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Es gibt so viele Möglichkeiten,
sich gemeinschaftlich über etwas auszutauschen.
Abgesehen von den Möglichkeiten,
die das Telefon, e-mails, Briefe oder anderes bieten,
auch die, in denen der Austausch im realen Leben
in einer fröhlichen Runde stattfindet.

Für die Damenwelt gibt es da z. B. das Kaffeekränzchen, den Plausch mit der Nachbarin oder anderen Damen im Supermarkt, den Plausch beim Frisör, den Plausch im Wartezimmer des Arztes
und und und.
Für die Herrenwelt gibt es da z. B. den Stammtisch, die Betriebsfeiern, die Skatrunde, das gemeinsam besuchte Fußballspiel, den Kegelverein
und und und.
Für die Jugendlichen gibt es da z. B. das Freizeitheim, den Schulhof ,ein Café, eine Kneipe,
den Treffpunkt am Stadtpark
und und und.

Jeder Mensch, dem sich diese Möglichkeiten bieten,
das loszuwerden, was ihn gerade so beschäftigt,
ist zu beneiden. Darum, dass er seine eigenen Gedanken an die Frau bzw. den Mann bringen kann und gleichzeitig die Neuigkeiten aus der Nachbarschaft oder anderes in Erfahrung bringen kann, um diese als Gesprächsstoff für das nächste Treffen aufgreifen zu können, falls es bis dahin nicht schon wieder etwas gibt,
das viel interessanter ist.

Worüber sich die genannten Gesprächsteilnehmerinnen und Gesprächsteilnehmer da im Speziellen so zu unterhalten pflegen, ist mir nicht geläufig, da ich derlei Gesprächsrunden meide. Ich bleibe lieber in meiner zwar kleinen, aber doch selbst erschaffenen Welt in dieser großen Welt, in der ich mich, so weit das eben möglich ist, isoliere und nur dann mit anderen Menschen kommuniziere, wenn mir gerade danach zumute ist.
So hat eben jeder Mensch eigene Interessen.
Ist auch gut so.

Und dann dürfen natürlich die vielen Informationen, die man aus den vielfältigen Arten der medialen Quellen beziehen kann, nicht außer Acht gelassen werden.
Allen voran die Tageszeitungen, gefolgt von all den Fernsehsendungen, die heutzutage beinahe ein jeder Mensch sich zu Hause zu Gemüte führen kann. Und das Radio. Und all die Tonträger, die es so zu kaufen gibt. Und die Informationen, die das Internet und andere Informationsquellen im PC so anbieten.

Außerdem gibt es dann noch Bücher – zwar nicht zu wirklich aktuellen Themen des Zeitgeschehens, doch hat man die Möglichkeit, sich über Geschehnisse seiner Wahl auf dem Laufenden zu halten.

Doch wird das zu aus- und abschweifend,
da es darum en detail gar nicht geht.

Das Kernthema ist hier unter anderem vielmehr, dass solche Gespräche zumeist wohl das beinhalten, was im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Tratsch und Ratsch bekannt ist, also keine Themen mit allzu viel geistigem Tiefgang. Dass dabei oftmals wohl auch Missständejeglicher Art angeprangert werden – die Frau Huber hat sich gestern an der Kasse im Supermarkt vorgedrängelt, der Herr Berger hat heute leere Glasflaschen in der Biotonne entsorgt, der kleine Maxl hat heute vormittag ins Treppenhaus gebieselt, Frau Müller hat ihren Pudel auf den Gehweg kacken lassen, die neue Auszubildende
macht schon wieder wegen ihrer „Migräne“ krank
und und und.

Doch mag es auch andere Gesprächsthemen geben, deren Ursprung meistens auf medialen Informationen beruhen. Wie z. B. die getöteten deutschen Bundeswehrsoldaten nach erfolgten kriegerischen Handlungen in Afghanistan, das Kaufhaussterben auf Grund der wirtschaftlichen Misere, die Wiederwahl von Frau Dr. Merkel zur Bundeskanzlerin, die Pleite eines deutschen Automobilfabrikanten, die zunehmende Staatsverschuldung
und und und.

Doch gibt es da auch andere mediale Informationen, die mehr oder weniger uns alle betreffen, wie z. B. die Prügelei mit Todesfolge am S-Bahnhof Solln,
welche sich am 12.09.2009 ereignet hat
und über die in „mein Buch # 003“ mehr zu lesen steht.

Es ist dabei darum gegangen,
dass jemand Zivilcourage gezeigt hat
und dies im Endeffekt mit seinem Leben „bezahlen“ musste.
Und das nicht etwa im Kriegsgebiet Afghanistan oder im Irak oder in Beirut, sondern mitten unter uns, in unserem mehr oder weniger direkten Umfeld. Sicherlich wohnt nicht jeder Mensch in München und fährt an genau solchen Tagen mit der S-Bahn nach Solln, doch ist das ein Ereignis, welches sich an jedem Tag zu jeder Zeit
an jedem Ort wiederholen kann.

Anfangs haben die Medien unterschiedliche Berichterstattungen zu eben diesem tragischen Ereignis abgegeben, da die vorliegenden Informationen wohl aus nicht der gleichen Quelle gestammt haben.
Dann jedoch haben sich alle auf ein gemeinsames Ergebnis geeinigt und es als unfassbares Unglück dargestellt. Auch wurde zu verstärkter Zivilcourage und bereitwilligem Einsatz bei solchen Vorkommnissen aufgerufen. Das auch von Seiten der Polizei. Dann jedoch wurde die Information darüber in Umlauf gebracht, dass die Jugendlichen, welche den Mann zu Tode gebracht haben, hoffentlich nicht nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden, da sie doch noch Jugendliche sind. Und im gleichen Atemzug wurden sowohl in den Tageszeitungen als auch im Fernsehen bunt bebilderte Berichte darüber gebracht, dass der S-Bahnhof Solln jetzt eine Art Wallfahrtsort für all jene geworden ist, denen dieses Unglück zu Herzen gegangen ist. Auf dem Bahnsteig waren denn auch Blumengestecke, Kerzen, Trauerkarten und andere Beileidsbekundungen zu sehen. Ein Trauergottesdienst wurde dort auch abgehalten. Der Verstorbene hat, post mortem sozusagen, sogar das Bundesverdienstkreuz oder eine ähnliche Auszeichnung für seinen vorbildlichen Einsatz verliehen bekommen. Es wurde dann aber auch nicht vergessen,
durch neuerliche Meldungen darauf hinzuweisen,
wie gefährlich es ist, Couragiertheit zu zeigen,
da man ja seine eigene Gesundheit dabei riskiert.

Seine nun verwitwete Frau und die vaterlosen Kinder wird das alles sicher sehr frohgemut stimmen
und zuversichtlich in die Zukunft sehen lassen.

Warum dieser Beitrag, was macht das für einen Sinn? Eigentlich geht es doch um „Kaffeekränzchen“,
oder ist der Buchtitel irreführend?

Es geht darum, dass Missstände jeglicher Art, wie z. B. der Mangel an Couragiertheit der anderen Anwesenden bei diesem Vorkommnis in der S-Bahn und am S-Bahnhof Solln, von vielen Menschen angeprangert werden. Dass dieses Fehlverhalten zu verurteilen ist. Dass das Unglück wirklich sehr tragisch gewesen ist und die Frau nun ihren Ehegatten verloren hat.
Dass die Kinder ihren Vater verloren haben.

Es geht darum, dass alles nur „von außen“ gesehen wird, dass sich aber niemand wirklich damit konfrontiert,
sich nicht wirklich damit auseinandersetzt.

Es geht darum, dass Kritik an Missständen jeglicher Art nur in destruktiver Form vorgebracht wird.

Es geht darum,
dass wohl nur ganz wenige realisiert haben, wie wichtig Zivilcourage und Deeskalation im Alltag sind, um bedürftige Menschen nicht mit ihrer Not alleine zu lassen, sondern ihnen – in welcher Form auch immer - „unter die Arme zu greifen“ und ihnen zu helfen,
sich aus ihrer Notlage befreien zu können.

Es geht darum, dass das „nicht nur“ solche Vorkommnisse wie die in der S-Bahn und am S-Bahnhof Solln sind. Sondern auch die Mutter, die den Kinderwagen nicht alleine die Treppe hinauf oder herunter tragen kann. Oder der gebrechliche Mensch, der im vollen Bus keinen Sitzplatz mehr findet. Oder die alte Frau, die eine viel befahrene Straße überqueren will. Oder den PKW, der in einer Feuerwehranfahrtszone geparkt steht. Oder das Baby im Kinderwagen, der vor dem Supermarkt auf der Straße vergessen wurde.
Oder Oder Oder.

Wenn wir nicht wollen, dass dieses Verhalten, welches nichts an den Missständen gerade in unserem direkten Umfeld ändert, nicht noch weiter eskaliert und wir uns unserer Leben schon allein deshalb nicht mehr sicher sein können, dann müssen wir handeln. Dann müssen wir am besten gleich heute „unsere gute Tat“ vollbringen –
und das bei Bedarf auch mehrmals pro Tag.

Wir sind – jede bzw. jeder für sich – Individuen und allein. Aber wir dürfen auf keinen Fall einsam werden, da wir sonst in einen nicht enden könnenden Kreislauf des Negativen geraten.

Das Leben ist eben Realität und kein Kaffeekränzchen...



Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.10.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
dieses Buch widme ich all jenen Menschen, die keine Nächstenliebe erfahren haben

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