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Langsam ging Ich die Straße entlang. Der Himmel wirke dunkler als normal, die Häuser schienen ihre Fassaden zu verlieren und darunter schien die Wand schwarz, oder zumindest dünkler als gewöhnlich zu sein. Zwanghaft versuchte ich mir einzureden, dass der Himmel im Sommer immer dunkelblau und die Häuser unter den Fassaden dunkel gestrichen waren. Glauben konnte ich es jedoch nicht.

Dann war da noch etwas, was mich mehr beruhigte als die offensichtlichen Veränderungen, etwas viel grauenhafteres. Ich konnte es hören. Laut schrie es meinen Namen, schrie nach mir und drohte mich zu überfallen, meinen müden Geist durch immer lautere Schreie zu verwirren, um mich in einem schwachen Moment zu zerstören.

Ich beschleunigte meine Schritte, ja rannte beinahe durch den düsteren Tag, auf dessen Himmel jedoch tiefstes Blau gemalt war. Es ist nicht immer alles wie es scheint, und damals musste ich feststellen, dass dunkles Blau am Firmament nicht unbedingt ein Anzeichen für einen schönen Tag ist.

Als ich so über den Gehsteig lief, stellte ich bestürzt fest, dass mir die ganze Zeit in der ich halb blind, halb vom Geschrei in meinem Kopf betäubt herumirrte, der einzige Mensch weit und breit war. Diesen Umstand schrieb ich der enormen Hitze zu die sich über die Stadt gelegt hatte. Ich näherte mich nun, beständig schneller werdend, meinem Wohnsitz und meiner über alles geliebten Frau.

Doch bevor ich zuhause ankam, veränderte sich mein Leben. Abgelenkt von der plötzlichen Erkenntnis, dass die ganze Stadt leer und ich wohl der Letzte Mensch auf Erden war, nutzte die Stimme den Moment.
Einige Schritte vor der Gasse, die zu meiner Wohnung führte, traf mich etwas hart am Kopf und bevor ich wusste was es war, ich konnte nicht einmal sagen ob es real oder einbildung gewesen war, sank ich zu Boden. Die Stimme in meinem Gedächtnis gewann in meiner Ohnmacht die Oberhand.

"Weißt du nicht wer ich bin, mein Freund?"
Hätte ich in meinem Traum einen Kopf gehabt den ich hätte schütteln können, dann hätte ich das jetzt energisch getan. Ohne den selben jedoch, antwortete ich einfach mit meiner Stimme, die ich zum Glück behalten hatte.
"Ich weiß es nicht. Wieso stellst du dich nicht vor?"
"Weil du es weißt. Denke zurück an deine Jugend."
Ich überlegte, kam jedoch auf kein Ergebnis.
"Ich vermag mich deiner nicht zu erinnern, warst du denn einst mehr als eine Stimme in meinem Kopf?"
Die Stimme schwieg einen Moment lang, fand sich selbst aber wieder:
"Nein, ich war einst Menschlich, so wie du und sie, bevor du sie mir weggenommen hast. Genau wie du mir meine gesunde menschliche Gestalt entrissen hast!"
Die Erkenntniss traf mich, hart und schwer. Kaltes entsetzen ergriff mich, und alles schien sich zu drehen, immer schneller. "Du bist es, Johann? Wie,... Wie kommst du in meinen Kopf?"
Johann lachte schallend. "Wie du mir, so ich dir, Antonio. Für immer kannst du sie mir nicht wegnehmen. Du hast mich entstellt, wegen dir bin ich ein Krüppel den keiner mehr liebt. Meine Familie hat mich verstoßen und jetzt verstoße ich dich. Die Strafe ist gerecht. Leb wohl, Antonio."

Daraufhin wachte ich auf. Doch die Straße war verschwunden. Ich befand mich in einem Kerker, dessen Tore verschlossen waren, und aus dem kein entrinnen gab und gibt. Ich befinde mich kilometertief unter der Erde, im Verlies in das man Johann verbannt hatte. Ich schreibe diese Worte, und weiß, dass die kalte, feuchte Luft mir bald das Leben kosten wird. Sollte meine Geschichte jemals jemand lesen, wird er Johanns toten Körper daneben finden, der am Ende meiner war. Ich bekam sein Mädchen, und er wurde aus meinen Gedanken verbannt. Nun hat sich die Geschichte wiederholt. Wir haben die Rollen getauscht.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.09.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme diese Geschichte allen die sie lesen.

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