Cover

Es war einmal eine kleine Elfenfee. Sie hieß Lia. Lia war sehr hübsch. Sie hatte lange blonde Haare und freche grüne Augen. Sie trug ein lila Glitzerkleid und lila Schuhe. Alles so winzig klein, wie für eine Puppe. Aber Elfenfeen sind ja auch sehr klein. Schließlich wohnen sie in den Blumen.

Lia war eine muntere kleine Elfenfee. Und sehr neugierig! Sie war die jüngste von sieben Schwestern. Und somit der kleine Sonnenschein ihrer Eltern. Aber genauso viele Sorgen machte sie ihnen auch. Wie jedes Kind. Deine Eltern werden das wissen.



Lia hatte viele Freunde. Aber ihre besten waren Mutschikä, der Marienkäfer, Muff, die Fliege, Farberello, der Schmetterling und Flutsch, der Fisch.

Jeden Tag ließ sich Lia etwas Neues einfallen. So wurde es nie langweilig.

Eines Tages wollten Lia und ihre Freunde ein Picknick machen. Und jeder sollte etwas dazu vorbereiten. Nun mochte aber jeder der Freunde etwas anderes. Mutschikä, der Marienkäfer, mochte am liebsten die saftigen Läuse, die sich an den schönen Rosen zu schaffen machten.



Muff, die Fliege, mochte am liebsten das stinkige, schon halb vergammelte Obst von dem Komposthaufen. Der Komposthaufen war beim alten Bauernhof am Rande der großen Wiese, wo die Freunde lebten.



Lia, die Elfenfee, zog die Nase kraus, wenn sie auch nur daran dachte. Und Flutsch, der Fisch, der mochte nur die Algen, die er im Teich am Waldrand fand. Lia mochte zwar das Wasser, weil sie auch gern badete und schwamm. Aber Algen? Nein, lieber nicht. Nur Farberellos Geschmack fand sie gut, denn er mochte auch den süßen Nektar, der in den Blüten zu finden war.

So stritten die Freunde darüber, was sie zum Picknick essen wollten, bis Lia es nicht mehr aushielt und rief: Hört auf! Ich bekomme ja schon Kopfschmerzen! Dann bringt sich jeder sein eigenes Essen mit und dann sind alle glücklich. Die anderen nickten zustimmend. Lias Brust schwellte sich zufrieden vor Stolz, da sie mal wieder die beste Lösung gefunden hatte. Bei ihren Freunden war es oft nicht so leicht, eine gemeinsame Lösung zu finden. Lebten doch alle in einer ganz anderen Welt.

Als nun früh am nächsten Morgen die Sonne aufging, war Lia schon ganz aufgeregt. „Guten Morgen, Sonne! Ich gehe heute mit meinen Freunden picknicken!“

So machte sie sich auf den Weg zu den roten Blumen auf der großen Wiese, wo sie Farberello treffen wollte. Sie wollten den Nektar ganz frisch aus den herrlichen Blüten holen, denn dann schmeckte er am süßesten.

„Guten Morgen, Lia.“, begrüßte Farberello sie und gab ihr ein Küsschen. Huh, das kitzelte.
„Guten Morgen, Farberello. Hast Du gut geschlafen?“
„Ja, danke, der leichte Nachtwind hat mich gut in den Schlaf gewogen. Und du?“
„Ach, ich hab gar nicht gut geschlafen. Und bin nun eigentlich sehr müde. Aber ich freue mich auf den Tag.“, sagte Lia.
„Oje, warum hast du denn nicht gut geschlafen?“, fragte Farberello besorgt.
„Ach, ich weiß auch nicht. Ich habe jetzt schon eine Weile nicht mehr gut geschlafen. Na ja, beeilen wir uns jetzt, damit wir die anderen nicht warten lassen! Ich freu mich schon so!“

Und so flogen sie über die große Wiese und nachdem sie genug Nektar gesammelt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Teichufer, wo das Picknick stattfinden sollte. Die anderen waren bereits da.

„Guten Morgen, ihr alle und einen sonnigen Tag!“, rief Lia.
„Gleichfalls!“, riefen die anderen fast gleichzeitig.
Mutschikä hatte bereits die Picknickdecke, welche aus weichen Blättern bestand, ausgebreitet und es sich gemütlich gemacht. Flutsch sah den anderen vom Wasser aus zu, denn sonst würde er ja austrocknen.
Nun packten alle die mitgebrachten Leckereien aus. Muff hatte sich heute für etwas frischeres Obst entschieden, sonst hätten sich die anderen über den Duft aufgeregt. Und er wollte sie an diesem schönen Tag nicht ärgern.



Als nun alle vor sich hin mampften, die Sonne genossen und das Gezwitscher der Vögel, sagte Farberello:
„Stellt euch vor: Lia hat nicht gut geschlafen!“
„Wieso? Warum? Du Arme!“, riefen alle anderen durcheinander.
„Ich weiß doch auch nicht. Ich bin immer so müde, aber ich kann nicht einschlafen. Könnt ihr mir vielleicht helfen?“, fragte Lia.
„Also ich nehme immer ein ausreichendes Bad.“, sagte Flutsch, der Fisch. „Das Wasser wäscht den Dreck ab und die ganzen Gedanken des Tages, und ich bin dann ganz entspannt.“
„Hm, vielleicht versuche ich das einmal.“, sagte Lia.
„Und ich“, sagte Muff, die Fliege, „ich trinke immer noch einen Schluck von dem Zaubertrank, den mir meine Mama jeden Abend gibt. Der schmeckt so gut und meine Augen werden auch ganz müde.“
„Ein Zaubertrank?“, fragten die anderen.
„Ja, mit ganz viel Liebe, sagt Mama immer.“ Muff lächelte bei dem Gedanken an den leckeren Zaubertrank.
„Ich kuschel immer noch mit ein paar Läusen.“, sagte Mutschikä.
Puh! Alle verzogen das Gesicht.
„Läuse? Aber wir dachten immer, Du isst sie?“, meinte Farberello.
„Nein, doch nicht die Schlafläuse!“, erklärte Muff lachend über so viel Unverständnis.
„Schlafläuse? Das hab ich ja noch nie gehört!“, meinte Flutsch.
„Doch, die gibt es. Oder hat es euch vor dem Schlafengehen noch nie gejuckt?“
Alle schauten sich an und nickten dann zustimmend, weil sie alle das kannten.
„Das sind die Schlafläuse. Die jucken mich dreimal und dann schlafe ich ein. So einfach.“
„Und wie schläfst Du am besten, Farberello?“, fragte Flutsch.
„Oh, der Wind trägt mir jeden Abend sein Zauberpulver zu meiner Blüte, in der ich schlafe.“, antwortete Farberello.
„Zauberpulver?“, fragte Lia.
„Ja, der ist unsichtbar und macht immer, dass meine Augen krabbeln. Dann werde ich ganz müde.“



„Das ist ja toll. Danke, Freunde. Das werde ich heute abend mal versuchen!“ Lia lächelte glücklich und dankbar über die vielen tollen Tipps, die ihr die Freunde gegeben hatten.

Nachdem sie ihr Picknick beendet hatten und alle Leckereien aufgefuttert waren, tobten die Freunde über die Wiese und Flutsch durchs Wasser, denn sonst würde er ja austrocknen. Abends waren alle sehr müde und glücklich. Sie verabschiedeten sich voneinander und jeder ging nach Hause.

„So, nun noch Abendbrot und dann ab ins Bett!“, wurde Lia von ihrer Mutter begrüßt. „Jetzt hast Du heute ganz schön getobt, dann schläfst Du heute auch besonders gut!“
„Aber Mama, das habe ich doch die anderen Tage auch und konnte trotzdem nicht schlafen! Ich habe mich heute mit meinen Freunden unterhalten. Flutsch sagt, er nimmt immer ein Bad zum Entspannen. Muff hat seinen Zaubertrank, Mutschikä hat Schlafläuse und Farberello bekommt Zauberstaub vom Wind. Vielleicht hilft mir ja auch etwas davon, damit ich endlich wieder schlafen kann.“ Mit großen Augen sah Lia ihre Mutter an. „Darf ich es mit einem Bad versuchen, Mama?“
„Na gut, Schatz. Dann fülle ich Dir die Badewanne und Du entspannst Dich dann ein bisschen vom Tag.“
Lia versank im duftigen Schaum und merkte, wie es in ihren Armen und Beinen prickelte und sich die Spannung löste. Als sie nach einer Weile aus der Wanne stieg, meinte sie: „Oh, Mama, jetzt fühle ich mich ganz schläfrig.“
„Na dann ab ins Blütenbett!“, lachte ihre Mutter. „Und damit Du besonders gut schläfst, habe ich Dir einen Zaubertrank ans Bett gestellt.“
„Oh Mama, Du bist die Beste!“ Lia kuschelte sich zwischen die Blütenblätter und zog die Decke bis ans Kinn. „Meinst Du, die Schlafläuse kommen auch zu mir?“
„Ja, mein Schatz. Aber Du musst schön leise sein, sonst verscheuchst Du sie.“
Das tat Lia auch. Sie lag da und schaute in den Himmel und sah, wie die Sonne am Horizont versank. „Gute Nacht, Sonne. Ich warte nur noch auf meine Schlafläuse.“
Da kam ein Windhauch und die Blüte wiegte sich leicht hin und her. Lia spürte, wie ihre Augen anfingen, zu krabbeln. „Der Zauberstaub!“ murmelte sie und gähnte müde. Und dann kamen die Schlafläuse. Leise und sanft kitzelten sie sie, genau dreimal.



Ihre Mama schaute noch einmal nach ihr und sah, dass Lia kurz vorm Einschlafen war. Sanft gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Und das wichtigste von allem“, sagte sie leise, „ist der Zauberkuss, der dich ins Reich der Träume führt. Schlaf gut, mein Engel.“

Sanft entschlummerte Lia dem Tag und ihren Träumen entgegen, froher Erwartung dessen, was sie am nächsten Tag erwarten würde.

Und nun zu Dir:

Wenn Du auch nicht einschlafen kannst, dann versuche es doch einmal mit den Tipps von Lias Freunden. Vielleicht hilft Dir das.

Nun schlaf gut, damit Du morgen in einen neuen tollen Tag starten kannst.

Und wenn der Morgentau auf den Blumen glitzert, weißt Du, dass Lia noch dort liegt und schläft.

Gute Nacht und elfig süße Träume.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine geliebte kleine Zaubermaus

Nächste Seite
Seite 1 /