Cover

peter lind

Hochmut

gespannter bogen
pfeilschnell
stiften
die gifte des bewußtseins
schlafloser nächte
verwirrung
in körper und geist
katzen sind auf mäusejagd
ein blick in den spiegel
die tarnung funktioniert
 

 

 

Und es war taghell

Irgendwoher
Der ruf eines vogels
Das atmen eines versteckten rinnsals
Laute der natur
Bunt gefärbt
Wie aufgenäht
Fügen sich die formen
Zu einem ganzen
Fern allem dunst
Fast schwebend
Ohne reglos zu verharren
In der mitte angelangte neue richtung
Entwirrtes andere
Voll aufgeräumtem tiefenlicht
Was mich bannt
Im raum ohne fenster
Gehen mir die worte aus

 

Vergitterte Fenster

Saufereien
Festgelage
Von zeit zu zeit
Das sterben im tageslicht
Auf vollen straßen
Augenblicklich
Ein seltsam dichter menschenbrei
Gleich einem dicken
In den rinnstein fließenden samenstrom
Erstickungsgefahr
Stimmengemurmel
Vermischt mit hustender verwesung
Einer lärmend stinkenden blechlawine
Asphaltsonne
Schlüpfrige bürgersteige
Was bleibt im kalten nebel
Überquellender abfallkörbe
Ist eine chance
Im müll der zeit
Gebt sie ihr
Die atempause
 
 
 
 
 
 
 

 

Tag X

 

Die welt erlischt
Inmitten der "kultur"
Die ehrwürdigsten begriffe zerbröckeln
Sicher geglaubte werte
Stürzen in sich zusammen
Blindheit
Gefühllosigkeit
Fügen sich ein
In eine träge ordnung
Die zum untergang verdammt
Dunkel und launenhaft
Absurder menschenfressender wille
Feuersbrünste
Bomben
Kriege
Schall und rauch
Schutt und schund
Widerwärtiger auswurf
Verwesung
Gestank
Augenfällige sinnlosigkeit
Alles riecht
Nach elektrischem stuhl
Eine radikale umwälzung muß her
Es gilt alles neu zu beginnen
Der schrei ist ein mittel
Die wirklichkeit zu verändern
Der CASTOR
Und die dummheit
Nicht

Impressionen

 
 
 
 
 
 
Ich will ein Gedicht hören
In dem Gedanken
Sich ineinander verweben
Allein das Wort
Voll Energie
Authentisch
Freimütig
Mitten ins Herz
Für den Moment entworfen
Ein Stelldichein
Mit sanfter Stimme
Als menschliches Kunstwerk
Als Brechstange
Um die Tür zu öffnen
Ein wenig

 

Metropole

vertrautheit
das empfinden
der eigenen unwichtigkeit
wildes tempo im getriebe
niemand weiß so recht
was das ganze soll
ungelenkter kräftestrom
unglaublich bizarr
verwirrend
faszinierend
vollkommen ungeordnet
die straße entlang
mitten auf einem platz
vier intellektuelle bäume
von pflastersteinen genährt
unter selbigen
ein alter mann
mit weißem backenbart
seine notdurft verrichtet
die schönen
ausgemergelten
szenepflänzchen
argwöhnig beäugt
von ottonormalverbrauchern
alles ist eng
häuser,straßen,gesichter
umarmungen,liebesaffären
trivialitäten
hauptverkehrsadern
abstoßend
wie abgeleiteter eiter
eine stadt die gärt
wie ein kranker organismus
über einem gähnenden abgrund
grotesk monströs
ich liebe dich
berlin
 

Auf dass immer neuer Anfang ist

die welt ist voller leiden
voller schmerz
voller übel
sie wird überwältigt
durch hilferufe aus dem dunkel
grassierendem egoismus
offener
oder versteckter bösartigkeit
ich hoffe
daß wir der realität
mutig ins gesicht sehen
und erkennen
daß das wahre leben
nicht im aussäen
von lüge
und zwietracht besteht
ich hoffe
daß wir den weg des innern
zur wahren quelle finden
daß uns
die schönheiten dieser erde
reichlich zuteil werden
ich hoffe
daß wir auf unserem weg
der auch dunkel
und schmerzvoll sein wird
den tunnel
mit reichtum an licht
unter all der nacht
all dem elend
all der beschränktheit
nicht verfehlen
ich wünsche uns
die kraft des schweigens
die freude
an der großartigkeit des seins
und die leere wird sich füllen
 

Vision der Hoffnung

habe ich überhaupt ein recht
dir nachzuspüren
mit meinem staubigen gehirn
vollgestopft
mit allzuviel gerümpel
ich möchte wissen was vorgeht
unter deiner weißen haut
kann ich durch dich die liebe finden
und endlich aufhören
ohne irrtum zu begehren
sehnsucht verändert die welt
wer bin ich denn
dass ich das universum zurückweisen kann
verbringe die nacht mit mir
eins mit körper
eins mit geist
und ich werde dir die frage stellen
    sind sterne vielleicht doch winzig
 
 

Entstehung und Zerfall

spiegelwand des universums
rote geranien
zwischen grauer aloe
millionen kleiner lächelnder lichter
elegant flackernde bilder
erregende schönheit
zärtliche zuneigung
gehabte lust
entspanntes schweigen
nach dem liebesakt
erhellte straßenlampen
erste sterne
die verblassen

Mit Händen und Füßen

ich gebe mich hin
den zweifeln
dem unverständnis
und dennoch kein grund
sich um gewisse dinge zu scheren
ich bin ein teil von ihnen
das ist alles
ein kurzer blick aus dem fenster
schweigsam
das greifen nach dem glas
gefüllt mit rotwein
wenn das lachen wenigstens bliebe
auf dem leeren stück papier
für augenblicke
deine kühlen fingerspitzen
wie pfeile
in meinem fleisch
lausche ich dem wind
der über die felder hinweg
den regen vertreibt
der morgen wird klar sein

Impressionen

 

 

 

 

 

 

 

Das licht im Laub

feurige punkte in der dunkelheit
im gleichgewicht des momentes
die farbe der liebe
zart wie pastell
im raum gemalte gräser
die flüstern
wir können uns riechen
in der stille
die duftet
und es ist schön
dass es dich gibt
aus keinem anderen grund
als unserem

Rauchzeichen

körpernahes porenmeer
vibrierende töne
wie auf glaskugeln
tanzende stecknadelformationen
fluten mein innerstes
ohne gefühl für zeit und raum
erzittert die sonne am horizont
wie im widerhall eines gewölbes
vermittelt mir die ruhe
ein see zu sein
leuchtend
schillernd
kühl wie gelee
inmitten sausender spiralen
verliert sich mein körper
im weißen raummeer flammen lichter auf
mit einem blumentopf in der hand
steige ich aus der loge
höre auf die geräusche des sumpfes
nehme eine abzweigung
um wohlpräpariert
die zeit zu umgehen
schweigsam
muß ich gestehen
ich weiß nichts
 
 
 
 

Wohnung der seele

die erkenntnis
fördert mein schweigen
ich stehe
fange an
die nähe
mit distanz
räumlich zu dosieren
im schlepptau
meiner gedanken
für immer
 
 

 

Der harte Boden

bloßes verweilen
bleibt zurück
im schwarzen sand
lodert die dämmerung
es riecht nach schweiß
und leeren worten
fliegende schatten
wie ein windton
öffnet sich die wirklichkeit
mehr als nur
ja bin ich
in höchsten augenblicken
ohne anlaß für worte
sie kommen
sie gehen
auf dem ungedachten weg
im rhytmus des ganzen
gibt es nur asche
aber nichts zu verstehen
     

Impressionen

 

 

 

 

 

 

 

Zwischen Himmel und Erde

der tanz
an dem tag
an dem ich mich gerettet habe
komm meine liebste
zerstampfe den zigarettenstummel
mit deinen hochhackigen stiefeln
lasse dich fallen
auf mein wasserbett
entledige dich deiner strumpfbänder
und lasse mich
die hügel deiner brüste küssen
um zu kommen
wie der sonnenaufgang
auf dem kondomfriedhof
 

Für Mirjam

die plötzlichkeit einer veränderung
der geist sucht nach erklärungen
geboren werden hat seine zeit
sterben hat seine zeit
keiner von uns ist intakt
die welt verfault
allgemeine schalheit
schockzustand
und ich
sitze einfach da
stundenlang
ohne wort
sonnenflecken tanzen
auf der leichtgekräuselten wasseroberfläche
greifbare stille
die mich wie ein umhang einhüllt
meine ideen sind eingefroren
es gibt nichts mehr
das geschrieben werden muß
ein maul voll spucke
ein fußtritt
für all die macht
die hierarchien
den status
und ich
bin nicht mehr verrückt genug
eine "bombe"
ins arschloch dieser welt zustecken
und sie anzuzünden.
 
 
 

Kreislauf der Jahreszeiten

die pracht der sterne
der scheue junge mond
das rauschen eines wildbachs in der nacht
die unschuld des morgens
der lautlose schrei des frühlings
das scharfe stechen der sonne
zarte kinderstimmen in klarer luft
der staub der liebenden
die längst in der erde liegen
der tosende
einschlafende und wiedererwachende wind
die bäume
die mit steifen armen zittern
der federleichte wolkige schleier
des jungaufbrechenden laubes
ein lebendiges reines feuer
ähnlich dem hunger
der alles in bewegung hält
voller zuneigung
geheimnisvolles aufzuspüren
in einem netz von zeitebenen
geht es weiter
diesmal ohne fesseln
am tisch der zufriedenen
 
 
 

Impressionen

Real TV

massenhafter notruf
blutleeres
verzeih mir
gesichtsloses
bitte melde dich
druckvoll meinen  arsch begleitet
auf dem weg zum scheißen
toilettenspülung
 
 

 

Bröckelnde Steine

geruchlose löcher
im ozon
betrachten weinend
kloaken
die lautlos
in ihren betten
die augen schließen
gezeichnet
von den dingen
die seltsam hallen
als echo
unserer eigenen spiegelbilder
 

 

Was nun

 



   
mit der grobheit
triebhafter resonanz
in wehmütiger dunkelheit
empfindsam
darbende wunden
kurzzeitig
aber zerbrechlich
die vernarbung
 

Seelenlandschaft

die zigarette glimmt zwischen den fingern
der blick geht nach innen
schwermut
wie ein fremdkörper
die langsame fahrt
fremd sein
fremd bleiben
als emotionaler grundton
auf der flucht vor mir selber
verharren die bilder
vor den fenstern
dem unerreichbaren ziel
eingehüllt
gepolstert
ruderlos
dieses leben in fesseln
gesättigt
dieses übermaß an macht

Impressionen

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: peter lind
Bildmaterialien: peter lind
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
allen tieren diese welt und mir

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