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Unexpected



Nichts ahnend wühle ich in meiner Tasche nach meiner Feder. Habe ich sie im Gemeinschaftsraum vergessen? Nein, da war ich seit heute Morgen nicht mehr. In Geschichte der Zauberei? Hmmm, wahrscheinlich. Immerhin war ich eingeschlafen und als es klingelte, bin ich einfach rausgestürzt...
„Impedimenta!“ Verdammt, wer war das? Unbeweglich stehe ich da. Nicht einmal den Kopf kann ich heben, um mich umzusehen. Jemanden von hinten zu verhexen, wenn derjenige unbewaffnet ist, ist echt unfair. So einen sch**ß machen nur Slytherins! Außer denen würde das niemand tun.
Wie lange ich hier wohl noch festsitze, bis mich jemand findet?
Lange warten muss ich nicht. Schritte hallen den Gang entlang...

... Die Schritte kommen mir immer näher und als die Person mich sieht, stocken sie kurz, um dann schneller auf mich zu zueilen. Merlin sei Dank! Ich bin gerettet. „Finite Incantatem“, murmelt mein Gegenüber.
Erleichtert seufze ich und blicke lächelnd auf, um meinem Retter zu danken. Doch das Lächeln gefriert mir im Gesicht, als ich sehe wer sich die Mühe gemacht hat den Fluch von mir zu nehmen.
„Danke für deine Hilfe, Malfoy“, quetsche ich mühsam heraus und funkele ich herausfordernd an. Zuviel Höflichkeit würde er gar nicht verkraften.
Augenblicklich wird sein erst besorgter Blick, kalt und arrogant. „Kein Problem, Smith.“
Ohne ein weiteres Wort, gehe ich an ihm vorbei, jede Berührung meidend, immerhin ist er das größte, arroganteste, süßeste Arschlo** der Schule! Moment! Süß? Was bitte schön ist an Malfoy süß? Okay, er hat mir gerade geholfen und sieht gut aus (das kann keine abstreiten!), aber nichts an ihm ist süß.
„Smith, bleib stehen!“ Ruft der Blonde mir hinterher. Meine Schritte verlangsamen sich, aber ich höre nicht auf einen Fuß vor den anderen zusetzten. Er rennt mir hinterher. „Smith! Ich habe gesagt, dass du stehen bleiben sollst!“ Wütend funkelt er mich an und hält mich am Ärmel fest. Da er viel stärker als ich ist, kann ich mich nicht losreißen. „Was willst du, Malfoy?“ Speie ich ihm entgegen.
„Dir deine Feder zurückgeben. Sie lag auf der Treppe, muss dir wohl rausgefallen sein.“ Mit zusammen gekniffenen Augen sehe ich ihn an. Woher weiß er, dass es meine Feder ist? „Noch mal: Danke“, antworte ich gefühllos. „Gern geschehen, Smith. Auf den Weg in die Bibliothek?“ Was soll das werden, Smalltalk mit Malfoy? „Ja, ich muss noch die Zaubertrankhausaufgaben machen.“ „Ich kann dir helfen.“ „Nein, kannst du nicht.“ Ruckartig mache ich mich los und laufe wieder mal an ihm vorbei.
Er greift nach meiner Hand, sodass ich gezwungen bin ihn anzusehen. „Ich meine es ernst. Ich helfe dir, wenn du willst.“ Konzentriert blicke ich ihn an, Hilfe könnte ich schon gebrauchen und er ist ziemlich gut in Zaubertränke...
„Na gut. Komm mit, Malfoy.“ Er verzieht die Lippen zu einem hochnäsigen Grinsen, er hat wohl gemerkt, dass es so geklungen hat, als würde ich ihm einen Gefallen damit tun. Er zieht eine Augenbraue hoch, was mich innerlich zum Stöhnen bringt. „Ich nehme dein Hilfsangebot gerne an, Malfoy.“ „Geht doch“, grinst er und läuft mir voraus in die Bibliothek. Mit einigem Abstand folge ich ihm.
In der Tür bleibe ich noch mal stehen, um tief durch zu atmen. Hoffentlich sieht uns niemand und warum will Malfoy mir helfen?
„Kommst du Smith?“ Fragt er mich ungeduldig. Dieser Macho! Was habe ich mir bloß dabei gedacht?


Seit knapp einer Stunde sitzen wir relativ versteckt in einer Nische am hinteren Ende der Bibliothek und er erklärt mir Schritt für Schritt, wie der Trank zubereitet wird und warum ausgerechnet diese Reihenfolge der Zutaten beachtet werden muss. Ich habe noch nie so viel in Zaubertränke verstanden, so langsam verstehe ich, warum Hermine das Fach mag! Es hat eine unglaubliche tiefe, die in Vielseitigkeit kaum übertreffbar ist.
„Fertig!“ Jubele ich und strahle ihn glücklich an, innerhalb der letzten Stunde habe ich vollkommen vergessen gemein zu ihm zu sein und das ich ihn nicht leiden kann. Ebenso, dass er eigentlich unausstehlich und nicht hilfsbereit ist.
Die Stunde war unerwartet angenehm verlaufen und meine Verwunderung über seine dargebotene Hilfe ist auch in die untiefen meiner Gedanken abgetaucht.
„Siehst du, Smith. Zaubertränke ist doch ganz interessant“, auch er lächelt, wenn auch ein bisschen müde. „Erschöpft, Malfoy? Vielleicht solltest du früher ins Bett gehen und nicht hoffnungslosen Zaubertrankversagern helfen“, belustigt wuschele ich ihm reflexartig durch sein Haar. Bei Harry mache ich das auch immer und normalerweise ist er der Einzige, der sich mit mir durch diesen Kram kämpft. Ron ist noch viel schlechter als wir und Hermine weigert sich uns zu helfen. Ihrer Meinung nach, lernt man nur durch Selbsterarbeitung.
Ängstlich sehe ich ihn an. Ich hätte ihm nicht durchs Haar wuscheln dürfen. Wir sind keine Freunde. Er hat sich nur einmal dazu herabgelassen einer Gryffindor zu helfen und nett zu ihr zu sein. Das heißt noch gar nichts. Vielleicht hat er auch nur eine Wette verloren oder das er mir hilft ist die Wette und seine Freunde stehen hinter irgendeinem Bücherregal und unterdrücken ihr schallendes Hohngelächter.
Jedoch fällt seien Reaktion anders aus, als erwartet.
Malfoy streicht einfach wieder darüber, um es ihn seine ursprüngliche Form zu bringen. „Mensch Smith, so hoffnungslos bist du jetzt auch nicht. Du solltest mal Crabbe und Goyle erleben“, er schüttelt frustriert den Kopf.
„Das sind ja auch Gorillas!“ Demonstrativ klappe ich das Buch zu.
„Trotzdem ganz nett.“
„Nein, einfach nur dumm!“
„Ich will mich jetzt nicht mit dir streiten wegen den beiden.“
„Ich mich auch nicht“, sage ich verwirrt, was ihn zu einem kleinem, aber ehrlichen Lachen verleitet. Warum will ich mich nicht mit ihm streiten? Normalerweise tun wir nichts anderes, wenn wir aufeinander treffen.
„Smith du bist gar nicht so bescheuert, wie ich die ganzen Jahre über dachte.“
„Gleichfalls, Malfoy. Du bist nur halb so abscheulich, wie ich dachte.“
„Ich hatte immer den Eindruck, dass du ganz gut mit mir mithältst. Zumindest hattest du immer eine spitze Bemerkung in petto“, ein spitzbübisches Grinsen ziert sein Gesicht. So locker und gelassen kenne ich ihn gar nicht.
Natürlich nicht, schalle ich mich in Gedanken. Ihr seid seit Jahren verfeindet, warum sollte er so dumm sein und dir zeigen, dass er eigentlich ganz anders ist?
Und doch tut er es gerade.
„Wir sollten langsam gehen, immerhin ist gleich Ausgangssperre“, durchbricht er die sekundenlang herrschende Stille.
„Hast Recht, Malfoy. Wir sehen uns morgen in Zaubertränke.“
„Nacht, Smith. Bis dann... Ich kann mit deiner Verschwiegenheit rechnen?“
„Sicher Malfoy, oder denkst du ich bin scharf darauf jedem zu erzählen, dass mir ein Slytherin geholfen hat und ich ihn ganz nett finde?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen blicke ich zu ihm auf. Inzwischen stehen wir vor der Bibliothek. „Nicht unbedingt. Aber man weiß nie, was im Kopf einer Frau vor sich geht“, grinst er, hebt seine Hand zum Gruß und dreht sich um. Ich blicke ihn noch hinterher, bis er um die Ecke verschwindet.
Verwirrt schüttele ich den Kopf. Was war das denn?
Die Wochen verstrichen und bis zu den Weihnachtsferien ist nicht viel passiert. Umbridge treibt immer noch ihr Unwesen, Fred, George und Harry haben Quidditchverbot auf Lebenszeit bekommen, weil die Draco verprügelt haben, wie Muggel und Draco ignorierte mich gekonnt. Wenigstens ärgerte er mich nicht mehr und größtenteils blieben auch die Beleidigungen meinen Freunden gegenüber aus.

„Smith“, spricht mich eine altbekannte Stimme von hinten.
„Malfoy“, murmele ich zurück und wende mich nicht von meinen Hausaufgaben ab. Was will er denn jetzt? Er hat monatelang nicht mit mir gesprochen und plötzlich kommt er wieder an?
„Wie ich sehe bist du ausnahmsweise mal fleißig.“
„Was soll das denn heißen?“ Fauche ich ihn erbost an. Was erdreistet er sich?
Kommt nach einer schieren Ewigkeit an und macht sich über mich lustig?
Inzwischen habe ich mich sogar schon gefragt, ob ich mir unser letztes Treffen nur eingebildet hatte. Ich war kurz davor mich selbst ins Mungo einliefern zulassen.
„Da ist heute jemand in Höchstform“, spottet Malfoy hinter mir und läuft auf die andere Seite des Tisches, um sich mir gegenüber hinzusetzen.
„Was willst du?“ Frage ich ihn resignierend. Ein Malfoy lässt sich sowieso nicht vertreiben und er scheint in ausgesprochen guter Laune zu sein. Zumindest hat er mich noch nicht beleidigt.
„Eigentlich wollte ich dir nur ein wenig Gesellschaft leisten“, witzelt er ohne die Miene zu verziehen. „Aber die Gryffindor schein ihre Krallen ausgefahren zu haben.“
„Was hast du erwartet?“ Grummele ich und klappe das Buch zu um das nächste heranzuziehen. Daraufhin schweigt er und sieht aus dem Fenster, an dem ich sitze. Trübes Tageslicht fällt auf meinen überfüllten Tisch. Überall liegen dicke und dünne Wälzer, Pergamente, Notizen und zusammengeknüllte Pergamente.
Die ZAGs kommen mit großen Schritten auf uns zu und ich habe noch lange keinen Überblick über den Lernstoff.
„Das ist falsch.“
Irritiert sehe ich auf. Für einen Moment habe ich vergessen, dass er hier ist. „Was?“
„Arnikaextrakt wird nicht ihn den Schlaftrank gegeben, sondern ihn den Trank gegen Muskelentzündungen.“
„Wirklich?“ Hastig ziehe ich ihm das Pergament, welches er unbemerkt in seine Hand genommen hatte, aus der Hand.
„Wenn ich es dir doch sage“, meint er mit hochgezogener Augenbraue.
„Sieh‘ mich nicht so arrogant an“, murmele ich reflexartig und verpasse sein freches Grinsen, da ich meine Augen fest auf die geschriebenen Zeilen hefte.
„Was kommt dann da rein?“
„Alraunensaft.“
„Ich dachte, der weckt versteinerte wieder auf?“
„Tut er auch, Smith, aber die meisten Zutaten sind nicht nur in einem Trank vorhanden. Ihre Wirkung hängt auch immer von den Mischkomponenten ab.“
„Verdammt“, nuschele ich in mich hinein.
„Vielleicht solltest du mich darum bitten mit dir für die ZAGs zu lernen“, schlägt er mit einem selbstgefälligen Lächeln vor.
„Nur in deinen Träumen, Malfoy“, gebe ich ebenso arrogant zurück.
„Wenn ich von dir träume, sieht das aber ganz anders aus“, grinst er mich herausfordernd an.
Verwirrt blicke ich ihn seine stahlgrauen Augen. Er träumt von mir?
„Hör auf die Stirn zu runzeln, Smith. Das gibt Falten“, mahnt er mich und fährt nonchalant mit seinem Zeigefinger über meine Stirn.
Musikerhände. Diese langen Finger sind eindeutig Musikerhände. Oder die eines Künstlers, schießt es mir durch den Kopf.
Irritiert von meinen Gedanken lege ich die Stirn wider nachdenklich in Falten. Malfoy schüttelt mit hoffnungslosem Gesichtsausdruck den Kopf. „Du weißt, wo du mich findest, falls du mein Angebot doch annehmen willst“, meint er noch und verschwindet ebenso unerwartet wie er kam.
Ich weiß, wo ich ihn finde? Woher soll ich wissen, wo ich ihn finde?

„Hermine, willst du mit mir für die ZAGs lernen?“ Es ist später Abend im Gemeinschaftsraum und Hermine sitzt über irgendwelchen Mitschriften von ihr aus Geschichte der Zauberei.
Leicht böse blickt sie wegen der Unterbrechung auf.
„Du solltest selbst lernen, Diana;“ weißt sie mich zurecht und wendet sich wieder ihren Notizen zu.
„Komm schon Hermine. Mit Harry und Ron übst du doch auch.“
„Nein, tue ich nicht“, erwidert sie verärgert. „Die beiden haben nur Blödsinn im Kopf. Man kann mit ihnen nicht lernen und jetzt setzt dich irgendwo hin und bringe selbst in dein Chaos Ordnung. Ich sagte dir letztes Jahr bereits, dass du ordentlicher mit deinen Unterlagen wirtschaften sollst.“
Mist. Das war wohl nichts. Dabei könnte ich ihre Hilfe echt gut gebrauchen, wenn ich gut abschneiden möchte. Sie hat schon Recht, ich sollte ernsthaft ordentlicher werden.

Die Weihnachtsferien verbringe ich zuhause bei meiner Familie. Es sind zwei vollkommen entspannte Wochen, in denen ich all meine Probleme mit den ZAGs und Draco Malfoy verdränge.
Der Junge hat sich heimlich und unerwünscht in meine Gedanken eingeschlichen. Ständig muss ich an sein Angebot mir zu helfen nachdenken und, wenn ich ehrlich bin, bin ich sehr dazu geneigt das Hilfsangebot anzunehmen.
Ich habe die gemeinsame Zeit jedes Mal mit ihm genossen, auch wenn es immer nur sehr kurz und mit wenigen Worten war.
Der Slytherin hat eigentlich eine ruhige Persönlichkeit. Seine Arroganz und Dominanz scheint ganz, na ja, zumindest teilweise, von ihm anzufallen, sobald seine Freunde nicht mehr in der Nähe sind.
Allerdings verstehe ich immer noch nicht, warum er plötzlich so nett zu mir ist. Schon allein der Gedanke das Draco Malfoy eine verzauberte Mitschülerin rettet ist unvorstellbar und die Tat vollkommen unerwartet.
Und jetzt hat er mir seine Hilfe beim Lernen angeboten?
Irgendwie erscheint mir die Situation nicht ganz koscher. Warum tut er das? Was bringt es ihm? Er macht doch ansonsten alle Nichtslytherins fertig und reitet eher auf ihren Schwächen rum, anstelle zu helfen.
Was erwartet er von seiner Höflichkeit mir gegenüber?
Mag er mich vielleicht? Nein, undenkbar. Wieso sollte er mich mögen? Ich bin weder optisch noch charakterlich herausragend.
Ich habe langweilige, braune Augen, blonde Locken, bin normal groß und habe eine normale Figur. Also, weder besonders lange Beine oder schmale Taille.
Ich bin eine durchschnittliche Hogwartsschülerin.
Also, wieso bietet er mir seine Hilfe an?
Ich werde es wohl niemals herausfinden, wenn ich ihn nicht frage.
Oder ich nehme einfach das Angebot an und werde auf diesen Weg herausfinden, was er vor hat und nutze seine Großzügigkeit einfach ein wenig aus bis dahin. Das ist für mich zumindest die bessere Variante.
Und die Gefahr, dass ich ihn vergraule ist geringer, solange ich nicht versuche eine Antwort aus ihm heraus zu kitzeln.
Denn, wenn ich ehrlich bin, will ich ihn nicht vergraulen. Der Gedanke mehr Zeit mit ihm zu verbringen gefällt mir sogar unerwartet gut.
Ich würde zu gerne wissen wie es ist auf ihn zu warten, mit ihm zu lachen, zu lernen, zu diskutieren. Wie eine Freundschaft mit ihm aussieht.
Ist das verrückt? Wahrscheinlich schon. Zumindest für ein Mädchen, das mit Harry Potter befreundet ist und in das Haus Gryffindor gehört.
Niemand wird mich verstehen können, doch das ist mir egal. Ich verstehe es ja selbst nicht.

Gelangweilt laufe ich durch die Kerker. Ich liebe die Kerker. Hier habe ich immer meine Ruhe vor nervigen Mitschülern und sie wirken so geheimnisvoll.
Wie Draco.
Der Junge ist ein einziges Rätsel. Seitdem ich wieder in Hogwarts bin, versuche ich ihn zu finden, doch nie treffe ich ihn außerhalb der Essens- oder Unterrichtszeiten an.
Außerdem sind immer seine beiden Bodyguards bei ihm. Solange die Beiden in der Nähe sind oder Parkinson wird er wohl kaum ein nettes Wort für mich übrig haben.
<Rumms> Hart werde ich gegen die harte Kellerwand gestoßen. Ein etwas spitzerer Stein bohrt sich unangenehm in meine Wange. Der Aufprall presst alle Luft aus meinen Lungen heraus, sodass ich keuchend nach Neuer ringe.
Mein Angreifer hält meine Handgelenke schmerzhaft hinter meinem Rücken zusammen und drückt seinen Körper gegen meinen Rücken, wodurch ich mich nicht bewegen kann.
Panik steigt in mir auf. Wer ist das? Was will er von mir?
„Es ist gefährlich für kleine Gryffindors durch die Kerker zu wandeln. Weißt du denn nicht, dass das hier das Reich der Schlangen ist?“ Zischt eine mir bekannte Stimme drohend in mein Ohr.
Draco.
„Wusstest du das Löwen Schlangen für gewöhnlich fressen?“
Sein raues Lachen hallt schwach im Gang wieder. „Ist das eine Drohung?“
„Was, wenn?“
„Dann versuch doch dich zu wehren“, fordert er mich auf und dreht mich um. Dafür muss er meine Handgelenke für einen Moment loslassen, doch bevor ich mich zur Wehr setzten kann, hält er sie wieder mit einer Hand über meinem Kopf zusammen.
Ganz nah tritt er an mich heran und drückt seine Oberschenkel gegen mich, damit ich ihn nicht treten kann.
Wütend beginne ich zu zappeln, doch das Einzige, was ich dadurch erreiche, ist dass er meine Handgelenke noch fester hält.
„Erwischt“, flüstert er und sein warmer Atem steift meine Haut.
Sein Gesicht ist meinem so nahe, das sich nur den Kopf heben müsste um ihn küssen zu können.
Allerdings habe ich im Moment ganz andere Dinge im Kopf.
Von: Woher wusste er, dass ich hier bin?
Bis: Verdammt, wie komme ich hier weg?
Spukt mir alles im Kopf herum.
„Fürchtet sich das kleine Mädchen?“ Feixt er triumphierend und scheint mir noch ein Stückchen näher zu kommen.
Angst? Ich? Kampflustig hebe ich meinen Kopf und funkele ihn an. „Eher würde ich Snape die Haare waschen, als mich vor dir zu fürchten“, fauche ich.
„Ach ja“, spöttisch hebt er die Mundwinkel und drückt plötzlich seine weichen Lippen brutal auf meine.
Welch Kontrast, die zarte rosige Haus und die Brutalität mit der er um Einlass bittet und meine Zunge in ein erbarmungsloses Spiel verwickelt.
Unerwartet stöhne ich in den Kuss hinein. Er gefällt mir dummerweise. Dracos Geschmack ist berauschend. Seine Körper so dicht an meinem zu wissen, ist berauschend. Wenn er mich nicht festhalten würde, würden meine Knie sicherlich nachgeben.
Am liebsten würde ich bis in alle Ewigkeit hier stehen und mich von ihm küssen lassen, doch kaum ist der Gedanke zu Ende gedacht, lässt er sich keuchend von mir.
„Du solltest dich aber vor mir fürchten“ murmelt er, aber seien Stimme klingt nicht mehr so gefährlich wie am Anfang. Eher rau, verführerisch und um Haltung bemüht.
„Vielleicht“, stimme ich atemlos zu und suche seinen Blick.
Seien grauen Augen schimmern mir lustverschleiert entgegen, ehe er mich wieder küsst. Diesmal viel vorsichtiger, zärtlicher, als würde er mit heftiger Gegenwehr rechnen.
Zu meiner eigenen Verblüffung lasse ich ihn nicht nur gewähren, sondern küsse ihn zurück, was er als Einladung aufzufassen scheint.
Verspielt fährt seine Zunge meine Lippen nach, leise seufzend öffne ich sie einen Spalt breit und er tastet sich vorsichtig vorwärts.
Der Kuss ist vollkommen anders und ich lasse meine angeschwollenen Lippen nur zu gerne von den seinen massieren.
Als er meine Handgelenke lockerer lässt, entwinde ich mich seinem Griff und lege meine kribbelnden Finger auf seine Schultern, um mich festzuhalten.
Gierig wandern seien Hände meine Oberschenkel nach oben unter meinen Rock, wo sie augenblicklich unter meinen Schlüpfer verschwinden.
Kurz überlege ich mich ihm zu entwinden, doch sind die, durch seine Streicheleinheiten, herbeigeführten Gefühle zu berauschend, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können.
Ich höre noch am Rande wie sich ein Reisverschluss öffnet, ehe mein Schlüpfer durch einen Zauber sich ins Nichts auflöst.
Als ich ihn langsam in mich eindringen fühle, werfe ich meinen Kopf nach hinten und stöhne laut auf. Es ist viel zulange her, dass ich Sex hatte.
„Sei still“, befiehlt mir Draco mit zusammengebissenen Zähnen zwischen zwei Stößen.
Schlagartig fällt mir wieder ein, dass wir mitten in einem Gang von Hogwarts stehen, wo so ziemlich jeder vorbeikommen könnte.
Augenblicklich beiße ich mir auf die Lippe um jedes weitere Geräusch zu unterbinden. Verdammt, hätten wir nicht in irgendeinen leeren Raum gehen können?
Hier unten muss es Massen davon geben.
Seine an meinen Hals beißenden Zähne entlocken mir ein Wimmern und treiben mich meinen Höhepunkt schnell näher.
Stöhnend lasse ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken, als sich mein Unterleib befriedigt zusammen krampft.
Kurz darauf folgt er mir und zieht sich augenblicklich aus mir zurück und setzt mich ab.
Während dem er seine Hose zumacht, richte ich wieder meine Kleidung. Leicht peinlich berührt verknote ich meine Finger in einander.
„Morgen 18Uhr in der Bibliothek“, kommandiert er. „Deswegen hast du mich doch gesucht, oder?“ Ohne ein weiteres Kommentar dreht er sich um.
Ungläubig lache ich auf. Ich habe ihn doch gar nicht gesucht. Er hat mich doch einfach im Gang angefallen.
Mit gemischten Gefühlen mache ich mich auf den Weg zum Gryffindor - Gemeinschaftsraum.
Was war das denn für eine Aktion?

Mit klopfendem Herzen betrete ich die Bibliothek und sehe mich nach dem Slytherin um. Was mich dazu gebracht hat, sein Hilfsangebot anzunehmen, frage ich mich jetzt noch. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ihm ins Gesicht sehen kann, ohne rot zu werden.
Wenigstens wurden wir nicht erwischt...
„Einen Malfoy lässt man nicht warten“, werde ich unhöflich begrüßt, als ich endlich seinen Tisch erreiche.
Schnell presse ich meine Lippen aufeinander um kein unpassender Kommentar fallen zu lassen.
„Womit fangen wir an?“
„Geschichte der Zauberei?“ Schlage ich zögernd vor.
„Meinetwegen. Hol’ deine Unterlagen heraus.“

Seit Wochen treffen wir uns täglich in der Bibliothek. Das anfänglich beklemmende Gefühl ist nach den ersten Treffen auch vollkommen von mir abgefallen und wir behandeln uns wie Jahre lange Freunde, sofern das mit ihm möglich ist.
Seine wenigen netten Kommentare scheinen sein Maximum an Höflichkeit auszuloten und ich gebe mich absolut damit zufrieden. Ich konnte noch nie so viel mit diesen Dauergrinsern wie den Weasleyzwillingen anfangen.
„Diana?“
„Hm?“ Gebe ich hochkonzentriert von mir.
„Würdest du mit mir zum nächsten Hogsmeadewochenende gehen?“
Erstaunt hebe ich meinen Blick. Habe ich gerade richtig gehört? Draco Malfoy lädt mich am Valentinstag dazu ein mit ihm nach Hogsmeade zu gehen? Ist das jetzt ein Date? Ziemlich unerwartet.
„Gerne“, stimme ich möglichst ungerührt zu. Was gar nicht so einfach ist, wenn man innerlich wie ein Honigkuchenpferd grinst.
„Gut. Nachdem Frühstück am Eingangsportal“, teilt er mir mit und verlässt die Bibliothek.
Es scheint eine Stärke von ihm zu sein mich einfach irgendwo zurückzulassen.

Valentinstag. Keinem habe ich erzählt mit wem ich nach Hogsmeade gehe. Nicht einmal Hermine oder Parvati.
Nervös laufe ich die Treppen runter und sehe sein blondes Haar schon aus der Ferne schimmern. Er wartet wirklich auf mich.
Mein Herz macht einen freudigen Satz.
„Können wir los, Malfoy?“ Hektisch dreht er sich zu mir um.
„Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist mich Draco zu nennen?“ Fragt er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Diana“, reiche ich ihm grinsend die Hand. Lächelnd nimmt er sie an. „Sehr erfreut.“
Gemeinsam schlendern wir über die Ländereien nach Hogsmeade.
„Ein spezielles Ziel?“ Erkundigt er sich ungewohnt höflich bei mir.
„Was hältst du von der Heulenden Hütte?“
„In Gruselstimmung, Miss Smith?“ Grinst er süffisant.
„Vielleicht“, gebe ich spielerisch zurück und hake mich bei ihm unter. Irgendeiner von uns muss schließlich den ersten Schritt machen!

Dort angekommen stütze ich mich an dem Zaun ab. Augenblicklich umarmt er mich von hinten und legt sein Kinn auf meinem Scheitel ab.
„Weißt du eigentlich, dass ich, seitdem ich dir zum ersten Mal begegnet bin, meine Augen nicht mehr von dir lassen konnte? Ich hasste dich dafür“, durchbricht er die Stille.
Erschrocken reise ich die Augen auf.
„N - nein“, stottere ich unbeholfen, ehe er mich zu sich umdreht und mir einen kurzen, liebevollen Kuss auf die Lippen drückt.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wunderschön bist“, haucht er mit undefinierbarem Unterton. Mir stockt der Atem.
Er findet mich schön. Nein, wunderschön.
Von plötzlicher Freude erfasst, falle ich ihm um den Hals und bringe ihn zum Straucheln. Ungeschickt landen wir auf dem Boden, wo ich ihn ungestüm küsse.
Lachend zieht er mich in seine Arme und dreht uns so, dass ich unter ihm gefangen liege.
„Diana, ich habe keine Ahnung wie das funktionieren soll, aber würdest du es trotzdem mit mir versuchen?“ Erkundigt er sich schüchtern.
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, lächle ich zärtlich und küsse ihn fordernd auf die Lippen.

Impressum

Texte: Storyline und Diana gehören mir, der Rest J.K. Rowling
Bildmaterialien: weheartit
Lektorat: bonnyschmidt
Tag der Veröffentlichung: 27.08.2012

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