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narrenspiel

Es regnet seit zwei tagen mit unterbrechung, graue wolken im sommer, graue tage und grauer asphalt, überschwemmt von matschigem wasser, ein endloser strom versiegt im boden, oder würde es, wäre nicht alles dicht, die gullis verstopft, der boden zubetoniert. Am straßenrand sturzbäche, und die autos werden nicht langsamer, wenn sie knöcheltiefe meere befahren, denn das graue dach schirmt nur von oben ab, die beine sind empfindlich, waren sie schon immer, willst Du jemanden zu fall bringen, ziel auf die beine und er verliert den boden unter den füßen. Und so sind die hosen durchweicht, die schuhe sowieso und die socken, trostlos klebt an zitternden knien, doch nicht wegen der kälte.

Die menschen hasten, wissen selber nicht warum sie draußen sind, durch schneidenden regen und nassen wind ins heimelige hause. Suppenwetter nennt man sowas, oder auch deckenwetter, eingekuschelt mit den liebsten auf der couch, doch nicht jedem ist sowas gegönnt, nicht jeder kann auf decken und kuscheln hoffen auf dem weg ins trockene und also ist es egal, ob man nass wird oder krank wird oder wohin man geht, ziellos, planlos unter tropfenden bäumen, die eisenstiefel schwer, aber schwere stiefel geben halt, mit schweren stiefeln schweren schrittes tiefe löcher in den schlammigen boden stampfen. Eisen schützt, das wissen die ritter schon lange, doch einmal den boden unter den stiefeln verloren schafft man es nicht mehr alleine zurück in den sattel.

Aber nur wer fest im sattel sitzt, die lanze stolz erhoben und den schild vor der brust, mit wehender fahne und entrolltem banner, gewinnt das tunier, wer nicht mehr hoch kommt, hat schon verloren und die holde maid gleich mit, das junge frollein, weiß wie schnee und rot wie blut. Dann liegt man da, die lanze zerbrochen im sand, der helm so schwer das der kopf unten bleibt, von eisen gekrönt. Und während Dich die rüstung runterdrückt ertränkt Dich der regen.

Doch die zeit von rittern und königen, drachen und prinzessinnen ist vorüber, heute krönt man anders, nicht mehr mit gold und juwelen, sondern mit marken. Die siebte und schwerste frage ist und war schon immer, wie krönt man richtig? Und die antwort ist einfach, schon Peitsche kennt die lösung wenn er sagt, kröne Dich selbst, sonst krönt Dich niemand. Und nichts anderes tun Wir, jeden tag setzen wir Zns die krone auf und reiten in den kampf.

Doch Ich kann das nicht, das krönen fällt Mir schwer, das erobern der prinzessin sowieso und Ich weiß nicht, ob Ich die schlacht gewinnen kann, denn Ich bin zu feige, die schlacht überhaupt zu beginnen. Es gibt mehr feiglinge als helden und noch viel mehr narren, mehr bauern als offiziere und nur einen könig. Für eine seite heißt es dann schachmatt, und einer von acht zieht zeitig los in die welt und auf der achten linie krönt er sich dann selber. Alles andere ist falsch und heuchelei, all die marken und symbole, am ende gibt es nur einen wahren könig im spiel um den sieg.

Während Ich auf den nächsten zug warte, rasen gedanken durch die graue masse Meines hirns. Ein könig, aber mehr als eine königin, und wer weiß, wenn Ich jetzt losziehe kann Ich den kampf noch gewinnen und die achte linie erreichen und dort wartet dann Meine königin, dann krönen Wir Uns gegenseitig. So in gedanken, schöne gedanken, mutige gedanken, Meinen nächsten zug planend, endlich den einen machen, den zug, der alles entscheiden könnte, sieg oder niederlage, glück oder trauer, sonnenschein oder regen, verpasse Ich den gegnerischen zug, und plötzlich ist es an Mir, Mein zug und Meine chance.

 

                                              

                                                                  Ke1-g1 // Th1-f1 0-0

 

 

Rochade und rückzug, verteidigen statt angreifen und ärgern, schließlich bleibt ein Narr ein Narr. Und deshalb kröne Ich mich endlich selber mit der schwarz-roten glockenkappe des hanswurst. Und Ich nehme mir vor, wieder einmal, den kampf zu akzeptieren, gewinnen oder verlieren, aber keine unsicherheit mehr. Und ich weiß, Ich bleibe ein Narr.

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Tag der Veröffentlichung: 10.07.2014

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Par mon Johanna!

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