Stille hatte sich über den Stadtpark gelegt. Nachdem der Abend im Licht der untergehenden Sonne verglüht war und der Tag mit der Nacht die Schicht getauscht hatte, war auch der letzte Parkbesucher nach Hause gegangen, um eine Kleinigkeit zu essen und anschließend ins Land der Träume hinüber zu wandern.
Auch Baum ereilte nach einem langen Sommertag der Beobachtung des Treibens um sich herum und des Austausches mit anderen Pflanzen, Tieren und sogar dem einen oder anderen Menschen die Müdigkeit. Er gab ein schläfriges Gähnen von sich, ließ dabei seine Blätter leise rascheln und schloss zu guter Letzt seine Augen, während die Amsel in seiner Krone ein Lied für ihn sang, das ihn sanft in den Schlaf wiegte.
Als nächstes fand sich Baum im Traumkino wieder und überlegte, welche Vorstellung er in dieser Nacht besuchen sollte. Auf der riesigen Leinwand wurden ihm vier verschiedene Traumfilme, kurz Träume genannt, zur Auswahl geboten.
In einem der Filme hätte er, die mächtige, alte Eiche, sich in Form einer Palme an einen Südseestrand träumen können. Diese Aussicht reizte ihn durchaus, zumal er im Wachleben Tag für Tag an seinem angestammten Platz im Park verbrachte, ohne sich jemals von der Stelle zu rühren, während alles um ihn herum in Bewegung war. Die Menschen kamen und gingen. Eichhörnchen kletterten von Ast zu Ast. Hunde und Katzen liefen an ihm vorbei. Vögel ließen sich für einen Augenblick auf seinen Zweigen nieder, um schon im nächsten Moment wieder davon zu fliegen. Insekten krabbelten über seine Rinde. Doch er war einfach nur da, schaute sich die Welt um sich herum neugierig an und begrüßte die kleinen und großen Wesen, die ihm begegneten, mit einem Lächeln im Herzen, auch wenn diese ihn nicht immer zur Gänze wahrnahmen. Wie schön wäre es da doch, zur Abwechslung mal an einen neuen Ort zu reisen und eine Palme am Südseestrand zu sein! Zumal Baum das Meer noch nie gesehen hatte - selbst in seinen kühnsten Träumen nicht.
Doch auch der zweite Traum, der zur Auswahl stand, machte einen vielversprechenden Eindruck. Er handelte von einem großen Mann mit seinem kleinen Sohn, die gekommen waren, um Baum zu zeichnen. „Das wäre doch mal was!“ Dachte sich Baum im Stillen. „Sonst beachtet mich ja selten eine Menschenseele. Die Leute sind alle viel zu sehr mit sich selbst und ihren Sorgen beschäftigt, als dass sie Augenblicke der Entspannung und Harmonie mit mir gemeinsam teilen wollen.“ Diese beiden jedoch schienen wie geschaffen dafür. Dass es sich dabei um Traumgestalten handelte - darüber konnte Baum getrost hinwegsehen. Denn auch wenn es hieß, dass Träume nur Schäume seien, konnte man doch nie so genau wissen, ob es sich bei ihnen nicht doch um andere Daseinsebenen handelte, welche der Realität im Wachleben um nichts nachstanden. Womöglich waren der große Mann und sein kleiner Sohn also doch real existente Wesen, nur dass sie eben in anderen Gefilden beheimatet waren, womöglich sogar in solchen, die jenseits von Raum und Zeit angesiedelt waren. Baum wollte nichts ausschließen und hielt alles für möglich.
Als er sich die Vorschau zu einem weiteren Traumfilm ansah, wusste er binnen weniger Sekunden, dass er diesen auf gar keinen Fall sehen wollte. Es ging darin um einen Roboterwald, in welchem absolut alles künstlich war: Die Bäume, die Gräser, die Vögel, ja sogar die Schmetterlinge, während die Luft vom Gestank nach Maschinenöl durchtränkt wurde. Baum rümpfte die Nase. Warum nur waren ausgerechnet bei diesem Film die Ergebnisse des neuesten technologischen Fortschritts zum Einsatz gekommen, indem man nebst hochauflösender 3D-Grafik und Surround Sound nun auch das Geruchsvermögen der werten Zuschauer bedacht hatte? Von Filmgenuss konnte man in Anbetracht der dargebotenen Szenen beim besten Willen nicht sprechen. Viel lieber hätte sich Baum mit dem Aroma einer Blümchenwiese umgeben. Aber gut, immerhin konnte er sich den Film im Traumkino selbst aussuchen und musste sich nicht anschauen, was ihm nicht gefiel.
Der vierte und letzte Traum, der zur Verfügung stand, weckte Baums Interesse. Sein Titel lautete: „Baums außergewöhnlicher Dialog mit der Parkbank“. Er wurde hellhörig. Hatte er doch schon mit vielen Wesen gesprochen, aber mit einer Parkbank noch nicht. Wie stellte man so etwas überhaupt an? Waren Parkbänke nicht von Natur aus stumm? Vor seinem Stamm war vor vielen Jahren eine Parkbank aufgestellt worden. Doch diese hatte sich bislang als alles andere als gesprächig erwiesen, was Baum sehr bedauerte. Was für eine Bereicherung wäre es doch für sein Leben, wenn er in der Parkbank einen unterhaltsamen Gesprächspartner gefunden hätte, mit dem er über Gott und die Welt philosophieren konnte! Doch da war wohl einfach nichts zu machen. Die Bank schwieg sich hartnäckig aus, wollte nicht einen einzigen Laut zum Besten geben, geschweige denn ein Wort. Sie wagte es nicht einmal, zu knarren, wenn sich ein Mensch auf ihr niederließ. Es schien fast so, als hätte sie ein Schweigegelübde abgelegt oder als wolle sie allem zum Trotz schweigen. Selbst bei stürmischem Wetter, wenn der Regen ungestüm auf sie herniederprasselte, ertrug sie ihr Schicksal mit Unerschütterlichkeit und Gleichmut, ohne auch nur den Hauch einer Beschwerde über ihre Lippen zu bringen. Womöglich hielt die Parkbank in ihrem Hochmut aber auch einfach jeden, der ihr bislang begegnet war, eines Gespräches unwürdig. Doch die Bank im Traumfilm konnte und wollte anscheinend sprechen, sich mit ihrem Umfeld von Seele zu Seele austauschen, offen und frei kommunizieren. Also entschied sich Baum kurzerhand für dieses Programm. Vielleicht würde er daraus sogar lernen, wie er seine stumme Bank doch noch zum Reden bewegen konnte. Kaum hatte Baum mit einem seiner unzähligen Zweige den Startknopf betätigt, ging es auch schon los…
Auf der Leinwand erschien eine Landschaft, die Baum wohlbekannt war: Sein Domizil, der Stadtpark. Er sah sich selbst in dessen Mitte stehen. Leuchtend grünes Laub, das in der Sonne funkelte, zierte seine Zweige. Schwalben flogen kreischend durch den strahlend blauen Himmel. Menschen schlenderten durch den Park. Es war ein Maitag wie jeder andere. So schien es jedenfalls für den Moment. Und doch lag etwas bisher Unbekanntes in der Luft, das Baum nicht näher benennen konnte, das er aber deutlich zu spüren meinte. Spontan kam ihm der Spruch in den Sinn: „Alles neu macht der Mai.“ Aber was war es nur, dieses Neue?
Im nächsten Augenblick zog ihn etwas wie ein gewaltiger Sog, dem er nicht zu widerstehen vermochte, mitten in die Szenerie, so dass er nicht länger nur Beobachter der Geschehnisse war, sondern seine Rolle als Baum im Traumfilm zu spielen begann. Natürlich war ihm der Stadtpark vertraut. Schließlich hatte er hier schon an die achthundert Jahre verbracht. Die Farben im Traum waren jedoch kräftiger, als er sie aus der Welt der Wachen kannte. Alles leuchtete von innen heraus, schien lebendiger zu sein. Die Grashalme wiegten sich leise im Frühlingswind. Die Atmosphäre war von einer eigentümlichen Ruhe erfüllt.
Auf einmal vernahm Baum ein Räuspern. Da es in seinen Ohren hölzern klang, vermutete er, ein anderer Baum hätte es von sich gegeben, und sah sich der Reihe nach um. Im Park standen viele Bäume. Doch waren sie alle zu weit von Baum entfernt, als dass er das laute Räuspern einem von ihnen zuordnen würde. Woher kam es also?
Dann hörte er es noch einmal. Diesmal klang es eindringlicher, selbstbewusster. Nun wurde Baum schlagartig klar, dass es aus einem weiteren Grund nicht von einem seiner Artgenossen herrühren konnte. Denn auch wenn es sich unmissverständlich um ein baumartiges Wesen zu handeln schien, war ihm eine Note beigemischt, die eindeutig erkennen ließ, dass es aus einem anderen Holz geschnitzt war. Geschnitzt! Das war das Stichwort, wie Baum im nächsten Moment erkannte. Denn die vor seinem kräftigen Stamm aufgestellte Parkbank erhob klar und deutlich ihre Stimme:
„Hallo Baum! Schön, dass wir beide auch mal miteinander ins Gespräch kommen.“
Nanu, eine sprechende Bank? Baum hatte in den vielen Jahrhunderten seines Daseins ja schon eine Menge erlebt - so etwas aber freilich noch nicht.
„Hallo Bank! Du glaubst gar nicht, wie lange ich schon auf diesen Moment gewartet habe! Ich will schon seit knapp hundert Jahren, seitdem du an meiner Seite in diesem Park verweilst, mit dir reden. Doch leider hast du dich bisher immer ausgeschwiegen.“
Die Bank machte ein verlegenes Gesicht. Baum konnte es zwar nicht sehen, erkannte es aber an deren Stimme: „Baum, ich muss dir etwas gestehen. In der Welt der Wachen bin ich seit jeher stumm. Das liegt daran, dass der Meister, der mich erbaut hat, keine Worte für mich übrighatte. Er hielt mich einfach für eine nichtssagende Bank, für einen Gebrauchsgegenstand ohne Seele und Eigenleben. Diese seine lieblose Haltung und Fehleinschätzung meiner Selbst hat mir aus Kummer auf lange Sicht die Sprache verschlagen, mich aller Worte beraubt.“
Baum empfand tiefes Mitgefühl mit der Parkbank und wählte seine Worte daher mit Bedacht: „Liebe Bank. Du bist doch offensichtlich und ohne jeden Zweifel ein eigenständiges Lebewesen mit Persönlichkeit. So stumm, wie du in der Welt der Wachen bist, so blind muss dein Meister sein, wenn er unfähig war, dies zu erkennen. Sei bitte nicht traurig. Menschen übersehen oft das Wesentliche. Davon kann ich dir ein Lied singen.“
„O nein, bitte kein Lied!“ Flehte ihn die Bank an, nachdem Baum zum Jodeln ansetzte. „Das beschwört bloß die traumatischen Erinnerungen an meine Zeit in der Werkstatt herauf, als mein Meister an mir sägte und hämmerte. Davon leide ich heute noch unter Ohrenschmerzen, obwohl es schon so viele Jahrzehnte zurückliegt. Seitdem ziehe ich die Stille jeglichen Geräuschen vor. Nimm mir das bitte nicht übel.“
Auch wenn Baum sich ein wenig auf den Schlips getreten fühlte, konnte er den Gemütszustand der Parkbank durchaus nachvollziehen. Denn auch er reagierte auf so manche Geräusche allergisch, insbesondere dann, wenn diese durch Häcksler, Rasenmäher und Kettensägen ausgelöst wurden. Gegen Musik hatte Baum allerdings nichts einzuwenden. Er liebte es, den Vögeln zuzuhören, und sang auch selbst für sein Leben gern, auch wenn nicht immer zur Freude seiner Zuhörerschaft. Da musste er wohl noch etwas üben.
„Alles gut. Ich halte schon meine Klappe. Ich weiß selbst, dass ich nicht der talentierteste Sänger auf Erden bin. Lass uns einfach miteinander sprechen. Von mir aus auch ganz ohne musikalische Untermalung und im Flüsterton. Wie kommt es denn, dass du im Traum reden kannst, da du doch im Wachleben stumm bist?“
„Nun, in Träumen ist doch alles möglich, nicht wahr?“ Erwiderte die Bank.
„Da ist natürlich was dran! Und wie lebt es sich so als Bank? Bist du glücklich und zufrieden?“
„Das hängt immer davon ab, wer mir einen Besuch abstattet und sich auf mir niederlässt. Mit Tieren komme ich in der Regel gut zurecht. Sie ehren und achten mich, als wäre ich eine von ihnen. Ausgenommen von den rücksichtslosen Vögeln, die gelegentlich ihre Hinterlassenschaften auf mir verbreiten. Aber damit kann ich einigermaßen leben. Nach dem nächsten Regen bin ich eh wieder sauber. Da gibt es deutlich Schlimmeres.“
„Schlimmeres?“ Fragte Baum vorsichtig.
„Ja. Schlimmeres.“ Seufzte die Bank. „Manchmal kommen Menschen vorbei, meist junge Leute, die mich mit einer farbigen Flüssigkeit einsprühen. Mal davon abgesehen, dass das nicht gerade von Respekt zeugt, bereitet mir die Farbe auf meinem Holz unsagbare Schmerzen. Aber daran denken die anscheinend nicht mal.“
„O je, ich weiß genau was du meinst! Auch auf meinen Stamm wird gelegentlich was gesprüht. Das ist wirklich alles andere als angenehm.“
„Du sagst es! Aber es geht ja noch weiter… Irgendwann, wenn ich mich an den Schmerz einigermaßen gewöhnt habe und ihn nur noch beiläufig wahrnehme, kommen andere Menschen, die mit einer anderen Flüssigkeit und Bürsten die Farbe von mir entfernen. Auch das tut wieder unfassbar weh! Ich weiß nicht, was das für eine Flüssigkeit ist. Aber natürlichen Ursprungs scheint die nicht zu sein. Zudem stinkt sie, ebenso wie die Farbe.“
„Puh, da machst du ja allerhand durch als Parkbank. Gibt es denn auch schöne Momente in deinem Leben?“
„Ja, zum Glück gibt es die. In der Tat sind es sogar eine ganze Menge. Oftmals genieße ich die Gesellschaft von Menschen, die sich schweigend auf mir niederlassen, um ein Buch zu lesen. Denn ich mag das leise, kaum wahrnehmbare Geräusch, das entsteht, wenn eine Buchseite umgeblättert wird. Es kommt mir dann mitunter so vor, als würden meine Ahnen durch das raschelnde Papier zu mir sprechen. Vielleicht tun sie das ja wirklich? Schließlich haben Bücher dieselben Wurzeln wie ich: Auch sie waren einmal Bäume. Möglicherweise teilen wir sogar denselben Stammbaum miteinander.“
„Das erinnert ja fast an Geisterbeschwörung.“ Überlegte Baum.
„Mag sein.“ Stimmte die Parkbank zu. „Allerdings kommen dabei nur die guten Geister zu Wort.“
„Woher willst du das so genau wissen?“ Fragte Baum mit einem Anflug von Skepsis in der Stimme.
„Na wie soll denn etwas böse sein, das aus einem Baum entstanden ist?“
Das leuchtete Baum ein. „Da magst du Recht haben. Wir Bäume sind schließlich überaus freundlich zu allen Lebewesen. Wir spenden Sauerstoff und an sonnigen, heißen Tagen Schatten. Auf unserer Rinde und in unserer Krone leben zahlreiche kleine Wesen, welche ihren Anteil dazu beitragen, die Natur im Gleichgewicht zu halten. Und wir tun niemandem etwas zu Leide.“
„So ist es. Und obwohl wir so friedvolle, gutmütige Wesen sind, werden wir abgeholzt, beschmutzt und nicht für voll genommen. Es ist wirklich ein Jammer!“
Da die Parkbank im Begriff war, erneut in Trübsal zu versinken, wechselte Baum schnell das Thema: „Erzähl mir doch bitte mehr von deinen kleinen und großen Glücksmomenten.“
Die Bank dachte nach. „Hmm… Zum Beispiel liebe ich es, von der Sonne gewärmt zu werden, so wie jetzt. Denn auch wenn ich kein Baum mehr bin, sondern nur noch ein Stück Holz, so ändert dieser Umstand keineswegs etwas an meiner Empfindsamkeit. Denn noch immer lebt in mir die Baumseele fort. Deswegen bin ich auch nach wie vor in der Lage, zu träumen, was mein Herz höherschlagen lässt. In so manchem Traum finde ich mich sogar in einem Baumkörper wieder, was mich an die guten alten Zeiten zurückerinnert, als ich noch im Wald lebte.“
„Auch ich stamme ursprünglich aus einem Wald, wurde aber bereits während meiner frühen Kindertage hierher umgepflanzt.“ Erzählte Baum.
„Dann weißt du, wovon ich spreche, wenn ich dir sage, dass ich meine Heimat vermisse. Aber ja, es lässt sich leider nichts daran ändern. Nun bin ich eine Parkbank und mache das Beste daraus.“ Ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Kehle.
„Aus meiner Sicht meisterst du dein Schicksal mit Würde. Und du leistest mit deiner Existenz als Bank einen wertvollen Beitrag zum Gemeinwohl. Immer wieder kommen Menschen vorbei, um auf dir auszuruhen. Du schenkst ihnen mit deinem Dasein Entspannung und Kraft.“
„Da magst du Recht haben. Es ist wahrlich eine Freude, mit dir zu reden, lieber Baum. Du bist ein selten angenehmer Zeitgenosse, das muss ich sagen! Doch horch: Es nähern sich Schritte auf dem Kies. Anscheinend kommt jemand, um auf mir Rast zu finden. Das heißt, man wird mich sofort wecken, damit ich meinen Dienst verrichte. Ich muss mich also gleich aus unserem gemeinsamen Traum verabschieden. Doch wir sehen uns ja in der Welt der Wachen wieder. Und wenn das Leben es so will, träumen wir demnächst wieder voneinander und setzen unsere anregende Unterhaltung fort – falls du das denn auch möchtest?“
„Sehr gerne! Das machen wir! Es hat mich überaus gefreut, deine Bekanntschaft zu machen. Ich wünsche dir ein fröhliches Erwachen auf der anderen Seite! Also dann bis bald in einem anderen Traum…“
Kaum hatte Baum seinen Satz beendet, war die Parkbank plötzlich verschwunden, hatte sich in Luft aufgelöst. Kein einziger Holzspan war von ihr übrig geblieben.
„Dann kann ich mich eigentlich auch aus dem Staub machen. Hier ist ja eh nichts mehr los. Geschlafen und geträumt habe ich zudem genug für diese Nacht.“ Sprach Baum zu sich selbst.
Als er im nächsten Moment aufwachte, war es bereits später Vormittag.
„Da habe ich aber lange geschlafen!“ Staunte Baum, der eigentlich Frühaufsteher war. Der spannende Austausch mit der Parkbank hatte dazu geführt, dass Baum länger in der Traumwelt verweilte als üblich. Die Sonne wärmte seinen Stamm und seine Blätter, und es waren bereits die ersten Parkbesucher unterwegs.
Baum sah zur Bank hinüber, mit der er soeben im Traum kommuniziert hatte. Tatsächlich! Auf ihr hatte eine ältere Dame Platz genommen und ihren Rollator daneben abgestellt. Sie lächelte Baum zu, als würde sie sein wahres Wesen erkennen und es verstehen. Auch Baum schenkte ihr ein Lächeln aus der Tiefe seines Herzens.
Die Bank jedoch blieb stumm. Doch das machte Baum nun nichts mehr aus. Inzwischen kannte er ja den Grund für ihre Schweigsamkeit in der Welt der Wachen. Sie würden sich sicher bald im Land der Träume wiedersehen und ihr begonnenes Gespräch fortsetzen - vielleicht schon in der kommenden Nacht.
Texte: © Träumerin
Bildmaterialien: © Träumerin
Cover: © Träumerin
Tag der Veröffentlichung: 12.05.2025
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