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Regentanz im Sonnenschein

Wasser. Es reinigt meine Seele und spült allen Kummer fort, während ich im Regen tanze. Tropfen, die unaufhaltsam hernieder prasseln, benetzen meine Haut und erfrischen sie. Gleichzeitig zaubert das Licht der Junisonne einen hauchzarten Regenbogen in den Himmel, dessen Farben nach und nach immer kräftigere Nuancen annehmen.

 

Ich schaue den Vögeln zu, wie sie fröhlich und heiter von Baum zu Baum fliegen, ein Loblied auf den Regen singend, der die Natur wiederbelebt und ihr zu neuem Glanz verhilft. Tief atme ich die regengetränkte Luft ein und nehme jedes einzelne Molekül über die Poren in mich auf. Ich weiß nicht, wann ich mich zuletzt so frei und unbeschwert gefühlt habe. Es muss lange her sein. Wahrscheinlich beim letzten Regenguss, der mir in diesem Moment mindestens eine Milliarde von Erdenjahren her zu sein scheint.

 

Wochenlang brannte die Sommersonne mit all ihrer unbändigen Kraft vom Himmel herab und brachte alles um sich herum zum Glühen. Das Gras schien längst verdorrt, die Bäume schrien wortwörtlich um Hilfe. Zu lange war kein Regentropfen mehr gefallen. Tiere, Menschen und Pflanzen litten unter der unbarmherzigen Sommerhitze und sehnten sich nach einem kräftigen Regenschauer, der die Natur durchtränkt und sie zu neuem Leben erweckt. Nun war er endlich gekommen und das Feuer der Sonne für einen Moment vergessen. Mit grenzenloser Dankbarkeit nahmen die Geschöpfe der Erde diesen Wetterumschwung wahr. Nachdem es einige Tage nahezu ohne Unterlass wie aus Eimern gegossen hatte, schienen sie sich zu erholen. Ihr ausgebranntes Wesen wurde aus dem Koma wachgerüttelt und fand ins Hier und Jetzt zurück.

 

Die Welt erstrahlt in einem neuen Licht. In einem leuchtenden Grün funkeln mir die Blätter der Bäume schon aus der Ferne entgegen. Auch das vertrocknete Gras hat sich erholt und eine gesunde Farbe angenommen. Bunte Blumen setzen im Stadtpark hier und da verspielte Akzente. Einige Kinder springen freudvoll schreiend ohne Unterlass in den schlammigen Pfützen herum und beflecken dabei zum Leidwesen ihrer Eltern ihre Kleidung. Der Sommerwind lässt mit jeder Böe hell klingendes Kinderlachen von der anderen Seite des Parks zu mir herüber wehen und einen Teil meiner selbst in meiner Seele erklingen, der für lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Das heitere Zwitschern der Vögel und das freudige Lachen der Kinder rufen ihn in mir wach und erinnern mich daran, warum ich hier bin: Um das Leben im Einklang mit dem Universum zu genießen und jedes seiner vier Elemente in all seinen Erscheinungsformen willkommen zu heißen.

 

Die wärmende Sonne, die mit ihren lichtvollen Strahlen jede dunkle Ecke in meiner Seele erhellt, mag sie noch so finster sein. Das erfrischende Wasser, wie es alles Alte, Verbrauchte aus mir heraus spült und mich in der Tiefe meines Daseins rein wäscht. Den belebenden Wind, der jedes einzelne Staubkorn, das sich auf meinen Geist gelegt hat, hoch wirbelt und mir neue Klarheit schenkt. Und Mutter Erde mit all ihren Bewohnern, zu denen auch ich gehöre. Aus der Natur bin ich entsprungen und werde auf ewig und in aller Dankbarkeit Teil von ihr bleiben, in Liebe und Harmonie verbunden mit allem, was mich umgibt.

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Texte: © Träumerin
Tag der Veröffentlichung: 26.09.2022

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