Cover

Texte von den Autor/innen:




Gabriele Seewald:


Zeitenwanderung, Sinfonie

Nomadenherz:


Tagesanbruch

Maggie Milton:


Der Sonnenstrahl, Schamanische Reise
(Dazu die Holzschnitte: Howling with ghosts,
Flying with the eagle)

Vincent von Ableben:


Nö, Erneuerung, Aufklärung, Lebensraum

Celine Rosenkind:


Am Ufer meines Lebens, Der Narr,
Erkanntes Leben, Morgen fängt schon heute an,
Weil ich ein Glückspilz bin,

Perdita Klimeck:


Kaskaden, Stürmische Zeiten, Unter Eichen

Im Anhang
Maggie Milton:


Elfenschatten


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Prolog:

Gabriele Seewald




Zeitenwanderung



In des Frühlings jungen Stunden
Ist das Leben aufgewacht

grad erblüht die zarte Blume
fröhlich in die Sonne lacht

in des Sommers heißen Stunden
entfaltet sie sich zu voller Pracht

Wenn Blätter von den Bäumen fallen
trägt sie ihre schönste Tracht

doch bald muss Sie dem Neuen weichen,
Abenddämmerung weicht der Nacht

so wird in des Lebens letzem Winter
mit kalter Hand das Werk vollbracht


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Gabriele Seewald




Sinfonie



singst uns ein Lied von deinen Lebensstunden
zuerst ein süßer heller Glockenklang
vibrierend wie ein Hauch
und lieblich der Gesang

doch auch der Wehmut Schmerz
knistert als kleine Feuersglut
rebellisch wird’s zum Trommeln
das milde Prasseln weicht der Regenflut


läßt Töne fließen in den großen Strom
das Beben wird zum Toben
nur eine Spanne bis zum Sturm
das Brausen zum Choral erhoben

so toll und wild das Rauschen
wie Meerestosen
und hohe Wellen sprühen Gischt
im Ozean der Namenlosen

dumpf und düster ist der Klang
schwer trägt dein Lied die Lebenslast
im dunklen unbekannten Wald
von Ast zu Ast

ein leises, herbes Echo
schwebt wie Nebelschleier in den lichten Tag
verstreut vom Wind
dein letzter weiser Flügelschlag


wie wohl tut doch die Stille
so sagt dein Schweigen noch genug


Nomadenherz




Tagesanbruch



Ein Falter vernetzt im Spinnengeweb'
spiegelblitzendes Morgenwasser
verwoben im Tau des ersten Lichts
Wipfellied im erwachend Geäst
Die Eine geht
Der Andere kommt
Freiheit atmen an des Waldes Saum
Im Blick des Habichts Bahn
Weite spüren im Blättertanz der Sonne
Längst vergangenen Schatten folgen
Spuren losgelöst vom Wind




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Maggie Milton




Der Sonnenstrahl



Hab' Elfen heut' entdeckt
Sie lagen noch im Schlafe
Hab' sie dann geweckt
Mit meiner goldnen Harfe

Hatt' mit Elfen zu früher Stunde
Ein Honig Morgenmahl
Tranken Tau in glitzernder Runde
Saßen im Wiesenblumental


Hab' mit Elfen Blumen gepflegt
Blüten geflochten zum Kranze
Trocknes Laub aus den Bäumen gefegt
Käfer und Bienen luden zum Tanze

Bin mit Elfen heut' geflogen
Über Bäche und Hügel geschwebt
Die Natur war uns gewogen
Hatt' ein grünes Netz gewebt

Wollt' mit Elfen heute lachen
Mit ihnen fleißig sein
Gab zu tun so viele Sachen
Im hellen Sonnenschein

Wollt' mit Elfen heute leben
Wirbeln mit ihnen im Reigen
Weil ich schätze was sie geben
Wollt' mich vor ihnen verneigen

Hab' vom Elfenwein getrunken
Nun kommt die lange Nacht
Bin dann in Schlaf gesunken
Mein Tagwerk war vollbracht




Maggie Milton




Schamanische Reise
(Shamanic Travel)



Ich hörte dumpf den Trommelklang
Ließ ihn in mein Innerstes ziehen
Lauschte des Schamanen Gesang
Die Seele war bereit, aus dem Körper zu fliehen

Dann sah ich den Adler fliegen
Und seine Stimme rief nach mir
Willst du auf ewig hier liegen?
Was du sehen willst, ich zeig’ es dir.

Und der Bruder der Lüfte spannte
Weit seine Schwingen auf
Und meine Seele erkannte
Sie muss zu ihm hinauf.

Er lud mich ein, mit ihm zu fliegen
Er schwebte mit mir übers Land
Es war so leicht, alles Schwere blieb liegen
Ich sah Dinge, die ich nie gekannt.


Die Bäume der Wälder raschelten leise
Wolf, Fuchs und Bär, sie grüßten hinauf
Täler, Bäche und Flüsse sangen eine reine Weise
Ach, ich wollte, das hörte niemals auf

Da hörte ich meinen Namen rufen
Ein Locken, wie Silber so hell
Schatten schwebten über gläserne Stufen
Ahnen berührten mich sacht und schnell

Das war ein Wispern und Raunen
Heiterkeit, Freude und tiefer Frieden waren zu sehen
Ich wollte bleiben und nur noch staunen
Sie sagten nein, erst musst du alles verstehen

Der Adler bringt dich zurück, er wartet schon
Diese Reise war für dich ein Gewinn
Dann hörte ich der Trommel lockenden Ton
Und verstand ein wenig von des Lebens Sinn

Ich sah nun Farben in des Frühlings Frische
Die Boten des Sommers, bunt und voll Kraft
Blätter wie Rotgold auf des Herbstes Tische
Des Winters Glitzern und Funkeln, wie er es nur schafft





Vincent von Ableben






Die Jahreszeiten im Gedicht?
Ich sag´s frei raus - das kann ich nicht.
Ihr denkt euch, da sei nichts dabei?
Und wie! Sie sind von Reimen frei.

Was will sich denn auf "Frühling" reimen?
Man müßte Kühl

schrank an Stichling

leimen.
Und erst gar der heiße Sommer!
Wär ich nicht ein richtig Frommer,
wär das Reimwort Katzenjommer.

Am widerlichsten ist der Herbst
es sei denn, daß Du Leder gerbst,
denn wie klingt denn das: "Du sterbst."?
Doch einfach wird´s dann mit dem Winter.
Da kommt immer noch was dahinter.

Drum kein Gedicht mit Jahreszeiten,
weil sie doch nur Ungelegenheiten
und seltsam schiefe Reime verbreiten.


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Vincent von Ableben




Erneuerung



Spürst auch Du die Jahreszeiten
die uns stets durch unser Leben begleiten?
Das Jahr, das wie im Flug vorübergeht
wie ein Wind, der sich ruhelos dreht?

Im Frühling, beim Erwachen der Natur
aus ihrem kalten Schlaf, das ist nicht nur
ein bloßer Anstieg der Temperatur,
sondern ein Aufblühen des Lebens: pur.


Der Sommer glänzt in hellen Farben,
das Land in voller Blüte steht.
Rasch noch geerntet, keiner muß darben.
Am Strand die milde Brise weht.

Mit Regen naht die Herbsteszeit
mit buntem Laub und warmem Tee.
Der Winter ist noch nicht soweit.
Doch er naht und bringt den Schnee.

Legt sich die Kälte übers Land
in langen dunklen Winternächten,
gelangt man an des Jahres Rand
begleitet von den Herrschermächten.

So friert die Welt, fast steht sie still,
wie ein vergess´ner alter Globus im Regal,
als ob sie nie wieder erwachen will,
doch wird sie im Frühjahr neu mit einem Mal.


Vincent von Ableben




Aufklärung



Hört, hört, die Zeit geht übers Jahr!
Man mutmaßt Mystisches mit Sinn.
Kein Grund dafür, s´ ist gar nicht wahr!
Das Jahr, das geht auch so dahin.

Die Jahreszeiten? Ein Betrug!
Die Wissenschaft hat´s längst erklärt.
Ein rasches Ende jenem Spuk,
von dem die Esoterik zehrt!

Denn wie sich in der Messung zeigt -
tja, Leute, die Wahrheit ist hart -
ist die Erdachse eben geneigt:
um dreiundzwanzig Komma fünf Grad.


Vincent von Ableben




Lebensraum



"Ich schuf diesen Raum für die Ewigkeit,"
fügte sie als letzten Satz hinzu,
sodann die Feder niederlegend,
und der Text, sie im Innersten bewegend,
ließ ihren Gedanken keine Ruh' -
es ging schließlich darin um Raum und Zeit:

Die Zeit steht still auf diesen Seiten,
und jeder, der ihren Pfad aufs Neue wird beschreiten,
wird frisch und doch wie einst von den Figuren lesen,
wer und wo sie war'n, was sie gewesen,
was sie bedrückte und zum Lachen brachte,
was die eine sang, der and're dachte
und wohin ihre Wanderschaft sie trieb.
War sie vielleicht von Adel, er ein Dieb?


Die Seiten halten eine Vielzahl von Deutungen bereit;
sie sind einundzwanzig Zentimeter hoch und fünfzehn breit.
Die Dicke des Buchs ist mit einem Daumen angegeben:
das ist der Raum, in welchem die Gedanken leben.
Bei jedem Leser wird die Geschichte neu erstehen
und er wird sie mit seinen eigenen Augen sehen.
Das war das Ziel der Autorin, ihr papyrener Traum
für einen greifbaren literarischen Raum.

Und so schrieb sie des nachts, in der Dunkelheit:
"Ich schuf diesen Raum für die Ewigkeit."


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Celine Rosenkind




Am Ufer meines Lebens




Am Ufer meines Lebens, verweile ich oft
Um meinen Gedanken nachzuhängen.
Langsam und gemächlich fließt er,
der Strom meiner Erdenzeit.
Mit meinen Füßen tauche ich ein, in Vergangenheit,
in gelebtes Leben, welches er davonträgt.
Lasten, Sorgen, Kummer und Schmerz,
Erkenne ich im Treibholz wieder.
Wie leicht es vom Ufer gesehen wirkt!

Lustig tanzen kleine Schaumkronen über das Wasser.
Hier wohnen meine unerfüllten Träume.
Zu wissen glaube ich, dass sie bereits von Engeln erwartet,
in mein späteres Leben getragen werden.
Vielleicht werden sie dort in Erfüllung gehen, wer weiß.


Meine kleinen Glücksmomente
spült das Wasser mit all den schönen
Erinnerungen, ans Ufer.
Gierig sammele ich sie alle ein
denn sie sind meine Wegzehrung,
wenn der Wind des Lebens, mir
mal wieder um die Ohren pfeift.

Mit meinen Händen male ich im Ufersand
Bilder der Gegenwart,
während vom anderen Ufer bereits die Zukunft winkt.
Neugierig bin ich, was sie mir bringen wird!
Wohlwissend, dass es in meiner Macht liegt ,
sie sinnvoll zu gestalten.

Wenn ich den Fluss hinunterschaue,
sehe ich ein helles Licht.
Magisch versucht es,
mich in seinen Bann zu ziehen.
Doch meine Zeit ist noch lange nicht um - tickt meine Lebensuhr.

So stehe ich auf, klopfe mir den Sand aus meinen Kleidern,
schlüpfe in meine Schuhe und laufe zurück in den Alltag
um zurückzukehren wenn ich Kraft brauche
an das Ufer meines Lebens ...


Celine Rosenkind




Der Narr



Ich war so oft in meinem Leben
Ein Narr, ich wusste nichts davon
Mit Ratschlag wollt ich helfend geben
Höhnisch Gelächter war mein Lohn !

Stets trug ich Herz und Ohren offen
Für den, der schwer am Kummer trug
Lehrte so manchen wieder Hoffen
und galt doch oft als Neunmalklug.

Gewiss gab es auch Freudentage
Denk ich heut nach, die Zahl ist klein
Legt´ ich heut beides auf die Waage
Hat´s sich gelohnt ein Narr zu sein.?

Wenn es nach meiner Waage ginge
Würd der Erfolg mich mutlos machen
Doch mehr als tausend schwere Dinge
Wiegt oft ein klitzekleines Lachen !


Celine Rosenkind




Erkanntes Leben



Das will was heißen, auch in grauen Tagen
Das Gute tun, froh und zufrieden sein!
Verkraftest viel, vom Glauben stets getragen,
Still schlägt die Trauer ihre Flügel ein.

Was aber wenn das Heer der Leiden
Vernichtend über unser Leben geht
In Dunkelheit lautlos auch die Engel scheiden
Wenn kein Gebet mehr helfend bei uns steht?

Doch keine Nacht wird ohne Sterne bleiben
Auch ohne Wärme keine Einsamkeit
Mut wird die bösen Wolken schnell vertreiben
Wenn man zum Neubeginn aufrichtig bereit.

Die Tränen welche Augen machten blind
Der Glaube an das Gute bringt sie zum versiegen
Hast du die Fähigkeit zur Freude wie ein Kind
Wirst du auch in dunklen Tagen dieses Leben lieben!


Celine Rosenkind




Morgen fängt schon heute an!



Ich bin überzeugt davon das der heutige Tag
und unser Denken
das Geschehen des Tages den wir das Morgen nennen
beeinflusst!
Ich denke , dass es ihn sogar erheblich beeinflusst!
Wenn ich heute mies und übel gelaunt
oder böse und gar gemein zu meinen Mitmenschen bin,
den heutigen Tag verfluche,
dann kann auch mein Morgen nicht gut sein.
Es ist wie eine Schraube ohne Ende.
Ich beobachte besorgt wie viele Menschen
sich in diesen Teufelskreis
einordnen oder widerspruchslos
hineinziehen lassen!
Wir alle suchen momentan situationsbezogen
nach neuen Wegen.
Es gilt den Alltag zu meistern welcher nicht immer
leicht ist.
Leichte Beute sind wir für jene Menschen die auf der Jagd


sind nach Jüngern die sich ihnen anschließen.
Hatten wir das nicht schon einmal – so lange ist es doch gar nicht her…..
Ich denke, ich muss diese Gedanken nicht weiter ausführen.
Jeder weiß, auch die Wölfe im Schafspelz, was ich hiermit sagen möchte.
Ich jedenfalls nehme mir heute Abend vor
den neuen Tag mit einem Lächeln sowie einem lauten JA zu begrüßen!
Keine Jammermiene wird mein Gesicht finster erscheinen lassen.
Von einem Trauerkloß hat keiner etwas.
Die Sonne ist immer da, auch wenn wir sie nicht immer sehen können.
Es wird ein guter Tag.
Mein Herz ist frei von Hass und Neid.
Mache es doch einfach so wie ich.
Jeden Abend Bilanz ziehen und einen Punkt machen,
um am nächsten Tag voller Freude wieder neu anzufangen.
Gewiss es gelingt mir auch nicht immer
aber immer öfter!!!


Celine Rosenkind




Weil ich ein Glückspilz bin...



Ich bin ein Glückspilz,
ins Leben gesprungen,
obwohl ich
gar nicht willkommen war;
trotzte Lieblosigkeit und Kälte
komm auch mit großen Problemen klar!

Bin oft auch dem Tod
von der Schippe gesprungen,
schon wartend stand da der Sensenmann,
erfolgreich hab ich um Träume gerungen
habe bewiesen,
dass ich etwas kann!

Mein Lachen habe ich selten verloren,
auch wenn manches so ausweglos schien
hab Menschen getroffen die an mich glaubten
nur so konnte ich werden,
das was ich jetzt bin.


Mein Herz hängt nicht
an Macht, Ruhm und Geld,
nie aufzugeben macht doch einen Held!
Auch Mensch zu bleiben an schwierigen Tagen,
nicht über jeden Kummer weinen und klagen.

Den Hass mit Liebe zu besiegen,
das hab ich mir immer zum Ziel gesteckt,
offen meine Meinung zu sagen,
auch wenn ich damit oft angeeckt.

Ich suchte die Liebe und
hab dich gefunden,
auch wenn ich
daran schon nicht mehr geglaubt.
Auf einer kleinen Treppenstufe
hat dein Lächeln mir die Sinne geraubt.

Ich liebe das Leben und
das Leben liebt mich,
drum verkünde ich stolz:
"Ja, ein Glückspilz bin ich!"




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Perdita Klimeck



Kaskaden



Auf mädchenhafte Frühlingswirren
folgen federleichte Sommerlaunen.
Angefüllt mit Rosenblättern
und Champagnerperlen.
Die sich zu Herbstgedanken formen,
die kunterbunt im Wind verwehen.
Und leise, leise
in den Winter fallen.
Schweigend lauscht der Schnee
dem Klang
der, ach so fernen, Träume.


Perdita Klimeck




Stürmische Zeiten



Zeiten, wo die Winde stürmisch wehen,
ein Gewitter sich an Fronten braut.
Laute Worte sich im Kreise drehen
und im eignen Tosen untergehen,
weil man dem Gefühl nicht mehr vertraut.

Zeiten, wo die Wellen höher schlagen,
Kälte tief in unsre Herzen dringt.
Tausend Volt durch einen Körper jagen,
der verdammt ist Schmerzen zu ertragen,
weil die Liebe mit dem Tode ringt.

Zeiten, die uns Narben hinterlassen.
Stumme Zeugen, wenn’s vorüber ist.
Tiefe Schnitte, die erst dann verblassen,
wenn das Licht erfüllt die dunklen Gassen
und die Sonne sich mit Schatten misst.

Diese Zeiten haben eigne Lieder,
schmerzerfüllt und bitter ist ihr Klang.
Kommen wie der Regen ständig wieder,
ringen Sonnenstrahlen einfach nieder
und begleiten uns ein Leben lang.


Perdita Klimeck




Unter Eichen



Zeit verliert sich unter Eichen.
Sie stellt in lauen Nächten ihre Weichen
und lässt die Träume bis zum Himmel reichen.
Streckt ihre Hand hinauf zum Sternenzelt,
legt einen Zauber auf die ganze Welt.

Verschmilzt zu einem Gusse die Gedanken,
die wie der Wind durch grüne Blätter streifen,
sich zärtlich um die raue Rinde ranken
und aus dem Nichts zu einem Ganzen reifen.
Und wenn wir losgelöst vom Sein begreifen,
dass man Glück nicht nur an großen Dingen misst....

hat die Zeit gezeigt, wie reich das Leben ist.


Anhang:

Extraarbeiten der Autor/innen,
die ich gerne auf den nächsten Seiten vorstelle




Maggie Milton




Elfenschatten



Schaurige Gestalten hasten durch die Straßen
Lachen und klopfen an alle Türen in den Gassen
Kleine Geschenke gibt es – wie kann das geschehen?
Ja, das kannst du zu Halloween sehen.
Doch nicht nur Spaß passiert allein
Diese Nacht, sie heißt auch Samhain
Es zerreißen zwischen den Welten die Schleier
Die Ahnen kommen zu einer Totenfeier
Aber nicht nur sie finden den Weg hierher
Auch für and’re Wesen und Böses ist es nicht schwer
Und wenn du es liebst, dich als Dämon zu verkleiden
So kannst du doch eines nicht vermeiden

Denk dran, wenn in dunkler Nacht
Der Schatten an die Türe pocht
Brennt mit aller Macht
Herunter auch dein Lebensdocht.


Nun hört von dieser Nacht zu Samhain.
Ein Junge sitzt am Computer allein.
Am Fenster halten leuchtende Kürbisfratzen Wacht
Im Spiel schlägt er mit Rittern und Elfen eine virtuelle Schlacht.
Er seufzt: „Was gäb’ ich, könnt ich leben in diesem Zauberland!“
Sein Großvater kommt, schaut zu, hebt die Hand.
Will begreifen das Spiel, fragt: „Hast du jemals wirklich den Tod gesehn?“
Es spritzt das Blut, der Feind ist besiegt, das Spiel ist geschehn.
Der Enkel lacht: „In diesem Land bin ich ein Elfenritter,
Vergieße das Blut der Feinde, für die ist das bitter!“
Der Großvater sagt: „Sei froh, du kennst keine echte Not,
Gut, dass diese Welt nur Schein, mit ihrem grausamen Tod!

Denn denk dran, wenn in dunkler Nacht
Der Schatten an die Türe pocht
Brennt mit aller Macht
Herunter auch dein Lebensdocht!“


Der Enkel sagt: „Großvater, das ist ein Spiel, ein Scherz!“
Dieser sinkt plötzlich vom Stuhl, fasst sich ans Herz.
Ein Schatten fegt heulend am Fenster vorbei.
Der Junge eilt in Panik herbei.
„Zu Hilfe!“ ruft er in höchster Pein.
Aber Großmutter und Eltern sind aus. Er ist allein.
So läuft er hinaus in die dunkelblaue Nacht.
Es ist Samhain, die Anderswelten ergreifen die Macht.
Und dann sieht er den schwarzen Ritter stumm auf seinem Rappen sitzen
Aus der Lederscheide holt der sein Schwert, lässt es blitzen.
Der Junge weint: „Tut mir so leid, dass ich gespielt mit Blut und Graus.
Der arme Großvater, und nun auch ich, es ist aus.

Denn wenn in dunkler Nacht
Der Schatten an die Türe pocht
Brennt mit aller Macht
Herunter unser Lebensdocht!“


Da plötzlich, hinter den Bäumen wird es hell,
Ein weißes Einhorn kommt auf ihn zu, ganz schnell.
Auf ihm reitet eine Fee mit langem goldnem Haar,
Ein Silberkleid mit Edelsteinen, wunderbar.
An der Seit’ ein Schwert und leuchtend ein violablauer Blick.
Sie hebt die Hand, der schwarze Ritter weicht zurück.
Sie steigt ab, schreitet auf den Jungen zu
„Wir schaun jetzt nach IHM. Der Dunkle lässt uns in Ruh’!“
Der Enkel will schreien,
Aber sie befiehlt ihm still zu sein.
„Du hast doch Spaß an Mord und Tod, du tapferer Gesell’,
Halte jetzt den Mund und zwar schnell.

Nun siehst du, wenn in dunkler Nacht
Der Schatten an die Türe pocht
Brennt mit aller Macht
Herunter auch dein Lebensdocht!


Der Großvater liegt ganz stumm und bleich
Die Fee nimmt eine Phiole, benetzt seine Lippen sogleich.
Plötzlich wird sein Haar dunkel, die Gestalt straff, stark und voller Blut,
Die Augen öffnen sich in violablauer Glut.
„So sehen wir uns wieder!“ sagt er zu seiner Retterin.
Sie nickt und reicht die Hand ihm hin.
Der Enkel ist verwirrt, beginnt zu fragen.
Sie sagt: „Er war einst Ritter in meinem Land in frohen Tagen!
Wir kämpften Seit’ an Seit’, tanzten im Wald, im Schlosse darin,
Ja, wie du mich hier siehst, ich bin die Elfenkönigin!
Dann in einer Nacht zu Samhain fand er seine Liebe auf Erden.
Wollte kein Elfenritter mehr sein, um lieber dort selig zu werden.

Aber siehst du, wenn in dunkler Nacht
Der Schatten an die Türe pocht
Brennt mit aller Macht
Herunter auch sein Lebensdocht!“


„Doch kommt, wir müssen fort noch vor dem ersten Sonnenstrahl,
Sonst trifft euch des schwarzen Ritters Tribunal.
Steigt auf, das Einhorn trägt uns alle!“ Und überm Himmelsbogen
Durch Nebelreigen und Silberhauch kommen sie geflogen
Im fahlen Lichte reiten sie durchs Elfenland, durch Wald und Hain,
Feen und Faune tanzen und grüßen im Mondenschein.
Sie kommen an eines Baches Quelle, das Einhorn scharrt mit den Hufen.
Sie steigen ab und schreiten zum Wasser hinab fünf Stufen.
„Sieh’ mein Ritter, was die Quelle dir zeigt und dann entscheide weise!“
Er sieht das Leben im Elfenland, ohne Alter, ohne Schmerzen und sagt leise:
„Ach könnt’ ich mit meinen Lieben im Schein von Sonne und Mond hier liegen
Ohne Sorgen und ohne Ungemach, nie mehr würd’ ich zurück zur Erde fliegen.

Denn wenn in dunkler Nacht
Der Schatten an die Türe pocht
Brennt mit aller Macht
Herunter auch mein Lebensdocht!“


„Hier habe ich Macht!“ spricht die Elfenkönigin. „Bleib’ und mit einem Streich
Wird alles was du tatest auf Erden gelöscht sogleich!
Deine Liebe, Sohn und Enkel wird es niemals gegeben haben!“
Der Ritter erschrickt: „Ist es so mit der Elfen Zaubergaben?
Niemals mehr könnt’ ich mich selber achten, bliebe ich hier!“
„Dacht’ es mir!“ sagt die Königin. „Mein Ritter, nimm das Lebenselixier.
Es kann dich nur retten für kurze Zeit. Drum nutz es weise für deine Menschenhülle.
Jetzt nehmt das Einhorn, es trägt euch zurück. Dann genießet des Lebens Fülle.“
Sie winkt zum Abschied und vergießt eine silberne Träne.
Die beiden reiten geschwind, halten sich in des Einhorns Mähne.
Sie fliegen mit Nebel und Wind durch Märchenwelten und dann -
Der Großvater ist plötzlich wieder ein alter Mann.

Ja, wenn in dunkler Nacht
Der Schatten an die Türe pocht
Brennt mit aller Macht
Herunter auch sein Lebensdocht.


Sie kommen nach Hause mit dem ersten Morgengrauen
Und da steht noch der dunkle Reiter, scheint sie anzuschauen.
In schwarzer Kapuze ist sein Gesicht versunken
Der Rappe scharrt mit den Hufen, es sprühen Funken.
Die Augen leuchten wie Feuer so rot
Großvater sagt: „Ich weiß, das ist der Tod!
Ich nehm’ Abschied nun von meinen Lieben, aber auch vom Leiden.
Trotzdem, was würd’ ich geben, könnt’ ich bleiben!“
Er steigt ab, geht zum Reiter, sagt: „Nun, Ihr habt mich hier!“
Da öffnet der Enkel die Flasche mit dem Lebenselixier
Besprengt den Großvater vom Kopf bis zum Fuße
Der schwarze Ritter lacht, dreht sein Pferd und hebt das Schwert zum Gruße:

„Macht euch keine unnützen Sorgen
Wenn die dunkle Nacht vorbei
Kommt mit dem ersten Hahnenschrei
Immer ein neuer Morgen!“


Vielen Dank an alle,
die mitgemacht haben


Gabriele Seewald

Impressum

Texte: Urheberrecht liegt bei den Autor/innen
Tag der Veröffentlichung: 28.11.2009

Alle Rechte vorbehalten

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