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„Komm und schau dir diesen Mist an!“ Jenny zerrt mich von den Schulranzen weg, die vor den Bioräumen liegen. Ich stolpere und wäre fast hingefallen, doch Jenny nimmt keine Rücksicht und zieht mich durch die Gänge zum Vertretungsplan.
„Was ist denn los?“, will ich von ihr wissen. Sie deutet auf die 5. und 6. Stunde der 8a am Mittwoch. „Jetzt schau doch mal hin, Nina!“, fährt sie mich an, während ich seelenruhig an meinem Apfel knabbere. Ich seufze. Jenny hat diese Gabe Leute zu etwas zu zwingen, ich habe (vergeblich) versucht sie ihr abzugewöhnen.
Doch jetzt bemerke ich es auch. „Na toll“, murre ich und versenke das Kerngehäuse in dem nächstbesten Abfalleimer. Jenny nickt. „Zwei Stunden Spanisch morgen, bei unser innig geliebten Lehrerin Frau Andresco.“ Sie zieht den Namen unserer Spanischlehrerin in die Länge.
„Wer ist bei uns geliebt?“,
ertönt eine Stimme hinter uns. Wir drehen unser um und erblicken Josephine. „Hi!“ Sie grinst und stemmt die Hände in die Hüften. „Also, wer soll bei uns beliebt sein?“ „Frau Andresco!“, rufen Jenny und ich und rollen mit den Augen. Josephine runzelt die Stirn. „Und wie seid ihr aus das Thema gekommen?“, will sie von uns wissen, „mir wäre jedes andere Thema recht, als Spanisch, solange ich nicht gestört bin.“
Und schon fällt Jenny über sie her und erklärt ihr haargenau die Sache mit der Doppelstunde Spanisch. Als ob es da so viel zu reden gibt. Josephine wickelt ihr Pausenbrot aus und beißt hinein. „Vielleischt könnte esch morgen schneien, dann kriegen wie Schulfrei“, schlägt sie mit vollem Mund vor und kaut angestrengt. Ich winke ab. „Vergiss es. Bei 23 Grad im Schatten ist es ein bisschen zu warm für Schnee.“
Die Schulglocke schrillt und wir traben zurück zu den Bioräumen. Jenny redet immer noch wie wild auf Josephine ein. „Oder wir sabutieren ihre Reifen oder wir-„ Josephine schneidet ihr das Wort ab. „Bitte halt mal fünf Minuten die Luft an“, fleht sie und schwingt sich ihren Rucksack über die Schulter. Auch ich schnappe mir meine Tasche.
„Hallo Nina!“
Ich drehe mich um und blicke in das sonnengebräunte Gesicht von Mike. Er streicht sich seine halblangen braunen Haare aus dem Gesicht und grinst. Ich lächele schüchtern zurück.
„Hi!“
Momentmal, hi? Ist das alles, was ich in diesem Zustand sagen kann? Meine Knie werden weich. Zum Glück gesellt sich Mike zu seinen Freunden, ehe ich etwas anderes sagen kann (wozu ich sowieso nicht in der Lage bin). Mit geröteten Wangen lasse ich mich von dem Strom meiner Klasse in den Biologie Raum treiben. Frau Millers, unsere Biologielehrerin steht hinter dem Lehrerpult und wartet ungeduldig, dass wir uns setzen. Ihr Spitzname ist Milbe und ich muss sagen, da haben wir uns selbst übertroffen. Sie hat viel zu große Augen, die olivgrün sind, eine kleine Nase und schmale Lippen. Ihr Haar hat die Farbe von faulem Kohl. Daher Milbe.
Ich lasse mich in der zweiten Reihe fallen. Als ich bemerke, dass Mike direkt vor mir sitzt, wäre ich am liebsten wieder aufgesprungen, doch zu spät. Jenny und Josephine sitzen zu meiner Linken, rechts von mir hat sich Paul niedergelassen und kramt angestrengt in seiner Federtasche.
„Guten Morgen“, schnarrt Frau Milbe mit tonloser Stimme und verengt die kalten Augen zu schmalen Schlitzen. „Bevor ihr es euch hier zu bequem macht, möchte ich doch einmal testen, was ihr letzte Stunde behalten habt.“ Ihr Blick wandert über die Reihen und bleibt schließlich an mir haften. „Nina, komm doch einmal bitte nach vorne und du Luna ebenfalls.“ Luna Maus hat ihrem Namen bereits alle Ehre gemacht, sie ist still, ruhig und schüchtern, die graue Maus bei uns in der Klasse. Sie sitzt tief über ihrem Stuhl zusammen gesunken und zuckte erschrocken zusammen, als die Milbe sie aufruft. Seufzend erhebe ich mich und versuche mir so gut es geht das zusammenzurufen, was mir in diesem Test nützlich sein könnte. Biologie ist keine Stärke von mir, aber ich hatte letztes Jahr immerhin eine zwei auf dem Zeugnis.
Frau Millers streckte die knochige Hand aus und reicht mir eine Kreide. „Wir haben uns letzte Stunde über die biologischen Namen verschiedener Themen unterhalten. Ich nenne einige Tiere und ihr nennt mir die biologischen Namen. Ihr anderen schreibt gefälligst mit!“, keift sie und fängt leiernd Namen vorzulesen. Hund, Maus, Pferd, Schlange, Krokodil und was sie nicht alles aufzählt.
Als Frau Millers eine kurze Pause macht, sehe ich zu Josephine, die den Daumen hochreckt. Kein Wunder, sie ist ein Ass in Bio und hat keine Schwierigkeiten jeden Knochen von Tieren auswendig zu lernen. Auch Jenny kommt anscheinend gut voran. Ich meinerseits komme auch gut mit, bis Frau Millers das Buch zuschlägt und sich zu uns umdreht.
„Dann wollen wir mal sehen, wie schlecht ihr dieses Mal wart“, sagt sie mit gehässiger Stimme. „Tafeln umklappen.“ Ich klappe die Tafel nach vorn und gehe ohne ein weiteres Wort zu meinem Platz zurück.
„Luna, auch du!“ Erstaunt drehe ich mich um, ich dachte Luna hätte schon umgeklappt. Als das Quietschen der Tafel ertönt, sehe ich, dass Luna drei von sieben biologischen Namen aufgeschrieben hat. Alle Achtung, für eine graue Maus ist das doch eine große Leistung! Ihr denkt jetzt wahrscheinlich das ich ironisch gemeint, doch sie sagt sonst nichts. Die Milbe wendet sich an Luna, ein dünnes schmallippiges Lächeln ziert ihre Lippen.
„Nun Luna, da musst du dich aber noch anstrengen, wenn du uns die Ehre erweisen willst, dass du hierbleibst. Das wird kaum mehr, als für eine vier reichen. Eine vier minus.“ Die graue Maus nickt stumm und schleicht zu ihrem Platz zurück, wo sie wieder in sich zusammensackt. „Nina“, sagt Frau Milbe eindringlich, bis ich den Kopf hebe und sie ansehe. „Du hast dich wenigstens verbessert, im Gegensatz zu letzter Stunde. Das ist eine zwei.“ Meine beiden Freundinnen drehen sich zu mir um und Jenny umarmt mich. „Super!“, wispert sie und lächelt. Mike hält mir die Hand hin und ich klatsche ihn ab. „Eine gute Leistung bei der“, flüstert er und zwinkert mir zu. Paul klopft mir auf die Schulter, als hätte ich einen Marathon gewonnen.
Falls ihr Wissen wollt, was an einer zwei so toll sein soll, lasst es mich kurz erklären. Seit der sechsten Klasse hatte kein einziger eine eins bei Frau Millers. Es gab nur wenige zweien, viele dreien und vieren und einige fünfen und sechsen, daher ist es eine gute Leistung bei der Milbe eine zwei zu kriegen.
In der Fünften war ein Junge namens Simon in unserer Klasse, ein Streber, der immer nur angegeben hat, wie reich und toll er wäre. Dann ist er zum Glück weggegangen, um auf eine Privatschule zu wechseln. Tja, wie es scheint vermisst ihn niemand so wirklich. Er hatte keine Freunde, ein Mof (Mensch ohne Freunde) eben.
„Ja, freu dich Nina, doch ich würde es vorziehen jetzt mit dem Unterricht fortzufahren“, reißt mich die Stimme von Frau Millers aus den Gedanken. Ich setze ein gezwungenes Lächeln auf. „Natürlich Frau Milb- äh Millers, ich würde mich aber mehr freuen, wenn wir über den Körperbau und nicht über den biologischen Namen von Tieren reden könnten.“
Plötzlich grölen alle los, Paul jauchzt und alle kichern. „Ja, mich würde es interessieren, wo Fliegen ihren Penis haben!“, ruft der perverse Jan-Arne über die Menge, fängt sich jedoch gleich eine Kopfnuss von Tom ein. Die Milbe blickt mich wütend an, doch ich starre nur ausdruckslos zur Tafel. „Spitze!“, meint Josephine zu mir.
„Okay, beruhigt euch mal wieder“, schreit Frau Milbe über die Menge und klopft auf den Tisch. Nur sehr langsam kehrt Ruhe ein. „Ihr hattet euren Spaß und jetzt habe ich meinen.“ Sie lächelt und zeigt ihr kleinen, spitzen Zähne. „Tom, komm an die Tafel und zeige uns anhand des Tafelbildes, das ich vorbereitet habe, was du erkennen kannst.“
Quälend langsam zieht die Biostunde vorüber. Gelangweilt hänge ich über einem Block und schreibe hin und wieder ein paar Notizen mit und knabbere an meinem Bleistift. Auf einem Extrablatt kritzele ich irgendwelche Zeichnungen hin, umrande sie mit Herzchen und Sternchen und schreibe oben N+M hin. Die Glocke schrillt zehn Minuten später. Alle springen auf und verlassen eifrig den Biologieraum. „Was haben wir jetzt?“ Mike dreht sich zu mir um. Blitzschnell verdecke ich die Herzchenkunst und denke rasch nach. „Ähm...“, mache ich. „Wir haben jetzt…“
„Englisch bei Herrn Hudge, Mike.“ Sarah steht hinter uns und lächelte kokett. „Komm, sonst kommen wir noch zu spät! Sobald Nina ihre Stimme wieder hat, kommt sie bestimmt nach.“ Sie grinst mich gehässig und packte Mike am Arm. Er grinst mir kurz zu und lässt sich von Sarah wegziehen. Ich stemme die Hände in die Hüften. „Was für eine miese Schlampe!“ Jenny legt mir beruhigend die Hand auf die Schulter und auch Josephine hilft mir, mich aus dem Biologieraum zu bugsieren und in Richtung Klassenzimmer zu schieben. „Kümmere dich nicht um Sarah“, versucht Jenny mich zu beruhigen. Die hat leicht reden. Seit drei Monaten ist sie mit Jonathan zusammen und bis über beide Ohren verliebt. Aber das wundert uns nicht, denn mit ihrer schlanken Figur, ihrem schulterlangem, kastanienbraunem Haar und den rehbraunen Augen gilt sie zu den It-girls in unserer Klasse. Ich und Josephine sind eher die Normalos, obwohl Josie klug und sportlich ist und auch schon den ein oder anderen Jungen an den Lippen kleben gehabt hat. Sie hat lange, blonde Locken, darf ich vorstellen, Goldlöckchen das Zweite.
Ich bin zurzeit single, mit etwas Glück, könnte ich mir eventuell Mike angeln, doch damit beginnt der Kampf um ihn mit meiner Konkurrentin Sarah und die ist das zickigste, und leider auch beliebte Mädchen in unserem Jahrgang. Okay, sie ist hübsch, keine Frage, aber muss sie gleich mit fünf Jungs gleichzeitig knutschen? Und jetzt denkt nicht ich rede Schwachsinn, bei der letzten Party, hat sie tatsächlich mit zwei jungs gleichzeitig rumgemacht.
„Komm, los, dort steht er, sprich ihn an!“ Josephine stößt mir schmerzhaft den Ellenbogen in die Rippen und grinst mich breit an. „Wen?“, frage ich seltendämlich. Meine Freundinnen verdrehen gleichzeitig die Augen. „Siehst du hier sonst noch jemanden gut aussehenden?“ Ich lasse meinen Blick über das Obergeschoss schweifen. Nein, außer ein paar pupertierenden Siebtklässlern und einigen Strebern, die mit Mathe- und Physikbüchern umherschweben, sehe ich nur Mike. „Und was soll ich zu ihm sagen?“, frage ich hilflos und verstelle die Stimme: „Hallo Mikey-boy, heute schon die Vogue gelesen? Oh, bitte!“ Jenny stöhnt auf. „Du brauchst dringend Nachhilfe im flirten und Smaltalk. Frag ihn doch, ob er heute schon was vorhat und gehe mit ihm ins Freibad, heute werden es 25 Grad. Ich und Jonathan gehen auch, kommt doch mit! Josephine hat Tennis.“ Der Gedanke mit Jenny und Jonathan ins Freibad zu gehen klingt nach einer tollen Idee, leidergibt es das Problem, dass ich in dem Thema Liebe und Flirten ungefähr so weit bin wie eine Blattlaus.
„Wenn du ihn nicht auf der Stelle fragst, erzähle ich ihm, das zu mit acht noch an deinem Kuschelelefanten genuckelt hast“, droht Josie mir und hebt den Zeigefinger. „Das ist Erpressung! Außerdem habe ich das nur gemacht, weil Sven mir Mehlwürmer aufs Kissen gelegt hat!“ Jenny grinst. „Das weiß er doch nicht.“
Wenn ihr es wissen wollt, als ich acht war, hat mein drei Jahre älterer Bruder Sven mir Mehlwürmer auf mein Bettkissen gelegt hat, was ich leider erst am Tag darauf bemerkt habe, als Jenny mich gefragt hat, ob ich einen Holzkopf hätte, denn da wären Holzwürmer in meinem Haar. Ich habe das ganze Haus zusammen geschrien und Sven hat zwei Wochen Hausarrest bekommen, zurecht.
Ich schaue meine beiden Freundinnen an, als solle ich den Mount Everest besteigen, im Bikini! „Wenn ich mich zu Tode blamiere, werde ich nicht eher ruhen, bis ich euch habe und dann…“ Ich balle die Hände und wusche hin und her, bis ich mich umdrehe und auf Mike zugehe. Mein Herz klopft bis zum Hals und ich wünsche mir auf der Stelle, Gott hätte ihn nicht so hübsch gemacht.
Mike dreht sich überrascht um, als ich neben ihn trete. Dann lächelt er sein spezielles Lächeln und sieht mich fragend an. „Ähm…hi, also…..hast du Lust…heute Nachmittag mit mir ins Freibad zu gehen?“ Mike schaut mit spöttisch und spaßig zugleich an. „Ich dachte eigentlich, wir schwimmen ins Freibad“, witzelt er und überlegt. „Ich kann aber leider erst um vier, ist das okay?“ „Ja.“ Stumpf und gerade heraus. „Okay, um vier am Eingang, in Ordnung?“ Ich atme erleichtert aus. „Ja klar“, rufe ich fröhlich und schwebe zurück zu meinen Freundinnen. Anhand meines Grinsens und meiner ich-bin-das-glücklichste-Mädchen-auf-der-Welt Miene, wissen sie sofort was er gesagt hat. „Hätte er nein gesagt, hätte ich ihn gleich vermöbelt“, stellt Josephine klar und klatscht mich ab. „Um vier? Wahrscheinlich hat er vorher Fußball.“ Jenny verdreht die Augen. „Jonathan geht auch viermal in der Woche! Da bleiben-„ „Da bleiben euch noch drei Tage“, brummte Josie und hakt uns unter.


2. Kapitel

„Wo bleibt er nur?“ Jenny schaut zum siebzehnten Mal auf die Uhr. Ich habe mitgezählt. Wir stehen seit fünf Minuten vor dem Eingang des Waldfreibads und es ist gerade mal fünf nach vier.
„Er kommt schon noch, Mike ist ja auch noch nicht da“, versuche ich sie zu beruhigen, doch so hibbelig wie sie ist, bringt es nicht viel. „Das wundert mich auch“, kontert sie und klimpert mit den langen Wimpern. Wenn ich mich nicht irre, habe ich das Gefühl, dass Jenny, seit sie mit Jonathan zusammen ist, viel kürzere Kleider trägt und sich mit Schminke zukleistert. Heute trägt sie ein meerblaues Marinekleidchen mit dazu passendem Gürtel und Ballerinas. Ich habe nicht viel rumgefuscht, mir nur ein grünes Top und eine Hotpan angezogen, dazu meine Ledersandalen und meine Sonnenbrille im Schneeleoparden Design. Geschminkt habe ich mich wenig, denn die schwimmt ja sowieso danach im Wasser.
Ich schultere meine Badetasche und rücke genervt meine Sonnenbrille zurecht. „Wenn du noch einmal auf die Uhr schaust, werfe ich dich gleich ins Wasser.“ Jenny seufzte. „Echt mal Nina, du hast viel zu viel Verständnis für das Verhalten von Jungs. Sie kommen zwar immer zu spät, aber sie können sich ja wenigstens mal ein bisschen anstrengen.“
„Na na, immer kommen wir nicht zu spät, mir ist was dazwischen gekommen.“ Mike biegt um die Ecke, auf seinem Mountainbike und fährt einen Kreis in den Kies. „Doch, ihr kommt wohl immer zu spät“, ruft Jenny und wirft zum achtzehnten Mal auf die Uhr. Während Mike sein Fahrrad abschließt schaut sie interessiert die Straße entlang. Ich verschränke die Arme vor der Brust und schau ihm dabei zu, bis er sich aufrichtet auf mich zu geht und mich freundschaftlich (leider) umarmt. „Tut mir Leid, wegen der Verspätung“, flüstert er mich zu und löst sich von mir, um auch Jenny zu begrüßen, die die Umarmung nicht beachtet.
„Macht doch nichts“, winke ich ab, als ein Klingeln ertönt du Jonathan über die Straße fährt. Er springt elegant von seinem Fahrrad und stellt es ab. Schneller als Mike hat er es angekettet, küsst Jenny auf den Mund und schlingt die Arme um ihren Hals. „Lass mich, ich bin sauer auf dich“, brummt diese, doch ein Hauch von Amüsant schwingt in ihrer Stimme mit. Jonathan macht ein mitleidiges Gesicht. „´Tschuldigung“, nuschelt er, nimmt ihre Hand und küsst sie gleich nochmal auf die Wange. Ich bin nicht mal sicher, ob er eigentlich weiß, was er falsch gemacht hat, aber Jenny schmilzt wie Butter in der Pfanne. „Ich lasse es noch einmal durchgehen“, gibt sie nach. Hand in Hand gehen die beiden zum Automaten, um ihre Eintrittskarten zu kaufen. Ich und Mike schlendern hinterher. „Süß“, flüstert er und wird beide müssen kichern. Er ist witzig, hübsch, klug, was will man(n) mehr?
Keine fünf Minuten später liegen wir ausgestreckt auf unseren Badetüchern und sonnen uns. Neben mir springt Jenny plötzlich auf. „Verdammt ich habe keine Sonnencreme mit!“, kreischt sie hysterisch und die umliegenden Leute starren uns verstört an. Jonathan grinst sie an. Mike kramt in seiner Tasche und zieht triumphierend eine Flasche 25-er Sonnenmilch heraus. Ich grinse ihn an, (denn ich habe auch nicht dran gedacht, was Liebe nicht alles macht), und strecke die Hand aus. „Her damit, bitte!“ Ich setze ein Schmollgesicht auf und Mike lacht. „Oh Mann, bei solchen Mienen kann ich nicht widerstehen“, kichert er und wirft die Tube mir zu. Während ich mich eincreme, lässt sich Jenny von Jonathan einschmieren. „Soll ich dir den Rücken eincremen?“, fragt Mike, als er meinem sehnsüchtigen Blick folgt. Ich schrecke hoch. „Äh…ja, gerne“, stottere ich und halte ihm die Tube hin. Ich streckte mich auf meinem Handtuch aus und zucke zusammen, als die kühle Creme meinen Rücken berührt. Jenny grinst mich an und reckt unauffällig den Daumen hoch. „Ist die eigentlich wasserfest?“, fragt sie zum Themawechsel und ich klatsche mir die flache Hand ins Gesicht. Oh Jenny!
„Ja klar!“ Mike versenkt Sonnenmilchflasche in seiner Tasche und springt auf. „Wer zuerst im Wasser ist!“, johlt er und sprintet in Richtung Wasser, dicht gefolgt von Jonathan. Jenny und ich folgen ihnen gemächlich. „Jungs“, murmelt sie und winkt mit ihrer Hand vor dem Gesicht rum.
„Na komm, das Wasser beißt nicht“, erkläre ich ihr beruhigend.
„Sicher? Was ist mit meiner Schminke, nachher sehe ich aus wie Dracula!“
„Du siehst klasse aus, so wie Jonathan dich angegafft hat.“
Jenny will gerade protestieren, doch ich packe sie am Arm und zerre sie mitten hinein ins kühle Nass. Mit einem spitzen Schrei paddelt sie im Wasser, während wir uns einen ablachen. Jenny keucht und prustet. „Das kostet dich nicht nur deinen Hals!“, ruft sie mir zu.
Suchend sehen wir uns um. Da sind die Jungs ja, sie haben alles mitbekommen. Jonathan krault zu seiner Jenny, obwohl wir hier stehen können und legt den Arm um ihre Taille. „Starke Aktion.“ Er nickt mir anerkennend zu. „Sonst hätten wir sie nie ins Wasser gekriegt.“
„Na klar!“, faucht Jenny und springt auf ihn zu. Sie spritzt ihn nass und kurz darauf raufen die beiden, wo beide aufschreien.
Plötzlich spüre ich zwei Hände auf meinen Hüften und da werde ich hoch gehoben, als wäre ich eine Puppe. „Wird Zeit, dass du richtig baden gehst“, meint Mike und lässt mich ins tiefe Wasser fallen. Das Wasser schlägt über meinem Kopf zusammen und prustend tauche ich auf. Als ich Jonathans, Mikes und Jennys Lachen höre, muss ich mit einstimmen. Ich spritze Mike nass. „Mach das nicht nochmal!“, knurre ich spielerisch. Er macht ein entschuldigendes Gesicht und ich weiß in dem Moment nicht, ob ich ihm eine klatschen oder ihn ertränken soll.
Als wir wenig später uns am Kiosk ein Eis holen wollen, mache ich eine weniger tolle Entdeckung. An der Theke gelehnt und lachend, wer ist dort? Sarah. Diese blöde Kuh hat mir gerade noch gefehlt. Sie bemerkt mich natürlich sofort und kichert. „Woher hast du denn dieses altmodische Teil“, ruft sie laut, „von Kik?“ Okay, mein Bikini ist nicht das neueste Teil, doch wenigstens passt er.
„Halt die Klappe, Sarah!“, funkt Jenny dazwischen, die an Jonathan gelehnt an ihrem Wassereis lutscht. Sie funkelt die Zicke an, die die Lippen zusammen kneift und davon stolziert. Gelangweilt schaut Jonathan ihr nach. „Die sollte sich mal einer Schönheitsoperation unterziehen, nicht das die Kuh noch schwarze Flecken kriegt.“ Widerwillig muss ich kichern und kaufe mir schließlich ein Nusseis. Mike schaut mich angewidert an.
„Du magst Nüsse?“, fragt er. Ich schaue ihn verwundert an. „Ja, du nicht?“ Er schüttelt den Kopf. „Ich bin allergisch gegen Nüsse, wäre nur schade, wenn ich den ganzen Tag Abstand halten müsse.“ Oh Gott, warum muss der eigentlich ständig flirten, auch noch nach seiner süßen Art?

Als ich nach einem sehr romantischen Nachmittag, an dem leider nicht mehr viel passiert ist, meine nassen Sachen im Badezimmer aufgehängt habe und mich in mein Zimmer verzogen habe, klingelt mein Handy.
„Hallo?“
„Hi Nina!“, ertönt Josephines Stimme, „ich wollte nur mal fragen, ob du Lust hast mit mir morgen in die Stadt zu fahren? Ich möchte einen Blick in dieses neue Antiquitätengeschäft von Herrn Leander werfen. Du weißt schon, dieser komische Kauz mit dem Quasimodo-Blick.“
„Wann denn? Ich kann erst ab fünf, vorher habe ich Klavier.“
„Wollen wir uns dann um fünf vor der Eisdiele „Frostbeule“ treffen?“
„Geht klar.“
„Okay, ciao!“
„Ciao.“
Ich lege auf und sehe aus dem Fenster, als es klopft. Nach einem „Herein“ meinerseits, lugt mein großer Bruder Sven herein. „Was ist?“
„Wie wäre es mit einem Hallo attraktiver Bruder, was kann ich für dich tun?“, meint er grinsend und schnappt sich eine meiner Zeitschriften. „Darf ich mir die ausleihen?“, fragte er und ich hebe die Augenbrauen. „Was willst du denn mit der Bravo?“, frage ich grinsend und betone den Namen der Zeitschrift. „Die das Poster von Miley Cyrus´ kleiner Schwester an die Wand hängen?“
Sven verdreht die Augen. „Verdammt, Nina, ich will mir nur ein paar Flirttipps holen, Sonja und ich gehen heute Abend ins Kino und ich will guten Eindruck machen.“ Er grinst verlegen. „Wenn du verstehst was ich meine.“
„Was, du glaubst nach einer Beziehungsdauer von fünf Monaten liebt sie dich nicht mehr?“ Sven streicht sich seine schwarzen Haare aus dem Gesicht. „Darf ich nun?“, wechselt er schnell das Thema. Ich werfe mit einem Kissen nach ihm. „Jetzt verzieh dich schon.“ Er wedelt mit der Zeitschrift und schließt die Tür hinter sich.
Ich schnappe mir meine Filzstifte und einen Bleistift und zeichne bis zum Abendessen zwei Mangas mit großen Augen, die den Arm um einander gelegt haben und sich verliebt anschauen. Das etwas kleinere Shojo-Manga hat grüne Augen und braune Haare, der junge blonde Haare, klare Frage, wer das sein soll, oder?

Impressum

Texte: Story (c) me Charaktere (c) me
Tag der Veröffentlichung: 24.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich allen, die an mich geglaubt haben, meinen Freunde und Familie und allen anderen, die sich angesprochen fühlen.

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