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Meine Grüße schicke ich dir, mein lieber Freund Gabriel.
Schon lange hatte ich das Bedürfnis dir zu schreiben. Doch gab sich wie so oft vor lauter Arbeit nie die Gelegenheit. Doch gewisse Ereignisse der letzten Zeit, drängen mich regelrecht dazu, alles stehen und liegen zu lassen. Ich muss dir berichten was geschah.
Ich bitte dich, dich zurückzuerinnern. An eine Zeit in der wir so jung waren, so unbedacht und leichtsinnig. Ich denke es vermag nicht mehr Worte, um dich an jene Schandtat, an jenes Verbrechen zu erinnern, das wir einst begannen.

Warum ich diese tief vergrabenen und verbotenen Errinerungen wieder zum leben erwecke? Ganz einfach, dieses Wesen, diese Ausgeburt, die nicht einmal der Tod will, erschien mir wieder. Jene Bestie die uns so lange jagte. Uns in unseren Träumen verfolgte und quälte. Ich weiß du dachtest dich in Sicherheit, ich tat es auch mein Freund. Doch dem ist nicht so. Der Alptraum beginnt von neuem. Und jetzt, jetzt wo das Elend uns eingeholt hat, frage ich mich, wie konnten wir so einfältig sein, zu glauben, dass wir entkommen wären? Das Böse gab uns ein Versprechen, und so wie es aussieht, hat es dieses nicht vergessen. Nein das hat es nicht. Es wird uns für unser vergehen bestrafen, und unser Herr kann und wird uns nicht helfen. Wir sind Verstoßene.

Auch auf Hilfe unserer Engsten, werden wir nicht zählen können. Auch sie haben sich abgewandt. Warum fragst du dich, ich kann es dir sagen. Weil dieses düstere Wesen jetzt Unterstützung hat. Es hat einen Mitstreiter, welcher eben so gefährlich ist, wie er selbst.

Du fragst dich setzt, welches gottlose Wesen sich noch gegen uns gestellt hat? Ich verrate es dir. Es ist das schönste Wesen, da sich jeh gesehen habe. Sie ist jung, unbeschwert und abgrundtief böse. Sie erschien mir neben ihm in Traum. Sie hat rotleuchtendes Haar, das Anlitz eines Engels, blutrote Lippen und unnatürlich grüne Augen. Lebensfroh und von Freude durchzogen tanzte sie in meinem Traum auf mich zu, nahm mir jegliche Angst, erlöste mich von Leid, und wiegte sich zu sanften Klängen mit mir in einem prachtvoll bestücktem Raum. Sie schaffte es, mich diese Ausgeburt der Hölle vergessen zu lassen. Doch als ich mich so völlig los gelöst von menschlichen Lästern fühlte, geschah es. Die Bestie machte ihr Versprechen wahr. Ich spürte wie jegliches Leben meinen Körper verlies. Und das letzte was ich sah, war diese tanzende Schönheit,welche mir über die Schulter hinweg zu lachte, und immer noch von unsagbarer Freude erfüllt.

Auch wenn du mein lieber Freund durch die Menschen zum Realist wurdest, hoffe ich du nimmst meine Warnung zur Kenntnis. Wir müssen etwas unternehmen, wenn wir nicht untergehen wollen. Denn ein ewiges Dasein in der Hölle, wird weder für die deine Seele, noch für die meine zu ertragen sein. Und hoffen, das wir jener Feuerwelt entgehen, brauchen wir auch nicht. Sie haben sich abgewandt, alle jeder einzelne. Zu groß ist die Furcht vor jener Schönheit, welche nun an seiner Seite weilt. Wir haben nur noch uns teuerster Freund.

So verbleibe ich in Hoffnung und enger Freundschaft
Uriel


Mein lieber Uriel,
dein Brief, würde mich wohl ängstigen, wenn ich nicht wüsste, das Wein und andere Gebräue, seid neustem nur allzu gerne deinen Geist beflügeln. Doch dank eben dieses Wissens, legt sich mir auch rasch eine Erklärung vor Augen. Der süße Traubensaft wird wohl deinen Geist umwölkt haben, und in einem Anflug tiefer Depression die Erinnerungen an jene grausige Tat wieder lebendig gemacht haben. Auch habe ich eine Erklärung für jene Frau in deinem Traum. So weh es dir jetzt auch tun mag, ich muss es niederschreiben lieber Freund, um dir die Augen zu öffnen.

Jene Frau wird sich wohl in deinen Traum geschlichen haben, um dich von deiner Geliebten abzulenken. Ja ich weiß es bereits. Solch üblen Nachrichten, reisen rasch durchs Land. Sogar bis in hinterste Winkel zu mir. Diese Schönheit deines Traumes lieber Uriel hat zwar äußerlich keinerlei gemein mit deiner Liebsten, doch gibt es andere Stimmigkeiten. Beide Damen haben eine Vorliebe für den Tanz. Und beide haben sie außergewöhnliche Augen. Du siehst also dein Traum ist nichts weiter als eine heimtückische Depression, die sich dank Wein Luft machen konnte.

Doch bitte verzweifle nicht, mein Freund, lasse dich nicht von deinen tiefsitzenden Depressionen und Träumen ängstigen. Auch wenn es schwer sein muss, in jener Lage einen klaren Kopf zu wahren. Auch mir wird es schwer fallen, kommende Zeit zu durchstehen. Mir ist ebenfalls bekannt, das sich auch unsere letzten treuen Weggeleiter von uns abgewandt haben. Doch auch hier für gibt es eine Erklärung. Und zwar eine solche die sich auch mit Logik und Verstand erläutern lässt.
Von mir haben sie sich abgewandt, weil ich unsagbar böses getan hab. Wie soll ich erklären treuer Freund, ich unterlag der Liebe, und habe Ehebruch mit einer Frau begannen. Doch das schlimmste ist, ich bereue nicht. Keine Sekunde die ich mich an ihrem Leib ergötzt habe, tut mir Lied. Keinen Moment, an dem sie mich berührt hat, ist einer den ich eintauschen wollte. Und eben dies Frechheit, eben diese Sünde, konnten unsere letzten verbleibenden Befürworter nicht verkraften. Sie gingen von mir. Aber ich Bereue dennoch nicht.

Bei dir guter Freund, war es wahrscheinlich der Wein, und die ganzen Gelage, an denen du nicht zu letzt auf Grund deines Geschäfts, beiwohnst. Es wurde vielleicht zu viel für die zarten Gemüter unsere einst so treusten Diener. Wer weiß schon den genauen Grund? Wer will ihn überhaupt wissen? Was geschehen ist, ist geschehen. Du wirst sie so oder so nicht zurück gewinnen können.

Ja zu unsere Jugendsünde. Was soll ich dazu noch niederschreiben? Sicherlich hat dich dieses Verbrechen, stark beeinflusst und traumatisiert, doch glaube mir, dieses Hirngespinst unserer Jugend wird bald verschwunden sein, wenn du bei Festlichkeiten nur mehr Zurückhaltung an den Tag legst. Vertrau mir mein Freund. Wir werden nicht untergehen, sondern noch viel Zeit hier auf Erden verbringen, und uns noch viele Briefe schreiben, bald hoffentlich auch wieder welche mit besserem Inhalt.

Zum Abschluss dieses Briefen noch, mein treuer Freund ein Rat. Fürchte dich nicht länger und entsage, dem Wein, ehe deine Freunde noch alle Dämonen und Teufel der Hölle darstellen. Und frage dich immer, weshalb sollte die Rache dieses Wesens so spät erfolgen, weshalb sollte es uns jetzt zur Rechenschaft ziehen, wo das Verbrechen doch kaum noch existent scheint? Und warum sollte sich dieses Wesen eine Frau als Gehilfen heran holen? Wo es doch als rein Böses nicht lieben kann?

Ich verbleibe als treuer Mitstreiter und ewiger Ratgeber
Gabriel


Mein treuer Freund,
wie stehts, hatte ich nicht mehr erwartet, als ich in deinem letztem Brief lesen durfte. Menschliche Gebräuche und Einflüsse haben dich zu einem Realisten gemacht, obwohl du es doch besser wissen solltest.

Doch nun den folgt die meine knappe Erklärung für mein Traum. Ich lebe zu dicht an jenem Ort der Schändlichkeit und der Sünde, während du das einzig richtigste tatst und dich in den letzten Winkel des Landes zurückzogst, elendige Weiten von jenem Ort des Verbrechens entfernt.

So nun mein Vorschlag. Da Worte und Schilderungen dich ja nicht überzeugen, so bitte ich dich mich zu besuchen. Bald wird ein Ball nahe meines Wohnsitzes veranstaltet, zu dem ich dich herzlichst einlade. Vielleicht werden dich ja hier ähnliche Bilder ereilen wie mich.

Da du mein lieber Gabriel dich ja nicht ängstigst, verzichte ich auf weitere niedergeschrieben Worte, und erwarte dich bald auf der Festlichkeit, dessen offizielle Einladung beiliegt. Dort können wir dann von Angesicht zu Angesicht weitere Worte austauschen.

Auf ein baldiges Wiedersehen,
Uriel


Ohne jeglichen Anflug von Angst machte sich Gabriel auf den Weg zu dieser Festlichkeit, zu der sein treuster und letzter echter Freund Uriel ihn geladen hatte. Keinerlei Gedanken verschwendete er an jenen ersten Brief seines Schicksalsverwandten, als er durch den Hintereingang den privaten Salon des Gebäudes betrat. Eitel trat weit angereister Gast vor den Spiegel und überprüfte ein letztes Mal den Sitz seiner Klamotten. Doch sollte seine Eitelkeit nicht unbeobachtet bleiben. Im Spiegel machte sich eine weitere Besucherin des Salons bemerkbar. Ihre unheimlich grünen Augen fingen sofort den Blick Gabriels, welcher sich höflich zu jener Frau umdrehte, um diese zu Begrüßen.

Als er ihr mit freundlichen Worten die Hand reichte, spürte er unsagbare Kälte von ihr ausgegehen, kam aber nicht dazu seine Gedanken zu dieser Todeskälte freien Lauf zu lassen. Zu sehr war er von ihrem engelsgleichem Anlitz bezaubert. Diese blutroten Lippen,welche zu einem von Freude ertränktem Lächeln verzogen waren, diese feurig rotleuchtenden Haare, dieses schwarze Kleid, welches ihre unsagbar schöne Blässe bedeckte. Gabriel blieb es versagt, nur noch einen klaren Gedanken zu fassen.

So schrie in ihm auch keine Vorsicht auf, als jenes bezaubernde Wesen nichtssagend begann mit ihm zu tanzen. Sanft bewegten sie sich zu den Klängen. Langsam begann Gabriel sich wie damals im Paradies zu fühlen. Wie damals, als noch alles in bester Ordnung war. Doch währte sein Glück nicht lange.

Ein Schreckmoment, und alles paradiesische wart verflogen. Gabriel viel zu Boden, Leben entwich seinem Körper. Im Spiegel des Salons, konnte er noch die Fratze jenes verdammten Wesens erkennen, welches ihm einst Rache geschworen hatte. Uriel hatte recht. Sein treuster Freund, hatte recht gehabt. Doch jetzt war es zu spät um zu Bereuen. Es war zu Ende. Das einzige, an was Gabriel nun noch denken konnte, war die Begebenheit, das er und Uriel im ewigen Feuer weiterhin Schicksalsverwandte sein würden. Wie bisweil schon immer, und diesmal bis in alle Ewigkeit.

Das letzte was Gabriel sah, ehe er endgültig ins Feuer hinabglitt, war jene junge Schönheit, die weiterhin von Freude erfüllt zu den Klängen tanzte und ihm über die Schulter hinweg ein wundervoll lebensfrohes Lächeln schenkte...

Impressum

Texte: Jegliche Rechte sind mir vorbehalten
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich der Person, die in mir wieder die Liebe zum Schreiben entfacht hat. Danke

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