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Schweigen I



Ich kreise um das Schweigen
den Kern des Schweigens
in mir
in der Tiefe
Dieser kostbare Punkt
wo ich nicht mehr bin
aber doch alles von mir da ist

Schweigen
hören
still werden
vor Gott
vor den Menschen
vor der Welt
vor mir

Schweigen
die Lippen verschlossen
der Blick klar und freundlich
Mein Herz
die Schatztruhe für diesen Diamanten


Leer- Sein



Leer möchte ich werden,
leer von Gedanken, von Wörtern, von mir.
Das Schweigen soll eintreten
und mit sich bringen das Hören, Fühlen, Wahrnehmen
das Dasein – in der Leere.
Der Körper ist dann nur noch Hülle
ausgestattet mit Sinnesorganen,
in der Mitte aber ein großer Platz.
Leer soll er werden
von den schreienden Markthändlern,
von den geschäftigen Männern und Frauen
und ja, auch von den spielenden Kindern.
Leer soll die Agora meines Herzens werden,
damit ich einen unvertrübten Blick auf den Himmel erhasche
und das Schweigen schmecken kann.


Schweigen II



Meine Lippen sind verschlossen,
es fühlt sich gut an,
gleichmäßig geht mein Atem durch die Nase,
meine Gesichtszüge sind entspannt,
ich brauche nichts zu sagen,
ich habe nichts zu sagen.

Ich schweige gern,
es gibt mir Halt, gibt mir Kraft
und doch suche ich auch den Kontakt,
die wärmende Nähe,
jemanden, der die Arme um mich hüllt.
Zurückgeben kann ich nichts,
zu bieten habe ich nur mein schweigendes Herz.

Auf dem Totenbett werden endgültig meine Worte enden,
meine Lippen werden höchstens ein Spaltbreit geöffnet sein,
kein Wort wird mehr durch sie hindurchkommen,
es wird Schweigen sein,
ein Schweigen, nach dem es mich schon jetzt verlangt.


Die Macht der Worte



Worte, sie verdrehen die Welt,
sie machen aus blau grün
und lassen einen Baum einen Apfel hervorbringen,
sie verfälschen, sie trügen,
sie tragen auf seidenem Faden Menschen durch die Welt.
Seien sie nur leise gehaucht oder lautstark herausgeschrieen,
gewispert bei Liebkosungen oder vermarktet auf Litfaß- Säulen,
Worte sind wie Schleier auf dieser Welt,
sie maskieren das Ungenannte, das Unbenennbare
und laufen an allen Ecken und Enden auf zu Paraden.
Nehmt weg die Worte,
lasst die Reden und Parolen verstummen,
seid stille und haltet inne,
dann wird euch das Unfassbare erscheinen
und das Nichts wird eure Augen wieder zum Leuchten bringen.


M

eine Gedanken kreisen
I

ns Nirgenwo, ins Unendliche
R

uhig werde ich, still

F

rei bin ich von
E

rhabenheit und Demut, von
H

offnung und auch von Trauer
L

eere ist da, in denen sich
E

ndlos die Wege bahnen ins
N

irgendwo

D

ie Pfade verebben
I

ch verliere mich
E

s schreibt mich nur noch

W

as ich fühle weiß ich nicht,
O

b Freude, Schmerz oder Scham, bleibt mir verborgen
R

eden kann ich
T

ue es aber nicht
E

s fehlen mir einfach die Worte.

Impressum

Texte:
Tag der Veröffentlichung: 26.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
am spannendsten finde ich die Texte, über die ich erstmal selbst nachdenken muss...

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