Es war später Nachmittag und die Dämmerung begann langsam über den Himmel zu gleiten, als meine Mutter mich aufforderte in den Wald zu gehen und Beeren zu sammeln. Wortlos holte ich einen Korb, eine dünne Jacke und zog meine alten Wanderschuhe an. Die Beeren lagen tief im Wald verborgen und so würde ich wohl erst in ein paar Stunden wieder nach Hause kommen. Ich kann nicht sagen, dass ich sonderlich betrübt darüber gewesen wäre, im Gegenteil, ich genoss jede Stunde, jede Minute, in der ich nicht zu Hause sein musste. Der Wald lag keine hundert Meter von unserem bescheidenen, kleinen Häuschen entfernt und ich konnte die Blätter der Bäume in einem einladenden rot-orange schimmern sehen. Obwohl es schon Mitte November war, war es angenehm warm und vereinzelte Sonnenstrahlen strichen über meine nackten Arme als ich über den von hohen Gräsern gesäumten Weg hinüber zum Waldrand ging. Ich war schon tausende Male in diesem Wald gewesen und jedes mal wenn ich ihn betrat, fühlte ich mich zwischen den hohen Stämmen der Bäume geborgen, so auch Heute. Angenehme Stille umfing mich und es schien mir als würden alle Probleme der Welt durch das dichte Blätterdach von mir abgeschirmt werden. Einen Moment lang blieb ich einfach nur stehen und genoss die Natur um mich herum, sog denn Geruch von feuchtem Moos und Blättern in mich auf, dann machte ich mich auf den Weg. Ich sah noch einmal nach ob das Messer, das ich noch schnell eingesteckt hatte, an meinem Gürtel hing, dann ging ich weiter tiefer in den Wald. Ich mochte den Wald, er strahlte eine gewisse Ruhe aus, die ich nicht erklären konnte. Ich wusste genau wo ich nach den Beeren suchen musste und so verlies ich den Weg und ging Querfeldein. Im Laufen zog ich mir die Jacke über. Ich ging eine Viertelstunde schweigend und lauschte, das Gefühl jedoch das mir jemand folgte, das gekommen war als ich den Wald betrat, schwand nicht, es wurde stärker und ich drehte mich gelegntlich um und sah in den dichten Wald hinter mir. Plötzlich schauderte ich. Es war kälter geworden. Kein Wind, kein Regen, sie kam mir sehr unnatürlich vor, sie fühlte sich jedoch natürlich an. Ich schlang mir die Arme um den Körper und ging weiter. Die Bäume verloren ihre Dichte, eine Lichtung tat sich auf. Mit einem Schlag wurde es noch kälter. Ich sah mich um. Alles war vereist, die Bäume, die Blumen, das Gras einfach alles. Es sah atemberaubend schön aus. Ich mochte Eis, Schnee und Winter also fand ich es einfach nur wundervoll, ich fühlte mich wohl vom Winter umgeben. Erst da endeckte ich das blau schimmerde Ding, in der Mitte der Lichtung.
In dem moment setzte mein Verstand aus, ich ging vorwärts ohne es zu wollen. Ich wurde von einer unsichtbaren Macht angezogen. Ich kam näher und sah was dort zehn Meter vor mir lag, eine Flamme. Eine Flamme aus Eis. Sie bewegte sich wie Feuer, doch es wurde nicht wärmer. Es wurde kälter. Mit jedem Schritt den ich machte drang die immer schlimmer werdende Kälte tiefer in meinen Körper. Meine Knie hielten nicht stand, ich fiel, doch ich kroch weiter. Die Flamme war noch zwei Meter entfernt und meine Augen spiegelten sich in ihr. Da hörte ich ein rascheln im Wald direkt vor mir hinter der Flamme aus Eis. Eine Frau kam durch die Bäume zu mir. Sie lächelte. Es war kein erschrokenes Lächeln, es sah freundlich aus, wissend. Sie wusste was gerade geschah, ich sah es in ihrem Blick. Sie wusste wie ich mich fühlte, sie wusste was diese Flamme vor mir bedeutete, all das sah ich in ihren Augen. Sie verrieten die Frau. "Hallo, ich wusste du bist die Richtige, ich hatte es im Gefühl. Sag mir Mädchen fühlst du dich wohl hier in Eis und Schnee?", fragte sie mich. Ich musste antworten und die Warheit kam ohne meine Erlaubnis: "Ja, ich mag den Winter, Eis und Schnee." "Du fragst dich sicher, was mit dir passiert richtig? Ich werde es dir erklären aber vorher noch eine Frage. Fühlst du den Wunsch diese Flamme zu berühren?", fragte sie mit einer Geste zur vor mir liegenden Flamme. "Ja.", mehr brachte ich nicht heraus, aber es war die bedingungslose Wahrheit. Mit dieser Antwort hob sich meine Hand und ich kroch wieder über den Boden. Die Kälte stach in meine Finger. Es tat weh und der Schmerz steigerte sich, so etwas hatte ich noch nie zuvor gespürt. Ich versuchte den Schrei zu unterdrücken, doch der Schmerz wurde zu schnell größer, also schrie ich. Mein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Aus dem Augenwinkel sah ich die Frau, sie stand einfach nur dort und in ihrem Gesicht sah ich wie sie gegen den Drang ankämpfte mir zu helfen. "Wieso?", schoss es durch meinen Kopf, wieso kam sie nicht zu mir und erlöste mich von diesem unerträglichen Schmerz. Ich wusste es nicht. Meine Kräfte verliesen mich und ich brach auf dem vereisten Gras zusammen, doch auch liegend konnte ich den Blick nicht abwenden und meine Hand wollte nicht sinken. Ein unerklärlicher Schmerz setzte plötzlich auf meinem Rücken ein und kroch in Richtung Schultern bis in die Oberarme hinauf, doch er interessierte mich nicht weiter. Ich streckte den Arm, meine Hand war nur noch zentimeter von der Flamme entfernt. Ich hätte sie berühren können, doch kurz bevor dies passierte setzte mein Verstand wieder ein. Ich wusste mit einem mal das, dass was ich gerade tat falsch war. Ich war dabei mich umzubringen, denn genau das würde passieren, glaubte ich zu wissen, wenn ich diese Flamme aus Eis berührte. Ich schloss die Hand zur Faust, obwohl dadurch ein stechender Schmerz durch meine Finger jagte. Ich rappelte mich langsam auf und wollte mich an die Frau wenden, doch sie war verschwunden. Mein Verstand sagte mir, ich solle rennen.
Ich konnte mich ein paar Sekunden lang nicht orientieren, dann lief ich schnell in den Wald. Nach einiger Zeit fand ich den Weg und folgte ihm in Richtung Heim. Ich hatte den Korb irgendwo fallen lassen, das war mir so ziemlich egal. Meine Mutter sah mich besorgt an, als ich um Atem ringend ins Haus stürmte und die Tür hinter mir verschloss. Sie lies sich jedoch nicht weiter beirren und ich konnte nicht einmal anfangen zu erklären, was passiert war. Sie fragte sofort wo mein Korb sei und wie ich es wagen könnte ohne die Beeren nach Hause zu kommen. Wir hatten nicht viel Geld und mussten viel von der Natur nehmen, deshalb war ich auf der Welt. Ich war nur zum Arbeiten da. Ich wusste sie würde mir nicht glauben, auch wenn ich ihr die Wahrheit sagen würde. Ich log und behauptete ich sei im Wald gewesen und ein Dachs hätte die ganzen Beerenbüsche leer gefressen. Sie schimpfte, ich nähme doch immer ein Messer mit, ich hätte ihn verscheuchen oder sogar töten können, dann hätten wir wenigstens etwas Fleisch. Ich senkte den Blick und meine Mutter schickte mich auf mein Zimmer. Es dämmerte schon und heute würde ich nichts zu Essen bekommen. Ich beschloss schlafen zu gehen. Vielleicht könnte ich träumen und dabei einfach vergesen können, meine mich hassende Mutter und mein Leben das heute hätte enden können. Ich verdrängte diesen Gedanken und zog mich um. Ich schlüpfte in mein Bett, deckte mich mit meiner alten Wolldecke zu und legte meinen Kopf auf das selbstgemachte Kissen, das schon ein paar Löcher aufwies. Die Müdigkeit überwältigte mich und ich war dankbar dafür, denn so musste ich nicht über alles mögliche nachdenken. Der Traum lies mich nicht vergessen, es wäre zu schön gewesen. Ich durchlebte alles noch einmal. Etwas war jedoch anders, ich schloss die Hand nicht zur Faust, wie ich es im Wald getan hatte. Ich berührte die Flamme und ich starb nicht. Ich sah direkt in die Flamme und ein helles Licht breitete sich von innen aus. Ich wurde geblendet und es wurde plötzlich alles schwarz. Ich wachte auf, aber ich wusste das es früh morgens sein musste. Ich erinnerte mich an den Traum und überlegte, was wohl nach der Ohnmacht kommen würde. Ja ich war Ohnmächtig geworden. Ich lag mit offenen Augen in meine Decke gehüllt in meinem Bett und starrte die Decke an, während ich nachdachte, was das bedeuten sollte. Hatte ich womöglich die falsche Entscheidung getroffen, wäre ich nicht gestorben, wenn ich diese Flamme aus Eis berührt hätte? Was wäre sonst geschehen? Ich wusste es nicht, aber mein Unterbewusstsein sagte mir ich müsste die Antworten finden und ich wusste wo. Ich schwang die Füße aus dem Bett und stand auf. Ich zog mich um. Ich zog wieder ein T-Shirt an und klemmte meine Jacke unter den Arm. Es war nicht so früh wie ich gedacht hatte, denn meine Mutter stand schon wach in der Küche und schnitt das Brot in dünne Scheiben. Sie sah mich und forderte mich auf mich zu setzen. Ich hatte eigentlich keine Nerven dafür mit meiner Mutter zu frühstücken, aber sie gab mir einen Teller mit einer Scheibe Brot und Käse. Sie sagte nichts, sie musterte mich eine Weile und sah sehr nachdenklich aus. Ich aß schnell auf und wandte mich zum gehen, meine Mutter kam zu mir und hielt meinen Arm fest. Ich sah sie fragend an und sie fragte nur: "Was ist das?" Ich sah auf die Stelle auf die sie zeigte und sah, hellblau in meine Haut gemalt, ein Band aus Schneeflocken, das sich ein mal um meinen Arm wickelte und dann an der Schulter aus meinem Blickfeld verschwand.
Ich starrte das Muster mit offenem Mund an. Meine Mutter stand neben mir, sie hatte aufgehört mich fest zuhalten. Ich wusste sie erwartete eine Erklärung, ich hatte keine. Wie auch ich wusste selbst nicht was an meinem Arm passiert war. Meine Mutter wurde rot im Gesicht, ich sah wie ihr Gesicht sich wütend verzerrte. Ich wusste nicht was in ihrem Kopf vorging und ich wollte ihre Theorie nicht hören oder Schläge bekommen, für etwas das ich angeblich gemacht habe, also drehte ich mich schnell um, schnappte mir noch die Hälfte des Brotes und lief zur Haustür, hinaus in die Morgenröte. Mein Vater wäre mir hinterher gerannt, nichtso meine Mutter, sie schloss nur die Tür die ich auf gestoßen hatte. Ich hörte wie sie den Riegel vorschob. Ich rannte direkt in den Wald ohne anzuhalten. Meine Mutter ärgerte sich jetzt wahrscheinlich über das verlorene Brot. Ich aß es nicht , ich behielt es. Ich sah nicht wohin ich lief, aber ich fiel hin und hatte Glück. Ich war über meinen Korb gestolpert. Ich legte das Messer und das halbe Brot in den Korb, dann zog ich meine Jacke aus. Es war warm und ich wollte nicht schwitzen und mir eine Grippe einfangen. Ich wusste dieses Tempo würde ich nie durchhalten, also wurde ich langsamer. Mir kam das Gesicht meiner Mutter in den Kopf, vermutlich dachte sie ich hätte ihre Ersparnisse gestohlen und mich tätowieren lassen. Ich lächelte bei diesem Gedanken, ja sollte sie sich ruhig grün und blau Ärgern. Das war das mindeste was sie verdient hatte. Ich bekam Durst und erinnerte mich an das was mein Vater mir einmal gesagt hatte, bevor er vor fünf Jahren starb. Er sagte, im Wald sei ein kleiner See versteckt ungefähr zwei Stunden von unserem Haus entfernt. Ich schätzte wie weit ich gelaufen war. Es dürfte nicht mehr weit sein. Ich kam auf die Lichtung und dachte wieder daran wie alles begonnen hatte. Jetzt wünschte ich mir, ich hätte diese Flamme berührt. Ich wäre bestimmt nicht hier. Ich ging dorthin, wo die Flamme gewesen war. Es war nichts zu sehen, es sah aus als wäre nichts passiert. Ich schüttelte den Kopf. Ich musste weitergehen solange es noch nicht Nacht war. Also ging ich weiter in den Wald. Es dauerte nicht lange, da fand ich den See. Die Sonne stand tief am Horizont, es war schon Abend. Wo sollte ich schlafen? Ich musste wohl oder übel kreativ werden. Ich war zu durstig um mir jetzt etwas aus zudenken, ich rannte schnell zum Ufer des kleinen Sees und trank soviel wie ich konnte. Nachdem ich fertig war blickte ich auf und sah das vor mir im Schilf ein Nest lag mit mindestens sechs Eiern. Ich bekam mit einem Schlag riesigen Hunger und klaubte zwei Eier aus dem Nest. Ich würde sie über einem Feuer kochen, aber zuerst musste ich meinen Schlafplatz basteln. Ich hohlte mein Messer aus dem Korb und Schnitt alles an Schilf ab was am Ufer entlang wuchs. Ich hatte schon einmal davon gehört, aber ich habe nie zuvor mit Pflanzen geflochten. Dementsprechend sah meine Matte aus, sie reichte aber um mir für diese Nacht Schutz zu bieten. Ich sehnte mich nach meinem Bett und meiner Wolldecke. Da viel mir das Band aus Schneeflocken wieder ein. Die Neugierde packte mich und ich ging langsam zum See. Es war noch hell genug und ich konnte mein Spiegelbild sehen. Ich sah die Schneeflocken auf meinem Arm und zog mein T-Shirt langsam höher und drehte mich so dass ich meinen Rücken sehen konnte. Mir stockte der Atem. Mein ganzer Rücken war mit den wunderschönen Eiskristallen bedeckt, sie zogen sich in immer kleiner werdenden Kreisen über meinen Rücken in der Mitte sah ich etwas anderes. Ein Diadem. Eine kleines Diadem aus Eis. Dann sah ich nur noch wie der See vor meinen Augen zufrohr. Ich lies mein T-Shirt wieder über meinen Körper gleiten und drehte mich um. Da stand sie. Die Frau die ich auf der Lichtung schon einmal gesehen hatte. Sie sah traurig aus, einsam. Ich wollte etwas sagen, aber bevor ich etwas sagen konnte kam mir ein neuer Gedanke. Warum ist mir nicht kalt? Fast als hätte sie meine Gedanken gelesen beantwortete sie alle Fragen, die mir durch den Kopf geschwirrt waren. "Du wirst nie wieder frieren, wenn du willst erkläre ich es dir aber lass uns erst einmal das wichtigste klären. Das Tatoo auf deinem Rücken kam von der Flamme aus Eis, die du nicht berührt hast wie erwartet und die Flamme ist auch dafür verantwortlich dafür, dass du nicht frierst. Du bist ihr nahe genug gekommen um Gezeichnet zu werden und einen Teil der Verwandlung zu durchleben. Du hast sie nicht berührt, deswegen bist du nicht vollständig Verwandelt.", erklärte sie. "Was für eine Verwandlung meinen sie?", fragte ich und hoffte insgeheim sie hätte sich versprochen. "Du kannst mich ruhig dutzen. Die Verwandlung, die dein Schicksal für dich vorgesehen hat.", antwortete sie ohne zu zögern, "Die Verwandlung, die du brauchst um die Schneeprinzessin zu werden, die Tochter des Winters." Ich erstarrte. Ich konnte nicht glauben was sie gesagt hatte. Ich schüttelte den Kopf. Die Frau nickte: "Ich habe dich beobachtet und ich weiss durch meine Flamme aus Eis, dass du die Richtige bist. Sie ist so etwas wie ein Test. Ich habe viele Mädchen getestet, doch du warst die einzige, die sie sehen konnte und sich von ihr angezogen fühlte. Das bedeutet das du die auserwählte Schneeprinzessin bist, die ich so lange gesucht habe." Ohne jede Vorwarnung griff sie in die Tasche, die sie dabei hatte, und zog Die Flamme hinaus. Ich sah mit entsetzen wie sie näherkam und meine Hand hob sich. Es war schrecklich, ich konnte mich nicht bewegen, nichts sagen, ich konnte mich nicht wehren. Die Frau kam langsam auf mich zu Schritt für Schritt. Es war nicht so schlimm wie beim ersten mal, es schmertzte, aber die kälte fehlte. Es war so wie sie gesagt hatte ich würde nie wieder frieren. Ich glaube ihr, schoss es in meinen Verstand. Ich hörte auf dagegen anzukämpfen, ich entspannte mich und in diesem moment erreichten meine Finger die Flamme. Es war wie in meinem Traum, ein Licht blendete mich und ich wurde Ohnmächtig. Ich wachte auf und eins war mir sofort klar, ich hatte lange geschlafen. Es kam mir vor wie monate, ich wusste nicht wo ich war und wie lange es her war das ich im Wald am See der Frau begegnet war. Natürlich, die Frau. Sie müsste mir sagen können wo ich bin und wie lange ich geschlafen hatte. Ich schlug erst nach dieser Idee die Augen auf und sah an eine weiße Decke aus Eis. Ein Schock durchfuhr mich mit einem mal. Ich setzte mich langsam auf. Ich war steif vom langen schlafen. Ich reckte mich, dann schaute ich mich um. Ich war von Eis und Schnee um geben. Das komische war, es beunruhigte mich nicht einmal. Ich fand es wunderschön. Ich fühlte mich wohl, als würde ich schon mein ganzes bisheriges Leben in Eis und Schnee verbringen. Ich stand auf und betrachtete die Wände und den Boden. Ich spürte keine Kälte, wenn ich die Wände, das Eis, berührte. Ich ging zurück zum Bett, ich hatte den Spiegel, der vor dem Bett stand, noch nicht gesehen, doch nun sah ich direkt hinein und traute meinen Augen nicht. Mein dunkel braunes Haar war leicht gelockt und umramten mein blasses Gesicht, meine Augen hatten eine so hell blaue Farbe, das sie an Eis erinnerte und ich trug ein Kleid, das so wunderschön war, wie kein zweites. Es war weiß und sah aus wie aus Schneeflocken gefertigt, als ich es berührte gab es keinen Zweifel, es war aus den kalten kleinen Sternen. Ich sah wieder in den Spiegel und auf meinem Kopf lag eien kleine Krone, ich hatte sie nicht bemerkt. Es war keine Krone, ein Diadem aus Eis mit kleinen Kristallen auf den Spitzen der drei Zacken, die nach oben ragten. Es war dasselbe das auf meinen Rücken gemalt war. Ich sah zu meiner Schulter, doch der nächste Schock kam. Das Tatoo hatte sich erweitert, es war meinen Arm hinabgewandert und endete an meiner Pulsader am Handgelenk. Ich begutachtete den anderen Arm, auch dort wickelten sich die Schneeflocken bis zum Handgelenk. Ich sah auf meine Hände und stellte fest, das auch meine Hautfarbe sich verändert hatte, ich war so blass das es fast wie weiss wirkte. Ich ging zur Tür hinter dem Spiegel und knallte fast mit der Frau zusammen, die gerade mein Zimmer betreten wolte. Sie lächelte mich an. Ich betrachtete sie zum ersten mal genauer. Sie war ungefähr so alt wie meine Mutter, auch sie trug ein Kleid, das meinem sehr ähnlich war und auch ihr Kopf wurde von einer, etwas aufwendigeren, Krone geschmückt. Sie lächelte immer noch und sagte dann: "Ahh du bist endlich wach, ich dachte schon du willst Weihnachten verschlafen. Ich habe lange nachgedacht während du geschlafen hast und da ist mir aufgefallen das ich mich noch gar nicht vorgestellt habe. Ich bin die Schneekönigin." Ich sah sie verdutzt an. "Es ist schon Weihnachten?", fragte ich mit entsetzen in der Stimme. "Natürlich, aber mach dir keine Sorgen, ich habe nach meiner Verwandlung viel länger geschlafen als du.", beruhigte sie mich. Ich guckte sie ungläubig an. "Wo sind wir überhaupt?", fragte ich. Ich wusste es war vollkommen egal, wo ich war mein Schicksal hatte entschieden, dass ich hier bleiben sollte und daran lies sich nichts ändern, aber ich würde mich wahrscheinlich besser fühlen, wenn ich es wüsste. "Wir sind in meinem Schloss, ohh verzeihung unserem Schloss. In deinem Wald, ich lebe hier schon seit Jahren und keiner hat mich bis jetzt gefunden. Naja vielleicht liegt es daran das die Menschen uns nicht sehen können, außer wir erlauben es. Das Schloss liegt so tief im Wald, dass nur sehr selten mal ein Mensch auf diesen Ort stößt.", antwortete sie mir, dann wechselte sie das Thema."Ohhh...die anderen sind schon so aufgeregt dich endlich kennen zu lernen. Ich wollte gerade gucken, ob du schon wach bist.Sie werden sich freuen, dass du morgen mitkommst und mit uns feierst." "Was? Morgen? Feiern?", fragte ich vollkommen verwirrt. "Ja hast du etwa schon vergessen, es ist Weihnachten und morgen treffen wir uns alle und feiern gemeinsam.", antwortete sie wieder. "Und wer sind wir alle?", stellte ich die nächste Frage. "Du, ich und die anderen sollen sich selbst vorstellen. Diese Überaschung werde ich dir nicht nehmen.", antwortete sie ein wenig nachdenklich. "Ich muss dir, glaube ich, noch einiges zu deiner Verwandlung erklären.", begann sie. Ich nickte sofort heftig und hörte jetzt aufmerksam zu. Ich wollte nichts verpassen. "Als Erstes, du wirst nie wieder frieren, aber das weißt du ja schon. Du besitzt Fähigkeiten, die ich dir erst später zeigen und erklären werde, dabei geht es hauptsächlich darum, wie wir den Winter in die Welt bringen. Es ist wichtig das du weißt das die Menschen uns nicht sehen können, es sei denn wir wollen und erlauben es. Wir sind nicht unsterblich, wenn wir zu alt sind sterben wir.", endete sie. Ich erfaste ihre Worte und prägte sie mir gut ein. "Ich habe dir dieses Kleid angezogen, weil ich hoffte es sei dein Stil, aber wenn es nicht so ist kann ich dir auch ein neues machen.", fügte sie nach kurzem zögern hinzu und sah mich unsicher an. Ich schüttelte den Kopf und blickte an mir hinunter. "Es ist wunderschön ich brauche kein neues, danke.", sagte ich schließlich. Sie lächelte und wandte sich zum gehen um, doch ich kam ihr zuvor und schloss sie in meine Arme. "Danke.", sagte ich wieder. Sie erwiderte meine Umarmung und fragte: "Wofür?" "Dafür dass du mich zu dem gemacht hast, was ich jetzt bin, dafür das ich meine Mutter nicht länger ertragen muss. Danke für diese neue Chance.", antwortete ich. Ich spürte wie sie erneut lächelte. Ich lies sie langsam und mit deutlichem wiederstreben los. Ich lächelte leicht und sie lächelte zurück. "Du hast bestimmt Hunger oder?", fragte sie und bevor ich antworten konnte, tat es mein Magen, er knurrte laut und deutlich. Ich grinste mit einem mal und konnte meinen Lachanfall gerade noch zurück halten. Sie wies mit einer Geste auf den Flur vor uns und ich folgte ihr in die Küche. Sie stellte sich an den Herd und fing an zu kochen. Ich verstand nicht viel davon, konnte aber das eine oder andere für sie hohlen. Ich fühlte mich geborgen und zu Hause. Ich hatte mich bei meiner Mutter nie so gefühlt.
An diesem Abend saßen wir zusammen beim Essen und lernten uns besser kennnen. Nachdem wir gegessen und eine Menge gelacht hatten, war ich so müde, ich hätte auf der Stelle umfallen können. So schleifte ich müde und schläfrig in mein Zimmer zurück, wo auf meinem Bett ein Nachthemd für mich bereit lag. Ich schlüpfte zufrieden hinein. Es war aus einem weichem Stoff gemacht und legte sich leicht auf die Haut. Ich legte mich in mein Bett und deckte mich zu. Ich lag nicht lange wach, bald war ich eingeschlafen und träumte. Ich hatte gut geschlafen und wachte mit einem grinsendem Gesicht und leerem Magen auf. Ich setzte mich auf, schwang die Beine aus dem Bett und zog mir ein Kleid an. Es sah genauso wunderschön aus wie das andere. Im Bad kämmte ich meine Haare und steckte sie hinten hoch. Ich setzte auch das Diadem wieder auf und machte mich auf den Weg in die Küche. Ich war Frühaufsteherin und es wunderte mich eigentlich auch nicht die Schneekönigin vor Sonnenaufgang in der Küche zu sehen. Meine Mutter war auch immer so früh aufgestanden. Wir wünschten uns einen guten Morgen und setzten uns an den Tisch. Nach dem Frühstück half ich der Schneekönigin zu kochen und Geschenke einzupacken. Beim Einpacken, bakam ich ein schlechtes Gewissen, denn ich hatte nichts was ich den anderen geben könnte, als ich es aber der Schneekönigin sagte bruhigte sie mich. "Du kennst sie doch gar nicht, außerdem haben sie gesagt das du da bist ist schon Geschenk genug.", hatte sie gesagt. Ich war nicht ganz beruhigt, doch für den Moment hatten wir genug zu tun. Es wurde langsam Abend und ich wurde in mein Zimmer geschickt um mich fertig zu machen. Ich ging ohne Wiederworte. In meinem Zimmer angekommen, zog ich mein Kleid aus und löste die Klammern aus meinem Haar, dann stieg ich unter die Dusche. Ich wusch mir die Haare und blieb noch eine Weile unter dem Wasserstrahl stehen. Ich hatte nicht mehr viel Zeit und stieg gezwungenermaßen aus der Dusche. Ich föhnte meine Haare und steckte sie wieder locker hoch. Ich schminkte mich nicht. Ich hatte es nicht nötig. Es war Zeit aufzubrechen udn die Schneekönigin streckte ihren Kopf in mein Zimmer, nachdem ich mir ein neues Kleid angezogen hatte. Ich hatte keine Ahnung wie wir zur Feier kommen sollten, lies mich aber überraschen. Ich habs mir schon gedacht: kam mir sofort in den Kopf, als ich unser Fortbewegungsmittel sah. Ein Schlitten gezogen von ein paar Pferden. Ich ging langsam auf die Tiere zu und streckte meine Hand aus, um eines von ihnen zu streicheln. Das Pferd schnupperte an meiner Hand und stupste sie dann mit der Schnauze an. Ich streichelte seinen Kopf. Die Schneekönigin erinnerte mich an die Zeit, ich lies von dem Pferd ab und ging nach hinten zum Schlitten. Ich lies mich auf die gepolsterte Bank fallen und schnappte mir eine der Decken, die in der Mitte lagen. Ich legte sie über mein Kleid auf meine Beine. Die Schneekönigin hatte es sich auch bequem gemacht und sich die Decke um die Beine geschlungen. Ich dachte mir schon, dass es eine lange fahrt werden würde und ich hatte Recht. Wir fuhren fast nur geradeaus durch den Wald und brauchten eine Stunde, bis die Schneekönigin den Schlitten anhielt und wir beide unsere Decken zur Seite legten, um auf zustehen. Wir musste noch ein paar Meter laufen und langsam öffnete sich der Wald und tat eine Lichtung auf. Ich sah sofort was an dieser Lichtung anders war, es war nicht zu übersehen. Ein Tisch stand in der Mitte, er war rund und um den Tisch sah es überall anders aus. Auf unserer Seite lag Schnee nach links hin wurde der Schnee weniger und die Bäume bekamen bunte Blätter. Uns gegenüber sah es sehr Sommerlich aus und rechts eher nach Frühling. Ich bemerkte erst jetzt das ich stehen geblieben war und setzte mich wieder in Bewegung. Es saßen mehrere Personen am Tisch. Ich wollte sie nicht stören, doch kaum das ich und die Schneekönigin aus dem Wald traten und ins volle Licht der Sonne gingen, standen alle auf und liefen schnell zu uns herüber. Ich hatte nicht vermutet sie würden wegen mir so aufgeregt sein, doch so war es. Sie schüttelten mir alle die Hand und stellten sich vor. Ich versuchte mir die Namen zu merken, es waren nicht viele und sie waren auch nicht sonderlich schwer. Ein paar kleine Kinder begrüßten mich aufgeregt, sie sahen richtig niedlich aus, Selina und ihre Schwester Ruby. Sie hatten überall Blumen in den Haaren und ihre Kleider waren auch auffallend bunt. Julia, ein Mädchen in meinem Alter schüttelte mir die Hand und lächelte mich an, mir kam es jedoch sehr künstlich und hinterhältig vor. Sie trug ein schlichtes aber hübsches Sommerkleid. Ich dachte schon es gäbe außer der Schneekönigin keine Erwachsenen, doch dann kam ein Mann in ihrem Alter und musterte mich einen Augenblick bevor er mich, fast wie ein Vater, in die Arme schloss und hochriss. Ich musste uweigerlich lachen und erschrack, ich hatte seit dem Tod meines Vaters nur selten gelacht, manchmal wenn ich dem Lied der Vögel im Wald gelauscht hatte oder meiner Mutter wirklich etwas Geld gemopst und auf dem Markt ein wenig Zucker gekauft hatte. Er flüsterte mir seinen Namen zu bevor er mich runter lies und mich noch einen Augenblick musterte. Sein Name war Fabian. Es fehlte nur noch einer. Ein Junge ungefähr Sechzehn, also ein Jahr älter als ich. Er kam auf mich zu und blickte die ganze Zeit mit seinen Hazelnuss- in meine Eisaugen. Sein Arm hob sich und er reichte mir seine Hand zur begrüßung. Ich nahm sie und er sagte freundlich: "Hallo, schön dich bei uns zu haben und dich endlich kennen zu lernen. Ich bin Stephan." Ich hörte seine samtweiche Stimme und vergas fast zu antworten: "Ähh, ja hallo ich freue mich auch dich kennen zu lernen, ich bin übrigens Dian." Zu mehr war ich nicht fähig. Er lächelte mich an und ich versuchte es zu erwidern. Die Schneekönigin schob mich zum Tisch, da es ihr offenbar zu lange dauerte. Ich war das Topthema des Abends, ich kam mir vor wie bei einem Interview. Alle bombadierten mich mit ihren Fragen und ich lernte auch die anderen ein bisschen besser kennen. Das Essen war köstlich, doch ich aß nicht viel. Zu Hause musste das Essen immer für zwei Tage reichen, also aß ich grade soviel, dass ich mich leicht gesättigt fühlte. Fabian sah mich besorgt an, nachdem ich einen Nachschlag abgelehnt hatte. Er fragte mich, ob mir schlecht wäre oder es mir nicht schmecken würde. Ich erklärte es ihm und alle fingen an zu lachen, ich jedoch saß da und überlegte was so lustig ist. Julia sagte mir das sie hier genug zu Essen hatten und ich mir keine Sorgen machen sollte. Der Rest nickte zustimmend. Ich wollte auch nach dieser Belehrung noch nichts essen und so gab Fabian sich seufznd geschlagen. Die Bescherung rückte immer näher und mein schlechtes Gewissen machte mich fast wahnsinnig. Als es dann so weit war, liefen alle los wie von der Tarantel gestochen. Ich hatte den wunderschönen und vor allem großen Weihnachtsbaum auf der verschneiten Seite noch nicht gesehen, doch jetzt liefen alle aufgeregt los und hohlten ihre Geschenke hervor. Ich blieb sitzen und sah den Menschen mit denen ich jetzt wohl die meiste Zeit verbringen würde dabei zu wie sie sich umarmten und ihre Geschenke verteilten. Ich hatte gehofft sie hätten nichts für mich, da sie mich ja nicht kannten. Es stellte sich jedoch heraus das egal während welcher Jahreszeit, ich von jedem schon beobachtet worden war und sie somit viel über mich wussten. Nachdem sie untereinander fertig waren kamen alle zu mir gestürmt und übergaben ihre Geschenke. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte also griff ich das erst beste Geschenk. Es kam von Julia. Ich riss das knall gelbe Geschenkpapier herunter und öffnete die kleine Schachtel. Ein weinroter Monokini kam zum Vorschein. "Ich dachte wir könnten mal zusammen an den Strand fahren und dir ein bisschen Farbe verpassen.", kommentierte Julia ihr Geschenk und lächelte schüchtern. Ich bedankte mich und schloss sie in die Arme, sie schien doch nicht so hinterhältig zu sein. Fabian kam als nächstes. Ich hatte keine Ahnung woher er meine Schuhgröße hatte, aber nachdem ich das Päckchen geöffnet hatte, sah ich ein paar weiße Ballerinas und Fabian grinste mich übers ganze Gesicht an. Ich drückte ihm diesmal einen Kuss auf die Wange und er schloss mich herzlich in die Arme. Die Schneekönigin hatte auch ein Geschenk und nach einer langen Diskusion gab ich mich geschlagen. Sie hatte ein Buch für mich, sie wusste offenbar von meinen heimlichen Besuchen in der Bücherei. Ich drückte sie so fest, das ich eine Rippe knacken hörte. Die beiden Kinder, Selina und Ruby, begannen Ungeduldig hin und her zuschauen, also nahm ich schnell ihr Geschenk. Die zwei strahlten sich an und zeigten mir ein Grinsen. Das Päckchen war das gößte von allen und schwer war es auch. Ich öffnete die Schachtel und hob den Deckel an und ein kleines Modeldorf kam zum Vorschein. Es sah aus wie zu Hause. Mir stiegen Tränen in die Augen und bevor ich sie zurück halten konnte liefen sie meine Wangen herunter. Sie fielen auf ein Häuschen am Rande des Waldes. Aus meiner Sicht war es meins. Es war mein zu Hause.
Ich dachte an meine Freundinnen und Freunde, die ich nie wieder sehen konnte. Ich hoffte inständig, dass keiner meine Tränen gesehen hat, doch kaum hob ich den Kopf sah ich in das Gesicht von Stephan ganz nah bei mir. Er nahm das Model und gab es Fabian, dann drehte er sich zu mir, zog mich vom Stuhl hoch und ging, mit einem Kopfnicken in Richtung Schneekönigin, zusammen mit mir in den verschneiten Wald. Unsere Finger waren ineinander verschränkt, darum konnte er mich so weit ziehen. Ich war zu höflich um ihm meine Hand zu entziehen. Ich wehrte mich dagegen weiter zu gehen, doch Stephan zog mich in den Wald. Ich wusste er wollte mit mir reden oder mich trösten, doch ich brauchte keinen Trost. Ich wollte nur etwas Zeit um mich zu fangen. Ich wollte mich beruhigen. So ein Quatsch! Ich hätte am liebsten los geheult. Der Wald und Stephan, der mich in den Wald zog erinnerten mich zu sehr an meinen Vater. Er hatte mich auch beim ersten mal in den Wald ziehen müssen, vielleicht war das der Grund warum ich meine Hand nicht wegzog. Eine weitere Träne bahnte sich ihren weg nach unten. Eine Erkentniss machte sich in meinem Kopf breit. Ich hatte allen ihr Fest verdorben. Es war schrecklich, ein Grund mehr zu weinen und das tat ich auch. Ich hörte auf gegen die Tränen zu kämpfen, ich hätte sie sowieso nicht mehr lange zurück halten können. Ich brach mitten im gehen zusammen und Stephan lies meine Hand weiterhin nicht los. Er setzte sich neben mich auf den Boden und wusste offensichtlich nicht ob er mich in die Arme schliesen sollte, mich einfach nur trösten oder lieber doch jemanden hohlen, der sich mit mir besser auskennt. Ich nahm ihm die Entscheidung ab und rückte ein bisschen näher um mein Gesicht, an seiner Schützenden Schulter, zu verbergen. Er nahm mich bereitwillig sofort in die Arme und ich schluchtzte und weinte. Ich hatte viele Gründe. Meine Freunde, die ich nie wiedersehen würde. Mein Vater, den ich nur kurz kennenlernen durfte. Meine neue Familie, der ich das Weihnachtsfest kaputt gemacht hatte. Ich weiß nicht wie lange wir so auf dem Waldboden saßen, doch es schneite die ganze Zeit und mir kam es vor als wären nur minuten vergangen als Ich merkte dass ich nicht mehr weinte und nur noch schluchtzer meine trauer ausdrückten. Ich hob langsam den Kopf und blickte in Stephans nussbraune Augen, die mich voller Besorgnis und Mitleid ansahen. Er begann zu reden: "Ich weiss es ist schwer dich von deinem alten Leben zu verabschieden, von deinen Eltern, deinen Freunden. Ich musste mein Leben auch hinter mir lassen, ich war beinahe traumatisiert und habe keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Fabian, Julia, die Schneekönigin alle haben versucht mich zu erreichen, mich zu trösten. Ich lies es nicht zu. Sie gaben auf. Ich nehme es ihnen nicht übel. Ich hätte mich selbst wahrscheinlich schon viel früher aufgegeben. Ich habe daraus gelernt und dich wird keiner aufgeben. Du kannst machen was du willst, wir werden da sein, dich nicht dir selbst überlassen und dir helfen." Er starrte mich mit vollkommen ernstem Blick an und ich guckte verwirrt zurück. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch nichts kam heraus. Ich versuchte mich zu fassen un bekam endlich ein paar Worte über die Lippen. "Ähh, was? Es stimmt ich vermisse meine Freunde, meinen Vater aber meine Mutter kann mir gestohlen bleiben. Ich hab nur an meinen Vater denken müssen. Es tut mir Leid. Ich habe euch wegen nichts und wieder nichts das Fest ruiniert." Meine Kehle schnürte sich zu und meine Brust zog sich zusammen als die nächsten Tränen kamen. Beschämt guckte ich auf den Boden vor mir und wartete auf eine Reaktion auf das Gesagte. Sie kam nicht. Ich starrte weiter, wartete darauf, dass Stephan seine schützenden Arme wegzog und mich ohne eines Blickes zu würdigen zurück lässt. Er bewegte sich nicht. Ich hörte seinen Atem nah an meinem Ohr. Ich war zu stur um aufzublicken oder ich hatte zu viel Angst. Ein Teil von mir wollte wieder seine wunderschönen verständnissvollen braunen Augen sehen, doch ich starrte weiter auf den Boden und betrachtete die Schneeflöckchen, die jetzt nur noch aus den Baumkronen fielen. Jede sekunde in der ich weiter den Boden betrachtete machte es schlimmer. Ich hielt es nicht aus und hob meinen Kopf. Ich sah sein vor schmerzen verzerrtes Gesicht und wusste, dass jetzt alles vorbei war. Ich hatte meine Chance auf ein neues, besseres Leben ruiniert. Am besten wäre, wenn ich einfach abhauen würde. Ich könnte auch im Wald überleben, erfrieren konnte ich sowieso nicht und Nahrung würde ich mir schon irgendwo beschaffen. Ich konnte den anderen nicht zumuten mit jemandem zusammen zu leben, den sie hassen. Ich weiss, wie schlimm das sein kann. Ich und meine Mutter haben uns gegenseitig spüren lassen, dass wir uns hassen, doch damals gab es für mich keine andere Möglichkeit. Ich war auf sie angewiesen, doch jetzt könnnte ich einfach verschwinden und Stephan, die Schneekönigin, Fabian, Julia, Selina und Ruby konnten alleine weiter leben. So wie vorher, als wäre ich nie in ihr Leben getreten. Langsam nahm ein Plan in meinem Kopf Gestalt an und ich überlegte weiter während ich auf den vor mir liegenden Wald starrte und versuchte vielleicht eine kleine Höhle in der Nähe zu entdecken. Der Plan wurde immer detailierter und ich dachte schon darüber nach ihn in die Tat umzusetzen, da hörte ich von hinten Schritte, die schnell näher kamen und ich löste meinen Blick von dem wunderschönen Bild vor mir und richtete meine Gedanken auf die Person, die auf uns zukam. Stephan hatte es noch nicht gehört und sah mich erschreckt an als ich plötzlich ohne Vorwarnung aufsprang. Ich bewegte mich, ohne es zu merken, rückwärts. Von dem Etwas, das immer näher kam, wich ich zurück. Meine Instinkte, mein Überlebenswille hatten meinen Plan übernommen und so starrte ich in den Wald wachsam und bei der kleinsten Bewegung bereit zur Flucht. Stephan hatte sich inzwischen auch erhoben und guckte abwechselnd zu mir und in den Wald. Er war verwirrt von meinem Verhalten und dachte angestrengt nach. Ich sah eine kleine Bewegung, etwas weißes huschte an einem Baum vorbei in mein Blickfeld und bewegte sich weiter auf mich zu. Meine Gedanken rasten, während ich mich umdrehte und anfing zu rennen. Stephan war regungslos und schockiert hinter mir geblieben. Ich lief Angst weg und war nicht mal sicher wovor. Ich dachte an die vielen von Wölfen getöteten Menschen in diesem Wald und meine Angst wurde noch größer. Ich rannte schneller. Meine Waden wurden plötzlich von einem starken Schmerz durchzogen. Ein Krampf. Ich war zu lange nicht gelaufen und hatte zu wenig zu mir genommen. Ich lief weiter. Meinem Überlebensinstinkt war der Schmerz egal. Ich schaute mir über die Schulter und hatte gehofft Stephan zu sehen, wie er versucht auf zu hohlen und sich wegen meines verzerrten Gesichts Sorgen machte, doch hinter mir war nur der windige und eis glatte Wald zurück geblieben. Er war stehen geblieben. Wenn wirklich ein Wolf aus dem Wald gekommen war, dann war Stephan längst tot. Ich würde mir das nie verzeihen. Er war nur gestorben, weil ich zu feige war ein paar sekunden Vorsprung zu opfern und ihn mit zureißen. Ich erkannte die grausame Wahrheit. Sie traf mich wie ein Blitz und ich begann langsamer zu werden. Mir wurde übel und Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte fast zurück, doch ich wusste es war zu spät und der Anblick von Blut im Schnee würde mich dazu bringen mich zu übergeben. Schließlich blieb ich stehen.Meine Welt brach zusammen. Ich hatte gehofft das sich nun alles ändern würde, dass ich mein Leben neu beginnen kann, doch ich hatte alles zerstört. Ich war Schuld an so vielen zerstörten Leben, gebrochenen Seelen. Ich wollte so nicht weiter leben. Ich war am Ende. I ch konnte nicht mehr. Ich wollte mich einfach nur hinlegen, die Augen schließen und sterben. Ich schleifte zu einem Baum, zog meine Schuhe aus und kletterte hinauf. Es war mir egal, dass meine Füße anfingen zu bluten als sie mit der harten, kantigen Baumrinde in Berührung kamen. Ich kam oben an und legte mich so in eine Astgabelung, dass ich nicht herunterfallen würde wenn ich erst einmal tot war. Meine Augen wollten zu fallen. Ich war müde und hatte nicht den Willen mich ihnen zu wiedersetzen. Ich war kaputt vom laufen und meine Seele war ein einziges Loch, ein Wrack. Bevor ich meine Augen schloß sah ich wie eine dicke Eisschicht mein Blickfeld trübte und mich einschloß. "Jetzt kann ich wenigstens ungestört sterben", hallte es durch meinen Kopf.
Als ich erwachte war ich erstaunt eine braune Zimmerdecke aus holz über mir zu sehen und noch mehr darüber lebend in einem warmen Bett zu liegen. "Ich lebe", traf es mich wie ein Blitzschlag und ich hasste mich dafür. Mir stiegen sofort Tränen in die Augen und ich fühlte ein leere in mir. Ich schafte es nicht mal zu sterben. Ich hatte starke Schmerzen am Rücken, an den Füßen und im Magen. Ich wusste woher meine Rückenschmerzen und das Stechen in meinen Füßen kamen, doch warum hatte ich so grausame Bauchkrämpfe? Und noch wichtiger: Warum lag ich dort in diesem Raum, den ich vorher noch nie zuvor betreten hatte? Ich wusste es nicht und so versuchte ich mich zu bewegen. Bei dem Versuch allein tat mir schon alles weh, doch als ich bemerkte, das jemand neben mir liegt und eine Hand auf meinem Bauch hatte, bekam ich einen Schock. Ich starrte auf die Hand und erkannte sie sofort wieder. Also bin ich doch tot, dachte ich, endlich hast du mal etwas geschafft. Mein Blick lief seinen Arm entlang und schließlich blickte ich in Stephans Makelloses schlafendes, friedliches Gesicht. Ich lächelte, doch ich war eigentlich darauf vorbereitet gewesen, dass zerfetzte etwas zu sehen was nach dem Wolfsangriff übrig geblieben war. Ich konnte es nicht glauben und streckte meine Hand seinem Gesicht entgegen, während eine Träne über meine Wange lief. Stephan wurde schon von der leichten berührung meiner Fingerkuppe wach und öffnete langsam die Augen. Er fasste sanft nach meiner Hand und er sah sie verträumt an, fast so als könnte er nicht glauben, das sie sich bewegte oder überhaupt da war. Er sah auf das Kissen, wo ich vor ein paar Minuten noch gelegen hatte und war erstaunt darüber meinen Kopf nicht mehr darauf liegend sondern ein paar Zentimeter angehoben zu sehen, noch dazu mit geöffneten Augen. Ich lächelte weiter froh darüber auch noch im Tod bei Stephan sein zu dürfen. Plötzlich lies er meine Hand los und er sah mich entgeistert an. Ich hatte keine Ahnung was passiert war, doch ich hatte geahnt, dass es seinen Preis hat dort mit Stephan zusammen zu sein. Ich wollte gerade versuchen etwas zu sagen, als Stephan anfing selbstgespräche zu führen: "Das kann nicht sein. Das muss ein Traum sein. Sie war tot. Sie hatte keinen Puls und sie atmete nicht mehr." Ich verstand nicht wovon er sprach, doch ich konnte mich nicht zurückhalten. Meine Entschuldigung war viel zu wenig für das was ich ihm angetan hatte. "Es tut mir so Leid, das du wegen mir tot bist. Ich hätte dich mit ziehen müssen als die Wölfe aus dem Wald kamen. Ich weiss nicht genau wie ich gestorben bin, doch wahrscheinlich bin ich verhungert oder verdurstet. Eigentlich hätte ich einen schlimmeren Tod verdient gehabt...", es platzte alles so schnell aus mir heraus, dass ich noch mal von vorn anfangen wollte als ich Stephans ungläubigen und verwirrten Blick sah, er kam mir jedoch zuvor. "Was für Wölfe, wovon sprichst du? Ich? Tot? Nein, wir haben dich gestern gefunden und du hattest keinen Puls mehr. Du lagst auf einem Baum in einem riesigen Sarg aus Eis. Ich war als erster bei dir und ich wusste sofort, dass du tot bist. Du sahst so friedlich aus, als würdest du nur kurz schlafen und die Augen öffnen, würde ich an das Eis klopfen, dass tat ich dann auch. Ich klopfte erst leicht an den Sarg, dann immer stärker, doch er brach nicht. Die Schneekönigin versuchte mich zu beruhigen und mich zum aufhören zu bewegen aber ich wollte nicht. Ich wollte dich einfach nicht gehen lassen. Nicht nach so kurzer Zeit. Meine Kräfte verliesen mich schnell und schließlich hörte ich doch auf. Die Schneekönigin erklärte mir, dass das mit den Töchtern des Winters passierte, wenn sie kurz vorm sterben oder schon tot sind. Es gab also doch eine Chance. Ich ergriff sie auch auf das Risiko dabei zu sterben, denn wenn du bereits tot gewesen wärst, wäre auch ich beim Versuch dein Grab zu schänden gestorben. Ich legte meine Hände auf den Sarg und drückte sie Sanft dagegen. Es funktionierte. Meine Hände sanken durch das Eis und kamen ganz durch. Ich berührte leicht dein Gesicht nur um festzustellen, dass du noch kälter warst als der Sarg. Ich legte meine Hände an deine Halsschlagader und prüfte deinen Puls. Du hattest keinen. Ich grub meine Hände unter deinen Rücken und holte dich aus deinem beinahe sicheren Grab. Ich legte mein Ohr an deinen Mund und unter deine Nase. Kein Atem. Du warst tot. Ich meine du hattest keinen Puls und du hast nicht mehr geatmet. Ich hob dich vom Boden drückte dich an meine Brust, stand auf, begann zu gehen und fing an zu weinen. Die Tränen liefen ohne Erlaubnis oder Vorwarnung über meine Wangen. Sie fielen auf dein Gesicht und es hätte beinahe so ausgesehen als würdest du mit mir weinen. Hättest du nicht die ganze Zeit gelächelt. Ich trug dich nicht in den Eispalast. Ich brachte dich hierher. Zu mir nach Hause. Ich wollte dich bei mir haben. Fabian konnte dir auch nicht mehr helfen. Er war ebenfalls von deinem Tot überzeugt und jetzt liegst du hier neben mir und hörst dir an wie du gestorben bist." Er sah mich fassungslos an. ich konnte ihn verstehen. Ich konnte es selbst kaum glauben. Die Wahrheit, dass wir beide noch am Leben waren, breitete sich im Zimmer aus und wir begriffen es gleichzeitig. Plötzlich ohne Vorwarnung schlossen sich starke Arme um meine Taille und drückten mich fest an eine starke von Muskeln durchzogene Brust. Stephan drückte mich fest an sich und nach ein paar perplexen Sekunden erwiederte ich die Umarmung. Ich legte meine Kopf an seine Brust als hätte ich es schon tausendmal getan und Stephan streichelte über meinen Rücken. Ganz sanft fuhr er meine Wirbelsäule hinauf und hinunter. Eine einzelne Träne des Glücks rollte über mein Gesicht und lief auf mein Kinn zu, doch Stephan hatte das Beben in meinem Körper gespürt und wischte sie weg. Ich wusste nicht wieso, aber plötzlich schlug mein Herz schneller und ich fragte mich ob er es hören konnte. Aber er konnte nicht auch nicht als er seine warmen Finger an meine Hals legte, genau dort, wo das Blut konzentriert entlang fließt und jeder seinen Herzschlag spüren kann. Ich dachte daran, wie peinlich es wäre wenn er meinen viel zu schnellen Herzschlag spüren würde, doch als er versuchte etwas zu fühlen oder zu zählen, sah ich ihm an das es nichts zu fühlen gab. Ich hatte keinen Puls. Stephan sagte mir ich solle mich hinlegen und still halten. Ich tat was er gesagt hatte und lies meinen Kopf wieder in die Kissen sinken. Ich bewegte mich nicht doch ich atmete hörbar auf als er eine Hand etwas oberhalb meines Bauches legte und sein Ohr knapp über meinem Mund schweben lies. Mein Atem ging schneller und meine Wangen wurden rot, als ich wieder an das gleiche von gerade dachte. Mein Atem ging schneller und dass nur weil ein Freund von mir seine Hand auf meinen Bauch legte und versuchte ein Lebenszeichen an mir zu finden. Als er den Kopf wieder hob sah er noch verwirrter aus als vorhin. Er konnte also auch keinen Atem spüren. Keinen einzigen Luftzug, doch ich atmete. Ich holte immer wieder Luft und als ich die Hand vor meinen Mund halte spüre ich einen leichten Windzug, während ich ausatme. Ich starrte ihn entgeistert an und fragte mich, was er wohl denkt. Ich griff nach seiner Hand, doch diesmal blieb mein Herz ruhig und als ich zwei seiner Finger auf meine Schlagadern legte, beobachtete ich wie sein Gesicht sich vollkomen veränderte. Erst schien er glücklich einen Beweis dafür zu haben, dass ich lebte, dann schien er entsetzt erst jetzt etwas zu spüren obwohl gerade eben noch scheinbar nichts mein Blut vorantrieb und schließlich lächelte er, doch sein Blick war weit weg. Ich schüttelte ihn an der Schulter und nahm seine Hand vor meinen Mund wo ich ausatmete und er es zu spüren bekam. Sein Gesicht spielte alles noch einmal durch, aber bevor er in eine Starre viel sprang er aus dem Bett rannte auf meine Seite und zog mich heraus. Ich trug nur ein schlichtes dünnes Nachthemd und Stephans Hemd. Offenbar wollte er mich wärmen, während ich vermeintlich tot war. Er selbst hatte keins an und stand nur in Jeans vor mir. Er stand nicht lange, denn sehr schnell machte er ein paar Schritte auf mich zu und legte seine Hände oberhalb meiner Hüfte und hob mich hoch. So drehte er sich mit mir, während ich lachte und leicht panisch kicherte. Wir drehten uns ein paar minuten im Kreis, doch dann setzte Stephan mich wieder ab und ich betrachtete seine Muskeln, die sich leicht unter der Haut absetzten. Er hatte seine Hände nicht von meiner Hüfte genommen und blickte in meine Augen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber kein Wort hervor. In diesem Augenblick kam Fabian zur Tür herein und blieb beim Anblick meiner lebenden Wenigkeit stehen. Er schien förmlich zu erstarren und stotterte vor sich hin ohne ein vernünftiges Wort auf die Reihe zu bekommen. Er hatte so große Augen, dass ich glaubte in ihn hinein gucken zu können. Plötzlich kam er ein paar Schritte auf mich zu und ich erschreckte mich zu Tode. Stephan lies eine Hand fallen, legte jedoch seinen Arm um mich, während Fabian zwei Finger an meinen Hals hielt und versuchte meinen Puls zu messen. Seine Hand sank langsam und er trat einen Schritt zurück um mich verständnislos anzustarren. Ich verstand das alles nicht. Es war mir zu komplieziert. Ich hatte schon wieder keinen Puls. Ich atmete schneller und fragte mich ob sie sahen, wie schnell sich meine Brust sank und hob. Ich fragte sie laut ob sie sahen wie ich tief in den Bauch atmete und bekam ein Nein zur Antwort. Mein Puls war wieder ruhiger und ich forderte Fabian auf erneut seine Finger an mein Halsschlagader zu legen. "Und? Spürst du etwas?", fragte ich mit klarer Stimme und weit entfernten Augen. "Ja.", antwortete er verblüfft, "Aber wieso?" Ich wusste es nicht. Er hatte seine Finger immer noch an meiner Ader und ich wollte etwas ausprobieren, also kontzentrierte ich mich auf meinen Puls und lies ihn in meinem Kopf immer langsamer schlagen und schließlich stoppen. Es funktionierte. Fabians Augen wurden mit einem Schlag groß und er überlegte offensichtlich, als gelehrter Artzt, wie so etwas möglich sein konnte. Ich glaubte nicht daran, dass je überhaupt jemand den Grund oder eine vernünftige Antwort darauf finden würde. Wie auch? Ich verstand es selber nicht. Ich wusste dass es unmöglich war, aber mein Leben hatte sich in letzter Zeit immer mehr in unmögliches verwandelt, doch selbst für die anderen war es ungewöhlich. Ich hatte keine Ahnung warum, aber mich erschreckte es nicht mehr. Mein Leben war nun erfüllt von Magie, ich hatte keinen Grund zu zweifeln, dass ich und mein Körper von jetzt an ebenfalls ein kleines Wunder sein würden. Fabian hatte angefangen den Kopf zu schütteln. Offenbar hatte er auch aufgehört über mögliche Gründe nachzudenken. Stephan lies mich auch weiterhin nicht los als plötzlich meine Beine nachgaben und ich hingefallen wäre, hätte er mich nicht aufgefangen. Ich hatte es vorher wahrscheinlich nicht bemerkt, doch nun fing mein Magen an schrecklich zu schmerzen und meine Kehle wie Feuer zu brennen. Ich brachte kein Wort durch meinen trockenen Hals und im gestikulieren war ich noch nie gut. Aber das brauchte ich auch nicht, denn anscheinend waren wir wieder im Bereich des Möglichen. Fabian hatte die Stirn in Falten und sagte Stephan er solle mich ins Bett bringen. Ich war im Begriff auf zustehen, doch das interessierte ihn herzlich wenig. Er lies eine Hand an meiner Hüfte, so dass er meinen Rücken stützen konnte und schob seinen anderen Arm unter meine Kniekehlen. Ich sagte ihm er solle mich runter lassen und dass ich die zwei Schritte auch hätte gehen können. Er antwortete nur knapp: "Ich habe angefangen bei Fabian zu lernen und du glühst wie ein Ofen. Außerdem hast du seit drei Tagen keine Nahrung oder auch nur Wasser zu dir genommen. Wir hatten Glück. Eigentlich könntest du jetzt wirklich tot sein." Ich sah die Angst in seinen Augen und bekam selbst panik. Er ging zum Bett und ich versuchte mich so leicht wie möglich zu machen. Stephan hob die Decke an und ich kroch darunter. Er hohlte ein Glas und füllte es mit kaltem Wasser. Doch gegen meine Erwartungen nahm er ein Tuch aus einem Schrank und tränkte es mit dem flüßigen Gold. Er kam zu mir ans Bett und legte das Tuch vorsichtig auf meine Stirn. Es fühlte sich an als hätte er mir Eiswürfel an die Stirn gelegt und drückte nun mit aller Kraft gegen meinen Kopf. Ich bekam Gänsehaut. Er sah wie mein Körper von einem Schauer geschüttelt wurde und lief auf seine Seite des Bettes. Dort angekommen legte er sich zu mir unter die Decke. Er rückte näher zu mir, doch kurz bevor er mich in die Arme schließen wollte sah er mir fragend in die Augen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Als hätte jemand die Zeit angehalten und dieser Moment würde für immer in meinem Kopf bleiben. Dies war der Moment in dem ich mich in Stephan verliebte. Es war wie eine Art Erkentniss. Ich sah diesem einen Menschen in die Augen und wusste, dies war der Mann mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Ich brachte kein Wort heraus. Ich nickte und wie auf Kommando schlossen sich warme Arme um meine Mitte und ich spürte Stephansmuskeln an meiner Seite. Er schob eine Hand unter der Decke hervor und legte sie an meinen Kopf. Er drückte leicht und schob meinen Kopf unter sein Kinn. So lagen wir da. Ich atmete seinen süßen Duft und sah wie sich seine Brust leicht hob und senkte, während er atmete. Fabian war aus dem Zimmer gegangen und kam nun wieder und war leicht iritiert uns so vorzufinden. Er lies sich nicht weiter beirren und trat an meine Seite. Er drehte meinen Arm und nahm eine Nadel. Ich hatte schon immer Spritzen gehasst aber Stephans Anwesenheit beruhigte mich. Ich bekam das Einstechen nicht mit und alles weitere auch nicht. Ich konnte nur an Staphanshand denken, die meine fest umklammert hielt. Es war als würde ich träumen. Ich hatte mich noch nie verliebt und auch noch nicht besonders viel Liebe abbekommen uund nun ganz plötzlich hatte ich einen Menschen gefunden, der mich offenbar mochte. Ich dachte darüber nach und musste nicken. Ja, würde er mich nicht mögen hätte er nicht neben meiner vermeindlichen Leiche gelegen oder würde mich jetzt wärmen um mein Leben zu retten. Er hatte mich ja auch Stunden lang gesucht. Ich konnte es fast nicht aushalten. Er mochte mich! Diese Tatsache kam in diesem Moment zwar nicht ganz an, doch ich musste trotzdem grinsen. Mir wurde ganz langsam schwindlig und nachdem ich vielleicht 1 minute gegen die Ohnmacht gekämpft hatte lies ich mich einfach in die, durch Stephans Hand, beruhigende Schwärze fallen. Ich schlief, bedauerlicherweise traumlos. Ich wusste, ich hätte schon in diesem moment von Stephans und meiner Zukunft geträumt, doch das tat ich nicht. Ich träumte gar nicht. Keine Bilder huschten durch mein Unterbewusstsein und brachten mich zum lächeln oder zum weinen würde ich aufwachen. Ich wachte auf. Naja...Ich wurde mehr oder weniger aufgeweckt. Stephan strich mit seiner freien Hand über mein Haar, während die andere weiterhin meine umklammerte als brauchte er meinen Halt und meine Hilfe und nicht anders herum.
Tag der Veröffentlichung: 15.02.2012
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