Vielleicht lag das auch daran, dass ich gerade Capone's Käfig säuberte. Trotzdem. Ich wollte hier nicht weg. Von unserem wundervollen Australien zum regnerischen England. Hier war es sonnig und warm. Dort nicht.
Sauer stach ich mit der grünen, rostigen Schüppe, in meiner linken Hand, in den eingeweichten Streu und schnaufte.
Stellen wir zunächst einmal einige Sachen klar: Ich bin Grace Lex Twyla -von meinen Namen war ich auch nicht sehr angetan, aber ändern tat's auch nicht; Twyla hieß nämlich die Oma von Mum, und Lex... naja, Lex war der dramatisch und tödlich verunglückte Hamster meines Vaters gewesen; strange, ich weiß. Wer benennt sein Kind schon nach einem zu Brei überfahrenen Hamster?
Richtig, mein Vater.
Nein, auf was ich eigentlich hinauswollte war-
"Nicht so böse, Grace." Den Mund verziehend sah ich unseren kooperativen bunten Papageien an, welcher auf der Couchlehne unseres noch-Wohnzimmers saß und mich die ganze Zeit über beobachtete.
"Ach, Capone. Wenn das bloß so einfach wäre."
Schwerfällig seufzte ich und schüppte das letzte bisschen Streu in den Müllbeutel, welches ich danach zuknotete und vor die Tür unserer Wohnung stellte.
"Weißt du, Capone, meine Ferien hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt", teilte ich meinem rot-blau und grün gefiederten Freund mit, als ich erneut das kleine Wohnzimmer betrat.
Kisten standen gestapelt in jeder Ecke, egal ob nebeneinander oder aufeinander und ich hatte ebenfalls keinen blassen Schimmer, wie sich mein Vater gedenkte das ganze Zeug auf die andere Seite der Welt zu bekommen; doch ich nahm an, dass es mit LKW's und Schiffen dorthin transportiert würde, was wahscheinlich ein halbes Vermögen kosten würde, das wir allerdings nicht bezahlen bräuchten. Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich wie so etwas sein kann, aber das ist wieder eine andere interessante Geschichte... Uns selbst leisten hätten wir es eh nicht können.
Kaum hatte ich mich auf die braune Ledercouch plumsen lassen, um mich von meinen mühseligen Gedanken zu erholen, als auch die Eingangstür ein weiteres Mal geöffnet wurde und mein völlig verrupft ausschauender Vater hereinkam und mich, sobald er mich erblickte, heiter anlächelte. Er wollte auf mich zukommen, passte aber auf die Kiste vor sich nicht auf und knallte laut mit dem Knie dagegen. Ja, da musste etwas Hartes drin gewesen sein.
Wieder einmal war es ein spektakulärer Auftritt meines tollpatschigen und liebenswürdigen Vaters.
Trotzdem war ich im Augenblick gar nicht gut auf ihn zu sprechen.
Nachdem er sich aufgerappelt hatte, stand er groß gebaut vor mir und hatte die Hände auf den Hüften abgestützt. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken er sei schwul... Ich sollte wirklich aufhören so verstörendes Zeug im Kopf zu haben...
"Grace Lex Twyla Pelley, du hast dich keinen Zentimeter gerührt, was wenn ich ernsthaft verletzt sein könnte?", sprach er auf mich ein, sein Fuchs-rotes Haar leuchtete feurig von den durchscheinenden Strahlen der Morgensonne.
Hier saß ich nun, blickte meinen Vater an, welchem ich so ähnlich sah. Dieselben ausgeprägten Wangenknochen, dieselben Lippen -naja, fast. Ich hatte wohlgeformtere- und dasselbe irisch-rote Haar. Ich hasste es. Es erinnerte mich an saftige Karotten, auf die sich Kaninchen sofort draufstürzen würden. Und ich mochte keine Kaninchen.
Seit ich an diesem einen Ostern ohne zu wissen ein Kaninchenbraten gegessen hatte, konnte ich keinem dieser winzigen Geschöpfe noch in die Augen blicken, jedoch kam es mir seither so vor, als würden sie mich hungrig beobachten- verständlich bei diesem Karottenkopf.
Eines hatte ich jedoch von meiner Mutter geerbt. Diese fraglos wundervoll Smaragd-farbenen Augen. Dad hatte dagegen fast schon Uninteressante.
Seine Iriden hatten ein Gemisch aus Braun-Grünen Farben.
Mit welchen er mich nun verspielt anfunkelte, jedoch war ich für solche Spiele gar nicht in Stimmung und glotzte ihn an wie ein Zug, daraufhin seufzte er verzweifelt auf. "Was ist nur los mit dir, Kind."
Meine fein gezogenen Augenbrauen zogen sich zusammen. "Das weißt du ganz genau, Dad."
"Versteh es doch, sie ist die Schwester deiner Mutter und ich will ihr gerne helfen", versuchte er zu erklären, doch ich ließ ihn nicht.
"ADOPTIV-Schwester, Dad. Wir haben nicht einmal dieselbe Blutlinie wie sie." Ich wusste, dass das total harsch klang und gemein. Ich meine, hätte ich Geschwister gehabt, egal ob adoptiert, hätte ich sie vom ganzen Herzen geliebt. Immerhin wär ich mit ihnen dann aufgewachsen. Aber... ich wollte hier so ungern weg. Sehr ungern.
"Mäuschen, sie geht gerade durch vieles durch. Und... willst du nicht wenigstens deiner Mutter zuliebe ihrer Schwester auf die Sprünge helfen?" Sprünge über eine Brücke? Hm?
"Mum ist tot. Sie bekommt es doch gar nicht mehr mit...", flüsterte ich nun etwas geknickt und schaute zur Seite, dass er diese Masche versuchte an mir zu benutzen...
Von meinem rechten Blickwinkel sah ich, wie er sich mit der rechten Hand durch's lockige kurze Haar fuhr. Noch mehr Gemeinsamkeiten, ich hatte dank ihm leichte Wellen im Haar, aber meistens wussten sie selbst nicht, was sie wollten. Außerdem hatte ich meine Linkshänder-Fähigkeiten ebenfalls von Mum, Dad war Rechtshänder, hatte aber zwei linke Füße. Ganz klar.
"Wir sollten uns beeilen, sonst verpassen wir den Flug", sagte er vom Thema ausweichend. Na gut, zwei können das Spiel spielen.
"Und in China ist gerade ein Sack Reis umgefallen. Ich will nicht weg! Lass mich doch zurück?", fragte ich, doch ich kannte die Antwort schon bevor er mir sie sagte.
"Gracie, Mensch. Hör auf zu nörgeln. Du bist außerdem noch minderjährig und kannst nicht zurückgelassen werden." Ach, verdammt. Das ist der Fluch des "Noch-17-Seins". "Maura hat doch auch zwei Söhne und mit einem bist du fast im selben Alter. Du wirst dich bestimmt gut mit ihnen verstehen, Gracie."
Zum zweiten Mal an diesem Tag schnaubte ich verächtlich. Dabei war es noch Morgens und die Sonnenstrahlen hatten gerade erst angefangen hereinzubrechen. "Der kennt mich doch gar nicht."
"Doch, er hat dich einmal erwähnt, erinnerst du dich noch?"
Mich erinnern?
Ja, und wie ich das tat. Seine genauen Worte waren: 'Australien ist cool, ich habe eine Cousine, die hier wohnt.' Unter kennen kannte ich eine andere Definition..
Ich sah meinen Vater hilflos an, es machte sowieso keinen Sinn. "Aber... warum müssen wir ausgerechnet bei ihnen einziehen?"
Dad stieß gestresst die angesammelte Luft aus und schloss die Augen, bevor er sich Capone zuwandte, der dem Schauspiel wieder mal aufmerksam zugehört hatte. "Es tut mir Leid, Grace. Es ist nur... Hier erinnert mich alles an deine Mutter. Und Maura durchlebt im Moment auch vieles. Das ist die Gelegenheit für einen Neuanfang. Sobald wir uns da eingelebt haben, ziehen wir in unsere eigene Wohnung. Aber im Moment ist das einfach nicht möglich und ihr größeres Anwesen passt da ausgezeichnet. In erster Linie hat sie es uns auch angeboten."
Fassungslos starrte ich ihn an. "Du willst also einfach weglaufen? Dich vor Mum verstecken und allem Schönen, das an sie erinnert?!" Mein herzallerliebster Vater sah mich nur bekümmert an, steckte Capone zum Transport in den Käfig und sagte dann: "Es tut weh."
Kopfschüttelnd wandte ich meinen Kopf von ihm ab, ich brauchte erstmal frische Luft. "Ich geh ein wenig raus. Verabschiede mich von meiner Heimat", murmelte ich und stand auf. In der Mitte des Raumes blieb ich stehen. "Appleheart!", rief ich, doch Nichts kam. "Es gibt lecker Bratäpfel!" Vom Augenwinkel bemerkte ich eine kleine Bewegung und etwas Schwarzes huschte schnell auf mich zu. Ich sah meinen geliebten fetten Kater an. Der merkwürdige Kerl fuhr total auf Äpfel ab, was ich mir nicht erklären konnte. Welcher Kater aß Äpfel? Aber hey, er konnte auch nicht Miauen, stattdessen bellte er!
Ich bückte mich zu Appleheart vor meinen Füßen und nahm ihn in die Arme. Das Pummelchen war so flauschig und ich wollte, dass er mit mir noch ein letztes Mal am Strand entlangging.
Und wo ich gerade an den Strand dachte, fiel mir ein, wie sehr ich das Surfen vermissen würde. Zwar konnte ich es nicht wie ein Profi, aber einfach allein den fließenden Wind in meinen Haaren zu spüren war immer ein Grund gewesen, mich auf dieses Brett zu stellen.
Es war wenigstens etwas, das ich halbwegs konnte. Ich gewöhnte mich nämlich nur sehr, sehr langsam an neue Dinge.
Ansonsten war ich nur Grace. Ein stinknormales langweiliges Mädchen, das keine Talente besaß. Es war hier mein einziges Hobby gewesen. Und wenn ich in England war, würde sich alles ändern. 'Wer würde ich dann sein?', dachte ich mir.
'Nur irgendein Mädchen, das nicht wirklich weiß, wer sie ist.'
Das alles nur wegen meinem Cousin.
Und bald würde ich mit ihm dasselbe Dach über'm Kopf teilen. Ihm, dem Jungen der mir damals als wir 10 waren, hier das Leben zur Hölle gemacht hatte.
Es war ein sonniger Tag, an dem die kleine schüchterne Gracie Pelley 10 Jahre alt wurde.
Ihr Cousin -welcher in den Ferien, mit seiner Familie, aus Großbritannien zu Besuch bei ihnen war- hatte sie am Strand aufgesucht, wo sie traurig mit dem noch 9 Monate alten Appleheart im Schoß saß. Traurig war sie gewesen, weil der kleine Rotschopf gedacht hatte, dass alle ihren Geburtstag vergessen hatten.
Er war am Strand merkwürdig gewesen und nach Gracie, hatte irgendetwas mit ihm nicht gestimmt, bevor sie ihn fragen konnte, war er dann auch schon aufgesprungen.
Aber der Gedanke war schnell vergessen, denn als Gracie nun die Tür aufschloss, schleuderten ihr so viele Mengen an 'Happy Birthdays' entgegen, dass sie hätte weinen können vor Freude. Sie blinzelte heftig und rannte dann auf ihre Mutter, Dawn Pelley, zu, welche sie dann fest drückte. Viele waren in der Wohnung anwesend, sogar fast alle ihrer Klassenkameraden und einigen anderen aus den Nachbarsklassen mit denen sich Gracie gut verstand. Alle lächelten sie Gracie heiter an.
Nachdem die Kinder vom leckeren Erdbeerkuchen gegessen hatten, wollten sie und Gracie draußen spielen gehen. Die süße Gracie schnappte sich noch schnell ihre rote Strickjacke, die Dawn ihr gestrickt hatte, denn es wurde so langsam kühl draußen.
Auf dem Spielplatz, welcher hauptsächlich ein riesiger Sandkaste war, spielten sie fangen. Gracie lief gerade lachend vor einem Fänger weg, als sie ganz plötzlich gegen Jemanden lief. Derjenige hatte seine Hände auf ihren Schultern und als sie zu der Person aufsah, blickte sie in die düsteren Augen ihres Cousins. Gracie schoss ein zarter Rotton in die Wangen und sie stammelte eine unverständliche Entschuldigung, doch im nächsten Moment lag sie auch schon im Sand und hatte Schmerzen an den Ellenbogen, mit denen sie sich abgefangen hatte.
Er hatte sie geschubst. Weggestoßen.
Sie verstand nicht, was mit ihm los war, weshalb er so grob zu ihr war. Was hatte Gracie ihm getan?
"Pass doch auf wo du hinläufst, du hässliches Monster!", brüllte er Gracie gereizt entgegen, woraufhin sie anfing schnell zu atmen und sich ihre Tränensäcke füllten. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, vorher war er nett gewesen. "M-Monster?", quiekte sie hervor. Mittlerweile hatten sich die anderen um die beiden versammelt und schauten stumm zu.
Der Brünette sah Gracie angeekelt an. "Ja, Monster. Wer will schon mit etwas wie dir befreundet sein, das ist doch peinlich! Schau dir nur mal dieses abartige rote Haar an, wie Gammel-Karotten! Diese Oma-Strickjacke oder deine widerlichen, wie Elefantenrotz aussehenden Augen! Fass mich einfach nie wieder an!" Damit bückte er sich, nahm eine Handvoll Sand und bewarf die entsetzte Gracie. "Na los, Leute, macht mit! Oder seid ihr auch so ein Opfer?", fragte er in die Runde, welche angefangen hatte zu tuscheln, bei seiner Aussage jedoch hastig verneinend den Kopf schüttelten und ebenfalls von ringsherum die gequälte Gracie bewarfen. Gracie bekam Sand in die Augen, Sand in den Mund, und hier und da traf sie auch ein Stein.
Mühselig rappelte sie sich auf, drehte sich einmal mit tränenverschleierten Augen um die eigene Achse, bis sie IHN noch ein letztes Mal durch entmutigte Augen anblickte, dann auf den Fersen kehrt machte und nach Hause rannte. Dort versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, als die Erwachsenen sie anblickten. Gracie flüchtete auf ihr Zimmer und besah sich im Spiegel.
Er hatte recht. Sie war ein Monster.
Sie hasste dieses runde Gesicht, diese Zahnspange. Sie hasste sich.
Wütend griff sie nach dem grünen Kissen auf ihrem Bett und warf es auf ihr Spiegelbild. Anschließend packte sie sich den erschrockenen Appleheart aus seinem Körbchen gleich neben ihrem Bett und verließ die Wohnung, torkelte am Boden zerstört Richtung Strand, dem einzigen Ort, der sie beruhigen konnte...
Sie hätte nicht gedacht, dass dies eine Art Tradition werden würde, denn jedesmal, wenn sie traurig war, würde die in sich gekehrte Grace Lex Twyla Pelley mit Appleheart in ihren Armen dorthin gehen.
Mir lief eine Träne die Wange herunter, einsam sammelte sie sich an meinem Kinn und ließ mutlos ab, bis sie zwischen den vielen und weichen Sandkörnern des Strandes verloren ging.
Wieder blickte ich, wie damals auch die kleine Gracie Pelley, auf den weiten Horizont hinaus. Diesmal berührten sich Himmel und Meer nicht, stattdessen brachen einzelne Sonnenstrahlen durch die zarten wenigen Wolken am purpurnen Himmel. Trafen auf die Oberfläche des stillen Wassers, welches diese zurückwarf, sodass das Meer zu erleuchten schien.
Seit diesem Tag in meinem 17 1/3 jährigen Leben, hatte keiner der Leute jemals wieder in mein Gesicht blicken können, geschweigedenn hatten sie mich angesprochen.
Immerhin war ich peinlich, und würde man jemanden mit mir sehen, so würde dieser jemand ebenso ein Außenseiter sein.
"Mia- Mwa- Wau! Wauu..." Meine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben, als Appleheart versuchte zu Miauen. Der kleine Racker würde es wohl nie schaffen.
Ein letztes Mal blickte ich in die Ferne und ließ meine Haut von den wamen Strahlen liebkosen. Tief Luft holend, genoss ich die frische Luft mit geschlossenen Augen und flüsterte: "Leb wohl, Mama. Ich liebe dich.", bevor meine Augen wieder aufflatterten und eine milde Böe mein Haar aufscheuchen ließ.
Ich drehte um, und sah nicht mehr zurück.
* * *
Willkommen in England.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Nicht vor Begeisterung, nein, Begeisterung war wohl das Letzte in diesem Augenblick. Würde die Welt jetzt untergehen, wäre ich begeisterter. Warum? Es würde mir Erleichterung bringen ihn nicht sehen zu müssen.
Aber das Schicksal hatte wohl etwas gegen mich, wann war es auch nicht so? Mein geliebtes Karma war stets nicht an meiner Seite, nein, es lauerte mir hinterhältig auf und stach mir dann schmunzelnd ein Messer in den Rücken.
Es musste mich wirklich lieben.
Lieber wäre ich jetzt am Strand, und würde meine Haut von den warmen Brisen dort streicheln lassen. Aber stattdessen saß ich nun hier auf dem Rücksitz nach einem stundenlangen Flug im Auto seiner Mutter und fror mir den Arsch ab. Meine Beine schlotterten beinahe. Ich war mir dankbar, klug genug gewesen zu sein, mir eine lange Jeans und die grüne Strickjacke anzuziehen, die Einst meiner Mutter gehörte.
Die Gespräche zwischen meinem Vater und ihr blendete ich aus, jetzt, wo wir in England waren hatte ich vollends dicht gemacht. Ich wollte nichts mehr wissen. Nicht einmal aus dem Fenster blicken konnte ich, diesen entwürdigenden Regen wollte ich nicht sehen, starrte also lieber auf den Fahrerrücksitz und saß da wie ein zusammengekauerter Psycho mit angezogenen Beinen in einer Heilanstalt.
Immerwieder warf mir mein Vater von seinem Platz auf dem Beifahrersitz besorgte Blicke zu, denen ich gekonnt auswich.
Ich wollte nicht egoistisch sein, wirklich nicht, ich konnte mir bloß selbst nicht helfen. Es kam alles so schnell und... unerwartet.
Sogar Tante Maura - Maura Nolan Horan war ihr ganzer Name, wobei Nolan ihr Mädchenname war. So wie bei meiner Mum...- hatte meine Mißstimmung bemerkt, mich kurz zur Begrüßung in eine Umarmung gezogen, war aber nicht weiter drauf eingegangen, wofür ich ihr sehr dankbar war.
"So! Wir sind da!", sagte sie enthustiastisch und brachte das Auto zum Stehen.
Das Wetter hatte sich ein wenig gelichtet. Das war das Erste, was ich bemerkte, als ich aus dem Fenster schaute. Dann blieben meine Augen an dem Anwesen hängen und ich hauchte die angesammelte Luft aus. Es war riesig.
Bevor ich allerdings aus dem Auto stieg, packte ich den Katzenkäfig auf dem Sitz neben mir und nahm Appleheart heraus und in meine Arme. Nur ungern wollte ich das jetzt allein durchstehen. Es gab zwar noch meinen Vater, aber im Gegensatz zu mir, freute er sich. Appleheart freute sich eher nicht. Für Katzen war es in diesem Land wohl viel zu feucht.
Widerwillig stieg ich aus dem Auto und knallte die Autotür noch zu, als ich hinter mir an der Haustür auch schon ein lautes Poltern vernahm und sofort der Duft seines Armani Mania Aftershaves zu mir herüberwehte. Meistens hörte man ihn, bevor man ihn sah.
"Appleheart! Ich hab dich vermisst, du Tiger!" Hörte ich seine Stimme. Das erste mal seit ungefähr sieben Jahren. Sie hatte sich geändert.
Appleheart sprang aus meinen Armen und lief um mich und auf ihn zu. Eine Welle der Eifersucht überrollte mich und instinktiv wollte ich meinem Cousin eine reinhauen.
Hinter mir hörte ich Schritte, die sich mir näherten, dann aber stockten und abwartend auf eine Reaktion zu warten schienen.
In dem Moment, in dem ich mich ebenfalls umdrehte und ihn zum ersten Mal seitdem wieder sah, kam mir alles unglaublich langsam vor.
Dort stand er, grinste mich breit an, hatte Appleheart in den Armen. Sofort verkroch sich mein Niveau in die dunkelste staubigste Ecke meines Schrankes.
Ich schluckte. Gefesselt von seinen stechenden azurfarbenen Augen.
"Du bist ja kein Mondgesicht mehr.", stellte er unnötigerweise fest.
Ich dagegen. Ich hatte eine fette eklige schleimige Kröte im Hals.
Schließlich brachte ich doch noch einen Satz heraus.
"Auch nett dich wieder zu sehen." Nicht wirklich. "Niall."
" , zischte Niall hinter der kleinen Gracie her, welche sich augenblicklich versteifte und widerwillig stehen blieb.
"N-Niall, es war aus Versehen, ich wollte dich nicht anrempeln-", stotterte sie den Tränen nahe. Es war Nachts und Gracie war in die Küche gegangen, um sich ein Glas Wasser zu gönnen, hatte aber ihren Cousin Niall nicht bemerkt, welcher dasselbe vorzuhaben schien, da es bis auf den Mondschein, welcher durch die Küchenfenster reinschien, alles stockdunkel war. Gracie hasste ihr Glück bei solchen Sachen, weil ein solches nie existierte. Wie konnte sie in dieser langen Nacht, in diesem großen Haus, mit so vielen Menschen ausgerechnet IHN JETZT treffen?
Damals hatte die Familie Pelley noch ein Haus.
Nialls Miene sah ausdruckslos aus, doch genau konnte es Gracie in dieser Dunkelheit nicht erkennen, da er im Schatten stand. Würde er ein wenig näher auf sie zukommen... sie stand unmittelbar vor dem Fenster, dann würde sie sein Gesichtsausdruck sehen können.
"Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich von mir fern halten?", fragte er monoton. Verwirrt atmete Gracie gerissen ein und aus. "Schau nicht so verkackeiert, du blödes Mondgesicht! Du, und dieses Gesicht."
Gracie hatte nie besonders viel Selbstwertgefühl gehabt, sie fand sich nicht hübsch. Durch diese Zahnspange fand sie, dass sie aussah wie eine Metallfresse und pummelig war Gracie auch noch gewesen. Zumindest konnte sie ihre Wangen gar nicht leiden, doch ihre Mutter nannte sie immer Hamsterbäckchen, dann war es okay.
"Wies-so? Was ist mit meinem Gesicht?", fragte Gracie verunsichert. Sofort biss sie sich auf die Zunge, für ihre Dummheit nachgefragt zu haben.
"Ich mag es nicht. Es ist fett und rund. Wie der Mond. Und so blass." Damit verschwand er im Dunkel des Ganges und ließ ein gebrochenes Mädchen zurück, dessen Wangen nun Tränen benetzten.
Ich wäre bei diesem Wort am liebsten zusammengezuckt. So viele grausige Erinnerungen spülten beim alleinigen Erwähnen des Wortes über mein inneres Auge. Aber ich biss verkrampft meine Zähne zusammen und machte mich insgeheim bereit, in der Zukunft erneut terrorisiert zu werden.
"Wieso schaust du mich nicht richtig an?", fragte er. 'Ehm, weil ich nicht will? Du hast damals mein Leben ruiniert! Du Arsch!'
Aber das sagte ich natürlich nicht. Ich war ja nicht Lebensmüde, unsere Eltern standen irgendwo in der Nähe.
Aber auch wenn sie es nicht tun würden... hätte ich mich das getraut?
Gott nein.
Widerwillig zwang ich mich von Appleheart, welcher nun auch noch angefangen hatte in seinen Armen zu schnurren -elender Verräter-, zu ihm aufzublicken.
Ich runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Es waren dieselben stechend blauen Augen wie damals, dieselben Gesichtszüge bloß ein wenig markanter, sein- "Du färbst dir dein Haar??"
Nun wurde sein Lächeln ganz breit und seine Zähne blitzten hervor.
In eine Schockphase versetzt, stolperte ich zwei Schritte zurück, fing mich aber rechtzeitig wieder, bevor ich die große Vase hinter mir umnieten konnte. Wow, ich bin doch besser als ich dachte...
In Rockingham hätte ich es mit Sicherheit umgestoßen, ich zog immer die Arschkarte, deshalb jetzt auch meine Bemühungen. Ich muss unauffällig bleiben.
Jedoch wurde daraus im Moment nichts, denn ich sah wie in Trance auf seine Zähne.
Der Penner hatte eine weiße Zahnspange.
Ich wusste nicht, ob ich vor Belustigung oder vor Schadenfreude auflachen sollte. War nicht beides dasselbe? Das erste Mal im Leben, hatte man mich erhört. Denn wie sagte man immer so schön? Irgendwann kommt immer alles auf einen zurück.
Jedoch wusste ich, dass ich dumme Kuh zu nett war, um ihn deswegen aufzuziehen. Nicht einmal damals, als ich noch die Zahnspange trug, hatte ich damit gekontert, dass er krumme und schiefe Zähne hatte. Also fing ich mich auch diesmal zum zweiten Mal an diesem Tag und zeigte ihm unauffällig meine geraden Zähne.
"Ja, ich färb sie mir. Ich fand braun stand mir nicht so sehr." Und Wasserstoff-blond soll es tun?
Ich schluckte mein Kommentar runter. Zu meinem Glück hörte ich ein erneutes Poltern im Haus, woraufhin Greg durch die Tür gestürmt kam. Meine Augen weiteten sich, worauf auch Niall sich umdrehte, um seinen Bruder verärgert(?) anzusehen.
Der damals 16-jährige nette tröstende Junge, war zu einem jungen Mann herangewachsen...
Wieder war es ein sonniger Tag, an dem alle fröhlich draußen spielten. Wann war es das denn nicht? Die kleine Gracie aber hatte sich in ihrem Zimmer hinter ihrer Couch versteckt. Niemand wollte noch mit ihr zu tun haben, seit ihr 11-jähriger Cousin alle auf sie gehetzt hatte, gingen ihr alle aus dem Weg, als sei sie irgendeine Plage, mit der man nichts zu tun haben wollte, die einfach vor sich hingammeln konnte.
Tränen des Frusts benetzten ihre zarten rosa Wangen.
"Hey, Gracie!", rief plötzlich jemand unmittelbar über ihr aus, was die kleine australianische Irin zusammenzucken ließ.
Kurz wimmerte sie leise, da sie dachte, es wär Niall, aber als sie zu demjenigen hochsah, bemerkte sie zu ihrer Erleichterung, dass es sein 5 Jahre älterer Bruder Greg war. Dieser sah nun bei ihrem Anblick kummervoll und düster zugleich drein. "Warum versteckst du dich hier? Allein?"
Gracie konnte ihm nicht antworten. Es war, als wäre der düstere Blick gegen sie gerichtet und sie befürchtete, dass Niall auch ihn gegen sie beeinflusst hatte.
"Wie du willst, Süße. Dann verstecken wir uns eben beide hier, nicht alleine." Greg kletterte über die Couch und ließ sich neben Gracie sinken. Er hatte sie seit einigen Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen und fing an, sich ernsthafte Sorgen um sie zu machen. Also beschloss er dem auf den Grund zu gehen.
Eigentlich konnte es Greg egal sein, was in Gracie vorging, weshalb sie hier, neben ihm mit hängendem Kopf saß und jegliche Annäherungsversuche scheute. Aber es war ihm eben nicht egal, denn er liebte sie, er liebte sie wie eine Schwester, die er nie hatte. Und diese angesammelte Bruderliebe sollte Gracie spüren.
Langsam hob er seinen linken Arm und legte ihn um die kleine zusammengekauerte Gestalt. Traurig stellte er fest, dass sie sich anspannte. Doch er würde nicht aufgeben.
"Graaaciiee... Graaaaaciiiie...", flüsterte Greg ihr zu, fuhr mit der rechten freien Hand zu ihr und piekste Gracie in die Seite, welcher ein überraschtes Kichern entwich.
"Hör auf, ich bin kitzelig!", japste sie ein wenig panisch. Gracie hasste es gekitzelt zu werden, einmal hatte man sie so doll durchgekitzelt, dass sie kein Wort mehr rausbekam. Greg dachte nicht einmal daran aufzuhören, er machte eiskalt weiter, bis Gracie genau das tat, was er wollte. "Es ist Niall!"
Verwirrt hielt er in seinen Bewegungen inne. Niall? Sein Bruder? Greg konnte nicht glauben, dass sein jüngerer Bruder, welcher selbst liebte geknuddelt zu werden und unheimlich verletzlich war, ein Mädchen in diese Lage bringen würde, geschweige denn könnte. Besonders Gracie, welche wie ein zartes Mauerblümchen wirkte. Sie erinnerte ihn jedesmal an eine zerbrechliche hübsche Porzelanpuppe. Ihr ganzes Wesen war zauberhaft.
Sie war der Inbegriff strahlender Liebenswürdigkeit.
"Gracie, was hat er getan?", absichtlich nannte er nicht dessen Namen. Gracie jedoch schüttelte mit zusammengekniffenen Augen heftig den Kopf, vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und fing wieder an zu weinen.
Es zeriss Greg. Beruhigend strich er eine Weile über ihren Rücken, streichelte ihr Haar. "Es wird alles wieder gut, Hexchen. Wir Iren müssen doch zusammenhalten", sagte er, verwendete dabei den gerade spontan erfundenen Spitznamen. Gracie antwortete Greg nicht, bis er ihren ruhigen gleichmäßigen Atem vernahm. "Hexchen?"
"Hexchen!"
"Greg!", rief ich glücklich aus, endlich öffnete sich mir ein kleiner Lichtblick für die Zukunft. Ich war ungemein froh, dass er sich noch an den Spitznamen erinnerte, den er mir gegeben hatte. Greg hatte mir in der Zeit sehr geholfen.
Ich warf meine Arme um Greg und Mr. Ich-spanne-den-Kater-von-genervten-Mädchen-aus war vergessen. Als ich mich letztendlich von ihm löste und zu ihm aufspickte, bekam ich gerade rechtzeitig noch mit, wie er und Niall bedeutungsvolle Blicke austauschten, bevor Greg anschließend zu mir runterschaute und so tat, als hätte es nie einen Blickwechsel zwischen dem 18- und dem 23-Jährigen gegeben.
"Du bist so groß geworden!"
Skeptisch zog ich die rechte Augenbraue in die Höhe. "Das haben fast acht Jahre so an sich, ich konnte nicht immer einer 10-Jährige bleiben."
Überrascht grinste er mich an. "Hexchen, du hast ja das Kontern gelernt."
Dann mischte sich plötzlich eine Stimme ein, bei der ich mir erhofft hatte, sie nicht mehr hören zu müssen. "Naja, wie ein Kartoffelsack sieht sie trotzdem noch aus."
Meine Augen weiteten sich und auch Greg sah seinen idiotischen Bruder fassungslos an. Bei Niall's düsterem Blick, diesem Blick, der mich in meinen Albträumen verfolgte, schnürte sich mir die Kehle zusammen.
"I-Ich geh auf mein Zimmer", krächzte ich bemüht hervor und stürmte sogleich ins Haus.
* * *
"Wer auch immer da ist, geh weg!", rief ich von meinem Bett aus Richtung Tür. Als erstes hatte ich versucht das Klopfen zu ignorieren.
Entgegen meiner Aufforderung wurde der Knauf runtergedrückt, daraufhin schlüpfte Appleheart durch die schmale Öffnung, doch ich bezweifelte, dass es mein fetter schwarzer Kater war, der die Tür geöffnet hatte.
Dann wurde besagte Tür ganz aufgeschoben und zu meiner Verblüffung -und zu meinem Leid- stand dort Niall.
Na, großartig.
Der war grad der letzte Mensch auf Erden, den ich sehen wollte. Was machte der hier überhaupt?! Mit welchem Recht- Stimmt ja, es war sein Haus.
Erst jetzt, wo ich ihn so böse anzufunkeln versuchte, fielen mir Kleinigkeiten an ihm auf, die ich bisher verdrängt hatte, wie wuschelig und weich sein Haar zum Beispiel aussah, welches er gekonnt zur rechten Seite gegelt hat, an den Seiten aber kürzer geschoren war. Oder dieses dämliche Grinsen, welches sich nun auf sein Gesicht pflasterte, das ich ihm nur zu gerne mit einem Vorschlaghammer von seiner Fratze reißen würde...
"WowWow, warte mal. Ich bin in Frieden gekommen", sagte er mit einem erstaunten Gesichtsausdruck, ich dachte endlich mal einen Sieg errungen zu haben. Aber dann änderten sich seine Züge zu einem amüsierten Lächeln. "Eine richtige Wildkatze bist du geworden, huh?"
Ein Knurren schlich sich meine Kehle hoch, doch rechtzeitig schluckte ich es runter, genauso wie ich gleichzeitig auch den Blick verlegen zu Boden senkte. Musste ich mir um mich selbst Sorgen machen? Eigentlich hatte ich gedacht die kleine Gracie in mir untergraben zu haben. Die kleine schüchterne Gracie, die in seiner Gegenwart zu nichts imstande war. Das musste ich dringend in den Griff bekommen.
Ein Räuspern war von ihm zu vernehmen, daraufhin fing er an zu sprechen, ich sollte ihn verwundert ansehen. "Mum hat mich geschickt, um dich zu holen. Ihr hattet einen langen Flug hinter euch und dürftet hungrig sein. Wir haben deshalb mit dem Frühstück auf euch gewartet, seit du und Derry dazu keine Zeit hattet." Seine plötzliche Höflichkeit. Moment mal..
"Gewartet. Du?", fragte ich und die Ungläubigkeit in meiner Tonlage machte klar, dass ich ihm dies nicht abkaufte. Niall war eine Fressmaschine, schon damals. Unwahrscheinlich, dass sich das geändert haben könnte, denn er liebte nicht nur, sondern verehrte das Essen.
"Warum schaust du mich so an?! Seh ich so fett aus?", fragte er spielerisch. Im Gegenteil sogar, er sah fit aus. Gut gebaut. Vielleicht hatte ich mich geirrt. Als ich so über seine Worte nachdachte, wollte ich schon fast den Kopf schütteln. Stattdessen stoppte ich mich und sagte ein Wort: "Ja."
Anschließend ging ich um ihn herum, zur Tür hinaus.
~
"Aah, Schätzchen, da bist du ja. Komm setz dich. Du hast bestimmt Hunger", sagte Maura, als ich zur Tür in die Küche hereinkam.
Ich tat wie mir angeboten und setzte mich rechts von Greg. Dad saß neben mir am einen Tischende, gegenüber ihm setzte sich Greg's Mum hin und gegenüber Greg saß-
"Grandma?", fragte ich aufgeregt. Mum hatte sie geliebt. Margaret Nolan hatte immer coole Weisheiten und Geschichten auf Lager.
Seit Grandpa Samuel Nolan gestorben war, hatte Maura ihre Mutter bei sich aufgenommen. Mum hatte sich auch dazu bereit erklärt, aber Grandma wollte nicht aus ihrer Heimat ziehen und Australien war ihr ein wenig zu weit weg.
Schnell sprang ich auf, lief um den Tisch und umarmte sie. Zwar hatte ich sie nicht so oft sehen können, aber vermisst hatte ich sie trotzdem.
"Huch, pass auf Gracie, Schatz. Ich bin nicht mehr die Jüngste. Wir wollen doch nicht, dass ich zerfalle? Lass dich ansehen" Grandma drückte mich weg, ihre treuen blauen Augen musterten mich neugierig, dabei fiel ihr eine ihrer vielen locker zusammengebundenen weißen Stränen ins Gesicht.
Ich kicherte.
"Du siehst deiner Mutter so ähnlich..." Ein trauriger Schimmer schlich sich in ihre Augen und ich bemerkte, dass es auf einmal ganz still war. "Ich vermisse sie auch, Grandma", zog ich sie aus ihrer gedankenversunkenen Lage.
Ihr Blick wurde wieder klarer. "Setz dich, Gracie, du musst hungrig sein."
Wehleidig verzog ich den Mund, da ich es nicht mochte, so genannt zu werden.
"Nenn mich doch bitte Grace", bat ich sie mit einem schlechten Gewissen. Immerhin meinte sie es nur gut.
Dad sah bloß verwirrt drein, als ich mich wieder auf meine vier Buchstaben neben Greg setzte. "Wo ist denn Niall?"
Unschuldig zuckte ich mit den Schultern.
"Wahrscheinlich konnte Hexchen nicht mehr an sich halten und hat ihn oben schon verspeist", bemerkte der Typ neben mir, welcher absofort ein Blödmann war. Alle brachen in Gelächter aus, inklusive Grandma.
Ich fand das gar nicht zum Lachen.
Penner.
"Oh ja. Er hat nach blondiertem Iren mit einem Hauch Arschloch geschmeckt, wobei der Deckel des Streuers abgefallen sein muss und aus dem Hauch ein Haufen wurde."
Zu spät bemerkte ich, dass erneut alles still war, aber nicht alle Augen auf mir lagen. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ich denen folgte und mein Blick auf meinen blonden Cousin fiel, welcher in der Tür stand. Seine emotionslosen blauen Iriden trafen auf Grüne.
Verdammt.
Es war nie beabsichtigt DAS laut auszusprechen! 'Da hast du dich mal wieder in eine tolle Lage gebracht, Grace', dachte ich mir deprimiert und haute gedanklich meinen Kopf auf den Tisch.
Ohne ein Wort ging Niall auf seinen Platz und setzte sich mir gegenüber.
Wunderbar.
Wie sollte ich ihm jetzt in die Augen blicken? Gut, konnte ich sonst auch nicht, aber das gerade war einfach nur demütigend.
"Ja also... Jetzt wo alle da sind", fing Maura an und steckte sich nervös eine braune Strähne hinters Ohr. So etwas war sie nicht gewohnt, das merkte man, außerdem wusste ich, dass ich mir später von Dad sicher eine Standpauke anhören konnte. "Es ist Pfannkuchensonntag. Hoffentlich schmeckt es euch." Später sollte ich mich unbedingt bei ihr entschuldigen.
"Guten Appetit."
In der Mitte des Tisches waren zwei Tabletts mit Pfannkuchen. Nach kurzer Zeit schon, war nur noch einer und der letzte Pfannkuchen im Tablett vor mir übrig.
Gerade als ich danach greifen wollte, griff gleichzeitig auch eine andere Hand danach. Automatisch folgte ich dem Arm und sah wieder Niall an und versuchte den sich bildenden Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Die ganze Zeit über hatte er aufgewühlt ausgesehen, aber sicher war ich mir da nicht, da ich jeglichen Blickkontakt zu vermeiden versucht hatte. Nun sah er mich ernst an, es verschlug mir die Sprache und ich befand mich in einer hilflosen Situation, in der ich möglichst nichts Falsches zu sagen versuchte.
Ich musste mir nicht unbedingt noch mehr Ärger einhandeln.
"Na los", flüsterte er mir zu, nur so, dass ich es hören konnte. "Nimm es, Mondgesicht."
Ein hochmütiges Grinsen zierte plötzlich seine Lippen. Impulsiv zog ich die Hand zurück und sah schockiert auf meinen Teller. Es schien niemand etwas gemerkt zu haben. Dad nippte an seinem Tee, Maura und Margaret unterhielten sich über die neue Gestaltung des Vorgartens...
"Au!" Überrascht blickte ich auf und sah noch wie Niall schmerzhaft das Gesicht verzog, bevor ich Greg einen misstrauischen Blick zuwarf, der mich wie ein unschuldiges Lamm anblinzelte und ein breites Lächeln aufgesetzt hatte.
Niall massierte sein Schienbein.
Ich verstand.
* * *
Nachdem ich mir -wie erwartet- von Dad besagte Standpauke anhören durfte, saß ich jetzt auf der weichen beigen Leder-Couch und glotzte das Aquarium an der gegenüberliegenden Wand des Wohnzimmers an. Allzu viel Ärger hatte ich nicht bekommen, Dad wusste, dass ich es ohnehin schwer hatte mit dem Umzug. Ich würde Bethany vermissen. Sie war die einzige Freundin gewesen, die ich dort, in Rockingham, hatte. Fast jeden Tag waren wir hinaus auf's Meer gesurft, es war eine willkommene Ablenkung nach drei Jahren der Einsamkeit gewesen.
An einem Mittwochnachmittag war es gewesen, an dem wir uns zum ersten Mal trafen.
In der Schule wurden mir wieder wie an jedem Tag Gemeinheiten an den Kopf geworfen, worüber ich heute nur noch verbittert den Kopf schütteln konnte, sofort war ich nach dem Klingeln, welches den Schulschluss ankündigte, zum Strand gelaufen. Meine Füße hatte ich in den warmen mehligen Sand gebohrt, die Schultasche lag unlieb hingeschmissen neben mir. Ich weiß noch wie frustriert ich gewesen war, keine Lust mehr hatte so behandelt zu werden. Ich fing andie zurückhaltende Seite, die Gracie in mir zu hassen und nahm mir vor, mich zu ändern. Auch wenn es hieß, nicht mehr ich selbst zu sein, dass ich mich sogar verstellen würde...
Und dann hatte ich ein Tippen auf meiner Schulter gefühlt. Als ich aufblickte, erkannte ich Bethany Hamilton. Ich hatte sie zuvor schon öfter gesehen und von ihr gehört. Sie war 15, zwei Jahre älter als ich, hatte liebe frühlingsgrüne Augen und samtes blondes Haar. Auch bekannt unter dem Namen "Das Wunder-Mädchen, das einen tragischen Hai-Angriff überlebte". Es war ungewohnt gewesen, von jemand anderem angelächelt zu werden -außer Dad-, welches auch noch ein wirklich Ehrliches sein sollte.
"Hey du, willst du mit mir surfen? Ich würd es dir beibringen, wenn du magst?" 'Die will mich verarschen', hatte ich gedacht. Aber dem war nicht so.
"Du hast doch nur einen Arm", hatte ich erwidert und fand es gleich darauf grob zu erwähnen, dass sie bei dem Angriff einen Arm verloren hatte. Es war nicht einmal böse gemeint, ich hatte gedacht, sie würde mich auch nur aufziehen wollen, deshalb hatte ich, wie die Gracie die ich war schnell hinzugefügt: "Warum nicht? Wird bestimmt toll, dann kann ich wenigstens etwas." Daraufhin hatte sie mich glücklich angelächelt, ihre Iriden hatten vor Freude gefunkelt, mit ihrem vorhandenen rechten Arm, hatte sie nach ihrem Surfbrett, das sie in den Sand gestellt hatte gegriffen.
"Grace, stimmts? Ich heiße Bethany, aber nenn mich Beth."
"Schön dich kennenzulernen, Beth..." Ich zögerte. "Weshalb bist du so nett zu mir?" Beth hatte lediglich den Kopf geschüttelt.
"Lass dich niemals unterkriegen, nicht nur von den Wellen, Grace. Sonst ertrinkst du." Langsam nickte ich ihr zu, signalisierte, dass ich verstanden hatte. Das hatte ich wirklich, weshalb ich ihr nicht böse nahm, was sie als nächstes gesagt hatte.
"Außerdem würdest du mich nicht bemitleiden wie andere. Weißt du, ich will irgendwann eine Weltbekannte Profi-Surferin werden. Und etwas normale Gesellschaft ist schön, ab jetzt sind wir Freundinnen." Ihre Worte hatten mich berührt, dass sie mich als 'normal' und nicht als 'rotes Monster' ansah, hatten mich fasziniert.
Ihr motivierender Ehrgeiz hatte mich in ihren Bann gezogen ...
"Das sind Tom und Jerry", sagte jemand und riss mich aus meiner Erinnerung.
Mein Auffassungsvermögen schärfte sich wieder und nahm den blonden Jungen wahr, der dort am Aquarium stand und meinen Blick mied. Der Typ war wie ein dickes fettes Fragezeichen. Mal so, mal so. Ein Rätsel, Mysterium, Quiz, Puzzle... Alles.
"Du meinst die Fische? Sie sehen irgendwie komisch aus", bemerkte ich. Niall runzelte die Stirn.
"Wie meinst du das?" Als er mich endlich doch ansah, zeigte ich mit dem linken Zeigefinger auf das Aquarium. Er sah hin. "Shit!"
Oh ja, da hatte jemand die armen Fischies gekillt. Schon die ganze Zeit hatte ich die auf dem Rücken schwimmenden Fischchen beobachtet, aber erst jetzt war es mir aufgefallen.
"Greg? GREG, DU BASTARD, du hast sie sich zu Tode vollfressen lassen!"
Ein verwirrter Greg steckte den Kopf herein und analysierte schnell die Lage, sah meinen warnenden Blick. "Oooh, das. Ja, sorry... Ich muss weg, BYE!"
Belustigt lachte ich laut auf, rührte mich aber nicht von meinem Platz auf der Couch. Niall sah zornig aus.
"KOMM HER DU, WOHIN-" Die Haustür fiel krachend ins Schloss und noch immer kicherte ich, als Niall irgendetwas an Greg verfluchte und das Wort 'Weichteile' fiel. Dann schien er mich wieder zu bemerken.
"Gleich kommt Liam vorbei." Ich hätte schwören können angesammelte Tränen in seinen Augen zu sehen...
"Wer ist Liam?"
"Das ist egal", grummelte er. Aha.
"Halt dich einfach fern von uns."
In diesen Tönen war das ganze Anwesen und all dessen Räume gehalten. Schlicht und einfach.
Und gar nicht heimisch, für meinen Geschmack.
Natürlich hatte es auch einen Grund, weshalb nur das Nötigste in diesem Haus zu finden war, bereits in 'meinem Zimmer' hatte ich es festgestellt. Dies war ein Ferienhaus, man war nur wenige Wochen, beziehungsweise Monate im Jahr hier. Demzufolge war es auch eingerichtet. Ein großes Bett, mit lila Laken, welche ich noch austauschen würde, ich verabscheute diese Farbe und hatte eine Phobie des innigen Hasses dagegen entwickelt, ein schlichter Schrank aus Elfenbein- naja, vielleicht nicht ganz so schlicht wie es der Norm entsprechen würde… mit Kommode, Spiegel und flauschig cremefarbenem Teppich, welcher auf dem weißen Marmorboden gelegen hatte. Genauso war auch nur in der Küche weißes Mobiliar auf cremefarbenem Marmorboden, zu einer helleren cremefarbenen Wandfarbe, welche bei Lichtbruch etwas glitzerte.
Eigentlich schön modern gehalten.
Nur das Wohnzimmer hatte satte bordeaux'ne Wände und bis auf die beige Couch waren die restlichen Möbel in diesem Raum ebenschwarz. Schwarzes Laminat bedeckte den gesamten Boden. Die Couch war ein toller Kontrast. Alle Achtung für den Inneneinrichter dieses Zimmers. Es signalisierte Wärme aus und dementsprechend fühlte ich mich hier auch am wohlsten. Eingelullt in der weichen Couch, mit regelmäßiger Atmung, das zeigte, dass dieses Mädchen gerade am aufwachen war und etwas verwirrte badewannenrandbegrenzte Ozeangefühle hatte.
Es war, als ob ich noch immer die Meeresbrise gegen meine Lider spüren konnte, als ein kleiner Hauch drüber streifte. Von weither nahm ich Gemurmel wahr. Je mehr ich mich darauf konzentrierte, wurde es lauter, merkte aber zugleich, dass der Strand von Rockingham sich um mich herum auflöste, bis er gänzlich verschwunden war.
"Wer ist das?" Der britische Akzent stach heraus, ich kannte die Stimme nicht, konnte meine Augen nicht öffnen und meine Glieder waren wie betäubt.
Die tiefe Stimme stockte für einen Atemzug.
"'Ne Bekannte", sagte jemand Anderer, zu verschleiert war mein Verstand, um irgendetwas zu erfassen.
"Sie sieht… niedlich aus." Ein Seufzer. "Huh?"
Ich wurde ungeduldig, wollte meine Augen öffnen, als sei das nicht genug stupste mir jemand mit dem Finger in die Wange. "Sie wacht noch auf." Mit einem Mal wusste ich, dass dies Niall war, wenn auch der bittere Unterton gefehlt hatte.
In meinem verschlafenen Zustand hob ich die Hand und klatschte drauf. "Verzieh dich, Niall", nuschelte ist benommen. Unter meinen Fingerspitzen fühlte ich die Proportionen eines Gesichts, aber als sie dann die kurzen -die zu kurzen- Haare fanden, fuhr ich zusammen.
Die Augen aufreißend, schaute ich meinen Gegenüber verdattert an, der sich neben mich gekniet hatte und mit den braunen Augen auf demselben Level war wie ich.
"Ugh. Hey, ich bin Liam-" Ich kreischte.
Jetzt setzte meine verspätete Schreckhaftigkeit ein und der Fremde blickte mich entgeistert an.
"Niall? Sie wird mich doch nicht-"
"Nein, ich denke nicht, dass sie dich anspringen wird. Sie hasst uns." Circa zwei Meter hinter dem Typen vernahm ich Niall, kein Wunder, dass ich nicht ihn erwischt hatte, dann wurde ich rot, so richtig purpur rot.
Verstört nahm ich meine Hand weg.
"Ehm, sorry... Moment, wieso sollte ich dich anspringen, ehm…?" Ich versuchte mit meinen verpennten Gedanken klarzukommen. Der Junge mit dem hellbraunen Haar und den auffallenden Augenbrauen lächelte mich an.
"Liam. One Direction Bandmitglied. Das versuchen eine Menge Mädchen, annehmen kann man es, bei deiner vorherigen Reaktion. Warte, warum sollte sie uns hassen, Nialler?"
Ich war geschmolzener Kerzenwachs. Geschmolzen von diesem markanten britischen Akzent, den ich bisher nur vom Fernsehen kannte, da ich IN einer irischen Familie IN Australien wohnte und diese Akzente bei mir Alltag waren, und wieder erstarrt, wegen der letzteren Frage.
Also versuchte ich möglichst schnell abzulenken, BEVOR Niall mich bloßstellen konnte.
"Oh! Stimmt ja, Niall hat dich vorhin kurz erwähnt und meinte ich solle mich von euch fernhalten", sagte ich, dabei setzte ich mich vorsichtig auf und mischte einen traurigen Unterton in meine letzten Worte, wobei ich vor mich und mit gesenktem Kopf auf den Glastisch sah. Natürlich verdrehte ich seine Worte zu meinen Gunsten, kam mir dabei aber echt ekelhaft vor. Dies war einfach nicht meine Natur.
Liam runzelte verständnislos die Stirn.
"Pff. Das hab ich auch aus berechtigten Gründen gesagt. Du nervst. Statt in meinem Zimmer zu sein, hängen wir hier und starren eine Vogelscheuche an." Das alles musste Liam unheimlich verwirren, weshalb er unwohl am Kragen seines lila Karohemdes zupfte.
"Was hättet ihr schon gemacht, Pokémon gespielt? Darin war ich schon immer besser als du, BLONDIE", konterte ich, wusste zugleich nicht, woher ich diesen Mut nahm.
"Halt dich einfach fern! Du kannst uns eh nicht ausstehen, ROTSCHOPF." Meine wie seine Mienen verfinsterten sich.
"Hör auf, hör einfach auf, Niall. Ich kenne euch gar nicht. Wieso sollte ich dann hassen?!"
Niall's Gesichtszüge versteinerten sich, und jetzt, wo unsere Aufruhr sich ein wenig gelegt hatte, entspannte ich mich. "Du bist eine verdammte Schauspielerin …", murmelte er, was Liam nicht mitzukriegen schien, dennoch traf mich diese Anschuldigungen wie ein unvorhergesehener Schlag in die Magengrube.
"Uhm, ich hoffe ihr habt euch wieder ein wenig beruhigt, ich dachte es wäre schlimm wenn Zayn heult, weil man seine Haare angefasst hat, aber das gerade übertrifft alles." Er warf Niall hinter sich einen verwirrten Blick zu, als wollte er in dessen Augen den Grund dafür sehen, weshalb es gerade so ausgeartet war.
Allerdings würde er nichts vorfinden.
Niall's Persönlichkeit war von Grundauf debil.
"Und sicherlich kannst du mit uns hochkommen. STIMMT's, Nialler?"
Zähneknirschend gab Niall ein "Sicher doch" von sich, woraufhin ich zuckersüß vor mich hinlächelte.
"Dann wollen wir mal sehen, wie gut du wirklich bist, Prinzessin."
"Oh, bitte nicht Prinzessin, dann komme ich mir vor, wie eine von diesen naiven Disney Prinzessinnen."
Er lachte herzhaft und zog mich an einer Hand auf die Beine.
"Gut, dann verrat mir deinen Namen, sonst bin ich wohl gezwungen dich 'Ariel' zu nennen, zumindest dein Haar spricht dafür..."
"Nenn mich Grace."
~
"Niall, dich hat soeben ein Mädchen haushoch geschlagen. Und du nennst dich Pokemon-Trainer." Liam und ich brachen in Gelächter aus, als Niall grimmig brummte. Ich stützte mich mit dem rechten Ellenbogen an Liam's Schulter, um mich wieder zu fassen. Erfolglos. Niall saß auf seiner rechten Seite und hatte sich auf sein Bett zurückfallen lassen.
Sein Zimmer hatte ich kurz gemustert, die Wände waren hier auch weiß, nur die Wand, vor der der Flachbildfernseher stand war in einem freundlichen Grün gestrichen. Außerdem hatte ich bemerkt, dass seine Zimmertür sich gleich neben meiner befand. Wie verkorkst mein Leben doch war.
"So, Liam. Erzähl mal was, lass mich raten, deine Lieblingsfarbe ist Lila?", fragte ich und schnipste mit meinen linken Fingern. Wieder lachte er auf.
"Mein Hemd verrät es, hab ich recht? Findest du es gut?" Ich rümpfte die Nase.
"Nope." Auf die nachfolgende Bestürzung auf seinem Gesicht, hätte ich mich kugeln können. "Sorry, dein Hemd ist toll! Ich mag nur die Farbe nicht … gar nicht … meine Lieblingsfarbe ist Grün!", grinste ich. Er schien erleichtert.
"Cool, Niallers Lieblingsfarbe ist auch Grün, ihr habt Gemeinsamkeiten. Ihr seid Linkshänder, hasst Disneyfilme ... scheint wohl in der Familie zu liegen."
Es war falsch das zu sagen. Blondies und meine Augen trafen sich kaum merklich. Dann öffnete er den Mund.
"Wir sind nicht einmal richtig verwandt, keine Blutsverwandtschaft." Ich schluckte. Aber es stimmte. Trotzdem war es noch mal anders, es über seine Lippen kommen zu hören.
Der Brünette warf Mr. Blondie einen merkwürdigen Blick zu, zuckte jedoch daraufhin mit den Schultern.
"Grace, ich kann noch immer nicht glauben, dass du keine Disneyfilme guckst! Wenigstens Toy Story?"
"Seh ich aus wie acht und als hätte ich Spaß daran sprechenden Spielzeugen zuzusehen?" Ich verstand seine Taktik das Thema zu wechseln und ging darauf ein.
"Sehe ICH aus wie acht?", fragte er, seine wohlgeformten Augenbrauen hochziehend.
"Du bist ein Junge."
"Was hat das damit zu tun?" Aufrichtige Verwirrung spiegelte sich in seinem Gesicht.
"Ihr seid alle zwar körperlich gereift, aber", ich tippte mir an die Schläfe. "Im Köpfchen noch kleine Kinder." Gespielt empört schaute er mich an, aber nach wenigen Sekunden schon lagen wir uns wieder lachend in den Armen und stützten uns. Sein Aftershave kroch mir in die Nase. Ich hielt inne und schnupperte. "Hm. Paco Rabanne's 1Million?", riet ich, der Rehäugige sah mich verwundert an. "Du bist gut! Woher?-"
"Dad." Ich lachte in mich hinein und erinnerte mich kurz an die Zeit zurück, wo Dad unzählige Aftershaves besorgt hatte und dann die Hilfe von mir verlangte, ihm den Perfekten rauszusuchen.
Eine Sache der Unmöglichkeit.
Plötzlich meldete sich ein Stöhnen und ein entnervter Niall meinte: "Hört ihr mal auf so rumzuflirten?? Liam, du hast 'ne Freundin! Danielle, weißt du noch? Die - im Gegensatz zu Miss Monster von Lochness hier - süße, gelockte Freundin mit den mausbraunen Haaren? Würde mir eh egal sein, was du mit Mondgesicht machst, aber eigentlich dachte ich immer, du seist ein loyaler treuer Freund …"
"Das ist absurd. Was ist los mit dir, Nialler? Etwas stimmt nicht."
Verbittert warf auch ich meinen Kommentar mit rein. "Erstmal: Danke für die aufbauenden Komplimente. Und zum Zweiten: Mit dem stimmte von Anfang an etwas nicht."
Sofort setzte Blondie sich wieder auf. "Das stimmt nicht!"
"Anders kenne ich dich ja nicht!", gab ich trotzig zurück. Wir funkelten uns gegenseitig imaginäre Blitze auf die Hälse.
"Da ist ja wieder die Wildkatze."
Genervt rollte ich mit den Augen. "Niall hat gerade geweint."
"Ich bin überfordert-, was?!" Der arme Liam musste viel mit uns aushalten. Aber er war stark und geduldig, konnte gut zuhören. Er war lustig und man konnte gut mit ihm reden. Da hörte es allerdings auch auf, nicht mehr als eine eher brüderliche Rolle. Niall spinnte.
"Wage es dich-", drohte besagter Spinner mir.
"Wegen seinen Fischen."
"Das wirst du bereuen!"
Liam lachte. "Niall?"
"Greg hat sie überfüttert!", rief dieser verärgert aus.
"Komm, lass dich trösten, Kumpel."
Lagen die sich nun ernsthaft in den Armen?
Eigentlich sollte dies in meinem Plan nicht passieren.
Allen Anschein, war die Schmuserunde wohl fertiggeschmust. "Macht ihr das öfter?", fragte ich skeptisch und zeigte mit dem Finger zwischen den beiden Freunden hin und her.
"Unsere Fans nennen das die Niam-Bromance", erklärte Liam, dann klopfte er Niall bestärkend auf die rechte Schulter. "Jetzt schwimmen sie bestimmt im Meer des Himmels und beschützen dich, Nialler." Ein Kopfkino setzte bei mir ein. Schutzfischengel.
"Wer nennt denn seine Fische 'Tom und Jerry'?"
Liam wandte sich erneut mir zu. "Wieso? Ich habe Zuhause in Wolverhampton zwei Haus-Schildkröten namens Boris und Archimedes."
"Merkwürdig."
Diesmal mischte sich Blondie ein. "Du nennst deinen Kater APPLEHEART."
"DAS ist aber originell."
Liam nickte anerkennend. "Das ist wirklich originell."
Auf einmal knurrte es laut, worauf ich mich in Liam's Arm krallte und mich panisch nach einem Erdbeben umsah. Aber in ENGLAND?
"Was war das??"
"Ähm." Niall blickte sich unruhig um.
"Ich hab Hunger…"
~
"Du isst ernsthaft Cornflakes zu Abend?"
Angeekelt blickte ich Niall von meinem Platz auf der Marmortheke zwischen Küche und Wohnzimmer an, der am Küchentisch saß und den Mund voller Cornflakes mit Honiggeschmack hatte. Von seinem rechten Mundwinkel bis zum Kinn konnte ich ein dünnes Milchrinnsal erkennen und rümpfte die Nase.
Der andere Brünette hatte sich mit verschränkten Armen, neben mir an die Theke gelehnt und lachte belustigt auf. "Das machen wir alle in der Band, mittlerweile sogar automatisch ohne es zu merken. Wenn man lange auf Tour ist und keine anständige Küche da hat, dann greift man eben zum schlichten einfachen Cornflakes." Verständnisvoll nickte ich Liam zu. Seine Erklärung hatte etwas Logisches, und von den meisten anderen Bands wusste ich auch, dass so eine Tour nicht nur wenige Tage dauern konnte.
"Außerdem bin ich jetzt einfach zu faul, um etwas Ordentliches zu zaubern.", meinte Niall achselzuckend.
"Du hättest dir etwas vom Nandos bestellen können", schlug Liam vor, Niall schüttelte lediglich seinen blondierten Kopf.
"Hätte mir zu lange gedauert." Das ließ Liam außer Fassung bringen.
"Kumpel, du HIMMELST Nandos an!" Jetzt war es an mir ungläubig aufzulachen.
"DER und NANDOS? Ich weiß noch wie du mir damals, eine Woche vor eurer Abfahrt deinen Nandos-Teller um die Ohren geworfen hast, mit der Behauptung, sie würden dir nicht gefallen!"
Ich fühlte mich betont verarscht und hatte das Gefühl, als wäre das irgendein krummes Spiel, eine billige Soap in welches ich reingeraten war. Jedoch untersagte ich es mir nach versteckten Kameras zu suchen, sonst wäre mein Wahnsinn noch offiziell.
Wie konnte er, der Junge, dem ich damals ein Entschuldigungs-Geschenk gab für Was-weiß-ich-was-ich-ihm-angetan-habe, mit dem Gedanken er würde Essen lieben und besonders dieses, da es zu meinem Lieblingsessen gehörte, und ich wusste, dass es himmlisch schmeckt, er aber es probiert hat und nach einigen Augenblicken mir entgegengeschleudert hat, NANDOS ANHIMMELN?!
Am liebsten würde ich ihm in seine blondierten Haare packen und sein Gesicht in dieser mit Milch gefüllten Schüssel versenken.
"Huh? Wann soll ich das gemacht haben? "
'Eine Woche vor eurer Abfahrt?' Hörte der Junge eigentlich auch mal zu?
"Anscheinend hat die blonde Farbe auch dein Gehirn angefallen.", stellte ich fest, dafür würde ich später wohl bitter bezahlen können. Keine Ahnung warum ich mich traute bei Publikum gegen ihn aufzulehnen.
Niall warf mir einen bösen Blick zu und sah aus als würde er jeden Augenblick zu Knurren anfangen. Wer war jetzt die Wildkatze?
"Siehst du Liam, ich hatte recht; Sie nervt!"
Mit verschwommenem Blick, presste ich meine Lippen aufeinander.
'Endlich!', dachte die kleine Gracie und freute sich dabei, dass sie ihren Cousin in einer Woche nicht mehr sehen müsste.
Nach ihrer vorherigen Aktion hatte sie es aufgegeben mit ihm. Sie wusste nicht was sie getan hatte, was seinen Hass, der sich offensichtlich gegen sie richtete, ausgelöst haben könnte. Trotzdem hatte sie es mit einem Wieder-Gut-Machungs-Nandos-Geschenk versucht.
Aber hoffnungslos. Als er ihr T-Shirt damit vollkleckerte, hatte sie nur tapfer gelächelt; Gracie wollte in seiner Gegenwart nicht mehr weinen. Sie wollte ihrer Mama, Dawn Nolan Pelley, zeigen, dass sie auch stark sein konnte. Deshalb hatte sie sich dafür bei Niall bedankt, und entschuldigt, dass es ihm nicht geschmeckt hatte. Dieser hatte ganz verdattert geschaut, Gracie aber war ohne ein weiteres Wort auf ihr Zimmer zum Umkleiden gegangen.
Jetzt, später an diesem Tag saß der kleine zehnjährige Rotschopf auf der Schaukel im Garten der Pelleys. Langsam schwang sie hin und her und genoss die milden Brisen, die ihr Gesicht umhauchten. Ihr weißes Sommerkleid flatterte munter um ihre makellosen Beinchen.
Dann stoppte sie jemand, als man ihr Hände auf die Schultern legte. Von der sanften Berührungen verwirrt schaute sie von dem Grün der Wiese unter sich auf, zugleich konnte sie ihren Augen kaum glauben.
Niall. Niall, der sie lieb anlächelte.
Niall, der ihr nicht wehtat.
"Hey, Gracie, kommst du mit? Ich wollte dir etwas zeigen." Aber sie war sich ganz und gar nicht sicher, was sie tun sollte, diese Situationen; Sie machte Gracie nervös.
Hatte er vor sie zu ärgern? Gehörte das zu einem ausgeklügelten Plan, um sie wieder nur traurig zu machen?
War das ein TRICK?
Niemand konnte ihr diese Fragen beantworten, solange sie nicht riskierte, also stand sie auf und folgte ihm.
Die Sonne war gerade am versinken, als die beiden Kinder an einer Bucht, nahe am Strand, halt machten. Gracie fing an sich Sorgen zu machen, bereute fast schon ihre Entscheidung mitgekommen zu sein. Sie hielt nach der Sonne Ausschau.
Bald würde es dunkel werden.
"Gracie, komm!", rief der Brünette ihr zu, woraufhin ihre Augen suchend auf einem Niall zwischen einem Felsspalt landeten.
"Niall, wohin gehst du? Es wird gleich dunkel, lass uns zurückgehen!"
Der Junge schüttelte abwehrend den Kopf. "Vertrau mir, das lohnt sich! Jetzt komm, ich helfe dir hoch."
Widerwillig lief Gracie zu ihm, es war eng zwischen den Felsen und sie bemerkte, dass Niall angefangen hatte leicht zu schwitzen und flach zu atmen; trotzdem macht er ihr eine Räuberleiter, worauf sie sich auf die Felsplatte zog. Gleich hinter ihr war auch schon Niall, der sich zu ihr auf den großen Felsen gesellte.
"Alles okay mit dir? Du siehst merkwürdig aus", sagte sie, hoffte dabei inständig, dass er das nicht falsch verstand. Zu ihrer Erleichterung aber, lächelte er sie wieder an, fast fröhlich, und sagte: "Kümmer dich mal nicht um mich, ich bin okay. Schau mal da." Dabei zeigte er mit dem linken Zeigefinger hinter Gracie auf den Horizont.
Gracie blickte hin.
Und sie war verzaubert.
Kurz schwenkte ihr Blick wieder auf ihren Cousin, ihre Blicke trafen sich, bevor sie wieder atemlos geradeaus sah.
Beide hatten sich an den Felsrand gesetzt, dann durchbrach Niall die angenehme Stille.
"Diesen Ort habe ich vor zwei Wochen gefunden." Kurz vor ihrem Geburtstag. Gracie fragte sich, wie. Sie selbst hatte ihn nie entdeckt, dabei wohnte sie hier.
"Es ist wunderschön", antwortete sie ihm und schaute dabei 'gen Himmel, welcher sich zu bewegen schien. Viele bunte Schleier, die sich ineinander schlängelten sah sie, was sie eigentlich nur aus Poca Hontas kannte.
"Ich… wollte mich bei dir entschuldigen." Gracie stockte der Atem und auf einmal konnte sie sich nicht mehr auf die schönen Lichter und Farben konzentrieren. "Gracie?", fragte Niall, er klang fast ängstlich. Und das war der ausschlaggebende Grund für Gracie die Gemeinheiten, die er ihr in den letzten Wochen angetan hatte, zu vergessen.
"Ist gut, Niall."
Die restlichen Tage dieser Woche, war ihr Cousin mit den langen wuscheligen, braunen Haaren zuckersüß zu ihr. Gracie konnte ihr Glück kaum fassen und empfand fast schon tiefe Trauer, dass er bald wegmusste.
Doch dann kam der Tag ihrer Abreise.
Einige Mitspieler von ihrer Geburtstagsfeier, die sich mit ihm angefreundet hatten, waren auch da, standen draußen im Vorgarten der Pelleys unter dem Palmenbaum und lachten auf irgendeinen Witz den Niall gerissen hatte, dabei strich er sein lila Hemd glatt. Gracie hatte wieder das weiße Sommerkleid angezogen, weil sie es seit dem Tag in der Bucht so lieb gewonnen hatte. Es sollte ihr Glück bringen.
Freudig rannte sie auf Niall zu und schmiss sich ihm um den Hals. "Ich werde dich vermissen, Cousin!", flüsterte sie ihm wehleidig ins Ohr, wurde im nächsten Augenblick allerdings weggeschubst. Auf dem Gesicht ihres Cousins war wieder dieser angeekelte Ausdruck, an dem sie fast erstickte. Alle anderen grinsten sich bloß an.
"Du bist so dumm! So naiv und DUMM, Gracie! Dachtest du etwa WIRKLICH ich würde dich mögen?"
Gracies Welt stand Kopf. Sie sackte in sich zusammen, auf ihre Knie und auf den harten sonnengetrockneten Erdboden. "D-das stimmt nicht-"
"Und WIE das stimmt. Wer sich mit ekligen rothaarigen Monstern abgibt, wird selbst eines.", fauchte er ihr entgegen.
"Du lügst." Ein letztes Mal versuchte sie mit zittriger Stimme der Realität zu entkommen, wurde aber nur umso härter getroffen.
"Ich habe IMMER Recht! Sag: 'Niall Horan hat immer Recht und ich bin ein ekliges rothaariges Monster!'"
Tränensäcke füllten sich. "Ni-Niall-"
"Hört ihr was, Leute?" Allgemeines Verneinen. "Ich auch nicht. Sag es lauter, Gracie! Sag es!"
"Niall Horan hat immer Recht und ich bin ein ekliges rothaariges Monster!", rief sie schluchzend aus, zu verletzt, um sich um die über ihre Wangen bahnenden Tränen zu kümmern. Als sie aufsah, blickte sie einem zufriedenen Niall entgehen.
"Merk dir eines, Mondgesicht. Ich habe IMMER Recht."
Das gab ihr den Rest.
Er hatte ihren Willen gebrochen. Ihre Würde gebrochen. Ihren Schwur, nicht mehr in seiner Gegenwart zu weinen, gebrochen… doch am allerwichtigsten war: Er hatte sie als Mensch, ihre Persönlichkeit gebrochen.
Es kümmerte sie einen feuchten Furz, was sie als nächstes tat.
Eilig rappelte sie sich auf und verpasste ihm eine schellende Ohrfeige, die sogar noch auf ihrer Handfläche kribbelte. Bevor sie mit den nächsten Worten abzog.
"Ich hasse dich, Niall Horan!"
Ihren geheimen Ort besuchte sie nie wieder.
"Du hast immer Recht, Niall. Ich weiß, ich habe es mir gemerkt.", gab ich robotisch von mir, sah geradeaus in die Leere. Sofort war der Raum mit unsichtbaren Spannungen geladen.
Dann sprang ich von der Theke und warf ihm noch einen letzten Blick zu, um so etwas wie Reue hinter seinen Augen zu finden. Doch er hatte nur aufgehört zu essen und sah auf den Löffel in seiner Hand. Ohne ihn anschließend noch eines weiteren Blickes zu würdigen wandte ich mich um und ging.
Liam hätte ich noch einen Blick zugeworfen, hätte er sich nicht neben IHN gesetzt und den Arm um seine Schulter gelegt.
Zwar ein halb nackter, mit kurzen rosa Schlafshorts mit Teddy-Aufdruck und grünem Tank-Top, aber genauso flink und leichtfüßig wie einer. Leise huschte ich über den dunklen Gang, agil wie eine Katze bezwang ich die Marmortreppen, unten angekommen tapste ich grazil um die Ecke. Ich würde das schaffen. Dies war von höchster Priorität. Meine Mission: Ein Glas Wasser trinken. Hier ging es um Leben und Tod. Nein, noch wichtiger. Hier ging es um meinen verdammt trockenen Hals.
Es kam oft vor, dass ich mal mitten in der Nacht aufwachte, irgendwie litt ich unter Schlafstörungen. Irgendwie, haha. Sicher. Dabei wusste ich genau, wem ich das zu verdanken hatte. Immer diese Augen...
Den Gedanken vertreibend schüttelte ich den Kopf und trat ins Wohnzimmer. Was sich mir bot, ließ mich kurz inne halten; Ich ließ es auf mich einwirken. Die Jalosien waren nicht runtergemacht, so dass der Mond seinen Schein hineinwarf. Die Farben waren trotzdessen trüb. Dunkel. Einzig die helle Couch schien mittendrin zu erleuchten. Ich betätigte den Lichtschalter nicht, wollte dieses Bild nicht brechen. Vom Augenwinkel nahm ich Capone in seinem Käfig wahr, welcher munter und tief in seinen Träumen versunken auf der Vogelschaukel saß, leicht hin und herwippend. Das Aquarium war weg, stattdessen war es nun Capones neuer Platz.
Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung, strebte die mit dem Wohnzimmer verbundene Küche an. Ich fühlte mich, wie auf dem Mond, umgeben von Glitter. Öffnete den Kühlschrank. Es war still. Nahm die volle kalte Mineralflasche heraus. Schloss den Schrank wieder. Etwas knarrte; Mein Kopf schoss herum. Wahrscheinlich war es Capones Schaukel. Ich füllte ein Glas und hielt es mir an die Lippen. Tapsen. Kratzen. Etwas Felliges an meinen Beinen... ETWAS FELLIGES AN MEINEN BEINEN!
"Aaah!-", kreischte ich, doch mir wurde plötzlich der Mund von einer Hand zugedrückt. Jemand hatte mich von hinten gepackt. Okay, das konnte man jetzt voll zweideutig verstehen… Aber JEMAND FREMDES HIELT MIR GERADE IM DUNKELN DEN MUND ZU! Und etwas Felliges war an meinen Beinen gewesen. Appleheart? Nein, den hatte ich in meinem Zimmer zurückgelassen und die Tür war verschlossen.
"Pssst! Hör doch auf so zu kreischen!", fauchte mir derjenige leise zischend ins Ohr. Ich lies von den Armen ab, meine eigenen an meinem Körper herunterhängen. Wen hatte ich schon erwarten können? Niall. Genau, es war Niall. Karma lässt grüßen! Ich frage mich nur noch, wo dieses neugefunden Glück vom Vorgarten mit der Vase blieb. Aber es war wahrscheinlich schon längst über alle Berge, weil ich ein viel zu großer Pechvogel war. Die Hände ließen ebenfalls von mir ab und ich drehte mich wütend um, um ihn anzufunkeln. "Warum schaust du mich so an?", fragte er, sein Gesicht lag im Schatten, wieder einmal war ich diejenige, die der Mondschein ins Gesicht traf. Ich schluckte einmal. Grace, du solltest dich etwas zusammenreißen, redete ich mir ein. Ich wusste ja selbst nicht einmal, weshalb meine Gefühlslage, wenn ich mich mit seiner Gesellschaft begnügen konnte, so durcheinander geriet. Mal traute ich mich nicht einen Mucken zu sagen, und das nächste Mal wollte ich an seine Gurgel springen. Jedoch machte mir diese Situation nun doch etwas Angst, ich hatte etwas Bammel davor, dass er mir etwas antun würde. Und schon war mein Niveau wieder unters Bett gekrochen.
"S-Sorry… ich wollte nur etwas trinken", nuschelte ich. "So spät?", fragte er hörbar verwirrt. Über seine Frage verwirrt, antworte ich ohne zu überlegen. Ich fragte mich, warum ihn das überhaupt in erster Linie interessierte. "Ich hatte einen Albtraum… Und was willst du hier?" Kurz herrschte eine stumme Stille, dann sagte er: "Du hast mich aufgeweckt." Was?!- "Pssst!", zischte er wieder. Hatte ich das schon wieder laut gesagt? Innerlich trat ich mich in den Hintern. Mit der linken Hand fuhr er sich durchs Haar.
"Dann war's das wohl mit meiner Karriere als Ninja." Das erkärte auch den Grund, weshalb Dad mich immer erwischt hatte, wenn ich mich Nachts ausschleichen wollte, um auf eine Party zu gehen. Nach dem Drittenmal hatte ich es aufgegeben.
"Was hast du da grad gesagt?", fragte Niall noch verwirrter als zuvor. "Wann hab ich was gesagt?", erwiderte ich unschuldig und versuchte meinen Ausrutscher zu retuschieren. "Nichts. Vergiss es."
Ich drehte mich wieder weg von ihm und wollte etwas trinken, mir fiel allerdings zu spät auf, dass das Glas von gerade eben nicht mehr in meiner Hand war, dann huschte auf einmal wieder etwas zwischen meinen Beinen durch, so dass ich einen Satz zurück zur Seite machte und den Schrei, der durch den Schmerz, welcher nun durch meinen linken Fuß schoss, in meiner Kehle unterdrückte. Das Pech blieb mir treu. Ich war dabei umzukippen, da ich nicht auf mein Gleichgewicht achtete, wurde aber festgehalten und auf die Marmortheke gesetzt. Mein Gesicht war vor Schmerz verzerrt, am liebsten würde ich nach meinem Fuß greifen, um die Qual zu dimmen, befürchtete aber, dass das keineswegs auch nur irgendwie helfen konnte. "Was war das?", presste ich bemüht durch meine zusammengebissenen Zähne hervor.
"Dein Fuß ist gerade am verbluten und du fragst, was das war?", erwiderte Niall argwöhnisch. "Natürlich! Es ist der Grund für diesen Schlamassel." Niall kicherte in sich rein, als er mein Fuß begutachtete. "Kicher nicht! Es schmerzt!" Er nickte und sagte: "Das war unsere Katze Jess. Und du hast da ein paar Glassplitter im Fuß. Warte hier." Wollte der mich hier jetzt ernsthaft alleine lassen? Mit diesem Vieh?! Ich ließ mir meine Panik nicht anmerken. "Eine andere Möglichkeit bleibt mir ja nicht. Es sieht nicht so aus, als könnte ich mich schnell fortbewegen."
"Doch für uns als Menschen ist es manchmal besser, im Dunkeln zu tappen. Denn im Dunkeln hat man vielleicht Angst, aber dort herrscht auch Hoffnung."
Capone war anscheinend aufgewacht und wirklich keine große Hilfe. Er kannte mich zu gut. Halt den Schnabel, Vogel. Ich sollte ihm sämtlichen Umgang mit Fernsehserien verbieten... Dann passierte so etwas wie jetzt, seinem Zitat aus Greys Anatomy wie ich es erkannte, vielleicht nicht mehr.
"Dein Papagei ist interessant... Ich bin mal eben weg."
Meine Augen weiteten sich, gleichzeitig hielt ich ihn am Arm fest. "Lass mich nicht allein!", rutschte es mir raus. Sein Arm versteifte sich unter meiner Hand. "Ich bin gleich wieder da. Ich hole nur Verbandszeug aus dem Flur." Damit entzog er mir sanft den Arm und ich konnte ein Lächeln von ihm erkennen, was mich aufmuntern sollte, merkte dabei, wie sich meine Augen mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Zaghaft nickte ich und lächelte zurück.
Als er durch die Wohnzimmertür in den Gang verschwunden war, gab ich mich meinen Gedanken hin. Seit Liam hier gewesen war, waren schon einige Tage vergangen, ohne dass etwas Interessantes passiert war. In diesen Tagen mieden Niall und ich uns strikt. Der Vorfall, genau hier, in der Küche, hatte etwas ausgelöst. Und darüber war ich sichtlich froh gewesen, da es mir so leichter fiel ihn zu ignorieren, wenn auch er mich ignorierte. Doch irgendwie mussten wir wieder aufeinandertreffen. Genau wie damals, als Gracie ihn aus Versehen im dunklen Gang angerempelt hatte. Das alles kam mir so unwirklich vor, wie ein fliegender pinker Elefant in der Wüste. Und dass er nun wieder so anders drauf war, verwirrte mich umso mehr. Bestärkte mich allerdings in meiner Vermutung, dass mit ihm etwas gewaltig nicht stimmte. Vielleicht litt er ja an Schizophrenie? Aber das bezweifelte ich. Ab und zu war er ausgegangen, ich wusste nie wohin, wahrscheinlich Freunde treffen, verschwendete aber auch nicht viele Gedanken daran. Das Einzige, das mich störte war, dass ich noch immer niemanden hier im großen wirren London kannte, was größtenteils daran lag, dass ich mich in meinem Zimmer einsperrte. Aus Protest. Immerhin mochte ich England nicht. Schon alleine dieses Wetter. Gerne hätte ich mich von Liam verabschiedet. Der Brünette schien nett zu sein. Allerdings fürchtete ich, dass ich ihn nach diesem Abend in die Tonne klopfen konnte. Ich hatte mich unendlich blamiert. Niall hatte ihm bestimmt eingeflößt, dass ich kein guter Umgang war. Seither hatte ich auch nichts mehr von ihm gehört.
Plötzlich ging das Licht in der Küche an, mit fast zusammengekniffenen Augen sah ich, dass Niall schon wieder zurück war, mit einer roten Box in den Händen, auf der ein dickes weißes Pluszeichen abgebildet war. "So tief in Gedanken, Rotschopf?" Mir schoss die Hitze in die Wangen, als ich bemerkte, dass er dort nur in schwarzen Boxershorts stand, Obenohne. War er das die ganze Zeit schon gewesen?
"Ä-ähm, i-ich..." Verlegen senkte ich meine Augen schnell auf meinen Schoss, wo ich nervös mit meinen Fingern spielte, deren Nägel grün lackiert waren. Ich war ein kunterbunter Vogel. Wie Capone. "Sorry, wenn es blendet, aber ich muss sehen können, wenn ich die Scherben rausziehen will", sagte Niall und kniete sich vor mich. Er hatte einen Eimer voll Wasser unter meinen Fuß gelegt und versuchte ihn einigermaßen zu säubern. Das Wasser war blutgetränkt, als er plötzlich eine Pinzette zückte und mit der anderen Hand meinen Fuß stillhielt, um mich davon abzuhalten in wegzuziehen. Als er die erste rauszog, fluchte ich zu meiner Überraschung auf. "Verdammter Mist!-" Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln und um weiteres Fluchen zu vermeiden, presste ich meinen Arm auf meinen Mund. Eine Weile verharrte ich so, zuckte hier und da zusammen, bis Niall sagte: "Okay, das waren alle. Noch schnell desinfizieren und verbinden. Vorsicht, das könnte brennen."
Nichts sagend kniff ich erneut die Lider aufeinander, dann kam das scharfe Brennen. Gänsehaut bildete sich an meinen Armen und ein kalter Schauer fuhr durch meinen Körper. Zischend zog ich die Luft ein. Anschließend wurde der Schmerz milder und etwas Weiches wurde um meinen bemitleidenswerten Fuß gewickelt. Langsam senkte ich meinen Arm wieder und blickte Niall an, der sich von mir abgewandt hatte und die Scherben und das Blut von den Marmorfliesen entfernte. Der Eimer war weg. Dann schaltete er wieder das Licht aus und trat auf mich zu. "Kannst du stehen?", fragte er leise. Ich zuckte hilflos mit den Schultern, merkte aber, dass unsere Augen sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten und meinte: "Keine Ahnung." Ich rutschte vorsichtig von der Theke und bemerkte, dass mein Hintern taub geworden war. Bevor ich es aufhalten konnte, kippte ich vornüber, aber Niall fing mich rechtzeitig auf. Meine Hände lagen auf seiner nackten Brust und schnell entfernte ich sie von dort. Ich dankte Gott, dass es dunkel war und er mein rot angelaufenes Gesicht nicht sehen konnte. Noch nie war ich einem Jungen so nah gewesen, und ausgerechnet Niall sollte jetzt der Erste sein?
Am liebsten hätte ich frustriert aufgestöhnt, aber wie sollte ich dann die Treppen hochkommen, wenn ich nicht auf beiden Füßen stehen konnte? "Offensichtlich kannst du es nicht", stellte Blondie fest und schlang seinen linken Arm um meinen Rücken, um mich zu stützen und vom erneuten Stürzen zu bewahren. Mir war der Mund gebunden; ich wollte ihm nicht so nah sein. Es fühlte sich zu - "Autsch", jammerte ich. "Muss man sowas nicht abkühlen?" Er hielt an und überlegte einen Moment. "Keine Ahnung, aber schlimmer wird es dadurch auch nicht werden." Das gesagt, wandte er sich, ohne mich loszulassen, ab und holte ein Kühlpack vom Gefrierfach heraus. "Ähm, danke", brachte ich heraus, überrascht darüber, dass er sich so verhielt. Ich bin das rote Monster.
"Okay", sagte ich, als wir meine Tür im dunklen Gang erreichten. "Ab hier schaffe ich es allein. Das kleine Stück- ugh, autsch." Bevor ich mich ganz von ihm lösen konnte, griff er schon nach meinen Türknauf und schloss auf. Der Mondschein, der hineinschien, erhellte unsere Gesichter und ich erkannte wie sich Züge der Skepsis auf seinem Gesicht zeichneten. "Sicher doch, Mondgesicht." Unwillkürlich schluckte ich und sah ihn geschockt an, als er mich zu meinem Bett führte. Ich wusste doch, dass bei der ganzen Sache irgendwo ein Haken war. Noch immer war ich das hässliche rothaarige, mondgesichtige Monster. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, dann spürte ich, wie ein Finger mein Kinn leicht anhob, zwei Daumen über meine Wangen strichen. Verletzt mied ich seine Augen. Warum verletzt? "Jetzt hör auf zu weinen. Leg dich hin und schlaf gut", sagte er flüsternd, dann hörte ich nur noch, wie er sich entfernte und die Tür hinter sich schloss.
* * *
Es war, als ob ich geblendet wurde, als ich verschlafen an die Decke blinzelte und vereinzelt Sonnenstrahlen durch die geschmeidigen weißen Tüllgardinen schienen und mich dabei direkt im Gesicht trafen. Sofort war ich hellwach; Meine Laune hob sich. Eine Seltenheit war es, dass sich hier, in England, die Sonne blicken ließ, das hatte ich die letzten Tage schweren Unmuts festgestellt. Ich hoffte, dass das Wetter für eine Weile so bleiben würde, auch ich hatte irgendwann keine Lust mehr, immer in diesem Zimmer zu verweilen.
Eine Ausnahme hatte es allerdings schon gegeben, wenn auch die Sonne nicht geschienen hatte. An dem Tag hatte Maura mich zum Shoppengehen gezwungen, da ich nicht die passende Garderobe für solche launischen Wetter hatte. Aber später an dem Tag hatte es dann doch geregnet und als wir vom Auto zur Haustür liefen, waren wir auch schon bis zu den Socken durchgeweicht.
Gerade versuchte ich mich aufzurichten. Streckte meine Arme aus, meinen Rücken durch und die Schläfrigkeit raus. Noch mehr solcher wärmender, hautschmeichelnder Strahlen wollte ich fühlen, setzte also an aufzustehen, wurde im nächsten Augenblick jedoch daran behindert, als ein seichter Schmerz durch meinen Fuß zuckte und mein Gehirn Alarm schlug. Sofort pflanzte ich mich wieder auf meine vier Buchstaben und blickte verwirrt runter, zur Quelle diesen Schmerzes. Lange verweilten meine smaragdgrünen Augen auf dem Verband um meinen Fuß.
Dann fiel es mir ein.
War es nicht nur ein Traum gewesen, fragte ich mich, biss mir dabei beunruhigt auf die Unterlippe. Niemals konnte das Niall gewesen sein, das wollte ich nicht wahrhaben.
* * *
"Bist du nun auch endlich wach?", fragte Greg mich etwas später und grinste dabei verschmitzt, als ich das Wohnzimmer betrat, jedoch runzelte er gleich darauf, wodurch seine Stirn sich in Falten legte, weil ich etwas -naja- schief lief. Ich sollte ihm später raten, dies nicht mehr zu tun, es stand ihm nicht.
"Schlecht geschlafen", nuschelte ich und ließ mich neben ihn auf die Couch plumpsen. "Das seh ich... Was ist mit deinem Fuß passiert?" Ich lief zart-rosa an, als ich an die Nacht zurückdachte und daran, wer mir dabei geholfen hatte. Daran, wer überhaupt in erster Linie - mal wieder - an meinem Dilemma schuld war. "Bin auf dem Weg in die Küche gestolpert. Und hab mir den Fuß verstaucht", antwortete ich ihm schnell und ließ dabei aus, dass Niall auch beteiligt war. Ich war mir sicher, dass Blondie nicht wollen würde, dass es jemand erfährt, und eine kleine Notlüge am Rande dürfte da gelegen kommen. Dabei versuchte ich möglichst glaubwürdig zu klingen, mit fester Stimme. Nicht zu schnell, aber auch nicht zu nebenbei. Kurz zu ihm sehen, leicht lächeln und erschöpft mit der linken Hand durch mein Haar fahren. Bloß nicht versuchen seinen Blick zu meiden oder mit einer Haarsträhne spielen, geschweigedenn sie hinters Ohr stecken. Das ist eine der deutlichsten Körpersprachen und verrät, dass du etwas verheimlichst und nervös bist. Eben das wollte ich vermeiden... "Tollpatschig, heh?", stellte Greg mehr fest, als dass er fragte und grinste mich an. ... Erfolgreich vermieden, dachte ich jubelnd in mich rein. Wäre ich aufgeflogen, müsste es ja heißen, dass ich die letzten Jahre irgendwo immer etwas falsch gemacht hätte. Doch seit... Damals... Bestand mein Leben eigentlich nur noch aus... Schauspielerei. Das war das richtige Wort.
"Genau", sagte ich und lächelte ihn unbestimmt an. Dann hörte man auch schon wieder ein Poltern von den Treppen, was verheißen ließ, dass es wohl oder übel Niall sein musste, da niemand sonst so laut war wie er. Obwohl er letzte Nacht ja das Gegenteil bewiesen hatte, als er sich von hinten an mich rangeschlichen hatte. Und meine Vermutung bestätigte sich, als der die Wohnzimmertür mit einem "Hey" durchkam.
Greg nickte ihm zu und grinste dabei dieses dümmliche, süße Grinsen, das er immer aufsetzte, wenn er etwas zu verkünden hatte. "Schon gewusst? Unsere Miss Hexley hier", begann er, indem er mit dem Daumen auf mich signalisierte und seinen Kosennamen für mich mit meinem Nachnamen kombinierte. "hat sich den Fuß verstaucht, als sie auf dem Weg in die Küche gestolpert ist." Niall, der sich in der Küche ein riesiges Sandwich am machen war, stockte in seinem Tun, eine Käsescheibe auf sein schon 5cm hohes Meisterwerk zu legen, so dass seine linke Hand unmittelbar darüber schwebte. Weißes Licht brach sich dabei in seinem goldenen Haar, das ihm ins Gesicht fiel, da er vornübergebeugt stand. Als er antwortete, konnte ich seine Miene nicht erkennen. "Ach? Das ist mir neu."
Was sollte das heißen? Ich fragte mich, ob er damit meine Tollpatschigkeit meinte, oder, dass ich mein Fuß "verstaucht" hatte. Egal, was er meinte, ich konnte diesen Jungen einfach nicht lesen. Bevor ich jedoch versuchen konnte, ihn besser zu beäugen, hatte er auch schon sein Brot oben draufgeklatscht, einen Riesenbissen genommen und sich auf den Sessel, rechts neben der Couch, fallen lassen und grinste, bevor er die Stirn runzelte. "Wo ist'n Mom und so?"
Jetzt wo er das fragte, merkte ich, dass ich heute noch niemand anderem im Haus begegnet war. Grandma, Dad und Tante Maura fehlten. Allerdings hatte Greg wohl keine solche Wissenslücke und erklärte: "Mom ist mit Derry Wohnungen besichtigen gegangen. Sie haben Grandma mitgenommen, damit sie London noch einmal richtig sehen kann. Weil... Naja, sie ist ja schon ziemlich alt." Ich erinnerte mich, wie ich Dad mit Tante Maura am Esstisch sitzen sah, beide zusammengerückt mit zwei Stapeln neuer verschiedener Zeitschriften und Zeitungen vor sich. Hier und da waren mit Textmarkern bestimmte Ausschnitte umkreist oder durchgestrichen. Dad war schon auf Wohnungssuche, und es freute mich, dass wir hier wohl bald ausziehen konnten.
Noch mehr hätte ich mich gefreut, hätte er mich mitgenommen, da ich auch ein Wörtchen in Sachen neue Wohnung mitreden, und endlich dieser 'Und täglich grüßt das Murmeltier'-Falle entkommen wollte. Aber natürlich beachtete man meine Wünsche nicht. Was waren sie schon? Ein Haufen abgedroschener Pavianscheiße! Danke, vielen Dank.
"Oh", nuschelte Blondie, dessen Mund voll war. Ich rümpfte angewidert die Nase, als er sich noch das letzte Stück reinschob und aufstand und Anstalten machte wegzugehen. "W-wohin?", fragte ich unsicher und biss daraufhin die Zähne wütend zusammen. Warum fragte ich ihn das? Ich schob es auf meine Langeweile und die drohende Einsamkeit in diesem Haus, da ich wusste, dass Greg ebenfalls verschwinden würde, um seine Freundin zu treffen, von der er schon so viel erzählt hatte in den letzten Tagen. Niall zog die Augenbrauen hoch und sah mich belustigt an. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht." Ich spitzte benommen die Lippen. Woraufhin sich Blondie seinem Bruder zuwandte. "Falls was ist, ruf mich an. Ich bin mit Zayn, Liam und Harry unterwegs." "Was ist denn mit..?" An dieser Stelle schaltete ich ab, da mir die genannten Namen nichts sagten, bis auf Liams, auf den ich nicht eingehen wollte, nach vorheriger Situation. Ich nahm einfach mal an, dass dies Blondies Freunde waren, mit denen er die letzte Woche andauernd aus war.
Als ich eine Tür zufallen hörte, horschte ich wieder auf und blickte Greg seufzend an. Er schien in meinen Augen meine Unruhe zu lesen. "Was ist los, Hexchen?" Noch einmal seufzte ich auf. "Es ist nur... Ich bin hier so alleine und habe und kenne niemanden. Ich langweile mich." Er gab ein verstehendes "Hm" von sich.
Dann schnippste er mit dem Daumen und Zeigefinger, als sei ihm etwas eingefallen. "Du könntest Eloise besuchen gehen. Sie hat eh vorgestern nach dir gefragt!" Ich sah ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut an, worauf er mich entschuldigend ansah. "Sorry, ich war zu abgelenkt, um es dir zu sagen und hab's vergessen..." Lass mich raten, dachte ich, zu sehr mit deiner Julia beschäftigt gewesen, Romeo? Ich rollte mit den Augen. Ehrlich, ich hatte von ihm nichts anderes erwartet. "Und wie gedenkst du dir, dass ich zu ihr komme, du Held? Ich kenne mich hier nicht aus", gab ich ihm zu bedenken. Er zückte einen Zettel und ein Stift heraus und kritzelte etwas darauf herum, bis er mir die Notiz unter die Nase hielt. Sollte ich etwa daran riechen, oder was stellte er sich mit dieser Aktion vor?! "Nun schau nicht so vereiert, das ist der Weg zu ihrer Theaterschule. Um diese Uhrzeit ist sie dort, schau da mal vorbei." Ich nahm es entgegen und blickte drauf. Sehr weit weg war es nicht. Paar Stationen mit dem Bus, dann quer durch einen Park. Dann sollte ich, laut seiner nicht vielversprechenden Wegerklärung, den Eingang zum Theater sehen können... "Danke, ich werde das tun."
Keine Stunde später, nachdem ich erstmal 30 Minuten den richtigen Bus gesucht hatte und feststellen musste, dass ich mir wohl einen Stadtplan besorgen sollte, da die Gassen und ganzen Nebenstraßen Londons für mein Auffassungsvermögen viel zu wirr waren, ging ich durch den Park. Es war schon Nachmittags, da ich relativ lange geschlafen hatte.
Gerade als ich in meiner Tasche nach meinem Handy suchte, wurde ich plötzlich, mit einem darauffolgenden "Pass doch auf" grob angerempelt. Da war jemand in Hektik, aber natürlich war ich keine, die sich so etwas gefallen ließ und blickte den Typen, der meinte Boss zu sein, zornig an und schnauzte: "Wie wär's, wenn du diesen dämlichen Beanie nicht so ins Gesicht ziehen würdest. Dann könntest du vielleicht auch sehen, wohin du läufst." Auf meinen Kommentar hin, blieb er ruckartig stehen und sah langsam auf, da er seinen Kopf geduckt hielt. Mein Atem blieb in meinem Hals stecken, als ein Sturm von Karamel und Brauntönen auf meine Grünen traf. Seine von Natur eher dunkle Hautfarbe ließ versprechen, dass er Südländer sein musste. Er hatte volle wohlgeformte Lippen, markante Gesichtszüge wie diese außergewöhnlich ausgeprägten Wangenknochen und einen wundervollen Wimpernkranz. In Kontrast zu seinen wildblütenhonigfarbenen Iriden, stand sein kurzes schwarzes seidenes Haar, welches von vorne ein wenig unter der Mütze rausguckte. Er sah gut aus. Sehr sogar. Von solch einem Körper träumten viele Jungen, und sogar ich konnte mir gerade so ein "Wow" verkneifen. Stattdessen hauchte ich ein: "Tut mir Leid."
Und was machte er? Er zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe und raunte: "Sollte's auch, Babe." bevor er davonrauschte.
Arsch, dachte ich mir. Ich wollte nur noch dieses Theater finden.
Tante Eloise, mit vollem Namen Eloise Michelle Horan, oder einfach nur Eloise, wie Greg sie nannte, war die Ex-Frau von Bobbys, Nialls Dad, jüngerem Bruder Warren, und war in ihren Mitte Dreißigern. Und obwohl sie schon 36 Jahre alt war, benahm sie sich nicht immer erwachsen, wollte lieber reisen und Theater machen, weshalb die Liebe zwischen ihr und Warren irgendwann einfach verflogen war, da die beiden einfach zu verschieden waren, denn in Gegensatz zu ihr, war Onkel Warren der ruhigere Typ Mensch, der gerne sesshaft blieb. Trotz den Differenzen waren sie gute Freunde geblieben, um was ich sie beneidete. Nicht jeder schaffte es, mit dem Ex, befreundet zu bleiben und nebenher noch eine 18 Jährige Tochter großzuziehen. Von der Tochter wusste ich nicht viel. Sie hieß Emma Horan, pendelte in den Ferien von Irland, wo sie mit ihrem Vater lebte und England, wo ihre Mutter lebte, hin und her. Gesehen hatte ich sie noch nicht. Aber ich konnte mir gut vorstellen, dass auch sie ein Plappermaul wie ihre Mutter war. Jedoch wollte ich nicht zu schnell über mir fremde Personen schlussfolgern. Ich war nicht wirklich mit ihr verwandt, wirklich nicht,. Man konnte sie, glaube ich, nicht mal wirklich als 'ferne' Verwandte von mir zählen, eher von Niall, doch trotzdem stand sie unserer Familie, meinem Vater und mir, sehr nah. Damals, in ihrer Unizeit auf Oxford, war sie sehr gut mit meiner Mutter befreundet gewesen und gehörte auch zu den wenigen, die über den Tod von Dawn Pelley geweint hatten. Dort hatten sie sich kennengelernt und seit ich denken konnte, war Tante Eloise immer ein Teil in meinem Leben gewesen. Daher wusste ich auch so viel über sie und über die Menschen in ihrer Umgebung; sie schickte mir Briefe nach Australien. Ich liebte sie und sie liebte mich.
Was sie zeigte, indem sie mich vor Freude fast zu Tode erdrückt hatte, kaum wie ich in das Theater getreten war. "Gracie-Daisy, wie ich dich vermisst habe! Und wie erwachsen du geworden bist, eine richtig hübsche junge Dame! Ganz wie deine Mutter! Oh, wie ich dich vermisst habe!", hatte sie ausgerufen, mitten in den Bühnenproben und somit alle Blickte auf uns gelenkt. "15 Minuten Pause, meine Lieben!", hatte sie dann den Jugendlichen zugerufen, da sie als Theaterleiterin das konnte. Damals in Oxford hatte sie 'Literatur und Theater' studiert und war nun angehende Regisseurin nebenbei und gar nicht mal so unbekannt in ihrer Branche. Sie war wundervoll. Nachdem ihre 'Fangirl' Phase über mich vorbei war und wir über dies und das gequatscht hatten und wie mein bisheriger Aufenthalt bei Tante Maura gewesen war, was ich mit 'Es ist schön, ich hab sie alle sehr vermisst' beantwortet hatte, aus Höflichkeit, da Eloise bestimmt mit ihr von meinem Auftauchen hier erzählen würde und ich ihre Gefühle nicht verletzen wollte, indem ich sagte, mir sei langweilig, hatte Tante Eloise darauf bestanden, dass ich vorspielen sollte. Ihnen fehlte noch eine Rolle, welche wusste ich nicht. "Bist du dir da sicher, dass ich dafür gut genug bin, Tante Eloise?", hatte ich unsicher gefragt. Den Menschen in meiner Umgebung etwas vormachen war eine Sache, Theaterspielen, eine völlig andere. "Aber natürlich, Schätzchen! Das Blut deiner Mutter fließt in dir, du bist dazu geboren! Nenn mich übrigens Loise, Greg geht mir schon mit 'Eloise' auf den Wecker und bei Tante fühle ich mich so alt!"
Nun stand ich also ratlos hinter dem Bühnenvorhang, wo die übrigen anderen Jugendlichen schonmal das nächste Bühnenbild vorbereiteten. Das Vorspielen war nicht so schwer gewesen wie gedacht, sie hatte mir irgendein Blatt gereicht, auf dem ein Monolog stand und ich mich in die Person hineinversetzen sollte, und da ich nicht wirklich Zeit auf eine Vorbereitung darauf hatte, hatte sie mir 10 Minuten zum einüben gegeben und somit die Pause verlängert. Mein Fuß hatte ein bisschen an der Schnittwunde gestochen, aber der seichte Schmerz war leicht zu verdrängen. Ich zuckte zusammen, als mir jemand von hinten auf die Schulter tippte. Was hatten alle immer davon, von hinten auf mich zuzukommen?! "Hey, du bist neu hier, stimmt's? Wie heißt du?", fragte mich ein Junge fröhlich und grinste verstörend breit, als ich mich zu ihm umgedreht hatte. Sein braunes mittellanges Haar war zur Seite gestylt, seine blauen Augen glänzten im grünlichen Licht, welches von den Grün gestrichenen Kunstwänden reflektiert wurde. Von seinem plötzlichen Auftauchen und der Freundlichkeit in seiner Stimme überrascht antwortete ich ebenso nett und lächelnd: "Ich bin Grace." Es blieb für einen Moment still, und es war, als ob er auf etwas gespannt wartete. "Und... Wie heißt du?", fragte ich dann leicht eingeschüchtert, dieser Blick machte mich verrückt. Jetzt schien er verwirrt zu sein, da er mich leicht verständnislos ansah, sich aber schnell wieder fing. "Louis Tomlinson. Wir werden uns wohl öfter sehen, wenn du die Rolle bekommst!", antwortete er schließlich und zwinkerte mir spielerisch zu, bevor er hinter der anderen Seite des Vorhangs verschwand, um dort einen Stuhl für das unvollständige Bühnenbild aufzustellen. Ich schüttelte benommen und leicht verstört den Kopf und wandte mich ab, um zu sehen, wo ich helfen konnte, als ich ein Mädchen bemerkte, die mich zu beobachten schien. Als sie merkte, dass ich sie beim Gucken erwischt hatte, weiteten sich ihre Augen und sie begann hektisch an irgendeinem tüllartigen Kleid zu fummeln. Also machte ich mich auf den Weg zu ihr, was sie bemerkte und nervös ihre Augen zwischen mir und dem Kleid in ihren Händen hin und her wandern ließ. Letztendlich seufzte sie ergeben auf, als ich ankam und sah mich schuldig an. "Sooorry, wenn ich dich irgendwie verschreckt habe oder so, es ist nur, du bist neu und hast rotes Haar, und er hat dich gerade angesprochen und... Und ich merke gerade, wie ich wieder zu viel Drumherum plapper, ich bin nur so neugierig und konnte nicht anders als hinzusehen, weil du gerade bei dem Vorspiel wirklich gut warst und ich Louis so süß finde und..." Sie seufzte wieder und lief knallrot an. "Und ich bin Eleanor. Aber nenn mich ruhig Stalkerin, wenn du willst, falls ich den Eindruck gemacht habe, was ich eigentlich nicht bin-" Ich kicherte in mich rein und musste meine lachenden Augen für einen Moment schließen, um das alles in mir aufzunehmen. Sie war eine süße Persönlichkeit. "Ich bin Grace", unterbrach ich sie, da ich merkte, wie ihr ihr eigenes Gerede peinlich wurde. Sie lächelte mich dankbar an und legte das Kleid auf eine Kiste in der Nähe. "Du findest diesen merkwürdigen Jungen also süß?", stellte ich fest und grinste amüsiert, als sie wieder rot anlief. Ihr langes dunkelbraunes Haar fiel ihr in Strähnen ins Gesicht, ihr langer dünner Körper lehnte an einem Bühnentisch. "Louis? Er ist nicht merkwürdig, nur ziemlich offen und verspielt. Ich nenn es süß."
"Und warum fragst du ihn nicht einfach aus?", fragte ich und runzelte die Stirn. "Du bist ein hübsches Mädchen, er würde bestimmt Ja sagen. Und außerdem, sind moderne Mädchen, die den ersten Schritt machen, heutzutage inn." Sie schüttelte nur hilflos und abwehrend den Kopf. "Das geht nicht so leicht." "Wieso sollte es denn nicht gehen?! Du magst ihn!" "Pssst!", flüsterte sie. "Auch wenn ich ihn mag, wird das nichts an der Lage ändern. Er ist Teil einer weltberühmten MusikBand, ich habe keine Chance!" Ach? Deshalb hatte er so komisch reagiert, als ich ihn nicht als solchen erkannte. Das erklärte einiges. Wieso war er überhaupt HIER?! Er hatte dieses Theater bestimmt nicht nötig, aber seine Entscheidungen gingen mich nichts an "Sag bloß du wusstest das nicht?!", fragte sie entsetzt und blickte mich fassungslos an. "Ist es schlimm wenn ich mit Nein antworte?", erwiderte ich belustigt über ihren Gesichtsausdruck. "Ooooh, weißt du was? Wir sind ab jetzt beste Freudinnen und ich werde dich wohl einiges belehren müssen. Du wirst eh Hilfe bei einigen Sachen hier beim Proben brauchen."
Ich nickte eifrig, freute mich gleichzeitig eine neue Freundin gemacht zu haben und nicht mehr ganz so alleine sein zu müssen. Dies würde ein interessanter Sommer werden...
"When shadows fall and stars appear
A pain I feel I cannot hear
If I could relive that faithful day
I would not turn my love away"
-Melody meines Lebens
* * *
Ele spinnte. Das, was sie von mir erwartete, war für mich undenkbar zu machen. Nein. Niemals. Es stellte sich heraus, dass sie nicht ganz so schüchtern war, wie ich sie mir am Anfang vorgestellt hatte. Im Gegenteil, sehr gesprächig sogar. Die meiste Zeit konnte ich nur zuhören und nicken. Aber ich war nie so gesprächig gewesen, meistens ritt mich mein Reden nur in die Scheiße, so glichen Ele und ich uns aus. Würden beide Parteien viel reden, so würde dies zu Diskussionen führen, welche wiederum zu Streit führen würden. Oft genug hatte ich die Menschen in meiner Umgebung beobachtet, um diese Kleinigkeit festzustellen. Seit dem ersten Aufeinandertreffen mit Eleanor, waren nur zwei Tage vergangen und ich fühlte mich so mit ihr verbunden, freundschaftlich, wie schon lange nicht mehr mit jemand anders. Und es war wirklich lange, Bethany in Rockingham war mehr wie ich gewesen, bloß etwas älter und auf jedenfall weiser. Sie war eine gute Freundin, welche ich zutiefst vermisste, wie konnte ich auch nicht? Beth hatte mir in meiner schwierigsten Zeit geholfen und mich auf dem richtigen Weg gehalten. Eleanor dagegen... war anders. Sie war eben so, wie man sich ein Mädchen ihres Alters vorstellen würde; Verliebt, trendy, aufgeweckt und voller Lebensfreude. Es gab unzähliges aufzuzählen.
"Bitte, bitte, Grace! Das kann ich ihn einfach nicht fragen! Und du kennst einen seiner besten Freunde! Meine Güte, du bist mit ihm verwandt! Frag ihn aus...", bettelte die verzweifelte Stimme Eleanors durch den Telefonhörer, den ich mir an das rechte Ohr hielt und gleichzeitig versuchte mit der linken Hand meine Handtasche zu packen.
"Vergiss es, Ele. Soweit kommt's noch. Wir hassen uns! Meinst du ernsthaft Blondie würde mit der Sprache rausrücken? Geschweigedenn so etwas auf mein Bitten tun? Ich bezweifle es", gab ich ihr zu verstehen... Zumindest versuchte ich es nun schon seit über einer halben Stunde und konnte sie einfach nicht abschütteln. Es war schon 9 Uhr und um 10 musste ich im Theater sein und würde endlich erfahren, welcher Rolle ich zugeteilt worden bin. Ele war keine große Hilfe, sie lenkte mich ab und brabbelte mir die ganze Zeit die Ohren zu, ich solle Niall fragen, ob Louis im gesagt habe, welches Mädchen er süß fände. Oder ob da ein solches Mädchen überhaupt ist, an dem Louis interessiert sei. Aber Ele wollte einfach nicht verstehen, weshalb ich ihn, und er mich, nicht leiden konnte.
"Auf [i]mein[/i] Bitten, Grace. Komm schon!"
Ich zog die Augenbrauen hoch und stellte meine Tasche auf dem Regal im Flur ab, um mich noch eimal kurz im Spiegel zu betrachten. Heute war mein fussiges Haar gewellt, so gefiel es mir auch am besten. Selten waren sie so, wie man sie haben wollte. Meine lange Jeanshose war ausgewaschen und sah an mir ein wenig zu groß aus, da ich mich scheute die teuren Sachen anzuziehen, die mir Maura gekauft hatte und lieber in meiner alten Kleidung rumlief, die sonst in der hintersten Ecke meines Schrankes lag, da sie nie in Australien gebraucht wurde. Oder nicht so oft. Ansonsten hatte ich ein langärmeliges Shirt an, relativ dünn, aber das Wetter war heute nicht so kalt.
Es war bunt, als hätte man mit Wasserfarben draufgekleckert und zu viel Wasser benutzt. An den Armen war es eng anliegend, fiel dann aber schlaff und weit bis zu meinem Hintern herab. Ein wenig hatte ich die Erscheinung eines Hippies...
"Er soll also wissen, dass du an Louis interessiert bist?", fragte ich und wusste, dass ihre Augäpfel in diesem Moment wohl aus ihren Höhlen fielen. "Nein!! Auf keinen Fall!"
"Genau meine Meinung, Ele, auf keinen Fall frage ich ihn. Am Ende denkt er noch, ich wolle was von diesem Vogel..."
Ich wusste ganz genau, wie sehr es sie ärgerte, wenn ich ihren Schwarm einen Vogel nannte.
"Du kannst froh sein, dass ich heute gut gelaunt bin und deshalb deinem letzteren Kommentar nicht weiter Beachtung schenke. Aber das ist eine Ausnahme!"
Belustigt kicherte ich in mich rein, wann hatte sie denn keine gute Laune? Aber trotzdessen fragte ich nach, da sie es ja so explizit erwähnt hatte. "Und was bereitet dir so gute Laune, Ele?"
"Ich bin so glücklich! Ich hab' da eine sehr gute Freundin, mit der ich damals als ich 13 war zum Ballett gegangen bin und sie ist übermorgen in London und wollte mir gleich noch ihren Freund vorstellen! Und damit ich nicht so alleine bin, wollte ich dich einladen! Du musst kommen, sie ist wirklich sehr nett, Grace!"
Okay, das ging mir gerade etwas zu schnell. Ich dachte daran, dass dies jetzt meine Chance war, sie loszuwerden...
"Ele, weißt du was?! Wir reden gleich darüber. Im Theater."
"Ja, aber-", begann sie, doch ich unterbrach sie forsch.
"Okay, BYE!"
Kurz durchatmen.
"Appleheart!", rief ich, worauf mein geliebter schwarzer fetter Hunde-Kater auch schon von oben runtergelaufen kam. Als ich sah, dass seine Zunge raushing, schüttelte ich wie so oft den Kopf über ihn.
"Na, du Fettie? Du kommst heute mit!" Zuerst blickte er nicht so begeistert drein, als ich ihn Fettie nannte, aber hoppste dann fröhlich rum und wedelte mit dem Schwanz, als ich erwähnte, dass es für ihn heute nach Langem mal wieder rausging.
"Appleheart, wie oft denn noch, du bist ein Kater, kein Hund. Jetzt komm her in meine Arme."
Ich schlang meine Handtasche um meine Schulter und nahm Appleheart in meine Arme. Ich hatte heute vor, den kleinen Racker mit zum Theater zu nehmen und wusste, dass er keinen Scheiß bauen würde. Das Einzige, wovor man ihn fernhalten sollte waren Äpfel, von denen bekam er Dünnschiss.
Natürlich würde ich ihn nicht frei rumlaufen lassen. Bei den Straßen Londons war mir das zu gefährlich. Also ließ ich ihn im Park los, woraufhin er neben mir hergetrottet kam. Man konnte sagen, Appleheart genoss Mutter Natur, mir wurde warm ums Herz und ohne zu merken bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen.
Ich warf einen schnellen Blick auf meine weiße Armbanduhr, die mir sagte, dass es halb war. Gut. Ich hatte noch eine halbe Stunde Zeit und wollte mir einen Kaffee gönnen. Fragt sich nur, wo?
Ich blieb stehen und sah mich um, vor mir lag, in einiger Entfernung, das Theater. Mein Blick wanderte nun mehr nach rechts entlang von MiniMarkts, Büdchen... Bis ich schließlich zu meiner Rechten eine Bäckerei entdeckte. Über dem gläsernen Eingang stand in pinken Lettern 'Apostrophe' und von Rockingham erinnerte ich mich noch, dass es eine Selbstbedien-Bäckerei war. Oder ein Café, wie man's nimmt.
Als ich eintrat kam mir der süße Geruch von Backwaren entgegen.
Es waren nicht viele anwesend, nur der Mitarbeiter hinter dem gläsernen langen Kühlschrank und ein Junge, der aussah wie in meinem Alter, er war gerade an der Kaffeemaschine am hantieren. Ein älteres Pärchen saß außerhalb des Apostrophe und unterhielt sich auf den schwarzen antiken Stühlen. Es wirkte so heimisch und beruhigend auf mich.
Plötzlich bemerkte ich ein ziehen an meinem Hosenbein und als ich herabsah, hetzte Appleheart mich mit seinen Zähnen weiterzugehen. Ich wollte und brauchte einen Kaffee.
Als ich neben der Kaffeemaschine stand, wartete ich geduldig auf den Typen. Ich hatte die Arme verschränkt, sah mittlerweile wahrscheinlich schon fast genervt aus, weil er schon zwei Kaffeebecher voll hatte, die Maschine nicht gerade die Schnellste war und er dabei war einen dritten der schwarzen "Ó" Pappbecher darunter zu stellen.
Ich tippte jetzt ungeduldig mit dem rechten Fuß, was Appleheart zu stören schien, weil er wieder jammervoll "miaute".
Dies zog merklich die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich, der den Kopf nun meinem Kater zuwandte, mit einem überraschten Blick dann meinem begegnete. Meine Haltung schien ihn zu amüsieren, da er auf der Stelle ein verschmitztes Grinsen aufsetzte und sich einer seiner langen wirren Locken zur Seite schob.
"Ach, das ist aber eine reizende Gesellschaft, die ich mir unfreiwillig geangelt habe", sagte er mit samtener tiefer Stimme, auf eine merkwürdige Art und Weise. Irgendwie träge, doch cool. Rauchig und sexy.
"Ich würde es bevorzugen, wenn du dich beeilen würdest, ich habe es eilig", gab ich zurück und ignorierte seinen schlechten Anmachspruch, dabei nickte ich zu dem mittlerweile dritten vollen Kaffeebecher. Wofür brauchte er so viele?! Aber er war verdammt süß...
Sichtbar irritiert von meiner Abweisung tauschte er den Becher gegen einen vierten aus und ich grummelte grimmig in mich rein. Sowas kam vor, wenn ich meine morgendliche Latte nicht bekam.
"Dein Kater ist cool. Ich habe selbst einige Katzen. Wie heißt er?"
Verwirrt aus meinen Gedanken entrissen blinzelte ich heftig und sah in das blitzende Grün seiner Augen.
"Ähm... A-Appleheart..." Er hatte mich vollkommen unvorbereitet erwischt. Aber er schien fähig zu sein Smalltalk zu führen, jeder verdient eine zweite Chance, oder?
"Wofür brauchst du denn so viele Kaffees?", rang ich mich durch ihn zu fragen. Er lächelte mich diesmal normal an und stellte den Vierten auf das Tablett vor sich ab. "Ich habe einen Kumpel hier in die Nähe begleitet und bin heute dran einen bei den anderen drei auszuspendieren." Er zuckte mit den Achseln. "Dann habe ich das hier entdeckt... Und ja... Deshalb... Bevor es zur Aufnahme geht trinken wir... uns wach."
Ganz ehrlich, ich hatte nichts von alledem verstanden.
Aber egal, er war süß.
Ich schnappte mir ebenfalls ein Becher und drückte gleich unter dem Knopf für die heiße Schokolade auf den Latte-Knopf.
Dann schnappte ich mir den vollen heißen Becher und ging an die Kasse wo der Junge schon bezahlt hatte und gerade Appleheart streichelte. Ich runzelte die Stirn. Sonst konnte niemand den Kleinen so schnell um den Finger wickeln. Als ich bezahlt hatte und mich zum Gehen umdrehte, lief der Jungs schnell an meine Seite. Wieder überrascht von dieser Geste wurde ich etwas rot. Ich meine, ich sah aus wie ein Hippie-Penner.
"Hey, hier, nimm das, als Trostgeschenk für die lange Wartezeit. Ich... Würde mich freuen wenn du kommen könntest... Und dein Kater ist wirklich... Uhm... Cool. Ich bin übrigens-" Draußen klingelten die Kirchenglocken; es war 10 Uhr.
"Oh mein Gott! Ich bin zu spät!" Panisch packte ich Appleheart, sah vom Augenwinkel noch irgendeine Karte, die der Junge mir hinhielt. Ich fühlte mich schlecht ihn hier einfach stehen zu lassen, jedoch wollte ich auch keinen schlechten Eindruck bei den anderen Leuten im Theater machen, die würden denken, dass ich mir alles erlauben dürfte, nur weil ich mit Loise verwandt war. Also packte ich auch schnell die Karte und rannte los.
"Mein Name ist Harry!", rief er mir nach, ich hatte aber nicht viel Zeit.
"Ist gut! Ciao, Harry!"
* * *
Hier stand ich nun und sah mir im großen Spiegel im Kostümraum des Theaters entgegen. Das Mädchen dort im Spiegel war nicht ich.
"Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich diese Rolle bekommen habe", sagte ich und musterte mich noch immer aufmerksam. Eleanor suchte nach dem passenden Outfit und lief von Kleiderstange zu Kleiderstange, gab es dann schließlich auf und stellte sich neben mich. Sie war schon angezogen, im Gegensatz zu mir mit meiner Hippiekleidung, und spielte meine Nachbarin und gute Freundin. Das hellblaue flattrige Kleid stand ihr unheimlich gut, ihr fast schwarzes Haar wirkte glatt seidener und ihre rehbraunen Augen leuchteten schmunzelnd auf.
"Ich hab' doch gesagt du bist gut! Du hast die Hauptrolle!" Dann machte sie eine wedelnde Handbewegung und schaute auf den imaginären Horizont hinaus. Sehr theatralisch. "Grace, die untreue Marie..." Ich rollte die Augen und erblickte etwas neben mir auf der Kleiderstange. "Ist das nicht das Kleid, was du am Anfang in der Hand hattest?" Das weiße Tüllkleid.
"Grace, du bist großartig! Das habe ich die ganze Zeit gesucht!" Sie packte es und hielt es an mich, ich zog eine Augenbraue hoch.
"Nun guck nicht so, das Kleid gehört der Marie und so wie du jetzt aussiehst... Es passt perfekt!"
"Na gut, gib her."
Zwei Minuten später stand ich fertig angezogen erneut vor dem Spiegel und staunte nicht schlecht. "Blond steht dir, Grace. Ich bin fast schon neidisch", plapperte Ele und sah mich verträumt an. Für die Rolle hatte ich eine blonde Perücke anziehen müssen, das künstliche Haar, das so echt aussah, fiel mir an den Seiten wellig bis unter die Brüste herab. Im Spiegel blickte ich auf Ele hinter mir, die auf einmal die Stirn runzelte und sich bückte.
"Was ist das?", fragte sie, als sie wieder aufrecht stand. Im nächsten Augenblick weiteten sich auch schon ihre Augen vor Unglauben.
In ihrer Hand hielt sie die Karte, die mir der Kerl im Apostrophe gegeben hatte. Ihr Blick ließ nichts Gutes verheißen...
"Oh mein Gott, woher hast du das?! Das ist eine Backstagekarte für das Konzert in zwei Wochen! Nicht nur das, auch noch ein [i]One Direction V.I.P.[/i] Pass! Grace!" Ein [i]was[/i]?
"Ehm, im Apostrophe... da war dieser Typ, der auf Katzen zu stehend scheint, na ja, zumindest hatte ich mir ernsthafte Gedanken gemacht, er könnte Appleheart bedrängen-"
"Komm zum Punkt!"
"Ja ja, dahin wollte ich jetzt", gab ich ihr zu verstehen. Ich hatte eine Vermutung, die ich nicht bestätigt wissen wollte. "Der Typ hat mir die Karte gegeben. Sein Name war glaub' ich… Larry?"
Eleanor sah mich bestürzt an. "Du meinst Harry!" Genau, das war es. "Er ist Mitglied der Band, genau wie Niall und Louis!" Langsam bereute ich es, ihr erzählt zu haben, dass ich mit dem zusammenwohnte. "Wie kommt's eigentlich, dass immer du denen über den Weg läufst?! Das ist unfair!", beklagte sie sich.
„Glaub mir, so aufregend war das gar-“, ich wollte ihr widersprechen, doch da ging plötzlich die Tür auf und Louis stand dort.
Er hatte eine Hornbrille in der Hand und schien wohl keine Gedanken daran verschwendet zu haben, dass jemand hätte in Unterwäsche sein können, denn er stand dort wie Hengst in schmutzigem Pulli und zerrissener Jeanshose, statt seinem sonstigen Seemanns Style, und sagte: "Das gehört noch zu deiner Marie, Grace.“ Er streckte mir die Brille entgegen, welche ich entgegennahm und aufsetzte. Trotz Gläser konnte ich klar sehen.
„Ich wusste du schaffst das, du bist einfach zu gut. Wir werden mehr Zeit miteinander verbringen [i]müssen[/i]."
Die Aussage erinnerte mich an das erste Mal, als er das gesagt hatte und ich wollte wissen, was er meinte.
"Was meinst d-"… du… wollte ich gerade fragen, als Loise auch schon alle mit einem Megaphon zusammenrief. Wir hatten eine Minute. Innerlich stöhnte ich.
"Was ist denn das? Es kommt mir bekannt vor… Hey, ein V.I.P. Pass zu uns! Wird cool, wenn du kommst!" Toll. Louis hatte die Karte in Eles Hand entdeckt. Diese lief rot an. "Oh, eh, weißt du, die gehört-"
"Ihr. Ich habe sie ihr zum Geburtstag geschenkt." In Wirklichkeit hatte ich keinen blassen Schimmer wann sie Geburtstag hatte, doch je schneller ich die Karte los war, desto besser. Ich wollte Blondie nicht auch noch freiwillig sehen gehen. Außerdem würde sich Eleanor tierisch freuen. Obwohl ich diesen Harry gerne noch einmal gesehen hätte... Sie mochte die Jungs, ich nicht. Zumindest meinen "Cousin".
Jetzt sah sie mich fast schon verblödet an, aber ich konnte ihre Hoffnung erkennen. Ich nickte ihr zu, worauf sie verstörend breit grinste.
"Du wirst dich nicht langweilen!... Das Kleid steht dir übrigens richtig gut, Eleanor", meinte Louis spitzbübisch und zwinkerte ihr zu, bevor er sich auf den Weg machte. Am liebsten hätte ich gewürgt. Ich wusste, dass ich wohl voreilige Schlüsse über ihn zog und er wohl wirklich nett sein musste, da Ele ihn wirklich mochte... Aber er war so merkwürdig. Ich mochte nun mal keine Heuchler.
Nun versuchte sie, so erkannte ich, ein Kreischen zu unterdrücken, sah mich an und schob die Unterlippe vor. Das sagte schon alles.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Ele, ich frage ihn nicht."
* * *
Heute hatten wir nicht groß geschauspielert, da die Crew erst heute mit mir komplett wurde und andere, die eine Nebenrolle hatten, auch erst heute erfahren hatten, was zu machen war. Ich musste noch meinen Text einstudieren, wogegen die anderen ihre schon früher hatten und sie konnten. Die Kostüme standen bei allen fest und bereit.
Ich, die Marie.
Mich ernsthaft fragend, wie ich das schaffen sollte, ließ ich den Kopf entmutigt hängen.
Jemand legte mir die Hand auf die Schulter, es war Loise. Schief lächelte ich sie an.
"Kein Grund den Kopf hängen zu lassen, Cher; Liebes. Ich hab' dir nicht einfach so die Hauptrolle gegeben. Ich habe lange nach einer passenden Marie gesucht und in dir habe ich sie gefunden. Du bist impressionnant; beeindruckend." Ihre Leidenschaft für die französische Sprache faszinierte mich, gemischt mit ihrem irischen Akzent. Französisch hatte sie damals zusammen mit meiner Mutter auf Oxford studiert. Das einzige gemeinsame Fach zwischen ihnen. Sonst waren sie wie Ying und Yang. Gegenteile.
Es war nett von ihr, dass sie versuchte mich zu trösten. Aus ihren Postkarten von früher hatte ich immer entnehmen können, wie sehr sie sich um die Menschen in ihrer Umgebung sorgte. Das ließ sie hier im Theater allerdings nicht durchscheinen, weil sie hart und autoritär wirken wollte. Hin und wieder ließ sie es bei mir zu.
Ich versuchte zu erklären: "Ich bin mir eben unsicher. Ich weiß nicht, ob ich es packe. Was, wenn ich etwas falsch mache? Mich verspreche? Was denken dann die anderen?" Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die mich kannten, nicht Grace, sondern die Gracie.
Die hatte ich sicher in mir verschlossen, wo sie nicht noch ein weiteres Mal verletzt werden konnte. Grace war die Rolle meines Lebens. Eine trügerische Scheinmaske.
So leicht würde niemand Gracie herausholen. Mich hilflos machen.
"Okay, ich verstehe. Hmmm, ich dachte das wäre passé... Wie wäre es, wenn Eleanor und Louis dir helfen? Ich habe mit den beiden schon geredet und beide sind bereit etwas Freizeit zu opfern. Eleanor ist eine gute Freundin geworden, das freut mich für dich. Du hattest sonst immer so Schwie-" Eines verstand ich nicht.
Weshalb Louis?
"Heeey! Ich habe meinen Namen gehört?!" Große Klasse, der Vogel hatte uns gefunden.
"Oh, hey Louis, ich habe unserer Grace gerade eure Hilfe angeboten. Sie nimmt an! Ist das nicht trés bien; großartig?!" Entgeistert starrte ich sie an. Mit dem. Jetzt würde Ele mir erst recht die Ohren vollschwärmen. Und wie kam sie auf ihre "trés bien" Idee für mich zu entscheiden?!
"Super! Dann können wir auch die Szenen mit der Marie und Woyzeck einproben!" Super.
Warte, was?
"Warum bitte mit Woyzeck?" Verwirrung.
Er rollte die Augen und seufzte dramatisch auf. "Na, weil ich die andere Hauptrolle bin!"
Bitte nicht...
~
Loise wollte Appleheart unbedingt zu sich mitnehmen. Es fiel mir unglaublich schwer mich von ihm zu trennen, wenngleich es nur für eine kurze Zeit war.
Als ich mich von Ele verabschiedet hatte, hatte sie laut aufgequiekt und mich feste umarmt. Dafür, dass ich sie Louis näher brachte. Und mich anschließend noch daran erinnert, nicht das Treffen zu vergessen. Mit ihrer Freundin und dessen Freund. Im [i]Gails[/i].
Und weil ich [i]keine[/i] Ahnung hatte, wo dieses "Gails" war, nur die Information, dass es ein Café war, kaufte ich mir auf dem Weg ins 'Apostrophe' eine Stadtkarte Londons.
Mit dem Blick auf der Stadtkarte trat ich im 'Apostrophe' ein. Seit zehn Minuten hatte ich das 'Gails' gesucht, aber es brachte nichts. London war zu groß. Zu Hause- Nein, bei Tante Maura zu Hause musste ich mich nochmal in Ruhe dransetzen und suchen.
Ich marschierte direkt auf die Kasse zu, wo der junge Kassierer von heute Morgen stand. Mein Frust verlangte nach etwas Süßem.
Als er erwartungsvoll auf mich herabblickte, er war einen Kopf größer, hatte ich erblickt was ich wollte. "Ein großer Erdbeermilkshake."
Er haute auf eine Taste und grinste schelmisch. "Das macht sieben Pfund." Mir fielen fast die Augen aus ihren Höhlen, aber irgendwie würde ich das Geld zusammenkratzen.
Ich klemmte die Karte unter meinem Arm ein und holte meine bescheidene Geldbörse auf meiner Handtasche.
Ich zählte. 5 Pfund... 6 Pfund... 6 Pfund 98... Warte, das war alles?!, fragte ich mich fassungslos und suchte vergebens weiter. Wie konnte ich um 2 Pennies arm sein?! Ich grummelte und sah auf. Er sah mich abwartend an. "Ich bin um 2 Pennies zu kurz", klärte ich auf. "Dann nehme ich nur einen Mittleren."
Jetzt grinste er noch breiter und holte etwas aus seiner Hose. Er legte 2 Pennies drauf. "Kein Problem, Süße", zwinkerte er mir zu. "Du kannst dich mit einen Date und 'nem Kuss bei mir bedanken."
Wollte der mich [i]verarschen[/i]? Ich fing an Rot zu sehen. Gerade wollte ich ihm klarmachen, dass er sich seine Pennies in Öffnungen stecken konnte, die man besser unausgesprochen beließ, als plötzlich eine Hand neben mir vorschoss und dem Typen einen Zehner reichte.
"Sie nimmt den Großen.", sagte derjenige mit lässiger und doch so ernster Stimme. Der Blödmann hinter der Kasse stöhnte frustriert auf und machte sich daran den Milkshake zu machen.
"Das wär' nicht nötig gewesen. Ich wollte gerade einen Mittleren bestellen, die Lage war völlig unter Kontrolle", sagte ich und versuchte lässig zu klingen, wandte mich dabei dem Jungen zu. Irgendwas an seiner Stimme hatte familiär geklungen.
Und als ich ihn nun anblickte, erkannte ich mit offenem Mund auch warum.
"Das kam aber gar nicht so rüber, außerdem mag ich es nicht, wenn man Mädchen behandelt als seien sie irgendwelche Puppen. Und es ist schön jemanden helfen zu können, dabei wollte ich nur einen Kumpel abholen."
Letztens erst hatte er mich im Park angerempelt und blöd angemacht?
Schwer schluckte ich und nickte. Nur ein Nicken. Meiner Stimme traute ich nicht. Er blickte mir etwas länger in die Augen, fast schon konzentriert. Ganz ehrlich, ich hatte ihn vor einer Woche als unhöflichen Typen abgestempelt, doch trotzdem wollten seine honigfarbenen Augen nicht aus meinem Kopf. Ich wollte es mir nicht eingestehen. Doch das schien nicht wichtig zu sein, wenn ich in sie blickte.
Dann fragte er: "Entschuldige... aber kenne ich dich irgendwoher?"
Er hatte mich nicht erkannt.
Ich sah kurz runter und bemerkte das blonde Haar und die Hornbrille, mit Wimperntusche, Rouge und weißem Tüllkleid, auf welches ich ein beigefarbenes Jäckchen aus den Theater stibitzt und angezogen hatte, damit ich nicht allzusehr fror. Nicht die natürliche, langweilige, ungeschminkte Hippie-Grace.
Ich lächelte und sah wieder in seine bräunlich-caramellfarbenen Augen. Sie waren umrahmt von langen dichten Wimpern. Den Beanie hatte er nicht auf, stattdessen wollte man durch sein kurzes schwarzes Haar streichen, welches er vorne gekonnt hochgestylt hatte. Eine kleine blonde Strähne zierte vorne sein Haar und ließ ihn in seiner schwarzen Lederjacke, der schwarzen Hose, dem grauen Shirt und den schwarzen Boots mysteriöser wirken. Wow.
"Nicht, dass ich wüsste.", murmelte ich als Antwort auf seine Frage.
"Hier der Erdbeershake, darf es sonst noch etwas sein?", fragte der Kassierer-Futzi und wir brachen unseren Blickkontakt ab.
"Nein, danke", meinte ich und ignorierte den genervten Gesichtsausdruck, als ich es entgegennahm. Den Kassenzettel gab er dem mysteriösen Jungen. Beanie-Boy.
Ich wollte mich bei ihm bedanken und wollte wenigstens seinen Namen wissen.
"Wie heißt du eigentlich?" Er sah mich erstaunt an.
"Du weißt echt nicht, wer ich bin?" [i]Ja, woher auch?[/i]
"Das hat es so an sich, wenn man jemanden nicht kennt", gab ich lässig zurück, worauf er kicherte.
Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Verdammt. "Mein Name ist Zayn Malik", sagte er lächelnd.
"Ich wollte mich bei dir bedanken, Zayn." Noch ein Blick auf die Uhr. "Aber ich muss jetzt leider auch schon los, mein Bus-" Ich drehte mich um und wollte loslaufen.
"Warte! Wo kann ich dich treffen?", rief er mir nach.
Ich stockte.
"Im Park!"
Er ließ nicht locker. "Wann?" Hartnäckig.
"Finde es heraus..." Wieder ging ich weiter.
Dann stand er plötzlich dich neben mir und sah mich mit solch einer Intensität an, was mich wieder zum Stehen brachte. Meine Beine waren Wackekpudding.
"Verrate mir wenigstens deinen Namen", bat er mit leiser tiefer Stimme.
Einen Augenblick überlegte ich fieberhaft. Doch dann fiel mir etwas ein, bevor ich aus der Tür verschwand.
"Nenn mich Lex."
"When I think of her tender lips
Gentle touch of her fingertips
Reminisce on her eyes so fair
Moonlight soft on her downy hair"
- Melody meines Lebens
* * *
sie auf einem Scheiterhaufen verbrannt und die Asche dann in den Golf von Mexiko geschüttet, als ich am Vortag gesehen hatte, wie Niall Hand in Hand mit einem dunkelhaarigen Mädchen aus H&M trat und beide wie verrückt kicherten. Ich verstand nicht, weshalb dieser Anblick mich so aufregte. Zum Einen verstand ich auch nicht, wie man ihn nett finden konnte, geschweigedenn in aller Öffentlichkeit seine Hand zu halten...
Ich würde mir eher die Hand abhacken, meinen Körper mit weißer und schwarzer Farbe bestreichen und halb nackig auf einer vielbefahrenen Kreuzung Lambada tanzen als seine Hand zu halten. Hätte ich mir die Augen jedesmal ausgestochen, wenn ich unterdrücken musste ihm mit ausgefahrenen Krallen an die Kehle zu springen, dann wäre ich nicht nur hier blind, sondern auch noch in zig Paralleldimensionen.
Dieses Mädchen kannte eindeutig nicht sein wahres Ich. Und wenn ich auch noch von den ganzen Klatschzeitschriften ausging, die mir Ele bisher immer vorgelesen hatte, weil ich zu wenig "Allgemeinwissen" besaß, wie sie so schön behauptete, wenn man sowas überhaupt Allgemeinwissen nennen konnte, dann konnte ich ihn auch noch als hinterlistigen Lügner bezeichnen. Denn er war ja "single".
Von wegen.
Es machte mich wütend, wie er all die millionen Fans dort draußen verarschte und heimlich eine Freundin hatte.
"Ach, meine arme Tochter. Wie ich gehofft hatte, dass ihr sowas nicht passiert... Ich weiß noch damals, wie romantisch Samuel gewesen war. Ich vermisse ihn so sehr..."
Ich hatte bis jetzt nicht gemerkt, wie ich gedankenversunken aus dem Fenster im Wohnzimmer starrte, bis Grandma mich aus ihnen riss. Der Tag war grau wie Granit, und der Boden vollgesaugt von den Regengüssen der Nacht. Ich hasste England.
Verdrießlich wegen des miesen Wetters trennte ich meinen Blick von dort und ließ ihn durch den Raum wandern. In der Küche saßen Greg, Dad und Tante Maura am Esstisch, und wie so oft lagen Zeitungsartikel mit Wohnungsangeboten vor ihnen verstreut. Greg war angeregt etwas am erklären und zählte anscheinend Vor- und Nachteile einiger Wohnungen auf. Er hatte einiges an Wissen über diese Angelegenheit, da er angehender Makler war. Tante Maura schrieb sich das Wichtigste auf und Dad umkreiste währenddessen Jobangebote mit einem grünen Textmarker. Ich hoffte sehr, dass er bald wieder mit einer Arbeit beginnen konnte, er hatte nicht umsonst studiert. Je schneller er Geld verdiente, desto eher kamen wir hier raus.
Grandma schien ein wenig einsam zu sein und ich fühlte mich schlecht, nicht öfter etwas mit ihr gemacht zu haben. Deshalb ging ich auf ihren Satz ein und bohrte weiter Sachen über Grandpa Samuel nach. Ich wusste so wenig über ihn.
"Wie hast du ihn kennengelernt, Grandma?"
Sie lächelte mich freudig an und begann zu erzählen: "Oh, damals war ich so jung und so bezaubernd wie du, Gracie." Kurz zuckte ich zusammen, doch sie fuhr fort ohne etwas gemerkt zu haben. Gott sei Dank.
"Es war mein erster Schultag an der neuen Schule, auch wir waren umgezogen. Bis zum Klingeln der Schulglocke, was den Beginn der ersten Stunde ankündigte, hatte ich noch fünf Minuten und war vergeblich nach dem richtigen Raum am suchen.
Dann hörte ich plötzlich Musik, eine herzergreifende Melody, die mich so berührte, dass ich ihr folgte.
Und dort saß er, alleine mitten im Raum und spielte Klavier. Er hatte solch ein Talent dafür, doch als er mich bemerkte, hörte er auf."
Jetzt hatte sie meine Neugier geweckt und ich wollte mehr wissen. "Grandma, und was dann?"
Sie lachte und schaute verträumt in die Luft.
"Ich habe mich zu ihm gesetzt, meine Geige herausgeholt und angefangen zu spielen, bis er miteinstieg. So zog es sich dann über Wochen hinweg und jedesmal sprachen wir ein wenig mehr und lernten den anderen kennen.
Eines Tages hatte er mir ein Gedicht geschrieben, es komponiert und mir dann singend seine Liebe gestanden. Er hatte eine so sanfte Stimme, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass es sie gab.
Er erweckte den grünen Sommer damit.
Und da verliebte ich mich auch in ihn. Aber..."
Ich hatte mich aufgeregt vorgebeugt. "Aber? Was 'Aber'? Etwas Schlimmes?" Einen Moment überlegte sie und öffnete dann erneut ihren Mund.
"Mein Vater mochte ihn nicht. Deshalb hatte er mir eine Verabredung mit Timothy organisiert, dem Sohn eines alten Familienfreundes. Und weil alles schon vorbereitet und besprochen war, konnte ich nicht >NeinZayn.
* * *
Endlich zurück.
Ich erlaubte mir nicht dieses Haus mein 'zu Hause' zu nennen. Es hörte sich so falsch an. Und als ich die Tür aufschloss und eintrat, wusste ich auch warum.
Dort im Flur, kaum zwei Meter von mir entfernt, stand Niall, der sich die Schuhe auszog und auch gerade erst angekommen zu sein scheint. "Wo warst du denn bis jetzt?", fragte ich monoton und ziehe dabei meine Jacke aus. Ich wusste nicht warum.
Er sah mich nur kurz an, stellte dann seine Schuhe weg, in das weiße marmorne Schuhregal. "Wüsste nicht, was das dich angeht. Kann ich aber nur zurückfragen. Es ist spät und du kennst dich nicht aus."
Beleidigt zuckte ich die Schultern und erwiderte kalt: "Wüsste nicht, was das dich angeht." Beleidigt? Naja, ich hatte ihm nichts getan! Und nach der Szene die er heute abgezogen hatte, hatte ich wohl etwas anderes von ihm erwartet. Aber was dachte ich denn? Das ist ist Blondie mit seiner Matschbirne. Ich bitte mich.
Die Lippen aufeinanderpressend zog ich meine fliederfarbenen Schuhe ebenfalls aus. Konnte aber nach kurzem Zögern einfach nicht mehr, ich wollte nur noch zu Bett. Meine Gefühle und Vorspielkünste waren für heute ausgepauert.
"Ich war bei Proben... du?"
Überrascht blickte ich ihn an. "Ich... war auch... bei Proben."
Merkwürdige Atmosphäre, hilfe!
"Mit wem?"
"Freunden."
Nun schien er beleidigt über meine einsilbigen Antworten. Ich kannte diesen Blick, den er auf einmal verärgert aufsetzte. Nur hatte er eigentlich gar kein Recht verärgert auf MICH zu sein.
"Was können das schon für Proben sein", schnaufte er. "Nichts im Vergleich zu meinen."
"Bitte? Ich gehe ins Theater schauspielen. Weißt du, dass das sehr anstrengend sein kann? Die ganzen Texte, die ganzen Gestiken! Es ist viel mehr Arbeit als dein SINGEN."
"Wie bitte?! Was stellst du dir unter meiner Arbeit bitte VOR?!"
Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. "Oh, die Fans, die hübschen Mädchen, das Geld... Ich weiß nicht, SPAß?!"
"Halt' einfach deinen Mund! Du hast doch keine Ahnung!", rief er aufgebracht aus. "Die ständigen Stimmproben von denen man einen wunden Hals bekommt, die stundenlangen Autogrammstunden und unzähligen Konzerte und die nachfolgenden Gelenkschmerzen, die kreischenden Fans und die Migräne, die vielen Touren und das Heimweh- Ich bin am Ende, so anstrengend ist das! Geschafft und müde, Tag für Tag! Aber weißt du was, trotzdem liebe ich was ich tue! Es war mein größter Traum und ich hab' so hart dafür gearbeitet.-"
Sprachlos sah ich ihn an.
"Anscheinend hast du jetzt wohl ein Platz gefunden, wo du hingehörst, als verdammte Schauspielerin", waren seine letzten Worte, bevor er mich anschließend wortlos zurückließ.
"I reveal how I do adore her
Hang my heart on my sleeve just for her
All my love thru-out life assure her
If this moment I could amour her."
- Melody meines Lebens
* * *
bestimmten jeden meiner Tage in dieser trostlosen Großstadt. Es fühlte sich an, als würde ich innerlich in mich zusammenfallen und eine Leere sich meiner bemächtigen.
Langsam schritt ich auf das Fenster zu und blickte raus. Beton gestaltete das Bild vor meinen Augen. Ich fühlte mich gefangen und war alleine. Als ich das Fenstern öffnete, verirrte sich eine milde Brise hinein und strich mir sachte das orange-rote Haar aus dem Gesicht, dabei schlängelte die Brise um mich und ließ mein langes, weißes Tüllkleid wie einen Schleicher um mich flattern. Diese kleine Brise schenkte mir Trost und verhoffte Freiheit.
Genießend schloss ich die Augen. Irgendwann würde mich mein Prinz finden, und ich würde in mein geliebtes Königreich zurückkehren können.
Als ich die frische Luft einzog, verharrte ich einen Moment und runzelte angewidert die Stirn. Diese Abgase konnten jede Nase töten. Ich schloss also wieder das Fenster und musste mir bekümmert eingestehen, dass ich keine gefangene Rapunzel im Turm war, zu der ihr Prinz eilte, um sie ihres Schicksals zu erlösen. Ich besaß auch kein wundervolles, schleierhaftes Tüllkleid sondern hatte lediglich mein weißes Badetuch um meinen zierlichen Körper gewickelt, da alle außer Haus waren und ich, bevor ich mich mit Ele und der restlichen Theatercrew traf, noch in die Dusche hüpfen wollte.
Natürlich hatte ich immer noch keine Ahnung, wie ich danach zum 'Gails' kommen sollte. Ich hätte jemanden im Haus fragen sollen, doch dafür war es nun zu spät.
Als ich aus meinem Zimmer trat vernahm ich den Geruch frischer Zitronen. Maura hatte gestern noch geputzt. Meine nackten Füße berührten den marmornen Boden und zuckten zuerst zurück, gewöhnten sich dann eventuell an die Kälte, die von ihm ausging.
An die Wände waren liebevoll eingerahmte Familienfotos aufgehangen worden. Auf Einem war Greg gerade erst fünf geworden und sein Gesicht mit Torte beschmiert. Auf einem Anderen wiederum, war die ganze Familie Nolan mir am entgegenlächeln. Hieß; Grandma und Grandpa Margaret und Samuel, und die 16 und 8 Jahre alten Adoptivschwestern Tante Maura und Dawn, meine Mutter.
Sie war schon als Kind hübsch gewesen, mit ihrem schlanken Körper, den smaragdgrünen Augen und dem hüftlangen, seidig-glatten braunen Haar.
Beim Fotos betrachten, hatte ich gar nicht gemerkt, dass ich schon vor der Badezimmertür stand, und als ich gerade die Türklinke herunterdrücken wollte, stockte ich abrupt in meinem Vorhaben.
Ich hatte gedacht, jemand hatte das Radio oder den Fernseher vergessen auszuschalten. Ich hatte gedacht, dieser Gesang kam von wo anders. Aber hier stand ich jetzt und blickte recht entgeistert drein, als ich die klare, durch die Tür etwas gedämpfte, Stimme von Niall hörte. Neugierig presste ich mein rechtes Ohr dagegen und horchte. Er duschte, ich konnte verstehen, weshalb er dabei sang, sogar ich tat es hin und wieder, obwohl ich es nicht konnte. Nicht wie er. Mir gestand ich es ein, dass er toll sang. Ihm jedoch; Niemals.
Da fraß ich vorher mein linkes Bein, verschaffte mir mit einer Gesichts-OP eine neue Identität, zog nach Amerika und arbeitete dort in einem Zirkus mit dem Namen „Die einbeinige Löwenbändigerin“... bis mir schließlich das übrige Bein ebenfalls weggefressen wurde, weil jemand vergessen hätte die Löwen zu füttern.
„Baby tell me what to change
I’m afraid you’ll run away
If I tell you
What I wanted to tell you, yeah“
Es war schon fast bizarr, wie sehr seine Stimme mich an die von Michael Bublé erinnerte. Nialls war aber rauer, ein wenig tiefer, und ging mir bis ins Knochenmark.
„ ... Maybe I just got to wait
Maybe there’s just some mistake
I’m a fool, yeah
Baby I’m just a fool, yeah“
Ich hatte ihn nicht oft singen hören. Meistens habe ich dann den Radiokanal gewechselt oder das TV-Programm umgeschaltet. Einmal war ich allerdings von seiner Stimme aufgeweckt worden, morgens vor der Schule. Und statt meine Hand, wie sonst, mit voller Wucht auf meinen Radio krachen zu lassen, um weiterzuschlafen, lag ich nur dort im Bett, horchte ruhig seiner Stimme und starrte ’gen Decke.
„Girl what would you do,
would you understand
if I were to say:“
Mich fröstelte es, und ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich hier halbnackt mit einem Ohr an die Tür gepresst stand, oder an seiner samtweichen Stimme, die die nächsten Worte mit solch einem Gefühl sang, wie ich es bei ihm noch nie gehört hatte. Schon als wir kleine Kinder waren hatte ich ihn um seine Stimme beneidet, und wann immer ich es wollte, sang er mir etwas vor. Wie an diesem einen Weinachten, als noch alles gut war.
„I wanna be last, yeah,
baby lemme be your
Lemme be your last first kiss
I wanna be first, yeah,
wanna be the first and
Take it all the way like this“
Weshalb, wusste ich nicht, doch aus irgendeinem Grund kamen mir diese Verse bekannt vor; Vielleicht von den Lautsprechern in einem Geschäft, oder Ele sie mal vor sich hin gesummt hatte, bevor Louis es mitbekam und miteinstimmte bei den Proben, doch beide Möglichkeiten kamen mir falsch vor.
Noch bevor meine Gedanken in eine weitere Ferne schweifen konnten, spürte ich einen warmen, feuchten Luftzug auf meiner rechten Gesichtshälfte, und ich wusste gleich, in welch einer Position ich mich befand.
Entsetzt kniff ich die Augen zusammen und flüsterte ein: „Mist!“, zu mir selbst, worauf ich sie zögernd erneut aufschlug und meine Augen langsam an einem sinnlichen, mit zarten Tropfen besetzten Oberkörper hochschweifen ließ, bis ich Nialls frohlockendes Lächeln sah, und seine Augen, die hell aufzuleuchten schienen.
Für einen Moment blieb die Zeit stehen, in der ich meine angesammelte Luft aushauchte.
„Das hier ... ist ziemlich merkwürdig“, versuchte ich die Lage herunterzuspielen, nachdem ich kurz in meine Hand gehustet hatte, um mein Keuchen zu unterdrücken. Welches natürlich nicht an ihm lag, sondern an seinen Augen, von denen ich diesen Ausdruck nicht gewohnt war. Das redete ich mir zumindest ein.
„Allerdings“, gab er dann zurück, nachdem er von mir wegsah, über mich hinweg in eine Ferne. „Hätte nicht gedacht ein Mondgesicht anzutreffen.“ Dann sah er mir in mein beleidigtes Gesicht und fuhr mit dem unnötigen Kommentar: „Welches auch noch sehr unprofessionell versucht ‚Spion’ zu spielen“, fort.
Daraufhin wandte ich bockig mein Gesicht weg und meinte: „Das hättest du wohl gerne, dass ich dir hinterherspioniere.“ Und ja, ich fand es unheimlich beängstigend wie cool ich herunterspielte, dass wir beide praktisch halbnackt, dicht voreinander standen, und darüber stritten, ob ich ihn während des Duschens gestalkt hatte, oder nicht.
Irgendwas musste verdreht in meinem Kopf sein, doch ich war mir sicher, dass ich ein Schmunzeln in seiner Stimme hörte und den Schalk in seinen Augen sah, als er sagte: „Da sagt dein rotes Gesicht aber etwas anderes.“
Fast hätte ich verloren meinen Kopf hängen gelassen und geschrien: „Fein! Ich habe dir zugehört!“, doch dann machte etwas ‚Klick’ und mir kam eine Idee.
Lex. Lex war cool, clever und locker. Sie würde sich nie geschlagen geben und hätte immer einen coolen Spruch auf den Lippen. So bastelte ich mir nun zumindest Lex zurecht, wie sie zu Zayn passen würde, und doch süß und mädchenhaft zur selben Zeit war.
Ich brauchte nichts machen, mein Gehirn setzte diese Informationen ganz von selbst zusammen. Und ich brauchte nur für einen Bruchteil einer Sekunde in meine Rolle als Lex zu schlüpfen, so irrsinnig es auch klang.
„Tz. Das liegt nur an der Wärme, Brah. Und jetzt entschuldige mich bitte“, setzte ich den letzten Satz mit einem zuckersüßes Ton hinten dran, quetschte mich irgendwie an ihm vorbei und knallte die Tür vor seiner Nase zu.
Das Zuknallen war allerdings nicht Lex gewesen. Das war ich. Grace. Denn ich war nervös, und zwar sehr. Keine Ahnung warum, aber seine wahnsinnig ... merkwürdige Art machte mich verrückt. Doch viel mehr verwirrte sie mich, und das mochte ich nicht. Ich mochte nicht verwirrt zu sein, wie mit Louis, der ebenfalls merkwürdig war. Anders. Neu.
Als ich kurz meine Stirn an die Tür lehnte, dachte ich ihn dahinter atmen zu hören.
* * *
‚Niall ist bestimmt nicht mehr da’, dachte ich, als ich nach dem Duschen in die Küche trat, mit nassem Haar, welches mir am Gesicht klebte. Doch denkste.
Nachdem ich mir einen saftigen roten Apfel gepackt hatte und wieder die Treppen hoch in mein Zimmer laufen wollte, musste ich leider feststellen, dass ich mich wohl verkalkuliert hatte. Denn ich war nass, barfuß und wieder nur mit meinem weißen Badetuch umwickelt. So hätte eigentlich jedes fünf jährige Kind mir sagen können, dass, wenn ich mit nassen Füßen auf einem Marmorboden renne, ausrutschen und auf die Nase fallen würde.
Aber Gott sei Dank hatten mich zwei starke Arme aufgefangen, indem sie um mich schossen und am Rücken festhielten. Und das war so ziemlich der Zeitpunkt, in dem meine Alarmglocken anfingen zu läuten, denn entweder gehörten diese Arme einem Einbrecher, der sich an mir vergreifen wollte, oder meinem Cousin, den ich vor kaum mehr als 20 Minuten halbnackt gesehen hatte.
Nun, ich hätte Trübsal blasen, aufschimpfen, ihn schlagen oder frustriert aufstöhnen können, als ich ihn über mich gebeugt sah, und sein blondes Haar erkannte, wenn er mich nicht gerade amüsiert angelächelt hätte.
„Was?“, fragte ich stutzig, strich mir mit der Hand in der ich den Apfel hielt eine Strähne aus dem Gesicht und versuchte gleichzeitig mit der Anderen mein Tuch an meinem Körper zu halten.
„Was ist es heute mit dir, dass du so gerne nackt vor mir auftauchst?“
Ele hätte jetzt so etwas gesagt wie: „Grace, Mund zu, sonst fliegen dir die Fliegen rein“, woraufhin Louis vor mir rumgehampelt und summende Geräusche von sich gegeben hätte.
Aber Ele war nicht da, um mich daran zu erinnern den Mund zu schließen. So konnte ich auch nicht umhin, noch einen unnötigen Kommentar von ihm einzustecken. „Weißt du, ein offener Mund ist nicht sehr erotisch, aber weil du gerade nackt und tropfnass in meinen Armen liegst, sehe ich darüber hinweg.“
Wenn ich jetzt nicht rot angelaufen war, so war ich es spätestens im nächsten Moment, als die Haustür aufflog und ich eine leider zu bekannte Stimme vernahm.
„Hey, Niall. Ich habe deine Ersatzschlüssel gefunden. Wann kommst du de- Oooh, störe ich bei etwas? Macht ruhig weiter, ignoriert mich einfach, ihr Turteltäubchen.“
Dort im Eingang stand Louis und hatte einen direkten Blick auf uns. Wie immer hatte er eines seiner gestreiften T-Shirts an, heute in rot und weiß. Sein mittellanges braunes Haar war wie so oft perfekt zur Seite gestylt. Einige Strähnen fielen ihm aber vor die blauen Augen, unter denen er uns spitzbübisch zuzwinkerte.
Einen Augenblick später waren die Arme um mich verschwunden, so, dass ich die letzten Paar Zentimeter zu Boden krachte. Mir entfuhr ein 'Au', woraufhin ich mich vorsichtig aufsetzte, meinen schmerzenden Rücken rieb und den blonden Blödmann wütend ansah. Dieser stand wieder aufrecht, strich sich mit der linken Hand über den Hinterkopf und meinte „Lou, du Spinner! Doch nicht mit Mondgesicht!“
* * *
„Ich bin so eifersüchtig! Du bist aus einem stinkteuren Wagen ausgestiegen, in dem 3/5 von 1D's Mitgliedern saß!“ Warum, lieber Gott? Warum tust du mir das an? War ich nicht immer ein braves Mädchen gewesen? - (Okay, überspringt diese Frage aus unbenannten Gründen).
Ich war also endlich am Theater angekommen. Ele lag mir seit der Ankunft mit ihrer Schwärmerei in den Ohren, seit 1 Stunde. Ich hatte schon fast das Gefühl, dass mein Kopf von dem anstrengenden Pochen platzen würde und am liebsten hätte ich mir den Schraubenschlüssel, der in der Theater-Utensilien-Kiste lag, in die Seite meiner Stirn gebohrt um den Druck los zu werden.
„Glaub mir Ele“, sagte ich schon zum zigsten Mal. „So toll war es nicht.“ Sogar ganz im Gegenteil, ich hätte mir eine unangenehmere Situation nicht ausmalen können (abgesehen von dem Vorfall im Haus. Wisst schon.).
Louis hatte darauf bestanden mich mitzunehmen und obwohl ich nicht wollte, hatte er mich letzten Endes doch in Liams Auto geschleift (natürlich nachdem ich mich umgezogen hatte), dieser saß dort auf dem Fahrersitz seines Autos und hatte mich, dennoch erfreut, überrascht begrüßt (ich war allerdings davon überzeugt, dass es an seiner guten Erziehung lag und er nur höflich sein wollte).
Zu meiner Missgunst hatte Louis sich den Beifahrersitz geschnappt, weshalb Mr. Persönlichkeitsgestört und meine Wenigkeit uns hinten vergnügen konnten. Nicht Vergnügen in dem Hey-Bock-zu-vögeln oder Lass-uns-über-Gott-und-die-Welt-quatschen Sinne. Mein triefender Sarkasmus meinte es in einem Gib-nur-einen-Mucks-von-dir-und-ich-zerkratze-dein-Gesicht Sinne, denn die Atmosphäre im Auto, war während der Fahrt zum Zerreißen gespannt. Es half nichts, dass Liam mir hin und wieder besorgte Blicke durch den Rückspiegel zuwarf, oder Louis versuchte die Spannung zu durchschneiden, indem er 'Take me on the floor' (The Veronicas) sang.
Ele drehte sich zu mir um und verschränkte die Arme vor der Brust, dabei formten sich ihre Augenwinkel leicht zu Schlitzen.
„Louis hat aber etwas ganz anderes behauptet.“
Ich konnte nicht verhindern, dass sich Röte in meine Wangen stahl. Dieser Idiot. Natürlich konnte ich nun wieder in Selbstmitleid versinken, oder ihr die wahre Situation schildern, aber mir war die Wahrheit schlicht und einfach zu peinlich.
‚Bin ich etwa in einem Verhör?', dachte ich. Wieso musste ich unbedingt alles rechtfertigen. ‚Oh, wenn ich diesen Vogel erwischte, der würde noch sehen!’
„Grace und Niall wollten Kinder machen, dann habe ich sie aber unterbrochen“, hatte dieser Schwachkopf gesagt, als wir vor dem Theater aus dem Auto stiegen, vor dem Eleanor auf mich wartete und mich fragte, weshalb ich so verklemmt dreinschaute.
Liam und Niall fuhren jedoch weiter, da sie noch zum Studio mussten, um die Songs vom neuen Album aufzunehmen. Hatte zumindest Louis gemeint. Er selbst ging dann immer alleine nach dem Theater dorthin. Dann waren die Straßen auch nicht mehr so belebt. Doch diesen Satz konnte sie von dem doch nicht wirklich glauben, oder? Ich sah sie mit einem ungläubigen Ausdruck an, der soviel sagte wie Den-Mist-Glaubst-Doch-NICHT-Mal-Du. Woraufhin sie ihre Augen verrollte und eine Strähne hinters rechte Ohr steckte.
„Ja, okay. Er kann manchmal viel erzählen, wenn der Morgen lang ist ... aber ... sag's wenigstens mir ... biitte?“ Da waren sie schon wieder, ihre Welpenaugen und sah ich sogar ihre Unterlippe minimal vorgeschoben? Diesmal verrollte ich die Augen und entschied mich die halbe Wahrheit zu verraten. „Also gut. Ich hatte geduscht und war noch nass, deshalb bin ich im Flur ausgerutscht, aber Niall hat mich aufgefangen. Und zu meiner Verteidigung, ich hatte ein Handtuch umwickelt und er war vollkommen bekleidet. Und das ist auch schon die Story. Louis kam nur im ungünstigsten Moment reingeplatzt.“ Ich stockte misstrauisch, als ich ihre Augen verdächtig aufleuchten sah, dann platzte sie mit den Worten „Das ist ja SO romantisch!“, heraus, woraufhin ich sie entsetzt und angewidert anblickte. „Eleanor Calver! Du hast eine echt perverse, abartige Fantasie!“
„Wieso denn das? Der aschblonde Prinz fängt die hübsche Prinzessin vor ihrem Tod auf und rettet somit ihr Leben. So süß!“ Es war alles andere als so süß.
„Es ist Niall. Ich meine ... Niall“, versuchte ich zu begründen.
„Und er ist echt heiß, das musst du ihm schon lassen“, erwiderte sie mit den Händen auf den Hüften und blinzelte mich neckend an. Da dachte ich an seine Fressorgien und all die anderen Macken von ihm.
Mit schüttelndem Kopf wandte ich mich der Tür zu, um als fertige Marie aus dem Umkleideraum zu treten und sagte „Niemals, Ele. Einfach ... nein.“
In dem Moment, als ich die Türklinke runterdrücken wollte, kam mir jemand zuvor (das passierte mir echt zu oft in letzter Zeit). Die Tür öffnete sich und eine Hand mit lila lackierten Nägeln schubste mich zurück.
Dieses Mal stand aber kein nerviger blonder Sänger vor mir, sondern ein Mädchen, so hübsch und groß, dass ich ihr gerade mal zur Schulter reichte. Ihr hüftlanges Haar floss ihr wie dunkle Zartbitterschokolade über die Schultern und ihre klaren dunkelbraunen Augen mit den fein gezogenen Augenbrauen, fixierten mich. Gleich über dem linken Mundwinkel hatte sie ein Muttermal. Ein perfekter Schönheitsfleck. Sogar ihre selbstbewusste Ausstrahlung wollte mich in die Knie zwingen, aber, das war, glaube ich, beabsichtigt; Zumindest schloss ich das aus ihrem giftigen keifenden Blick.
„Aaach, sieh mal an, wen wir (h)ier (h)aben? Wenn das nicht die (h)inter(h)ältige Schlange ist, die eine Rolle klaut, was sie nicht mal verdient. Merk dir 'eines: Marie ge’ört mir. Madame (h)at sie dir nur gegeben, weil 'ihr verwandt seid.“
Ich reckte mein Kinn vor, blickte sie fest an und sagte: „Bist du endlich fertig, Prinzesschen? Denn mein Woyzeck wartet auf mich, seine Marie.“ Mit meiner rechten Schulter stieß ich sie zur Seite und quetschte mich in den Flur Richtung Bühne. Hinter mir hörte ich Ele hinter mir herlaufen. Ein Blick in mein Gesicht genügte und sie wusste, dass ich wütend war.
„Wer war das?“
Ele sah mich besorgt an. „Genevieve LeClaire.“ Ich schnaubte und gab ein „Sogar ihr Name ist perfekt“ von mir, doch Ele schüttelte gleich den Kopf. „Dafür, dass sie hübsch ist, ist ihr Charakter echt hässlich. Es stimmt, wärst du nicht gewesen, hätte sie die Rolle bekommen, leider ist sie sehr gut, aber hör nicht auf ihre Worte. Du bist auch sehr gut und hast großes Potential, Loise hat das erkannt. Wir alle haben es.“
Es war sehr nett von ihr zu versuchen mich aufzumuntern. Aber vermutlich hatte ich die Rolle wirklich nur wegen den Familienverbindungen bekommen.
„Und hast du ihren Akzent gehört? Der ist nicht mal echt, sie redet akzentfrei Englisch, gibt aber gerne damit an!“, änderte Ele das Thema und ich konnte nicht umhin, als sie anzulächeln, weil sie so süß war. „Stimmt, wie einfältig von ihr...“
* * *
„Ma petite enflammée; Mein kleines Flämmchen, wieso ziehst du dieses Gesicht?“ Ele und ich waren gerade um die Ecke gebogen und steuerten auf die Bühne zu, auf der Louis schon eine Szene mit einem breiten, großen Jungen einstudierte, der den Tambourmajor in diesem Stück spielte. Später würde Marie ihn verführen. Loise stand davor und gab Anweisungen, hatte uns aber schon erwartet und runzelte die Stirn, als sie meinen verbitterten Ausdruck, welcher sich auf mein Gesicht gepflastert hatte, entdeckte.
„Nichts, Tante Loise. Wann ist Louis fertig?“
Als ich zu denen aufblickte, nahm der Blonde gerade Louis in die Mangel, vom Augenwinkel sah ich, wie Eleanor Loise etwas zuflüsterte. Dann rief der Blonde auch schon, dass er fertig sei, woraufhin ich neben Louis auf die Bühne trat. Das war meine Chance. Ich konnte es ihm heimzahlen. Eigentlich, wären die Türen des Theaters nicht ruckartig aufgeschlagen. Was uns entgegenlief, ließ mich skeptisch eine Augenbraue heben. Louis neben mir seufzte nur schwermütig.
„AAHH!! HEY, LOUIS! LOUIS! ICH LIEBE DICH! DU MUSST MICH LIEBEN! SCHAU MICH AN! AAHH!“ Ich konnte nicht anders, als über den Irrsinn des Mädchens laut aufzulachen. Überhaupt, woher hatte sie dieses Ganzkörper Karottenkostüm?
„Schon wieder?“, fragte ich Louis grinsend.
„Schon wieder“, antwortete er ergeben. „Das ist nicht mal mehr lustig!“, rief der dann der Karotte hinterher, welche in diesem Augenblick von den Restlichen aus der Crew rausgezerrt wurde und ich entschied, dass dies Strafe genug für ihn war.
Texte: Jülide Y. A.
Bildmaterialien: (c) Seliiia
Lektorat: Sateenkaari
Tag der Veröffentlichung: 30.04.2012
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