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Prolog



In einer Welt in der Geschichte alles ist, liegt es an uns diese zu bewahren. Aus dieser Not ist ein Orden hervorgegangen deren Mitglieder es als ihre persönliche Pflicht sahen, die Ereignisse dieser Welt, Leerava, niederzuschreiben und für die Nachwelt zu erhalten. Im Lauf der Jahrhunderte gab man ihnen den Namen „Historiker“ und als solche bereisten sie die Lande. Da seit Anbeginn der zivilisierten Zeit ständig Krieg zwischen den Ländern herrschte, lag es an den Historikern diese korrekt und ohne persönlichen Einfluss niederzuschreiben, nachdem sie selbst durch die Kriegswirren geritten sind und jedes Gefecht mit eigenen Augen miterlebt haben. Dies wurde ihnen ermöglicht, da es ein Gesetz gab, an das sich jedes Land zu halten hatte. Jeder Historiker ist im Krieg neutral und auch als neutrales Individuum zu betrachten. Demnach darf niemand Hand gegen Historiker erheben.
„Damit endet unsere erste Stunde dieses Jahr. Wie euch allen mit Sicherheit bekannt ist, wird das vierte Jahr vor allem ein praxisorientiertes Jahr. Die Einteilung erfolgt heute Abend. Also macht euch gefasst, denn auf das was ihr sehen werdet, kann euch niemand vorbereiten.“
Der Professor klatschte einmal in die Hände und entließ uns in die Pause. Ich packte mein Schreibzeug mitsamt Pergamente und wollte gerade aufstehen als ich hörte wie jemand meinen Namen rief.
„Hey, Leo, wir wollten gerade raus auf den Campus und essen. Hast du vielleicht Lust zusammen mit uns zu essen?“
Ich lächelte müde und gab Talwain, so heißt dieser große schwarzhaarige Wuschelkopf, den ich meinen besten Freund nenne, als Antwort.
„Klar, aber wann merkst du dir endlich, dass ich Leovar heiße.“
Talwain zuckte mit den Schultern.
„Nie! Aus dem einfachen Grund, weil Leo einfach viel niedlicher ist als Leovar, findest du nicht Illika?“
„Ich stimme dir voll und ganz zu.“
Plötzlich tauchte hinter Talwain Illika auf. Ihr langes dunkelbraunes Haar war zu einem Zopf gebunden. Dennoch befreiten sich einige Haarsträhnen die ihr nun im Gesicht hingen. Sie war zwar um einiges kleiner als Talwain, dennoch gingen sie schon seit dem zweiten Jahr miteinander aus, nachdem sie beide für einen Abend in der Bibliothek eingesperrt waren. Noch heute weiß niemand außer den beiden was an diesem Tag passiert war und sie machten auch keine Anstallten es zu verraten.
„Ja, ja, schon gut. Ich verstehe.“
Während ich von meinem Platz aufstand warf ich mir die Tasche mit den ganzen Schulutensilien über die Schulter und ging den beiden nach.
Die Akademie der Historik war in vier große Bereiche aufgeteilt. Zu diesen gehören die Schlafsäle der Schüler, die Lehreinrichtungen, die Große Bibliothek und der Garten der Äonen. Letzterer war das Ziel unseres Weges. Da sich zurzeit über eintausend Schüler und Schülerinnen auf dem Campusgelände befinden, ist man so gut wie nie allein und das bekommt man jedes mal ums neue in der Mittagspause zu spüren, wenn sich diese Menschenmasse durch die nicht gerade breiten Gänge schieben. So dauerte es eine Weile, bis wir den Garten erreichten und es uns unter den Schatten eines Baumes gemütlich machten. Illika hatte uns zuvor schon das Mittagessen aus dem Speisesaal geholt und trug es in einem Korb mit sich. Sie teilte es unter uns auf und wir genossen das Mahl, während uns der warme Frühlingswind sanft umwehte.
Der Abend kam dann früher als mir lieb war. Die Tetrala, so bezeichnet man den die Schüler im vierten Jahr ihrer Ausbildung zum Historiker, zu denen auch ich, Talwain und Illika gehörten, warteten gespannt im Zentrum der Großen Bibliothek. Zwar konnte ich hier und dort Klatsch und Tratsch, oder anderes Triviales aufschnappen, dennoch war das Thema, welches den Großteil der Anwesenden beschäftigte, die Einteilung für das Praxisjahr. Im Großen und Ganzen ging es darum, wer welchem Historiker-Veteranen zugeteilt wird und an welchem Kriegsschauplatz man geschickt wird. Als ich so darüber nachdachte überkam mich ein kalter Schauer und ich umarmte mich selbst, um dieses Gefühl loszuwerden. Schließlich war es unsere Aufgabe Menschen beim gegenseitigen Abschlachten zuzusehen. Aber was blieb mir schon zur Auswahl? Nichts, überhaupt gar nichts. Talwain, der meine Beklommenheit zu bemerken schien, legte mir eine Hand auf die Schulter und sprach mir gut zu.
„Mach dich nicht fertig, Leo. Es wird sicher halb so schlimm wie du es dir jetzt ausmalst. Wenn es so weit ist, kannst du ja immer noch deinen Selbstzweifel frönen. Also mach nicht so ein Gesicht und zeig etwas mehr Enthusiasmus für unsere Sache.“
Er schaffte es, mir wieder ein Lachen abzuringen und meine düstere Stimmung zu vertreiben.
Bald darauf fingen sie damit an, die Namen der Schüler aufzurufen und ihnen ihren Partner, so wie ihren Einsatzort mitzuteilen.
„Talwain Pallatis! Talwain Pallatis!“
„Sieht so aus als bin ich jetzt dran. Bis später Leo.“
Ich klopfte ihn noch einmal auf die Schulter und schaute ihm hinterher, während er sich angespannt und ziemlich ungelenk auf seinen Weg zum Tisch der Administratoren machte.
Der Saal war schon fast leer als ich schlussendlich meinen Namen hörte.
„Leovar Xathys! Leovar Xathys!“
Als ich auf den Tisch mehr Schlecht als Recht zuging, war mir aufgefallen, dass ich ebenso bescheuert wie Talwain aussehen musste. Das Einzige, was mich beruhigte, war die Tatsachen, dass fasst niemand mehr da war, um diesen grotesken Gang mitzuerleben.
„Ich bin Leovar Xathy, Tetrala, Klasse Alpha.“
Der Administrator musterte mich mit kalten, dunkelgrünen Augen und als er einen Blick auf die Liste warf, zeigte sich ein wissendes Grinsen.
„Xathys, sie werden zusammen mit dem Ältesen Namur Dev and der Elorathoil-Kampagne teilnehmen. Viel Glück und möge die Geschichte und ihr Wissen dich leiten, mein Junge.“

Impressum

Texte: All rights are reserved to me ©Shadowsaint
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2011

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