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Ein lauter Knall hallte durch die kleine Stadt. Geschockt schreckte Marley aus ihren Träumen hoch. Was konnte das gewesen sein? Dunkle Wolken zogen hinter den düsteren Häusern hervor und färben sie schwarz. Ruß! Hinter den Häusern gingen ihre gesamten Freundinnen zur Schule. Nur Marley ging auf die Heim eigene Privatschule. Sie musste dadurch zwar nicht so früh aufstehen und hatte keine Hausaufgaben, sah aber ihre besten Freundinnen Lisa und Katrina nur selten.
Marley Eltern waren bei einem Autounfall gestorben als sie noch kleiner war, fast noch ein Baby. Nun war sie 13 und in einem Heim, da keiner ihrer Verwandten sich für sie verantwortlich gefühlt hatte. Nun war sie einsam. Nicht allein, da die ganzen anderen Kinder und ihre Lehrer und Betreuer um sie herum waren, aber einsam.
Nie wollte jemand etwas mit ihr zu tun haben. Bei einem Ausflug, in den Teil der Stadt wo sie allein nicht hin durften, dort hatte sie dann Lisa und Katrina kennen gelernt. Sofort hatten sie sich angefreundet und sich versprochen mindestens einmal die Woche etwas auszumachen. Selbst die Betreuer hatten nichts einzuwenden, wenn Marley Abwechslung bekam, weil sie gemerkt hatten, dass sie mit niemandem so recht klar kam. Nur ein Mädchen hatte sich mit ihr verbündet, Klara.
Sie war etwas älter als Marley und hatte schon mehrere Suizitversuche hinter sich. Nun wurde sie von allem gefährlichen fern gehalten. Ihr Mittagessen bekam sie klein geschnitten und mit einem Löffel serviert. Keiner kümmerte sich so recht um die beiden, da Klara seit sie mit Marley befreundet war, keinen weiteren Versuch sich umzubringen unternommen hatte.
Marley fragte sich was das gewesen sein mochte, dass diesen erschütternden Knall ausgelöst hatte. Eine der Frauen, die dem Personal angehörten, kam ins Zimmer gestürmt und wurde ganz hektisch.
"Die Schule in der Stadt ist Explodiert! Alle sind tot. Es gibt keine Überlebenden."
Diese Nachricht traf Marley so sehr, dass sie auf die Knie sackte. Ihr Füße hatte sie nicht mehr ausgehalten. In Ohnmacht schlug ihr Kopf hart auf dem Boden auf. Sofort stürzte sich die Frau auf sie und tätschelte ihre Wangen. Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein.
Sie richtete sich auf und fragte nach einem Telefon. Erst wollte man ihr keines geben, als sie dann aber ihr Anliegen verkündete, brachte man ihr eines.
Nacheinander rief sie ihre beiden Freundinnen an und hatte jedes mal das gleiche Gespräch. Auf die Frage ob Lisa bzw. Katrina da wären, erhielt sie immer die gleiche Antwort. Schluchzende Eltern die kein einziges vernünftiges Wort herausbekamen. Die Trauer um den Tod ihrer geliebten Töchter trafen sie hart.
Nach beenden der Gespräche heulte Marley bitterlich. Jetzt hatte sie niemanden mehr, mit dem sie normal reden konnte. Klara sprach nur über den Tod und dass sie ihn so sehr herbeisehnte. Und das Personal des Heims sprach nur das Nötigste mit den Kindern. Immer dann wenn sie gerade am plaudern waren, kam irgendjemand und holte sie weg. Viele der Kinder verwahrlosten und rannten irgendwann weg. Keiner fand sie mehr. Immer dann wenn eine unbekannte Leiche aus einem der Flüsse gezogen wurde, erkannte man eines der verschwundenen Kinder. Marley hatte ebenfalls schon darüber nachgedacht, wegzulaufen. Aber wo sollte sie hin? Auch in einen der Flüsse springen die rund ums Heim verliefen? Sie würde ohne Zweifel ertrinken, da sie nicht schwimmen konnte. Man brachte den Kindern hier ohne hin nicht viel bei. Auch nach den vielen Todesfällen hielten sie es nicht für nötig ihnen das schwimmen bei zu bringen. Sie konnte sich ohne ihre Freunde nicht mehr vorstellen zu leben. Sollte sie sich also wirklich in den Fluss stürzen?!
Marley fragte sich warum sie noch lebe, wenn die Welt um sie herum bereits am sterben war. Ob sie innerlich gerade mit ihrem Leben abschloss? Wahrscheinlich, anders konnte sie sich dieses schäbige Gefühl und die pure Mordlust nicht erklären.
Am nächsten Morgen las sie als einzige, wie fast jeden Morgen, die Zeitung. Direkt im ersten Artikel wurde über die Explosion berichtet. Behauptungen standen, dass diese Explosion als Anschlag geplant war. Noch in der selben Sekunde, in der sie die Zeilen las, schwor sie sich, den Mörder zu finden und Rache auszuüben. Und wenn sie dies nicht schaffen würde, würde sie an sich an sich rächen. Keiner hatte es mehr verdient als sie.
Direkte ging sie zu Klara und fragte sie aus, wo man am besten günstig und anonym Waffen herbekommen könne. Bereitwillig gab sie Auskunft und fragte nicht einmal wofür sie die den bräuchte. Unter einem Vorwand schlich sich Marley fort um sich eine bestimmte Rachewaffe zu besorgen. Sie kam weit herum, bei ihrem kleinen Ausflug. Zuvor hatte sie mit einer der Frauen ausgemacht, dass sie in einer Stunde zurück sein würde, auf dem Weg zum Händler war sie allerdings an einem Zeitungsladen vorbei gekommen und hatte die Ausschrift gesehen, von einem jungen Mann der die Explosion gelegt haben sollte.Schnell ging sie, ihre Waffe hohlen, wie Klara berichtet hatte fragte niemand nach dem Alter oder Anlass für dieses plötzliche Verlangen.
Auf dem Such Zettel war ein Umkreis angegeben, in dem sich die Person befinden müsse und ein Phantombild. Es war der Teil der Stadt, wo sie sich eigentlich nicht alleine aufhalten sollten und Marley hätte sich eigentlich auch an die Vorschriften gehalten, sie war ein sehr vernünftiges Mädchen, wäre ihr Anliegen nicht so durchaus dringlich gewesen.
Immer wieder hielt sie Ausschau nach der gesuchten Person, auch außerhalb des umschriebenen Gebiets, doch sie konnte sie nicht entdecken.
Von Tag zu Tag schlich sie sich fort und untersuchte die Stadt, doch nie konnte sie etwas finden.
Eines Tages, es war kalt und ein Gewitter zog auf, entdeckte sie die Person. Sie zog die Waffe und ging auf ihn zu. Erschrocken drehte sie sich um und tappte rückwärts. Entschlossen lief Marley weiter auf sie zu und blieb ein paar Meter vor ihr Stehen.
"Was willst du von mir?", fragte sie erschrocken.
"Dein Leben, gegen das meiner Freunde!"
Weiterhin wich die Person zurück. Marley entsicherte ihre Waffe.
"Was denkst du bewirkst du damit, immer weiter rum zu jammern. Du hast tausende Menschenleben auf deinen Schultern zu tragen. Dann lass mich doch wenigstens ein EINZIGES DAVON HABEN!"
Seine Körperhaltung entspante sich, ein spöttisches Kichern rann über seine Lippen.
"Eines willst du haben?! Gut gerne, kanll mich ab, dann hast du allerdings zwei zu tragen. Überlege dir genau was du tun willst. Willst du danach weiterleben und immer auf der Fluscht sein, dich Stellen oder vielleicht sogar umbringen. Dann hättest du nur noch eines zu tragen. Dein eigenes würdest du damit ja abwerfen. Ich habe nichts zu verlieren, aber du? Mach was du willst, ich werde warten. Und wenn du mich nicht umbringst, werde ich dich umbringen."
Kalte schauer rannen über Marleys Schultern. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
"Ich werde dich umbringen!", raunte sie.
"Dann tus! Ich habe nichts dagegen einzuwenden." Sein Lachen wurde immer lauter, bis es durch einen Knall zerrissen wurde. Ein Gurgeln ertönte aus seiner Kehle und erstickte seine Stimme. Einige letzte Worte kamen über seine Lippen.
"Du hast mich erlöst, dir aber neue Schuld aufgeladen. Ich wollte dir nur helfen! Jetzt ist es zu spät."
Mit erstaunlich langsamen Gedankenzügen, wurde Marley klar was sie getan hatte. Sie war gerade zum Mörder geworden. In keiner weiße war sie besser wie diese Person. Überstürzt ließ sie die Waffe fallen und rannte zurück zum Heim. Am Tor blieb sie stehen. Sie konnte nicht mehr zurück. Nein, für sie gab es kein Zurück mehr. Sie machte auf dem Absatz kehrt und wurde durch einen zereisenden Schrei aufgehalten. Die Direktorin kam auf sie zu gestürzt. Marley kümmerte sich nicht weiter darüber. Allemal konnte sie schneller rennen als die von Speck geplagte Direktorin.
Unbewusst führte sie ihr Weg zu dem tiefsten aller Flüsse, vor ihr hatte sich noch kein Kind getraut sich dort hinunter zu stürzen. Sie würde die erste sein. Sie könnte sich wenigstens mit einem bisschen Ruhm schmücken, die erste zu sein. Die erste Kindliche, die aus diesem Fluss gezogen werden würde.
Entschlossen stieg sie auf die Brüstung und blickte nach unten. In diesem Moment kam die Direktorin angeschnauft und musste kurz durchatmen bevor sie anfing zu sprechen.
"Marley! Was tust du?"Sie brüllte und schrie, als würde es um ihr Leben gehen.
"Ich tue das was ich verdient habe!"
Mit diesen Worten sprang sie. Langsam flog ihr Körper in die Tiefe. Marley hörte noch den Aufschrei der ihr das Herz hätte zerreißen können, bevor sie ins Wasser klatschte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.05.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
an Mama

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