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Verliebt in einen Vampir


Zoe wusste nicht ob es ein Traum oder die Realität war. Sie befand sich an einem unbekannten Strand mit vielen Palmen um sich herum. Sie schloss die Augen und genoss das Rauschen des hellblauen, fast türkisfarbenen Meeres. Der Sand unter ihren Füßen war angenehm warm, genau wie der sanfte Wind der über ihre Haut strich. Sie wusste nicht wie lange sie hier schon stand, hatte jegliches Zeitgefühl vergessen, doch wie aus dem Nichts, wurde ihre Ruhe gestört, als eine Männerhand sie grob an der Schulter fasste. Sie drehte sich um und wollte sich gerade beschweren, doch als sie die außergewöhnlich dunklen, fast schwarzen Augen des Fremden erblickt, vergaß sie alles, was sie sagen wollte. Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. Mehrer Sekunden starrten sie sich gegenseitig an. Keiner sagte was, bis er anfing zu sprechen. „Wer bist du und was machst du hier?“. Das ist nur ein Traum. Das ist nicht die Wirklichkeit, redete sich Zoe in Gedanken gut zu. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. Seine dunkelbraunen Haare schimmerten in der Mittagssonne. Ihr Blick wanderte zu seinem Gesicht. Hohe Wangenknochen, markantes Kinn und eine gerade Nase. Seine vollen roten Lippen waren zu einem dünnen Strich verzogen, während es in seinen Augen gefährlich glitzerte. Seine muskulöse Brust ließ sie leise aufseufzen, doch als sie merkte, dass er immer noch auf eine Antwort wartete, schüttelte sie sich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Dies war auf jeden Fall ein Traum. „Äh…“, stotterte sie „ würdest du mich bitte loslassen?“, „ Erst wenn du mir sagst wer du bist.“ Sie biss die zähne zusammen. „ ich bin Zoe und das ist nur ein Traum.“ Sie wusste nicht ob sie mit ihm oder mit sich selbst redete. Aber wenigstens ließ er jetzt ihre Schulter los. Es verwirrte sie, seine Hand auf ihrer Haut zu spüren. Komisch, sonst reagierte sie nie so heftig auf Männer. Es machte ihr sogar ein wenig Angst. Das kann unmöglich sein. Das kann einfach nicht sein…sie ist nicht meine Seelengefährtin.

„ Was meinst du mit Seelengefährtin. Und was kann unmöglich sein?“ Er wich einen Schritt zurück. „ Das kann nicht sein!“ murmelt er. „ Was zum Teufel meinst du!“ rief sie aufgebracht. Er kam wieder auf sie zu und umfasste grob ihr Kinn, um tief in ihre Augen zusehen. Er runzelte die Stirn. Was mach ich hier eigentlich, fragte sich Zoe. Er streckte seine andere Hand aus und fuhr ihr sanft über ihre leicht geröteten Wangen. Völlig gebannt sah sie ihm zu, während sich tausende von Emotionen auf seinem Gesicht abmalten. Überraschung, Verwirrung, Erleichtern und…Zärtlichkeit? Doch so schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Hatte sie es sich bloß eingebildet? Doch dann beugte er sich zu ihr herab, bis sie nur noch ein paar mm von einander entfernt waren. Ihr Herz klopfte wie wild und ihr Puls schien sich um das Dreifache zu erhöhen. Sein heißer Atem strich über ihren Mund und sie sog seinen Geruch tief ein. Er roch männlich, nach irgendetwas, das sie nicht genau definieren konnte. Sie entschloss sich es einfach zu genießen, auch wenn es nur ein Traum war. Viel zu langsam kam sein Mund näher und sie stöhnte ungeduldig auf. Endlich trafen sich ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss. Der Kuss wurde immer intensiver und sie genoss es in vollen Zügen. Sie seufzte und er ließ ihr Kinn los, damit er sie gleich darauf an der Hüfte packen konnte, während sie ihre Hände in seinen Haaren vergrub. Sie wollte, dass dieser Kuss niemals endete, doch plötzlich wurde sie mit einer solchen Wucht aus ihrem Traum gerissen, dass ihr einige Zeit schwarz vor Augen war. Das Letzte was sie sah, waren die Lippen des fremden Mannes, die sich zu einem gequälten "Nein" verzogen.




Kapitel

1
Das immer lauter werdende Klingeln des Weckers riss sie aus ihrem Traum. Noch ganz benommen tastete sie nach dem Off-Knopf. Dieser Traum war so wirklich gewesen, das es ihr den Atem verschlag. Schade das es nur ein Traum war und nicht die Wirklichkeit. Frustriert stand Zoe auf, um sich fertig für die Arbeit zu machen. Sie putze sich schnell die Zähne und zog sich einigermaßen tragbare Klamotten an. Dann ging sie in ihre etwas zu kleine Küche und machte sich Cornflakes mit Milch. Als sie auf die Uhr schaute war es gerade Mal halb acht, also blieb noch genug Zeit, um in der „Intouch“ zu blättern. Fünfzehn Minuten später machte sie sich schließlich auf den Weg zu ihrer kleinen Buchhandlung am Stadtrand. Der kalte Wind peitschte ihr die Haare ins Gesicht und genau jetzt wäre sie liebend gern an dem ihr unbekannten Strand gewesen. Sie redete sich ein, dass diese Gedanken nur kamen, weil sie schon so lange kein Urlaub mehr gemacht hatte. Um acht kam sie dann endlich halbdurchgefroren an. Gleich darauf kam ihr die Stimme von Gwen entgegen. „Hi, Zoe!“, „Hi, Gwen“, murmelte sie ihrer einzigen Angestellten und gleichzeitig besten Freundin entgegen. „Du siehst ja richtig mitgenommen aus. Wir haben übrigens in den letzten zwei Monaten richtig guten Umsatz gemacht.“ Sie vollführte einen kleinen Freudentanz und rief dabei vergnügt: „ Palma de Mallorca ich komme!“ Lächelnd sah sie ihr dabei zu; während sie ihren Mantel an der Garderobe aufhängte. Sie strich sich die Haare aus den Augen und seufzte. Urlaub wäre jetzt genau das Richtige. Missmutig schlenderte sie zu ihrem Schreibtisch und machte sich an die Arbeit. Sie ging die Erfolgsquote der letzten zwei Monate durch und wie Gwen gesagt hatte, war der Gewinn um dreiundzwanzig Prozent gestiegen. Den Rest des Tages verbrachte Zoe damit, Rechnungen zu bezahlen, während Gwen die Kunden bediente. Am Abend ging sie müde nach Hause. In ihrer vier Zimmerwohnung angekommen, machte sie sich in Rekordzeit Bettfertig. Mit den Gedanken an den geheimnisvollen Fremden schlief sie schließlich ein.

Sie wusste schon bevor sie die Augen öffnete, dass sie wieder an dem Traumstrand gelandet war. Die leuchtenden Farben kamen ihr so plötzlich entgegen, das sie die Augen für ein kurzen Moment schloss und als sie sie wieder öffnete, stand der Unbekannte vor ihr. Vor Schreck trat sie ein Schritt zurück. Sofort ging er ihr nach umfasste ihr Gesicht und schaut ihr hypnotisierend in die Augen. Das Blut schoss ihr in die Wangen und sie wollte wegschauen, damit er nicht mitbekam, dass sie rot wurde. Doch er ließ es nicht zu und seine Augen blitzten silbern auf. In ihren Gedanken hörte sie seine sanfte Stimme, die „Küss mich“ flüsterte. Sie blinzelte, unschlüssig, ob sie es sich nur eingebildet, oder er es ihr wirklich gesagt hatte. Du hast es dir nicht eingebildet, murmelte er erneut. Obwohl er seine Lippen nicht bewegte, verstand sie jedes einzelne Wort. Sie wollte einen Schritt zurücktreten, doch er hielt sie fest, beugte sich hinab und strich mit seinen Lippen sanft über ihren Mund. Mit seiner Hand fuhr er sachte über ihre Halsschlagader. Er brach den Kuss ab, um mit seinem Mund zu ihrem Hals zu wandern. Er hauchte zarte Küsse auf ihre Haut, wo gerade noch seine Hand war und sie schmiegte sich enger an ihn. „ Ich will dich schmecken…“, wisperte er mit belegter Stimme. Bevor sie überhaupt begreifen konnte, was er da gerade gesagt hatte, spürte sie einen kurzen, stechenden Schmerz, doch so schnell wie er gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden und an seine Stelle fühlte sie wahre Leidenschaft, gefolgt von purer Ekstase.Sie krallte sich an seine Schulter fest, als ihre Beine drohten nachzugeben. Sogleich schlang er seinen Arm um ihre Hüfte, um sie zu stützen. Doch auf einmal verblasste ihre Umgebung und somit auch der geheimnisvolle Fremde.



Kapitel 2


Erneut wurde sie aus ihrem Traum gerissen, aber dieses Mal war es nicht der Wecker, sondern ihr Handy, das ein schrilles Klingeln von sich gab. Schlaftrunken ertastete sie ihr Telefon. Der Bildschirm blinkte auf und sie ging ran: „ Wer zum Teufel ruft mich um halb drei Uhr morgens an?“, „ Zoe?“, kam die ängstliche Stimme ihrer besten Freundin. „ Gwen, was ist los?“, ein kurzes Zögern, dann: „ Ich hatte einen Autounfall.“ Sie setzte sich abrupt in ihrem Bett auf. Jetzt war sie hellwach. „ Ist dir was passiert, bist du verletzt?“ Eine kurze Pause entstand. Sie hörte ein leises Zischen im Hintergrund, oder war das nur Einbildung? „ Ich kann mein Bein nicht mehr bewegen und außer ein paar Schürfwunden geht es mir gut.“ „ Hast du schon den Krankenwagen gerufen?“ „ Nein, ich wollte erst dich anrufen. Ich weiß es ist viel verlangt, vor allem weil es schon so früh ist, aber könntest du bitte kommen? Es ist dunkel und ich habe Angst.“ Bei dem letzten Wort brach ihre Stimme und Zoe versicherte ihr, dass sie so schnell wie möglich kommen würde. Nachdem Gwen ihr den Unfallort genauer beschrieben hatte, zog sie sich schnell an und warf noch einen letzten Blick in den Spiegel. Plötzlich hielt sie inne, als sie die zwei Einstiche an ihrem Hals entdeckte. Sie trat näher an den Spiegel heran, um ihren Hals genauer zu betrachten. Waren das zwei Mückenstiche? Aber zu dieser kalten Jahreszeit? Sie holte sich einen Wollschal aus ihrem Kleiderschrank und überdeckte somit die rätselhaften Einstiche. Jetzt blieb keine Zeit dafür also kramte sie in Windeseile ihren Autoschlüssel aus ihrer schwarzen Lederhandtasche. Mit zitternden Fingern schaffte sie es nach einigen erfolglosen, den Schlüssel in die Zündung zu stecken. Sie trat mit voller Wucht auf das Gaspedal und ihr altersschwache VW-Käfer düste über die leere Landstraße. Sie geriet in Panik, als ihr Auto komische Geräusche von sich gab. Eine ihr bekannte Männerstimme versuchte sie zu beruhigen: „ Alles wird gut. Ich komme…! Anscheinend wurde sie verrückt, aber es schien sie zu beruhigen, denn sie fühlte sich schon um einiges besser. Die Minuten verstrichen und es kam ihr so vor wie Stunden. Endlich an dem angeblichen Unfallort angekommen atmete sie erleichtert auf. Doch wo war Gwen und vor allem wo war ihr angeblich kaputtes Auto? Sie stieg aus dem Wagen aus und sah sich um. Hatte sie sich verfahren? Nein, genau hier müsste es sein. Wie aus dem Nichts sah sie einen großen Schatten hinter sich. Ein leises Wimmern ließ sie zusammenzucken. Sie drehte sich langsam um und war für eine Zeitlang wie erstarrt. Ihre Sprachlosigkeit verwandelte sich schnell in Entsetzen, als sie Sam Santiago, ihren Ex, gerade Mal zwei Meter von ihr entfern sah. Er hatte Gwen unsanft an den Haaren gepackt. Seine Augen funkelten silbern. Das kam ihr irgendwie bekannt vor… „ Zoe!“, wisperte Gwen erschrocken. „ Es tut mir so leid, es war als hätte er die Kontrolle über meinen Körper übernommen. Ich konnte nichts machen. Verzeih mir!“, „ ist schon gut, dich trifft keine Schuld.“ Sie schaute Ihren Ex an. „ Lass Gwen auf der Stelle los! Was willst du, Sam.“, fragte sie säuerlich. Als wäre das nicht offensichtlich. „ Ich will natürlich dich Zoe. Im Tausch gegen deine Freundin.“ „ Zoe tu’ s nicht! Renn weg solange du noch kannst!“, schrie Gwen ihr entgegen. „ Sei still!“, zischte Sam. Sofort verstummte sie. Ihre beste Freundin starrte sie mit glasigen Augen an. „ Was hast du mit ihr gemacht?“, warf sie ihm anklagen vor. „ Ich habe sie hypnotisiert, sie macht jetzt alles was ich will. Es ist also völlig sinnlos zu flüchten, es sei denn du lässt deine angeblich beste Freundin hier zurück.“ Sie war eindeutig nicht die Einzige, die verrückt war. „ Du bist betrunken. Schlaf lieber deinen Rausch aus, bevor du noch etwas tust, das du später bereuen wirst.“ Er funkelte sie wütend an. „ Ich bin nicht betrunken“, fuhr er sie genervt an „ Was ich gesagt habe stimmt. Ich kann sie hypnotisieren, weil ich ein Vampir bin!“ Sie hätte laut aufgelacht, wenn es nicht so ernst wäre. Sie hatte es hier mit einem Irren zutun. „ Ja, klar. Und ich bin der Kaiser von China.“, sagte sie mit ironischem Unterton. „ Lass Gwen wieder los und geh dich ausschlafen.“ Genau in diesem Moment zog er Gwen an den Haaren nach oben und wirbelte sie zu ihm herum. Ihre Freundin gab einen verzweifelten Schrei von sich. Auf einmal näherte sich Sam ihrem Hals und fuhr mit den Lippen zu ihrer Halsschlagader. „ Halt!“, schrie Zoe. Sam packte Gwen an der Schulter und schleuderte sie gegen die nächstgelegene Wand, an der sie unsanft aufschlug. Sie brachte nur noch ein schmerzvolles Keuchen zustande und sank dann in sich zusammen. Sie blieb wie angewurzelt stehen und bevor sie auch nur blinzeln konnte, stand er auch schon vor ihr. „ Wie hast du…!“ stotterte sie entsetzt und wich ein paar Schritte zurück. Sofort folgte Sam ihr ohne zu Zögern. Sie wusste das es nichts bringen würde vor ihm zu fliehen, mal davon abgesehen das sie es wahrscheinlich noch nicht mal bis zum Auto schaffen würde. Sie war machtlos gegen ihn. Es gab kein Entkommen. Alle Gefühle, die sie hatte versucht zurückzuhalten stürmten auf einmal auf sie ein. Angst, Verzweiflung und Wut. Das Letzte was sie spürte war ein dumpfer Schmerz auf ihrem Hinterkopf. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Sie wusste nicht wo sie war. Alles war schwarz um sie herum. Kein einziger Lichtstrahl. Nur endlose Schwärze. Sie fühlte einen stechenden Schmerz ab Hinterkopf. Von Furcht ergriffen fasste sie dorthin. Eine klebrige Flüssigkeit sickerte aus der Wunde. Blut, schoss es ihr durch den Kopf. „ Alles wird gut. Ich bin ja da.“ Hörte sie eine sanfte Stimme sagen. Vor Schreck zuckte sie zusammen. „ Keine Angst ich bin bald da. Halte durch!“ Die Männerstimme des Fremden wurde immer leiser und verstummte dann ganz. Sie hatte keine Zeit zu warten. Sie musste hier raus, bevor sie noch verrückt wurde. Schnell rappelte sie sich auf. Blind tastete sie nach irgendetwas, woran sie sich festhalten konnte. Da, sie ertastete die kalte Wand vor ihr und ließ sich von ihr leiten. Plötzlich flog die Tür wie von selbst auf. Sie musste sich einige Zeit an das strahlende Licht gewöhnen, bevor sie eine Silhouette ausmachen konnte. „ Sam lass mich gehen!“, schrie Zoe verzweifelt. „ Ich bin nicht Sam, komm, ich hol dich hier raus.“ Sie erkannte ihn sofort an der Stimme wieder. „ Du bist nicht echt. Ich fantasiere. Ich bin wirklich verrückt.“ „Du bist nicht verrückt. Ich bin wirklich hier.“ Sie schnaubte. „ Natürlich, beweis es mir.“ Er beugte sich zu ihr herunter und presste seine Lippen auf ihre. Schnell, aber mit viel Gefühl. Er löste sich wieder von ihr. Ihre Beine fühlten sich an wie Pudding. Er war wirklich echt. Dies war kein Traum. Als ihr das klar wurde, atmete sie erleichtert auf. Er nahm ihre Hand und zog sie aus dem dunklen Raum ins Licht. „ Wie hast du mich überhaupt gefunden?“, fragte sie ungläubig. „ Das erzähle ich dir später. Wir müssen dich hier erstmal sicher raus bringen. Komm!“, er hielt ihren Arm fest umklammert und steuerte auf die Treppe zu, während sie hinterher stolperte. Er drehte sich so abrupt um, dass sie fast in ihn hineingelaufen wäre. Sie wusste nicht wie ihr geschah, aber auf einmal schwebte sie über dem Boden. Zwei muskulöse Arme trugen sie, als wöge sie nichts. Verblüfft starrte sie ihn an. Dann lief er mit Höchstgeschwindigkeit die Treppe herauf. Bevor sie auch nur mit der Wimper zucken konnte, waren sie am Oberen Ende der Treppe. Sie beschloss nicht darüber nachzudenken und schloss die Augen.
Kapitel 3

Zoe wollte die Augen gar nicht erst öffnen. Sie war in eine flauschige Decke gehüllt und in weiche Kissen gebettet. Ein erleichtertest Seufzten kam über ihre Lippen, während sie sich wie eine Katze auf dem Bett räkelte. Flauschige Decke, weiche Kissen? Das konnte gar nicht sein. Sie öffnete die Augen und fand sich in einem unbekannten Schlafzimmer wieder. Wie war sie hier her gekommen. Dann fiel ihr bruchweise alles wieder ein. Doch die Frage wie sie hier hergekommen war, blieb immer noch offen. Sie sah zur Seite und schnappte nach Luft als sie den Fremden neben ihrem Bett entdeckte. Er saß auf einem Sessel in der Ecke und schaute ihr direkt in die Augen. Sie sah sich aufgebracht nach einem Fluchtweg um. „ Ich werde dir nichts tun.“, versicherte er ihr. Seine Stimme klang ruhig und hatte einen leichten Akzent, den sie nicht genau zuordnen konnte. Sie runzelte die Stirn. „ Was mache ich hier?“ Er zog eine aristokratische Augenbraue hoch. „ Erinnerst du dich an gar nicht mehr?“ Sie zögerte. „ Nur noch das ich die Augen geschlossen habe und hier aufgewacht bin."Er runzelte die Stirn. Als sie ihn betrachtete, fiel ihr ein, dass er ihr noch gar nicht seinen Namen gesagt hatte. „ Wie heißt du überhaupt?“ Sie kam sich ein wenig dumm vor, schließlich hatte er sie vor ihrem Ex gerettet. „ Mein Name ist Christian van Lennon. Sehr erfreut dich kennen zu lernen.“. Sie musste über seine adlige Darstellung lächeln. Sie ließ sich in die weichen Kissen zurücksinken. Ihren Kopf bettete sie auf ihre Hand, mit den Augen auf Christian gerichtet. Seine Augen leuchteten kurz auf, danach hatten sie wieder ihren ungewöhnlich dunklen Farbton. Er war wunderschön. Sie stutzte selbst über ihre Gedanken. Er stand auf und ging mit anmutigen Schritten auf sie zu.. Als er an dem Bett ankam, fiel ihr die Frage wieder ein, die sie ihm schon die ganze Zeit stellen wollte: „ Wie hast du mich eigentlich gefunden?“ Eine kurze Pause entstand. Es sah aus, als würde er nachdenken wie er es ihr am besten beibringen konnte. Er wollte gerade anfangen zu erklären, da flog die Flügeltür auf und eine schlanke, elegante Frau kam in das Zimmer stolziert. Christian stand sofort auf und murmelte etwas von unter vier Augen sprechen. Sie hörte nicht genau zu, weil sie die wunderschöne Frau betrachtete, die ihr Kinn in die Höhe reckte, sie abschätzend an sah und mit der gleichen Grazie aus dem Zimmer bewegte, wie sie herein gekommen war. Verwirrt setzte sie sich auf. War diese atemberaubend schöne Frau seine Freundin gewesen? Sie verbot sich daran zu denken, schließlich ging sie das nicht an und das stechende Gefühl in der Herzgegend, war keine Eifersucht, da war sie sich sicher. Oder? „ Schluss jetzt!“ meinte sie entschlossen. Lieber konzentrierte sie sich darauf, was gestern vorgefallen war. Ihr fiel ein, das sie Gwen noch nicht angerufen hatte. Sie macht sich bestimmt Sorgen, dachte Zoe. Gwen…Gwen?! Sie erinnerte sich plötzlich wieder an alles. Sie sprang aus dem Bett tigerte im Zimmer auf und ab. Suchend schaute sie sich um. Wo war bloß ihre rote Lieblingsbluse? War Gwen im Krankenhaus, schwer verletzt, oder sogar tot? Sie wollte gar nicht erst daran denken und vergaß, dass sie nur ein Nachthemd an hatte und stieß die Flügeltür schwungvoll auf. Sie achtete gar nicht auf die Blicke der Vorbeigehenden, den in ihrem Kopf war noch das erschreckende Bild von Gwen, wie sie in sich zusammengesunken auf dem Bürgersteig lag. Den Korridor entlanglaufend schaute sie sich nach dem Ausgang der luxuriösen Villa um. Eine starke Hand packte sie von hinten an der Schulter und drehte sie um und sie sah direkt in Christians silbern funkelnde Augen. Sein wilder Blick war starr auf ihr Gesicht gerichtet. „ Du wolltest abhauen!“, warf er ihr vor. Das war keine Frage, sondern eine Feststellung und das reizte sie noch mehr. „ Vielleicht haben sie es noch nicht mitbekommen, aber meine Freundin ist verletzt, vielleicht sogar tot und deswegen werde ich hier nicht umtätig herumsitzen, sondern werde sie suchen gehen. Wenn sie mich dann bitte loslassen könnten, wäre ich ihnen sehr verbunden. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Deiner Freundin geht es gut. Ich habe sie hier herbringen lassen. Sie hat nur eine Gehirnerschütterung. Morgen dürfte sie wieder gesund genug sein, um nach Hause zu gehen. Ich habe ein paar Ärzte engagiert, also ist sie in guten Händen.“ Sie wollte nur eins wissen: „Wo?“ Er seufzte und beschrieb ihr den Weg. „ Geradeaus weiter, dann musst du nach rechts abbiegen. Da ist der Fahrstuhl. Zweiter Stock, erste Tür links.“ Als sie bemerkte, dass er sie anstarrte, schlang sie die Arme um ihren Körper. „Danke.“, flüsterte sie aufrichtig. Erleichtert über diese Nachricht, ging sie der Wegbeschreibung nach und klopfte kurze Zeit später dreimal leise an die Tür, falls Gwen schlafen sollte. Sie schlüpfte durch die Tür und ging schnell auf das Bett ihrer Freundin zu. Die schlief tief und fest. Zoe viel ein Stein vom Herzen. Vorsichtig strich sie ihr eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht.Dann ging sie leise aus dem Krankenzimmer, um Christian zu berichten, dass sie wieder nach Hause gehen würde. „Du kannst nicht gehen. Dieser Mann, der es auf dich abgesehen hat, ist immer noch da draußen.“, „Das ist mir egal. Ich muss zurück. Meine ganzen Sachen sind in meiner Wohnung. Außerdem bin ich alt genug um allein zu recht zu kommen.“, „Wie schon gesagt, ich kann dich nicht gehen lassen.“, „Was willst du tun um mich aufzuhalten?“ Er beugte sich zu ihr herab. „Das willst du nicht wissen.“ Arroganter Mistkerl, dachte sie wütend. Als hätte er das gehört, erhob er sich wieder und reckte sein Kinn in die Höhe. „Du brauchst nur so lange bleiben, bis dieser Irre unschädlich gemacht worden ist. Solange wirst du unter meinem Schutz stehen.“ Sein Ton duldete keine Widerrede, doch sie hatte keine Lust ihm zu gehorchen, schließlich ist sie eine erwachsene Frau und darf tun und lassen was sie wollte. Sie erwiderte nichts, sondern stolzierte mit erhobenen Hauptes den Flur bis zu dem Fahrstuhl und fuhr herunter, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, weil sie wusste das sie ihn verärgert hatte. Hatte er davon. Arroganter Mistkerl, dachte sie erneut. Die Fahrstuhltür ging auf und sie tapste Barfuss zu dem Gästezimmer, wo sie geschlafen hatte. Endlich fand sie ihre rote Bluse und den schwarzen Stoffrock in dem übergroßen Kleiderschrank. Doch bevor sie sich anzog, musste sie unbedingt duschen. Die Beweise von letzter Nacht von ihrem Körper waschen. Der dichte Dampf beschlug den Spiegel und die Luft wurde heiß und stickig.Ihre Haut war leicht gerötet, als sie sich das Handtuch um ihren nassen Körper wickelte, aus der Dusche stieg und in das Schlafzimmer ging. Dort zog sie sich ihre Kleidung wieder an. Sie brauchte schnell neue Anziehsachen und sie wollte unbedingt nach Hause. Zurück in ihr eigenes Bett, die eigenen vier Wände. Hier war alles so groß und luxuriös und sie kam sich völlig fehl am Platz vor. Wenn Gwen morgen wieder nach Hause konnte, würde sie mitgehen. Egal was dieser aufgeblasene van Lennon sagen würde. Ihr Entschluss stand fest und sie ließ sich nicht davon abhalten. Da konnte er machen was er wolle.


Kapitel 3


Alles nur ein Traum. Ich wache gleich auf und werde darüber lachen, dass ich so verrückte Träume habe, hoffte sie inständig. Eigentlich wollte sie nicht die Augen öffnen. Sie hatte Angst, nicht in ihrem Schlafzimmer zu sein und alles doch wahr war. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass das lächerlich ist. Das Alles konnte gar nicht wahr sein, schließlich war ihr Ex im Gefängnis und dieser Christian konnte ja wohl schlecht ihre Gedanken lesen…oder? Nein, hör auf so etwas Unlogisches zu denken. Dann befahl sie sich selbst die Augen aufzumachen, um festzustellen, dass neben ihr Christian lag, den Kopf auf seine Hand gebettet hatte und sie nachdenklich anstarrte. Kreischend sprang sie aus dem Himmelbett, floh in die hinterste Ecke des riesigen Zimmers und bedeckte notdürftig ihren Körper. Seine Mundwinkel zuckten leicht und sie versuchte sich wieder zu sammeln. Also doch kein Traum. Sie unterdrückte einen Seufzer, als sie in sein perfektes Gesicht sah. Aus reiner Neugierigkeit suchte sie ihn nach irgendwelchen Anzeichen ab, dass er nicht so makellos und perfekt war, wie er aussah. Aber nein. Sie hätte es sich auch denken können. Keine einzige Unreinheit, keine Pickel, noch nicht einmal ein Muttermal zierte sein Gesicht und das regte sie wirklich auf. Sie schnaubte und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Nicht das sie hässlich war, im Gegenteil, sie fand sich eigentlich ganz hübsch. Als hätte er ihre Gedanken gelesen sagte er feierlich: Ja, das bist du.“ Wie…? „Woher wusstest du was ich dachte?“, „Dein Gesichtsausdruck verrät dich.“ Sie stutzt. Dann fiel ihr wieder ein, was sie sagen wollte. „Was machst du eigentlich in meinem Bett? Du kannst dich nicht einfach in mein Bett legen und im Schlaf beobachten.“ Sie legte eine kleine Pause ein um ihm Zeit zum Antworten zu geben, doch alles was er darauf erwiderte war: „Klar, siehst du doch das ich das kann.“ Das machte sie wiederum noch wütender, als sie jetzt schon war. Doch um nichts zu sagen, was sie später bereuen würde, schloss sie nur die Augen und zählte in Gedanken bis zehn. Mit der Grazie, die einer Raubkatze glich, stand er auf und schritt geschmeidig auf sie zu. Er verschlug ihr den Atem und instinktiv ging sie ein paar Schritte zurück, bis sie mit dem Rücken an die kalte Wand stieß. Er kam immer näher. Mit langen, eleganten und gezielten Schritten erreichte er schließlich sein Ziel. Panisch sah sie sich um. Würde er ihr etwas antun? Es war schon zu spät um wegzurennen. Seine Hände stützte er an der weißen Wand, links und rechts, oberhalb ihrer Schultern ab und versperrte den Weg. Mit halb geschlossenen Liedern betrachtete er ihr Gesicht. Sein Körper berührte nun ihren und seine Körperwärme drang durch ihr dünnes Nachthemd. Sie keuchte. „Was wollen Sie von mir?“, „Ich will dich.“ Das Gleiche hatte auch Sam gesagt, doch jetzt war es ganz anders, weil sie Christian genauso wollte, wie er sie. Aber sie wollte es nicht wahr haben, hatte Angst, dass das Gleiche geschehen würde, wie mit Sam. Gefangen zwischen der Wand und Christians Körper, sah sie ihn an, wollte keine Schwäche zeigen und wollte auch garantiert nicht, dass er mitbekam, dass sie sich fürchtete. Er beugte sich ein wenig vor und atmete tief ein, während er dabei tief in ihre Augen blickte. Darauf bedacht, nicht mit einer einzigen Wimper zu zucken, sagte sie nicht ganz so entschlossen, wie sie es eigentlich vor hatte. „Lassen Sie mich gehen.“ Damit meinte sie nicht nur hier weg zu kommen, sondern komplett von hier zu verschwinden, um wieder in ihr langweiliges, normales Leben, das sie so sehr liebte, zurückzukehren. „Nein.“ War die bestimmte Antwort auf ihre Forderung. Sie stampfte wütend mit dem linken Fuß auf und versuchte vergeblich, ihn wegzuschieben. Doch es gelang ihr nicht. Seine Brust war steinhart und er bewegte sich nicht einen Millimeter von der Stelle. Felsenfest stand er da und sie stieß einen frustrierten Schrei aus. Seine Gesichtszüge waren ausdruckslos und zeigten keinerlei Reaktion. „Wenn sie mich nicht sofort loslassen, verklage ich sie wegen Freiheitsberaubung!“ Leider hatte ihre Drohung nicht den gewünschten Effekt, denn alles was er tat war sie anzulächeln und noch näher heranzutreten. Sie biss sich auf die Zunge, um sich nicht stärker an ihn zu schmiegen. Wütend auf sich selbst, verfluchte sie Christian, weil er so intensive Gefühle in ihr hervorrief.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meiner besten Freundin Becci. Du bist die aller Beste!

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