Taschen und Kartons ab, als wir im Apartment ankamen. Ich lag noch immer in seinen Armen, kuschelte mich an ihn. Meine Tränen waren inzwischen getrocknet, aber den Grund für sie hatte ich Takagi nicht erzählt. Er sollte nichts über meine Gefühle wissen. Noch nicht. Sein Parfüm ging in mich über, wie ein unaufhaltsamer Nebel senkte sich sein Duft über mich, nahm mich gefangen in seiner Verführung. Seine schwarzen Augen durchdrangen mich und seine Lippen regten sich gefährlich. Ich hob meine Arme und zog sein Gesicht an mich heran. Den kirschroten Mund gespitzt flüsterte ich ihm etwas Unanständiges ins Ohr und grinste ihn mit einem erotischen Augenaufschlag an. Seine Körperhaltung veränderte sich, seine Muskeln spannten sich an und er trug mich mit großen Schritten in Richtung Schlafzimmer. „Nein… Nicht… Ich bin schmutzig (von dem auslaufenden Gorilla -.-)…“ Takagi schaute auf mich herab und strich mir stumm über die blonden Haare, die mir ins rote Gesicht fielen und an den Seiten klebten. Keuchend brachte er mich zur Dusche, drehte den Hahn auf, sodass das warme Wasser uns in einen nassen Schleier hüllte. Ich klammerte mich zunächst an ihn, umarmte die starken und breiten Schultern. Langsam rutschte ich dann an seinem nassen, schwarzen Anzug hinunter und blieb vor ihm hocken. Groß und fast schon majestätisch stand er wie ein siegender Held vor mir und ließ seinen dunklen Blick auf mir ruhen. Ich hielt mich mit den Händen an seinen Seiten fest, schenkte ihm ein Grinsen, dass seine Fäuste sich sofort schlossen. Das Rauschen des Wassers in den Ohren legte ich die Lippen auf seinem Hosenbund auf, öffnete mit den Händen den Ledergürtel und umfasste mit den Zähnen den Reißverschluss seiner schwarzen Hose. Ohne die Augen von Takagi zu wenden, zog ich nun langsam den Reißverschluss hinunter. Er schluckte merklich und starrte mich verzehrend an. Die Zunge glitt an seinen Lippen hin und her, in seinem Blick funkelten die Ungeduld und das Verlangen nach meinem Körper. Ich fuhr mit der Zunge langsam am Saum seiner Boxershorts entlang, langte in die Hose hinein und holte die kleine (oder auch große) Überraschung hervor. Schnurrend begutachtete ich Takagi’s Männlichkeit, die sich allmählich unter meiner Hand verhärtete. Ein Kuss ließ das gesamte Kunstwerk letztlich stehen und weiterhin zu Takagi nach oben schauend, machte ich mich daran, dem kleinen Takagi meinen Mund zu zeigen. Liebevoll strich er mir zunächst über den Kopf, doch als ich zubiss, wurde auch seine Hand gröber und zog an meinen Haaren. „Hmm ~ Sahne… <3“ Wieder grinste ich ihn an, als ich an der Spitze seiner Härte leckte. Keuchend zog er mich nun hoch, befreite mich aus meiner Bluse. Die blasse Brust lag nun offen vor ihm, ohne zu Zögern strich er mit den heißen Händen über meine Haut und begann an meinen Nippeln zu spielen. Mich an sich ziehend knabberte er an meinen Ohren und flüsterte immer wieder meinen Namen mit seiner dunklen, rauchigen Stimme, die mir die Gänsehaut auf den ganzen Körper trieb. Sein Jacket fiel, die Krawatte wurde gelöst und das weiße Hemd aufgerissen. Sein heißer Atem brannte auf meiner Haut, als er mit der Zunge an meinem Brustbein entlangfuhr, Richtung Bauchnabel und sie schließlich unter den Hosensaum schob. Mit Genuss schloss ich die Augen als er mich an die Wand der Dusche lehnte und das Wasser noch immer auf uns niederrieselte. Sein Körper war ein Segen, diese breiten Schultern, dieser muskulöser Körperbau. Unter meinen Händen spürte ich seine starken Schulterblätter, meine Augen verfolgten die Bewegungen seines Sixpacks, die in verführerischen Hüftknochen in Richtung Takagi’s Männlichkeit lenkten. Die nassen, schwarzen Haare fielen ihm wirr ins Haar als er seine Hitze gegen meine rieb. Es wurde unerträglich heiß dort unten und merkwürdige Geräusche und unser Keuchen und Stöhnen hallten durch das Badezimmer. Mein Atem stockte als er innehielt und mir tief in die blauen Augen sah. „Yuki… Ich…“ Gott… Wollte er jetzt irgendwelche dummen Gefühle in diesen verdammt guten Dankeschön Sex bringen? Doch bevor es dazukommen konnte, drückte ich meine Lippen auf seine und umspielte seine Zunge. „Jetzt steck deine Gurke schon rein!“ Schnell packte ich seine Härte, die vor mir geparkt war, hüpfte auf seine Hüfte, sodass er mich an den Seiten greifen musste und führte sie verlangend an meinen Hintereingang. Er erwiderte meinen Kuss und strich an meinem Po entlang. Jaa doch, ich weiß, dass ich einen schönen Po hab, dachte ich heimlich. Zwei heiße und nasse Finger drangen in mich ein, mein Keuchen war kaum noch zu vertuschen. Alles an meinem Körper pulsierte, als er mich mit seinen schwarzen Augen wieder intensiv musterte. Er wollte mich fressen, aufsaugen und nie wieder gehen lassen. Und dasselbe empfand ich auch. Die Bewegungen in mir ließen mich aufschreien, meine Hüfte bewegte sich im Takt, klatschte immer wieder die nasse Wand. Endlich war er selbst in mir drin, gab sich einer rhythmischen Ekstase hin. Er lehnte sich vor, spielte mit meinen Haaren, küsste mich am ganzen Körper und berührte immer wieder meine Rückseite, die immer sensibler auf seine Berührungen reagierte. Keuchend, stöhnend, schreiend, flüsternd, sabbernd und pochend gaben wir uns immer weiter dem Körper des anderen hin, legten in unsere Küsse die Sehnsucht und Verführung, die schon so lange auf sich warten ließ und hielten im Arm des anderen dieses erste gemeinsame Mal auf ewig in unseren Erinnerungen fest.
Heute war ich zum ersten Mal in seinem Büro, suchte nach irgendwelchem geheimen Sexspielzeug, versteckten Kameras oder anderen dunklen Geheimnissen von Takagi. Alles leider nur stinklangweilig. Und dazu verqualmt. Ich blinzelte, erblickte den schwarzen Drehsessel, der perfekte Sicht auf Tokyo bot. „Ihihihihi, der gehört mir! <3“ Plumsend ließ ich mich in das dunkle Leder fallen und zog den Duft ein, den der Sessel verströmte. Es war Takagi’s betörender Duft, eine Mischung aus seinem eigenen Körpergeruch sowie aus den intensiven Ausdünstungen seiner Zigaretten. Zufrieden drehte ich mich im Sessel in die Richtung, wo mein Anzugmann verdattert seine Stängel in den Mund steckte und mich ansah. „Hmm ~ In dem kann man sich aber weit zurücklehnen…“ Verspielt und mit zusammengezogenen Mündchen legte ich mich zurück und zeigte Takagi meinen süßen Bauchnabel. Hustend drückte er die frisch angezündeten Zigaretten aus, klopfte mit der Hand gegen seinen Glasschreibtisch. „Hör auf mit den Spielchen. Du wolltest doch mitkommen, weil Takato heute einen neuen Werbespot dreht. Er ist unten in Studio 3. Also husch, aus meinem Sessel. Sonst setz ich mich auf deinen Schoß.“ Grinsend kreuzte ich die Beine übereinander, legte die Hände auf die Kniescheiben und blickte ihm herausfordernd entgegen: „Oh, deinen eckigen Hintern hätte ich gerne mal auf meinem Schoß, mein Süßer.“ Die Zähne knirschten, als er mir seine Hand gab und mich aus dem Sessel zog. Schweigend wies er zur Tür, als er Dokumente aus den Schubladen zog. Mit einigem Murren tippelte ich aus dem Raum, folgte den Pfeilen an den Wänden bis zu Studio 3. Es war eine mittelgroße Halle, die mit Kameras, Lichtern, Green Walls und anderen bei meinem fotogenen Face unnötigen Hilfsmittel vollgestellt waren. Da stand Takato, der kleine dünnliche Junge, der vorgab Takagi’s leiblicher Bruder zu sein, nur um in seiner Nähe „süß“ auszusehen. Tss, wer stand schon auf die unschuldigen Rehaugen außer irgendwelche tattagreisigen Pädophile. „Hallöööö! Ich bin Yuki und ich bin hier, um beim Werbespot mitzuspielen!“ Tanzend und hüpfend kam ich auf den Regisseur des Werbespots zu, der klischeehafterweise eine weiße Kappe wie ein Megaphon in der Hand hatte. Misstrauisch begutäugte der gute Mann mich, fragte mich zimperlich nach einer Einverständniserklärung des Chefs. Ich hatte natürlich vorgesorgt und zog das Ergebnis meiner Nerverei aus der Handtasche: Takagi’s Genehmigung. Noch eine Stunde länger und ich hätte ihm einen Knutschfleck abjagen können. Aber was soll‘s. „Gut, Yuki. Wir werden sehen, wie wir dich einbauen.“
Der schwarzhaarige Shota stand bei seinen Freunden. Einer von ihnen schien ausländische Wurzeln zu haben, war recht groß für sein Alter, hatte etwas abstehende, palominofarbene Haare, die in unterschiedlich lang gelockten Strähnen zu den Seiten herabfielen. Der Körperbau wies auf relativ regelmäßiges Training hin, die Beinmuskulatur schien besonders in Form. Seine tief braunen Augen sprachen von Treuherzigkeit und Freundlichkeit, die er seinem kleineren und schmächtigeren Freund gegenüber hegte. Eindeutig eine einseitige Liebe. Die anderen beiden Freunde von Takato waren eher unauffälligere Typen, blasse Haut, schwarze Haare, schwarze Augen, Modern Street Style in Japan Look. Das übliche, was man hier so auf der Straße rumlaufen sah. Ich gähnte. So ein Haufen sollte der Star des Werbespots für meine Firma sein? Selten kein so schlechten Witz gehört. Aber jetzt war ich ja da, konnte die vier Schlaffis aus ihrem Elend befreien. Momentchen, dieses Fellknäuel bei Takagi’s ach so geliebten kleinen Bruder, das war doch der Hund, den er vor einigen Wochen geschenkt bekommen hatte! War nicht sonderlich gewachsen der singende Köter. „Ah, hallo Yuki. Freut mich, dass du auch beim Werbespot mitspielst. Stehst dann mit NinTendo auf der Bühne.“ Verständnislos schaute ich den Jungen an. Was hatte das Bubiface grad geschwafelt? Nintendo? Wieso sollte ich mit der Spiele Company auf der Bühne stehen? Total hirnrissig. „NinTendo hab ich den kleinen Shiba Inu genannt. Er wird beim Werbespot mitspielen.“ Wieder blinzelte ich nur an, wackelte zum Regisseur und fragte ihn was ich denn nun für eine Aufgabe hätte. Lächelnd schickte er mich zu den Maskenbildnerinnen, die sich aufgeregt an die Arbeit machten. Mir wurden an meine platinblonden Haare Echthaarextensions gepflanzt, das Gesicht mit Make-Up übertünscht, die Wimpern mit Tusche intensiviert. Rasch steckte man mich in ein weißes, langes Kostüm, dass meine Hüfte besonders betonte. Einige Klunker hier, einige Klunker da, eine Augenbinde, weiße, schwere Flügel und schon war ich angezogen wie so ein Nerd. Der Kameramann behauptete zwar strickt, dass ich ein Engelskrieger war, allerdings dachte ich bei meinem Anblick eher an einen Truthahn im Hochzeitskleid. Einfach merkwürdiger Aufzug.
„Gut, Watanabe-san. Bitte bleiben sie noch vor der Linie stehen. Ihr Einsatz kommt erst später.“, kommandierte mich ein pferdeschwänziges Mädchen herum. Es wurde NinTendo vor die Kameras gesetzt.
>>Ein weißer Raum, nur der schwarze Shiba Inu vor einem Fernseher und einer Konsole, die von Kurasawa Corps. unterstützt wird. Zunächst wird der Fernseher eingeschaltet, die Konsole lädt, der Hund schwanzwedelnd vor dem Controller. Plötzlich erscheint das Titelbild des Spiels auf dem Bildschirm und der Hund hebt die kleine, feuchte Schnauze in die Luft, beginnt sein Gejaule. Eine Melodie spinnt sich um das Gehör des Zuschauers, ein Sprecher mit dunkler Stimme spricht: „When reality becomes blurred…“ Die hundische Melodie schlägt auf einmal um, Takato und seine Freunde beginnen die Titelmelodie zu spielen. Masaru Scott, deren Liedsänger singt von einer fremden Welt, die sich ihnen langsam offenbart. Wieder spricht der Sprecher: „A new dawn arises…“ Lichter werden angeschaltet, wirre Farben erfüllen die Luft, Muster werden an die weiße Wand geworfen, am Computer mit Übergangen verfeinert. Szenen aus dem Spiel werden gezeigt, einige Charaktere, die in Kämpfe verwickelt sind, erwachen zum Leben. Endlich mein Einsatz, ich stehe mitten unter ihnen, halte ein riesiges, langes, weißes Schwert in der Hand und rufe zum Angriff. Eine Schlacht bricht aus, wieder wird das Gameplay gezeigt, die Musik wird lauter, ihre Intensität erreicht den Höhepunkt, der Sprecher ruft die Zuschauer auf: „Come into the world of Regayna and begin the story that fulfills your deepest dreams…“ Langsam schwächt die Musik ab, die Muster, die Charaktere verblassen, mein Köstum verschwindet ebenfalls und ich sitze verwirrt mit dem Hund im Schoß vor der Konsole und blicke mich um. Dann wird das Logo eingeblendet und abermals lässt der Sprecher seine Stimme erklingen: „KuraGames- Our Fiction is Your Reality.“ <<
Erschöpft ließ ich den Kopf hängen, die Kampfszene zu spielen hätte ich nicht erwartet. Takato kam auf mich zu, nuschelte verschüchtert: „Gut gespielt. Und das Kostüm hat dir gestanden, den Chara hab ich dir abgekauft.“ Lauthals rufend kam der ausländisch aussehende Junge namens Masaru angerannt und drückte Takato etwas in die Hand: „Hier, das ist die vorletzte Himbeersafttüte gewesen, Takato.“ Blinzend öffnete dieser die Safttüte sofort und schlürfte den Inhalt wie ein durstiges Baby auf. „Danke, Scott.“ Merkwürdiger Junge dieser Masaru… und noch merkwürdiger war es, dass Takagi’s Bruder seinen Freund mit Nachnamen ansprach, während der Ausländer ihn mit Vornamen benannte. Konnten sich auch nicht entscheiden, ob sie einander intim oder entfernt begegnen wollten. Apropros intim, augenblicklich dachte ich an die Szene mit Takagi und sehnte mich nach ihm. Da die Arbeit hier unten beendet war und ich nicht weiter die von Takato verpestete Luft einatmen wollte, wollte ich zurück zu Takagi. Doch bevor ich das tat, schlich ich mich an das Bankett der Crew, mopste mir die letzte Safttüte und rannte mit ihr davon. Takato, der ohnehin schon wenig aß und nur die Safttüten gerne verdrückte, würde heute wohl nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. Als ich mich wie der böseste Mensch der Welt fühlte und in Takagi’s Büro trat, fragte er mich dann zu der Tüte: „Du stehst auch auf Safttüten?“ Meinte ich nur noch: „Da wir jetzt miteinander schlafen, könnte ich ein wenig Zucker gebrauchen, damit ich ausdauernder werde, findest du nicht?“
Dank der frischen, jungen Musik meines Bruders, den neuen Computereffekten und dem kleinen, putzigen, singenden Shiba Inu, wurde das frisch auf dem Markt erschiene Spiel “Regayna’s Reign-Desillusioned Dreams“ zu dem Kassenschlager des Monats. Die Sonne schien einen Gruß schickend durch das Fenster hinter meinem Rücken, wärmte mich und ließ mich spontan lächeln. Es könnte nicht besser laufen, seit Yuki mein Pseudolover geworden war, allerdings näherten wir einander an, weshalb er diese Position wahrscheinlich nicht mehr lange innehatte. Wieder entwich mir ein Lächeln, als ich an Yuki’s Gesicht denken musste. Diese kleine Ablenkung von meiner eigentlichen Arbeit erlaubte ich mir in diesen Tagen gerne, strich mir immer noch lächelnd durch die Haare und zündete mir eine Zigarette an. Es klopfte an die Tür und meine Mundwinkel zogen sich in die ursprünglich unsympathische Position zurück. „Herein.“ Nowaki, mein Sekretär trat sich leicht verbeugend herein, hatte einen Haufen von Dokumenten im Arm. „Was gibt es, Nowaki?“ Abermals bewies er seine japanische Höflichkeit und verbeugte sich perfekt im 45° Winkel. „Boss, es wurde eine Klage gegen uns eingereicht. Yuge Industrials verklagt uns wegen Copyrightrechten.“ Stumm schaute ich ihn an, legte meine frisch angezündete Zigarette beiseite und stand auf. Immer noch kam kein Wort über meine Lippen, in Gedanken versunken blickte ich aus dem Fenster und winkte Nowaki heran, dass er die schweren Dokumente auf meinem Schreibtisch ablegte. Es war eine wunderbare Aussicht auf Tokyo, die Leute strömten hin und her, die Autos umlagerten die Straßen, Leben raste durch die japanische Hauptstadt. Yuge Industrials also… Seufzend kreuzte ich meine Arme hinter dem Rücken. Letztendlich überflog ich die Anklageschrift und griff zum Telefon. „Hisako… Ich bins, Takagi. Wir müssen miteinander reden.“ Am anderen Ende der Leitung ertönte ein schadenfrohes Lachen, und kichernd kam es von meiner Ex-Verlobten: „Was ist, Takagi? Kommst du winselnd zu mir zurückgekrochen? Oder was ist?“ Ich ließ wieder ein Seufzen aus meiner Kehle: „Nein, es geht um die Klage. Ich will einfach nur von Angesicht zu Angesicht mit dir darüber reden.“ „… Hnf. Gut. Wann willst du mich sehen?“ Ich blickte auf die Uhr, dann auf den Terminkalender, der auf meinem Glasschreibtisch stand, und brummte: „Um 18:00 Uhr bei Kaido Coffees.“ Das Tuten in der Leitung verriet mir, dass sie schon aufgelegt hatte. Entnervt warf ich die Anklageschrift zu Boden.
Warum musste sie mir immer in die Quere kommen? Seit ich sie damals verlassen hatte, war mein Verhältnis zu ihr ziemlich schwierig. Als Millionenschwere Erbin von Yuge Industrials versuchte sie nun seitdem meine Firma zugrunde zu richten. Ich hatte Hisako geliebt, allerdings schienen ihr das Geld und das Geschäft weitaus wichtiger, weshalb wir uns allmählich auseinandergelebt hatten. Zum Ende unserer Beziehung hin hatte sie sich eine kleine Schar von Toyboys zugelegt und auch ich verkehrte mit dem einen oder anderen Lover oder ertrank meine Sorgen in den Armen von weiblichen One Nightstand Gefährtinnen. Da ich keine Zukunft mit ihr zusammen mehr sah, entschied ich mich gegen sie, war doch gerade mal 21 Jahre alt. Dass sie sich nicht mehr meine Verlobte nennen durfte und das sie mich in die Arme ihr fremder Männer getrieben hatte, hatte sich bis heute tief in ihr pechschwarzes Herz gefressen und noch immer versuchte sie mit allen erdenklichen Mitteln mich zu vernichten und ihre unendliche Rache zu leben.
Ich fasste mir an die Stirn, blickte auf die Uhr. 3 Stunden bevor ich diese schreckliche Frau nochmals sehen und mir ihre Anschuldigungen anhören musste. Meine Hand bedeckte meine Augen, der Kopf schmerzte, die Augen drückten gegen die Schädeldecke. Übelkeit kroch an meinem gesamten Körper entlang. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet ich Hisako nicht mehr treffen wollte? Die Frau, die vor zwei Jahren meine meistgeliebte Person auf Erden war? Ich versuchte mich wieder zu fassen, diese Begegnung sollte nur auf geschäftlicher Basis ablaufen. Dies hatte überhaupt nichts mehr mit unserer Vergangenheit zu tun. Das hatten wir hinter uns gebracht. Mein Geist kriegte sich wieder einigermaßen ein, allerdings reagierte mein Körper auf meine Beruhigungsversuche eher abstoßend, weshalb ich kurz Platz nahm und Nowaki rief, um eine Flasche Wasser zu bekommen. Das kühle Nass rann unaufhaltsam meine trockene Kehle herunter, Schweißperlen verzierten meine in Denker- und Zornesfalten gelegte Stirn, hastig lockerte ich die Krawatte mit der Hand, öffnete mein Jacket und knöpfte die Manschetten auf. „Nowaki, bring mir mein Handy. Ich muss telefonieren.“ Fragend sah er mich an, holte aus dem Schrank, wo ich die persönlichen Gegenstände zur Arbeitszeit verstaute, das schwarze Mobiltelefon und gab es mir. „Können sie die Person denn nicht übers Telefon erreichen?“ Ich schüttelte nur kurz den Kopf. „Die Person ist um diese Zeit wahrscheinlich unterwegs.“
„Rrrr, hier spricht der zauberhafte und zuckerwattig süße Yuki. Was gibt es mein Büroäffchen Takagi? Lust auf puren Zucker mit viel Sahne? Oder magst du lieber heiße Bananen in Schokosoße? Vielleicht möchtest du aber doch viel lieber bloß rohes Fleisch zwischen deine Zähne?“ Kichernd entfernte sich seine Stimme, als würde er einen seiner geliebten Caramel Macchiato trinken. „Nein, gar nichts davon. Ich brauche dich hier. Komm einfach so schnell wie es geht zu meinem Büro.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, legte ich auf. Mir war nicht nach seinen Scherzen, die von leicht anstößigen Gedanken gespickt waren, zumute. Vielleicht hatte meine Firma ein ernsthaftes Problem.
Das Wirtschaftsgenie kam eine halbe Stunde mit einem gigantischen Haufen von Einkaufstaschen sowie Pröbchen zu mir, schaute mich frech grinsend an. „Also wo brennts? Ist dein Kulli abgebrochen oder eine Taube gegen das Fenster geflogen, weil sie nicht dem Drang wiederstehen konnte, einem Anzugmann auf die Schulter zu kacken?“ Schweigend sah ich ihn, packte seine Shoppingbeute beiseite und schob ihm den Ledersessel zu. „Meine Ex-Verlobte versucht Kurasawa Corps. eins auszuwischen. Sie hat gegen uns Anklage erhoben. Aufgrund von Copy Rights. Genaueres werde ich in zwei ein halb Stunden erfahren. Hisako ist eine gewitzte Businessfrau, daher musst du mitkommen. Es könnte sein, dass uns dein Wirtschaftshirn aus der Patsche hilft. (Außerdem kommst du mit ihrem Charakter bestimmt besser klar als ich, weil ihr euch beiden extrem ähnlich seid und der einzige Unterschied zwischen euch nur das Geschlecht ist. -.-)“ Sein kirschrotes Mündchen formte sich zu einem überraschten „O“, lachend klatschte er sich auf die blassen, aber knackigen Schenkel. „Du bist so nutzlos, dass du es noch nicht mal schaffst deine Exfrau einzuschüchtern, dass sie die Anklage gegen dich fallen lässt? Was muss sie dir bloß im Bett angetan haben, dass du hier so verängstigt hinter deinem Schreibtisch kauerst? Ihr ist es wohl auch zu verdanken, dass deine Schweißbildung zu deiner baldigen Dehydration führt. Sieh dir doch mal die fetten Schweißflecken unter den Achseln an! Dass dein Anzug schwarz ist, verdeckt das Wort, dass deine zitternden Achseln produziert haben, auch nicht: FEIGLING! Aber ist schon ok. Schick ruhig deinen Highschool Lover, der dich eh schon an der Leine hält, vor. Demnächst kniest du dich für MICH hin, denn schließlich mach ich hier die ganze Arbeit, nicht, Süßer?“ Er schaute mich herausfordernd an, ich musste automatisch an mir herunterblicken. Ausnahmsweise hatte Yuki mal recht. Ich verhielt mich lächerlich. War ich nicht der Erwachsene, der mit der Gründung der Firma nicht allen Schwierigkeiten trotzen wollte? Energisch stand ich auf und trat zur Meetingsdusche, die in mein Büro integriert war. „Ich werde zuerst mit ihr reden, du kommst einfach nur zur Unterstützung mit.“ Sichtlich zufrieden drehte er sich in dem Sessel bis er aufsprang und mir zu flötete, er wolle ebenfalls duschen gehen.
Einen frischen, schwarzen Anzug übergestreift, in ein blütenweißes Hemd geschlüpft und eine azurblaue Krawatte umgebunden, die perfekt zu Yuki’s durchdringenden Augen passte und ich fühlte mich schon weitaus besser. Schnurrend strich mir der blonde Jüngling über die Brust und legte kurz die rot anmutenden Lippen auf meine. Ich schloss für Sekunden die Augen, verlor mich in einem warmen Gefühl der Sicherheit, umwoben von Yuki’s perfekt geformten und weichen Körper, fortgetragen von dem Duft, der von seinen Haaren ausging und mich an einen Kindheitstraum erinnerte. „Tss, tss. Da will man ihm nur einen Aufmunterungskuss geben und schon wird er zum wilden Tier.“ Verspielt schnippte er mit seinem Finger gegen meine Nase und entlockte mir ein erleichtertes Lachen.
Es war kurz vor 18:00 Uhr, Yuki und ich traten in Kaido Coffees ein. Dort saß sie, hinter sich drei Bodyguards, die in schwarzen, gestreiften Anzügen drohend standen, große, abgedunkelte Sonnenbrillen trugen und hinter ihren Ohren verzwirbelte Käbel versteckten. Hisako war eine große, schlanke Frau, die einen schrägen Pony und lange, schwarz gelockte Haare trug, die sich sanft an ihren Schultern entlang anschmiegten. Ein schwarzer Blazer, eine rote Krawatte, eine weiße Spitzenbluse und ein schlichter, schwarzer Minirock auf ebenso schwarzen Highheels mit der fanatischen roten Sohle, rundeten ihr Erscheinungsbild ab. Ihre Haut war von eher gesunder bräunlicher Natur, und auch ihre Augen glühten in einem gefährlichen Haselnussbraun. Sie hatte spitze, schmale rosafarbene Lippen, die sich drohend kräuselten als ich mich mit Begleitung ihr gegenüber saß. Ihre langen Wimpern täuschten nicht über die Tatsache hinweg, dass sie von Yuki’s Anblick irritiert war. Die rotlackierten Fingernägel auf dem Tisch zwischen uns klopfend, lächelte sie ihr gekünsteltes Lächeln. „Gut, dass du jetzt da bist, Takagi. Fangen wir direkt an, auch wenn es unangebracht ist einen kleinen pokriechenden Praktikanten in dieses Gespräch mit einzubeziehen. Die Anklage betrifft Copyright Rechte. Dein neues Game “Regayna’s Reign-Desillusioned Dreams“ hat so einige Features eines typischen Fantasy RPGs, allerdings sage ich, dass so einiges von einem Videospiel von Yuge Industrials übernommen wurde.“ Triumphierend lehnte sie sich zurück und blickte mich mit hochgezogenen Brauen, leicht erhobenen Kinn an. „Von einem Videospiel? Ich würde es begrüßen, wenn du mir den Namen dieses Spiels nennen würdest und einige konkretere Beispiele vorlegen würdest, sodass ich mich dazu äußern kann.“ Ein höfliches Lächeln entschwand aus meinem Gesicht, ich legte die Hand auf den Tisch und schenkte ihr einen interessierten Blick. Erst einmal hatte sie mich zu überzeugen, dass ich Copyrights verletzt hatte. Mit einem lauten Knall legte sie einige Dokumente vor, wies mit der Hand auf einige Bilder: „Diese Snapshots sind aus dem im März erschienen „Phantasia Wild – First Shot“ entnommen worden. Kleidung, Bewegungen, Rassen einzelner Wesen wie Orks oder Feen, die in diesem Fantasy RPG vorkommen, sind kopiert worden. Was sagst du dazu, Takagi?“ Auffordernd zeigte sie auf ein Bild, dass vergleichsweise beide Spiele nebeneinander gestellt hatte. Verblüfft sah ich auf die Charaktere, die zu spielen waren, anscheinend hatten sie tatsächlich Ähnlichkeiten aneinander, doch bevor ich etwas sagen konnte, ertönte das diabolische „Nyahahahahaa!“ rechts von mir und erstaunt drehte ich mich zu Yuki. „Ist das denn nicht so offensichtlich? Sie nimmt einen derart banalen Grund, der eine Verletzung der Copyrights annimmt, nur um dir und deiner Firma zu schaden. Hör mal, Missy.“ Der blonde Knabe stand so ruckartig auf, dass der Stuhl, auf dem er noch vor einigen Sekunden gesessen hatte, umkippte und alle Leute im Cafe sich umblickten. Doch das interessierte ihn nicht. In seinem Blick glühte der Hass, der sich in dem Moment gegen Hisako richtete. „Diese Wesen, die angeblich dreisterweise kopiert wurden, sind einfache Charaktere, die in fast jedem Spiel mit Fantasy Hintergrund vorkommen und daher keines Copyrightes unterliegen. Außerdem ist nichts gegen die ähnliche Gestaltung von Orks einzuwenden, da man sie sich fast immer so vorstellt, wie man sie sich aus Filmen oder Spielen erinnert. Nur zu sagen, dass die Bewegungen und Klamotten sich ähneln, würde einen Richter auch nicht sonderlich überzeugen. Denk doch mal nach, Missy! Mit der Technologie heutzutage, die aufeinander aufbaut, ist es doch kaum möglich andere Bewegungsabläufe zu entwickeln. Also wirklich! Jemand, der wie du ein Millionenunternehmen leitet, sollte echt ein wenig seriöser arbeiten, anstatt kindischerweise einen Weg zu finden dem Ex-Verlobten in den Rücken zu fallen, weil dieser einen nicht mehr liebt.“ Er ließ ein Seufzen ertönen und schüttelte mit blinzenden Augen, einer hochgezogenen Augenbraue und einem enttäuschten Grinsen den blond verwuschelten Kopf. Besser hätte ich es Hisako nicht sagen können. Auch ich stand nun auf, schob ihr die Papiere, die sie in mühevoller Arbeit zusammengesucht hatte, zu und wand mich ab. Schockiert blickte sie mit entgeleisten Gesichtszügen ins Leere, konnte dennoch den Mund zu einigen Worten aufmachen: „Ist er dein neues Liebesspielzeug?“ Yuki wirbelte noch mal herum, legte die eine Hand gegen die Stirn, machte mit der anderen ein Victoryzeichen in ihre Richtung und streckte ihr unhöflicherweise die Zunge raus. „Scheint so als wäre ich sein Spielzeug…“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwanden wir aus ihrer Sicht und einige Tage darauf ließ sie die Klage fallen.
Obwohl mein Problem mit Hisako dank Yuki’s fast schon rüpelhaften Eingreifens aus der Welt geschafft war, war meine Ex-Verlobte mir nach diesem Vorfall erst einmal nicht aus dem Kopf gegangen. Sie war ein Stück meiner Vergangenheit gewesen, hatte alte, vergessene Erinnerungen zurückkehren lassen. Der Schmerz über den allmählichen Zerfall unserer damaligen Beziehung hatte sich in meine Seele gebrannt, ich war damals nicht imstande gewesen die Traurigkeit zu bewältigen, hatte mich von anderen ablenken lassen. Nur eine einzige meiner damaligen Affären war mir von dieser Zeit im Sinn geblieben: Mein Senpai von der Highschool, der mir klar gemacht hatte, dass ich bisexuell war, dem es jedoch scheinbar genügte, dass ich eine rein körperliche Beziehung mit ihm geführt hatte.
>> Mein Blick wandert durch das leere Apartment. Meine Verlobte hat also auch heute wieder wichtigere Dinge zu tun, als sich mit mir zu treffen. Die weißen Wände strahlen die Emotionen aus, die mich in diesem Moment ergreifen. Ich fühle mich wie ein leeres Blatt, das benutzt, zerknüllt und achtlos weggeworfen wird. Kälte schleicht sich immer weiter in mein Herz. Ich blicke auf die Mappe, die auf dem Glastisch vor mir liegt. Die Arbeitsblätter, die ich vom Dozenten bekommen habe, interessieren mich nicht sonderlich. Hisako hatte wohl nur Interesse an mir gehabt, weil ich aus gutem Hause stamme. Mein Seufzen durchdringt die Luft. Stille umschließt mich, hält mich gefangen. Doch selbst, wenn ich jetzt noch die Kraft hätte, auszubrechen, ich will einfach nicht mehr. Meine Seele hat aufgehört zu schreien, nach menschlicher Zuneigung zu rufen. Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt noch tun soll. Mein Studium ist bald beendet, aber ist es wirklich das, was ich wirklich will? Nach dem Wirtschaftsstudium steht die Hochzeit an, doch es ist nur noch eine Frage der Zeit bis das Band zwischen Hisako und mir vollends zerreißt. Interessen oder Gemeinsamkeiten teilen wir nicht, aber ihr Wesen hatte mich einfach fasziniert und ein Stück weit auch inspiriert, sodass ich mich halsüberkopf in sie verliebt hatte und sie zu vorschnell heiraten wollte. Das Gesicht in die Hände stützend, entgleitet mir erneut ein Seufzen. Das Apartment ist überraschend leer, die fahle Sonne leuchtet herein, aber ich sehe kein Licht. Mein Körper hockt schwer auf dem schwarzen Ledersofa, die Gedanken bei tausenden Sachen. Mein Handy klingelt. Ich blicke kurz auf, auf das Display, diese Nummer kenn ich. Es ist Senpai. Die blasse Hand nach dem Mobiltelephon ausstreckend, murmele ich ein schwaches Hallo. Ob wir uns nicht treffen wollen, er wollte mich mal wiedersehen. Brummend gebe ich ihm zu verstehen, dass ich mich mit ihm beim Tokyo Plaza treffen wolle, er werde dann in einer Stunde dort sein. Ohne weiter darüber nachzudenken, streife ich mir ein schwarzes Jacket über, verlasse augenblicklich das Apartment, wo die Leere für unglaublich bedrückende Stimmung sorgt. Auch der Himmel scheint nicht bester Laune zu sein, in monotonem Grau ziehen Wolken über meinem Kopf weiter gen Norden, der Wind frischt auf, trägt die letzten Herbstblätter davon. Die Leute strömen in Massen an mir vorbei, dennoch findet die Einsamkeit in meinem Herzen Zuflucht. Das Gemurmel der sprechenden Menschen schirmt mich von der Realität ab, verliere mich in meinen eigenen Gedanken, die Beine laufen von selbst, Regentropfen sammeln sich allmählich am Boden, verschleiern die getrübte Sicht. Mein Atem wird schneller, die Menschenmassen driften auseinander, fliehende Geräusche erreichen den Himmel, Trommeln geht durch meine Adern, Nässe lässt die Kälte in meinem Herzen heranwachsen. Das Plaza erhebt sich majestätisch vor meinen Augen, so oft ich auch hier war, ich fühle mich immer wieder deplatziert. Allerdings in Hisako’s Leben auch. Die Tränen des Himmels schmiegen sich an meine Haut, die Kleider kleben an meinem Körper, zitternde Hände knöpfen das Jacket auf, eine aufgelöste Stimme flüstert eine Zimmernummer. Der Schlüssel wird mir in die Hand gedrückt. Langsam wandere ich zum Treppenhaus, schleiche die Treppen hinauf, der Blick nach unten gerichtet, immer weiter hinauf. Irgendwann erreiche ich das Zimmer, schließe es auf, stolpere hinein. Noch eine halbe Stunde bis Senpai kommt. Erschöpft setze ich mich auf das Bett, kann nicht klar denken. Seit ich sie in dem Schlafzimmer mit einem anderen Kerl gesehen hatte, wusste ich, dass unsere Beziehung keine Chancen mehr hatte. Ich wollte sie zur Rede stellen, aber ihr Stundenplan hatte es unmöglich gemacht. Die Kraft in mir hatte letztendlich versagt, wie konnte ich die Frau verlassen, die ich so unendlich liebte? Eine Hitze steigt mir in die Augen, Wasser tropft auf den Untergrund, meine Finger berühren mein Gesicht. Tränen hatte ich schon lange nicht mehr vergossen. Die Tür öffnet sich, ich blicke mit geröteten Augen zu ihm auf, als er in seinem schwarzen Trenchcoat vor mir steht. Mit schwachen Beinen stehe ich auf, will ihm die Hand reichen, als er mich plötzlich packt und an sich zieht. Ich sinke in seine Arme, Feuer bricht aus mir heraus, greift wie eine hungrige Bestie um sich, verschlingt alles in ihrer Umgebung. „Takagi… Du weinst… So kann das nicht weitergehen…“ Sanft streicht er mir über das triefend nasse, schwarze Haar, das angsterfüllt in mein Gesicht fällt. Ich blicke ihn nur an, bringe kein Wort über die blau erkalteten Lippen. Er blickt wieder liebevoll auf mich herab, verweilt mit seinem Blick auf meinem Mund bis er mich endlich küsst. Es scheint als berührten mich tausend Hände als er mich auf das Bett trug. Obwohl ich selbst ebenfalls eine ordentliche Statur sowie Körperbau hatte, blicke ich fasziniert auf den Leib, der sich vor mir entkleidet. Die Nässe des Regens liegt noch immer auf der Haut, als seine Hand an mir entlang gleitet. Die braunen Augen ruhen auf mir, als genieße er was er unter sich sah. Der Kopf wendet sich zur Seite. Ausgerechnet er muss meine eigentliche Position einnehmen. Die Zunge streichelt meine Kehle, die weißen Zähne hinterlassen eine Spur von Leidenschaft. Die Finger tasten sich flink an mir entlang, spielen mit meiner Härte, die immer wieder an seine stößt. Meine Augen verfolgen seine Bewegungen, Faszination verleitet mich meine Hände an seinen Lenden entlang gleiten zu lassen. In mir tobt der Kampf, meine Hisako nicht zu hintergehen und doch ihr mit diesem Seitensprung den gleichen Schmerz anzutun, den sie mir zugefügt hatte. Ich setze mich auf, berühre mit meinen Lippen seinen Adamsapfel, versuche ihn niederzuringen, greife seine Hände, die mit Flammen massieren. Keuchendes Stöhnen, das quietschende Bett unter uns, Geräusche unserer sich berührender Körper erfüllen den Raum. Seine markanten Augen durchdringen mich, treiben mir die Schwäche in alle Gliedmaßen, sodass ich mit Genuss zurücksinke. Seine Zunge wandert verführerisch über die dunklen Lippen, Schweißperlen bewegen sich voll Erotik seinen muskulösen Hals entlang, perlen vorbei am sexy Schlüsselbein an der Brust ab und leiten den Blick in eine fast schon göttliche Richtung. Die Augen schließen sich wie automatisch, ich genieße jeden seiner heißen Berührungen, lasse mich in eine Welt voll Leidenschaft und sinnlicher Lust fallen. Senpai’s Duft betört meine Sinne, seine Finger dringen sanft in mich ein, seine Stimme klingt fern wie das melancholische Rauschen des tiefschwarzen Meeres. Mein Atem stockt als er mich liebevoll küsst, mein Gesicht streichelt und mich fast schon leidend anschaut. Seine Stirn berührt meine, verzerrte Miene, leises Flüstern, ob wir wirklich fortfahren wollen. Ich bin nicht imstande mich aus dem reißenden Fluss der Verführung zu befreien, schlinge meine Arme um seinen Körper, packe seine sich bewegenden Schulterblätter, wische die Hitze von seinem nackten Rücken. „Senpai…“ Rot glüht plötzlich auf, seine Zunge tanzt mit meiner, unsere Körper rollen auf dem Bett umher, wirbeln die weißen Laken auf. Er dringt tief in mich ein, ein Seufzen entweicht mir, ich ziehe mich an seinen Schultern hoch, hocke auf seinem Schoß, während er den Rhythmus beschleunigt. Mein Mund öffnet sich, Töne des Verlangens entgleiten mir, er lächelt nur knapp, verteilt abertausende Küsse auf meinem Körper. Meine Sinne verlassen mich schließlich bis ich nur noch ein schwaches „Verlass Hisako…“ höre. <<
Ich fasste mir kurz an die Stirn, um wieder in die Realität zurückzukehren. Die Vergangenheit mit Hisako hatte ich abgeschlossen, sowie meine körperliche Beziehung mit Senpai. Ganz egal, welche Gefühle für uns im Spiel mitgespielt hatten, die Tatsache, dass er durch mich körperliche Befriedigung suchte, konnte ich nicht dulden. Mal abgesehen davon, hatte ich nicht akzeptieren können, dass ich in diesem Verhältnis den passiven Teil spielen musste. „Takagi? Sag mir nicht, du hast dich wieder in diese Hexe verliebt? Ich bin doch die viel bessere Bitch!“ Yuki sprang mir in die Arme, ich schaute ihn verdutzt an bis ich letztendlich lächelnd seufzte: „Ja, wie ich schon sagte. Ich bin nicht mehr ihre Marionette, sondern dein Schoßhündchen. Das ist ja wohl eine 100 prozentige Steigerung.“
Sooo jetzt mach ich mal meiner lieben bösen Seelenabspaltung KingUsagi91 nach XD Hoffe euch gefällt der kleine Einblick in Takagi's Vergangenheit! Tut mir leid, wenn der Teil ein wenig kurz geworden ist, allerdings arbeite ich schon an einer kleinen Special Epsiode, die am Mittwoch hochgeladen wird! Wer keine Spoiler mag, der sollte das NICHT lesen, es werden noch nicht vorgestellte Charaktere vorkommen XD Habt ihr übrigens gemerkt, dass ich einen Teil im Präsens geschrieben habe? Nu ja, eigentlich bin ich nicht der größte Fan davon, aber ich habs mal versucht, also verzeiht mir, wenn mein Stil etwas abkorkst ^^°
Ach, was ich noch fragen wollte ist: Kennt irgendwer jemanden, der ordentliche Shonen Ai/Yaoi Szenen zeichnen kann? Ich würd meine Story gerne als Manga adaptieren lassen und obwohl ich meiner Meinung nach recht nett Manga zeichnen kann, will ich mir und euch solche Szenerien nicht wirklich antun XD Hat ürigens noch wer nen Wunsch für ein neues Chapter? Oder eine Inspiration für einen anderen Chara? Wenn ja, bitte Kommi hinterlassen ;9 Kann sein, dass ich dann in nächster Zeit weniger Chapter hochlade, weil ich grad ein bissl stockend mit dem Handlungsstrang vorankomme und Hausaufgaben machen muss >.
Was wäre, wenn Yuki und Co. Monster wären? Nehmen wir mal an, es wäre so, wie wäre dann ihr Alltag am Tag der Monster, an „Halloween“? Neugierig geworden? Dann lade ich euch ein, einen Blick auf eine andere Realität zu werfen und rufe:
WELCOME to BEASTY VILLE!
Die Vorbereitungen für Halloween laufen auf Hochtouren. Bevor den Einwohnern von Beasty Ville der Eintritt in die Menschenwelt gewährt wird, muss jedes Monster auf sein Äußeres achten. Es werden Hörner nachlackiert, Zähne geschliffen, Felle gestriegelt, Schuppen mit Proschuppenshampoo behandelt, Brustbeine auf Trommelfähigkeit getestet, Laken blütenweiß gewaschen, Schlangen gerichtet und Besen neugeordnet.
Der grau verhangene Himmel über Beasty Ville ist purpurrot gefärbt, fliegende Spinnen, im Wind flatternde Spinnweben, kahle, tote Baumleichen, verdorrte Pflanzenreste und vor sich hin verwesende Tierleichen und Skelette bekleiden das Bild der Monster Stadt. Die Luft ist erfüllt von einem stickigen, unangenehmen Moorleichengeruch, von überall her wehen unheimliche Geräusche, Töne und Schreie, Kälte zieht in die Körper hinein. Nebel kriecht auf dem nassfeuchten, braunen Boden umher, sucht sich seine nächsten Opfer. Trümmer alter Zivilisationen, verirrte Seelen zeugen von dem Eindringen der Menschen in die Monsterwelt und deren Versagen. Die Straßen sind monsterleergefegt. Vorerst.
Wir befinden uns vor dem Haus des Oberhauptes der Monsterstadt. Über dem zweistöckigen rotschwarzen Gebäude sammelt sich indes eine dunkle Wolke an, kreischende Riesenraben, blutsaugende Fledermäuse, fliegende Spinnen und anderes Untier zieht seine Kreise in diesem bedrohlichen Wetterphänomen. Feuerschwaden erhellen zusätzlich die glühend rote Behausung in einem gruseligem Schein. Von diesem Treiben kriegt der Bewohner des Hauses allerdings nicht viel mit. Takaphisto, der gerade mit dem Nachlackieren seiner Teufelshörner fertig geworden ist, streift sich vor dem dunklen Spiegel bewundernd einen blutroten Anzug über. Die Finger greifen nach einer pechschwarzen Krawatte, die neu aussehenden Hörner werden an die Stirn geschraubt, der Schwanz an Takaphistos ansehnliche Rückenansicht befestigt. Ein gabelgroßer Dreizack darf natürlich nicht fehlen, wird vom Teufel augenblicklich in seine Brusttasche gesteckt. Nur noch, die Krallen an die Fingerkuppen anbringen, und der Teufel, der am Tag der Monster das Tor zur Menschenwelt öffnen würde, sah seines Erachtens nach teuflisch gut aus!
Gleich gegenüber dieses auffällig gefärbten Eigenheimes liegt das Haus von Yucula. Ein schiefes, schwarzes Kreuz von riesigem Ausmaße, das von rosaroten Irrlichtern rundherum beleuchtet wird. Der platinblonde Vampir, mit der blassen, bronzefarbenen Haut bereitet sich ebenfalls für den Besuch in die Welt der Sterblichen vor. Die azurblauen Augen betrachten sich sorgfältig im zersplitterten Spiegel nachdem er sich die Eckzähne fertig geschliffen und gebleacht hat. „So, und jetzt noch ein wenig Glitzerpuder um meinen Hals zu betonen!“ Die hellen Haare zurückwerfend streicht der junge Vampir sich mit einer Puderquaste über das Gesicht und lächelt dann frech in Richtung Takaphisto’s Haus. „Heute geh ich in Partnerlook mit Takaphisto <3. Dann sieht jeder, dass wir ein unsterblich verliebtes Homo Couple sind.“ Er wirft sich böse lächelnd ein schwarzes Cap über, das feuerrotes Innenfutter hat, an den Capkanten weiße Rüschen besitzt und von einer riesigen, schwarzen Schleife zusammengehalten wird. Yucula trägt eine blütenweiße Rüschenbluse, wie sie bei einigen seiner weiblichen Artgenossen zu finden ist, außerdem hat der Blutsauger sich in seine beste Hotpants gezwängt, die in berüschte Strapse und mittelhohe Stiefel überläuft. Als der schon angeschlagene Spiegel mit einem weiteren, finalen prüfenden Blick des Vampirs in noch kleinere Splitter bricht, wirbelt Yucula mit den Armen in die Luft und entgleitet hinüber zum Haus des Stadthalters Takaphisto.
Währenddessen geht es in der Hundehütte nebenan drunter und drüber. Die Bürste des Hüttenbesitzers ist verschwunden! Der gigantische Hundeknochen, der über dem Eingang hängt, wackelt bedrohlich im fluchenden Wind, als Geheule und Gebelle von innerhalb zu hören ist. Takaris-pius, der jüngliche Werwolf sowie sein Begleiter Niberus, der Höllenhund mit den drei Köpfen, stehen völlig verstrubbelt in mitten ihres Zuhauses, als wir hineinschauen. Der schwarzhaarige Werwolf trägt zum einzigen Feiertag in Beasty Ville, einen dunkelblauen, langen Schal, der um seinen Mund und sein Kinn geschlungen ist, dazu noch ein enges Muskelshirt sowie knielange Shorts. Relativ sportlich für den kleinen Wolfsmann, dessen animalische Merkmale in Wolfsohren, die zwischen den verwuschelten Haaren hervorlugten, in einem langen Wolfsschwanz sowie Fellteilen an den Gelenken hervortreten. Sein dreiköpfiger Begleiter hat außer ein paar Narben im Gesicht sowie Flohhalsbändern keine besonderen Auffälligkeiten an sich. Es war schon Tradition im Hause des Wolfsmenschen geworden, dass er jedes Jahr die Annäherungsversuche des Vampirs an den Teufel zu sabotieren versuchte, und das würde er sich dieses Jahr sicherlich nicht nehmen lassen. Als die Bürste, die zum Striegeln des widerspenstigen Fells notwendig ist, endlich am undenkbarsten Ort, im BADEZIMMER, gefunden wird, werden die letzten Schönheitsrituale im Hause Werwolf für die Menschenwelt abgeschlossen.
In der Nachbarschaft des schusseligen Werwolfs steht ein übergroßes Goldfischglas, in das in sorgfältiger Handarbeit ein großer Muschelpalast errichtet wurde. Das Proschuppenshampoo hat inzwischen seine Wirkung entfaltet, sodass die roten Haare ein welliges Ergebnis hervorbringen. Der Mann, der unter diesen Haaren verweilen muss, streicht sich die algengrüne Haarsträhne aus dem Gesicht und putzt aufs Gründlichste seine moosgrünen Schuppen mit einer angebissenen Zahnbürste, die er vor Takaris-pius‘ Haus vorgefunden hatte. Der Fischschwanz des Meermanns Scotiel glänzt leuchtend als er sich die Schuppen nochmal ansieht. Grinsend und sich auf Halloween freuend streicht er sich mit dem Finger unter die Nase. Dieses Jahr würde er eine Sünde begehen, und das würde nur in der Menschenwelt gehen.
Indes gibt es einigen Radau in der titanischen, goldgelben Banane gegenüber des Goldfischglases und der Hundehütte. Da Kongtetsu, der Riesengorilla, sich nicht sonderlich aufhübschen muss, ist er gerade dabei seine Barbie in das weiße Feiertagskleid zu zwängen, als der muskelbepackte Menschenaffe bemerkt, wie zauberhaft seine Angebetete in dem Kleidchen aussieht, muss er seine Gefühle einfach mit Gebrülle und Getrommele kundtun. Seine zurückgegelten Haare fallen ihm in einzelnen Strähnen allmählich ins Gesicht, das Fell, das wie eine Strickjacke seinen Rücken locker umschmeichelt und an den Handgelenken befestigt ist, lässt seinen Oberkörper völlig frei. Der Affenmensch freut sich wie ein kleines Mädchen über seine Barbie während er mit seinem ansehnlichen 8 Pack in seiner Banane steht und der Schweiß genüsslich über seinen Körper fließt. Das Halsband, das er von Takaris-pius umgelegt bekommen hat, fokussiert besonders seine schönen Schlüsselbeine, die in das prägnante Brustbein überläuft, den Blick weiter zu den Bauchmuskeln lenkt, sodass die gierigen Augen schließlich die Bahnen der Lendenknochen unter dem Gorillafell nachzeichnen. Ein lüsternes Kichern entgleitet dem bedrohlichen wirkenden Behaarten, als er seine Pläne für das diesjährige Halloween nochmals durchgeht. Dieses Mal würde er sie finden…
Gleich neben an freuen sich Tobuuh und Yuudusa über den baldigen Besuch in der Menschenwelt, den sie mit Laken bügeln und Schlangen füttern vorbereiten. Ihr Haus besteht aus einer gräulichen, trist wirkenden Wand und einem runden Spiegel, das Pärchen hatte nicht sonderlich viel Wert auf Prunk gelegt und waren in der Monsterstadt damit die einzigen. Der freundliche Geist Tobuuh, dessen Gesicht das einzige ist, das aus seinem blütenweißen Laken lugt, und die mürrische und naiv scheinende Gorgone Yuudusa, die beim Blick in den Spiegel nie versteht, dass sie es ist, die sich da dümmlich anschaut, sind nun schon seit 200 Jahren zusammen und können noch immer nicht genug voneinander kriegen. Dieses Jahr würden sie eine besonders amüsante Art von Bespaßung mitmachen, dass haben der Geist im Laken und die Schlangenfrau im knappen Latexbikini mit stacheligen und dornigen Schulterpolstern sich geschworen.
Bleibt nur noch der hochlodernde Scheiterhaufen, der das Heim der Hexe Hibi Yuxberg darstellt. Ihr von Spinnweben und Dornen dominiertes Minikleid hat sie in ein dunkles Rot getaucht, um ihrem Date, Takaphisto farblich würdig zu sein, sie trug eine Brennnesselkrone im Haar und eine schwarze, dreibeinige Katze auf der Schulter. Endlich hat sie seit langem wieder eine Gelegenheit den schwulen Vampir auszustechen. Krächziges Kichern kommt aus den Urtiefen ihrer Kehle gekrochen und selbstbewusst wirft das Teufelsweib seine Haare zurück, gewiss heute das nicht vorhandene Herz des Teufels zu gewinnen und seinen verboten heißen Körper zu bekommen.
Die Vorbereitungen zum jährlichen Monsterfest sind endlich vollendet, jedes Monster hat sich vor dem Haus des Stadthalters versammelt. Aufgeregt wird von Bein zu Bein gehobst, die Schwanzflosse schlägt hin und her, der Besen schrammt nervös auf dem Boden, das Laken weht mit dem immer unruhiger werdenen Wind, sodass der kahle Körper Tobuuh’s entblösst wird. „Wenn ihr nun alle bereit sein, werde ich das Fegefeuer, das Tor zur Menschenwelt öffnen. Wir werden dann bis um Mitternacht dort verweilen können. Solltet ihr bis dahin nicht zurückgekehrt sein, so werdet ihr zu einer Monsterattrappe degradiert werden und bis zum nächsten Jahr warten müssen.“ Der Teufel blickt starr und ernst in die Reihen, während sich die Hexe an ihn drückt.
Wir erhalten exklusiven Einblick in ein uraltes Ritual, das die Monster seit jeher zu Halloween in die Menschenwelt geleitet, also seid gespannt auf die magische Kunst des Teufels:
Exzentrisch hebt er die bekrallten Hände in den mittlerweile schwarzen Himmel, die Raben kreisen über ihm, die Wolken verbinden sich zu einer grausigen Riesenwolke, eröffnet einen Tunnel in den Nachthimmel der Erde hinein, der feuchte Boden unter ihnen bäumt sich auf, reißt die Oberfläche grausam auf, sodass ächzende Lava herausströmt. Abertausende Spinnen sammeln sich bei den Monstern, schleichen wie schwarze Nebelschwaden auf den Obersten zu, auch die dünnen, nackten Äste der Bäume scheinen sich in seine Richtung zu biegen, der Wind und die Stimmen wirbeln wie in einem irren Tanz um ihn herum, die Luft wird plötzlich brandheiß. Die Monsterwelt ist blitzartig in ein Glühen getaucht, als stände sie in unendlichen Flammen, die Schreie des Teufels erreichen die verfluchten Seelen, ihr Verdammnis birgt eine Kraft, die allmählich in die magische Formel Takaphistos einfließt, in seinen Händen fängt sich ein Emporlodern. Aus der Lava erwächst fortschreitend eine Säule, Funken entspringen aus den Körpern der versammelten Monster und alles steht auf einmal in Gluten. Das Fegefeuer züngelt dem Lichte des verwunschenen Mondes entgegen, als es die Anwesenden umschließt und sie in eine andere Welt entführt.
Willkommen in der Menschenwelt, die sich der Sünde des Zuckers und der Unmoral hingibt. Sofort strömen die Biester auseinander, der Teufel und das Teufelsweib sind für ein Dinner verabredet, das Yucula allerdings sabotieren will. Takaris-pius wiederum plant mit Niberus wiederum den Vampir an seiner Sabotageaktion zu sabotieren, weil es einfach in seiner Natur lag, Vampire zu nerven. Wie wir noch wissen, will der Meermann Scotiel sich dieses Jahr ein Vergehen erlauben: Im gleichen Restaurant wie Takaphisto und Hibi Yuxberg will er Fisch statt Seetang essen. Ein ganz gefährlicher Fischmensch wie uns scheint. Apropos gefährlich. Der Riesengorilla ist in eine ganz andere Richtung als die zuvor genannten gelaufen. Sein Vorhaben lässt sich eher auf seinen animalischen Urtrieb zurückführen, der für seine perversen Gelüste verantwortlich ist. Das Paar Tobuuh und Yuudusa bespaßen sich in einer Geisterbahn.
Lasst uns zuerst einen Blick auf Takaphisto und Hibi werfen. Ein sehr vornehmes Dinner in einem speziellen Halloween Restaurant, Hummer mit Trüffelsoße, im Kerzenlicht. Vernarrt in ihren Gegenüber starrt die Hexe nur auf den essenden Mund des Teufels, der sie nicht weiter beachtet, sodass ihr entgeht, dass der junge Vampir als Kellner ausgebend ihr einen rohen Hummer unterschiebt. Das grüne Schalentier erhebt sich sogleich vom Teller und kneift ihr schamlos ins weite Dekoltee, sodass sie schmerzerfüllt aufschreit und einige unschickliche Hexenschimpfwörter loslässt. Die echten Kellner eilen herbei und versuchen der Dame aus dieser misslichen und etwas peinlichen Lage zu helfen, während Takaphisto gemütlich nebenbei sitzt und fröhlich kauend sein Mahl weitergenießt. Schließlich haben die Monster nur 2 Stunden Zeit. Sich ins Fäustchen lachend versteckt sich der Vampir hockend hinter einer Vase, bemerkt allerdings nicht, dass zwei Flusskrebse unter seinen Allerwertesten geparkt wurden bis sie dann auch mal beschließen in die knackigen Backen zu packen. Schreiend eilt der Blutsauger aus dem Restaurant, sodass er nicht mehr sieht, wie sich sein natürlicher Feind mit seinem Schoßhündchen auf dem Boden rollen und vor Lachen heulen müssen. Entnervt steht Takaphisto nun auf und befiehlt den beiden Sitz zu machen, während er die noch immer mit dem Hummer kämpfende Hexe kalt stehen lässt. Aus dem Restaurant hastend läuft er dem aufgebrachten Yucula hinterher, will auch ihm eine Lektion erteilen. Doch bevor er ihn erreicht, erblickt der Teufel ein rotes Auto auf ihn zu rasen. Schnell wie ein Vampir auf Heels nur laufen kann, erscheint Yucula schlagartig vor Takaphisto und hebt einen Arm und den kleinen Laster aufzuhalten. Das Auto hält quietschend vor ihnen, ein heftiger Schlag wird vernommen und keuchend schaut der Teufel auf den Vampir vor ihm. So stark und mächtig wie in diesem Augenblick war Yucula ihm noch nie erschienen. Seine blonden Haare wehen im kalten Wind, die Luft um ihn herum wird augenblicklich kühler. Er war absolut cooli, wie die Menschenkinder in diesen Tagen zu sagen pflegten, gewesen. Der Blutsauger dreht sich langsam zu ihm um, ein Pochen geht durch des Teufels leblosen Körper und der Atem stockt. „Ich hab Aua TT.TT.“ Die Hand, die der Vampir zum Aufhalten des Autos benutzt hatte, wirkt unglaublich angeschwollen und rot und plötzlich enttäuscht, seufzt der Teufel nur noch auf. Vorsichtig nimmt er die Hand und küsst die Innenfläche. Sofort wird das schmerzverzerrte Gesicht des Vampirs weicher und schnurrend fragt er: „Liebst du mich jetzt, Takaphisto?“ Ohne ein Wort zu sagen, steht dieser jedoch auf und geht lächelnd in Richtung Restaurant zurück, mit einem noch immer pochenden toten Herzen. Diesmal scheint Takaphisto seine Gefühle in Schweigen hüllen zu wollen, doch wie lange wird er dem schwulen Vampir mit dem Glitzerpuder ausweichen können?
Unterdessen hat auch Scotiel sich einen Platz im Halloween Restaurant sichern können und bestellt nun munter darauf los: „Alle Fischgerichte, die sie im Angebot haben, bitte!“ Die Pfannen fliegen über die Herde, Messer schneiden rasch in Scheiben, Gemüse und Zwiebeln werden gewaschen und geschnitten. Da Takaris-pius das Sitzen zu langweilig wird, gesellt er sich zu dem Fischfresser und fragt ihn: „Warum hast du noch nie vorher Fisch gegessen?“ Mit den Schultern zuckend und an seinen Schuppen zupfend, antwortet der Seemann uns bloß: „Ich wurde so erzogen. Meine Mutter meinte immer: Fischi ist dein Kamerad, also iss stets deinen Seetangsalat.“ Abermals kichernd krümmt sich der Werwolfsjunge am Tisch, muss sich an der Kante festhalten. „Ist ja kacke, das Sprichwort.“ Wieder kann der Meermann nur mit Schulter zucken antworten. Da kommt die ganze Palette an Fischgerichten an ihren Tisch, also können wir nur noch wünschen: Auf das Fischi dir mundet, Scotiel!
In der Zwischenzeit ist Kongtetsu in der Stadt umhergeirrt und hat die meiste Zeit, die ihm zur Verfügung stand, mit unansehnlichen Mädchen verbracht, die Photos von ihm schießen wollten. Genervt, zornig und traurig schleppt sich der Muskelprotz durch die Straßen der Menschenstadt und sucht noch immer nach seiner weißen Frau. Leider müssen wir ihm eingestehen, dass er damit bloß seine kostbare Zeit verschwendet hat, da nur noch knapp eine halbe Stunde zur Verfügung stand. Erschöpft wandelt der Affenmensch durch die Straßen, versucht das Fegefeuer wiederzufinden. Ein hohes, weißes Gebäude, das ihn magisch anzieht, erhebt sich vor seinen müden Augen. Langsam schreitet er darauf zu, klettert die Fassade hinauf. Er will hinauf, weit hinauf. Als er kurz vor der Spitze ist, schaut er in eines der zahlreichen Fenster hinein, erblickt eine Person, in einem völlig weißen Zimmer. Die Blässe der Haut, die Zartheit der Gestalt, die Länge der Wimpern sowie die Röte der Lippen, jedes kleinste Detail schien dem Gorilla perfekt. Perfekt wie seine Barbie. Allerdings hat es wie wir sogleich merken weren einen Haken: Diese perfekte Schönheit war keineswegs eine blonde Weiblichkeit, sondern vielmehr ein silberblauer Junge. Damit verbunden ist allerdings noch ein anderer Aspekt, der Kongtetsu erschreckt: Er war verliebt…
Zombies, die aus ihren Gräbern springen, hilfesuchende Gruselomis, die einen ins Jenseits ziehen, schwebende, gesichtsverschlingende Masken, die ihre Opfer erwählen, blutige Hände, die wie aus dem Nichts auftauchen und einen packen und fliegende Untertassen, die einen plötzlich entführen. All das entspringt nicht der Phantasie von Tobuuh und Yuudusa, sondern der derjenigen, die die Geisterbahn designt hatten, in die die beiden gegangen waren. Allerdings ist den beiden dieser kleine Ausflug nicht sonderlich gut bekommen, viel mehr haben sie sich einige Jahre verjüngt gelacht, weil die Besucher der Geisterbahn, sich beim Anblick von Yuudusa erst zu Tode erschreckt und dann bei Tobuuh zu Tode gelacht haben. Ein äußerst erfolgreicher Abend für die beiden, wenn auch ein wenig kurz. Denn dummerweise verlieren die Monster mit der Zeit in der Menschenwelt ihre Superkräfte, weshalb Tobuuh nicht in der Lage ist, durch Wände zu geistern und sie daher aufgrund eines Stromausfalls durch die Gänge geirrt sind.
Punkt Mitternacht, die Stunde der dunklen Gestalten ist angerückt. Alle Monster haben sich mehr oder weniger glücklich beisammen gefunden um aus diesem kleinen und sehr kurzen Ausflug in die Menschenwelt zurück in ihre Heimat zurückzukehren. Abermals muss Takaphisto das komplizierte Ritual durchführen, dass wir diesmal praktischerweise überschlagen wollen und ein kleines Fazit der Monster einziehen wollen:
Takaphisto sagt: „Es war lustig zu sehen, wie die Brüste von Hibi Yuxberg an Schlagkräftigkeit verloren haben, als sie mit den irdischen Kneiftieren in Kontakt getreten sind. Außerdem verstehe ich jetzt, den Sexappeal von blassen, glitzernden Vampiren, die einen heulend vor Autos retten.“
Yucula meint: „Wie viel Luft bei ihrem Vorderwerk rausgekommen ist, bleibt kaum noch was für ihr Hirn übrig! XD Takaphisto, mein Teufelchen, liebt mich dank der cooli Autoaktion jetzt noch viel mehr <3.“
Takaris-pius: „Yucula ist gerannt wie noch nie! Wenn es doch nur eine Plattform gäbe, wo ich diese Szene hochladen könnte… Ach gibt es doch! Mon Tube :D“
Niberus: „Mein Hintern tut vom Sitz machen immer noch weh…“
Scotiel: „ FISCH!“
Kongtetsu: „Kong will Banane…“
Tobuuh: „Nehmt euch in Acht, Menschen der Welt! Sonst könnte es euch passieren, dass ihr an Tobuuh’s Laken erstickt!“
Yuudusa: „Meine Schlangen haben Hunger auf Banane…“
Dies war ein kleiner Einblick in die Welt der Monster. Also, sollten euch demnächst an Halloween eine Gruppe mit einem Teufel, einem Vampir, einem Werwolf, einem Höllenhund, einem Meermann, einem Gorilla, einem Geist, einer Gorgone und einer Hexe begegnet, seit gewarnt! Die Monster von Beasty Ville werden an Halloween, dem einzigen Feiertag der Monsterwelt, besonders biestig!
Starring:
Takagi Kurasawa - Takaphisto (abgeleitet von: Mephisto)
Yuki Watanabe - Yucula (abgeleitet von: Dracula)
Takato Kurasawa – Takaris-pius (abgeleitet von: Fenris-pius)
NinTendo – Niberus (abgeleitet von: Zerberus)
Masaru Scott – Scotiel (abgeleitet von: Ariel)
Yosai Kotetsu: Kongtetsu (abgeleitet von: King Kong)
Toma Watanabe: Tobuuh (abgeleitet von: Hui Buuh)
Yuuna Takahashi: Yuudusa (abgeleitet von: Medusa)
Hisako Yuge - Hibi Yuxberg (abgeleitet von: Bibi Blocksberg)
Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, allerdings, konnte ich es nicht früher fertig stellen!
Dieses Extra Chapter ist an >>One Piece Strohhut Theater Monster Time<< angelehnt, also nichts falsches denken ;)
Sorry, dass es an einigen Stellen ein wenig kurz geraten ist, aber ich wollts noch unbedingt heute hochladen! Und es tut mir natürlich leid für die Rechtschreibfehler/Grammatik/Tempus/… und für die Spoiler XD
Es grüßt Shinobi =^.^=
Schaumi, Schaumi, Schaumi <3. Schillernde Seifenblasen stiegen in die Luft und fröhlich schnurrend stieß ich sie mit meinen frisch manikürten Fingern an. Das warme Wasser glitt sanft an mir entlang und mit melodischer Stimme sang ich Takagi’s Namen, während ich mein helles, langes Bein aus dem Wasser streckte und es verführerisch in Position legte. Polternd kam Takagi angerannt und lugte ins Bad. „Was willst du, Yuki?“ Er sah erschöpft, abgearbeitet, nein, sogar alt aus. Das Jacket hatte er ausgezogen, die weißen Armel hochgekrämpelt und die Krawatte baumelte gelockert und schlaff um seinen muskulösen Hals, der feine Äderchen hervorbrachte. „Komm doch in die Wanne, dann wasch ich dir den Rücken <3. Oder auch andere Körperteile <3.“ Genervt rann ihm der Schweiß über die Stirn und knurrend brummte er: „Keine Zeit. Muss Arbeit erledigen. VIEL Arbeit. Heißt also, dass du deine eigenen „Körperteile“ waschen musst.“ Ich setzte mich gerade auf, und starrte ihn aus finsteren, blau glitzernden Augen an. Obwohl er meine liebesaufsaugende Aura hätte erkennen und darauf reagieren müssen, schwappte mir seine pure Ignoranz entgegen und die konnte ich einfach nicht dulden. Sofort stand ich in dem blubbigen Wasser, das mir knapp bis unter die Hüfte reichte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich dachte, wir hatten einen Deal? Warum tanzt mein Pet Boss nicht mehr nach meiner Pfeife? Bin ich etwa mit 18 ¾ Jahren zu alt für dich? Für einen alten, pädophilen Sack wie dich?“ Er rutschte ein wenig an dem Türrahmen hinunter, klammerte sich aber noch an der Türklinke fest und antwortete schwach: „Nein, das ist es nicht. Ich muss jetzt grad echt viel Schreibzeugs erledigen. Komme später ins Bett, okay?“ Nach Dramaqueen Art stieg ich aus der Wanne, übersah allerdings ein Stück Seife und rutschte filmreif über den feuchten Badezimmerboden, Takagi fing ich aber noch rechtzeitig auf, sodass ich halb ohnmächtig und nass in seinen starken Armen lag und ihm entgegenblinzelte. Er sah wirklich fertig aus, aber war es nicht viel angenehmer nach richtig harten Sex dann doch noch fest einpennen zu können? Mein Mund verzog sich zu einer spitzen Schnute, so einfach würde er mich nicht davonkommen. Blitzschnell packte die eine Hand seine Krawatte und zog ihn dicht an mich heran. Verspielt leckte ich über seine rauen Lippen, berührte mit meinem Kinn seinen 3 Tage Bartansatz und raunte ihm erotisch ins Ohr. Abermals parierte er meine Attacke und stellte mich auf meine nackten Beine. Mit verzogenem Gesicht hockte ich mich auf den Badezimmerboden, legte einen Finger an die Lippe und schaute ihn mit Chihuahuablick an. Mein Kopf war perfekt vor seinem körperlichen Mittelpunkt platziert und dieser super berauschenden Pose war selbst Takagi nicht gewachsen. Er seufzte, kratzte sich am Kopf, beugte sich vorne über und rannte dann plötzlich wie ein kleinkriminelles Kind aus dem Zimmer. Ein Türkrachen verriet mir nur, dass er sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt hatte und ganz egal wie läufig ich war, vor seiner Arbeit würde es nicht hinhauen. Unzufrieden rubbelte ich meinen schönen Körper ab und zog mich an, dann verzog ich mich auf die Dachterrasse, auf der Takagi für mich ein kleines Blütenreich geschaffen hatte. Mit einem frischbestellten Caramel Macchiato setzte ich mich auf die weißelackierte Bank und genoss die letzten Sonnenstrahlen mit dem Duft eines Blumenmeeres im Rücken.
„Takagiii! Es ist Abendessenszeit!“, rief ich in Richtung seines Büros, er kam schließlich heraus und setzte sich an den leeren Tisch. „Wo ist das Essen?“, fragte er mit Tränensäcken unter den braunen Augen. Vorwurfsvoll sah auch ich ihn an und quengelte: „Ich bin doch keine Hausfrau! Ich hab dir nur Bescheid gesagt, dass du das Essen machen musst.“ Seine Nüstern blähten sich auf, ächzend erhob er sich von seinem mahagoni farbenen Stuhl und schlürfte mit herunterhängenden Schultern in Richtung Küche. Kurz darauf vernahm ich ein Brutzeln und ein angenehmer Geruch stieg mir in die Luft. Heute stand ja improvisiertes westliches Essen auf Takagi’s Kochplan, daher hatte er Spaghetti Carbonara gekocht. Hungrig schlang ich meine Portion hinunter und blinzelte unauffällig auf seinen Teller. Er hatte nun drei Stäbchenportiönschen intus, weshalb er mir mit einem lauten Seufzer den Rest zuschob und wieder zurück ins Arbeitszimmer trottete. Hach, war das Leben und das damit verbundene Essen nicht schön? Als ich satt war, lehnte ich mich zufrieden zurück und strich das Shirt glatt. In ein paar Minuten würde ich noch mal meinen begehbaren Kleiderschrank durchgehen, fünf potentielle Outfits für den morgigen Tag zurechtlegen und mich dann ins Ehebett große Bett, das in meinem (Takagi’s ehemaligen) Schlafzimmer stand, werfen.
Die Schuhe standen auf der rechten Seite, die Klamotten hingen in der Mitte und links von mir, waren sämtliche Accessoires von Kette, Ring, Armbänder bis hin zu Handschuhen, Schals und Masken. Alles war farblich nach dem Preisgrad sortiert, und natürlich war alles auch sponsored by my Pet Boss. Ich lachte mir ins Fäustchen, in dieser kurzen Zeit hatte ich ihn, den Leiter eines mittelmäßigen Weltunternehmens, dazu gebracht mir dermaßen viele Klamotten zu kaufen, was wäre wohl passiert, wenn ich mir einen wirklich dicken, einen FETTEN, diamantenbesetzten, vergoldeten, platinveratmenden Fisch geangelt hätte? Das hierher, jenes dahin und so, das letzte Outfit war vollendet, aber ich konnte noch immer nicht Takagi’s Schritte hinter mir hören.
Langsam kletterte der dunkle Yuki in mir hoch, verdrängte den süschen, schönen Yuki und klaute ihm den sonnigen Platz in der Welt. Stapfend durchquerte ich das Apartment, blieb abrupt vor dem Büro des Unternehmers stehen und trat so fest gegen die Tür, dass ich einen derart schönen Abdruck hinterließ, sodass den als Autogramm hätte verwenden können. „TAKAGIIIIIIIIIIIIIIII~ M-a-c-h m-i-c-h n-i-c-h-t b-ö-s-e, sonst krieg ich FALTEN!“, quiekte ich ihm im teuflisch hohen Ton entgegen, als ich ihn schnarchend am Boden liegen sah. Wie konnte er es wagen, ohne mich zu berammeln einzupennen? Empört setzte ich mich auf seinen Kopf und überlegte eine Sekunde lang, ob ich ihm einen Pups reinwürgen sollte, doch bevor ich den Gedanken in die harte Realität umsetzen konnte, bemerkte ich seine glühende Haut und sein unregelmäßiges Keuchen. Was war das? Hyperventilierte er dermaßen stark über die Tatsache meinen Po so dicht an seinem Gesicht zu haben? Glühte sein Gesicht vor perverser Scham? Oder hatte er vielleicht doch eher Fieber? Unter großen Geächze und Gestöhne, leider nicht das Geächze und Gestöhne, das ich sonst so gerne von mir höre, schleppte ich meinen Takagi in das Schlafzimmer. Als er ausgezogen war, überlegte ich wo er seine Wäsche immer versteckte. Er wollte nämlich nie, dass ich seine Klamotten stylischer machte. „Unter dem Sofakissen, wo er immer drauf sitzt, vielleicht? Oder vielleicht in der Küche, wo die Pfannen stehen? Da guck ich ja eigentlich nie rein… Vielleicht doch eher bei dem Bonsai, den er immer gießt?“ Das ging eine ganze Weile so bis ich doch tatsächlich auf einen Schrank traf, der mit seinen Klamotten voll war. „Was für ein Anzugsnob…“ Ein Pyjama wurde hinaus gezerrt und ihm mehr oder weniger ordentlich angezogen. Was musste er auch so verdammt schwer sein? „Was muss ich als nächstes machen?“ Ich hatte die geniale Idee gehabt mir im Internet einige Tipps zu Fieber zu holen. Da ich der einzige in meiner Familie gewesen bin, der immer flach gelegt war wegen irgendwelcher Krankheiten, wusste ich so gut wie gar nichts über das Versorgen der Kranken. Aber Google würde mir da schon aushelfen, da war ich mir sicher. „Yuki…? Was tust du da?“ Perplex drehte ich mich um, ich hatte mich doch kaum eine Stunde um ihn gekümmert, war er jetzt schon wieder gesund? Hustend setzte sich der Schwarzhaarige auf und zog die Decke enger um seine Schultern. Fröhlich hüpfte ich neben ihn aufs Bett und flötete: „Ich hab dich gesund gepflegt, indem ich bei Google „Was kann man gegen Fieber machen?“ eingegeben hab. Obwohl ich noch gar keinen Schritt davon eingesetzt habe…“ Er legte sich wieder hin und schloss die Augen. „Ich bin noch nicht wieder fit… Lass mich bitte schlafen…“ Hustend drehte er sich auf die Seite, wandte mir den überhitzten Rücken zu. Mit den Schultern zuckend verließ ich den Raum, legte mich auf die harte Couch. Allerdings war es hart für eine luxusverwöhnte Göre für mich auf einer solchen Sitzgelegenheit einzuschlafen, daher schlich ich zurück ins Schlafzimmer und versuchte Takagi ein wenig zur Seite zu schieben, damit ich mich dazulegen konnte. Wieso war er plötzlich noch heißer als zuvor? Hastig kramte ich dieses stiftartige weiße Teil aus dem Krankenkasten hervor und steckte es ihm unter die Achsel. 38,7°C, laut Google war diese hohe Temperatur schon fast im kritischen Bereich. Kalte Wickel sollten allerdings Kühlung verschaffen. Keuchend rannte ich ins Bad und feuchtete ein paar Waschlappen an. Vorsichtig legte ich sie auf seine verzerrte Stirn und auf seine Schienbeine. Flüssigkeiten sollten bereit stehen, hieß es im Internet, weshalb ich versuchte einen guten alten grünen Tee zu kochen, allerdings war es für mich fast unmöglich den Wasserkocher zu bedienen. Wo das Wasser hineinzugießen war, erschloss sich mir, aber wie zum Henker ging dieses Ding an? Mein gesamter Körper war ganz hibbelig und nervös, auf meiner Stirn hatten sich einige Schweißperlen gebildet und ich konnte an nichts anderes denken, als den kranken Takagi. Meine Mutter hatte mir damals gesagt, dass zu hohes Fieber gefährlich wäre und die kranke Person dann einfach verpuffen würde, weil der menschliche Körper so hohe Temperaturen nicht aushalten konnte. Es sammelten sich heiße Tränen in meinen Augen, und schnell wischte ich sie mir aus den Augenwinkeln, denn der Wasserkocher, den ich schließlich doch angeschaltet bekommen hatte, piepte penetrant. Mit zittrigen Händen hob ich den Wasserkocher an, die Kraft verließ mich jedoch, sodass das Ding nach vorne kippte und ich mir die Hälfte des kochenden Wassers über die Arme goss. Brannende Meere wandelten meine Haut entlang, ich versuchte meinen Schrei zu unterdrücken, Takagi sollte nicht aufwachen. Er musste sich ausruhen, durfte nicht einfach so von dieser Welt verschwinden. Ich brauchte ihn doch…
„Takagi… Wach auf und trink deinen Tee… Du brauchst jetzt Flüssigkeit.“ Schwache Augen blinzelten mich an und fröstelnd hob er die Tasse um sie mit einem Zug zu leeren. Seine bleichen Lippen waren aufgerissen und spröde, die dunklen Haare waren in großer Unordnung und hingen schlaff herunter und seine Hände blieben trotz der warmen Teetasse eiskalt. „Hast du Hunger? Soll ich dir eine Suppe kochen?“ Er schüttelte den Kopf und murmelte nur was von Appetitlosigkeit, lullte sich dann wieder in die Decke ein. Als ich wieder aus dem Zimmer schleichen wollte, packte er meine Hand und hielt mich fest. „Bleib hier... Yuki…“ Fast schon liebevoll strich ich ihm die verschwitzten Strähnen aus dem ermüdeten Gesicht und erschrak über meine eigene sanfte Seite. Was hatte Takagi nur mit mir gemacht? War ich nicht derjenige, der die Leine in den Händen hielt und ihn damit kontrollieren konnte? Warum also ließ ich mich derart von meinen Gefühlen leiten? Plötzlich klingelte das Telefon, erschrocken fuhr ich auf. Wer konnte mitten in der Nacht hier anrufen? Ich schlich auf das Telefon zu und flüsterte angepisst: „WER ist da?“ Eine junge, männliche Stimme fragte, ob dort Kurasawa-san war. Entnervt antwortete ich, dass Kurasawa-san grade nicht zu sprechen war, weil es ja mitten in der Nacht war. „Es ist wichtig. Und wer sind sie überhaupt?“ Stockend fluchte ich: „Zum Henker nochmal er ist krank, ganz egal wie wichtig es ist! Und ich bin… ich bin sein Freund!“ Schnell legte ich auf und atmete tief ein. Wieder musste ich Takagi anschauen, streichelte über die noch warmen Wangen. Gott, wenn es so weiterging, dann würde ich meinen inneren Teufel austreiben!
„Schlaf gut, damit du morgen gesund bist und wieder Geld ins Haus bringst. Ist ja fast so als würden wir von Hartz IV leben…“ Ich verpasste meinem kranken, arbeitsunfähigen Geschäftsführer einen deutlich sichtbaren Knutschfleck auf die hohe Stirn (obwohl der durch sein im Haus hocken nicht wirklich zur Schau gestellt werden konnte). „Und was ist *hust* mit der Arbeit heute?“ Ich erstarrte in der Bewegung aus dem Zimmer zu tänzeln. „Dafür hast du doch sicherlich irgendwelche Manager.“ Ein breites, zähnepräsentierendes Lächeln schob sich in mein schönes, junges Gesicht. Yessa! Spontane Antworten liegen dir echt gut, Yuki, dachte ich. Wenn ich hässlicher wäre, wäre ich sicherlich ein Standup-Comedian Starlet geworden… „… Die sind genauso stressresistent wie ich…“ Ein Blinzeln überbrückte die Schweigepause. „Also maximal null Prozent.“ Der schwarzhaarige Doofkopp lag stumm da, nickte dann schließlich resignierend mit dem Kopf. „Tss, da wäre es ja leichter dich abzumurksen, die Asche einzusacken, zum nächsten aussagbaren Opfa zu hoppeln und meine Beinchen zu spreizen…“ Wieder überkam mich ein leises Blinzeln und das Bedürfnis schnell wegzulaufen, als er mir einen ersten Blick zuwarf, aber nur perplex fragte: „Hast du was gesagt? Ohren zu…“ „Jetzt muss ich Kacki, Schatzihasi?“, fragte ich erleichtert in den Raum und da er dieses Déjà-vu gekonnt ignorierte, konnte ich ungehemmt aus dem Zimmer flüchten.
Dies sollte also mein erster Arbeitstag bei Kurasawa Corps., nein, viel mehr mein allererster Arbeitstag überhaupt werden! Hair Conditioner hier, Concealer da. Mascara brauchte ich nicht, schließlich waren meine verführerischen Wimpern sowieso schon von Natur aus ultralong lashig und wer wollte schon irgendwelche Sesselpupser mit blank polierter Halbglatze und Hornbrille abschleppen, wenn man schon einen im Moment körperlich labilen, aber im Bestzustand waschbrettbäuchigen und sinnlichen Supermann gebändigt hatte? Der Schuhschrank hatte natürlich neueste Updates durchgemacht, weshalb sich das Schuhnirvana vor mir erhob. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich feine, schwarze Lackschuhe mit Swarowski Steinchen bespickt herauszog und den stechenden Geruch einatmete. Schnell angelte ich mir eine schlichte schwarze Hose und ein weiße Bluse und klaute Takagi eine Weste. Ich war nicht der allergrößte Anzugfreund und da ich erst frisch dem Uniformenwahn entkommen war, war ich froh, dass es noch eine Weste in den Kleiderschrank von Takagi geschafft hatte. „Rrrrr, du siehst gut aus!“, zwinkerte ich meinem Spiegelbild zu, bevor ich das Apartment verließ und in meinen weißen Mini Cabrio. Seufzend folgte ich der gekritzelten Karte, die Takagi mir in Windeseile aufgemalt hatte, und stellte mir vor wie ich mir die weichen Hände wund arbeitete. Er war mir echt was schuldig!
Ich stieg in den gläsernen Aufzug ein und überlegte, welchen Knopf ich zu drücken hatte um in Takagi’s Chefetage zu gelangen. Allerdings wurde mir dieses Nachdenken durch einen goldenen VIP aka BIG BOSS Knopf abgenommen. Ich warf schnaufend meine blonden Haare zurück, wenn hier jemand ein verführerisch idealer Pornostar war, dann war das sicherlich Takagi! Lachend schlug ich mir auf den Schenkel, dass ich solche Übersetzungswitze nicht vorher in Gegenwart des Benannten gebracht hatte, war mir allerdings schleierhaft. Mit einem Wimpernschlag war ich oben und sah mich in der Chefetage um. Wie auch Takagi’s Luxusapartment war es ziemlich modern und hell eingerichtet, auf seinem Schreibtisch stapelte sich eine Menge Papierkram und seufzend setzte ich mich daran. Ein Flachbildschirm mit Touchscreen sowie ein Computer mit Prozessor der allerneuesten Generation, natürlich aus eigenem Hause, standen dort lockend vor mir. „Da bin ich gerade erst aus der Schule raus, und jetzt muss ich schon wieder irgendwelche nerv tötenden Blätter ausfüllen! Vielleicht bearbeite ich alles mit der gleichen Technik, die ich in der Highschool gebracht habe…“ Mit einem Kugelschreiber bewaffnet setzte ich einfach nur meine Unterschrift unter alles, bevor ich sie Nowaki, dem Sekretär auftischte. Überrascht blickte er erst auf den Batzen unterschriebenes Papier, dann zu mir. „Darf ich fragen, was das für Blätter sind, oder viel wichtiger: WER BIST DU??“ Grinsend lehnte ich mich an den Tisch, an dem der junge Mann saß, winkelte ein Bein an und legte eine Hand locker an meinen Hals. „Das duzen würde ich in Gegenwart des Vizepräsidenten unterlassen.“ Die Kinnlade klappte mit einem deutlichen –klack- herunter und mit leicht glasigen Augen entschuldigte er sich vielmals, als ich ihm ein Bestätigungsschreiben von Takagi unter die Nase rieb. „Ich denke, ich bin dann fertig für heute, richtig?“ Erschrocken sprang der Sesselpupser auf und packte mich etwas grob am Arm. „Halt, Vize! Heute ist noch ein wichtiges Meeting! In 10 Minuten treffen sich alle Abteilungsleiter in der „Hall of Obsession“! Hier sind die Notizen, die sich der Präsident gemacht hat. Die müssten für die 5 Stunden, die für den Austausch mit den Abteilungsleitern eingeplant sind, ausreichen!“ Ich blinzelte und blickte auf einen mit schwarzem Kugelschreiber bearbeiteten Block und seuftze. Der Arbeitstag machte mich jetzt schon völlig fertig. Körperlicher Zustand nach 15 Minuten nach Arbeitsbeginn: Verspannte Gelenke, Kopfschmerzen und Seufzanfälle.
Die Hall of Obsession, also übersetzt die Halle der Ideen, war noch viel beeindruckender als Takagi’s Arbeitsumfeld. Von der Decke hingen rote Leinen, die den Wänden eine plüschige Atmosphäre verlieh. Allerdings wurden die Wände noch durch eingerahmte Bilder von erfolgreichen Produkten der Firma dekoriert, und schon wieder begegnete mir das von Takagi über alles geliebte Panoramafenster. Gegenüber des schwarzen Ledersessels, der sich Takagi’s und nun mein eigen nennen durfte, befand sich ein touchBildschirm mit dem SmartPC fähigen Programm. Es ermöglichte mithilfe von Touchpens und einem intelligentSponge eine einwandfreie Präsentation ohne Papierverschwendung. Der hölzerne Tisch aus Redwood hatte eine ovale Form und erinnerte mich leicht an die Tafelrunde King Arthurs. Ich prustete hinter vorgehaltenen Hand, als ich die Abteilungsleiter der Firma eintrudelten und lachte über den Ideensaal sowie über die schlacksigen, molligen, mopsigen, greisigen, grimmigen, kränklichen, zittrigen, bulligen, schrumpeligen, behaarten, labilen und schrulligen Anzugmänner, die mit ernster Miene und mit ritterlicher Erhabenheit Platz nahmen. Auch sie schienen etwas verwirrt über meine Anwesenheit, weshalb ich, als sie endlich ihre fauligen Zähne hinter den Klappen verbargen, mich aus dem Lederchefsessel, der in dem Meetingroom natürlich nicht fehlen durfte, erhob und mich kurz vorstellte. „Ich bin Yuki Watanabe, jüngliche 18 Jahre und Vizepräsident. Falls sie sich unsicher sind, ob man mir trauen kann, sollten sie zunächst einen Blick auf dieses Schreiben mit ihren schwachen Augen werfen.“ Da alle misstrauisch auf das Papier starrten, klopfte ich ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch und lehnte mich in den hohen Sessel zurück. Ihre hustenden, bazillenfördernden Stimmen wuselten durch den Raum, als sie sich unter einander austauschten, ob dieses Schreiben gefälscht war oder nicht. Körperlicher Zustand zu Beginn des 5-stündigen Meetingmarathons (zu zuvor genannten Beschwerden hinzuzurechnen): Kräuselige Stirn, vom Tischklopfen geplättete Fingerkuppen, Hass auf die Seniorenschicht der Weltbevölkerung (ab 30 Jahren).
Endlich hatten sich die alten Säcke auf ihre ungestrafften Ärsche gesetzt und begannen mit der Diskussion, wie man eine Expansion der Firma einleiten konnte. Sie versuchten einander mit Grafiken und Präsentationen zu überzeugen, dass man einen bluetoothfähigen USB-Stick oder einige neue Simulationsspiele über unbekanntere Berufe wie den Redakteursberuf oder den Gamedesigner herausgeben könnte. Alles keine schlechten Idee, allerdings war noch keine neue Marktlücke gefunden. Immer wieder schlugen sie mehr oder weniger gut durchdachte Marktmodelle vor, sodass mein Sinn für Zeit sich schon verabschiedet hatte, obgleich ich eine Rolexuhr am Handgelenk spazieren trug. „Was denken sie über die Idee ein Programm zu erstellen, mit dem es möglich ist Songs zu produzieren? Die Jugend ist meines Erachtens nach von den bearbeiteten Stimmen der Vocaloids oder ähnlichem begeistert. Was wäre, wenn man die Stimme von Stars benutzen würde, und Sprach- und Stimmfragmente zusammenschneiden könnte, sodass ein völlig neues Lied entstände? Programme zum Musikproduzieren gibt es zwar schon zu Hauf, allerdings könnte man diese mit dem Feature der Idolvoices aufbessern.“ Ein jüngerer Ritter der Abteilungsrunde hatte sich zu Wort gemeldet, allerdings griff dieser Vorschlag ebenfalls auf kein neues Gewerbsgebiet über. Noch hielt ich mich im Hintergrund, hatte keine große Lust etwas einzuwerfen. Schließlich waren diese Männer erwachsen genug, um sich selbst um ihre Firma zu sorgen. Und außerdem musste ich einige Updates vornehmen und herausfinden, was für Typen Takagi da eingestellt hatte. Körperlicher Zustand nach knapp einer Stunde: Scheinbarer Verlust des Sprachvermögens, Langeweile, Verlust des Zeitempfindens.
Ich hang regelrecht auf dem Sessel rum, als ich endlich beschloss dem Treiben ein Ende zu setzen. Bis die endlich zu einem Entschluss kamen, war ich 30, also fast bereit zum Sterben. „So schwer kann es doch nicht sein, eine neue Marktidee zu bringen! Wenn sie etwas Modernes, Zeitgerechtes auf den Markt bringen wollen, dann sollten sie sich auf Smartphones konzentrieren. Wenn sie mich fragen, dann wäre eine Modeapp angebracht. Teenies stehen neben Musik und Games noch auf Mode und mir ist schon öfter jemand über den Weg gelaufen, dessen Klamotten ich zu gerne gekauft hätte, weshalb ich folgendes vorschlage: Entwickeln sie doch eine App, die man benutzen kann, wenn man jemanden mit einem schicken Hut oder coolen Schuhen sieht und wissen will, wo die Person das her hat. Schnell abfotografieren, dann mit der App abgleichen und erfahren, wo man in der Stadt die Klamotten herbekommt. Gleichzeitig wüsste man dann, ob es noch das passende Stück in der richtigen Größe und Farbe gibt und ob man es nicht doch noch beim entsprechenden Laden bestellen muss. Ein Wunderwerk der Klamottenbeschaffung!“ Zufrieden schnaufte ich in mich hinein und blickte in die erstarrten Gesichter. Plötzlich standen alle auf und applaudierten mir. Scheinbar hatte ich sie mit meinem unseriösen, aber leidenschaftlichen Vortrag beeindruckt. Ich erklärte hinterher noch, dass die meisten Ideen, die ans Tageslicht befördert worden waren, ebenfalls verfolgt werden sollten, denn schließlich konnte man auch mit altbewährtem Asche machen. Somit hatte ich ein Meeting, das Takagi für den gesamten Tag eingeplant hatte, innerhalb von anderthalb Stunden beendet. Körperlicher Zustand nach dem Meeting: Zufriedenheit, Hunger, Sehnsucht nach Takagi.
Entschuldigt bitte, dass ich solange für dieses Chapter gebraucht habe, aber irgendwie wollte Yuki einfach nicht arbeiten XD Ich muss euch leider aber auch sagen, dass es wieder ne Zeit dauern wird bis das nächste Chapter kommt, weil ich schon bald wieder in einer Klausurenphase stecke und daher wahrscheinlich eher für Bio Evolution ackere, als vorm Laptop zu hocken und BL Gedanken hineinzuhacken. Würde mich aber freuen, wenn wir noch meine anderen Stories anschauen würdet :D Ich werde morgen oder übermorgen auch noch ein neues Fantasy Buch hochladen, also wer Blut mag, der sollte mal reinschauen, das erste Chapter wird x.x Es grüßt Shinobi
Erschöpft sank Yuki in den Sessel und schleuderte die Schuhe quer durch das halbe Apartment. Er hatte die Weste abgestreift und lehnte sich nur in seinem schlichten weißen und schwarzen Outfit in das dunkle Leder, das Gesicht unter einer Hand versteckt gen Decke gerichtet. Er war nicht sehr lange weggewesen, aber der Arbeitstag hatte ihm wohl in der Welt der Realität schon stark zugesetzt. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ganz egal wie groß sein Genie war, er war noch immer ein unerfahrener Bursche, der nichts mit der bitteren Wahrheit anfangen konnte. Irgendwas in meinem Innern begann ein Kribbeln, ein Beben, eine undefinierbare Wärme auszulösen. Ich wusste mir nicht zu behelfen, schließlich war ich mir nicht sicher, ob er in diesen wenigen Arbeitsstunden meine Firma zugrunde gerichtet hatte, aber ich schlürfte in dem dunklen Bademantel in Richtung Küche und kochte einen Kaffee. Ein weißer Becher, auf den er frecherweise mit Lackstift Yuki-dono gekritzelt hatte, diente zum Eingießen des coffeinhaltigen Getränks. Ohne ein Wort zu sagen, stellte ich ihm den Becher vor und steckte mir eine Zigarette in den Mundwinkel. Er schaute mich mit Rehaugen an und nahm den Becher hoch, als er plötzlich stockte und mich nuschelnd fragte: „Solltest du deiner Lunge nicht noch eine Auszeit gönnen?“ Ich blickte kurz auf und runzelte grinsend die Stirn. „Ich bin zwar krank, aber auch nicht dermaßen sterbenskrank, dass ich auf meine Droge verzichten würde. Ohne die könnte ich keinen Tag mit dir zusammen verbringen.“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und er formte ein rosarotes ‚O‘ mit seinen vollen, sinnlichen Lippen, die mich augenblicklich antörnten. „Hat dir Herr Krankheit ein bisschen Selbstvertrauen dagelassen oder warum wagst du es dich gegen mich zu behaupten?“ Ich lachte herzhaft auf, der Junge war wohl doch nicht so müde, wie er gerade tat. Wahrscheinlich wollte er mich nur dazu bringen, dass ich ihn hochhob und aufgrund meiner krankheitsbedingten Schwäche auf ihn drauf falle… Ich verlor mich in dieser Fantasie und fragte mich, ob er mich aufgefressen hätte… „Fehlen dir jetzt die Worte, Taka-chan?“ Gekonnt gespielt ballte er ein kleines Fäustchen und legte sie an sein Kinn an um mir weinerlich entgegen zu plärren, wie sehr er sich doch auf das Streitgespräch mit mir gefreut hatte und ich ihn jetzt arg enttäuschte. Ich kratzte mir den Kopf und räusperte mich. „Und nach 5 Minuten hättest du die Stille nicht ertragen und mich um Vergebung gebeten… Aber ich hätte dir natürlich nicht sofort verziehen… Schließlich muss jeder Prinz eine Hürde überwinden, bevor die Prinzessin die Königsschlange bezwingen darf…“ Seine Wimpern senkten sich über den meeresblauen Augen und die Stimme verblasste in ihrer Erotik. „Ich kann und will deinem Tagtraum nicht ganz folgen… Aber sag mir viel lieber, warum ich so welche perversen Spielchen mitmachen?“ Herausfordernd lehnte ich mich vor und versuchte den blauen Meerestiefen Yuki’s mit meinen schwarzen Augen entgegenzuwirken. Ich wusste, ich hatte keine Chance gegen den Strudel, der mich immer weiter in das Zentrum dieses Unheils zu ziehen schien und gleichzeitig war mir, als schwamm ich selbst unaufhaltsam immer weiter gen Meeresgrund. Yuki hatte mich unheimlicherweise schon fast zu sehr im Griff. Ich konnte mich nicht mehr gegen sein Werben wehren. Aber ich konnte versuchen meine ignorante Rüstung weiteraufrecht zu erhalten, solange bis ich vollkommen meiner Gefühle bewusst war. Einmal, nur ein einziges Mal wollte ich IHN drankriegen, ihn sprachlos werden lassen. Er nahm meine Herausforderung an. „Ich habe dich liebevoll umsorgt, entgegen meiner eigentlichen Natur, die mich zu einem zu Bedienenden machte. Sogar die Schreiberlingarbeit hab ich erledigt… Du solltest dankbar sein…“ Der 18-jährige schenkte mir ein keckes Zwinkern und streckte mir seine zarte Zunge entgegen. Sein Gesicht rückte dabei näher, seine Körperwärme sowie sein unbeschreiblicher Duft von Meeresbrise gepaart mit einer Kirschblütenallee strömten auf mich ein, brachten mich beinahe um den Verstand. Meine Hand kribbelte, sehnte sich nach seiner blassen, reinen Haut, nach einer kurzen, unschuldigen Berührung. Und dann nach Leidenschaft und hingebungsvoller, kopfloser Sinnlichkeit. „Beschreibt die Schreibtischarbeit nicht die Bedingung des Deals?“ Wieder musterte ich ihn, wartete auf seine Antwort. Ein kurzes Schmollen breitete sich auf seinen Lippen aus bis er bemerkte, dass ich einen Teil seiner Begründung absichtlich weggelassen hatte. Seine großen, schönen Augen schmälerten sich zu dünnen Schlitzen und mit dem Zeigefinger tipste er mich an. „Wenn du noch krank bist, dann hör auf mich zum Narren zu halten.“ Lachend imitierte ich seine Mimik und stupste seine Nase mit dem Finger an. „Vielleicht machst du dich selbst zum Narren…“ Doch ehe er darauf etwas antworten konnte, zog ich ihn an mich und erfüllte meinen Lippen das Verlangen seine zu berühren. Das Blut, das Leben verteilte sich sofort in meinem gesamten Körper und ich fühlte mich plötzlich frisch wie noch nie als er seine Hände um meinen Nacken schlang und seufzend die Augen schloss. Einen Moment lang betrachtete ich noch sein makelloses Gesicht wie es sich unter meinem Kuss regte und ihn regelrecht aufsog bis ich dann schließlich ebenfalls die Lider schloss. Ich ertastete seine Schulterblätter, die freudig auf und ab wanderten als seine Hände meinen Rücken sowie meinen Hinterkopf erforschten. Liebevoll tätschelte ich seine Wange, die erhitzt und in voller Röte unter meiner Hand pochte. Ich sog seinen Duft ein, fuhr ihm durch das goldene Haar. Schließlich löste ich mich langsam von ihm und leicht enttäuscht sah er mich mit glasigem Blick an. Wieder wanderte meine Hand an seine Wange und ich sah ihn ernst an: „Danke, Yuki…“ Sein Bewusstsein kehrte in die Augen zurück und zähneknirschend nuschelte er: „Wenns nur bei diesem Danke bleibt, dann nehm ich es nicht an…“ Die Lippen aufeinander pressend schaute er zur Seite und stemmte eine Hand in die Hüfte. Einen Moment zögerte ich. Wollte ich wirklich ertrinken, ertrinken in der Flut von Momenten, die ich fortan mit Yuki teilen würde? Ich umgriff seine Hüften, zog ihn an mich, band ihn mit einer innigen Umarmung fest an mich. Meine Lippen suchten nach seinen und wir versanken abermals in einer Wärme, die von einem zu anderen strömte. Aber Yuki wollte mehr. Er fasste mit seiner schmalen Hand an meinen Bauch, tastete an den Bauchmuskeln entlang, an meiner Hüfte herab in die Hose. Ich öffnete sein Hemd und spielte am Zart seiner Brust. Meine Zunge glitt an seinem Hals entlang, fuhr die Schüsselbeine nach und langsam entwand er sich aus der Hose. Bei mir war er da etwas grober, riss mir den Seidenpyjama vom Leib und stieß den Bademantel fort von mir. Seufzend, stöhnend berührten wir uns gegenseitig an den heißen, blutdurchfluteten Körperstellen und konnten unsere Lippen kaum zum Atmen voneinander trennen. Verlangend hob ich ihn hoch und trug ihn ins Schlafzimmer, wo ich ihn auf die Decke bettete. Dort lag er: Entblößt, im matten, wunderschönen Mamorweiß, mit glutroten Lippen und gläsernem Blick. Er streckte mir sehnsüchtig die Hände entgegen und gab einen verführerischen Ton von sich. Ich leckte mir kurz über die feuchten Lippen und legte dann meinen Mund um seine Erregung. Mit einem Mal wurde sein Tonkonzert lauter und verlangender, immer wieder stieß er meinen Namen aus, als er seine Finger in mein nassen Haar grub. Die Hitze stieg immer weiter hinauf bis er mich daran hinderte weiter zu machen, schließlich sollte ich auf dieselbe Art und Weise behandelt werden. Zärtlich blickte ich auf ihn herunter, als er meine Härte umleckte. Schließlich hob ich ihn hoch und küsste seine benetzten Lippen, die fast schon wund geküsst schienen. Als er mich auffordernd ansah, konnte ich nicht anders als seinem Wunsch zu entsprechen und in ihn hineinzustoßen. Unsere Körper verschmolzen zu einem und schnell fanden wir die Rhythmik, die heißen Atem verhieß und Stöhnen verursachte. An seinem Mundwinkel tropfte der Speichel der Lust herunter und ich musste unwillkürlich seine Wirbelsäule küssen. Unter mir spürte ich ein Beben und Yuki bekam kurz Gänsehaut. Wir flüsterten uns gegenseitig unsere Namen zu und ich streichelte seinen Körper, der sich unter mir wand und bewegte. Schließlich gab Yuki einen herzentzückenden Ton von sich und lächelnd rollte er sich auf die Seite, blickte mich aus den Augenwinkeln an und murmelte: „Kein Problem… Aber denk jetzt bloss nicht, dass das Routine wird…“
„Dumdidumdidubidu…“ Fröhlich hüpfte ich durch das Apartment und besah mir die Dekoration, die Takagi meinetwegen aufgehangen hatte. Überall glitzerten Yenzeichen, die aus kleinen Diamanten zusammengesetzt waren, und Schleifen in einem stattlichen Blau machten das Luxusapartment meinen Augen Konkurrenz. Heute war mein Tag und das wollte ich voll auskosten. Ich grinste Takagi verschmitzt an, als er das Dekorieren beendet hatte und von der Leiter stieg. Mein Schnucki hatte sich meinem Wunsche nach endlich etwas Lockeres angezogen: Heute trug er ein weißes Seidenhemd unter welchem er seinen Traumbody unter einem schwarzen lockersitzenden Muskelshirt verborgen hatte, dazu eine schwarze Krawatte, die gelöst um seinen Nacken baumelte und eine schwarzweiß karierte Jeans, die seinen Knackarsch besonders lecker betonte. Von der Krawatte war er einfach nicht loszulösen, allerdings hatte dieser schmuddelige Bürolook schon etwas an sich… Ich selbst hatte mich natürlich auch in Schale geworfen. Meine blonden Haare glänzten heute besonders und bogen sich in schwachen Locken in die Höhe. In einer dunkelblauen Kapuzenjacke mit Totenkopfprint am Arm, unter welchem ich ein schwarz weiß gestreiftes Hemd trug, das mir grade mal über den Bauchnabel ging, fühlte ich mich einfach gut. Dazu eine knielange Jeans, die unten aufgerissen war und ein Kreuz um den blassen Hals und perfekt war mein Festtagsoutfit. Ich lachte auf, als Takagi das Gourmetessen an den gedeckten Tisch trug und mich mürrisch anblickte. Heute würde ich garantiert keinen Finger krumm machen. Stattdessen lehnte ich mich zurück in den Fernsehsessel und spielte mit einer Haarlocke. Mein intensiver Blick machte sich scheinbar bemerkbar, denn mein Geschäftsmanniken drehte seinen Kopf zu mir und musterte mich seufzend. „Willst du mir nicht helfen? Schließlich ist es dein Geburtstag und dein Bruder kommt gleich.“ Ich schüttelte den Kopf und bemerkte freudig erregt wie sehr meine Haare funkelten. „Nö, kein Bedarf hier drüben. Und wenn Toma kommt, dann lass ich ihn einfach rein. Ist ja nicht so als ob er sich an unfertigen, unperfekten Sachen wie dir stören würde.“ Keck streckte ich ihm meine Zunge entgegen. Mürrisch machte er sich weiter daran seinen Perfektionsdrang zu befriedigen. Meinen 19. Geburtstag würde ich also hier bei Takagi verbringen. Mit vielen, teuren Geschenken. Sehr teuren Geschenken. Ich lachte mir leise ins Fäustchen. Die Überraschung später würde ihm bestimmt den Atem nehmen.
Erschöpft ließ sich Takagi in das Sofa sinken und guckte mich aus seinen dunklen Augen an. „Alles bereit… Jetzt können dein Bruder und mein Bruder kommen…“ Ich schreckte auf. Wer sollte neben meinem Brudi noch kommen?! „Du meinst doch nicht…!“ „Doch ich meine Takato. Meinen kleinen Bruder. Er wollte dir unbedingt etwas schenken.“ Bei dem Wort „schenken“ sank ich erleichtert zurück. Er wollte mir also NUR etwas schenken und soweit ich mich erinnerte, war er ebenfalls ein kleiner verwöhnter, reicher Bengel wie mein Takagi. Dann wollte er mir meinen Geburtstag also nicht versauen.
Ich erhob mich aus meinem Sessel und hockte mich auf Takagi’s Schoß, der heute besonders anziehend schien. Langsam strich ich ihm mit dem Finger über die Lippen und wanderte hinab bis zu seiner Brust. „Ta-ka-gi…“, flüsterte ich ihm ins Ohr und umklammerte seinen Kopf, der sich schwer unter meinen Händen anfühlte. Augenblicklich waren seine Arme um meinen Körper und er zog mich verlangend näher an sich heran. „Ich hoffe…“ Ich schaute ihn direkt in die schwarzen Augen, die mich schwarz und schwärzer hinab in eine endlose Nacht treiben wollten, aus der es niemals mehr Entkommen gab. „Ich hoffe, du hast mir ein schönes Geschenk besorgt! Sonst werd ich stinkig!“, kichernd hüpfte ich von seinem Schoß. Takagi’s Ausdruck war so unendlich amüsant, als er mit einer eindeutigen Beule in der Hose sitzen gelassen wurde, denn es klingelte schon fröhlich an der Tür.
Als ich die Haustür öffnete, sprang mir ein größer, schlanker Mann entgegen und umarmte mich freudig. Seine hellblonden, wuschigen Haare erinnerten mich ein wenig an einen glattgestriegelten Pudel, allerdings liebte ich seine Frisur deswegen nur noch mehr. Wie ich hatte er dunkle blaue Augen, allerdings waren sie nicht von gleicher Reinheit und Intensität wie meine, worauf ich auch allgemein stolz war. Ein schwarzer Overall, dessen oberer Teil lässig an seiner Hüfte hang und der mit Hosenträgern fixiert war, kennzeichnete meinen Bruder als Trendsetter aus. Neben ihm gammelte eine Mittzwanziger alte Frau, die einen rosafarbenen Kaugummi in ihrem Finger drehte. Sie hatte haselnussbraune Augen sowie rostbraune rote Haare, die sich in langen Wellen auf ihre Schultern legten. Außerdem geizte sie in ihrem hellblauen Hosenanzug nicht mit ihren Reizen, vor allem die kniehohen Militärboots machten die Sache nicht unbedingt angenehmer. Toma und seine Freundin Yuuna waren also da. Ich klatschte mir unwillkürlich gegen die Stirn, als Yuuna ihre Haare zurückwarf und sich verführerischer denn je an ihren Boyfriend lehnte. Hoffentlich konnte diese Gorgone meinem bisexuellen Opfer nichts anhaben… Hinter den beiden fröhlich drauf losschwatzenden Gestalten lugte ein kleiner schwarzer Kopf in üblicher Mittelschuluniform hervor und genervt hielt ich mich am Türrahmen fest. Er war also tatsächlich gekommen. Mehr oder weniger erfreut bat ich die drei ein und bemerkte dann schließlich einen breitgrinsenden Jungen, dessen palominofarbenen gelockten Strähnchen mir unglaublich bekannt vorkamen. „Alles Gute!“ Er hielt mir immer noch seine Milchzähnchen (?) präsentierend einen Blumenstrauß sowie eine Schachtel mit mittelklassigen Pralinen entgegen und verbeugte sich formal. „Und du bist?“, fragte ich etwas perplex und musterte ihn abschätzig. Er schien auf irgendeine Art und Weise vertraut… „Ich bin Masaru Scott. Der BESTE Freund von Takato!“ Während diese Worte aus ihm herausblubberten, hob er die Arme in die Luft und machte eine weitausschweifende Geste. Merkwürdiger Möchtegern… Schließlich winkte ich ihn ebenfalls herein und wandte mich wieder heiter hüpfend meinem Brudi zu. „Wie war es in Paris? Hast du irgendwen getroffen? Hast du mir Geschenke mitgebracht? Und Photos gemacht? Und mir ein verrostetet Stück vom Eiffelturm?“ Bestürmt hob Toma lächelnd die Hände und nahm Platz auf dem von Takagi zugewiesenen Stuhl. „Die letzten 3 Fragen kann ich mit JA beantworten und sonst war Paris ein sehr angenehmer Aufenthalt, nicht wahr Yuuna-chan?“ Lächelnd drehte er sich zu seiner Liebsten und Kaugummi kauend nickte sie. „Ich habe mich mit Karla Feldlager unterhalten können. Eine wunderbare Designerin, sehr inspiriend!“ Plötzlich hopste Yuuna auf seinen Schoß und drückte ihren Kopf an sein Gesicht, sodass er nicht weiterreden konnte, sondern sich um ihre Streicheleinheiten kümmern musste. Empört schaute ich zu Takagi, der musste doch irgendwas dagegen tun können! Allerdings war er eher damit beschäftigt auf meinen allzu perfekten Arsch zu starren und bemüht nicht zu sabbern, als wenn er sich um meine Angelegenheiten kümmern würde. Ich wackelte kurz mit meinen Hüften und winkte ihn mit einem Finger zu mir, woraufhin er wie hypnotisiert auf mich zugedackelt kam. „Hol den Proseco aus dem Kühlschrank und für die Minderjährigen nur Wasser aus dem Hahn.“ Auch wenn ich noch nicht 20 war, hatte ich beschlossen ein bisschen Feuerwasser zu probieren. Gleich danach würde es an das Büffet gehen und sogleich an meine Geschenke. Mich freuend klatschte ich in meine Hände und sah, wie sich die beiden Mittelschüler verschüchtert in eine Ecke gedrängt hatten. Mir wars relativ egal, weshalb ich weiterhin meinen Bruder löcherte.
Wie ein alter Gaul saufte mir Yuuna den Proseco aus den Gläsern und genervt rief ich zum Essen. Wie ein braver Butler führte Takagi die Partygesellschaft zum Tisch und wies sie ihren Plätzen zu. Als ich die große Vielfalt des Banketts vor mir sah und mir ein unglaublicher Duft in die Nase stieg, umarmte ich Takagi stürmisch und blinzelte ihn an. Sofort schlossen sich seine Arme um meinen Körper und ich hatte das Gefühl, als würde ich persönlich als seine Nachspeise dienen müssen. Diabolisch trennte sich ein Grinsen von mir, ein wenig musste er sich wohl noch gedulden. Und solange er sich noch im Griff hatte, war es doch überhaupt nicht spaßig…
Wir aßen flammbierten Hummer, Perlhühner im Champagner gebadet, filettierte Kugelfische, Koberindsteaks. Kaviar sowie bester Alaskaräucherlachs durften natürlich nicht fehlen. Mit geschwungenen Linien war Dynamik sowie Kunst auf das Mahl gekommen und feines Blattgold verlieh dem ganzen einen königlichen Touch. Zur Nachspeise servierte uns Takagi ein Schokosouffles auf Vanillesaucenspiegel mit kandierten Obst und mit Safran und Trüffelraspeln verfeinert. Wunderkerzen leuchteten im grellsten Licht und fast schon ungeduldig wartete ich darauf, dass ich mein Dessert verschlingen durfte. „So… Ich hoffe, ihr habt noch Platz für eine Schokoeistorte a la Takagi!“ Sie war recht schlicht gehalten, oben drauf waren nur in mit weißer Schokolade verschiedenste Währungszeichen sowie mein Name eingezeichnet. Toma lachte klatschend auf und klopfte sich auf seinen Bauch, der schon reichlich zu sich genommen hatte, Yuuna starrte nur wie ein wildes Tier auf den Kuchen, Masaru rieb sich ungläubig die Augen während Takato seine Zunge rausstreckte und murrte, dass er kein süßes Zeug mochte. Um so besser, so war mehr für mich übrig <3.
Mehr tot als lebendig hockten, lagen oder gammelten wir auf den Ebenholzstühlen nachdem wir die ganze Torte verdrückt hatten und selbst ich Materialist hatte fast keine Lust mehr mich auf meine Geschenke zuzubewegen. Mich umschauend bemerkte ich, dass Takagi nur 20 cm von mir entfernt saß und stöhnend seinen Bauch hielt. Ich grabschte nach seinem Bein und angelte seinen Oberschenkel näher heran, sodass ich erst auf das eine dann auf das andere Bein klettern konnte und schließlich auf seinem Schoß hockte. Verwirrt blickte er mich an und ich kicherte ihm zu: „Hi…“ Dann biss ich mir auf die Unterlippe und wartete seine Reaktion ab, die nicht lange auf sich warten ließ. Unter mir spürte ich Kleintakagi erwachen und Hallo winken. Abermals kicherte ich auf und pokte sein Brustbein. Seine Hand wanderte automatisch um meine Hüfte und pokte meinen Bauchnabel. „Du… Takagi?“ Meine roten Lippen zusammenpressend blinzelte ich ihn an. „Hm?“ Etwas verfressen blinzelte er zurück. „Magst du mir meine Geschenke holen?“ Kurz folgte eine Stille und einen Augenblick an, dachte ich Takagi hätte seine „Ich bin Geil auf dich“-Phase überwunden, als er mich wieder auf meinen Stuhl setzte und ins Wohnzimmer rannte, um die drei Geschenke zu holen.
Schade, dass solche Phasen bei diesem Mann einfach zu selten auftraten, als dass ich sie langfristig ausnutzen könnte… Endlich standen nun die Geschenke vor mir und nun waren auch die anderen aus ihrer Fressstarre erwacht, sodass sie mir beim Auspacken zuschauen konnten. Ich entschied mich dafür, dass ich erst das Geschenk von der Person nehmen würde, die ich am wenigsten mochte. Vorsichtig hob ich Takatos Geschenk an und schüttelte es. Ein plumpes Geräusch schallte in dem Karton wieder und mit Fingerspitzengefühl entfernte ich den Teaserfilm. Bis mir der Geduldsfaden riss und ich den Karton mitsamt des Geschenkpapiers zerriss. Den Atem haltend blickten meine Gäste auf das Geschenk, das am Boden des zerfledderten Kartons lag. Dort lag eine Voodoo-Puppe… Eine Puppe, die aussah wie ich!!! Ich hob sie hoch und blickte erstaunt auf die Detailtreue und die Liebe, die in diese Nachbildung gesteckt wurde. Misstrauisch warf ich einen Blick auf den schwarzhaarigen Shota. Sowas bastelte er also in seiner Freizeit… Vielleicht sollte ich mich nicht mit ihm anlegen, wer wusste schon, welche schwarze Magie er beherrschte. Allerdings musste ich als Ausgeburt des Teufels, die Verführung in Person, ja keine großartige Angst davor haben… Als ich schulterzuckend die Hände hob, warf sich Takato urplötzlich in meine Arme und begann mich zu knuddeln. „Kein Problem, Yuki-chan!“ Wieder konnte ich ein misstrauisches Blinzeln zurückhalten, tippte ihm aber dann kurz mit zwei Fingern auf den Kopf. Auch wenn er in diesem Moment ziemlich putzig erschien, war ich noch tausendmal süßer! Als nächstes war Tomas Geschenk dran, bei dem sich Yuuna einfach mit eingelinkt hatte. Ein einfach Blau mit einer goldenen Schleife um den breiten Karton ließ mich aufgurren. Mein Brudi war einfach der beste Einpacker! Wieder versuchte ich vorsichtig das Papier abzumachen, was mir eindeutig zu langsam ging, weshalb ich wieder einmal einen meiner Tobsuchtanfälle bekam und das Present aus seiner Verpackung befreite. Ein paar Militärstiefel im edlen Braun glänzten mir in Ledermanier entgegen und kreischend starrte ich auf die Stiefel, blickte zu meinem Bruder, schaute wieder auf die Stiefel und begann noch mehr zu schreien. „OMG! Diese Schuhe sind ja sowas von cooooooooooooooooooooooooooooooooooooooollllllllllllllllllllllllll!!!!“ Mit einem Ruck klammerte ich mich an Toma wie ein Klammeräffchen und knuddelte ihn so stark ich konnte. „Die sind frisch aus Paris. Nur schwer zu bekommen, aber ich hab sie auf einer Modenschau vom Designer persönlich bekommen.“ Lächelnd streichelte er mir über den Kopf und schenkte mir einen „Ich hab dich lieb und würde dir den Himmel schenken“ Blick zu, als sich Yuuna auf einmal zwischen quetschte und in ihrer monotonen, Genozid Lolita Stimme brummelte: „Ich hab die gleichen Schuhe, nur in schwarz.“ Blitze, Funken warf ich meinem Bruder zu, als ich das hörte, wie konnte er es wagen, mir sowas anzutun? Ich konnte doch nicht die gleichen Sachen haben, wie eine billige Nutte wie sie! „Die hab ich für dich aber zuerst geholt!“ Mehr oder weniger erleichtert wandte ich mich Takagis Geschenk zu. Er überreichte es mir in einem etwas snoobischen Ausdruck, und hocherfreut riss ich das Papier auf. Als ich den Deckel anhob und mir ein glitzerndes „Yuki“ entgegenleuchtete, beugte ich mich vor und gab ihm einen Kuss. Neugierig schauten die anderen in den Karton und bewunderten mein Geschenk. Es war ein silbernes Macbook, das nun nur für mich war. Verwirrt schaute Takagi auf sein Geschenk, das ich nun umarmte, schließlich hatte ich eigentlich schon einen Laptop. „Aber…“ Ich schaute ihn grinsend an und wünschte mir diesen Augenblick festhalten zu können. Zu witzig war sein Gesichtsausdruck, seine Perplexität, die nicht verstand was vorging. Aber was konnte er denn jetzt schon sagen? Das das gar nicht sein Geschenk war? Sowas fieses konnte er doch nicht bringen, sonst wäre ich ja ziemlich enttäuscht. Ich lachte mir innerlich ins Fäustchen, was für eine geniale Idee, das Apartment auf den Kopf zu stellen, wenn Takagi aus dem Haus war und dann nach meinem Geschenk zu suchen und es mit einem Geschenk meiner Wahl zu ersetzen. Das Medaillon, das er mir eigentlich schenken wollte, hatte ich natürlich sicher aufbewahrt. Ich konnte einfach nicht genug kriegen.
Mürrisch begann er zu schmollen während die anderen losplauderten. Takato und Masaru unterhielten sich über neue Games, Yuuna klagte Toma ihr Leid, dass sie wieder Hunger hatte und ich lachte einfach nur laut. Takagi hätte wohl nicht erwartet, dass ich so ein böser Junge sein konnte, aber ich war gewillt mir später von ihm den Hintern versohlen zu lassen. Oder andersweitig bestraft zu werden <3. Schließlich war ich ja flexibel…
Mit einem lauten Knall landete der Mürbeteig auf dem Boden des Glasbehälters. Schließlich verteilte ich etwas Weizenmehl auf dem blanken Tisch und rollte den Teig auf. Seufzend entpackte ich die speziell angefertigte Plätzchenform und stach damit auf den plattgewaltzten Teig ein. Es war ein Yenzeichen, nach Yukis Wunsch fertiggestellt. Obwohl ich ihn gewarnt hatte, dass die Kekse ziemlich dünn und schmal werden würden, hatte er auf sie bestanden. Dieser kleine verwöhnte Bengel! Genervt stach ich weiter auf den wehrlosen Teig vor mir ein und grummelte vor mich hin. Dass ein Geschäftsmann wie ich den ganzen Tag für das Weihnachtsessen in der Küche stehen musste, war wirklich ein Graus. „Was bist du denn hier so stinkig, mein holder Weihnachtsmann? Schließlich ist es doch eine Ehre für mich Plätzchen zu machen, nicht wahr?“ Yuki tänzelte an meine Seite und zwinkerte mir zu. Verständnislos schaute ich an und machte einfach mit meiner Arbeit weiter. „Und vergiss die Liebesperlen nicht ; ).“ Ich berührte die Packung mit Liebesperlen und pinnte der Nervensäge ein wenig Teig mit einer glänzenden rosafarbenen Kugel auf die Nasenspitze. „Würde mir im Traum nicht einfallen…“ Empört wischte er es sich von der Nase und stemmte die Hände in die Hüften. „Jetzt mach mal ein bisschen hinne! Ich krieg Hunger!“ Wieder kam ein verständnisloser Blick von mir als ich den Kopf zur Seite legte: „Dann hilf mir gefälligst, anstatt mich hier anzumeckern! Ich weiß ja inzwischen, dass das deine Parade- und Lieblingsdisziplin ist. Du könntest trotzdem mitanpacken!“ Grinsend griff er mir herzlich in meine knackige Rückenansicht und sah mich herausfordernd an. „Mitangepackt <3.“ Die Augenverdrehend drehte ich mich aus seinen grabschenden Patschehändchen. „Ich meine mit dem ESSEN!“ Der Kleine lehnte sich zurück und kniff ein Auge zu. Dann hob er abwehrend die Hände und lachte herzhaft auf: „In unserem Deal stand nichts von Hausarbeiten, nur was von Wirtschaftlichen! Und soweit ich mich nicht irre, heißt es ja wohl nicht „Merry Business“ :D. Wieder entglitt mir ein Seufzer, dieser Junge…! Endlich konnte ich die verdammten Kekse in den Ofen schieben und wischte mir den Rest des Teiges an der Schürze, die an meinen Hüften baumelte, ab. Mit der einen Hand wies ich Richtung Wohnzimmer und murrte: „Dann geh und mach dich an dem Christbaum zu schaffen. Du liebst es doch zu dekorieren…“ Fröhlich hüpfte er aus der Küche und sprang gleich wieder zurück um mir die Hände entgegen zu strecken. „Gib mal dein Portemonnaie. Ich brauch was zum Schmücken.“ Verdutzt drehte ich mich zu ihm und zeigte mit der rechten Hand auf den Wohnzimmertisch auf dem Weihnachtskugeln standen. Er blinzelte kurz bis er aufdringlicher auf mich zu kam und maulte: „Ich will den Baum aber mit Scheinchen schmücken! Oder Weihnachtsgurken… “ Ich verzog meinen Mund. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieser pöbelnde Bengel! Verärgert packte ich ihn am Arm und zog ihn ins Wohnzimmer, wo ich ihm wortlos die Weihnachtskugeln gab. Schmollend versuchte er mich nochmal zu ködern, aber diesmal würde ich hart bleiben. Beziehungsweise nicht hart werden… -.-°
Als ich einige Pilze für das vietnamesische Frühlingsfondue von ihren Stengeln trennte, vernahm ich ein lautes Scheppern gefolgt von einem diabolischen Kichern. Seufzend gab ich meinem pochenden Kopf nach und ging völlig entnervt zu Yuki. Was hatte das Gör jetzt schon wieder verbrochen? Dort saß er in funkelnden, bunten Scherben und hielt die Fäustlein vor seine sinnlichen Lippen verschränkt, blickte wie ein unschuldiges Kätzchen zu mir herauf. Heute würde er mich nicht dazu bringen ihm zu verzeihen. „Na was haben wir denn hier?“ Verschmitzt packte ich eine Ersatzkiste mit anderen Kugeln hervor und zischte ihm streng zu: „Geh und mach die Scherben weg. Ich schmücke den Baum.“ Grummelig wudelte er die Glasscherben auf und hoppelte mehr oder weniger beleidigt in die Küche, wo er hoffentlich nichts anfasste. Endlich war der Baum würdig und prachtvoll behangen, ich strich mir mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn, als mir einfiel, dass ich den Ofen nicht ausgeschaltet hatte! Verdammt, hastig rannte ich um nach den Plätzchen zu sehen. Gerade drückte Yuki auf den Ausknopf, als ich nach den Rechten sah. Die Plätzchen waren ziemlich braun geworden und ich wollte nicht unbedingt ausprobieren, ob sie noch genießbar waren. „Wenn du mir gesagt hättest, dass ich darauf aufpassen soll, hätte ich es gemacht.“ Ein Grinsen huschte über sein blasses, schönes Gesicht und ich schlug mir gegen die Stirn. „Geh mir einfach aus dem Weg. Das Essen ist gleich fertig.“ Und schon war das Blondchen wieder verschwunden.
Ich machte mich seufzend wieder daran Lau, das Fondue vorzubereiten. Vorsichtig schnitt die etwas Grünzeug in kleine, mundgerechte Stücke, entschälte Garnelen, hackte Frühlingszwiebeln, schnitt das Rindfleisch in zarte Scheiben, hatte die Fleischklöße aus ihren Plastikhüllen gepellt und legte die Calamari bereit. Die Mi-Nudeln waren mit Wasser vollgesogen und die schwarzen Stellen der Mungobohnensprossen hatte ich ebenfalls entfernt. Jetzt galt es nur noch die Brühe vorzubereiten, die mit Fleisch und Gemüse aufgekocht worden war. Als ich nach geschlagenen zwei Stunden fertig war, meinen Ziehspross gerade zum Essen rufen wollte, sah ich wie in Zeitlupe Yuki fast wie absichtlich gegen den Weihnachtsbaum laufen und den ganzen Schmuck mit sich reißen. Plärrend kamen Wortfetzen von ihm und ich konnte ein: „Ohh, Takagiiiiii!! Ich bin ja soooooooooooo ungeschickt!“ ausmachen. Seufzend half ich ihm hoch und mit wirklich echt wirkenden Tränen gab er seiner Schmolllippe nochmals die Chance die bombastische Wirkung zu erwirken, die er normalerweise von ihr gewöhnt war. Wortlos reichte ich ihm meine Brieftasche und holte einfach nur das Essen an den Tisch. Jetzt half nur noch eine Orgie. Als ich den Pot langsam und vorsichtig zum Tisch trug, klingelte es an der Tür und ehe ich Yuki dazu auffordern konnte, flitzte er an mir vorbei und machte auf. Sogleich wurde sie wieder zugeschlagen und verwundert versuchte ich noch immer mit dem Topf im Arm zur Tür zu spähen. War das ein Yakuzamitglied, das Yuki jetzt wieder mitnehmen wollte? Bei der Vorstellung ihn mit gegelten Haaren und in einem stocksteifen Anzug zu sehen, musste ich unwillkürlich prusten. „Wer war das?“ Er zuckte mit den Schultern und machte eine Unschuldsschnute: „Keine Ahnung. Wahrscheinlich irgendson Vertreter?“ Wieder klingelte es an der Tür und ich stellte schließlich den Topf ab um selbst an die Tür zu gehen. „NIIIIIIIIICHT!“ Er hielt mich fest und vergrub sein Gesicht in meinem schwarzen Shirt. Verwirrt ging ich einen Schritt weiter als es wieder läutete. „Es ist Takato…“, kam ein Murren vom Blondie. Ein strenger Blick und ein Poken sagte ihm, dass ich meinen kleinen Bruder keinesfalls einfach vor der Tür stehen lassen würde. „Nii-chan!“ Er stürzte sich in meine Arme und kuschelte sich neben Yuki in mein Sixpack. „Ich hab ein Geschenk für dich!“ Er streckte mir eine CD mit ner blauen Schleife entgegen. Ich wiederum überreichte ihm die neueste Spielekonsole, die meine Firma hervorgebracht hatte. „Danke.“, kam es gleichzeitig von uns und lächelnd sah ich den Titel der CD „Dear Bro“. Er hatte mir also ein Song geschrieben und vertont, dieses putzige Geschenk musste ich mir gleich anhören. „Und hier… Ist noch etwas für Yuki-chan…“ Verschüchtert steckte er es Yuki zu und verdattert blickte dieser auf meinen kleinen, süßen Bruder herab. Es war ein selbstgenähtes Plüschhäschen, mit einem Reißverschluss als Mund. Eigenartige Niedlichkeit, aber es wirkte. Entzückt schnappte sich Yuki das freie Geschenk und rannte davon. Mein Brudi hingegen musste ebenfalls gehen zu unseren werten Eltern, die unbedingt mit dem Kleinen feiern wollten.
„Endlich ist er weg…“, nuschelte der blonde Jugendliche und drückte sein schwarzes Häschen an sich. Er war einfach unmöglich. „Iss schneller, damit wir eine frühere Bescherung haben.“ Soweit es ging, schaufelten wir uns die Nudeln, das Gemüse, das Fleisch und was alles noch in dem Fondue drin war in den Rachen.
Unter dem Weihnachtsbaum stapelten sich die Geschenke für Yuki, aber ein Geschenk für mich konnte ich nicht entdecken. „Hey, Takagi… Ich geh mich mal kurz frisch machen, damit wir mit dem Schenken anfangen können, ok?“ Ich nickte nur stumm, mein Magen war extrem voll und so war es mir einfach nur recht, dass ich mich noch etwas ausruhen konnte. Als mein Wirtschaftsgenie sich schließlich aus dem Bad begab, ergab sich ein wundervoller Anblick. Er war fast vollständig entblösst, bloß eine rote Shorts, die sein Gemächt sowie sein knackiges Hinterteil besonders zur Geltung brachte, eine rote Weihnachtsmütze sowie eine riesige glänzende rote Schleife um seinen Hals verzierten ihn. Ich leckte mir augenblicklich über die Lippen. Was für eine Aussicht! „Ich bin dein Geschenk, Takagi <3.“ Ein Lachen entglitt mir, das war so dermaßen typisch Yuki, dass es fast nicht mehr überraschend war. Ich zog ihn zu mir zu den Geschenken und schob ihn den Stapel zu. Es waren sicher zwanzig Geschenke verschiedenster Art. Es waren unter anderem modernes, technisches Schicknack zur Unterhaltung, Pornos, die er sich gerne illegal im Internet anschaute, Klamotten, Schuhe und vor allem Accessoires. Doch bevor er diese Geschenke zwischen die Krallen bekam, packte er kreischend ein dünnes, schmales Kartönschen aus. In diesem befand sich ein Butleroutfit und verwirrt hob er es auf. „Butler? Das scheint mir ein wenig zu…“ Ein entsprechendes Wort hatte er nicht. Ich seufzte. „Gib her, ich bin gleich wieder da.“ Ich verschwand nun ebenfalls im Bad. Schnell schlüpfte ich in den elegant geschnittenen Anzug. Vielleicht konnte ich das Fest der Liebe auch aus diesen Augen sehen und dachte unwillkürlich an Yuki, der sich verführerisch auf dem Boden räkelte. Als ich wieder vor den Jungen trat, hockte er dort und schaute mich mit glitzernden Augen an. Ich erinnerte mich noch genau daran wie er mir von einem schweinischen Traum erzählt hatte, in dem ich ein Butler war und ihn aufs allergrößte verhätschelt hatte. Ein Verbeugen und ein ernster Blick, dann strich ich mir kurz über das zurückgegelte Haar und sagte mit lauter, bestimmter Stimme: „Stets zu Diensten, junger Herr.“ Er kugelte sich vor Lachen und blickte mich kichernd an. „Ohhhh, Takagi, das steht dir so gut. Heute heißt du Takabastian. Und jetzt komm her, Takabastian.“ Mit einem Finger winkte er mir zu und ich kam mit einem genüsslichen Blick zu ihm herunter. Verlangend zog ich ihn an mich und entfernte die Schleife von seinem Hals, er berührte mit seinen Lippen die weißen Handschuhe und zog sie mit den Zähnen aus. Unsere Zungen verschmolzen mit einander und ich berührte ihn an seiner Härte. Er öffnete meine Krawatte, küsste meine Schlüsselbeine. Ein Fuß drückte plötzlich gegen mein Gemächt und ich sah unter mir, wie die Zehen sich sehnsüchtig massierten. Als ich meinen Mund um seine Scham legte, stockte Yuki plötzlich und erstarrte. Verwirrt erhob ich den Kopf. „Junger Herr?“ Wollte er mich jetzt plötzlich nicht mehr? „SCHNEE!“ Kreischend sprang er auf und lief in dem Aufzug auf die Dachterrasse. Er ließ sich auf den Boden fallen und machte begeistert einen Schneeengel, während ich in der Wärme saß und seufzend auf meine Härte in meiner Hose blickte. Da hatte die sinnliche Verführungskunst wohl gegen die kindliche Verspieltheit verloren…
Klick! Der Geldautomat im schwarzen Anzug schlürfte wie eine kränkelnde Dampfwalze in das Apartment, entledigte sich seiner sogenannten qualitativ hochwertigen „Schuhe“ und warf sich elanlos neben mich auf das Designsofa. Mein Pet begann zu seufzen, strich sich müde über das Gesicht und lockerte die schwarze Krawatte im altbekannten, geliebten Stil, dass ich zu woohooen begann :D. Entnervt schenkte mir Taka-chan einen Autoblick, als wollte er ausdrücken, dass er etwas loswerden wollte. Ein kurzes Blinzeln war meine Antwort. „Was glaubst du was ich bin? Ein Drucker, der dir „Ich-habe-einen-sozialen-Tag“-Gutscheine ausspuckt?“ Angepisst antwortete er: „Na, das kann ich ja von einem, der in MEINEM Haus, in MEINER WANNE (ich hatte mich grade 2 Stunden lang erfrischt, was the horny Takagi natürlich sofort bemerkte), an MEINEM PC und an MEINEM Essen hockt, erwarten, oder?“ Wieder blinzelte ich ihn mit meinen jede Frau neidisch machenden ultra-long Wimpern an, legte einen Finger an meine Lippen. „Aber diese Sinnlichkeit unterstellst du nicht DEINEM Besitz?“ Über seinen Brauen bildete sich eine pochende Wutsfalte, was mich aufkichern ließ. Ach, ich liebte es einfach ihn zu teasen! „Willst du mir jetzt zuhören oder soll ich mich in eine Ecke setzen und heulen?!“ Wieder entwich mir ein Kichern. Das wäre echt amüsant mitanzusehen… Ich legte also meine Beine auf seinen Schoß, klemmte mir ein Kissen vor den Bauch, stemmte meine Hände unters Kinn und setzte meine „Sozialer Zuhörer“-Miene auf. „Was gibt’s denn, Schatzi? Erzähl Papeiii, was los is, Takatakatu <3.“ Obwohl er mich etwas perplex anschaute, begann sein schöner Mund sich unaufhörlich zu bewegen. Meine blauen Augen folgten diesem Auf- und Zuklappen seines Kiefers und verständnisvoll wie ich bin, nickte ich unentwegt und tat als würde ich jedes seiner so unnötigen Worte mitbekommen. „Aufgrund dessen stagniert das Geschäft im Moment ein wenig.“ Dabei ließ er sich zur Seite gleiten und grub sein Gesicht in meinen weichen Schoß. „Heißt also, du verlangst endlich wieder nach meinen Diensten?“ Takagi hob seinen Kopf und nickte stumm. Der Durchschnittsbusinessmann brauchte also meine Hilfe. „Ich bin ja immer noch dafür, dass wir den finanzkräftigen Teil der Bevölkerung als vollwertige Mitglieder in unsere Zielgruppe einintegrieren…“ Ich schielte zu ihm, wollte wissen, was die Matschbirne von dieser Idee hielt. Doch er unterbrach mich nicht, klebte förmlich an meinen kirschroten, verführenden Lippen, die er momentan überhaupt nicht weiter beachtete K und wartete darauf, dass ich weiterredete. „Am besten erreicht man die Leute heutzutage über Friendzbook und Peeper… Es ging um die Verkaufszahlen des neuen Computers, richtig?“ Ein einfaches Ja kam von dem schwarzhaarigen Dummkopp. Takagis Oberstübchen schien hart zu arbeiten, sah sein Gesichtsausdruck doch aus, als versuchte er Scheinchen und Münzen zu kacken. „Wir müssen eine Kampagne starten, die die Leute auf den PC aufmerksam macht… Ich hab da schon eine Idee, aber dafür bräuchte ich einen Spezialisten, der mir bei der Ausführung hilft…“ Daraufhin stand der Anzugmann auf, schnappte sich sein Handy und telefonierte kurz. Dann drehte er sich zu mich um und sprach: „Morgen um 14:00 Uhr wird jemand hier sein. Er wird sein Material mitbringen, also brauchst du dich um nichts zu kümmern.“ Takagi wandte mir wieder den Rücken zu, schlüpfte aus der Jacke und lüftete sein Hemd. Pheromone stiegen in mein Näschen und entzückt hüpfte ich auf seinen Rücken. Instinktiv hielt er meine Beine umklammert, schließlich wollte er nicht, dass seine geliebte Prinzessin runterfiel und sich den Goldkopf stieß. „Ich geh jetzt duschen, also könntest du vielleicht von mir runtergehen?“ Mein Gesicht war ganz nah an seinem Ohr und ich sah, wie die Schweißperlen an seinem Kinn herunterrannen. „Wieso denn mit Seife sauber werden, wenn man mit Yuki dreckig sein kann…“ Erstarrt spürte ich wie die Hitze in seinen Kopf stieg und ohne einen Laut von sich zu geben, trug er mich ins Bad…
Takagi war am nächsten Morgen bereits früh aus dem Haus gewesen, daher konnte ich mich in aller Ruhe auf den PC-Spezialisten vorbereiten. Vielleicht konnte man den ja schön in Verlegenheit bringen… ;).
Um 14 Uhr klingelte es auch schon an der Tür und fröhlich flötend öffnete ich. Vor mir stand dieser schmächtige, blasse Junge, der sich Takagi’s Bruder nannte…! In seinen Händen hatte er einige Taschen und Kartons und mit den müden, dunklen Augen sah er zu mir hoch. „Hallo, Yuki-chan. Nii-chan meinte, dass du Hilfe brauchst bei der Gestaltung einer Kampagne?“ Ich blickte ihn an, verzog das Gesicht. Meine Oberlippe bewegte sich in Richtung Nase. „Und… wer warst du nochmal?“ Ignorant ignorierte ich sein „Nii-chan“ und schnaubte ich ihn abschätzig an. „Kurasawa Takato. Kurasawa Takagi’s kleiner Bruder.“ Ein Seufzen entwich mir. Die Hand wanderte an meine Stirn. Naja, Takagi hatte mich mit seinem Hundeblick dazugebracht eine Kampagne zu starten, also würde ich das jetzt auch tun. Ich drehte mich um, ließ die Tür offen, damit der Schmarotzer hinter mir herlaufen musste. Ich hockte mich auf den Drehsessel vor dem Glastisch auf dem Takagi’s PC stand. Der sogenannte kleine Bruder war natürlich so dreist, nahm sich einen Hocker und drängte sich neben mich. Der Gestank eines geekigen Shotas drang mir in die Nase, seine Körperwärme strahlte mich an. Und das obwohl ich eigentlich bei diesem Gesichtsausdruck von einem von Takagi entwickelten Cyborg Bruder ausgegangen war. „Was hast du dir denn so vorgestellt, Yuki-chan?“ Meine Mundwinkel waren immer noch grässlich verzogen, die Gesichtsmuskeln standen unter Dauerspannung. Wie konnte er diese Verniedlichungsform nur derart vergewaltigen, indem er sie ständig in den Mund nahm? „Ich wollte auf der FriendzBook-Seite von KurasawaCorps eine „Selfmade“-Kampagne starten. Der potentielle Kunde soll im ersten Schritt den neuen KC-Star 2.0 selbst gestalten. Im zweiten Schritt soll dann mit diesem Eigendesign noch eine eigene Kampagne designt werden und wer das wiederum am besten hinkriegt, bekommt seinen Selfmade PC und darf dann noch im Spot mitspielen… Und kriegst du das hin?“ Er nickte nur stumm. Ohne etwas zu sagen, begann er seine Sachen heraus zu kramen. Ein Grafiktablet, irgendwelche CDs auf denen spezielle Programme waren und noch anderes nerdiges Zeug, was ich aufgrund der mangelnden Sauberkeit, aber nicht weiter angucken wollte. Langsam fing er an alles zu installieren, gelangweilt gähnte ich. Wie nervig. So konnte ich doch gar keine Mätzchen treiben. Wie öde war das denn. „Yuki-chan… Liebst du meinen Bruder eigentlich?“ Ich blinzelte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Was wollte der Bengel von mir wissen? „Dumme Frage von einem dümmlichen Jungen. Jetzt fang an zu arbeiten. Wofür hab ich dich sonst bezahlt?“ Der Bub in der Gakuran, die mir sicherlich will besser als Nackuran gestanden hätte, blinzelte jetzt ebenfalls. „Du bezahlst mich doch gar nicht… Ich mache das für meinen Bruder…“ „ Natürlich bezahle ich dich! Schließlich hast du die Ehre mit mir zusammenzuarbeiten! Und das ist gar nicht mit Gold abzuwiegen.“ Still tippte er in die Tasten. Wer nicht parieren konnte, der war eindeutig mit Takagi verwandt. Ich seufzte. Schnell schielte ich zu dem Jungen. Die wuscheligen Haare entsprangen dem gegensätzlichen Stil von Takagi, dennoch lag eine gewisse Ähnlichkeit in ihrer Art die Strähnen aus dem Gesicht zu wischen. Dichte, schwarze Wimpern umrahmten seine schwarzen Augen. Genauso wie bei seinem Bruder. Was war bloss mit Mutter Natur los? Hatte sie sich gegen mich verschworen oder hatte sie sich an dem langsam vor sich hin alternden Takagi schon satt gesehen und wollte sich nun an der jüngeren Version in Gestalt von Takato aufgeilen? Verärgert hob ich mein Fäustchen in die Luft und wünschte sie zum Gänsegeier.
Wir saßen bereits drei Stunden daran und das einzige, was der sogenannte kleine Bruder bisher geschafft hatte, war es sinnlose Buchstaben- und Zahlenfolgen in ein offenes Editor-Fenster zu tippen. Er hatte sie außerdem noch unsinnigerweise in marineblau, violett, rot und anderen Farben unterteilt, was das ganze zwar komplizierter aussehen ließ, für mich aber immer noch nicht viel verständlicher war. Ich kratzte mich an meinem blonden Schopf und pustete mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Takato fragte mich ab und zu, ob dort eine Animation eingesetzt werden sollte oder welche Schriftart ich bevorzugte. Aber bisher konnte ich davon noch recht wenig sehen. „Fängst du auch irgendwann an, oder willst du weiterhin Zahlenlabyrinthe in so ein primitives Schreibprogramm eintippen?“ Der Schüler schaute mich aus seinen Augenwinkeln an und sagte schlicht: „Ich bin gerade dabei deine Wünsche zu programmieren. Aber das dauert halt ein wenig… Du kannst ja schon mal einen Aufhänger für die FriendzBook-Seite designen.“ Damit wies er auf das Grafiktablet, das dort vor mir lag. Selbstsicher hob ich den Stift und begann auf der Platte zu zeichnen, sowas konnte doch gar nicht schwer sein! Doch nachdem ich einige Striche gemalt hatte, hielt ich inne: „Da kommt ja gar keine Farbe raus…?“ Takato drehte abermals den Kopf nicht, nuschelte ohne den Tonfall zu ändern: „Du musst das Tablet auch an den PC anschließen… Dann erscheint das Programm, wo dann dein Kunstwerk auftaucht… So.“ Mit schnellen Handgriffen hatte er es mit dem Computer verbunden, das Programm installiert und nun einen fies lachenden Smiley (in etwa so: _>:D), der amüsiert die Hände in die Luft räkelt. „Gut gemacht, Takato! Ich wollte nur noch einmal sicher gehen, dass du dein Geld auch wert bist!“ Allwissend nickte ich mit dem Kopf. Diesmal blieb er stumm. „ Ich hab Hunger…“ Meine Augenbrauen schnellten in die Höhe. Eine Chance der peinlichen Lage zu entfliehen! Ich stand auf: „ ICH geh eben was machen.“ Hastig verließ ich das Arbeitszimmer, schließlich konnte man ja nie wissen, ob dieser Junge darauf rumreiten würde.
Eine halbe Zwiebel in kleine Stücke gehäckselt, Sonnenblumenöl in eine Pfanne gegossen, gekochter, abgeschmeckter Klebreis hinein und schön braun braten. Außerdem noch als krönender Abschluss ein Ei hineinschlagen und fertig war der gebratene Reis a la Yuki! Zufrieden schob ich meine Kreation in zwei große Porzelanschüsseln, legte noch schwarz lackierte Stäbchen hinzu und balancierte alles auf einem Brett zu Takato. Er konnte sich glücklich schätzen, dass ich ihm etwas gekocht hatte… Vor allem ohne Rattengift reinzuschütten. Schließlich wäre ich dann der Tatverdächtige, wenn Takagi später auftauchen würde…
„Hier. Iss und mach dann schnell weiter. Ich will, dass das heute noch fertig wird.“ Ohne seine Hände zu berühren, warf ich das Essen ihm mehr oder weniger auf den Tisch. Interessiert beschaute er sich mein Werk. Ich hatte von Takagi bereits erfahren, dass er ein schwieriger Fall in Sachen Nahrungsaufnahme war, aber mit Reis sollte ein Asiate stets zurechtkommen. Ohne weiter zu zögern steckte er sich den ersten Happen in den Mund. Zufrieden begann ich ebenfalls zu essen, beobachtete ihn, um schnellst möglichst eine Bestätigung darüber zu erhalten, dass Prinzessin Yuki auch im Kochen eine Bombe war. Seine Gesichtsausdruck verhärtete sich, erstarrte. Die Stäbchen fielen aus der Hand, der Unterkiefer klappte auf und die Reisbröckchen purzelten heraus. Hatte ich vielleicht instinktiv doch Ungeziefermittelchen hineingemischt? Das wäre aber gar nicht gut… <3. „Was ist? Noch nie richtigen gebratenen Reis gegessen, oder wie?“ Er schüttelte bloß den Kopf. Seelenruhig aß ich weiter. „Was ist dann los?“ Tief einatmend schien er sich endlich zusammenzureißen und wagte die Worte: „Mit deinen Geschmacksnerven scheint wohl was nicht zu stimmen… Hast wohl an zu vielen Schwänzen gelutscht, wa?“ Ich schaute ihn Medusa gleich an. Das würde noch ein harter Tag werden. Und ich war mir sicher, dass es heute noch Leichen geben würde.
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Leutschen, das Kapitel war vielleicht ne schwere Geburt! Tut mir echt leid, dass es so lang gedauert hat, aber wie ich einigen von euch bereits vermittelt hatte, war ich in letzter Zeit ziemlich mit meinem Abi beschäftigt... Aber jetzt ist alles paletti, wenn ich nicht in die Nachprüfung muss ^^"
Naja, und dass Chapter etwas kurz geraten ist, liegt daran, dass ich jetzt erst mal wieder reinkommen muss und an einigen Stellen noch nicht ganz zufrieden war mit den Formulierungen. Ich hoffe ihr mögt es trotzdem.
Vor allem weil der liebe Takato jetzt auch mal wieder auftaucht <3
Wer mich noch nicht geaddet hat, der solle das bitte tun, da es langsam echt schwer wird, die Übersicht zu behalten ^^
Es grüßt Shinobi ^^
Ich spürte etwas warmes, feuchtes, längliches und hartes an meine Wange platschen. Und sein nervtötendes Kichern. Entnervt bewegte ich meinen Kopf und wich ihm aus, doch er folgte mir damit. Ich hatte schlicht keine Lust meine Augen zu öffnen, schließlich hatte ich heute frei. „Ahhhnnn, Takagiiiii ~ “ Sein leises Flöten drang in mein Ohr und der heiße Atem legte sich auf meine Lippen. Eine Gänsehaut überzog meine Haut und heimlich genoss ich seine süße Stimme, die mich fast wieder einschlafen ließ. Doch um das zu verhindern, patschte er wieder damit auf meinen Wangen herum und berührte mit seinen klebrigen Fingern meinen Mund, öffnete etwas eindringlich die Lippen und drang hinein. „Und jetzt… will… es… in deinen MUND!“ Nun steckte es gänzlich drin und rhythmisch bewegte er es hinein und wieder hinaus. Instinktiv begann ich daran zu saugen und biss herzhaft rein. Sollte der kleine Maso doch seine morgendliche Geilheit mit einem festen Biss kommen. Vielleicht würde Yuki es sich demnächst dann anders überlegen. Plötzlich fiel mir auf, dass er es hastig mit einem spitzen Schrei aus meinem Mund gezogen hatte und ein Stück auf meiner Zunge lag. „Awwwwwww! TAKAGIIIIIIIIIIII!“ Erschrocken setzte ich mich auf und öffnete die Augen. Sofort spuckte ich das Stück Fleisch aus und sprang aus dem Bett, während ich mir die warme Flüssigkeit aus dem Mundwinkel strich. „Wir müssen dich sofort ins Krankenhaus bringen! Ich hol einen Eisbehälter, du ziehst dich an!“ Als ich nochmals besorgt zu Yuki sah, konnte ich es kaum fassen: Er rollte auf dem Bett hin und her und lachte wie ein Geier. „TAKAGIIIIIIIIIIIIIII, ich wusste gar nicht, dass du derart auf Krakauer stehst! xD“ Ganz langsam flockte es in meinem Hirn und in Zeitlupe blickte ich auf das Fleischstück in meiner Hand. Das Ende einer Wurst. Einer ganz normalen Wurst. Verärgert klopfte ich mir auf die Brust und zwang mein Herz mit dem Pochen aufzuhören. „Alter… Ich dachte, ich hätte dich verstümmelt…“ Mit dem breitesten Grinsen, dass ich bisher von ihm zu Gesicht bekommen hatte, kam er Augenbrauen wackelnd auf mich zu und sagte: „Du musstest doch schnell aufwachen, weil heute die Kampagne gedreht wird. J“
Ich kratzte mich am Kopf. Seit Yuki und Takato zusammengearbeitet hatten, war bereits 1 Monat vergangen. Der Kampagnenwettbewerb war abgelaufen und der Sieger stand fest. Daher hatte ich mir von meinen Büroarbeiten auch freigenommen und konnte mit Yuki das Set besuchen gehen. Der Kindskopf hatte sich schon seit Tagen drauf gefreut. Beide hatten brilliante Arbeit verrichtet. Yuki als Creative Director und Takato als Programmierer schienen das Dream Team, obwohl Yuki, als ich an dem Tag von der Arbeit zurückgekehrt war, hysterisch und in Rage in einer Ecke gewütet und die Bäckchen voller Schamesröte hatte. Die Arbeit auf FriendzBook hatte Takato perfekt gelöst. Jedem Besucher, der zur Zeit des Wettbewerbs auf die Seite der Firma klickte, sprang sofort der bunte Werbebanner, auf dem das angepriesene Produkt mit herumwirbelnden Farbströmen sowie eine Vielzahl an Motiven, die es galt in seiner eigenen Kreation zu verwerten, auf den Monitor. Unter dem simplen Slogan „Gestalte. Teile. Gewinne!“ konnten Neugierige mit Takatos Programm die nötigen Schritte tun, um an dem Wettbewerb „Self-Designer“ mitmachen zu können.
„Takagiii ~ Magst du Würstchen zum Frühstück? Hab dir extra die FETTESTEN, SAFTIGSTEN und LÄNGSTEN aufgehoben, damit du schön was auf den mageren Knackarsch bekommst >:] .“ Ich sah ihn durch die zusammengekniffenen Schlitze, die in dem Moment mehr oder weniger als Augen hätten identifiziert werden können, an und grummelte vor mich hin: „Ich bezweifle, dass ich in nächster Zeit überhaupt etwas Längliches in den Mund nehmen werde…“ Mein Blick schweifte zum Obstkorb, geschickterweise hatte Yuki mir nur noch die goldenen Bananen übriggelassen und mit schaudernden Rücken drehte ich mich wieder zu Yuki um. Der Appetit war mir gehörig vergangen. Der blonde Knabe hatte sich einen schönen fetten Klecks Mayonnaise gegönnten und schob sich die weiße Soße mitsamt dem Krakauer nun genüsslich zwischen die Zähne, während er meinen Blick bemerkte. Sofort zog er die Wurst wieder hervor und hielt sie mir hin: „Ich wusste gar nicht, dass du wie kleine Babys nur das essen willst, was Erwachsene essen. Hier, beiß schön ab, die Wurst ist fest und hart…“ Blinzelnd schaute ich zu der Wurst, dann wieder zu Yuki, der noch Reste von der sämigen Soße am Mundwinkel kleben hatte und mich dennoch aufmunternd anlächelte. Meinte er es wirklich ernst und wollte er einfach nur, dass ich mit ihm zusammen aß? Der Gedanke daran, dass das womöglich der 1.Schritt sein würde durch den wir in Zukunft alles teilten und einander fütterten, ließ mich heimlich freudig erbeben. Vorsichtig kam ich auf die Wurst zu, öffnete leicht den Mund als ich unter seinem durchbohrenden Blick seine diabolisch kichernde Stimme vernahm: „Die Wurst… ist… fest und hart… und unbehaart >:D !“ Augenblicklich schreckte ich zurück und zeigte ihm wie meine Faust sich auf seinem Blondschopf anfühlte. Sich kugelnd klang sein böses Lachen „Nya, nya, nya, nyaharharhaaahar…!“ wie der kriegerische Oberbefehl einer lila Alienkatze und ich musste schmunzelnd an Klein-Takato denken, der beim Anblick dieses Katzenviehs immer schnell aus dem KinderTV gezappt hatte und sich zittern hinter mir versteckend lieber bei Digimon nach „Patamon“ gerufen oder bei Pokemon nach „Pikachu“ gesucht hatte.
„Welches Konzept hatte nochmal gewonnen?“, fragte ich das Thema wechselnd in seine außerterrestrische Lache hinein. „Das Mädel mit dem Otome Game…“ Ich nickte kurz und musste augenblicklich daran denken, wie Yuki und ich vor ein paar Wochen selbst den „Self-Designer“ ausprobiert hatten. Die Resultate waren unseren kreativen Fähigkeiten entsprechend ausgefallen, daher hatte ich eine Menge Respekt für die Gewinnerin übrig. Da man den PC mit einer weitgefächerten Farbpalette einfärben, unzählige Motive einfügen, Bilder hochladen, selbst anmalen und beschriften konnte, war es schnell und einfach möglich das Produkt nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. Dieses Ergebnis allerdings dann noch mit einem catchy Werbeslogan und eigener Storyline für die TV-Werbung zu vereinbaren, war dann allerdings doch schwieriger als es der liebe Yuki für möglich gehalten hatte. Yukis Version hatte das Blau seiner teuflischen Augen eingefangen, während auf den ganzen Flächen abertausende weißer Schneekristalle verteilt waren, die alle Krönchen aus Strasssteinchen aufhatten und dem Betrachter verführerisch und luxuriös entgegen funkelten. Sein Slogan „Live like Yuki“ und sein exzentrisch geplanter Werbespot waren mehr Selbstpublicity als Anpreisung des neuen KC-Star 2.0… Ich selbst als unkreativster Freigeist hatte mich für das schlichte graue Model mit dem Kragen eines Anzugs, sowie der altbewährten schwarzen Krawatte sowie den Kernpunkt „Boss.“ Entschieden. Yuki hatte mich daraufhin nur argwöhnisch mit einem arroganten Grinsen von der Seite betrachtet, weshalb ich sofort wieder auf den „Delete“ Button gedrückt hatte und mich für zwei Stunden im Wandschrank eingeschlossen hatte…
„Aufi! Du bist schon „Boss“ genug angezogen ;P. Jetzt können wir zum Set.“ Yuki drängte mich vom Frühstückstisch und mit hängenden Schultern verließ ich gemeinsam mit ihm das Apartment.
Fröhlich hüpfend trippelte Yuki neben mir her, als wir auf dem Set eintrafen. Wie ein junger Welpe wuselte der Junge in jede Ecke und schaute alles penibel genau an. Plötzlich entdeckte er die Make-up Artistin, sprintete im Engel auf Extacsy Modus zu ihr hin und rauschte in den Klappstuhl hinein, in den er sich wiederum elegant fallen ließ. Interessiert besah er sich die ganzen Töpfchen und Potte, Pinsel und Schwämmchen und Püderchen sowie Stifte an und blinzelte die junge Frau mit der Werkzeugschürze an und präsentierte ihr seine vollen Wimpern und Lippen. „Wollen Sie hübsch gemacht werden?“ Irritiert überlegte das Mädchen, ob er ein Schauspieler und somit ein Auftrag für sie war, aber Yuki schnitt ihr die Gedankengänge kackendreist ab. Ein mega süßes Lächeln zauberte er sich auf das Gesicht und schaute sie noch einmal zauberhaft an. Doch wie an einem Sommertag auf hoher See schlug seine Miene plötzlich um und zischte ihr zu, während er ihr drohend sämtliche Schminkutensilien ins Gesicht hielt: „Sehe ich für dich vielleicht so aus, als würde ich eine Aufhübschungstour brauchen?“ Mit weitaufgerissenen Augen schüttelte sie stumm den Kopf und unterdrückte krampfhaft die Angsttränen. „Gut… Bei dir allerdings ist der Fall anders…“ Bedrohlich baute sich der Blondkopf vor ihr auf und begann sein Werk. Knatschpinker Lidschatten, eisblauer Lippenstift, Rusch bis zu den Ohren, gekräuselte Lidstriche und grauer Mascara besiegelten die Sache endgültig. Wer Yuki beleidigte, der würde bestraft. Das hatte ich in der Zeit in der ich mit Yuki zusammenlebte bereits bitter erfahren müssen. Ich konnte der Frau nicht helfen. Nicht wenn ich noch nicht mal mir selber helfen konnte…
Bestimmt wanderte er weiter auf dem Set umher und stellte sich neben den Regisseur. Wichtigtuerisch besprach er mit diesem den Tagesplan, ging mit ihm einige Skripte durch, stellte Fragen und hielt Ausschau nach der Wettbewerbsgewinnerin. Neugier schien sein ewiger Begleiter…
Plötzlich vernahm man ein tiefes Brummen und ein weißer Blitz rauschte heran. Quietschend bremste der Sportwagen ab und stand mit einem Mal still. Kein Laut war zu vernehmen. Die gesamte Aufmerksamkeit lag auf dem Pocher Lamborghini Aventador. Zischend öffnete sich die Türen und fuhren wie Flügel in die Höhe. Aus dem Fahrersitz stieg ein junger Mann und warf sich grinsend die kinnlangen, blonden Haare aus dem Gesicht. Die Sonnenbrille war tief ins Gesicht gezogen. Er hatte etwas Ausländisches, sein Kopf war ungewöhnlich hell. Sein weißes T-Shirt über dem er eine graue Strickjacke trug und einfache Jeans zeigte seine lockere Lässigkeit und Yuki begann sein altbewährtetes Schnurren. Ich ignorierte ihn. Auf der anderen Seite stieg ein etwas kleinerer junger Mann aus. Schwarzes Haar, ebenfalls Sonnenbrille und vom Styling her ähnlich wie der erste Fall, bis auf die Tatsache, dass die Farben völlig verdreht waren. Hier verstummte Yuki nur und hob die Augenbraue. „Wer zum Henker ist das?“ Und wieder einmal wurde mir bewusst, dass Yuki und ich oft die gleichen Gedanken teilten.
„Sagte ich nicht, dass wir jede Aufmerksamkeit bekommen würden, wenn wir Sonnenbrillen tragen, schwarzes Häschen?“ Der platinblonde Schmucki schob seine Brille etwas tiefer und schaute grinsend über den Rand blickend zu dem schwarzhaarigen Jüngchen auf der anderen des weißen Lamborghinis. „Ich denke nicht, dass das auf die Sonnenbrillen zurückzuführen ist, weißer Hase.“ Er lächelte ekelerregend putzig zurück, nahm die Sonnenbrille ab. Ich spürte, wie mein linkes Lid begann zu zucken. Dieses Zucken trat laut Takagi nur auf, wenn ich Kerlen begegnete, deren Jugend und Süßheitsfaktor eine Gefahr für mich darstellte. Erstens war diese Theorie sowas von absurd und zweitens war dieses Menneken da drüben um Hunderte älter als ich selbst, weshalb der mögliche Süßheitsfaktor bei ihm schon längst ausgelaufen sein muss. Als die beiden schließlich aus ihrer eigenen kleinen Welt erwachten, gingen prüfende Blicke durch die Reihen der Schaulustigen. Plötzlich riss der eindeutig gefärbte Blondkopf sich die Sonnenbrille ganz von der Nase, hob begeistert die Hände über den Kopf und rannte schreiend auf Takagi zu. Stürmisch herzte er ihn und flötete verzückt: „Ta-ka-gi-kun <3! Sempai ist hier!“
Erstarrt wie eine Eisstatue stand er da und ließ sich weiter knuddeln. Ich verschränkte die Arme und schaute ihn mit hochgezogener Braue an. Er hatte mir so einiges zu erklären. Nun wanderte auch der schwarzhaarige Kerl auf Takagi zu. Langsam wurds mir zu bunt. „Wer zum Henker bist du, Möchtegern-Blondie? Und warum vergreifst du dich an meiner Geldbörse?“ Und auch der Blick zum „schwarzen Häschen“ war meinerseits nicht sehr einladend. Verdutzt blinzelten mich beide an, sahen wieder zu Takagi und dann wieder zu mir. „Geldbörse? Takagi? :D?“ Lachend klopfte der Fahrer des Lamborghinis dem Besagten auf die Schulter und knuffte ihn in die Wange. Argwöhnisch schaute ich die beiden an. „Sag mal, willst du immer noch so dahingeschissen aus der Wäsche schauen, oder mir endlich verraten, wer das ist!?“ „Aber, aber, meine Schönheit ~ Kein Grund gleich hysterisch zu werden. Wie gesagt, wir beiden Schnuckis hier“, dabei zeigte der Blonde, der mit weit ausgestreckten Armen auf mich zugekommen war, zu seinem schwarzhaarigen Kollegen, „Sind Takagi-kun’s Sempais von der Highschool. Wir haben „nur“ eine Sempai-Kohai Beziehung. Kein Grund also eine Diven-Show abzuziehen.“ Er smilte in meine Richtung, ohne dabei darauf zu achten, dass ich bei der Betonung seiner Aussage gezuckt hatte, und drückte den Schwarzkopf noch näher an sich heran. „Ich bin Nakamura Shiroi, 25 Jahre junger Schauspieler und Host. Mein schwarzes Häschen hier“, dabei neigte der angesprochene den Kopf leicht zur Seite. „…Wird Kounoshin Kuroi genannt und ist ebenso wie ich 1 Jahr älter als Takagi-kun. Allerdings ist er ein nicht ganz so erfolgreicher Schauspieler und Host wie ich.“ Er zwinkerte scherzhaft, aber über die Arroganz gegenüber seines Freundes konnte ich grad so überhaupt nicht lachen. „Ich habe die beiden für den Spot engagiert. Also beruhig dich.“ Takagi sah mich nur verständnislos an und ich plusterte meine Wangen auf. Wenn jetzt auch noch die Nervensäge No.1 auftauchte, konnte ich für die Sicherheit des Personals nicht mehr garantieren. „Hallo, Nii-chan. Ich und meine Jungs sind da.“ Mein Blick muss sagenhaft ausgesehen haben. Er nickte seinem Bruder zu und wies die 4 Jungchen in 1 Ecke, wo sie ihre Gerätschaften aufstellten. „Awwwwwww, Ta-Ka-Giiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii…“ Ich schniefte laut auf und schaute den Angesprochenen aus großen Hundeaugen an. „So hab ich mir das überhaupt nicht vorgestellt… Hier läuft alles aus dem Ruder… Als ob du alles so geplant hättest, um mich zu ärgern…“ Gespielt hilflos klopfte ich mit den Fäustchen gegen die Schultern und er sagte nur schlicht: „Ich hab alles so „geplant“, wie es die Gewinnerin des Kampagne-Wettbewerbs haben wollte. Mehr hab ich nicht gemacht.“
Es dauerte noch eine weitere Stunde bis alles soweit vorbereitet war. Takagi hatte mich auf einen Klappstuhl gepflanzt, da mein Luxushintern gegen derart schlechte Qualität allergisch reagierte, hatte ich so lange rumgequengelt, bis Takagi schließlich aufgegeben hatte und mir seinen Chefklappstuhl überlassen hatte. Zufrieden kuschelte ich mich nun in dieses Model, wo hinten Takagi’s Lieblingsbezeichnung „Boss“ vermerkt war und wartete gespannt vor der Leinwand, die die Arbeiter aufgebaut hatten. Was das wohl mit dem Spot zu tun hatte? „Chef, wir haben ein Problem. Der „Prinz“ hatte heute Morgen einen Streit mit seiner hochschwangeren Katze, weshalb er Kratzer im Gesicht hat.“ Ein Blinzeln kam vom vermeintlichen Chef, er winkte nur ab. „Das kann man mit Photoshop retuschieren. Alles kein Problem.“ „Ja, aber, nein. Das Problem ist der „Prinz“ selbst. Er will so nicht auftreten.“ Der Mann mit der untergebenen Haltung kratzte sich am weniger behaarten Hinterkopf. Ich verdrehte die Augen, streckte mein übergeschlagenes Bein und schnurrte genervt: „Was für ein Egozentriker. Wenn es keinen Prinzen gibt, dann übernehm ich halt die Rolle.“ Elegant erhob ich mich von meinem Chefstuhl und schlenderte, während ich über die Schulter Takagi ein Ich-habe-alles-im-Griff-Zwinkern zuwarf, in Richtung Umkleidekabinen. Dort würde man sich um mich kümmern. Aber sicherlich nicht die Schminketante. Darum würde ich mich schon kümmern.
„Schauspieler bitte hinter diese Abgrenzung. Das Signal wird gegeben.“ Ich sah mich um. Dieser Schuft von Möchtegernblond stand dort in einer blauen Schuluniform, Krawatte leicht geöffnet, die hellen Haare locker durchgestrubbelt, mit einer Rose in der Hand. Unter seinem Arm klemmte ein Produktmodel in der gleichen Farbe. Neben ihm stand Kuroi in der gleichen Uniform nur ohne Krawatte, einige Ohrringe und Ringe, ein draufgemaltes Tattoo von einem Drachen am Hals, ebenfalls einen schwarzen Laptop in der Hand. Hinter ihm stand ein fettes Motorrad. Genervt drehte ich mich von den beiden Fremdlingen weg. Ich sah viel besser aus als diese Heinis. Bei mir war alles zwar brav zugeknöpft, aber meine Schönheit machte diese Langeweile schon wett. Natürlich hatte man mich trotzdem noch verschönern müssen, schließlich mussten potentielle Kunden von meinem Anblick so manipuliert werden, dass ihnen die schlechten Seiten des angepriesenen Produktes nicht sofort bemerken würden. Meine Haut war heller als Schneewittchens Haut gemacht, den Lippen mit einem zarten Rosa noch mehr Glanz verliehen und die Wimpern wurden verlängert, sodass die blauen Augen noch stärker zur Geltung kommen würden. Kurasawa’s kleine Pestbeule kam um die Ecke getrippelt, mit seinem treudoofen Kumpel im Schlepptau. In seinem Haar hatten sich kleine Totenköpfe verfangen und einen Moment lang glaubte ich, dass arme kleine Vogelviecher sich in dem wuchernden Wald, den er seine Frisur nannte, verfangen hatten und elendig verendet waren, bis ich bemerkte, dass er Haarspangen trug und einen Smiley an der Jacke seiner Uniform befestigt hatte. Sein Laptop war knatschgelb und voller Totenköpfe. Langsam fragte ich mich, ob wir ihr zum Karneval feiern verabredet waren. Takatos Dackelfreund war anscheinend durch einen Sturmkanal gelaufen, seine Haare standen wild in alle Richtungen ab und seine Wangenknochen wie sein Kinn waren nun Highlights in seinem Gesicht. Unter seinem Arm klemmte ein Fußball und so sah auch sein Produkt unter dem anderen Arm aus. Nun hatte mich die Neugierde gepackt, ich hatte vor einiger Zeit nicht richtig aufgepasst, als mir Takagi erzählt hatte, welcher Wettbewerbsbeitrag gewonnen hatte, daher schaute ich mich noch weiter um. Neben mir standen nur noch so ein Nerd mit Brille und Büchern und ein Kerl mit langen Haaren und einem Pinsel in der Hand. Kannte ich nicht. Musste ich auch nicht kennen.
>>Weißer Bildschirm. Ein Auge erscheint. Dann plötzlich das Mouse Pad. „Every part…“ Lippen sind zu sehen. Die Tastatur wird gezeigt. Immer schneller, die Musik von Takatos Band wird immer intensiver. Hand. „Is part of a great one.“ USB-Ports. Bein. Bildschirm. Alles flackert in Sekundenschnelle über die weiße Leinwand. „Individuality.“ Plötzlich werden ganze Gesichter gezeigt. Daraufhin folgen die entworfenen Produkte aus dem Kampagnewettbewerb, werden gedreht, gezeigt. Jeder Teilnehmer präsentiert, wenn auch nur für kurze Sekunden, sein Design. Bis die Musik auf einmal stoppt. Hunderte Gesichter und Computer sind in einem Bild festgehalten, stehen still. Eine Hand drückt gegen dieses Bild. Eine Tür öffnet sich. Grelles Licht heißt den Besucher willkommen. Sieben Männer stehen vor dem Besucher, grüßen. Jeder auf seine Art und weiße. Ein Rosenschenkender Gentleman. Ein Cutie, der einen Smileysticker reicht. Ein Sportler, der seinen Fußball auf den Kopf balanciert. Ein Bad Guy, der von seinem Motorrad steigt und ein Prinz, der seine Haare zurückwirft und in die Ferne blickt. Außerdem noch ein Büchertragender Musterschüler und ein Künstler, der seine Pinsel in Richtung Kamera schwenkt. „Follow the voice of your heart.“ Wieder ein grelles Licht. Die sieben Männer halten in ihren Händen Laptops, die jeweils ihre Identität wiederspiegeln. Die Kamera schwenkt um, eine andere Perspektive wird gezeigt. Der Zuschauer erhält eine eigene Position. Denn ein junges Mädchen in süßen Rüschenkleidchen steht vor den Jungs und lacht mit ihrem eigenem Produkt, einem rosafarbenen Laptop. „Choose your own way. KC-Star 2.0“ Das Logo wird eingeblendet.<<
Der Spot war beendet. Takagi musste natürlich noch allen möglichen Leuten die dreckigen Patschehändchen schütteln und ihnen für ihre gute Arbeit danken, bis wir schließlich abhauten. „Du hast den Prinzen echt gut drauf, Yuki…“ Er lächelte mich aufmunternd an. „Natürlich hab ich das drauf, sieh mich an. Aber noch viel besser bin ich in Prinzessin sein.“ Mein lautes Lachen erschreckte sogar mich, sodass ich mir sofort wieder den Mund zuhielt. „Sag mal, hast du Hunger?“ Liebevoll strich er mir über den Kopf. Schnurrend räkelte ich mich unter seiner Hand und schaute ihn verschmitzt an. „Jaa… Ich mag jetzt gern etwas Fleischiges…“ Auffordernd sah er mich an, wollte wissen, worauf ich Bock hatte. Im Moment schien er mir jeden Wunsch erfüllen zu wollen, das wusste ich natürlich auszunutzen. „Ta-Ka-Giiiiiiii… Prrrr… Ich. Hab. Lust. Auf. Eine. Dicke. Fette. Saftige. Triefende. WURST!!!!!“ Kichernd warf ich mich in seine Arme und sofort verflog sein Dschinni-Gesicht wieder. Ich schaute ihn wieder ernst an, und lehnte mich an seine Brust. Schließlich schlang ich meine Arme um seinen Hals und kam mit meinen immer noch roten Lippen ganz nah an seine heran. „Ich mein es ernst… Ich hab Lust auf DEINE Wurst…“ Dabei wanderte meine Zunge einmal auf meinem Lippen umher und berührte kurz Takagis. Ergeben ließ er sich schließlich auf mich sinken und konnte auch nicht dem Drang wiederstehen meine Wurst zu kosten…
Einige Wochen später kamen die Verkaufszahlen ins Haus geflattert und vom KC-Star 2.0 konnte man eine sehr dicke, fette, große Zahl verzeichnen. Zufrieden grinste ich Takagi an und warf ihm einen Blick zu, dass er mir etwas schuldete. „… Das hast du echt gut gemacht, Yuki. So viel besser als ich.“ Ich warf meinen Kopf zurück und zog die Augenbraue hoch. „Das musst du mir nicht sagen, und das die Erfolgschancen 100% betrug, war sowieso schon von Anfang an klar. Denn ein Genie gewinnt immer!“ Mein Lachen müsste aufgenommen werden…
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Entschuldigt bitte, dass es so urst lange gedauert hat! Aber irgendwie bin ich im Moment total unmotiviert und komm ein bisschen langsam voran. Naja, hab irgendwie Bock wieder etwas Fantasymäßiges mit krassblutigen Szenen zu schreiben, vllt liegt das daran... :D
Auf jeden Fall kann ich nach dem Chapter hier endlich mein neues Buch anfangen: "Rabbit Time"! Es handelt von den beiden Schnuckis, die sich Takagi's Sempais nennen. Also hoffe, ihr schaut mal rein ^^
Ach und wer es noch nicht getan hat: Bitte Freundschaftseinladung schicken+Nachricht schreiben, dass ihr "My Pet Boss" lest und informiert werden möchtet. Ist echt anstrengend, immer auf die Pinnis zu posten... :D
Bis denne ^^ Shinobi lässt grüßen :3
PS: Ich werd morgen hoffentlich, dann Yukis Lache hochstellen, sofern, dass funktioniert... :D
Seine zum Knutschen gespitzten Lippen wanderten ganz langsam, wie in Zeitlupe auf mich zu, als ich vorsichtig blinzelte, um zu sehen, wann Takagi mich endlich als Prinz aus dem Dornröschenschlaf wecken würde. Er roch ein bisschen nach Zigaretten und Menthol, aber vor allem nach seinem Giorgio Armani After Shave, dass ich ihm bei einer 75%-Rabatt Aktion geholt hatte. Seine Lippen berührten schließlich meine und gekonnt steckte ich ihm meine Zunge in den Hals, während meine Arme seinen Hals umschlangen und meine Beine seine untere Körperhälfte meiner deutlich näher drückte. Sofort spürte ich eine deutliche Delle in seiner Hose und zärtlich umspielten sich unsere Zungen gegenseitig. Während ich meine blauen Augen durchdringen ließ, schloss er seine und streichelte meine Wange. Heute schien er richtig in Stimmung zu sein für frühmorgendliches indisches Verrenkeln. Obwohl die Bürokluft nicht wirklich für solche Turnübungen geeignet waren…
Als seine Hand gerade unter mein Schlafshirt glitt, um meine Körpermitte mit Fingerkunst zu beglücken, ertönte plötzlich ein lautes, penetrantes Piepen, dass Takagi sogleich aufspringen und in die Küche laufen ließ. Ich hörte ein lautes Krachen, Wasser, das aus dem Wasserhahn kam und ein angestrengtes Keuchen bis ich schließlich in die Küche trottete und mein weißes Shirt, das mir knapp bis unterm Po reichte, runterzog und verdutzt fragte: „Was ist denn los, Takatakatu? Magst du nicht mehr mit mir spielen?“ Er drehte sich nur kurz um, eine Schweißperle rann ihm den Wangenknochen hinunter, ohne ein Wort zu sagen. In dem Moment war er einfach unglaublich sexy, sodass ich ihn am liebsten sofort vernascht hätte. „Die Eier… sind geplatzt…“ Er hob ein paar zu langgekochte Eier hoch und schaute mich wehleidig an. „Deine Eier grade auch…“ Genervt drehte ich mich um und stapfte ins Bad. Sollte er doch über sein Frühstück trauern, ich hatte heute einen guten Tag, denn heute würde ich mit in die Firma kommen und mich auf den Chefsessel setzen.
Flötend hüpfte ich mit Takagi in den goldenen Aufzug, der nur die Chefetage ansteuerte. Ich pokte spielerisch in den Bauch von Bossi und lachte „Kekekeke…“. Darauf erntete ich einen verwirrten Blick und die Frage „War es nicht bisher immer ‚Nyahahahahaaa‘?“ kam auf. Ein Blinzeln wechselte zwischen uns und ich wandte mein Gesicht ab und quietschte: „Noch nie von Neuterrainerschließung gehört?“ Ich sah durch das Glas, das überall an den Aufzugwänden verteilt war, dass Takagi nur unschlüssig mit den Schultern zuckte. „Hörst dich nur an wie ein kleiner Hase mit Dünnschiss…“ Bis wir oben waren, herrschte nur noch Stille zwischen uns beiden.
Endlich machte die kleine Lampe -bling!- und die Tür des Aufzugs öffnete sich. Jetzt konnte ich wieder so tun, als wäre alles ok und kreischte: „Morgen, Nowaki! Deine Haare sind neu oder? Sehen heute nicht so perückig aus. :D“ Seine Hand im Pony war einfach zu göttlich! Nowaki begrüßte mich daraufhin jedoch unnötigerweise souverän, professionell und formal, was meine Augäpfel veranlasste Karussel zu spielen und extragroße Runden zu drehen. Während mein Gesicht sich noch darüber ausließ, wie scheinbar perfekt Nowaki als Sekretär fungierte, hatte sich Takagi unbemerkt an mir vorbeigeschlichen und MEINEN Thron, den Chefsessel, für seinen breiten (aber doch überraschend knackigen) Hintern beansprucht. Entsetzt, einen tonlosen Schrei von mir gebend, stand ich urplötzlich neben Takagi’s Schreibtisch und zupfte an dem Ärmel. Er saß in seinen schwarzen Anzug seriös wirkend mit Alters-Wutsfalten vor seinen Formularen, schrieb, stempelte, tippte. „Takagi… Takagi… Takagi… Takatakatu… Takatakatuu… Takatakatuuu… Prinz… Prinz… Pri-„ „WAS?“ Die altmachenden und doch auf eine Fetisch-Art und Weise anziehenden Wutsfalten auf seiner Stirn wurden tiefer und entnervt zuckten seine kurzen, parallel und symmetrisch verlaufenden Augenbrauen(, die sehr an Yakuza-Augenbrauen erinnerten) auf, als ich noch schnell die letzten Buchstaben „-nz“ herauspresste. „Ich will auf meinen Chefsessel.“ „Das ist nicht dein Chefsessel. Ich bin der Chef dieser Firma, also sitz ich hier. Du kannst dich auf den Stuhl daneben setzen, den hab ich exklusiv für dich designen lassen.“ Zufrieden schnaubte er beim Klang des Wortes „Chef“ auf und klopfte auf die Armlehnen. Ich hob die Augenbraue, lehnte mich zurück und schaute ihn prüfend von oben bis unten an. „Nya, wenn du von dir selbst überzeugt bist, Bossi…“ Er schaute nur angesäuert in meine Richtung, machte dann aber seelenruhig weiter. Sowas! Wie konnte man nur derart eigensinnig und dickköpfig sein. Kein Sinn für Yukiliebe! „Awww, Takagi! Ich will aber auf meinen Sessel! Takagi! TAKAGIII!“ Er rummste mit der schwarzen Kaffeetasse einmal hart auf den Tisch. „Jetzt reichts aber! Ich bleibe hier sitzen! Weil das mein Sessel ist! Und jetzt hör endlich auf mit dem Geplärre! Das trifft auf taube Ohren!“ So, mein Geschrei traf also auf taube Ohren? Ich drehte gespielt enttäuscht, aber vernünftig genug, um den großen Boss nicht weiter mit meinen Spielereien zu nerven weg und ging raus, um mir bei Nowaki meine Tasse mit Glitzerschädel und Kaffee zu holen. Dann trat ich mit noch immer herunterhängenden Schultern wieder ein und ging, während ich die Reaktion meines Prinzen aus dem Augenwinkel heimlich beobachtete, seufzend zum Panoramafenster. Es wurde stumm weitergearbeitet, der Blick immer stur auf die Papiere gerichtet. Als Takagi gerade in seinen Schubladen nach etwas suchte, fiel mir natürlich ganz aus Versehen und absolut unschuldig und unabsichtlich, ohne hässliche Hintergedanken, die Tasse aus der Hand genau auf einen unauffälligen, unwichtig aussehenden, gelben Umschlag. Entsetzt stieß Takagi einen fast femininen Schrei aus und machte eine sehr androgyne schreckgeweitete Miene. „DAS FORMULAR-!“, stieß er nur aus und rannte damit aus dem Büro. Zufrieden setzte ich mich auf den nun zufällig freigewordenen Sessel und reckte mich glücklich.
Ich packte mir ein Paar Seiten Blankopapier auf den Tisch und übte munter Autogramme zu üben, für den Fall, dass ich eines Tages auf der Straße entdeckt werden würde (was ja quasi schon passiert war). „Lululala… Jaja, das macht Yuki Gaga.“ Die krachende Tür ließ mich aufschrecken. Verwirrt guckte ich Takagi, dessen Gesicht von einem dunklen Schatten eingenommen war, mit Hundeaugen an. „Yuki… Du bist dir nicht bewusst, was du gerade getan hast, oder?“ Ich blinzelte kurz, kratzte meinen blonden Schädel und machte eine Drehung in meinem Sessel. „Ich habe meinen Bosssessel zurückerobert. Traurig, dass du nur meinen Körper, aber nicht meine Genialität haben kannst?“ Grinsend verschränkte ich meine Beine und legte meine Arme auf die Lehnen. Fehlte eigentlich nur noch eine einäugige Katze, deren unnötig langes Fell ich böse lachend kraulen konnte. Verdattert blieb ihm erst mal das Wort im Munde stecken, sodass ich noch einige Zeit in dem schwarzen handgefertigten Ledersessel abspacken konnte. „Deine sogenannte Genialität hat ein geradezu geniales Desaster verursacht. Es ist so genial, dass keiner, auch du nicht, imstande sein wird, es zu lösen.“ Ich atmete tief ein und pustete meine verbrauchte Luft, die ich eindeutig nicht mehr haben wollte, Takagi ins Gesicht, drehte mich in dem Sessel zu ihm, legte meine Fingerkuppen aneinander und sah ihm tief in die Augen. „Takagi. Du solltest mich lange genug kennen, dass Yuki jedes verfickte Problem lösen kann. Und wenn es auch mit Ficken zu tun hat. Yuki kann alles. Also setz dich und erklär mir, was DU verbrochen hast.“ Er knirschte mit den Zähnen und sah mich an, als wollte er mich geradewegs aus dem Fenster zu werfen. „VERDAMMT NOCH MAL! DU HAST DAS VERBROCHEN, NICHT ICH! UND JETZT VERSCHWINDE ENDLICH AUS MEINEM SESSEL!“ Keuchend zog er mich hoch und ließ sich entkräftet sinken. Ich verschränkte die Arme und flüsterte zu mir selbst: „Wow… Mein Pet Boss wagt es mich, seine Prinzessin, anzukeifen…“ Dann sah ich ihn an und tat gespannt: „Da muss ja echt was hartes am Laufen sein, dass du derart ausrastet. Na los, erzähl Daddy, was los ist, Schatzi.“
Er atmete noch einmal tief ein und aus und fasste sich an die Schläfen, während er mir realitätsverschleiernd erzählte, dass ich ein streng geheimes Formular, dass einen wichtigen Vertrag beinhaltete, mit dem Kaffee zerstört hatte. „Du willst mir jetzt nicht ernsthaft weismachen, dass dieses Stück Papier einen sonderlichen Wert hatte, oder? Dann geh zu deinem Vertragspartner und hol dir eine Kopie ab. Mein Gott, daraus muss man doch nicht so einen Hype machen… Wenn du unbedingt darauf bestehst, dann löffel ich dir eben die Suppe aus, die du dir selbst zuzuschreiben hast.“ „Du sprichst mir jetzt nicht wirklich die Schuld zu, oder wie muss ich das verstehen?!“ Wieder herrschte er mich an und ich zuckte nur unwissend mit den Schultern. „Schließlich wolltest du mir nicht den Sessel überlassen, das heißt, es war eine unaufhaltsame Kette von Vorfällen.“ Er seufzte, begann dann wieder seine ernste Miene aufzusetzen. „Aber, um auf dein Angebot einzugehen: Ich muss dich enttäuschen. Es war kein einfaches Blatt Papier, das in diesem Umschlag lag. Es war ein speziell angefertigtes E-Paper, das nicht so einfach zu beschaffen ist. Das allerdings liegt nicht auf materieller Ebene, sondern eher auf sozialer. Der Kerl, der mir diesen Vertrag zukommen gelassen hat, ist Haru Abe, von der Firma Electronica. Er ist so ziemlich unumgänglich und ich habe ihn all die Jahre, seit ich diese Firma gegründet habe, bearbeitet, eine geschäftliche Beziehung einzugehen, bis jetzt allerdings vergebens. Er wird so leicht nicht wieder so eine Chance herausrücken.“ Takagi machte eine wegwerfende Geste, als hätte er bereits das Handtuch hingeworfen. „Du brauchst diese Firma doch gar nicht, du hast doch mich. :]“ Ein wütender Blick traf mich direkt in mein Herz und erstaunt sah ich seine immer attraktiver werdende Wutsfalte auf seiner Stirn anwachsen. „Seine Firma würde unsere um einiges nach vorne werfen, schließlich ist seine Firma in der Elektronikindustrie eine der führenden Köpfe. Und jetzt geh und besorg mir endlich das Formular, bevor ich UNSEREN Vertrag vergesse!“ Mit bebender Stimme und zitterenden Finger wies er zur Tür und schnell verzog ich mich. Mann, er war ja normalerweise so ziemlich am manipulierbarsten und tolerant gegenüber meiner Wenigkeit, aber heute ging sein Ego gar nicht. Wieder hob ich gleichgültig die Schultern und hüpfte aus dem Chefflur zum goldenen Fahrstuhl, um aus Kurasawa Corps. zu kommen.
Haru Abe… Es existierten genug Daten über ihn im Internet, also fand ich schnell heraus, wie ich zum Firmensitz kommen würde. Das Gebäude war ein ca. 50-stöckiges Hochhaus, das über 10.000 hochpolierte Fenster besaß. An der Spitze befand sich eine kreisförmige Plattform, wahrscheinlich ein privater Helicopter-Landeplatz. Knapp unter der Plattform hing in schwindelerregender Höhe das Firmenlogo „Electronica“ und ein gelbes Blitzmonster, dass mich stark an ein ‚Taschenmonstrum‘ erinnerte… Um es noch einmal zu betonen (hier ein wenig entstellt, um den Copyrights zu entgehen): „Bica, Bicakuuuuuu“ :D.
Fröhlich spazierte ich in den Eingangsbereich der Elektronikfirma hinein und sah mich um. Ziemlich moderne, in schwarzgehaltene Böden, teilweise verarbeitetes Glas in den Wänden, ein Springbrunnen vor der Information, Graben ähnliche Wasserführungen, die in jenen mündeten und wildwuchernde Kletterpflanzen, an den Gittern, die an den Wänden angebracht waren. Wirklich gut und beeindruckend eingerichtet. Hinter einer milchigen Glastür befand sich ein Treppenhaus, sowie zahlreiche Aufzüge. Dieser Eingang führte also in den privaten Bereich. Wie selbstverständlich setzte ich mich von den Besuchern ab und ging selbstbewusst auf diese Glastür zu. Als ich meine Hand an den Henkel legte, wurde ich plötzlich abgebremst. Ein älterer Herr, in seinen Mittvierzigern, mit bläulicher, ausgewaschener Uniform, schaute mich streng an und fragte grob: „Ausweis zur Identifikation, bitte.“ „Ich komme aus einer anderen Firma und habe heute ein Gespräch.“ Ich lächelte und ließ meine Hand wieder in Richtung Türhenkel bewegen. „Dann nennen sie mir ihren Namen, Zeit und Betreff des Termins, ich werde umgehend im Computer nachschauen.“ „… Yuki Kurasawa, JETZT, strenggeheim, aber mit dem obersten Boss.“ Er schaute in seinem sogenannten, schimmeligen PC, der von einer Generation kam, die sogar meiner Großmutter Probleme machen würde, nach.
Er sah mich von oben bis unten an, zuckte mit den Mundwinkeln und sprach dann ganz trocken: „Nicht vorhanden, abgelehnt. Bitte wenden sie wenn möglich und begeben sie sich wieder in Richtung Ausgang. Wir danken ihnen für ihren Besuch bei Electronica. Bitte beehren sie uns wieder.“ Wie ein gruseliger Roboterandroiddingens winkte er mich in Richtung Ausgang und genervt trat ich den Rückzug an. Ich musste mir eine richtige Strategie zurechtlegen, bevor ich dort wieder hinein spazieren konnte. Mein Auge zuckte unter meinem nachdenklichen Blick und ich streifte einen kleinen Jungen, der gerade mit seiner Schulklasse das Gebäude bewunderte. Grinsend tippelte ich wie ein Stalker auf ihn zu und beugte mich zu ihm runter: „Hey, kleiner Mann. Willst du Nii-chan nicht einen kleinen Gefallen tun?“ Er blinzelte mich an und schniefte mit der Nase. Wirklich ein dummer Blick, den er da drauf hatte. „Wie viel?“ Verwundert hob ich den Kopf leicht an. Verschlagen und gierig zeigte er mir seine Zahnlücke und unwillkürlich musste ich an mich selbst denken, als ich in seinem Alter war. Schlag auf Schlag folgte diesem raffgierigem Glanz in seinen kleinen Schlitzaugen eine perverse Note und sofort kam ein sabberndes Gekicher von ihm: „Ich will deine Tittis sehen…“ Blinzelnd sah ich an mir herunter und dann wieder zu dem Jungen. „Ähhh, ja gut… (Hat er denn nicht zugehört, als ich vorhin was von NII-CHAN schwafelte? -.-) Kriegst du gleich zu sehen… Aber erst musst du mir helfen, oki?“ Brav nickte das frühreife, lüsterne Kindchen und hörte mir zu. „Du musst den Opa da hinten für mich ablenken, ja? Ich will nur nach oben… ein bisschen aus dem Fenster schauen.“ Ich wollte den Jungen nicht unnötig davon erzählen, wie dämlich Takagi das Formular zerstört hatte. Man brauchte dem Kind ja nicht überflüssigerweiser zu erklären, was für ein Doofi mein Lover war, das würde ihm womöglich noch die Hoffnung nehmen überhaupt noch irgendeine intelligente Person im Leben zu treffen.
Er hob mit weitgeöffnetem Mund, in den seine Kinderrotze lief, seinen kleinen fetten Wurstdaumen. Angewidert gab ich ihm ein kleines Lächeln zurück und scheuchte ihn dann in Richtung des Wachmannes. Kreischend lief er zu jenem hin und tischte ihm irgendeine Lügengeschichte auf, während ich mich an ihm vorbeischleichen konnte. Die Tür wurde mit Leichtigkeit aufgestoßen, doch eine Sirene gab schreiende Töne von sich, sodass der Wachmann, mit dem Rotzejungen im Achselgriff sich sofort umdrehte und mit seinen dreckigen Fingern nach mir griff. „Menno… Nyaaaaahhhhhhh…“ Ergeben ließ ich mich wieder hinausführen, überlegte mir direkt einen anderen Plan.
Es musste doch irgendeinen Weg geben, an diesem Wachmann vorbei zu kommen… Verärgert setzte ich mich wieder in meinen Mini und klopfte gegen das Lenkrad. Das war echt nicht mehr witzig… Warum hatte mich Takagi nochmal dazu gezwungen, das zu tun? Richtig… Er hatte ansonsten ja damit gedroht unseren Vertrag aufzulösen, sollte ich seinen Mist nicht wieder in Ordnung bringen… Nyaaargh! Das war wirklich zum verrückt werden! Angestrengt dachte ich nach, wie ich mich selbst aus dieser Kacke reiten konnte. Es konnte ja nicht sein, dass ich hier als Schmandkopp rausgeworfen wurde. Ich musste einen Weg finden, die Arbeit auf jemanden abwälzen zu können. Am besten auf jemanden, den ich kannte, aber nicht nah stand und es daher meine Berechtigung war, dass ich denjenigen schamlos ausnutzen konnte…
Mein Mini flog geschwind durch die Straßen Tokyos als ich endlich am gewünschten Ziel ankam. Ich stieg aus und betrachtete seufzend die Fassade des Hauses. Es war bereits nach 12 (?!), das hieß, dass er zur Mittagspause garantiert hier ein Schläfchen halten würde. Mich räuspernd stieg ich die Stufen hinauf, zu einer eher abgedunkelten Wohnungstür. Ein gefaktes, angestrengtes Lächeln aufgesetzt, begann ich die Klingel zu penetrieren. Ein kleiner, schmaler Schatten kam hinter der Glastür auf mich zu, öffnete dann schließlich. „Hrrmmmm… Was gibst, Yuki-chan?“ Ich hob eine Tüte aus 7-Eleven, wo ich noch schnell vorbeigefahren war, hoch und flötete gespielt fröhlich: „Ich wollte dir nur ein wenig Verstärkung vorbeibringen, weil du doch jetzt Mittagspause hast, oder, Takato?“ Er linste wagemutig in die Plastiktüte, seine Augen fingen augenblicklich an zu glitzern und mit zittrigen Fingern griff er hinein. „Ist das… die Limited Edition von Squeezy Fruity? Mit Cherimoyageschmack?“ Ich nickte und drückte ihm die ganze Tüte in die Hand, während ich mich an ihm vorbei in die Wohnung drängte. „Deine Wohnung ist echt groß für nen Mittelschüler, findest du nicht?“ Er kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. „Wird ja von meinen unfähigen Eltern finanziert. Aber warum versuchst du grade Small Talk mit mir? Schon genug von meinem Brudi? Oder willst du nur mal so aus Neugier, nen Shota verführen?“ Meine Augenbrauen zuckten in die Höhe. Was hatte er nur für Gedanken? „Hach… Gut, gut. Dir scheint man wohl nicht so gut wie deinem Bruder etwas vormachen zu können… Dein Bruder hat etwas in der Firma verbockt und ich bin jetzt auf Mission, das wieder grade zu biegen. Du musst mir helfen… Hat dein Bruder gesagt. Sonst… kriegst du die neueste Spielekonsole nicht!“ Schock machte sich in seinem Babyface breit, ich hatte ihn scheinbar schon an der Angel. „Hack dich ins Datensystem der Firma Electronica ein und verschaff mir nen Termin mit dem obersten Boss aller Bosse!“ Verwirrt schaute er mich an. „Mit Nii-chan?“ Gott… Wie konnte ein Blutsverwandter Takagi’s nur derart dämlich sein… Wobei, passte doch irgendwie. „Neeeinnnn? Der Boss von Electronica, dieser Haru Abe. Ich brauch jetzt schnell nen Termin, heute noch!“ Dieser Gedanke schien schneller in seinem Hirn anzukommen, er setzte sich sofort an seinen PC. Ohne seinen Blick vom Bildschirm zu wenden, klopfte er auf einen Stuhl neben sich. Seine schmalen Finger flogen förmlich auf der Tastatur hin und her, konzentriert runzelte er die Stirn, das Licht seines Computers ließen seine Gesichtszüge härter und schärfer wirken. Er war wirklich der kleine Bruder Takagi’s. Aber überhaupt nicht mein Typ.
Ich schaute ihm eine Weile zu, da waren überall Zahlen und Buchstaben in merkwürdigen Klammern. Ich verstand nicht viel davon, daher lehnte ich mich irgendwann zurück und wartete. Ungeduldig. „Was ist denn jetzt, Takato? Es sind bereits 6 Minuten vergangen. Kommen Hacker normalerweise nicht schneller rein?“ Seine Augen wanderten zu mir, ohne das er den Kopf in irgendeiner Weise drehte oder wendete. „Das ist immer noch eine hochtechnisierte Firma. Da muss man schon davon ausgehen, dass ich mindestens 10 Minuten brauche.“ Ich schnaufte genervt. Ich hatte echt keinen Bock mehr, diese ganze Arbeit für Takagi zu erledigen. Wäre ich doch lieber liegen geblieben und wäre später Shoppen gegangen. So hatte ich nur unnötigen Kram zu erledigen. Und musste auch noch mit Takato reden. „Ich bin drin. Hab dir einen Termin um 13:30 besorgt. Ihr trefft euch im Tokyo Plaza. Ein Zimmer ist gemietet. Raum 606.“ „Ein Zimmer ist bereits gemietet? Hatte ich ein Sexdate bestellt, oder wie oder was?“ Er zuckte nur unbestimmt mit den Schultern. „So musst du nicht an dem greisigen Wachmann vorbei. Ich hatte auch schon das Vergnügen.“ Mein Mund stand weit auf. Wollte ich wissen…? Nein, wollte ich definitiv nicht. Aber vor allem wollte ich nicht länger in dieser Takato versifften Wohnung neben meinem Hassobjekt hocken und seinem singendem Kläffer weiterhin erlauben sich bewundernd in meinen teuren Schuhen zu spiegeln. „Gut. D..nke… Bis dann.“ Schnell stand ich von meinem Stuhl auf und ging in Richtung Tür, er hatte glücklicherweise mein halbverdautes Danke angenommen, sodass ich schleunigst verschwinden konnte.
Bevor es richtig ernst wurde, konnte ich noch bei Starbucks einen kleinen Abstecher machen und meinen süßen Danny, den Barista No.1 und mein absoluter Stamm- und Lieblingskaffeemacher, besuchen. „Ja, und da bin ich auch vom Duft deines frisch gekochten Kaffees angezogen worden, wie ne Schmeißfliege zu einem Haufen Fleischskandal. Hach, Danny. Manchmal wünschte ich, dass Takagi ein genauso fähiger Knabe wie du wäre. Weißt du, ich muss jetzt ernsthaft seine Kacke ausschöpfen und das obwohl ich gar keine Schuld daran trage. Schlimm, ne?“ „Wuuus? Das ist aber echt fies von diesem Takagi-san! Dann lass es doch einfach bleiben?!“ Hysterisch hob er die Arme und warf prompt ein Paar Pappbecher um. Die Kunden, die hinter mir eine Schlange gebildet hatte (wahrscheinlich, um hintereinander an meiner Schönheit teilhaben zu dürfen), seufzten (höchstwahrscheinlich enttäuscht) auf, als ich schließlich mit traurigen Chihuahuablick verkündete: „Tut mir leid, Danny. Ich muss jetzt leider gehen. Aber ich komme bald wieder, Schatzi. <3“ Er winkte zum Abschied und zufrieden machte ich mich auf, einen alten Knacker fertig zu machen.
Das war also das Tokyo Plaza. Ein hohes, majestätisches Gebäude. Hm, allerdings war ich auch nicht zur Gebäudeinspektion hier, also ging ich ohne einen weiteren Blick hinein. An der Informationstheke fragte ich nach dem Schlüssel für Raum 606. Der Anzugmann dahinter gab ihn mir mit einem unechten Lächeln, aber ich hatte besseres zu tun, als jetzt im Kopf über ihn abzulästern. Wie würde ich dem greisigen Chefel wohl am effektivsten um dne Finger wickeln? Eines war klar, die Methode von Takagi, möglichst kompromissbereit daherzuschwadrieren, würde ich ganz sicher nicht gebrauchen.
In dem Zimmer 606 war nicht viel Schnickschnack, den man am liebsten den Koffer gepackt hätte. Es gab kein Bett, das war gut, schließlich wollte ich Takagi wegen, den Alten nicht auf den Gedanken kommen lassen. Dort stand eine kleine Bar, die dennoch die Stimmung etwas auflockern konnte, zwei Sessel sich gegenüber stehend, ein Sofa mit dazugehörigen Flachbildschirm und ein Glastisch. Scheinbar ein idealer Platz um Geschäften nachzugehen. Ich bereitete mich seelisch schon auf einen kleinen, aber amüsanten Fight vor. Wenn Takagi mit dem alten Sesselpupser nur schwer zurecht kann bzw. schlecht mit ihm über Geschäftliches kommunizieren konnte, dann wurde es für mich ja wohl ein Babypups sein.
„Guten Tag, ich bin der Vizepräsident von Kurasawa Corps., Kurasawa Yuki. Freut mich, dass sie sich für mich Zeit nehmen konnten.“ Der Alte kam in einem gräulichen Anzug mit roter Krawatte hinein. Seine Haare waren kurz gestutzt, die Schlitzaugen zielgerichtet auf mich. Er hob die Hand als Stoppsignal als ich mich verbeugend ihm meine Visitenkarte reichen wollte. „Lassen sie uns sofort mit dem Geschäft fortfahren. Mich interessiert nicht im Geringsten, wer sie sind. Wirklich nicht.“ Dabei ging er einfach an mir vorbei in den Raum. Wunderte er sich nicht, dass ich nicht meinen wahren Familiennamen genannt hatte? „Wollen sie vielleicht etwas trinken?“ Ich lächelte ihn kurz an und machte einen Schritt auf die Bar zu. „Nein. Setzen sie sich einfach und lassen sie uns mit dem Gespräch beginnen. Im Gegensatz zu Kurasawa Corps. hat Electronica unzähligen Aufträgen nachzugehen.“ Er legte sein Bein über das andere und lehnte sich in dem Ledersessel zurück, während er mit seine Fingerspitzen aneinander legend mich ernst musterte. Seine Stirnfalten wurden dabei immer tiefer, als ich mich nicht sofort vor ihn hinpflanzte. Das würde vielleicht heiter werden. „Hahhhh…“ Ich seufzte ergeben und kreuzte meine Beine ebenfalls. Schluss mit der netten Miene. Wenn er nicht so ein formales Spielchen mit mir spielen wollte, dann musste er sich eben mit der Seke-Version von Yuki zufrieden geben. „Es geht um das Formular, das sie Kurasawa Takagi vor einigen Tagen zukommen lassen haben. Ein unglücklicher Vorfall hat es völlig zerstört, nun benötigen wir ein neues Exemplar.“ Er wollte, dass ich auf den Punkt kam? Konnte er meinetwegen haben, dann musste ich mich nicht unnötigen sozialen Floskeln herumschlagen, worin ich ehrlich gesagt, nur ein schwaches B verdient hätte. „Erklären sie mir: Um welche Art von Vorfall handelt es sich hier? Und kommen sie jetzt nicht mit einem trivialen Grund, der es nicht verdient hat, auch nur in meiner Gegenwart genannt zu werden.“ „Wir brauchen uns jetzt nicht unnötigerweise mit solchen Anlässen den Kopf zu zerbrechen. Viel wichtiger ist, dass wir ein neues Formular derselben Art brauchen, um den Vertrag mit ihrer Firma eingehen zu können.“ Er hob seinen Zeigefinger, den er hin und her bewegte und spitzte die Lippen, während er ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge machte: „So nicht, junger Mann. Wer noch nicht mal imstande ist, seine Fehler einzugestehen und zu erläutern, der ist es nicht würdig überhaupt den Namen meiner Firma in den Mund zu nehmen. Zumal es nur von bloßer Unfähigkeit zeugt, dass ein solcher Fehler überhaupt passieren konnte.“ Meine Augen bewegten sich im Takt seines Fingers, der sich direkt vor meiner Nase befand. Ich seufzte auf. Takagi schuldete mir wirklich etwas. Und zwar etwas großes. Und langes. Und hartes. Ich erschauderte kurz beim Gedanken an IHN, bis ich mich vernünftigerweise wieder in die Realität zurückholte und mich wieder meinem Gesprächspartner zu wand. „In unserem Unternehmen gab es einen kleinen Vorfall mit dem roten Element. Und sollten sie sich wundern, weshalb dieser Unfall nicht in der Boulevardzeitung breitgetreten wurde, dann muss ich ihnen leider verkünden, dass wir diesen Ausfall eines unfähigen Sekretärs, der mittlerweile auch schon rausgeschmissen wurde, zu vertuschen wussten.“ Sorry, Nowaki, dass ich dein smilendes Gesicht gerade vor Augen habe, obwohl, warum entschuldigte ich mich gedanklich überhaupt bei einem Sekretär, der Takagi offensichtlich schöne Augen machte? „Eine Schande, dass es generell in ihrem sogenannten Unternehmen ein solches Missgeschick von statten gehen kann. Aber nun gut, sie wünschen also ein neues Exemplar des Formulares, das den Vertrag miteinschließt? Dann muss ich ihnen diesbezüglich noch eine weitere Frage stellen: Weshalb schickt der Geschäftsführer von Kurasawa Corps. den Vizepräsidenten, der es sich noch nicht einmal zutraut seinen wahren Namen zu offenbaren? Ist es die Tatsache, dass ihre Ehrfurcht vor meiner Person ihren Verstand derart zusetzt, dass sie zu befürchten haben, dass ihre Familie in eine anrüchige Sache verwickelt werden könnte?“ Sein Kopf hob sich leicht und die Finger, die gegeneinander gerieben wurden, machten quietschende Geräusche, als würde er es förmlich genießen mich verbal anzugreifen. Aber so nicht, Alterchen. „ Sie können sich aussuchen, welcher Grund zur falschen Namensnennung ihnen besser gefällt: Vielleicht war es ein kleiner Test meinerseits, der prüfen sollte, wie senil mein Gegenüber ist. Oder aber, es war eine Ehrerbietung gegenüber meines Vorgesetzten.“ Die Luft zwischen uns sirrte leise, Ruhe kehrte kurz ein. Seine dunkeln Augen prüften mich abermals. „Keiner dieser Gründe liegt nahe, da mich aber wie ich bereits erwähnte ihre eigentliche Person in keinster Weise interessiert, komme ich nochmals auf meine eigentliche Frage zurück und bitte vermeiden sie noch einmal vom Thema abzulenken. Warum ist Kurasawa Takagi nicht persönlich zu diesem Treffen erschienen, um mich um das Formular zu bitten, so wie er es bereits getan hatte?“ Mein Lid zuckte unkontrolliert. Langsam wurde ich ungeduldig. „Es wird sie möglicherweise überraschen, aber seit ich in seinem Unternehmen angestellt bin, hat auch er so einige wichtige Aufträge erhalten, die es gilt zu erledigen. Außerdem wird es für ihn nicht von Nöten sein, persönlich aufzutauchen, da meine Wenigkeit für sie vollkommen ausreicht.“ Ich lächelte gespielt, so einfach ließ ich mich nicht runtermachen. „Arroganz kann sich in diesem Geschäftszweig nicht jeder leisten. Vor allem nicht jemand, der in einem Unternehmen angestellt ist, das nicht einmal mehr ein Jahrzehnt besteht. Ein derart junger Vize, wie sie es scheinbar sind, hat ein solches Benehmen vor Senioren der Arbeitswelt vor allem nichts zu sagen. Tischen sie mir driftige Argumente auf, die mich überzeugen könnten, ihnen eine Zweitkopie des besagten Dokumentes auszuhändigen. Dann lasse ich womöglich mit mir reden.“ Er lehnte sich ein Stück nach vorne und klopfte mit der einen Hand auf den Tisch, der uns voneinander trennte und mit der anderen Hand machte er abermals die gleiche Bewegung wie er zuvor schon getan hatte. Irgendwie erinnerte mich dieser geschniegelte alte Kerl an eine Videospielfigur aus einem Anwaltsvideospiel und das kotzte mich förmlich an. Ich und arrogant? Was war er denn dann bitte schön? Die Königin von Ehrenwert und Bescheiden?
Ich stand auf und schloss meine Augen. „Jetzt reichts mir aber…“ Die Augen öffneten sich wieder leicht und ich ließ meinen durchstechensten Blick auf ihn hinabregnen, denn bei Wut, wusste ich, schienen meine Augen drei Töne heller, als sie sowieso schon waren. „Wenn du jetzt nicht sofort das verkackte Stück Papier rüberwachsen lässt, dann geh ich sofort zu Presse und erzähl aller Welt von deinem Geheimnis!“ Seine alte Stirn legte sich in tausende Falten und sein Kopf wanderte in die Schräge. „Was für ein Geheimnis meinen sie? Haru Abe hat nichts zu verstecken.“ Er lachte kurz triumphierend auf bis er wieder auf meine schneidendes Blau traf. Meine Zähne knirschten. „Sie wissen schon. DAS Geheimnis.“ Unsere Blicke tauschten sich gegenseitig aus, ich konnte wie in Slow Mo beobachten, wie die Schweißperlen aus seinen Poren traten, wie er schwer schluckte und die grauen Nasenhaare panisch mit der Luft ausatmete. Unterwürfig gab er schließlich auf. Und wandte feige wie er eigentlich war, den Blick verschämt ab. Zufrieden nickte ich mir zu, als ich das Formular von ihm bekam.
Fröhlich kehrte ich also zu Takagi zurück, der um 16 Uhr natürlich noch in der Firma abhing und zeigte ihm stolz das Dokument, das aus Sicherheitsgründen sofort in den Tresor wanderte. Er nickte andächtig und ich tänzelte befriedigt vor einem Spiegel in seinem Büro hin und her. Dann zwinkerte ich meinem wunderschönen Spiegelbild, das aber meinem wahren Ich in keinster Weise gewachsen war, zu und hob den Finger. „HA, HA, HA! (*auf alle Leser zeig, die nicht an meinen Sieg geglaubt hatten und es verdient hatten, dass jemand auf sie mit nackten Finger zeigt). Dann drehte ich mich wieder um und schaute Takagi in sein scharfkantiges Gesicht, das mich sofort wieder rollig machte. Schnurrend kam ich auf ihn zu, und stolz lächelte er mich an. Schien so, als würde ihm allmählich bewusst werden, was für einen Schatz er da von der Straße aufgehoben hatte. Seine Lippen berührten sanft meine und zärtlich erwiderte ich seinen Kuss. Dann löste ich mich wieder von ihm, sah ihm tief in die Augen und- „HAAAAAAAAA!“, piekste ich mit meinem Zeigefinger seine Nase. „Dafür, dass du dachtest, dass ich gegen den alten Knacker nicht ankommen würde und du mit Nowaki gegen mich gewettet hast!“ Erschrocken setzte er sich auf seinen Schreibtisch und triumphierend machte ich ein Peacezeichen in die imaginäre Kamera. Mein Pet Boss wurde immer zahmer.
Yuki erwachte und sah direkt zu Yukis Dollar- und Yen-Mobile. Yuki wollte aus Yukis Bettchen. Yuki musste Frau Mutter rufen. „Frau Mutter, Yuki will raus!“ Frau Mutter kam wie immer übertrieben langsam und hüpfig. „Mama ist hier und holt ihren süßen, hübschen Prinzen! Hast du gut geschlafen?“ „Hmmh, wie soll Yuki das am besten formulieren… NEIN! Dieses Bettchen ist für Yuki wirklich eine Zumutung! Und gib dir das nächste Mal mehr Mühe mit dem Lulaby-Liedchen, wenn es dir möglich ist, Frau Mutter!“ Während sie Yuki aus dem Bettchen hob, schaute sie wahrscheinlich gespielt traurig drein und sagte: „Geht das nicht liebevoller, Yuki-Schatz?“ „Hmph, Yukiwegen, eben Frau Mutti... Yuki geht jetzt raus spielen.“ Mit diesen Worten stapfte Yuki aus dem Haus. Immer Richtung Spielplatz.
Der sandige Boden knirschte unter Yukis Füßchen und die nervigen Bälger quiekten vergnügt auf. Pfff, so was von ätzend und nervtötend. Da wollte man ja heftigst die Äuglein kugeln lassen. Endlich konnte Yuki seinen liebsten Platz sehen. Die einzig wahre Stelle, die Yuki, sprich mir, Baby-Yuki, würdig war. Schließlich durfte ein Gott nur auf dem höchsten Punkt verweilen, wie die in Griechen-dingens. Immer schön den Überblick behalten, huhu, und natürlich konnte das kriecherische Schnullervölkchen den wundervollen, atemberaubend schönen, göttlichen, engelsgleichen… wovon hatte Yuki noch gleich gesprochen? Ach ja, das kriecherische Schnullervölkchen konnte Yuki dadurch nur noch besser verehren. „Krax, krax, kraxel-di-krax!“, dachte Yuki fröhlich, während Yuki das Klettergerüst erklomm. „Hey, du! Blondköpfchen!“ Yuki drehte sich natürlich sofort um. Keiner durfte Yuki „Blondköpfchen“ nennen! Keiner! Wirklich keiner! Also wirklich keiner, wirklich echt- Ohhhhhhh, außer dieser Junge in Perfektion natürlich <3. Mein Prinz stand mit beiden Händen in die Hüfte gestemmt, in einem schicken grauen Anzug mit Fliegchen… und mit Shorts. Yuki konnte nicht mehr vor Verzückung und Lachen! „Nyyanyanyanyanyaaaann!“ Es ging nicht anders als mit dem Finger auf ihn zu zeigen! „Du siehst einfach zum Schießen oder besser gesagt zum Erschießen aus, Takatakatu-chan!“ Eine Zornesfalte grub sich in Takagis kleinkindweiche Stirn und ohne mein klangvolles und absolut nicht verstörendes Lachen weiter zu beachten, wies er auf meinen Götterthron. „Dort oben darf nur ich sitzen.“ Empört darüber kletterte Yuki elegant zurück auf den Boden um Takagi-chan klar zu machen, dass es nur Yuki erlaubt war, auf diesem heiligen Thron Platz zu nehmen. „Haallo, Yuki-shan! Oh, hallo, Nii-shan!“ Daf isch mal gaaaanz kz vobai, will zu meinem Platz.“ Ein Minini mit erheblichen Sprachfehler und mit total süßer schrecklich-hässlicher Pandamütze und kleinem Latzhöschen stürmte mit einem in einem Schlabberpulli steckenden Brillenheini an der Hand an Yuki und Takagi vorbei. Das wollten Yuki und Takagi natürlich nicht auf sich sitzen lassen, weshalb wir die Kindchen energisch zurückdrängten. „Das ist Yukis Platz!“ „Nein, nur der Boss, also ich, darf da drauf!“ „Nooin, Takato will Scotti den ganzen Spielplats seigen! Da kann man gans toll Affen drauf spielen, Scotti!“ Das Gebrabbel wurde plötzlich von einem lauten Rumsen unterbrochen. Hinter Yuki kam ein mittelklein-großer Junge mit scharlachrotem Halstuch und tief verzogenen Augenbrauen hervor und trat noch einmal kräftig gegen das Klettergerüst. „Das ihr euch über so eine Kleinigkeit streitet, pfft, echt armselig!“, brummte Takatos Lieblingshuckepackträger Kotetsu. „Wenn euch dieser Platz so wichtig ist, dann kämpft doch drum!“ Betretenes Schweigen machte sich breit. „Von Yuki aus, Yuki kann es einfach mit jedem aufnehmen. Null Problemo.“ Um Yukis Platz wirklich zu bekommen, musste Yuki dreckige Methoden nutzen, sei es auch nur ein einfacher Bluff! Wie sonst sollte sich Yuki gegen Takatakatu, den Sturkopf behaupten? Oder gegen den Glücksraben von Nasenpopler Takato? Nur Scotti, das Engländer Balg war keine Herausforderung für den überragenden Yuki. Takagi schaute Yuki durchdringend und fest entschlossen an. Und Takato… aus dem wurde Yuki echt nicht schlau, schaute ganz aufgeregt und mit glitzernden Augen. „Au ja, wenn isch oder Scotti dewinnt, dann tönnen wia uns gedensaitik auf den Platz nehmen! Schonze von 2 zu 4!“ Das war ja nicht zu fassen! Die fielen ja gar nicht auf Yuki’s Bluff herein! „Dann muss wohl doch ein Wettkampf her…“, brummelte Takatakatu. „Huhuuuu, Yuki-chan! Toma-nii hat eine Jacke für dich mitgebracht! Huch, was macht ihr denn alle hier? Gibt es eine Sandtunnelgrabschlacht zu der ich nicht gerufen worden bin?“ Scotti trat einen Schritt auf Toma-nii zu und quatschte drauf los: „Wir kämpfen grad um den Platz des Spielplatzkönigs, willst du vielleicht mitspielen?“ „Das ist kein SPIEL! Sondern Krieg! Krieg zwischen echten Männern!“ Toma-nii winkte ab: „Nein, nein. Für solche Kinkerlitzchen bin ich viel zu alt. Aber ich kann gern der Schiri sein, wenn ihr einen braucht.“ Alle waren damit einverstanden. Wenn Toma-nii Schiedsrichter war, dann konnte es nur von Vorteil für Yuki sein, huh, huh, huh! Toma-nii und der treue Hund Kotetsu zogen sich zurück um sich über die Spiele zu beraten, die Yuki und die anderen Thronanwärter zu bewältigen hatten. Nach einer Trinkpäckchenpause trat Toma-nii zu uns hin und erklärte uns die Regeln. Insgesamt mussten wir 5 Spiele bestreiten. Die Disziplinen bestanden aus Sandburg bauen, Bonbon schnorren, Rutschen, Schaukeln und Drehkarussel fahren. Keiner würde Yuki etwas vormachen, nyahahahahahahahhaaaa! Da war sich Yuki ganz sicher. „Gut“, sagte Toma-nii. „Kotetsu, das erste Schild, bitte.“ Kotetsu hob das erste Schild auf dem ein bröckeliger Steinhaufen abgebildet war und drehte eine Runde. „Das erste Spiel ist: Sandburg bauen.“, brummte er und zeigte lustlos auf das Schild. „Die Regeln sind klar: Wer innerhalb von 5 Minuten die höchste Sandburg gebaut hat, ist der Sieger dieses Spiels. Bitte begebt euch alle zum Sandkasten, auf eure Position. Nyohohohohohooo! Endlich kann ich mal die Schirisprache ausprobieren… Jetzt kling ich wie ein pseudointelligenter Idiot!“ Er unterbrach seine Ansprache kurz lachend. Yuki und die andren traten ihren Weg zum Sandkasten an. „Auf mein Signal hin, geht es los! Auf die Plätze, fertig, baut!“ Kotetsu klatschte einmal laut in die hände und Yuki und die anderen konnten beginnen. Yuki musste sich etwas einfallen lassen, schließlich war Yuki nicht der Stärkste. Und außerdem wollte Yuki nicht seine hübsche Spielplatzkleidung, die nun wirklich eines Spielplatzkönigs würdig war, dreckig machen. Vorsichtig trat Yuki an den Sandkasten heran (die anderen wühlten wie Schweine oder so im Dreck herum), nahm sich eine Schaufel und begann behutsam Sand aufzuhäufen. Scotti indes stapelte Sand mit Eimern in die Höhe. Takagi benutzte einen selbstgekauften Spielzeugbagger (blödes Sparschwein, gibt es einfach meine zukünftige Kohle aus -.-°). Takato schob den Sand mit Armen und Beinen wie ein tollwütiger Hund zur Seite, sodass ein Graben um die Burg herum enstand. „Uuund, STOPP!“, rief Toma-nii laut in die Runde, während Kotetsu abermals in die Hände klatschte. Mit einem strengen Blick und die eine Hand auf den Rücken gestützt, trat Toma-nii zu Yukis und den Kunstwerken der anderen. „Hmm…“ Er schaute sich jedes genau an und beriet sich leise mit Kotetsu. „Gut! Auf zum nächsten Spiel, die Ergebnisse werden erst zum Schluss bekannt. Trommelwirbel, bitte!“
Kotetsu ahmte mit Mund, Händen und Füßen einen Trommelwirbel nach. Erneut hob Kotetsu ein Schild mit einer krakeligen Zeichnung von einer offenen Hand mit Bonbons drin in die Luft. „Das nächste Spiel heißt: Bonbons-Schnorrer.“, murmelte er. „Die Regeln lauten wie folgt: „Schnorrt euch so viele Bonbons von Kindern, Eltern innerhalb von 7 Minuten. Alle Süßigkeiten sind erlaubt, solange sie nicht gekauft sind!“ Er schaute mit einem Auge zu Takagi: „Auf die Plätze, fertig, schnorrt!“ Bei dieser Disziplin musste sich Yuki noch nicht einmal beeilen. Schließlich war er das lieblichste Geschöpf auf diesem Spielplatz. Wie könnte ihm jemand ein Bonbon ausschlagen? Fröhlich hüpfend steuerte Yuki auf einen vielversprechenden Bonbonhorter*( *Fußnote in Yuki’s zukünftiger Biographie: Bonbonhorter-Eine Person, die Süßigkeiten in Unmengen aufbewahrt, ohne sie zu verzehren.). „Hallo, du.“, flötete Yuki mit einer zuckersüßen Stimme. „Du hast aber sehr viele Bonbons.“ Der Junge schnaubte. „Ja, das sind alles meine. MEINE.“ „Würdest du mir nicht mal ein Bonbon geben?“ „NEIN, kein einziges!!!“ „Nicht mal für einen Handel?“ Der Bonbonhorter überlegte. „Wenn du mir dein Höschen zeigst, geb ich dir ein Bonbon ab.“ „Wahaaas?! Nur 1 Bonbon für MEIN Höschen?! Das ist aber ein bisschen unfair, findest du nicht?“ Klimper, klimper. „Na gut, dann geb ich dir eben 10.“, nachdem er Yuki abschätzig angeschaut hatte und errötet war. „Was würde es kosten, damit du mir 50 Bonbons gibst?“ „Eigentlich mag ich ja keine Mädchen, aber du kannst mir ein Küsschen geben…“ Bei der Göttin der schönen Jünglinge! Wie konnte er es wagen, Yuki als Mädchen zu bezeichnen? Aber um König zu werden, musste Yuki jegliches Opfer bringen. Bevor ich ihm ein Küsschen geben und das Höschen zeigen konnte, kam Takatakatu mit Wikinigergeschrei auf den Horter zugerannt. „Wehe. Du. Gibst. Ihm. Ein. Küsschen!!!!!“ Takagi’s Gangsterblick schien den Horter förmlich zu durchbohren. Noch bevor Yuki dreimal mit den Äuglein geklimpert hatte, hatte der Horter heulend das Weite gesucht. Seinen Bonbonschatz ließ er dabei zurück. Das war Yukis Chance! Vorsichtig beäugte Yuki Takagi, der aber keinen Finger rührte um die Bonbons aufzuheben. Als Yuki sich gerade bückte, um die Tüte an sich zu nehmen (natüüüüüüürlich um sie dem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben <.<=>.>), packte Takagi Yuki an der Schulter. „Lass uns teilen, ja?“ Verwundert blinzelte Yuki ihn an. „Ähh, klar!“ Mist, das hatte Yuki nicht erwartet! Jetzt musste Yuki sich schnell was überlegen um mehr Bonbons abzubekommen! „So machen wirs, Takatakatu. Wie wär es, wenn Yuki’s Wenigkeit erstmal alles schleppt und kurz bevor der Schlusspfiff kommt, teilen wir es in gerechte Teile auf.“ Yuki versuchte so engelsgleich wie möglich zu schauen und wippte hin und her, während Yuki sein Hemdchen lang zog. Die kurzen Augenbrauen verzogen sich und eine kleine, aber feine Wutsfalte bildete sich auf Takatakatu’s Runzelrunzelstirn. „Willst du mich übers Ohr hauen?!“ Sein Yakuzablick war wieder da und jagte Yuki die gleiche Angst wie vor Hello Kitty ein, also gar nicht. Noch bevor Yukis berechnende Seite durchschimmern konnte, hatte Yuki seinen flauschig- wie-rosarote-Wolken-Schäfchen-Blick aufgesetzt, seinen zarten Zeigefinger an seine lieblichen Lippen gelegt und hauchte: „Yukiiiiii? Yuki würde dich nieeeemals übers Ohr hauen, dafür bist du doch viel zu intelligeeeent.Schau mal, das sind viele Bonbons, das heißt, Yuki bekommt die eine Hälfte und Takatakatu kriegt auch ne Hälfte, ne?" Weiter mit Yukis verzehrenden, anziehenden, wunderschön blauen Augen Takagi ablenkend, stopfte sich Yuki ungefähr den ganzen Beutel in seine Taschen und gab Takagi eine Handvoll. So sabbernd wie Takagi-chan so vor Yuki stand, war er wirklich urkomisch anzuschauen. HahaHA! War er doch selber Schuld, wenn er nicht aufpasst! „Viel Glück noch!<3", flötete Yuki Takagi zu, bevor er zum nächsten Bonbonhorter eilte. Aus dem Augenwinkel konnte Yuki erkennen, dass Takagi-chan Yuki immer noch fasziniert hinterher schaute und nicht auf seine verbliebene Bonbon-Zeit achtete. Das Balg T. spielte seelenruhig mit ein paar dicklichen Kindern, deren Mütter entzückt daneben standen und zuschauten. Pah! Wenn Takato glaubte, so gewinnen zu können... Yukiwegen! Und die englische Brut war noch bescheuerter als Takato selbst: Er VERSCHENKTE Bonbons an ein plärrendes Mädchen, das todgeweiht war, mit dieser riesengroßen, dreckverschmierten Schramme am Knie. Tsts! Wie gesagt, einfach keine Konkurrenz für Yuki! „Uuuund Schluss! Bitte kommt doch bitte mal alle her! Die Auszählung findet jetzt statt!" Kotetsu wollte Toma-nii unbedingt bei der Auszählung behilflich sein, was durch die mangelnde Zählfähigkeit vom Idioten arg verlangsamt wurde! Nachdem Dorndöfchen Yuki beinahe in Dornröschen verwandelt hatte, trat Toma-nii mit geschwellter Brust auf uns zu. „So, alle Bonbons sind ausgezählt! Deswegen machen wir sofort mit dem nächsten Spiel weiter! Bitte folgt mir zum Spielfeld!" Alle liefen in einer Reihe hinter Toma-nii her und blieben dann bei der Rutsche stehen.
„Dieses Spiel ist so simpel wie es schnell von statten geht. Es geht im Prinzip darum, wer am schnellsten zu uns runter rutscht." Schon kam Kotetsu mit einem Schild, das eine amateurhafte Zeichnung eines Strichmännchens auf einer Rutsche zeigte, um die Ecke. „Das nächste Spiel heißt: „Rutschen-Flitzer“! Toma-nii legte die Reihenfolge fest. Sobald alle Teilnehmer an der Leiter zur Rutsche standen, begann der imitierte Trommenwirbel von Kotetsu erneut und Toma-nii rief: „Auf die Plätze, fertig, rutscht!" Zuerst rutschte Scotti. Der rutschte so dermaßen langsam, dass Yuki beinahe zum zweiten Mal an diesem Tag zum Dornröschen wurde. Takagi war der Nächste. Yuki hatte noch nicht mal richtig hinsehen können, als Takagi auch schon unten war. Von Takato wollen wir erst gar nicht reden, sein Hintern war so fett, dass er Schwierigkeiten hatte unten anzukommen. Hah! Selber Schuld, wenn der so viele Süßigkeiten futterte! Yuki glaubt, dass er ein Wimpernklimpern schneller als Scotti war. Yuki konnte auf der Rutsche im Gegensatz zu Takato super gut durchflutschen und war bestimmt der Schnellste gewesen. Toma-nii und Kotetsu schrieben sich die Rutschwerte aus der High-Tech Uhr von Toma ab, und brauchten dann noch einige Augenblicke die Ergebnisse auszuwerten.
„Kandidaten! Kommen wir nun zum nächsten Spiel! Ziel des Spiels ist es am höchsten zu schaukeln. Um einen Gewinner ermitteln zu können, begrenzen wir die Spielzeit auf 3 Minuten." Schlurfend schob Kotetsu das nächste hässliche Schild mit der Aufschrift "Höhenflug" vor sich her und machte nebenbei Trommelwirbelgeräusche nach. Toma bestimmte die Reihenfolge, in der geschaukelt werden sollte, legte seine Hände trichterartig um seinen Mund und rief: „Auf die Plätze, fertig, schaukelt!" Diesmal war Yuki derjenige, der eine unerreichbare Höhe vorlegen musste. Es gab nichts, in dem Yuki schlecht war. Wirklich nichts. Komischerweise wollte die Schaukel sich einfach nicht vom Fleck rühren. Obwohl Yuki lautstark befahl, dass diese sich gefälligst nach oben bewegen solle. Es musste einfach daran liegen, dass die Schaukel kaputt war oder so. Einen anderen Grund gab es ja sonst nicht! Die drei Minuten vergingen, ohne dass die blöde Schaukel sich nur einen Meter über den Boden bewegt hatte. Aus dem Augenwinkel konnte Yuki Takagi erkennen, wie er sich kopfschüttelnd an die Stirn schlug und dabei sein sexy Stirnrunzeln nicht ausließ. Der unverschämte Bengel Takato hielt sich Bauch und Mund, wahrscheinlich um Yuki zu signalisieren, dass ihm zum Kotzen zumute war, oder sollte das etwa ein unterdrücktes Lachen sein?! Yuki schwenkte seinen Blick nun zu den drei anderen, die noch übrig waren, um deren Reaktion auf die kaputte Schaukel zu beobachten. Bei Scotti konnte Yuki einen merkwürdigen Blick erkennen, der Yuki an einen Blick erinnerte, den Müttern ihren Kindern zuwarfen, wenn diese Au-i-Au-i hatten. So einen Blick hatte Yuki noch nie bekommen, deshalb war es Yuki auch ziemlich egal. Toma-nii lächelte Yuki nur aufmunternd an. Ja, Yuki wusste ganz genau, dass Toma-nii wusste, dass es an der kaputten Schaukel lag. Yuki konnte bestimmt trotzdem noch Punkte rausschlagen. Toma-nii vergötterte Yuki schließlich. Wie jeder eigentlich. NYA! Dann schaute Yuki Kotetsu an. Der stand da, lachte heftig und wies mit dem Finger auf Yuki und brüllte lachend irgendwas Unverständliches. Naja, wahrscheinlich lachte er gerade die dumme Schaukel aus, Yuki konnte er ja nicht auslachen, Yuki konnte ja nix dafür. Als Nächster wollte sich Takagi an der Schaukel versuchen. Da wünschte Yuki Takagi aber viel Glück bei der Schrott-Schaukel! Er setzte sich auf die Schaukel, schien körperlich völlig entspannt, machte im Gesicht einen überaus angestrengten Eindruck. Dann stieß er sich vom Boden ab und schwang nach vorne. Kotetsu gab das Startsignal. Als er zurückschwang, nahm er auch seine Beine zurück und krümmte sich wie eine versteifte Katze zusammen. Beim Vorschwingen streckte er seine Beine und seinen Oberkörper aus. Yuki verstand die Welt nicht mehr! Wieso funktionierte die Schaukel auf einmal wieder bei Takagi? Wirklich hoch ist Takagi zumindestens auch nicht gekommen. „Jez isch, jez isch!", kam es Yuki plärrend von der Seite. Hüpfend bewegte sich Takato auf die Schaukel zu. Zappelnd und den platten Hintern auf der Sitzfläche hin und her schiebend, machte er es sich endlich auf der Schaukel bequem. Dann gab Kotetsu das Startsignal. Takato griff fest um die Ketten der Schaukel und ging mehrere Schritte, mit der Schaukel am Po, nach hinten und lief diese Schritte wieder nach vorne. In dem Moment, in dem die Ketten Takato hätten zurückziehen müssen, sprang er und landete schwungvoll auf der Schaukel. Genauso wie Takagi vor ihm, schwang das Zappelvieh seine Beine nach vorn und nach hinten. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder gelang es ihm aber den Schwung immer weiter zu verstärken. So weit, bis er an den daneben stehenden Baum ranreichte und ein Blatt abreißen konnte. Alle waren suuuuuper beeindruckt. Yuki nicht. Diese Schaukel schummelte, das war doch ganz klar! Als Letzer trat Scotti an die Schaukel: „Uhhm, Kotetsu, kannst du bitte die Schaukel festhalten?". Pffff, was war das denn für ein Hosenmatz? Konnte der nicht mal allein auf die Schaukel klettern! Verwöhnte Bengel gab es vielleicht, echt unfassbar! Kotetsu brummte kurz auf und kam dann auf die Schaukel zugeschlurft. Während Kotetsu die Ketten der Schaukel festhielt, stützte sich Scotti auf Kotetsus Schultern ab und trat auf die Schaukel. Kotetsu gab erneut das Startsignal. Scotti ging in die Knie und nahm seine Arme weit zurück, um so viel Schwung wie möglich zu holen. Und er streckte sich und drückte seine Arme nach vorne, wenn er nach vorne schwang. Vor und zurück. Vor und zurück. Das Gerüst der Schaukel begann ganz leicht an zu beben, Scotti schwang immer weiter und schien beinahe abzuheben. Für einen kurzen Augenblick schien es als würde jemand auf die Pausetaste eines DVD-Players drücken. Scotti stand waagerecht, natürlich kopfüber, über der Schaukel und hatte beim nächsten Blinzeln eine ganze Umrundung geschafft. Begeistert klatschte Takato sich in die Hände. „Das ist der English Style!", lächelte Scotti verlegen.
Da musste Yuki direkt mit den Augen rollen. So was brauchte man jetzt aber mal gar nicht! „Jaja, wir habens alle kapiert: England ist ein super tolles Land! Das nächste Spiel, das nächste Spiel bitte, Toma-nii!" Die Leutis schauten Yuki alle mit einem undeutbaren Blick an. Das musste Yuki einfach ignorieren und deshalb hüpfte Yuki zu Toma-nii rüber. Toma-nii lächelte.
„Also gut, dann wollen wir mal! Auf, auf zum nächsten undletzten Spiel!" Das Grüppchen bewegte in Richtung des Drehscheibenkarussell. Toma-nii räusperte sich: „So, wir kommen dem Spiel, in dem ihr Ausdauer haben müsst. Es geht darum, am längsten auf dem Karussell zu bleiben. Es ist nicht gestattet die anderen Teilnehmer beiseite zu stoßen oder dergleichen, was das Ausscheiden derjenigen fördern würde. Passiert sowas, dann kommt es sofort zur Disqualifikation! Also, falls ihr alles verstanden habt, stellt euch bitte auf das Karussell und wir legen los!" Kotetsu kam wieder mit seinem Schildchen angetänzelt und hob die grottige Zeichnung in die Höhe. Nach und nach setzte sich jeder in Bewegung, drückte die Füße fest auf die versandte Standfläche und krallte sich an dem rostigen Gelände fest. Toma-nii und Kotetsu stellten sich gegenüber an das Karussell und machten sich bereit loszudrehen. „Auf die Plätze, fertig, verharrt!" Das Drehkarussell begann sich langsam zu drehen. Zu Beginn grinsten alle noch recht zufrieden, aber ab einen bestimmten Zeitpunkt kam das Gefühl, gaaaaaaaaanz nach außen gedrückt zu werden und dass der Magen sich umdrehte. Aber das juckte Yuki ganz und gar nicht. Schließlich hatte Yuki einen Herrn Vater, oh pardon, Herrn Vati, der regelmäßig Schleuderübungen mit Yuki machte und ernsthaft glaubte, dass dies Yuki zum Lachen bringen könne. Im Gegensatz zu Yuki war ein gewisser english-Style Bub, bereits bei dem wenigen Gewackel, bei dem Yuki noch ein Schönheitsnickerchen machen könnte, lorenor-zorro-grün im Gesicht. Nach einer weiteren Runde, gab Scotti auf und stolperte aus dem Karussell. „Scotti, nein! Du tanst jez noch ni aufdeben!" Takato winkte Scotti zu, dass er zurückkommen solle. Leider war ihm so dermaßen schlecht, dass er erstmal sein englisches Frühstück auf sehr unschöne Weise zurückholte. Dennoch das Finale musste weitergehen. Inzwischen wurden Yuki, Takatakatu und das Rührei von Takato ordentlich herumgeschleudert. Da wurden doch Erinnerung wach, wie Yuki einmal in die Waschmaschine geklettert war, nur um mal zu schauen, wie sich ein Hamtaro in einem Laufrad fühlt. Auch bei Takato begann sich langsam ein grüner Schleier vors Gesicht zu werfen, aber er hielt seeeehr tapfer durch. Nach weiteren Runden wurden Takatos Augen zu riesigen Kreiseln und Schaum begann sich um seinen Mund zu bilden. Da konnte Yuki natürlich nicht anders als laut zu lachen, was Yuki einen bösen Blick von Takagi einbrachte. Takato rollte von dem Karussell und war damit aus dem Rennen. Da standen wir nun. Yuki und Takagi. Takagi und Yuki. Jaaa, Takagi Watanabe oder doch lieber Yuki Kurasawa? Hmm, das war echt schwer. Auf jeden Fall, standen wir auf dem Karussel, unsere Hände voller ekliger Schwielen, die richtig aua machten und einem leichten Schwindel. Zumindestens war das bei Yuki so. Wie Takagi sich fühlte, wusste Yuki nicht genau. Takagi hatte nämlich mal wieder sein Pokerface aufgesetzt. Langsam hatte Yuki echt keine Lust mehr. Yukis Hände taten weh und Yukis Bauch fühlte sich an als hätte jemand sich gleichzeitig draufgesetzt und auf den Bauch geschlagen wie auf eine Pinata. Und der Schwindel erst... Der wurde auch immer schlimmer. Aber Yuki wollte nicht gegen Takatakatu verlieren. Nein, Yuki wollte und konnte nicht! Das war einfach nicht drin, schließlich ging es darum Yukis Thron zu beschützen. Lange konnte Yuki aber nicht mehr, Yuki wollte ja nicht so lange warten, bis er so erbärmlich wie Scotti oder noch schlimmer wie Takato aussah. Gefühlt waren wir eine halbe Ewigkeit auf diesem Karussell, und Takagi wollte immer noch nicht aufhören. Yuki wusste, er sah bestimmt nicht mehr süß und engelhaft aus und das musste beendet werden. Hübschigkeit oder Stolz? Yuki war so schwindelig, dass Yuki kaum noch Stolz empfand. Doch bevor Yuki aufgeben wollte, wankte Takagi runter vom Karussell und setzte sich daneben. Toma-nii und Kotetsu hörten auf drehen und rieben sich erschöpft die Arme.
Yuki konnte es nicht glauben, dass konnte nur bedeuten, dass die Glücksgöttin Yuki lieber mochte als Takagi! „Nyayaaaaa, ich hab gewonneeeee~"-batsch! Yuki kippte leider sehr unelegant aus den Latschen und blieb da auch erst mal liegen. Das Grüppchen beschloss eine Pause zu machen und nachdem alle etwas gegessen hatten (oder in Takatos Fall getrunken), erst dann das Endergebnis zu verkünden. Toma-nii und Kotetsu berieten sich während sie Sandwiches futterten und kamen irgendwann zu einem Ergebnis. Toma-nii bat uns, uns alle in eine Reihe aufzustellen. Kotetsu begann eine festliche Melodie zu brummen, während Toma-nii die einzelnen Ergebnisse der Spiele enthüllte: „Unser erstes Spiel war 'Höchste Sandburg', Takagi hat dieses Spiel mit 5 Eimern Höhe gewonnen! Damit erhält er einen Punkt! Das zweite Spiel hieß 'Bonbon-Schnorrer'. Die meisten Bonbons hatten Yuki und Takato mit unglaublichen 37 Bonbons! Deshalb erhalten beide jeweils einen Punkt. Das bedeutet Takagi, Takato und Yuki haben alle einen Punkt! Als Nächstes ging es darum 'Der schnellste Rutscher' zu sein. Auch hier hat Takagi mit 3,2 Sekunden eindeutig die Nase vorn. Ein weiterer Punkt auf Takagis Punktekonto!Sooo, das vorletzte Spiel, das wir bestritten haben, heißt 'Der höchste Schaukler'. Gewonnen hat Takato, der sogar ein Blatt vom Baum holen konnte! Der zweite Punkt für Takato! Das finale Spiel war 'Aushalten im Drehkarussell'. Der Sieger war natürlich Yuki, da alle anderen ausgeschieden sind. Das gibt den zweiten Punkt für Yuki! Das ergibt bisher jeweils 2 Punkte für Takagi, Takato und Yuki! Ein Gleichstand! Aber um besondere Leistung zu belohnen, gab es Bonuspunkte zu vergeben. Fürs erste Spiel bekommt Scotti einen Bonuspunkt für eine besonders detaillierte Sandburg! Besonders der Torbogen hat mir sehr gut gefallen. :) Auch fürs zweite Spiel bekommt Scotti einen Bonuspunkt, und zwar fürs Bonbon-Teilen. Damit hast du ein kleines Mädchen wirklich glücklich gemacht! Schön! Für unser Ergebnis heißt das also, dass alle Teilnehmer dieselbe Punktzahl haben. Was?! Das geht nicht? Nein, natürlich geht das nicht! Wir haben noch einen weiteren Bonuspunkt verliehen. Und zwar für das vierte Spiel. Da ist es einem Kanidaten gelungen, einmal ganz um das Gerüst zu schaukeln. Scotti! Wunderbar! Fabulös! Für dich haben wir einen weiteren Bonuspunkt! Damit haben wir einen Spielplatz-König! Herzlich Glückwunsch, Scotti!"
Perplex starrte Yuki Scotti an. Plötzlich hatte Scotti eine Krone auf dem Kopf, schwenkte ein Zepter hin und her und hielt Takato in seinem Arm. Blümchen fielen vom Himmel und Trompetenklang schwoll an.......
Ich schlug meine Augen auf und sah unsere moderne Glasoptik-Designer Decke, Takagi schlurfte grade an dem Sofa, auf dem ich drauflag vorbei, und schlürfte seine übliche Tasse schwarzen Kaffees. Ächzend setzte ich mich auf, Takagi blinzelte mich verblüfft an: „Nanu? Warum klingste denn wie ne alte Schabracke?"- „Hahaha, das ist nicht witzig. Überhaupt nicht! Takagiiiiiiii, ich hatte einen furchtbaren, furchtbaren Traaooum. Ich hab gegen den Einfallspinsel von Scotti verloren!" Aha, jetzt wars ja klar. Mein Traum wollte mich warnen. Ich musste mich nicht nur vor dem Dreikäsehoch von Takato in Acht nehmen, sondern auch vor seinem Fish'n'Chips Freund Scotti... Aber 'ne goldene Sushirolle gewinnt ja bekannterweiser immer gegen eine verbrannte Kabeljau-Bullette. So glaubte Yuki jedenfalls...
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Kekekekekekeke :] Endlich ist das Kapitel fertig, ich hoffe, ihr mögt die Bälger ^^ Ja wie ihr sicherlich bemerkt habt, ist dies mal wieder ein kleenes Special :) Daher entschuldige ich mich vielmals für mögliche Spoiler ;P Gleichzeitig will ich euch aber ein kleines Quiz stellen: Es ist tatsächlich etwas Special an diesem Kapitel, könnt ihr erraten was? XD Wer es als erstes als Kommi drunterpostet, dem wird das nächste Kapitel gewidmet XD
So isch geh dann mal in die Heia, sonst schimpft Yuki mal wieder, dass das Licht noch nicht aus ist :D
Shinobi lässt grüßen =^.^=
„Ja, ich verstehe. Ist in Ordnung. Ich werde morgen gegen Abend da sein. Ja. Bis dann.“ Ich legte auf und kniff mir mit den Fingern zwischen die Brauen. Der gesamte Tag war Stress pur gewesen. In der Firma waren einige Geräte ausgefallen, die Produktion dadurch gehemmt. Daraufhin wurden Techniker kontaktiert, die jedoch nicht mehr auffindbar waren, nachdem man sie ins Gebäude gelassen hatte. Fieberhaft wurde dann nach ihnen gesucht, weil ich Spionage befürchtete. Allerdings stellte sich dann heraus, dass die technikspezialisierten Herrschaften sich auf dem Weg zur betreffenden Abteilung verlaufen hatten und eine dreiviertel Stunde verzweifelt den Weg zurückgesucht hatten (was womöglich daran lag, dass fast alle Gänge und Abteilungen symmetrisch und penibel parallel zueinander gebaut und eingerichtet waren). Zudem saß mir ständig eine Mieze in der Leitung, die herumknatschte, dass ihr goldenes Wollknäuel langweilig fand und etwas mit mir unternehmen wollte, was natürlich 1. wegen Zeitmangel schlichtweg nicht möglich war und 2.einem Freitod gleichkam. Wer wollte schon stundenlang durch Klamottenläden, Schuhläden und Drogeriemärkte laufen und in ständiger Angst leben zu müssen, dass die Mieze jederzeit zur Chimäre werden könnte, wenn man ihr als anderer gleichberechtigter Kunde etwas vor der Nase wegschnappte. Und jetzt wo ich nach diesem anstrengenden Tag endlich zu Hause war und mich auf der Couch entspannte, kam auch noch ein Anruf von einem japanischen Mittelsmann, der mir einen großen Auftrag an Land ziehen konnte, wenn ich schnellstmöglich nach Deutschland kam. „Wer war das?“, flötete das Biest und lehnte sich schnurrend an mich, während es versuchte auf meinen Bauch zu krabbeln. „Ein Geschäftspartner in Deutschland. Es gibt da einen Auftrag für mich. Ich werd sofort abfliegen.“ Yukis Augen begannen zu glänzen. „Wir fliegen nach Deutschland? Hui! Ich geh sofort-“ „Es ist eine Geschäftsreise, kein Urlaub! Außerdem muss ich sofort los, sonst krieg ich die Maschine nicht mehr!“ „Wo geht’s denn hin? Ich muss doch passende Klamotten einpacken! Oh warte, lass mich raten: Hm… Berlin?! Wo du mich, Yukitor, den Siegesgott in Gold auf die Siegessäule setzt, um die olle Tante, die da schon seit Ewigkeiten bewundert werden darf, endlich mal abzusetzen? „Yuki…“ Ich seufzte. Dem konnte man wirklich nichts ausreden. „Oder, oder! Wir gehen nach München, wo wir ein Dirndl anziehen und auf dem Oktoberfest die Puppen tanzen lassen, während ich mir schöne, fette Weißwürste und schaumiges, schaumiges Bier reinziehe!“ Er zwinkerte und wackelte mit den Augenbrauen zur gleichen Zeit. „Yuki! Es ist gerade mal August! Und Dirndl werden von Frauen getragen! Ich glaub wohl kaum, dass du mich in einem ungeschnürtem Kleidchen sehen willst…“ Mir graute es bei der Vorstellung. Schleifen standen mir einfach nicht. „Hn… Das wird dein Halloween-Kostüm!“ Begeistert klatschte er in die Hände. Ich mir gegen die Stirn. Jetzt war er immer noch im Oktober drin… „Hm… Tja… Mehr deutsche Städte kenn ich nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. Mein ungläubiger Blick traf ihn ungebremst. „Das heißt, du weißt von der deutschen Kultur im Grunde nur, dass sie beim Oktoberfest Dirndl tragen, Weißwürste spachteln und Bier saufen? Und von den Berliner Sehenswürdigkeiten fällt dir nur die Siegessäule und nicht etwa das Brandenburgertor, durch das du wie auf einem Catwalk hättest hindurch stolzieren können oder die Überreste der Berliner Mauer, auf die du hättest hinaufklettern und wie ein Äffchen herumturnen können, als wärst du mit Tollwut infiziert?“ Ein Grinsen stahl sich auf Yuki’s Gesicht. Wieder zuckte er mit den Schultern, diesmal eindeutig sarkastisch. „Keine Ahnung. Mein Allgemeinwissen scheint nicht gerade auf dem neuesten Stand zu sein. Aber da hast du mich ja auf ein paar tolle Ideen gebracht… Und derjenige, der es vorschlägt, darf natürlich kein Spielverderber sein! Also üb schon mal wie ein Male model zu walken, während ich solange meinen Koffer packe.“ Ohne mir die Möglichkeit auf eine Antwort zu lassen, bewegte er sich in freudiger Erwartung wie eine notgeile Amöbe fort. Ich seufzte. Der Knabe machte auch nie, wirklich nie, dass, was ich ihm sagte. Vielleicht war es möglich ihn mit umgekehrter Psychologie zu konditionieren. Das musste ich bei nächster Gelegenheit ausprobieren…
Ich hatte ihm schließlich verraten, dass wir nach Düsseldorf fliegen würden, weshalb es ihm schließlich möglich war seinen glitzernden Koffer doch noch zu komplettieren und zu schließen. Obwohl das ein gewaltiger Kraftakt war und das gebündelte Kampfgewicht zweier Männer (oder besser eines Mannes und eines Halbstarken) benötigte. Meine Wenigkeit war bereits seit einer geschlagenen Stunde reisefertig. Mysteriöser Weise war sein Ticket dann ebenfalls schon gebucht, sodass ich gar nicht weiter nachfragen wollte. Schließlich hatten wir schon Stress genug. In 2 Stunden ging unser Flug, um Punkt 21 Uhr kamen wir beim Tokyo Flughafen an, wo wir in die 1.Klasse eincheckten (obwohl ich ja die Business Class bevorzuge, aber Prinzessin Yuki kann sich ja nicht mit dem zweitbesten abgeben -.-°). Als wir dann schließlich ins Flugzeug gelassen wurden, bzw. in Yuki’s Fall auf den Flieger losgelassen wurde, staunte der blonde Junge nicht schlecht. Neugierig sah er sich um. Ich glaubte in seinen tiefblauen Augen ein Glitzern erkennen zu können, doch plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung drehte er sich zu mir um knatschte: „Wo ist mein Thron? Erste Klasse und keinen Thron für den König der Welt, der jetzt auch bald die Lüfte erobern wird? Und mir fehlt das Champagnerzehenbad!“ Der Flug konnte bei diesen Aussichten ja nur heiter werden.
Ich hatte Yuki dann bis zum Start soweit beruhigt, dass er willig neben mir hockte und sich von mir kraulen ließ, während er anstatt den Champagner an seine edlen Zehen zu verschwenden ihn lieber schlürfte. Zu Hause würde er dann einen Thron bekommen (in Form meines geliebten Chefsessels T.T (so glaubte er jedenfalls (NEVER!))). Ich hatte ihm außerdem versprochen, dass er in Düsseldorf meine Kreditkarte vergewaltigen durfte. Er würde der Rapemaster werden, meinte er daraufhin und ich versuchte ihn runterzuholen, indem ich ihm sagte, dass es ganz egal wäre, wie viel Übergepäck er haben würde, ich würde alles für ihn bezahlen. Wie es sich halt für einen Rapemaster Thronkönig der Welt gehörte. Glücklicherweise befanden sich nur wenige Passagiere in der First Class, sodass sie nicht Yukis lautes, aufstoßendes „AH-HA-HA-HAR!“ ertragen mussten. „Yuki, was ist los? Hast du dich (endlich) am Champagner verschluckt (bei den Mengen, die du hinunter spülst, als wär es Wasser)?“ Yuki zeigte auf seinen Tablet-PC, auf dem er grad Wirtschafts-News las. „Der Boss der konkurrierenden Computer-Firma >>ASA Tech.<< ist Bankrott gegangen… Der lebt jetzt laut Gerüchten wie ein Bettler in einer 2 Zimmer-Wohnung mit seinem Kellner-Lover zusammen. Erbärmlich!“ Einen Augenblick überlegte ich: Wie war es wohl, wenn uns das passieren würde? Obwohl… Wir würden dann wohl nicht lange überleben… Oder besser Yuki würde nicht lange überleben… Im Gegensatz zu dem Kellner und seinem Ex-Firmenboss. Beide wussten wenigstens wie man hart arbeitete, hatte sich der Bankrottgegangene doch genauso wie ich von einer Mittelstandsfamilie hochgearbeitet. Im Gegensatz zu Yuki, dem scheinbar alles mit rosaroten Pegasusflügeln in den Schoß geflogen kam… Naja, bei dem Schoß… Und im Gegensatz zu Yuki, der nicht wusste, wie es war mit Händen und Füßen für seinen Lebensstandard arbeiten zu müssen, anstatt nur ab und an den hübschen Kopf zu schütteln, wenn der Pseudovorgesetzte ihn einen Wirtschaftsplan für das nächste Jahr vorlegte. Er saß einfach nur da und genoss wahrlich wie ein Weltenkönig das Leben. Nervenbalg… Irgendwie machte es mich traurig zu sehen, dass dieser Firmenleiter bereits Bankrott verzeichnen musste, obwohl wir zur gleichen Zeit angefangen hatten. Wir hatten sogar zusammenstudiert, wobei er natürlich älter gewesen war als ich. Schließlich hatte er bereits Informatik, Web Business & Technology und Software-Engineering studiert und letztendlich Wirtschaft. Asahi Kyudo hatte ich damals als sehr fähigen Mann kennengelernt, der genau wusste, was er tun musste, um das zu bekommen, was er wollte. Was war, wenn ich auch bald mein Unternehmen auf diese schändliche Art und Weise verlieren würde? „Ta-ka-güüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü!“ Mir flog ein rosaroter Knutschmund entgegen und traf mich direkt am linken Auge. Ein schmatzendes Geräusch stieß das Lippenungetüm dabei aus. „Was machst du?! Willst du mein Auge fressen, oder was?“, verärgert schob ich Yuki von meinem Schoß zurück auf seinen Sitz und drückte sein Gesicht aus meiner Augenpartie. „Du brauchst keine Angst vor der Zukunft zu haben… Schließlich bist du ein Genie… NICHT! Aber, was du mit Hirn nicht rausschlagen kannst, gleichst du doch locker mit deinen Looks aus… NICHT!“ Er lachte sich wie eine betrunkene Katze halb krank. „Mies. Einfach nur low gespielt…“, brummte ich, während er sich Lachtränen wegwischte. „Ach! Für Hirn und Face hast du doch mich! Und für Geld und andere materialistische Güter bist du zuständig *zwinker*!“ Wirklich erfrischend, dass mein sogenannter Pseudolover mich wie eine Gelddruckmaschine behandelte. Einen Drucker, den man immer wieder benutzen konnte bis er irgendwann den Geist aufgab und man sie getrost wie einen Haufen erkalteter, verrosteter Müll wegwerfen konnte. Merkwürdigerweise lenkte Yuki mich mit seinen Psychospielchen, die meine Gefühle und mein Selbstwertgefühl als Puck verwendeten, ab. „Vielleicht bist du ja nicht nur für Geschäfte zu gebrauchen…“, ich strubbelte durch sein strahlend blondes Haar und sog genüsslich seinen Duft ein. Er kniff kurz die Augen zusammen, blinzelte mich dann aber wie ein Fuchsgeist an und fasste mir zwischen die Beine. „Du meinst dann wohl für die anderen JOBS, richtig?“ Was hatte der Junge bloß für ein Problem? Da war man mal liebevoll zu ihm und dann trampelte er auf der keimenden Blüte namens aufkommende Sympathie herum, als sei sie nicht aus Gold und daher nicht erhaltenswert. Er musste immer die Stimmung ruinieren und- wieso fielen ihm immer solche dummen, aber paradoxerweise so genialen Sprüche derart spontan ein?
Irgendwie hatte ich es dann doch geschafft den Flug nach Deutschland heil zu überstehen (First Class sei Dank!). Die Stewardessen waren so freundlich gewesen mir Yuki für ein paar wenige Stunden des Schlafes abzunehmen. Allerdings waren sie nach der Aktion nicht mehr allzu freundlich gestimmt, waren sie doch Opfer von Yuki’s Verschönerungswahn, sprich „Yuyu’s Schmucke Schminkstunden“ (seine Videos auf YouTube wurden leider gesperrt da sie Menschen wie Schminkpuppen behandelten), geworden. Ich war also nicht mehr nur mit einer geldgeilen Grinsekatze, sondern nun auch mit einem Trupp missgestalteter First Class Stewardessen konfrontiert. Allerdings erschien es mir als hätte der Captain meine Not auf telepathische Weise gewittert und war nur einige Minuten später am Düsseldorfer Flughafen sicher gelandet, sodass ich mich den overmake-upeden Weibern entziehen konnte. Yuki allerdings konnte ich nicht im Flieger sitzen lassen.
Als Japaner in der größten japanischen Gemeinschaft Europas zu sein, war schon eine besondere Sache. Für Yuki, der sich zum ersten Mal außerhalb Japans befand, war es noch einen Ticken besonderer. Die über 6500 Japaner, die hier lebten, waren jetzt keine sonderlich erstaunliche Bewohnerzahl, wenn man sie mit den 127 Millionen Einwohner Japans vergleichte, trotzdem schien er sich auf Anhieb wohl zu fühlen. Vielleicht allerdings lag das aber nicht an seinen japanischen Wurzeln, sondern eher an den westlichen genetischen Anteilen, die für seine blonden Haare und seine blauen Augen zuständig waren. Er blickte sich überall aufgeregt um und verglich Japan und Deutschland miteinander, während er junge sowie alte Japaner und wahrscheinlich auch andere Asiaten, die überall hektisch rumliefen, freudig begrüßte und ihnen merkwürdig soziale Worte auf Japanisch zurief. Hektik war also auch hier an der Tagesordnung, allerdings war Yukis plötzlich weltoffene Art nicht ganz so normal, was mich ein wenig ängstigte, weshalb ich ihm vorschlug uns von unserem Flug erst einmal auszuruhen. Nach einigem Hin und Her ließ er sich dann überreden.
Es war natürlich eine Selbstverständlichkeit, dass wir in ein japanisches Hotel eincheckten: Das Hotel Nikku auf der Immermannstraße war mir von dem besagten Geschäftspartner empfohlen worden, weshalb ich seinem Ruf nachfolgte. „Beeeeeehhh ~ Dieses Hotel… also echt! Takagi Kurasawa! Ich…! Bin zutiefst…“ Genervt drehte ich mich um, die vollgestopften Koffer von Yuki schleppend, da er es ja für einen guten Pseudoloverboyservice hielt Gepäckesel zu spielen anstatt zu die Gepäckstücke von Pagen transportieren zu lassen. „Was ist mit dem Hotel, Yuki Watanabe? Willst du in ein exklusiveres Hotel? Dann kannst du ja erstmal damit anfangen dein eigenes Geld zu verdienen!“ Meine rollenden Augen fixierten den Blondschopf und bereiteten schon einen imaginären Todesblick vor. „Es ist… Beeehh, wie soll ich dir das schonend beibringen? … OK.“ Er sah mich an, als hätte ich grad erfahren, dass mein Teddybär gestorben war. Ich ging ohne weiteres Wort zur Rezeption, um die Zimmerschlüssel abzuholen. Eine Junior Suite für die selbstgekrönte Prinzessin Yuki und für mich selbst ein Zimmer der Executive Class. Als ich ihm vor seiner Zimmertüre Schlüssel und Koffer in die Hand drückte, stampfte er hart auf den Boden auf. „Neeeyn! Du wagst jetzt nicht wegzugehen, oder? Sonst werd ich nämlich sehr, sehr böse und verfolge dich sogar in deinen Träumesträumen!“ Er trat zur Seite und wies energisch in die 75m² große Suite. „All meine Klamotten passen hier rein und trotzdem ist noch mindestens 1 m² Platz für einen nerdigen Anzugmann übrig! Und guck dir erst das Doppelbett an!“ Demonstrativ rannte er mit kleinem Anlauf auf das Bett zu und warf sich in „I believe I can fly“-Manier darauf. „Mit dir wird’s hier nur fluffiger!“ Mit einem frechen Grinsen kuschelte er sich in die weiche Decke und klopfte neben sich. Ich seufzte. „Ich komme gleich, geh nur runter zur Rezeption, die Zimmerschlüssel zurückgeben.“ „NEIIIN!“ Der schrille Schrei veranlagte mich dazu auf der Stelle stehen zu bleiben. Ich wollte nicht das Opfer einer seiner möglichen Wutsausbrüche seines vielleicht schizophrenen Charakters werden. „Die sollen nicht denken, dass Yuki Watanabe kein Geld hat! Und will, dass sein Loverboy zusammen mit ihm in einem Bett schläft, weil er alleine nicht mehr schlafen kann, aber statt es zuzugeben, lieber vorgibt, es kuscheliger und möglicherweise auch freuchter (freudigxfeuchter ©Watanabe Yuki) mit diesem zu haben!“ Sein blonder Kopf war als einziger aus der wolkenhaften Struktur des Bettes emporgestreckt. Irgendwie hatte ich in dem Moment das Gefühl eine indirekte Liebeserklärung bekommen zu haben, weshalb ich mit vielleicht leicht gerötetem Gesicht mich von ihm wegdrehte und begann meine Krawatte zu lockern. Hatte Yuki das wirklich grad gesagt? War ja zu niedlich! Als ich mich ihm wieder zuwandte, um ihm meinen entblößten Oberkörper zu präsentieren, lag er auf seinem Rücken, den Blick gelangweilt gen Decke gerichtet. Unter seinem Hemd machten sich zwei Beulen (?) breit und mit großen Augen kam ich näher heran. Ihm waren nicht wirklich Brüste gewachsen, oder? Halluzinierte ich nach dem langen Flug schon? Verspielte rollte er mit den spitzen Brustwarzen und drehte seinen Kopf zu mir. Grinsend bemerkte er meinen erstarrten Gesichtsausdruck und setzte sich lachend auf. Mit einem Mal verabschiedeten sich die Brüste um der Gravitation „Hallo“ zu sagen und landeten als rote, polierte Äpfel in seinem Schoss. Erleichtert setzte ich mich neben ihn auf das Bett. „Du hast so lange gebraucht dich auszuziehen, deswegen wollte ich mich schon selbst hochbekommen, indem ich an meinen imaginären Brüsten, die ich mir aus dem Willkommens-Obstkorb genommen hab, rumgespielt hab. Hat dir das gefallen?“
Ein Kissen flog ihm an den Kopf bis ich mich schließlich über ihn beugte und ihn küsste. Seufzend ergab er sich und überkreuzte die Hände hinter meinem Kopf, die dann schließlich in freudiger Erwartung durch meine Haare wanderten. Ich lächelte in unseren Kuss hinein und schaute in sein schönes Gesicht. Er blinzelte, zog meinen Kopf näher an seinen. Vorsichtig strich ich ihm ein paar blonde Strähnen aus den Augen, fuhr die Wange entlang. Seine Lippen bebten und die Kraft seiner Hände, die auf meinen Kopf wirkte, wurde fordernder. Mein Grinsen ließ ihn zittern, sich ärgern. Unsere Lippen waren nur noch Millimeter voneinander entfernt. Die weißen Laken, die Kissen waren eine Wolkenlandschaft, die einen in eine versunkene Traumwelt entführten. Und Yuki lag mittendrin. Er war ein Lichtwesen, eine Lichtgestalt, ein Engel in mitten dieses weißen Traums und sein Verlangen war eine tödliche Sünde, die im Widerspruch zu seinem reinen Aussehen war. Doch er wollte nicht, dass ich länger diesen Ausblick genoss. Verärgert biss er in meine Zunge, als ich gerade seine Lippenform erforschen wollte. Meine Arme umschlossen schließlich seinen schmalen Körper. Langsam tastete ich mich heran, Lippen und Hände arbeiteten im gleichen Takt. Wir beide befanden uns im selben Rhythmus. Ich sog seinen Duft tief ein, er schloss genüsslich die Augen, als ich über seine Brust strich. Zwischen meinen Schulterblättern spürte ich seine sanfte Seite in Form von liebevollen Streicheleinheiten. Ich schaute ihn an, als ich unseren Kuss wieder löste. Die Augen blieben geschlossen, die langen Wimpern umrahmten sie. Schließlich schob ich mich keuchend zwischen seine Beine. Er reagierte sofort und umschloss meine Hüfte. Meine Erregung drängte sich an seine und leise flüsterte er: „Takagi…“ Das Gebrochene in seiner Stimme war echt zu- Meine Gedanken waren einfach wie fortgeweht, mein Mund bedeckte seinen. Ich kniete vor ihm. Mit der einen Hand befreite ich Yuki von seiner Hose, während ich mit der anderen selbst meinen Gürtel attackierte. Geschickt wie ich war, verhakte der sich aber irgendwie in der schwarzen Hose, sodass es ein wenig länger dauerte. Schließlich ließ ich mit der Schamesröte im Gesicht, anstatt an einer anderen im Moment mehr benötigteren Stelle, von seinem Zentrum ab und kümmerte mich erstmal um meins. „Yuki… Irgendwas stimmt mit meiner Hose nicht…“ Beschämt schaute ich hoch und erstarrte. Vor sich hinlullend lag er auf dem Rücken mit entblössten Bauch und klammerte sich an ein dickes Daunenkiss. Fxxk you, Jetlag!
Ich beschloss mich dann ebenfalls aufs Ohr zu hauen. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.
Morgens stand ich bereits um 7 Uhr auf, bereitete mich auf den bevorstehenden Termin vor, arbeitete mich noch einmal durch die Akten. Frisch geduscht, frisch rasiert. Haare saßen perfekt, der schwarze Anzug saß wie angegossen, die Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Ich begutachtete mich noch einmal im Spiegel. So würde das Geschäft heute gut ablaufen. Ein Kissen landete direkt neben meinen Füßen. Das sichere Signal, dass Prinzessin erwacht war, aber noch auf den Weckkuss wartete. Ich fragte mich, ob ich Yuki nicht einfach ignorieren sollte und ihn den gesamten Tag im Bett liegen lassen sollte. Als ich mich allerdings umdrehte, um kurz nach ihm zu schauen, erblickte ich ein leicht geöffnetes Auge, das sich schielend in die Richtung aus der ich kam bewegte. Neben dieser gruseligen Performance bemerkte ich auf den nächsten Herzschlag wie perfekt Yuki aussah. Obwohl er eigentlich noch schlafen sollte, hatte er keine verwuschelte Haare, seine seine Haut sah frisch und ebenmäßig wie die Makeup Models der Werbungen aus und seine Kleidung war nicht im Geringsten zerknittert. Ich runzelte genervt die Stirn. Konnte es etwa sein, dass Yuki jeden Morgen um wer weiß wie viel Uhr aufstand um sich schickimicki zu machen und dann von mir wachgeküsst zu werden? Mich am Ohr kratzend beugte ich mich vorneüber und gab ihm seinen allseits geliebten 3-Sekunden-Guten-Morgähn-Kuss. Perfekter Augenaufschlag und eine elegante Bewegung, die ihn von der Schlafend-Position in die Hier bin ich-Position brachte. „Ich fühle mich zutiefst über eure morgendliche Anwesenheit geehrt, werter Taka-Prince!“ Gackernd stand er nun auf und huschte ins Bad. „Wo gehst du denn jetzt hin? Ich hab um 12 den Termin und wollte noch mit dir Frühstücken.“ Yuki drehte sich um, legte einen Finger auf die kirschroten Lippen. „Was denkst du denn? Ich mach mich ein wenig frisch. So kann ich ja nicht auf die Straßen von Düsselinchen gehen! Bin ja erst jetzt aufgestanden!“ „Düsseldorf! Und nicht Berlin oder München!“ Fröhlich hüpfend begab er sich dann in das Bad. Genervt drehte ich mich um und hielt mir den Kopf. Er kam die nächsten 2 Stunden dann auch nicht mehr aus dem Bad raus.
Endlich waren wir dann bereit uns auf den Weg zum Termin zu machen. Ich hatte einen Mietwagen, einen schwarzen Audi R8, besorgt. Aufgeregt und hibbelig drückte sich Yuki während der gesamten Zeit die Stirn an der Scheibe platt, als wir durch die Altstadt an der Heinrich-Heine-Allee vorbei fuhren. „Wenn wir zurück sind, müssen wir unbedingt zum Rheinufer, ok?“ Seine Augen leuchteten wie bei einem kleinen Kind, dem man Süßigkeiten zusteckte. Ich lächelte. So niedlich hatte ich Yuki schon lange nicht mehr erlebt. Ein wenig fühlte es sich ja an wie Flitterwochen… Ich schüttelte den Kopf. Ich war hier lediglich auf Geschäftsreise und sollte mich auch darauf konzentrieren!
Dort befand sich der Haupteingang des Uniklinikums Düsseldorf. Ich manövrierte uns hinein. Das UKD-Gelände war wirklich groß, wirkte für ein ungeübtes Auge fast schon wie eine Kleinstadt. Schnell eingeparkt, den Aktenkoffer mit den nötigen Papieren in die Hand genommen und Yuki aus dem Kindersitz lassend, begaben wir uns sofort auf den Weg zur Chirurgischen Klinik. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich schon einige Male hier gewesen war, denn die Beschilderung war nicht ganz einfach zu verstehen. Um Punkt 12 begrüßten uns auch schon die Auftraggeber und baten uns in einen Konferenzraum.
In dem Auftrag ging es um das Programm für die radiologische Abteilung in der Chirurgie. Ich spielte ihnen eine Betaversion vor, und erklärte ihnen die eingeplanten Features. Die deutschen Mitarbeiter der chirurgischen Radiologie hörten mir aufmerksam zu, nickten und schrieben mit. Yuki saß still in der Ecke und beobachtete das ganze Geschehen. Ich hatte ihn als hohes Tier meiner Firma vorgestellt, also hatten ihn die Auftraggeber toleriert. Schließlich beendete ich meinen Vortrag und fragte in die Runde, ob soweit alles geklärt sei. „Ja… Kurasawa-San… Meine Kollegen und ich hätten da noch einige Fragen bezüglich des Designs und der Programmatik… Ist es möglich, die Werte in einem größeren Automatikumfang einzugeben? Und…“ In einem sehr gebrochenen Japanisch versuchte mir der deutsche Dolmetscher zu erklären, was genau die potentiellen, deutschen Vertragspartner sich von meinem Programm erhofften. Ich schenkte ihnen Gehör und notierte mir ihre Gesichtspunkte. Ihnen gefiele das zu moderne Design nicht. Schließlich sei das hier ein Krankenhaus und keine Gaming Halle. Außerdem müsse das Klinikum an der Beleuchtung sparen, weshalb die Farben viel zu grell waren. So würde der Preis beim Design gedrückt werden. Man wünschte sich ein schnelleres Arbeiten, damit die Untersuchungen schneller von statten gehen konnten. Während ich schrieb und schrieb, spürte ich einen stechenden Blick aus Watanabes Richtung. Ich ignorierte ihn. Er war ja nicht derjenige, der hier grade einen schwierigen Geschäftspartner hatte. Letzten Endes konnten wir uns darauf einigen, dass ich die Veränderungsvorschläge des Klinikums annahm, der Preis sich dadurch aber auch stark änderte. Mit einem kräftigen Händedruck und einer schnörkeligen Unterschrift wurde der Vertrag dann unterzeichnet. Ich war erleichtert. Nach 2 Stunden harter Argumentierarbeit war es vorbei und ich hatte einen guten Deal für die Firma an Land gezogen.
Still folgte mir Yuki zurück in den Wagen. Als er sich in den Sitz plumpsen ließ und die Tür hinter sich schloss, öffnete er plötzlich den Mund und stieß ein hohes Seufzen aus: „Gnaaaaa... Endlich muss ich mich nicht mehr zurückhalten vor diesen riesenhaften Deutschen!! Aaaalsooo… Eeeeeersteinmal, Glückwunsch zu diesem grandiosen Auftrag“ Er klatschte einmal in die Hände. „Iiiiich hätte das ja GANZ anders gemacht! So kannst du doch nicht mit dir rumspringen lassen. Du bist doch der Kopf der Ameise, da kannst du dir ja von den Beinen nicht so in den Arsch treten lassen! Wenn ich du gewesen wäre, dann hätte ich denen klar gemacht, dass sie das Programm nur so bekommen oder gar nicht! Schließlich sind die ein Krankenhaus und brauchen sowas! Du kannst dir ja nicht einfach von denen das Ruder derart aus der Hand reißen lassen. Das zeigt ja mal wieder wie unfähig du als Big Boss bist, huuh!“ Er schnaubte mich an und wandte sich dann weg von mir, die Beine übereinander schlagend. Ich war mit dem Auto gerade von dem Gelände gefahren und fuhr an der Haltestelle Christophstraße vorbei, als ich glaubte mich verhört zu haben. Was hatte er gerade von sich gelassen? „Wenn DU so fähig bist, dann kannst du ja ganz genial den Weg zurück zum Hotel finden!!!“ Ich hielt am Straßenrand und schob ihn aus dem Auto. Mit großen Augen stand er perplex dar, als ich ihn dort wie eine Ameise ohne Kopf stehenließ. Sollte er doch schauen, wie er in einer ihm völlig fremden Stadt, in einem völlig fremden Land, auf einem völlig fremden Kontinent ohne die fremde Währung in der Tasche oder die Sprache sprechen zu können. Aber seine Fähigkeiten als Big Boss würden ihn aus dieser misslichen Lage sicherlich befreien können!
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Tachen auch! Tut mir aufrichtig leid, dass das Kapitel so lange gebraucht hat zu brüten und ich möchte mich hiermit auch offiziell bei Yuki entschuldigen, dass er so lange im Hotel ausharren musste ^^" Sumimasen!
*Hust* Düsseldorf, was haltet ihr davon? Meine Lieblingsstadt hier in DE :D Ich muss natürlich noch erwähnen, dass die Leutchen in der UKD nicht so drauf sind, wie ich die hier vllt beschrieben hab O.O° Die sind alle supi nett :) Ich hoffe, ich habe mich auch schon wieder gefangen und komme endlich mal aus meinem megatiefen Kreatief raus :D Bzw aus meiner Unmotiviertheit das alles einzutippen :D
Joa und dann möchte ich nochmal ein herzlichstes Danke an all Jene aussprechen, die diesen Yukikack noch vertragen können, ich bin selbst manchmal ziemlich genervt von denen ^^"
Wenn ihr Glück habt, kommt morgen oder in den nächsten Tagen auch noch eine Kurzgeschichte von mir raus, die sich "Silent.Name" nennt. Ihr dürft gespannt sein! Und wenns das dann auch mal endlich beendet ist, dann widme ich mich meinen anderen Projekten! Finally!
Shinobi lässt grüßen ^^
PS: K-Pop bringt einen richtig zum Schreiben und Smilen, probiert es mal aus ;)
PPS: Bitte adden, wer es noch nicht getan hat, damit ich Bescheid geben kann, wenns dann mal wieder weitergeht! Und am besten noch direkt den Grund angeben, bevor ich die FA misstrauisch ablehne :D
Fassungslos stand ich da am Straßenrand. An einer lauten, befahrenen Straße, was mir allerdings nicht viel half, weil ich ja diese hässliche Sprache nicht sprechen konnte. „Meeeehhhhh!“ Ich trat mit voller Wucht gegen das Gelände der Bahnhaltestelle. Wie konnte der Geldregen mich hier einfach mitten im Nirgendwo stehen lassen? Wo zum Henker war ich überhaupt? Schnaubend schaute ich mich um, verzog die Lippen zu einem wahrscheinlich sehr abtörnenden, schmalen Strich (wie die Fleischwülste von Takato, die er Lippen nannte). Eine kleine Bahnhaltestelle, mit winziger Grünanlage und einer Fahrradbrücke, die auf die andere Straßenseite führte. Da ein graues, verdrecktes Schild, wo „Christophstraße“ draufstand (Gott, lob Google Translate). „Uhhhhhhhh~ Was ist Christoph für ein Angeber, das er sich eine ganze Straße kauft? Und dann auch noch eine so hässliche und unbewohnte mitten im Nirgendwo…“ Lachend wackelte ich an der Haltestelle vorbei und schaute mich misstrauisch um. Eine Kapelle stand in der Nähe des Klinikums. Ich seufzte. Wo war ich hier bloß gelandet? Etwas blieb mir im Blick kleben. Das konnte doch nicht wahr sein!!! Meine Augen juckten, als ich mir es genauer anschaute: Ein gemütliches, beigefarbenes, kleines Gebäude, das eine Bar, ein Restaurant und ein Motel in sich vereinte. An sich ja keine Sünde, aber dieser Name… Dieser elende Name! Was war das nur für ein Land, das ein Restaurant nach einem Jüngling benannte, der nach SEINER Pfeife tanzte? Wie konnte man es nur „Scotti’s“ taufen? Beim Gedanken an ihn und vor allem an Takagi’s überhaupt nicht schnieken Brudi Takato verdampfte meine Wut auf den Geldsack sogleich. Stampfend ging ich im Allegro, ohne zu Rennen wohlgemerkt, dran vorbei, passierte eine weitere grüne Wand. „Ja, mein Gott. Sind hier nur Pflanzenfresser unterwegs, die Angst haben, dass sie verhungern, wenn sie keinen Snack für Zwischendurch am Wegesrand pflücken können, oder wie? Phhha.“ Die Ampel wurde grün, ich schlenderte über die Kreuzung, als plötzlich von links mit Tempo 50 ein schwarzer Mercedes um die Ecke bog und mir fast den Fuß platt fuhr. Fassungslos stand ich mitten auf dem Zebrastreifen und starrte dem Geisterfahrer hinterher. Lieber Herr Universum, der für das sogenannte Karma zuständig ist: Muss ich erst auf deine Wolke springen, damit du mich heute mit deinem Scheiß mal alleine lässt?! Und was sollte diese komische Aufteilung in Geländer und Schienen, wodurch man erst einmal eine große Runde machen musste, bis man zu einer U-Bahn gelangte, die ganz und gar nicht aussah wie eine? Ich war an einem sogenannten südlichen Park angekommen, konnte mich aufgrund von weiteren Grünanlagen noch immer nicht wirklich orientieren. Diese Deutschen waren in der Tat ein überaus merkwürdiges Völkchen.
„Nyaaaa!!!!!“ Verärgert rupfte ich an den Haaren eines Alterchens vor mir, und kramte eiligst mein Handy hervor. „Warum bin ich nicht sofort darauf gekommen!“ Als ich die Nummer von Takagi getippt hatte, ließ ich die wenigen, grauen Haare los und machte sofort den schrillsten Schrei in den Hörer, nachdem er abgehoben hatte. „-GIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!! Wo zum Henker steckst du? Und wie kannst du mich hier verrotten lassen zwischen Unkraut und alten Säcken, die einem fast die schönen Füße plattfahren vor einem Restaurant, das nach dem Lustknaben von deinem Babybro benannt ist???“ Einfach aufgelegt. Na toll. Jetzt wollte er das beleidigte Sushiröllchen spielen, obwohl ich hier ganz klar das Opfer war. Zähneknirschend sah ich mich um. Irgendwie musste ich doch hier wegkommen. Vielleicht sollte ich nach dem Weg fragen, aber wie, wenn hier weit und breit kein Schwarzkopp zu sehen war? Ich schielte zu dem Opi, den ich vor ein paar Sekunden um ein halbes Pfund Haare erleichtert hatte. Der konnte sicherlich kein Englisch, geschweige denn Japanisch. Misstrauisch schielte er zurück und machte ein paar Sicherheitsschritte zurück. Wie amüsant. Ich tat einen Schritt vor und reckte die Hände in sein Gesicht während ich ein langgezogenes „Nööööööwww!“ quietschte. Schwerfällig sprang er einer Hexe in die Gesundheitsschuhe. Lachend wandte ich mich von der Seniorenabteilung ab. Die würden mir keine große Hilfe sein. Schulterzuckend schlurfte ich weiter. Irgendwo gab es doch hier bestimmt diese Notrufsäulen… Während ich meinen Blick so schweifen ließ, erblickte ich ein paar dickliche Jungens. Tuschelnd hatten sie sich von mir abgewendet, warfen aber immer wieder einen schätzenden Blick über die Schulter. Tja, wer würde da nicht gucken, wenn plötzlich eine neue Art von Mensch, nämlich der schönste Yuki der Welt plötzlich in einer so unbedeutenden Stadt, die noch nicht mal singende Klos hat, auftaucht. Ich legte Zeige- und Mittelfinger meiner rechten Hand an mein Kinn und warf, während ich mir nebenbei noch ein paar Special Effects wie Harfenklang und Konfetti, das in alle Richtungen sprühte, vorstellte, die hellen Haare zurück. Mein zauberhafter Blick traf die beiden direkt ins Herz und als ich ihre hellerleuchteten Öhrchen bemerkte, wusste ich, die Bahn war frei! Wie auf dem Catwalk kam ich ganz rein zufällig in deren Richtung geschlendert und blieb direkt neben ihnen stehen. Ein paar Schweißtropfen rannen ihnen die Stirn hinunter. „Hiiii ~“ Kieksig hoben sie eine Hand zur Begrüßung, ich hob eine Braue an und blickte sie von oben bis unten an. Typische kleine Studenten. Jeans, Sneakers, Kapuzenpulli. Und mit ein bisschen mehr auf den Rippen. „Nihongo o hanashimasu ka?“ Ich kippte meinen Kopf ein wenig zur Seite und schaute von einem Studi zum anderen. Eine Antwort blieb aus. War ja anzunehmen. „U schpeak Engrish?“ Wieder blieben die beiden stumm. Jetzt wurde es langsam brenzlig. Schließlich war ich ein Wirtschaftsgenie und kein Sprachführer. Ich setzte zum nächsten Versuch an: „¿Hableis espanol?“ Die beiden winkten ab und stotterte: „No, äähh. Wi mean, wi speak Englisccch.“ Ich blinzelte. Wenigstens etwas. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Wenn ich hier erstmal fertig war, dann würde ich Takagi dazu zwingen, mir erst einmal eine Woche Erholungsurlaub von diesen Englisch-Strapazen zu geben. „U help mä. Get rivengeschu. On mai boyfränd. Naow.“ Verwirrt tauschten sie wieder ein paar Blicke aus. Der scheinbar intelligentere von beiden antwortete daraufhin: „ Ähh. What will wi become? Ähh.. When wi help you?“ Ich überlegte. Was wollten die Honkies werden? „ As a rewart. What will wi become?” Mein Finger suchte sich seinen Weg zu meinem Nasenflügel, als ich nach einer passenden Antwort suchte. Ich musste den beiden irgendetwas bieten, dass sie nicht abschlagen konnten. Etwas, wonach sie ihre kleinen, fetten Speckfinger abschlecken würden, wie ich eine saftige, Mayonnaisegetränkte Wurst. Meine Augen suchten die beiden Heinis nach irgendwelchen Hinweisen ab.
Verlegen kratzte sich der Eine am Kopf und der weniger Belichtete am Scrotum, als ich sie mit meinen Blicken fixierte. „Schorri? Are you ok?“ Er fummelte an seinem grauen Kapuzenpulli herum, drehte den ausgewaschenen Stoff um den Finger, als wäre er mega nervös. Da fiel es mir wie Schuppen von Takagis Kopf, wie Kokosnüsse auf den Schädel! „U will get this here.“ Ich zeigte auf meine Camouflage Buumer Beach Jacke und auf das Avalun Place Kapuzenshirt von Hullister darunter. Ich wusste, wie hart es für solche Mennekes war an solche Sachen dran zu kommen. Einen kurzen Augenblick überlegten sie, tauschten ungewisse Blicke aus bis sie schließlich einschlugen und mich nach meinem Plan fragten. Grinsend wies ich sie an mir auf den großen Parkplatz hinter den Südpark zu folgen.
Etwas abgeschlagen von der Außenwelt hockten wir uns hin und berat schlugen uns im mehr oder weniger verständlichen Englisch. „U twu pritend to have captured me. So u can blackemeil my boyfränd. Oky?” Sie nickten. Wieder sprach der Hirni im Zweiergespann: „Wi video you wis your händy and sent it tu your boyfriend, ok?“ Ich hatte zwar keinen blassen Schimmelpilz, was ein Händy sein sollte, aber das klang nach nem Plan. Der eine zog schließlich Tape aus seiner Tasche (was auch immer dieser Weirdo damit vorhatte?) und stotterte mich an, dass ich meine Jacke und das Kapuzenshirt ausziehen sollte. Als ich das tat, band er mir das Tape um den Mund, ließ aber Hände und Füße ungeknebelt, schließlich würden die nicht im Bild sein und so würden die beiden Heinis nicht auf falsche Gedanken kommen. Dann klebte er noch auf mein „Let’s get wet“-Shirt (;p) ein X in SM-Manier, um Takagi’s Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Und dann filmten wir unser kleines Meisterwerk mit meinem Mobiltelefon. Showdown! Schauspielkünste angeschaltet: „KURRRASAWA! Get bag tu „Südpark“-Stop! Otherwize you neva will zee your lower ägain!! We gife you 30 minutes!! Kall the cops and his häir will be gone!!” Neben dieser Drohung sowie einem ernst gemeinten “Murhahararhahar“ glänzten die Tränen meiner Verzweiflung und die hinter Tape erstickten Hilferufe im vollstem Maße. „De way from your hotel tu hier take 15 minutes. Hope he will be hier suun.” Sie verabschiedeten sich schließlich von mir, erzählten irgendwas von einer Stunde, wo ihnen von einem Dosenzenten wie im Kindergarten vorgelesen wurde… Klang ja eigentlich interessant… Vielleicht sollte ich das auch mal ausprobieren?
Ich wanderte über den Parkplatz und schaute mir die weltberühmten deutschen Autos an, trat ein wenig das Gras platt. Ein schwarzer Wagen bog langsam um die Ecke. Hastig versteckte ich mich hinter einem der vielen Bäumchen und wartete auf den richtigen Augenblick. Takagi fuhr langsam auf den Parkplatz, lehnte sich nach vorne und schaute sich vorsichtig um. Bei seinem ängstlichen Anblick musste ich sofort grinsen. Wie süß, er machte sich doch tatsächlich sorgen bei dem schlecht gedrehten Drohvideo. Und wahrscheinlich machte er sich auch noch Vorwürfe, dass er mich einfach aus dem Wagen geschmissen hatte und mich, den armen kleinen Yuki, seinen ewigen Schatz, in einem fremden Land zurückgelassen hatte. Jedenfalls sprach seine zerzauste Frisur davon. Gemächlich tuckerte der Wagen an mir vorbei und in einem Haps landetete ich auf der Frontscheibe. Erschrocken bremste Takagi, die Schlitzaugen weit aufgerissen und die Zigarette ausspuckend. „Vaeeee! Vaaaaleee, Takatakatuuu, vaaaaleee!“ Gekonnte machte ich auf sterbenden Schwan und warf mich auf den deutschen Boden. Takagi stieg aus dem Wagen aus. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er sich neben mich stellte, sein Schatten bedeckte mein schönes Gesicht. Mit dem kleinen Finger deutete ich ihm einen Schritt nach links zu gehen. Er folgte. Dann brach eine Stille herein. Ich lag dort, er stand daneben und betrachtete mich leidend. Schließlich piekte er mir mit dem Fuß in die Seite und fragte brummend: „Bist du jetzt tot? Kann ich jetzt gehen?“ Empört setzte ich mich auf: „Nyaaaaaaaaaaaaaahhhhan???? Du kannst deinen größten Schatz doch nicht einfach hier liegen lassen, jetzt wo er sich aus den Fängen seiner Kidnapper befreit hat und sich dir in die Arme werfen wollte, du aber viel zu schnell unterwegs gewesen bist, weil du in Eile warst, mich zu retten!“ Er blinzelte und hockte sich neben mich. „Ich hab aus dem schlechten Denglisch nicht ein einziges Wort von Lösegeld oder Bedingungen raushören können, von daher gehe ich stark davon aus, dass du hier mehr der Kidnapper bist, als die armen kleinen Jungens, die du zu diesem schlechten Streich gebracht hast. Was hast du denen überhaupt geboten bzw. angetan, dass die dir dabei geholfen haben?!“ Verärgert schnipste er mir gegen die Stirn. „Nur meine Hollisterjacke und das Kapuzenshirt. Die waren eh von letzter Saison… Nicht der Rede wert.“ Ich machte eine wegwerfende Geste mit der Hand, Takagi stand auf. Ich hopste neben ihm her und freute mich darüber, dass er zurückgegekommen war und sich doch Sorgen gemacht hatte. „Duuuu, Takagiiii, bist du mir noch böse?“ Ich blinzelte ihn an und hakte mich bei ihm ein. Er kratzte sich am Kinn. „Nein… Ich glaub, ich hab auch ein bisschen überreagiert, wenn ich ehrlich bin…“ Beschämt schaute er zur Seite, streichelte aber meine Hand. „Na klar, hast du überreagiert!! Du kannst mich doch nicht einfach hier absetzen! Nyahahahahah!“ Da war sie wieder die geliebte Zornesfalte auf seiner Stirn. Die ihn so unendlich alt machte. Zähneknirschend zischte er: „Und wie kann ich das wieder gut machen?!“ Oh, jetzt tat er auf vernünftig und sagte sich wahrscheinlich selbst, der Klügere gibt nach. Nur leider gewann das Genie immer! „Ich will was leckeres Deutsches essen!“
Er nickte ohne ein weiteres Wort von sich zu lassen und fuhr mich zurück zur Altstadt. Mit seinem Smartphone in der Hand navigierte er uns durch die Gassen und führte mich schließlich zu einer Spelunke, die sich „Watenberg“ nannte. Merkwürdiger Name… Wir nahmen auf den alten Holzstühlen Platz und warteten darauf, dass ein Kellner kam. Auf der Speisekarte gab es wirklich so einige Leckereien zu sehen. Sowas wie Bratkartoffeln oder Eisbein, aber das was ich noch am appettitanregendsten fand waren die schönen, saftigen Weißwürste. Kichernd zeigte ich mit dem Finger auf das Bild und Takagi schlug sich nur die Hand vors Gesicht. Er wollte wohl nicht, dass andere Leute wussten, welche Art von Wurst ich zu Hause bekam… „Can I take your order, sir?“ Ein junger Mann stand vor unserem Tisch und unterbrach mich bei meinen Teasereien. Als ich aufsah, stockte ich. Er war groß, aber schlank gebaut. Die Haut war weiß und glatt, die Schenkel waren kräftig, aber nicht zu muskulös. Die Arme zeugten von seiner Energie und seinem Leistungsdrang. Der Nacken war wohlgeformt. Er hatte schöne, geschwungene Lippen. Die Haare waren blond, ein helles goldblond. Und die Augen führten einen in eine Unterwasserwelt. Er sah aus wie ein europäisches Double von mir! Und was für eins! Wenn ich nicht bald wieder zurück nach Japan musste, dann würde dieser Kerl hier, ein perfekter Lustknabe sein! Auch Takagi schien die Ähnlichkeit aufzufallen. „Excuse me, what’s your name?“ Erstaunt blinzelte der blonde Schönling, der mich an mein Spiegelbild erinnerte, kurz, lächelte aber schnell und sagte freundlich: „I am Juli Watenberg, sir. Nice to meet you.“ Er gab uns beiden die Hand und wahrscheinlich dachten wir in dem Moment genau dasselbe, aber… Das konnte nicht sein…
Gelangweiligt hockte ich an meinem Tisch und beobachtete Nana, wie sie mit ihren Freundinnen redete, als wäre alles wie immer. Ihre braungetönten Haare waren noch mehr gelockt als sonst, das Volumen in ihren Wimpern hatte sich seit letztes Mal verdoppelt und die Lippen glänzten intensiv vom roten Lipgloss. Der gekürzte Rock bedeckte knapp ihre blassen Schenkel und der Ausschnitt, der durch das rote Band unterstützt wurde, war noch aufdringlicher als gewöhnlich. Sie lachte ihr falsches Lachen und warf die im Parfüm getränkten Haare zurück als einer der Sempais an der Tür vorbeikam. Sie war eine Heuchlerin, Schlange, Illusion. Aber schöne Brüste hatte sie. Mein Blick fixierte sie, als sie sich umdrehte und meine Augen bemerkte. Ich hob die Hand zum Gruß, sie hingegen streckte mir die Zunge entgegen. Verständlich, wenn man bedachte, dass ich gestern vor dem nächsten Schritt mit ihr Schluss gemacht hatte. Aber mir war einfach nicht mehr danach gewesen, als sie strahlend gesagt hatte, dass sie die Allererste in ihrem Freundeskreis sein würde, die eine richtige Frau werden würde. Blöde Kuh.
Ich kramte meinen Gameboy raus und ließ Pikachu gegen Bisasam antreten. Pikachu war nicht selbstsüchtig, er kämpfte für mich. Ich kratzte mich kurz am Hals. So was war doch total unnötig. Wir waren 2.Stufe der Mittelschule, keinen Grund ein Wettrennen daraus zu machen. Ich blickte hoch. Allmählich fanden sich die anderen Schüler ein. Fröhlich bewarfen sie sich mit Papierkugeln. Mittelschulspäße halt. Als einer der Kugeln mich an der Hand traf, stieg ich in das Kugelfeuer ein. „Hört mal auf damit! Das ist total kindisch.“ Jetzt schalteten sich die ach so erwachsenen Mädchen ein. Schüchtern hörten einige der Kerle auf, ich blinzelte nur kurz und machte weiter. „Takato, du bist manchmal echt ein Kind! Gerade du solltest doch mal coolere und heißere Sachen machen!“ Wieder kam das brüstequetschende Monster daher. Obwohl sie mir gerade noch die Zunge rausgestreckt hatte, hatte Nana scheinbar noch nicht ganz aufgegeben. Naja, sie wusste halt, dass sie theoretisch noch eine Chance bei mir hatte. Eigentlich verstand ich mich mit allen Leuten ganz gut. Die Lehrer sahen meine guten Noten, obwohl ich mich nicht sonderlich anstrengte, die Jungs fanden mich cool, weil ich immer jeden Quatsch mitmachte und die Mädchen mochten mich, weil ich heiß, hübsch und süß war. Und reich. Oder besser meine Eltern waren reich. Und sie wussten auch, dass ich eigentlich keinem Mädchen richtig abgeneigt war, solange sie sich pflegte. Und gute Brüste hatte. Ja, Brüste waren gut. Im Augenwinkel sah ich, wie sich einer meiner Kumpel zu mir runter beugte und seine Augen grinsend wegen dieser Schreckschraube verdrehte. Er hatte schöne Schlüsselbeine und ein wenig an Brustmuskulatur zugelegt. Muskeln waren gut. „Vielleicht hast du recht, Nana…“ Ich stand auf und blieb neben ihr stehen. Mein Gesicht wanderte dicht an ihres heran. Sie errötete augenblicklich. „Aber nicht mit dir! >:]“ Damit klopfte ich ihr nochmal zum Abschied auf die schönen Brüste und ging auf den Flur. Irgendwo musste doch noch ein Automat sein…
Schlürfend machte ich mich auf die Suche, klatschte die Leute ab, die an mir vorbeikamen und winkte Mädchen zu, die mir hinterher kicherten. Da war ja einer. Ein paar Münzen eingeworfen und ich bekam das wonach sich mein Schlund sehnte. Eine schöne, pinkfarbene Safttüte. Erdbeere! Ich drückte die Tüte gegen meinen Bauch und schlürfte glücklich lächelnd zurück. Ein breiter Rücken war mir plötzlich im Weg. Mein Kopf krachte hinein, verwirrt strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. Und blinzelte in seine Augen. Grimmig blickte er auf mich herab. Er hatte die gleiche Zornesfalte wie mein Nii-chan. Die dunklen Augen fixierten mich intensiv. Seine schwarzen Haare glänzten, an den Seiten waren sie kurz, vorne hingen sie ihm stachelig in die Augen. Sein Kreuz war für einen Mittelschüler schon sehr breit, muskulös. Lag vielleicht daran, dass er täglich Kendo trainierte. Und ich wegen ihm. Sein Name war Kotetsu Yohai. Eigentlich kannten wir uns gar nicht. Waren uns nur ein paar Male auf dem Flur begegnet, wo er mit seinen Kumpanen die kleineren Schüler zum Spaß triezte. Trotzdem mochten ihn die anderen. Obwohl er so ein Schrank war. Im Widerspruch zu seinem rüpelhaften Äußeren hatte er nämlich etwas sehr Charismatisches an sich. Er konnte die Leute um sich herum mit seinem Selbstbewusstsein anzuziehen. Oder auszuziehen, wie er es gerade lieber hatte. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Und er nicht von mir. Er hob die Hand und streckte sie langsam nach mir aus. Von ihm ging eine dunkle Aura aus. Vielleicht hatte ich jetzt doch eine Grenze überschritten. Vielleicht war sein Image doch nicht nur bloße Fassade. Ich krampfte meine Augen zusammen und hoffte, dass es schnell vorbei sein würde. Und das er keine allzu großen Narben hinterlassen würde, schließlich war mein Gesicht mein Kapital. Mehr hatte ich ja im Grunde nicht. Das Geld, wonach sich diese gierigen Geier streckten, gehörte meinen Eltern und mittlerweile auch meinem großen Bruder, der kurz nachdem er sein Studium beendet hatte, eine Firma gegründet hatte, die reichlich erfolgreich geworden war. Meine Charakterzüge stießen bei einigen auf Verachtung, bei anderen auf willkommenes Empfangen. Aber wirklich eng war ich mit niemanden. Nur die gute, nicht verletzende Einsamkeit tröstete mich über diese Distanz hinweg. Was blieb da noch übrig bis auf mein Face. Und man sagte, dass ich ein gutes hatte. Das ich aussah wie eine japanische Puppe. In männlich natürlich.
Mein Sempai schnipste mir einmal hart gegen die Stirn und ging dann an mir vorbei. „Wir sehen uns beim Training.“ Verwirrt öffnete ich die Augen und drehte mich zu ihm um. Seine Schulterblätter glitten aneinander vorbei, wie bei einem Löwen, der sich an seine Beute heranschlich. Ich ballte meine Hand zu einer Faust, vergaß aber dass ich noch die Safttüte festhielt, weshalb sie sich mit einem Ploppen öffnete. Die pürierte Erdbeere rann zu Boden und schmollend betrachtete ich das pinke Gemisch. Schniefend schnappte ich nach dem Hemd eines älteren Schülers und fragte nach einem Taschentuch, während ich auf den Boden zeigte. Er hob die Augenbraue und kramte in seinen Taschen, fand aber nichts. Sofort rannte er in eine Toilette und kam mit einer Rolle Klopapier wieder. Ohne das ich mich noch weiter bewegen musste, wischte er alles auf und bot mir an eine neue Safttüte zu kaufen. Strike! Ich machte ein Peacezeichen in eine imaginäre Hidden Camera.
Schließlich stapfte ich zurück in das Klassenzimmer, der Lehrer huschte hinter mir hinein. Er war ein kleiner, moppeliger Mann, der wie mir schien ein wenig Angst vor Teenagern hatte. Schon zu Beginn der Stunde schwamm er in seinem eigenen Schweiß. Ein wenig erbärmlich, aber auch mitleiderregend. Wenn einer der Schüler etwas lauter wurde, duckte er sich hinter dem Lehrerpult, wagte kaum etwas zu erwidern. Aufgaben bekamen wir eher weniger. Komischer Kauz. Aber irgendwie niedlich. Als einer der Jungs plötzlich begann laut zu lachen, war der Lehrer ganz hinter dem Pult verschwunden und gab uns für den Rest der Stunde frei. Also wanderte ich mit meinem Bento und einem frischen Safttütchen durch die Schulflure und suchte mir ein gutes Plätzchen um zu frühstücken. Meine Freunde winkten mir zu und wiesen in Richtung Mensa. Allerdings wussten sie, dass ich so gut wie nie in die Mensa ging. Viel zu laut und stickig. Und Kotetsu-sempai aß auch nie dort. Ich nahm bei einem offenen Fenster Platz. Von hier aus konnte man gut auf den Sportplatz gucken. Oder spannen, wie man das auch immer bezeichnen mochte. Dort waren die aus dem 3.Jahrgang. Anstatt Safttüten zu trinken und gedämpften Reis zu essen, spielten sie um diese Uhrzeit Fußball oder Basketball. Heute war mal wieder der orangefarbene Ball dran. Ich erspähte ihn, wie er gerade seinem Gegner den Ball mopste. Gewand dribbelte er nach vorne, dann ein rascher Blick zur Seite und schon hatte er an einen Kumpel abgegeben. Er war unglaublich schnell, strotzte nur so vor Energie. In meinen Ohren klang sein Keuchen wieder. Es jagte mir den Rücken hinunter. Im Kendotraining hatten wir uns einige, seltene Male gegenüber gestanden. Die dunklen Augen hatten mich dabei nicht losgelassen. Ich konnte förmlich die von ihm abgestrahlte Hitze spüren, den Geruch seines Schweißes einatmen. Es schauderte mich. Die Rufe des 3.Jahrgangs waren laut und deutlich und drangen bis zu mir auf. Schließlich hörten sie auf zu spielen. Der Pausengong war ertönt. Kotetsu-sempais Team hatte gewonnen. Insgeheim freute ich mich für ihn. Er grinste und boxte seinen Kumpanen in die Seite. Von einem seiner Hiebe würde ich auch gerne mal treffen lassen… Plötzlich hob er den Kopf und sah in meine Richtung. Ich duckte mich. War doch sicherlich komisch, wenn man sah wie ein safttütentrinkender, pikachufanatischer Blödkopp einem schmachtend beim Schwitzen zusah. Einige Augenblicke wartete ich bis mein Kopf wieder hervorlugte. Er stand da immer noch, den Blick zum Fenster gerichtet. Als er mich nochmal sah, hob er die Hand und ging zu seinen Freunden.
Irgendwie wurde ich nicht wirklich aus ihm schlau. Lag vielleicht daran, dass ich manchmal aus mir selbst nicht wirklich schlau wurde. Ich trottete unmotiviert zurück in das Klassenzimmer und schloss mich den Gesprächen der Jungs an, die darüber debattierten, was die Mädchen von heute so toll an Free!, Haikyuu! oder Kuroko no Basket fanden. Gähnend legte ich den Kopf auf den Tisch. Irgendwie hatte ich keinen Bock mehr auf den Unterricht. Ich wollte jetzt zum Training. Ein paar schwitzende Kerle, die mindestens einen Kopf größer waren als ich, beim Kendo verkloppen. Und dann nach Hause gehen, wo mein kleiner supermarioheulender Shiba Inu NinTendo auf mich wartete. Augenblicklich musste ich anfangen zu lächeln. Mein großer Bruder war einfach der Beste. Er hatte gewusst, dass ich mir schon immer einen Hund gewünscht hatte. Und dann hatte er mir einen wunderhübschen, zuckersüßen, talentierten NinTendo zum Geburtstag geschenkt. Ein Kribbeln ging durch meinen Körper. Ich erinnerte mich gerne daran zurück. Sogar an Yuki-chan. Takagi’s neuen Boyfriend, der mich nicht sonderlich begeistert angeschaut hatte, als wir uns zum ersten Mal getroffen hatten. Wahrscheinlich weil wir an dem Tag eigentlich fast das gleiche angehabt hatten. Aber sonst fand er mich bestimmt genauso süß wie ich Yuki-chan niedlich fand. Und hübsch. Ich wünschte mir, dass Takagi’s Boyfriend mich Takoyaki-chan nannte. So um unsere enge Verbundenheit auszudrücken, die so eng war, dass man einen Freund nach seinen Lieblingsessen benennen könnte. Obwohl ich gehört hatte, dass er lieber Würste mit Mayo aß… Und eng höhöhöhö… Schwiegerbrudi! Schwiegerbrudi wäre auch ein toller Kosename. Ich kuschelte mich zufrieden lächelnd in meine Arme, die ich unter meinen Kopf geschoben hatte. „Sach mal, ist alles Takato bei dir?“ Ein paar der Jungs standen neben meinem Tisch und beäugten mich misstrauisch. „Joa, warum sollte bei diesem Panda hier nicht alles Takato sein?“ Dabei zog ich an meinen Wangen und quetschte mein Gesicht zu einer Grimasse. Die anderen lachten. „Na, du hast gerade so ein gruseliges Pedo-Face gehabt.“ Ich boxte dem Blödmann in die Seite. Was sollte man auch auf so einen Shit antworten?
Irgendwann hatte ich den Unterricht dann auch mit Super Mario Skizzen und Grimassen hinter dem Rücken des Lehrers schneiden hinter mich gebracht. Schlaftrunken bewegte ich mich in Richtung der Sporthallen, wo der Kendo-Club, aber auch andere Sportclubs sich zu dieser späten Stunde noch trafen, um gemeinsam zu trainieren. Ich rasch in meinen indigo-farbenen Hakama und betrat den Dojo, wo die anderen teilweise schon versammelt waren. Schnell stellte ich mich zu ihnen. Der Teamkapitän erklärte uns kurz den Trainingsablauf, dann begannen wir. Ich kniete mich in Seiza-Haltung auf den Boden. Die beiden Schenkel ca. 2 Faustlängen voneinander entfernt. Das Shinai zu meiner linken Seite. „Mokuso!“ Die Sitzmeditation begann. Die linke Hand in die rechte eingebettet, die beiden Daumen zu einem Kreis verbindend. Die Augen halb geöffnet, gerader Hals, tiefes Einatmen durch die Nase, tiefes Ausatmen durch den Mund. Die Luft sollte in Richtung Bauch gepresst werden und mindestens 3 Sekunden dort verbleiben. „Yame!“ Die Sitzmeditation wurde durch den Kapitän beendet. Ich legte meine beiden Hände in meinen Schoß, jeweils auf einen Schenkel verteilt. Erst berührte die linke Hand den Boden, dann die rechte, die zusammen mit der ersten Hand im Daumenbereich ein Dreieck bildete. Dann verbeugte ich mich, ohne die Hüfte aufwärts zu bewegen. Der Hintern musste auf den Fersen bleiben. Ich beobachtete aus den Augenwinkeln meine Kameraden, die sich noch immer verbeugten. Dann hoben wir gleichzeitig die rechte Hand vom Boden, legten sie auf den rechten Schenkel und dann folgte die linke Hand. Der Sensei erhielt eine Verbeugung, dann der Kapitän und schließlich noch einmal die Kameraden. Schließlich rief der Kapitän, dass wir anfangen konnten und wir riefen während wir uns ein letztes Mal verbeugten, dass wir beginnen wollten. Ich griff mit der linken Hand nach meinem Schwert und erhob mich endlich.
Ich versuchte mich auf meinen Gegner zu fokussieren, obwohl Kotetsu-sempai direkt neben mir stand und seine Hiebe auf sein Gegenüber regnen ließ. Gerade Körperhaltung, gespannte Muskulatur, straffe Schultern, frontaler Blick. Wir standen alle in einer Reihe nebeneinander. Alle parallel zum Gegenpart. Hinter der Vergitterung meiner Maske konnte ich die Gesichter nicht genau erkennen. Ich machte einen Schritt nach vorne. Und hob die Arme, gestreckt, das Schwert im 110° Winkel zum Handgelenk. Ich versuchte mich zu konzentrieren, ohne dabei den Blick auf Kotetsu-sempai zu verlieren. Nur sein Oberkörper bewegte sich kraftvoll und doch zielgerichtet. Seine Ausführungen sprachen vom harten Training und vom Sinn nach Perfektionismus. Ich wollte wie er sein. Stark und majestätisch wie ein bengalischer Tiger. Sein fieses Grinsen versprühte dermaßen viel Charisma und Selbstsicherheit, dass ich mir sicher war, dass er wenn er denn wollte, jeden manipulieren konnte. Ganz egal, ob man ihn mochte oder nicht. So gefährlich anziehend war sein Lachen. Man wollte so nah wie möglich ran, jede Distanz überbrückend. Darum beneidete ich ihn irgendwie. Keiner meiner Freunde gab sich großartig Mühe in meinen inneren Kreis einzudringen. Obwohl ich das irgendwie auch erleichternd empfand. Dann wurde mir wenigstens nicht zu viel Verantwortung übertragen. Wie verwirrend und widersprüchlich meine Gedanken manchmal waren. Ich schüttelte meinen Kopf, drehte mich kurz zur Seite. Mein Gegner traf meine Stirn. Langsam sank ich zu Boden, als die Kraft aus meinen Beinen schwand. Und prompt lag ich da, in meinem dunkelblauen Hakama, in voller Kendomontur, d.h. in der Rüstung, dem Bogu, mit der Maske auf dem Kopf, pathetisch auf das Parkett gesunken wegen eines Schlages auf den Kopf, der meine Stirn aufgrund der Ausrüstung eigentlich gar nicht hätte erreichen können. Beschämt schloss ich die Augen und bat den Himmel inständig, dass sie mich einfach liegen lassen würden. „Ich bringe ihn ins Krankenzimmer.“, brummte eine dumpfe, tiefe Stimme neben mir. Augenblicklich fühlte ich wie zwei entzückend starke Arme, die mich mit Leichtigkeit in die Höhe hoben. Verwirrt öffnete ich leicht die Augen. Kotetsu. Er schaute nur gerade aus. Sein warmer Atem strich sanft meine Schulter entlang. Die Augenlider wurden schwer und seufzend lehnte ich meinen Kopf an seine Brust. Wie warm er war. Sein Geruch strömte auf mich ein. Ich wünschte, dass der Korridor Richtung Krankenzimmer ewig lang wäre. Mir war so, als ob sich eine unwirkliche Stille über unsere Schule gelegt hatte. Nur mein Herzschlag klang in meinen Ohren wieder. Er zog mich höher an ihn heran und mein Gesicht schwebte knapp über seinem Hals. Ein Arm umgriff meine Taille. Mit der freien Hand öffnete er die Schiebetür und trat ein, nachdem er einmal ein Hallo in den leeren Raum gerufen hatte. Vorsichtig legte er mich auf das Krankenbett ab, zog die Gardinen zu und öffnete den Raumteiler. Dann ging er zum Waschbecken und befeuchtete ein Handtuch, mit dem er zurückkam. Ich öffnete die Augen, als mir Wassertropfen ins Gesicht tropften. „Du bist wieder wach. Alles klar?“ Ich erhob mich und hielt mir den Kopf. Merkwürdig schummrig fühlte sich mein Kopf an, obwohl ich alles klar mitbekommen hatte. Kotetsu-sempai setzte sich auf die Kante des Bettes und drückte mir das kühle Handtuch in die Hand. „Hast einen ordentlichen Schlag auf den Kopf bekommen. Ruh dich jetzt aus, wir gehen gleich zurück zum Dojo, wo wir deine Sachen holen. Dann bring ich dich nach Hause. Ist ja nicht mehr hell und bei deinem halbbetäubten Zustand gehen wir lieber kein Risiko ein.“ Schallend fing er an zu lachen. So viel hatte er noch nie mit mir geredet. Ich mochte den Klang seiner Stimme. So rau und tief, aber erfüllt von Freundlichkeit und Offenheit. Kein Wunder, dass er so viele Freunde hatte. Ich meine, ich hatte auch nicht wenige, aber ich hatte nie das Gefühl gehabt, dass sie wirklich enge Freunde waren, mit denen ich eine Safttüte teilen würde. „Danke, Sempai…“ Scheu lächelte ich ihm zu. Ich wusste nicht, ob ich ihm ins Gesicht schauen konnte. Ich wollte nicht, dass er die Gefühle, die ich für ihn hatte, in meinen Augen sich reflektieren sah. Ich faltete die Hände und kniff mir in den Daumen. „Ich meine: Danke, dass du dich so um mich kümmerst. Mich hierher getragen hast und mich gleich nach Hause bringen willst…“ Kurz schaute ich auf. Er bewegte sich in meine Richtung. Unsere Köpfe waren nur noch einen Gameboy voneinander entfernt. Erschrocken öffnete ich meine sonst so müde dreinblickenden Schlitzaugen. Dann schloss ich sie wieder, als seine warmen Lippen meinen begegneten. Ein Feuer verbreitete sich sofort in meinem gesamten Körper, setzte alles in ein lichterlohes Flammenmeer. Es war nicht mein erster Kuss. Fühlte sich aber irgendwie so an. Diese kantigen Gesichtszüge, die verworrenen Haare, die ihm über die Augen fielen, die Augenbrauen, die sich konzentriert zusammenzogen. Es brannte sich in mein Gedächtnis. Ich hielt den Atem an. Sollte ich ihn umarmen? Meine Hände zuckten. Aber er löste den Kuss bereits. Kurz leckte er sich über den glänzenden Mund. Und grinste mir nur wortlos zu. Charisma nannte man sein Gift.
Danach sprachen wir gar nicht mehr miteinander. Als wir in den Dojo zurückkehrten, waren die anderen besorgt, fragten mich, wie es mir ging. Murmelnd gab ich ihnen eine Antwort, die ihnen die Verantwortung von den Schultern nahm. Derjenige, der mir die Beule verpasst hatte, fragte ebenfalls. Ich sagte ihm das, was er hören wollte. Das Training für mich war für den Tag beendet. Schließlich verabschiedeten wir uns von den anderen, zogen uns um und gingen nebeneinander hinaus, aus dem Schulgebäude. Unangenehm war seine Gesellschaft nicht. Ich wollte schon immer mal mit ihm nach Hause gehen. Aber irgendwie wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Und er scheinbar auch nicht. Verunsichert schaute ich ihn von der Seite an. Vielleicht war das ja auch nicht ernst gemeint gewesen. Vielleicht wollte er nur mal testen, wie es war einen Kerl zu küssen. Obwohl er doch irgendwie glücklich ausgesehen hatte. Wahrscheinlich hatte ich sogar das gleiche dumme Grinsen gehabt. „Wow, hätte nicht gedacht, dass es so awkward wird…“ Er lachte wie eine Hyäne. „Und ich hätte nicht gedacht, dass du so schüchtern bist, Sempai.“ Ich sah ihn nicht an, als ich das sagte. Sah aber aus den Augenwinkeln, dass er mich erstaunt anschaute. Er gab mir eine Faust gegen die Schulter. „Wusste nicht, dass du so frech bist.“ Wieder lachte er. Da war er wieder der Charismatiker. Den Weg zurück zu der Villa meiner Eltern erzählte er mir witzige Memorien, machte Scherze und alberte auf den Straßen herum. Er war ein angenehmer Zeitgenosse, es machte Spaß mit ihm abzuhängen. Er war anders als alle Freunde bisher. Das mochte ich irgendwie.
Seufzend lag ich schließlich auf meinem Bett und starrte an die Decke. Das war das erste Mal gewesen, dass ich mich wirklich mit ihm unterhalten hatte. Eigentlich sollte mich das ja freuen, aber beim Blick auf den Kalender, war ich wieder auf den Boden der Tatsachen gekommen. Bald war das Halbjahr zu Ende. Das hieß, dass ich 3. Jahr der Mittelschule sein würde. Und Kotetsu-Sempai 1. Jahr der Highschool. Ich hatte nie wirklich Zeit mit ihm verbracht und wie gesagt, auch nie wirklich mit ihm geredet. Aber ihn nicht jeden Tag vom Fenster aus auf den Pausenhof oder beim Training zu betrachten und zu sehen, war schon komisch. Es machte mich ein bisschen traurig. Ich rollte mich auf die Seite und umarmte mein Tintenfischkissen, das wie eine Fleischwurst geformt war.
Nachdem wir mehr miteinander geredet hatten, änderte sich im Schulalltag eigentlich nicht viel. Gelegentlich blieb er auf dem Schulgang stehen und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf. Manchmal redeten wir noch ein bisschen in den Pausen beim Training. Und ab und zu gingen wir ein Stück zusammen nach Hause. Ich mochte diese Zeit. War schön. Nicht zu aufdringlich, aber auch nicht zu befremdlich. Aber mit jedem Tag, der verstrich, wurde ich wehmütiger. Die Highschool schloss sich an unsere Mittelschule an, aber es würde anders werden. Unsere Trainings würden getrennt sein. Er würde wahrscheinlich länger bleiben, dass wir auch nicht einander abholen könnten und von der Mittelschule aus konnte ich auch nicht auf den Pausenhof der Älteren linsen. Ich würde wieder einsam werden.
3. Jahr der Mittelschule. Gähnend reckte ich mich. Scheinbar wollte mich Tante Einsamkeit wohl nicht besuchen. Unsere Sempai-Kohai Beziehung hatte sich immer mehr gebessert und ich hatte das Gefühl, dass wir durch diese räumliche Trennung auch mehr in der Freizeit machen würden. Das gefiel mir. In meinem Kopf reckte ich einen blauweißen Daumen in Richtung imaginärer Kamera. Vielleicht sollte ich das neue Schuljahr mit einer Partie Super Mario einläuten. Der kleine, dickliche Italiener hüpfte nach meiner Pfeife. Begeistert rief ich: „Mach mehr von deinen Spagaten! Mehr!“ Es sah einfach mega aus, wenn Mario in Gymnastikmanier über die Abgründe glitt. „Auf eure Plätze, Schüler!“ Sensei kam in den Raum gestampft. Hinter ihm wanderte wie ein Roboter ein hellhäutiger Junge hinein. Er hatte bronzefarbenes Haar, braune Rehaugen und ein unsicheres Lächeln. Drucksend stellte er sich vor. „Hallohoo… Ich.. äh… bin Scott Masaru. Ich bin Halbengländer und werde ab heute mit euch zur Schule gehen. Freut mich euch kennenzulernen! Ich hoffe, wir können Freunde werden!“ Ätzend. Da war ja jemand sehr stolz darauf ausländische Wurzeln zu haben. Und dann noch diese gespielte Unsicherheit, um die Sympathie der anderen zu erhaschen. Er tat so, als ob er nur stockendes Japanisch sprechen konnte. Voll übertrieben. Ich lehnte mich zurück, hob eine Hand an mein Kinn und sah nach draußen. „Scott-kun, du kannst dir jetzt einen freien Platz aussuchen. Du brauchst hier nicht vorne am Pult stehen bleiben.“ Der Lehrer war auch schon genervt von ihm. Nicht alle konnten direkt von allen Menschen gemocht werden. „Äh, ja. Natürlich!“ Neben Nana war noch ein Platz frei. Sich reckend und streckend präsentierte sie ihre wirklich schönen Brüste so offen, dass ich am liebsten aufgestanden wäre und nochmal kräftig hineingebissen hätte. Die sahen mit jedem Tag besser aus, obwohl man das von der Trägerin nicht hätte behaupten können. Er schaute sich suchend um und nahm dann mich ins Visier. Rechts von mir war noch ein Tisch unbesetzt. Aber er würde doch wohl nicht so dumm sein und ein derart verlockendes Tittenangebot abschlagen. Ein Glitzern kam in seinen Augen auf. Wahrscheinlich spürte er jetzt seine Chance. Schien so, als ob meine Ex Ausländer heiß fand. Zwei Schritte und ich fühlte eine warme Präsenz neben mir. Blinzelnd schaute ich auf und guckte ihm direkt in die braunen Augen. „Hi~ Ich bin Masaru. Lass uns gute Freunde werden, ja?“ Wollte er, dass ich mich auch vorstellte? Ignorierend wandte ich mich dem Unterricht zu und schrieb mit, ohne auf seine traurigen Rehaugen zu achten.
In einer Pause schlenderte ich wieder auf den Flur, um mir noch eine Safttüte zu holen. Safttütenhersteller sollten die Welt regieren. Ihr süßlicher Nektar konnte bestimmt Kriege beenden. Ich warf ein paar Münzen in den Automaten und wartete einige Sekunden. Hinter mir keuchte jemand. Ich drehte leicht den Kopf und schaute, wer da hinter mir her gelaufen war, wie ein irrer Stalker. „Hallo nochmal… Ich… ähh… hatte vergessen dich nach deinem Namen zu fragen… Also…?“ Mein Blick wanderte von oben nach unten. Was stand er da so krumm, die Knie aneinandergedrückt, als ob er ein dringendes Geschäft erledigen musste. „Wer zum Henker bist du? Verschwinde!“ Genervt wischte ich mit meiner Hand in seine Richtung. „Ähhhh?? Aber ich bin doch der Neue! Der jetzt neben dir sitzt!“ Ich zuckte mit den Schultern. „Erinner mich nicht! Und jetzt hau ab!“ Wieder machte ich eine scheuchende Bewegung. „Wir wollten doch ganz dicke Freunde werden!“ Er machte ein Schmollmund, aus dem heulende Geräusche kamen. „Sowas habe ich niemals gesagt!“ Ich drehte mich von ihm weg und stapfte davon. Quengelnd trippelte er hinter mir her und versuchte mich die ganze Pause daran zu erinnern, wer er war und dass er wirklich gerne mit mir befreundet sein würde. Es nervte.
Er versuchte die Distanz zwischen uns zu überbrücken und das nervte mich.
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Hallöle meine Gefährten und Gefährtinnen!
Es freut mich, dass ich euch den kleinen Bruder von Takagi vorstellen darf! Das ist der erste Encounter von Takato mit Scotti und Kotetsu. Ich hoffe, ihr mögt die drei :) Es wird noch eine eigene Reihe zu Takoyaki wie ich ihn so liebevoll nenne (Kotetsu ist natürlich Kokett Kotlett) geben, also keine Angst, wenn da oben OS steht ;D
Shinobi lässt grüßen ^^
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Tag der Veröffentlichung: 11.10.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meiner über alles geliebten Zwillingsschwester TsubasaTenshi, die mich zu Yuki inspiriert hat
Der mich ergänzenden diabolischen Seele KingUsagi91
und allen BL Fans ;D