Vor mir erstreckt sich grau die weite Stadt. Grau, einsam und vor allem eines verlassen. Keine Menschenseele ist auf dem sonst so bevölkerten Platz vor unserem Haus zu sehen. Zumindest nehme ich an, dass er normalerweise von Menschen überströmt ist. Aber obwohl ich direkt an ihm wohne, weiß ich es nicht sicher. Ich habe bis jetzt nur selten bei Sonnenschein und gutem Wetter hinausblicken dürfen und wenn dann nur durch die abgedunkelten Scheiben unseres Wohnzimmers.
Leuchtend blauen Himmel und schönes Wetter kenne ich nur von den Fotos, die mir meine Eltern manchmal zeigen und aus dem Internet. Ich kann mir nicht vorstellen wie er aussehen könnte, dazu ist er für mich einfach zu ungreifbar, sich so etwas vorzustellen.
Denn leider ist es für mich Realität, dass ich noch niemals in meinem Leben die Sonne gesehen habe, nicht ein einziger Strahl hat je meine Haut berührt. Meine Mutter sagt und ich weiß es, dass sie gefährlich für mich ist. Dennoch glaube ich daran, dass es sich lohnen würde, sie einmal im Leben zu sehen.
Die Menschen, die jeden Tag dort draußen durch die Straßen gehen, wissen gar nicht um ihr Glück. Ich glaube sie würden es erst merken, wenn es zu spät ist, was sie jeden Tag genießen können. Nur wenn man etwas nicht mehr hat oder nie hatte und niemals haben wird, weiß man um seinen Verlust.
Doch in meinen Träumen ist alles anders. In meinem Träumen wird für mich die Nacht zum Tage und aus Krankheit beste Gesundheit. In meinen Träumen bin ich normal, wie jeder andere auch.
Leider werden meine Träume immer Träume bleiben, denn ich habe Xerodema pigmentosum, in anderen Worten: Ich bin ein Mondscheinkind und somit alles andere als normal. Meine Haut verträgt die UV-Strahlung der Sonne nicht und deswegen kann ich nur nachts hinaus.
Tag der Veröffentlichung: 19.01.2012
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Widmung:
Diese Geschichte widme ich all denen die jemals die Hoffnung verloren habe, damit sie sie wiederfinden mögen.