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Jane Austen und Cassandra Austen




Meine liebste Cassandra,
ich bin gänzlich in der Hoffnung, dass es dir, Edward, Elizabeth und Eliza gut geht. Wir alle sind wohlauf und Mutter und Vater, sowie George und die sehr geehrte Mrs. Anne Lefroy [Nachbarin und immer noch meine teure Freundin, obgleich sie meine Mutter sein könnt] bitten mich dir und den Anderen ihre Grüße zu senden. Ach geliebte Schwester, wie ich dich doch ungemein beneide. Du bist mit einem durchaus angenehmen Mann verlobt und somit scheint dein Leben vorerst geregelt zu sein. Aber glaube nicht, ich wollte auch heiraten, nein. Es geht mir nur um Mutter, sie möchte um alles in der Welt, dass ich heirate und wenn ich sie machen ließe, wäre ich wahrscheinlich schon morgen verlobt und in zwei Wochen verheiratet, dabei ist es ihr gleich ob ich dem Mann zugeneigt bin oder ihn nicht ausstehen kann. Es scheint, dass Mrs. Austen wirklich und ausschließschlich dafür lebt mich zu verheiraten. Du mit deinem Robert bist der Aufmerksamkeit dieser werten Dame, unserer Mutter entgangen, oh was gäbe ich darum auch nicht mehr unter ihrer Beobachtung zu stehen. Nicht, dass du mich missverstehst: Ich habe wirklich und wahrhaftig noch nicht die geringste Absicht zu heiraten! In ungefähr zwei Tagen wird mich Madame doch mehr oder weniger in Ruhe lassen, da Henry aus Oxford wiederkommt. In seinem letzten Brief an mich, schrieb er, dass er wenn sein Plan aufgehe, ein oder zwei Freunde aus Oxford mitbringen würde. Ich freue mich ungemein ihn wieder zu sehen, es ist nun schon so lange her, da wir uns gesehen haben und ich werde mich dann auch nicht mehr so ganz allein fühlen, wie ich es so oft tue seit dem du nicht mehr bei uns bist. Doch eigentlich darf ich nicht klagen, da ich doch so allein gar nicht bin: George ist mir eine liebe Gesellschaft, auch wenn es mir zu Weilen lästig ist keine Unterhaltung mit Worten sondern nur mit Händen zu führen. Auch Mrs. Anne Lefroy und ihre Tochter Lucy besuchen mich so oft sie können. Und doch, die Gesellschaft einer fünfzehn Jährigen und dessen Mutter, selbst wenn diese meine treueste und älteste Freundin ist, ist mir nur halb so lieb wie die deine.
In ewiger, gleichbleibender Dienerschaft,
Ihre treueste, sie liebende Dienerin, Bewunderin und Schwester,
die Verfasserin.
Jane Austen


Liebste Jane,
Wie immer sind deine Briefe Balsam für mein Herz und ich genieße ihn wie jeden vorherigen.
Mit Freude richte ich eure Grüße aus und erwidere sie im Namen aller.
Auch ich vermisse dich ungemein, meine liebe Schwester.
Oh meine Liebe Schwester, wie du dich selbst in deinem Leben behinderst!
Würdest du unsere liebe Mutter doch nur ihr Werk vollenden lassen, so würdest das auch dich entlasten. Vater sagt, Gefühle brauchen Zeit um zu gedeihen.
Lass dich doch einem Mann vorstellen, es würde doch nicht schaden, oder?
Tu unserer Liebsten Mutter doch diesen Gefallen!
Wie erfreulich, dass Henry ein Freunde aus Oxford mitbringt. Vielleicht gefällt dir ja einer dieser Burschen?
Ich wünschte ich könnte bei dir sein, liebste Schwester, die Trennung schmerzt und es wäre mit das Liebste, dich einmal wieder zu sehen.
In ewiger Liebe, Bewunderung und Verehrung, deine Schwester,
die Verfasserin.
Cassandra Austen


Oh Cassandra,
mein Herz machte zwar einen Sprung als ich deinen Brief erhielt, doch muss ich ehrlicher Weise sagen, dass mich sein Inhalt nicht ganz zufrieden stellte, was du dir allerdings schon gedacht haben wirst. Was habe ich denn davon, wenn mich Madame einem Mann vorstellt, sie wird verlangen, dass ich auf Tanzveranstaltungen mit ihm und keinem anderen Tanze, sie wird verlangen, dass ich mich mit ihm treffe, regelmäßig und zu guter Letzt werde ich ihn dann doch heiraten müssen, egal wie zuwider, wie dumm und wie hässlich er sein mag. Mutter sieht nur das Geld was ich dadurch bekommen werde. Doch ich finde eine Frau muss manchmal auch auf eigenen Füßen stehen und, das kann ich in der Tat nicht, wenn ich zulasse, dass Mutter mich verheiratet. So lieb sie mir doch ist, ich kann ihr nicht gehorchen und schließlich bin ich doch keine Zuchtstute, die man auf einem Markt vorführen kann damit sich ihr jemand annimmt und sie einen Besitzer bekommt.
Mit deinem Brief ist auch Henry endlich eingetroffen, doch entgegen seinen Plänen ein oder zwei Freunde mit zu bringen, waren es fünf und nein liebe Schwester, ich habe auch nicht vor, dass mir auch nur einer von ihnen gefällt. Dass habe ich mir selber schon verboten. Ohnehin, scheinen sie alle nicht gerade die klügsten und gut aussehensten zu sein. In der Tat frage ich mich wie dieser James R. [einer der fünf] seinen Abschluss in Oxford bekommen hat. Über die Anderen vermag ich noch nicht ganz zu urteilen, da ich sie nur kurz gesehen habe.
Deine, dich trotzdem liebende J. Austen


Meine liebe Schwester,
Selbstverständlich bin ich mit deines Stolzes und deiner Stärke bewusst, dennoch wissen wir beide, dass eine Frau kaum eine Chance auf ein gutes Leben hat, wenn sie unverheiratet bleibt. Das war immer so und es wird sich nicht ändern, meine liebe Jane. Doch ich möchte gutes lieber Schönes berichten.
Elizabeth ist wohlauf und die Schwangerschaft steht ihr wunderbar, ich wünschte, du könntest sie sehen. Ich soll dir ihre herzlichsten Grüße ausrichten, wie auch von Edward und Eliza.
Sind Henrys Freunde denn alle hässlich? War er nicht dafür bekannt, sich immer in Gesellschaft angenehmer, gut aussehender Herren zu befinden?
Wie bedauerlich das dir kein Mann das Herz erwärmen kann.
Bitte richte allen meine liebsten Grüße aus, besonders Henry. Wir alle vermissen ihn sehr!
In ewiger Liebe und Treue,
Die Verfasserin.
Cassandra Austen


Liebste Cassandra,
ich habe deinen Brief kurz nach dem Mittagessen erhalten und habe allen, wie du gewünscht hast deine Grüße ausgerichtet. Sie grüßen dich und alle anderen zurück und von Henry soll ich dir sagen, dass er dich ungemein gerne wiedersehen würde und plant euch demnächst mal zu besuchen um dich und Edward, sowie Elizabeth und Eliza wiederzusehen. Zu seinen Freunden, es ist einmal besagter James, er ist wohl der hässlichste und dümmste Mann dem ich je begegnet bin, dann gibt es einen William, der sich so verhält wie man es von jemandem erwarten kann der William heißt, er bildet sich etwas auf seinen Namen ein wegen William Shakespeare und auch sonst ist er ein sehr unangenehmer Gesell. Ein anderer Gentleman dessen Namen ich mir einfach nicht merken kann, weshalb ich ihn Master B. getauft habe, da ich mir sicher bin, dass sein Name mit B anfing, er ist ein Mensch den man nicht genau anschaut, er ist nicht groß nicht klein, nicht klug und nicht dumm, nicht hässlich aber auf keinen Fall gut aussehend. Der vierte ist Mr. John Warren, den wir ja schon kennen, er ist wie eh und je und der liebste von allen, ach, den fünften hätte ich auch fast vergessen, dass liegt daran, dass er schon wieder abgereist ist, sein Name war wohl George, was immer zu einiger Verwirrung führte, da unser lieber Bruder ja auch George heißt. Mutter möchte unbedingt, dass ich mehr Zeit mit Mr. Warren verbringe, doch ich denke gar nicht erst daran.
Wie geht es deinem Robert?
In Liebe, deine Schwester.


Meine liebste Jane,
Ich danke die vielmals und freue mich sehr, dass Henry uns besuchen kommen wird!
Hach, wie herrlich! Ich kann das Essen unserer lieben Mutter schon förmlich riechen!
Oh weh, wie scheußlich, dass du Ärmste die Gesellschaft jener Herren ertragen musst! Ich beneide dich nicht darum!
Meinem Robert geht es gut, vielen Dank, liebste Schwester.
Er hat kürzlich einen Brief verfasst, dass er auf der Fahrt sei, aber bald ankommen würde.
Auch er grüßt die gesamte Familie.
In ewiger Liebe und mit den besten Wünschen auf eine angenehme Zeit und unserem Bruder Henry,
Die Verfasserin.
Cassandra Austen


[Meine Liebste Cassandra],
ja zu beneiden bin ich in der Tat nicht mit der Gesellschaft dieser Männer, doch Mutter scheint nicht zu merken, wie dumm jeder einzelne von ihnen ist, außerdem bezweifle ich, dass sie das kümmern würde. Ich könnte es mir nicht vorstellen einen Mann zu heiraten, der dümmer ist als ich, sie er noch so gut aussehend und wohlhabend, wenn er nicht klug ist werde ich ihn nicht heiraten. Gestern Nachmittag, als ich Besuch von Lucy und Mrs. Anne Lefroy bekam, eröffneten sie mir, dass sie in weniger als einer Woche den Besuch eines Verwandten aus London erwarteten, er soll und ich zitiere Lucy, die sehr begeistert über ihn berichtete: “Ein brillanter junger Anwalt.” sein. Da ich Lucys Geschmack noch nie verstanden oder geteilt habe, bezweifle ich das doch sehr, wollte dem Kind aber nicht ihre Illusionen nehmen und sagte ganz Taktvoll nichts weiter dazu. Henrys Freunde, verlassen uns Ende nächster Woche, ein Glück und er gedenkt euch im Januar nächsten Jahres zu besuchen.
Dass es Robert gut geht ist schön zu hören und freut mich doch sehr, denn das bedeutet, dass du glücklich bist und es dir gut geht.
Jane Austen


Meine liebste Jane,
Nun denn, ein Anwalt? Dir zuliebe sollte ich wohl nichts sagen, habe ich recht? Hinsichtlich Henrys Vorhaben und besuchen zu kommen, kannst du ihm doch bitte mitteilen, dass es mit eine Ehre ist und das ich ihm bereits eine Brief habe zustellen lassen.
Ja, es ist wunderbar.
Weißt du, liebste Schwester, Männer können eine Frau sehr glücklich machen.
Bitte vergiss das nicht!
In ewiger Liebe und Treue,
Die Verfasserin.
Cassandra Austen


Liebste Schwester Cassandra,
ich habe mich ja so über deinen letzten, reizenden Brief gefreut, allerdings würde ich dich darum bitten länger und ausführlicher zu schreiben, da du ja bedenken musst, dass ich deinen Brief erst Tage nach deinem Verfassen erhalte, doch genug davon.
Henrys Freunde sind wieder abgereist und ich vermag dir gar nicht zu sagen, wie froh ich darüber bin, allerdings gibt es jetzt Lucy Lefroy, welche mir die ganze Zeit von dem Anwalt, ihrem Verwandten aus London erzählt. Es scheint, dass sie ihn noch nie getroffen hat und ihn trotzdem schon morgen heiraten würde, wenn ihre Mutter, ihre Vater und ihr Onkel sie ließen. Folgender Dialog ereignete sich heute auf unserem gemeinsamen Weg zur Armenspeise:
“ Jane, hast du schon gehört Mr. Lefroy, wird wohl morgen ankommen?” Ich erwiderte, dass mir das neu sei und dachte bei mir, dass es mir auch herzlich egal war, wann dieser Anwalt ankommen würde, ob morgen oder nie.
“Vater wird ihn mit der Kutsche abholen. Was meinst du sollte ich mit fahren?”
“Nun dagegen ist wohl wenig zu sagen, trotzdem würde ich es nicht tun Lucy.”
“Aber Jane, wenn doch dagegen nichts einzuwenden ist, warum sollte ich es dann nicht machen?”
“Ach Lucy, liebste Lucy, du kennst diesen Mann doch nicht einmal richtig, überhaupt seid ihr euch noch nie begegnet, wie möchtest du deine Anwesenheit erklären? Im Übrigen siehst du ihn doch, wenn er mit deinem Vater ankommt.”
“Die Zeit bis zu seiner Ankunft wird aber so schrecklich lang und einsam sein, Jane, ich werde sterben!”
“Du wirst natürlich nicht sterben, im Übrigen habe ich nur geäußert, was ich tun würde, wenn ich an deiner Stelle wäre.”
“Aber du, Jane denkst auch nicht im Traum daran dich zu verlieben oder zu heiraten!”
“...was äußerst vernünftig ist, Lucy!”
“Oh Jane, du hast doch keine Ahnung!”
“Und du hast sie natürlich, bedenke, Lucy du bist vier Jahre jünger als ich!”
“Ich werde hin gehen!” Sagte Lucy und stampfte mit dem Fuß, um mir zu signalisieren, wie entschlossen und enttäuscht sie von mir war.
“Und ich sage dir geh nicht!” Lies ich sie wissen, in einem, wie ich zugeben muss, etwas strengen Ton.
Ich weiß, Cassy, dass du dich über mein Verhalten amüsieren wirst oder es zumindest nicht gut heißen wirst aber ich finde es nicht schön mit anzusehen, wie Lucy wegen eines Mannes, der nicht nur unerheblich älter als sie ist, sondern den sie obendrein kaum kennt, so verzweifelt. Nun genug davon.
Erzähl mir von Eliza und Elizabeth, wie geht es ihr und wann wird wohl das Kind kommen?
Henry hat sich im Übrigen sehr über deinen Brief gefreut und ich bin zuversichtlich, dass er ihn beantworten wird.
Ich entsende dir Grüße von Lucy Lefroy und ihrer Mutter Anne.
In ewiger, Freundschaft, Liebe, Dienerschaft und Treue,
deine jüngere Schwester [J. A.]


Meine liebste Schwester,
Wie immer freue ich mich ungemein über deinen Brief.
Nun denn, liebste Jane, ich werde mir Mühe geben, dir mit diesem Brief eine Freude zu bereiten. Gewiss weißt du, wie die Jugend heutzutage ist: Sie hören von einem Mann, der wohl gebildet und gut aussehend ist und sofort behaupten sie, verliebt zu sein. Ich würde mich brennend dafür interessieren, was der Werte Mr. Lefroy zu der Anwesenheit der jungen Lucy hielt, doch ich denke nicht, dass du ihn genügen würdigen wirst, ihn danach zu Fragen.
Hach liebste Jane, die Schwangerschaft etwas so wunderbares! Die liebe Elizabeth ist ja so glücklich! Den ganzen Tag ist sie auf Trapp, strickt hier, häkelt da und spricht den ganzen Tag zu dem Ungeborenen. Wie wir uns doch alle auf dieses kleine Wunder freuen! Edward geht es sehr gut, er ist schon jetzt ein ausgezeichneter Vater und tut alles für seine liebe Frau und sein Kind. Es ist so schön, es mit anzusehen! Die Ärzte sagen, es kann nicht mehr lange dauern, bis unsere schöne Schwägerin entbindet. Ich bin ja so gespannt, welchem Geschlecht das Ungeborene angehören wird!
Robert ist kürzlich angekommen, er schrieb mir, es sei ertragbar, doch ich sehne mich nach ihm, liebe Schwester!
Ich wünschte, auch du könntest einmal diese Sehnsucht spüren, denn sie quält zwar das Herz, doch die Freude ihn wieder zu sehen heilt alle Wunden und beflügelt das Gemüt!
In hoffe die Länge dieses Briefes stellt dich zufrieden, liebste Jane und wir sehen und bald!
In ewiger Liebe und Treue,
Die Verfasserin.
Cassandra Austen


Oh Cassandra,
die Länge deines Briefes hat mich sehr zufrieden gestellt, natürlich geht es immer noch etwas länger und am liebsten wäre es mir, du würdest nie mehr aufhören zu schreiben, sodass ich unendlich viel Lesestoff hätte aber das ist ja von niemandem zu verlangen.
Du hast mich voll und ganz richtig eingeschätzt, natürlich habe ich Mr. Lefroy nicht gefragt, was er von Lucys Anwesenheit hielt und es ist mir auch einerlei. Nun natürlich habe ich eine gewisse Vorstellung davon, wie die Jugend heutzutage ist aber, ich heiße es deswegen noch lange nicht gut, sondern verurteile es eher. Was Mr. Lefroy angeht so wurde doch nur alles bestätigt, was ich mir über ihn gedacht hatte. Nicht nur, dass er uns alle im Regen stehen ließ, da er zu spät kam sondern...aber nein, ich sollte das wohl eher von Anfang an erzählen.
Es war nun schließlich doch so, dass Lucy zu Hause blieb, ich bin der Meinung, dass ihre Mutter die gut Anne das so eingerichtete hat, ihr Vater fuhr also alleine Mr. Lefroy zu holen. Wir versammelten uns alle, nach Vaters Gottesdienst bei uns zu Hause, Mr. Lefroy war nicht zum Gottesdienst erschienen, was ich ungemein respektlos empfand. Zu Hause unterhielten wir uns und gaben unser bestes darin so zu tun als warteten wir nicht auf Mr. Lefroy, sondern hätten uns wie so oft einfach nur verabredet. Zur Auflockerung der Situation, hatte Henry die Idee, ich könnte eine Lesung halten, was alle bejahten. Ich hatte kaum die ersten fünf Sätze gelesen, als Mr. Lefroy eintraf. Ich muss sagen Cassandra, ich habe noch nie so einen unverschämten, widerlichen, respektlosen, schamlosen, unhöflichen Mann getroffen wie ihn! Sein zu spät kommen, konnte man schon kaum entschuldigen aber sein weiterer Auftritt machte alles nur noch schlimmer, während meiner Lesung, schlief er mehrmals ein und besaß trotzdem die Frechheit am Ende zu applaudieren. Ich bekam mit, wie er meinem Bruder und John Warren gegenüber äußerte wie langweilig und unerträglich er meinen Vortrag fand und nur hoffen konnte, dass nicht alle Frauen in Hemshire so währen. An dieser Stelle war ich bereit in zu verabscheuen und ihm keine weitere Chance mehr zu geben, welche er auch nicht im Geringsten verdient hat. Ich kann dir gar nicht sagen, wie wütend ich beim Schreiben dieser Worte bin und wie sehr ich mich über ihn aufrege, sein Betragen ist so unverschämt, man sollte ihn Steinigen lassen dafür. So viel zu deiner Vermutung, die du in einem deiner vergangenen Brief über die Anwälte äußerste.
Wie schön, dass es Elizabeth so gut geht, auch wenn ich deine Ansicht über Schwangerschaften nicht teile.
Steht’s, deine dich liebende und aufgebrachte,
Jane


Meine liebste Jane,
du weißt, auch mir wäre wenig lieber als stundenlang Briefe und Romane aus deiner Hand lesen zu können, dennoch ersehne ich unser Wiedersehen von ganzem Herzen!
Ich bin überrascht, dass du ihn nicht wirklich hast steinigen lassen, für dieses Unverschämte verhalten!
Hätte ich gewusst, das Mr. Lefroy ein solch ungenierter und abscheulicher Mann ist, du weißt meine liebe Schwester, dann hätte mein Mund über ihn geschwiegen.
Ich behaupte, auch Vater war nicht davon erfreut, auf Mr. Lefroy verzichten zu müssen, wo doch denkbar alles von ihm spricht!
Dessen ungeachtet, liebe Jane, lass dich nicht von einem Mann wie ihm erniedrigen. Uns allen ist bewusst, welch vortreffliches Talent du mit deinen Romanen zum Ausdruck bringst und ich würde sterben, hätte ich die Vorlesung dadurch anhören können!
Dennoch… mir schwebte immer ein sehr erhabenes Bild der Lefroys vor Augen und es wundert mich, dass eine so angenehme, liebevolle Familie einen so unhöflichen, undankbaren Mann hervorgebracht hat!
Doch genug davon!
Ich habe Gutes zu berichten! Elizabeth hat in dieser Woche, vor zwei Tagen, einen kleinen Burschen zur Welt gebracht. Sie haben ihn Edward George Austen getauft. Ein hübscher Junge, sieht seinem Vater, unserem werten Bruder Edward, zum Verwechseln ähnlich und hat auch dasselbe feurige Temperament wie jener.
Edward bat mich, euch auszurichten, dass er plant die Familie so bald als möglich zu besuchen und auch ich und unsere geschätzte Cousine Elizar werden ihn begleiten.
Des Weiteren hat Robert mir einen Brief zukommen lassen, dass auch er die Familie besuchen wird, sobald er kann. Ich werde ihn wiedersehen, meine liebste Jane!
Ich sehne mich ja so nach ihm! Er sagte mir, er würde alles Geld das er habe für unsere Hochzeit zurücklegen, damit ich sie so schön bekommen könnte, wie es nur ginge.
Ist er nicht wundervoll, Jane?
Ich bin ja so verliebt in ihn, dass ich glaube, nur mit ihm kann mein Herz weiterschlagen. Es ist ein wundervolles Gefühl, liebste Jane!
Aber ich möchte hier nun machen, denn der kleine Sprössling ist heute Nacht auffallend ruhig und dies möchte ich nutzen, um an etwas Schlaf zu kommen.
In ewiger Liebe und mit allem Verständnis für deine missliche Lage,
die Verfasserin.
Cassandra Austen.


Liebste Cassandra,
es freut mich sehr für dich, dass du in deinem Robert so eine verwandte Seele gefunden hast. Es mag ja sehr schön sein aber ich bin nun immer noch der Meinung, dass eine Frau auch auf eigenen Füßen stehen muss und sollte. Ich hatte mir geschworen mich nicht wieder über Mr. Lefroy aufzuregen und deswegen muss ich mich jetzt in aller Form entschuldigen, dass ich meinen Schwur breche. Er ist wirklich der unsympathischste, respektloseste, hinterlistigste, arroganteste, unverfrorenste, unverschämteste aller Männer! Ich weiß nicht wie ich die kommende Zeit überstehen soll, ohne zu Grunde zu gehen. Gestern, als wir uns im Wald begegneten, besaß er nicht bloß die Frechheit mich anzusprechen, sondern er musste mich auch noch nach meinem Namen fragen, da er ihn von der Vorstellung am Vortag vergessen hatte, sein Betragen ist wirklich von ausgesuchter Geschmacklosigkeit. Lucy hält ihn nach wie vor für den Engel in Person und wartet nur auf die richtige Gelegenheit ihn für sich zu gewinnen.
Es gibt noch mehr, dass ich dir schreiben möchte aber wir müssen uns beeilen, Lady Gresham gibt heute einen Ball um ihren Neffen willkommen zu heißen und wir wollen uns nicht verspäten. Ich werde weiter schreiben sobald wir zurück sind. Oh Cassandra, wie ich es doch bereue nicht zu Hause geblieben zu sein, es war die pure Hölle. Mr. Wisley, Lady Greshams Neffe, forderte mich mehrmals zum Tanzen auf, obwohl er wirklich und wahrhaftig absolut Talentfrei ist, er kann keinen einzigen Tanzschritt auch nur halbwegs richtig ausführen, zu allem Überfluss, blamierte er mich so vor Mr. Lefroy, der sich einen Spaß daraus machte mir und Mr. Wisleys Ungeschicklichkeit beim Tanzen zuzusehen. Der Abend, war gänzlich ruiniert als ich äußerte, dass ich Mr. Lefroy nicht leiden konnte aber nicht merkte, dass er hinter mir stand und alles hörte, um mich gänzlich der Lächerlichkeit preis zu geben forderte er mich zum Tanzen auf, was ich ja schlecht abweisen konnte. Um auch einmal etwas Gutes über ihn zu sagen, muss ich allerdings gestehen, dass er gewiss kein schlechter Tänzer ist und ich mehrmals mit ihm tanzte, was wiederum unserer Mutter nicht recht war.
Das mit Elisabeths Entbindung freut mich sehr, bitte sieh mir nach, dass ich mich nicht gebührend darüber freuen kann, da ich zu wütend bin um mich über irgendetwas zu freuen.
Bitte richte allen meine Grüße aus, auch dem Neugeborenen.
[Jane Austen]


Meine liebste Jane,
selbstverständlich glaube ich dir, dass eine Frau es schaffen kann, ein „eigenständiges“ Leben zu führen, dennoch rate ich dir ein weiteres Mal davon ab, der Liebe so vorurteilhaft gegenüber zu stehen.
Hinsichtlich Mr. Lefroys Benehmen denke ich, lässt sich leider nicht helfen, liebe Jane, denn, wie wir wissen, ändern sich Menschen nicht und der Versuch ist von vorneherein dazu verdammt, kläglich zu scheitern.
Ich muss dir zustimmen, dass mir selten ein so unhöflicher, unausstehlicher Mann begegnet ist und ich gestehe dir, liebste Schwester, ich möchte nicht mit dir tauschen.
Hach, Schwesterherz, lass doch der jungen Lucy ihre Träume! Die junge Liebe ist so begehrenswert! Sieh dir doch nur unsere liebe Mutter an! Trauert sie nicht gerade, da es so schwer ist, dich an einen Mann zu bringen, so ist so glücklich mit unserem ehrenwerten Vater!
Und Sorge dich nicht, Jane, selbstverständlich vergebe ich dir den Bruch dieses Schwures, er ist immerhin mehr als berechtigt!
Ich denke, mehr habe ich in diesem stillen Moment nicht hinzu zu fügen.
Mich verwundert nicht im Geringsten, dass Mutter dich dem Neffen Lady Greshams vorstellen wollte, schließlich ist er ein sehr nobler und, wie ich hörte, auch recht reicher junger Herr.
Allerdings hat er tatsächlich nicht den besten Ruf, wenn es um die Kunst des Tanzens geht.
Du Ärmste! Das du mit ihm tanzen musstest! Wo du doch so vorzüglich tanzt!
Ich bemitleide dich, liebste Schwester! Manchmal verstehe ich deine Abneigung gegen die Heirat, wenn man auch nur solche Herren vorgesetzt bekommt!
Wie ich mir doch wünschte, dir könnte der perfekte Mann begegnen und dir endlich das Herz befreien!
Doch ich stimme dir zu, wenn du sagst, man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Nicht einmal seine jüngere Schwester.
Selbstverständlich werde ich alle Grüßen! Sie alle freuen sich immer wieder, wenn du an sie denkst und sie grüßt.
Bitte richte auch daheim allen unsere Grüße aus, besonders der Madame, unserer lieben Mutter!
In ewiger Liebe und Fürsorge,
die Verfasserin.
Cassandra Austen


Verehrteste Cassandra,
der Liebe gegenüber habe ich nicht die geringsten Vorurteile, nur hat sie mich bis jetzt in meiner Meinung ihr gegenüber nur bestätigt und so bleibe ich dabei, dass es nur richtig und wichtig ist als Frau unabhängig von irgendeinem Mann zu sein. Was die kleine Lucy betrifft, so kann ich nur sagen, dass ich mich darum kümmern werde, dass sie nicht Mr. Lefroy zum Opfer fällt. Ich werde alles erdenklich tun und garantiert nichts unversucht lassen, sie dazu zu bringen, dass wahre Wesen von Mr. Lefroy zu erkennen. Es wäre eine Schande, wenn dieses junge Ding einem Mann wie Mr. Lefroy verfällt. Was deine Ansicht über die Familie Lefroy angeht, so kann ich sie nur bestätigen, sie sind wohl alle sehr gutaussehend. Indes hat sich Mr. Lefroy nicht geniert mich ein weiteres Mal bloß zu stellen, allerdings gab es dieses Mal nur uns und mehrere hundert Bücher als Zeugen. Mrs. Anne Lefroy hatte uns eingeladen, den Nachmittag bei ihr zu verbringen, nach einiger Zeit zog ich mich in ihre Bibliothek zurück um etwas zu lesen. Ich hatte gerade ein weiteres Buch gewählt als ich ein leises Lachen hörte, Mr. Lefroy war auch anwesend, in der Hoffnung ihm nicht zu begegnen versuchte ich aus der Bibliothek zu schleichen, was allerdings fehlschlug, er entdeckte mich:
”Miss Austen?!” stoppte er mich als ich gerade die Hälfte der Wegstrecke zur Tür zurückgelegt hatte.
”Ah, Mr. Lefroy!” Ich wünschte, der Anstand würde es nicht von mir verlangen, freundlich zu bleiben und vor ihm zu kicksen. “Und lesend!” Ich versuchte ihm mit eben jenem Satz klarzumachen, wie sehr unter meiner Würde er war.
“Ja. Ich habe mir das Buch über Ihren Wald, den Sie hier vor der Tür haben, angesehen.”
“Und, wie gefällt es Ihnen?”
”Ich kann bedauerlicher Weise nicht weiter lesen es ist zu aufwühlend.” Ich musste mir ein Lachen bei dieser Bemerkung seinerseits verkneifen, wenn er schon bei einem so einfach Buch Schwierigkeiten hat, konnte er ja nicht gerade ein eifriger Leser sein oder auch nur werden. ”Ja nehmen Sie nur einmal diese Beobachtung: Schwalben an einem schönen Maitag, fliegen diesen Weg dann jenen, vollkommen glücklich. Dann, krallt sich einer am Rücken des Anderen fest und während sie vergessen zu fliegen, stürzen beide immer weiter nach unten in einem Todesnahenflug. Klafter um Klafter, bis das Weibchen...” Er stockte und war wohl offenbar selber darüber überrascht, wie die Geschichte weiter ging.
”Ja, Mr. Lefroy?” ich glaube du kannst dir vorstellen, wie wohl ich mich fühlte seine Maske bröckeln zu sehen.
”..., bis das Weibchen einen lauten Schrei der Ekstase ausstößt. Ist dieses Verhalten, allgemein üblich in der Geschichte von Hempshire oder sollten wir lieber sagen Steventon?” Nun liebste Cassandra, er ist und bleibt ein unverschämter Mann, ich kenne keinen der auch nur ansatzweise, so viel Frechheit besitzt wie dieser Mr. Lefroy.
”Ihr Unwissenheit ist verständlich, da Sie Nachhilfe bedürften in, wie sollen wir es nennen, der Naturgeschichte?”
“Die Damen des Anstandes verlangen von mir Unwissenheit!”
”Verdammen Sie dazu! Und ihre Schriftstellerei auf den Boden weiblicher Kultiviertheit! Wenn Sie die Dichtkunst gleichrangig mit einem männlichen Autor ausüben wollen...Ihr Horizont müsste sich erweitern. Und dabei könnte ihnen ein außergewöhnlicher junger Mann helfen.” Ich hoffe du vergibst mir, wenn ich mir einen kleinen Ausruf an dieser Stelle nicht verkneifen konnte.
”Ha! Ein ungemein gefährlicher junger Mann! Einer der zweifellos die Herzen vieler junger Frauen angesteckt hat mit sanft, verderblichem Einfluss...”
”Sie sollten Tom Janes lesen, dann werden Sie verstehen.” Er lächelte mir auf eine äußerst unangenehme Art zu und lies mich vollkommen fassungslos in der Bibliothek stehen.
Liebste Cassandra, ich werde nicht zulassen, dass er der armen, kleinen Lucy so ergeht wie mir!
Mutter lässt dich grüßen und dir ausrichten, dass sie selber einen Brief an dich aufsetzten wird.
In Liebe und unglaublicher Wut, deine dich liebende, kleine Schwester,
Jane


Meine liebste Schwester,
zuerst möchte ich mich für die lange Zeit entschuldigen, die ich dich warten ließ und, wo ich schon mal Reue übe, auch gleich dafür, dass ich wahrscheinlich nicht sehr viel werde schreiben können.
Weshalb ich so lange dauerte bis ich die Zeit fand, dir, liebste Jane, zu antworten, hat den einfachen Grund, dass Elizabeth möchte, dass ich schon jetzt lerne mit Kindern umzugehen, damit ich nicht, wie sie, so unvorbereitet in diese Situation komme und mir nicht zu helfen weiß, sollte ich einmal Mutter werden.
Allerdings, die Lefroys sind unglaublich gutaussehende Herren und Damen. Doch er gehört doch wohl nicht dazu?
Wer sich so benimmt, kann nur ein hässlicher Egoist sein!
Da könnte ich dir viele Beispiele nennen.
Es sei dir gesagt, meine liebe Schwester, dieser Mr. Lefroy übertrifft meine Erwartungen immer wieder aufs Neue, doch leider nicht im positiven Sinne.
Ich verstehe dich voll und ganz, wenn du sagst, du möchtest Lucy vor diesem Mann zu bewahren und auch ich rate dir, dich weiter von ihm zu distanzieren.
Es ist eine Unverschämtheit einer jungen Dame so respektlos und selbstbezogen gegenüber zu treten und sich dann nicht einmal zu schämen!
Ich bedauere, dass du immer die Anwesenheit solcher Männer ertragen musst, während ich so glücklich Verlobt bin.
Es ist eine Schande, dass es meist die wunderbarsten Frauen belastet, ein schlechtes Bild von allen Männern zu besitzen und dies nur, weil sie keine besseren kennenlernen!
Ich danke dir, dass du so selbstverständlich alle Grüße überbringst. Auch dieser Brief ist am gestrigen Tage angekommen und ich werde mich bemühen, noch heute eine Antwort zu verfassen, schließlich kann meine seine Mutter ja nicht warten lassen, nicht wahr, liebste Jane?
Eines muss ich noch erzählen. Da es das Herz unseres lieben Bruders Edward nach nichts mehr verlangt, als die Familie zu besuchen, plant er nun, euch in den nächsten Wochen zu besuchen und selbstverständlich werde auch ich die Reise gerne auf mich nehmen, um dich, meine, liebste, wunderbare Schwester, endlich wieder sehen zu können, denn auch mein Herz blutet von der Entfernung, die uns trennt.
Ich bitte noch einmal um Verzeihung, dass mein Brief so kurz ist, und wünsche dir eine angenehme Zeit, auch in Anwesenheit Mr. Lefroys.
In ewiger Liebe und Treue,
die Verfasserin.
Cassandra Austen


Meine liebste, schönste Cassandra,
wie es mich doch unglaublich freut zu hören, dass ihr gedenkt uns zu besuchen. Ach, wie ich mich doch jetzt schon freue, dich und natürlich auch Edward, Elizabeth und Eliza wieder zusehen. Bezüglich deines letzten Briefes kann ich nur sagen, dass er keines falls zu kurz war, ich war sehr zufrieden mit ihm und danke dir sehr dafür. Elizabeths Führsorge und Vorsorge für dich ist ungemein liebenswürdig, aus diesem Grunde finde ich, dass sie eine der nettesten Frauen in ganz England ist.
Ich muss gestehen, auch wenn es mir schwer fällt und ich mich sehr dafür schäme, dass das Muster der Lefroys auch voll und ganz auf Mr. Lefroy zu trifft und es mag vielleicht der Fall sein, dass ich ihn zu voreilig verurteilt habe. Nach den vergangenen Tagen scheint er doch nicht ganz so abstoßend zu sein, wie ich zuerst dachte. Natürlich war sein Betragen mir gegenüber nach wie vor unverschämt und durch nichts zu entschuldigen aber so wie er sich wie ein Hottentotte benehmen kann, so versteht er es auch ein Gentleman zu sein. Gestern waren wir (Henry, Lucy, Mrs. Anne Lefroy, Tom Lefroy und ich) auf dem Markt von Laverton Fair, was äußerst amüsant war, es stellte sich heraus, dass Mr. Tom Lefroy durchaus in der Lage ist ein netter Gesprächspartner zu sein. Wir hatten eine sehr angenehme Unterhaltung über “Tom Jones” (das Buch welches er mir empfohlen hatte und von dem ich nicht begeistert war) unsere Meinungen über Romane gehen sehr weit auseinander und doch kann ich nicht leugnen, dass Tom Lefroy intelligent und kultiviert ist oder sein kann. Zu alle dem kann er ein angenehmer Gentleman sein, wenn er denn nur möchte, auf Laverton zum Beispiel half er mir mich gegen einen Gaukler durchzusetzen und bewahrte mich und meinen Mantel davor in Flammen aufzugehen. Mutter war absolut nicht begeistert von unserem fast schon Nächtlichen Ausflug und du wirst es mit Sicherheit auch nicht sein und ich bitte das zu entschuldigen. Zwar ist er der Meinung, dass ich mich der Gesellschaft überlegen fühle, was wohl eher auf ihn selber zutreffen würde, doch muss ich weiter gestehen, dass ich anfange diesen wunderlich widerlichen Herren zu mögen, selbst wenn ich es mir nicht eingestehen möchte, so wäre es doch faszinierend ein längeres Gespräch mit ihm zu führen. Es schien als sei der Abend, ganz nett als wir an einen Boxkampf oder der gleichen gerieten. Die Einzelheiten dieser sinnlosen, einfältigen Beschäftigung erspare ich dir, das einzig wichtige das du wissen musst ist, dass der eine von beiden wohl ein professioneller Boxer war. Er hatte seinen Gegner schon ohnmächtig geschlagen, als Tom Lefroy sich seinen Weg zu ihm bahnte und ihn herausforderte, doch gegen ihn zu kämpfen. Glaub mir liebe Schwester, ich tat mein bestes Mr. Lefroy davon zu überzeugen aufzuhören, doch er hörte nicht auf mich, wie er es noch nie getan hatte. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass Mr. Lefroy unterlag und auch, Folge eines Schlags, zu Boden ging und in eine Ohnmacht fiel. Es ist mir peinlich das zuzugeben aber als ich ihn so am Boden liegen sah konnte ich nicht verhindern, dass ein Gefühl in mir sagte, dass selbst er so etwas nicht verdient hatte. Ich rannte zu ihm in der Hoffnung ihm irgendwie zu helfen, er hörte mich nicht und erst nachdem ich seinen Kopf einige Sekunden festgehalten und seinen Namen gerufen hatte kam er wieder zu sich. Als er mich sah lächelte er zu mir hoch und fragte:
”Habe ich fehlenden Anstand bewiesen?
”Warum haben Sie das getan, Mr. Lefroy?”
”Wozu wären sonst diese teuren Boxstunden gut gewesen?”
”Verzeihen Sie wenn ich in Ihnen einen Sinn für Gerechtigkeit vermute.”
”Miss Austen ich bin Anwalt! Gerechtigkeit spielt im Gesetzt keine Rolle!”
”Glauben Sie das wirklich?”
”Ich glaube was ich glauben muss! Sie entschuldigen mich?!” Er ließ mich mit jenen Worten einfach sitzen und ich trat grübelnd den Heimweg an. Indes mach sich Henry einen Spaß daraus zu spekulieren, was Mr. Lefroy “wirklich” zu mir gesagt hat, da er nicht glaubt das er im Stande sei so etwas zu sagen.
Ich verbleibe steht’s in Liebe deine zerstreute,
Jane


Meine liebste Schwester Jane,
auch ich bin überglücklich, dass wir euch besuchen kommen, und auch der Termin steht bereits fest, liebste Jane.
In der kommenden Woche wollen wir am Samstag aufbrechen, um montags bei euch sein zu können, doch in diesem Zusammenhang ist schon ein Brief an unsere liebste Mutter auf dem Weg zu eben jener.
Mir erscheint, als würde sich in den letzten Wochen alles dem Guten zuwenden. Robert ist gesund und wird uns bald besuchen, vielleicht sogar in dem Zeitraum, in dem wir euch mit unserem Besuch beehren, Elizabeth hat den wunderbaren Edward George Austen geboren und auch ihr seid recht zufrieden.
Dennoch muss ich anmerken, dass ich mich ein wenig wunderte über deinen letzten Brief.
Erschien er dir nicht bis vor kurzem noch als der unausstehlichste Herr in England? Sooft ich auch beteure, dass die Liebe wichtig und erstrebenswert sei, so sehr rate ich dir davon ab, sie in ihm zu suchen, liebste Jane.
Und bitte bestreite es nicht, ich kenne dich gut genug um zu wissen, für wen dein Herz schlagen könnte.
Als deine Schwester und engste Vertraute rate ich dir also: Lass‘ dich ja nicht von ihm beflecken!
Mir ist schleierhaft, was dieser Mann mit dir vorhat, doch er wird dich bitter verletzen, wenn du ihm dein Herz zuwirfst, so gib Acht, liebste Schwester!
Ich könnte es nicht ertragen, wenn du wegen eines Mannes Unverschämtheit und Ignoranz vollends den Glauben in die Liebe verlieren würdest, aber besonders deine Tränen wären die schlimmste seelische Qual.
Wenn ich es mir nur vorstelle, beginnt mein Herz zu bluten, meine über alles Geliebte Jane!
Da mir allerdings bewusst ist, dass du jeden Hauch von Gefühl bestreiten wirst, werde ich mich wohl stoppen müssen und dir einfach sagen müssen, dass du mir das Liebste auf der Erde bist und das ich dich glücklich sehen will, an jedem Tag an dem du lebst, ob es mit oder ohne einen Mann ist!
Es ist ja bekannt, dass es kein festeres Band gibt, als das zwischen Geschwistern.
In diesem Sinne verabschiede ich mich wieder recht rasch von dir und überbringe dir und allen anderen, dieses Mal besonders unserem lieben Bruder George, meine besten Wünsche und Grüße.
Bitte, liebste Jane, sag unserem ehrenwerten Bruder George, dass ich ihn lieb habe und ich ihn schmerzlich vermisse.
In ewiger Liebe und Treue,
die Verfasserin.
Cassandra Austen


Liebste Cassandra,
deine Grüße habe ich natürlich ausgerichtet und George hat sich sehr über sie gefreut. Um nun sofort auf deinen Brief zurückzukommen, so kann ich nur das bestätigen, was du bereits angedeutet hast.
Ich empfinde keinerlei Regungen für Mr. Lefroy, dass einzige was ich an ihm schätze ist seine Intelligenz und seine Art über Bücher zu reden und zu Urteilen. Es ist bereichernd sich mit jemandem zu unterhalten, der meine Ansichten teils zu teilen und teils zu bestreiten pflegt. Und es sind ausschließlich, solche Gespräche die wir mit einander führen und nichts anderes. Ihr scheint alle in dem Glauben zu sein, ich sei wirklich und wahrhaftig in Mr. Lefroy vernarrt. Gestern Abend nun konnte ich einem Gespräch zwischen Mutter und Vater zu hören, in welchem sie eben diese Tatsache besprachen:
”Ein Herz ist in Aufruhe.”
”Ach Mr.. Austen, seien Sie doch vernünftig. Das ist nur ein Strohfeuer und Mr. Lefroy bleibt ja auch nicht ewig, außerdem wird Mr. Wisley warten, hoffe ich.”
”Der Mann ist ein Dummkopf und so gar nicht geeignet für Jane.”
”Darüber wächst er hinaus und sie könnte ihn ohne große Bemühungen zurechtbiegen. Du könntest sie dazu überreden!”
”Damit sie ihr Glück und ihre Zufriedenheit opfert?”
”Wo ist denn Glück für Jane, wenn sie einen Mann wie Mr. Lefroy heiratet?”
”Jane sollte nicht den Mann haben der das größere Vermögen hat, sondern den, den sie will!”
”Oh Mr. Austen müssen wir diese Unterhaltung Tag ein und Tag aus führen, das Mädchen landet noch in der Gosse wenn das so weiter geht!”
Madame irrt sich allerdings, zuallererst, weil ich nichts für Mr. Lefroy empfinde außer den oben genannten Gefühlen und zweitens, da ich nicht in der Gosse enden werde.
Ach wie ich mich freue zu hören, dass ihr uns besuchen kommt! Es wird ja so schön werden!
Ich hoffe du vergibst mir die Kürze dieses Briefes aber ich muss nun los, wir essen heute bei den Lefroys zu Abend und wollen uns nicht verspäten.
In großer Vorfreude auf dich, meine Geliebte Schwester,
deine, Zofe, Untergeben, größte Bewunderin.
[Jane Austen]


Meine liebste, naive Schwester,
Selbstverständlich habe ich keine anderen Reaktion deinerseits erwartet.
Rede die nur ein, was immer du willst, liebste Jane, aber wie du unschwer bemerkt haben wirst, kannst du und nicht täuschen.
Ich allerdings muss der Madame, unserer lieben Mutter, zustimmen.
Es würde dir nur Unglück bringen, dich in diesen Mann zu verlieben!
Demnach würde es mich freuen, wenn du das, was du sagst, ernst meinst, liebste Jane.
Um dich aber nicht zu verärgern wende ich mich lieber einem anderen Thema zu.
Es steht nun fest, Robert kann mich besuchen und das Glücklicherweise in der Zeit, in der wir euch besuchen. Ich freue mich so, in dieser Zeit alle um mich zu haben, die mir etwas bedeuten!
Es wird eine so schöne Zeit werden!
Die liebenswerte Elizabeth und ich, wir haben nun begonnen, unsere Koffer zu packen und können es beide kaum erwarten, euch besuchen kommen zu können.
Auch ich möchte mich heute kurz fassen, es gibt noch so schrecklich viel zu packen!
In ewiger Liebe, Untergebenheit, Treue und Bewunderung,
Die Verfasserin.
Cassandra Austen.


Oh liebste Cassandra,
Mr. Wisley hat um meine Hand angehalten und ich werde es ablehnen, was unserer Mutter gar nicht gefallen wird aber ich kann mich nicht dazu durchringen ihn zu heiraten, selbst mit seinem Vermögen und seinen Häusern. Ma’am und ich haben uns auch sehr darüber entzweit, da ich ihn nicht heiraten will, schon allein aus dem Grund, da ich ihm nicht im Geringsten zugeneigt bin, außerdem ist er ein Dummkopf! Mutter ist anderer Ansicht:
”Gefühle sind wünschenswert aber Geld ist absolut unentbehrlich!” Soll Madame, doch so denken, ich werde Mr. Wisley nicht heiraten unter gar keinen Umständen!
“Das einzige Geld was wir haben, müssen wir für deine Brüder Henry und George beiseitelegen, du hast gar nichts wenn du nicht heiratest!”
”Nun dann habe ich eben nichts Ma’am, denn ich werde nicht heiraten ohne Gefühle für den Mann zum Empfinden!”
“Ziehst du es vor das Gespött aller Leute zu werden? Alt? Arm?” Das ziehe ich natürlich nicht vor liebste Schwester aber wenn es zu einer Wahl zwischen Wisley heiraten und arm bleiben kommt, nehme ich die Armut!
”Dann lebe ich halt eben von...”
”Ja Miss?”
”...von...mein Feder...”
”Also das vergiss lieber mal ganz schnell ein für alle Mal!” Diese Person, die sich meine Mutter nennt hat keine Ahnung, davon was sie mir mit eben jenem Satz angetan hat. Du wirst natürlich wie immer mit ihr Verständnis haben, doch mein ohnehin begrenztes Verständnis bei diesem Thema (des Geldes und der Heirat), hat sie nun nicht mehr. Wir stehen uns seit gestern im Streit gegenüber und Vater Bemühungen bringen uns nicht dazu uns zu versöhnen.
Ich freue mich sehr auf euer Kommen, da es eine willkommen Abwechslung sein wird, natürlich freue ich mich auch ungemein euch alle wiederzusehen, außerdem wirst du dir dein eigenes Bild von Mr. Lefroy, Lucys Schwärmerei für ihn und meine angeblichen Gefühle ihm gegenüber machen können. Du musst unbedingt daran denken ein schönes Ballkleid mitzunehmen, da drei Bälle in deiner Anwesenheit stattfinden werden. Ich entschuldige mich für die Kürze dieses Briefes.
Bitte richte allen meinen Gruß und meine überaus große Vorfreude aus.
In unglaublicher Wut Unverständnis und Vorfreude auf dich, meine geliebte Schwester deine,
dich vergötternde,
Dienerin, Zofe, Bewunderin, Gönnerin, Schwester, Freundin,
die Verfasserin.
Miss Jane A.


Hach liebste Jane,
jeder anderen Frau hätte man zu einem solchen Antrag gratuliert, besonders wenn er von einem so vornehmen und reichen Herren wie Mr. Wisley stammt, doch ich habe die Befürchtung, dass du mich töten würdest, würde ich gratulieren.
Ich muss der Madame, unserer Mutter zustimmen, ganz gleich, wie sehr ich dich liebe und verehre.
Ich weiß, du wirst sagen, auch ich habe die Liebe gefunden, aber nicht weil ich suchte, sondern weil ich mich finden ließ. Wenn du es genauso machen würdest, liebste Jane, dich einfach finden lassen, dann würdest du auf gefunden werden, glaube mir.
Es ist kein Wunder, dass Vater nach einer Lösung sucht, das tat er immer und das wird er immer tun, so bitte ich dich, lass ihn nicht verzweifeln. Die Madame ist ja auch immerhin deine Mutter und wie es bereits in der Bibel steht, soll man seine Eltern ehren, Vater wie Mutter.
Ich bezweifle, dass dieser Brief dich erreicht, bevor wir uns sehen, weshalb ich mich heute besonders kurz fasse, ich hoffe du vergibst mir das. In einer Kutsche zu schreiben war nie angenehm.
In ewiger Liebe, Hingabe, Bewunderung und Treue,
die Verfasserin.
Cassandra Austen.


Cassandra,
Nennst du es für ein Mädchen von Geist und Empfinden ein Glück, auf der “Suche” nach einem Ehemann (auf Geheiß der lieben Frau Mama) einen Mann zu heiraten, der sich als Dummkopf oder Narr oder beides herausstellt? Nennst du das ein glückliches Los? Meinst du denn wirklich, liebste Schwester, dass diese eine Gratulation wert ist? Zudem bin ich keines Wegs auf der Suche nach Liebe und ich möchte auch nicht gefunden werden, ich bin keine Zuchtstute oder dergleichen, die man einfach an den nächst besten und reichsten Bauern verkaufen kann, wie auf einer Auktion. In der Bibel mag so einiges stehen, doch glaube ich nur an das wenigste, wie du sehr wohl weißt. Ich würde dir gerne in weiteren Einzelheiten mein momentanes Leben schildern aber Madame, unsere Mutter, verlangt von mir die komplette Hilfe im Haushalt, sie hofft so zu verhindern, dass ich Mr. Tom Lefroy weiterhin treffe.
In ewiger Zuneigung,
Jane
Ps.: Bitte verzeih mir!


Meine liebste Schwester,
da ich Dich nicht verärgert erleben möchte, oder gar gekränkt, werde ich dieses Thema lieber fallen lassen.
Und ich bitte Dich um Entschuldigung, wenn Du wegen meines letzten Briefes aufgewühlt warst.
Zudem muss ich Dich um Entschuldigung bitten, das mein Letzter Brief so weit zurückliegt, doch nach unserer Rückkehr war viel zu tun und ich schaffte es bedauerlicher Weise nicht, Dir einen Brief aufzusetzen.
Ich möchte Dir sagen, dass die Zeit mit Dir mir, wie üblich, sehr viel Kraft und Hoffnung schenkte, es ist wie jedes Mal Balsam für meine Seele, mit Dir am Strand zu spazieren und zu plaudern. Ich hätte mir gewünscht, diese Zeit würde nie enden, doch das tut sie ja bekanntlich niemals.
Wahrscheinlich brauche ich es nicht zu erwähnen, doch auch das Wiedersehen mit meinem lieben Verlobten Robert war wunderbar.
Wie ich doch nur wünschte, er könnte hier bleiben, bei mir.
Es ist erst wenige Tage her, dass ich ihn gesehen habe und dennoch sehnt sich mein Herz bereits wieder nach ihm, als hätte ich ihn seit Jahren nicht sehen dürfen.
Doch genug der Schwärmerei. Ich muss der Madame, unserer Mutter Recht geben, wenn sie Dir den Umgang mit Mr. Lefroy untersagt.
Zwar kenne ich ihn nicht halb so gut wie Du, liebste Jane, doch nach Deinen Erzählungen und dem, was ich von ihm erlebte, scheint er in keinster Weise für Dich geeignet zu sein. Weder als Freund, noch als Liebe.
Glaube mir, wenn ich Dir sage, dass Du mehr verdient hast, als einen Mann mit solcher Vorgeschichte und eines solchen Rufes.
Dies ist auch der Grund, weshalb ich mehr und mehr hoffe, unsere liebste Mutter würde Dich seinen Blicken entziehen, denn ich sah ihn Dich viel zu oft anstarren.
Ich hoffe dieser Brief ist nicht so aufwühlend, wenn ich Dich auch ermahnte, Dich von Mr. Lefroy fern zu halten.
In ewiger Liebe, Treue, Bewunderung, Untergebenheit und Unterstützung,
die Verfasserin.
Cassandra Austen


Liebste Cassy,
in der Tat habe auch ich mich sehr über euer Kommen gefreut. Die Zeit mit dir verging allerdings leider viel zu rasch. Ich hoffe doch Edward, Elizabeth und ihr Kind sind wohl auf. Ich muss dir gestehen, dass ich dich schon jetzt sehr vermisse. Es hat mir so unglaubliche Freude bereitet dich und deinen Robert glücklich zu sehen, so wie ein Liebespaar sein sollte. Ginge es nach mir so würden alle Liebespaare der Welt sich so verhalten wie ihr beide es tut. Ihr scheint in der Tat wie für einander geschaffen zu sein, in solch einem Einklang geht ihr miteinander um, dass es eine Freude ist euch zuzusehen. Ich muss sagen, dass es mich sehr mit Stolz erfüllt hat, dass meine Schwester eine so ausgezeichnete Liebende ist. Cassandra, du bist wie jene Frauen in Romanen, die man doch so oft bewundert. Ich wünschte ich könnte dir auch etwas geben was dich auf mich stolz machen würde, doch leider liebste Schwester, kann ich mit keiner überragenden Eigenschaft dienen.

Ich muss dir gestehen, dass seit deiner Abwesenheit, alle Ideen zu Briefen und Geschichten aus meinem Kopf genommen sind, ich habe nicht mehr die leiseste Ahnung über was ich schreiben könnte. Es scheint als würde etwas in meinem Inneren heranwachsen das mir meine freien Gedanken verwehrt. Selbst Madame, unsere Mutter, scheint es bemerkt zu haben, denn seit Tagen spricht sie mich nicht mehr auf Mr. Wisley an. Es ist in der Tat etwas völlig neues für mich, so hilflos zu sein. Ich hoffe dennoch auf eine Abwechslung, da Lady Gresham (Mr. Wisleys Tante) heute Abend, einen Ball gibt. Ich werde diesen Brief nach meinem Besuch auf dem Ball fortsetzten um dir vielleicht doch noch etwas Interessantes zu berichten.

Oh wie ich mir wünschen würde, nie zu diesem Ball gegangen zu sein! Es war alles andere als die gewünschte Abwechslung, die ich doch auch so dringend nötig hatte. Lady Gresham, verlangte eine Unterredung mit mir, bezüglich der Tatsache, dass ich ihren Neffen zurückgewiesen habe. Liebste Cassandra, ich hoffe du vergibst mir wenn ich sage, dass diese Frau einer alten Ziege ähnelt. Sie versuchte mich mit allen ihr zu Verfügung stehenden Mitteln dazu zu zwingen Mr. Wisley, ihren Neffen, zu heiraten, doch bewirkte es bei mir genau das Gegenteil. Zu meinem Scharm muss ich dir gestehen, wie du dir schon denken konntest, dass ich wohl lieber mit Mr. Lefroy getanzt hätte als mit Mr. Wisley. In der Tat haben Mr. Wisleys Tanzkünste sich verbessert, doch tanzt er immer noch wie als hätte er Holzbeine anstelle seiner zwei echten und gesunden Beine. Nun kannst du dir in der Tat meine Begeisterung vorstellen, die ich verspürte als ich mit Mr. Wisley tanzen durfte und Gott vergebe mir, aber es war grauenhaft. Da du auch in der Kunst des Tanzens bewandert bist, ist es fast unnötig dich darauf hinzuweisen, dass es ja glücklicher Weise innerhalb des Tanzes zu einem Partnerwechsel kommt. Es war wohl eine überaus glückliche Fügung des Schicksaals, dass mein nächster Tanzpatern Mr. Lefroy war. Er ist für wahr ein brillanter Tänzer. Es war ein wundervolles Gefühl mich von ihm führen zu lassen und nicht von dem Geistsprühenden Mr. Wisley. Cassandra, ich schwelge in der Erinnerung an diesen Tanz und bereue ihn doch zugleich, denn jene Gefühle die ich in diesem Augenblick empfand, waren äußerst unziemlich. Es sind jene Gefühle, die ich doch so sehr hoffte nie zu empfinden. Mit einem Mal war Lady Gresham, Mr. Wisley und sogar die liebe Frau Mama vergessen, meine Hilflosigkeit, verdrängt, ich fühlte mich frei und in gewisser Weise geborgen. Das nun folgende Gespräch zwischen Mr. Lefroy und mir, flüsterten wir uns heimlich hinter Wisleys Rücken zu.
”Sie tanzen mit Leidenschaft.”, flüsterte er und erst in jenem Augenblick merkte ich, dass mir Rücken an Rücken in dem Saal standen, jeder in einer anderen Konversation.
“Keine vernünftige Frau, würde vor Anderen Leidenschaft zeigen, wenn sie vorhätte einen Ehemann anzulocken.”, antwortete ich und ich kann zu meiner Verteidigung sagen, dass ich meine Gefühle zu unterdrücken versuchte.
”Im Gegensatz zu einem Liebhaber!”
”Nur ruhig Mr. Lefroy ich habe nicht die leiseste Absicht...”
”Ich wollte Sie nicht beleidigen, Miss Austen!”
”Natürlich nicht. Entschuldigen Sie mich bitte, mir ist nur schrecklich warm!”, dann wandte ich mich an Mr. Wisley und lies ihn wissen, dass ich frische Luft brauchte. Ich kann dir sagen Cassandra, noch nie in meinem Leben war ich so überaus durcheinander wie an diesem Abend. Die frische Luft der Nacht tat mir in der Tat sehr wohl und ich hatte Mr. Lefroy schon fast aus meinem Kopf und meinem Herzen gedrängt, als er sich zu mir gesellte.
”Ich habe gehört Mr. Wisley hat Ihnen einen Antrag gemacht, meinen Glückwunsch.”
”Gibt es denn eine andere Möglichkeit, für eine mittellose junge Frau?”
”Wie können Sie ihn heiraten, Miss Austen? Selbst mit seinem ganzen Geld? Ausgerechnet Sie? Wie können Sie sich wegwerfen ohne ihm zugeneigt zu sein?”
”Wie könnte ich mich mit Zuneigung wegwerfen?”, ich hatte nicht so eine Gefühlsregung bei uns beiden erwartet. “Sie fahren morgen wieder nach London.”, glaube mir liebste Schwester wenn ich dir sage, dass es mich betrübte zu wissen ihn nicht mehr zu sehen, wenn er erst einmal in London war. Er schaute mich an, mit einem Blick als wüsste er was ich empfand. Das nachfolgende, ist wohl die größte Schande in meinem ganzen Leben, denn für wahr wir küssten uns im Schutz der Dunkelheit.
“Hab ich das gut gemacht, Mr. Lefroy?”
”Ja! Sehr, sehr gut sogar.”
”Ich wollte es machen, nur ein einziges Mal.”
”Jane, ich habe kein Geld, kein Vermögen, ich bin nun einmal völlig Abhängig von diesem absonderlichen Richter, meinem Onkel aber Sie müssen wissen, was ich für Sie empfinde. Bei Gott, Jane, ich gehöre Ihnen, ich gehöre Ihnen mit Leib und mit Seele. Für was auch immer das gut sein mag.”
”Lassen Sie mich das entscheiden, Tom.”
”Was sollen tun?”
”Was wir tun müssen.”, wir trennten uns und ich ging nach Haus.

Cassandra ich schäme mich dies zu schreiben aber mein Herz hat Flügel. Ich bitte dich urteile nicht vorschnell über mich und vernichte diesen schmachvollen Brief nach dem du ihn gelesen hast.
In Liebe und Aufregung,
deine dich liebende,
Jane A.


Meine liebste, dumme Jane,
ich möchte doch sehr hoffen, dass du mir nicht nur Honig um den Mund schmieren wolltest, als du sagtest, ich und Robert, wir würden ein perfektes Paar abgeben!
Ich muss gestehen, ich bin empört, dass du es zulässt, dass ein Mann, ein Mann wie Mr. Tom Lefroy, dich küsst!
Meine liebe Jane, ich möchte nicht fassen, was ich lese!
Nicht nur, dass du Lady Gresham und ihren Neffen so in Verlegenheit bringst, nein, du musst auch noch mit diesem Mann tanzen!
Wie kann es nur sein, dass du dich in einen Mann wie ihn verliebst! Und dass du dann auch noch die Frechheit besitzt, mir erzählen zu wollen du würdest für ihn nichts empfinden!
Dachtest du denn, ich würde dir glauben, wenn du sagst, du empfändest nichts für ihn?
Wie ich mir doch nur wünsche, es wäre so!
Ich an deiner Stelle würde mir ganz genau überlegen, was ich unserer Lieben Mutter erzähle.
Das hast du doch vor, nicht wahr?
Oh bitte, liebste Jane bitte sag mir, das du vorhast, Mutter davon zu erzählen?
Denk doch nur eine Sekunde nach, liebste Jane, denkst du, dass dieser Mann dich zufrieden stellen kann? Dir ein Leben bieten kann, so glorreich und wunderbar, wie du es verdienst?
Du kannst doch nicht glauben, dass er dir ein Leben schenken kann, dass ihr beide wirklich eine Zukunft habt, oder?
Jane als deine ältere Schwester, Beraterin, Bewunderin und Befürworterin muss ich dich anflehen ihn nicht weiter in dein Herz vordringen zu lassen!
Du weißt, ich wünsche dir nur das Beste, aber er ist es nicht. Er ist es nicht wert, dass du eine Chance auf ein erhabenes Leben aufopferst.

Bitte, liebste Jane, achte auf dich!
Achte darauf, dass du dich nicht an einen Mann verschwendest, der einen solchen Ruf hat und wo es offensichtlich ist, dass er es auch mit dir, liebste Jane, vorhat!
In ewiger Liebe, Treue und Vorsicht,
die Verfasserin.
Cassandra Austen.


Meinen Liebste Cassandra,
mein Herz hat Flügel. Zweifel und Erwägung haben ein Ende. Für wie unziemlich auch immer du mich halten wirst, es tut nichts zur Sache, ich möchte fast sagen, dass es mir gleich ist. In meinem gesamten Leben war ich noch nie so voller Unbeschwertheit, so voller Freude und Glückseligkeit. Tom hat es geschickt eingefädelt, dass er noch länger in Hempshire weilen wird. Cass, ich habe aufgehört an der Liebe zu zweifeln, war es nicht das was du immer wolltest? Du hast es dir so sehnlich gewünscht, dass ich auch einen Robert finde, so wie du ihn hast, nun das habe ich, liebste Schwester. Auch wenn dieser Mann Tom Lefroy ist, er ist für-wahr, der eine! Ich bin mir so sicher, dass wir bestimmt sind für immer zusammen zu bleiben, obwohl wir beide Mittellos sind und kein Geld haben. Cassandra, wenn du dir nur ein anderes Bild von ihm machen könntest, deine Meinung ihm gegenüber ändern würdest. Ich bitte dich liebste Schwester, inständig nicht zu streng über ihn und mich zu urteilen. Noch haben wir es niemandem gesagt, obwohl ich der Auffassung bin, dass Henry etwas vermutet. Der Frau Mama werde ich es gewiss irgendwann sagen doch nicht in nächster Zeit, ich gelten schließlich immer noch als fast Verlobte von Mr. Wisley.

Liebste Schwester, ich flehe dich an, gib mir und Tom eine Chance, komm uns besuchen und wir werden dich davon überzeugen, dass wir für einander bestimmt sind, dass wir es sind die heiraten sollen und nicht Mr. Wisley und ich. Ach Cassandra, ich würde mir wünschen du wärst auf meiner Seite, wie du es seit jeher warst. Ich weiß natürlich auch, dass nicht viel für Tom spricht und ich weiß auch um seinen Ruf aber, wenn er der Meinung ist (und das ist er, liebste Schwester), dass wir zusammen gehören, dann wird sich sein Ruf ganz schnell ändern. Unsere Cousine Eliza, ließ sich außerdem vernehmen, dass Erfahrung auch für einen Mann sprechen kann. Ich kann nichts weiteres tun als dich noch einmal zu bitten meine Entscheidung nicht zu missbilligen und mir zu helfen, es würde mich noch glücklicher machen.
Deine dich liebende Schwester,
Jane.

Ps.: Grüß mir unseren Bruder Edward seine Frau Elizabeth und das Kind.


Meine liebste Schwester,
ich möchte nicht wie unsere Frau Mutter klingen, dennoch kann ich nicht anders.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, von dir und deinen wunderlichen Plänen.
Ich würde es dir noch öfter sagen, würde mir den Mund fusselig reden, wenn du nur hören würdest. Egal wie sehr du mich liebst, wirklich auf mich gehört hast du selten, wenn es um solch große Entscheidungen ging. In solchen Situationen hast du meinen Rat nie benötigt, erinnere dich.
Da ich aber deine Schwester bin und, wie du bereits richtig feststelltest, immer auf deiner Seite stand, habe ich mit unserem lieben Bruder Edward geredet.
Ich bat ihn, mir eine Fahrgelegenheit zu organisieren, so dass ich dich besuchen kann.
Sicherlich wird er mir bald eine Kutsche besorgt haben.

Dennoch muss ich dich fragen, wie du dir all das vorstellst? Wie stellst du es dir vor, mit ihm verheiratet zu sein?
Leg deine Hand dir aufs Herz und sage mir, ob du dir aller Konsequenzen bewusst bist?
Du weißt doch, dass ich nur möchte, dass es dir gut geht, dass du glücklich bist und das du liebst, meine liebe Jane, also bitte entscheide weise. Entscheide so, dass du mich nicht am Sterbebett fragen wirst, warum du dich damals nicht anders entschieden hast, denn nur, wenn du im Sterben liegst und glücklich bist, hast du alles richtig gemacht.

Ich schreibe diesen Brief und hoffe, die Antwort wird noch vor meinem Aufbruch ankommen.
Es darf angemerkt sein, dass es wohl ein längerer Aufenthalt wird, da das Geld für eine baldige Abreise womöglich fehlt.
In ewiger Liebe, Sorge und Treue,
die Verfasserin.

Cassandra Austen.


Impressum

Texte: Dieses Buch beruht zum Teil auf wahren Begebenheiten, doch die Autorinnen haben die Geschichte/n abgeändert. Das Copyright liegt allein bei uns! Julia W. und Neele R.
Tag der Veröffentlichung: 12.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen, die ihre beste Freundin und Seelenverwandte gefunden haben und die sie noch suchen.

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