Cover

Vielleicht wurde ich ja gerade entführt?

Das Gefühl, in dieser mich umgebenden absoluten Dunkelheit, meinen Namen gehört zu haben, wie ihn jemand rief, ließ meine Blicke langsam in alle Richtungen wandern. Wieder hörte ich diese Stimme wie aus weiter Ferne rufen: „´Blingblang`“.

Und erst jetzt erkannte ich, dass es ja eigentlich gar nicht mein Name war, sondern es sich lediglich so anfühlte wie mein gerufener Name. Doch wieso schien mir diese Stimme derart vertraut? Woher rührte das Gefühl, wie das einer trotz jener widrigen Umstände absoluten und schon immer in mir existierenden Geborgenheit?

Doch nach welcher Seite ich mich auch drehte: Da war nichts, außer dieser stocksteifen Dunkelheit. Wenn ich dazu die Macht gehabt hätte, würde ich ihr befohlen haben, auf der Stelle zu verschwinden; war sie, diese mir fremdartige Dunkelheit, doch im Begriff, mir neben dem wie gefühlt abhanden gekommenen Augenlicht nun auch noch meinen Orientierungssinn gänzlich auszuknipsen.

Was sonst, als die pure Angst, wurde in mir lauter und lauter. Mit beiden Händen umarmte ich mich selbst, wie, weil man friert. Nicht einmal einen Schritt, weder nach vorne noch zurück, noch zur Seite würde es Sinn machen, zu wagen. Mir kam mit einem Mal der Gedanke in den Sinn, dass ich mich ja vielleicht auch nur mitten in einem Albtraum befinden könnte, weiter nichts. Wirkliche Albträume hatte ich bisher nie gehabt. Kannte sie nur von Andern vom Erzählen. Also beschloss ich, einfach darauf zu warten, bis es vorbei sein würde, denn aus Träumen wacht man ja bekanntlich irgendwann auch wieder einmal auf. Auf zumindest einen meiner fünf Sinne konnte ich mich wohl doch noch verlassen, es war der Tastsinn. Dieser vermittelte mir eindeutig, wie meine eigenen beiden Hände meine Oberarme mit sogar festem Griff umfassten. Aber, so erschrak mich selbst ein in eben diesem Moment in mir aufkommender Gedanke: Heißt es nicht immer, wenn man sich nicht sicher sei, ob man träumt oder wach ist, bräuchte man sich nur einmal in die Hand oder den Arm zu zwicken. Hieß das in meinem Fall etwa soviel wie, dass mein Tastsinn durch meiner eigenen Hände festen Griff mir soeben klar und unzweifelhaft vermittelte, dass ich wach war? Wieder eine Gangart heftiger stieg Angst in mir auf.

Meine Stimme! Die habe ich ja bestimmt noch zur Verfügung!, dachte ich und entschied mich, trotz der potentiell großen Gefahr, in der ich mich befinden könnte, in die Dunkelheit hinein, nicht zu laut und nicht zu leise, zu fragen: „Hallo, ist da jemand? Hat jemand meinen Namen gerufen? Wenn ja, würden Sie mir bitte helfen? Ich kann nämlich nichts sehen und habe einfach nur Angst.“ - 

„´Blingblang`“ hörte ich, wie aus ganz weiter Ferne, wieder diese Stimme. Ich rief, nun noch lauter geworden, damit diese Frau in der Ferne, mich ja auch orten könne, zurück: „Hallo, hier bin ich!“

 Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, legte sich eine dritte Hand auf meinen linken Oberarm. Ich schrie vor Schreck und Entsetzen so laut auf, wie ich es wohl zuvor in meinem Leben noch nie getan hatte und wich blitzartig zwei, drei Schritte zur Seite.

So nahe an meinem Ohr, dass ich den Atem dieser Person spüren konnte, hörte ich ihre Stimme, ruhig: „Scheißangst, was?" sagen, in das Zittern meiner Lippen hinein, das aber jäh abbrach. Denn ihre fast schon mütterlich und dennoch kess klingende Art brachte die, mich fast in Ohnmacht treibende, Angst zum Auflösen in mir. Und über sie, - meine wie durch ein Wunder wieder beruhigten Lippen – leise empörend die Gegenfrage: „wie bitte?" - 

„Diese schreckliche Angst in dir galt es, zuvor... zu aktivieren, waren wir uns einig. Nur auf diesem Level bist du deiner innersten Wahrheit am nächsten, da gibt es kein Verdrängen mehr, nur das Erfordernis, dich ihr zu stellen, indem du entweder hoffst oder fluchst, milde oder aggressiv reagierst, hysterisch wirst oder trotz allem sanft bleibst."

Ich wollte heftig protestieren trotz meiner enormen Erleichterung und ihrer mir, wie ich spürte, wohlgesonnenen Art, und sie auf die Tatsache aufmerksam machen, dass hier doch offensichtlich etwas nicht stimmte. Denn ich konnte absolut nichts sehen.

Als ich dazu ansetzte, mir wegen dieses bestimmt nicht unbedeutenden Problems Luft zu machen, unterbrach sie mich und sagte: „Gib mir deine Hand, lege sie in meine und wünsche du dir nun mit jeder Faser deines Körper und mit ganzem Herzen ohne zu zweifeln, dass du wieder sehen kannst, denn die Dunkelheit diente dir als Schutz, weil du sonst von diesem Licht, das dich umgibt, in zu starkem Ausmaß geblendet worden wärst und vielleicht dein Augenlicht wirklich hättest verloren haben können. Es ist wichtig, und sonst nichts, dass du

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Elisabeth Becker-Schmollmann, 12.01.2015
Lektorat: die Autorin
Tag der Veröffentlichung: 15.02.2014
ISBN: 978-3-7368-6709-3

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /