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Froschkönig
Svenja flüsterte in den Teich. „Ich wünsch mir dich herbei!“
Genau wie die doofe Tusse Clarissa aus der Parallelklasse, die sich durch diesen Wunschbrunnen wohl den tollen Blonden herbeizauberte.
Svenja seufzte, aber wenn sie irgendeinen kalten Frosch küssen sollte, der musste besseres bringen als Clarissas Sunnyboy. Am besten einen berühmten, reichen Schauspieler, mit Villen weltweit und Einladungen zu Parties mit Paris Hilton. Die doofe Tusse Clarissa sollte vor Neid erblassen.
„Oh.“, machte Svenja überrascht, als zwei starre Glupschaugen aus dem Wasser glotzten.
„Los Fröschchen, küss mich.“, befahl Svenja.
Eine knochige Hand schnellte plötzlich heraus, mitten hinein in ihr schlagendes Herz.
Elviras Überraschung
Tom betrachtete Elvira besorgt, nach der dritten Fehlgeburt war sie abgemagert.
Elvira griff nach den Einkäufen. „Was ist das?“
„Pflanz mich, Sonnenblumensamen. Sie gedeihen überall.“
Elvira blühte in den nächsten Wochen auf und animierte Tom sogar mehrmals zu Zärtlichkeiten.
Aber bald kam er auf das Thema. „Die Adoption.“
„Nicht mehr nötig.“, flüsterte Elvira. „Ich habe eine Leihmutter gefunden.“
Sie führte ihn in das komplett neu eingerichtete Kinderzimmer. Im Kinderbettchen lag eine Sonnenblume und räkelte ihre Wurzeln in himmelblauen Babyschühchen.
„Er heißt Tom, wie du.“
Tom fiel der Teddybär aus der Hand. Aus der Sonnenblume lächelte ihm sein eigenes Gesicht entgegen.
Melissas Sammlung
Felix grinste zynisch, als er sein Foto auf ihrem Schreibtisch entdeckte. Dabei hatte er mit Melissa schon vor Wochen Schluss gemacht.
„Sentimentale Erinnerungen.“, murmelte Melissa. „Aber, wenn es dich tollen Hecht stört, stelle ich es zum Alteisen.“
Melissa packte das Foto, öffnete den Schrank und stellte sein Bild hinein. Felix starrte auf die Männerfotoansammlung in ihrem Schrank.
Melissa lächelte gehässig.
Warum wurde ihm plötzlich so schwindelig? Felix hob seine Hände und stellte entsetzt fest, dass sie immer durchsichtiger wurden.
„Melissa.“, bettelte Felix verzweifelt. Ebenso wie all die anderen Männergesichterfotos neben ihm, die ihre unhörbaren Hilferufe aus ihren gläsernen Gefängnissen schrieen.
Texte: Cover & Texte
Gabriele Seewald
Tag der Veröffentlichung: 16.02.2010
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