Wenn die Filzlaus
zweimal juckt
Thomas Reich
Text 2014 © von Thomas Reich
Titelbild-Illustration und Design © Balduin von Blüte-Bomsel
Impressum: Thomas Reich
Bachenstr. 14
78054 Villingen-Schwenningen
Über das Buch:
Ferdi die Filzlaus hat seine Freunde im Gepäck!
Hilf Erzkardinal Richard Geilfuß auf der Suche nach dem geheimnisvollen Volk der Amazonen. Besuche Transwittchen bei den sieben Pimmelzwergen. Wette mit Doktor Alfred Stielmann beim Duell der Geschlechtskrankheiten, und triff seinen alten Duzfreund Klöten-Klaus. Blättere in der Stiftung Blondinentest, und lass dich von einem sexistischen Puppentheater unterhalten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann kratzen sie sich noch heute...
Einst lebte am Hofe ein junges Ding, welches alle das Transwittchen nannten. Denn ihre Perücke war so schwarz wie Ebenholz, und ihr Hintern so weiß wie Schnee. Wenn es auf den Burgzinnen seine Tittchen in Körbchengröße A Minus sonnte, behielt sie den Schlüpper gleich an. So vermochte keine Sonne die noble Blässe ihres Arsches zu vertreiben. Ein unschuldig Ding, dem niemand je ein Leid zugefügt. Leider war es der Sohn der Königin. Diese war definitiv "not amused", als sie in ihr Schlafgemach platzte, und ihn da in ihrer Samtrobe erwischte. Transwittchen zog sich gerade die Lippen zu einem verführerischen Schmollmund.
„Was hast du an meinem Lippenstift zu schaffen? Das ist nicht adelig, das ist ja tadelig! Aus meinen Augen, du kranke Kreatur!“
Zornig schickte die Königin nach dem Förster aus.
„Ihr habt gerufen?“
„Schafft mir das Transwittchen vom Leib. Ich kann es nicht ertragen, dass eine Frau weiblicher ist als ich.“
„Aber sie ist doch keine Frau?“
„Mir egal. Wer sich an meinem Schminkkasten vergreift, der hat sein Leben verwirkt! Führt das Ding in den Wald, und bringt es um.“
„Wie ihr befehlt, meine Königin.“
*
Da hatte die Königin aber die Rechnung ohne den Förster gemacht. Denn schon vor langer Zeit hatte dieser ein Auge auf das Mädchen mit dem ungewissen Geschlecht geworfen. Als er es in den Wald führte, wirkte er zutiefst bedrückt.
„Was ist los mit dir?“
„Eure Mutter die Königin, hat mir euren Tod aufgetragen.“
„Das ist ja schrecklich.“
„Naja, das allein wäre ja gar nicht so schlimm. Es gibt noch eine geheime Begierde, die schwer auf meinen Lenden lastet.“
„Als da wäre?“
„Nur ein Mannweib vermag meinen Docht zum glimmen zu bringen. Ihr wisst, ich bin ein einfacher Mann mit gutmütigen Eiern. Gewährt mir einen Fick, so will ich euer Leben schonen.“
„Ein fairer Preis für mein Leben. Lass uns da hinten ins Gebüsch gehen, wo uns niemand sieht.“
„Verdammt, ich hätte mehr fordern sollen!“
Nachdem der Förster von ihr abgelassen hatte, drückte er ihr ein Stullenpaket in die Hand, und überließ sie ihrem ungewissen Schicksal.
*
Trotzig stapfte Transwittchen davon, der Schatten des Schlosses ragte wie eine dunkle Vorahnung über das Land. Ein schräger Vogel war flügge geworden. Ohne es zu ahnen, hatte ihr die Königin einen Gefallen getan. Alsbald traf Transwittchen auf einen fahrenden Händler, der einen Bauchladen umgeschnallt hatte. Immer noch besser als der Hosenladen, wo sie letztes Mal einkaufen war. Der hatte nur einäugige Schlangen im Angebot. Die hatten ihr dreist ins Auge gespuckt!
„Eichhörnchen, frischgefickte Eichhörnchen!“
Neugierig trat sie näher heran.
„Sind die auch wirklich frisch?“
„Das will ich wohl meinen, gute Frau. Die habe ich gerade frisch gefickt.“
„Dann packen sie mir mal drei Stück ein, für den Weg.“
„Noch ein paar Blashamster dazu?“
„Wie bitte?“
„Na, die mit den dicken Backen.“
„Ähem- Nein danke.“
*
Der Wald schien gar kein Ende zu nehmen. Nach ihrer letzten Zählung musste sie bestimmt sechs Berge rauf- und runtergelatscht sein, und noch immer war keine Herberge für die Nacht in Sicht. Todmüde war sie, und ihre Füße brannten. Gerade als sie die Hoffnung aufgeben wollte, lugte hinter dem siebten Berg eine kleine Hütte aus dem Dickicht von Bäumen und Sträuchern. Mit letzter Kraft schleppte sie sich ins Tal.
Vorsichtig rüttelte sie an der Tür. Unverschlossen, diese Tölpel! So etwas gab es echt nur noch in der Provinz. Mit gerafften Rockschößen streifte sie über die Schwelle. Nicht schlecht, der Laden. Ein bisschen unaufgeräumt vielleicht. Es fehlte die weibliche Hand. Die kannten ja nicht einmal Deko, geschweige denn ein Windlicht. Als Garderobe diente ihnen eine Reihe Nägel, die jemand in die girrenden Tannendielen geschlagen hatte. Vielleicht eine Studenten-WG. Transwittchen inspizierte das Esszimmer, welches vor Dreck und alten Pizzaschachteln nur so strotzte. Hinter dem Haus gab es einen kleinen Garten, doch keine Cannabis-Plantage. Also keine Studenten. Bevor sie schlafen ging, steckte sie sich noch eine Zigarette an, und drückte sie in einem der überquellenden Aschenbecher aus.
*
Während Transwittchen tief schlummerte, kehrten die Bewohner des Hauses zurück. Am Horizont erschien eine Staubwolke. Als sich die Schwaden lichteten, fuhr eine Armada italienischer Sportwagen in die Auffahrt. Chromfelgen blitzten in der Abendsonne.
„Hast du die Tür aufstehen lassen?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Ach komm. Einmal Schlamper, immer Schlamper.“
„Ich schwöre, dieses Mal war ich's wirklich nicht.“
Schnell merkten sie, dass etwas nicht stimmte. Die gewohnte Unordnung war geordnet, ihre persönliche Hab und Gut durchwühlt worden.
„Wer hat meine Pornosammlung durcheinandergebracht?“
„Wer hat von meinen Bierchen getrunken?“
„Wer hat sich mit meinem Rasierer den Sack rasiert?“
„Wer hat von meinen Zigarettchen geraucht?“
„Wer hat an meinem Pimmelchen gespielt?“
„Das warst du doch selbst, Zwerg Wichsi.“
Mit dem Vorwurf der Selbstbefleckung bezichtigt, errötete der Zwerg. Ratlos schaute er in die Runde.
„Seht doch! Da schläft jemand in meinem Bettchen.“
„Willst du sie wecken?“
„Ich trau mich nicht. Mach du.“
„Okay, aber schön vorsichtig. Vielleicht beißt sie.“
Mit einer Feder kitzelte er ihre Nase.
„Sie hat geniest.“
„Mach weiter!“
„Hatschi!“
Zitternd waren die Zwerge hinter die Betten gesprungen. Wie Gänseköpfe im Teich reckten sie ihre Hälse.
„Ei, was seid ihr denn für muntere Gesellen?“
„Wir sind Zwerge.“
„Pfh, ihr seid doch keine Zwerge. Zwerge sind viel kleiner.“
Daraufhin ließen die Zwerge ihre Hosen herunter, um ihren Gast zu begrüßen.
„Naja, das will ich mal gelten lassen. Ihr seid also Pimmelzwerge.“
„Ganz recht. Und was bist du?“
„Transwittchen werde ich genannt. Die Königin will meinen Tod, und nun weiß ich nicht, wohin ich soll.“
Sie brach in Tränen aus, ihr Maskara verwischte. Schwarze Tropfen regneten auf ihr Kleid, wie Tinte.
„Jungs, was sagt ihr? Sollen wir sie in unsere Dienste nehmen?“
„Eine billige Magd könnten wir gut gebrauchen. Allein schon die ganze Bügelwäsche...“
„Und damit keine Eifersucht aufkommt, schläft sie jede Nacht in einem anderen Bettchen. Heute mache ich den Anfang.“
„Das könnte dir wohl so passen!“
„Zipfelklatscher!“
„Sacksauser!“
Transwittchen packte beide Streithähne am Schlafittchen, und keilte sie auseinander. Wütend fuchtelten und spuckten sie aufeinander ein.
„Jungs, lasst uns das wie zivilisierte Menschen regeln. Ich schlage vor, wir losen aus. Wer den Kürzeren zieht, hat verloren.“
Also ließen die Zwerge wieder ihre Hosen herab. Schwanzhakeln war eine traditionelle Sportart aus der tiefsten bayrischen Provinz. Dazu standen sich die Kontrahenten Oarsch an Oarsch gegenüber, gingen in die Hocke, und versuchten sich gegenseitig die Klöten langzuziehen. Wer zuerst schrie, verlor. Am Ende versöhnten sich Sieger und Verlierer bei einem gemeinsamen Eisbeutel in der Beiz.
*
Transwittchen fügte sich in ein Leben als zünftige Hausfrau. Die Pimmelzwerge verließen früh das Haus, und kehrten spät zurück. Sie arbeiteten als Testfahrer für voll krasse Sportwagen. Für sie das einzige Mittel, um ihre genitale Missgestalt zu vergessen. Transwittchen wusch ihre Goldkettchen, polierte die Cowboystiefel, bis ihr eigenes Gesicht sich darin spiegelte. Dann schminkte sie sich. Stundenlang stand sie in der kleinen Küche. Die Zeiten von Pizzalieferdienst und Hundegrillhütte waren vorbei. So konnte doch keine Mensch leben! Und ein Zwerg auch nicht. In der Küche wehte nun ein anderer Wind. Dinkel für Pinkel, Lachs für'n Dachs, Karotten gegen Marotten!
Im Gegenzug für ihre Dienste (die auch nachts nicht endeten, da ging es erst richtig rund!) beschützten sie die Zwerge vor ihrer bösen Mutter. Mit Pimmelzwergen war es im Grunde genommen wie mit Bleistiften: Steck alle in einen Köcher, und dann ist es ganz gut. Bloß wenn sie sich verknoteten, dann fing der Ärger an!
*
Ein paar Berge und Zwerge weiter saß die Königin vor ihrem Schminkspiegel, und drückte einen Pickel aus.
„Sag, Spiegel: Bin ich die Schönste im Land?“
„Ihr seid die Schönste hier. Doch hinter den sieben Bergen, bei den sieben Pimmelzwergen, da ist noch eine viel weiblicher als ihr. Zumindest versucht sie es.“
„Ist es die, von der ich denke? Ausgeschlossen. Tot und begraben liegt sie.“
„Ihr irrt, meine liebe Königin. Transwittchen lebt. Und sie hat einen verruchteren Lidstrich als ihr.“
„Halt den Rand, du Lügengespenst aus Quecksilber fein!“
Vor Wut zerschlug sie den Spiegel. Doch die Scherben schienen sie zu verhöhnen. Was würden ihre Freundinnen im Schönheitssalon sagen, erführen sie davon? Das Maul zerreißen würden sie sich! Wie also war dem Lümmelluder beizukommen? Nur eine arge List konnte die Königin noch retten. Gleiches mit Gleichem zu vergelten, das ziemte ihrer Natur. Mit einer Verkleidung würde sie das Transwittchen täuschen, so wie es die Königin jahrelang als Junge getäuscht hatte. Sie plünderte die Kleidertruhe ihrer Magd, und zog sich ein paar ärmliche Lumpen über. Mit Kohle aus dem Kamin schwärzte sie sich die Wangen. Ganz wie eine arme Bettlerin, die auf der Straße ihr Dasein fristete. Oder eine kleine Händlerin, die von Haus zu Haus zog, um sich am Ende des Tages eine heiße Suppe leisten zu können.
So verkleidet, machte sich die Königin auf den Weg. In ihrem Korb hatte sie Waren des erotischen Bedarfs. Da würde das Transwittchen schwerlich nein sagen können. Dildos und Vibratoren hatten es ihr schon immer angetan. Doch dieser Polypimmel war vergiftet. Abrakadabra und Zapzarapp, da hatte Hofmagier Merlin sich selbst übertroffen, mit einem Punzentoxikum der Schamhaarklasse III. Doch ob es es auch an der hinteren Pforte funktionieren würde? Von Zweifeln geplagt stieg die Königin ins Tal, wo ihre Späher das Haus der Pimmelzwerge ausgemacht hatten. Ach, wie hatte ihr Sohn sich doch verändert! Einst edle Kleider aus Chiffon und Seide, nun das raue Tuch einer Putzschlampe.
„Was willst du Lumpenweib? Ich muss noch die Böden schrubben. Sonst gehe ich bestraft und ungepimpert in die Federn.“
„Da hätte ich doch was für dich! Handgefertigte Dildos aus recycelten PET-Flaschen.“
„Also ich weiß ja nicht... Eigentlich schiebe ich mir nichts von dahergelaufenen Händlern in die Fut.“
„Gut für die Umwelt und die Feige.“
„Nein danke, ich steh auf Zwergenpimmel.“
Wütend packte die Königin das Transwittchen an der Kittelschürze, und legte sie übers Knie. Ganz wie früher, wenn es eine Tracht Prügel gab. Oder ein Fieberthermometer einzuführen. Dieses Mal schob sie ihr den vergifteten Kunststopfer in den Hintern.
„Wirst du wohl, du dumme Pute?!“
Augenblicklich erschlaffte das Transwittchen in ihren Armen. Die Königin ließ sie zu Boden gleiten, und machte sich von dannen, bevor die Zwerge auftauchten. Nun war sie wieder die Schönste im ganzen Land. Und hinter den sieben Bergen, bei den sieben Pimmelzwergen, da schlief Eine ewiglich.
*
Die Zwerge waren entsetzt, als sie das leblose Transwittchen so liegen sahen. Sämtliche Reanimierungsversuche mit Spermaduschen funktionierten nicht. Nachdem die Zwerge sich bis zur Erschöpfung ihrer klitzekleinen Hoden abreagiert hatten, riefen sie beim Pizzadienst an. Transwittchen würde ihnen heute wohl nichts vorsetzen.
Bei einem gemeinsamen Abendessen beratschlagten sie, was wohl zu tun sei. Wie man das liebreizende Geschöpf wenigstens als Wichsvorlage erhalten konnte, wenn auch sonst nicht viel mit ihr anzufangen war. Der Zigarettenzwerg hatte schließlich die zündende Idee: Sie würden ihren geilen Leib in einem Gefrierbeutel vakuumieren. Was für Gemüse gut war, konnte auch dem Transwittchen nicht schaden.
*
So gingen die Jahre ins Land. Das Pimmelmädchen, einst Transwittchen genannt, geriet in Vergessenheit. Nur auf dem Dörfern raunte man sich Geschichten. Von einem Geschöpf mit einer Perücke, so schwarz wie Ebenholz. Und einem Hintern, so weiß wie Schnee. In fernen Landen drang die Kunde an das Ohr von Prinz vom Prügel, der stets auf der Suche nach exotischen Genüssen war, um seine Eichel zu erfreuen.
Er steckte ihn ins Pferd, denn dieses war sein Steckenpferd. Dann ritt er los, und gab dem Gaul ordentlich die Klöten. Der harte Ritt auf dem Sattel forderte seinen Tribut, und mit dicken Eiern kam er bei den Pimmelzwergen an. In einem ehemaligen Hühnerschuppen, der zu einem Schrein umgebaut worden war, lag das Transwittchen aufgebahrt wie eine Jagdtrophäe. In Schnapsgläsern verdorrten Blumen, die man einst zu ihren Ehren aufgestellt.
„Tretet ab, ihr Pimmelzwerge. Dieses edle Wesen braucht einen richtigen Fotzenhobel mit allen Extras! Kein Wunder, dass es noch schläft. Ein Winzpimmel hat noch keine Boylady erweckt!“
Diese Einschüchterung hatte gesessen. Solch eine Schmach hatten die Pimmelzwerge das letzte Mal beim Gruppenduschen im Sportunterricht erlebt. Ängstlich schlichen sie ins Haus zurück, als der Prinz seinen Prügel auspackte. Hart wie Kruppstahl stach er den Gefrierbeutel auf, und näherte sich gefährlich nahe ihrem Hinterteil. Wie ein Skorpion, der sich an Beute pirscht. Dann holte er aus, und bohrte seinen Luststachel in ihr Hinterteil. Der vergiftete Dildo, der solch roher Gewalt nicht gewachsen war, ploppte heraus.
„Oh! Ah! Mein Retter...“
*
Beim Abschied wurden viele Tränen vergossen. Mit den Jahren war sie den Pimmelzwergen lieb und teuer geworden. Manchmal vermieteten sie ihren leblosen Körper an vorbeifahrende Lustmolche. Und kassierten nicht zu knapp! Auch Transwittchen war es schwer ums Herz geworden. Als würde man seiner Familie Lebewohl sagen. Sie hatte ihre kleinen Pimmel in ihr Muschilein geschlossen.
„Was willst du jetzt tun?“
Transwittchen lächelte.
„Es meiner Mutter heimzahlen. Ihr zeigen, was für eine Frau aus mir geworden ist.“
„Aber du hast noch einen Pimmel?!“
„Darauf geschissen.“
„Du meinst letzte Nacht?“
„Nicht wirklich. Ich rede von Rache.“
In den roten Strahlen einer scheidenden Sonne ritten sie nach Hause. Endlich nach Hause, dachte Transwittchen.
*
Ihre Mutter hatte sich verändert. Während Transwittchen in ihrem ewiglichen Schlaf kein Alter kannte, hatte es die Königin bitter getroffen. Tiefe Furchen pflügten ihren Gesichtsacker. Die Krähenfüße kreisten wie Aasgeier um die Reste ihrer verdorrten Jugend. Ganze Trauben von Wäscheklammern hielten die schlaffe Haut wie einen Dutt zusammen. Und nun drang auch noch die Kunde an ihr taubes Ohr, das Transwittchen wäre erwacht. Sofort ließ sie die Leibgarden verdoppeln; eine Einheit kontrollierte das Schloss, die andere stand ihr im Schlafzimmer zur persönlichen Verfügung.
Nur einen Tagesritt südlich pausierten Transwittchen und der Prinz vom Prügel unter einem Baum.
„Wie ist sie denn so, eure Mutter?“
„Ach, ein arges Biest. Sie hat es nie überwunden, dass ich die Schönste bin aus dem ganzen Wurf.“
„Aber mit einem Pimmelchen.“
„Ja, mit einem Pimmelchen fein. Letzte Nacht schien dir das ja nichts auszumachen, was?“
„Schon gut. Vermisst du die Zwerge?“
„Sie haben immer gut auf mich aufgepasst. Vergiss nicht, sie auf die Gästeliste zu setzen.“
„Welche Gästeliste?“
„Na, die zu meiner offiziellen Krönungszeremonie.“
„Nimmst du da den Mund nicht ein bisschen zu voll?“
„Maulsperre kriege ich wohl kaum. Ist da nicht dein Prügel, der mich maulaffenfeil gelehrt hat?“
*
Ihr größtes Problem waren die Palastwachen. Doch wenn Transwittchen mit ihrem schneeweißen Zuckerarsch wackelte, war es um die tapfersten Männer geschehen. Mühsam erfickte sie sich ihren Weg bis ins Innere des Schlosses. Die Tyrannin zu stürzen.
„Du wagst es, infame Kreatur?“
„Mutter, ihr habt ausgedient. Die schöne Jugend nimmt das Zepter in die Hand.“
„Niemals, nur über meine Leiche!“
Kaum war der Wunsch ausgesprochen, da war der Prinz vom Prügel auch schon zur Seite. Er hatte seine Spitze in Pfeilgift getaucht, und schob sie grunzend in die Königin. Sie verstarb mit einem verblüfften Gesichtsausdruck.
„Bringt mir die Krone. Ich will euch eine schrillere Regentin sein, als dieses Weibsstück!“
„Sie trägt sie nicht.“
„Dann lasst das Schloss durchsuchen, verdammt. Noch im Tod verspottet sie mich. Aber das lasse ich mir nicht bieten. Ich bin kein kleiner Junge mehr! Ich habe gelernt, mit Lippenstift und Nagellack umzugehen. “
„Mylady ich fürchte, eure Mutter hat das gute Stück zum Pfandleiher gebracht.“
„Meine Kronjuwelen versetzt, wie konnte sie nur?“
„Die Zofen munkeln, sie hätte Schulden beim Gesichtsmacher im Schönheitssalon gehabt.“
„Das glaube ich gerne. Immer wollte sie schöner sein als ich, weiblicher. Das muss sie Unsummen gekostet haben.“
„Ich schlage euch vor, wir basteln eine Krone aus den erstbesten Materialien, die wir finden können.“
„Dies erscheint mir fair. Nun aber hopp im Galopp, ich will das Tanzbein schwingen!“
Man holte die königliche Bastelzofe, bewaffnet mit den Insignien ihres Gewerbes: Buntem Tonpapier und Klebstoff.
„Voilà, fertig ist eure Krone.“
„Bekomme ich einen Reichsapfel hinzu?“
„Der Obsthändler hatte keine mehr. Es war eine schlechte Ernte dieses Jahr,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Thomas Reich
Cover: Balduin von Blüte-Bomsel
Tag der Veröffentlichung: 28.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1559-9
Alle Rechte vorbehalten