Peter Lind
Wolken
einige weiß
andere dunkel
einige riesengroß
den himmel einnehmend
andere klein
wie schmutzige wattebällchen
ihr weiß erfreut
ihr schwarz verdunkelt
auf der langen reise
wenn der tag sich anlegt
mit dem beginnenden
Ablauf
wahngebilde
ideale
irrtümer
die zeiger der uhr
stehen
ich muß die fäulnis abstreifen
um im paradies zu spielen
aus dem untergehenden schiff
ertönt engelsgesang
und ich
begebe mich zu den schiffbrüchigen
Zumeist
ich lecke dir deinen arsch
und beklage mich nicht
aber gib mir die erlaubnis
für den rest meines lebens
onanieren zu dürfen
in meinem irrenhaus
Nostalgie
als ich jung war
wußte ich noch
wie eine frau roch
wir hielten uns
aneinander
wir krochen zusammen unter
wir klammerten
wir weinten
wie gerne
hätten wir uns
hand in hand
aus der welt gestohlen
auf einer weißen wolke
Impressionen
Irrgarten
denk immer
gedanken
wozu nutzen sie
hinter einem gesicht
eingeschliffen
lautlos und verwirrend
im loch
persönlicher anwesenheit
die fragen
durch meine seele ziehen
der zahllosen augenblicke
die erlebt
einfach so
beiseite gewischt
um die vergangenheit auszuschließen
in der gewesen
was ich fühle
und mir gehört
mir alleine
wie ein zementklotz
dieses graue
langsame erlöschen
meiner traurigkeit
macht nur
die entfernung klar
hinter der tür
die geschlossen
mit der liebe in mir
muß ich durch
denn fallen
kann ich nur auf mich selbst
Hellwach
früh
am morgen
wenn die welt noch unbewegt
im für und wider
zerstörter träume
wird zu ende sein
nicht erlebtes
oder noch besser
ich werde eine schlange sein
die sich selbst
in den schwanz beißt
Ein Jahr älter
wer bin ich
dem sich der sinn
nach lärm
erscheinungen dieser welt
mehr und mehr verschließen
mein körper
ein kloster
augen und ohren
gleich fenstern
gleich türen
die sich einzig und allein
inneren wirklichkeiten öffnen
meine ideale
ein paar bücher
die wenigen menschen
die mir nahe
und die ernsthaftigkeit
werden mich tragen
auf dem weg
zur menschlichen reife
und den wahren himmel
der am ende
vielleicht auf mich wartet
Das ist genug
es gibt das gefühl
und die dinge
wie sie sind
wenn der wind weht
und die gräser sich biegen
als greifbare erfahrung
des gegenwärtig seins
mein nicht verstehen
im entleerten zustand
von körper und geist
betrachte ich
die blumen des mondes
ohne wunsch
nach weiteren farben
Impresssionen
Zustand
verbrauchte luft
auf dem weg
der heuchelei
macht nur weiter
ich befinde mich
im schatten
der einbildungen
ich revoltiere
Heller und sanfter
letzte zufluchtstätte
totenstille der wildnis
ich scheue sie nicht
solange noch die sonne scheint
und eine melodie erklingt
unter den sternen
reiche mir deine hand
bevor alles erlischt
es wird keine nacht mehr geben
Der Liebe wegen
ich überlasse dir meinen platz
unter der dusche
bei technoklängen
augensprache
voller neugier
wortlos tief
tropfenweise
dein achselschweiß
von meinen lippen aufgesogen
unbeschreiblicher wonnekitzel
das berauschend
aufreizende unverhüllt sein
deines aprikofarbenen körpers
ausgelassene extase
verrücktheit
einfache fröhlichkeit
genießerische lüsternheit
wußte ich nicht schon immer
dass es keine liebe gibt
die sich nicht noch steigern läßt
und reduziere mich auf meine idee
Programm
unmenschlichkeit
barbarei
mord und todschlag
eine nicht enden wollende liste
von menschenhand verübter scheußlichkeiten
die medien bringens in die gute stube
keine mittel an fortschritt und erfindung werden gescheut
um hirne mit neuen greueln zu füllen
stumpfe duldung der menschen
vor ihren flimmernden kisten
gleichgültigkeit
gegenüber den täglichen bildern
unschuldiger kinder
frauen und männer
die erschossen
verstümmelt
bei lebendigem leibe verbrannt
gefoltert oder vergewaltigt werden
leblose körper
wie müll auf karren verladen
und das alles
in bequemen sesseln
bier und erdnüsse in reichweite
bei freiem eintritt
in farbe und direkt
da wird kultur zum puren hohn
die wie eine fata morgana
über einem von hingemordeten leichen
angeschwollenem meer schwebt
Impressionen
Nachwehen
rumorende wollust
im porenschweiß
sich windet
feuchtes gelände
himmel und hölle
in rosiger benommenheit
dein leib
sich mir entzieht
was bleibt
ist sintflutartig
klebriges ergießen
in die erbärmlichkeit
Anhäufung
die gleichgültigkeit und verachtung
unter den menschen
nimmt bedenkliche ausmaße an
andere hautfarbe
andere nationalität
reichen aus
um verprügelt
erschlagen
bei lebendigen leibe verbrannt zu werden
polierte glatzen
mit bomberjacken und scheiße im hirn
treiben ihr unwesen
andere
nehmen sich ihr leben
weil
in einer gesellschaft
voller egoismus und kälte
mit ihren gefühlen und ängsten
alleine gelassen
vergessene
ihr tod zeigt auf
dass sie wohl doch gelebt haben
mehr und mehr
machen wir menschen
aus diesem wundervollen planeten
einen blutleeren friedhof
wo schreckliches zur gewohnheit wird
je häufiger es auftritt
Wahrung der ideale
ich steige empor
aus sumpfigem nebel
dieser sogenannten zivilisation
ich habe genug
vom blendenden lichte
ihrer kultiviert gezüchteten seelen
die nicht verstehen
geräuschvoll
das schweigen
Erwache
tausche es ein
dein idyllisches gehabe
gegen die reife des lebens
aus erster hand
mit dem mut
zu mehr kampf
mehr entbehrungen
mehr schmerz
mehr enttäuschungen
mehr bitterer wahrheiten
um nicht noch mehr
zu verwahrlosen
Impressionen
Anarchisch
ich schließe meine augen
vor eurem lichte
und werde zum tier
was wollt ihr denn
mit euren gesetzen
euren regeln
ich weiß nichts von moral
strecke mich aus
im schlamm
und trockne an der luft des wahnsinns
Findet im Nichts
ich falle
in dieser zeit
die unentwirrbar
trügerisch und unerbittlich scheint
mit meinen flügeln
ohne federn
niedergebeugt
gedemütigt
erstarrten sinnes
mit leeren händen
im drama des lebens
Ausharren oder Fliehen
den kopf besetzt
ungeheuer logisch
rational
klar einsehbar
da bleibt keine zeit
fürs sein
im alltäglichen wirrwarr
der zentralheizung
bei bier
bei steaks
und ausgefransten gesten
fehlt der raum
für verwandlung
in dem nicken
nein bedeutet
Verschlissen
auch du
wirst ähnlich
den dingen
der beschäftigung deines wesens
wobei
in einem moment
der antwort
die wunden wirken
wie verbrennungen
und immer heftiger
wird dann
erklärend klar
die blasse leere
hört nicht mehr zu
Impressionen
Resignation
ich spüre meinen widerstand
gegen arsenale vorgefertigter ideen
ich lehne mich auf
gegen das maßlose unrecht
in dieser welt
ich lege es darauf an
zu mißfallen
aus freien stücken
unverschämt zu sein
untragbar zu sein
weil vieles unerträglich
vor vielem mir graut
schreie ich in euer angesicht
was schrecklich ist
kann nicht gefallen
was absurd ist
kann nicht lehren
was ohne hoffnung ist
kann nicht trösten
ich nehme es übel
wende mich ab vor ekel
und warte
bis der vorhang fällt
kapitel zwei
und es war einmal
Notwendigkeit
ich weiß
dass ich gemogelt habe
ich genügte diesem leben
betrachte
die notwendigkeit der gerechtigkeit
minuten des erwachens
abschaffung des todes
ich bleibe auf meinem posten
kleide mich an
und ziehe das wahre leben vor
Wehmut
gefühlt
beglückende lebensphase
zeitweise die erinnerung
tief wie zart
wenn auch nicht
ohne die eigene schuld
der enpfundene verlust
reinigender nähe
ich mache eine pause
mein geliebtes du
Verlegenheit
ich sehe dich
doch nur an
ich sehe
in dich hinein
ich sehe
an dir vorbei
ich reibe mir die augen
es ist doch nichts passiert
Impressionen
Dichter nebel
du schöne unschuldige
fröhlich elegante
in deinem kurzen weißen faltenrock
und rotem samthaarband
ich möchte mich vergraben
im nassen
glitzernden jungen flaum
deiner achselhöhle
aufsaugen
den leichten moschusduft
zwischen deinen kühlen schenkeln
mit meinen fingern
durch dein haar gleiten
um vor aller augen
dich zu nehmen
wie eine fleischig voll erblühte
auf dem tisch
beim frühstück
in der völlig überfüllten abflughalle
Wie der Wind
durchbreche ich
die schranke
bei rasender fahrt
höre ich
die unendliche leere
schreiend verhallen
doch still ist mein herz
beim aufbruch
den himmel zu stürmen
Träumend
am rande einer waldlichtung
lässig über mir schwebend
mit vornehmer bewegung
ein bussard
seine kreise dreht
die sanft im winde
sich neigenden weiden
das quarken der frösche
vom nahegelegenen teich
so wunderbar
sonnenlicht durchstreift
die unergründliche stille
genußvoll
spüre ich die sonne
für einige zeit
frei von wolken
und ein regentropfen
auf meinen lippen
fließt das universum
Stille strömt aus der Erde
weil es weh tut
als habe die sonne
ihre wärme verloren
frage ich
dein gefrorenes lächeln
war darunter nichts
nur maske
nackte mauer
die nicht antwortet
ich habe doch erst angefangen
geschichten auf deine haut zu schreiben
hast du nicht zugehört
Impressionen
Impressum
Texte: peter lind
Bildmaterialien: peter lind
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
dem eigenen innern