Vielleicht ist es ja besser so. Wer weiß.
Ich weiß es. Ich kann nicht ohne dich leben.
Was ist dieses Gefühl, dass sich in meiner Brust ausbreitet, wie eine tödliche Krankheit?
Es raubt mir die Kraft, nimmt mir die Luft zum Atmen, verhindert meine Sicht, blockiert meine Gedanken.
Ich kann nur an dich denken.
Sehnsucht.
Was ist das?
Ich kann nicht aufhören, mir Vorwürfe zu machen, kann nicht aufhören, daran zu denken, was ich alles verbockt habe. Kann nicht aufhören, daran zu denken, dass ich den Menschen verliere, den ich die ganze Zeit am meisten gemocht habe. An sie. Ich hasse sie. Aber mehr noch hasse ich mich. Es ist schließlich meine Schuld, dass sie sich erst kennengelernt haben. Und nun spüre ich das unbändige Verlangen, ihn ganz allein für mich zu haben. Ich will die Zeit zurückdrehen und einfach alles richtig machen. Aber es geht nicht.
Und ich hasse es.
Wieso kehren diese Träume immer wieder, in denen er bei mir ist? Ich möchte ihn vergessen. Ich will mir eingestehen, dass ich verloren habe. Aber es geht nicht.
Und ich hasse es.
Meine Träume werden immer realer, obwohl sie absurd surreal sind. Vielleicht ist es besser, für immer zu schlafen. Dann kann ich das haben, was ich niemals haben werde. Wenigstens irgendwie. Er wird bei mir sein. Für immer.
Aber ich hasse es.
Was hat Gott nur gegen mich, dass er mich zu so einem Menschen gemacht hat, wie ich es jetzt bin? Wieso muss ich nur so klein und schüchtern, hässlich und ungeliebt sein? Ist das die Strafe? Ich täte nichts lieber, als ihm zu sagen, was in mir vorgeht. Aber ich warte. Warte darauf, dass er mir ein Zeichen gibt. Aber es kommt nichts. Wir sind nur Freunde.
Und ich hasse es.
An Tagen wie diesen ist es schon seltsam. Diese tiefe Gefühllosigkeit. Ohne Hoffnung. Wo ist sie geblieben? Wie kann es sein, dass ich mich von einem auf den anderen Tag so verändere? Gestern konnte ich singen. Ich konnte es. Laut durch das ganze Haus, ohne Scham. Und jetzt kann ich nicht mal mehr aufblicken. Obwohl ich nichts lieber täte, als jeden Tag zu singen. So unbeschwert wie all diese Mädchen, die ich eigentlich verachten sollte. Ich beneide sie. Sie haben immerhin ihren Grund gefunden, zu leben. Aber wieso lohnt es sich für mich, zu leben?
Ich sitze an meinem Schreibtisch und denke nach. Meine Gedanken schwirren in meinem Kopf herum wie wild gewordene Mosquitos. Neun von zehn Stimmen heulen. Die zehnte sitzt in der Ecke und murmelt leise: „Haltet doch die Fresse.“
Sie bleibt ungehört.
Früher hätte ich geweint. Ganz ungezwungen würden mir die Tränen an den Wangen hinunter kullern und in meinem Gesicht würden sich rote Flecken bilden. Aber jetzt nicht mehr. Ich habe es verlernt, in der Zeit, in der ich dachte, es würde mich stärker machen, nicht zu weinen. Aber da lag ich falsch. Und jetzt täte ich nichts lieber. Früher lag ich im Bett und weinte über das, was passiert war. Heute aber liege ich im Bett und kann nicht einschlafen, da die Tränen meine Gedanken nicht mehr überschwemmen. Es gibt zu viele Dinge, über die ich mir Gedanken mache, zu viel, was mir Sorgen bereitet und zu viel, wofür ich mir die Schuld gebe. Jeden Tag mehr und es hört nicht auf.
Vielleicht wäre es besser, es einfach gehen zu lassen. Vielleicht.
Mein Blick ist starr ins Nichts gerichtet.
Ich sehe nur das Blau meines Bildschirms, als wäre es in weiter Ferne.
Ich höre meine Gedanken.
Ich fühle diesen Schmerz, den ich seit Langem spüre.
Ich schmecke bittersüßes Blut. Ich habe mir auf die Lippe gebissen.
Ich rieche die Luft in meinem Zimmer. Schwachsinn. Ich weiß nicht einmal, wonach Luft riecht.
Aber ich kann nicht einfach hier sitzen.
Ich komme bald schon auf eine Seite, wo etwas über spontane Depressionen steht. Wie ich darauf gekommen bin? Nun ja. Frag mich was anderes.
Ein Patient mit einer Depression kann die folgenden psychischen und somatischen Symptome aufweisen:
Psychisch
• Niedergeschlagene, hoffnungslose Stimmung, morgens häufig am schlimmsten
• Angst oder Reizbarkeit
• Interessenverlust oder Verlust der Lebensfreude
• Rückzug aus dem sozialen Umfeld
• Allgemeine Verlangsamung der mentalen Aktivität
• Unschlüssigkeit und Schwierigkeiten, klar zu denken
• Konzentrationsschwächen und schlechtes Gedächtnis
• Desinteresse an Kleidung und Erscheinungsbild
• Schuldgefühle, die manchmal wahnhaft werden
• Hypochondrie
• Ständige Beschäftigung mit morbiden, pessimistischen Gedanken
• Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken
Somatisch
• Schlafstörungen (normalerweise frühes Aufwachen und Probleme beim Wiedereinschlafen)
• Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust (bei manchen Patienten wird aber auch übermäßiges Essen beobachtet)
• Verstopfung
• Unerklärliche Schmerzen oder schmerzendes Unwohlsein an einer beliebigen Körperstelle
• Konstante Müdigkeit und Lustlosigkeit
Fühlt sich seltsam an zu merken, dass das alles so gut passt. Aber bin ich wirklich so depressiv? Bin ich gestört? Sollte ich wohlmöglich einen Therapeuten aufsuchen? Ich bin schon lange am Überlegen, wie es wohl wäre, zu einem vollkommen Fremden zu gehen, und ihm den Mist zu erzählen, der mir im Kopf rumschwirrt.
Davon hatte ich immer nur ein Bild:
Ich sitze auf einer Couch, habe die Beine angezogen. Es herrscht Stille, während die Frau auf dem Sessel mit der Brille und dem Block in der Hand mich mustert. Vielleicht versucht sie schon zu erkennen, was in mir vorgeht. Träum weiter. Dann fragt sie mich etwas. Erwartet, dass ich etwas sage. Aber ich will nicht. Es ist immerhin die erste Sitzung. In diesem Monat. Ob sie es schaffen würde, mich zum Reden zu bringen? Was soll ich sagen? Bin ich überhaupt dazu im Stande, meine Gedanken in Worte zu fassen? Ich war noch nie besonders gut im spontanen Reden. Wenigstens werde ich nicht mehr rot. Aber ich vertraue nicht einmal meiner Mutter an, was mich beschäftigt. Dass ich Suizidgedanken habe. Manchmal . Nein, das bleibt bei mir. Nachher werde ich noch in ein Heim für Geisteskranke gesteckt. Würde es mir da besser gehen? Umzingelt von Menschen, denen es genauso geht wie mir? Gibt es solche Menschen?
Aber ich bin nicht überzeugt.
Vielleicht gibt es ja einen Test. Einen Test, um zu sehen, ob man von der Rolle ist. Bei diesem Gedanken muss ich lachen. Es gibt für alles einen Test. So ein Blödsinn.
Und es gibt tatsächlich einen.
Depression-Test
Na wunderbar. Nur schwerlich kann ich meine Neugierde verdrängen. Ich will es wissen. Ist das nur traurig sein oder bin ich wirklich gestört?
Erste Frage. Let the show begin.
Ist es besser, zu wissen, was andere denken?
Wieso will ich, dass du das selbe denkst wie ich?
Ich will nicht allein sein, mit diesen Gedanken.
Will nicht, dass ich anders bin. Ich will doch bei euch sein. Ich will, dass ihr mich versteht.
Aber dennoch sollt ihr nicht erfahren, was ich denke.
Fühlen Sie sich schwächer, reizbarer und leichter erschöpft als früher?
Ihr wollt die Wahrheit wissen? Bitte. Fühle ich mich schwächer? Erschöpft? Ich bin so kraftlos und energielos wie eine Kartoffel. Meine Augenringe, die ich täglich mit Kilos von Make-up zu kaschieren versuche, sprechen für sich. Und ich schaffe den Weg zur Schule nur noch schwerlich.
Reizbar? Oh ja. Es gibt viele Menschen, denen ich einfach in die Fresse schlagen möchte. Bis jetzt waren es zwei Ohrfeigen und ich habe meinen Bruder ständig geschubst. Heute. Ich habe keinen Schimmer, wieso. Er widert mich an. Aber er ist auch mein Bruder. Bin ich einfach nur reizbar, weil ich depressiv bin?
Ja.
Nächste Frage.
Sind Sie geräuschempfindlicher, schreckhafter und unausgeglichener als früher?
Das gibt mir allerdings zu denken. Geräuschempfindlich? Was soll der Scheiß? Irgendwie ja nicht. Was hat das damit denn zu tun?
Aber ich bin schreckhafter, das stimmt. Möglicherweise war das schon immer so. Ich habe Angst, dass jemand um die nächste Ecke lauert. Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie ich missbraucht werde. Ich kann nicht mehr alleine um sieben Uhr in einem Rock durch die Straßen gehen, weil ich Angst habe. Ich will nicht allein sein.
Ja.
Weiter.
Fühlen Sie sich ausgelaugt?
Ich komme kaum aus dem Bett. Ich habe keinen Bock. Ich will nach Hause. Ich kann das nicht. Ich bin müde.
Ja.
*Click*
Leiden Sie an Gleichgültigkeit und Kontaktschwäche?
Oft. Irgendwann ist mir einfach egal, ob ich von einem Auto überfahren werde, ob ich eine sechs schreibe, oder niemand mich mag. Und wenn schon. Irgendwann ist es eh vorbei.
Kontaktschwäche. Was für ein blödes Wort. Es ist mir schon unangenehm, mit Fremden zu reden. Einfach so. Aber meistens nur, wenn ich sie nicht mag. Oder wenn ich denke, dass meine Stimme zu sehr zittern würde, wenn ich jetzt spreche. Vielleicht sehen sie mir an, was los ist. Ich meine, ich kenne diese Person doch gar nicht.
Ja.
Wie viele Fragen gibt es eigentlich? Zwanzig. Na, das kann ja heiter werden.
Sind Sie freud- und lustlos?
Mhm. Ja, Man, geschlechtverkehr dich. Man, bin ich witzig.
Ja.
*Click*
Leiden Sie an Gedankenträgheit und Unentschlossenheit?
Es gibt so viel, was ich machen wollte. Ich wollte ihm sagen, was ich fühle, ich wollte mich in der Schule mehr anstrengen, ich wollte mal etwas machen, was niemand von mir erwartet. Aber in letzter Sekunde habe ich mich immer um entschieden. Ich bin so blöd. Im Nachhinein bereue ich alles, was ich nicht gemacht habe.
Ja.
*Click*
Leiden Sie an Willensschwäche, Interessenverlust und Verlust an Selbstvertrauen?
Ich war noch nie besonders selbstbewusst. Jetzt ist es raus. Eigentlich sollte ich ja nicht so sein. Manchmal bin ich offen. Aber wenn es drauf ankommt, bin ich noch immer weggerannt. Ich habe Schiss. Davor, dass mich jemand auslacht. Davor, dass mich jemand verlässt, wenn ich etwas Falsches mache. So wie damals.
Ja.
Hat Ihre Leistungsfähigkeit deutlich abgenommen?
Und ich dachte, die Schule wäre einfach nur schwerer geworden. Aber nein. Es liegt an mir.
Ja.
Fühlen Sie sich hoffnungslos und ohne Perspektive?
Hoffnungslos unbedingt.
Aber ohne Perspektive? Ich habe immer noch meine egoistischen Meinungen. Ich sehe die Welt, so wie ich sie sehe, und nicht so, wie die anderen.
Spitze. Und jetzt? Fifty fifty. Verarsche?
Naja. Was macht es schon. So wie ich die Fragen bis jetzt beantwortet habe, macht es auch nichts mehr aus.
Ja.
Fühlen Sie sich antriebslos und ständig müde?
Ich bin müde, ob ich nun zwölf Stunden geschlafen habe, oder vier. Am Morgen, in der Schule, am Abend will ich einfach nur in mein Bett. Vielleicht denke ich die ganze Zeit daran, wie wundervoll meine Traumwelt ist. Vielleicht. Hört sich gut an.
Antriebslos bin ich ohnehin. Fragt meinen Vater, der mich täglich anschreit, ich soll man dies machen, ich solle dies tun. Genervte Schreie hallen durch das Haus. Egal, was ich mache oder nicht mache. Er findet immer etwas, um es mir reinzuwürgen. Als hätte ich nicht schon genug Probleme. Dann soll ich auch noch den Geschirrspüler ausräumen. Uii. Mach du doch, wenn´s so geil ist.
Ja.
Bleiben Ihre Gedanken in Grübeleien stecken?
Versteh ich nicht. Ich Dummerchen mal wieder. Meine Gedanken bleiben in meinem Hirn stecken, schon. Und sie gehen nicht wieder weg, bevor ich etwas dagegen unternommen habe. Ich hasse es. Ich will frei in der Birne sein. Bitte?
Ja.
Leiden Sie grundlos unter starken Ängsten?
Grundlos? Nein. Ich habe für all meine Ängste einen Grund.
Moment. Was ist mit meiner Klaustrophobie? Ich weiß nicht, wieso, aber seit einer Weile habe ich Angst vor engen Räumlichkeiten. Sie zwängen mich ein, wollen mich zerdrücken und mir die Gedärme raus quetschen. Mir bricht der Schweiß aus, wenn ich nur daran denke, dass ich durch irgendeinen schmalen Tunnel kriechen muss. Ich könnte es nicht. Ich könnte mich auch nicht durch eine waagerechte Felsspalte quetschen. Obwohl ich dünn bin. Mein Kopf lässt es nicht zu. Ich habe Alpträume. Und nicht nur vor Monstern. Sondern von schmalen Durchgängen. Haha.
Aber dafür gibt es doch einen Grund, oder nicht? Irgendwo in meinem Hirn? Also was soll ich tun? Ja oder Nein? Leiden sie grundlos unter starken Ängsten? Was soll´s.
Nein.
Um ehrlich zu sein, beruhigt es mich sogar, zu wissen, dass ich nicht ganz so paranoid bin wie diejenigen, die alles mit Ja beantworten können.
Empfinden Sie nichts mehr für Menschen oder Dinge, die Ihnen früher wichtig waren?
Puuh. Ins Schwarze getroffen. Ich habe sie geliebt. Alle. Aber nachdem sie sich von mir abgestoßen haben, habe ich sie gehasst. Inzwischen ist es mir egal. Es geht mir ohne sie besser. Ich will nicht lange drum herum reden. Jetzt erkenne ich, wer mich wirklich noch mag. Und nicht bloß so tut. Hoffe ich.
Ja.
Erscheint Ihnen das Leben sinnlos, sehen Sie keine Zukunft mehr?
Wie gesagt, ich suche und suche nach dem Grund. Der Grund für mich zu leben. Der Sinn des Lebens. Wofür bin ich geboren worden? Bin ich bloß ein Zuschauer? Jemand, der im Publikum sitzt und ansehen muss, wie die Menschen, die wichtig sind, ihr Leben leben? NEIN. Das ist doch nicht fair. Ich will leben! Ich will etwas tun! Ich bin wichtig! Ich bin nicht bloß Niemand! Ich bin ich! Und ich will verdammt nochmal da sein. Wozu soll ich sonst noch leben? Dann könnte ich mich doch gleich die nächste Klippe hinunterstürzen. Ich will meinen Grund erfahren. Will wissen, wieso. Komm schon.
Ja.
Leiden Sie unter starken Schuldgefühlen und vermehrten Selbstvorwürfen?
Verdammte Scheiße, hört auf, in meinen Kopf zu sehen.
Ja.
Leiden Sie unter vielen körperlichen Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schweißausbrüchen oder Ähnlichem?
Mein Arzt nannte es einen Kreislaufkollaps, aber es kann natürlich auch Depression sein. What?!
Ja.
Leiden Sie unter hartnäckigen Schlafstörungen, wachen frühmorgens auf?
Und dabei will ich nur weiter träumen! Verflucht, wer stellt meine innere Uhr nur immer auf den Moment, in dem es am schönsten ist?! Ich will doch nur bei ihm sein. Irgendwie. Egal wie. Aber ich kann nicht einmal wieder einschlafen. Super. Klasse. Spitze. Dann liege ich da. Um halb zwei. Starre an die dunkle Decke. Stundenlang. Ich kann nichts dagegen tun, dann kehren meine Gedanken wieder. Und ich kann nichts machen.
Ja.
Ist alles am Morgen am schlimmsten und gegen Abend besser?
Nicht unbedingt. Morgens bin ich einfach nur schlecht drauf, weil ich müde bin. Oder? Es kommt darauf an, wann ich daran erinnert werde, was passiert ist.
Nein.
So ein Nein ab und zu kann einem schon ein leichtes Lächeln auf die Lippen zaubern. Hihi. Wer weiß, vielleicht bin ich ja gar nicht so gestört, wie ich dachte.
Denken Sie oft: Ich möchte am liebsten gar nicht mehr leben?
Es wäre manchmal echt schön, einfach nur erlöst zu sein. Kein Denken, kein Handeln, und vor allem kein Schmerz mehr. Oft wäre ich gern für einen Tag tot. Nur um mal zu gucken, wer mich wirklich vermisst. Würde jemand um mich weinen? Würde jemand zu meiner Beerdigung kommen? Oder würde ich genauso einsam sterben, wie ich gelebt habe?
Aber dann denke ich wieder daran, was auch nicht mehr wäre, wenn ich tot wäre. Keine Freunde, keine Liebe, keine Chance auf ein besseres Leben. Auch wenn man vielleicht sehen könnte, wer einen wirklich mochte, was bringt einem das? Man ist tot. Es ist vorbei. Vertan. Aus die Maus.
Ich denke trotzdem daran.
Ja.
Gibt es in Ihrer Familie bereits Fälle von Depressionen, Angsterkrankungen oder andere psychische Erkrankungen?
Das hat mich eigentlich nie interessiert. Ich hab mir selten darüber Gedanken gemacht, ob jemand so ist wie ich. Das ist doch sowieso Quatsch. Niemand ist so wie ich. Ich darf doch wohl wenigstens darauf Anspruch erheben, dass ich einzigartig bin?! Dankeschön.
Nein.
Das war´s. Die zwanzigste Frage ist beantwortet. Alles was ich jetzt noch tun muss, ist auf das kleine Icon zu klicken, wo ´weiter´ drauf steht. Dann weiß ich, ob ich gestört bin.
Aber hier stellt sich mir mein Selbst in den Weg. Will ich das? Was, wenn meine Befürchtungen vollkommen unbegründet waren? Was werde ich tun, wenn ich einfach nur ziemlich mies drauf bin? Werde ich mein Leben einfach weiterleben, wie bisher? Zutiefst bekloppt griesgrämig, grundlos? Oder wird es mir sogar besser gehen?
Aber was wenn ich doch unter Depressionen leide? Sollte ich meinen Eltern davon erzählen, dass ich denke, ich sollte was dagegen tun? Ich weiß nicht einmal, wie sie darauf reagieren würden. Ich könnte sie mir ziemlich gut überrumpelt und schockiert vorstellen. Dann sehe ich, wie sich ihre Gesichtszüge entspannen, sie lächeln. Sagen, dass ich mir viel zu viele Sorgen mache. Dass das ziemlich unwahrscheinlich ist. Bestimmt bildest du dir das nur ein, Liebling! Scheiße, nein. Es ist nicht unwahrscheinlich. Habt ihr eigentlich mitbekommen, wie es mir geht? Ihr schiebt das ja alles unter Pubertät. Das geht schon wieder vorbei! Denkste. Das ist vielleicht ein Grund, wieso ich ihnen nie erzähle, was in mir vorgeht. Weil sie es eh nicht verstehen würden.
Scheiß drauf.
Ich klicke auf ´weiter´.
Das erste, was mir auffällt sind die kurzen Texte. Vier Stück. Das heißt, es gibt Vier Fälle. Vier mögliche Fälle in diesem Test und ich habe einen von ihnen.
Ihre Punktzahl ist: 47
47. Das hört sich so viel an. Aber ist das gut oder schlecht? Normal oder Gestört?
Ich atme tief ein.
Der erste Fall ist für alle, die 0 bis 3 Punkte erzielt haben. Oha. Heißt das wohlmöglich, dass man eine Frage mit Ja beantwortet hat? Wieso hat man dann den Test gemacht? Langeweile?!
Der zweite Fall ist für die, die 4 bis 12 Punkte erzielt haben. Nicht meine Kategorie. Das beunruhigt mich.
Dritter Fall mit 13 bis 32 Punkten. Oh Gott. Ich bin in der letzten Kategorie. Der letzte Fall. Was hat das zu bedeuten?
Der vierte Fall ist für alle, die mehr als 32 Punkte haben. Das bin ich. Jetzt werde ich es erfahren.
Sie leiden möglicherweise unter einer schweren, behandlungsbedürftigen Depression und benötigen dringend die Hilfe eines Arztes. Suchen Sie Ihren Hausarzt oder einen Arzt für Psychiatrie und Neurologie auf.
Okay.
Texte: Copyright by me.
Meins.
Coverbild bearbeitet.
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dies ist für Ihn.