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Es ging um den Einzug ins Finale der FIFA WM 2010 – nachdem die anderen beiden Qualifikanten schon gespielt hatten (Niederlande hat gewonnen und steht im Finale), stand heute die Entscheidung zwischen den Mannschaften aus Deutschland und Spanien an.
Deutschland, in den letzten Spielen so gut wie nur selten zuvor, verlor 0:1.
Ein absolut verdienter Sieg für die spanische Elf!

Ob ich enttäuscht bin?
Ja und nein.

Kaum etwas vereint die Menschen so sehr wie eine Fußball-WM – Nationalstolz, Zusammengehörigkeitsgefühl, Freundlichkeit, Begeisterung, Endorphine im Überfluß.
So hat all das auch von mir Besitz ergriffen, obwohl ich mich ansonsten überhaupt nicht für Fußball oder diejenigen, welche dieses Spiel zu ihrer Lieblingsbeschäftigung oder Beruf gemacht haben, interessiere.
Nein, ich war nicht von Beginn der FIFA WM 2010 an dafür, daß Nordkorea Weltmeister wird.
Warum eigentlich nicht?
Ganz einfach:
Weil ich in Deutschland lebe – zwar haben wir hier eine multikulturelle Gesellschaft und ganz bestimmt auch zahlreiche Immigranten aus Nordkorea, doch...
Hmm – gar nicht so einfach, eine Erklärung für dieses Phänomen der Begeisterung zu finden. Der Begeisterung für das Heimatland, für das Land, in dem man geboren wurde oder aber sich sehr wohl fühlt.
Was gibt mir Deutschland, daß ich die dieses Land in Südafrika vertretende Nationalelf favorisiere?
Auch das ist schwer zu beantworten.
Deutschland ist, wie ich ja bereits erwähnte, mein Heimatland.
In Deutschland ist die Stadt, in welcher ich geboren wurde und aufgewachsen bin. In der ich nach erfolgreichem Schulabschluß meine Berufsausbildung begann und heutzutage meinem Broterwerb nachgehe. In der ich meine geliebte und beste aller Ehefrauen überhaupt kennengelernt habe. Die Stadt, in welcher all die Örtlichkeiten und Plätze sind, mit denen ich so viel verbinde – die Hinterhöfe in der Nachbarschaft mit all ihren niedrigen Mauern und so vieles andere, welches ich als Kind eifrigst und mit allen mir damals gegebenen Möglichkeiten erkundet habe. Der Kindergarten und die Schulen, welche ich besucht habe. Und alles, was sich sonst noch so in meinem bisherigen Leben ereignet hat.
Das fand nicht alles in „meiner Stadt“ statt, da ich auch sehr viel herumgekommen und gereist bin, doch liegen in dieser Stadt meine Wurzeln.
Ist das jedoch ein Grund, das Land als solches, in welchem diese Stadt zu finden ist, zu mögen oder gar zu lieben? Keineswegs.
Und dennoch – wie auch in meinem Personalausweis nachzulesen ist, bin ich Deutscher.
Was macht das aus? Im Grunde genommen nichts. Aber eben nur im Grunde genommen. Diese Eigenschaft habe ich mir nicht verdient oder erarbeitet. Es hat mich auch niemand danach gefragt, ob ich damit einverstanden bin. Ich bin es seit meiner Geburt und habe mich damit abgefunden, weil es ja nicht besser oder schlechter als jede andere Staatsangehörigkeit ist.
Wovon abgesehen Deutschland ein sehr schönes Land ist – gemeint sind all die landschaftlichen und städtebaulichen Aspekte. Es ist nicht schöner oder weniger schön als andere Länder. Das stimmt auch wieder. Es ist eben ein Teil der Erdoberfläche, der zum deutschen Staatsgebiet gehört.
Damit hat es sich dann auch schon.

Zurück zur Frage nach der Enttäuschung...

Es ist Anfang Juli 2010 – die Tageshöchsttemperaturen liegen derzeit bei durchschnittlich 25 Grad Celsius im Schatten. In der Sonne also weit mehr als das.
Ich bin begeisterter Radfahrer und verbringe beinahe alle Zeit, die ich außerhalb von Häusern zubringe, auf eben meinem Fahrrad. Die Hitze macht mir nicht zu schaffen. Ganz im Gegenteil: ich blühe richtig auf dabei und erfahre ungeahnte Energieschübe, währenddessen vielen anderen Menschen diese Temperaturen ziemlich zu schaffen machen. Unvermeidlich ist es dabei, daß ich verstärkt transpiriere, weil mein Körper sich dadurch vor Überhitzung schützt. Damit einhergehend ist verstärkter Flüssigkeitsverlust, der ausgeglichen werden muß. Damit einhergehend ist auch meine zeitweilige Lust, Eis zu essen. Sehr selten zwar nur, aber wenn, dann auch richtig. Meine Vorstellung gaukelt mir bildlich und geschmacklich vor, dass ein Milchspeiseeis mit Erbeeren jetzt genau das ist, was ich brauche. Also fahre ich zu einer Eisdiele, die mir vom Hörensagen her dafür bekannt ist, daß sie selbstgemachtes Milchspeiseeis anbietet. Total verschwitzt und dehydriert dort angekommen stelle ich mein Fahrrad vor der Eisdiele ab und betrete dieselbe, um mir das gewünschte Erdbeereis in einer Tüte zum Mitnehmen zu kaufen. Und was erfahre ich? Gibt es nicht, führen wir nicht.
Was bin ich nun? Enttäuscht.
Was folgt? Ärger und Verdruß.
Richtet sich dieser gegen die Eisdiele und deren Geschäftsbetreibungsprocedere, begehe ich einen entscheidenden Fehler.
Es liegt nicht an der Eisdiele, sondern einzig und allein an meiner Erwartungshaltung, die meinen Vorstellungen, Wünschen und Vermutungen entsprungen ist.
Ich begegne diesem nicht vorhersehbaren Ereignis einfach damit, daß ich mir nun ein Himbeereis kaufe und danach feststelle, daß es einen ausgesprochen guten Geschmack hat. Das veranlaßt mich, eine weitere Tüte mit drei Kugeln drin zu kaufen und noch weiter in diesem Erlebnis zu schwelgen.

So verhält es sich auch mit dem Ergebnis des Halbfinalspiels zwischen der deutschen und der spanischen Nationalmannschaft am heutigen Tage.

Die Fragestellung war:
Ob ich enttäuscht bin?
Ja und nein.

Das Beispiel mit der Eisdiele hat das „nein“ aufgezeigt -
nichts ist zu Ende, nichts ist vorbei, alles geht weiter. Irgendwie.

Und darum wünsche ich der spanischen Nationalmannschaft viel Erfolg beim Finalspiel um den Titel des Fußballweltmeisters. Der niederländischen Elf zwar auch, doch genießt diese wegen der Erfolge in der Vergangenheit einen Favoritenstatus. Das ist zwar schön, aber keine Garantie für weitere Siege.

Die Spiele sind eröffnet und der Bessere möge gewinnen!!!

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Texte: alle Rechte am Text liegen beim Autor das Coverbild ist aus google.de
Tag der Veröffentlichung: 07.07.2010

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