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kidnapped


Breathing




Kapitel 1: kidnapped




Inhalt

: Das BAU-Team muss wegen eines offensichtlich sadistischen Mannes, der wahllos Männer im alter von 20-30 Jahren gefangen hält und sie dann durch Stromstöße tötet, nach Nashville fliegen, um dort den Fall zu lösen, was sich allerdings als schwieriger als erwartet herausstellt, da Reid kurz nach der Anreise entführt wird. Und nach einigen Nachforschungen stellt sich schließlich heraus, dass Reid den Täter kennt, was ihm allerdings nicht bewusst ist.


Es war der erste wirklich sonnige Tag dieses Jahres in Quantico, Virginia, was dem völlig ratlosen Team der BAU allerdings verborgen geblieben war. Grübelnd saßen die sieben Agents um den ovalen Tisch des mittelgroßen Besprechungszimmers und gingen zum geschätzten tausendsten Mal alle bisherigen Beweislagen durch, kamen aber dennoch nicht weiter.

"Das wird so nichts. Wir sollten erst einmal nach Nashville fliegen und uns den letzten Tatort ansehen, bevor wir das Täterprofil erweitern", wandte Morgan nach einigen Minuten ein und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen.
Aaron Hotchner, der bisher nur an dem länglichen Tisch neben der gläsernen Tafel, an welche die Bilder der Opfer und Tatorte gepinnt waren, gelehnt hatte, richtete sich nun auf und fing an, seine Unterlagen zusammen zu packen.
"Soll ich das jetzt als Bestätigung nehmen?", fragte der dunkelhäutige Agent belustigt und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf.
"Ja", war die knappe Antwort seines Vorgesetzten, der nun damit begann, die Glastafel frei zu räumen.
"Na, dann werd ich wohl mal nach Hause gehen und meine Tasche packen." JJ stand auf und wünsche dem Rest ihres Teams noch einen schönen Tag, ehe sie als Erste aus der Tür verschwand. Kurz darauf folgen ihr auch die restlichen Agents, abgesehen von Hotchner, der noch immer mit Aufräumen beschäftigt war.


Am nächsten Abend um Punkt Neun hatten sich alle wieder in einem der Privatjets des BAU eingefunden und besprachen schon einmal die Vorgehensweise in ihrem neuen Fall.
"Ich fasse unsere gestrigen Ergebnisse noch einmal kurz zusammen: Der Täter ist höchstwahrscheinlich männlich, ebenso wie seine vier Opfer. Er sollte nicht älter als 40 Jahre alt sein und weist eine stark sadistische Auftretensweise auf, die sich auch im Umgang mit seinen Opfern bemerkbar macht. Die vier Männer wurden circa eine Woche gefangen gehalten und dann durch mehrere starke Stromschläge getötet. In den letzten sechs bis sieben Tagen vor ihrem Tod wurden sie von ihm stark misshandelt. Allerdings konnte bei keinem der Opfer ein sexueller Übergriff festgestellt werden, was darauf schließen lässt, das der Täter nicht aus sexuellen Motiven handelt", beendete Hotchner schließlich seine Zusammenfassung, überreichte jedem Teammitglied einen gelben Zettel, auf den das bisherige Täterprofil gedruckt war und setzte sich anschließend wieder.
"Alle Opfer waren im Alter von 20-30 Jahren, haben jedoch alle verschiedene Haarfarben. Das erste Opfer war blond, das zweite schwarzhaarig, das dritte brünett und das letzte dunkelblond. Der Bildungsstand ist bei allen vier ebenfalls unterschiedlich. Und auch die Hautfarbe variiert", setzte nun Rossi das Profil der Toten fort und runzelte die Stirn.
"Man kann also nicht wirklich bestimmen, auf welche Art von Männern es unser Täter abgesehen hat, da bis auf das Alter alle oberflächlichen Daten völlig variabel waren. Fast so, als hätte er genau darauf geachtet, dass man von Außen hin keine Verbindung knüpfen kann. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob es bei den Hintergrundinformationen über die vier genauso aussieht, oder ob man dort nicht eine Gemeinsamkeit finden kann", überlegte Reid und rieb sich seine brennenden Augen.
Er hatte schon seit Tagen nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen, da ihn mal wieder schreckliche Kopfschmerzen plagten.

"Alles in Ordnung, pretty boy?", harkte Morgan nach, als sie mit der Besprechung fertig waren, und strich vorsichtig über den Arm des Dunkelblonden, der daraufhin nur leicht lächelte und nickte.
"Alles bestens", versicherte er noch einmal, ehe er sich wieder seinem Buch widmete. Mit einem leisen Seufzen rutschte der dunkelhäutige Agent ein wenig in seinem Sitz herum, um eine bequemere Haltung zu finden und schloss dann seine Augen, um sich alles noch einmal in Ruhe für sich selbst durchzugehen.


Nach einer guten Stunde landete der Jet endlich und das BAU-Team stieg aus. Der Flug war noch sehr angenehm verlaufen und Morgan war eine halbe Stunde vor der Landung in seinem weichen Sitz einfach eingeschlafen, bis Reid ihn dann schließlich aufwecken musste, weil sie angekommen waren.
Als sie die Treppe herunter gestiegen und ein paar Meter auf den Ausgang des kleinen Flughafens zugegangen waren, kam ein etwas rundlicher Mann in einem schlecht geschnittenen Anzug auf sie zugetrabt und reichte Hotchner seine rechte Hand, um diese einmal kräftig durchzuschütteln.
"Willkommen in Nashville, Special Agent Hotchner. Ich hoffe, Sie und Ihr Team hatten einen angenehmen Flug", meinte der Mann und zupfte sich sein weißes Hemd zurecht.
"Ich bin hier der leitende Officer. Mein Name ist William Price. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen."
Officer Price lächelte aufmunternd und bat das Team, ihm zu folgen.

Als sie vor dem ziemlich verlassen wirkenden Flughafen ankamen, standen dort schon drei schwarze Geländewägen bereit.
Hotchner, Prentice und Morgan ließen sich noch schnell von Officer Price die Wegbeschreibung zum Hotel und dem Polizeirevier auf ihre Handys schicken, ehe sie sich auf den Weg machten.
Hotchner und Rossi besetzten den ersten Wagen, Prentice, Jareau und Garcia den zweiten und zuletzt fuhren auch Reid und Morgan los.

"Sag mal", setzte Morgan an und hielt an einer roten Ampel, "glaubst du, dass der Typ sich seine Opfer vielleicht wirklich nur rein zufällig aussucht?"
Der Jüngere zuckte nur mit den Schultern.
"Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber was sollte das für einen Sinn ergeben? Was hätte er davon?", sprach Reid seine Bedenken aus und lehnte sich etwas zurück.
"Ich weiß ja auch nicht. Aber mir kommt das Ganze schon etwas seltsam vor", murmelte der Dunkelhäutige und trat wieder auf das Gaspedal, als die Ampel endlich wieder auf Grün umsprang.
"Da magst du schon recht haben, ich finde auch, dass da etwas nicht stimmt... aber ich komme auch nicht drauf, was es sein könnte."
Reid wandte seinen Kopf zu Morgan um und musterte dessen nachdenkliches Gesicht. Unwillkürlich musste er bei diesem Anblick lächeln, da sein Teampartner ein so ernstes Gesicht machte, wie er es in einer solchen Situation gar nicht von ihm kannte.
Normalerweise würde er jetzt Witze machen, und ihn ärgern.
Mit einem amüsierten Kopfschütteln piekte der Dunkelblonde seinen Partner in die Seite.
"Schau bitte nicht so ernst", murmelte Reid und sah wieder aus dem Fenster.
"Warum, was stört dich daran?", wollte Morgan nun mit einem leichten Grinsen wissen und gab noch etwas mehr Gas. Reid antwortete ihm nicht mehr, da er bereits eingeschlafen war.
Mit einem leisen Lachen strich er dem Jüngeren kurz über das etwas längere Haar und konzentrierte sich dann wieder voll und ganz auf die Straße.


Nach gut einer halben Stunde kamen die Agents endlich bei ihrem Hotel an. Morgan bemerkte, dass die anderen zwei Wägen von den anderen Teammitgliedern bereits auf dem breitflächigen Parkplatz standen, und manövrierte seinen Wagen direkt in die Lücke zwischen den beiden anderen.
Dann schnallte er sich ab und beugte sich etwas zu Reid herüber, der immer noch friedlich schlummerte. Mit einem leisen Seufzen strich er dem Dunkelblonden eine Haarsträhne aus dem markanten Gesicht.
"Hey, pretty boy, Zeit zum Aufstehen", flüsterte er dem Jüngeren zu, der sich jedoch nicht rührte.
"Reid, du musst aufwachen", startete Morgan einen erneuten Versuch, der jedoch wieder fehlschlug. Vorsichtig strich er über Reids Wange und tätschelte diese dann leicht.
Mit einem unzufriedenen Murren fuhr sich Reid verschlafen über seine Augen und blinzelte dann schließlich seinen Teamkollegen an, der sich nun wieder etwas von ihm entfernt hatte.
"Na, auch endlich wach?", scherzte Morgan gut gelaunt und strubbelte Reid noch einmal kurz durch das wirre Haar, ehe er aus dem Wagen stieg und die Tür hinter sich schloss.
Immer noch etwas müde tat es Reid ihm nach, folgte seinem Partner zum Kofferraum des schwarzen Geländewagens und schnappte sich seine Taschen.
Zusammen gingen sie dann in die Lobby des Hotels und checkten ein.

Das Zimmer, in dem sie nun für einige Tage verweilen würden, sah ziemlich gemütlich aus.
Die Wände waren in einem matten Orange gestrichen und der kleine Tisch in der Mitte war, ebenso wie die zwei Stühle, die um diesen herum standen, aus einem dunklen Holz, was das ganze Zimmer etwas edler wirken ließ.
Die große Couch, die gegenüber des großen Flachbildfernsehers stand, war in einem etwas kräftigeren Orange gehalten.
Im anliegenden Raum befand sich das Schlafzimmer, in dem nur ein großer, ebenfalls aus dunklem Holz bestehender Schrank und ein wirklich riesiges Doppelbett standen.
Reid warf nur einen kurzen Blick darauf und seufzte leise.
Sie hatten zwar schon oft zusammen in einem Bett schlafen müssen, aber gerne tat er es noch immer nicht. Er mochte es lieber, wenn er ein wenig mehr Privatsphäre hatte. Aber eigentlich war es ja auch egal, da er ja sowieso nicht lange schlafen würde.
Die Kopfschmerzen oder die immer wieder kehrenden Albträume würden ihn sowieso wieder viel zu früh aus dem Schlaf reißen.
"Morgan, stört es dich wenn ich noch ein wenig an die frische Luft gehe? Ich brauch das jetzt", fragte Reid und wartete die Antwort des Dunkelhäutigen ab. Dieser nickte nur grinsend und warf sich auf das Bett.
"Kein Problem, baby boy. Aber beeil dich", schnurrte ihm Morgan entgegen und zwinkerte gespielt verführerisch. Reid verdrehte nur lächelnd die Augen und schlüpfte zur Tür hinaus.

Die kühle Abendluft tat ihm gut. Sie vertrieb seine Kopfschmerzen und ließ ihn wieder frei denken. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen spazierte der Agent ein wenig die Straße entlang und sog die frische Luft ein.
Doch auf einmal hielt er inne. Hatte er da nicht gerade ein Knacksen gehört? Verunsichert ließ Reid seinen Blick in den Wald zu seiner Rechten schweifen und legte eine Hand an seine Pistole.
Seit er seinen Waffenschein gemacht hatte, fühlte er sich wesentlich besser, wenn er sie bei sich trug. Denn für den Notfall wollte er immer ausgerüstet sein.
Vorsichtig näherte sich dem dichten Gebüsch etwas und zog nun doch schon einmal seine Waffe.
In Gedanken beschimpfte er sich selbst, weil er nicht daran gedacht hatte, sich eine Taschenlampe mit zu nehmen. Doch das änderte auch nichts mehr an der jetzigen Situation.
"Ist da jemand?", rief Reid nun laut und wich etwas zurück, als er es wieder rascheln hörte.
Mit einem mal stellten sich seine Nackenhaare auf und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Er wollte sich schnell umdrehen, um nachzusehen, wer dort hinter ihm stand, doch schon im selben Moment wurde er gepackt und ein feuchtes Tuch wurde ihm unter die Nase und über den Mund gelegt.
Reid wusste nur zu gut, um was es sich dabei handelte.
Chloroform.
Mit seinen letzten verbleibenden Kräften versuchte der FBI-Agent, sich gegen die starken und ziemlich muskulösen Arme seines Angreifers zu wehren, was ihm allerdings nicht gelang.
Krampfhaft versuchte Reid, seine Augen offen zu halten, doch die Schwärze holte ihn irgendwann ein und sein ganzer Körper erschlaffte.


missing


Breathing




Kapitel 2. missing




Als Derek Morgan am nächsten Morgen um halb fünf zufrieden gähnend aufwachte, wunderte er sich noch nicht darüber, dass Reid nicht neben ihm lag. Der Jüngere hatte sich bestimmt irgendwo einen Kaffee geholt und saß nun in dem kleinen Wohnraum des Hotelzimmers.
Doch als der Dunkelhäutige dieses betrat, fand er es leer vor, ebenso wie das Bad.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend streifte sich Morgan schnell eine Jeans und ein schwarzes Muskelshirt über, ehe er das Zimmer verließ und die Treppe zur Lobby hinunter joggte.
Suchend sah er sich dort um, doch auch hier war keine Spur von seinem Teamkollegen zu finden.
"Entschuldigen sie bitte", wandte er sich nun an die blonde Frau an der Rezeption und fuhr sich unbehaglich über seinen Kopf.
"Ja bitte, was kann ich für sie tun?", fragte sie freundlich und lächelte den Profiler an.
"Ist heute früh ein junger Mann, mit etwas längeren, dunkelblonden Haaren hier vorbei gelaufen?", wollte Morgan nun wissen und lächelte zurück.
Zuerst sah die Blondine etwas nachdenklich aus, doch dann schüttelte sie bedauernd ihren Kopf.
"Tut mir leid, ich glaube nicht. Aber gestern Abend ist jemand raus gegangen, der genau auf ihre Beschreibung passt", meinte sie und entschuldigte sich kurz, da das Telefon in diesem Moment klingelte.
"Verdammt!", fluchte Morgan leise und trabte aus dem Hotel, um sich draußen nach Reid umzusehen.

"Oh, guten Morgen", begrüßte ihn Prentice, die auf der Marmortreppe, die zum Hoteleingang führte saß und einen Kaffee trank.
"Ist was passiert?", wollte sie schließlich wissen, als ihr Kollege nicht antwortete und stattdessen lieber die Gegend inspizierte.
"Ja, ich glaube schon", gab der dunkelhäutige Profiler zu und setzte sich neben die Schwarzhaarige.
"Ich kann Reid nirgends finden, und ich glaube auch nicht dass er joggen gegangen ist oder so, weil die Frau an der Rezeption meinte, dass er heute nicht hier raus gekommen ist. Und ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass er gestern Abend auch nicht mehr zurück ins Zimmer gekommen ist", erzählte Morgan seine Befürchtung und fuhr sich mit beiden Händen über sein verspanntes Gesicht.
"Glaubst du, dass er entführt wurde?", wollte Prentice wissen und sah ihren Teamkollegen skeptisch an. Dieser zuckte jedoch nur ratlos mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht", gab er zu und zog sein Handy aus der Hosentasche, das er sich vorher noch schnell eingesteckt hatte.
Auswendig tippte er Reids Nummer ein und stellte dann auf Lautsprecher. Es piepte ein paar Mal bis dann die Nachricht ertönte, dass der gewünschte Ansprechpartner zur Zeit leider nicht erreichbar wäre und das man ihm aber eine Nachricht hinterlassen könnte, was Morgan dann auch gleich tat.
"Reid, wo zum Teufel steckst du? Melde dich bitte so schnell wie möglich bei mir, okay?", bat der Profiler seinen Teamkollegen und legte dann auf.
Besorgt musterte Prentice ihren Kollegen.
"Ihm ist nichts passiert. Der ist gestern bestimmt nur ein wenig spazieren gegangen und dann auf irgendeiner Bank eingeschlafen", versuchte sie Morgan aufzumuntern, was allerdings nicht besonders gut klappte.


Ein paar Stunden später saßen die sechs übrig gebliebenen BAU-Agents im Polizeirevier von Nashville und berieten sich mal wieder. Doch dieses Mal ging es nicht in erster Linie um den Täter, sondern um Reid, der noch immer nicht auf zu finden war, und das, obwohl Hotchner, Rossi, Prentice, JJ und Morgan wahrscheinlich den gesamten Wald durchforstet hatten.

"Wir haben jetzt ein echtes Problem", meinte Rossi und begab sich mit ein paar Schritten zu der Glastafel, an die, wie schon zuvor in Quantico, die Fotos der Opfer und Tatorte gepinnt waren.
"Reid passt vom Alter her genau in das Profil des Täters, daher ist es nicht abwegig, davon auszugehen, dass unser Genie gestern Nacht von diesem Psychopathen entführt wurde", erklärte der Agent und tippte auf eine Notiz, die sie zu den Fotos hinzugefügt hatten.
"Wenn unser Täter sich an sein bisheriges Tatmuster hält, haben wir jetzt noch ungefähr sechs bis sieben Tage Zeit, um Spencer lebendig zu finden", meinte Rossi und musterte die Gesichter seiner Teammitglieder.
"Dennoch sollten wir uns noch mehr beeilen, weil ich mir nicht sicher bin, ob Reid das Ganze noch ein zweites Mal* so lange durchhält", sprach er seine Bedenken aus und machte seinem Teamchef Platz, der nun ebenfalls aufgestanden war und zur Tafel trat.
"Also gut. Garcia, du forscht bitte ein wenig in den Akten unserer ersten vier Opfer und suchst nach übereinstimmenden Hintergrundinformationen. JJ, du gibst bitte der Presse Bescheid, dass einer unserer Agents vermisst wird und gib ihnen bitte auch Reids Foto durch, okay? Rossi, du gehst zusammen mit mir bitte noch einmal das gesamte Profil unseres Täters durch. Und Prentice und Morgan, ihr fahrt zuerst noch einmal die Strecke am Waldrand entlang und befragt dann die Hinterbliebenen der Opfer", beendete Hotch seine Aufgabenverteilung mit einem Nicken.


Gerade als Emily Prentice und Morgan mit ihrer Fahrt durch den Wald fertig waren, rief Garcia an und Morgan schaltete den Lautsprecher ein.
"Was gibt´s Neues, baby girl?", wollte er wissen und bremste leicht ab, da das Auto, das nun vor ihm fuhr abbog.
"Eigentlich nichts", antwortete diese daraufhin und der Dunkelhäutige runzelte verständnislos die Stirn.
"Wieso rufst du dann an?", fragte Prentiss.
"Ich rufe an, weil ich nichts gefunden habe. Die Opfer haben alle eine völlig unterschiedliche Hintergrundgeschichte. Keine gemeinsamen Vereine, keine Selbsthilfegruppen die sie gemeinsam besuchten, kein Geschäft und auch sonst nichts, was darauf schließen lässt das sie sich kannten oder eine gewisse Gemeinsamkeit mit dem Täter hatten", erklärte Penelope und man hörte, wie sie frustriert aufseufzte.
"Aber warum hat unser Täter dann genau sie ausgesucht?", meldete sich nun auch Hotch zu Wort, den Garcia anscheinend ebenfalls zu dem Gespräch hinzu gefügt hatte, ebenso wie die restlichten Teammitglieder.
"Ich glaube, der Kerl hat seine Opfer aus dem Grund ausgesucht, weil sie eben so unterschiedliche Lebensläufe hatten. Er wollte damit bezwecken, dass man ihn nicht durch seine Opfer lokalisieren kann", überlegte Morgan und hielt an einer Kreuzung.
"Das könnte gut möglich sein, aber jetzt stellt sich dann die Frage, warum er sie dann tötet. Hat er einfach nur Spaß daran, oder hat es einen bestimmten Grund?", meinte nun Rossi, der neben Hotch im Büro saß.
"Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass er es eventuell von Anfang an auf Reid abgesehen hatte", überlegte Morgan und fuhr wieder weiter.
"Er wusste wahrscheinlich, dass bei einem solchen Fall die BAU informiert wird", fuhr der dunkelhäutige Profiler fort.
"Das könnte sein. Aber wieso will er Reid?", stellte nun Prentice die Frage und bedeutete Morgan, rechts abzubiegen.
"Es könnte sein, dass es etwas mit unseren ehemaligen Fällen zu tun hat. Vielleicht ist es jemand, der sich für seine Frau oder jemand anderes an ihm rächen will."
Man hörte Garcia wieder flink auf ihren Tasten tippen, ehe sie weiterredete:
"Ich werde mal alle unsere Fälle durchsuchen und filtere Ehemänner, enge Bekannte und Familienmitglieder heraus, die etwas gegen Reid haben könnten. Wenn ich damit fertig bin, melde ich mich wieder bei euch und ihr sagt mir dann, wie ich die Ergebnisse eingrenzen kann, okay?"
Hotchner stimmte zu und legte dann auf. Morgan tat es ihm gleich.


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Es war dunkel um ihn herum, als Reid langsam seine Augen öffnete und versuchte sich umzusehen. Seine Arme waren an den Lehnen eines ziemlich unbequemen Holzstuhles fest geschnallt und schmerzten höllisch.
Seine Beine fühlten sich auch nicht besser an, jedoch waren diese wenigstens nicht gefesselt.
Der junge Mann kniff angestrengt seine Augen ein wenig zusammen, um in der Dunkelheit etwas erkennen zu können, was jedoch nicht sehr viel brachte.

Als er auf einmal Schritte hörte, die sich ganz offensichtlich auf ihn zu bewegten, fing sein Herz an, doppelt so schnell zu schlagen und sein Atem beschleunigte sich ebenfalls.
Geblendet kniff Reid seine Augen ganz zusammen, als sein Entführer die Türe zu dem Raum, in dem Reid saß, öffnete und eintrat.
"Na, auch endlich aufgewacht, Spencer?", fragte eine unangenehm raue Stimme und veranlasste Reid damit, seine Augen zu öffnen.
Der Mann trug eine schwarze Hose, einen ebenfalls schwarzen Pullover und eine Skimaske, die sein gesamtes Gesicht bis auf die Augen verdeckte.
"Wer-wer sind sie?", fragte der junge Agent mit leicht brüchiger Stimme und ließ seine Augen unruhig durch den Raum gleiten, in dem er sich befand. Es war ein Keller, wie er feststellte, da der Raum keine Fenster hatte und die Regale, die sich an den Wänden befanden, komplett vollgestellt waren.
Der Unbekannte lachte nur rauchig und knipste eine kleine Lampe an, die sich direkt über Reids Kopf befand.
"Das werde ich dir noch nicht verraten, mein Lieber", antwortete der Mann schließlich und kam etwas auf den Profiler zu, der sich so weit in seinem Stuhl zurück lehnte, wie es ihm möglich war.
Ängstlich starrte er seinen Entführer an, der nun direkt vor ihm zum Stehen kam. Langsam streckte er eine Hand aus und fuhr Reid über die rechte Wange. Dieser schluckte schwer und wollte seinen Kopf weg drehen, was ihm allerdings nicht mehr gelang, da der schwarz gekleidete Mann bereits sein Kinn umfasste und Reid nun direkt in die Augen starrte.
Nein! Nein, Reid wollte das nicht noch einmal erleben müssen. Er wollte das nicht. Wollte nicht mehr diese Schmerzen und Ängste ausstehen müssen.
"Du wirst leiden, Spencer Reid", war das letzte, was der Mann an diesem Tag zu Reid sagen würde.
Dann schlug er zu.


penalty


Breathing




Kapitel 3. penalty




Garcia hatte die ganze Nacht lang durchgearbeitet und war am Ende zu einem erschreckendes Ergebnis gekommen.
Sie hatte genau 32 Männer, die einen Grund hätten, sich an Reid zu rächen, heraugefiltert. Ein paar von ihnen könnten es allerdings nicht nur auf Reid abgesehen haben, da er nicht immer derjenige war, der den entscheidenden Hinweis geliefert hatte. Aber auch diese hatte Penelope heraus gesucht, da sie auf keinen Fall ein Risiko eingehen wollte.
Also hatte Garcia die Verdächtigen schon einmal in Gruppen unterteilt.
Die eine Gruppe bestand aus 18 Männern. Das waren die, die nicht unbedingt in Frage kamen, da in diesen Fällen nicht Reid größtenteils zur Verhaftung beigetragen hatte. Die andere Gruppe bestand aus den anderen 14, den Hauptverdächtigen, da Reid in diesen Fällen am meisten beigetragen hatte.

Als sie damit fertig war, schnappte sie sich ihr Telefon und wählte Hotchners und Morgans Nummer. Diese meldeten sich auch schon nach dem zweiten Piepen und fragten, was sie heraus gefunden habe.
"Also meine Süßen, ich habe jetzt genau 32 Männer herausgesucht, die es auf unseren Reid abgesehen haben könnten. Sagt mir, wie ich vorgehen soll, um welche auszuschließen", forderte Garcia und wartete die Antwort der beiden anderen Agents ab.
"Du kannst alle ausschließen, die unter dreißig und über vierzig Jahre alt sind", begann Morgan mit dem ersten Punkt.
Penelope nickte, obwohl sie wusste, dass ihre Gesprächspartner dies nicht sehen konnten.
"Jetzt sind es nur noch 19", teilte sie ihnen nach wenigen Sekunden mit und lächelte leicht. Sie würden das Schwein, das Reid entführt hatte, schon früh genug finden.
Als Garcia gerade nach dem nächsten Punkt fragen wollte, klingelte Morgans Handy.
"Wer ruft denn so früh bei uns an?", wollte Rossi wissen, der anscheinend bei einem der beiden anderen Agents saß.
"Das...das ist Reid", stammelte Morgan völlig überrumpelt und nahm schnell ab.
"Reid, bist du das?", wollte der dunkelhäutige Agent aufgeregt wissen.
Für ein paar Sekunden herrschte Stille, bis schließlich eine Antwort folgte:
"Ja, ich bin´s."
Erleichtert atmeten die anderen Agents auf und sogar auf Hotchners Gesicht schlich sich ein Lächeln.
"Wo zum Teufel bist du, Reid?", wollte Morgan nun besorgt wissen und tippte unruhig auf die dunkelbraune Tischplatte, vor ihm.
"Ich weiß es nicht... ich...", stammelte der Jüngere und man hörte wie er einmal tief durchatmete, um sich zu beruhigen.
"Ich glaube, ich bin bei unserem Gesuchten im Keller", brachte er schließlich heraus und Morgan fühlte sich augenblicklich wie gelähmt.
"Hast du ihn gesehen?", wollte nun Rossi von seinem Teammitglied wissen.
"Ja, aber er hatte eine Skimaske auf. Ich konnte nur seine...seine Augen sehen", antwortete Reid.
"Was ist eigentlich passiert, baby boy?", wollte nun Garcia mit sanfter Stimme wissen, da sie wusste, wie sich Reid gerade fühlen musste.
"Ich weiß nicht mehr genau. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich am Abend spazieren gegangen bin und dann ist auf einmal alles schwarz...", meinte der Jüngste und brach ab. Man hörte wie seine Stimme leicht zu beben begann.
"Hat er dich angefasst? Geschlagen oder ähnliches?",fragte Hotchner sachlich.
"Nein...doch...er hat mich geschlagen, aber das ist schon okay, ich halte das schon aus, macht euch keine Sorgen", versuchte Reid seine Teamkollegen zu beschwichtigen, was ihm allerdings nicht gelang, was größtenteils an seiner zitternden Stimme lag, und er sich dadurch anhörte, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
"Reid, natürlich machen wir uns Sorgen um dich! Der Kerl ist ein Killer!", brauste Morgan auf und versuchte, sich wieder zu beruhigen.
"Ich weiß...", flüsterte der Jüngere zurück.
"Wenn euch das vielleicht weiter hilft, ich glaube das Haus, in dem ich bin, steht in der Nähe einer Straße. Ich höre öfter mal Autos vorbei fahren", meinte Reid.
"Okay mein Süßer, ich konnte deinen Anruf zurückverfolgen. Aber dein Handysignal läuft über zwei Sendemasten. Ich kann dadurch aber den Radius einschränken",erklärte Garcia und tippte weiter auf ihrer Laptoptastatur herum.
"Und dort in der Gegend, wo du dich befindest, läuft praktischerweise auch nur eine einzige größere Straße entlang", erzählte sie weiter, und man hörte ihr Lächeln heraus.
"Du bist die Beste, Garcia", meinte Reid erleichtert.
"Danke, baby boy, aber das wusste ich schon", kicherte sie in den Hörer.
"Ich sollte jetzt besser auflegen, bevor er wieder kommt. Ich glaube er weiß nicht mal, dass ich mein Handy noch habe", meinte Reid auf einmal und seine Stimme klang dabei etwas erleichterter als zu Beginn des Gespräches.
"Okay, wir beeilen uns, Reid",versuchte Hotch den Jüngsten etwas aufzuheitern und Rossi stimmte ihm zu.
"Pass auf dich auf, baby", meinte Garcia zum Abschied und unterdrückte eine kleine Träne, die sich aus ihren Augenwinkel stehlen wollte.
"Wir holen dich da schon raus, pretty boy. Halt´ durch, okay?", flüsterte Morgan seinem Teamkollegen zu, dieser nuschelte dann noch schnell ein "Danke" in sein Handy, ehe es wieder still wurde.

"Was sollen wir jetzt machen?" Hotchner war es, der sich als erster traute, die Stille zu unterbrechen.
"Ich werde erst einmal herausfinden, wo sich mein armer kleiner Reid aufhält", meinte Garcia daraufhin und man hörte sie schon wieder flink auf ihren Tasten tippen.
"Ruf uns an, wenn du was hast, okay?",seufzte Morgan und legte auf.
Er war völlig verwirrt und aufgewühlt.


Es war sieben Uhr abends, als Garcia ihr Team anrief und sie darum bat, dass die anderen Profiler, Hotchners Laptop anschalten sollten, damit sie ihnen ein Video schicken konnte.
Ohne lange nach zu fragen kramte Hotch in seiner Tasche, die er mit auf das Polizeirevier genommen hatte, zog seinen schwarzen Laptop heraus und schaltete diesen an.

"Okay, schick mir das Video rüber", forderte Hotch und zog sich einen Stuhl an den Tisch, um sich kurz darauf auf diesen nieder zu lassen.
"Aber bitte erschreckt nicht, wenn es los geht", bat Penelope und hörte sich dabei seltsam traurig an.
Das Ankommen der Datei kündigte sich mit einem leisen Pling an, und Hotchner öffnete sie. Was sie nun zu sehen bekamen, war nicht gerade schön, und auch nicht das, was sie sich erhofft hatten zu sehen.
"Scheiße!", stieß Morgan aus, als er erkannte, wer dort in der Ecke eines spärlich beleuchteten Raumes saß und schluchzte. Dann erschien ein ziemlich großer und muskulös aussehender Mann mit schwarzer Skimaske im Bild und ging direkt auf Reid zu.
"Bitte nicht schon wieder so was", flüsterte JJ und wandte ihren Blick vom Bildschirm ab.
Auch Prentiss und Rossi merkte man an, dass sie nur sehr ungern beobachteten, wie Reid mit einem Elektroschocker gequält wurde.
"Wenn ich dieses Schwein erwische...", knurrte Morgan und krallte seine Finger in die hölzerne Lehne von Hotchners Stuhl. Am liebsten wäre er sofort zu dem jüngsten Teammitglied gerannt und hätte dessen Peiniger totgeprügelt für das, was Reid nun schon zum wiederholten Mal ertragen musste.
"Morgan, beruhige dich. Reid ist stark, er wird das durchstehen", meinte Prentiss und sah ihn beschwichtigend an.
"Ja, das wird er. Aber die Frage ist, wie es ihm danach gehen wird. Psychisch", beteiligte sich nun auch Rossi an dem Gespräch und dachte an das letzte Mal zurück, als Reid etwas Ähnliches hatte durchstehen müssen.

Nach drei Minuten ließ der schwarz gekleidete Mann endlich von Reid ab, ging nun ganz dicht an das Kameraobjektiv heran und lachte heiser.
"Das war die Strafe dafür, dass er mit ihnen Kontakt aufgenommen hat" knurrte der Mann und schaltete die Kamera aus.
"Wir müssen etwas unternehmen, Hotch!", meinte JJ und ließ ihren Blick unruhig zwischen Hotch und Rossi hin- und herwandern. Sie konnte sich das nicht länger mit an sehen.
"Das werden wir auch, wenn Garcia das Haus ausfindig gemacht hat, in dem er Reid gefangen hält", meinte Rossi und ging aus dem Zimmer.


Es war mittlerweile ein Uhr nachts, und Morgan saß hellwach und mit einem Becher Kaffee bewaffnet an dem Tisch in seinem Hotelzimmer und wartete. Vor ihm lag sein Handy, damit er es sofort griffbereit hatte, wenn Garcia anrief.
Er würde es zwar niemals so zugeben, doch der Dunkelhäutige machte sich ziemliche Sorgen um seinen jungen Kollegen und Freund.
Er wollte nicht, dass es Reid so schlecht ging. Er wollte nicht, dass er litt. Und vor allem wollte er den Kerl, der seinem Pretty Boy das antat, dafür büßen lassen.
Mit einem tiefen Seufzen fuhr er sich mit beiden Händen über sein Gesicht, und musste sich wirklich zusammen reißen, nicht einfach aus Frust den Tisch zu zertrümmern.
Normalerweise würde er jetzt den Fernseher anschalten, um sich etwas zu beruhigen. Doch selbst dort würde ihn Reids Bild wahrscheinlich ständig verfolgen, da sich sämtliche Nachrichtensender darüber das Maul zerrissen. Es war die Schlagzeile schlecht hin.
Vor allem weil es eben Reid das Supergenie war, der entführt wurde.
Reid, der einen IQ von 187 hatte, 20.000 Wörter pro Minute lesen konnte und mehrere Doktortitel besaß und das, obwohl er gerade mal 27 Jahre alt geworden war.

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte Morgan erst nach dem dritten Klingeln seines Handys, dass Garcia ihn anrief.
Hektisch schnappte er sich das Gerät und hob ab.
"Guten Morgen, sunny boy", begrüßte sie ihn gewohnt fröhlich.
"Guten morgen, mein Mädchen. Und, hast du das Haus ausfindig machen können?", wollte der Profiler wissen.
"Schätzchen, ich bitte dich. Es gibt nichts, was ich nicht anhand meiner genialen Fähigkeiten heraus finden könnte", empörte sie sich gespielt eingeschnappt und gab ihm die Adresse durch.
"Die anderen habe ich schon informiert, du solltest dich also ein wenig beeilen", riet Garcia ihm.
"Außerdem ist es vielleicht noch ganz interessant, zu wissen, dass das Haus offiziell zum Verkauf steht",meinte sie noch, bevor sie sich mit einem geräuschvollen Schmatzer bei Morgan verabschiedete.

rescued


Breathing


Kapitel 4.rescued


Es war kalt und dunkel in dem Raum, in dem Reid sich befand. Fröstelnd rieb er sich über seine Arme, zuckte jedoch kurz darauf durch diese Bewegung zusammen. Es tat weh.
Sein Entführer hatte sich wirklich nicht zurück gehalten, als er ihn vor einigen Stunden bestraft hatte. Oder waren es erst ein paar Minuten gewesen, oder doch schon Tage?
Reid wusste es nicht mehr. Sein Zeitgefühl hatte er, durch die ständig herrschende Dunkelheit völlig verloren.
Den stechenden Schmerz ignorierend, zog der junge Profiler seine Beine, so nah es ging an seinen Körper, um sich dadurch etwas gegen die Kälte zu schützen, die seinen Körper langsam einnahm.
Müde schloss er seine Augen und begann damit, sich selbst ein wenig Mut zu zusprechen.
Sein Team würde ihn hier schon rechtzeitig raus holen. Sie würden ihn niemals im Stich lassen. Morgan würde ihn nie im Stich lassen !
Die Augen des Agents begannen zu brennen, als er an sein Team dachte, das wie eine Familie für ihn war.
Er würde das hier durchstehen und Morgan und die Anderen würden schon bald kommen und ihn hier raus holen. Er hatte ja selbst mit bekommen, wie nah Garcia schon dran war. Vielleicht waren sie ja auch schon in diesem Moment auf dem Weg zu ihm.
Reid musste ein verzweifeltes Schluchzten unterdrücken, als er sich bewusst wurde, wie alleine er sich fühlte. Doch er musste jetzt stark bleiben.

Alarmiert horchte der Dunkelblonde auf und hob den Kopf.
Nur schwach konnte er Schritte über sich hören. Ziemlich schnell erkannte er, dass es mehrere Personen sein mussten.
Sofort keimte ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihm auf, und sein Herz überschlug sich einmal, als er hörte, wie die Türe, die wahrscheinlich in den Keller führte, gewaltsam aufgebrochen wurde und jemand die morsche Treppe hinunter geeilt kam.
Reid bewegte sich nicht und wartete einfach nur ab, wer gleich zur Tür hinein kommen würde.
Zu seiner Erleichterung war es kein anderer, als Derek Morgan, der mit einer Pistole und einer kleinen Taschenlampe bewaffnet im Türrahmen stand und sich suchend umsah.
"Reid? Bist du hier?", rief er in die Finsternis und tastete nach einem Lichtschalter.
Der Blonde wollte seinem Kollegen eigentlich antworten, doch aus seinem Hals kam nichts weiter als ein trockenes Husten, dass Morgan aber schon genügte um sich hastig im Raum voran zu tasten.
Als er seinen Freund dann endlich gefunden hatte, viel er vor diesem auf die Knie und zog ihn in eine erleichterte Umarmung.
"Ist alles okay bei dir?", wollte der Dunkelhäutige anschließend wissen, ließ Reid aber dennoch nicht sofort los.
Als Bestätigung nickte der Jüngere und wischte sich hastig mit der rechten Hand über sein Gesicht.
"Ich bin so froh...dass ihr...gekommen seid.", brachte Reid schließlich, kaum hörbar, heraus und versuchte sich an einem schiefen Lächeln.
Morgan lachte leise und strich dem Blonden eine Haarsträhne aus dem schmutzigen Gesicht. Seine Erleichterung war ihm wirklich an zu sehen.
"Ich habe ihn, er ist im Keller.", sprach Morgan in sein kleines Funkgerät das an seiner schussfesten Weste befestigt war, um die anderen aus dem Team darüber zu informieren, dass Reid nun in Sicherheit war.
Kurz darauf kamen auch schon einige der restlichen Teammitglieder nach unten und Prentiss entdeckte dann auch endlich den Lichtschalter und betätigte diesen.
"Spence, geht es dir gut?!", wollte JJ erleichtert wissen und zog Reid in eine erneue Umarmung.
"Ja.", antwortete dieser knapp und hustete wieder.
"Komm, ich helfe dir hoch.", bot Morgan an und legte dem sichtlich geschwächten Reid einen Arm um die Hüfte, und zog diesen somit auf die Beine.
"Was ist eigentlich mit dem Täter?", erkundigte sich der Dunkelhäutige, während er den Blonden zur Tür begleitete.
"Ausgeflogen.", antwortete Hotchner ihm sichtlich schlecht gelaunt.
"Verdammt!", fluchte Morgan und biss die Zähne hart aufeinander.
"Dann geht unsere Suche wohl doch noch weiter."
Hotch nickte bestätigend und folgte Morgan, der nun die Treppe erreicht hatte um seinen geschwächten Freund nach oben zu begleiten.


Ein wenig später, saß Reid auf der Ablage eines Krankenwagens und ließ sich, selbstverständlich nicht freiwillig, verarzten.
"Ich brauche das wirklich nicht, mir geht es gut.", beteuerte der junge Agent nun schon zum wiederholten mal und sah Rossi bittend an, der sich neben ihn gestellt hatte. Doch dieser schüttelte nur streng den Kopf.
"Komm schon, pretty boy, dass ist doch sowieso nur reine Vorsichtsmaßnahme. Du bist doch sowieso gleich wieder fertig.", beteiligte sich nun auch Morgan an dem Gespräch, schwang sich neben Reid auf die Ablagefläche und grinste den Jüngeren an.
Dieser schnaubte nur kurz und ließ die Untersuchungen schweigend über sich ergehen.

Die Ärzte hatten Reid für einigermaßen gesund erklärt, hatten Morgan und Rossi aber dennoch aufgetragen, darauf zu achten, dass sich ihr Kollege in der nächsten Zeit nicht zu sehr anstrengte und mindestens ein bis zwei Tage aus dem Dienst befreit wurde.
Die Beiden hatten zustimmend genickt und waren dann, zusammen mit den anderen wieder aufgebrochen.

Nun saßen Morgan und Reid wieder zusammen im Auto und fuhren in Richtung Hotel. Schweigend hatte der Jüngere seinen schmerzenden Kopf gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt und die Augen geschlossen. Er sah wirklich kaputt aus.
"Ist alles in Ordnung mit dir, Kleiner ?", hakte Morgan nach und warf erneut einen schnellen Seitenblick auf seinen Partner.
"Alles Bestens, mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich, okay?", erwiderte Reid müde und gähnte leise.
Kopfschüttelnd, über diese Sturheit, bog der Dunkelhäutige in die Auffahrt des Hotels ein und parkte direkt neben dem Eingang. Dann stieg er aus, schloss die Autotüre wieder und ging zur Beifahrerseite, wo Reid sich gerade aus dem Wagen hievte.
"Soll ich dir helfen?"
Mit fragendem Blick hielt Morgan dem anderen seinen Arm hin, doch dieser schüttelte nur den Kopf.
"Geht schon.", murmelte Reid und schloss ebenfalls die Türe des Wagens und machte sich auf den Weg zum hell erleuchteten Eingang.
Das Licht schmerzte in seinen Augen und im Kopf, da er schon seit ein paar Tagen keinem mehr ausgesetzt war. Ausser zwei drei Malen, in denen sich sein Entführer dazu entschieden hatte, die kleine Lampe in der Mitte des Raumes an zu schalten.

Als die Beiden endlich in ihrem Zimmer an gekommen waren, ließ sich Reid sofort auf die breite Couch fallen und seufzte zufrieden auf.
"Hier beweg ich mich für die nächsten zwanzig Stunden nicht mehr weg.", verkündete der Dunkelblonde und schnappte sich eines der orangenen Kissen, um seinen Kopf darauf zu betten.
Mit einem leisen Lachen ließ sich Morgan neben seinem Kollegen fallen und schnappte sich die Speisekarte, die auf dem kleinen Kästchen neben der Couch gelegen hatte, und blätterte darin herum.
"Hey, pretty boy. Du musst doch sicherlich auch Hunger haben, oder?", fragte Morgan und und musterte den anderen eindringlich.
"Ein Wenig vielleicht.", gestand dieser, woraufhin Morgan gut gelaunt Grinste und dem Blonden die zur Wahl stehenden Gerichte vortrug, wovon sich der Jüngere dann einen einfachen Hamburger mit Pommes bestellte.

Als Morgan dann bei der Rezeption angerufen, und alles bestellt hatte wandte er sich wieder Reid zu, der mit starrem Blick irgendeinen Fleck im Zimmer fixiert hatte.
"Möchtest du reden?", fragte der Dunkelhäutige schließlich und riss den anderen damit aus seiner Starre.
"Nein..."
"Okay, aber wenn du reden willst, bin ich immer für dich da. Das weißt du.", meinte Morgan und tastete nach der Fernbedienung.
"Stört es dich, wenn ich ein wenig fern sehe?", fragte der Profiler nach, doch Reid schüttelte nur seinen Kopf.
"Nein, mach ruhig."
Mit einem kurzen "Danke", schaltete der Agent den Fernseher an und schaltete auf einen Sportsender. Es lief Football, was ihn jedoch nicht so wirklich interessierte, da er selbst eigentlich ziemlich müde war.
Doch aus Erfahrung wusste er, dass Reid immer besser schlafen konnte, wenn der Fernseher oder das Radio liefen. Garcia hatte ihm das mal erzählt, ohne das der Blonde davon gewusst hatte. Morgan selbst störten laute Geräusche und Elektronische Geräte eigentlich immer ein wenig, wenn er schlafen wollte, gab es aber nicht zu.
Er wollte im Moment nur, dass Reid gut schlafen konnte. Das hatte er sich nach all dem, nämlich wirklich verdient.
Vorsichtig beugte sich der dunkelhäutige Agent etwas über seinen Teamkollegen, der anscheinend bereits schlief und strich diesem lächelnd durch das, ein wenig staubig und dreckige, aber dennoch weiche Haar.


proximity


Breathing




Kapitel 5. proximity




Grummelnd und noch völlig verschlafen, tastete Morgan nach seinem Handy, dass ihn so unsanft aus seinem wohl verdienten Schlaf gerissen hatte und nahm ab.
"SSA Morgan.", brummte er zur Begrüßung, da er nicht auf das Display gesehen hatte, und somit auch nicht wusste wer am anderen Ende der Leitung war.
"Guten Morgen, sunnyboy.", schallte ihm Garcias fröhliche Stimme entgegen, und Morgan fragte sich in diesem Moment wirklich, wie sie es immer schaffte, um so eine unmenschliche Uhrzeit schon so gut drauf zu sein.
"Hey, mein Mädchen. Was ist los, dass du mich um halb sechs aus dem Schlaf reißen musst?", wollte der dunkelhäutige Profiler schmunzelnd wissen und sah sich währenddessen nach Reid um, den er jedoch nicht entdecken konnte.
Ohne es wirklich wahr zu nehmen, kam schon wieder leichte Panik in dem Agent auf.
"Ich weiß es ehrlich gesagt auch noch nicht. Hotch hat mich auch gerade erst angerufen.", meinte sie, und man hörte, dass sie dabei lächelte.
"Hotch ist auch in der Leitung?", fragte Morgan etwas irritiert, da er seinen Teamleiter bisher nicht gehört hatte und klopfte währenddessen an die Badezimmertür, aus der das leise Rauschen der Dusche zu hören war.
"Ich bin gleich fertig.", rief Reid und der Ältere atmete erleichtert auf.
"Ja, ich bin auch hier.", konnte Morgan nun auch den anderen Profiler hören.
"Okay, also worum geht es?", wollte der Dunkelhäutige nun wissen und ließ sich wieder auf die Couch fallen. Der Fernseher war mittlerweile schon wieder ausgeschaltet.
"Ich möchte, dass du heute nicht von Reids Seite weichst. Ich will nicht, dass er alleine im Hotel herum läuft. Ihr könnt euch ja schon mal an das neue Täterprofil setzten, da das alte ja nun nicht mehr wirklich zu gebrauchen ist.", teilte Hotchner seinem Teammitglied mit.
"Ausserdem war ich so frei und habe noch ein paar Überstunden gemacht und etwas wirklich interessantes herausgefunden.", meinte Penelope anschließend in ihrem üblichen Plauderton und führ fort:
"Bei keinem der Opfer wurde ein Handy gefunden und auch bei der Durchsuchung des Hauses konnte keines sicher gestellt werden."
Morgan runzelte nachdenklich die Stirn.
"Meinst du damit, dass es geplant war, dass wir Reid so schnell finden konnten?", fragte Derek und ließ seinen Blick nachdenklich zur Badtüre wandern, hinter der sich Reid noch immer aufhielt.
"Das vermute ich mal. Der Täter ging bei seinen letzten Morden ziemlich organisiert und ordentlich vor. Ich glaube nicht, dass es ein ungeplanter Fehler von ihm war, unserem kleinen Genie das Handy nicht ab zu nehmen.", gab Garcia ihre Vermutungen kund und kurz darauf hörte man auch Hotch zustimmend murmeln.
"Damit könntest du wirklich richtig liegen, wir sollten alles am Besten noch einmal überprüfen und uns ein völlig neues Bild von unserem Gesuchten machen. Er muss für seine Taten schließlich irgendwelche Beweggründe gehabt haben.", entschloss der Teamleiter und verabschiedete sich dann, mit dem Versprechen, sich später noch einmal zu melden.
"Hey, mein Süßer, kann ich vielleicht mal kurz mit unserem Genie sprechen?", wollte Garcia, an ihrem wahrscheinlich schon zwölften Kaffee nippend von Morgan wissen.
"Ja, er ist gerade aus dem Bad gekommen.", bestätigte der Dunkelhäutige und grinste seinen Teamkollegen an, der sich frisch geduscht und schon vollständig bekleidet neben Morgan auf die Couch fallen ließ und diesen nun fragend musterte.
"Guten Morgen, pretty boy. Garcia will dich sprechen.", meinte der ältere als Antwort und überreichte Reid das Handy.
"Hallo?", fragte dieser noch etwas verunsichert nach.
"Hey, mein kleines Genie.", begrüßte die Blonde ihren Teamkollegen erfreut und ein breites Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
"Es ist so schön, dass du wieder da bist. Wie geht es dir?", wollte sie sofort darauf wissen und man konnte ihre Sorge heraushören.
"Eigentlich ganz gut.", meinte der Angesprochene, und war selbst ein wenig überrascht darüber, dass es sogar der Wahrheit entsprach.
"Das ist wirklich schön zu hören.", meinte sie ehrlich und ihr Lächeln wurde noch eine Spur breiter.
"Was habt ihr denn heute noch so eingeplant?", fragte die Blonde weiter drauf los und Reid zuckte nur Ratlos mit den Schultern.
"Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich hatte schließlich noch keine Gelegenheit mich mit Morgan ab zu sprechen.", antwortete der Jüngere und blickte zu seinem Teamkollegen, der sich gerade über seine, schon längst kalt gewordenen Pommes her machte.
"Oh, naja dann werde ich mal nicht länger stören. Ich rufe dann später noch mal an, wenn ich was neues herausgefunden habe.", versprach die Blonde und legte mit einem Abschiedsküsschen wieder auf.

Als Reid Morgans Handy bei Seite legte, sah dieser von seinem 'Frühstück' auf und betrachtete den Dunkelblonden interessiert.
"Wollen wir uns dann gleich mal ans Profil setzen?", sprach der Dunkelhäutige dann schließlich seine Frage aus und leckte sich über seine salzigen Finger. Reid nickte und stand auf, um sich einen Block und zwei Stifte zu besorgen, die er kurz darauf auch schon aus einer seiner Reisetaschen zog.
Dann ging er zu Morgan und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
"Hast du dir heute eigentlich schon diese Creme, gegen die Verletzungen von dem Elektroschocker aufgetragen?", fragte der Ältere auf einmal, als er sah, wie Reid kurz zusammenzuckte, als er sich setzte.
"Ja, natürlich hab ich das.", protestierte dieser sichtlich entrüstet und schob seinem Kollegen, einen Stift und drei linierte Blätter zu.
"Will ich auch hoffen. Ich mache mir nämlich wirklich Sorgen um dich, Reid."
Morgan sah den Jüngeren ernst an und konnte sich dann aber ein anschließendes Grinsen nicht mehr verkneifen, als Reid leicht errötete.
"Das brauchst du nicht. Wirklich!", beteuerte der junge Profiler dann und senkte den Kopf verlegen auf das Blatt Papier, dass vor ihm lag.
"Lass uns dann einfach mal anfangen, okay?"
Morgan nickte zustimmend und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück.

"Also, fangen wir einfach wieder ganz am Anfang an: Unser Täter nimmt seine Opfer für sechs bis sieben Tage gefangen und missbraucht sie. Er will die Kontrolle über sie haben, jedoch konnten keine Spuren von Sexuellem Missbrauch an den Toten festgestellt werden.", begann der ältere Agent schon einmal die ersten Fakten, die eigentlich schon auf der Hand lagen, auf zu zählen.
"Dieses Verhalten zeigt normalerweise in den meisten Fällen, dass der Täter ein geringes Selbstwertgefühl besitzt und in seiner Kindheit eventuell gemobbt, gehänselt oder geschlagen wurde. Er möchte bei seinen Gefangenen das Gefühl der absoluten Überlegenheit haben.", sprach er weiter und lehnte sich dabei wieder etwas nach Vorne.
"Außerdem vermute ich, dass unser Gesuchter eine starke sadistische Ader hat, da er es offensichtlich genießt, seine Opfer zu quälen und sie langsam sterben zu sehen."
Reid nickte nachdenklich und notierte fleißig mit.
Dass das Team vermutete, dass Reid das eigentliche Ziel war, wollte sich Morgan bis zum Schluss aufheben, da dadurch sowieso nur wieder eine längere Diskussion entstehen würde, und so hätten sie dann wenigstens schon einmal den größten Teil des Profils fertig gestellt.
"Es könnte auch sein, dass er in der Nähe, wo er seine Opfer versteckt gehalten hat, selbst wohnt. Das Verschwinden der Opfer liegt immer genau vier Tage auseinander. Genaueres ist über den Täter momentan aber noch nicht bekannt.", schloss der dunkelhäutige Profiler ab und warf einen kurzen Blick auf Reids Unterlagen.

"Die ermordeten Personen haben alle, bis auf das Geschlecht, keine offensichtlichen Gemeinsamkeiten.", fuhr Reid nun mit dem Profil der Opfer fort.
"Alle Verstorbenen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und das wars dann auch schon mit den wichtigen Informationen."
Reid seufzte leise.
"Das ist wenig. Viel zu wenig."
Morgan nickte zustimmend und stand auf, um sich eine Cola aus dem Minnikühlschrank, der neben dem großen Schrank im Schlafzimmer stand, zu holen und kam dann wieder zurück.
"Warten wir mal ab, was die anderen noch so herausfinden.", meinte der dunkelhäutige Profiler und klopfte Reid ermutigend auf die Schulter. Er hatte sich umentschlossen. Er würde Reid erst einmal nichts von den Vermutungen des Teams erzählen, da er fand, dass es wahrscheinlich besser wäre, wenn dabei das ganze Team versammelt wäre.


Es war nun schon fast zehn Uhr abends, als Hotch sich wieder bei seinen zwei Teamkollegen meldete. Er hörte sich völlig abgekämpft und fertig an.
"Hey Boss, was gibt's Neues?", wollte Morgan gleich wissen, als er Hotchs Nummer auf dem Display erkannte.
"Wir haben kaum was herausgefunden.", war die ernüchternde Antwort.
"Wir wissen jetzt nur, dass der Täter seine Opfer anscheinend eine Weile lang beobachtet bevor er sie mitnimmt. Alle Hinterbliebenen der vier Männer haben nämlich ausgesagt, dass sie sich ungefähr drei Tage vor der Entführung beobachtet gefühlt haben, wenn sie beispielsweise zu Besuch bei den Getöteten waren. Außerdem ist allen ein schwarzer SUV in der Nähe aufgefallen.", erzählte Hotchner weiter.
Morgan stockte.
"Hotch, ich habe heute Früh, als ich mit Reid zurück ins Hotel Gefahren bin auch so einen Wagen bemerkt."
"Bist du dir da sicher, Morgan?", fragte der Teamchef prüfend nach. Der Dunkelhäutige nickte, obwohl sein Gesprächspartner dies nicht sehen konnte.
"Ja, ich bin mir ganz sicher. Ich konnte erkennen, dass eine etwas größere Person in dem Wagen saß."
Hotch hielt kurz inne und dachte wahrscheinlich darüber nach, wie sie diese Information zu ihrem Vorteil nutzen konnten.
"Morgan, wenn du morgen mit Reid ins Revier fährst, achtest du genau darauf, ob euch dieser Wagen wieder verfolgt. Wenn er das tut, dann nehmt ihr ein paar Umwege und informiert mich. Wir werden dann versuchen, den Kerl zu schnappen, okay?", erklärte Hotch seinem Kollegen den Plan. Dieser stimmte zu und legte dann auf.

tracking


Breathing




Kapitel 6.tracking




Um fünf Uhr morgens machten sich Reid und Morgan, wie besprochen, auf den Weg zum Nashviller Polizeirevier. Unruhig saß der Jüngere der beiden Profiler auf dem Beifahrersitz des schwarzen SUV's und warf immer wieder mal einen prüfenden Blick in den Rückspiegel, nur um dann anschließend wieder fest zu stellen, dass ihnen niemand folgte.
Nervös zupfte Reid an seinem weißen Hemd herum und begutachtete aufmerksam die Gegend, durch die sie fuhren.
Es war noch nicht so viel Betrieb auf den Straßen. Richtig voll würde es erst so gegen sechs Uhr werden.
"Hey Kleiner, mach dich nicht verrückt wegen diesem Typen. Wir erwischen ihn schon noch.", grinste Morgan, in der Hoffnung, seinen Kollegen dadurch etwas beruhigen zu können.
"Davon gehe ich aus, aber das ist es nicht, weswegen ich mir Gedanken mache.", gestand Reid und sah Morgan an, der nun seine Stirn runzelte, jedoch den Blick weiterhin auf die Straße fixiert hielt.
"Weswegen denn dann?", wollte der Dunkelhäutige nun wissen und bog in eine etwas kleinere Seitenstraße ein.
"Ich habe Angst davor, dass er sich bereits ein anderes Opfer gesucht hat. Was ist, wenn er das Interesse an mir verloren hat?", sprach der Dunkelblonde seine Bedenken aus und blickte wieder in den Rückspiegel.
"Das glaube ich nicht.", erwiderte Derek daraufhin bestimmt.
"Was macht dich da so sicher?"
Leicht verwundert musterte Reid seinen Kollegen, der nun das Lenkrad des Wagens etwas fester umfasste.
"Nun ja, das Team und ich vermuten, dass unser Täter es von Anfang an auf dich abgesehen hatte.", gestand Morgan nun und warf einen schnellen Seitenblick auf Reid, der ihn nun völlig überrumpelt an starrte.
"Wie kommt ihr denn da drauf?" fragte der Jüngere sichtlich irritiert und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Es erschien uns als die einzige Lösung, die Sinn ergeben würde.", setzte Morgan nun zu einer Erklärung an.
"Die Opfer wurden offensichtlich Wahllos ausgewählt, was darauf schließen lässt, dass er es darauf angelegt hat, dass wir dadurch eingeschaltet werden. Dann hat er dich schon am Tag der Anreise entführt und dein Handy hat er dir auch nicht ab genommen, obwohl er das bei den anderen vier Opfern wahrscheinlich schon getan hat. Was würdest du denn daraus interpretieren?", richtete Morgan seine Frage an Reid, der daraufhin kurz schlucken musste.
"Ich glaube, ihr könntet damit sogar recht haben. Aber dann stellt sich jetzt wieder die Frage, wo er ist.", meinte der Profiler und sah sich wieder um.

"Hey, Pretty Boy, hast du Lust auf 'nen Kaffee?", wollte der Dunkelhäutige wenige Minuten später von seinem Kollegen wissen, der daraufhin begeistert nickte.
Gekonnt lenkte Morgan den Wagen an den Straßenrand, direkt neben einen kleinem Coffeeshop und schaltete den Motor aus.
"Für dich wie immer mit 'ner halben Tonne Zucker, oder?", feixte Morgan und zwinkerte Reid grinsend zu, ehe er die Türe schloss und für ein paar Minuten in dem kleinen Laden verschwand und dann kurz darauf, wieder mit zwei Kaffeebechern bewaffnet heraus kam.
Der Jüngere nahm dankend sein heißes Getränk an sich, nippte daran und nickte dann zufrieden.
Morgan schüttelte daraufhin nur lachend den Kopf.
"Ich frage mich wirklich, wie du es schaffst, dieses Zuckerwasser das du Kaffee nennst, fast jeden Tag zu trinken und noch immer nicht an einem Zuckerschock gestorben zu sein.", scherzte der ältere Profiler, stellte sein eigenes Getränk unberührt bei Seite und fuhr wieder los.

"Morgan?"
Unruhig blickte Reid in den Rückspiegel und zupfte nervös an seiner Jeans.
"Was ist los?", wollte dieser nun wissen.
"Ich glaube unser Täter hat den Wagen gewechselt."
"Wie kommst du dadrauf?", fragte Morgan interessiert und warf nun ebenfalls einen neugierigen Blick auf das Auto, das hinter ihnen fuhr.
Es war ein silberner Pick Up hinter dessen Lenkrad ein etwas älterer Mann saß.
"Der Wagen, der hinter diesem Pickup fährt verfolgt uns schon, seit du vor zwanzig Minuten aus dem kleinen Wäldchen raus gefahren bist. Er hat sogar beim Coffeeshop gehalten, ist aber nicht ausgestiegen.",begründete Reid seine Vermutung.
Morgan nickte nachdenklich.
"Kannst du das Kennzeichen lesen?", wollte er dann schließlich von seinem Teamkollegen wissen und bog rechts ab.
"Ja, ich glaube schon."
Schnell notierte sich das Genie die Nummern und Buchstaben und rief dann García an, die er sofort auf Lautsprecher stellte.
"Einen wunderschönen guten Morgen, mein Süßer, was gibt's neues?", wollte sie wissen und man hörte dabei deutlich heraus, dass sie lächelte.
"Guten Morgen Garcia, könntest du bitte mal schnell den Fahrer vom Wagen mit diesem Nummernschild für mich raussuchen: *NK 1501"
"Aber sicher doch, für dich doch immer mein Süßer.", trällerte der Computerfreak und tippte wie Wild auf den Tasten herum.
"Okay, also der Wagen wurde gemietet, ich konnte aber ganz einfach herausfinden, wer der Mieter ist. Sein Name ist Billy Fondrey. Sagt dir das was?", wollte sie nun wissen doch Reid schüttelte nur Stirn runzelnd den Kopf.
"Nein, ich glaube nicht.", meinte er dann schließlich und auch Morgan schien der Name kein Begriff zu sein.
"Kannst du auch herausfinden, wo er wohnt?", fragte der jüngere Profiler nun und blickte nervös auf die Straße.
"Natürlich kann ich... Er wohnt in der W. Church St. 147.", meinte sie grinsend.
"Du bist echt die Beste, danke Garcia.", bedankte sich Reid und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Bitte, für dich doch immer mein kleines Genie.", kicherte sie und legte auf.
"Dann würde ich mal sagen, dass wir unser restliches Team anrufen und ein paar darum beten, das Haus von Billy Fondrey zu durchsuchen. Vielleicht finden sie ja die Handys der Verstorbenen. Die anderen können dann ja unseren Verfolger dingfest machen.", meinte Morgan gut gelaunt und lächelte seinen Teamkollegen aufmunternd an.


gunshot


Breathing




Kapitel 7.gunshot




Morgan und Reid saßen noch immer in dem schwarzen SUV und kurvten ziellos durch die Stadt. Reid hatte währenddessen nun schon zum dritten Mal die Nummer von Hotch eingegeben, doch der Teamchef hob einfach nicht ab.
"Versuch es doch mal bei Rossi.", schlug Morgan schließlich vor. Der Jüngere nickte zustimmend und gab die Nummer ein.
Schon nach dem zweiten Signalton wurde ab genommen und die Stimme des Profilers ertönte:
"Was gibt´s Neues, Reid?", wollte er sofort wissen.
"Wir werden gerade von unserem Verdächtigen verfolgt. Garcia hat herausgefunden, dass er Billy Fondrey heißt und wo er wohnt konnte sie uns auch schon sagen.", erklärte der Dunkelblonde dem Ältesten und ließ dabei den Rückspiegel, in dem er erkennen konnte, dass der rote Jeep noch immer hinter ihnen her fuhr, nicht aus den Augen.
"Ich würde vor schlagen, dass ihr euch aufteilt.", meinte Morgan und hielt mal wieder an einer roten Ampel.
"Ein paar der Polizisten und ein oder zwei Leute aus unserem Team könnten zum Haus des Verdächtigen fahren und es nach Beweisen durchsuchen, der Rest kann dann zu uns kommen und versuchen, diesen Irren fest zu nehmen.", schlug der Dunkelhäutige vor und trat wieder auf das Gas, als die Ampel auf Grün um sprang.
"Ich werde Hotch informieren und rufe euch dann noch einmal zurück, wenn ich über genaueres informiert bin. Versucht euren Verfolger so lange auf Trab zu halten.", meinte Rossi und legte dann auf.
Morgan seufzte leise und fuhr sich mit seiner rechten Hand über sein Gesicht.
"Das kann ja noch was werden.", murmelte er und bog in eine kleinere Wohnsiedlung ab.

Nach einigen weiteren Minuten klingelte Morgans Handy und Garcia meldete sich wieder zurück.
"Hallo meine Süßen, eure großartige Garcia hat mal wieder zu geschlagen.", rief sie fröhlich und man hörte sie kurzzeitig wieder ein paar Tasten tippen, ehe sie fort fuhr.
"Ich habe noch ein wenig über diesen Billy nach geforscht und bin dabei über ein paar sehr interessante Artikel gestoßen.", meinte sie und ließ eine kurze Pause.
"Im Jahre 1985 saß er für zehn Jahre in Phoenix im Gefängnis, wegen versuchten Mordes an drei jungen Männern. Und fünf Jahre davor wurde er wegen schwerer Körperverletzung angezeigt, aber diese Anzeige wurde dann zwei Wochen später aus unbekannten Gründen wieder zurück gezogen.", erklärte die Blonde ihren zwei Kollegen.
"Das heißt, dass es sehr gut sein könnte, dass dieser Kerl unser Mann ist.", schlussfolgerte Morgan und grinste.
"Das ist perfekt, vielen Dank, baby girl. Ruf an, wenn du noch etwas heraus finden solltest.", meinte der dunkelhäutige Profiler, ehe er auf legte.
"Morgan?"
Reid klang eher wenig begeistert.
"Was ist los, Kleiner?", wollte dieser daraufhin skeptisch wissen und warf seinem jüngeren Kollegen einen fragenden Blick zu.
"Der Jeep ist weg. Er ist gerade bei der letzten Kreuzung ab gebogen. Ich glaube er hat bemerkt, dass wir nur etwas Zeit schinden wollen.", meinte Reid und blickte frustriert in den Rückspiegel.
"Verdammt!", fluchte Morgan und wendete den großen Wagen gekonnt, um nun in die selbe Straße ein zu biegen, wie vor einigen Sekunden der rote Jeep.
"Den erwischen wir schon noch.", knurrte der Profiler und gab Gas.

Zuerst war der rote Wagen nicht zu sehen, doch nachdem Morgan rechts abgebogen war, hatten die beiden Agents den Jeep wieder im Blick.
"Wo will der denn jetzt hin?", rief Reid völlig überrascht, als ihr Verdächtiger in eine Einfahrt fuhr, dort den Wagen zum Stehen brachte und anschließend heraus sprang und im Garten des Hauses verschwand.
Die große Hecke, die das breitflächige Grundstück umgab, verhinderte, dass die Profiler sehen konnten, wo der Mann hin lief.
Ohne lange zu zögern lenkte Morgan den SUV an den Straßenrand, stieß, ebenso wie sein Kollege, die Wagentüre auf und rannte hinter dem Verdächtigen her.
Reid war dem Dunkelhäutigen gefolgt und stand nun dicht hinter diesem, als sie sich mit erhobenen Waffen durch den dicht bewachsenen Garten bewegten.
Nervös ließ der Dunkelblonde seinen Blick durch die Gegend schweifen, und achtete auf jedes noch so kleine Geräusch.
Als er sich einmal kurz um drehte, weil er ein Knacksen hinter sich gehört hatte, war sein Teampartner auf einmal verschwunden.
Hektisch sah Reid sich um und stolperte ziellos weiter nach vorne. Er wusste, dass er so gut wie verloren war, wenn er Morgan nicht bald wieder finden würde.

Morgans Herz setzte für ein paar Sekunden aus, als er fest stellen musste, dass sein jüngerer Kollege nicht mehr hinter ihm war. Und auch sonst war keine Spur von Reid zu entdecken.
Sich gedanklich verfluchend ging der Dunkelhäutige den Weg wieder zurück und stockte, als er ein paar Meter vor sich, einen in schwarz gekleideten Mann entdeckte, der Reid von hinten umklammert hielt und ihm ein Messer an die Kehle gelegt hatte.
Leise schlich der Profiler etwas näher heran, um den jungen Mann erschießen zu können, ohne Reid in Gefahr zu bringen.
"Sag bloß du erinnerst dich nicht mehr an mich.", hörte er den Mann mit gespieltem Entsetzen sagen, als er dicht genug heran gekommen war.
Reid schüttelte mit zusammengekniffenen Augen den Kopf.
"Aber an meinen Vater kannst du dich doch bestimmt noch erinnern, oder? An Theodor Fondrey. Du warst es schließlich, der daran schuld ist, dass er starb.", zischte er dem Dunkelblonden entgegen, der nun leicht zu zittern begann.
"Wie-wie meinen sie dass?", wollte Reid mit bebender Stimme wissen und versuchte das Messer an seinem Hals zu ignorieren, was ihm allerdings nicht wirklich gelingen wollte.
"Spencer, ich bin wirklich enttäuscht von dir. Man sagt doch, du hättest ein eidetisches Gedächtnis.", meinte der schwarz gekleidete Mann und schüttelte den Kopf.
"Mein Vater wurde vor zwölf Jahren wegen schwerer Körperverletzung an geklagt. Er wäre eigentlich frei gesprochen worden, wenn da nicht du gekommen währst und mehrere sehr belastende Beweise vorgelegt hättest.", erklärte Billy nun und grinste.
"Aber warum bin ich dann an seinem Tod schuld?", wollte Reid wissen und atmete mehrmals tief durch.
Morgan hatte seine Waffe schon auf Fondrey gerichtet, wollte aber noch abwarten, bis dieser mit seiner Erklärung fertig war. Er hatte beschlossen, den Mann zu töten. Egal, ob er Reid freiwillig gehen lassen würde oder nicht. Für das, was er Spencer an getan hatte, musste er bestraft werden.
"Mein Vater war schwer krank, als er in den Knast kam.", setzte Fondrey seine Erzählung fort und legte dabei das Messer etwas fester an den Hals des Profilers. Morgans Hand verkrampfte sich augenblicklich etwas mehr um seine Waffe.
"Er hätte nur durch eine teure Operation überleben können, aber so etwas wird im Gefängnis ja nicht angeboten. Denen ist es doch egal, ob da nun ein Verbrecher mehr oder weniger ist.", knurrte er und seine Stimme wurde immer tiefer.
"Wenn du und deine große Klappe nicht gewesen währst, würde mein Vater noch leben und ich wäre nie in dieses beschissene Kinderheim gekommen!"
Billy verstärkte den Griff um sein Messer ein wenig und lachte leicht hysterisch auf.
"Aber jetzt habe ich endlich die Chance dich zu töten. Und dein ganzes Team wird Zeuge sein.", kicherte er weiter und Morgan musste fest stellen, dass der Mann recht hatte.
Sein gesamtes Team war anwesend. Billy Fondrey war umstellt.
"Waffe fallen lassen.", rief Prentiss und sah den Mann mit einem ziemlich tödlichen Blick an.
"Nein, ich denke nicht das ich das machen werde.", antwortete Billy mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen.
"Ich werde mir eine solche Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen.", redete er weiter und ließ das Messer ein wenig über Reids Hals gleiten, wobei es einen dünnen Strich hinterließ der Augenblicklich zu bluten begann.
"Ich werde-"
Weiter kam der Mann nicht, da ihn eine Kugel direkt in den Kopf traf.
Morgan verweilte noch einige Sekunden in seiner Ausgangsposition und eilte dann zu seinem Kollegen, der mit Billy Fondreys Blut bespritzt auf den Boden gesunken war. Der Hals des jungen Profilers blutete noch immer, doch das schien dieser gar nicht wirklich mit zu bekommen.
Wie hypnotisiert starrte er auf den Boden und zitterte.
Mit einem erleichterten aufseufzen schlang der dunkelhäutige Profiler seine muskulösen Arme um Reid und drückte ihn an sich.
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte er besorgt nach, doch der Jüngere nickte daraufhin nur bestätigend.
"Es tut mir so leid, dass ist alles nur meine Schuld. Ich hätte darauf achten sollen, ob du noch hinter mir bist.", machte sich Morgan Vorwürfe und löste sich wieder von dem dunkelblonden Agent.
Dieser lächelte seinen Partner nur Matt an und schüttelte den Kopf.
"Du hast alles richtig gemacht. Ich war selbst Schuld, außerdem hast du mir gerade mein Leben gerettet. Vielen dank, Morgan."
"Reid, alles Okay bei dir?", wollte Rossi nun von dem Jüngsten wissen und beugte sich etwas zu ihm herunter.
"JJ hat schon den Krankenwagen gerufen, der müsste dann auch gleich da sein, damit sich mal jemand deinen Hals an sehen kann.", erklärte der Ältere und lächelte seinem Teamkollegen aufmunternd zu und klopfte Reid noch kurz auf die Schulter, ehe er ging.

Schweigend saß Reid einige Minuten später wieder einmal im Krankenwagen und ließ sich irgendeine widerlich riechende Creme auf den Hals schmieren, als JJ herein sah.
"Spence, kann ich mit dir sprechen?", fragte sie und setzte sich neben ihren Kollegen, als dieser eingewilligt hatte.
"Machst du dir Vorwürfe, wegen dem was Fondrey gesagt hat?", wollte die blonde Agentin wissen und musterte Reid prüfend.
"Ein wenig.", gestand dieser schließlich und lächelte schwach.
"Ist das blöd? Ich meine, er hat schon irgendwie recht damit. Ich war es ja wirklich, der seinen Vater in den Knast gebracht hat.", meinte der Jüngste und sah verlegen auf seine Hände.
"Das kann schon sein, Spence, aber du bist auf keinen Fall an seinem Tod schuld. Auch nicht von dem von Billy. Sie sind beide selbst schuld daran. Sie hätten niemanden verletzen müssen, dann wäre es auch nicht so weit gekommen, also mach dir bitte keine Vorwürfe, okay?", bat JJ und lächelte ihren Kollegen aufmunternd an.
"Danke.", meinte Reid daraufhin und umarmte seine Kollegin.
Er würde darüber hinweg kommen, dass wusste er.
Auch wenn es vielleicht etwas dauern würde.


The end from "Breathing"



Epilog


Breathing:




Kapitel 8. Epilog




Einen Tag später saß das Team wieder in einem der Privatjets der Behavioral Analysis Unit. Es war zwei Uhr morgens und die meisten der Teammitglieder versuchten zu schlafen, da sie von den letzten Ereignissen noch sehr angeschlagen waren.
Morgan und Reid hatten sich zusammen auf eine der zwei hinteren Sitzbänke zurück gezogen und versuchten ebenfalls sich ein wenig aus zu ruhen, da sie wussten, dass der nächste Fall nicht lange auf sich warten lassen würde.

Reid hatte seinen Kopf auf dem kleinen, weißen Kissen gebettet, dass an Morgans Schulter lag. Der Ältere wusste, dass der dunkelblonde Profiler ohnehin nicht so gut schlafen konnte und wollte es ihm durch seine Nähe etwas leichter machen.
Derek selbst hatte sich mal wieder seine Kopfhörer auf gesetzt und hörte Musik.
Müde schloss er seine Augen und tippte mit seinen Fingern im Tackt der Melodie.
Das alles schien ihm so schrecklich unwirklich zu sein. Noch vor ein paar Tagen war Reid von einem Psychopathen entführt worden und jetzt lehnte er an seiner Schulter und versuchte in den Schlaf zu finden.
Der Fall war gelöst, doch es würde noch einige Zeit dauern das Erlebte zu verdauen. Morgan seufzte leise auf. Manchmal fragte er sich wirklich, warum er diesen Job noch immer machte. Die ganzen Morde zerrten an seinen Nerven und er bekam in letzter Zeit viel zu wenig Schlaf.
Manchmal hatte Derek das Gefühl, dass er nur noch bei der BAU tätig war, weil er diesen Beschützerinstinkt gegenüber Reid einfach nicht abstellen konnte. Doch dann wurde ihm klar, dass dies nicht der alleinige Grund war.
Sicher, es war anstrengend und nicht immer ging alles gut aus. Aber er liebte seinen Job. Er liebte es, wenn sie das Leben anderer Menschen retten konnten. Er liebte es, die Bösen fest zu nehmen und ihnen ihre gerechte Strafe zu geben.
Und vor allem fühlte er sich nun besser, da dieser Billy Fondrey nun nicht mehr lebte und Reid somit nichts mehr an haben konnte.

"Morgan?", wurde er von seinem jungen Kollegen auf geschreckt, der sich nun etwas aufrichtete und das Kissen auf seinen Schoß legte.
"Was ist los, pretty boy?", wollte der Dunkelhäutige wissen und musterte den jüngeren Profiler fragend.
"Worüber hast du gerade nach gedacht?", fragte der dunkelblonde Agent flüsternd, um die anderen nicht zu wecken. Morgan hob überrascht eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern.
"Über unseren letzten Fall. Warum fragst du?"
Reid lächelte leicht und rutschte in eine angenehmere Position.
"Du hast gerade nur so glücklich aus gesehen. Das kommt nach solchen Erlebnissen ja nicht sonderlich oft bei dir vor.", gestand der Blonde seinem Partner, der nun leise Lachte.
"Nun ja, ich bin eben einfach nur sehr erleichtert darüber, dass du noch lebst und das wir diesen Irren erledigt haben."
Der Dunkelblonde nickte und schloss lächelnd seine Augen.
"Sag mal, Kleiner. Bist du dir wirklich sicher, dass du jetzt alleine nach hause gehen willst?", hakte Morgan ein wenig besorgt nach, da er nicht wollte, dass es dem Jüngeren wieder so schlecht ging, wie beim letzten Mal, als er mit tiefen Augenringen zur Arbeit gekommen war.
Reid zuckte jedoch bloß leicht mit den Schultern.
"Ich glaube schon. Ist ja nicht so, als wäre es das erste Mal gewesen, dass ich entführt wurde.", meinte er und versuchte sich an einem schiefen Lächeln, dass ihm jedoch ziemlich misslang.
"Du weißt, dass ich mir nur Sorgen um dich mache, pretty boy. Und ich hoffe, dass du auch weißt, das du mir alles erzählen kannst. Ich bin für dich da, okay?", meinte Morgan und zog seinen Teamkollegen etwas an ihn heran.
"Wenn du nicht alleine sein willst, ist das völlig okay. Ich würde das auch nicht wollen.", gestand er Reid mit noch immer gedämpfter Stimme und grinste leicht.
Der dunkelblonde Profiler drehte daraufhin den Kopf leicht bei Seite und nickte.
"Ich weiß das sehr zu schätzen, Morgan. Wirklich. Aber mir geht es gut.", versuchte der Profiler seinem Teampartner zu erklären. Doch dieser musterte den Jüngeren nur skeptisch, beließ es jedoch dabei und nickte bloß.
Dann setzte er sich seine Kopfhörer wieder auf und schloss erneut seine Augen.
Er wusste ganz genau, dass Reid nicht der Typ war, der sich gerne helfen ließ. Aber wenn es ihm wirklich richtig schlecht ging, würde er sich schon bei ihm melden. Das hatte er bisher immer getan.
Sie vertrauten sich schließlich.


-Epilog end-



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Tag der Veröffentlichung: 11.03.2012

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