“Kalt schlagen schäumende Wellen über ihrem lohfarbenen, lockigem Haupt zusammen. Unerbittlich ungestüm zieht das weite Weltenmeer sie hinab in die undurchdringliche Dunkelheit seiner trügerischen Tiefe.
Senta aber lächelt lieblich, - ja lustvoll. Spürt sie doch weder nagende Angst noch angstvollen Schmerz.
Nur heilende Hoffnung und süß verzehrendes Verlangen erfüllt ihr hastendes Herz.
Linder, leiser, immerfort unwirklicher scheinen ihr die verklingenden , einst so vertrauten Stimme ihres Vaters und Eriks, die sie fortwährend rufen, sie niemals je loslassen, noch lange nicht gehen lassen wollen.
Lauter, wie lockender jedoch wird das Rauschen der offenen See, Lockend lauter das Raunen jener fernen, viel geilbten Stimme. SEINER Stimme.
“ Komm zu mir, du, die du die Eine bist!
“Johohoe! Johohoe! Hojohe! “ singt sie, mit sehnsuchtsheischender Stimme, ohne kägliche Mühe im tobenden Wasser atmend.mit , durch die Unendlichkeit dringendem , Dramatik verheißenden Sopran.
Und wieder und wieder:
“Johohoe! Johohoe! Hojohe! “
Die Macht ihrer unergründlichen Liebe gibt ihr unermüdliche Kraft. Sie ist nicht länger süßlicher Spielball wilder Naturgewalten. Der willkürlich Gierige Wille ihres Vater verschreckt sie so wenig wie die wollüstige Gier in Eriks Augen.…”
R.M., heutige Darstellerin der “Senta” aus der Wagner-Oper “Der fliegende Holländer” an der “Hamburgischen Staatsoper” verdreht die, für den dritten Akt frisch geschminkten, Augen und zeigt ihrem edel gegleidetem Spiegelbild, was sie von diesem schwülstigen Geschreibsel, dieser kitschigen Interpretation des Endes des romantisch- dramatischen Musikopus’, hält. Denn sie steckt den Finger in den Mund- das internationale Zeichen für “zum Kot ..”
Dann zuckt sie schaudernd zusammen, verliert in dem Text entgültig den verfluchten Faden, den sie vergeblich willfähig suchte. (Bin ich den Aridane? denkt sie bei sich).
Aus der geräumigen Garderobe, neben ihrer eher engen, erklingt ein ohrenbetäubender , tenoraler Schrei mit großer Stimme leidenschaftlich unprofesionell dargeboten.
“Johohoe! Johohoe! Hojohe”” säuselt R. nun . “ das war kein C’’ , sondern der wuchtige Wutklang wehklagenden Weltschmerzes, weil ein Wunschtraum starb. “
Mitgefühl zeigt sich in ihren weiblich reifen Zügen. Das kleine -nein,das gar mickrig flimmernde TV-Gerät über ihrem blitzendem, lichtbestrahlten Spiegel, schenkt ihr schrecklich schaurige Erkenntnis: Österreich ist raus! Der edle Traum ihres geschätzt gefeierten Eriks, A. S. platze jäh, Juchzende Freude, weicht fahlen,Trauer frönendem Kummer: Nie wird Österreich de Pokal in den hart mit Füßen und gestählten Körpern arbeitenden Händen halten,
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Betrachten wir nun wie es weiter geht:
Erbost flieht der Holländer, der untote Geliebte,jahrelang angebetet in öliger Leinwand und endlich doch lebendig gewordene Leidenschaft (so weit ein Untoter lebendig sein kann), versteht er doch, wie es mächtig männliche Helden es seit jeher tun, daswunderlich liebende Wesen der weiblichen Seele nicht.
Erik schreit will Senta halten, Daland sieht Tochter und Wohlstand elendlich ewiglich ertrinken.
Senta eilt dem Bildnis, das ihr sehnsuchtvolles Herz erfüllt, nach.Jubelnde herzzerreißende Klänge, von vielen Musikern erzeugt und fast zweitausend (genauergesagtetwa 1860) begleiten ihre behenden Schritte, nicht wenige mit Tränen gefüllt.
Manch kläglicher Sefzer entweicht, manh fast unzüchtig lockend schön unbedecktem Busen, wissend welch romantisch trauriges Ende Senta erwartet. oder welches unirrdische Glück.
Doch halt!!
R,B, entschlossen, dem von schmählich besiegten Sportlern traumerfüllten Trost zu Spenden, ma ht kehrt, eilt gerafften Gewandes auf den erstaunten Jäger zu.
...und endlich dieses eine. selige Mal, wählt sie statt des, dem Tod geweihten,nun knickendem Mast, die prallgefüllte Flinte des wackeren Waidmanns, der nicht das Leben nimmt um ewig verdammten (Un)Tod zu bringen, doch Tod bringt um lebendige Liebe zu nähren!
Vorhang!!!
© LeonieLucas 4.Juli 2016
Tag der Veröffentlichung: 09.07.2016
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