Ein Träne floss über das Gesicht der Göttin, sie war sich nicht sicher ob sie weinte vor Glück oder vor Trauer, denn dieses Kind würde entscheiden, ob die Welt eines Tages nicht mehr von ihr geleitet und damit in Frieden leben würde oder ob ihr Gefährte, der sie betrogen und verraten hatte, diese Welt ins Chaos stürzen würde mit seinen Dämonen und anderen Anhängern.
Ein letzter Blick auf das kleine unschuldige Gesicht des Elfenmädchens, das glücklich in den Armen seiner Eltern lachte, tröstete sie über den Gedanken hinweg, der sich in ihrem Kopf gebildet hatte. Jetzt war nicht die Zeit um traurig zu sein, dieses Kind trug schon alle Gaben in sich, die Grundlagen um das Schicksal der Welt auf sich zu tragen, doch dafür das diese erst einmal erwachen konnten, war die ihre Zeichnung nötig.
Langsam warf die Göttin den Mantel der Tarnung ab, der sie in ihrer körperlichen Gestalt, die sie nur einmal in 1000 Jahren annehmen konnte vor den neugierigen Augen ihrer Welt verbarg ab. Ehrfürchtig begannen die Bäume, die sonst still in ihrem ewig währenden Zustand schliefen und nur auf Ruf der mächtigsten Naturmagier erwachten, ihre Kronen zu neigen und die Tiere sich nach ihr umzusehen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte sie sich kurz nach allen Seiten um bevor sie durch die Tür des kleinen Häuschens trat und zu der Familie, der frisch geborenen Elfe.
Als sie durch den weiten Raum schritt in dem die frischgebackene kleine Familie zusammensaß, merkte sie, wie langsam sie wieder dieser Welt entglitt, nun musste es schnell gehen, wenn sie ihre Mission noch erfüllen wollte. Wie ein Geist beugte sie sich durch die Körper der Eltern und hauchte dem Kind ihren ersten und letzten menschlichen Atmen seit den letzten und für die kommenden 1000 Jahre ein. Und während das Kind den Atem in sich aufsog, gab die Göttin dem Mädchen einen letzten Kuss auf die Stirn und kehrte zurück in ihre eigentliche Heimat, in der sie nicht handeln, sondern nur beobachten und warten konnte.
Dort wo die Lippen der Göttin die Stirn des Mädchens berührt hatten, breitete sich nun ein wunderschönes Tatoo, dass sich in der tiefgrünen Farbe des Waldes über ihr Gesicht und dann ihren gesamten Körper ausbreitete, an einigen Stellen veränderten die Kringel ihre Farbe und ließen erahnen, dass dort einmal mehr sein würde als nur das offensichtbare.
>>Wir wurden von der Göttin besucht unsere Tochter ist auserwählt worden<<, ließ die Mutter von sich vernehmen als sie ihr Kind so sah.
Zur gleichen Zeit quälte die höchste Priesterin eine schreckliche Vision, in der ihr die Prophezeiung um das Elfenkind offenbart wurde, am nächsten Tag schrieb sie diese sofort nieder um mit der Suche nach dem gezeichneten Kind zu beginnen.
Ich öffnete meine Augen und starrte den Himmel an, weiße Wolken zogen an mir vorbei. Die Sonne strahlte vom Himmel und ich lag einfach nur da, auf einer einfachen Wiese mitten im Wald. Baumwipfel ragten bis hoch in den Himmel und ich konnte den Wind hören, der ihre Zweige rascheln ließ. Einige Vögel stimmten ihre Lieder an. Den Duft von frischen Walderdbeeren trug eine leichte Brise zu mir herüber. Mir lief das Wasser allein bei dem Gedanken an sie im Munde zusammen und ich konnte das Lächeln nicht unterdrücken, das sich auf meinen Lippen widerspiegelte.
Ein Rascheln im Gebüsch, sicher war es nur ein Reh und niemand von den Horden von Leuten, die nach mir suchen würden, wenn sie merkten, dass ich nicht aufgetaucht war und es heute auch nicht mehr würde. Es war mir egal, was die anderen sagten und meinten, ich wollte wenigstens meinen letzten Geburtstag in Freiheit auch so verbringen, allein und ohne Elfen, die mir sagten, was ich nicht doch für Glück hatte, diese Zeichen zu tragen.
Etwas Feuchtes rollte meine Wange hinunter und ich schloss meine Augen wieder, so dass die Tränen ungehindert hinunter rollen konnten. Vielleicht weinte ich vor Traurigkeit, das ich von nun an nur ein Sklave der anderen sein würde oder wegen des Glücks, das ich momentan einfach nur empfand.
Vielleicht hatten die Tränen auch keine Bedeutung oder im Gegensatz einen gar tieferen Sinn, den ich einfach nur nicht verstand? Ich würde es wahrscheinlich niemals erfahren, denn im nächsten Moment wurden meine seltsamen Gedankengänge unterbrochen.
Da schon wieder ein Rascheln in den Büschen, woher kam es? Etwas verwirrt blickte ich mich um. Wer oder was verursachte es? Ich sprang auf meine Beine und scannte schnell mit den Augen, das Gebüsch. Doch ich konnte nichts als grüne, tiefgrüne Blätter sehen, keine merkwürdige Bewegung von Ästen oder so, einfach nur dichtes Geäst. Mir war diese ganze Situation ehr unheilmilch. Erlaubte sich da etwa jemand einen nicht witzigen Scherz mit mir?
Ich begann plötzlich unerwartet zu zittern, denn ein eisiger Hauch streifte meinen Nacken. Erschrocken fuhr ich herum und blickte in ein ausdrucksloses Gesicht mit dennoch funkelnden Augen, die mich sofort fesselten. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihnen abwenden und es war als würde ich mich n der Tiefe dieser moosgrünen Augen verlieren. Doch mein Instinkt sagte mir, dass ich nicht einfach dort verweilen konnte, ich musste auch den Rest des Elfen sehen, der da vor mir stand. Eine großartige Musterung konnte ich nicht vollziehen, denn schon im nächsten Moment fesselte mich ein Tatoo, das er an seiner rechten Schulter trug.
Zwei große Flügel, die sich über ein Schild beugten, dass von einem Schwert durchdrungen war. Auf dem Schild die Zeichen des Kampfes. Das war das Symbol, das ich am wenigsten erwartet hätte. Denn genau dieses Zeichen trugen nur Elfen, die nicht ohne eine bestimmte Reaktion erwähnt wurden und genau dieses Zeichen würde ab dem Moment in dem ich zurückkehrte und mich meinem Leben wieder stellte auch an meiner Schulter prangen. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm lösen und war wie erstarrt.
Doch zum Glück wirkte auch mein Gegenüber etwas überrascht auf mich, zwar schien er nicht so erstarrt zu sein, trotzdem musterte er mich von oben bis unten. Ich konnte seinen Blick förmlich auf meinen Tatoos spüren. Diese Zeichen, die mich als Auserwählte der Göttin kennzeichneten und meine bloße Existenz zu einer Legende machten. Es gab sogar eine Prophezeiung über mein Schicksal, von der höchsten Priesterin persönlich als Vision empfangen und schriftlich verfasst. Mir selbst war das ganze mehr ein Fluch als ein Geschenk, denn jeder mich zum ersten Mal sah oder eher die Tatoos zum ersten Mal erblickte. Musterte diese mehr als deutlich, denn sie wanden sich über meinen ganzen Körper.
Endlich, endlich löste er seinen Blick von mir, ein regelrechter Stein fiel mir vom Herzen und eine gewisse Erleichterung machte sich in mir breit. Doch etwas Anspannung blieb.
Stammelnd und kaum mehr als ein Flüstern brachte ich einige Worte zu Stande, die zwar nicht dem entsprachen, was mir im Kopf vorging, aber doch so einiges ausdrückten, von dem was ich im Moment empfand. „Geh, verschwinde wieder“, nicht mehr als ein Hauch, der vom Wind an sein Ohr getragen wurde, waren sie, doch sie reichten aus um ihn aus der Fassung zu bringen. Seine Miene verfinsterte sich augenblicklich.
Unmerklich zuckte ich daraufhin zusammen und fragte mich, wer dieser seltsame Elf war, dass schon die kleinste Veränderung seiner Mine, so eine Reaktion bei mir auslöste. Eins war mir sicher, dass er schon länger bei IHNEN sein, sonst könnte er nicht solchen Einfluss ausüben. Denn nicht umsonst wurden sie von allen verehrt, respektiert aber auch angebetet und gefürchtet. Sie waren die Elite der Elite, die besten Kämpfer, Schützen und Magier des gesamten Elfenvolkes, die Hüter des Waldes.
„Wenn du es wünscht Auserwählte“, er spuckte, den Namen, den ich in allen Prophezeiungen, Sagen und im Allgemeinen für jeden trug über seine Lippen, als wäre allein der Name schon Grund genug sich zu vergiften. „Aber sei dir gewiss, wir sehen uns schneller wieder als dir lieb sein wird.“. Mit diesen Worten verschwand er elegant im Gebüsch und ließ mich verwirrt zurück.
Mein Blick verharrte immer noch an der Stelle, an der der Elf zuletzt sichtbar war. Momentan wünschte ich mir nichts sehnlichster, als dass er sofort tot umfallen möge und diese Begegnung nie statt gefunden hätte.
Die Begegnung mit dem Hüter des Waldes spuckte mir immer noch in meinem Kopf herum, als ich mich gegen Abend auf den Rückweg machte. Niemand hatte mich heute gefunden, nicht mal annähernd in die Nähe meines „Versteckes“ war jemand gekommen. Für mich war der heutige Tag, der schönste Geburtstag seit langem gewesen, im Vergleich zu den letzten und zu dem was er vielleicht gewesen wäre, wenn sie mich gefunden hätten. Und so schlimm konnten die letzten Stunden dieses Tages auch nicht mehr werden, selbst wenn ich zurückkehrte.
Die Sonne stand schon tief über dem Horizont und schickte ihre letzten hellen Strahlen in den Wald. Entlang des Weges, warfen die hohen Tanne tiefe Schatten, die sich in einem Spiel von Licht und Dunkelheit abwechselnd. Ab und zu blieb ich faszinierend stehen um sie dabei zu beobachten. Doch langsam kam auch vor mir mein Heimatdorf in Sicht. Es war eigentlich ein kleines, altmodisches und selbst für die Elfenwelt ein abgelegenes Kaff, aber es war mein Zuhause, meine Heimat in der ich groß geworden war.
In den letzten Tagen war es hier seltsam belebt gewesen und viele fremde Elfen konnte man überall entdecken. Ungewöhnlich war das vor allem, weil es hier eigentlich nichts Interessantes oder Bemerkenswertes gab.
Eine vage Vermutung beschlich mich, als ich den Menschenauflauf (das waren natürlich alles Elfen) direkt vor meinem Zuhause entdeckte. Sie hatten mich gar nicht gesucht sondern, einfach auf mich gewartet. Als hätten sie geahnt, dass ich irgendwann heute noch zurückkehren würde.
Ich atmete einmal tief durch und schloss meine Augen um noch einmal vor dem unumgänglichen zur Ruhe zu kommen. Denn ob es nun früher oder später geschah für sie, die mich hier abholen mussten, spielte es keine Rolle, denn spätestens am Ende dieses Tages würde ich zu ihnen gehören ob ich es wollte oder nicht. Für mich jedoch, für die es eine große Rolle spielte, denn je länger ich heute noch weg blieb, umso länger konnte ich es das Unvermeidliche hinauszögern.
Das Unvermeidliche welches mich nun erwarten würde, ich würde nach Croth’s Ende gehen und dort die Ausbildung überstehen müssen, die jeder besonders begabte Elf oder Elfin dort erwartete und man konnte nie wissen was es war.
Langsam begann ich die Ansammlung der Elfen zu kämpfen, eigentlich tat ich nichts anderes als in Sichtweite für einige Elfen zu kommen und schon machten sie automatisch einen Weg frei durch die Menge zu meinem zu Hause. Schon an der Haustüre merkte ich, dass etwas anders war, denn meine Mutter stand dort und schloss mich sobald sie mich erblickt hatte in ihre Arme. Ich spürte wie einige feuchte Tränen an meiner Wange hinunterliefen, sie stammten nicht von mir sondern von meiner Mutter, die ihren Kopf an meinem Körper vergraben hatte. Mir war klar, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte, denn normalerweise war meine Mutter keine Frau, die einfach weinte, dafür musste es schon einen sehr guten Grund geben. Da stellte ich mir doch die Frage, was war hier geschehen?
Langsam löste sich meine Mutter die Umarmung von mir und blickte mich aus ihren tiefblauen traurigen Augen an. Es waren die selben Augen, die auch ich hatte, nur das ihr Blau an das des Himmels erinnerte und mein eher nach einem Fluss oder Bergsee im Sommer aussahen, wenn man den Worten anderer Elfen Glauben schenken durfte. Auffallend war diese Augenfarbe auf jeden Fall, denn normalerweise hatte mein Volk die Augenfarbe braun oder grün in allen möglichen Tönen, so auch mein Vater, seine Augen waren haselnussbraun.
„Endlich bist du zurück Lyra, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, als hier plötzlich die ganzen Botschafter ankamen und meinten, dass du nicht beim offiziellen Empfang gewesen bist und sie nun hier auf dich warten würden.“, sagte mein Vater, als er neben meiner Mutter in der Türschwelle auftauchte um mich, dann schließlich auch in die Arme zu schließen.
Dabei konnte ich mir ein Lächeln nicht unterdrücken, es war so typisch für meine Eltern sich Sorgen zu machen, seit sie im letzten Jahr erfahren hatten, dass ich nach Croth’s End gehen musste, machten sie sich umso mehr Sorgen um mich, den sie kannten meine Einstellung dazu nur zu gut.
„Jetzt komm erst einmal herein und dann stell ich dich den Botschaftern vor, was beim offiziellen Empfang wohl nicht geschehen ist.“, als er das sagte, machte mein Vater zu dem noch eine Geste, die bedeutete, dass wir dringend als Familie reden mussten. Seufzend folgte ich ihm in unsere kleine Küche.
- 1 Jahr zuvor -
An unserer Haustüre klingelte es, verwundert stellte ich diese Tatsache fest. Denn normalerweise klingelte niemand hier in diesem Kaff in dem ich lebte. Das Ding, das offiziell eine Klingel war, war eigentlich ein Holzmechanismus, der ein heftiges Klopfen an den Wänden im gesamten Haus auslöste. Jeder Bewohner des Dorfes kannte diesen schrecklichen Klang und vermied es die Klingel auch nur zu betätigen, denn diese Dinger konnten einem Wort wörtlich den Verstand rauben. Als ich merkte, dass niemand meiner Eltern sich auf den Weg machte, die Türe zu öffnen, erhob ich mich seufzend und machte mich auf den Weg dorthin. Eigentlich wollten meine Eltern heute meinen 15. Geburtstag gebührend feiern, ich konnte getrost darauf verzichten, weil es jedes Jahr, abends das gleiche war und langsam hatte ich es nach 15 Jahren satt, leider wollten meine lieben Eltern dies nicht einsehen.
Vor der Tür angekommen endeten meine Gedankengänge damit, dass ich mich fragte, wer wohl dort vor der draußen stand und herein wollte. Langsam öffnete ich die schwere aus veredeltem Eichenholz gefertigte Türe und starrte erst mal einen Moment auf die Elfen vor mir, im nächsten Moment ließ ich die Klinke auch schon wieder los und sie krachte in ihre Angeln zurück. Ich wendete auf dem Absatz und flitzte zu meinen Eltern zurück in die Küche. "Dort sind ein paar", ich schlug einen bedeutungsvollen Tonfall an. "Herrschaften, die ganz sicher zu euch wollen.
Überrascht drehte sich meine Mutter um und wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen an meinen Vater. "Wer könnte das um so eine Zeit noch sein?". Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern, um sich dann zu erheben und in Richtung Türe zu gehen. Ich konnte seine Stimme in einem überraschten und ziemlich überhöflich klingenden Tonfall hören. Über was die wohl da sprachen, der Besuch musste wegen irgendetwas wichtigem Hiersein. Als ich meine Mutter anblickte, zucket diese nur mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Eintopf zu. Da war wohl nichts zu machen, meine Mutter würde mir in diesem Fall wohl nicht sagen, was mein Vater ihr über seine telepathischen Fähigkeiten mitteilte. Ich konnte in dem Fall wohl annehmen, dass es nichts allzu wichtiges und schicksalsveränderdes sein würde, wenn meine Mutter jetzt nicht mit mir darüber sprach. Obwohl so sicher war ich mir dabei nicht, denn ich hatte die Zeichen auf der Schulter von ihnen gesehen, sie hatten sie mehr als eindeutig als ranghohe Mitglieder und Vertreter "Der Hüter des Waldes" ausgewiesen. Aus diesem Grund hatte ich vorhin auch so reagiert, hier in diesem abgelegenen Teil des Elfenreiches waren sie nicht oft gesehen und nur seltenste, wenn sie auf der Durchreise oder auf einer wichtigen Mission waren.
Mein Vater führte die Krieger quer durch die Küche und sobald sie eintraten konnte ich meine Wahrnehmung auf nichts anderes mehr konzentrieren als diese zwei Elfen, ihre gesamte Aura spannte meine Aufmerksamkeit ein und ich vergas fast, dass was ich gerade tun wollte. Solche eine Ausstrahlung hatten sie also, wenn sie direkt an einem vorbei gingen, ich war einem von ihnen nie näher als geschätzte 10 Meter gekommen und nun erdrückte mich ihre Wirkung fast. Langsam konnte ich wirklich verstehen warum, die Hüter des Waldes auch dafür bekannt waren eine fesselnde Aura zu haben.
Wirklich erst, als sie im Nebenzimmer zusammen mit meinem Vater verschwunden waren, konnte ich wieder einigermaßen klar denken, obwohl den Eindruck, den sie in den paar wenigen Sekunden bei mir hinterlassen hatten, würde ich nicht loswerden. Langsam blickte ich zu meiner Mutter, die gerade auch den Elfenkriegern hinterher blickte, ehe sie sich wieder ihrem Eintopf zuwandte. Ich warf ihm einen verwunderten und fragenden Blick zu.
Sofort schossen mir alle möglichen Dinge in den Kopf, aber vor allem eine klare und deutliche Frage, was wollten die Abgeordneten eigentlich von mir, dass es sogar meinen Vater beunruhigen konnte, obwohl er es noch nicht wusste, laut meiner Mutter zumindest. Einige Minuten des Schweigens vergingen und eine bedrückende Stille breitete sich aus, dir nur durch das Blubbernd des kochenden Wassers über der Feuerstelle auf dem Herd und einiger lauterer Worte aus dem Nachbarzimmer durchbrochen wurde. Meine Augen starr auf meine Fingerspitzen gerichtet, merkte ich nicht wie mein Vater in der Türe erschien und uns bedeutete mitzukommen. Erst als ich die Worte aus seinem Mund hörte, schrak ich auf und begriff sie.
"Lyra, jetzt komm."
Langsam stand ich auf und versuchte meine vor Aufregung zitternden Hände zu ignorieren und auf den schlodderten Beinen stehen zu bleiben. Schweiß brach aus den Poren meines Gesichtes aus und ich merkte wie meine Hände langsam vor Schweiß feucht wurden. "Was ist los?", stockend brachte ich diese Frage noch gerade so heraus, ehe mein Vater schon die Antwort darauf von sich gab: "Das wollen sie mit dir selbst besprechen". Brav nickte ich und schaffte es schließlich doch noch irgendwie in das benachbarte Zimmer.
Auf dem Sofa saßen die zwei Hüter des Waldes. Der von mir aus gesehen Rechte, hatte kurzes schwarzes Haare und ockerfarbene Augen, die genauso wie die seines Partners an meinen Tatoos hefteten. Sen Begleiter schien fast das Gegenteil zu ihm darzustellen. Er hatte fast blondes Haar und so helle Augen, dass sie schon fast weiß wirkten. Bei genauerem Hinsehen konnte man jedoch erkennen, dass die tatsächliche Farbe ein Beschton war. Der weißäugige hob zuerst seine Stimme um die Worte zu sagen, die alles verändern würden, auch wenn mir das zu dieser Zeit noch nicht vollkommen bewusst war, denn nachdem sie einmal ausgesprochen waren, war ich nur noch geschockt und mir wurde klar, wie wenig man tatsächlich über die Hüter des Waldes wusste.
"Lyra, wir haben dich ausgewählt, ab deinem nächsten Geburtstag wirst du nach Croth's End gehen und dort deine Ausbildung beginnen, du kannst dich nicht weigern, denn falls du es tätest, würdest du sterben."
Jetzt war der Moment gekommen vor dem ich mich schon seit einem Jahr fürchtete – der Abschied von meiner Heimat, meinen Eltern und meinem bisherigen Leben. Tränen standen mir in den Augen, als ich meinen Eltern in die Küche folgte. Ich würde nicht in Tränen ausbrechen, ich würde nicht losheulen wie ein kleines Kind, das hatte ich mir selbst geschworen in der Nacht, in der ich diese Tatsache akzeptiert hatte.
„Lyra, jetzt ist der Moment gekommen“, begann mein Vater und unterbrach damit meine Gedanken, die sich in Erinnerungen verfangen wollten und nicht in der Gegenwart sein. „Und wir wissen noch immer nicht was wir dir sagen sollen“, setzte meine Mutter den begonnen Satz fort. Automatisch blickte ich zu ihr, ich war gespannt was sie mir sagen wollten. „Die Zeit ist einfach zu schnell vergangen, wir haben das ganze letzte Jahr überlegt, was wir dir in diesem Moment des Abschiedes sagen wollen, doch uns erschien und erscheint heute immer noch nichts als passend genug um all das unausgesprochene zu sagen.“
Ich konnte eine kleine glitzernde Träne ihre Wange hinunter rollen sehen, sie hinterließ eine feuchte Spur hinter sich. Meine Mutter wischte sie schnell mit ihrem Finger weg, ehe sie ganz von ihrem Gesicht getropft war. „Wir haben nicht mehr lange Zeit dir dies zu sagen, egal ob es passt oder nicht, egal ob es das was wir meinen und dir sagen wollen hinüberbringt, aber eine andere Gelegenheit werden wir so schnell nicht wieder bekommen“, begann mein Vater und wurde schon nach wenigen Sätzen von meiner Mutter unterbrochen, die nach einigen Worten auch wieder abbrach, worauf hin mein Vater wieder einsetzte. „Lyra, wir lieben dich über alles, du bist das Wichtigste in unserem Leben seit du geboren worden bist und dabei von der Göttin erwählt wurdest, dies darf kein Abschied für immer werden.“
Wie sollte ich nun nur reagieren? Wie sollte ich handeln um ihnen ohne Worte auch zu zeigen was ich empfand? Doch bevor ich lange darüber nachdenken konnte, reagierten mein Instinkt und meine Reflexe. Beinahe am Weinen, Tränen in den Augen und das Schluchzen unterdrückend breitete ich meine Arme aus und legte sie um meine beiden Eltern. Mein Vater strich mir mit seiner Hand durchs Haar und meine Mutter streichelte meinen Rücken. Wir umarmten uns und drückten uns fest an einander. In dieser Stellung, als verbundene Familie verharrten wir einige Minuten und wir hätten es noch viel länger getan, hätte uns nicht erst das Bewusstsein, das ich nun gehen musste, veranlasst uns voneinander zu lösen.
Mein Vater nickte mir aufmunternd zu und ich versuchte daraufhin krampfhaft tapfer lächeln, was mir nur mehr oder weniger gut gelang. Meine Eltern betraten zuerst das Wohnzimmer und ich folgte ihnen. Die Situation dort drinnen kam mir bekannt vor, genau vor einem Jahr war sie nämlich schon ähnlich gewesen, nur das ich dieses Mal wusste, wohin dieses Treffen führte.
Auf dem Sofa saßen sie wieder, nebeneinander, der weißäugige und der mit den ockerfarbigen. Sie sahen unverändert aus und doch wirkten sie anders, irgendwie gelassener und entspannter.
„Guten Tag Lyra so sehen wir uns wieder. Wir freuen uns schon darauf, dass du zu uns nach Croth’s End kommst.“, er setzte ein Lächeln auf. Innerlich war ich mir sicher, dass er damit noch „freiwillig“, in den Satz hatte einbauen wollen, doch da er selbst sogar wusste, dass er damit falsch lag, ließ er es bleiben.
„Da du ja weißt, dass du nichts mitnehmen darfst, außer vielleicht wichtigen Schmuckstücken“, automatisch griff ich an meinen Hals, als er dies sagte und nickte wissend. „Können wir ja aufbrechen“, ergänzte ihn der Schwarzhaarige. Nachdem er sich erhoben hatte, machte er eine Handbewegung und wenige Sekunden später tauchte ein magisches Portal auf, das sich kurz daraufhin öffnete. Er wies mir an hindurch zu gehen. Einen letzten Blick auf meine Eltern werfend, stand ich auf und trat vor es. Gerade wollte ich hindurchtreten, als der Elf, mit den weißen Augen noch etwas sagte: „Lyra, bevor wir dich nun nach Croth’s End schicken, möchten wir dir gerne noch deinen Reisepartner und Mentor dort vorstellen.“ Aus den Augenwinkeln heraus konnte ich erkennen, wie sich aus unserem gemütlichsten Sessel eine Gestalt erhob. „Er besucht in Croth’s End auch die Schule und ist ein Jahr älter als du und somit eine Stufe der regulären Ausbildung über dir, allerding lebt er dort schon lange und ist Teil der Elite, weshalb er als würdig erachtet wurde von nun an dich anzuleiten.“
Kaum hatte er mit seinen überaus uninteressanten Informationen geendet, hatte ich mich schon umgedreht und stand somit dem Elfen, meinem neuem Mentor, gegenüber. Ich sah ihn an, doch irgendwie auch nicht. Das Einigste was ich sah waren seine Augen und das war mein Ende. Das war das Ende, hiermit war mehr als nur ein Albtraum wahr geworden, von dem ich nicht mal wusste das es ihn gab, es hatte meinen Untergang besiegelt, das fühlte ich einfach, denn seine Augen waren grün, sie strahlten richtig und man konnte ihren wahren Ton erst erkennen, als sich das Licht in ihnen reflektierte, sie waren moosgrün. „Das ist Diaden“
Texte: Die Elfe und der See sind von www.allmystery.de entnommen, der Rest gehört mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Diese Geschichte widme ich meiner Schwester, weil sie mit mir schon als Kind die Welt der Fantasie erkundete und Katja, weil sie einfach immer für mich da ist, wenn auch nur hinter Bildschirm und Tasten und einigen Worten, Zwilling ♥