Selten so strahlend weiße Wolken rasten den feuerroten Himmel entlang. Die Luft war trocken und die im Wind segelnden Sandkörner suchten sich ihren Weg durch alle Nischen und Ritzen, die ihnen die geschundene Erde bot.
Lachende Kinder kamen auf mich zu gerannt. „Herzlichen Glückwunsch, Luka!" Ich dankte es ihnen mit einem Lächeln. Als die Kleinen zu den Schwestern und Brüdern rannten, trat Yoru aus dem Schatten. „Alles Gute zur Volljährigkeit, Luka. Und natürlich zum Wahlsieg." Auch ihm schenkte ich ein Lächeln und strich mir die haselnussfarbenen Haare aus dem Gesicht. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet und nun endlich war er da. Ich war eine der Anführer der "Children of the 7 Archangels". So nannte sich der Verband von überlebenden Menschen, die von den Schäden des 4.Weltkriegs des Jahres 2012 verschont geblieben waren. Er bestand hauptsächlich aus Kindern und jungen Erwachsenen bis 25. Diejenigen, die älter wurden, und ihre Meinungen über die Erwachsenen und unsere Vorfahren änderten, wurden verstoßen und in die anderen Dörfer getrieben. Diese waren in zwei Lager gespalten: In die Upper und Under Corps. Der Upper Corp stellte die ehemaligen Akademiker und Politiker, den Adel sowie die Schönen dar. Sie waren der Hauptgrund, weshalb wir, die Gerecht Gerichteten, die Seligen, unter ihren Fehlern zu leiden hatten. Doch auch der Under Corp, der die einfache Bevölkerung vertrat und sich selbst als Opfer des damaligen Atomkriegs bezeichnet, hatte an der jetzigen misslichen Lage ebenfalls Schuld: Denn obwohl sie wussten, was passieren würde, hatten sie es nicht versucht zu verhindern. Sie waren unsere Gegenspieler: Die Ungerecht Gerichteten, die Verdammten.
„... Woran denkst du?" Der Japaner blickte mich fragend an. Ich wandte mich vom Himmel fort und sah ihm in die aquamarine blauen Augen. „Wir sollten beginnen uns auf eine mögliche Konfrontation vorzubereiten. Die Erwachsenen würden uns keineswegs alleine vor uns hinvegetieren lassen. Ich, als das Schwert des Gericht, werde morgen früh einen Plan verkünden. Doch jetzt lass uns feiern!" Ich packte ihn am Arm und zog meinen Partner zu der sich inzwischen versammelten Menge. Sie hatten sich alle intensiv auf meinen Geburtstag vorbereitet und nun musste ich einfach mitfeiern. Die gesammelte Nahrung war ein wenig aufgehübscht und das Wasser mehrmals gefiltert. Einfach rührend wie sehr sie sich alle bemüht hatten. Allmählich verschwand die Sonne am Horizont, hinterließ nur helle Streifen am inzwischen blutroten Firmament. Die Wolken hatten sich aufgelockert und die Schatten zogen sich in die Länge bis sie irgendwann vollständig verschwunden waren. Nun knisterte ein riesiges Lagerfeuer vor sich hin und egal ob Kleinkind oder Jugendlicher: Alle tanzten, wackelten mit den Hintern oder klatschten in die Hände. Der von Narben durchflossene Boden wurde von dem Aufstampfen der Füße geweckt und hustete den staubtrockenen Sand in die Höhe. Grillen ließen ihr monotones Zirpen ertönen und die umherliegenden Trümmer verwandelten sich in der Nacht zu einer Festung, die uns alle schützend umgab. Das Sternenzelt segnete uns mit seinen abertausenden leuchtenden Gestirnen und ab und an zischte eine Sternschnuppe vorbei. Es war als würde all das Leid überhaupt nicht existieren.
Plötzlich hallte eine gewaltige Explosion durch das Schwarz und alle schreckten von ihren Feierlichkeiten auf. In der Ferne wuchs ein Feuer in die Höhe und laute Schreie und schreckliches Klagen drang zu uns hinüber. Dort waren die Under Corps angesiedelt. Scheinbar taten es die Erwachsenen schon wieder. Sie taten das, was der Mensch am besten konnte: Krieg führen. Egal gegen wen. Hauptsache jemand blutete.
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Tag der Veröffentlichung: 21.03.2012
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Phantasia16