1 Jahr ist es jetzt her. Vor einem Jahr musste ich zu meiner Tante ziehen, die Tante, die mich hasst, und mich am liebsten ins Heim stecken würde. Vor einem Jahr habe ich meine Freunde zurücklassen müssen, nur um hier her zu kommen. Vor einem Jahr musste ich alles aufgeben. Vor einem Jahr sind meine Eltern in dieses Flugzeug gestiegen. Dieses Flugzeug, dass einen Unfall hatte, abstürtzte. Vor einem Jahr ist das alles passiert. Denn vor einem Jahr habe ich meine Eltern verloren.
Kapitel 1
13.März.2009
Liebes Tagebuch,
Irgendwie ist alles blöd. Meine Tante ist total fies zu mir und sowieso: ich habe keine Freunde, ich habe garnichts.
Mama, Papa, ich vermisse euch. Bitte kommt wieder. Ich brauche euch so sehr.
Wieso kann ich nicht die Zeit zurückdrehen, bevor dieser schreckliche Unfall passiert ist, verdammt.
Ich wünsche es mir so sehr, mehr als alles andere!
''Laura, komm jetzt runter, dein Essen wird kalt!'' Meine Tante kochte sehr gerne und war sauer, wenn ich nichts aß. ''Ich komme'', rief ich, und gab nach. Wie sturköpfig meine Tante doch sein kan, dachte ich mir. Ich ging langsam, so langsam wie möglich, die Treppe hinunter. Der Geruch von Nudeln mit Tomatensoße lag in der Luft. Hmm, Lecker! Mein Lieblingsessen, dachte ich mir, und merkte, wie mein Magen knurrte. Ich hatte Hunger, stand ich mir ein, und setzte mich an den runden Tisch. Ich fing an zu essen, und es schmeckte köstlich. Eins muss man meiner Tante lassen: sie kann kochen! ''Und, was hast du heute noch vor'', fragte sie mich, und ich hatte das Gefühl, sie hatte das nur gefragt, um irgendwas zu sagen. ''Öh, ich weiß nicht, nichts.'' entgegnete ich genauso gelangweilt. Manchmal frage ich micht, was ich hier eigentlich noch soll. Wieso ich überhaupt noch lebe. Was hat das für einen Sinn? Keine Freunde, keine Eltern, nur diese doofe langweilige Gegend und meine Tante. Super spannend, Laura. Das ist das Leben, von dem du immer geträumt hast, dachte ich mir. Aber ich lebe nunmal, und ich kann nichts tun. Oder will es nicht. noch nicht.
Kapitel 2
14.März.2009
alles langweilig
alles doof
alles scheiße
wieso lebe ich überhaupt noch?
das hat doch alles keinen sinn!
aber ich darf nicht aufgeben. ich hab es mama und papa versprochen.
das bin ich ihnen schuldig.
Als ich aufwachte zeigte mein Handydisplay 7:43 Uhr an. Sonntag morgen. Und ich hab wieder nichts vor. Super! Ich kann ja mit meinen Freunden rausgehen - halt, ich habe ja keine, dachte ich mir genervt, und stieg aus dem Bett. Erstmal eine kalte Dusche, sagte ich mir und ging schlaftrunken ins Badezimmer. Die kalte Dusche tat mir gut. Ich sah schon viel munterer aus, nicht mehr so blass und zerbrechlich. Ich betrachtete mein Spiegelbild. Meine langen schwarzen, glatten Haare waren nass, und meine Augen waren leer. Nicht mehr das glänzen, welches meine Mama so liebte. Mama, bitte komm wieder, ich brauche dich! Ich schluchzte. Nur nicht weinen, ermahnte ich mich, nicht jetzt. Also ging ich wieder in mein Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank. Was soll ich nur anziehen? Diese frage stelle ich mir jeden Tag. Mit meiner Figur war ich ganz zufrieden, nur meine Finger mochte ich nicht. Ich nahm mir einen braunen Pullover und zog ihn über. Der passt, stellte ich zufrieden fest. Ich föhnte noch meine Haare und ging runter. ''Guten Morgen, Laura. ich bin beim Frisör, essen ist im Kühlschrank. Sag bescheid wenn du wo hin gehst! Marie'', las ich, als ich den Zettel auf dem Tisch fand, den mir meine Tante geschrieben hat. Marie, ich mochte den Namen irgendwie. Ich hatte eine Freundin die Marie hier, bevor ich hier her kam. Nein, Themawechsel. Bloß nicht an deine alten Freunde denken. Ich schmierte mir ein Marmeladenbrot und machte Kafee. Dann setzte ich mich vor den Fernseher. So wie jeden Tag. Immer das gleiche. Aufstehn, Essen, Fernsehen, Schlafen. Routine, ist das mittlerweile schon.
Kapitel 3
15.März.2009
Er hat mich wieder angelächelt
Ob er mich wohl mag? Jedesmal wenn ich ihn sehe, kribbelt es in meinem Bauch
Seine braunen, warmen Augen erzählen Geschichten
er ist so wunderbar. Und trotzdem wird er mich nie mögen.
dafür bin ich zu verschlossen, seit dem tod meiner Eltern.
oder etwa nicht?
Ich saß da, und weinte. Das gehörte auch zur Tagesordnung. Ich weiß nicht, mittlerweile müsste ich Leergeweint sein. Aber das bin ich nicht, und so sitze ich hier, und weine. Ich stand auf. So kann das doch alles nicht weitergehen! Das hat keinen Sinn, das ist nicht das Leben, das ich mir gewünscht habe. Ich ging ins Badezimmer um mir die Haare zu kämmen. Dann fiel mein Blick auf die Nagelschere, die neben mir lag und im Sonnenlicht leicht glitzerte. Ich habe mal gehört, dass Schmerz einen vergessen lässt. Vielleicht hilft das ja auch bei mir, dachte ich mir und griff nach der Nagelschere. Ich drückte sie mir an den Arm und zog an. Ein stechender Schmerz breitete sich in mir aus. Aber es tat gut, irgendwie. Dann sah ich das Blut und bekam Panik. Was tue ich hier eigentlich? Schnell legte ich die Schere zurück, und wusch mir das Blut vom Arm. Nein, das hilft sicherlich nicht, nicht bei mir. Das bin nicht ich, das ist anders. Aber Moment, wollte ich nicht genau das? Eine Veränderung? Und irgendwie tat es ja auch gut, dachte ich mir. Entschlossen ging ich zurück, nahm die Schere und lief in mein Zimmer. Ich öffnete meinen Schrank und versteckte sie behutsam. Da würde sie sicher sein, und da sein, wenn ich sie brauche. Ich grinste zufrieden.
Kapitel 4
16. März. 2009
Ich habe es getan.
Ich habe mich geschnitten. 1 mal. aber es tat gut
es war befreiend - für den Moment
Mama, Papa? Es tut mir leid, ich hoffe, ihr verzeiht mir
ich liebe euch!
Ich schaltete mein Handy ein. Es war Ein Samstag Vormittag, und ich hatte nichts zu tun. Mal wieder. ''1 neue Nachricht''. Von wem ist die wohl, fragte ich mich, doch schon hatte ich auf ''Lesen'' gedrückt. Von Lars! Lars, den Jungen, den ich liebe, Lars, der Junge der mich nie angeschaut hat. ''Hey :) Ich wollte fragen, ob du heute Lust hast, mit mir ins Kino zu gehen. Ruf mich zurück, Danke. Lars'', schrieb er. Woher hat er meine Nummer? Naja, egal! Ich ruf ihn einfach an, dachte ich mir, und bekam Bauchschmerzen. Wie immer, wenn ich aufgeregt war. ''Hallo?'', meldete er sich mit einer warmen, schönen Stimmte. ''.. Ehm.. hi, ich bins, Laura. Du hast mir eine SMS geschrieben..'', stotterte ich. ''Ach, hey, Laura! Ja, also, haste heute Zeit und Lust?'' fragte er, und ich hatte das Gefühl, er lächelte. ''Ja, klar. Halb 3 am Kino? Ich freu mich!'' antwortete ich und war glücklich, dass ich das ohne Stottern hinbekam. ''Ok, Bis dann!''. Dann legte er auf. OH MEIN GOTT, ICH HABE EIN DATE MIT LARS, schrie ich und warf mich auf mein Bett. Was soll ich nur anziehen? Ich öffnete meinen Kleiderschrank, und zog ein braunes T-shirt heraus. Ich zog es mir über und lächelte. Ich sah gut darin aus. Scheiße, das geht nicht. Man sieht den Kratzer auf meinem Arm. Na toll, haste ja super hingekriegt, murmelte ich, und zog mir ein langes weißes Oberteil an. Okey, das geht auch. Und meine weißen Stiefel, eine schwarze Röhrenjeans und meine schwarze Tasche, dann ist es Perfekt. Ich zog mich an, und drehte mir die Haare ein. Locken standen mir, meinte Mutter immer. Als ich fertig war, dachte ich mir, dass es garnicht so schlecht aussieht, und Lächelte. Ich schminkte mich, benutzte meine Wimperntusche und meinen neuen Lippgloss. Ich betrachtete mich vor dem Spiegel, den ich zum Geburtstag bekommen habe, und fand, ich sah gut aus. Lars, ich komme!
Kapitel 5
17.März.2009
Ich hätte es mir denken können
dass es so aus geht, war ja klar
wieso war ich noch so naiv, zu glauben, er mag mich?
Haha, mich doch nicht! ich bin viel zu blöd dafür.
Mama, wieso bist du nicht hier? Ich brauche dich..
Ich kann nicht mehr!
Ich stand vor dem Kino, ich habe mich so gefreut.
Ich schaute auf die Uhr. 10 Minuten nach halb 3, 10 Minuten verspätung.
Naja, macht nichts. Für ihn würde ich warten. Ich schaute wieder auf die Uhr.
3 Uhr. Wo bleibt er denn? Unser Film geht in 10 Minuten los. Halb 4. Okey, er kommt nicht mehr.
Ich werde gehen. Das hab ich ja super gemacht.
Und als ich zuhause war, konnte ich mich nicht mehr beherrschen.
Ich öffnete den Kleiderschrank, und griff zur Schere. Ich drückte sie an meinen Arm und zog an.
Wie damals. Als ich das Blut sah, hörte ich auf. Es war weg, die ganze Traurigkeit war weg, für einen Moment.
Hey, ich lebe noch, dachte ich mir. Und mir ging es besser, ein wenig. Lars du Arschloch, ich hasse dich!
Kapitel 6
18.März.2009
Mama ich brauche dich. du warst immer für mich da
wieso seit ihr nur in das flugzeug gegangen. wieso habe ich euch verloren?
ich brauche euch doch, gerade jetzt. kommt bitte wieder.
ich liebe euch so sehr. ich brauche euch.
Sonntag. Scheiß Sonntag. Nichtmal Shoppen gehen, kann ich. Also nur zuhause sitzen, und traurig sein. Wegen Lars. Oh, danke Lars. Ich hab ihm eine SMS geschrieben: ''Lars, wieso bist du nicht gekommen? Schön, dass du mich verarscht!''. Aber ich bereue es schon wieder. Ich will nur eins: Die Schere holen und bluten. Aber ich habe schon 2 Kratzer am Arm, noch mehr würde auffallen. Sie würden es nicht verstehn, sie würden lachen,lachen,lachen! Und außerdem geht sie das nichts an. Ich kann ja sagen meine Katze hat mich gekratzt. Ich hab zum Glück wirklich eine Katze. Genau, das werde ich tun! Aber ich brauche die Schere, jetzt, sofort. Nein, ich darf es nicht, es würde nur auffallen. Ablenkung! Ich muss mich ablenken. Und schon hatte ich das Telefon in der Hand und wählte Kathy's Nummer. Sie war das einzige Mädchen, mit dem ich mich einigermaßen gut verstand. Freundschaft konnte man das allerdings noch nicht nennen. ''Hallo?'' fragte sie etwas genervt. ''Hey, ich bins Laura. Ich wollte fragen, ob wir ein Eis essen gehen wollen'', antwortete ich. ''Ehm, warte ..'' sie rief nach ihren Eltern. ''Okey, ich darf. Um 2 okey? Ich hol dich dann ab.'' antwortete sie als sie zurück kam. ''Okey, um 2. Bis dann.'' Vielleicht konnte ich ein Eis gebrauchen. Eis soll ja angeblich gegen Herzschmerz helfen. Dann brauche ich viel Eis, dachte ich mir. Sehr viel Eis!
Kapitel 7
19. März. 2009
nichts. keine freunde. keine familie. keinen spaß. kein talent.
keine freude. kein glück. keiner, der für mich da ist.
nichts, nichts, nichts.
''WAS? DU HAST EINE 5 GESCHRIEBEN? GEHTS NOCH? DENKST DU ETWA, DU KANNST DIR DAS LEISTEN?? UND DANN NOCH IN MATHE!''. Ja, das war meine Tante, die mich gerade anschrie, wegen dieser dummen Mathearbeit. Tut mir ja leid, dass ich anderes im Kopf habe, dachte ich mir. Aber sie hörte nicht auf, sie schrie, und schrie immer mehr. Und plötzlich kam sie näher, holte aus, und klatschte mir eine. Das hatte gesessen. Sie hatte das noch nie gemacht. Mir stiegen die Tränen in die Augen, halb vor Schmerz und halb wegen der Angst, die ich vor ihr hatte. Ich konnte nicht mehr. Ich rannte sofort in mein Zimmer, knallte die Tür zu, schloss ab und zog an meiner Schranktür. Meine T-Shirts vielen alle auf den Boden, aber das war mir so egal. Ich brauchte die Schere, egal ob es auffallen würde. Ich schnitt, und schnitt. Es blutete, aber es tat nicht mehr gut, es war einfach zu wenig. Ich brauchte etwas anderes als eine Schere, ich wollte mehr. Ein Messer. Eins von den Messern die wir in der Küche haben, die wir zum Fleisch schneiden benutzen. Ein scharfes Messer. Meine Tante war eh im Wohnzimmer, sie würde es nicht mitbekommen. Ich malte mir aus, wie weh das tun würde, und schon war ich unten, und hatte ein Messer in der Hand. Ich rannte nach oben und schloss wieder ab. Ich drückte auf. Ohja, das tat gut, es war besser als mit der Schere. Es blutete richtig, dunkelrotes Blut. Viel Blut.
Kapitel 8
20. März. 2010
Rot, rot wie die Liebe.
Rot, rot wie Blut.
Blut, blut steht für den Tod.
Lars hat immer noch nicht geantwortet, und ich hatte das Gefühl, das würde auch nie passieren. Er ist eben doch so einer wie die anderen, ein feiges Arschloch. Aber ich liebte ihn, ich konnte nichts tun. Ich bin heute nicht in der Schule gewesen. Keine Lust, zu deprimiert. Außerdem, meine Narben brannten wie Teufel, aber wenigstens spürte ich Schmerz, wusste, dass ich noch lebe. Es hat noch keiner gemerkt, und ich war froh darüber. Es sollte keiner merken, es würde mein kleines Geheimnis sein,
ein Geheimniss das ich keinem anvertrauen würde, niemals. Und sonst, es passiert nichts. Wie auch, ohne Freunde. Zu meiner Tante traue ich mich auch nicht mehr, ich habe Angst vor ihr. Angst, dass sie wieder zuschlägt. Und mein Messer ist gut versteckt, so wie es sein soll. Meine Eltern sollten eigentlich hier sein und mich trösten. Verdammt, wieso musste das Flugzeug auch abstürzen? Ich Hasse Flugzeuge, ich hasse sie abgrundtief. Ich möchte ihn sehen. Obwohl er mich verarscht hat. Ich möchte seine Augen ansehen, und erraten, was er denkt. Er kann so süß schauen, so glücklich. Doch er kann auch anders schauen, roh. Dann macht der Blick mir Angst. Ich will einfach zu dir. Ich möchte weg. Weg,weg,weg. Für immer!
Kapitel 9
21. März. 2010
habe angst.
angst vor meiner tante.
angst, dass lars mich hasst.
angst, dass die schere oder das messer nicht mehr hilft
angst, angst, angst. angst vor der welt!
papa, wo bist du, wieso beschützt du mich nicht?
Ich hole meine Kopfhörer raus. ''Fireflies'' heißt das Lied, das gerade läuft. Und im Text kommt immer wieder eine Stelle mit ''Please, take me away from here'' vor. Passend, denke ich mir, und schließe die Augen. Mein Kopf dröhnt, und ich bin müde. Dabei ist es erst 4 Uhr Nachmittags. Was ist nur aus meinem Leben geworden, aus dem tollen, schönen Leben, dass ich mal hatte, fragte ich mich, und merkte, wie ich traurig wurde. Ich möchte mein altes Leben zurück, meine alten Freunde, meine alte Familie! Und ich würde alles dafür tun, wirklich alles. Meine Tante hat schon seit dem Vorfall nicht mehr mit mir geredet, aber das stört mich nicht, im Gegenteil. Ich finde es gut. Ich möchte mich schneiden, ganz tief, bis das Messer vor Blut nicht mehr zu sehen ist, aber das darf ich nicht. Es würde jemand merken, und dann nerven sie alle. Mir gehts gut, ich brauche keine HIlfe, ich schaffe das auch irgendwie alleine. Ich stand auf und kämmte mir die Haare. Ich zog mir eine Jacke an, und zog meine schwarzen Turnschuhe an. Ich muss raus hier, sofort! Ich werde einfach ein bisschen im Park spazieren gehen, dachte ich mir, und schon war ich draußen. Die Sonne strahlte mir ins Gesicht, und es war erstaunlich hell. Hell und warm. Ich lehnte meinen Kopf zurück und schloss die Augen. Ich genoss die Sohnenstrahlen, solange sie noch da waren. Ich machte mich langsam auf den Weg in den Park, und mir ging es mit jedem Schritt besser. Als würde ich meine Probleme einfach zurücklassen. Aber das ist doch dann davonlaufen, oder etwa nicht? Ich lief und lief. Ich wusste nicht, wo ich war, diesen Ort kannte ich nicht. Ich bin bestimmt schon 2 stunden gelaufen, es wurde langsam dunkel, dachte ich mir, und wollte umdrehen. Doch dann der Schock: Lars war da! Mit seiner neuen Freundin, oder auch nicht. Aber er küsste sie. Und ich musste mir das anschauen. Ich konnte nicht mehr. Alles schöne war kaputt. Zack, auf ein mal.
Kapitel 10
22. März. 2010
Lars? wieso küsst du sie? wieso bist du nicht bei mir?
Es werden immer mehr schnitte. mehr und mehr.
immer tiefere schnitte. immer schmerzhafter, erlösender.
immer mehr blut, immer mehr hass, hass auf die welt!
hass auf dieses flugzeug, auf mein ganzes leben.
keiner ist bei mir. nichtmal meine mama. mama, komm doch zurück..
Er hat sie geküsst. Er hat mich nicht mal gesehen, er hat sie einfach weiter geküsst, immer weiter. Mir wurde schlecht. Ich bin nachhause gerannt, weiß nicht, wie lange es gedauert hat. Aber ich bin nicht stehen geblieben, immer weiter und weiter. Ich fiel hin, rannte weiter. Stand auf, und rannte einfach weiter. Zum Glück hatte es geregnet, sonst würde jeder meine Tränen sehen. Ich schluchzte, als ich zuhause ankam, und die Tür öffnete. Ich riss meinen Schrank auf, suchte das Messer, doch ich fand es nicht. Scheiße, verdammt! Da war es. Es war noch voller Blut, von letztem mal. Egal, ich brauchte es einfach. Ich spürte, wie das Blut über meinen Arm lief. Es tropfte auf dein Boden. Ein großer, dunkelroter Fleck breitete sich aus. Aber das war mir egal. ''Komm Essen, Laura!'', schrie meine Tante, offensichtlich genervt. ''Ich komme'', antwortete ich, legte das Messer zurück und wischte mir den Arm ab. Der Boden war mir egal, das konnte ich auch später machen! Ich wusch mir die Augen aus, und ging nach unten. Mit einem aufgesetzten Lächeln, als wäre nie etwas gewesen. Wie jedes mal.
Kapitel 11
23. März. 2010
Immer wieder das selbe. Ich komme nach Hause, schneide und schlafe. Halt, weinen hab ich vergessen.
Ich will nicht mehr. Blut blut blut, ist das das einzige, was ich mag?
Ich habe Angst, dass ich noch mehr falle. Ich falle andauernd, immer tiefer. und noch ein stückchen tiefer. Ich will nicht mehr. Es wäre so einfach. Schnitt, und weg. Schnitte, sie nehmen mir die Angst. Sie sind die einzigen die mir helfen.
Die einzigen, auf dieser scheiß verdammten Welt.
papa, komm doch her, und trag mich mit deinen starken Armen!
Ich sperrte die Haustür auf, und knallte sie zu. Ich war so sauer, verdammt. Lars ist doch so ein Arschloch! Er stand heute in der Schule und hat geschaut, als ob nichts gewesen wöre. Toll, ich bin euch doch sowieso allen egal. Meine Arme, über und über mit Narben, neuen Wunden, viel zu viele Wunden. Hätte ich doch bloß nicht angefangen. Soll ich mir Hilfe suchen? Zu einer Beratungsstelle? Nein, ich brauche keine Hilfe! Ich bin nicht krank, oderso. Ich doch nicht, mir geht es gut. Alles okey. Lüge. Ich bin über Lars hinweg gekommen. Lüge. Ich bin hübsch. Lüge. Ich denke zu viel nach. Ich greife zum Telefon und wähle die Nummer meiner Mutter. ''Diese Nummer ist nicht vergeben.''. Nochmal. ''Diese Nummer ist nicht vergeben''. Es muss klappen. Nochmal, Mama, DAS MUSS KLAPPEN! ''Die Nummer ist ..'', ich lege auf. Ich öffnete wie von geisterhand die Schranktür, hole das Messer, streife mir meinen Pullover vom Arm, schneide. Tiefer, tiefer, länger. Blut, das Messer ist nicht zu sehen, alles Blut. Ich bekam Panik, mir wurde schwindlig, alles drehte sich. Ich setzte mich. Ein großer Blutfleck verbreitete sich auf dem Teppich. Ich schloss die Augen, wollte es nicht mehr sehen. Mir wurde kotzübel. Doch dann öffnete sich die Tür, meine Freundin war gekommen, und starrte auf das Blut. Sie starrte, konnte nicht wegsehen. Dann schaute sie mir in die Augen, ich sah wie sie weinte. Dann wieder auf das Blut. ''.. Laura, Wieso?'', war das einzige was sie herausbrachte. Dann schluchzte sie laut los, und lies sich auf mein Bett fallen. Sie weinte. Ich weiß nicht, wie lange wir so saßen. 10 Minuten, 30 Minuten, 1 Stunde? Keine ahnung. Bis ich endlich sagte: ''Es tut mir leid.''
Tag der Veröffentlichung: 08.11.2010
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