Cover

Peter Lind

Neue Ziele die zeit muß sich decken,mit mir,bevor ich gehe

Steingesicht

taghimmel
regengrau
nur selten
wirken die konturen weich
es riecht nach heimat
ein wort
unwirklich
stets verschleiert
kühl wie porzellan
lächelt
erwacht zum leben
wenn auch verzerrt
in den pupillen
erblicke ich fragend
schenkst du mir
eine stunde deiner zeit

Irrlichterei

auch ein gesicht ist nichts
allein es ist da
geschmückt mit schein
dahinter blickt die haut aus spiegelglas
ist mir recht
möchte sehen
möchte verstehen
die asche deiner rose
sitze
denke
atme
falle ins auge
schlage eine seite um
habe ich zeit
und wieder vergessen
die träume
denen die farbe fehlt
in sichtweite
dein anblick frißt sich tief
was bleibt
anstatt vorbei
nach ratlosem kreisen
warum frage ich nicht
die lippen
im maschendrahtzaun
deiner haut
 

Es war einmal

ganz nah
ganz eng
immer herum
um die dünne leere
höre ich nicht auf
zuzuhören
folgenlos
die berührung ihrer lippen
unter den arkaden
wo ich stand
neben ihrer geschichte
in die sie mich nicht ließ
während ich lernte
die enttäuschung
hinter meinen augen
als die tür sich schloss
neben ihr

Fremd ist der Text

weit drinnen
hallen
wie ein echo
in meinem kopf
da wo das sprechen
seinen ort
die wörter
beim schreiben
verbindendes dem schweigen
das es ermöglicht
der stille
wieder stiller zu werden

Impressionen

Schlaflos

träumende erinnerung
an den wind
der mit eintönigem atem
die zeit durchläuft
hinter der alles heller wird
als wäre es ein spiel
schwebend
bevor es beginnt
das küssen unserer münder
ganz tief
bis sich alles verliert
einfach so

Getötete Zeit

irgendwo
geradeaus
bei echolosigkeit
kein klang der schritte
die die zeit erschlagen
ohne grund
als seiest du nie gewesen
im handeln
und im sein
verschwindet
wie am meeresufer
dein gesicht im sand

Und dergleichen mehr

ich werde
die risse entdecken
im mauerwerk
der entzweiung
einer menschheit
die blind
taub
ungeduldig
voller zweifel ist
und noch schöne tage haben
 

Mein Denken denken

die welt hat kein alter
mein geist schläft
ich übe mich
in jener zeit
der abendländlichen sümpfe
die bewegungen sind schwankend
und wenn schon
ich pflege den nebel
meiner geistigen abschweifungen
eine subtile
naive folter
ich will mich nicht erklären
ich mache mich davon
auf der straße aller zeiten
zulange schon
trotte ich im kreis
ich bin genug gestraft
und erkenne einander

Impressionen

Am See

anziehende stille
ein fisch
für augenblicke
aus dem wasser taucht
kreise ihren tanz beginnen
gebanntes lauschen
einer sprache
tief
wie lautlos

Fensterlos

ich möchte sehen
mit freundlichen kinderaugen
ein helles licht
in der dunkelheit
die sonne am himmel
worauf sie sich wohl stützt

Alles ist Nichts

das sehen ertönt
nichts mehr sein
nichts mehr haben
nichts mehr wollen
erst leise
dann immer lauter
die mahnende stimme
der stille
im traum meiner genesung
das heitere sterben

Dir gegenüber

ich kam schnell
aber heftig
du schöne
kokette
mit deinen kleinen  sanften brüsten
den elfenbeinfarbigen schenkeln
und dem moschusduft
deiner gespreizten erregtheit
im farblosen raum der lüste
vergänglich
wie der blendende sonnenuntergang

Impressionen

Was ich dir sagen wollte

ich habe es gespürt
dieses stürmische verlangen
dein ungeduldiges herz
wieder zu finden
ich habe es gespürt
die gegenwart
deiner reinheit
deiner nähe
die brodelnde erregung
deiner unbefleckten jungfräulichen grazie
ich habe sie gespürt
die unsichtbaren blicke deiner augen
die sich abwandten vor verlegenheit
ich habe es gespürt
das unaufhörliche drängen
aller dämonen
meiner begierde
ich bin traurig
ich werde wohl noch sehr lange
aufs meer hinausschauen

Gedankensprünge

ich werde immer wieder
einen schnell vergehenden augenblick
von vorne anfangen
im zufall einer begegnung
nicht ohne stillen groll
die tage irgendwelcher kränkungen
gedanken und taten
als kette des erlebten
vorüberziehen
im anderes werden

Im Lichte des Nebels

was so ist
aber auch anders
die stimme der stummheit
in deinem gesicht
mit einem mund aus stein
unerbittlich
aus allen körperöffnungen
der schein
wie kaltes wasser
im rad der sichtbarkeit
das unverständliche

Zifferblatt

das ist überhaupt
das schwierige
das wollen
am tun sollen
wenn du keine zeit
die dir gegeben
ist er verloren
jeder augenblick
den du nicht verbringst
beim lernen
daß du dich erkennen sollst
brauchst du zeit

Impressionen

Jahrhundertelang

ich bin kalt
ich bin verregnet
ich fühle mich schmutzig
wie ein vollgeschissener gulli
ich fühle die leere
unter meinen weißen spitzen
meine liebste
ist gekommen
mit einem anderen
nun wäscht sie sich rein
überm liederlichen bidet

Biographisches

wo ist es
das intensive
starke
bunte leben
das mit ameisenhafter geräuschlosigkeit
liebenswürdigem sanftmut
stillem
rehartigen anstand
vor sich geht
ihr menschen
der sogenannten ersten welt

Schein

trügerisch verlockend
das äußere
unterwürfiger blick
hochmütig
die überhebliche unverläßlichkeit
des anscheins
die vieles verbirgt
charakterloses flitterwerk
so unbeständig wie der wind
schimmeliger glanz
der stolzen
wankelmütig wie die flut
schwächlich wie ein leckes schifflein
im großen ozean des lebens
schmeichelt und leckt die hohlheit
allen scheins
zu füßen der mittelmäßigkeit
und glaubt zu sein

Vergitterte Fenster

saufereien und festgelage
von zeit zu zeit
das sterben im tageslicht
mit leerem magen
auf vollen straßen
augenblicklich
ein seltsam dichter menschenbrei
gleich
einem dicken
in den rinnstein fließenden samenstrom
erstickungsgefahr
stimmengemurmel
vermischt
mit hustender verwesung
einer lärmend stinkenden blechlawine
asphaltsonne
schlüpfrige bürgersteige
was bleibt
im kalten nebel
überquellender abfallkörpe
ist eine chance
im müll der zeit
gebt sie ihr
die atempause

Impressionen

Um jede Zeit

traurigen schmerz
gibt es genug
elende wut
gibt es genug
mich gibt es auch
in einer welt
die jeden sinn
für werte verloren
nutze ich jede gelegenheit
euch auf die hühneraugen zu treten

Die Liebe

tief wie das meer
ganz ohne überschwang
gleich einem fluß
der gurgelt und glitzert
wo immer er fließt
ob über steine
morast
durch ebenen oder gebirge
die in allem glüht
was ihr begegnet
in allem glüht
was sie sieht
der nichts rein
oder unrein
deren flamme oder freude
niemanden verdunkelt
schwerelos
unbelastet
als sei die welt ihr spiel
weise sehend
jenseits aller unbill
ruhig wie ein atemhauch
auf dem grunde des wassers
weit
so unermesslich weit
wie der ozean
ist sie frei
mit allem eins
im herzen aller dinge

Tagesanbruch

hoch oben
bei blendender helle des schnees
auf der dunklen bühne
unterm eckigen himmel
der einsamkeiten
das echo
unsäglicher traurigkeit
fiebernächte
reifer mädchenkörper
fruchtbare düfte der wollust
und dem seltsamen  durst
nach unbekanntem

Vor Augen

ich höre nicht auf
an dich zu denken
unter buschwindröschen
dein bewölkter körper
im eng dekolletierten kleid
die üppig fügsamen brüste
darbietend
lachend wie eine lampe
die brennt
hinter splitterndem glas
wenn der morgen
seine krallen gezeigt hat

Impressionen

Mut

früher hatten wir
unsere kinderträume
heute müssten wir
des öfteren mal fragen
was tun wir
mit uns
und anderen

Beispiel

die kälte
durch die kraft der sonne
leicht erwärmt
welke blätter
rauschend
im chorgesang
den weg bereiten
für das neue grün
erneuerung
in voller pracht
jedes jahr im frühling
seht hin
ihr derben
vollgefressenen
stinkenden leiber

Lautlos

blicke
die sprechen
ohne worte
vielsagend
der klang
liebevoller wärme
augenblicke
im blick

Impressionen

Flügellahm

ich sehe mich
mit deinen
blicken
unterm zenit
schwebt die sonne
traurig vermischt
duftet der stumme rest
wie deine tränen
die meine augen füllen
voll glühender unersätlichkeit
meide ich den spiegel

Aufwachen

ich habe es erkannt
dass es möglich
wie nötig
sich zu ändern
sich zu lösen
vom sinnlosen
abstreifen
den kleister der alten schablone
den abgenutzten verbindungen entfliehen
beständig
aber entschieden
dann wird feuer erglühen
über die grenzen der meere
in ruhe
aber tief

Abweg

schwachmurmelnd
die dämmerung
kopflos
meine auseinanderfallenden gedanken
wie glieder einer marionette
den launen
meines denkmüden gehirns
preisgegeben
ich irre

Frühlingsmorgen

der untergehende mond
am klaren himmel
strahlend
aber ohne wärme
stimmenlärm
sanftes surren
schrille heiterkeit
vogelplenum
spielerisch
die fülle
der überschwang
daneben flüstert
ganz dicht
das leben
den schritten
ungeschriebenes
auf kühlem weg
in dieser erdenfrühe

Impressionen

Mißraten Wandeln

um mich herum
menschen
wie gierige wölfe
mit unbeherrschter sinnlosigkeit
um mich
ein haufen wahnsinniger
ohne haltung
unerträglich grotesk
wie ein gellend klang
 

Vollmond

schön und klar
am wolkenlosen himmel
kannst du mich hören
in der stille
du schaust so milde
aber auch sehr traurig
kannst du kummer verstehen
kannst du wunden heilen
mit dem balsam
deines reinen lichtes
komm und lege
deine kühlende hand
auf meine glühende stirn

Hartnäckig

gefräßige krankheit
reißend wie ein gebirgsstrom
unhemmbar
weiter eilend
ohne augenblick des innehaltens
verschlissen
der leib
voller narben
des unbewußten

Völlerei

hierzulande
ist der mensch
was er ißt
ißt er viel
wird er dick
während andere sterben
am hunger ihres elends

iMPRESSIONEN

                        so vieles hatte begonnen, wieder aufgehört und ist in vergessenheit geraten

Impressum

Texte: peter lind
Bildmaterialien: peter lind
Tag der Veröffentlichung: 24.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Bruno-dem Bär und meinen Geschwistern

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