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Weg von hier

Ich muss weg hier. Immer zieht es und dann dieser Lärm. Es stinkt und der Müll sieht eklig aus. Er liegt hier schon zu lange. Metall ist rostig, weiß ist grau, Menschen sind Gestalten. Ganz schnell weg von hier. Die Treppe führt in eine eigene Welt. Je mehr Wissenschafts-TV ich schaue, desto weniger verstehe ich. Die U-Bahn bleibt mir ein ewiges Rätsel. Ich weiß nur das ich mich schnell bewegen kann in einer Stadt in der sonst alles irgendwie lange dauert. Doch da unten sind die Menschen anders. Man ist sich näher, keine Ablenkung wenn man aus dem Fenster sieht. Pure Blicke, pure Momente. Alles ist abgewetzt und steht unter starker Benutzung. Eigene Luft, eigener Duft, eigener Dunst. Verlorene Seelen nutzen die Unterwelt um sich zu finden. Parallelwelt. Ich seh sie immer wieder, sie mich auch?! Letztendlich pendeln die genau wie ich. Jeder hat sein zutun, selbst die Mäuse in den Gleisbetten. Die leben hier gefährlich. Oder auch nicht, hier haben sie andere Feinde. Mäusefeindlich - menschenfeindlich. Ob die schon mal oben waren?

Jetzt draußen ist es immer noch schmutzig und nicht mehr ganz hell. Ich weiß nicht ob hier was entsteht oder ob es verlassen ist. Madrugada im Ohr nehmen der Stadt ihr Tempo und die Bahn braucht heute länger um mich nach Hause zu bringen. Die Sonne macht früh Freitag und im Herbst guckt man selten in lächelnde Gesichter. Die Menschen sehen nach Berlin aus. Blass, müde und nach schlechtem Essen. Ich muss hier weg und bin schon auf dem Weg. Individualismus kann anstrengend sein. Ob hier alle ein richtiges Ziel haben? Ich versuche den Lichtern in den vorbeiziehenden Häusern Menschen zuzuordnen. Irgendwie passt jeder überall hin. Individualismus oder was? Mich strengt grad alles an. Die Madrugada war heute die beste Wahl. Bin wie taub und getrübt im Blick, da fällt mir Berlin leichter. Das Schlagzeug setzt ein, ich muss kurz die Augen schließen. Die Bahn hält. Augen wieder auf, bin ja doch neugierig. Lohnt sich nicht. Ich könnte wie immer überall sein. Augen wieder zu. Berlin macht hart, ich bin es nicht. Bekomme noch alles mit. Der Dreck verschwindet in der Dunkelheit doch die Beleuchtung der Autos versucht ihn aufzuspüren. Es gelingt. Kein Platz um sich auszuruhen. Berlin ist groß aber so eng. Das Buch das ich lese, versteh ich nicht. Also schreib ich selbst. Schnelllebig ist hier alles, nur die Graffitis scheinen zu bleiben. Verlieren nicht an Leuchtkraft, werden nicht schmutzig. Dankbare Farbe. Ich denke darüber nach und werde müde. Jetzt spielen mir die Comsat Angels zu und ich kann träumen. Ich habe so laut gestellt, das ich die Ansagen in der S-Bahn nicht höre. Verpassen kann ich nichts, da wo ich Zuhause bin, ist Endstation. Die Bahn wird leerer. Die Coolness endet in den Randbezirken. Teuer erkauft, und jeder sagt sich:"Na und!" Alle sind stolz auf das was ihnen nicht gehört. Hab lange keinen Berliner mehr getroffen, kann aber auch nur so ein Gefühl sein. In Wannsee fängt die Entspannung an aber da bin ich eigentlich auch nicht mehr in Berlin. Gleich hab ich es geschafft, die Stadt nicht. Jeder braucht aber mal Erholung.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 09.12.2018

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