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Hagundu befand sich nun schon seit mehr als 2 Stunden auf dem Meer, die Sonne drohte schon unter zu gehen. Die Sonne, obwohl man sie gerade nicht sehen konnte, hatte an diesem Tag eine außerordentliche Kraft. Sie schien durch die hellen Wolken als wären sie nicht vorhanden.

Hagundu war das warten leid. Schon unzählige Male hatte er seine Rassel, die die Haie anlocken sollte ins Wasser gehalten. Er rasselte so stark er konnte und wünschte sich, dass endlich ein Hai kommen würde. Denn beim Banghali Stamm war es Brauch, dass ein Junge zum Mann wurde sobald er seinen ersten Hai eigenhändig erlegt hatte.
Hagundu hatte dafür einen Holzspeer zur Verfügung, der allerdings gerade nutzlos neben ihm lag. Er schwitzte nicht, er war das heiße Klima gewöhnt und seine nackte, beinahe schwarze Haut konnte auch nicht von der Sonne geschädigt werden.
Der alte Lehrmeister Gandawahi, der für Hagundus Ausbildung verantwortlich war, sagte immer, dass Hagundu nicht die Kraft hätte einen Hai zu rufen. Schon sein Vater, so meinte er, war kein Meister des Haifangs und so konnte er seinem Sohn natürlich diese Fähigkeit nicht vererbt haben. Und von ihm, seinem Lehrer, wollte Hagundu nichts lernen. Hagundu hingegen erwiderte, dass er sehr wohl einen Hai erlegen könne. Und so schickte ihn der Lehrmeister fort, ohne ihn weiter zu lehren. Er würde ihn erst weiter ausbilden, wenn er auf eigene Faust einen Hai gefangen hätte. Bis dahin sollte er Gandwahi nicht mehr unter die Augen kommen.

In der Ferne hörte Hagundu seinen Stamm singen, denn gleichzeitig mit seiner Haijagd fand ein großes Fest für diejenigen statt, die im letzten Jahr ihre Haie gefangen hatten und nun zu Männern, also vollwertigen Teilen der Gesellschaft, aufstiegen. Hagundu konnte nicht verstehen wieso er einfach keinen Hai fangen konnte. Er wollte gerade aufgeben, da kam ihm eine Idee. Als er noch ein Kind gewesen war, hatte er beobachtet wie Haie auf Blut reagierten. Ein verwundeter Vogel war in das Meer gestürzt. Der Vogel muss sehr stark verwundet sein, denn die rote Färbung ließ sich sogar durch die tiefblauen Wogen des Meeres noch erahnen. Wenigstens, und das war es woran Hagundu sich nun erinnerte, hatte der Vogel nicht lange zu leiden, denn einige Sekunden darauf sah man dutzende Haifischflossen um den blutenden Vogel kreisen. Hagundu dachte nach. War das Mannswerden eine kleine Wunde wert? Immerhin würde er dann einige Haie erlegen können. Oder wenigstens einen.

So griff er also zu seinem Stammesmesser, dass er einst von dem alten Gandawahi bekommen hatte und ritzte sich Arm ein wenig den Arm auf, gerade so viel, dass ein Rinnsal von Blut entstand. Hagundu fing das Rinnsal mit seinem leeren, hölzernen Trinkbecher auf und wartete einige Minuten bis der Boden des Bechers bedeckt war. Dann verband er seine Wunde mit einem Stofffetzen, den er davor in das, so war der Glaube des Stammes, heilende Meerwasser tauchte.
Nun musste Hagundu abermals überlegen, denn in unmittelbarer Nähe seines Bootes wollte er die Haie nicht haben. Er beschloss also den Becher einige Meter weit weg zu werfen und sich dann mit dem Speer auf die Lauer zu legen. So geschah es. Hagundu wartete eine Weile, da tauchte schon die erste Haiflosse auf. Bereit, seinen Speer zu schleudern, stand Hagundu in seinem Boot auf.
Der Hai kreiste um den an der Obefläche schwimmenden Becher, das Boot schien er nicht zu beachten.
Hagundu wähnte sich schon siegessicher, als das Boot gewaltig ins Wanken geriet. Ein zweiter Hai hatte das Boot gerammt, und Hagundu wäre fast ins Wasser gefallen. Dieses Ereignis nahm Hagundu als Startsignal für seinen Speerwurf. Er wartete einen geeigneten Moment ab und schleuderte seinen Speer dann mit aller Kraft, welcher sich etwas unter der Rückenflosse des Hais in dessen Leib bohrte. Der Hai tauchte ab.
In seiner Verzweiflung er könnte den Hai, seine Beute, unvollendet verlieren packte er sein Messer und sprang dem Hai nach ins laue Meerwasser. Er tauchte und sah den Hai, der eine Blutspur hinter sich nachzog etwa 5 Meter von sich entfernt. Der Speer musste ihn stark verletzt haben denn der Hai schwamm nicht gerade, er schwamm schief, fast mit dem Bauch nach oben. Nun, für Hagundu war es ein leichtes, dem schon angeschlagenen Hai die letzte Ehre zu erweisen und ihn von seinem Leiden zu erlösen. Er tauchte auf.
Und was er da sah, an der Wasseroberfläche,... Das war alles andere als ein gutes Zeichen. Erstens waren da 3 weitere Haiflossen zu sehen. Zweitens war sein Boot etwa 20 Meter von ihm abgetrieben worden, denn ein starker Wind war aufgekommen, der sich in einer Strömung bemerkbar machte.
Hagundu tauchte wieder, und sah sich umringt von Haifratzen, die ihn anzugrinsen schienen. Da Hagundus Aufgabe darin bestand einen Hai zu erlegen, zum Glück aber nicht darin, ihn auch noch an Land zu bringen, versuchte er, nachdem er wieder aufgetaucht war, so schnell er konnte dem Boot nach zu schwimmen, was sich aber als schwerer erwies als er dachte.
Schließlich verzichtete er auf das Boot und versuchte direkt an Land zu schwimmen, doch auch das war nicht einfach. Er begann also um Hilfe zu schreien, lauter und immer lauter, doch der feiernde Stamm konnte ihn nicht hören. Und dann geschah, was geschehen musste. Seine Wunde an der Hand, die er sich selbst zugefügt hatte, begann heftig zu bluten. Und die Haie, die ihn bis zu diesem Zeitpunkt ignoriert hatten wurden nun wieder auf ihn aufmerksam. Sie zogen ihre Kreise nun um Hagundu, immer dichter. So schloss Hagundu mit seinem Leben ab. Er sprach ein letztes Gebet, sah gen Himmel, streckte die Hand in den Himmel, als würde er seine großen Stammesväter ein letztes mal grüßen und ging,... Nicht unter. Eine alte, aber dennoch starke Hand ergriff die seine und zog ihn mit erstaunlicher Kraft in ein Boot. Der alte Lehrmeister war gekommen um Hagundu zu retten. Er lächelte ihn an, sagte aber nichts, als wäre es ihm eine sehr große Ehre, einem Mann gegenüberzusitzen.

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Tag der Veröffentlichung: 17.06.2010

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