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Peter Lind / Der Mensch

                           die  armut der sprache, was nützen die vielen worte,wenn der geist fehlt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DER MENSCH

 ein gärend chaos

modernd

wie ein fauler baum

zu voller reife

nie gedeiht

wie duldet die natur

nur diesen rohling

                                          

                                    .

Erleuchtung-Eine Zen-Geschichte

 
 
Ein Schüler fragt seinen Meister.
"Du sagst,Du bist erleuchtet,aber was macht dich so anders von uns."
Zen-Meister sagt:
"Wenn ich eß,dann eß ich,wenn ich schlaf,dann schlaf ich."
Schüler sagt:
"Ja,aber das mach ich doch auch."
Zen-Meister sagt:
"Wenn unerleuchtete Menschen essen,dann denken sie tausend Gedanken,wenn unerleuchtete Menschen schlafen,dann träumen sie tausend Träume,aber wenn ich esse dann esse ich und wenn ich schlafe dann schlafe ich."

Die Zeit zerrinnt

wir fühlen uns von uns selbst isoliert
das ermüdende denken
die traurigkeit eines verzweifelten kindes
geräuschlose nacht
die sehnsucht nach dir
eine hand die leitet
verdruß vom angestrengten arbeiten
kälte und asche
ein leerer flakon
trauerzug der hoffnung
getrieben von den trieben
verzweifelt vom verzweifeln
meine schöne weggefährtin
andersartig
straßencafe

Öffentlicher Garten

die immer wiederkehrende freude
über mir der himmel
hoch oben ziehen die sterne auf
große und kleine vögel
das frische gras
die helligkeit des lichtes
die mit locken bedeckten schafe
der unermessliche raum
natur weist mich nicht zurück

Zu viele Rätsel

und wieder bin ich in die falle gelaufen
gespräche vermitteln nicht viel
die sprache wird mißbraucht
an jeder ecke
das spiel mit der niederlage
ich versuche es weiter
rappele mich wieder auf
der augenblick wird kommen
weit entfernt
weit im raum
weit in der zeit
und inzwischen
werde ich wieder hinfallen
wieder aufstehen
und weiter gehen
wenn ich kann
 

Neue Geburten neue Tode

wie drücke ich aus
was nicht auszudrücken ist
ich sitze auf einer wolke
sehe die anstrengungen der kleinen menschen
die im begrenzten raum
ihre egos herunterturnen
ist die freiheit eine wolke
mysterium
unbeschreiblich
ein stück hundescheiße

Bürgerliche Existenz

deine familie
dein haus
deine arbeit
die morgenpost
der tägliche weg zum büro
das warten an der ampel
der schnelle blick zur kirchturmuhr
du bist heute ein bißchen spät dran
die einkaufsliste
das klingelnde handy
der trott
die tretmühle
ein verhaltener schrei
geschlossene anstalt

Es gibt noch mehr

hier bin ich
alles ist stroh
geistige vorstellungen sind stroh
mein letztes problem
ist vereinfacht
kein fremdes element
ich kann es fühlen
die bühne ist hergerichtet
mein geist versickert
vor den toren des himmels
werde ich entschädigt

Impressionen

Im höchsten Maß

traurig und angstvoll
mein beständiger aufstieg
mit einer immer größeren entfernung
zum normalen
gesunden
inmitten dieser welt
mit meinem fühlen und denken
bin ich ein fremder
verwahrlost
verwildert
die bittere schmerzlichkeit
diese mühle des leidens
unausdenklich
brennend
endlos
nochmals und wieder
ein trostlos beschämender tag
ich schneide mir die kehle durch

Alte Erinnerungen

ich sehe mich im spiegel
vor den eigenen gedanken
ich bin eingefroren
es gibt eigentlich  nichts mehr
was noch aufgeschrieben werden müsste
ein maul voll spucke
einen fußtritt in den großen arsch
dennoch sitze ich da
stundenlang
ohne ein wort
einfach so

Tageslicht

den irrsinn so vorzuführen
als wäre er normal
während die musik verstummt
neonlichter erblinden
geht etwas zu ende
wer sollte etwas neues beginnen
langsames sterben
in einer besseren welt für alle
kein gold
kein marmor
ratternde züge
leere fenster
breiter beton im irrgarten
wirtschaftswundermüll
bröckelnder putz
reglementierter alltag
die realität
zunehmend medialisiert
zum nichts sagenden
flickenteppich

Brechstange

keiner von uns
ist intakt
und das schwimmen an der oberfläche
ich ersticke im luftleeren raum einer hölle
meine ziele
nichts ist mir geblieben
ekel und schmerz
ich fürchte mich vor dem stillhalten müssen
meine verzweiflung lebt
die welt zerfällt
stückweise
sie verfault
und ich bin nicht verrückt genug
ihr eine bombe in ihr arschloch zu stecken
und sie anzuzünden
was gibt es noch für einen ausweg
 

Zerfallene Einzelteile

es war formlos
wie eine erstickende nebelwolke
in schläfrig brütender wärme
so nackt und ungeschminkt geschildert
in der träg dahinschmelzenden zeit
gibt es da etwas
schmierig unterwürfig wandelnde tote
in der trostlosen hetze ihres daseins
ein stück schonungsloser selbstentblößung
vor der kahlen wand
gefängnissituation
gönnerhafte geringschätzung
und einer undurchdringlichkeit
die einschlug
ins bewußtsein
wie ein flammender blitz
das leben ist einfach zu kurz
was sollte ich tun
in diesem augenblick
zu angenehmer musik
wußte ich
voll überlegender erfahrung
dass worte nichts mehr ändern können
für den moment alles gesagt war
und ich schwieg

Impressionen

Dieser satte Klang

menschenworte
menschengedanken
gelebtes leben
wie ein abgetragenes kleid
nur ein trugbild
im schattenspiel der zeit
gefroren und erstarrt
am abgebrannten kerzenstummel
wortlos kühl
die verzweifelte scheu
nachtragende blicke
durch das antlitz der nacht
es war nichts mehr zu sagen

Vergessenheit

ich muß dir meinen traumm erzählen
vor dem spiegel deiner oberflächlichkeit
deinem grauen leben
dem kraft und wesenlosen dahingeschleppe
zuckerüberzogene imitation
mit erloschenen augen
gefriergetrocknetem gehirn
die wahrheit ist so einfach
zwischen glauben und wissen
zwischen wahrheit und verblendung
die explosion der wahrnehmung
konsequent gehaltener augenkontakt
in diesen momenten
wo es kein außen mehr gibt
und ich das meer anschaue
melodien der nacht
ich höre dir zu

Magere zeit

es geschieht
ohne dass es notwendig wäre
stümperhaft ausgeführt
blutiger suizid
eines blutigen anfängers
überlebt
um eine vision zu bitten
intuitiv
waffenstillstand
ohne diplom
ohne kassenzulassung

Für ein Lachen

heimweg
bilderflut
vor der gegenwart als graue oberfläche
erinnerungen erscheinen
wie mit naturfarben gemalt
selbsttäuschung
im richtigen leben falsch geführt
und das ist bitter
kleine fluchträume
auf der suche nach bestätigung
inszeniert naive utopien
was nicht gefällt
wird verdrängt
verdrängendes vergessen
als schutzpanzer gegen die realität
abgründe des daseins
mit blindheit als thema

Es gibt etwas

zugefrorener see
das eis wird dünn
ein weißes blatt papier
der rosane schimmer
auf dem kalten grab
starr wie eine gefrorene landschaft
die intakte oberfläche
betrug und entfremdung
der schein bleibt gewahrt
die schneedecke hat keine lücken
weit entfernt
das klare licht
die wunschwelt bleibt
 

Impressionen

Wie auf einer Bühne

seifenblase der scheinwelt
scheinwelt der falschen werte
verblendete opferrolle
verhängnisvoller illusionen
farblos graue substanz
beim hinabsteigen in den tiefen brunnen
prosaisches tageslicht der wirklichkeit
extase
der rausch
die romantik im schmerz
ausnahmezustände
vieles ist so unaussprechlich
was soll ich davon halten

Flamme im Geist

ich bade mich im morgenlicht
voller angst und wirrsal
töricht irrend
nichts wissend
wandelnd
wofür
warum
so zu brennen und zu leiden
sich zu verzehren
sich zu verschwenden
so erschöpfen zu lassen
am pulsschlag der zeit
die dahinzieht
unaufhaltsam
die irrtümer und prüfungen
der kampf gegen die dummheit
die prüderie des spießertums
die wahrheit kommt
außerhalb der vertrautheit
das eigentliche ich
das große buch der schönheit
und sehen das alles nicht
 

Ein wenig mehr

mit sorgfalt ermessen
wenn die klugheit
das künftige bedenkt
im bittersüßen leben
der seifenblasen
die zerplatzen
an der nähe
die zu nahe
in abgewandelter form
gefühlvoller augenblicke
unvollendet
wiederkommen
 
 
 
 
 

 

impressionen

Lasse es zu

ich komme an
alles ist da
was will ich hier
dauerläufer
ich kann es nicht verheimlichen
dass ich ringstaub atme
ich habe keinen bonus mehr
das telefon klingelt
sag was du denkst
hör mir zu
friß mich nicht
sei deutlich
aber übertreibe nicht
ich schweife ab
lege auf
wer sich zu erkennen gibt
ist verbrannt
wie ich wohl aussehe
beim zuhören

Trotzdem

geradeaus
im glanz der blanken sonne
ohne den zwang
zu bestimmter zeit
bestimmt zu werden
würde ich gerne
mit dir dort hinkommen
intensiv tanzen
etwas wahrnehmen
etwas worüber ich mit anderen
nicht mehr reden mag
und einem lächeln
geschmückt mit dem ausblick
in ein sanftes tal

Jenseits

klebrige hände am stacheldraht
seelenprostitution
dieses billige mittelmaß
verpflichtet zu nichts
kann jederzeit ausgetauscht werden
neues makeup
über die alte identität
und ich
halte fest
an für mich bestimmten
auserwähltem
onaniere mir ins rückenmark
hacke mir die füße ab
sterbe geräuschvoll
in die anfansglose vergangenheit

Erlösungssehnsucht

die zeit ist nicht mehr rückholbar
ich habe mich bestohlen
bei der gier nach leben
um der einsamkeit zu entgehen
unstillbar
übe ich meine rolle
voller zerstörung
die tür ist zu
die jalousien unten
das dach abgedeckt
der betonmischer kann kommen

Impressionen

 

 

 

 

 

 

 

Unter Tage

die tage sind grau
überall das große jammern
absurdes theater
der lebensstandard wird halt etwas sinken
wo ist das problem
dass hier alles so bewegungslos wirkt
dass so wenige auf den straßen sind
dass die meisten so mürrisch
depressiv oder aggresiv scheinen
verstörte die mit sich selbst reden
zeigt die traurige wahrheit
dass irgend etwas fehlt
ein interessanter gedanke vielleicht
drei akkorde
abgesang

Rettungsversuch

ich bin geblieben
du bist gegangen
irgendwohin
für ein paar tage
ein paar jahre
habe ich auf dich gewartet
im vergessen
habe ich gebadet
in der hülle aus angst und einsamkeit
mit der gewissheit
dass es nicht dauern kann
wollte ich mich retten

Operationsbesteck

unter grellen lampen
gehe ich
meinem abgelegten körper
aus dem weg
tödlicher dauerton
einstürzende wände aus heftpflaster
der winter kommt
in den augen
erlöscht das licht
 

Impressionen

                                                   FLOER

 

Impressum

Texte: peter lind
Bildmaterialien: peter lind
Tag der Veröffentlichung: 21.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Sabine

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