Cover

Teil 1

Die Oase des schlechten Geschmackes

Schwanenvilla Teil 1

Roman

Für Matteo und Tobiah

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Das Kaffeetässchen

Lust auf ein Tänzchen?

Fürst von Schwan

Darf ich vorstellen?

Der Dosenöffner

Vollprollparty mit Luxusambitionen

Schneeweißchen und Rosenrot

Dream a little Dream

Willkommen in der Bachmann-Familie

Geheime Zutaten

 

Das Kaffeetässchen

Mein Leben ging gerade den Bach runter, die Frau weggelaufen und vor gut drei Wochen war dann auch der Job futsch. Das mit Mitte dreißig, ehrlich was wollte man mehr? Eine Bilderbuchkarriere in Sachen Debakel, welche ich durch mein momentanes Verhalten nahe der Perfektion vorantrieb, mit allem, was dazugehörte – Wein, Cola, Wodka, Wein und – ach – mein Rasierer war auch kaputt. Ich wäre der ideale Kandidat für „Das Model und der Freak“ gewesen, jenes phänomenale Sendeformat, in dem die gruseligsten Langweiler von professionellen Stilberaterinnen (die zufällig gutaussehende studierte Psychologinnen waren und amüsanter Weise nebenbei als Mannequins arbeiteten) in Sachen Auftreten, Aussehen, Körperpflege trainiert und unterrichtet wurden. Nach ein paar Tagen intensivster Schulung und Grundsanierung entstand der perfekte, selbstbewusste Charmeur. Wollte ich mich bewerben oder hatte ich das nur geträumt? Egal, irgendetwas musste passieren, in Selbstmitleid schwelgen mochte eine Zeit lang ganz angenehm sein, auf Dauer jedoch wirkte das sicherlich recht selbstzerstörerisch, und dies wiederum konnte nicht gesund sein. Vor genau zwei Tagen sah ich mich genötigt, meine neue Telefonnummer per Kurzmitteilung an alle Freunde, Bekannte, Verwandte und sonstige unwichtige, halbunbekannte Telefonbucheinträge zu verschicken. Offensichtlich war das eine Art innerer Zwang, denn im Grunde wollte ich meine Ruhe haben und mir eine kreative Pause (nennen wir das mal so) gönnen. Ein Anruf wusste dies prompt zu verhindern. Schluss mit Siesta. Eine kurze Ansage und da waren elf Zahlen für einen neuen Job und eine neue Chance. Also schnappte ich mein Telefon und machte einen Termin aus. In zwei Stunden sollte das Treffen sein. Recht schnell, dafür dass vor zwei Minuten noch das Ende der Welt bevorstand, ich jeden und alles hasste und mein einziger Gedanke war, wie viel Wein und Cola ich noch zu Hause hatte. Folglich musste etwas geschehen! Wie jeder richtig harte Kerl warf ich mir erst einmal zwei Aspirin ein und zwanzig Minuten später konnte ich erahnen, dass ich doch ein menschliches Wesen war, das zu mehr in der Lage war als nur zur alkoholischen Flüssigkeitsaufnahme bis zur Besinnungslosigkeit. Da plötzlich Hoffnung in mir aufkeimte, war ich selbstredend in der Lage, mit technischem Sachverstand meinen Rasierer zu reparieren (Gut, ich hatte den Akku aufgeladen – aber anders klang das besser.) und mich, um fast zwanzig Jahre zu verjüngen. Wow, nun sah ich nicht mehr aus wie ein Neandertaler vor einer Dihydrotestosteronbehandlung. Weitere dreißig Minuten später war ich frisch aufpoliert – saubere Hose, sauberes Hemd (Ein Wahnsinn, das hing wirklich im Schrank, wenn man den Besenstiel, der zwischen Türrahmen und Wand verkeilt war, als solches bezeichnen möchte.), dazu noch ein hübsches Hey-du-Lächeln ins Gesicht und schon war ich fast wieder der Alte. Auf zum Termin. Viele Informationen gab es nicht über die Location, nur dass es sich um irgendeine ganz stilvolle Villa im Stadtpark handelte und der Typ, der das Restaurant betreiben sollte, eine Kneipe in der Nähe hatte. Da die Fahrt circa fünfunddreißig Minuten dauern würde, nahm ich mir die Zeit und ließ die letzten Wochen noch einmal Revue passieren. Erschrocken musste ich feststellen, dass die letzten drei Wochen auf unerklärliche Weise in meinem Gehirn verloren gegangen waren. Hatte ich etwa einen Unfall, litt ich an Amnesie? Das Einzige, was ich noch wusste, war das Rotwein-Cola mit Wodka gemischt eine wirklich exzellente Mischung ergab. Seltsam! Ein Parkplatz war schnell gefunden. Zügig ging es nun zu Fuß in Richtung Stadtpark. Aus einiger Entfernung konnte ich das Gebäude bereits sehen. Hier stand es also, ein herrliches Anwesen, das mehr einem Schloss glich als einer Villa, inmitten eines wunderschönen, gepflegten englischen Parks. Die Villa war umgeben von einer bewachsenen circa zwei Meter hohen Mauer, das große Tor lud zum Besuchen ein, die Nebengebäude ließen nur erahnen, welche Möglichkeiten dieses Anwesen bot. In diesem Ambiente tafelten einst Grafen und Fürsten, schoss es mir durch den Kopf. Zwischenzeitlich musste das hier doch irgendwer saniert haben. In meiner Erinnerung war es eine Ruine, in der ab und zu Saufpartys stattfanden. (Irgendwie erinnerte ich mich immer nur an Alkohol?!) Nun hieß es, noch die Kneipe zu finden, die der Typ hatte. Wie war nur der Name? Da der Anruf vor dem Aspirin zustande gekommen war, konnte ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Ein wenig hilflos schaute ich mich um, konnte aber nichts erblicken. Vielleicht war durch meine Amnesie auch mein Augenlicht geschädigt? Glücklicherweise kamen zwei rüstige Rentnerinnen des Weges und erklärten mir, dass es sich bei dem Gesuchten zweifelsohne nur um das „Kaffeetässchen“ handeln konnte. Gut, ein paar Plastikstühle hatte ich gesehen, hielt das aber eher für eine Chill-out-Zone für Schüler und Studenten. In vorgegebener Richtung steuerte ich auf die wunderhübschen Plastikstühle zu und fragte mich, ob Studentinnen eigentlich Rotwein-Cola mochten. Je näher ich kam, desto mehr bildete die Zusammenstellung der Stühle auf abstruse Weise das Bild einer Terrasse. Dahinter ließen sich unter Tonnen von Efeu Fenster erahnen. Sollte dies etwa tatsächlich die Kneipe, oh Entschuldigung, dass „Kaffeetässchen“, sein? In Horrorfilmen hausten in solchen Spelunken immer die fiesen Typen, die Omis ausraubten oder dickbusige Teenagerinnen aufschlitzten. In Piraten- oder Actionfilmen würden hier vermutlich die Leute rekrutiert, die auf Todesmissionen gingen oder in Gefilde schipperten, wo noch nie zuvor ein Mensch gewesen war. Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, mich umzudrehen und die Flucht zu ergreifen, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Der Typ klang vorhin ganz locker und nett am Telefon. Kurz vor dem Ziel, gerade, als ich etwas gefunden hatte, das wie ein Eingang aussah, rief mich eine Männerstimme. „Herr Paufi, Jan Paufi?“ „Das bin ich“, erwiderte ich und drehte mich lächelnd um. „Hallo, ich bin der Enrico, Enrico Kurz. Wir hatten telefoniert, freut mich, Sie kennenzulernen!“ Kurz? Wurden jetzt Nachnamen neuerdings aufgrund der zu erwarteten Körpergröße zugeteilt? Vor mir stand ein Mann so um die vierzig, er wirkte recht charismatisch, hatte leicht feminine Züge. Mir fielen gleich haufenweise Filmrollen ein, für die er die Idealbesetzung wäre. Auf den zweiten Blick sah ich die etwas zu groß geratene Nase und mir fiel es wie Schuppen von den Augen: ein Zwerg! Ich versuchte, mein Grinsen in ein Lächeln umzuwandeln, musste aber bei seinem Anblick permanent an Fruchtzwerge denken. Herr Kurz öffnete die Tür – da war tatsächlich eine Türklinke – und bat mich herein. Drinnen angekommen, bekam ich sofort zuckende Augenlider, was bedeutete; dass sich wohl meine Nacken-, Kopf- und Halsmuskulatur gleichzeitig verspannt haben musste. Ich sah einen Raum, der eigentlich keiner war. Das Ganze glich einer mehr als baufälligen Ruine, die nur aus Höflichkeit den Gästen gegenüber Haltung zu bewahren schien. Die Farbe an den Wänden sah aus, als hätten hier in den fünfziger Jahren Kettenrauchexperimente stattgefunden. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass jemand beweisen wollte, dass Rauchen nicht schädlich war und hatte dreißig Personen ein Jahr lang Kette rauchen lassen. Wie das ausgegangen ist – keine Ahnung. Erfahrungsberichte der Teilnehmer beziehungsweise Aufzeichnungen über den Ausgang des Experimentes existierten nicht. Aber sollte das hier gewesen sein? An den Wänden hingen diverse Angebotstafeln, dort wurden Currywurst, Würzfleisch mit Toastbrot, Kännchen Kaffee mit Torte oder Toast Hawaii angepriesen. Spätestens nach dem „Toast Hawaii“-Schild war ich mir sicher, dass die Rauchexperimente hier stattgefunden haben mussten. Vielleicht saßen diese dreißig Personen in den fünfziger Jahren hier, schauten einem Schauspieler namens Clemens Wilmenrod zu, wie er das „Toast Hawaii“ erfand, und mussten diesen in ihren Atempausen verspeisen. Die Schreibweise verschiedener Angebote deutete allerdings auf eine neue Rechtschreibung hin. Oh mein Gott, doch Amnesie? Gab es auch noch eine neue Rechtschreibereform, von der ich absolut nichts mitbekommen hatte? Dem würde ich später nachgehen. Zwischen den Schildern hingen diverse Bilder von Kaffee- und Spirituosenherstellern, die einen Hauch neunziger Jahre versprühten. Dazwischen immer wieder kleine Kaffeetassen oder Kaffeekännchen auf Regalen an den Wänden. Die Tische und Stühle sahen so aus, als ob sie einem 1987 geschlossen Altersheim für einen guten Preis abgekauft wurden. Der absolute Oberhammer, der Kracher, der Supergau war aber die Bar oder – besser gesagt – dass, was die Bar darstellen sollte. Das „Ding“ sah aus wie eine umgebaute dritte-Wahl-Schrankwand aus den neunziger Jahren, die Männer oder Frauen mit mindestens zwei Promille, verbundenen Augen ohne Benutzung ihrer Hände nur mit ihren Zähnen aufgebaut hatten und dabei noch „Looking for Freedom“ pfiffen. (Mir schoss durch den Kopf, dass bei zu viel Genuss von Rotwein-Cola mit Wodka sonderbare, auch perverse Dinge passieren konnten, besonders in Bezug auf Schrankwände – Stopp! Zu viel Input!) Um die Bar herum wuchs auch etwas Blättriges, eine wie wildwachsende Kletterranke. Ihr schien nichts etwas anhaben zu können, weder Kälte noch Wärme, weder Dunkelheit noch ihre permanente Vergewaltigung durch tabakrauchgesättigte Luft. Unweigerlich bewegte sich meine Hand zu einem der Blätter. Eine winzige, kurze Berührung und ich hatte Gewissheit – Plastik. Ich grübelte darüber nach, ob es mittlerweile möglich war, Plastikpflanzen wachsen zu lassen, oder ob hier bei einem Preisausschreiben eine Plastikgrünpflanze gewonnen wurde, mit einer lebenslangen monatlichen Zusendung von Zusatzmodulen. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben den Hauptpreis gewonnen: die wildwachsende Kletterranke „Anke“ mit einem lebenslangen Vorrat an Zusatzmodulen, die wir Ihnen bequem nach Hause schicken. Monat für Monat, ein Leben lang. Sie müssen nichts tun, als monatlich das Zusatzmodul an einer beliebigen Stelle anzustecken, und die Kletterranke „Anke“ wächst und wächst. Ihre Freunde und Bekannten werden neidisch Ihre Pflanze bewundern. Die Zusatzmodule wurden in unseren Wissenschaftslabors so konzipiert, dass sie den Jahreszeiten in Größe und Farbe angepasst wurden und so einem natürlichen Wachstum nahezu identisch sind.“ So oder so ähnlich musste der Gewinnerbrief ausgesehen haben. Dieser hing vielleicht sogar hier aus. Gerade wollte ich mich umschauen, da unterbrach mich Herr Kurz. „Herr Paufi, setzen wir uns doch?!“ „Gern“, sagte ich und nahm Platz. „Sagen Sie mir, Herr Kurz, ich hörte, Sie suchen einen Mitarbeiter für ein Restaurant? Unser gemeinsamer Freund Peter hat mich zu Ihnen geschickt und nun, hier bin ich. “Nun, Herr Paufi, als Erstes einmal, nennen sie mich Enrico! Herr Kurz macht mich doch irgendwie alt. “Ich bin der Jan“, entgegnete ich kurz. „Mein „Kaffeetässchen“ hast du ja schon gesehen. Ich weiß, dass es etwas in die Jahre gekommen ist. Aber mein Herzblut hängt daran, du kannst mir glauben, ideal um Geld zu verdienen. Geschichten könnte ich erzählen, das würde Tage dauern.“ Ich murmelte etwas wie: „Kann ich mir vorstellen.“ Enricos Stimmte senkte sich auf sonderbare Weise. Er erzählte davon, dass die Villa von einer Finanzgruppe gekauft worden war, welche offenbar alte Stadtvillen sanierte, diese dann der Öffentlichkeit zugänglich machte und somit das Gemeinwohl der Bevölkerung steigere. Zusätzlich wurden in den Nebengebäuden Räume um- und ausgebaut, um diverse Feiern wie Geburtstage, Firmen-, Familienfeiern oder Hochzeiten stattfinden zu lassen. In einem Teil der Villa gab es Räumlichkeiten für ein kleines Restaurant mit einer herrlichen Sommerterrasse und Blick auf den Stadtpark. Voller Stolz berichtete Herr Kurz davon, dass man ihm angeboten hatte, das Restaurant zu mieten, und dass nur er dafür in Frage kam, da er quasi Hausrecht hatte. Diese Geschichte sei aber eine Nummer größer und bisher hatte Enrico immer nur das kleine „Kaffeetässchen“. Nun würde er einen Partner suchen, quasi als rechte Hand, um mit diesem gemeinsam die Sache zu meistern. Würde das Ganze dann von einem „Kaffeetässchen“ zu einem „Kaffeekännchen“ werden? Wer überhaupt kommt auf die Idee, sich einen solchen Namen auszudenken? Gibt es wirklich Leute, die Geld damit verdienen oder wurde einfach ein Gastronomie-Katalog genommen, die Augen verbunden und blind getippt? Sollte dem so sein, konnte er ja froh sein, dass nicht Gastro-Norm-Behälter, Filz-Teelichthalter oder Blumenvase gewählt wurde. Apropos Vase: „Zur Plastikblume“ wäre doch ein passender Name gewesen oder eventuell „Efeu-Mantel“. „Klingt wirklich ausgesprochen interessant. Wo sollten denn da meine Aufgabengebiete liegen?“, wollte ich wissen. „Wie mir Peter erzählte, bist du Koch und genau das brauchen wir hier. Das wird etwas ganz Großes und du kannst dabei sein!“ Wow, bei etwas Großem dabei sein. Diese Worte trafen mich genau ins Herz – warme, wohlwollende Worte. Als ich mich so umschaute, sah ich ein paar Omis, welche selig vor ihrem Stückchen Kuchen saßen und dazu gemütlich ihren Kaffee schlürften. Das erinnerte entfernt an eine Kantine im Altersheim. Und selbiges taten sie dann im Restaurant auch? Was sollte dieses dusselige Gequatsche von etwas Großem? Sollte ich diesem Schmalspurgigolo trauen und mich darauf einlassen? Klar, ich fand ihn nicht unsympathisch. Aber wo sollte die Reise hingehen? Die Chance zu haben, etwas an meinem derzeitigen Lebensstil zu ändern oder mich doch eher meinem Studium der Selbstfindung zu widmen, meiner Kreativpause. Vor ein paar Stunden noch sah ich meine Lebensaufgabe darin, mir auszurechnen, wie lange mein Geld noch für Wein, Cola und Wodka reichen würde und wie viel ich davon trinken könnte – und nun? Sollte das wirklich der Schritt sein in eine bessere, lohnende Zukunft? Etwas, das mich aus meinem Loch herausholte, in dem ich so aussichtslos dahinzuvegetieren schien? Wir machten uns aus, dass wir uns am nächsten Mittag noch einmal treffen würden, damit er mir die Räumlichkeiten zum besseren Verständnis und für eine bessere Vorstellung zeigen konnte. Ich machte ihm klar, dass ich gerne mitmachen würde, und ich dankte für die Chance, die er mir gab. Die Verwunderung über den Kaffeepott war wie weggeblasen und die Zweifel an dem Laden lösten sich in nichts auf. Nein, im Gegenteil: für den Moment schienen Sie nie vorhanden gewesen zu sein. Ich hatte ein gutes Gefühl und das musste gefeiert werden.

 

Lust auf ein Tänzchen?

Der Nachmittag verging wirklich rasend schnell; für den Abend hatte ich mich mit ein paar Freunden verabredet. Es gab einiges zu erzählen und das sollte gefeiert werden. Die Jungs waren natürlich begeistert, denn Trinken bis zur Besinnungslosigkeit – dafür hatte ich hart trainiert. Allein vor dem Fernseher mag zwar als Mittel zum Zweck in Ordnung gehen, der sozialen Interaktion allerdings war dies weniger dienlich. Als Randgruppe der Partygeneration (glücklicherweise kamen Mitte der achtziger Jahre in Duisburg ein paar nette Leute auf die Idee „Ü-30-Partys“ stattfinden zu lassen) waren wir nicht weniger in der Lage, es ordentlich krachen zu lassen. Dies hatten wir in den letzten Wochen ja mehr als einmal bewiesen. Wenn man sich jeden Abend abschoss, fand man auch schnell neue Freunde, Freunde mit Verständnis, frei nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Kurz nachdem mich Suse verlassen hatte, ging ich zum ersten Mal ins „Cachaça“. Dieser Laden stand vor allem für eins – billigen Alkohol! Ursprünglich wurde das Cachaça von Studenten für Studenten aufgemacht. Es bestand im Wesentlichen aus zwei sich gegenüberliegenden und nahezu identischen Bars, dazwischen jede Menge Tische und Stühle, die nach und nach vom Sperrmüll geholt wurden oder ab und an von einzelnen mitgebracht wurden. Mitunter kam es vor, dass ein Stuhl das Leben aushauchte. Oft durch vermutlich zu schwere Belastung oder zweckentfremdete Handhabung (Kippeln). In den Ecken und auf Erhöhungen standen diverse Sofas in unterschiedlichen Größen, Formen und Materialien. Auch hier konnte man gut erkennen, dass etliche Unfälle (Ich mutmaßte einmal: vor allem durch übermäßigen Konsum verschiedenster Alkoholika, oft auch in Verbindung mit Rauschmitteln.) und häufige Benutzung den Sofas sehr stark zugesetzt hatten. Schließlich war das auch nicht der Laden, in dem Mann oder Frau seine Armani- oder Prada-Klamotten zur Schau trug. Die Wände waren grob verputzt, hier und da waren ein paar schwache Lampen installiert. Fenster gab es keine, denn am Eingang führte eine Treppe weit nach unten. Zum Ende des Abends war es teilweise recht schwierig, den Aufgang zu schaffen, das glich in etwa einem Bergaufstieg von mindestens sechstausend Metern. In der Mitte des Cachaça befand sich eine kleine Tanzfläche. Ein dunkler, düsterer und leicht verruchter also kultiger Laden, in

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 02.03.2024
ISBN: 978-3-7554-7849-2

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Liebe Leserinnen und Leser, es ist mir eine außerordentliche Freude, Ihnen dieses Buch zu präsentieren, das nicht nur ein Spiegelbild meiner eigenen Erfahrungen in der Welt der Gastronomie ist, sondern auch ein Fenster in die bunte und manchmal absurde Welt der Küche öffnet. Mein Dank gilt all jenen, die mit Leidenschaft und Hingabe hinter den Kulissen arbeiten, um uns unvergessliche kulinarische Erlebnisse zu bescheren. Ihr Engagement und eure Kreativität sind die Seele dieser Branche. Ein besonderer Dank gebührt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihre Neugier und Ihre Bereitschaft, sich auf dieses gastronomische Abenteuer einzulassen. Möge dieses Buch Ihnen Freude bereiten, Sie zum Lachen bringen und Sie zugleich in die wundervolle Welt der Küche entführen. Mit den besten Wünschen und einem herzlichen Gruß, Michael Chevalier

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