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Friedlich schlafend liegt sie vor mir, nicht wissend, was gerade in meinem Kopf vorgeht. Nicht ahnend, was ich vorhabe.
Zärtlich streichle ich mit der linken Hand über ihren nackten Körper, in der rechten Hand halte ich zitternd das Messer.
Ich muss mich zusammenreißen, sonst werde ich es nicht schaffen. Es ist unabänderlich, dass ich es tun muss, ich muss sie töten. Sie hat unsere Allianz verraten, ihre Macht missbraucht, unmöglich zuzulassen, dass sie weiter lebt. Auch wenn ich sie mehr als alles andere liebe, die Allianz steht vor allem anderen und ich kann nicht gestatten, sie so zu behandeln. Nicht einmal ihr.
„Oh Ice“, murmele ich leise genug, um sie nicht zu wecken, denn ich weiß, wird sie aufwachen, kann ich es nicht tun. Ich muss es tun während sie schläft, doch kostet es mich eine große Überwindung.
Ich könnte auch noch ein paar Tage warten, denke ich, denn dann hätte ich ihre Liebe noch ein wenig länger genießen können, doch schnell vertreibe ich diesen Gedanken wieder. Je länger ich es hinaus zögere, desto schwieriger wird es werden. Die Allianz verlässt sich auf mich.
Ich beuge mich vor und küsse sie ein letztes Mal und denke daran, wie wir uns kennen gelernt haben. Sie war in die Allianz gekommen und ich hatte mich ihrer angenommen, ihr alles beigebracht, was ich wusste.
Schnell war sie innerhalb der Allianz aufgestiegen, ihre Kaltblütigkeit wurde von keinem anderen bei uns übertroffen. Doch war sie, wenn wir alleine waren, eine ganz andere, eine liebevolle und zärtliche Frau. IceQueen, die Eiskönigin, war in meinen Händen geschmolzen wie Eis in der Sonne. So hatte sie auch zu meinem Herz schnell Zugang erlangt.
Ich weiß, dass sie mich genauso sehr liebt, wie ich sie, doch sie hätte wissen müssen, dass ich ihr nicht alles durchgehen lassen kann. Vieles habe ich sie tun lassen, was ich keinem anderen gestattet hätte, doch nun ist sie zu weit gegangen. Es gibt kein Zurück mehr, sie muss sterben. Hier und jetzt, auch wenn es mich sicherlich mehr schmerzen wird, als sie.
Mein Griff um das Messer wird fester und ich halte es an ihre Brust. Ein letztes Mal streichle ich über ihr Gesicht, schließe kurz die Augen und stoße das Messer in ihre Brust.
Sie zuckt zusammen und kommt zu sich, ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, sie weiß, was geschehen ist, vielleicht hat sie es sogar geahnt.
Sie ergreift meine Hand und drückt sie.
„Tyrol, ich liebe dich“, flüstert sie und blickt mir dabei tief in die Augen. „Ich dich auch“, gebe ich flüsternd zurück und bemerke die Tränen, die über meine Wangen laufen. Ihr Blick geht ins Leere, ihre Hand gleitet aus meiner und sie hört auf zu atmen.
Sie ist tot, es ist getan. Wieder einmal bin ich meinen Pflichten in der Allianz nachgekommen

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Tag der Veröffentlichung: 21.01.2009

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