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Zauberdings ...

Endlich wieder Freitag.

Schon während der Fahrt fällt die Anspannung der letzten Wochen von mir ab und macht dieser altbekannten Vorfreude Platz. Es ist einfach so wie immer. Ich gehe an dem Türsteher vorbei, der mir freundlich zunickt und betrete mit diesem Glückskitzeln im Bauch den Club. Alle vier Wochen das gleiche Ritual und trotzdem ist es immer wieder aufregend. Um nicht im Alltagstrott zu versinken, gönne ich mir einmal im Monat eine Auszeit. Mein Leben ist etwas kompliziert, nein falsch, eher stressig. Um nicht komplett darin unterzugehen, gönne ich mir diese kleinen Fluchten von meinem straff organisierten Tagesplan. Innerlich muss ich grinsen. Das wird garantiert wieder ein schöner Abend, so wie eigentlich jedes mal. Ich freue mich darauf und spüre bereits jetzt dieses erregende Kribbeln, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitet. Diese Nacht gehört mir und ich werde sie mit allen Sinnen genießen. Natürlich bin ich perfekt vorbereitet. Frisch geduscht, glatt rasiert, total entspannt.

 

Zielstrebig mache ich mich auf den Weg zur Bar. Ich möchte einen dieser leckeren Cocktails trinken und den Abend damit gebührend einläuten. Wieder einmal diese Leichtigkeit spüren, die ich in meinem alltäglichen Leben manchmal vermisse. Man hat oft sehr viel Verantwortung und muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht darin verliert - im Labyrinth des Lebens mit all seinen verwinkelten Wegen. Der Barkeeper nickt mir kurz zu, als ich bei ihm meinen Cocktail bestelle. Die Musik wummert aus den Lautsprechern und diese knisternde Stimmung liegt bereits in der Luft, die auf mehr hoffen lässt. Die meisten Kerle sind heute nur hier, um Spaß zu haben. Um jemanden zu finden, der ihre Neigungen teilt und sie für ein paar Stunden die Realität vergessen lässt. Mein Drink wird vor mir abgestellt und der erste Schluck bringt bereits das Prickeln zurück. Jetzt fehlt nur noch der passende Gegenpart und das Spiel kann beginnen.

 

Neugierig schaue ich mich um und lasse meinen Blick über das heutige Angebot schweifen. Sicher nicht so schlecht, aber auch nicht wirklich berauschend. Es ist jedenfalls nichts Besonderes für mich dabei. Enttäuscht drehe ich mich wieder zur Bar um und nippe an meinem Cocktail. Ein paar Typen sprechen mich an, aber mal ehrlich: So verzweifelt bin ich dann doch noch nicht. Gerade als ich nochmal trinken möchte, werde ich von der Seite angerempelt und verschütte dabei einen Teil meines Getränks. War ja klar. Der einzige Blödmann in diesem Club setzt sich genau neben mich.

 

„Hey verdammt. Pass doch auf!“, maule ich den Kerl neben mir an und bin auch gleich ein bisschen angepisst. Der Abend verläuft schließlich bislang noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Da hat mir so ein Tölpel gerade noch gefehlt. Anstatt auf meine Pöbelei einzugehen, schenkt mir dieser allerdings ein strahlendes Lächeln und streckt mir seine Hand entgegen.

„Tschuldigung, war volle Absicht. Ich bin übrigens Gerrit Neumann. Der nächste Drink geht auf mich, okay?“ Jetzt zwinkert er mir auch noch frech zu und ich kann nicht anders, grinse zurück. Zur Abwechslung ist hier mal ein Scherzkeks unterwegs, ein Kerl mit Humor. Außerdem sieht er wirklich nicht schlecht aus, also kriegt er eine Chance.

„Ich bin Thomas Eckert. Die meisten jedoch nennen mich einfach Ecki.“ Der Barkeeper stellt zwei neue Cocktails vor uns ab und wir prosten uns zu. Unsere Unterhaltung in der nächsten Stunde ist sehr locker und wir tauschen uns über alles Mögliche aus. Gerrit ist ein sehr humorvoller Mann und bringt mich immer wieder zum Lachen.

 

„Komm Ecki, lass uns tanzen“. Übermütig zieht er mich vom Barhocker runter und ehe ich mich versehe, wirbelt er mich bereits auf der Tanzfläche wild herum. Er ist ein wirklich guter Tänzer, hat wohl jede Menge Übung darin. Seine Bewegungen sind sehr geschmeidig und wie ich zugeben muss, auch ziemlich sexy. Gerrit gefällt mir immer besser und mittlerweile reagiert mein gesamter Körper auf ihn. Anfangs wirken seine Berührungen noch ganz unschuldig, eher zufällig und sind sehr zurückhaltend. Mit der Zeit jedoch werden diese immer mutiger und seine Avancen in meine Richtung nur allzu deutlich. Mir wird immer heißer und ich gehe auf sein Spiel ein, gebe meine Zurückhaltung auf. Im Takt der Musik reiben wir unsere Körper lasziv aneinander. Es ist wie ein Rausch und ich lasse mich treiben, vergesse alles um mich herum.

 

Als er mich stürmisch küsst, stehe ich sofort in Flammen und verglühe förmlich. Der Kerl macht mich verrückt, aber das ist genau das, was ich heute Nacht will. Nach dem dritten Cocktail und einer weiteren Tanzeinlage beschließen wir beide, den Abend woanders ausklingen zu lassen. Wir sind bereits so heiß aufeinander und können unsere Finger nicht voneinander lassen, womit wir schon missbilligende Blicke auf uns ziehen. Bevor sie uns noch rauswerfen, verdrücken wir uns lieber ganz schnell und suchen uns ein lauschiges Plätzchen, wo wir ungestört sind. Gerrit zieht mich zum Ausgang und wir verlassen eilig den Club. Noch ganz benebelt von unserem intensiven Körperkontakt folge ich ihm einfach und wir steuern zielsicher das nächste Hotel an.

 

Eins muss man ihm lassen: Er kommt ohne Umwege direkt auf den Punkt. Mit wenigen Worten organisiert er an der Rezeption den Schlüssel für ein Zimmer und bugsiert mich eilig in den nächsten Aufzug. Dort geht unsere wilde Knutscherei weiter und wird nur durch das leise »Pling« unterbrochen, als wir unser Stockwerk erreichen. Auf dem schnellsten Weg stolpern wir aus dem Fahrstuhl und Gerrit zieht mich hinter sich her zu unserem Zimmer. Ungeduldig öffnet er die Tür und stößt sie auf. Kaum fällt diese ins Schloss, stürzt er sich regelrecht auf mich. Ich habe nicht den Hauch einer Chance, mich gegen ihn zu wehren, und will das auch nicht.

 

Energisch schiebt er mich Richtung Zimmermitte und zerrt dabei ständig an meiner Kleidung. Hastig zieht er mir mein Shirt über den Kopf und lässt seines gleich folgen. Seine Hose ist bereits geöffnet und mit flinken Fingern nestelt er ungeduldig an meinem Reißverschluss. Irgendwann ist mir alles egal und ich revanchiere mich auf die gleiche Weise. Geradezu gierig reißen wir uns gegenseitig unsere Jeans vom Körper und auch der Rest ist bald Geschichte. Mittlerweile nackt landen wir auf dem breiten Bett und er übernimmt sofort die Führung. Gerrit ist sehr dominant und lässt mir keine Chance auf Gegenwehr. Wie in einem Schraubstock hält er mich fest und ich kann mich keinen Millimeter bewegen. Seine Dominanz ängstigt mich jedoch nicht – im Gegenteil. Es macht mich richtig an, wie sehr er mich will. Sein Begehren nach mir und meinem Körper. Der schier unstillbare Hunger und diese rohe Gier. Diese Mischung macht mich total willenlos und ich brauche mehr. Viel mehr.

 

Wie im Rausch erlebe ich die nächsten Stunden und blende alles andere um mich herum komplett aus. Riechen, fühlen, schmecken. Ich höre seine dunkle Stimme, die mir versaute Dinge ins Ohr flüstert und sein lustvolles Stöhnen, das mich erschauern lässt. Ich zerfließe unter seinen Händen und löse mich in meine Bestandteile auf. Was für ein Kerl, was für eine fantastische Nacht. Erschöpft und zufrieden liege ich auf dem Bett, strecke alle viere von mir, kann mich keinen Millimeter mehr bewegen. Genau so habe ich es mir vorgestellt und ich hoffe, die Nacht ist noch nicht vorbei.

 

„Gibts noch mehr?“, frage ich hoffnungsvoll und sehe in sein lächelndes Gesicht. „Sicher doch“, antwortet er mit einem frechen Zwinkern und steht auf. Langsam tappst er durch den Raum und präsentiert mir seine leckere Rückseite. Was für eine Schnitte. Meine Kronjuwelen sind der gleichen Meinung und freuen sich auf mehr. Erst die Stimme von Gerrit holt mich aus meinen Träumereien zurück. „Ich glaube, die Aufnahmen sind ganz gut geworden. Was würde wohl dein Chef dazu sagen, Schätzchen?“ Mit einem jovialen Grinsen auf seinen Lippen sieht er mich an und wendet sich wieder der Kamera in seinen Händen zu. Vollkommen erstarrt sehe ich ihn nur ungläubig an. Der Kerl hat das alles gefilmt? Wie zum Teufel hat er das gemacht?

 

„Du hast das geplant?“, frage ich ihn überflüssigerweise, denn daran gibt es eigentlich keinen Zweifel. „Jepp“, antwortet er knapp und leckt sich über die Lippen. Fuck! Was mein Chef dazu sagen würde? Keine Ahnung. Trotzdem möchte ich nicht zu seinem Unterhaltungsprogramm in der Mittagspause beitragen. Gerrit sieht mich immer noch abwartend an und ich entschließe mich zum Gegenangriff.

„Nenn deinen Preis. Was muss ich tun, damit du das nicht machst?“ Ich muss schwer schlucken und hoffe auf ein annehmbares Angebot. Der Kerl ist ein Teufel und hat mich in der Hand. Sichtlich amüsiert denkt er einen Moment darüber nach und sein diabolisches Grinsen lässt nichts Gutes hoffen.

 

„Du kümmerst dich um die Bridge-Runde meiner Mutter nächste Woche und beglückst die Ladys mit deiner Gesellschaft. Ich übernehme dafür das Kochen. Die Damen können ihre Hände einfach nicht bei sich behalten und dein Po ist mindestens genauso schön wie meiner.“ Schadenfroh setzt er noch einen drauf. „Geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid, Baby. In guten wie in schlechten Zeiten, denk an deinen Schwur.“ Gezielt werfe ich ein Kissen nach ihm, verfehle ihn allerdings knapp. Aber ich bin ihm nicht wirklich böse. Sein Lächeln ist wieder mal entwaffnend und dagegen war ich schon immer machtlos. Mein sexy Ehemann wickelt mich immer wieder um den kleinen Finger. Na warte, Freundchen. Mein Spieltrieb ist erwacht. Zeit für eine Revanche. „Ich wüsste aber zu gerne, was mein „Boss“ zu dem Filmchen sagen würde?“ Jetzt grinse ich ihn breit an und bin auf seine Antwort sehr gespannt. „Der freut sich unter Garantie darüber, solch ein anregendes Geschenk zu bekommen. Ist doch ein gutes Trostpflaster bis zum nächsten Date mit dir.“

 

Sein unschuldiges Lächeln passt so gar nicht zu seinen schmutzigen Gedanken. „Boss, du bist ein perverser Lüstling“, presse ich nur noch mühsam heraus und verdrücke mir das Lachen. Er legt die Kamera beiseite und krabbelt ganz langsam über die Matratze auf mich zu. „Du bist heute ganz schön frech, Süßer“, raunt er mir zu, bevor er mich wieder unter sich begräbt. Albern kabbeln wir herum und ich kann es einfach nicht lassen, ihn aufzuziehen.

„Kann ich dich eigentlich wegen sexueller Belästigung anzeigen? Die Nummer auf deinem Schreibtisch letzte Woche fällt sicherlich darunter.“ Wir brechen beide in schallendes Gelächter aus. „Blödmann“, bringt er nur noch kichernd hervor. „Spinner“, pruste ich ihm entgegen und wir balgen uns wie die Kinder durch die Laken. „Ja, ich liebe dich auch, Ecki“, kommt es etwas atemlos von ihm und er zieht mich in seine Arme, legt meine Hand auf seine Brust. Ich glaube, seinen wummernden Herzschlag unter meinen Fingern zu spüren. Vielleicht bin ich aber von unserer Rangelei nur genauso außer Atem wie er. Minutenlang liegen wir einfach nur so da und genießen die Nähe des anderen.

 

„Warum bist du heute so spät gekommen?“ Ist mit den Kids alles in Ordnung?, durchbricht meine Frage die Stille. „Ja sicher. Den Kindern geht’s gut. Der Babysitter war nur zu spät dran. Ich sollte mal ein ernstes Wort mit meiner Mutter reden“, antworte er gespielt entrüstet und ich sehe in das amüsierte Gesicht meines Mannes, bin erleichtert. „Nee, lad sie besser schick zum Essen ein, das ist effektiver. Bis wann müssen wir denn wieder zuhause sein?“, frage ich mit diesem hoffnungsvollen Unterton in der Stimme.

„Erst morgen früh, Honey. Das ist das Geschenk zu unserem Hochzeitstag von meiner Mutter. Eine ganze Nacht allein mit meinem Mann.“ Ich schmiege mich noch enger an ihn und brumme wohlig vor mich hin. „Fantastisch oder? Ich liebe diese Frau und ihre wunderbaren Ideen“, jubelt er ausgelassen und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Und was machen wir jetzt, mein Hübscher?“, neckt er mich und kitzelt mich im Nacken. „Da fällt uns doch ganz sicher was ein oder?“

Ganz unschuldig streiche ich über seine linke Brustwarze und entlocke ihm damit ein leises Seufzen. „Also ich hätte da schon eine Idee …“, raune ich ihm zu und stürze mich lachend auf ihn. „Teil zwei mit allen Schikanen. Bist du bereit, Zauberdings?“ Lasziv lasse ich mein Becken an seiner Mitte kreisen und küsse ihn wild. „Nenn ihn nicht immer Zauberdings. Es ist einfach nur mein Schwanz, Baby“, tadelt er mich wieder, muss allerdings selbst kichern.

 

Mag ja sein, dass er recht hat. Für mich bleibt er trotzdem das Zauberdings, denn schließlich katapultiert mich mein Göttergatte damit regelmäßig in andere Galaxien. Das ist doch nun wirklich pure Magie oder? Außerdem ist es unverfänglicher und so merkt im Allgemeinen niemand, dass ich hier von seinem besten Stück spreche. Und ihr verratet doch nichts oder? Danke schon mal dafür. Ich wusste, wir verstehen uns ...

 

 

Ende

 

Impressum

Texte: Ellie Sandberg
Bildmaterialien: Bildmaterialien: pixabay.com, Bearbeitung: Caro Sodar
Lektorat: Ellie Sandberg/ Ani Rid
Tag der Veröffentlichung: 27.04.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für all jene, die magische Momente lieben.

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